mai 2017
Film, Sound & Media
Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“
Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche
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Inhalt
Editorial Am 15.3.2017 hat der OGH seine lang erwartete Entscheidung im Rechtsstreit zwischen der austro mechana und dem Amazon-Konzern veröffentlicht. Amazon wird darin zur Rechnungslegung und Zahlung der Speichermedienvergütung dem Grunde nach verurteilt. Ein Jubeltag für die österreichischen Kunstschaffenden. Denn: dieser langwierige Rechtsstreit hat dazu geführt, dass im vergangenen Jahr die sozial- und kulturellen Fonds der Verwertungsgesellschaften zur Haftungsvermeidung ihre Zahlungen einstellen mussten. Nachdem die SKE-Fonds der Verwertungsgesellschaften auch ein wesentlicher Fördergeber der für die Kunst- und Kulturschaffenden Österreich wichtiger struktureller Rahmenbedingungen waren, ist vielfacher Schaden entstanden. Wie dieses Urteil nun zu interpretieren ist und welche Auswirkungen es auf die betroffenen Branchen hat, wird ab Seite 8 von Experten beantwortet. Am 4. Mai findet die 17. Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards statt. Das Wiener Volkstheater bietet bereits zum sechsten Mal den festlichen Rahmen für die Auszeichnung der erfolgreichsten österreichischen Musikerinnen und Musiker. Der ORF überträgt die Show - nach Jahren der Sendepause - wieder auf ORF1. Die letzten Details zum Award finden Sie ab Seite 12. Das Filmbusiness wird u.a. von zwei wichtigen Fragen beherrscht: was macht einen guten Kinofilm aus und wie kommt er zum Publikum? Grundlage jedes Films ist ein hoffentlich gelungenes Drehbuch. Ab Seite 27 diskutieren Profis, wie sich die aktuelle Situation für heimische DrehbuchautorInnen zur Zeit darstellt. Und ab Seite 24 erfahren Sie, welch langen Weg ein Film zum Publikum beschreiten muss. Hannes Hochstöger, Herausgeber
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musicbiz 4 news 8 Amazon-Urteil: austro mechana setzt sich durch 12 Amadeus Award: Das Lineup steht fest 14 Haschisch-Hendeln: Ernst Molden im Interview 16 Nuschin Vossoughi: Beruf als Berufung 18 new releases made in A.
filmbiz 20 news 24 Diskurs I: Film - der lange Weg zum Publikum 27 Diskurs II: Drehbuch - was für ein Beruf 32 Crossing Europe: mit Fingerspitzengefühl 34 propro: das Produzentinnen-Programm, die Zweite 35 VAP: legale Online-Film- und TV-Angebote 38 Hoanzl: Ruderboot im Ozean
media
Foto © Lukas Beck
40 news 42 Fernsehfonds Austria: Grinschgl sagt Adieu 44 MIPTV: ORF-Erfolge in Cannes 45 Donaufestival: scharfes Nachdenken über die Welt 46 ORF & Unitel: „fidelio“ für die Welt 48 RMS: Texterworkshop, die Sechzehnte
rubriken Cover: Das unschlagbare Team ist zurück: nach „ohne di“ (2009) und „ho rugg“ (2014) veröffentlichen Ernst Molden, Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth das neue Album „yeah“ auf CD (Digipack mit Posterbooklet) und Vinyl (180g 12“ in Gatefold Cover inkl. Gratis CD). Aufgenommen „direct to tape“ in Triest von Thomas Pronai, produziert von Kalle Laar. Psychedelisch irrlichternd, süffig und schwer, selbst in den ruhigsten Momenten aufwühlend. Tom Waits, Robert Wyatt, Pink Floyd und The Beatles hätten ihre Freude dran. Im Interview ab Seite 14 gibt Ernst Molden Einblick in seine Songwriter-Seele. Erstaunliches Zitat: „Hauptsächlich mache ich meine Musik, damit meine Liebste mich cool findet.“ So einfach wirds wohl nicht sein ...
Molden/Resetarits/Soyka/Wirth: „Yeah“ (monkey music)
36 Brief von der Akademie 49 reden-wir.at 50 Bücher, DVDs & Co 52 dates 53 soundmobil 54 Vinyl Affairs
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.
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musicbiz bestmöglich vorzubereiten. Wir wollen ihnen etwas mitgeben, mit dem sie die Gesellschaft positiv beeinflussen können – Musik“, so Gerald Wirth, der überglückliche Präsident der Wiener Sängerknaben. Die Wurzeln der Wiener Sängerknaben reichen über 500 Jahre zurück. Die Knaben in der Hofkapelle Kaiser Maximilians musizierten zunächst für den Hof; jeden Tag wurde ein Gottesdienst gesungen. Dieser ursprünglichen Funktion kommen die Wiener Sängerknaben bei den sonntäglichen Messen in der Wiener Hofburgkapelle noch heute nach. Heute gehören Konzerte und Tourneen in alle Welt zum Alltag des Traditionschors. Foto © Lukas Beck
Foto © Hannes Ehn
Weida geht‘s mit Seiler&Speer
Verewigt am Walk of Stars: Christopher Seiler & Bernhard Speer
Die Wiener Sängerknaben: Immaterielles Weltkulturerbe
Neue Weltmusik-Konzertreihe Mit dem „Szene World“- Opening am 28. April startet eine neue Konzertreihe für Weltmusik in der ((szene)) Wien. Ein ganzjähriger Konzertzyklus entführt auf eine Reise durch zahlreiche Länder und sämtliche Kontinente der Welt. Foto © Bernhard Mayr
Es waren Giganten wie die Rolling Stones und Metallica, die sich im vergangenen Jahr nur über die Stockerlplätze freuen konnten. Denn die Pole Position im Rennen um das erfolgreichste Album des Jahres 2016 machten die beiden Shooting Stars Christopher Seiler und Bernhard Speer aus Wien. Seit „Ham kummst“ steht die Austro-Charts-Welt auf dem Kopf: Nach dem Mega-Hit, der mit Wiener Charme und Schmäh in den deutschsprachigen Charts explodierte, folgten weitere Sensationen. Darunter ausverkaufte Konzerte im Dutzend, als Highlight der Mega-Gig am Wiener Donauinselfest vor unglaublichen 120.000 Fans! „Und weida?“ – die wienerische Frage ist nicht nur berechtigt, sondern gleichzeitig auch der Titel ihres aktuellen Albums. Es liegt in der Wiener Seele, nicht das Aktuelle abzufeiern bis zum Geht-nicht-mehr, der Blick ist immer mit ein wenig Skepsis in die Zukunft gerichtet. „Weida geht’s“ jetzt. Den ersten Schritt machten die beiden ganz im Geheimen, um einen Fan-Ansturm – wie schon passiert – zu vermeiden: Seiler und Speer verewigten sich bei einer unangekündigten Zeremonie vor dem „tipp3 Walk of Stars“-Museum im Schatten des Wiener Riesenrads. Am 29. April gibt’s ein Wiedersehen im Prater, beim großen Seiler und Speer Open-Air auf der Kaiserwiese!
Hohe Unesco-Auszeichnung für die Wiener Sängerknaben
Global Groove LAB bei „Szene World“
Die Ausbildungs- und Chortradition der Wiener Sängerknaben wurde ins Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. „Es ist eine Ehre, und es freut mich besonders, dass mit dieser Auszeichnung die musikalische Besonderheit und die einzigartige Ausbildung der Wiener Sängerknaben gewissermaßen geadelt wurden. Uns geht es darum, Kinder auf das Leben in sozialer und kultureller Hinsicht
Weitere Highlights des Jahres sind das „Szene World Fair Trade Festival“, das „Balkan Grill Weekend“, das „Global Beatz Festival“ u.v.m.. Im Rahmen von „Szene World“ wird es auch einen YoungStar Award geben, bei dem vor allem die Nachwuchsförderung und MusikerInnen mit Migrationshintergrund im Vordergrund stehen. Die Singer/Songwriterin RONJA*, Mitgründerin des Vereins artForm, übernimmt die künstlerische
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Leitung und präsentiert mit Szene World heimische Newcomer, wohlbekannte und internationale Bands in der ((szene)) Wien. Sie will „Piratenwalzer, Polkapunk, Balkan-Reggae, TangoDisco, Gypsy, Ska, African Chant, Swing & Folk und noch mehr fusionieren in eine wilde World-Groove Mischung für das Tanzbein und die Seele verbinden“. „Szene World“ will sich als eine grundlegend neue und zukunftsweisende Ausrichtung der ((szene)) Wien im Bereich der Weltmusik etablieren. In Zusammenarbeit mit dem Kulturbeirat gibt es eine langfristige Kooperation mit artForm & der ((szene)) Wien. Gemeinsames Ziel ist die Etablierung einer neuen Promotion- und Booking-Plattform für MusikerInnen, sowie ein facettenreiches Konzertangebot für ein genau so buntes Publikum. Auftaktveranstaltung ist am 28.4. mit MusikerInnen wie Klezmer Reloaded, Rajasthani Sufi & Folk Brothers, Global Groove LAB, Prince Zea u.v.m. Alle Termine unter: www.szeneworld.at
menteller Elektronik, Avantgarde, Electropop und Indie-Rock mit der Berliner Sound- & Medienkünstlerin Jana Irmert, dem britischen Elektronikmusik- & Avantgarde-Künstler Christopher Chaplin, Loretta Who, Morrissey’s langjährigem Gitarristen Co-Songwriter und musikalischen Regisseur Boz Boorer, SingerSongwriterin und Produzentin Loretta Who, Synthpop-Künstler Lovecat, als Presenter fungiert Eddie Argos wortgewaltiger Mastermind der britischen Indierock-Band Art Brut. Für den stilvollen visuellen Rahmen der Labelnight sorgt der Videokünstler und langjährige Wegbegleiter des Labels, Luma.Launisch. FABRIQUE 15 – A Fabrique Records Anniversary Label-Night, 12. Mai 2017, Wien RadioKulturhaus
Trude & Elvis
15 Jahre Fabrique Records Von Beginn an bewegte sich das von Michael Martinek und Christian Rösner gegründete Label spielerisch zwischen Elektronik-, Indie- und experimentellen Sounds und entwickelte über die Jahre ein vielfältiges, internationales Künstler-Portfolio mit starkem Output, zahlreichen Airplay-Hits, Werbe- & Film-
Die Wienerin Trude Fisher war PR-Frau von Elvis Presley
Christian Rösner & Michael Martinek
Lizensierungen und Kooperationen im Kunstbereich. Der Wunsch der beiden Labelbetreiber, Fabrique als offene künstlerische Forschungswerkstatt zu gestalten, hat sich von Beginn an erfüllt und ist mittlerweile zum Markenzeichen geworden. Im Laufe der Jahre sorgten spannende musikalische Kollaborationen mit u.a. der britischen MTV-Legende Ray Cokes, Chris Corner (alias IAMX), Eddie Argos (Sänger der britischen Band Art Brut) oder dem Berliner Flaneur, Schauspieler und Medienphänomen Friedrich Liechtenstein, der seine ersten Alben auf dem Wiener Label veröffentlichte, immer wieder für große Aufmerksamkeit. Künstler wie Mauracher, Ping Ping, TNT Jackson oder Kava trugen über viele Jahre mit ihren auch international viel beachteten Veröffentlichungen maßgeblich zum Erfolg des Labels bei. Für diese spezielle Jubiläumsfeier hat Fabrique einen einzigartigen Mix an aktuellen Künstlern eingeladen, das ORF RadioKulturhaus zu bespielen. Ein Konzertabend zwischen experi-
1920 war Trude Fisher in einer Wiener jüdischen Familie zur Welt gekommen, im August 1938 gelang ihr die Flucht aus Wien, auch ihre Familie konnte sie retten. Über London gelangte sie nach New York, von dort ging es weiter nach Hollywood, das sie faszinierte. Entfernte Verwandte waren die ebenfalls aus Wien stammenden Musikproduzenten Jean und Julian Aberbach. Bei deren Verlag Hill and Range Songs waren etliche Elvis-Komponisten unter Vertrag. So erhielt Trude den Job, um den sie viele Teenager beneideten: Sie gehörte zum innersten Kreis um Elvis Presley und arbeitete in Hollywood für ihn und seinen Manager Colonel Tom Parker. In der Zeit nach Elvis gründete Trude Fisher zusammen mit Adolph Zukor II., dem Enkel des legendären Filmmoguls, eine eigen TV-Produktionsfirma. Nach ihrer Pensionierung engagierte sie sich sozialpolitisch für geschiedene Mütter, wofür sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Trude Fishers Sohn James stellt dem Jüdischen Museum Wien ihren Nachlass aus der frühen Glanzzeit des US-Showbiz zur Verfügung. Ab 5. April 2017 wird im Jüdischen Museum Wien, die neue Ausstellung Trude & Elvis. Wien - Memphis Hollywood zu sehen sein. Jüdisches Museum Wien, 1010, Dorotheergasse 11
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musicbiz Festival für Musik, Literatur & Wein!
mehr Hilfe als die Rottensteiners bisher als Einzelpersonen leisten konnten und deshalb kamen sie auf die Idee, ein Benefizkonzert zu organisieren. Alle angefragten Musikerfreunde haben spontan und von ganzen Herzen zugesagt. Als Moderator konnte Tommy Vitera von ORF Radio Wien gewinnen. Was jetzt noch benötigt wird? Viele, viele Menschen die zum Benefizkonert „Wien für Swischtow“ am 23.05.17 ins LOCAL kommen.
40 Jahre Ostinato
Gemischter Satz einmal anders
Der „Gemischte Satz“ entstammt einem Weingarten, in dem mindestens drei Weißweinrebsorten bunt gemischt nebeneinander angepflanzt sind. Bereits zum dritten Mal stehen die Rebsorten bei einem einzigartigen „Festival für Musik, Literatur und Kunst“ sinnbildlich für die verschiedenen Künste, das Wiener Konzerthaus für den Weingarten und der „Gemischte Satz“ selbst für das Festival, in dem sich alles in einer vollendeten Harmonie miteinander verbindet. Der kulturschaffende Winzer Andreas Schett (Musicbanda Franui) kuratiert mit tatkräftiger Unterstützung des Wiener Konzerthauses abermals ein faszinierendes Programm, in dem eine erlesene Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlichster Sparten das Publikum zu begeistern und zu berauschen verstehen. Ein gleich dreifacher Genuss ist garantiert, da der „Gemischte Satz“ diesmal um einen dritten Festivaltag, das Vorspiel, erweitert wird an dem zB. André Heller & Band zu hören sein wird. Am Finale werden Attwenger aufspielen dazwischen sehr viel Musik mit u.a. Musicbanda Franui, The Danish String Quartett, Literatur gelesen von Peter Simonischek oder Dörte Lyssewski und selbstverantwortlicher guter Laune! 11.-13. Mai, Wien, Konzerthaus
Wien für Swischtow Der in Musikkreisen nicht gänzlich unbekannte Mann mit dem Hut, nämlich Promoter Jürgen Rottensteiner betreut mit seiner Frau Gergana 2 Sozialprojekte in Bulgarien: Swischtow und Owtsche Mogila. Viele Freunde und Bekannte haben geholfen, haben Kleidung, Schuhe und Spielzeug gesammelt; haben auf Flohmärkten CDs und DVDs verkauft und Geldspenden übergeben. Im Moment benötigen die beiden Projekte
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Seit nunmehr 40 Jahren gilt Ostinato als das österreichische Aushängeschild für Funk-, Fusionund Latinjazz! Stets inspiriert vom Geist der Zeit sind bis heute sieben Alben und ein „Best Of“ erschienen. Mitte der 70er wurde diese Formation von Tommy Böröcz als Drummer und Claudius Jelinek als Gitarrist und Namensgeber gegründet. Die weiteren Mitglieder waren Hannes Seidl an den Tasten, der später auch bei der österreichischen Popband Minisex spielte, und Gogo Weinberger als Bassist. In weiterer Folge wurde mit dem damals noch sehr jungen Talent Ostinato einst & jetzt Andi Steirer an den Percussions der für dieses Land einmalig neue Sound perfekt. Als der holländische Gitarrist Rens Neuland in die Band 1983 einstieg, verhalf ihr dies zu einem weiteren Schwung in Richtung Funkiness. Aber eigentlich haben fast alle Größen der heimischen Jazzfunkszene bei Ostinato vorbeigeschaut, to Name a few: Wolfgang Puschnig, Bumi Fian, Klaus Dickbauer, Harry Sokal, Gina Charité, Peter Ponger, Bobby Dodge, Aaron Wonach, Robert Riegler, Martin Fuss, Andreas Hadere et.al. Inspiriert von internationalen Größen wie Billy Cobham, Chick Corea und Herbie Hancock, entstand die erste Single „Get On Up“ in hippem Funky Style. Dies sollte der Durchbruch für diese Art von Musik in Österreich sein, und Ostinato wurde zum Maßstab in einem Umfeld, in dem bislang ausschließlich Jazz- oder Rockmusik den heimischen, populären Markt bestimmt hatten. Die Bestätigung dafür holte sich die Band als Sieger mehrerer, sehr populärer Wettbewerbe, in denen dieser Erfolg mit Gewinnen in Form von notwendigem Equipment,
musicbiz einem abgeschlossenen Plattenvertrag und der Hoffnung auf volle Konzertsäle honoriert wurde. Ein unerwartet großer Aufschwung kam dank glücklicher Verbindungen nach Südamerika, denn es eröffnete sich plötzlich die Möglichkeit, auch außerhalb heimischer Grenzen Fuß zu fassen. So trieb es die Band nach Argentinien, Uruguay und Brasilien, wo diese brandneue Musik sehr willkommen war. Auf den ersten beiden Stationen Buenos Aires und Montevideo reihten sich dank sofortigem großen Interesse ausverkaufte Konzerte an Radiofeatures und diverse Auftritte in Fernsehshows. Das Musizieren mit den dortigen populären Musikern vermittelte nicht nur einen schier unendlichen Rhythmusschatz, eine Leichtigkeit im Umgang mit melodischen und harmonischen Strukturen, sondern auch ein neues, völlig unbeschwertes Lebensgefühl. Vor allem in der brasilianischen Musik fanden sich diese neuen Wege, den bisherigen Ostinato Stil zu erweitern. Das war der Startschuss einer interessanten Melange mit Elementen aus Jazz, Latin und Funkmusic, gepaart mit dem absoluten Willen zur Popularität. Das Jahr 2017 wird heuer zum Jubiläumsjahr auserkoren, und zwar wird 40 Jahre Ostinato Geschichte nicht nur geschrieben, sondern wieder mit allen bereits sehr populären, ehemaligen Mitstreitern auch ausgiebig mit einem großen Galakonzert am 12. Mai im Gasometer in ihrer Heimatstadt Wien gefeiert. Es wird auch sonst ein wichtiges Jahr für die Band, mit einer Jubiläumstournee und dem Album „Isn‘t That Jazz? Yes, It Isn‘t!“ im Gepäck: ausschließlich neue Kompositionen, in denen alle Aspekte des typischen Ostinato-Sounds präsentiert werden. Der Bogen reicht von gradlinigem Funk über komplexere Fusion bis hin zu Latin-Jazz, sowie drei speziellen Widmungen für Jimi Hendrix, Joe Zawinul und Miles Davis. So freut sich die Gruppe schon auf die nächsten 10 Jahre, weil es gibt noch viel zu tun! Lineup: Rens Newland/Guitar, Komposition und Arrangements, Tommy Böröcz/Drums, Komposition und Arrangements, Christian Maurer/Tenor- und Soprano saxophone, Andi See/Alto saxophone, Horst Michael Schaffer/Trumpet und Flügelhorn, Martin Wöss/Keyboards, Robert Riegler/ Bass, Andy Steirer/Percussions 40 Jahre Ostinato - großes Galakonzert mit zahlreichen Gästen am 12. 5. im Gasometer
Schritt erwerben –, ein umfangreiches Angebot von mehr als 150 Top-Events und eine bequeme An- und Abreise per Bus mit mehr als 300 Haltestellen österreichweit – das ist einzigartig. In den modernen Reisebussen wird schon die Fahrt mit Gleichgesinnten zum Erlebnis - Warm-up und After-Party inklusive. Jeder Konzertbesucher kennt das Dilemma: 1. Wie komme ich zum Event? Und meistens noch schlimmer: 2. Wie komme ich wieder nach Hause? Denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Rückreise nach dem Event oft schlicht und einfach nicht mehr möglich. Eine Übernachtung inklusive zusätzlichem Urlaubstag oder nach der Veranstaltung putzmunter und fit bleiben für die Autorückfahrt stehen zur Entscheidung, sofern man das Auto auf dem weit entfernten matschigen Parkplatz überhaupt noch findet. Mit Eventbus erfolgt die Abholung fast vor der Haustür und die bequeme Rückreise gleich in unmittelbarem Anschluss an die Veranstaltung lassen die Besucher den Event vom Einstieg in den Bus bis zum Schluss ohne Abstriche genießen. Grünes Gewissen inklusive - regional, nachhaltig und umweltschonend. Egal ob Konzerte, Sporthighlight oder Festivals – das umfangreiche Angebot von Eventbus bietet für jeden Geschmack Etwas. Zu den kommenden Highlights zählen so unterschiedliche Events wie Guns N‘ Roses am 10. 7. in Wien, die Starnacht am Wörthersee im Juli, die Operette „Der Vogelhändler“ in Mörbisch im Sommer oder der F1 Grand Prix von Österreich am 9. 7. in Spielberg. „Die Kooperation zwischen oeticket.com und eventbus.eu unterstreicht die jeweiligen Stärken. eventbus.eu bringt seine logistische Kompetenz bei Gruppenangeboten und Busanreise ein, oeticket.com seine Markterfahrung im Bereich Ticketing. Durch stärkere Marktkommunikation und Vertriebsoptionen konnten wir das Eventerlebnis durch österreichweite Bus & Ticket- bzw. Bus-only-Angebote, noch erfolgreicher positionieren. EVENTBUS ist definitiv das smarteste Eventerlebnis – unkomplizierte, ökologische Anreise, Wunschticket und sichere Heimreise trotz sorglosem Partyvergnügen“, ist Paul Blaguss, Geschäftsführer von EVENTBUS überzeugt.
oeticket.com presents: Eventbus
„Mit Eventbus“, so oeticket.com-Geschäftsführer Christoph Klingler, „haben wir nun ein Angebot auf dem Markt, das unseren Kunden endlich das latente An- und Abreiseproblem löst. Auf günstige, bequeme und auch ökologische Weise. Mit Gleichgesinnten von Zuhause direkt zum Stadion oder in die Arena – schöner kann ein Event nicht beginnen. Mit einer Flotte von bis zu 1.000 verfügbaren Bussen deckt Eventbus fast ganz Österreich und die Grenzregionen der Nachbarländer perfekt ab. Und mit 75.000 Events pro Jahr steuert oeticket.com als größter Ticketanbieter die passenden Ziele bei. Somit gibt es keinen Grund mehr, auch nur einen einzigen Event zu versäumen.“
Sicher mit Gleichgesinnten hin – und entspannt wieder zurück. Auf ein Angebot wie Eventbus (eine Zusammenarbeit zwischen oeticket.com und eventbus.eu) haben viele gewartet. Daher ist es kein Wunder, dass bereits innerhalb kürzester Zeit unzählige Veranstaltungsbesucher begeistert sind. Die einfache Buchung – auf Wunsch kann man Konzerttickets und Bustickets in einem
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musicbiz
austro mechana-Amazon: OGH-Entscheidung! Am 15.3.2017 hat der OGH seine lang erwartete Entscheidung im Rechtsstreit zwischen der austro mechana und dem Amazon-Konzern veröffentlicht. Amazon wird darin zur Rechnungslegung und Zahlung der Speichermedienvergütung dem Grunde nach verurteilt. Ein Jubeltag für die österreichischen Kunstschaffenden. Seit 2007 prozessiert die Verwertungsgesellschaft austro mechana mit Amazon über rechtliche Fragen der Speichermedienvergütung, in denen es wesentlich um die Übereinstimmung der entsprechenden österreichischen urheberrechtlichen Bestimmungen mit dem EU Recht geht und in welchen Amazon seine Zahlungspflicht für die sog. “Festplattenabgabe“ für nach Österreich gelieferte Speichermedien konsequent über mehrere Instanzen (inklusive dem Europäischen Gerichtshof ) bestritten hat. Dieser langwierige Rechtsstreit hat dazu geführt, dass im vergangenen Jahr die sozial- und kulturellen Fonds der Verwertungsgesellschaften zur Haftungsvermeidung ihre Zahlungen einstellen mussten. Nachdem die SKE-Fonds der Verwertungsgesellschaften auch ein wesentlicher Fördergeber der für die Kunst- und Kulturschaffenden Österreich wichtiger struktureller Rahmenbedingungen waren, ist vielfacher Schaden entstanden. Zu nennen ist hier beispielsweise auch die in der Öffentlichkeit viel diskutierte Entscheidung des Österreichischen Musikfonds, wegen des Wegfalls der SKE-Fördergelder den letzten Fördercall 2016 abzusagen. Aber auch viele andere wichtige Strukturen waren durch das langwierige Verfahren betroffen. Am 15.3.2017 hat nun der OGH endlich die
Entscheidung in diesem Rechtsstreit veröffentlicht und wurde darin der klagenden Partei in allen Punkten Recht gegeben. Amazon wird darin zur Rechnungslegung und Zahlung der Festplattenabgabe verurteilt und wurden die damit in Zusammenhang stehenden Rechtsfragen klar und im Sinne der klagenden Partei beantwortet. Insbesondere wurde auch klargestellt, dass die Widmung von 50 % der Sozial- und kulturellen Fonds dem EU-Recht nicht widerspricht und damit weiter sichergestellt ist, dass die sozialen und kulturellen Einrichtungen der Verwertungsgesellschaften soziale Zuwendungen und kulturelle Förderungen weiter wie bisher verteilen können. Dadurch werden wichtige kulturelle Projekte erst möglich und begrüßt der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft, dass mit dieser lang erwarteten Entscheidung endlich Rechtssicherheit für die österreichischen Kunstschaffenden und die kulturelle Kreativwirtschaft geschaffen wird. Film, Sound & Media bat austro mechana Geschäftsführer Gernot Graninger, LSG-Geschäftsführer Franz Medwenitsch, VAM-Geschäftsführer Veit Heiduschka und IG-Autoren-Sprecher Gerhard Ruiss um Stellungnahmen.
1. Wie interpretieren Sie das OGH-Urteil im Amazon-Verfahren? 2. Welche Auswirkungen wird dieses Urteil auf die betroffenen Branchen kurz-, mittel- und langfristig haben? 3. Was sind die nächsten konkreten Schritte in dieser Causa?
Gernot Granninger 1.
Der OGH hat mit seinem Urteil klar und deutlich das System der Speichermedienvergütung, die in den letzten Jahren unter dem Schlagwort „Festplattenabgabe“ besonders präsent war, bestätigt. Es entspricht dem Unionsrecht und führt daher zur Zahlungspflicht von Amazon für nach Österreich gelieferte Speichermedien. Insbe-
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sondere führt der OGH aus, dass das System der Rückerstattungen an gewerbliche und institutionelle Endnutzer, wie es die austro mechana jahrzehntelang praktiziert hat, nicht zu beanstanden ist. Dabei geht es um die Rückzahlung von Geldern an Unternehmen und Behörden, die selbst keine Privatkopien vornehmen. Der OGH sagt
musicbiz zugleich klar und deutlich, dass Verbraucher, die Speichermedien zu privaten Zwecken erworben haben, die Vergütung unabhängig davon zu leisten haben, ob sie eigene oder fremde Inhalte darauf speichern. Damit haben sie auch keinen Anspruch auf Rückzahlung der Vergütung. Ebenso betont der OGH, dass man sich als Endnutzer nicht mit dem Argument von der Vergütungspflicht befreien kann, nur Raubkopien gespeichert zu haben. Denn ein begangenes Unrecht kann nie zu Gunsten des Rechtsbrechers ausschlagen, was seit den alten Römern ein eherner Rechtsgrundsatz ist, den der Gerichtshof sogar zitiert. Die austro mechana kann ihr bisheriges, bewährtes System der Rückvergütung daher beibehalten. Neben der angeblich fehlenden Rückerstattung an private Endverbraucher stand auch die Verteilung der Speichermedienvergütung über die Sozialen und Kulturellen Einrichtungen auf dem Prüfstand. Auch diese steht mit dem Europarecht in Einklang und kann ebenso fortgeführt werden, weil eine behauptete Diskriminierung nicht festgestellt wurde. Wir sind sehr froh, durch dieses Urteil endlich Klarheit und Rechtssicherheit für die Kunstschaffenden erhalten zu haben.
wird, wird die andere mittelbar über die Sozialen und Kulturellen Einrichtungen (SKE) der Verwertungsgesellschaften in Form von sozialen Zuwendungen und kulturellen Förderungen ausbezahlt. Durch die SKE-Leistungen wurden und werden wichtige kulturelle Projekte erst möglich und einzelne Künstler erst groß. Ohne die sozialen Zuwendungen der SKEkönnten viele Künstler wegen finanzieller Notstände nicht weiter kreativschaffend tätig sein. Mit diesem OGH-Urteil können die austro mechana und alle anderen an der Speichermedienvergütung beteiligten Verwertungsgesellschaften ihre sozialen und kulturellen Leistungen wieder aufnehmen.Wir haben nicht zuletzt von vielen unserer Mitglieder erfahren, dass sich in der gesamten Kulturszene nach Bekanntwerden der Entscheidung große Erleichterung gezeigt hat. Das OGH-Urteil bedeutet auf alle Fälle eine Absicherung der Speichermedienvergütung für die nächsten Jahre. Langfristige Perspektiven in diesem Bereich hängen von einer Reihe von Faktoren wie zB der Entwicklung des diesbezüglichen Nutzungsverhaltens der Konsumenten ab und sind daher schwer zu prognostizieren. Fest steht aber jedenfalls, dass den Kunstschaffenden und Künstlern auch weiterhin für Privatkopien eine Vergütung zusteht.
2. Die Speichermedienvergütung ist für die gesamte Kunst- und Kulturszene - Musik, Film, Literatur, Bildende Kunst etc. - von eminenter Bedeutung: während eine Hälfte der Einnahmen individuell als Tantiemen an die Kunstschaffenden und Künstler ausgeschüttet
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Der Amazon-Konzern ist in dem Urteil zur Rechnungslegung und Zahlung der Speichermedienvergütung dem Grunde nach verurteilt worden. Nach Meldung der nach Österreich verkauften Mengen wird die austro mechana die entsprechende Zahlung verlangen.
