Uranmunition: Strahlende Geschosse

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Die Nukleare Kette

Uranmunition Strahlende Geschosse


Eine tolle Erfindung? Welche Waffe kann Panzerstahl durchschlagen? Welches Geschoss kann in einen Bunker eindringen? Die Antwort lautet: Uranmunition, Munition mit einem Urankern.

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as Uran sorgt für die große Durchschlagskraft: Es hat eine extrem hohe Dichte – 1,7-mal dichter als Blei. Das

pfeilähnliche Urangeschoss trifft mit 3.600 Kilometer pro Stunde auf sein Ziel und durchbohrt jedes Hindernis.


© U.S. Air Force/photo/Maj. David Kurle

Uranmunition – Wo liegt das Problem? Beim Aufprall des Urangeschosses wird die Bewegungsenergie in Wärmeenergie umgewandelt. Bei über 3.000 Grad Celsius entzündet sich das Material selbst, das getroffene Ziel brennt aus. Das Uran verwandelt sich in einen feinen radioaktiven Staub, der vom Wind verteilt wird und über Jahrhunderte die Umwelt verseucht. Gelangt der Uranstaub nicht in den menschlichen Körper, ist er ungefährlich. Hat man ihn aber über Atemluft, Nahrung oder Trinkwasser aufgenommen, entfaltet das Uran seine krankmachende und tödliche Wirkung. Das aufgenommene Uran gelangt mit dem Blut in alle Organe. Über die Plazenta erreicht es auch das ungeborene Kind. 3


Einschusslöcher in einem irakischen Panzer weisen Radioaktivität auf. © Naomi Toyoda

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ran schädigt die Gesundheit auf zweierlei Weise: Zum einen ist es ein Schwermetall wie Blei oder Kadmium und damit toxisch. Zum anderen ist es radioaktiv; Uran sendet Alphastrahlen aus. Dabei zerfällt es langsam – sehr langsam.

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Die Halbwertszeit, also die Zeit, nach der nur noch die Hälfte der Strahlung vorhanden ist, beträgt bei Uran-238 4,5 Milliarden Jahre. Von Alphastrahlen getroffene Zellen werden verändert oder zerstört. Obwohl die Reichweite nur drei bis sechs Zell-


der Nachbarzellen werden verändert. Die so geschädigten Zellen können zu Krebs entarten. Aufgrund der extrem langen Halbwertzeit des Urans sind nicht nur Soldaten in einem Konflikt Opfer der Uranmunition, sondern über viele Jahrhunderte nach dem Krieg auch die Zivilbevölkerung.

schichten betrifft (das sind circa 40 Mikrometer), kann der gesundheitliche Schaden immens sein. Hinzu kommt, dass die von Alphastrahlen getroffenen Zellen Botenstoffe an Hunderte Nachbarzellen abgeben; es kommt zum sogenannten BystanderEffekt. Die Erbinformationen

Die von Uranmunition getroffenen Objekte, Fahrzeuge, Waffen und Bauten, sind verstrahlt und noch lange nach dem Waffeneinsatz für die menschliche Gesundheit gefährlich. Kinder spielen auf zerstörten Panzern, Metallteile verstrahlter Fahrzeuge werden zu Dingen des täglichen Bedarfs umgearbeitet. Mit verseuchten Trümmern werden neue Behausungen gebaut.

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Wie wirkt abgereichertes Uran auf die menschliche Gesundheit? Abgereichertes Uran, das in den Körper gelangt, kann viele Krankheiten verursachen, z. B. Veränderungen des Erbguts, angeborene Fehlbildungen, Störungen der Fruchtbarkeit, Krebs fast aller Organe, Nierenversagen und Verhaltensauffälligkeiten.

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anche dieser Krankheiten werden vorwiegend durch die chemische Giftig­keit des Urans, andere hauptsächlich durch die Alphastrahlung verursacht. Bei den meisten Erkrankungen verstärken sich die beiden Wirkungen wechselseitig. Eine sehr ungünstige Konstellation.

Gene werden geschädigt

Labortests und Untersuchungen von Soldaten und Zivilpersonen, die Uranmunition ausgesetzt waren, haben er-

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geben, dass die Chromosomen geschädigt werden. Diese Chromosomenveränderungen gelten als Krebs-Vorstufen und Auslöser von Erbkrankheiten.

