Film, Sound & Media N°2/März 2017

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MÄRZ 2017

Film, Sound & Media

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“

Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche


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Inhalt

EDITORIAL

MÄRZ 17

musicbiz Die Zahlen für den österreichischen Musikmarkt 2016 liegen vor: so wurden insgesamt 137 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Umsätze mit StreamingAbos legten um 56 % auf bereits 17,5 Millionen Euro zu. Die Vinyl-Verkäufe stiegen mit einem Umsatzplus von 25 % auf 7,1 Millionen Euro. Während die StreamingUmsätze bereits das fünfte Jahr in Folge steigen, geraten Downloads bei allerdings nach wie vor substanziellen Umsatzwerten unter Druck. So wurden mit dem Download ganzer Alben in 2016 9,3 Millionen Euro (-21%) und mit EinzelsongDownloads 6,5 Millionen Euro (-16%) erwirtschaftet. Die Rückgänge bei den Downloads können erfreulicher Weise von den Streaming-Diensten mehr als wett gemacht werden – insgesamt verzeichnet der Digitalmarkt ein Plus von 7,3%. Erfreulich: die starke Präsenz heimischer Künstler in den Charts. Das mit 4-fach Platin ausgezeichnete Erfolgsalbum „Ham Kummst“ von Seiler und Speer führt die Liste der offiziellen „Austria Top 40“ Album-Verkaufscharts an. Insgesamt platzierten sich nicht weniger als 30 Alben-Produktionen aus Österreich in den Top 100 Album-Charts, 11 davon schafften – für mindestens eine Woche – den Sprung ganz an die Spitze der Verkaufscharts. Auch der heimische Film feiert zur Zeit Erfolge. Allen voran Josef Haders Regiedebut „Wilde Maus“, das (bei Redaktionsschluss) bereits über 200.000 Besucher in die Kinos lockte. Ein Wert, der schon lange nicht mehr von einem österreichischen Kinofilm erzielt wurde. Es scheint, dass lokaler Content zunehmend attraktiv wird - auch europaweit: knapp eine Milliarde Besucher wurden 2016 an den europäischen Kinokassen verzeichnet. Das ist der höchste Stand seit 2004. Man kann nur wünschen, dass dieser Trend auch 2017 anhält. Die Zeichen stehen jedenfalls gut ... Hannes Hochstöger, Herausgeber

4 news 8 Ö. Musikmarkt 2016: 137 Mio. Euro Umsatz 10 Amadeus Award: Die Nominees 12 IMZ: Avant Première 14 Jubiläum: 20 Jahre Heinz aus Wien

filmbiz 16 news 18 Diagonale: Grundprämisse guter Film 20 EU-Kino: 1 Milliarde Besucher 2016 22 Untitled: Glawoggers Vermächtnis 24 VFC: Acht Jahre im Dienste des Films 28 MPLC: Werknutzung optimieren 30 Filmpreis 2017: István Szabó im O-Ton

media 32 news 34 3sat: All Time High 35 Jubiläum: 20 Jahre RadioKulturhuas 36 Radio: Rundruf 40 3TV: Fernsehen der Zukunft

rubriken 31 Brief von der Akademie 41 reden-wir.at 42 Bücher, DVDs & Co 44 dates Cover: Das Kultmusical „Tanz der Vampire“ kehrt anlässlich des 20jährigen Jubiläums an den Uraufführungsort Wien zurück und feiert dort am 30. September 2017 im Ronacher Premiere. Die Show basiert auf dem Kultfilm von Roman Polanski, der genau vor 50 Jahren erstmals gezeigt wurde. Das Musical von Michael Kunze (Buch) und Jim Steinman (Musik) feierte am 4. Oktober 1997 im Raimund Theater in Wien Weltpremiere. Von Wien aus eroberte die Produktion die Welt: „Tanz der Vampire“ war und ist in zahlreichen Ländern (Deutschland, Finnland, Russland, Japan, Tschechien, Schweiz u.v.m.) zu sehen und erfreut sich dort großer Beliebtheit. Insgesamt haben bereits über acht Millionen Besucher weltweit eine Vorstellung von „Tanz der Vampire“ gesehen. Das Stück wurde mittlerweile in 12 Sprachen in übersetzt und in insgesamt 13 Ländern zur Aufführung gebracht. Das Publikum erwartet eine perfekte Mischung aus packenden Rockballaden, umwerfender Komik, fulminanten Tanzszenen und opulenter Ausstattung. „Tanz der Vampire“, ab 30. September 2017 im Wiener Ronacher

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Impressum: Medieninhaber &Herausgeber: KronosVerlagGmbH., 1130Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-4067585, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. IreneSchwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer MedienProduktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- EuroDVR: 092752.

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musicbiz Edelmetall-Reigen für Jonas Kaufmann

die wichtigsten Pressevertreter Österreichs sondern auch Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle, Christian Struppeck, Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, Autor Titus Hofmann und Executive Producer Ulf Maschek mit denen Fendrich das neue Musical I am from Austria geschaffen hat. Fendrich freute sich über die Auszeichnung, dankte seinem Team, seiner Band aber auch Dieter Semmelmann für die wunderbare Zusammenarbeit und machte sich nach kurzer

l-r: Oliver Wazola (Sony Music Austria, Head of Classics & Jazz),
Jonas Kaufmann, Dietmar Lienbacher (Sony Music Austria, Division Head)

Am Opernball lagen ihm die Damen darnieder, davor erhielt der wiedergenesene Tenor Jonas Kaufmann noch Gold- und Platin für seine Alben „Du bist die Welt für mich“, „Nessun Dorma – The Puccini Album“ und das aktuelle„Dolce Vita“. ausgezeichnet. Von den insgesamt fünf bislang bei Sony Classical erschienen Studio-Alben von Jonas Kaufmann konnten somit vier Edelmetall-Status in Österreich erreichen. Alle vier Alben konnten eine Top-Ten- Platzierung in den österreichischen Charts belegen. „Du bist die Welt für mich“, eine Aufnahme mit Operetten-Evergreens der 20er- und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts, konnte sich in den Austria Top 40“ sogar 26 Wochen, also ein halbes Jahr behaupten. Entsprechend groß war Jonas Kaufmanns Freude über die Auszeichnung seiner drei zuletzt veröffentlichten Einspielungen: „Eine solche Resonanz freut mich natürlich riesig, nicht nur als Zeichen von Wertschätzung meiner Arbeit, sondern auch als Zeichen dafür, dass klassische Musik in Österreich nach wie vor einen ganz besonderen Stellenwert hat.“ Und für Sony Music Austria freut sich Dietmar Lienbacher, Sony Music Austria, Division Head: „Jonas Kaufmann ist heute als Tenor konkurrenzlos und eine Ausnahmeerscheinung im Klassik-Olymp. Wir gratulieren ihm herzlich zu diesem außergewöhnlichen, eindrucksvollen Erfolg.“

Gold, Schwarz oder Weiss Gleich zwei freudige Anlässe für Liedermacher Rainhard Fendrich Mitte Februar bei seinem Wienkonzert: eine ausverkaufte Wiener Stadthalle im Rahmen seiner gerade laufenden Tournee und dazu noch eine Goldverleihung für sein aktuelles Album „Schwarz oder Weiss“ in Österreich. Überreicht wurde ihm das Goldstück von seinem Tourneeveranstalter Dieter Semmelmann - Geschäftsführer der Semmel Concerts Entertainment GmbH -, er durfte Rainhard Fendrich seine 25. Goldene Schallplatte überreichen. Mit dabei waren nicht nur

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l-r: Nick Bader (Sepp Music), Alex Latta (Co-Produzent), Oliver Gattringer (Drummer), Jürgen Rottensteiner (Promoter AT), Willi Langer (Bassist), Robby Musenbichler (Gitarrist), Toni Huber (Team Fendrich), Rainhard Fendrich, Ralf Behrens (RA), Dieter Semmelmann (Geschäftsführer Semmel Concerts GmbH), Christiane Riener (Projektleitung Tournee Semmel Concerts GmbH), Lisa Wolf (PA, Merchandise), Anne Weinhardt (Recording), Julia Barth (Management Fendrich) Karolina Jarecki (Senior Head of Media Relations Semmel Concerts GmbH)

Zeit schon wieder auf den Weg zur Bühne, denn dort warteten über 7000 Menschen auf ihren Rainhard. Bei seinen Konzerten nimmt Fendrich seine Fans mit auf eine musikalische Reise, die schon vor über 30 Jahren begann. Für seine Kompositionen erhielt er 25mal Gold, 27mal Platin sowie weitere zahlreiche Awards, wie z.B. den World Music Award.

Missverständnisse aufgeklärt Was haben Bruce Springsteen und The Police, Madonna und die Boomtown Rats, die Beatles, Udo Jürgens oder Peter Fox gemeinsam? Ihre Hits wurden gänzlich anders verstanden, als sie ursprünglich gemeint waren. Ob das von Amerikas Konservativen vereinnahmte ›Born in the USA‹ von Bruce Springsteen, der vemeintliche Kuschelsong ›Every breathe you take‹ von The Police oder der vorgebliche Montagsmuffelsong ›I don’t like Mondays‹ der Boomtown Rats – die Geschichte der Pop- und Rockmusik steckt voller Missverständnisse. Die Palette reicht dabei vom simplen Verhörer über das Miss-


verstehen, weil man aus einem anderen Kulturkreis stammt, bis zur zielgerichteten politischen Vereinnahmung. Manchmal sind Songs aber auch einfach nicht zu entschlüsseln oder die Fans hören nur das, was sie auch hören wollen. So nimmt Autor Michael Behrendt den Musikhörer mit zu 66 Songs und Hits, die entweder unbewusst oder ganz gezielt falsch interpretiert wurden – mit der Folge, dass Stalker-Songs als Schmusehits, sozialkritische Lieder als patriotische Hymnen oder beißende Satiren als Fetenknaller Karriere machten. Michael Behrendt, „I don‘t like Mondays Die 66 größten Songmissverständnisse“, Theiss Verlag