Veit Heiduschka 1. Grundsätzlich begrüßen die Verwertungsgesellschaften das Urteil des OGH, das er im Verfahren Austro-Mechana (AUME) – Amazon-Gesellschaften gefällt hat. Die AUME hatte die Klage für alle berechtigten Verwertungsgesellschaften gemeinsam geführt. Erfreulicherweise hat der OGH sich weitgehend den Ansichten der Verwertungsgesellschaften angeschlossen und festgehalten, dass von Privatpersonen erworbenes Trägermaterial nicht widerlegbar vergütungspflichtig ist, wiewohl das System der Rückvergütung und Freistellung für Unternehmen europarechtskonform ist. Ebenfalls wurde anerkannt, dass die gesetzlich zwingend vorgesehene Teilwidmung der Erträge aus der Speichermedienvergütung für soziale und kulturelle Zwecke dienende Einrichtungen grundsätzlich zulässig ist. Der OGH hat festgestellt, dass die Handhabung solcher Zuwendungen durch die österreichischen Verwertungsgesellschaften nicht diskriminierend erfolgt und somit die 50-prozentige Zuwendung der Speichermedienvergütung, die das österreichische Verwertungsgesellschaftengesetz vorschreibt, durch die Verwertungsgesellschaften zu Recht verteilt wird. Diese Regelung verstößt also weder gegen österreichisches, noch gegen EU-Recht. Dieses Urteil hat das Damokles-Schwert, das über den österreichischen Verwertungsgesellschaften schwebte, insofern beseitigt, dass nämlich die Verwertungsgesellschaften die jahrelang eingenommenen und auch aus dem sozialen und kulturellen Topf verteilten Gelder nicht an die Käufer zurück zahlen müssen. Wäre das Urteil so ausgegangen, dass Rückzahlungen hätten erfolgen müssen, wären die Verwertungsgesellschaften praktisch gezwungen gewesen, Konkurs anzumelden.
2. Die Auswirkungen des Urteils für die Betroffenen bedeuten, dass weiterhin Vergütungsansprüche für die Urheber eingehoben werden dürfen und somit das gut funktionierende System der sozialen und kulturellen Förderung bestehen bleibt und auch Tantiemen an die berechtigten Urheber ausgezahlt werden können. Hier sei festgehalten, dass alle Verwertungsgesellschaften durch Gremien verwaltet werden, in denen die Urheber, also die Betroffenen, selbst oder durch ihre gewählten Vertreter über die ihnen zustehenden Gelder verfügen und entsprechend verwalten. Die Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaften dienen quasi nur zur Leitung eines Betriebes, den die jeweilige Verwertungsgesellschaft darstellt. Wie der Urheberrechts-Experte Dr. Michael Walter für die Verwertungsgesellschaften festgestellt hat, ergibt sich unmittelbar aus dem Urteil, dass die auf Grund des Verfahrens AUME – Amazon blockierten Gelder entweder an die Bezugsberechtigten ausgezahlt werden können oder dass Anträge für den SKE-Anteil (Sozial-Kulturelle Einrichtungen) wieder behandelt und gefördert werden können. Mittel- und langfristig ist somit auch wieder eine Planungssicherheit eingetreten und das erleichtert auch die Verhandlungen mit dem Elektro-Handel.
3. Die Causa AUME-Amazon ist noch nicht abgeschlossen, weil auf Grund des Urteils Amazon Rechnung legen muss. Auf Grundlage der Rechnungslegung wird über das Leistungsbegehren zu entscheiden sein. Wir hoffen, dass Amazon dem Begehren der Verwertungsgesellschaften und dem Urteil des OGH nachkommt und das Urteil ohne große Verzögerung vollzogen wird.
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musicbiz Gerhard Ruiss 1. Aus dem Amazon-Verfahren ergab sich eine ständige, manchmal lautere, manchmal leisere Hintergrundbedrohung. Das hat sich durch dieses Urteil erledigt. Die Leistungen der sozialen Einrichtungen der Verwertungsgesellschaften und an wen sie wie vergeben werden, verstoßen weder gegen österreichisches noch gegen EU-Recht. Der Oberste Gerichtshof hat klargemacht: Es gibt keinen Anspruch von Konzernen, in die Verteilungsbestimmungen von Verwertungsgesellschaften hineinzuregieren. Amazon hat sich ja plötzlich als Verteidigerin der Interessen der Künstler/innen aufgespielt, die durch die bisherigen Vergabepraktiken diskriminiert worden seien. Das Verfahrensergebnis ist vor allem auch ein Beispiel dafür, dass man sich weltumspannenden Konzernen gegenüber erfolgreich zur Wehr setzen kann: Amazon ist genauso zur Zahlung verpflichtet wie jeder andere auch. Das Urteil kann zudem nicht losgelöst von der Debatte um die „Legitimität“ der digitalen Kopiervergütungen gesehen werden. Nicht nur die Speichermedienvergütung ist dadurch abgesichert worden, auch die Art und Weise, wie sie zur Verteilung kommt. Die Haushaltsabgabe für Künstler/innen, die auch schon wieder angedacht wurde, um als Ersatzleistung zur Verfügung zu stehen, falls das Verfahren verlorengeht, ist damit und nun wohl endgültig vom Tisch. Der Künstlersozialversicherungsfonds muss nicht zur dringendsten Überbrückungshilfe herangezogen werden. Das sind alles höchst erfreuliche Tatsachen. Es stellt eine große Leistung der Verwertungsgesellschaften dar, allem voran der austro mechana, dieses Verfahren mit allen Höhen und Tiefen 10 Jahre lang durchgehalten zu haben.
2. Von den unmittelbaren Auswirkungen her bedeutet dieses Urteil, die Mittel, die zuletzt zurückgehalten werden mussten, um für allfällige Rückforderungen gerüstet zu sein, können wieder freigemacht werden. Die sozialen und kulturellen Fonds können ihre Arbeit fortsetzen. Es ist wieder möglich, neue, junge und marktwirtschaftlich weniger aussichtsreiche Projekte und Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen, und es kann in Fällen sozialer Unterstützungsnotwendigkeiten wieder ganzschnell Hilfe geleistet werden. In weiterer Folge werden Nachzah-
lungen durch Amazon fällig, und es wird die Speichermedienvergütung nicht mehr nur auf dem Papier der nicht mehr in Frage gestellten gesetzlichen Voraussetzungen und vertraglichen Vereinbarungen geben, sondern auch real. Langfristig bedeutet es eine Stärkung der Urheber/ innen, Rechteinhaber/innen und Leistungsschutzberechtigten gegenüber allen neuen Nutzungsformen. Niemand kann nach diesem Urteil noch die früheren Abwehrreflexe auspacken, um Ansprüche der Urheber/innen und Rechteinhaber/innen und Leistungsschutzberechtigten zurückzuweisen.
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Die Umsetzung der Ergebnisse des Urteils liegt bei den Verwertungsgesellschaften und ihren Organen und Bezugsberechtigten. Stimmen die rechtlichen Voraussetzungen, was nunmehr der Fall ist, sind das sehr gut funktionierende Einrichtungen, die wissen, wie man Vereinbarungen schließt und die Urheber/innen, Rechteinhaber/innen und Leistungsschutzberechtigten zu ihrem Geld kommen. Von einer generellen Warte der Kunst- und Kulturschaffenden aus gesehen, kann man jetzt mit einer ziemlich breiten Brust in Verhandlungen gehen und mit Ansprüchen bei der Weiterentwicklung des Urheberrechts auftreten. Es stehen ja schon weitere urheberrechtliche Regelungen auf EU-Ebene bevor, die derzeit noch auf EU-Ebene diskutiert werden und danach nationalstaatlich umgesetzt werden müssen. Wie die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, werden das wieder keine Regelungen für die nächsten Jahrzehnte sein können, sondern nur weitere notwendige Schritte, in denen die Urheber/innen, Rechtinhaber/innen und Leistungsschuttberechtigten aber mehr mitzureden haben als je zuvor. Bei der letzten großen Diskussion im Justizministerium hat sich das schon gezeigt – und da lag noch nicht einmal das Amazon-Urteil vor –, dass sich etwas in der Auseinandersetzung grundlegend geändert hat. Es wird zwar noch immer der Maximalbedarf an (unbezahlten) freien Werknutzungen von diversen öffentlichen Einrichtungen gefordert, aber niemand erklärt mehr, das Urheberrecht und seine Berechtigung und Durchsetzbarkeit für obsolet. Niemand erklärt mehr, die Kunstund Kulturschaffenden sollen doch froh sein, dass ihre Werke wen interessieren, da muss es nicht gleich auch noch Geld dafür geben.
Franz Medwenitsch 1. Aus Sicht der Musikschaffenden und der Musikwirtschaft natürlich positiv. Das System der Privatkopie im österreichischen Urheberrecht wurde höchstgerichtlich bestätigt und damit stabilisiert. Das ist auch gut für die Konsumenten, die jetzt wieder auf gesicherter Rechtsgrundlage Musik, Filme, Bücher oder Fotos privat kopieren und abspeichern können. 10 Jahre hat es gedauert, um die Attacke von Amazon abzuwehren. Mit seinem Urteil hat der OGH sicher auch das Vertrauen vieler Kunstschaffender in den österreichischen Rechtsstaat gestärkt. Es reicht eben nicht aus, viel Geld für lange Verfahren und teure Anwälte zu haben, um sich einer gesetzlichen Verpflichtung entziehen zu können.
2. Jetzt können endlich wieder Gelder aus der Privatkopievergütung an die Kunstschaffenden verteilt werden, vor allem aber können die Verwertungsgesellschaften wieder ihre Fördertätigkeiten aufneh10
men. Zahlreiche kleinere Kulturinitiativen standen ja bereits vor dem Aus, und auch der sehr erfolgreiche österreichische Musikfonds musste mangels Förderung einen ganzen Call absagen. Gerade die Musikbranche, deren Geschäftsmodell nach wie vor wesentlich auf der Herstellung und dem Vertrieb digitaler oder physischer Kopien beruht, braucht die Privatkopievergütung dringend. Sie soll ja ein Ausgleich für den wirtschaftlichen Nachteil sein, der dem Verkaufsmarkt durch Privatkopien entsteht.
3. Nachdem jetzt grundsätzlich geklärt ist, dass Amazon in Österreich eine Privatkopievergütung zahlen muss, geht es jetzt um die konkrete Höhe dieser Zahlung, und das wegen der langen Verfahrensdauer zurückreichend auf mehr als 10 Jahre. Vieles hängt jetzt sehr von Amazon ab: Muss weiter um jeden Cent vor Gericht gestritten werden, oder gibt es seitens Amazon eine Bereitschaft, die Sache rasch abzuschließen?
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Amadeus Lineup 2017 Am 4. Mai findet die 17. Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards statt. Das Wiener Volkstheater bietet bereits zum sechsten Mal den festlichen Rahmen für die Auszeichnung der erfolgreichsten österreichischen Musikerinnen und Musiker. Durch den Abend führen Amadeus-Host Manuel Rubey und Radio FM4 Moderatorin Riem Higazi. Fernsehpartner ORF sendet die Award-Show um 21:45 Uhr in ORF eins. Auch ein starkes Showprogramm sollte für entsprechende Quoten sorgen. BILDERBUCH LADEN IN IHREN BUNGALOW EIN
DIE SEER UND WILFRIED GEMEINSAM AUF DER BÜHNE Das Lied „Über’n See“ eröffnet das Album „Duette bei uns dahoam!“, das die Seer in ihrem 20. Jubiläumsjahr veröffentlichten. Es entstand in Zusammenarbeit mit Wilfried, dem Vater des österreichischen Mundart Pop. Als Seer Bandleader Alfred Jaklitsch Wilfried gefragt hatte, ob dieser ein Duett mit den Seern aufnehmen will, musste Wilfried nicht lange überlegen. „Über’n See“ erschien im Original im Jahr 1996 auf dem gleichnamigen Debütalbum der Seer. Im Duett mit Wilfried ist das traditionelle Volkslied - in der Überarbeitung der Seer - 20 Jahre später die fulminante Zusammenkunft zweier Interpreten, die Mundart-Musik leben!
VOODOO JÜRGENS – POPDURCHSTARTER DES JAHRES Das im März veröffentlichte vierte Bilderbuch-Album „Magic Life“ ist voller Referenzen auf die eigene Diskografie und ausgewählte Momente der Sound- und Musikgeschichte. Das Best of Vergangenheit wird eklektisch in die Zukunft verschleppt und mit neuen Bedeutungen belegt. Stabile Sprachspiele treffen auf intelligente und ausgefeilte Produktion, purer Sex trifft auf Stromprobleme: Die jetzt schon ikonischen Sätze „Ich brauch Power für mein’ Akku / Baby, leih mir deinen Lader“ aus dem Pop-Hit „Bungalow“ könnten nicht koketter und dreckiger daherkommen und davon können sich die Zuschauer des Amadeus persönlich überzeugen.
JULIAN LE PLAY – VON DER AUSVERKAUFTEN ZUGVÖGEL-TOURNEE DIREKT ZUM AMADEUS Julian le Play zählt längst zu den bekanntesten & außergewöhnlichsten Stimmen des Landes. In Bestzeit schaffte der Wiener Songschreiber den Sprung vom gefragten Newcomer (2012 mit Mr. Spielberg) hin zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker der Jetztzeit. Sein aktuelles Album Zugvögel erreichte Gold Status und brachte ihn mit gleich 5 Nominierungen 2017 an die Spitze der Amadeus Liste. Gerade retour von der ausverkauften Zugvögel Tournee durch Österreich & Deutschland sind Julian le Play & Band mehr als warmgespielt für ihren Auftritt beim Amadeus.
„An diesem Abend hörten ich und rund 50 andere Menschen das erste Mal „Tulln“, ein Lied das in die österreichische Musikgeschichte eingehen wird.“ (profil). Lieder wie „Tulln“ werden sich tief in die österreichischen Pop-Annalen hineingraben, ohne marktschreierisch darum gebettelt zu haben. In besagtem Song werden ernüchternde Lebensstationen wie in einem Erlebnisaufsatz aufgezählt; am Ende muss man ob der ergreifenden Schönheit der sprachlichen Bilder und dem versöhnlichen Timbre des Voodoo heulen und es ist klar: das hier ist kein Sozial-Porno, keine „Milieustudie“ oder gar Parodie. Das ist Lebenserfahrung gepaart mit Witz (nennen wir es von mir aus auch „Schmäh“) und Herz. Durchaus Storytelling, und somit einer alten Folk-Tradition verbunden, aber nie Geschwafel oder weinerliches Gejammer.
LEYYA – INTERNATIONAL ERFOLGREICHES ELEKTRO-POP DUO
LEMO SINGT ÜBER DEN HIMMEL ÜBER WIEN Laut Mercer-Studie ist Wien die lebenswerteste Stadt der Welt. Hört man Lemos „Der Himmel über Wien“, könnte man ein anderes Bild bekommen. Jedoch nur auf den ersten Blick. Wer hier etwas zwischen den Zeilen liest, stellt bald fest, dass Wien nur eine austauschbare Kulisse für das emotionale Chaos nach einer Trennung darstellt. Lemo findet kraftvolle Worte, um genau diesen Zustand zu beschreiben, den jeder schon auf seine Weise durchlebt hat. Lemo präsentiert „Himmel über Wien“ erstmals live bei den Amadeus Awards.
LEYYA haben seit ihrem Debütalbum „Spanish Disco“ einen sagenhaften Lauf: Eine Radiostation nach der anderen – bis hin zur englischen BBC – nahm „Superego“ ins Programm, der Titel erreichte seither mehr als 2 Millionen Hörer auf Spotify. Mit „Butter“ lieferte das oberösterreichische Duo einen auch visuell spektakulären Nachfolger; bespielte 2016 mehr als ein Dutzend Länder und sorgte im internationalen Festivalzirkus für viel Aufmerksamkeit. Zum Amadeus legen Leyya ihr melancholisch-experimentelles Elektro-Gewand ab und präsentieren sich mit „Zoo“ farbenfroh, popaffin und lebenslustig.
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JAMES BLUNT MIT AKTUELLER SINGLE „BARTENDER” BEI DER AWARD-SHOW
Gute drei Jahre nach seinem dreifachen Gold-Erfolg mit „Moon Landing“ in Österreich kehrt James Blunt mit einem brandneuen Album auf die Pop-Bühne zurück. „Bartender“ ist die zweite Single seines aktuellen Studioalbums „The Afterlove“. Im Herbst ist der britische Superstar in Österreich auf Tournee: Am 31.Oktober in der Wiener Stadthalle und am 1. November in der Salzburgarena.
AMY MACDONALD PRÄSENTIERT IHREN NEUEN SONG „DREAM ON” Amy Macdonald ist eine der erfolgreichsten und talentiertesten Künstlerinnen Schottlands. Mit ihren Singles und ihrer einzigartigen Stimme war sie immer ein fixer Bestandteil der österreichischen Radiolandschaft. In Österreich füllt sie regelmäßig Konzerthallen und mit ihren Alben erreichte sie mehrfach Platinstatus. Bei den Amadeus Awards am 4. Mai wird sie ihre Hitsingle „Dream On“ aus ihrem aktuellen Album „Under Stars“ performen.
OETICKET PRÄSENTIERT AUCH HEUER WIEDER DEN LIVE ACT DES JAHRES Christoph Klingler, Geschäftsführer oeticket.com: „Seit 2010 ist es uns eine Ehre, bei den Amadeus Austrian Music Awards mit der eigenen Kategorie „Live Act des Jahres presented by oeticket.com“ unterstützend dabei zu sein. Als Österreichs größter Ticket-Vertrieb liegt es uns natürlich besonders am Herzen, dass dem hohen Stellenwert der österreichischen Live-Musik auch ausreichend Rechnung getragen wird. Vor 7 Jahren ging diese Auszeichnung erstmals an die Band „Bauchklang“, mittlerweile stellt der bereits etablierte Preis eine begehrte Auszeichnung für zahlreiche großartige Live-Performances der KünstlerInnen unseres Landes dar.“ Unter allen Voting - TeilnehmerInnen werden außerdem je zwei Tickets für die Andreas Gabalier Show am 26.08.2017 im Planai Stadion in Schladming und zwei Tickets für das David Guetta Konzert am 29.07.2017 in der Wiener Krieau von oeticket.com verlost. Fans aufgepasst! Die Amadeus-Partner ORF, oeticket.com und Wojnar werden Karten für die Verleihung und After Show Party verlosen. Mehr zu den Gewinnspielen auf der Amadeus Facebook Seite (www.facebook.com/AmadeusAwards)!
HITRADIO Ö3 PRÄSENTIERT DIE KATEGORIE „SONG DES JAHRES“ Hitradio Ö3 präsentiert bei den Amadeus Austrian Music Awards 2017 die Kategorie „Song des Jahres“. Am Tag der Preisverleihung wird außerdem die Ö3-Musikshow live aus dem Wiener Volkstheater gesendet. Ö3- Moderator Benny Hörtnagl wird von 12.00 – 16.00 Uhr die Nominierten, die Stargäste und die Moderatoren begrüßen, von den Proben berichten und einen Vorgeschmack auf die große Gala am Abend liefern.
DER ORF IST 2017 AMADEUS TV-PARTNER Die Verleihung ist in ORF eins um 21:45 Uhr zu sehen und in der ORF-TVthek (tvthek.ORF.at) sowohl als Live-Stream als auch sieben Tage nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand abrufbar.
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Unterwegs dorthin Ernst Molden sieht das, woran die meisten Menschen achtlos vorübergehen. Ob es a hinichs Radl, Haschisch Hendln oder immer wieder des Wossa ist, der Sänger mit dem präzisen Blick und sanften Humor ist mit vielen neuen Projekten wieder unterwegs. Im Film, Sound & Media-Interview gibt er Einblick in seine Songwriter-Seele.
„Der Willi erzählt mir Geschichten aus der Wiener Beat-Ära, und vom Nino erfahre ich, was die jungen Rocker im Stuwerviertel aufführen.“
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Letztes Jahr auf ausführliche Tour mit dem wesentlich jüngeren Nino aus Wien, diesmal wieder im Quartett mit u.a. dem gestandenen Musiker Willi Resetarits: macht das Alter beim Musizieren einen Unterschied? ERNST MOLDEN: Ich bin gesegnet mit musikalischen Kollaborateuren aller Art. Frauen, Männer, jünger, älter. Aber grad das Alter macht keinen Unterschied, zumindest im Musizieren. Da zählt nur Widmung und Hingabe. Natürlich kann man jeweils anders Sachen lernen: Der Willi erzählt mir Geschichten aus der Wiener Beat-Ära, und vom Nino erfahre ich, was die jungen Rocker im Stuwerviertel aufführen. Das macht den Horizont wohl weiter, als wenn man immer in derselben Szene unterwegs ist. Die Gelassenheit Ihrer Texte und Musik entspricht mittlerweile Ihrem Alter, angekommen im Leben? MOLDEN: Als junger Mann hab ich mir immer gewünscht, diese würdelosen Jugendjahre hinter mir zu lassen und bereits ein alter, ehrfurchtsgebietender Großkünstler zu sein. Ich bin musikalisch relativ früh mit Blues und Folk sozialisiert worden, zu einer Zeit, als sich meine Generation eigentlich mit New Wave beschäftigt hat. Heute erscheint mir diese klassische amerikanische Volksmusik – die ja sehr viele europäische Wurzeln hat – nach wie vor als die frischeste Quelle, aus der man trinken kann. Und was die Inhalte angeht: Seit ich meine große Liebe getroffen und geheiratet habe, weiß ich, worums im Leben geht. Punkt. Das letzte Album war eine Würdigung des Donaustroms, das aktuelle wurde in einer Villa am Meer aufgenommen: welche Rolle spielt das Wasser in Ihrem Leben? MOLDEN: Wer am Ufer sitzt, genießt eine Offenheit, die eben nur das Wasser bietet. Frisch, mit einem Hauch von Gefahr. Und ich glaube, dass das Wasser Sachen weiß. Man kann zuhören und uralte Geschichten erzählt bekommen. Ihre Lieder sind im Grunde genommen alles gesungene Alltagsbeschreibungen, so man so genau und liebevoll wie Sie hinschaut. Könnten die Lieder auch ohne Musik bestehen? MOLDEN: Der einzige Beruf, den ich jemals wirklich gelernt habe, ist der des Lokalreporters. Da lernt man schauen, zuhören und sich distinktive Details zu merken. Alle Werke, die ich in den dreißig Jahren
seither geschrieben habe, entstehen aus diesem Geist. Ich schaue hin und schnappe etwas auf, verarbeite es dann. Manches fließt in einen Roman, anderes in eine Kolumne. Manche Geschichten brauchen aber die Musik, wie einen Schub, der sie tief in den Hörer befördert. Diese Geschichten werden Songs. Woher nehmen Sie Ihre Inspirationen? MOLDEN: Theoretisch aus allem, was herumliegt. Welche Bezugspunkte haben Sie zum New Orleans-Sound? MOLDEN: Den New-Orleans-Sound gibt es ebensowenig wie den Wiener Sound. Trotzdem haben die beiden Städte viel gemeinsam. Es sind die jeweils südlichsten Städte ihres Sprachraums. Sie liegen an riesigen, mächtigen Flüssen. Und sie sind unglaublich heterogen, was die Wurzeln ihrer Bevölkerung angeht. New Orleans hat dreihundert Jahre lang alle europäischen, afrikanischen und indianischen Zutaten zu einem riesigen musikalischen Gumbo vermischt. In Wien habens halt ein Gulasch gekocht. Aber meine Reise in die Südstaaten vor vier Jahren hat zu meinen allergrößten Inspirationen gehört, das ist sicher. Wird mit der analogen Aufnahmetechnik, offensichtlich ist das Album innert vier Tagen in einer Villa entstanden, der Livecharakter simuliert, verstärkt? MOLDEN: Mir widerstrebt es zutiefst, analoge Musik auf Nuller und Einser herunterzurechnen. Wir nehmen jetzt schon das fünfte Jahr ausschließlich auf Band auf und lassen den Computer weg. In diesem Fall haben wir sogar auf einen nachträglichen Mix verzichtet. Was wir gespielt haben, ging direkt aufs Stereotape und davon weiter auf die Platte. Man muss als Band dazu natürlich ein bisschen eingespielt sein, aber das ist bei Molden / Resetarits / Soyka / Wirth der Fall, weil wir dezidiert ein LiveUnternehmen sind. Was macht für Sie die Freude am gemeinsamen Singen aus? MOLDEN: Ich bin als Sänger ja eher limitiert. Früher hab ich immer Angst gehabt, dass ich versage, also einfach das Falsche singe. Seit ich mit dem Willi Resetarits arbeite, hat sich das verändert, und, ja, mittlerweile hab ich Freude daran, an meiner Stimme und dem Zusammensingen. Bei jedem Konzert studiere ich überdies den Wilhelm. Er ist mein Zen-Meister. Können Sie mit Ihrer Musik auch Junge erreichen? MOLDEN: Ich wünsche mir Musik zu machen, die ist wie „Tom Sawyer“, also von Jungen und Alten genossen wird. Sagen wir: Ich bin unterwegs dorthin. Sie haben Ihre Zusammenarbeit mit monkey.
Foto © Lukas Beck
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„Ach, die ersten Jahre waren so mühsam und der Gegenwind so stark, dass mich das bissl Rückenwind auch nicht vom Weg abbringen wird, glaube ich wenigstens.“ Ernst Molden
beendet, darf man fragen warum bzw. was Sie vorhaben? Werden Sie nun selbstständiger Unternehmer, Plattenboss? MOLDEN: Auch wenn man es vielleicht nicht merkt: Selbstständiger Unternehmer bin ich wohl oder übel seit einem Vierteljahrhundert. Aber es stimmt: Mein Freund und Manager Charlie Bader und ich haben ein kleines Label aufgesperrt, es heißt Bader Molden Recordings. Einerseits ist das für Künstler, von denen wir uns schon lang ganz bestimmte Sachen wünschen, die sonst niemand mit ihnen macht. Unsere ersten beiden Platten stammen von Sibylle Kefer und Robert Rotifer. Andererseits werde ich auch meine Arbeiten dort veröffentlichen, was aber ausschließlich den Grund hat, dass meine Release-Strategien sehr stark an die Touren gekoppelt sind. Und da ist man in der eigenen Küche möglicherweise flexibler. Aber eins muss ich auch sagen: Ich wäre nie zur Konkurrenz gegangen, weil es schlicht keine ernst zu nehmende Konkurrenz gibt. monkey. ist und bleibt innerhalb dieser Szene das beste Label für nicht stromlinienförmige Musik. Walter Gröbchen und sei-
ne Bande haben in den letzten elf Jahren Unglaubliches für meine Lieder bewegt. Das hätte sonst niemand getan. Weder probiert noch geschafft. Yeah wird in Vorabkritiken schon als das beste Moldenalbum ever beschrieben, wie sehr brauchen Sie den Erfolg, ändert er etwas in Ihrem Tun? MOLDEN: Ach, die ersten Jahre waren so mühsam und der Gegenwind so stark, dass mich das bissl Rückenwind auch nicht vom Weg abbringen wird, glaube ich wenigstens. Hauptsächlich mache ich meine Musik, damit meine Liebste mich cool findet. Wie sehr verändert Erfolg menschlich, künstlerisch? MOLDEN: Die wichtigen Dinge sind ja vorhanden: Meine Frau, so hoffe ich, liebt mich, meine drei Kinder sind gesund, meine paar Freunde sind gut. Ich hab ein, zwei schöne Gitarren und die Donau. Was braucht man mehr? Molden/Resetarits/Soyka/Wirth: „Yeah“ (monkey music) Alle Termine unter: www.ernstmolden.at
… und die Kellner im Café Wahrscheinlich ging es dem Nino aus Wien selbst schon auf die Nerven, da in den meisten Beschreibungen über ihn, immer sein Schlafzimmerblick und seine Lethargie im Mittelpunkt standen. Nun also das Album „wach“ und ja der 30-jährige wird zurecht als einer der besten Liedermacher des Landes bezeichnet. Ein Ohrwurm folgt auf den nächsten, er bezieht sich ganz ausdrücklich auf die Kinks und ähnlich poppig klingt gleich das zweite Lied „Sandy Simmons“. So wie den Element of Crime ihr Country liebt der Nino halt den 1960er Sound, mit ihnen kann man ihn deswegen vergleichen, weil seine Texte ähnlich prägnant, humorvoll und verzwickt sind und nie in das klassische 08/15-Songschema passen Da werden die Lyrics über die Zeile hinausgezogen, wenn es sich mit der Melodie nicht mehr ausgeht, nuschelt man die letzten Silben und heraus kommt ein ganz eigenständiges, mega-charmantes Album. Und dass der Nino seine Pappenheimer gut kennt, die in seinem Fall die unentdeckten Genies, die ewigen Barfliegen, denen er zuguter Letzt immer noch ein Bier spendiert, wird in jedem Lied deutlich. Aufgenommen wurde Wach mit Wanda-Produzent Paul Gallister im 2. Wiener Gemeindebezirk, ganz old school auf Band, wie in den 60ern. Extra eine Sitar gekauft, wie in den 60ern. Das Artwork stammt wie bei der Adria-EP wieder von Natalie Ofenböck. Adria war dem Meer gewidmet, Wach ist es dem See. Albumband: Prince PauT de Monaco, Raphael Sas, David Wukitsevits, Ernst Molden, Paul Gallister, Lukas Lauermann, Lukas Turnovsky Der Nino aus Wien: Wach (Problembär Records)
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Beruf als Berufung Foto © Serge Vossoughi
In Wien kommt keiner, der in irgendeiner Weise mit Kultur zu tun hat, um den Namen Nuschin Vossoughi herum. Seit Jahrzehnten ist die geborene Perserin in der Szene aktiv, hat das Metropol oder das Vorstadtgasthaus in ihrer Zeit zu Hot Spots gemacht und ist seit 15 Jahren stolze Direktorin des Theater am Spittelberg. Warum der Nino aus Wien dort eine Sonderstellung hat und sie so schnell nicht aufgeben wird, erzählt die quirlige Kulturfrau an ihrem Lieblingsort, dem Spittelberg.
Nuschin Vossoughi
„Ich habe mit allen Legenden wie Qualtinger, Danzer, Ambros zu tun gehabt, Hansi Lang hat mir sogar geholfen, die Sessel zu streichen, weil Not am Mann war, aber gleichzeitig habe ich immer eine Tür offen für Newcomer.“
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Gerade lacht die Sonne hervor als wir gegenüber ihrem Theater am Spittelberg Platz nehmen. Die ersten Touristen schlendern durch das dörfliche Ambiente, bewundern die Biedermeierhäuser, schauen in die verschlossenen Galerien und bleiben irgendwann vor dem Theater am Spittelberg hängen. Hübsche Plakate zieren die Wände, wenngleich sonst nicht viel auf das Theater hinweist. „Sie müssen reinkommen, um Theaterluft zu schnuppern.“ Jetzt, wo alles so schön ist, freut sich Nuschin Vossoughi über den gelungenen Umbau.„Endlich haben wir eine normale Infrastruktur und ich kann das ursprünglich nur als Sommerbühne geführte Ex-Jura- Soyfer-Theater nun fast ganzjährig bespielen. Es ist ein Juwel in meiner Lieblingsgegend auch wenn ich dafür tagtäglich kämpfen muss“, gibt sich die Direktorin wehrhaft. Wie halt in Wien so üblich, ist man jeder Veränderung vorab mal negativ eingestellt, es gab Proteste gegen ein Theater, es gab Einwände gegen die Musik, es gab zahlreiche Hölzer, die ihr in den Weg gelegt wurden, aber Nuschin Vossoughi lässt sich nicht unterkriegen, denn wenn sie für etwas brennt, dann zieht sie ihre Sachen durch, auch wenn es schon zu Razzien kam und sie vor dem Publikum von der Polizei rittlings eskortiert wurde. Aber zurück zum Wesentlichen, dem 15 Jahr Jubiläum des Theaters.