Höhere Rate angeborener Fehlbildungen

Der Kontakt der Eltern oder auch nur eines Elternteils mit Uranmunition führt zu einer deutlich erhöhten Fehlbildungsrate bei Neugeborenen. Kinder von Veteranen des Golfkriegs, in dessen Verlauf Uranmunition eingesetzt


Ist Uran gleich Uran?

© Uranium Energy Corp NYSE - AMEX: UEC

Bei dem Uran, das in Uranwaffen Verwendung findet, handelt es sich um sogenanntes „abgereichertes“ Uran. Das in Uranbergwerken abgebaute Natururan besteht zu 99,3 % aus U-238 und zu 0,7 % aus U-235. Um „Brennstoff“ für Atomkraftwerke oder waffenfähiges Uran für Atombomben zu gewinnen, muss das U-235 auf 3-5 % (Atomkraftwerke) bzw. auf 60-90 % (Bomben) angereichert werden. Dabei bleibt das abgereicherte Uran als Abfallstoff zurück. Eine Tonne auf 5 % U-235 angereichertes Uran verursacht sieben Tonnen abgereichertes Uran. Abgereichertes Uran besteht zu 99,8 % aus Uran-238 und zu 0,2 % aus Uran-235.

wurde, weisen besonders häufig schwere Fehlbildungen z. B. des Gehirns und Rückenmarks, des Herzens, der Harnorgane, des Gesichts und der Gliedmaßen auf. Bei Kindern in den irakischen Regionen Basra und Fallud-

scha haben Ärzte identische Beobachtungen gemacht.

Weniger fruchtbar

Tierversuche mit Ratten und Mäusen haben ergeben, dass abgereichertes Uran, welches über das Trinkwasser aufge-

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nommen wurde, zu Störungen der Fruchtbarkeit führte. Wurden doch noch Eizellen befruchtet, entstanden fehlgebildete Embryos. Studien an Golfkriegsveteranen stützen diese Befunde: Bei einer Gruppe von 40.000 britischen Veteranen, die mit Uranmunition in Berührung gekommen waren, wurde im Gegensatz zu anderen Soldaten eine deutlich verminderte Fruchtbarkeit festgestellt.

Krebs

In den von Uranmunition betroffenen Regionen des Irak und der Balkanländer sind nicht nur Fehlbildungen bei Neugeborenen, sondern auch Krebserkrankungen bei Kindern und Erwachsenen dramatisch angestiegen. Zahlreiche Golfkriegs- und Balkan-Kriegsveteranen aus verschiedenen NATO-Ländern sind an Leukämie, Lymphomen und anderen Krebsarten

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erkrankt. Viele sind trotz ihres jungen Alters gestorben. Größere Uran-Partikel, die über die Atemluft aufgenommen wurden, verbleiben in der Lunge und können noch nach 20 Jahren Auslöser für Lungenkrebs sein. Auch in den Knochen wird abge-


reichertes Uran gespeichert; bei Tierversuchen wurden bis zu 60 % des Urans im Skelett eingelagert. Knochentumore und Leukämie sind die Folgen.

Nierenschädigung

Uran wird über die Nieren ausgeschieden. Tierversuche ergaben, dass Uran verschiedene schwere Nierenerkrankungen auslöst. Wer viel abgereichertes Uran aufgenommen hat, stirbt an Nierenversagen, bevor sich Krebs entwickeln kann.

Hinweise auf Verhaltensstörungen

Tierversuche belegen, dass mit abgereichertem Uran vergiftete Ratten schwere Verhaltensstörungen aufweisen. Auch Golf- und BalkanKriegsveteranen fallen oft durch Verhaltensstörungen auf, die vorrangig auf erlebte Grausamkeiten („posttraumatisches Belastungssyndrom“) zurückgeführt werden. Aber Gehirnveränderungen nach Kontakt mit Uranmunition könnten eine zusätzliche Ursache sein.

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Beispiel Irak: Fehlende Informationen vergiften die Bevölkerung

Irak 2005/ © Khajak Vartanian

Schützen kann sich nur, wer weiß, dass er sich schützen muss. Fehlende Informationen über die Einsatzgebiete von Uranwaffen verursachen indirekt Krankheit und Tod bei der in Unkenntnis gelassenen Bevölkerung. Die Verwender von Uranmunition müssen die beschossenen Orte und die eingesetzten Mengen öffentlich machen. Sonst ist Schutz unmöglich.