„Electric Spring“ im MuseumsQuartier Wien

Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Christian Strasser, Direktor MuseumsQuartier Wien ergänzt: „‘Electric Spring‘ zeigt das vielfältige Angebot des MQ – von bildender Kunst bis hin zu elektronischer Musik ist für jeden etwas dabei. ‚Move‘ ist daher ein mehr als passendes Motto für ‚Electric Spring‘ und wird heuer noch öfter in vielfältiger Weise umgesetzt werden. Ich freue mich auf ein spannendes Festival – danke an das gesamte Team fürihren Einsatz.“Kuratiert wird „Electric Spring“ 2017 vom DJ/VJ-Kollektiv ETEPETETE. Seit 2007 sind die drei Frauen aus Graz und Wien neben namhaftenClubs und Festivals in Österreich auch auf internationalen Bühnen präsent. Zur Wahl ihres Mottos meinen die Kuratorinnen:„Angesichts der nationalen und internationalen gesellschaftspolitischen Entwicklungen fühlt sich unsere Generation oft ohnmächtig und verliert das Bewusstsein für die eigenen Handlungsmöglichkeiten. Dem wollen wir etwas entgegensetzen: Bewegung. Tanzen ist Bewegung, Musik kann etwas in Bewegung bringen und Visuals sind bewegte Bilder. Unser Ziel für diese zwei Abende ist es, der Ohnmacht laut und kräftig ins Gesicht zu lachen. Es geht nicht darum, etwas analytisch abzuhandeln, sondern zu gestalten: mit viel tanzbarer Musik und Diskurs. Bereits im Vorfeld gibt es für KünstlerInnen die Möglichkeit, sich bei einem Open Call zu beteiligen. Aber es gibt kein gutes Festival ohne BesucherInnen, die mit ihrer aktiven Teilhabe den Kreis schließen. Im Fokus steht Bewegung – im Gegensatz zu Stillstand.“

tipp3 Walk of Stars Museum Opening Night DJ/VJ-Kollektiv ETEPETETE kuratiert „Electric Spring“

Unter dem Motto „Move“ findet heuer bereits zum dritten Mal das elektronische Musikfestival „Electric Spring“ im MuseumsQuartier Wien statt. In Kooperation mit der Stadt Wien, dem Verein „Wien macht Kultur“, der Kunsthalle Wien sowie erstmals der Halle E. Am 20. und 21. April stehen mit u.a. Gerard, Mr. Dero & Klumzy Tung, Motsa, Mavi Phoenix, Lulu Schmidt, Clara Moto, Wolfram neue aber auch bekannte Klänge der österreichischen Elektronik- und Hiphop-Szene auf dem Programm. Kuratiert wird das Festival dieses Jahr vom DJ/VJ-Kollektiv ETEPETETE, den Auftakt an beiden Tagen bilden Konzerte im MQ Haupthof. Der Eintritt ist frei. „Heuer dürfen wir bereits zum dritten Mal einen ,Electric Spring` feiern. Der Hattrick des Wiener Festivals für elektronische Musik dokumentiert nicht nur die Bedeutung dieser spezifischen Musikszene, sondern auch den Anspruch eines ständig wachsenden Publikums. Den diesjährigen Festivalverlauf im MuseumsQuartier verdanken wir dem gelungenen Gesamtkonzept des Kuratorinnen-Teams ETEPETETE, sowie stundenlanger Nachtarbeit des Festivalteams rund um Thomas Heher. Ihrem Aufruf – move! – werden Wienerinnen und Wiener jeder Altersgruppe gerne folgen. Da bin ich sicher“, so

Alf Poier geigt im neuen „tipp3 Walk of Stars“- Museum im Wiener Prater auf

Fast wie zufällig fielen sie zusammen – der 50. Geburtstag von Alf Poier, Universalkünstler, und die Eröffnung des neuen „tipp3 Walk of Stars“-Museums im Wiener Prater. Also feierten mehr als einhundert geladene Gäste, vorwiegend aus dem Music-Biz und Medien das Opening der neuesten Attraktion. Ab sofort können Fans an der Adresse Riesenradplatz 2 (direkt gegenüber des Riesenrads) von 10:00 bis 18:00 Uhr Hand- und Fußabdrücke ihrer Lieblinge bestaunen und anfassen.

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musicbiz Ein neuer Rekord! Die vier Museen der Wien Holding – Haus der Musik, Mozarthaus Vienna, Kunst Haus Wien und Jüdisches Museum Wien – blicken mit fast 600.000 BesucherInnen auf das erfolgreichste Jahr der letzten zehn Jahre zurück. „Wir sind stolz darauf, wie gut sich unsere Museen in den letzten 10 Jahren entwickelt haben. Der Besucherrekord zeigt deutlich, dass unser Konzept Kunst und Kultur auf eine besondere Art und Weise erlebbar zu machen beim Publikum ankommt. Denn in unseren vier Museen steht Peter Hanke nicht nur die Wissensvermittlung, sondern auch das Entdecken, Hören, Sehen oder Spüren im Mittelpunkt. Hier lässt sich Kultur hautnah erleben“, so Peter Hanke, Geschäftsführer der Wien Holding. Ausstellungen wie „Resound Beethoven“ im Haus der Musik, „Mozart im Mozarthaus“, „Martin Parr“ im Kunst Haus Wien und „Stars of David“ im Jüdischen Museum Wien begeisterten im Vorjahr insgesamt fast 600.000 BesucherInnen. Besonders das Haus der Musik und das Mozarthaus Vienna waren im Jahr 2016 wahre Besucher-Magnete.

Musik für 1,2 Milliarden

Peter Cruseder & Paul Katzmayr

„Ich kann es nicht fassen!“ Die erste Reaktion von Peter Cruseder, die zweite: das „Ploppen“ eines Sektkorkens. Die Seamaster 2017 International Table Tennis Federation World Tour wird mit Musik aus Österreich begleitet. Komponiert und produziert wurde der Song „King“ von Peter Cruseder aus St. Pantaleon-Erla (NÖ), Mischung und Projektabwicklung übernahm Paul Katzmayr aus Bad Leonfelden (OÖ). Ein sensationeller Erfolg für das Duo, das Corporate Audio Design für Unternehmen gestaltet. Die Reichweite dieses globalen Tischtennis-Bewerbs ist enorm: Rund 1,2 Milliarden Fans verfolgen via TV und Web die 12 Tourstopps und werden bei „King“ ihre Tischtennis-Helden anfeuern. Seine Premiere feierte der Song vor wenigen Tagen bei den Qatar Open, es folgen Turniere unter anderem in Japan, China, Australien und Ende August auch in Österreich, bei den Austrian Open

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in Linz – sehr zur Freude der beiden Produzenten. Mit einer kleinen Produktion von Katzmayr für die International Table Tennis Federation (ITTF) kam der Stein ins Rollen. Die Bewerbung für das Musik-Design nahmen beide eher sportlich, große Chancen rechneten sie sich nicht aus. Cruseder: „Schon das Vorrücken in die engere Auswahl war eine Ehre, aber dass wir uns schließlich mit unserem Musikpaket durchgesetzt haben, konnten wir einfach nicht glauben.“ Katzmayr weiter: „Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an den Moment denke, als wir die Nachricht aus Singapur bekommen haben.“ Cruseder komponierte und produzierte den Song „King“ eigens für das internationale Großereignis. Auf dessen Grundlage erarbeitete Katzmayr verschiedene Variationen, kümmerte sich um Schnitt und Synchronisierung des Musikpaketes mit den TV-Bildern, damit Ton und Bild exakt aufeinander passen. Um den Aufwind durch die ITTF World Tour zu nützen, wurde „King“ mittlerweile auf vielen Musikplattformen darunter iTunes, Amazon und Spotify veröffentlicht.

Sind sie das nächste große Ding? Die FM4-Lieblingsband Kommando Elefant hat die richtige Coolness, um in die Fußstapfen von Wanda, Bilderbuch oder Voodoo Jürgens zu steigen. Charismatischer Sänger, gut eingespielte Band, Freude an Live-Auftritten und ein famoses Album namens „Herz und Anarchie“ (Universal), das Herz, Hirn, Charme und die bestimmte Catchiness dieser Beisl-Dandys auf den Punkt bringt. Sie haben die 1980-er Jahre eingesogen, Referenzen an The Cure drängen sich auf, aber ironisch verdichtet.


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musicbiz

Österreichischer Musikmarkt 2016: 2016 wurden insgesamt 137 Millionen Euro am österreichischen Musikmarkt erwirtschaftet. Die Umsätze mit Streaming-Abos legten um 56 % auf bereits 17,5 Millionen Euro zu. Die Vinyl-Verkäufe stiegen mit einem Umsatzplus von 25 % auf 7,1 Millionen Euro.

IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch & Ifpi-Präsident Dietmar Lienbacher

Die physischen Tonträger CD, DVD und Vinyl sind bei den österreichischen Musikfans weiterhin sehr beliebt und bleiben mit 73,3 Millionen Euro die größten Umsatzbringer am heimischen Musikmarkt. Die Lizenzeinnahmen über die Verwertungsgesellschaft LSG stagnieren vor allem wegen der Rechtsunsicherheit bei der Privatkopievergüt-ung – Stichwort Amazon-Verfahren – bei 23 Millionen Euro. Weitere rund sieben Millionen Euro steuern die Umsätze mit Merchandising-Produkten sowie die Lizenzierung von Musik für Filme oder Werbung (Synch-Rechte) zum Gesamtumsatz bei.

Streaming-Abos weiterhin auf Erfolgskurs Der Erfolgslauf bezahlter Musikstreaming-Abos setzte sich auch 2016 fort: Mit einer Umsatzsteigerung von 56 % auf 17,5 Millionen Euro sorgt Streaming

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bereits für mehr als die Hälfte der Umsätze am digitalen Musikmarkt. In Summe wurden im Vorjahr in Österreich bereits mehr als zwei Milliarden Songs gestreamt! Beflügelt wird das dynamische Wachstum am Streaming-Markt vor allem durch bezahlte Premium-Abos von Diensten wie Spotify, Deezer oder Apple Music. Äußerst bescheiden ist hingegen der Beitrag des weltweit größten Musikstreaming-Dienstes, nämlich der Gratisplattform YouTube, der bei lediglich 5% der heimischen Streaming-Umsätze liegt. Diese auch als „Value Gap“ bezeichnete Schieflage ist darauf zurückzuführen, dass YouTube eine faire Verantwortung für die Abgeltung des Contents ablehnt und sich dabei – zu Unrecht – auf ein rechtliches Haftungsprivileg im EU-Recht beruft. Dieses Schlupfloch soll allerdings bei der anstehenden Modernisierung des EU-Urheberrechts geschlossen werden. Innerhalb des Digitalmarktes kommt es zu einem Paradigmenwechsel. Während die Streaming-Umsätze bereits das fünfte Jahr in Folge steigen, geraten Downloads bei allerdings nach wie vor substanziellen Umsatzwerten unter Druck. So wurden mit dem Download ganzer Alben in 2016 9,3 Millionen Euro (-21%) und mit Einzelsong-Downloads 6,5 Millionen Euro (-16%) erwirtschaftet. Die Rückgänge bei den Downloads können erfreulicher Weise von den Streaming-Diensten mehr als wett gemacht werden – insgesamt verzeichnet der Digitalmarkt ein Plus von 7,3%.