Worauf führt sie den erfolgreichen Bestand des 170 Leute umfassenden Theaters mit unterschiedlichen Schwerpunkten (nach dem Wienerlied steht im Moment Fado ganz groß auf den Fahnen) zurück? „Es gibt mehrere Standbeine, zuallererst natürlich die Künstler, das Publikum, das Team und die Atmosphäre und das vielschichtige Programm. Ich bin schon so lange in der Szene, ich denke, dass ich eine sehr gute Pragmatikerin bin und mir gleichzeitig die Neugier erhalten habe. Ich habe mit allen Legenden wie Qualtinger, Danzer, Ambros zu tun gehabt, Hansi Lang hat mir sogar geholfen, die Sessel zu streichen, weil Not am Mann war, aber gleichzeitig habe ich immer eine Tür offen für Newcomer. Ich finde, man muss beides schätzen, um ein lebendiges Programm zu erstellen.“Ich verbeuge mich vor unserem Publikum und dem Team. Vor einem Publikum und Mitarbeitern, die dieses Konzept eines pulsierenden Miteinanders der Genres und Kulturen seit der ersten Minute mittragen und sich immer wieder freudig darauf einlassen.“ Laut der Prinzipalin habe sich das Theater zu einem künstlerischen Biotop entwickelt, in dem sich Altes und Neues, Wienerisches und Internationales, Lustiges und Ernstes, Musik, Theater, Kabarett, Tanz und Performance und Kinderprogramm wunderbar vermische.
musicbiz Ihr gelang es, zu einer Zeit als das Wienerlied noch mit Grantlern oder Touristenmusik beim Heurigen assoziiert wurde, diejenigen Musiker herauszufinden, die diesem Genre einen neuen Anstrich gaben und mittlerweile Stars der Szene sind, man denke nur an Die Strottern, 5/8erl in Ehr’n, Ernst Molden, etc. Sie alle hatten ihre ersten Auftritte hier in dieser familiären Atmosphäre und treten heutzutage im Konzerthaus und ähnlich großen Bühnen auf, aber sie kommen auch immer wieder gerne hierher, denn das Theater ist ein Ort der persönlichen Begegnung geblieben. 2011 wurde die Sommerbühne – ursprünglich für vier Monate geplant – um die Festivals Wien im Rosenstolz – Landpartie (jeweils im Mai), Wien im Rosenstolz (jeweils im Oktober) und Wintertainment (jeweils im Dezember) erweitert und somit auf acht Monate Spielzeit ausgedehnt. Zusätzlich erschallt das Internationale A Cappella Festival Voice Mania – es feiert im Spätherbst 2017 sein 20-Jahre-Jubiläum – in ausgesuchten Specials. Für jede dieser Reihen überlegt sich die Kulturfrau immer wieder Neues, war es beim Voice Mania die Öffnung von Balkonen, von denen die Musiker zum Publikum herabträllern, sei es die momentane Hinwendung zur Bodypercussion bis hin zur Akrobatik. Die Ideen gehen ihr nie aus, da sie selbst alles recherchiert. Natürlich habe sie ein tolles Team und es gäbe immer wieder Tipps, aber wenn sie einen Abend nicht bei ihren eigenen Veranstaltungen ist, dann in einer anderen kulturellen Location. „Ich habe den Nino aus Wien gebeten, einen eigenen Abend zu gestalten, mit Musikern, die ihm gefallen, die zu ihm passen würden. Ich bin schon gespannt, was da auf uns zukommt, aber die Musiker sind glücklicherweise so gut vernetzt, dass sie in unterschiedlichen Formationen immer wieder aufeinander treffen.“ Ein anderes Beispiel für die funktionierende hiesige Musikszene sieht sie im Wienerlied und in der Wiener Musik, dem sie von Anfang an verbunden war. Da ist keine Konkurrenz zwischen den auftretenden Bands, sondern im Gegenteil, da jammt dann plötzlich Kollegium Kalksburg mit Trio Lepschi o.ä. Überraschendes, das durchaus gewünscht ist. Großen Wert legt die zierliche Grande Dame aber auch auf die Wertschätzung ihrer etablierten Künstler, ein Michael Heltau, eine Erika Pluhar oder ein Hans Theessink seien für sie und das Publikum immer wieder ein Highlight. Auch dem kürzlich verstorbenen Karl Hodina war sie äußerst wohlwollend zugetan. Neben der Freude an den schönen Seiten der Kultur gilt es aber doch auch die wirtschaftliche Seite anzusprechen. Wie finanziert sich das Theater? Da trübt sich ein wenig der Blick, wenn sie erklärt, dass die ursprünglich für 4 Monate ausgelegte Subvention nicht erhöht wurde und, dass der Bezirk ihr Budget um 1/4 kürzte, obwohl alleine das Theater jährlich 35.000 Besucher auf den Spittelberg brächte.„Es geht leider nur über Selbstausbeutung und wenn
man diesen Beruf, in meinem Fall Berufung, nicht so gerne machen würde, hätte es keinen Sinn, denn die 55.000 Euro, die ich als Standortförderung seitens Kulturamt bekomme, reichen bei weitem nicht für den Erhalt des Betriebs aus. Ich versuche alles Mögliche, von Sponsoring bis hin zur Vermietung, aber es ist sehr, sehr schwierig.“ Die Ticketpreise liegen niederschwellig zwischen 18-28 Euro, sodass sich jeder auch einen Spontanbesuch leisten können sollte. Ihr Ziel sei es, dass die Menschen in jedem Fall gerne ins Theater kommen, weil sie wissen, dass sie etwas Interessantes erwarten wird, egal ob Comedy oder Singer/Songwriter. Über 90% der Auftretenden stammen aus Österreich, da es kaum leistbar ist, internationale Gäste zu holen, aber glücklicherweise gibt es in Wien so eine vielfältige Musikszene, dass es auch gelingt zB. persische oder portugiesische Abende authentisch zu gestalten. Angesprochen auf die gelungenen Poster im und rund um das Theater ist die Direktorin höchst erfreut: „Das ist ein Steckenpferd von mir, das meine Grafiker manchmal verzweifeln lässt, weil ich dabei so pingelig bin, aber wir müssen aus dem ungeheuer reichen Kulturangebot in Wien herausstechen und das versuchen wir damit.“ Der Hund liegt im Detail bewahrheitet sich einmal mehr und was nach außen so lockigflockig daherkommt, ist einer präzisen Arbeitsweise geschuldet. Man traut sich kaum zu fragen, ob sie daran denkt, auch mal aufzuhören…? „Solange ich alles selbst machen kann und jeden Tag mit großer Freude hierher komme, stellt sich die Frage nicht, denn ich habe noch so viel vor. Ich möchte noch so viele Ideen verwirklichen, gestalten, anregen und bewegen. Ich liebe diese Stadt und möchte einen Teil dazu beitragen, dass wir weiterhin eine weltoffene Metropole bleiben.“
„Ich liebe diese Stadt und möchte einen Teil dazu beitragen, dass wir weiterhin eine weltoffene Metropole bleiben.“
Multikulti am Spittelberg
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Theater am Spittelberg 6.955 Künstlerinnen und Künstler, 212.560 Besucherinnen und Besucher, insgesamt 1.870 Vorstellungen: Das Theater am Spittelberg feiert in diesem Jahr 15 Jahre seines Bestehens.
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Made in A. Iris T.: Leichte Beute (Hoanzl)
Sumitra: Still
Nach „Mach mich tanzen“ (2010) singt die österreichische Jazzsängerin Iris T. auch diesmal hauptsächlich eigene deutsche Texte und beschreibt originelle und oft etwas bizarre Beziehungskonstellationen, wobei ein leiser Zynismus und selbstironischer Humor dem Ganzen das Tragische nehmen. Mal lässt sie sich jagen, mal ist sie selbst Jägerin, mal besingt sie Fred vom Jupiter und dann wieder den Monsun, begleitet von einer hervorragenden Jazzband. Das ist allesamt so lustig, locker, souverän - einfach zum Immerwiederhören und gute Laune verbreiten.
Man sagt, ‘du vermisst nicht was du nicht kennst’, und für die Jazzsängerin Sumitra war das bis vor nicht allzu langer Zeit ein fixes Zuhause. In New York geboren, wuchs sie als Tochter von weitgereisten Eltern abwechselnd in Europa (Jahre davon in Wien), Asien und Nord Amerika auf. In den vielen Jahren dieses Nomadenlebens entpuppte sich Songwriting sehr bald als Sumitra’s einzige Konstante in ihrer sich ständig verändernden Welt. Mit ihrem dritten Album „Still“ tourt die Sängerin/ Pianistin nun auch durch Österreich. Als hätten sich Kate Bush und Bruce Hornsby musikalisch vereint, so kreiert Still ein Musikerlebnis, welches die Grenzen zwischen Jazz und Pop verschmelzen lässt – auf eine Weise, wie es nur ein so einzigartiges Leben inspirieren konnte. Alle Ö-Termine Mai/Juni unter: www.sumitra-music.com
Sabine Stieger: Stiegerbalsam (Ear Lab) Schon mit ihrem Erstling „Sabinschky“ sorgte die junge Sängerin für Entzücken, mit dem Vorliegen hat sie nochmals ihren Stil des Austropop-Chansons verfeinert. Die Melodien variieren zwischen astreinem Pop, verfeinert mit World- und Jazzanklängen, die Texte zeugen von einem gestiegenen Selbstbewusstsein und insgesamt verströmt die geborene Oberösterreicherin mit Exiljahren in Hamburg sehr gute Laune. Sie singt gegen das Sudern und Jammern an und motiviert und lässt zwischendurch auch Gänsehautfeeling keimen.
Sperenzi: Sperenzi (Marmota Rec.) Wieder mal muss man dreimal nachschauen, ob das wirklich eine Ösi-VÖ ist, aber in die Irre führt diesmal die Stimme, denn die stammt vom kanadischen Sänger Ryan MacGath, der glücklicherweise auf diese drei Tiroler Musiker traf und gemeinsam schafften sie ein sehr stimmiges Album. Synthpop aus den Bergen sagen sie selbst dazu, es klingt im besten Sinne ein wenig altmodisch, sprich 1980er Sound, Bryan Ferry, Depeche Mode & Co lassen grüßen, ganz romantisch wird es zum Schluss, da lässt man sich so richtig rausfaden.
Anna Katt: Till En Vän (Winterland) Die gebürtige Schwedin hat in Linz sowohl ihre private als auch musikalische Heimat gefunden und jeder der für zarte Songs empfänglich ist, kann sich darüber freuen. Sie hat sich ganz hörbar von früheren elektronischen Spielereien abgewandt und setzt mit ihren beiden Mitmusikern auf unverschnörkelten, quasi nackten Sound, mehr als Gitarren und ihre feine Stimme braucht es nicht, wenn man als Ausgangsmaterial eben gute Songs hat. Subtil schleicht sich diese in die Gehörgänge ein und dürfen es sich dort längerfristig bequem machen.
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Rudi Berger: First Steps (ATS) Kurz ist man verwirrt, dass der etablierte Jazzgeiger Rudi Berger eine CD namens „First Steps“ benennt, bis man liest, dass es sich um eine Re-Issue handelt, 1985 veröffentlicht, hat diese Musik nichts an Originalität verloren, quasi zeitlos schön. Sie gilt heute bei Insidern und Musikkennern als historisches Jazzgeiger-Album und bestätigt Rudi Berger‘s ausgeprägtes Talent als Komponist schon in jungen Jahren. Nicht nur Sammlern zu empfehlen!.
Max Müller singt tierisch Was vielleicht nicht so bekannt ist, der Schauspieler Max Müller ( heuer für die Romy nominiert) und prägendes Gesicht der TV-Serie „Die Rosenheim-Cops“ ist Österreicher und noch dazu auf den Hund gekommen. Oder zumindest auf vielerlei Getier, das er mit seinem schönen Bariton zum Leben erweckt. Der ausgebildete Opernsänger hat noch mit jedem seiner musikalischen Projekte überzeugt und bewiesen, dass er sowohl im ernsten als auch im heiteren Fach bestens aufgehoben ist. Nicht nur für Fans!
Jon Sass‘Souluba Band: Breeze of Life (Preiser) Man kennt Vater und Sohn von unterschiedlichen Formationen, Jon der Tubaspieler ist aus heimischen Jazzproduktionen nicht mehr wegzudenken, der Sohn hinterließ erste, musikalischer Erinnerungen bei seinen Mitwirkungen bei den Sofa Surfers, nun also zusammen auf einer sogenannten Reise durch Jazz, Funk, R & B, Latin- und Karibik. Sehr anregendes Album.
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Simone Kopmajer: Good Old Times (Hoanzl) Auf ihrem aktuellen Album wird die junge österreichische Jazzsängerin Simone Kopmajer von einer namhaften Schar an Musikern begleitet. Jean-Paul Bourelly, Jamaaladeen Tacuma, Paul Urbanek & Reinhardt Winkler, allesamt Garanten für eindringlich groovenden, weltoffenen Jazz. Mit Ausnahme eines Originals werden Hadern aus dem Pop- und Jazzuniversum tadellos wiedergegeben, es ist klassischer Barjazz, bei dem man immer wieder die Eiswürfel in den Kristallgläsern zu klirren vermeint, raunendes Gemurmel, einfach eine angenehme Atmosphäre.
Batang feat. James Morrison: Bullhorn (ATS) Ebenfalls an Coversionen wagt sich die lustige 9-Bläserumfassende Truppe der Bullhorns, die damit eine neue Runde Rock‘n‘Blech einläuten. Man spürt bei jedem Stück - egal ob „Satisfaktion“ oder „Thunderstruck“ den großen Spaß den die Musiker haben, wenn sie sich diese Klassiker zu eigen machen. Und Leonhard Cohens „Hallelujah“ hat jetzt schon das Potenzial zum Kultlied jedes Konzerts zu werden ( oder Begräbnis). Ja das sind Meister am Fach, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen, nicht zu vergessen als einzige Frau Ilse Riedler am Sax.
Omerzell/Siewert/König: Battleship Euphoria (Lotus) So konditioniert ist der Blick schon, dass mir beim Cover immer Battleship Europe ins Auge fiel, insbesondere wenn man dann noch das Bild im Inlay anschaut - seis drum, es geht vordergründig um die Musik und die vergisst man so schnell nicht. Diese drei Musiker, aus der Jazz-/ Elektroecke haben in schöner alter LP-Manie ein Album geschaffen, auf der auf der Seite A 3 Stücke Platz haben, die Seite B ist einem einzigen vorbehalten. Es braucht Zeit, um sich zurecht zu finden, aber die sphärischen Klänge ziehen einem immer wieder in den Sog und kaum hat man sich hörtechnisch halbwegs eingerichtet, hauen sie einem einen Orgelton, dass einem ganz angst und bang wird. Es werden sozusagen Klanglandschaften erzeugt, die dem Blau des Covers ähnlen, von hell zu dunkel, von Progrock zu Trance.
Was für ein Glück zwei neue Vertonungen von Franz Schuberts „Winterreise“ gleichzeitig zu bekommen und damit Vergleiche anstellen zu dürfen. Fangen wir bei der klassischen Vertonung der „schauerlichen Lieder“ durch den Sänger Günther Groissböck mit Gerold Huber am Klavier an. Die Stimme des Mostviertlers hat bei aller Frische eine gewisse Schwere, sodass auch die schon zum Volksgut gewordenen Lieder wie „Gute Nacht“ oder „Der Lindenbaum“ wieder neu gehört werden. Oder um es mit Groissböcks eigenen Worten zu sagen, es habe ihn gereizt „mit jenen zwei Zyklen (Winterreise/Schwanengesang) aufzuzeigen, welche jeder zu kennen glaubt. Bei einigermaßen glaubwürdiger Verinnerlichung sind sie immer wieder aufs Neue packend und besonders abgründig.“ Anders geht es die junge Sängerin Lia Pale mit Mathais Rüegg am Klavier an. Um mit dem Vordergründigsten zu beginnen, sie singt auf Englisch und die Lieder wurden verjazzt. Die „Winterreise“ erhält dadurch ganz neue und luftige Kleider, gewoben aus facettenreichem Gesang und Arrangements, in denen sich Chanson und Jazz vermählen. Rüeggs taktgenaue Bearbeitungen und Pales genaue Wiedergabe der Schubertschen Melodik sind nah am Original; Rhythmik, Phrasierung und Klang sowie die Instrumentensoli über die gesungenen Formen hingegen erweitern die Originale beträchtlich und transformieren sie in eine gänzlich andere Welt, die man lieben oder ablehnen kann, hören sollte man sie auf alle Fälle. Wie heißt es so richtig bei Mahler: „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche.“ Günther Groissböck/ Gerold Huber: Winterreise/ Schwanengesang (Decca)
Scoop: Palm Street Juve (Preiser) Das nunmehr zweite Studioalbum des österreichischen Trios Scoop weist eine höchst abwechslungsreiche Mischung aus Stilistiken sowie bemerkenswerte musikalische Handwerkskunst auf.Die Oberösterreicher zeigen, was sie unter Rock verstehen, manchmal sanfter, dann wiederum mit Latin versetzt und manchmal gehen ihnen die Gäule durch, dann rocken sie, was das Zeug hält und beweisen, wie jung Musik hält.
Lia Pale: A Winter’s Journey op 89 (Lotus Records)
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filmbiz Staatspreis Wirtschaftsfilm 2017 verliehen
l-r: Sektionschef Andreas-Ulrich Schuh (BMWFW), Markus Karlseder (Global Director, Mindconsole GmbH), Anne Marie Schullin, Hans Schullin (Geschäftsführer & Designer, Schullin GmbH), Paul Harather (Regisseur & Jurypräsident), Alexander V. Kammel (Geschäftsführer, Österreichisches Filmservice)
Aus insgesamt 83 kreativen Einreichungen kürte eine hochkarätig besetzte Experten-Jury die MINDCONSOLE GmbH als Produzenten und die Schullin GmbH als Auftraggeber für den Film „Bring your Time“ zum Staatspreisträger. Für die Jury überzeugt der avantgardistisch inszenierte Film „mit einer originellen Handlung, gelungenen Auswahl der Charaktere und punktgenau auf die für die Zielgruppe relevanten Produkte ausgerichteten Dynamik und Bildsprache. Der Wirtschaftsfilm schafft es auf humorvolle Weise, den Zuschauer zu emotionalisieren und ist das beste Beispiel dafür, dass hochwertige Produkte einen hochwertigen Film verdienen.“ Mit dem seit 2005 alle zwei Jahre vergebenen Staatspreis will das Wirtschaftsministerium die Bedeutung des Genres für Wahrnehmbarkeit, Unverwechselbarkeit und damit Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hervorheben. Die anderen Nominierten:
• „Herbstzeitlos im SalzburgerLand“ Produzent: ed.ge pictures, Auftraggeber: SalzburgerLand Tourismus GmbH * • „Alpines Lebensgefühl“ Produzent: WEST4MEDIA Filmproduktions GmbH, Auftraggeber: Österreich Werbung * • „The Spirit‘s Walk“ Produzent: Querschuss Film, Auftraggeber: Helbling Technik AG (Engineering und Consulting, Schweiz), Agentur: Spirit Design Innovation and Brand GmbH • „CAPiTA – The Mothership“ Produzent: AIRBORNE Motion Pictures GmbH, Auftraggeber: CAPiTA MFG GmbH (Snowboards)
• „Intersport Bründl - Magic Moments“ Produzent: MXR Productions GmbH, Auftraggeber: Sport Bründl Gesellschaft m.b.H., Agentur: Springer & Jacoby Österreich GmbH 20
Fama news
Antipiraterie: richtungsweisende Entscheidung in Dänemark zur Sperrung von Piratenseiten Auf Grund einer Klage einer dänischen Antipiraterieorganisation wurde nun entschieden, dass der große dämnn. Internet Service provider Telenor den Zugang für fünf prominente Piraterieseiten (123 Movies IS, Wachfree.to und andere) derart zu sperren hat, dass beispielsweise durch DNS-Blockade Maßnahmen den Kunden der Zugang zu diesen Services versperrt wird. Der Erfolg der dänischen Antipiraterieallianz, die inzwischen Websitensperren für mehr als 80 illegale Seiten in Dänemark erreicht hat, hat dazu geführt, dass der Internetverkehr auf diesen Seiten um 75% 2016 gesunken ist und insgesamt der Internetverkehr zu illegalen Piraterieseiten 2016 um 23% gesunken ist. Glückliches Dänemark! Antipiraterie - richtungsweisende Entscheidung in Dänemark zur Sperrung von Piratenseiten.
Wegfall der täglichen GFG und Konsequenzen auf die tageweise Beschäftigung in der Filmbranche Mit 1.1.2017 ist die tägliche Geringfügigkeitsgrenze (GFG) gefallen. Für die Beurteilung, ob ein geringfügiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt, ist also nur noch die monatliche GFG heranzuziehen, die 2017 bei €425,70 liegt. Dies wirkt sich in der Filmwirtschaft deutlich auf fallweise Beschäftigung aus. Unter fallweise Beschäftigten versteht man Personen, die in unregelmäßiger Folge tageweise beim selben Dienstgeber beschäftigt werden, wenn die Beschäftigung für eine kürzere Zeit als eine Woche vereinbart ist. Denn von nun an gilt bei fallweise Beschäftigten: Liegen mehrere Dienstverhältnisse zum selben Dienstgeber vor, sind diese stets getrennt zu betrachten. Solange die tägliche Entlohnung (und somit die gesamte Entlohnung des Dienstverhältnisses) unter €425,70 liegt, gilt der Beschäftigte als geringfügig angestellt. Beispiel: Dienstnehmer 1 beschäftigt bei Dienstgeber A 10.2., Entgelt: € 200,00 = unter der GFG (tägliche HB berücksichtigen) 15.2., Entgelt: € 200,00 = unter der GFG (tägliche HB berücksichtigen) 17.2., Entgelt: € 200,00 = unter der GFG (tägliche HB berücksichtigen) Unbedingt zu beachten ist, dass Dienstnehmer in unregelmäßiger Folge und nur tageweise anzustellen sind. Dabei haben die jeweiligen Vertragsverhältnisse (auch inhaltlich) unabhängig voneinander zu sein und müssen dementsprechend ausgestaltet sein. Das bedeutet z.B., dass in einem Dienstvertrag nicht bereits im Vorfeld hinausgehende weitere Arbeitstage oder Arbeitszeiten vereinbart werden dürfen, da es sich sonst nicht um eine fallweise Beschäftigung handelt. Zusätzliche Kosten entstehen dem DG, sofern mehr als ein geringfügig Beschäftigter im Ausmaß des 1,5-fachen der monatlichen GFG
(€638,55) beschäftigt wird. Dann ist neben einem Unfallversicherungsbeitrag von 1,3% (welcher immer anfällt) auch eine pauschalierte Dienstgeberabgabe (DAG) in Höhe von 16,4% zu zahlen. Zusätzlich ist zu beachten, dass die pauschalierte DAG nicht auf Basis der Höchstbeitragsgrundlage (2017: €166,--) berechnet wird. Bisher entstanden dem DG Kosten von maximal €35,66 (DG-SV-Beitrag von 21,48% auf maximal €166,--). Die pauschalierte DAG liegt mit 16,4% zwar niedriger, unterliegt aber nicht der Höchstbeitragsgrundlage, wodurch es bei hohen Gagen – wie in der Filmbranche üblich – zu einer höheren Belastung kommt. Die DAG kann nun mehr als doppelt so hoch liegen, konkret bei maximal €69,81 (inkl. UV-Beitrag €75,35). Gemäß dem Hauptverband darf ein DG einen geringfügig beschäftigten DN auch nicht freiwillig vollversichern. Bei GPLA-Verfahren besteht immer die Gefahr, dass tageweise Beschäftigungen als durchgehende Beschäftigungsverhältnisse qualifiziert werden könnten. Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft empfiehlt daher, trotz der Möglichkeit der getrennten Betrachtung äußerste Vorsicht walten zu lassen und bei projektweiser Beschäftigung oder absehbarer Mehrfachbeschäftigung mit Überschreitung der monatlichen Höchstgrenze durchgängig zu melden,um Rechtsunsicherheiten zu vermeiden.
Antipiraterie Initiativen der EU Die Europäische Kommission hat gegen Ende 2016 eine öffentliche Konsultation zur Enforcement-Directive (Rechtsdurchsetzung) durchgeführt und hier festgestellt, dass die Verletzung von Urheberrecht, speziell durch Online-PiraterieSeiten weiterhin ein dringendes Problem bleibt. Wenn auch noch keine Entwürfe zur Neufassung der Richtlinie vorliegen, ist davon auszugehen, dass die Verantwortung der intermediären Internetservice-Provider zumindest näher konkretisiert wird, um der Piraterie im Film- und Musikbereich effektiver entgegen treten zu können. Ein wesentlicher Punkt ist die sogenannte „Follow the Money“ Initiative, die darauf abzielt, Werbegelder von Piraterie-Seiten abzuziehen und Werbung auf derartigen kriminellen Seiten zu unterbinden. Die Initiative der Europäischen Kommission involviert auch Rechteinhaber, wie die Videowirtschaft, die Werbung, die intermediären Internetservice-Provider und natürlich Film- und Musikwirtschaft. Gemeinsames Ziel ist, den Piraterie-Seiten den „Werbegeldhahn“ abzudrehen.
Wiener Filmmusik-Preis vergeben Im Rahmen der Film Composers’ Lounge #9 – dem diesjährigen Galaabend der österreichischen Filmmusik am 17. März im Wiener Jazzclub Porgy & Bess – verlieh der Österreichische Komponistenbund (ÖKB) den Wiener Filmmusik Preis 2017 an Ádám Lipták. Der Preis ist mit € 7.000,- dotiert und wird vom Filmfonds Wien/Stadt Wien gestiftet. Auf dem zweiten Platz landete Daniel Stadler, der dritte Preis ging an Christian Afonso (Das junge Komponistenduo Flora Geißelbrecht und Tahir Ibishov erhielt einen Anerkennungspreis. Durch den Galaabend führte Alexander Kukelka, Komponist, ÖKB-Präsident und Vorsitzender der ÖKB Fachgruppe Film- & Medienmusik. Für den Wiener Filmmusik Preis 2017 konnten junge FilmkomponistInnen unter 40 Jahren aus ganz Österreich Neuvertonungen einer neunminütigen Szene aus dem Film „Egon Schiele – Tod und Mädchen“ (Regie: Dieter Berner, Novotny & Novotny Film, Ö/LUX 2016) einreichen. „Die Filmmusik von Ádám Lipták ist ausdrucksstark und gibt dem Film auf konsistente Weise eine melancholische und dramatische Note“, begründete die Jury ihre Entscheidung Lipták schloss das Studium Angewandte Komposition an der Franz Liszt Universität für Musik in Budapest ab, ehe er zum Studium der Medienkomposition nach Wien kam. Er arbeitet regelmäßig mit Studierenden der Filmakademien in Wien und Budapest zusammen und komponiert Musik für Kurz-, Dokumentar- und Animationsfilme. Zudem erhielt er Aufträge von der Ungarischen Staatsoper und Theaterproduktionen. Im Vorjahr erlangte er bereits den zweiten Preis beim Wiener Filmmusik Preis. Der Österreichische Komponistenbund verlieh den Wiener Filmmusik Preis 2017 an Ádám Lipták
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filmbiz Neues Urheberrecht in Deutschland In Deutschland treten seit 1. März 2017 neue Urheberrechts-Regeln in Kraft, die auf Remuneration für Urheber abzielen. Insbesondere die neuen erweiterten Informationsrechte für Urheber und Schauspieler (Art 32 dd) bzw. die Begrenzung der Exklusivität von Filmrechten auf 10 Jahre (Art 88) wurden von deutschen Filmwirtschaftsverbänden stark kritisiert. Wie auch immer – sie werden auf Verträge, die nach dem 1.1. März 2017 abgeschlossen werden, anzuwenden sein.
Verbot des Geo-Blocking Bereits im Mai 2016 hat die EU-Kommission eine Richtlinie als Entwurf veröffentlicht, deren Ziel es ist, ungerechtfertigte Geo-Blocking-Maßnahmen zu verbieten. Bislang war unstrittig, dass audiovisuelle Dienstleistungen vom Verbot ausgenommen werden, womit die im Filmbereich übliche Territorialität im Lizenzbereich gewahrt bleibe. Allerdings hat – auch dank des Einflusses der inzwischen bekannt- berüchtigten Parlamentarierin Julia Reda (Deutsche Piratenpartei) - in den parlamentarischen Komitees die Diskussion begonnen, inwieweit nicht eine weitgehende „Liberalisierung“ audiovisueller Dienstleis-
Gipsy Queen gefördert Der europäische Förderfonds EURIMAGES hat in der Sitzung vom März 19 Spiel-, zwei Dokumentar- und drei Animationsfilmen Zusagen in Höhe von 5,7 Mio. Euro zugesagt, darunter auch ein Film mit österreichischer Beteiligung: Gipsy Queen von Regisseur Hüseyin Tabak, Dor Film (min) mit Dor Film West und Mobra Films wurde mit 340.000 Euro gefördert
Young Audience Award 2017 Zum zweiten Mal gibt es heuer auch in Österreich einen „Young Audience Ward“ und zwar am 7. Mai, durchgeführt von der Akademie des österreichischen Films. Dabei sind Jugendliche zwischen 12-14 Jahren aufgerufen, sich gemeinsam europaweit drei Filme anzusehen und danach den ihrer Meinung nach besten zum Sieger zu küren. Die Zuseherschaft ist international via Web verbunden, vor Ort stehen Leute aus der Filmbranche für Gespräche, Diskussionen, Einführungen zur Verfügung. Damit möchte man das Bewusstsein für europäische Film wecken oder wie es Karl Markovics, einer der Treiber hinter diesem Projekt so treffend bewirbt: „Im Internet ist die Welt ein Dorf. Im Kino ist es umgekehrt.“ Neben Markovics und Eva Spreitzhofer in St. Pölten werden u.a. werden zB. Josef Aichholzer und Veronika Hlawatsch in Wien zur Verfügung stehen. Dieser Kinotag für die Jungen findet zeitgleich in 31 europäischen Städten statt, die Ergebnisse aus allen Städten via Live Video Konferenz verkündet. Der Film mit den meisten Stimmen aus ganz Europa gewinnt den Young Audience Award 2017. Der Young Audience Film Day ist ein Projekt der Europäischen Filmakademie und wird in Wien von der Akademie des Österreichischen Films bereits zum zweiten Mal veranstaltet, heuer in Kooperation wienXtra-medienzentrum und wienXtra- cinemagic. Zusätzlich bietet die Akademie heuer erstmalig den YAA auch in Niederösterreich an, in Kooperation mit dem Cinema Paradiso, St. Pölten und der Jugendinfo NÖ. Filmauswahl: Tschick (Regie: Fatih Akin) Das Mädchen vom Änziloch (Regie: Alice Schmid) Mein Leben als Zucchini (Regie: Claude Barras)
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tungen bzw gar aller Online-Dienstleistungen Platz greifen möge. Dies ist also ein kritischer Moment in den Diskussionen des EU-Konzils über den Vorschlag der Kommission. Die internationalen Film- und Verleihverbände intensivieren ihre Anstrengungen, in den Mitgliedsstaaten, die bisherige Fassung der Geo-Blocking-Regulierung aufrecht zu erhalten. Die sogenannte Audiovisuelle Koalition der Europäischen und Internationalen Film- und Verleihverbände hat daher einmal mehr gezielt die Mitglieder der entsprechenden Komitees und die Kommission in einem gemeinsamen Schreiben informiert.