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n den Golfkriegen von 1991 und 2003 setzten die Streitkräfte der USA und Großbritanniens Uranmunition ein. Ein großes Problem für die irakische Bevölkerung ist der Mangel an Informationen: Das Verteidigungsministerium der USA verweigert alle Angaben über Mengen und Einsatzorte von Uranmunition. Die britische Regierung dagegen stellte Informationen zur Verfügung. Durch dieses Nichtwissen müssen irakische und internationale Experten mühsam die mit Uran belasteten Gebiete suchen. Frühzeitige und damit präventive Schutzmaßnahmen, wie die Information der Bevölkerung sowie Absperrungen kontaminierter Gebiete und Objekte konnten deshalb nicht umgesetzt werden.

Im Jahr 2010 hat das irakische Umweltministerium eine Karte mit 42 stark kontaminierten Regionen veröffentlicht. Drei Jahre zuvor untersuchte die Weltumweltorganisation UNEP vier kontaminierte Gebiete und kam zu dem Schluss, dass Menschen, die nicht auf verstrahlte Panzer und Fahrzeuge steigen, sich nicht länger in ihrer Nähe aufhalten, keine Geschosshülsen anfassen und keinen Militärschrott recyceln, durch die Strahlung nicht gefährdet seien. Die Realität sieht anders aus: In Nachkriegs-Gesellschaften spielen Kinder auf den Wracks der Kriegsgeräte. In Mangelgesellschaften werden alte Fahrzeuge und Waffen zweckentfremdet und neu genutzt. Und um sich nicht zu lange in der Nähe verstrahlter Objekte oder Flächen aufzuhalten, müsste man von der Gefahr wissen.

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Die eindeutigen gesundheitlichen Folgen von Uranmunition werden bestritten Dass ionisierende Strahlung und giftige Schwermetalle schwerwiegende Krankheiten auslösen, ist unstrittig. Und doch werden in internationalen Gremien und von Regierungen die oft tödlichen Folgen von Uranwaffen mit größtem Zynismus behandelt: Aufgrund fehlender Vergleichszahlen werden die offensichtlichen Folgen der Uranmunition bestritten.

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m Mutter-Kind-Hospital in Basra fiel es den Ärzten zuerst auf: deutlich mehr Fälle von Kinderleukämie und immer mehr Fehlbildungen bei Neugeborenen. Die BBC hat im März 2013 einen erschütternden Dokumentarfilm über diese Situation gezeigt. Ein Vertreter des irakischen Gesundheitsministeriums sprach in der Sendung von einem steilen Anstieg der angeborenen Fehlbildungen. Das irakische Gesundheitsministerium dagegen sieht laut einem im September 2013 mit Unterstützung der

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WHO veröffentlichten vorläufigen Bericht keinen Beleg für eine gestiegene Rate angeborener Fehlbildungen. Die deutschen Sektionen der IPPNW und ICBUW (International Coalition to Ban Uranium Weapons) kritisieren diese Verlautbarung. Das angewandte Studiendesign, bisherige Studienergebnisse sowie frühere gegenteilige Aussagen hochrangiger Vertreter des irakischen Gesundheitsministeriums werfen viele kritische Fragen auf.


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ährend man in Basra weiß, dass Uranmunition in der Region eingesetzt wurde, kann man es in Falludscha nur vermuten: Ab 2009 wurde immer wieder von einer alarmierend steigenden Fehlbildungsrate bei Neugeborenen berichtet – Ärzte stellten einen Anstieg um das 15-Fache fest. Kinder wurden ohne Gehirn, mit Herzfehlern

oder anderen schweren Fehlbildungen zur Welt gebracht. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2010 ergab eine 38-fache Vermehrung der Krebsrate; die Verfasser äußern den Verdacht, dass Uranmunition im Kampf gegen Aufständische 2004 eingesetzt wurde – ein Verdacht, der bisher noch nicht eindeutig bewiesen werden konnte.

Vater und Tochter im Krankenhaus von Falludscha. Das neugeborene Mädchen kam mit einem Herzfehler und deformierten Armen und Beinen zur Welt.