Album-Jahrescharts 2016:

Single-Jahrescharts 2016:

1. Ham Kummst Seiler und Speer 2. Seelenbeben Andrea Berg 3. Weihnachten Helene Fischer 4. MTV Unplugged Andreas Gabalier 5. You Want It Darker Leonard Cohen 6. Hardwired… To Self-Destruct Metallica 7. Seal The Deal & Let‘s Boogie Volbeat 8. Blue & Lonesome The Rolling Stones 9. 20 Jahre - Nur Das Beste! Die Seer 10. Neujahrskonzert 2016 Mariss Jansons / Wr. Philharmoniker

1. Faded Alan Walker 2. Cheap Thrills Sia 3. The Sound Of Silence Disturbed 4. Die immer lacht Stereoact ft. Kerstin Ott 5. Stressed Out Twenty One Pilots 6. Don‘t Be So Shy Imany 7. Don‘t Let Me Down The Chainsmokers ft. Daya 8. Can‘t Stop The Feeling Justin Timberlake 9. This Girl Kungs vs. Cookin‘ On 3 Burners 10. One Dance Drake ft. Wizkid & Kyla


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Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Die anhaltenden Erfolge österreichischer Künstler und der endgültige Durchbruch von Musikstreaming sind sehr positiv zu bewerten. YouTube verzerrt den StreamingMarkt allerdings gewaltig und trägt bei hohen Userzahlen und immensen Werbeeinnahmen nur minimal zu den Einnahmen von Künstlern und Labels bei. Wir wollen YouTube als Partner, aber unter fairen Marktbedingungen.“

lionen Euro (12% weniger als im Jahr davor) und einem Marktanteil von 56% ist die CD nach wie vor der größte Umsatzbringer. Weitere sechs Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr mit Musik-DVDs umgesetzt. Mit physischen Tonträgern wurde im Vorjahr ein Umsatz von insgesamt 73,3 Millionen Euro erzielt. Das bedeutet zwar einen – im internationalen Vergleich moderaten – Rückgang von 9%, gemessen am Pro-Kopf Umsatz liegt Österreich bei physischen Produkten jedoch weltweit unter den Top 5.

Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Streaming ist der Wachstumsmotor am österreichischen Musikmarkt, aber noch wichtiger ist die Vielfalt des Angebots. Bei den Musikstilen und Genres, bei den Künstlerinnen und Künstlern und vor allem auch bei den Formaten, von der Vinyl-Schallplatte bis zum Streaming-Abo. Die Konsumenten entscheiden, und sie hatten noch nie so viel Auswahl. Die Musikbranche kann optimistisch in die Zukunft blicken.“

Jahrescharts mit starker österreichischer Beteiligung

Plus 25 % mit Vinyl-Schallplatten, CD größter Umsatzbringer Vinyl-Schallplatten erfreuen sich größter und weiterhin steigender Beliebtheit. 2016 wurden mehr als 300.000 Schallplatten verkauft, der höchste Wert in Österreich seit 1993! Auch beim Umsatz gab es wieder ein kräftiges Plus von 25 % auf 7,1 Millionen Euro. Damit hat sich der Vinyl-Markt seit 2012 verdreifacht und erreicht nun einen Marktanteil von 7% am Gesamtmarkt. Begünstigt durch größere Flächen im Handel und die wachsende Zahl jüngerer Plattenfans hat sich die Vinyl-Schallplatte endgültig vom Nischenprodukt zu einem trendigen LifestyleProdukt entwickelt. CDs haben trotz reduzierter Flächen im Handel weiterhin ein treues Käufersegment aus sehr unterschiedlichen Musik-Genres. Neben Schlager, Rock und Heavy Metal wird die CD vor allem auch von Klassik-Käufern stark nachgefragt. Mit 60,2 Mil-

Auch Seiler und Speer & Voodoo Jürgens prägten das Musikjahr 2016

Seiler und Speer sind die Topseller des Jahres 2016. Ihr mit 4-fach Platin ausgezeichnetes Erfolgsalbum „Ham Kummst“ führt die Liste der offiziellen „Austria Top 40“ Album-Verkaufscharts an. Weiters schafften es Andreas Gabalier (MTV Unplugged), die Seer (20 Jahre – nur das Beste!) und das Neujahrskonzert 2016 mit den Wiener Philharmonikern und Mariss Jansons unter die Top 10 der Jahrescharts. Insgesamt platzierten sich nicht weniger als 30 Alben-Produktionen aus Österreich in den Top 100 Album-Charts, 11 davon schafften – für mindestens eine Woche – den Sprung ganz an die Spitze der Verkaufscharts.

Nr. 1 Alben aus Österreich 2016 Ansa Woar Voodoo Jürgens Da oben #16 Nik P. Ham Kummst Seiler und Speer Irreversibel Nazar MTV Unplugged Andreas Gabalier Neujahrskonzert 2016 Mariss Jansons, Wiener Philharmoniker Schwarzoderweiss Rainhard Fendrich Seite an Seite Christina Stürmer Straßenmusikant Dame Wonach sieht´s denn aus? Nockalm Quintett 20 Jahre – Nur das Beste! Die Seer

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Amadeus Austrian Music Awards 2017 Die Nominierten für die diesjährige Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards sind fixiert. Der österreichische Musikpreis wird am 4. Mai 2017 im Wiener Volkstheater verliehen. Der ORF überträgt live zeitversetzt im zweiten Hauptabend. Der Countdown für die 17. Verleihung der ner großen Gala live zeitversetzt erleben. Amadeus Austrian Music Awards hat beBegleitet vom Musik- & Moderationsgonnen. Die Nominiertenliste wird von VooProfi-Duo Riem Higazi und Manuel Rubey doo Jürgens und Julian le Play mit jeweils machen wir die stärkste TV-Plattform des fünf Nominierungen gefolgt von Andreas Landes zur Bühne – und wir sind stolz, Gabalier und Lemo mit jeweils vier Nomials Partner multimedial zu den Erfolgen der starken Musikerinnen und Musiker im nierungen angeführt. Mit jeweils drei NomiIn- und Ausland beizutragen. Auch das ist nierungen sind Die Seer und Pizzera & Jaus unser Auftrag als öffentlich-rechtliches im Rennen. Mit jeweils zwei Nominierungen Medienhaus – Wir für Sie!“ haben auch Avec, Bilderbuch, Christina StürPeter Vieweger, Vizepräsident der AKM: mer, Granada, Hannah, Leyya, Mavi Phoenix, „Wir freuen uns sehr, mit dem UrheberNik P., das Nockalm Quintett, Seiler und Speer, Thorsteinn Einarsson und Wanda gute Dietmar Lienbacher, Kathrin Zechner, Peter Vieweger preis „Songwriter des Jahres – presented Chancen auf eine der begehrten Amadeus by AKM“ heuer bereits zum 3. Mal als KoTrophäen. Die komplette Nominierungsliste siehe unten und hier: www. operationspartner beim Amadeus, dem größten, österreichischen amadeusawards.at . Musikpreis dabei zu sein. Mit dem Songwriter des Jahres-Award will James Blunt und Amy Macdonald konnten bereits als internationale die AKM den Songwritern und ihren künstlerischen Leistungen mehr Stargäste für das Showprogramm fixiert werden. Weitere österreichiöffentliche Beachtung ermöglichen.“ sche Top-Acts werden folgen. Durch den Abend im Volkstheater führen Amadeus-Host Manuel Rubey und Radio FM4 Moderatorin Riem Hitradio Ö3 präsentiert die Kategorie „Song des Jahres“ Higazi. TV-Partner ORF überträgt die Award-Show live-zeitversetzt im zweiten Hauptabend. Auch Hitradio Ö3 wird bei den diesjährigen Amadeus Awards als Partner mit an Bord sein, spannende Infos rund um die Preisverleihung liefern und vor allem die Stars und Hits der Kategorie „Song des Neue Präsentation der Genre-Gewinner Jahres“ präsentieren.
Georg Spatt, Senderchef Hitradio Ö3: „NachDie Amadeus Awards 2017 präsentieren auch eine Innovation beim dem Ö3 ja auch in den letzten Jahren immer Thema beim Amadeus Showkonzept. Mit den Gewinnern der acht Genre-Kategorien werwar, freue ich mich sehr, dass wir heuer wieder eingeladen worden den bereits im Vorfeld der Award-Show in Form von „Mini-Dokus“ sind, den Amadeus als Partner begleiten zu dürfen.“ Künstler-Portraits inklusive Preisverleihung gestaltet. Diese KurzfilWerner Müller, Geschäftsführer FAMA: „Zum nunmehr vierten Mal me fließen als neues und abwechslungsreiches Gestaltungselement verleiht der Amadeus in Kooperation mit dem Fachverband der Filmin die Show und die TV-Sendung ein. Das Amadeus-Publikum erhält und Musikwirtschaft (FAMA) den Preis „Best Sound“ für Recording, dadurch exklusive Einblicke in die persönlichen Erfahrungen und ErMix, Mastering und kreative Produktion eines Albums. Aus 53 Einreilebnisse österreichischer Musiker. chungen wurden von einer Fachjury und den teilnehmenden TonstuDietmar Lienbacher, Präsident IFPI Austria – Verband der Österreichidios selbst die fünf besten technischen Dienstleistungen ausgewählt. schen Musikwirtschaft: „Der Hype um die florierende österreichische Das Ergebnis untermauert die Bedeutung von hochwertigem Sound Musikszene hält erfreulicher Weise an. Das spiegelt auch die aktuelle für den Erfolg zeitgemäßer österreichischer Musikproduktionen.“ Nominierten-Liste wider. Mit den Amadeus Awards wollen wir heimischen Musikschaffenden eine außergewöhnliche PräsentationsStart des Gewinner-Votings – Musikfans entscheiden mit Plattform und dem Publikum eine originelle Show bieten. Mit dem ORF als TV-Partner werden wir den Amadeus auf das nächste Level Musikfans können für ihre Lieblingskünstler stimmen. Das Votingheben und der vielfältigen österreichischen Musikszene zu einer Tool steht auf www.amadeusawards.at/voting zur Verfügung. Die noch größeren Bühne verhelfen.“ Online-Community entscheidet mit, an wen die begehrten AmadeKathrin Zechner, Programmdirektorin des ORF: „Wenn nach 10 Jahus-Trophäen verliehen werden. Aus den Nominierten werden mitren der Amadeus als wichtigster Preis der heimischen Musik-Szene tels Publikums-Onlinevoting und Juryvoting die Gewinner gewählt wieder in den ORF zurückkehrt, wird unser Publikum am 4. Mai die (wobei jeweils 50% Publikumsvoting und 50% Juryvoting in die WerWürdigung der herausragendsten heimischen Acts im Rahmen eitung einfließen).