Größtes Dokufestival in Österreich Die elfte Ausgabe des größten Festivals für Dokumentarfilm in Wien findet heuer wie gewohnt im Votiv Kino statt. Mit dem diesjährigen Thema „Radical Minds“ soll sich auf die Suche nach hoffnungsvollen Utopien in unruhigen Zeiten begeben werden. Aus rund 500 Einreichungen haben die KuratorInnen 54 Lang- und Kurzfilme, darunter etliche Welt- und Österreichpremieren ausgewählt und damit einen Spielplan zusammengestellt, der zu einem Perspektivenwechsel auf den – dieser Tage stark strapazierten – Begriff des Radikalismus einladen möchte. Es werden Filme gezeigt, die versuchen, radikal optimistisch, radikal weltoffen und radikal menschlich zu sein. Wie im Vorjahr vergeben die Jury auch heuer drei Awards, wovon heuer einen der österreichische Filmemacher Nikolaus Geyrhalter mitbestimmen wird, in im der international besetzten Jury für den International Documentary Award (IDA).. Auch wenn die ethnocineca längst über ihre Wurzeln, den ethnographischen Film, hinausgewachsen ist, liegt den Veranstaltern ein Award besonders am Herzen: Der Preis für Excellence in Visual Anthropology (EVA) prämiert herausragende Werke der Visuellen Anthropologie und eröffnet den BesucherInnen Einblicke in zeitgenössische, mitunter experimentelle Zugänge zum ethnographischen Filmschaffen. Der Austrian Documentary Award (ADA) fördert speziell die heimische Dokumentarfilmszene und kürt den besten Film aus Österreich. Neben dem bereits zum vierten Mal stattfindenden Nachwuchsförderpreis ethnocineca Student Shorts Award (ESSA) wird dieses Jahr erstmals ein neuer Kurzfilmpreis, der International Shorts Award (ISA), vom Publikum vergeben. ethnocineca – International Documentary Filmfestival Vienna 4.- 10. Mai 2017, Votivkino Wien www.ethnocineca.at
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Der lange Weg zum Publikum Einmal mehr beschäftigte sich die Diagonale in ihrem Forum 2017 mit der stets unvermindert kontroversiell diskutierten Frage des Erfolgs österreichischen Films in österreichischen Kinos - dank prozentueller Marktanteile im konsequent gering einstelligen Bereich - ein Dauerbrenner. Was macht also den (Miss-)Erfolg des österreichischen Film aus – die Festivals, die Kinobesuche , die internationale Anerkennung oder das für die Ewigkeit gedachte künstlerische Werk (vom Publikum halt leider noch nicht so richtig gewürdigt)? Oder geht’s gar um den Zugang zu den Fördertöpfen bei dieser so engagiert geführten Kontroverse zwischen „Künstlern“ und den „Kommerzlern“, die da periodisch immer wieder aufflammt – im übrigen zumeist dann, wenn die Fördertöpfe stagnieren und alleror-
ten eine Filmpolitik eingefordert wird, die zwangsläufig zu Entscheidungen mit entsprechender Konsequenz auf bestehende Strukturen führen muss. Ratio ist also gefragt. Film, Sound & Media hat prominente Vertreter der Branche befragt und hören wir einmal was Danny Krausz aus Sicht eines erfolgreichen Produzenten und Michael Stejskal aus Sicht des Kinoverleihs zum Thema zu sagen haben.
Interview mit Danny Krausz Prof.Danny Kraus ist Inhaber der Firma Dorfilm , Obmann des Fachverbandes der Film-und Musikwirtschaft(FAMA) und Produzent erfogreicher öst. Filme ( „Indien“, „Hexe Lilli“,“Vor der Mprgenröte“u.a)
Die Diagonale liegt hinter uns wie war Ihr Eindruck? KRAUSZ: Ich hatte leider nur die Eröffnung miterleben können und dann am Ende eine Vorführung von Stefan Ruzowitzkys Debutfilm Tempo. Also nur Rahmenpräsenz meinerseits. Dennoch, so viel kann ich sagen, das Programm ist spannend gewesen. Die beiden Intendanten sind jedenfalls klug und unbeschwert zugleich, eine feine Mischung finde ich. Wie jedes Jahr gab es wieder Diskussionsveranstaltungen, erneut auch um die Frage des Publikumserfolgs in und außerhalb Österreichs? KRAUSZ: Ja, ich habe einiges nachgelesen. Nix Neues könnte man sagen und deshalb vielleicht besorgniserregend. Warum? KRAUSZ: Wir können uns weiterhin um Marktanteile raufen und um die Vielfalt fetzen. Gelöst hat diese Debatte in all den Jahren nichts. Sie hat weder das Bewusstsein geschärft und ich glaube auch nicht an eine solche Herangehensweise.
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Ich habe meine Achtung gegenüber Kreativen noch nie vom Publikumserfolg abhängig gemacht, sondern immer vom Stoff und dem Film, den ich mit ihnen entwickeln und machen durfte. Die Zusammenarbeit und das Ergebnis haben für mich die Priorität. Dazu zählen auch Ziele, Hoffnungen und Erwartungen. Und niemand kann diesbezüglich das Erfolgsrezept für sich in Anspruch nehmen. Das wäre ja auch langweilig, wenn wir da angekommen sind. Sind die guten 5,3% Marktanteil 2015 denn genug? Der langjährige Trend liegt ja tiefer! KRAUSZ: Der Marktanteil kann natürlich nie hoch genug sein. Aber wir führen die Debatte am Rande des Sandkastens. Mit Verlaub: ohne den einen großen Publikumserfolg 2015 wäre der Marktanteil vielleicht 4%. Das zeigt ja wohl wie relativ solche Maßstäbe sind. Sie meinen „Das ewige Leben“ ? KRAUSZ: In diesem Jahr ist es -bislang jedenfallskein Film von uns. Nur der Publikumsliebling ist derselbe (Anm.: Josef Hader in der „wilden Maus“). Der Punkt aber ist, dass wir schon mit einem einzigen richtigen Erfolg den Marktanteil aufwirbeln bzw. aushebeln. Wenn wir also stabileren Publikumszuspruch haben wollen, dürfen wir wohl nicht auf den einen „Ausreißer“ hoffen, sondern müssen durch Qualitätsverbesserung mehr Filme mit entsprechendem Potenzial an den Start bringen und bringen wollen. Damit steigt dann auch die allgemeine
filmbiz Akzeptanz. Die können wir nur mit einer entsprechenden Erfolgsdichte erreichen. Und was soll mit den Filme passieren, die in dieser Frage keine Rolle spielen? KRAUSZ: Niemand macht vorsätzlich einen Film für kein Publikum. Und es ist sehr selten nur eine Person dafür verantwortlich zu machen, wenn es doch passiert. Es ist eine ganze Gruppe von Entscheidungsträgern, die sich dann fragen muss „haben wir was falsch gemacht, oder warum wollte diesen Film niemand sehen“? Diese Gruppe beginnt aber weit vor dem Produktionsprozess schon zu wachsen und hört frühestens damit auf, wenn der Film im Kino ist. Zwei Dinge sind in diesem Zusammenhang unzulässig: die Bagatellisierung oder die elitäre Herabwürdigung der Resonanzen. Beides führt zu qualitativem Stillstand - das muss man bekämpfen. Sind reine Festivalerfolge kein entsprechender Ausgleich? KRAUSZ: Wenn die Betonung der Frage auf „reine“ liegt, dann finde ich, dass es kein Ausgleich ist. Künstlerisch anspruchsvolle Filme sind wertvoll und stehen einem kleinen Filmland gut zu Gesicht. Aber nicht alles, was ohne Publikum bleibt, ist gleich künstlerisch wertvoll! Da gibt es, wie auch beim publikumsorientierten Film wohlgemerkt, salopp gesprochen auch den puren Schmarrn! Und jetzt kämen wir zur eigentlichen Aufgabenstellung. Die sieht wie aus? KRAUSZ: Gemeinsam daran zu arbeiten, diese Kategorie „Schmarrn“ abzubauen und zu bekämpfen. Sie haben das Rezept? KRAUSZ: Vorsätze und Ideen- sehr wohl, Rezept gibt’s keines. Da halte ich es eher mit Tucholsky, der gesagt hat:„Wer nach der Wahrheit sucht, dem glaube ich, wer sie aber meint gefunden zu haben, dem glaube ich kein Wort“. Ernsthafte Qualitätssteigerung beginnt mit der vertiefenden Entwicklung von Filmprojekten. Da orte ich deutlichen Änderungsbedarf. Einen Kinofilm zu machen, weil die Produktion gerettet werden muss oder sagen wir am Leben erhalten werden muss, sind Motive, die wir uns nicht leisten können. Also mehr Entwicklung, mehr Kontrolle und Begleitung der Entwicklung. Keine Monokulturen sollen dabei entstehen, sondern qualitativ bessere, anspruchsvollere Filme. Dieses Ziel wird nie vergehen auch klar, aber es muss wieder mehr in die Köpfe aller Filmschaffenden, Produzenten und Produzentinnen sickern. Ist Ihrer Meinung nach die Entwicklungsförderung nicht genau dazu da? KRAUSZ: Die Förderung in dem Bereich muss verändert werden, der wirtschaftliche Zwang zur Produktion muss entfallen. Wenn dieser Druck genommen wird, dann erst lassen sich viele andere Themen damit bewältigen. Nach dem Motto: wo gehobelt wird, da fallen Späne? KRAUSZ: Von mir aus, nennen Sie es so. Ich schließe alle Filmgattungen und Zielsetzungen dabei ein. Ich will das keinesfalls nur auf eine bestimmte Gruppe gemünzt wissen. Aber ich habe ernsthaft das Ge-
fühl, alle diese „Späne“ werden derzeit aufgehoben, zusammengeflickt und in Produktion geschickt. So geht’s dann aber eben auch nicht. Also weg von den Klagen und Schuldzuweisungen und hin zu mehr Eigenverantwortung und Achtsamkeit. Sehen sie das Kino denn als Ort des Geschehens für heimische Filme, mit einer Zukunft und mit entsprechendem Platz? KRAUSZ: Indirekt hängt natürlich alles miteinander zusammen. Wenn wir uns selbst mit Kritik bewerfen, dann sehen Sie einmal nach, wie viele internationale Filme im Jahr starten und wie viele davon untergehen, ehe sie bemerkt wurden. Unser prädestiniertes Kinopublikum wird älter. Dh. gleichzeitig die jungen Menschen sind dort sehr schwer für uns zu erreichen. Die Herausforderung muss also schon auch heißen, was braucht’s für die Jungen? An der Frage beißen sich aber derzeit fast alle ganze Zahnreihen aus. Die Masse an Filmen ist kaum noch zu überbieten. Das ist krank, was da passiert und was krank ist, muss man gesunden! Jetzt hat aber auch die österreichische Produktion stark zugelegt, ist das zuviel? KRAUSZ: Die Antwort ist aber gar nicht so einfach. Ich komme aus einer Struktur, wo wir sehr einsam waren und uns über belebende, unternehmerische Konkurrenz gefreut haben. Ernsthaft, das war in den frühen 90igern wirklich so. Jetzt befürchte ich sagen zu müssen, es sind viele da- viele, die es verdienen, aber auch viele, die es nicht verdienen. Das Problem ist, dass das genau „wurscht“ geworden ist, weil die wirkliche Leistung nicht mehr zählt. In den heutigen Gegebenheiten müssten Boni für Gesamtleistungen vergeben werden und aber auch Mali für Fehlleistungen. Das beziehe ich ausschließlich nur auf produktionelle Leistungen und nicht auf das Filmwerk selbst. Oft hängt das dann aber ohnehin zusammen. Diese Anreize muss man andenken, nur so finden produzentische Leistung ihre Anerkennung. Setzt man den Gedanken fort, kommt auch mehr davon ins Kino, was dort hin gehört. Die Verantwortung der ProduzentInnen steigt und sichtbar werdende Unzulänglichkeiten dürfen nicht ausgeblendet werden. Das Ziel, eine qualifizierte Öffentlichkeit für jeden Film zu finden, muss sichtbare Priorität haben. Im Verbund natürlich sind damit auch internationale Festivals gemeint. Diesen Anspruch vermisse ich bei den Anstrengungen zu einem Projekt hierzulande aber mehr als anderswo. Hier sucht man zuerst, was aus dem Sandkasten zu holen ist, bevor man den ganzen „Spielplatz“ begreift und erfasst. Langsam aber wird der Sand bröckelig und weniger, dann kommen die Kinder und schreien „Mama Staat und Papa Staat- ich hab nichts mehr zum Spielen“. Hier geht es aber um Filmschaffende, ProduzentInnen - eine ganze Branche die ernst genommen werden will. Auch die qualifizierte kontinuierliche Beschäftigung wird genau davon abhängen, wie die ernsthafte und professionelle Leistung gesteigert werden kann. „Raunz net – sondern denk nach“.
„Künstlerisch anspruchsvolle Filme sind wertvoll und stehen einem kleinen Filmland gut zu Gesicht. Aber nicht alles, was ohne Publikum bleibt, ist gleich künstlerisch wertvoll.“
„Hier sucht man zuerst, was aus dem Sandkasten zu holen ist, bevor man den ganzen „Spielplatz“ begreift und erfasst. Langsam aber wird der Sand bröckelig und weniger, dann kommen die Kinder und schreien „Mama Staat und Papa Staat- ich hab nichts mehr zum Spielen“.
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filmbiz Michael Stejskal - Acht Blockaden, die zum Stillstand führen Michael Stejskal ist Verleiher und Kinounternehmer (Filmladen, Votivkino,DeFrance) und regelmässiger Verleihpartner österreichischer Filme Der österreichische Film hat ist eine internationale Marke von Rang. Gern gesehen und viel beachtet auf den Festivals dieser Welt, wird er aber auf dem heimischen Markt zusehends zum Nischenprodukt. Ein bestenfalls stagnierender langjähriger Marktanteil verteilt sich auf eine wachsende Anzahl von Filmen, womit die Zuschauerzahlen pro Film kontinuierlich sinken. Höchste Zeit also, gemeinsam über Veränderungen nachzudenken. Doch seit langen Jahren frisst sich ein weitgehend ritualisierter Diskussionsverlauf an den ewig gleichen Blockaden fest und endet ergebnislos in allgemeiner Erschöpfung. Diese Blockaden zu überwinden wäre ein lohnendes Ziel. Denn so unterschiedlich die Standpunkte auch sein mögen: in einem Umfeld, das sich mit so großer Dynamik verändert, ist Stillstand der sichere Weg in den Niedergang.
Blockade 1
„2.000 Zuschauer für einen No-BudgetDokumentarfilm sind mehr als nur ein Achtungserfolg, 20.000 Zuschauer für einen teuer produzierten und groß gestarteten Spielfilm hingegen ein Flop.“
RELATIVIERUNG DER ZUSCHAUERZAHLEN UND ANLEGEN FALSCHER MASSSTÄBE Natürlich sind alle Zuschauerzahlen relativ. Aber das vermindert nicht ihre Aussagekraft. Verwirrend sind sie nur dann, wenn man planvoll Äpfel mit Birnen vergleicht. 2.000 Zuschauer für einen No-Budget-Dokumentarfilm sind mehr als nur ein Achtungserfolg, 20.000 Zuschauer für einen teuer produzierten und groß gestarteten Spielfilm hingegen ein Flop. Statt Zuschauerzahlen polemisch in die eine oder andere Richtung zu interpretieren, geht es darum, sie korrekt zuzuordnen und die Filme an jenem Anspruch zu messen, der ursprünglich bei ihrer Herstellung Pate stand. Das gilt auch für die künstlerische Bewertung eines Projektes. Betrachtet man die künstlerischen und kaufmännischen Ergebnisse redlich und mit dem jeweils korrekten Maßstab, ist dies zugleich das beste Rezept gegen die unsinnige Polarisierung zwischen „künstlerisch“ und „kommerziell“. Zuschauerzahlen sind nicht das Maß aller Dinge. Aber sie sind die harte Währung, in der sich das Interesse und die Akzeptanz des Publikums ausdrücken. Wer sie nicht ernst nimmt, bringt sich und die anderen um die Chance, aus Niederlagen zu lernen und sich über Siege zu freuen.
Blockade 2 DIE VERWECHSLUNG VON MISSLINGEN UND SCHEITERN Der Irrtum bei Projektentscheidungen und das Risiko des Misslingens sind selbstverständlicher Teil unserer Arbeit – für Förderer und Financies genauso wie für die Macher des Films. Dass manche An-
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strengung nicht zum gewünschten Ergebnis führt, ist leider nicht zu vermeiden. Doch das Misslingen als „Scheitern“ zu bezeichnen, wie es meistens geschieht, hat fatale Folgen. Die Angst vor dem Scheitern unterhöhlt den Mut zum Risiko; sie verleitet zum krampfhaften Festhalten am Bewährten und führt damit zum Mittelmaß. Misslungene Projekte nicht weiter zu verfolgen, ist nicht nur keine Schande sondern ein Beweis für Realismus und Weitblick. Nur wer unbeirrbar am Misslungenen festhält, wird tatsächlich scheitern.
Blockade 2 DER MYTHOS VOM VERKANNTEN GENIE In keiner Diskussion zum Thema dürfen die 5.000 Zuschauer fehlen, die die ersten Haneke-Filme gemacht haben. So als wäre es heute einem Regisseur/ einer Regisseurin der/die mit kraftvoller Handschrift auf sich aufmerksam macht, nicht mehr möglich, weiter Filme zu machen, wenn der Vorgängerfilm „nur“ 5.000 Zuschauer macht. Und so als würde irgendjemand bestreiten, dass Talent sich entwickeln muss und dafür Frei- und Schutzräume braucht. Gefährlich ist aber der implizite Umkehrschluss: nicht jeder Film ohne Zuschauer ist genial! Und die meisten der vom Publikum ignorierten Filme stranden nicht, weil sie ihrer Zeit revolutionär vorauseilen, sondern weil sie ihr kurzatmig hinterherhinken
Blockade 4 DIE PERSONALISIERUNG VON STRUKTUREN Die Kritik an Strukturen wird mit schöner Regelmäßigkeit als Kritik an Personen fehlinterpretiert. Der Befund zum Beispiel, dass der innere Mechanismus von Gremien den Hang zur Mittelmäßigkeit begünstigt, heißt ja noch lange nicht, dass hier unprofessionelle Stümper oder gewissenlose Schurken am Werk sind, wie mache beleidigte Reaktion vermuten lässt. Die Verkettung von Strukturen mit Personen führt zu herumdrucksender Rücksichtnahme und trotzdem zu gekränkten Abwehrreflexen. Jegliche Argumentation muss in die dicke Watte der Höflichkeit gekleidet werden, verliert damit Kraft und Kontur und wird unfreiwillig zum Zement der vorhandenen Strukturen.
Blockade 5 PHRASEN OHNE SUBSTANZ, DIAGNOSEN OHNE THERAPIE An vorgeblicher Einigkeit fehlt es sehr oft nicht. Das Mittelmaß wird allseits beklagt. Doch jeder Versuch, zu diskutieren, ob dies möglicherweise strukturelle Hintergründe hat, gerät in den Sog der Blockade-Spirale. Zum beliebig wiederholbaren Mantra gehört auch, wie wichtig es sei, mehr Augenmerk auf die Projektenwicklung zu legen. Und dass es im Grunde besser sei,
filmbiz mehr Projekte zu entwickeln und weniger zu produzieren. Doch sobald es an die Umsetzung geht, sickert die schreckhafte Erkenntnis ein, dass es hier nicht um oberflächliche Retuschen sondern um einen strukturellen Kurswechsel geht. Spätestens hier frisst sich die Diskussion dann wieder fest. Resumee: Unverbindliche Weisheiten sind der beste Schutz gegen Veränderung, solange sie nicht mit konkreten Umsetzungsstrategien verbunden sind.
Blockade 6 DEN VERTEILUNGSKAMPF KLEINREDEN Jede Kulturförderung ist, unschön aber wohl nicht zu ändern, mit Verteilungskämpfen verbunden. Man kann sich dieser Tatsache stellen oder höflich darüber hinwegreden. Sich von der Gießkanne abzuwenden und die Anzahl der Produktionen zu reduzieren, gefährdet Existenzen und ruft – berechtige – Ängste hervor. Darüber helfen keine Placebos hinweg. Man muss sich ehrlich damit auseinandersetzen und Lösungen für jene finden, die ansonsten unter die Räder kämen. Wobei es unsinnig wäre, die Gießkanne von vornherein zu verteufeln. Um beim gärtnerischen Bild zu bleiben: Bei den kleinen Beeten des BKA leistet sie wertvolle Dienste, beim ÖFI nur in den Ecken des Gartens und nicht auf den größeren Feldern.
Blockade 7 DAS INTERNET ALS PROJEKTIONSFLÄCHE Der Kinomarkt ist – trotz explodierender zusätzlicher Medienangebote - weitgehend stabil. Und er ist der primäre und wichtigste Markt für Kinofilme. Im Kontext dieser Binsenweisheit ist sowohl der Stellenwert der Festivals zu diskutieren als auch die Auswertung im Internet. Doch je ernüchternder die Kinozahlen sind, desto stärker wird das Internet zur Projektionsfläche irriger
Hoffnungen. Filme die im Kino keinen Platz haben, sollen dort dann ein Publikum finden. Das kann man sich zwar wünschen, aber die Verwirklichung dieses Wunsches widerspricht jeder Logik und Erfahrung. Wer das Internet nicht als Zusatzmarkt sondern als Hauptmarkt für Filme ins Auge fasst, die fürs Kino gedacht und gemacht sind, schwindelt sich über die Realität hinweg. Unabhängig davon ist es sehr sinnvoll, sich Formate zu überlegen, mit denen man ein Publikum im Netz erreichen kann.
Blockade 8 MENGE MIT VIELFALT GLEICHSETZEN Mehr als 50 österreichische Filme drängen pro Jahr ins Kino, bei nahezu 500 Filmen insgesamt. Tendenz steigend! Ca. 1.700 Filme werden alljährlich in Europa produziert, und die meisten erreichen wenig bis gar kein Publikum. Strukturen über den Umweg der Menge zu fördern ist ein Irrweg. Wohin das führt, zeigt die Landwirtschaft sehr deutlich. Es wäre hoch an der Zeit, sich Incentive Funding-Instrumente zu überlegen, die Struktur und Menge zumindest teilweise entkoppeln und die Teilnehmer des Fördergeschehens aus der Kurzatmigkeit herauszuholen, sich von Projekt zu Projekt zu hanteln. Man kann trefflich darüber diskutieren, wie viele Filme pro Jahr gemacht werden sollen. Unbestritten sollte aber sein, dass nicht alle Filme durchs Kino geschleust werden müssen. Sehr oft wird mit der Vielfalt argumentiert, die sich in der steigenden Anzahl der Projekte angeblich abbildet. Aber die Zahl jener Filme, die aus dem Mittelmaß herausragen, ist in den letzten Jahren kaum gestiegen. Und gerade die außergewöhnlichen, die besonderen und die bemerkenswerte Filme werden im Kino zunehmend von der Gesamtmenge erdrückt. „More of the same“ ist die Illusion von Vielfalt zu hohen Kosten.
„Mehr als 50 österreichische Filme drängen pro Jahr ins Kino, bei nahezu 500 Filmen insgesamt. Tendenz steigend! Ca. 1.700 Filme werden alljährlich in Europa produziert, und die meisten erreichen wenig bis gar kein Publikum.“
„Ist das ein Beruf?“ Heuer wurde bei der Diagonale zum 25. Mal der Thomas Pluch-Drehbuchpreis vergeben. Warum heutzutage Drehbuchschreiben noch immer nicht als Beruf wahrgenommen wird und wie schwierig es ist, sein eigenes Baby aus der Hand zu geben, befragten wir zwei renommierte VertreterInnen ihres Standes, beide auch Vorstandsmitglieder des Drehbuchverband Austria: Milan Dor & Agnes Pluch. Man könnte meinen, es gäbe eine Inflation an Filmpreisen, was macht den Reiz des Thomas Pluch Drehbuchpreises aus? MILAN DOR: Kurz nach dem plötzlichen, tragischen Tod des Autors Thomas Pluch 1992, hat der damalige Kulturminister Scholten einen Drehbuchpreis initiiert, der nach Thomas Pluch benannt wurde, der sehr engagiert für die Anerkennung und Wertschätzung der AutorInnen gekämpft hatte. Mit dem Preis wird nicht nur auf die wichtige
Arbeit der DrehbuchautorInnen aufmerksam gemacht, er ist auch der höchstdotierte Drehbuchpreis in Österreich. AGNES PLUCH: Die Begehrlichkeit diesen Preis zu gewinnen hat u.a. ganz handfeste Gründe, weil der Thomas-Pluch-Preis sehr gut dotiert ist, immerhin werden vom Bundeskanzleramt an drei Drehbücher insgesamt 22.000.- Euro vergeben, das ist eine Menge Geld, insbesondere für DrehbuchautorInnen, wenn man die Richtsätze für Gagen kennt.
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filmbiz Also gehen wir gleich in medias res, was verdient ein Drehbuchnes von vielen Ingredienzien. Fatal kann es aber werden, wenn Buch autor, eine Drehbuchautorin bzw. wieviele Bücher im Jahre und Regie nicht die gleiche Sicht auf einen Stoff haben. Dann kann schreiben Sie? es sein, dass man am Schluss seine Geschichte nicht wiederkennt. PLUCH: Das kann man nicht pauschalieren, da ich immer an mehreOft spielen natürlich auch die Faktoren Zeit und Geld eine große ren Projekten gleichzeitig arbeite. Beim Film dauert alles seine Zeit. Rolle. Film ist teuer. Aber es gibt auch andere Produktionsmodelle, Vor allem für Anfänger ist es sehr schwierig sich allein mit Drehbuchbeispielsweise an Serien, wo der Autor, die Autorin als „Show runner“ schreiben über Wasser zu halten. Dazu kann ich gerne eine konkrebis zum Schluss der Produktion entscheidungsgebend ist. Aber das te Zahl nennen: Der ORF zahlt für ein Treatment 3.000,- Euro. Das ist ist eine Entwicklung, die sich bei uns noch nicht durchgesetzt hat. aber noch keine Garantie, dass auch ein Drehbuch beauftragt, geUm nochmals auf die Neueinsteiger zu kommen: werde ich schweige denn ein Film produziert wird. Aber mit dieser Abgeltung Drehbuchautorin, weil ich in der Schule immer schon gut schtritt man alle Rechte an dem Stoff ab. Eine Summe, die in keinem reiben konnte? Verhältnis zum Aufwand der geistigen Arbeit steht. PLUCH: Grundvoraussetzung sind sicher KreativiDOR: Man kann davon ausgehen, dass man an eität und ein gutes Sprachgefühl. Man muss in Bilnem Drehbuch mindestens ein halbes Jahr arbeitet dern, Handlungen, Charakteren denken können. und bis zur drehfertigen Fassung entstehen in der Und es braucht eine große Portion Handwerk. Regel mindestens fünf, sechs Fassungen. Von der Dafür gibt es Ausbildungen. Aber ohne die Mögersten Idee bis zum Kinoeinsatz braucht es zwei lichkeit Routine zu sammeln, also kontinuierlich bis drei Jahre, manchmal auch mehr. Es gibt in Ösarbeiten zu können, ist es schwierig gut zu werden. terreich sehr wenige DrehbuchautorInnen, die von DOR: Der größte Unterschied zum Roman ist bei ihrer Arbeit gut leben können und das sind haupteinem Drehbuch das Fehlen der inneren Stimme. sächlich jene, die für das Fernsehen schreiben. Ich kann zwar mit Hilfsmitteln wie Musik oder Wie sind Sie persönlich zum DrehbuchschreiBildgestaltung bzw. Schnitt bestimmte Gefühle hervorrufen, aber im Grunde beschreibt ein Drehben gekommen, welchen Anreiz hat dieser Beruf für Newcomer? buch nur das was man im Film sehen und hören DOR: Ich gehörte nach meiner Ausbildung als wird und nur in Ausnahmen, im sogenannten Voice Regisseur und Drehbuchautor zu den AutorenfilOver (oder in schlechten Dialogen) teilen die Figumern, welche die Drehbücher für ihre eigenen Filren mit, was sie denken und empfinden. Man muss me schrieben. Für die Romanverfilmungen meines - im Unterschied zum Roman - sprachlich sehr sparVaters für Fernsehen, haben ich dann begonnen sam und konzentriert arbeiten, um auf ca. 120 Seiauch Drehbücher zu schreiben, die ich nicht selbst ten eine Geschichte filmisch erzählen zu können. verfilmt habe. Es gab in den 70er Jahren kaum jeAber learning by doing gibt es in Österreich manden, der alleine vom Drehbuchscheiben lenicht? ben konnte, mit Ausnahme des großartigen Ernst PLUCH: Doch, aber dazu muss es die Möglichkeit Hinterberger. Ansonsten waren es hauptsächlich zum „Doing“ geben. Das ist ein heikler Punkt, denn Romanautoren, die ab und zu für das Fernsehen wenige Auftraggeber, vor allem Sender, trauen Drehbücher schrieben, vor allem für die Verfilmung sich mit Newcomern zusammenzuarbeiten. In ihrer eigenen Werke. anderen Ländern, zB den USA, gibt es das Modell PLUCH: Ich habe zuerst im organisatorischen Be- Agnes Pluch & Milan Dor des „Writer‘s Rooms“. Da arbeiten mehrere Autoreich gearbeitet. Einer meiner ersten Jobs war bei rInnen kontinuierlich zusammen und zwar für ein einem Symposion zum Thema „Drehbuchschreiben“. Robert Dornfixes Gehalt. Das Drehbuchforum hat dahingehend schon Initiativen helm hat damals sein Referat mit dem Satz „Ihr seid ja alle Masochisgestartet, aber natürlich ist das eine Budgetfrage. ten!“ eröffnet. Eine Provokation, die aber in einem Punkt sehr wahr DOR: Diese „Writer‘s Rooms“ hat es im klassischen Hollywood auch ist: Als Autorin muss man damit umgehen könne, dass man an einem schon gegeben, weil Schreiben eine sehr einsame Angelegenheit ist gewissen Punkt sein „Baby“ weggeben muss und keinen Einfluss auf und man Feedback gut gebrauchen kann. Förderprogramme zur Entdie Weiterentwicklung hat. wicklung von Treatments, wie wir sie im Drehbuchforum anbieten, Wäre das wünschenswert? sind auch ein wichtiger Beitrag, um AutorInnen aus ihrer Isolation zu DOR: Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Arbeit der Drehbuchholen - und die enorme Nachfrage gibt uns Recht. Die Angst vor dem autorInnen mit der Finanzierung des Films nicht beendet wäre, denn Risiko bei den Entscheidungsträgern ist natürlich begründet, da es wir können auch während des Drehs einiges beitragen. Genauso ist bei Film immer um sehr viel Geld geht. Es müssen kostengünstigere es wichtig, dass RegisseurInnen möglichst früh bei der Entstehung Produktionsmöglichkeiten geschaffen werden, bei denen Scheitern eines Drehbuchs mit an Bord sind. Ein Drehbuch ist ein äußerst emperlaubt ist. Nur so kann man lernen besser zu werden. findliches Gebinde und das ausbalancierte Funktionieren der einzelEin immerwiederkehrendes Argument für langweilige, vor nen Szenen, kann schnell zerstört werden, auch wenn nur scheinbar allem Fernsehunterhaltung ist das Defizit guter Drehbücher. kleine Veränderungen vorgenommen werden. Meiner Erfahrung Stimmt das noch? nach fallen immer zuerst die ruhigen Momente, Stimmungen, wo DOR: Aus meiner Arbeit im Verband kann ich das nicht bestätigen. Es etwas filmisch erzählt wird, den Kürzungen zum Opfer und man gibt genug arrivierte und auch viele junge AutorInnen. Das Problem übersieht, dass gerade diese stummen Momente oft viel mehr über liegt eher bei den RedakteurInnen, die unter Erfolgszwang stehen und einen Charakter erzählen als lange Dialogszenen. Da wäre es ganz lieber auf Bewährtes setzen, als Neues auszuprobieren. Bei der Diagonale werden auch die Gewinner des „Carl-Mayer-Drehbuchwettbegut, wenn ProduzentInnen, RedakteurInnen und RegisseurInnen uns werbs“ bekannt gegeben, heuer zum 22. Mal. Alleine die Tatsache, dass DrehbuchautorInnen in die Entscheidungen einbinden würden. von diesen 22 Drehbüchern 10 verfilmt wurden - eine unglaubliche PLUCH: Man kann das positiv oder negativ sehen, Film ist Teamarbeit und das Drehbuch, wenn auch die Grundlage von allem, nur ei„Erfolgsquote“ - zeigt wie viel Talent es in unserem Land gibt.