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© Donna Mulhearn


Wo ist das Problem? Erzeuger und Verwender Armeen, die Uran­ waffen besitzen Armeen, die vermutlich Uranwaffen besitzen Gebiete in denen Uranmunition eingesetzt wurde

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USA

WeiĂ&#x;russland Ukraine

Frankreich

Italien

Griechenland Kosovo Montenegro Bosnien-Herzegovina

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Aserbaidschan Tschetschenien Georgien T체rkei

Turkmenistan Usbekistan Kasachstan Kirgisistan

Russland

China

Thailand Indien Pakistan Afghanistan (unbest채tigt)

Israel Jordanien

Saudi Arabien Bahrain Irak

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Japaner erforschen ein Panzergrab, das durch Uranmunition und andere Gifte kontaminiert ist (Irak). Š 2007 Naomi Toyoda

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Rätselraten: Wie viel Uranmunition wurde im Irak eingesetzt? 1991 haben die alliierten Koalitionskräfte mindestens 320 Tonnen Uranmunition verschossen; ein US-Kriegsveteran berichtete über 500 durch Uranmunition zerstörte irakische Panzer. Für den Krieg von 2003 gab das britische Verteidigungsministerium an, 1,9 Tonnen Uranmunition abgeschossen zu haben. Schätzungen gehen von mindestens 100 Tonnen verschossener Uranmunition seitens der US-Streitkräfte aus. Ein Experte des irakischen Ministeriums für Wissenschaft und Technologie, Dr. Munjed Abdul Baqi, schätzt die im Golfkrieg von 2003 eingesetzte Uranmunition auf bis zu 2.000 Tonnen. Stichprobenartige Untersuchungen haben in diversen Regionen des Irak Verstrahlungen durch Uranmunition ergeben. Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen bestätigt, dass in Bagdad und Basra auch Wohngebiete mit DU-Munition bombardiert wurden. 17


Beispiel Balkan: Soldaten und Zivilisten sterben – noch sehr viel später Soldaten im Uranstaub-Nebel sind die ersten Opfer. Die Zivilbevölkerung leidet aber am stärksten und längsten unter den Folgen der Uranwaffen.

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uf dem Balkan haben die USA unter der Schirmherrschaft der NATO 1994, 1995 und 1999 Uranmunition eingesetzt. Die NATO hat, wenn auch teilweise erst sechs Jahre nach Kriegsende, die Koordinaten der Einsätze von uranhaltiger Munition veröffentlicht.

Täter sind auch Opfer

Der Amateurfilm eines Soldaten zeigt italienische, spanische und französische Soldaten, die mit bloßen Händen Uranmunition aufheben und sie dann gezielt zur Detonation bringen. Es sind Geschosse, die ihr eigentliches Ziel verfehlt haben und

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jetzt „entschärft“ werden sollen. Man sieht in dem Film Rauchwolken, die Soldaten und ihre Zelte einhüllen. Von den 15 italienischen Mitgliedern dieses „Räumkommandos“ erkrankten zwei an Lymphdrüsentumoren, einer wurde später Vater eines Kindes mit schweren Fehlbildungen. 2007 hat der damalige italienische Verteidigungsminister Parisi erklärt, dass zwischen 1997 und 2007 nach Auslandseinsätzen 37 Soldaten an Krebs gestorben und 255 erkrankt seien. Die Regierung werde den Betroffenen beziehungsweise deren


Überprüfung der Strahlenbelastung in einem Wohngebiet in Klina, Kosovo (2001). © picture alliance/dpa

Angehörigen eine Entschädigungssumme von insgesamt 170 Millionen Euro auszahlen. Der „Verband der Opfer in den Streitkräften“ bezichtigte den italienischen Staat daraufhin der „Irreführung“, denn tatsächlich seien 164 Veteranen an Krebs gestorben und 2.536 an Krebs erkrankt.

5.000 Tage vs. 12 Sekunden Der Ort Cape Arza in Montenegro wurde zwölf Sekunden lang mit Uran beschossen. Die Dekontaminationsversuche dauerten 5.000 Personentage und kosteten 280.000 US-Dollar.

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Beispiel Italien: Es war kein Krieg, es waren nur Übungen Uranwaffen töten, mitten im Frieden, mitten in Europa. Auf einem Übungsplatz auf Sardinien wurde Uranmunition getestet: An dem radioaktiven Gift starben Lämmer, die mit zwei Köpfen geboren wurden. 65 % der Hirten erkrankten an Krebs. Sehr viele Kinder wurden mit Fehlbildungen geboren.

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rst waren es die Schafe, dann die Kinder und dann die Hirten: Im Südosten Sardiniens liegt der größte NATO-Schießplatz Europas, Salto di Quirra. Seit Ende der 1980er Jahre beobachteten die Hirten der großen Schafherden, die auch Teile des Schießplatzes beweiden durften, auffällig viele Missbildungen an ihren Lämmern. Die lebensunfähigen neugeborenen Tiere hatten z. B. nur ein Auge mittig auf der Stirn, zwei Köpfe, riesige Ohren, Tumore, Spaltbildungen.