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musicbiz So wurde nominiert

Amadeus Austrian Music Awards – Das Team

Die Amadeus-Jury besteht aus rund 110 Experten der Musik- und Medienbranche. Die Nominierten wurden aus der Jury-Wertung und den Verkäufen im Jahr 2016 ermittelt. 50% Verkaufserfolg des Vorjahres und 50% Jury-Wertung fließen in das Gesamtranking ein. Die FM4 Award Nominierten werden von Radio FM4 ausgewählt. Details zum Nominierungsprozedere gibt es auf www.amadeusawards.at.

Veranstalter: Verband der Österreichischen Musikwirtschaft - IFPI Austria. Organisation: Stargate Group GmbH.
Regie, TV-Produktion und technische Leitung: Lukas Dudzik, betterimages GmbH. Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Künstlermanagement: Dunja Stachl, Sputnik PR.

Die Nominierten 2017 BAND DES JAHRES

KÜNSTLER DES JAHRES

ALTERNATIVE

ELECTRONIC / DANCE

Bilderbuch Nockalm Quintett Pizzera & Jaus
 Seiler und Speer Wanda

Andreas Gabalier Julian le Play
 Lemo
 Nik P. Voodoo Jürgens

Dawa
 Granada
 James Hersey Leyya
 Voodoo Jürgens

Elektro Guzzi Mynth
 Ogris Debis Parov Stelar Waldeck

KÜNSTLERIN DES JAHRES

ALBUM DES JAHRES

HARD & HEAVY

HIP HOP / URBAN

Avec
 Christina Stürmer Hannah
 Mavi Phoenix
 Zoë

Ansa Woar - Voodoo Jürgens
 MTV Unplugged - Andreas Gabalier
 SchwarzoderWeiss - Rainhard Fendrich Zugvögel - Julian le Play
 20 Jahre - Nur das Beste! - Die Seer

Alles mit Stil
 Black Inhale
 Harakiri For The Sky Mayfair
 Serenity

Crack Ignaz Dame
 Nazar
 Raf Camora Texta

SONG DES JAHRES

LIVE-ACT DES JAHRES

JAZZ / WORLD / BLUES

POP / ROCK

Der Himmel über Wien - Lemo
 Hand in Hand - Julian le Play
 Heite Grob Ma Tote Aus - Voodoo Jürgens Helden - Flowrag
 Jedermann - Pizzera & Jaus

Andreas Gabalier Bilderbuch Die Seer Seiler und Speer Wanda

Ernst Molden Herbert Pixner Projekt Karl Ratzer Trio
 Norbert Schneider
 Wolfgang Puschnig

Christina Stürmer
 Julian le Play
 Lemo
 Pizzera & Jaus
 Thorsteinn Einarsson

FM4 AWARD

SONGWRITER DES JAHRES

SCHLAGER

VOLKSMUSIK

Die Seer
 DJ Ötzi & Nik P. Hannah
 Nik P.
 Nockalm Quintett

Andreas Gabalier
 Die Edlseer
 Die jungen Zillertaler Hansi Hinterseer Marc Pircher

presented by Hitradio Ö3

Granada
 Kimyan Law
 Leyya
 Mavi Phoenix
 Voodoo Jürgens

presented by oeticket.com

presented by AKM

Lemo (Musik & Text) - Himmel über Wien - Lemo Hubert Molander und Emanuel Treu (Musik & Text) - Kick im Augenblick - Beatrice Egli Lukas Hillebrand (Musik), Thorsteinn Einarsson und Noa Ben-Gur (Text) Kryptonite - Thorsteinn Einarsson Helmut Martinelli und Gerald Moser (Musik & Text) Nie mehr ohne dich - Die Paldauer Bella Wagner, Hovannes Djibian und Masta Huda (Musik & Text) - Weapons Down - Bella Wagner

TONSTUDIOPREIS ‚BEST SOUND‘ presented by FAMA Avec - What If We Never Forget
 Recording: Lukas Hillebrand, Alex Pohn, Markus Weiß Mix: Lukas Hillebrand, Martin Scheer Mastering: Mischa Janisch
 Künstlerische Produktion: Lukas Hillebrand, Alex Pohn

Julian le Play - Zugvögel
 Recording: Lukas Hillebrand, Alex Pohn, Markus Weiß Mix: Lukas Hillebrand
 Mastering: Chris Gehringer, Martin Scheer Künstlerische Produktion: Lukas Hillebrand, Julian le Play, Alex Pohn

Möwe - Back in the Summer
 Recording, Mix, Mastering, Künstlerische Produktion: Nikodem Milewski

Ritornell - If Nine Was Eight
 Recording: Richard Eigner, Robert Pavlecka, Fridolin Stolz, Florian Wöss Mix: Richard Eigner, Roman Gerold, Patrick Pulsinger
 Mastering: Mike Grinser
 Künstlerische Produktion: Richard Eigner, Roman Gerold

Soia - H.I.O.P .
 Recording, Künstlerische Produktion: Daniele Zipin Mix, Mastering: Patrick Kummeneker

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musicbiz

IMZ: Avant Première Die jährlich vom IMZ (International Music + Media Centre) veranstaltete Fachmesse „Avant Première“ ging mit großem Erfolg während der diesjährigen Berlinale über die Bühne. Die neue Geschäftsführerin Katharina Jeschke erläutert im Film, Sound & Media-Interview künftige Projekte und Strategien des IMZ.

Katharina Jeschke

„Hier treffen Fernsehmacher, Produzenten, Distributoren, Künstler, Wissenschaftler aufeinander und können intensiv networken.“

Atemberaubendes Seherlebnis bei der Avant Première

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Welches Konzept steckt hinter Ihrer Fachmesse „Avant Première“? KATHARINA JESCHKE:„Avant Première Music + Media Market Berlin“ ist die weltweit einzige Fachmesse für Kulturfernsehen, speziell für Performing Arts, Musik- und Tanzproduktionen. Heuer fand das Event zum vierten Mal in Berlin statt, davor waren wir 30 Mal in Cannes während der Midem präsent. Der Standort Berlin und der Termin während der Berlinale und dem Europäischen Filmmarkt sind sehr gut gewählt, wir versammeln die gesamte Branche und ihre Entscheidungsträger an vier Tagen an einen Ort wo gezielt und konzentriert die aktuellen Themen diskutiert und Programme ausgetauscht werden. Was waren die Highlights in diesem Jahr? JESCHKE: Die Avant Première 2017 stand unter einem Innovations- und Technik-Schwerpunkt. So präsentierte der japanische Fernsehsender NHK seine 8 K-Technologie, ein wirklich atemberaubendes Seherlebnis, 16 mal hochauflösender als HD, 33 Millionen Pixel auf einem 220 Zoll-Bildschirm. Das in Kombination mit einem dreidimensionalen 22.2 Mehrkanal Soundsystem erlaubt dem Betrachter einen realistischen Einstieg in Virtual Reality. Die über 500 Teilnehmer der Avant Première kamen aus dem Staunen nicht heraus und NHK hat bewusst unsere Messe gewählt, um diese neueste Technologie zu präsentieren und Ansätze zu liefern, welchen Einfluss Virtual Reality künftig auch für die Performing Arts haben wird. Aus welchen Branchen setzen sich die Teilnehmer der Avant Première zusammen? JESCHKE: Die Teilnehmerstruktur macht die Avant Première so einzigartig. Hier treffen Fernsehmacher, Produzenten, Distributoren, Künstler, Wissenschaftler aufeinander und können intensiv networken. Wir haben an vier Tagen 550 Filme präsentiert, die Avant Première ist der ideale Ort für Produktion, Vertrieb und Programmierung von klassischen Musikfilmen. Der Erfolg und die stetig steigende Teilnehmerzahl geben dem Konzept recht. Wie wird die Avant Première finanziert? JESCHKE: Durch die Teilnehmer, wie jede andere Messe auch. Es gibt keine Förderung, mit Ausnahme einer Anschubförderung seitens der Stadt Berlin vor vier Jahren.

Sie sind seit wenigen Wochen die neue Geschäftsführerin des IMZ, welche Ziele haben Sie sich gesteckt? JESCHKE: Das Ziel des IMZ ist, die Musikkultur und die Performing Arts in den Medien zu fördern, den Wert des kulturellen Erbes hochzuhalten und diesem den entsprechenden Stellenwert in der Gesellschaft zu geben. Wichtig dabei sind auch die Ausbildungsmöglichkeiten für den künstlerischen Nachwuchs und die Vermittlung unserer Inhalte an ein interessiertes Publikum. Diese Ziele verfolgt das IMZ seit 1961 mit unterschiedlichen Aktivitäten. Eine zentrale Rolle spielt die Avant Première, daneben versuchen wir stetig unser Network weiter zu professionalisieren und auszubauen bspw. mit unserer IMZ-Academy, in deren Rahmen Profis aus unserem Expertennetwork über aktuelle Themen und Trends referieren.

Virtual Reality für die Performing Arts

Wie ist das IMZ strukturiert? JESCHKE: Das IMZ, mit Sitz in Wien, hat 150 Mitgliederorganisationen weltweit und betreut dieses Netzwerk mit sieben Mitarbeitern. Ein wichtiger Bestandteil unserer Tätigkeit ist die Kuratierung von Filmfestivals - vom Wiener Rathausplatz bis hin zu ähnlichen internationalen Events in Russland und Buenos Aires. Auch organisieren wir zum wiederholten Male gemeinsam mit dem ORF und Interspot Film in Wien die Semifinal-Jurysitzungen der prestigeträchtigen I-Emmys. Außerdem bieten das IMZ für 10.000 Abonnenten einen Branchen-Newsletter an, der über neueste Produktionen, Projekte etc. informiert. Seit Kurzem haben wir einen B2CNewsletter, der sich an kulturinteressierte Privatpersonen richtet.