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filmbiz Warum gibt es dann noch immer so viele Flops? DOR: Niemand kann berechnen, was ein Kassenerfolg wird. Es gibt natürlich gewisse Voraussetzungen, die stimmen müssen, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, aber eine Garantie, dass es funktionieren wird, gibt es nicht. Bei einer staatlichen Filmförderung, bei der fast alle versuchen, die höchst möglichen Fördersummen auszureizen, besteht die Gefahr, dass eine gewisse Eintönigkeit bei den geförderten Projekten entsteht. Mir fehlen kleinere, mutige, schrille, risikofreudige Projekte, die für viel weniger Geld produziert werden. Für junge Talente gibt es sehr wenig Möglichkeiten, den Sprung zum Langspielfilm zu schaffen - und damit auch ein junges Publikum zu erreichen. Wir müssen ein breites, junges Publikum für den österreichischen Film gewinnen. In Österreich lebt die Filmwirtschaft hauptsächlich vom Produzieren und nicht von der Verwertung ihrer Produkte. Wie könnte man das verändern? DOR: In Industriebetrieben werden ca. 10 % in Forschung und Entwicklung gesteckt, wenn man sich diese Zahl als Vorbild nähme, wären wir mit ca 8 Mio. Förderung für Stoff- und Drehbuchentwicklung sowie experimentierfreudige Projekte auf gutem Weg.
Der drehbuchVERBAND Austria ist die Interessensvertretung der österreichischen DrehbuchautorInnen, organisiert den Thomas Pluch Drehbuchpreis und ist Mitglied der Federation of Screenwriters in Europe (FSE) Der Verein zählt zurzeit 112 Mitglieder (DrehbuchautorInnen und AutorenfilmerInnen). Das drehbuchFORUM Wien fungiert als Kompetenzzentrum im Bereich Drehbuch und Dramaturgie und vermittelt Stoffe, Fachkräfte, Know-how und Information. Angebot und Service richten sich in erster Linie an etablierte AutorInnen und an Nachwuchs, die beratend in ihrer Arbeit unterstützt werden. Auch ProduzentInnen, die nach AutorInnen, Co-AutorInnen, DramaturgInnen oder Stoffen suchen, können ihre Anfragen an das Drehbuchforum Wien richten. Das vielfältige Weiterbildungsprogramm umfasst Lectures, Exkursionen, Workshops, Seminare und Masterclasses mit international renommierten Drehbuch-ExpertInnen und Wochenendklausuren. Das Drehbuchforum Wien engagiert sich besonders im Bereich der Stoffentwicklung mit dem Ziel, durch konkrete Projekte das Angebot künstlerisch ambitionierter und kommerziell verwertbarer Stoffe zu erhöhen. Mit öffentlichen Veranstaltungen wie Let‘s talk about scripts wird auch auf die Bedeutung des Drehbuchs im Film hingewiesen.
Wilbirg Brainin-Donnenberg ist Geschäftsführerin des Drehbuchforum Wien und Drehbuchverband Austria Was sind die konkreten Ziele des Drehbuchverband Austria? WILBIRG BRAININ-DONNENBERG: Wie in jeder Interessensvertretung geht es um Lobbyingarbeit gegenüber der
PLUCH: Ein Film beginnt immer mit einem guten Buch und solange das nicht erkannt wird, müssen wir weiterhin viel Lobbyarbeit betreiben. Es geht um die grundsätzliche Wertschätzung unserer Arbeit. Um nochmals auf den Ausgangspunkt des Gesprächs zurückzukommen: der Thomas Pluch Drehbuchpreis ist einer der wenigen Preise, wo tatsächlich das Drehbuch Grundlage für die Entscheidung der Jury ist. Bei den meisten Auszeichnungen, beispielsweise den Oscars, wird die Qualität eines Drehbuches immer nur anhand des fertigen Films beurteilt. Das ist meiner Meinung nach sehr schwierig. Müssen 2017 Drehbuchautoren und -autorinnen noch immer um ihr Renommé kämpfen? DOR: Sehen Sie sich die Arbeit des Verbands an, es geht immer noch darum, dass unsere Leistung für das Filmschaffen gebührend anerkannt wird. Es gilt das Bewusstsein für die essentielle Bedeutung des Drehbuchs auch in der breiten Öffentlichkeit zu schärfen. PLUCH: Ich kann mit einer Anekdote schließen: unlängst traf ich meinen Nachbarn, der mir gestand, dass er meinen Namen gegoogelt hätte um dann ungläubig zu fragen: Drehbuchautorin ist das ein Beruf?
Filmwirtschaft, TV-Anstalten oder Förderstellen. Zentrale Anliegen sind auch heutzutage große Themenfelder wie Urheberrecht und Verwertung. Besonders unsere Musterverträge für Treatments, Kino- und TV Drehbücher unterstützen sowohl junge AutorInnen bei ihren ersten Verhandlungen, als auch renommierte DrehbuchautorInnen. Das Interesse an den Verträgen und Vertragsberatung ist groß, wir freuen uns über ständig steigende Mitgliederzahlen. In den letzten Jahren konnten die Honorarrichtsätze für vom ÖFI geförderte Drehbücher spürbar erhöht werden, außerdem wurden verbesserte Förderkonditionen mit einer 2. Stufe bei der Stoffentwicklung erreicht. Wichtig ist uns auch die Visibility der DrehbuchautorInnen. Was genau meinen Sie mit dem Sichtbarmachen? BRAININ-DONNENBERG: Die öffentliche Wahrnehmung der Bedeutung des Drehbuchs als Ausgangspunkt des Films wird z.B. durch Credits erhöht, in Presseberichten, Filmplakaten, Festivalkatalogen und auch der Einladungen von DrehbuchautorInnen zu Festivals. In diesem Sinne ist es uns auch ein großes Anliegen, dass der Thomas Pluch Drehbuchpreis auf der Diagonale vergeben wird. Als Drehbuchforum ist es uns wichtig, immer eine gemeinsame Let’s talk about scripts! Veranstaltung mit der Diagonale zu ausgewählten Festivalfilmen bieten, um die Bedeutung des Drehbuchs in den Vordergrund zu rücken. Wie kann Ihr Verband mithelfen, die konkrete Ausbeute an guten Drehbüchern zu erhöhen? BRAININ-DONNENBERG: Der Drehbuchverband ist die Interessensvertretung, das Drehbuchforum bietet Stoffentwicklungs- und Weiterbildungsprogramme, etwa scriptLAB, bei dem AutorInnen in der wichtigen frühen Phase vom Exposé zum Treatment finanziell und dramaturgisch unterstützt werden und sehr vielversprechende Stoffe entstehen. Auch mit dem Drehbuchwettbewerb If she can see it, she can be it fördern wir AutorInnen bei der Entwicklung von Drehbüchern. Es freut uns sehr, dass dieser 2017 gemeinsam mit dem Österreichischen Filminstitut fortgesetzt werden kann. Oder unsere Wochenendklausur united writers oder Masterclasses wie letztes Jahr mit Linda Aronson zu non Linear Storytelling oder Christian Petzold. Einfach unseren Drehbuchforums-Newsletter abonnieren, unsere Angebote sind nicht nur für Mitglieder, auch Filmschaffende anderer Sparten sind willkommen, es geht uns sehr um die Vernetzung der DrehbuchautorInnen.
Thomas Pluch Drehbuchpreis Hauptpreis für das beste Drehbuch Preisträger Händl Klaus für KATER Die Begründung der Jury: „Der präzise, unaufgeregte Blick für das Atmosphärische im Alltäglichen und der offene Umgang mit Sexualität lassen dieses Drehbuch herausragen. Der Autor geht ein großes Risiko ein: Er stellt eine Behauptung auf, ohne sie klassisch dramaturgisch zu untermauern.“ Thomas Pluch Drehbuchpreis Spezialpreis für ein Drehbuch mit besonders herausragend behandelten Aspekten wird geteilt und geht ex aequo an: Monja Art für SIEBZEHN Tizza Covi für Mister Universo Die Begründung der Jury (SIEBZEHN): „Das erste der beiden prämierten Drehbücher zeichnet sich durch seinen detaillierten Blick auf eine Zeit der Umbrüche und sein spielerisches Erkunden von Körperlichkeit aus.“ Die Begründung der Jury (Mister Universo): „Das Bild einer Straße, die bergauf führt und dennoch abschüssig ist, erscheint uns als Symbol dafür, wie dieses überraschende Drehbuch angelegt ist.“ Thomas Pluch Drehbuchpreis für kurze oder mittellange Kinospielfilme Preisträgerin Mimikri von Nora Friedel Begründung der Jury: „Auf wenige Schauplätze reduziert erzählt uns das Drehbuch sehr stimmungsvoll und visuell geschrieben von einem Wendepunkt im Leben einer Siebzehnjährigen.“
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filmbiz Demnächst im Kino:
27./28. April
11./12. Mai
25./26. Mai
Guardians of the Galaxy Vol. 2 (Disney) EIn ehrenwerter Bürger (Polyfilm) Dancing Beethoven (Polyfilm) Gimme Danger (Constantin) Siebzehn (Filmladen) Die Zeit der Frauen (Thimfilm) Tschernobyl- eine Chronik der Zukunft (Filmdelights)
Die Zukunft ist besser als ihr Ruf (Polyfilm) Überflieger- kleine Vögel, großes Geklapper (Constantin) Rückkehr nach Montauk (Filmladen) Die Frau des Zoodirektors (UPI) King Arthur: Legend of the Sword (Warner)
Pirates of the Caribbean: Salazar‘s Revenge (Disney) Beuys (Polyfilm) Victoria - Männer und andere Missgeschicke (Filmladen) Song to Song (Constantin) Hanni & Nanni - Mehr als beste Freundinnen (Constantin)
5. Mai Die Gabe zu heilen (Polyfilm) Sieben Minuten nach Mitternacht (Constantin) Free Lunch Society (Filmladen) Alles unter Kontrolle (Filmladen) Einsamkeit und Sex und Mitlied (Polyfilm)
18./19. Mai Alien: Covenant (Fox) Hell or High Water (Polyfilm) Single (Filmladen) Die Jahrhundertfrauen (Einhorn) Annabelle 2 (Warner)
1./2. Juni Das Löwenmädchen (Einhorn) Greggs Tagebuch - böse Falls (Fox) Before I Fall (Constantin) 5 Frauen (Filmladen) Das Löwenmädchen (Einhorn)
Las Vegas: weltgrößter Kinotreff Las Vegas, Nevada war vom 27. bis 30. März der Magnet für Hollywood Stars wie Ben Affleck, Matt Damon, Ryan Gosling und Dwayne Johnson. Eine Rekordzahl von zehn Filmstudios präsentierte auf der CinemaCon ihre neuen Trailer und Filmpläne. Beim weltgrößten Treff der Kinobetreiber CinemaCon 2017 der National Association of Theater Owners (NATO) feierte die globale Kinobranche ihre Erfolge. In den vergangenen fünfzehn Jahren stiegen die weltweiten Kinoumsätze um vierzig Prozent. Die weltweiten Einnahmen an den Kinokassen erreichten vergangenes Jahr 38,6 Milliarden US-Dollar und lagen um ein Prozent über dem Vorjahr. China und USA sind die beiden größten Kinomärkte. In den USA allein wurden vergangenes Jahr 11,4 Milliarden USD an den Kinokassen eingespielt. Die Gruppe der 12 bis 17 Jährigen und 18 bis 24 Jährigen sind hochinteressante Zielgruppen, wobei letztere um zehn Prozent zunahm. Spitzenreiter unter den Filmstudios war Walt Disney mit einem Ticketumsatz von über sieben Milliarden US-Dollar. Das erste Quartal 2017 soll das Vorjahresergebnis dank Blockbuster wieder übertreffen. Die Einnahmen in Nordamerika stiegen trotz flacher Kinobesucherzahlen durch höhere Ticketpreise. Die NATO rechnet bis zum Jahr 2020 mit zunehmenden Ticketeinnahmen von weltweit 46,7 Milliarden US-Dollar. Ein Viertel der Kinoeinnahmen soll im Inland, der Rest im Ausland erzielt werden. Aktuell ist das Verhältnis 30 : 70 Prozent.
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Kinobetreiber stehen vor der Herausforderung, ihre Kinos in Entertainment-Zentren zu transformieren. Dementsprechend investierte die Kinobranche Milliarden beispielsweise in moderne Sound- und Bildtechnologielösungen und verstellbare Komfortsitze, um der Konkurrenz von Internet, Video on Demand und Streaming Paroli zu bieten. Mit Erfolg geschah dies in Österreich : Heimische Kinounternehmer liegen in den Bereichen digitale Vorführtechnik - und Soundtechnik dank gezielter Investitionen im Spitzenfeld. Der USA-Bezug ist sehr ausgeprägt : Mehr als die Hälfte der in österreichischen Kinos gezeigten Filme sind „Made in USA“. Amerikanische Blockbuster sind ein Besuchergarant. In den österreichischen Kinocharts 2016 sind amerikanische Produktionen unter den Top 5. Bei der heurigen Rekordmesse informierten sich über 5.000 Delegierte aus 80 Ländern über neue Produkte und Technologien für das ultimative Kinoerlebnis. In den Hallen im Caesars Palace stachen ins Auge verstellbare Luxusbestuhlung, laserscharfe Bilder, 4D-Kinoerlebnis, High Dynamic Range LED Screens mit 4K-Auflösung und Big Data Auswertungen der Kinobesucher für gezieltes Marketing. Das Gefühl der Schwerelosigkeit bei den Aufnahmen zum Blockbuster „The Mummy“ wurde den Besuchern mit Virtual Reality vermittelt.
filmbiz Herkunft als Bestimmung Oft sind es die weitgereisten Globetrotter, die sich am Begriff Heimat arbeiten, meist sind es die kritischen Geister und zu denen zählt die Filmemacherin Ruth Beckermann mit Sicherheit. Seit 40 Jahren arbeitet sie als Dokumentarfilmerin, ihr Name steht – weit über die Grenzen Österreichs hinaus – für politisches Kino. Aus durchaus persönlicher Sicht reflektiert sie in ihren Werken über Geschichte und Gegenwart wie auch über das ambivalente Verhältnis zwischen Österreichertum und Jüdischsein. „Zu allen Gasthäusern, Berghütten, Sportplätzen, die ich meide, um der Volksseele auszuweichen, kommt der Albertinaplatz“, war eine ihrer ersten Reaktionen auf das Hrdlicka-Denkmal ebendort. In der von den Filmjournalisten Alexander Horwath und Michael Omasta herausgegebenen monografischen Publikation wird erstmalig ihr vielfältiges Schaffen vorgestellt, von vielen Wegbegleitern kommen Statements, ein sehr ausführliches, persönliches Interview lässt tief in ihre Seele als Mensch und Filmemacherin blicken. Seltene Fotos, Dokumente und eine kommentierte Filmografie bilden den Abschluss dieses Stück Zeitgeschichte, denn anhand ihres Schaffens wird auch das politische Zeitgeschehen in Österreich in den letzten Jahrzehnten wieder aufgerollt. Niemals vergessen! Alexander Horwath, Michael Omasta (Hg.): Ruth Beckermann FilmmuseumSynemaPublikationen 29
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Fingerspitzengefühl und Filmkenntnis Foto © a kep
Christine Dollhofer, Leiterin des Filmfestivals Crossing Europe (25.-30.4.) über ihre Rolle als Festivalgestalterin, Schwerpunkte und Vorteile der kleinen Festivals.
„Der Vorteil von Filmfestivals mittlerer Größe wie Crossing Europe ist es aber, Entdeckungen und Highlights von diesen tonangebenden Festivals rauspicken zu können und somit einen viel größeren Gestaltungsspielraum zu haben, da wir einzig eine Österreichpremiere voraussetzen.“
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Christine Dollhofer
Sie kuratieren zum 14. Mal das Crossing Europe Festival, schon Routine oder noch immer Freude am Gestalten? CHRISTINE DOLLHOFER: Routine und Freude am Gestalten sind ja keine Widersprüche, im Gegenteil je großer der Erfahrungsschatz, umso lustvoller ist es Neues auszuprobieren, Spielräume auszuloten. Die Frage zielt darauf, weil große Festivals wie Cannes, Berlinale & Co ob ihrer Programmauswahl kritisiert werden, man spricht despektierlich vom Klassentreffen älterer Herrschaften. Wie kann sich ein Festival quasi frisch halten? DOLLHOFER: Die A-Festivals - zwischen denen natürlich ein enormer Wettbewerb um die attraktivsten Filme herrscht - verfolgen ganz anders gelagerte Ziele: Exklusivität durch Weltpremieren und Starpräsenz, Alleinstellungsansprüche und weltweite mediale Aufmerksamkeit, hinzu kom-
men angeschlossene internationale Filmmärkte, wo die Filmindustrie neue Projekte und Trends verhandelt und Deals abgeschlossen werden. Diese Festivals wollen Trendsetter sein und müssen dabei den Spagat zwischen Cinephilie und Filmindustrie schaffen, sind aber auch gefangen in ihrer eigenen Erfolgsgeschichte („Altmeister“-Wettbewerbe) und den Sachzwängen (Sponsoren, Lobbying der Filmbranche, Medieninteresse, und ganz allgemeine (kultur-)politische Interessen bis hin zu touristischen Begehrlichkeiten). Es wäre überheblich, sich mit diesen Tankern vergleichen zu wollen. Der Vorteil von Filmfestivals mittlerer Größe wie Crossing Europe ist es aber, Entdeckungen und Highlights von diesen tonangebenden Festivals rauspicken zu können und somit einen viel größeren Gestaltungsspielraum zu haben, da wir einzig eine Österreichpremiere
filmbiz voraussetzen. Wir können beliebig Spiel- und Dokumentarfilme, hybride Formen und CrossoverFormate mischen, uns den NewcomerInnen oder AußenseiterInnen widmen. Das kanonisierte Filmschaffen wird sowieso in die heimischen Kinos kommen oder bei den großen Publikumsfestivals laufen, und wir haben sozusagen das Privileg nicht allen gefallen zu müssen. Womit kann Crossing Europe bei Filmschaffenden punkten? DOLLHOFER: Neben den dotierten Filmpreisen, medialer Berichterstattung und Folgeeinladungen von FilmkuratorInnen zu Festivals werden Filmschaffende aus ganz Europa, die ihre Filme bei Crossing Europe präsentieren, bei uns sehr umfassend betreut und vor allem gibt es die Gelegenheit KollegInnen kennenzulernen, was sich bei den großen Festivals viel schwieriger gestaltet. Und die Filmschaffenden können sozusagen auf Tuchfüllung mit dem Publikum gehen. Hinzu kommt, dass sie die Filmauswahl schätzen und auch Zeit finden Filme zu sehen. Das schönste Kompliment kam von einem italienischen Regie-Duo, das euphorisiert berichtete, dass sie beide sich bei Crossing Europe erstmals als Europäer gefühlt haben. Gibt es für heuer ein Motto und wenn ja welches, warum? DOLLHOFER: Wir hatten noch nie ein Motto – sollte es eines geben, dann ist es eine Liebeserklärung an das europäische Filmschaffen und an diesen überaus heterogenen Kontinent, der starke Erzählungen und eine explosive Historie in sich birgt. Es ist überaus spannend, diese Vielfalt an filmischen Formen und Traditionen zu versammeln und vor allem einer jüngeren Regiegeneration den roten Teppich – im übertragenen Sinne – auszurollen. Was gibt es Neues 2017? DOLLHOFER: In der neuen Programmschiene SPOTLIGHT präsentieren wir fünf Spielfilme der türkischen Regisseurin Yeşim Ustaoğlu. Neben Nuri Bilge Ceylan ist sie die international renommierteste Filmemacherin der Türkei. Ihre gesellschaftskritischen und bildstarken Arbeiten werden ins Zentrum gerückt und Yeşim Ustaoğlu wird uns auch mit einer Masterclass beehren. Neu hinzu kommen auch Vermittlungsprogramme für Schulen und neue Diskursformate. Wie viele Einreichungen gab es, wie viele Filme werden gezeigt? DOLLHOFER: Wir haben an die 1000 Filme über das Jahr verteilt gesichtet, davon wurden ca. 700 aktiv eingereicht, andere auf Festivals gesichtet oder aktiv von uns – etwa bei großen internationalen Weltvertrieben – angefragt. Im Programm werden insgesamt 160 Filme (vorwiegend. Österreichpremieren) aus 43 Ländern und in Anwesenheit von ca. 130 Filmgästen gezeigt. Gibt es Länderschwerpunkte oder anders gefragt, erkennen Sie Länder, wo gerade ein besonderes Filmschaffen pulsiert? DOLLHOFER: Durch das Tribute von Anka und Wilhelm Sasnal, das Spotlight von Yeşim Ustaoğlu
laufen natürlich zahlreiche Filme aus Polen und der Türkei. Im europäischen Programm sind in diesem Jahr auffallend viele Filme aus dem Skandinavien, dem Baltikum und Georgien, sowie traditionell aus Deutschland, Frankreich und Spanien vertreten. In den baltischen Ländern und Georgien ist in den vergangenen Jahren eine sehr spannende junge Regiegeneration aktiv geworden, aber wir versuchen ja ganz Europa zu versammeln, daher gibt es keine klassischen Länderschwerpunkte im Programm. In Österreich wird oft auf den Unterschied „Festivalfilme“ und Kinofilme hingewiesen, wie beurteilen Sie diese Differenzierung bzw. wie sehen Sie generell das Verhältnis Kino-Festival? DOLLHOFER: Was im eigenen Land als Kinofilm erfolgreich läuft, ist vielleicht in anderen Ländern nur auf Festivals zu sehen und vice versa. Weltweit erfahren viele für die Kinoauswertung produzierte Filme nur mehr eine Festivalauswertung, die durchaus erfolgreich sein kann und oft in Summe enorme BesucherInnenzahlen einfährt und in Folge dann noch VOD, TV etc. …weltumspannende Kinoauswertung erfahren ja ohnehin nur die großen Blockbuster. Als „Festivalfilme“ werden aber im Branchenjargon all jene Filme bezeichnet, die als zu eigenwillig, exzentrisch, spröde oder „schwierig“ eingestuft werden und eine reguläre Herausbringung vereitelt wird, weil kein großes Verwertungspotenzial – sprich keine großen Publikumszahlen/Einnahmen – zu erwarten ist. Sprich: toller Film, aber zu klein fürs Kino! Festivalblockbuster! Im übertragenen Sinne sprechen wir hier von der Debatte „Kunstkino“ versus „Kommerzkino“, der wir natürlich entgegentreten wollen. Welche Rolle nimmt das Crossing Europe Festival für Österreich bzw. im europäischen Kontext ein? DOLLHOFER: Wir sehen uns als europäische Filmtangente zwischen dem Weltkino der Viennale und dem österreichischen Fokus der Diagonale. Quasi das virtuelle Interrail-Ticket um den Kontinent und seine vielgestaltige Filmlandschaft und deren AkteurInnen kennenzulernen. Im europäischen Kontext vernetzen wir uns mit anderen Filmfestivals, die das europäische Filmschaffen ebenfalls ins Zentrum ihres Programms stellen: u.a. mit Sevilla (Spanien), Brüssel (Belgien), Les Arcs (Frankreich), Palic (Serbien). Wir tauschen uns aber auch mit vielen anderen spezialisierten Festivals in Europa aus, hier gibt es keine Berührungsängste. Crossing Europe ist mittlerweile eine bekannte Marke, aber es wäre vermessen zu behaupten, dass wir „big players“ in der weltumspannenden Festivallandschaft wären, das ist mit unserem Budget auch gar nicht möglich. Aber ich bin stolz, dass wir innerhalb von 14 Jahren ein sehr feines, lebendiges und qualitätsvolles Festival kontinuierlich weiterentwickelt und fest verankert haben. Und vor allem, dass es auch beim Publikum und den Filmschaffenden gleichermaßen punkten kann.
„Als „Festivalfilme“ werden aber im Branchenjargon all jene Filme bezeichnet, die als zu eigenwillig, exzentrisch, spröde oder „schwierig“ eingestuft werden und eine reguläre Herausbringung vereitelt wird, weil kein großes Verwertungspotenzial – sprich keine großen Publikumszahlen/ Einnahmen – zu erwarten ist.“
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ProPro – die Zweite
Mitte März fand die zweite Runde von ProPro - Das Produzentinnen-Programm in Wien statt, erstmals in Kooperation mit FOCAL und IDM.
ProPro-Mastermind Esther Krausz (r) am Podium
Das ProPro-Produzentinnenprogramm ist eine Initiative des Filminstituts zur Stärkung österreichischer Filmproduzentinnen. ProPro wurde konzipiert und programmiert von Ursula Wolschlager (Witcraft CEO, FC Gloria) gemeinsam mit Esther Krausz MA (Österreichisches Filminstitut-Creative Europe MEDIA-Desk, ehemalige EAVE-Workshop Managerin), mit Unterstützung von FC Gloria | Frauen | Vernetzung | Film (Wilbirg BraininDonnenberg) und ÖFI Genderanliegen (Iris Zappe-Heller). Recherche und Koordination: Mag.a Ula Okrojek, Klara Pollak BA, Mag.a Julia Kalchhauser, Laura Wichmann BA und Mag.a Alexandra Valent.
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Rege Diskussionen zum Thema Frau und Filmproduzentin
Sechzehn ausgewählte Produzentinnen aus Österreich, der Schweiz und Südtirol konnten sich – zusammen mit internationalen Expertinnen – mit Karriereplanung, Erfolgsstrategien, LeadershipSkills und der Weiterentwicklung ihrer Filmprojekte bzw. Firmenstrategien beschäftigen. Im Team der hochkarätigen ProPro Mentorinnen waren: Kate Leys (script editor, UK), Gabriela Bacher (What a Man, DE/USA), Katrin Schlösser (Schlafkrankheit, DE), Ewa Puszczyńska (Ida, PL), Sylvia Stevens (Faction Films, UK) und Filmfinanzierungsexpertin Linda Beath (Ideal Filmworks, IT/CAN). Im Bereich Leadership Coaching unterstützten uns heuer Sonja Zant und Cornelia Jaksche. Neben dem maßgeschneiderten Programm für die Teilnehmerinnen wurde ein öffentliches Rahmenprogramm mit vielfältigen Vernetzungsangeboten geboten. So hielt Kate Leys eine tiefgehende und amüsante Keynote unter dem Titel „Shining from the Screen: Storytelling in Film, Who it’s for and Why it Matters“ und nahm gemeinsam mit der südafrikanischen Produzentin Bongiwe Selane (Happiness is a Four-Letter Word) und Autorin/Produzentin Andrea Willson (Anatomie, SMS für Dich) an einer Podiumsdiskussion teil, bei der die Diskutantinnen den Kern von Geschichten analysierten. Eine Case Study der polnischen Produzentin Ewa Puszczyńska über ihren Film Ida musste per Skype stattfinden und fand dennoch äußerst regen Anklang, so spannend war die Geschichte, wie aus einem polnischsprachigen SchwarzWeiß-Film zu einem düsteren Thema ein Hit werden konnte, der neben dem Auslands-Oscar auch noch einen BAFTA und drei Europäische Filmpreise einheimste. Eine weitere Diskussion befasste sich mit aktu-
propro 2017 Teilnehmerinnen, Team und Expertinnen
ellen Fragen zu Koproduktion, Vernetzung und Marktchancen im europäischen Kontext und hatte IDM-Chefin Christiana Wertz, Valerie Fischer (Cobrafilm/FOCAL, CH), Rebekka Garrido (Connecting Cottbus), Mag.a Iris Zappe-Heller (ÖFI Filminstitut, Eurimages) und Verwertungsexpertin Mag.a Salma Abdalla (Autlook Filmsales) zu Gast. Filmfinanzierungexpertin Linda Beath vermittelte während der gesamten Woche Know-How zur Firmenführung wie Cash Flow Planning, Personalmanagement und Beispiele erfolgreicher Firmenstrukturen in der europäischen Produktionslandschaft. Christine Bauer-Jelinek steuerte mit ihrem Vortrag zu Macht-Kompetenz noch weiteren spannenden und kontroversiellen Input zu erfolgreicher Kommunikation bei. Exzellente Vernetzungsmöglichkeiten bot ProPro den Teilnehmerinnen auch in Bezug auf das Fernsehen: So standen die ORF-Ressortchefs Katharina Schenk, Klaus Lintschinger und Sharon Nuni den Teilnehmerinnen einen ganzen Vormittag für Inputs und Einzelmeetings zur Verfügung. Zum Abschluss der Woche gab es eine Podiumsdiskussion zu den Möglichkeiten, wie der Frauenanteil im Fernsehen zu verbessert werden könne, zu der ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, Studio-Hamburg-Leiter Michael Lehmann, Alfred Grinschgl (Geschäftsführer RTR und Fernsehfonds Austria), und sowie die Regisseurinnen und Produzentinnen Connie Walther (ProQuote Regie, DE) und Nina Kusturica (AT, FC Gloria, AT) ihre Sichtweisen und Visionen preisgaben. Aufgrund des großen Erfolgs wird es voraussichtlich 2019 eine weitere Ausgabe von ProPro geben.Interessierte können sich auf propro@filmistitut.at für den Newsletter anmelden.