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Eine Kinderärztin, die in einem Dorf im Nordwesten des Militärgeländes praktizierte, berichtete, dass 13 von 26 in den Jahren 1985 bis 1987 geborenen Kindern Fehlbildungen aufwiesen. Nach den Tieren und Kindern traf es die Hirten. Mitte der 90er Jahre waren 65 % der Hirten im Dorf Quirra an Krebs erkrankt, viele starben. Lange schwiegen die Betroffenen, das Militär war und ist ein wichtiger Arbeitgeber. Aber dann kam 2008 ein neu-


er Staatsanwalt ins Amt, der dem Geschehen nachging. Die Krankheitsverläufe wiesen große Parallelen zu den Erfahrungen von Soldaten nach ihrem Einsatz im Golfkrieg und auf dem Balkan auf, die Uranmunition ausgesetzt waren. Die Vermutung wurde immer konkreter, dass auf

dem Schießplatz Uranwaffen getestet oder vernichtet wurden. Die Staatsanwaltschaft ließ Leichen exhumieren und beschlagnahmte 2011 das militärische Sperrgebiet. In dem andauernden Ermittlungsverfahren sind nach aktuellem Stand zwanzig Personen angeklagt.

Deutsche Waffen töten in Italien Der Rüstungskonzern Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) testete in Salto di Quirra 1988 seine Kormoran-Rakete. Nach Aussagen des damals verantwortlichen Hauptmanns Giancarlo Carrusci war die Kormoran mit DU-Gefechtsköpfen ausgerüstet. Über mehrere Jahre hinweg erprobte MBB über 1.000 Milan-Raketen auf Sardinien. Jede Rakete verfügt über 2,4 Gramm radioaktives Thorium-232; insgesamt wurden also 2,4 Kilogramm dieses Alphastrahlers in die Umwelt geschossen. In den Skeletten der exhumierten Hirten wurde Thorium nachgewiesen.

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Wir brauchen:

Eine Neubewertung der Niedrigstrahlung

Die internationalen Gesundheitsorganisationen müssen ihre Methoden und Modelle zur Abschätzung des Strahlenrisikos überprüfen. Die Gefährlichkeit der sogenannten „Niedrigstrahlung“ ist inzwischen wissenschaftlich

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anerkannt. Selbst kleinste Strahlendosen können die Erbinformation verändern, das Immunsystem schädigen und Krebs auslösen. Die Gesundheitsorganisation der Vereinten Nationen sollte dies zur Kenntnis nehmen und die Bewahrung der Gesundheit der Menschen

© Naomi Toyoda

Auch wenn manche Detailfrage über die Wirkungsweise des Urans im Körper noch ungeklärt ist, gibt es keinen Zweifel daran, dass Uranmunition schwerwiegende Folgen hat und Mensch und Natur vergiftet. Die wegen angeblich noch bestehender Lücken in der Beweiskette immer wieder erhobene Forderung nach weiteren Studien lähmt die Entscheidungsträger und verhindert das überfällige Verbot der Uranmunition.


wieder in den Mittelpunkt ihres Tuns rücken. Andere Interessen dürfen in der Gesundheitspolitik keinen Platz haben.

dokumentiert, die erst später – nach zehn oder zwanzig Jahren oder auch in der 2. oder 3. Generation – sichtbar werden.

Vergleichszahlen

Wissen über die Einsatz­ orte und -mengen

Eine wichtige Aufgabe ist es, in den betroffenen Ländern Krebs- und Fehlbildungsregister aufzubauen. Ohne Vergleichszahlen können Veränderungen nicht erkannt und die Entwicklung über einen längeren Zeitraum nicht verfolgt werden. Außerdem sind weitere epidemiologische Studien wünschenswert.

Screenings der betroffenen Bevölkerung

Auch Screening-Studien sind wichtig: Untersuchungen der betroffenen Bevölkerungen müssen in einem festen Rhythmus langfristig durchgeführt werden. Durch die Langzeitbeobachtung werden auch Krankheiten

Nach einem bewaffneten Konflikt, bei dem Uranmunition eingesetzt wurde, ist es zum gesundheitlichen Schutz der Bevölkerung von großer Bedeutung zu erfahren, wo und wie viel Uranmunition eingesetzt wurde. Ohne das Wissen über die Einsatzorte und -mengen ist der Schutz der betroffenen Bevölkerung, sei es durch Information, durch Absperrungen und auch durch Dekontaminationsbemühungen fast unmöglich.