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20 Jahre Heinz Definitiv ein Beispiel dafür, dass Musik jung hält, ist die Band Heinz aus Wien. Seit 20 Jahren umtriebig, acht Studienalben veröffentlicht, Auftritte in unzähligen Orten im deutschsprachigen Raum und noch immer sprühend vor Energie. Im 3er-Gespräch mit Michi Gaissmaier, Bernd Jungmair und Conny Dix. Originalität und gerade die neuen bestechen mit einer Form von Optimismus, der der Seele gut tut. Und trotzdem ist beim aktuellen Album alles ganz anders:

„Der Spaßfaktor an der Band stand immer im Vordergrund, natürlich wollten wir musikalisch ernst genommen werden, aber als junger Mensch war es schon sehr lässig, auf der Bühne zu stehen, mit Gleichgesinnten abzufeiern, in den Bus zu steigen und im nächsten Ort aufzutreten.“

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Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Band Heinz aus Wien nie weg war, aber gleichzeitig auch nie ganz vorne im Rampenlicht stand. Sie sind aufgrund ihrer Brotberufe (Cosmix Studio bzw. Agentur Mamis/Since Total) in der Musikszene fest verankert, sie haben sich eine treue Fanbase erspielt, medial aber kommen sie nicht vor. Woran liegts? „Wir wir ja alle wissen, gibt es in Österreich einen mächtigen Player und wenn der einem negiert, war es früher besonders schwierig, heutzutage kann man versuchen, sich über Sozial Media einen Namen zu machen, aber als Newcomer ist auch das sehr schwierig. Das Angebot an Musik ist einfach viel zu überschwappend“, bringt der Medienexperte Michi Gaissmaier bekannte Fakten wieder ins Licht. „Dazu kommt, dass wir nicht wissen, warum uns manche boykottieren, in Wien herrscht ein besonderes Klima, auch in der Medienbranche, wenn dich jemand nicht mag, dann schweigt er dich tot oder schreibt dich runter, beides keine Ruhmestaten für Journalisten“, bringt der an Leiden gewohnte Rapid-Fan Bernd Jungmair eine hässliche Seite zum Vorschein. Und Dix spricht die Punzierungen an: „Bei uns hieß es anfänglich, dass wir eine FM4-Band seien, im Grunde ein positiver Ansatz, aber wenn du dann deswegen kein Airplay bekommst, weil du angeblich mit diesem Sender zu verhabert bist, ist das auch nicht mehr lustig.“ Der Indierock, dem der ORF-Jugendsender frönte, war immer die Richtung, in der sich Heinz aus Wien bewegte, was die Band jedoch unverwechselbar machte, waren ihre Texte, sie waren und sind Deutsch, bestechen mit Wortwitz und

„Nicht ganz“, wird eingeworfen, „gerade die Texte blieben gleich, aber der Produzent hat sich musikalisch eingebracht.“ Wenn man nun weiß, dass dieser Rodney Hunter ist, macht einem das im ersten Moment stutzig, denn den ausgewiesenen Funkund Hiphop-Liebhaber hätte man nicht mit der Indierockband assoziiert, aber im kleinen Wien kann alles passieren. „Wir kennen einander ja alle gut von den Anfängen, alle wollten wir etwas mit Musik machen, nur die Richtungen haben sich auseinanderdividiert, die einen gingen im Downbeat unter, die anderen versuchten es mit Disco und wir waren immer eine Gitarrenband. Rodney meinte, dass ihm unsere Texte immer gefallen hätten, aber musikalisch wären wir auf anderen Welten unterwegs“, erinnert sich Jungmair an die Anfänge. Spaßeshalber hätten sie Rodney Hunter einen der neuen Songs geschickt und angefragt, ob er etwas damit anfangen könnte und siehe da: „als wir seine Version hörten, wussten wir, das ist es und von da an war klar, dass wir erstmals mit einem Produzenten und zwar ihm arbeiten würden“, erklärt Dix das Casting. Alle drei waren sich nämlich einig, dass schon beim letzten 2012 erschienen Album der Zeitpunkt für einen Umbruch gekommen war, aber es war keinem klar, in welche Richtung es gehen sollte. Das Album „Grau in Grau in Stadt“ widerspricht ein wenig dem Titel, denn es ist sehr schwungvoll, fast fröhlich, sehr dancelastig und selbstverständlich mit der dem Produzenten geschuldeten Funkwürzung. Man hört und spürt die Freude an einem Neuanfang und ist doch im Heinz aus Wien-Kosmos drinnen. „Der Spaßfaktor an der Band stand immer im Vordergrund, natürlich wollten wir musikalisch ernst genommen werden, aber als junger Mensch war es schon sehr lässig, auf der Bühne zu stehen, mit Gleichgesinnten abzufeiern, in den Bus zu steigen und im nächsten Ort aufzutreten. Wir hatten auch gar keine materiellen Ansprüche und haben so ziemlich alles erlebt, was man als Newcomerband so mitkriegt“, erinnert sich der 4-fache Vater Jungmair an die 20-er Jahre seines Lebens. Heutzutage seien sie alle familiär eingebunden, da könnten solche Touren gar nicht mehr absolviert werden.


musicbiz „Viele LehrerInnen stehen aufgrund der Texte auf uns, einige davon sind sogar schon in Lehrbüchern veröffentlicht“, verweisen sie auf eine eher bis dato unbekannte Information. Wer hätte je gedacht, dass Heinz aus Wien als pädagogisch wertvoll eingestuft wird?

Neu für dieses Album ist nicht nur das Bühnengeschehen sondern auch die Probentätigkeit. „So viel wie diesmal haben wir noch nie geprobt, denn wir wissen Livespielen ist unsere Waffe“, schmunzelt Dix. Den Auftakt zum Release bildete ein Konzert in der „Grellen Forelle“. Neues Zielpublikum im Fokus? „Unsere Fans sind mit uns mitgewachsen, die sind wahrscheinlich auch nicht mehr so oft spätnachts in den Clubs zu finden, aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, nutzt man sie aus. Natürlich würden wir uns freuen, wenn wir mit dem Album auch neue Hörer bekommen würden, aber wir denken bei unserer Musik nicht marketingmässig“, weiß Gaissmaier, der schon sehr sehr viele Projekte in der Musikbranche betreute, wovon er spricht. Witzigerweise treffen die Musiker ihre Fans nun öfters auf ungewöhnlichem Terrain, nämlich bei Elternabenden in den Schulen. „Viele LehrerInnen stehen aufgrund der Texte auf uns, einige davon sind sogar schon in Lehrbüchern veröffentlicht“, verweisen sie auf eine eher bis dato unbekannte Information. Wer hätte je gedacht, dass Heinz aus Wien als pädagogisch wertvoll eingestuft wird? Heinz aus Wien, die schon bei einigen Labels unter Vertrag waren und anfangs von der „Musikpolizei“ auch dafür gescholten wurden, veröffentlichen diesmal bei Sony. Was bringt das für Änderungen? „Wir sind schon so lange in der Branche, dass wir unsere Erfahrungen einfließen lassen können und beide Seiten wissen, worauf sie sich einlassen. Wir liefern das, was wir selbst können mit ab und daraus entwickelte sich die Zusammenarbeit. Wir haben im Gegensatz zu Anfängern keine glorifizierten Vorstellungen mehr vom Musikbiz“, stellt Gaismaier klar.

Wie im realen Leben seien Majors auch in der virtuellen Welt positioniert, dh in den Streamingportalen oä. sind die Musiker vorne, die einen starken Partner hinter sich haben. Der ein wenig durchschimmernde (Bekanntheit)Frust führt uns wieder zu den Medien zurück: „Wir haben sicherlich zusammen an die 100 Konzepte/Projekte entwickelt, aber es gab kaum einen positiven Response. Es gibt ja noch immer keine Popmusik im Fernsehen, zuwenig Airplay in den Radios, zuwenig Respekt bei den Veranstaltern. Es freut uns natürlich, dass Bands wie Wanda, Bilderbuch, Seiler & Speer so groß gefeatured werden, das haben sich die Kollegen verdient, aber es gibt so viele andere auch, die es sich lohnen würde, zu hören. Aber wo denn?“ fragen die Drei und erinnern sich dann an Begebenheiten von Festivals, die einem die Haare zu Kopf steigen lässt. Es ist das alte Lied, dass man in der Heimat erst geschätzt wird, wenn man im Ausland Erfolg hat. Dazu kommt, dass in Österreich der Klassik- und Schlagerbereich sehr professionell organisiert ist, mit Managern, die genug Druck erzeugen können, mit TV-Sendungen, mit unzähligen Veranstaltungsmöglichkeiten, mit einer sehr treuen Fanschaft, die auch noch Alben kauft, sodass für die Poprockbranche eher nur Brosamen abfallen. Und wenn dann in dieser auch so wenig Toleranz untereinander vorherrscht…

Heinz aus Wien: Michi Gaissmaier, Bernd Jungmair, Conny Dix und Markus Gartner

Aber wir wollen uns den Aufbruch anschließen und bitten um ein Resümee von 20 Jahre Heinz aus Wien: „Wir haben keinen blinden, nach vorne gerichteten Ehrgeiz, wir sind relaxed und wollen den Spaß, den wir an der Musik haben, mit möglichst vielen teilen bzw. uns selbst durch Nichts verderben lassen.“ Amen