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Legale Online Film- & TV-Angebote Am 31. März 2017 hat Österreich sich der EU agorateka-Initiative angeschlossen, mit einem Link zu einer Liste, wo User in Österreich nach legalen Angeboten von Film- und TV-Inhalten suchen können. Hiermit wird einerseits die Auffindbarkeit und der Zugang zu legalen Internet-Diensten und -Angeboten auf nationaler und internationaler Ebene gestärkt und andererseits, die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gefördert. Das Team des Vereins für Anti-Piraterie der Film- und Videobranche (VAP) Monique A. Goeschl/Program Manager, Winfred Kunze/ Präsident & Werner Müller/Generalsekretär und Geschäftsführer Fachverband Film- und Musikwirtschaft geben im Film, Sound & Media-Interview Auskunft.
Monique A. Goeschl
Winfred Kunze
Wer sind die Anbieter in der Liste der legalen Online Film- und TV-Angebote in Österreich? MÜLLER: Die gelisteten Anbieter bieten Inhalte, die sowohl professionell hergestellt als auch vom Anbieter für den österreichischen Markt lizenziert sind. Das bedeutet, dass Rechteinhaber vergütet werden und die Anbieter und ihre Kunden zu einem sicheren und fairen Internet beitragen. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht, wenn man Geschäftsmodelle betrachtet, die am Internetverkehr und Werbung Geld verdienen, ohne für die Content-Verwertung zu bezahlen. Davon gibt es einige legale, sowie illegale Beispiele. Wieso braucht es diese Liste? KUNZE: Studien und Umfragen des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) zeigen, dass viele EU-Bürger nicht wissen, wo Quellen für legale, digitale Inhalte im Internet zu finden sind. So gab zum Beispiel bei einer Umfrage nur die Hälfte der Befragten an zu wissen, wo TV-Serien legal zum Herunterladen bereitstehen. Deshalb wird mit der Bildung eines einheitlichen Zugangspunkts zu nationalen Portalen die Möglichkeit geschaffen, legale Streams und Downloads schnell und einfach zu finden. Im Gegensatz zu anderen EU-Staaten sind auf agorateka für Österreich vorerst nur audiovisuelle Inhalte gelistet.
Werner Müller
GOESCHL: Zur Öffentlichkeitsarbeit des VAP zählt auch die Bekanntmachung der legalen Anbieter. Im Rahmen des regelmäßigen Austauschs mit EUIPO in der Bekämpfung gewerbsmäßiger Piraterie haben wir von der agorateka-Initiative erfahren und uns um die Umsetzung für den Bereich Film/TV in Österreich bemüht. Wir sehen unsere Beteiligung auch als Beitrag zur IP-Strategie der österreichischen Regierung und hoffen sehr, dass andere Content-Branchen (Musik, Buch, Games, Sport-Events) sich der Initiative anschließen. Dabei ist es notwendig, vom zuständigen „Public Stakeholder“ nominiert zu werden. Das Finanzministerium – zuständig für die Bekämpfung von Produktpiraterie - vertritt Österreich in der EUIPO beim Vollzug von Rechten des geistigen Eigentums. Der Wille legitime digitale Content-Anbieter in Österreich positiv zu positionieren, ist durchaus erkennbar. Wie steht es um das österreichische Nutzerverhalten zu online Angeboten? KUNZE: Laut einer aktuellen EUIPO-Studie zum geistigen Eigentum wächst das allgemeine Bewusstsein in Österreich für die Wichtigkeit seiner Rolle (98%) und seinem Beitrag zur Volkswirtschaft (87%). Ebenso ist die Bereitschaft der österreichischen Nutzer gestiegen,
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filmbiz legale Online-Content-Angebote durch rechtmäßige Anbieter zu beziehen (86%). Leider wächst aber auch die Einstellung, dass der Bezug von illegalen Quellen akzeptabel sei, wenn legale Inhalte nicht sofort verfügbar sind (27%). Dabei würde die Verfügbarkeit von legalem Content 79% der Nutzer zu einer Verhaltensänderung bewegen. Zusammengefasst: eine kleiner, harter Kern der österreichischen Nutzer lehnt es ab, für Inhalte zu bezahlen, aber die überwiegende Mehrheit nimmt legale Angebote an (und erspart sich dabei die Gefahr von Malware und Rechtsunsicherheit). GOESCHL: Es gilt, diesem Publikum die bestehenden legalen Angebote näher zu bringen, Angebote auszubauen UND illegale Anbieter mit allen zur Verfügung stehenden Rechtsmitteln auszugrenzen. Stichwort Website-Blocking: Das Handelsgericht Wien hat im Dezember eine einstweilige Verfügung zur Sperre mehrerer Streamingseiten erlassen. MÜLLER: Bei den Domains handelt es sich um Seiten, die österreichische Produktionen und hunderte andere Titel systematisch illegal zur Verfügung stellen. Wie bereits der Oberster Gerichtshof und der Europäische Gerichtshof, sowie Gerichte in 15 europäischen Ländern feststellten, können Rechteinhaber laut EU-Richtlinie 2001/29/EG gerichtliche Anordnungen gegen Vermittler beantragen, deren Dienste von einem Dritten zur Verletzung dieser Rechte genutzt werden. Auch die neue Netzneutralitäts-Verordnung steht Maßnahmen zur Sicherung von Rechtsmäßigkeiten von Inhalten nicht entgegen und stellt keinen Freibrief für die Vermittlung gesetzesverletzender Inhalte dar. Wie geht es jetzt weiter?
MÜLLER: Mehrere Siteblocking-Verfahren sind vor den österreichischen Gerichten anhängig. Unserer Einschätzung nach, wird auf die EuGH-Entscheidung in einem niederländischen Verfahren abgewartet, die Fragen der unrechtmäßigen Zurverfügungstellung von geschützten Inhalten abwiegen wird. Da es sich bei der gegenständlichen Seite um The Pirate Bay handelt, deren Betreiber für ihre Aktivitäten bereits strafrechtlich verurteilt wurden, gehen wir davon aus, dass das Urheberrecht in Europa gestärkt aus dem Verfahren hervorgeht. Welche Rolle spielt eine Internet-Seite für legale Anbieter in dieser Hinsicht? GOESCHL: Neben der Förderung der Rechtssicherheit für österreichische Konsumenten und die legale Wirtschaft, kann das Portal durchaus auch als Landing-Page für umgeleitete Zugriffe auf gesperrte strukturell rechtsverletzende Seiten dienen und somit zusätzlich als Aufklärungsmaßnahme zur Legalität der Angebote im Sinne der Medienkompetenz agieren. KUNZE: Die Filmwirtschaft ist stets darum bemüht, eine sichere Online-Umgebung und einen Ausgleich der Marktchancen zu schaffen, damit legale Verwertungsmodelle reüssieren. Bewusstseinsbildung ist genauso eine Schutzmaßnahme gegen illegale Profiteure. Infos: agorateka.eu/ea/de/About, www.wko.at/branchen/FAMA/Legale-Online-Film--und-TVAngebote-in-Oesterreich.html
Brief von der Akademie Wer das Glück hat, beim Young Audience Film Day zu erleben, mit welcher Begeisterung sich die 12- bis 14jährigen ZuschauerInnen ihrer Juryarbeit widmen, kann eigentlich nur optimistisch in die Zukunft schauen. Der Young Audience Film Day, von der European Film Academy (EFA) 2012 ins Leben gerufen, beweist vor allem das: Europa macht Spaß - und es gibt ein junges Publikum für das europäische Kino, man muss nur beide zusammenbringen. Am 7. Mai ist es wieder soweit – dann werden über 2.000 Jugendliche in 31 europäischen Ländern und 37 Städten einen ganzen Sonntag lang im Kino verbringen, drei für den EFA Young Audience Award (YAA) nominierte Filme schauen, diskutieren und für ihren Favoriten stimmen. Als die EFA beschloss, dass sie mehr für den Publikumsnachwuchs tun müsse und fand, dass es kein geeigneteres Gremium gäbe, über einen Preis zu entscheiden als das junge Publikum selbst, begann eine Erfolgsgeschichte, von der wir alle nicht zu träumen gewagt hätten. Waren es im ersten Jahr noch sechs Länder, die sich beteiligten, waren es im darauffolgenden bereits neun, dann 17, und schließlich 25. Und in diesem Jahr sind es 31 Länder, darunter einige, die mit zwei oder drei Städten mitmachen – so auch Österreich, wo neben Wien erstmals auch St. Pölten dabei sein wird.
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Wer sind diese engagierten jungen ZuschauerInnen von Tel Aviv bis London, von Helsinki bis Valletta? Zuerst einmal sind sie ganz normale Jugendliche, die gerne Filme schauen, wenngleich US-Blockbuster bei ihnen deutlich vor europäischen Filmen rangieren. Sie gehen in Budapest, Istanbul, Lissabon, Skopje oder Wien zur Schule. Sie sind Schüler in Berlin und stammen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Für die meisten mag Europa eine Selbstverständlichkeit sein, für die, die erst kürzlich zu uns gekommen sind, möge Europa hoffentlich bald ein Ort werden, an dem sie sich respektiert und dazu gehörig fühlen dürfen. Der YAA ist ein schönes Beispiel für ein gelungenes Miteinander: Die Mitglieder dieser jungen, paneuropäischen Jury übernehmen Verantwortung, haben eine Stimme, sind Teil einer Gemeinschaft und erfahren mehr über andere Lebenswelten. Es dürfte wohl kaum ein Medium geben, das sich so sehr als Botschafter für die Vermittlung von unterschiedlichen Kulturen, Mentalitäten und Lebensformen eignet wie den Film. Und so werden auch die jungen Teilnehmer des YAA am 7. Mai neue Eindrücke und Erkenntnisse mitnehmen. Was den Tag aber so besonders macht, ist das gemeinsame Kinoerlebnis - vor Ort und über den ganzen Kontinent.
Am Ende des Tages übermitteln aus jedem Land zwei Jurysprecher das Ergebnis der nationalen Wahl nach Erfurt. Dort laufen die Drähte zusammen und findet auch die Preisverleihung statt, die online gestreamt wird. Es ist ein bisschen wie beim European Song Contest. Auch wenn der YAA ein vergleichsweise bescheidenes Projekt ist, haben beide doch etwas, das ihren Erfolg dem gemeinsamen Erlebnis verdankt – bei dem einen sind es die Lieder, beim anderen die Filme. Diese Kolumne ist eigentlich der Akademie des Österreichischen Films vorbehalten. Dass heute die European Film Academy an dieser Stelle einen Beitrag leisten darf, verdanken wir unseren österreichischen Kollegen, mit denen uns eine langjährige, wunderbare Kooperation verbindet. Dieses Gemeinschaftsgefühl müssen wir auch denen ermöglichen, die nicht so privilegiert sind. Der YAA kann dazu seinen kleinen, aber nachhaltigen Beitrag leisten. Danke, liebe Freundinnen und Freunde von der österreichischen Filmakademie, dass ihr mit soviel Kreativität dabei seid! Marion Döring Director European Film Academy/Producer European Film Awards YAA.EUROPEANFILMAWARDS.EU
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70. Filmfestival von Cannes Wenige Wochen bevor der 70. Wettbewerb um die Goldene Palme von Cannes unter Jurypräsident Pedro Almodóvar in seine erste Runde geht, gab das Auswahlkomitee einen ersten, aus österreichischer Sicht hocherfreulichen Ausblick auf das Programm der Sélection officielle 2017 bekannt.
AFC-Geschäftsführer Martin Schweighofer: „Nach der aus österreichischer Sicht sehr erfolgreichen Berlinale sind wir nun auch in Cannes sehr gut vertreten. Wenn man bedenkt, dass beim wichtigsten Filmfestival des Jahres rund 2.000 Filme für den Hauptbewerb eingereicht werden, ist es keine Selbstverständlichkeit hier ausgewählt zu werden.“
Wettbewerb um die Goldene Palme: „Happy End“ von Michael Haneke „Happy End“ von Michael Haneke wird in der „Sélection Officielle“, der wichtigsten Kategorie des Festivals, im Wettbewerb um die Goldene Palme laufen. Der Spielfilm des zweimaligen Gewinners der Goldenen Palme und Oscar-Preisträgers Michael Haneke wurde im Sommer 2016 in Frankreich gedreht. Die Hauptrollen besetzte der österreichische Regisseur mit Isabelle Huppert und Jean-Louis Trintignant. Hinter der Kamera nahm erneut der Oscarnominierte Kameramann Christian Berger Platz. Produziert von WEGA Filmproduktion, Les Films du Losange (F), X-Filme Creative Pool (D), hergestellt mit österreichischer Unterstützung von: Österreichisches Filminstitut, ORF, Filmfonds Wien Mit: Jean-Louis Trintignant, Isabelle Huppert, Fantine Harduin, Mathieu Kassovitz
Un Certain Regard: „Western“ von Valeska Grisebach
Semaine de la Critique: „Theeran Tabu“ von Ali Soozandeh
Eine Gruppe von deutschen Bauarbeitern macht sich auf den Weg auf eine Auslandsbaustelle in der bulgarischen Provinz. Das fremde Land weckt Abenteuergefühle bei den Männern. Gleichzeitig werden sie mit ihren Vorurteilen und ihrem Misstrauen konfrontiert. Für zwei der Männer wird ein nahe gelegenes Dorf zur Bühne für einen Konkurrenzkampf um die Anerkennung und die Gunst des Dorfes.
Das animierte Gesellschaftsdrama erzählt die Geschichte von einer Handvoll Menschen in Teheran, einer Stadt voller Verbote und doktrinärer Prinzipien: Pari, die den Lebensunterhalt für sich und ihren fünfjährigen Sohn Elias als Prostituierte verdienen muss; Babak, ein Musikstudent, der von dem Mädchen Donya unter Druck gesetzt wird, ihre Jungfräulichkeits-Operation zu finanzieren; Sara, die gehorsam mit ihrem Ehemann und dessen Eltern als Hausfrau die traditionellen Werte der iranischen Gesellschaft lebt. Als die verschiedenen Schicksale aufeinanderprallen, verändert sich das Leben aller...
Produziert von Komplizen Film (D) in Koproduktion mit coop99 filmproduktion (A), Chouchkov Brothers (BG), KNM und ZDF - Das kleine Fernsehspiel, hergestellt mit österreichischer Unterstützung von: Österreichisches Filminstitut Mit: Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek, Syuleyman Alilov Letifov, Veneta Frangipova, Viara Borisova
Produziert von coop99 filmproduktion, Regie und Drehbuch: Ali Soozandeh, Kamera: Martin Gschlacht
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Ruderboot im Ozean Der Erfolgslauf der Edition Der Österreichische Film geht weiter. Initiator und Verleger Georg Hoanzl plant eine 12. Staffel für den Herbst. Im Film, Sound & Media-Interview erläutert er seine Firmen-Strategie, die nach einer Strukturreform auch im Musikbereich neu durchstarten soll.
Georg Hoanzl
„Ich kenne kein vergleichbares Projekt, weder in Europa noch in Amerika, das das nationale Filmschaffen eines Landes über einige Jahrzehnte auf einer Edition versammelt.“
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Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Edition „Der Österreichische Film“? GEORG HOANZL: Ich kenne kein vergleichbares Projekt, weder in Europa noch in Amerika, das das nationale Filmschaffen eines Landes über einige Jahrzehnte auf einer Edition versammelt. Bislang umfasst diese Edition 280 DVDs und 387 österreichische Filme aus allen Genres – von Avantgarde bis Dokumentation, von Komödie bis Drama, von historischen Juwelen bis zu aktuellen internationalen Erfolgen. Üblicherweise verschwinden wertvolle Filme, die in dieser Edition versammelt sind, nur wenige Monate nach Veröffentlichung aus dem stationären Handel. Unsere Edition „Der Österreichische Film“ ist allerdings aufgrund großer gemeinsamer Anstrengungen seit nunmehr zehn Jahren in über 750 Geschäften in ganz Österreich und aktuell bereits auf vielen digitalen Plattformen als Video on Demand abrufbar. Als wir 2006 mit der Edition begannen, konnten wir uns nicht vorstellen, welchen Erfolg und welche Vielfältigkeit dieses Projekt erreichen würde. Und: die Erfolgsgeschichte geht weiter, wir planen im Herbst weitere 15 DVDs mit 20 Filmen herauszubringen. Wichtig ist uns , auch den digitalen Vertrieb weiter anzukurbeln. 1,5 Millionen verkaufte DVDs erzählen eine Erfolgsgeschichte, die auch digital fortgeschrieben wird: Knapp 200 Titel aus der Edition sind bei den 10 relevantesten Plattformen als Video on Demand abrufbar, ein Vertriebskanal, der mit gleicher Energie wie die physische Edition ausgebaut wird. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? HOANZL: Damit, dass von Beginn an alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben. Beginnend bei den Produzenten und Kreativen über die Partner wie Der Standard bis hin zu den Förderern ÖFI, Filmfonds Wien und BMFUK – und natürlich auch das Publikum. Die erwähnten Zahlen sprechen ja für sich … Die heimische Filmindustrie kann zurecht stolz darauf sein, was hier gemeinsam geschaffen wurde und ich freue mich, dass wir unseren Teil des zur Verfügbarkeit-Machens beitragen konnten. Wie sehen Sie das Potenzial für den österreichischen Film generell? HOANZL: Es ist schon für internationale Großpro-
duktionen aus Übersee schwer genug in Österreich die 100.000 Besucher-Marke in den Kinos zu überschreiten, für heimische Produktionen, die mit extrem geringeren Budgets als die internationale Konkurrenz auskommen müssen ungleich schwerer. Umso erfreulicher ist es, wenn zum Beispiel aktuell Josef Haders Regiedebut „Die wilde Maus“ jetzt schon mit über 250.000 Besuchern erfolgreicher ist als etwa der sechsfache Oscar-Preisträger „La La Land“. Also ganz eindeutig: Das Potenzial für den österreichischen Film ist da. Im Kino treten die heimischen Produktionen gegen den Rest der Welt an und das ist gnadenlos. Wenn die Besucherzahlen nach zwei bis drei Tagen nicht stimmen, wird der Film aus dem Programm genommen. In unserer Edition wird er wiederbelebt und verfügbar gemacht. Sie sind auch über die österreichischen Kinofilme hinaus als Verleger aktiv …? HOANZL: Wir bringen etwa ORF-Landkrimis ebenso auf DVD heraus wie die neuen Stadtkomödien, das heimische Kabarett bis hin zu Theaterproduktionen. Insgesamt haben wir bislang über 1.500 Titel verlegt, eigentlich eine beachtliche Zahl für dieses Land. Zumal die Situation ja nicht einfacher wird. Der DVD-Anteil im Markt ist rückläufig, wenngleich nach wie vor signifikant. Dennoch muss man nun zwei Mal überlegen, welches Projekt man realisiert und wie man es finanziert. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass das physische Produkt mittelfristig weiterhin relevant bleibt. Die DVD, CD oder auch Vinyl hat sich vom Mitnahmeprodukt zum Fanprodukt entwickelt, im Filmbereich ebenso wie im Musikbereich. Stichwort Musikbereich: Gibt es hier neue Projekte? HOANZL: Nach einer Zeit der Umstrukturierung, mit der wir die Firma den neuen Marktgegebenheiten angepasst haben, sind wir nun in der Lage mit voller Energie auch im Musikbereich noch aktiver zu werden. Wir arbeiten sehr intensiv daran, mit den österreichischen MusikerInnen und Labels eine Struktur aufzubauen, die es erlaubt, neben dem digitalen auch weiterhin den physischen Vertrieb von Musik aufrecht zu erhalten. Dabei ist es notwendig, der Musikszene eine gewichtige und stabile Struktur anzubieten. Durch die Diversifikation der Firma mit ihren verschiedenen Standbeinen – Label, Vertrieb, Künstler- und Veranstaltungsagentur bis hin zum Globe Theater gemeinsam mit Michael Niavarani – ist die stabile Struktur gegeben, gepaart mit den Vorteilen, nicht an einen großen Konzern gebunden
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Die Ulrich Seidl-Box umfasst 18 DVDs
zu sein. Wir können neue Projekte und Wege probieren und wendig auf entsprechende Entwicklungen reagieren. Wir wollen im Musikbereich ein ähnlich erfolgreiches, neuartiges Modell initiieren, wie wir es mit der Film-Edition etabliert haben. Allerdings nicht im Sinne eines Archivs, sondern mit Blickrichtung auf künftige Projekte. Ich sehe uns als Ruderboot im Ozean der Musik. Ich bin keine Fluglinie für den internationalen Durchbruch, aber ein solides Busunternehmen (Nightliner) für den gesamten deutschsprachigen Raum. Das haben wir in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Unsere Ambitionen sind als Einladung an die österreichische Musikbranche zu verstehen.
Sie erwähnten die Anpassung an die Marktgegebenheiten, wie meinen Sie das konkret? HOANZL: Meine Firma hat über 50 fixe MitarbeiterInnen beschäftigt. Der Markt hat sich bewegt und wir mussten darauf reagieren. Wir haben ja in den letzten Jahren antizyklisch ausgebaut, wo andere Marktteilnehmer die Company geviertelt haben. Nun beschäftigt Hoanzl 30 fixe MitarbeiterInnen und befindet sich so in einer strukturellen Größe, die der österreichischen audiovisuellen Branche Stabilität bieten kann.
Aktuelle Hoanzl-Produktionen
Interpret/Regie Titel TT
VÖ
FILM
Ulrich Seidl Hader Constantin Wulff
Ulrich Seidl Box Brenner-Box 4 DVDs Wie die anderen
18 DVD BOX 4 DVD BOX DVD
28.4. 28.4. 28.4.
Kabarett
Gernot & Gruber
Küss die Hand
DVD
12.5.
ORF
Serie Film
Schnell ermittelt 5 Schnell ermittelt - Einsamkeit
3 DVD BOX DVD
19.5. 19.5.
FILMLADEN
Stefan Ruzowitzky
Die Hölle
DVD
19.5.
CONCORDE Bob, der Streuner DVD 18.5. John Wick 2 DVD 27.06. MUSIK 5/8 erl in Ehrn Duft der Männer CD 21.04. Gregor Meyle Meylensteine 2 2er CD 28.04. Söhne Mannheim Mannheim CD 21.04. Poxrucker Sisters In olle Foarbn CD 12.05.
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media SKY 1 : Erste Station Wien
Alex Brüggeman war für Sky Arts in Wien
Passenderweise in das Mumok, wo gerade auch eine Ausstellung der unkonventionellen Künstlerin Jakob Lena Knebl zu sehen ist, lud der Fernsehsender Sky Arts HD, um sein neuestes Projekt aus der Sparte Kunst zu zeigen. Es geht um « Art in the City » in der sich der renommierte Kulturjournalist Alex Brüggemann auf die Suche nach Street Art macht. Erste Station – welch Zufall – war Wien. Vom Prater über den Grafitti-Star Nychos Frau Ina, Paul Dworacek und Sebastian Schlager. bis in die Albertina –Brüggemann schreitet die Grenzen von akademischer Kunst und subversiver Neuerfindung ab, es ist ein Magazin der Subkultur, über Street-Art, Tattoo-Kunst, eine Gratwanderung zwischen Straße und Hochkultur - und ein ganz unkonventioneller Reiseführer. So wurde Wien noch selten gezeigt! Start der wöchentlichen Entdeckungsreise war Mitte April, nach Wien folgten Zagreb, Basel und weitere 6 Städte. Zu sehen ist „Art in the City“ nicht nur auf Sky Arts HD, sondern auch auf Abruf via Sky Go und Sky On Demand.
Sky 2: CL-Finale im Wiener Volkstheater Am 3. Juni vereint sich die Königsklasse des Fußballs mit jener des Theaters: Sky veranstaltet ein Premium Viewing des UEFA Champions League Finales im geschichtsträchtigen Wiener Volkstheater. Welche Klubfarben das Theater zu diesem außergewöhnlichen Event zieren werden, steht erst nach dem Halbfinale fest. Knapp 1.500 Kilometer vom Finalort Cardiff entfernt werden rund 800 Gäste, darunter Prominenz aus Politik, Wirtschaft und selbstverständlich Sport und Kultur, über den Green Carpet den Theatertempel betreten um in einzigartiger Atmosphäre Augenzeugen des Aufeinandertreffens der beiden besten Mannschaften Europas zu werden. Erstmals wird dabei ein Fußballspiel auf einer riesigen Theaterleinwand in Ultra HD und damit vier Mal schärfer als in HD gezeigt. Christine Scheil, Geschäftsführerin von Sky Österreich: „Mit der Sky Sport Night im Volkstheater verbinden wir das Beste aus der Welt der Kultur mit dem Besten aus der Welt des Sports - getreu unserem Bestreben, den Sky Kunden das beste Entertainment bieten zu wollen. Darüber hinaus stellen wir mit der Übertragung des UEFA Champions League Finales in Ultra HD unsere Innovationsführerschaft einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis.“
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KommAustria verlängert Digitalradio-Testbetrieb mit ORS um ein Jahr Die Medienbehörde KommAustria hat den bestehenden DAB+Testbetrieb in Wien und Umgebung um ein weiteres Jahr verlängert. Im Großraum Wien werden seit zwei Jahren im Rahmen des Testbetriebs sowohl von etablierten als auch von völlig neuen Radioveranstaltern 15 Radioprogramme gesendet. Die ORS fungiert im Digitalradio-Pilotbetrieb weiterhin als Multiplexbetreiber und Programm-Aggregator. Die Verbreitung der Programme erfolgt von den Standorten DC Tower und Wien, Liesing. Damit werden rund 2,5 Millionen potenzielle Hörer erreicht. Für den Empfang benötigt man ein DAB+-fähiges Radio. Mit der Verlängerung des Pilotbetriebs wurde das Programm-Angebot leicht verändert: Soundtraxx und Lounge FM sind nicht mehr enthalten. Das Tiroler Heimatradio U1 Tirol wurde neu aufgenommen. Die aktuelle Sender-Liste lautet nun: Arabella Rock, ARBÖRadio,Big City Live, Energy, ERF Plus, Herold relax, Mega Radio, Now Radio, Radio Klassik, Maria, Radio Melodie, Radio Technikum, Radio U1 Tirol, Sout al Khaleej.
Entertainment-Paket gesichert Constantin Film und die ProSiebenSat.1 Media SE verlängern ihren bestehenden Rahmenlizenzvertrag und setzen damit ihre langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Die Auswertungsrechte umfassen alle nationalen und internationalen Eigen- und Co-Produktionen der Constantin Film mit Drehbeginn 2017 und 2018. Zu den kommenden Highlights gehört beispielsweise der dritte und letzte Teil der „Fack Ju Göhte“-Reihe: Nach den beiden ersten Filmen, die insgesamt rund 15,1 Mio Kinobesucher begeisterten und zu den erfolgreichsten deutschen Filmen aller Zeiten gehören, schließt Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin mit seinem Team die Trilogie in diesem Jahr ab. Der erste Teil der Kultreihe feierte im Oktober 2016 mit einer Rekordquote von rund 32 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern bereits seine Free-TV-Premiere auf ProSieben. Rüdiger Böss, Executive Vice President Group Programming Acquisitions, ProSiebenSat.1 Media SE: „Mit dieser Vertragsverlängerung sichern wir uns ein erstklassiges Entertainment-Paket, das unsere Wettbewerbsposition nachhaltig stärkt: Constantin ist eine der Top-Adressen für Talente und Künstler in Deutschland und bietet mit einem Mix aus deutschen Kinohits, die perfekt den Zeitgeist widergeben, und internationalen Blockbustern genau das richtige Programm für unsere Sender. Ich freue mich, dass wir unsere langjährige Zusammenarbeit nahtlos fortsetzen.“ Neben Constantin Film zählen unter anderem Warner Bros., Disney, NBCUniversal, CBS, Paramount, Studiocanal und Twentieth Century Fox zu den Partnern von ProSiebenSat.1. Damit hat die ProSiebenSat.1 Group langfristige Verträge mit nahezu allen großen Hollywood-Studios sowie zahlreichen wichtigen Produzenten und Filmbetrieben.
Foto © ORF/Milenko Badzic
MEDIA-geförderte Filme beim Crossing Europe Filmfestival Linz, 25. - 30. April 2017 (Auswahl)
Das Förderprogramm der EU für den Kultursektor und die Kreativund Filmbranche
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Fernsehfonds Austria: Alfred Grinschgl sagt Adieu! Zum 1. Antragstermin des Fernsehfonds Austria wurden 40 Fernsehfilmprojekte eingereicht. 32 Projekte entsprachen den Förderkriterien und erhielten Förderungen von insgesamt 8.681.272.- Euro. Alfred Grinschgl erläutert im Film, Sound & Media-Interview die Details und zieht ein Resumee nach 16 Jahren als Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Medien. Mit 1. Juli diesen Jahres geht er in Pension.
Alfred Grinschgl
„Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir in Österreich im Bereich der Medienregulierung und -förderung sehr gut aufgestellt sind. Ich kenne auch kein anderes Land, wo es eine konvergente Einrichtung für Telekom und Rundfunk gibt.“
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Wie beurteilen Sie das Niveau der eingereichten Projekte zum ersten Antragstermin 2017? ALFRED GRINSCHGL: Das Niveau der diesmal eingereichten Projekte entspricht meiner Meinung nach dem Anspruch von public value, also gehobener Unterhaltung. Sechs Fernsehfilme werden mit insgesamt 3.942.130.- Euro gefördert, die 13. Staffel der beliebten Krimiserie Soko Donau mit 2.854.318.Euro und 25 Dokumentationen mit in Summe 1.884.824.- Euro. Es finden sich sehr interessante Projekte, unter den 25 Dokumentationen, die der Fernsehfonds Austria beim 1. Antragstermin gefördert hat, möchte ich – pars pro toto – die Dokumentation „Maria Theresia – Die Schwiegermutter Europas“ herausgreifen, die von der Interspot Film-Gesellschaft hergestellt worden ist. Dies ist eine Darstellung der österreichischen, ja der europäischen Geschichte aus der Zeit des 18. Jahrhunderts. Durch die ‚politische‘ Verheiratung vieler ihrer Töchter in andere Länder hat sie zu einer jahrzehntelangen Dominanz der Habsburger in halb Europa beigetragen. Neu ist in dieser wissenschaftlich begleiteten Dokumentation, dass Maria Theresia in den letzten Jahren ihrer Regentschaft ziemlich depressiv – heute könnte man sagen Burn-Out-gefährdet – gewesen ist.