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Was muss geschehen?

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ie Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) sowie die Internationale Koalition für die Ächtung von Uranwaffen (ICBUW) fordern das internationale Verbot von Uranmunition.

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ranmunition verursacht über viele Generationen Krankheit und Tod bei der betroffenen Zivilbevölkerung. Sie ist ethisch nicht vertretbar, militärisch unverhältnismäßig, völkerrechtlich fragwürdig. Aus medizinischer Sicht müssen solche Waffen geächtet werden. Alle Menschen, die in einem Konflikt uranhaltigen Waffen

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ausgesetzt waren, sind und sein werden, haben das Recht, über den Einsatz dieser Waffen schnell und umfassend informiert zu werden. Geben die Anwender von Uranwaffen die Informationen zu Einsatzgebieten, Art der Waffen und Menge des eingesetzten radioaktiven Materials nicht preis, ist der Schutz der Zivilbevölkerung unmöglich.


Foto: Chris P Dunn7/ creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0

Die Anwenderstaaten von uranhaltigen Waffen müssen die betroffenen Regierungen und die betroffene Bevölkerung schnell und umfassend über den Einsatz der Waffen informieren. Konkret müssen die USA umfangreich und detailliert Informationen über bereits verschossene Uranmunition veröffentlichen, besonders im Irak, in den Balkanländern und in Afghanistan.

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Mehr Informationen Ausführliche Informationen zu Uranmunition finden Sie im IPPNWReport „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition“. Sie können ihn online lesen unter: issuu.com/ippnw/docs/ippnw_icbuw_report_depleted-uranium_2012 Oder gegen einen Unkostenbeitrag von 10 Euro beziehen bei: Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW) Körtestraße 10 10967 Berlin Tel. 030/698 07 40 Fax 030/693 81 66 E-Mail: kontakt@ippnw.de Internet: www.ippnw.de Bestellungen unter: http://shop.ippnw.de

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Weitere aktuelle Informationen finden Sie auf den folgenden Webseiten: Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW): www.ippnw.de/frieden/uranmunition ICBUW Deutschland: www.uran-munition.de Internationale Koalition für die Ächtung von Uranwaffen (ICBUW) (englisch): www.icbuw.org

Die Nukleare Kette Informationen über die „Nukleare Kette“: von Uranbergbau über Urananreicherung, zivile Atomunglücke, Atomwaffentests, militärische Atomunfälle, Atombombenangriffe bis hin zu Atommüll und abgereicherter Uranmunition unter: www.uranrisiko.de

Impressum

ICBUW

Herausgeber: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V. (IPPNW), Sektion Deutschland in Zusammenarbeit mit ICBUW Deutschland

Anschrift der Redaktion: IPPNW e. V., Körtestraße 10, 10967 Berlin Tel.: 030/69 80 74 0, Fax 030/693 81 66 E-Mail: ippnw@ippnw.de, www.ippnw.de V.i.S.d.P.: Angelika Wilmen, Konzept: Xanthe Hall, Redaktion: Boris Buchholz, Dr. Winfrid Eisenberg, Layout: Samantha Staudte Titelbild: Ein serbisches Dekontaminations-Team in Borovac, Serbien 2007, © Naomi Toyoda

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Die Nukleare Kette Die verschiedenen Schritte bei der Verarbeitung von Uran werden von Atomkraftbefürwortern oft als „Atomarer Kreislauf“ bezeichnet. Dabei handelt es sich nicht um einen Kreislauf, sondern um eine Sackgasse, die beim Rohstoff Uran beginnt und beim Atommüll endet. Jedes Glied der Kette fügt Umwelt und menschlicher Gesundheit irreparable Schäden zu. Millionen Menschen leiden weltweit unter den Folgen der zivilen und der militärischen Atomindustrie.

hinterlässt radioaktiven Abraum

Uranbergbau/Urangewinnung aus abgereichertem Uran entsteht:

Urananreicherung für Uranmunition

Atomreaktoren

Atomwaffen Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennstäbe für

Atomtests und Atom­unfälle kontaminieren die Erde mit radioaktivem Fallout. Uranmunition hinterlässt strahlenden Uranstaub.

Plutonium für Atomwaffen

Mischoxid (MOX) für AKW Atommüll

Eine Information der IPPNW


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