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filmbiz Countdown für Filmball Vienna Der Filmball Vienna am 24. März im Wiener Rathaus soll zu einem fixen Termin der Filmindustrie werden. Denn wie Veranstalter Manfred Schoedsack frohlockt;: noch nie sind so viele namhafte Produzenten seinem Ruf gefolgt.Einer der Ehrengäste darf sich besonders freuen: Prof. Peter Weck wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Der Ball hat inzwischen eine Eigendynamik bekommen, die mich Unternehmer Manfred einfach freut und die ich Schoedsack lädt zum gar nicht genau erklären Filmball Vienna kann“, so Manfred Schoedsack. Damit meint er vor allem die Zusagenliste. „Es sind nicht bloß viele Rampenlicht erfahrene Stars die heuer aus Deutschland und Österreich dem Filmball beiwohnen werden, sondern auch besonders viele Produzenten“, staunt der 35-Jährige. „Damit wird der Ball jetzt endgültig zu dem, was von Anfang an meine Idee war“, erläutert der deutsche Unternehmer. Denn der Filmball Vienna sollte sich in seiner Vision nicht bloß um das Tanzparkett drehen, sondern vielmehr eine Drehscheibe für die gesamte Filmbranche sein. Angesagt haben sich u.a. Karl Spiehs (Lisa Film), Veit Heiduschka (Wega Film), Philip Borbély (MMC-Movies Köln) oder Regisseur Dieter Wedel. Schoedsack dazu stolz: „Das bedeutet, auf dem Vienna Filmball wird heuer garantiert nicht bloß geplaudert, sondern es werden Geschäfte gemacht.“

Round Table zu „Completion Bonds“ am 27. März im Wiener Gewerbehaus Die Fachvertretung der Film- und Musikwirtschaft lädt am 27.3. um 18:00 zu einer Veranstaltung über „Completion Bonds“ ins Wiener Gewerbehaus. Vortragende sind Veit Heiduschka (Wega Film), Hans Lönnerheden (European Film Bonds) und Alexander Glehr (Novotny & Novotny). Infos: http://bit.ly/2mAYQhv

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FAMA NEWS

Portabilitäts-Verordnung der EU erodiert Prinzip der Territorialität Das neue Gesetz soll die temporäre Nutzung von Streaminginhalten im EU-Ausland ermöglichen. Die Rechteinhaber erhalten durch die Abschaffung der Exklusivität keine Kompensation, dadurch nimmt die Filmbranche nachhaltig Schaden. Die Digital-Single-Market-Strategie der Europäischen Union beinhaltet neben der derzeit heiß diskutierten Urheberrechtsreform (Bericht in FSM 11/2016) auch eine Verordnung „zur Gewährleistung der grenzüberschreitenden Portabilität von Online-Inhaltediensten im Binnenmarkt“. Ziel des Gesetzesentwurfs ist die temporäre Nutzung von Online-Inhalten im EU-Ausland: Wer also beispielsweise über einen Netflix-Account verfügt, soll auch während seines Urlaubes davon Gebrauch machen können, ohne von Geoblocking betroffen zu sein. Auf den ersten Blick erscheint ein solches Vorhaben wohl jedermann einsichtig, doch wie sieht die Verordnung im Detail aus, und zu welchen Konsequenzen führt sie? Tatsächlich scheint die Rechnung ohne Rechteinhaber gemacht worden zu sein, denn für diese ist die geplante Novelle ein schlechter Deal: Die Territorialität – also die Beschränkung von Lizenzen auf nationale Märkte – wird von der Union erodiert, ohne dass Rechteinhaber für das erweiterte Angebot auch höhere Lizenzen bekommen. Künftig wird es also möglich sein, territorial lizenzierte Filme für ein bestimmtes Zeitausmaß auch im EU-Ausland sehen zu können, obwohl die Lizenz vertragsmäßig nur für Österreich gilt. Die juristische Fiktion einer multiterritorialen Lizenz auf Zeit, gewissermaßen. Doch wo liegt das Problem? Im Rahmen einer Reise wird der Filmkonsum der Urlauber wohl ohnehin in moderatem Rahmen bleiben. Was uns zur Definition des Terminus „temporäre Nutzung“ bringt: Hier handelt es sich weder um Tage noch Wochen, sondern – recht allgemein formuliert – um eine „limited period of time“. Dass im Erwägungsgrund zum Paragraphen auch Studienaufenthalte erwähnt werden, ist wenig beruhigend – man denke an Studierende im Rahmen von Erasmus, die bis zu einem Jahr im EU-Ausland residieren. Aber auch andere Regelungen laden zu Missbrauch ein. So müssen Diensteanbieter anhand einer 2-Faktor-Authentifizierung den Standort des Nutzers feststellen. Dies kann mittels IP-Adresse (Stichwort Proxyserver), jedoch auch anhand einer Briefanschrift erfolgen (Bekannte im Ausland sind bestimmt behilflich). Außerdem wandern Diensteanbieter auf einem sehr schmalen Grat zwischen Authentifizierung und Datenschutz. Wenn schon Rechteinhaber geschröpft werden, so wirbt die EU zumindest bei Diensteanbietern damit, dass diesen für die Lizenzerweiterungen keine Lizenzerwerbskosten anfallen werden. Doch die Implementierungskosten der 2-Faktor-Authentifizierung, gepaart mit datenrechtlich zu erfüllenden Auflagen, bedeuten auch für die Online-Plattformen und Over-the-Top-Dienstleister nicht zu vernachlässigende Kosten. Besonders Klein- und Mittelbetriebe werden unter diesen Auflagen leiden. Denn während Netflix mit der Erfüllung der Auflagen keine Probleme haben wird, werden kleinere österreichische Anbieter damit weniger Freude haben. Im Gegensatz zum Urheberrechtspaket ist die Portabilitätsverordnung bereits weit fortgeschritten und muss nur noch vom Europäischen Parlament und dem Ministerrat abgesegnet werden – über eine gemeinsame Version einigte man sich bereits informell im Trilog. Dass dabei die Interessen mancher Gruppen eklatant vernachlässigt werden – so gibt es für


Rechteinhaber nicht nur keine Möglichkeit der Entlohnung, sondern auch keine Opt-out-Option – scheint für den EU-Gesetzgeber keine Rolle zu spielen. Die Kommission fixiert damit einmal mehr ein Problem, dass es in Wahrheit nicht gibt, und sie fixiert es schlecht. Schade um die vertane Chance!

Alles neu im KV Filmberufe 2017 Gemeinsam mit der Gewerkschaft younion hat sich der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft auf einen vollständig neu redigierten Kollektivvertrag für Filmberufe (bisher: Filmschaffende) geeinigt. Ziel war es, den KV deutlich zu verschlanken sowie an die gelebte Praxis der Branche anzupassen. Nach monatelangen Verhandlungen wird der KV voraussichtlich mit 1.7.2017 in Kraft treten. In den Monaten davor werden in vielen Bundesländern Informationsveranstaltungen stattfinden – wie z.B. in Wien am 20.4. im Gewerbehaus der WKW.

Gewerbeordnungsreform im Nationalrat Die Reform der Gewerbeordnung befindet sich im Nationalrat und wurde dem Ausschuss für Wirtschaft und Industrie zugewiesen. Für die Film- und Musikwirtschaft wesentliche Änderungen sind die voraussichtliche Erweiterung von Nebenrechten. Unternehmen werden dann bis zu 30% Ihres Umsatzes jeweils eines konkreten Projektes in anderen offenen Gewerben und bis zu 15% in reglementierten Gewerben erwirtschaften dürfen. Es muss sich um eine sinnvolle ergänzende Tätigkeit handeln. Die ursprüngliche Idee, die Erweiterung der Nebenrechte auf den Jahresumsatz anstatt auf ein Projekt zu beziehen, wurde verworfen. Weitere Änderungen betreffen den Wegfall der teilreglementierten Gewerbe, Vereinfachungen des Betriebsanlagenrechts und die Reduzierung von Mehrfachgewerbescheinen.

Fallweise Beschäftigte und Wegfall der täglichen GFG Der Wegfall der täglichen Geringfügigkeitsgrenze (GFG) mit 1.1.2017 war ein positives Signal, hat aber in der Filmbranche zu großer Rechtsunsicherheit geführt. Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft möchte alle Unternehmer jedenfalls dazu anhalten, bei der Beschäftigung von fallweise Beschäftigten äußerste Vorsicht walten zu lassen. Durch den Wegfall der täglichen GFG existiert nur noch die monatliche GFG (2017: €425,70). Paradoxerweise gilt für den

AG allerdings (laut herrschender Interpretation des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger), dass bei mehreren fallweisen Anstellungsverhältnissen zwischen selbem AG und AN jedes als eigenständiges Dienstverhältnis gilt, daher gegebenenfalls die monatliche GFG auch überschritten werden kann. Auch eine freiwillige Vollversicherung des DN durch den DG ist nicht zulässig. Voraussichtlich werden GKKs diese Praxis genau unter die Lupe nehmen, so drohen beiden Seiten Nachzahlungen.

Einreichungen für Cannes Corporate Media & TV Awards begonnen Die Cannes Corporate Media & TV Awards laden Filmproduzenten, Auftraggeber, Agenturen, Fernsehsender sowie Studenten herzlich dazu ein, ihre Produktionen an den Start der achten Festivalausgabe zu schicken. Die Cannes Corporate Media & TV Awards prämieren alljährlich die weltbesten Wirtschaftsfilme, Online-Medien, Dokumentationen und Reportagen in der legendären Filmstadt Cannes. Den Gewinnern werden im Rahmen eines exquisiten Gala Dinners die begehrten Delphin Trophäen in Gold, Silber und Schwarz überreicht. Der beste Film des Festivals darf sich über den Weißen Delphin, den Grand Prix, freuen. Seit 2015 wird auch ein blauer Delphin überreicht. Dieser geht an die Produktionsfirma des Jahres. Die Awards Days finden dieses Jahr am 27. und 28. September in Cannes statt. Infos unter: www.cannescorporate.com

Staatspreis Werbung 2017 verlängert Der Preis des Wirtschaftsministeriums verfolgt das Ziel, herausragende Kampagnen bzw. Einzelleistungen im Bereich der Werbung zu prämieren und das kreative Potenzial österreichischer Unternehmen aufzuzeigen. Neben drei Staatspreisen (Gesamtkampagne, Werbefilm, Print/Outdoor) gibt es außerdem drei Sonderpreise: für die beste individuelle Werbeleistungen von KMU sowie zwei Publikumspreise, die mittels Online-Voting ermittelt werden (Abstimmung über die Portale von ATV bzw. Kurier/Krone, wo die Sujets einem breiten Publikum zugänglich sein werden). Teilnahmeberechtigt sind auch österreichische Werbefilmproduzenten (Staatspreis Werbefilm, Publikumspreise). Die Einreichungen müssen im Zeitraum zwischen 3.10.2015 und 1.4.2017 in Österreich zu sehen gewesen sein. Einreichschluss ist der 31.3.2017, die Preisverleihung findet am 9.5.2017 im Studio 44 in Wien statt. http://staatspreis-werbung.at.