Stichwort public value – finden sich auch Projekte von privaten Fernsehsendern unter den Antragstellern? GRINSCHGL: Faktum ist, dass der überwiegende Teil, also fast 95 % der geförderten Produktionen auf öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen sind, der ORF ist nahezu bei jeder Produktion beteiligt zumeist mit öffentlich-rechtlichen Partnern wie ARD, ZDF, BR oder Arte. Stichwort privat – Wie beurteilen Sie den Verkauf von ATV an die ProsiebenSat1Puls4Gruppe? GRINSCHGL: Die RTR unterstützt als Geschäftsstelle die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) und war daher hier sehr eingebunden und ich bin froh, dass ATV weiter bestehen beliebt, die Alternative wäre eine Insolvenz gewesen, die u.a. den Verlust von über hundert Arbeitsplätzen bedeutet hätte. Sie gehen nach 16 Jahren als Geschäftsführer der RTR für den Fachbereich Medien mit 1. Juli in den Ruhestand. Wie fällt Ihr Resumee aus? GRINSCHGL: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir in Österreich im Bereich der Medienregulierung und –förderung sehr gut aufgestellt sind. Ich kenne auch kein anderes Land, wo es eine konvergente Einrichtung für Telekom und Rundfunk gibt. Ist das ein Vorteil? GRINSCHGL: Ich nenne ein aktuelles Beispiel: die Entscheidung bezüglich der 700 MHz-Frequenzen, die der Mobilfunk vom Rundfunk im Jahr 2020 übernehmen wird, fällt einfacher aus, wenn beide Bereiche unter einem Dach vereint sind. Ebenso finde ich es wichtig und gut, dass die RTR und vor allem auch die KommAustria nicht nur für den privaten Sender sondern auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verantwortlich ist. Und die Möglichkeiten der Förderung finden im deutschsprachigen Raum ohnedies keinen Vergleich. Inwiefern? GRINSCHGL: Der Fernsehfonds Austria vergibt im deutschsprachigen Raum mit seinen 13,5 Millionen Euro pro Jahr die größte Geldmenge. In Deutschland gibt es bekanntlich keine nationale Fernsehförderung, nur regionale, die aber deutlich weniger do-
media tiert ist. Das hat u.a. zur Folge, dass Sender wie ARD oder ZDF sich sehr gerne an österreichischen Projekten beteiligen. Das ist auch ein Vorteil für den ORF. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Fernsehfonds Austria? GRINSCHGL: Zu Beginn, also vor nunmehr 14 Jahren verfügte der Fernsehfonds über ein Budget von 7,5 Millionen Euro, 2017 über 13,5 Millionen. Im Regierungsprogramm von 2013 wurden 15 Millionen festgeschrieben und ich hoffe nach wie vor, dass diese Mittel bald auch zur Verfügung stehen werden. Wie hoch ist das Gesamtbudget der RTR im Medienbereich? GRINSCHGL: Das Budget der RTR-GmbH wird jedes Jahr vom Aufsichtsrat beschlossen. Unser Budget für beide Fachbereiche, also für Medien und für Telekom und Post, hat einen Umfang von ca. 15 Millionen Euro. Dazu kommen im Fachbereich Medien aber noch die Förderungen. Das sind für den Fernsehfonds wie gesagt 13,5 Millionen Euro, 15 Millionen Fördergeld stehen für den kommerziellen und drei Millionen für den nicht kommerziellen Privatrundfunk zur Verfügung. Weiters haben wir jedes Jahr 500.000.- Euro für den Digitalisierungsfonds. Die Förderungen machen
zusammen 32 Millionen Euro pro Jahr aus. Natürlich ist es meine Herausforderung und die meiner rund 32 MitarbeiterInnen, sehr sorgfältig mit diesen Mitteln umzugehen und sie richtig einzusetzen, denn es ist das Geld der österreichischen Steuerzahler. Wie sehen Sie die aktuelle Situation beim Digitalradio dab+? GRINSCHGL: Hier stellen wir in den nächsten vier Jahren 4 Millionen Euro als Fördergeld zur Verfügung. Ich bin der Meinung, dass es ein gemeinsames Vorgehen von ORF und den privaten Radios geben soll, ebenso einen Termin für ein etwaiges Abschalten der UKW-Frequenzen – aus Norwegen, wo dies aktuell gerade passiert, hört man allerdings sehr unterschiedliche Erfahrungen. Und wenn man sich dazu entschließt, müssten die Förderungen entsprechend angehoben werden. Wie lautet Ihre abschließende Beurteilung nach 16 Jahren Fernsehfonds Austria? GRINSCHGL: In all den 16 Jahren gab es nie auch nur ansatzweise eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser Einrichtung. Weder seitens der Politik, noch auf Seiten der Branche. Ich wünsche jedenfalls meinem Nachfolger/Nachfolgerin, dass das so bleibt.
„Zu Beginn, also vor nunmehr 14 Jahren verfügte der Fernsehfonds über ein Budget von 7,5 Millionen Euro, 2017 über 13,5 Millionen. Im Regierungsprogramm von 2013 wurden 5 Millionen festgeschrieben.“
Positive Förderentscheidungen vom 16.03.2017 Firma Satel Film GmbH MONA Film Produktion GmbH Graf Filmproduktion GmbH EPO - Filmproduktionsgesellschaft m.b.H. Graf Filmproduktion GmbH Lotus-Film Gesellschaft m.b.H. Satel Film GmbH Pammer Film e.U. Riha Filmproduktions GmbH Satel Film GmbH ON-MEDIA TV- und Filmproduktion GmbH Interspot Film-Gesellschaft m.b.H. Interspot Film-Gesellschaft m.b.H. pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion m.b.H. CINEVISION TV & Videoproduktion GmbH & CoKG Interspot Film-Gesellschaft m.b.H. D5 Productions GmbH MR-Film Kurt Mrkwicka Gesellschaft m.b.H. Clever Contents Gesellschaft m.b.H. pre tv Gesellschaft für Film- und Videoproduktion m.b.H. DOR FILM Produktionsgesellschaft m.b.H. Gerhard Mader - Produktion West DOR FILM Produktionsgesellschaft m.b.H. Metafilm GmbH Langbein & Partner Media GmbH & Co KG Mag. Friedrich Moser Navigator Film Produktion & Co. KG Moonlake Entertainment GmbH & Co KG Alfred Ninaus - RANfilm Kurt Mayer Film Langbein & Partner Media GmbH & Co KG Alfred Ninaus - RANfilm Gesamt EUR
Titel Genre Die Toten von Salzburg - Teil 2+3 F Herrschafts-Zeiten I und II F Die Toten vom Bodensee 6 + 7 F Der Geldmacher F Harri Pinter, Drecksau F Der Tote im See F SOKO Donau / Wien - 13. Staffel S Baumeister der Republik - 2. Staffel D Über Österreich - Eine zweite Erkundung (4 Folgen) D Aufgetischt - 9. Staffel D Pfusch am Bau - Staffel XIII D Maria Theresia - Die Schwiegermutter Europas D Die Akte Nero - Auf den Spuren einer antiken Verschwörung D Andreas Hofer D Klösterreich D Universum Hermann Maier - Meine Heimat - Das Montafon D Mythos Geschichte: Lebensraum D MAXIMILIAN - BRAUTZUG ZUR MACHT D Vieler Herren Häuser, Staffel 2 D Der wahre Winterchampion D Die wahren Abenteuer des André Heller D Schicksal in Frauenhänden D André Hellers Menschenkinder - 5.Staffel D Die Weltherrschaft D Gesellschaftspolitik (5 Folgen) D CHARADE D Prix Provocateur D Climb Every Mountain - Sound of Music Revisited D Die Gärten der Habsburger (2 Folgen) D Heimat in Bewegung Folge 01- Wiener Wirbel D Elvis und das Mädchen aus Wien D Die Adria der Habsburger D
Förderung in E 993.868 696.405 687.000 656.000 471.153 437.704 2.854.318 234.130 164.585 157.285 130.000 112.500 100.000 100.000 84.067 82.500 80.880 77.859 65.000 60.000 58.000 49.000 47.800 47.000 43.500 40.000 34.599 33.300 25.000 23.499 22.320 12.000 8.681.272
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MIPTV 2017: ORF Erfolge Neben ORF Universum-Dokumentationen erfreut sich auch fiktionaler Content aus Österreich großer Beliebtheit bei internationalen Broadcastern. Das Content Sales International-Team der ORF-Enterprise unter der Leitung von Marion Camus-Oberdorfer kehrt von der MIPTV 2017 in Cannes mit beachtlichen Verkaufserfolgen zurück, die das hohe Interesse an Qualitätsproduktionen des ORF unterstreichen.
Der Österreichische Stand auf der MIPTV
ORF-Präsenz in Cannes
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ORF-Enterprise-Chefin Beatrice Cox-Riesenfelder, „Universum“-Chef Andrew Solomon & Nikolaus Wisiak (preTV) luden zum „Universum“-Dinner in Cannes
„Die einzigartige Qualität der ORF-Produktionen ist das beste Argument, um am internationalen Markt Erfolge zu erzielen. Das steigende Interesse an fiktionalen Inhalten zeigt das starke Zusammenspiel der österreichischen Filmwirtschaft mit dem ORF auf und unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts“, kommentiert Marion Camus-Oberdorfer., Head of Content Sales. Im Rahmen des alljährlichen Dinners der ORF-Enterprise lud das Content Sales International-Team zu einem Vorab-Screening der neuen ORF Universum-Dokumentation „Brahmaputra – Himmelsfluss aus dem Himalaya“ (Koproduktion mit CCTV 10, VITVC, ARTE France und ZDF) und konnte den in 4K produzierten Naturfilm sofort an die schwedische Anstalt SVT verkaufen. SVAT sicherte sich auch den Zweiteiler „Die kanarischen Inseln“, der kürzlich auch an ARTE (Deutschland und Frankreich), SRF (Schweiz), RTL (Niederlande), TV AD (Vietnam) und NHK (Japan) erfolgreich verkauft wurde. SVT wird ebenfalls die preisgekrönte Dokumentation „Wüstenkönige – Die Löwen der Namib“ ausstrahlen, deren zweiter Teil auf dem renommierten Jackson Hole Wildlife Film Festival & Summit Premiere feiern wird. Al Jazeera (Quatar) und AB (Frankreich) schlugen bei den Wissenschaftsproduktio-
nen „Smart Cities“ und „Techno Sapiens – Die Zukunft der Menschheit“ zu. Das wöchentliche ORF-Wissenschaftsmagazin „Newton“ wird künftig bei TV AD im Vietnam gemeinsam mit weiteren 25 ORF Universum-Dokumentationen ausgestrahlt werden. Die deutsche WDR sicherte sich die Serienerfolge „Bösterreich“ und „Altes Geld“. Alle vier Staffeln von „Vier Frauen und ein Todesfall“ werden demnächst bei Viacom in Italien zu sehen sein. AXN Mystery aus Japan hat sich nach der erfolgreichen Premiere in 2016 eine zweite Staffel von „Vier Frauen und ein Todesfall“ gesichert. Kabel Deutschland entscheidet sich für sein Video-on-Demand-Angebot für ein prall gefülltes Paket mit Dokumentationen und fiktionalen Serien, das ebenfalls „Schnell ermittelt“ umfasst. Die VoD-Plattformen iflix und Curiosity Stream schlagen bei Dokumentationen und Magazinen sowie ORF UniversumHighlights zu, die in weiten Teilen der Welt – darunter Afrika, Pazifik-Region und Karibik – zu sehen sein werden. ORF-Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder ortet generell eine große Präsenz der Non-linearen Programmanbieter Netflix oder Amazon auf der diesjährigen MIPTV. Diese wären intensiv auf der Suche nach Content.
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Scharfes Nachdenken über die Welt Foto © Ingo Petramer
Unter der erstmaligen Intendanz von Thomas Edlinger (FM4) geht das Donaufestival vom 28. April bis zum 6. Mai über die Bühne. Die Mischung aus Musik. Performance und Kunst ist geblieben, einige Formatinnovationen hat sich der Kulturjournalist & Buchautor überlegt, insbesondere auch das Leitmotiv: was kann Empathie? Das Donaufestival hat sich in den letzten 12 Jahren zu einem Fixpunkt für genreübergreifende Gegenwartskunst entwickelt. Musik, Performance, bildenden Kunst standen gleichberechtigt nebeneinander. Was können Sie als neuer Intendant dem noch hinzufügen? THOMAS EDLINGER: Ich war Stammgast beim Donaufestival, kannte es daThomas Edlinger her aus der Perspektive des Besuchers, aber natürlich möchte man eigenständige Akzente setzen. Einiges wie bauliche Veränderungen, neue Locations werden mehr auffallen, mein Team spricht auch vom quantitativ umfangreichsten Programm, ich persönlich lege großen Wert auf den diskursiven Ansatz, so haben wir sicherlich mehr Theorieblöcke als sonst. Grundsätzlich aber ist das Donaufestival eine Plattform für künstlerische, pop-und subkulturelle Kontexte, in denen eine Spartentrennung in Musik, Performance, Medienkunst oder bildende Kunst längst keine Rolle mehr spielt. FM4-Hörern sind Sie als Gestalter der legendären Sendung „Im Sumpf“ gemeinsam mit Fritz Ostermayer bekannt, was hat Sie gereizt vom Journalismus in den Festivalbetrieb zu wechseln? EDLINGER: Die Abwechslung, das Neue, das Interesse an etwas Vertiefendem, Längerbleibendem. Journalismus ist eine sehr schnelllebige Angelegenheit, man beschäftigt sich mit einem Thema, das wird veröffentlicht und schon kommt das nächste. Das hat seine Reize, aber nachdem ich auch sehr gerne schreibe, kenne ich die Vorzüge, sich langsam auf ein Thema zu fokussieren. Es gibt unter Ihrer Intendanz heuer erstmals ein Festivalmotto, nämlich Empathie. Wie kamen Sie darauf? EDLINGER: Je länger ich mich damit beschäftigte, desto mehr lag es auf der Hand, wobei sich auch für mich erst durch die ausführliche Lektüre neue Blickwinkel ergaben. Spontan befürwortet jeder Empathie, politisch waren die letzten Jahre durch Willkommenskultur, Merkel, Obama geprägt, aber ob das ursprüngliche Ziel erreicht wurde, sei dahingestellt bzw. wollen wir untersuchen. Die Fähigkeit, in die Haut des anderen zu schlüpfen, wie Ex-US-Präsident Barack Obama die Empathie definiert, wurde
zum moralischen Ideal. Doch wer genau profitiert vom empathischen Imperativ? Wer braucht Anteilnahme und wer missbraucht Mitleid? Welche emanzipatorischen Potenziale liegen in der viralen Begeisterung? Leiden wir nicht schon an einer Empathieinflation? Ist es noch Empathie, wenn Politiker wie Trump dieses Gefühl für sich gebrauchen, um gegen die Bürokraten und Eliten zu wettern oder ist das nur eine Simulation von Mitgefühl? Das sind sehr kluge Fragen, aber wie kann man diese künstlerisch umsetzen? EDLINGER: Das Festivalprogramm per se beantwortet diese Fragestellungen nicht. Viele Beiträge werden sich aber mit ihnen beschäftigen >
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media Donaufestival in Zahlen: 6 Spieltage, 49 Konzerte 9 Performances in 27 Aufführungen, 8 Art&Installation-Projekte, 4 Theory&Talk-Veranstaltungen, 2 Filme Gesamt: 90 Veranstaltungen an 17 Spielorten in Krems Das Budget des Donaufestival 2017 samt anteiligen Overheads beträgt rd. 1,8 Mio Euro
„Ich denke, dass der Standort Krems ideal ist, denn wenn jemand zum Donaufestival kommt, will er dann auch gleich mehrere Aufführungen sehen und sich auch mit der Community austauschen.“
und natürlich wird man in dem heuer erstmals herausgegebenen Reader eventuelle Antworten auf diese brennenden Fragen lesen können. Ok, lassen wir uns überraschen, welche Schwerpunkte legten Sie bei der Musikauswahl, sehen Sie als Avantegardefestival Trends, wie entstand die Mischung aus etablierten Bands wie Einstürzende Neubauten und zB. jamaikanischen Dancehall wie ihn Equinoxx betreibt? EDLINGER: Popmusik entwickelt sich nicht linear und in Erbfolgen. Ich habe versucht, Bands, die für eine Entwicklung standen und nachfolgende maßgeblich prägten, in Zusammenhang oder Widerspruch eben zu ganz neuen Gruppen zu setzen, die ebenfalls zwischen den Stühlen einzuordnen sind. Die Musik wird sich zwischen Dancefloor, Rockbühne und Konzertsaat abspielen, wobei ich betonen möchte, dass wir mit der Minoritenkirche eine absolut tolle Location haben, die von der Architektur und dem Klang schon für sich beeindruckend ist. Ich denke, dass die Arbeit aller auftretenden KünstlerInnen etwas Singuläres an sich hat, das hoffentlich nachwirken wird. Wie schwierig ist es mit solch einem avancierten Programm neue Zielgruppen anzusprechen? EDLINGER: Die einfachste Antwort lautet mit einem interessanten Programm. Es gibt natürlich schon die Stammklientel, aber zugleich ist das Donaufestival nicht allein auf weiter Flur. Mittlerweile gibt es vor allem international einige renommierte Festivals, die auf vergleichbare Programmierungen
„Ich habe versucht, Bands, die für eine Entwicklung standen und nachfolgende maßgeblich prägten, in Zusammenhang oder Widerspruch eben zu ganz neuen Gruppen zu setzen, die ebenfalls zwischen den Stühlen einzuordnen sind.“
setzen. Wir haben versucht auch viele Ur- bzw. österreichische Erstaufführungen zu bekommen, das Programm soll verführen, funkeln aber nicht kompromisslerisch sein. Ist es nicht ein Widerspruch, dass ausgerechnet am oft vielgescholtenen konservativen Land NÖ so ein Festival finanziert wird bzw. auch funktioniert? EDLINGER: Das Donaufestival ist ja nicht neu und es gibt genügend Alternativen für jeden Kulturinteressierten. Ich denke, dass der Standort Krems ideal ist, denn wenn jemand zum Donaufestival kommt, will er dann auch gleich mehrere Aufführungen sehen und sich auch mit der Community austauschen. Aus diesem Grund haben wir die Festivalbar neu gebaut, es soll ein Ort der Kommunikation sein, in dem eine angenehme Atmosphäre herrscht und man sich quasi immer wieder über den Weg läuft. Wir reden bei der Besucherzahl ja von einer überschaubaren Masse.
Fidelio für die Welt Im September vergangenen Jahres startete das Klassikportal von ORF und UNITEL. Thomas Prantner, Stv. ORF-Direktor für Technik, Online und neue Medien erläutert im Film, Sound & Media-Interview das Konzept und die Ziele des über eine reine Klassithek hinausgehenden Angebots.
Thomas Prantner
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Wie kam es zur Gründung von fidelio? THOMAS PRANTNER: Es war die gemeinsame geniale Idee von Jan Mojto und Alexander Wrabetz eine digitale Klassikplattform für den deutschsprachigen Raum ins Leben zu rufen. Sie erhielt den Namen „fidelio“ und zu diesem Zweck wurde 2016 die KDV Klassik Digital Vertriebs-GmbH als 50:50 Joint Venture von ORF und der deutschen UNITEL gegründet. Die beiden Unternehmen verbindet eine jahrzehntelange erfolgreiche Kooperation, besonders im Bereich der Klassik. Die UNITEL gehört zu den wirklichen Big Playern im internationalen Rechte-, Kultur- und Musik-Business. Es wurde ein Beirat installiert, seitens des ORF sind hier GD Wrabetz und ich als Onlinechef vertreten.
Welches Konzept verfolgt fidelio? PRANTNER: „fidelio“ – online abrufbar unter www. myfidelio.at - ist die Klassik-Streaming-Plattform für Musikliebhaber und bietet erstklassiges audio-visuelles Streaming auf vier Produktsäulen: „Klassithek“, „Kanal“,„Live“ und „Entdecken“. Die Klassithek ist ein Archiv mit einer umfangreichen Auswahl an Opern, Konzerten aller Art, Musikfilmen und Dokumentationen, auf das Sie jederzeit und so oft Sie möchten zugreifen können. Der 24 Stunden Tune-In Kanal bietet Ihnen ein von Redakteuren sorgfältig ausgewähltes, abwechslungsreiches Programm. Bei den Live Events erleben Sie spannende Musikevents aus der ganzen Welt in Echtzeit, die mittels eines Countdowns angekündigt werden. In der Rubrik
media „Da „fidelio“ eine Streaming-Plattform ist, spricht sie auch jüngere, technikaffine Personen an, also eine neue Generation, die sich für Klassik interessiert.“ Thomas Prantner
l-r: ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, Johannes Everding (Unitel), Alexandra Fida (ORF) und Unitel-Chef Jan Mojto bei der Präsentation von „fidelio“ im September 2016
„Entdecken“ finden Sie spannende Lektüre in Form von Hintergrundinformationen zu diversen Sängern, Dirigenten, Musikern, Opernhäusern und spannende redaktionelle Artikel. Was ist das mittelfristige Ziel von fidelio? PRANTNER: Mit Alexandra Fida und Johannes Everding leiten zwei erfahrene Medien- und Marketingprofis „fidelio“, die die Plattform mit großem Engagement entwickelt und aufgebaut haben. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Marke „fidelio“ bekannt zu machen, das Angebot laufend zu erweitern, möglichst viele neue Abonnenten von unserem Produkt zu begeistern bzw. Abos zu verkaufen und das Gesamtprojekt zum Erfolg zu führen. fidelio startete vor rund einem halben Jahr. Gibt es schon erste Zahlen/Benutzer-Analysen etc.? welche features werden am meisten genutzt? PRANTNER: Das Angebot wird sehr gut angenommen. Vor allem für die Live-Events und das täglich aufs Neue kuratierte Programm, bekommt das „fidelio“-Team sehr viel Zuspruch von unseren Usern. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die zahlreichen Konzerte der Wiener Philharmoniker mit aktuellen Stardirigenten wie Christian Thielemann und Franz-Welser-Möst oder Legenden wie Leonard Bernstein und Herbert von Karajan. Wie reagiert die professionelle „Klassik-Welt“ auf das fidelioAngebot? Welche Content-Partner sind bisher an Bord? Welche sollen/könnten noch dazu kommen? PRANTNER: Die Reaktionen sind sehr positiv. „fidelio“ kooperiert natürlich mit UNITEL, der ORF-Kultur und ORF III; darüber hinaus mit weiteren namhaften Häusern und Institutionen, wie etwa mit den Wiener Philharmonikern. Gemeinsam wurden seit dem Start im September 2016 großartige Klassikproduktionen realisiert. In meiner Funktion als Beiratsmitglied führe ich derzeit intensive Gespräche, u.a. mit den beiden höchst erfolgreichen Kulturmanagerinnen Präsidentin Helga Rabl-Stadler von den Salzburger Festspielen und Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es hier zu einer Zusammenarbeit mit „fidelio“ kommen wird. Wie schätzen Sie das Potential der Zielgruppe ein? Bzw. hat fidelio auch Klassik-Fans außerhalb Österreichs im Visier? PRANTNER: Österreich ist weltweit eines der Top-Kultur- und Musikländer und berühmt für seine Geschichte, seine Kulturstätten und seine Festspiele und Festivals. Daher schätze ich die potentiel-
le Zielgruppe in unserem Land für ein derartiges Angebot sehr hoch ein. Da „fidelio“ eine Streaming-Plattform ist, spricht sie auch jüngere, technikaffine Personen an, also eine neue Generation, die sich für Klassik interessiert. Aber auch viele ältere Personen, die Klassik lieben, haben bereits ein „fidelio“-Abo erworben. Derzeit ist „fidelio“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar.
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RMS Texterworkshop Der RMS Texterworkshop, mit Unterstützung des CCA initiierter Kreativworkshop für Jungtexter, fand heuer bereits zum 16. Mal erfolgreich statt. Im Rahmen dieses 2-tägigen Workshops gelingt es in einzigartiger Weise junge Nachwuchstexter für das Medium Radio zu begeistern.
Die Juroren des 16. RMS-Texterworkshop
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nung Johannes Richter, Marketingleiter von MIDAS, zu während er seine Ausführungen und Erwartungen an eine Radiokampagne präsentierte. Die Aufgabe war es einen Imagespot zu texten und potentielle Kunden darauf hinzuweisen, dass man die „Herstellergarantie“ nicht verliert, wenn man nicht zu seiner Vertragswerkstatt geht. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Kreation und des Textens. Auch heuer standen den Jung-Kreativen wieder hochkarätige Tutoren mit ihrem Wissen um professionelle und wirksame Radiowerbung zur Seite: Hans-Peter Albrecht, Patrik Partl, Torsten Hennings und Werner Bühringer. Am Samstag wurden dann sämtliche Ideen und Texte in die Tat umgesetzt. Im bestens ausgestatteten und renommierten Tonstudio Blautöne wurden die kreierten Spots unter der professionellen Leitung der Tontechniker Klaus Mistlberger, Günther Oberleitner, Martin Sachsenhofer und Simon Proksch aufgenommen. Hierbei standen den 22 WorkshopTeilnehmern professionelle und aus vielen Werbespots bekannte Sprecher zur Seite: Bettina Barth, Sabina Chalupa, Silvia Plank, Wolfgang R. Muhr, Herbert Haider und David Oberkogler liehen den Spots ihre Stimmen. Um 15:30 konnten die Ergebnisse dem Kunden präsentiert werden. Mit 34 (!!!) Spots konnten die Teilnehmer MIDAS restlos von der Genialität und Vielseitigkeit des Radios überzeugen: „Ich bin ein-
22 hochmotivierte Texter ließen sich am Vormittag des ersten Workshoptages von den Referenten und überzeugten „Radioholics“ Patrik Partl (partlhewson) und Torsten Hennings (Studio Funk Hamburg) für das Medium Radio begeistern. Es ist jedes Mal aufs Neue erstaunlich und interessant, wie vielfältig und spannend Radiowerbung sein kann, wenn man einen Kunden hat, der einem Freiheiten gibt und Vertrauen schenkt. Denn Radio ist weit mehr als eine „billige Tonspur“ aus dem TV-Spot. Und Radio kann auch weitaus mehr als Hörer anzuschreien und wild Prozente rauszurufen. Radio ist Kino im Kopf, Radio ist Emotion, Radio bewegt! Das haben Torsten und Patrik anhand einiger bestens gelungener Hörbeispiele rasch klar gemacht. Es wurden auch unterschiedliche Formate zur Gestaltung von Radiowerbung vorgestellt: die Bandbreite reichte von „Slice of life“ über den „gespielten Witz“ bis hin zum „geborgten Format“. Der Kreation Einmal mehr Full House beim RMS-Texterworkshop und Phantasie sind also keine Grenzen gesetzt! Patrik Partl:„Für Radiowerbung braucht fach nur platt! Unglaublich was ihr hier in so kurzer man keine Topmodels und keinen teuren Flug nach Zeit geschafft habt. Und dann noch dazu so viele Südafrika, man braucht nur Papier, Stift und grenunterschiedliche Ansätze und Ideen.“ so Johannes zenlose Kreativität!“ Richter. „ich habe bereits 2-3 Favoriten. Ich werde Nach den interessanten Vorträgen wurde das Geheimmich mit meinem Team beraten und euch dann so nis um den diesjährigen Kunden gelüftet: MIDAS! schnell wie möglich Bescheid geben. Der erste TXW Die Teilnehmer hörten voller Motivation und SpanSpot wird definitiv schon im April on Air gehen!“
media Ausgezeichnete WissenschaftlerInnen Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) prämierte heuer bereits zum siebten Mal herausragende wissenschaftliche Arbeiten über den österreichischen Medienmarkt. Mit 31 wissenschaftlichen Arbeiten freute sich die Jury unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Matthias Karmasin (Universität Klagenfurt) über einen neuen Rekord an Einreichungen. „Die Medienbranche war bereits Ende der Neunziger als eine der ersten Branchen mit den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung konfrontiert und ist daher auch Vorreiter für innovative Lösungen und neue Geschäftsmodelle. Heute müssen sich alle Unternehmen intensiv mit neuen Technologien auseinandersetzen und das Know-how ihrer Mitarbeiter stärken. Ergänzend braucht es intensive Forschung in allen Zukunftsfeldern. Die heute prämierten Arbeiten liefern der Medienwirtschaft wichtige Erkenntnisse, um die Trends von morgen zu erkennen und die digitale Transformation zu meistern“, so Staatssekretär Harald Mahrer anlässlich der Verleihung. Die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für Dissertationen sicherte sich Florian Dorner mit seiner Arbeit „Advertorials versus klassische Printwerbung – Eine Wirkungsanalyse“ (Universität Graz). In der mit 2.000 Euro dotierten Kategorie Master-/Diplomarbeiten wurde Bennet Thilo Dietrichs Masterarbeit „Information 2.0: Vermittlung von Nachrichteninhalten – Der Einfluss von technischen Vermittlungsstrukturen auf traditionelle Journalismusanbieter“ (Universität Salzburg) ausgezeichnet. Der mit 2.000 Euro dotierte Hannes-HaasNachwuchspreis wurde an Viktoria Tröschers Magisterarbeit „Journalismus in sozialen Medien – Analyse der Auswahlkriterien von journalistischen Inhalten auf den Social-Media-Kanälen von derStandard.at, DiePresse.com und Kurier“ (Universität Wien) verliehen. Der VÖZ-Förderpreis Medienforschung wurde erstmals 2010 ausgeschrieben. Er wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die sich mit aktuellen und wichtigen Fragestellungen des österreichischen Medienmarktes befassen.