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„Grundprämisse ist ein guter Film“ Fotos © Natascha Unkart

In vielen Diskussionen zum österreichischen Film kristallisiert sich ein Wunsch heraus: die Filme sollen gleichzeitig, künstlerisch und ökonomisch erfolgreich sein. Wie könnte dies gelingen? Zu diesen Fakten lädt eine 2-Tages-Veranstaltung zur Diskussion während der Diagonale (28.3.-2.4.). Wir befragten vorab die Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger & Peter Schernhuber sowie Diskussionsleiter Dominik Tschütscher, der die Branchenveranstaltung gestaltet, zum Thema.

l-r: Dominik Tschütscher, Sebastian Höglinger, Peter Schernhuber

„Die „Wilde Maus“ ist ein wunderbarer Kinofilm, der Kino denkt und Kino kann - man braucht nur die erste und die letzte Einstellung des Films anzusehen, um das zu erkennen.“

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Der österreichische Film changiert in den Köpfen vieler noch immer zwischen belanglosem Mainstream und freudloser Filmkunst: wie kann die Diagonale mithelfen, dieses Vorurteil zu lösen? DOMINIK TSCHÜTSCHER: Mainstream und Filmkunst stellen ja im besten Fall keinen Widerspruch dar. Und Mainstream kann ja auch freudlos sein und die Filmkunst belanglos. Man muss also vorsichtig sein, wer hier wem etwas vorwirft. In vielen Fällen ist der österreichische Film aber sowieso weder das eine noch das andere. Es wäre eine schöne Vision, ein anderes, gutes Gefühl für den österreichischen Film ins Spiel zu bringen. Das Publikum ist hier womöglich schon etwas weiter und offener ist als die Branche selbst. PETER SCHERNHUBER/SEBASTIAN HÖGLINGER: Die Branche ist überschaubar und mitunter ist sie sich näher als sie das von sich glaubt. Liest man die Credits der Diagonale-Filme, so wird rasch deutlich, dass es einen großen Wissenstransfer zwischen den einzelnen Genres und Spielarten des österreichischen Films gibt. Hier liegt ein Potenzial, auf das die Diagonale stets hinweist. Das Vorurteil herrscht auch eher in der Branche als beim Publikum vor. Aus der Popkultur beispielsweise wissen wir, dass jüngere Konsument/innen heute viel undogmatischer an Kultur herangehen als das noch vor Jahren der Fall war. Man hört Sonic Youth und Lady Gaga, so hat es der Kulturtheoretiker Thomas Hecken einmal auf den Punkt gebracht; eine Realität, die möglicherwei-

se auch für den österreichischen Film Potenzial hat. Für Sonic Youth und Lady Gaga, um beim Beispiel zu bleiben, gilt, dass sie in ihrem Tun unfassbar gut sind. Man wird also um die Qualitätsfrage, wie sehr Filme ihrem eigenen Anspruch gerecht werden, nicht herumkommen. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Ruf des österreichischen Films grundsätzlich nicht so schlecht ist, wie in der Frage suggeriert wird. Gerade die „Filmkunst“ hat auch einen nicht zu leugnenden Weltruf und der „Mainstream“ – falls es einen solchen hierzulande überhaupt gibt – mit „Wilde Maus“ oder auch „Bauer unser“ zwei jüngere Beispiele hervorgebracht, die alles andere als belanglos oder 0815 daherkommen. Als ein äußerst positives Beispiel für einen künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreichen Film ist momentan Josef Haders Debüt „Wilde Maus“ zu nennen, könnte es auch am medialen Feuerwerk gelegen sein, dass sich so ein Publikumserfolg einspielte, sprich wieviel Marketing/ PR bräuchten heimische Filme? PS/SH: Fürs Erste – und das ist das Wichtigste – ist „Wilde Maus“ ein Film, der seinen Ansprüchen nicht nur gerecht wurde, sondern sie sogar noch übertroffen hat. Die „Wilde Maus“ ist ein wunderbarer Kinofilm, der Kino denkt und Kino kann – man braucht nur die erste und die letzte Einstellung des Films anzusehen, um das zu erkennen. Hierin sehen wir schon die Grundprämisse für den Erfolg. Und zwar noch lange bevor Übersetzungsmaßnahmen wie Marketing und PR greifen. Die „Wilde Maus“ kommt aus einem Rennstall, in dem bis zuletzt an das Personal und den Film geglaubt wird – ein Support, den man auch auf der Leinwand spürt. Hinzu kommt natürlich das Phänomen Josef Hader sowie eine strategisch kluge und gut gemachte Kampagne auf der Höhe der Zeit; eine Kampagne, die in anderen Bereichen/Disziplinen im Übrigen Standard wäre. Es ließen sich zugegebenermaßen andere Beispiele aus dem letzten Kinojahr finden, bei denen aufwendige Marketingmaßnahmen nicht gegriffen haben. Grundsätzlich ist es aber freilich in Zeiten allgegenwärtiger Werbespektakel kein Fehler, das eigene


filmbiz Produkt schon früh zu platzieren bzw. eine Zielgruppe und mögliche diesbezügliche Kommunikationsstrategien mitzudenken. Dennoch: Grundprämisse ist letztlich ein guter Film. DT: Ich war soeben mit einem Filmteam unterwegs, um Kinogeher/innen zu befragen, warum sie sich österreichische Filme anschauen. An diesem Wochenende lief u. a. „Wilde Maus“. Unsere Erkenntnis: „Wilde Maus“ weist in der PR-Kampagne vor allem auf Hader hin und darauf, dass der Film Humor hat. Andere Filme haben es da natürlich schwerer sich zu positionieren und ein Publikum anzusprechen. Was wir aber oft gehört haben: Die Menschen schauen sich Filme auf Empfehlung an – was dafür spricht, dass manche guten Filmen Zeit brauchen. Das konnte man zum Beispiel bei „Was hat uns bloß so ruiniert“ beobachten, der anfänglich etwas schleppend, dann aber doch lange gut lief. Brauchen wir mehr breitenwirksamere Konsensfilme zulasten eines gesamten Filmschaffen, um dafür in Zukunft alle bedienen zu können? DT: Ich sehe das eher umgekehrt: Wir müssen so gut und so sinnvoll es geht, viele bedienen, um dann (auch, aber nicht nur) breitenwirksame „Konsensfilme” (aber keine Kompromissfilme!) zu erreichen. Die Kinostatistik der letzten Jahre zeigt, dass hierzulande besonders Komödien und auch Dokumentarfilme ein breites Publikum erreichen können. Hier kann man ansetzen, doch braucht es trotzdem die Vielfalt und zudem thematisch wie auch filmkünstlerisch womöglich schwerer zugängliche Filme, für die das österreichische Kino genauso geschätzt wird. Eine Professionalisierung ist dabei immer anzustreben, auf beiden Seiten. Dann könnten vielleicht auch ganz andere Filme und Genres für ein breites Publikum interessant werden. PS/SH: Stellt man diese Frage in der Branche, so wird man rasch hören, dass es eine Flurbereinigung braucht und weniger Mittelmaß. Das stimmt zwar prinzipiell, birgt jedoch die Gefahr, dass die offene, kritische Rede häufig bei der Selbstkritik endet und niemand zugeben würde, selbst Mittelmaß zu sein. Notwendig scheint uns ein Umfeld, in dem markante Handschriften entstehen können, die dem österreichischen Film neue USPs ermöglichen. Im besten Fall entstehen so Filme, die beim Publikum ankommen. Strukturell knüpft sich daran die Frage, um welches Geld Film hierzulande produziert wird bzw. werden muss; der Ruf nach Ausdifferenzierung und einem Förderformat für den Nachwuchs ist ja ein bekannter und ein möglicher Einstieg in das Vorhaben, Karrieren struktureller aufzubauen. Muss jeder in Zeiten der Digitalisierung einen Kinofilm drehen? Ist das herkömmliche Verwertungsmodell noch zeitgemäß? DT: Die erste Frage könnte auch lauten: Kommen zu viele Filme auf den Markt? Da hätten andere klarere Antworten; ich persönlich glaube nicht. Die zweite Frage könnte lauten: Muss jeder Film überhaupt ins Kino? Vor allem bei kleineren, innovativeren Filmen, bei denen auch wenig Vermarktungspotenzial vorhanden ist, stellt sich oft diese Frage. Da habe ich

schon eine klarere Meinung: Nein, müssen sie nicht. Zumindest nicht in der herkömmlichen Form, sprich Kinostart. Und nicht mit den bisherigen Erwartungen, was den Publikumserfolg betrifft. Da werden in Zukunft hoffentlich einige umdenken: Förderstellen, Produzent/innen, Filmschaffende, Verleihe, Kinos. PS: Eine Frage, bei der wir selbst nicht immer einer Meinung sind, was symptomatisch ist für die Diskussion. Dass es sowohl global als auch hierzulande zu viele Filme gibt, steht außer Frage, aber man muss genauer hinschauen. Daran knüpft sich nämlich die Frage, für welches Publikum bzw. im besten Fall für welche Publika produziert wird. Der zentrale Punkt ist nicht, dass viele Filme gemacht werden, sondern dass die Filme nicht mehr gesehen werden, besonders im Inland. Ich bin skeptisch, ob es selbst beim Andenken neuer Verwertungsmodelle gelingen kann, den Markt so auszudifferenzieren, dass die einzelnen Filme punktgenau an ihre jeweilige Zielgruppe geliefert werden können, sei es online oder im Kino. Kinobetreiber beklagen oftmals die Flut an Filmen: wie könnte man da korrigierend eingreifen? Wieviel österreichische Filme verträgt der Kinomarkt im Jahr? DT: Da gibt es unterschiedliche Ansichten, auch von Seiten der Kinobetreiber. Die einen sagen ganz klar: zu viele Filme! Die anderen sagen: Anzahl OK, aber bitte sprecht euch ab, wann wir sie kriegen. Denn beispielsweise nach der Diagonale oder der Viennale wollen alle ins Kino. Und dann wird es natürlich etwas eng in den Spielplänen der Kinos. PS: Zu beobachten ist, dass die eingespielten Verwertungszyklen nicht mehr greifen und auch die Programm- bzw. sogenannten Arthousekinos, in denen die österreichischen Filme meistens zuhause sind, neue Wege gehen müssen, um vor allem auch in Zukunft ein junges Publikum zu erreichen. Teilweise passiert das ja bereits – beispielsweise im Wiener Gartenbaukino. Bevor wir uns also dogmatisch über die Anzahl der Filme unterhalten, scheint es mir sinnvoll, die etablierten, jedoch kaum mehr funktionstüchtigen Zyklen zu hinterfragen. Zudem brauchen wir klare Kriterien, wann ein Kinostart erfolgreich ist. Gibt es ausreichend Publikum für heimische Filme? DT: Die Zahlen zeigen, dass es grundsätzlich ein Publikum für Kino und Filme gibt. Leider sehr oft nicht für heimische Filme. Das liegt nicht nur am fehlenden Publikum, sondern auch an der fehlenden Wirksamkeit, dieses zusätzlich oder anders anzusprechen. Ein Problem, oder besser: eine Vorgabe ist zudem, dass sich Österreich die Filmlandschaft vor allem mit Filmen aus Deutschland oder in deutscher Synchronfassung teilt. Wer sich also deutschsprachige Filme anschauen will, greift oft nicht nach einem österreichischen. Mit dieser Problematik sind auch Länder wie die Schweiz oder Belgien konfrontiert. PS/SH: Filme wie „Wilde Maus“ oder ähnliche zeigen uns, dass es das Publikum gibt und selbst wenn man die Publikumszahlen eines mageren Kinoherbstes wie dem letzten zusammenzählt, kommt man auf eine beachtliche Summe an Personen, die prinzipiell bereit sind, österreichische Filme im Kino anzusehen.