Reden-Wir.AT
Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin La Casa di riposo Es ist das Vermächtnis von Verdi. Die “Casa di riposo” (riposare = ausruhen/ruhen) in Mailand. Ein Altersheim für Musiker. Ein Ort, der Menschen in ihrer Lebensgestaltung, in ihrer Leidenschaft zu Musik und an ihrem Lebensabend vereint. Ein Altersheim, das sich von den Opernrechten Verdis finanziert. La Traviata, Rigoletto, Aida – schillernde Namen von Opern, die einen Urheber haben. Giuseppe Fortunino Francesco Verdi, italienischer Komponist der Romantik, geboren in Roncole, gestorben in Mailand. Es benötigt keiner weiteren Ausführung über Verdi – er ist ein Musiker, der noch viele Jahre nach seinem Tod zumindest unsere klassischen Adern berührt und uns auch post mortem mit seiner Musik in Gedanken fliegen lässt. Generationen bewegt und begeistert. Noch zu Lebzeiten hatte Verdi den Traum, Menschen, die ihr Tun und Lassen der Musik verschrieben haben, im Alter zu vereinen. Nicht jeder hat das große Glück, mit seiner Leidenschaft zu und seinem Können im Wohlstand von Musik zu leben und Verdi hatte einen sehr realistischen Zugang zu dem, was leider auch heute noch passiert. Es existiert eine Community, die ihre gesamte Persönlichkeit, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Wünsche, ihre Träume und ihr Glück in Noten und Klang manifestiert. Jeder von ihnen ist Freak, jeder von ihnen arbeitet mit Hingabe – und dennoch wird diese selten hinreichend goutiert und remuneriert. Nämlich in der Gestalt, dass Menschen, die ihre DNA in Musik prägen, ihren Lebensabend davon bestreiten können. Aber welches Konzept strebte Verdi mit seiner Umsetzung der “Casa di riposo” an? Für mich steht fest: Er wollte mit dem Altersheim, in dem ausschließlich Gleichgesinnte leben, eine einzigartige “Unternehmenskultur” aufbauen. Mit den 80er Jahren rückte das Phänomen “Unternehmenskultur” immer stärker in das Bewusstsein von Unternehmen. Unterstützt durch empirische Studien im angelsächsischen Raum, setzte sich die Erkenntnis durch, dass nicht nur die “hard skills” (berufstypische Qualifikationen) einen wesentlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ausüben. Vielmehr wurde immer deutlicher, dass auch “soft skills” (fachübergreifende Kompetenzen) einen erheblichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen leisten. In der sogenannten “Kulturpyramide” (Homma/Bauschke: 2010) setzt sich die Unternehmensvision an die Spitze. Sie benötigen ein Leitbild – das Selbstverständnis eines Unternehmens. Die Vision benennt kein konkretes Ziel, es stellt die langfristige Perspektive dar. Gefolgt von den Werten, denen sich Unternehmen verpflichtet fühlen. Es müssen Leitlinien und Normen angestrebt werden. Zudem fügen sich noch die Verhaltensweisen hinzu. Das Kulturebenen-Modell von Edgar H. Schein (“Organizational Culture and Leadership” – ein must have in jeder Bibliothek!), Organisationspsychologe und Management-Professor am MIT in Cambridge, splittet sich in drei Ebenen: Sichtbare Verhaltensweisen-kollektive Werte-Grundannahmen. Schein definiert Unternehmenskultur “[…]a pattern of basic assumptions – invented, discovered, or developed by a given group as it learns to cope with its problems of external adaption and internal integration – that has worked well enough to be considered valid and, therefore, to be taught to new members as the correct way to perceive, think, and feel in relation to those problems”. Es ist die DNA eines Unternehmens, die leiten soll! Und: Das Herzstück der Unternehmenskultur ist die Kommunikation zwischen den Menschen. Verdi war davon überzeugt, dass die “Casa di riposo” wohl sein bestes Werk gewesen sei. Vielleicht auch aus diesem Grund ließ er seine Frau und sich in der Kapelle in der “Casa di riposo” begraben. Wenn ich Sie nun neugierig gemacht habe, dann können Sie in einem erst kürzlich erschienenen Bildband Eindrücke der “Casa di riposo” gewinnen, schauen Sie sich den Film “Il bacio di Tosca” an und ich wünsche Ihnen die Erkenntnis, dass jede Community, jedes Unternehmen, jede Einheit eine DNA benötigt. “Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen. Lehre den Männern die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer” (Antoine de Saint-Exupéry) www.reden-wir.at
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media Bücher, DVD & CO Kohl, Rouladen, Neonazis Die wuchtigen Romane um das Leben des Martin Schlosser machen ähnlich wie bei Serien süchtig: man kennt die handelnden Personen, die Zeit, den Humor, die Detailverliebtheit und wundert sich, dass es nach 500 Seiten leider schon wieder vorbei ist. Im vorliegenden 7. Teil seiner Familiengeschichte lässt der Autor Gerhard Henschel sein Alter Ego in die späten 1980er zurückversetzen, knapp vor dem Fall der Mauer. Martin hat sein Studium abgebrochen und lebt von den spärlichen Einkünften als Hilfsarbeiter einer Spedition. Sein Traum vom Schriftstellerleben hatte anders ausgesehen. Wer selbst diese Zeit miterlebt hat, wird sich in sehr vielem erkennen und was das wahrhaft Gute an diesem Buch ist, es wird nichts verklärt sondern wird so klar benamst, wie es eben damals war; ob es um Kohl, Rouladen oder Neonazis ging. Gleichzeitig darf man sich an seinen Freundlichkeiten gegenüber verdienten Kollegen wie Kempowski, Dutschke, Goldt & Co erwärmen und ihm anlässlich des frühen Todes der Mutter und den damit einhergehenden Veränderungen bemitleiden. Zitiert wird des öfteren auch der große Karl Kraus, der noch immer die oberste Lichtgestalt aller kritischen Journalisten ist. Gerhard Henschel: Arbeiterroman (Hoffmann und Campe)
Entlarvung im Silicon Valley Wie ein Leberwurst-Milkshake kommen dem Tübinger Rhetorikprofessor Richard Kraft die philosophischen Erklärungen seines potenziellen Geldgebers vor. Da kann man als LeserIn davon ausgehen, dass es nichts werden wird mit dieser Zusammenarbeit. Aber beginnen wir am Anfang: der erwähnte Professor wurde nach Stanford eingeladen, um dort mit anderen Kapazundern an einem Wettbewerb zum Thema „Was ist gut an unserer Welt und wie können wir sie noch verbessern“ teilzunehmen. Nachdem er aufgrund seiner privaten Situation ( die 2. Frau will die Scheidung, vier Kinder kosten viel Geld, Wohnen ist teuer etc.) das Geld unbedingt braucht, entschloss er sich nach Kalifornien zu gehen und gleichzeitig auch seinen alten Studienfreund Istvan zu besuchen. Der ein wenig in die Jahre gekommene Professor, ein überaus kluger, belesener, schwatzhafter Mann in der Krise wirft einen teils sehr humoristischen Blick auf seine Vergangenheit in Berlin, mit einer sehr lustigen Haselhoff-Episode, sein Werdegang wird anhand politischer Ereignisse authentisch und gibt dem Autor Gelegenheit, mit kapitalistischen Gesellschaftsmodellen abzurechnen. So ein neoliberaler Thinktank in Silicon Valley ist auch nicht jedermanns Sache. Jonas Lüscher: Kraft (C.H. Beck)
IT-Girl dreht durch Es ist schon der dritte Fall des kaltschnäuzigen Londoner Detective Nick Belsey, den diesmal seine Ermittlungen in Londons Welt der Reichen und Schönen führt. Hauptdarstellerin ist Amber Knight, ein sog. IT-Girl, das das glamouröse Leben eines Popund Filmstars lebt und zu dem der suspendierte Poli-
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zist so gar keinen Draht hat, zumindest anfänglich. Dem Autor Oliver Harris gelingt es bewundernswert genau die Oberfläche und seelische Leere, die sich in dieser Gesellschaft ausbreitet, aufzuzeigen. Der Fall selbst, wird natürlich nicht verraten, nur so viel, es ist sehr glaubwürdig, hochinteressant, spannend und sogar ganz witzig. Und London ein wenig zu kennen, schadet bei der Lektüre auch nicht. Oliver Harris : London Stalker (Blessing)
Es ist vollbracht „Eine Geschichte hat weder Anfang noch Ende, nur Eingangstoren“ - dieses Motto findet sich zwar erst fast am Ende des neuen Schmöker von Carlos Ruiz Zafón, aber seit seinem ersten Buch verfährt er nach diesem Prinzip. Mit seinen Romanen rund um den Friedhof der vergessenen Bücher schuf der spanische Bestsellerautor eine der faszinierendsten Erzählwelten aller Zeiten. Die Verheißung, die mit ›Der Schatten des Windes‹ begann, findet mit seinem neuen großen Roman ›Das Labyrinth der Lichter‹ ihre Vollendung. Die Brutalität des Franco-Regimes wird einem um die Ohren geworfen, dass man fast nicht mehr weiterlesen möchte, je länger die Folter anhält. Aber Zafón hat eine Geschichte zu erzählen und die ist so spannend, dass man ihm gerne folgt: in das verwinkelte Barcelona, in die Palais von Madrid, hinauf in die Pyrenäen, überall findet seine Heldin Alicia Gris Spuren, die ein großes Rätsel lösen soll. Daneben beschwört er noch die Liebe zur Literatur, seiner Stadt, schönen Frauen und Weißwein. Meisterlich verknüpft Carlos Ruiz Zafón die Erzählfäden seiner bisherigen Bücher zu einem spannenden Finale. Jeder Band versteht sich als ein unabhängiger Eingang zum Friedhof der vergessenen Bücher. Carlos Ruiz Zafón: Das Labyrinth der Lichter (S. Fischer)
Feinschmecker aller Länder, vereinigt euch! Auch wenn man wenig Interesse am Kochen hat, dem Fotografen und Musiker Michael Langoth gelingt es, dieses zu wecken. Zuerst natürlich der Titel: Das kulinarische Manifest, das er und seine Kochgenossen verfasst haben, sorgt schon für Aufmerksamkeit und hat man das große, klarerweise rote Buch erst mal in der Hand, wird der strengste Polittheoretiker zum Genussmenschen. Die Gerichte sind dermaßen appetitlich angerichtet (großes Lob an die Foodstylisitn Laura Langoth), die Rezepturen visuell effektiv-simpel dargestellt und der Inhalt höchst sympathisch vorgetragen. Langoth und seine Kochgenossen stehen für eine neue Art des Kochens eine, die sich nicht von der Lebensmittelindustrie und der Protzerei fder Prestige-Küchen beirren lässt. Er plädiert für alltagstaugliches Kochen, das auf den authentischen Regionalküchen aufbaut. Mit sorgfältig erarbeiteten Kochanleitungen wird gezeigt, was es bedeutet, das Konzept eines Gerichts zu verstehen und die mit ihm verbundenen handwerklichen Traditionen zu erkunden. Michael Langoth: Das kulinarische Manifest (Pustet)
media Bücher, DVD & CO Liebevolle Hege und Pflege Vor dem Kochen kommt das garteln und jetzt wie unschwer zu erkennen, sind diejenigen, die scih dafür begeistern können, wieder schwer eingesetzt. In Österreich kennen wir Barbara Frischmuth als gärtnernde Schriftstellerin, in Israel hat es dem Romanschriftsteller Meir Shalev diese Beschäftigung angetan. Um sein Haus im Norden Israels hat er seinen Garten angelegt – mit lauter wilden Blumen, Sträuchern und Bäumen, die er liebevoll hegt und pflegt. Jede Pflanze, die heranwächst, jedes Tier, das ihm im Garten begegnet, löst Gedanken, Erinnerungen, Geschichten über Natur und Kulinarik, Geschichte und Gegenwart, Mensch und Kreatur, Liebe und Literatur aus. Ein Selbstporträt des Künstlers als Gärtner, voller Lebensweisheit und Humor. Und natürlich auch besonders interessant, welche Pflanzen dort wachsen. Ideale Lektüre im Garten! Meir Shalev: Mein Wildgarten (Diogenes) Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Mit 40 Illustrationen von Refaella Shir.
Komödie oder Keule? Der ehrenwerte Versuch über ein brisantes Thema eine Filmkomödie zu machen, ist dem Regisseur Simon Verhoeven nur teilweise gelungen. Sicher, er richtet sich mit diesem Familienfilm um einen Flüchtling, der bei einer sehr gut situierten Münchner Familie Unterschlupf findet an ein breites Publikum und muss dementsprechend viele Aspekte unterbringen, aber etwas weniger papierene Dialoge und vorhersehbare narrative Stränge hätten nicht geschadet. Was dafür entschädigt ist das gesamte deutsche All-Star-Schauspielteam, das mit einer echten Freude am Werken ist, da sitzt jeder Ton und es kommt auch immer wieder zu sehr komischen Szenen vor allem mit Heiner Lauterbach als gutaussehenden, älteren Arzt, dem der Traum aller deutschen Frauen, nämlich Elyas M‘Barak in die Quere kommt und der in der Disco doch nicht so gut aufgehoben ist. Senta Berger souverän in jeder Lebenslage, das Flüchtlingscasting schön spitz, der um den es eigentlich geht, der nigeranische Flüchtling Diallo(Eric Kabongo) wird nur ein einziges Mal von seinen Albträumen geplagt, die ja leider auf tatsächliche Zustände in seinem Land zurückzuführen ist, wie ja generell alles, das in diesem Film gezeigt wird, wichtig ist, aber ein wenig zu stark mit der pädagogischen Keule einherkommt. Willkommen bei den Hartmanns (Warner)
Im Namen der Terrorismusbekämpfung Wenn Filmstudios Projekte von Oscar®-Preisträger Oliver Stone („Nixon“, „JFK – Tatort Dallas“, „Wall Street 1+2“, „Savages“, „World Trade Center“) ablehnen, muss es sich um ein heißes Thema handeln, denn fraglos hat der 70-jährige einige höchst relevante Filme vorzuweisen.Zum Glück sprang Europa ein, um die Geschichte rund um den berühmtesten Whistleblower Edward Snowden (höchst
glaubwürdig: Joseph Gordon-Levitt) zu verfilmen. Es geht los in Hongkong, wo sich der ehemalige NSA-Mitarbeiter mit Journalisten des Guardian und der Dokumentarfilmerin Laura Poitras traf, um ihnen seine Aufzeichnungen zu geben. Diese beweisen, dass die US-Regierung über weltweite Überwachungsprogramme verfügt, die tief in die privatesten Bereiche eindringen. Dabei werden nicht nur vermeintliche Terroristen überwacht, sondern auch das Leben normaler Bürger: Mails, Telefonate und jegliche Form digitaler Kommunikation – alles wird gespeichert. Schockiert von dieser Entdeckung beginnt Snowden, geheime Dokumente zu sammeln, die das Ausmaß dieses enormen Machtmissbrauchs beweisen. In Rückblenden wird die persönliche Geschichte dieses konservativen Patrioten aufgezeigt, höchst authentisch wirken die Erzählsprünge und Bilder und obwohl kein großer Spannungsbogen herrscht und man das Ende ja kennt, ist man gefesselt von dieser Ungerechtigkeit, die im Namen der Terrorismusbekämpfung sich alles erlaubt. Snowden (Universum) R: Oliver Stone
Verschachtelter Thriller Basierend auf dem Besteller „Girl on the Train“ der britischen Autorin Paula Hawkins, mit einer großartigen Emily Blunt in der Hauptrolle der Alkoholikerin Rachel, die jeden Tag am Hauses ihres Exmannes (Justin Theroux) vorbeifährt und dessen vermeintliche Idylle mit schöner Frau, Baby und sexy Nanny sie noch tiefer verzweifeln lässt, hätte es ein spannender Film werden können. Aber leider fehlt die dem Buch innewohnende Spannung. Fllmisch mit Rückblenden ausgestattet wird der Thriller verschachtelt, man lässt sich zwar ablenken, aber der große Wurf wurde es leider nicht. Girl on the Train (Rainbow) R : Tate Taylor
Freundin war mal Fast zeitgleich erscheint diese DVD, in der ähnlich wie oben Frauen im Mittelpunkt stehen und Männer bestenfalls als Radnfiguren herhalten. Anna (Mackenzie Davis) und Beth (Caitlin Fitzgerald) waren einst beste Freundinnen, haben sich aber aufgrund von Streitereien und einem ständigen Konkurrenzkampf über die Jahre auseinandergelebt. Bei einem gemeinsamen Ausflug nach Big Sur, in Kalifornien, wollen die beiden wieder zu ihrer alten Freundschaft zurückkehren. Jedoch wird das Wiedersehen der früheren Freundinnen alles andere als herzlich und zwischen ihnen baut sich eine unheimliche Spannung auf… mehr sei nicht verraten, aber tauschen würde man nicht wollen. Always Shine (Sony) R : Sophia Takal
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dates SAMY DELUXE
„Berühmte letzte Worte“ (Universal) 1.05., Wien, Ottakringer Brauerei
CHILLY GONZALES
„Room 29“ (Universal) 3.05., Wien, Konzerthaus
THORSTEINN EINARSSON
Der Amadeus-Preisträger mit dem schwierigen Namen und der leichten Musik begeistert Jahr für Jahr mehr ZuhörerInnen mit seinen Popsongs und sympathischen Auftreten. „ - 1 ;„ (Sony), 3.05., Wien, Wuk
CHRISTIAN KJELLVANDER
Der schwedische Singer/Songwriter veröffentlicht im Oktober 2016 sein neues Album, das er mit Band in einer Kirche in seinem Dorf in Schweden aufgenommen hat. Live verleiht er diesen Songs mit seiner einzigartigen Stimme und nur seiner Gitarre eine ganz eigene, bezaubernde Note. „A Village Natural Light“ (Tapete Records) 5.-8.5., Salzburg, Linz, Villach, Wien
DISASTAR
4.05., Wien, B72
SHAWN MENDES
4.05., Wien, Stadthalle
BEATBOXERFII
Mit vielen Kumpels wird musiziert und wie es sich in diesem Genre gehört wird nur mit der Stimme eine einzigartige Show erzeugt, zwischen Party, Comedy, Pop und Alternative. 5.05., Wien, Wuk
SOL GABETTA
FEHLFARBEN
Wird ein Klassentreffen wenn die Düsseldorfer Punk/WaveCombo rund um Sänger Peter Hein ihr 1980 erschienenes Album „Monarchie und Alltag“ wiederauferleben lässt. In einer Zeit von Playlists, Streaming und drastisch verkürzter Social Media-Aufmerksamkeit feiert die „Monarchie und Alltag“-Reinszenierung das klassische Album als künstlerische Ausdrucksform. Pop als Vehikel der Moden, der Aktualitäten und Dringlichkeiten einerseits, als Biotop zeitloser, dauerhaft gültiger, kanonisierter Musik andererseits: hier soll diese Widersprüchlichkeit thematisiert werden. Monarchie und Alltag , Vergangenheit und 21. Jahrhundert, der artifizielle Rahmen eines Museums und die Gegenwart von Schweiß, Lederjacken, Rock’n’Roll. « Monarchie und Alltag », 9.05., Wien, 21erHaus
OSTINATO
12.5., Wien, Gasometer
KISS
21.5., Wien, Stadthalle
MILOW
15.5., Graz, Orpheum
DEEP PURPLE
17.5., Wien, Stadthalle
FANTASY
Bonnie & Clyde (Sony), 23.-27.5., Ö-Tour
RÁUL MIDON
« Bad Ass and Blind » (Inakustik) 28.5., Wien, Porgy
BRYAN FERRY
30.5., Wien, Stadthalle
BRUNO MARS
« 24K Magic » (Warner), 3. 06., Wien, Stadthalle
HANS ZIMMER
LUDOVICO EINAUDI COLDPLAY
CHINA MOSS
RICHARD BONA
7.+8.05., Linz, Wien, Porgy
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wean hean Das Wienerliedfestival 2017
10.5., Wien, Konzerthaus
« Elements « (Universal), 9.06., Wien, Stadthalle
6.05., Wien, Porgy & Bess
JAZZliebe
Noch ein Geheimtipp ist dieses Jazzfestival in der Oststeiermark, wo es bekanntlich gut zu leben ist, essen, trinken und dazu zb. Sir Oliver Mally u.ä. Kapazundern lauschen. www.jazzliebe.at, 20.04.-12.05.
MICHEL CAMILO & TOMATITO
6.06., Wien, Stadthalle
5.+7.05., Wien, Konzerthaus
Die ersten Frühlings-/ Sommerfestivals
« Hymn for the Weekend » (Warner) 11.6. Wien, ErnstHappel-Stadion
THE PIANO GUYS
12.06., Wien, Stadthalle
Schon ein Pflichttermin, wenn u.a. Peter Matic und Julia Stemberger verkünden: Ich bin nicht gerne doda. Verschiedene Locations www.wienervolksliedwerk.at, 21.04.-18.05.
INNtöne Festival
Man mag sich gar nicht erinnern, wie oft es zu Pfingsten in Oberösterreich schon geregnet hat (Dauerregen) und trotzdem wurde mit größter Freude musiziert. Die Stammgäste beweisen es beim Jazz am Bauernhof Jahr für Jahr aufs neue. Klingende Namen treffen auf Newcomer, Freejazzer auf die Trachtenkapelle. Sehr sympaticó. www.inntoene.com, 2.-4. 06.
Rock in Vienna
Konkurrenz belebt, hier für die Stadtverwöhnte, am Land, für die, die mal etwas anderes erleben wollen. Große Namen gleicherorten. Auf der Donauinsel zB. Kings of Leon, Deichkind, House of Pain, Elft Boy, Deichkind, Marteria. Das Festival ist nicht nur zum ersten Mal 4tägig und genretechnisch breiter gestaltet, sondern verzichtet 2017 auch auf das duale Bühnenmodell. www.rockinvienna.at, 2.-5. 06.
mobil Nova Rock
soundmobil kia niro hybrid
Und hier das Original auf den Pannonia Fields in Nickelsdorf. Wer dort noch nie war, kann eigentlich nicht mitsprechen, wenn es um Festivals geht. Nur ein paar Namen: Green Day, In Flames, Prophet of Rage etc. und als Kult gibt es in der late night special: the one and only Hoff. www.novarock.at, 14.-17.06.
Jazz Fest Wien
Den Anfang macht der zum Kult aufgestiegene Pianist Ludovico Einaudi, dann geht es mit großen Namen wie Thomas Quasthoff, Miles Mosley, Herbei Hancock, Madeleine Peyroux weiter bis hin zu einer strikt weiblichen All-Star-Band im Wiener Rathaus. Nur einer wird leider heuer fehlen: Al Jarreau. www.jazzfest.wien, 9.06.-10.07.
Donauinselfest
Beeindruckende Zahlen: 18 Themeninseln | 600 Stunden Programm | 130 Zelte und Pagoden | 4 Info- und Meeting Points | 40 km Stromkabel | 4,5 km Festivalgelände | 11 Bühnen | 207 Büro- und Lagercontainer | 35 Wohnwagen | 7.500 m Absperrungen | 15 Vidiwalls | 52 Vereinzelungsschleusen | 40.000 Rollen WC-Papier | 60 BesucherInnenleittürme | Über 1.500 MitarbeiterInnen | 200 MitarbeiterInnen Auf- und Abbau Infrastruktur www.donauinselfest.at, 23.-25.06.
Nu Forms Festival
Bei der von den heimischen Bassmusik-Größen Camo & Krooked präsentierten zweiten Auflage kann man sich auf einiges einstellen. Das neue „Family Cometogether“ der internationalen „Bass Music Kultur“ hat auch diesmal so ziemlich alles im Repertoire, was Drum’n’Bass hergibt. www.wiesen.at, 29.06.-01.07.
Mit einem SUV gut aussehen oder mit einem Hybrid sparsam und umweltbewusst sein? Wieso nicht beides? Der Kia Niro vereint beides als erster Crossover-Hybrid. Der 1,6-Liter Benziner ist mit einem kompakt bauenden Elektromotor gekoppelt und gibt eine Systemleistung von 141 PS an das SechsgangDoppelkupplungsgetriebe ab. Dieses schaltet je nach Bedarf komfortabel oder sportlich, manuelle Eingriffe sind ebenso möglich. Die Lithium-Polymer-Akkus weisen eine hohe Leistungsdichte auf und beeinträchtigen mit ihrer kompakten Bauweise das Gepäckraumvolumen nicht. So erzielt der Kia Niro einen Durchschnittsverbrauch von 3,8 bis 4,4 Litern Benzin pro 100 Kilometer, bzw. emittiert 88-101 Gramm CO2 pro Kilometer. Um jeden Liter Kraftstoff optimal zu nutzen, wurden Reifen mit niedrigem Rollwiderstand entwickelt, die bei jeder Umdrehung Energie sparen. Antrieb, Fahrgestell, Auspuff und freiliegende Karosserieelemente sind auf geringstmöglichen Luftwiderstand beim Fahren ausgelegt. Noch sparsamer wird der Kia Niro dann ab dem Sommer. Dann gibt es den 4,35 Meter langen Crossover auch als PlugIn Hybrid, der an der Steckdose aufgeladen werden und rund 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen kann. Bei der Entwicklung des Kia Niro ging es aber nicht nur um Umwelt und Design allein. Übersichtliche Bedienungselemente, großzügiger Innenraum und ein variabler Gepäckraum mit 4271.425 Litern Volumen erleichtern den Alltag. Die gute Aerodynamik trotz SUV-Look sorgt mit dem guten cW-Wert von 0,29 für geringe Windgeräusche und niedrigen Verbrauch. Der neue Kia Niro wird in vier Ausstattungsniveaus angeboten. Dabei bietet bereits die Basisversion Titan wichtige Komfort- und Sicherheitsfeatures wie etwa Tempomat, Klimaautomatik, Leichtmetallräder, Lederlenkrad, Radio mit USB-Anschluss und Bluetooth-Freisprecheinrichtung, sowie Lichtsensor, Spurhalteassistent und Knieairbags. Fünfsterne-Sicherheit, Assistenzsysteme und Connectivity am neuesten Stand gehören natürlich zum Gesamtpaket ebenso dazu. Hervorzuheben wäre das Autonome Notbremssystem (AEB). Durch die Auswertung von Kamera- und Radardaten kann das AEB potenzielle Kollisionen mit einem Fahrzeug, Fußgänger oder sonstigem Hindernis erkennen, davor warnen und sogar maximale Bremskraft anwenden, um das Fahrzeug zu stoppen oder Schäden zu minimieren. Nützlich: der RCTA - Querverkehrsassistent warnt beim Zurücksetzen aus einer Parklücke oder einer Einfahrt wenn es Querverkehr in der Spur erkennt, in man einfährt. . Eine Herstellergarantie von 7 Jahren bzw. 150.000 km (bis zu 3 Jahre ohne Kilometerbegrenzung, ab dem 4. Jahr 150.000 km) ist natürlich ein weiteres gewichtiges Argument für den Kia Niro.
141 PS, Verbrauch 3,8 L, Höchstgeschwindigkeit 162 km/h Beschleunigung: 11,5 (0-100 km/h) Preis: ab 26.390.- Euro (inkl. aller Steuern)
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vinyl affairs von till philippi
Wegen des großen Erfolges verlängert … „Wegen des großen Erfolgs verlängert!“ hieß es in meiner Kindheit immer dann, wenn der Zirkus in der Stadt gastierte. Mit etwas Wehmut erinnere ich mich an diese (nicht nur wegen des Zirkus) unbeschwerten Jahre, waren es doch auch die Jahre, in welchen zum einen mein Musikgeschmack geprägt wurde, zum anderen auch die Jahre, als sich auf dem tragbaren Plattenspieler meiner Großmutter die ersten (noch ausnahmslos) schwarzen Scheiben drehten. Beeindrucken konnte ich mit dem mir heiligen Stück allerdings weder das andere Geschlecht noch meine Freunde und schon gar nicht „die Verwandtschaft“. Ganz verstehe ich das bis heute nicht, denn das Ding war „portable“ und man konnte Platten darauf in vier (!) Geschwindigkeiten abspielen. Und erst die Sound-Effekte die sich damit erzielen ließen – wenn schon sonst keiner, wenigstens ich war begeistert. Zugegeben, ich habe diese von meiner Umgebung aus unterschiedlichsten, mir völlig unverständlichen Gründen als Lärm, als Krawall, empfundenen „Eigenkompositionen“ das ein oder andere Mal wegen des großen Erfolgs verlängert ... ... „ein picksüßer Elvis“ auf 78 gespielt, das kann was, genau wie Eela Craig auf 45, Johnny Cashs gesungene Bonanza-Melodie auf 33 hingegen lahmte mehr denn, dass sie durch die Prärie galoppierte und auch Ziggy Stardust auf 16 war zugegeben mehr rauschend als berauschend. Letztgenannte bleiben damit, sofern mich meine Erinnerung nicht trügt, einmalige Erlebnisse. 16, 33, 45, 78 waren nicht nur Zahlen in meinem damals sicher beschränkten Zahlenraum, es waren DIE Zahlen, keine Variablen, fixe Größen. Apropos, keiner konnte Inch so rasch in Zentimeter umrechnen, schon gar nicht wenn es um sieben und zwölf ging. Und wer mit wem ging war, nebstbei erwähnt, damals das zweite große Thema, nicht selten kombiniert mit „Darf ich Dir meine Plattensammlung zeigen“. Diese wurde gehegt und gepflegt in ihrer Gesamtheit ebenso wie jedes einzelne Stück für sich. Bis auf die Eine,, die ihre Form an einem sonnigen Nachmittag am Plattenteller verlor und die Andere, die wohl auf einer „Insiderfete“ in einem der total angesagten Partykeller gleichsam ihren letzten Ton hauchte. Aber lassen wir das, denn sonst werde ich noch ideal, ähm sentimental, „und was ich dann so fühle ist nicht mehr normal“ ...
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Es waren jedenfalls keine Nummern auf einem Stick, auch keine Files auf einem Rechner es waren, tja was waren sie eigentlich damals, die Platten? Ausdruck eines Lebensgefühls, Teil der (Jugend)Kultur, Aufbegehren wahlweise gegen elterliche Repressalien, das Establishment und seine Vorstellungen, etc.? Und was sind sie heute? – Teil der oder gar „Die Rache des Analogen“? Das hochgelobte, abgesehen vom etwas zuviel an „Name-dropping“, durchaus amüsante und lesenswerte Buch des kanadischen Journalisten und Autors David Sax geht der Frage nach „Warum wir uns nach realen Dingen sehnen“. Gleich im ersten Kapitel, „Die Rückkehr des Vinyl“ kommt nebst anderen bekannten Vertretern der Musikbranche Heinz Lichtenegger, Gründer und CEO des österreichischen Branchenprimus Pro-Ject, zu Wort. Für ihn war Vinyl ohnehin nie tot. Für viele Andere, vor allem die jüngeren Generationen, war die Schallplatte allerdings im wahrsten Sinn des Wortes von der Bildfläche verschwunden. Dennoch schließt sich gewissermaßen der Kreis, denn die Schallplatten „eroberten sich ihren Platz in der Gegenkultur zurück“ und wandelten sich vom „Retrofetisch zu einem coolen neuen Artikel“. Klar, so eine Plattensammlung die hat was – und sie herzuzeigen erst recht. Auch für die Kids von heute. Und wenn dann eine oder einer statt mit Stick zum Laptop mit einem Koffer voller Vinyl zu den Turntables geht ... ... der Erfolg ist vorprogrammiert. Apropos Erfolg, er sei ihm gegönnt dem Record Store Day und noch viel mehr den teilnehmenden Plattenläden. Zum zehnten Mal findet der als Tag der unabhängigen Plattenläden ausgerufene Record Store Day heuer statt und zum ersten Mal nicht am dritten Samstag im April sondern osternbedingt am Vierten. Das ist anläßlich der jährlich steigenden Vinyl-Rekordumsätze, die in den USA sogar den sogenannten „Black Friday“ übertreffen, allerdings nur eine Randnotiz und wird dem Hype um den RSD keinen Abbruch tun. Dass der Record Store Day alleine aufgrund der medialen Aufmerksamkeit, die er auf sich und damit (wieder) auf die Schallplatte gezogen hat, ein wesentlicher Baustein des Vinyl-Comebacks ist, ist unbestritten. Dass er nicht „wegen des großen Erfolges verlängert“ und zur Gänze von Industrie und Handel vereinnahmt wird, wollen wir ihm zum Geburtstag wünschen.
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