„Die Kinostatistik der letzten Jahre zeigt, dass hierzulande besonders Komödien und auch Dokumentarfilme ein breites Publikum erreichen können. Hier kann man ansetzen.“

„Zu beobachten ist, dass die eingespielten Verwertungszyklen nicht mehr greifen und auch die Programmbzw. sogenannten Arthousekinos, in denen die österreichischen Filme meistens zuhause sind, neue Wege gehen müssen, um vor allem auch in Zukunft ein junges Publikum zu erreichen.“

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filmbiz Diagonale‘17 Festival des Ot. Films 28.3.-2.4. www.diagonale.at Eröffnungsfilm: Untitled (Ö-Premiere) 1000 Takte Film (Popkultur + Film) Zur Person: Ani Winter- Spotlight auf die „zweite Reihe“ Festivaltrailer: Jean Luc Nancy von Antoinette Zwirchmayr Diagonale Film Meeting 2017

Wo es neue Strategien braucht – das ist ein Problem, mit dem aktuell die Kinowelt und alle seine Protagonist/innen kämpfen – ist bei der Erschließung neuer, junger Publikumsschichten sowie beim Versuch, das angestammte Publikum bei der Stange zu halten. Wie kann man insbesondere die Jungen für heimische Filme interessieren? Überlassen wir dieses Publikum zu sehr dem internationalen Filmangebot? DT: Was Kinderfilme betrifft, scheint das der Fall zu sein. Kinderfilme tragen großes – erzählerisches wie auch wirtschaftliches – Potenzial in sich und würden auch einen sinnvollen Rahmen für Koproduktionen mit Ländern wie Deutschland bieten. Wenn wir von frisch Erwachsenen sprechen, hat es der österreichische Film offenbar auch noch nicht geschafft, diese nachhaltig anzusprechen. Das ist zum Beispiel auch bei „Die Hölle” der Fall gewesen. PS/SH: Wir halten wenig davon, das internationale Filmangebot gegen heimische Filme auszuspielen. Das erinnert sehr an die Diskussion zur Radioquote in Deutschland, die schon Ende der 1990er-Jahre nicht über Qualität, sondern über

Herkunft geführt wurde. Aus unserer Arbeit beim Internationalen Jugend Medien Festival YOUKI wissen wir, dass der österreichische Film auch bei Jungen funktionieren kann, in diesem Zusammenhang ist es aber wichtig, ganz genau nachzusehen, wo und wie Jugendliche Film konsumieren – auch bei Festivals oder im Kino. Wir haben es hier mit der paradoxen Situation zu tun, dass viele von den einst so zentralen und wichtigen gegenkulturellen Orten, beispielsweise Programmkinos, bei den Jungen häufig als didaktisch und bevormundend wahrgenommen werden. Viele wandern ins Multiplex-Kino ab, wo sie neben dem Kinobesuch auch einfach ohne Konsumzwang „abhängen“ können, sich mit Freund/innen treffen, in den Gängen gratis WLAN vorfinden etc. Das alles hat für Cineast/ innen wenig mit Kino zu tun, aber die Lebensrealitäten der Jugendlichen verändern sich, und wenn man über Junge und den österreichischen Film spricht, sollte fürs Erste eben auch über die hiesige Kinolandschaft nachgedacht werden, was wiederum auch für die Diagonale und ihre Ausrichtung zum Thema wird.

1 Mrd. Kinobesucher in der EU Die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle veröffentlicht Zahlen zu den Kinobesucherzahlen in Europa für 2016. Laut diesen Schätzungen stiegen die Kinobesucherzahlen innerhalb der Europäischen Union nach einem starken Jahr 2015 noch weiter an: 994 Millionen Kinobesucher wurden 2016 verzeichnet, also 16 Millionen und somit 1,6 % mehr als im Vorjahr. Dies ist der höchste Stand seit 2004. Europaweit, über die EU hinausgehend, erreichten die Kinobesucherzahlen mit geschätzten 1,27 Milliarden den höchsten Wert der letzten Jahrzehnte. Es ist erwähnenswert, dass sich das Wachstum der Besucherzahlen im Jahr 2016 weiterhin vergleichsweise homogen verhielt: In 19 der 24 EU-Länder, für welche vorläufige Daten vorliegen, nahmen die Kinobesucherzahlen zu und nur in fünf EU-Ländern nahmen sie ab. Die meisten EU-Länder konnten deshalb nicht nur die im Jahr 2015 erreichten hohen Besucherzahlen halten, sondern sie sogar zu unterschiedlichen Ausmaßen erhöhen. In geografischer Hinsicht war das Wachstum der Besucherzahlen in der EU im Vorjahresvergleich maßgeblich von einem starken Anstieg in Frankreich (+7,4 Mio., +3,6 %), Polen (+7,4 Mio., +16,6 %), Spanien (+7,2 Mio., +7,5 %) und Italien (+5,8 Mio., +5,4 %) bedingt.

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Ebenfalls zu nennen sind die Rekordhochs, die in der Tschechischen (+2,7 Mio., +20,6 %) und in der Slowakischen Republik (+1,1 Mio., +23,4 %) verzeichnet wurden und die Höchststände der letzten Jahre darstellen. Nur zwei EU-Märkte verzeichneten deutlich rückläufige Besucherzahlen: In Deutschland sanken letztere um -18,1 Mio. (-13,0 %), zum Teil aufgrund eines Einbruchs der Besucherzahlen für lokale Filme, im Vereinigten Königreich betrug der Rückgang 2,1 %, mit einer Einbuße von 3,7 Mio. Besuchern im Vergleich zum Vorjahr. Außerhalb der EU schnellte der russische Markt nach drei Jahren mit stagnierenden Besucherzahlen um 9,6 % auf 191 Millionen empor. Dies ist der höchste Stand der letzten Jahre und stärkt Russlands Position als Europas zweitgrößter Kinomarkt nach Besucherzahlen. In der Türkei, dem sechstgrößten europäischen Kinomarkt, waren die Besucherzahlen zum


filmbiz zweiten Jahr in Folge rückläufig: Es wurden 3,6 % weniger Eintrittskarten verkauft, die Zahlen sanken von 60,5 auf 58,3 Millionen. Norwegen jedoch verzeichnete seine höchsten Besucherzahlen seit 40 Jahren, mit einem 9 %-igen Zuwachs auf 13,1 Millionen.

Kinobesucherzahlen in der Europäischen Union 2007-2016 vorläufig

Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle

In Millionen; geschätzt; berechnet auf Pro-FormaBasis für die 28 EU-Mitgliedsstaaten Es ist zwar noch zu früh, um die Besucherzahlen in der EU nach Herkunftsland der Filme zu analysieren, doch die Tatsache, dass die Kinobesucherzahlen in der EU sich nicht nur halten, sondern sogar den außergewöhnlich hohen Stand von 2015 übertreffen

konnten, ist scheinbar vor allem auf die guten Ergebnisse einer vergleichsweise großen Anzahl von US-Filmen sowie auf starke Zahlen für italienische, französische, polnische und tschechische Filme an ihren Heimatmärkten zurückzuführen. Während Star Wars VII, Minions und Spectre 2015 in der EU jeweils ca. 38 Millionen Besucher anzogen, scheinen im Jahr 2016 für keinen einzigen Film mehr als 30 Millionen Eintrittskarten verkauft worden zu sein. Zu den führenden Filmen innerhalb der EU gehörten Animationsfilme wie The Secret Life of Pets, Finding Dory, The Jungle Book und Zootopia sowie Fantastic Beasts and Where to Find Them, Rogue One: A Star Wars Story, Star Wars VII, Deadpool und Captain America: Civil War Im Vergleich zu 2015 stiegen die nationalen Marktanteile von EU-Filmen in 11 der 24 untersuchten EU-Länder an und gingen in 13 von ihnen zurück. Frankreich war erneut das EULand mit dem höchsten nationalen Marktanteil (35,3 %), knapp gefolgt von dem Vereinigten Königreich (34,9%), der Tschechischen Republik (29,5 %), Finnland (28,9 %) und Italien (28,7 %). Außerhalb der EU bestätigte die Türkei ihre führende Position mit einem national Marktanteil von 53,4 % der Besucherzahlen.

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„Ich war stur“ 70 Stunden Filmmaterial hinterließ der Regisseur Michael Glawogger von seinem geplanten letzten Film, der ihn vom Balkan nach Westafrika führte. Nach seinem plötzlichen Tod war unklar, was damit geschehen sollte, doch dann passierte eine Entscheidung, die man nur Glück heißen kann. Die Editorin Monika Willi setzte sich lange in den Schneideraum und heraus kam der brutal-schöne Reisefilm „Untitled“.

Monika Willi

„Er war ja ein Filmemacher, der immer etwas Neues machen wollte, einen anderen Blickwinkel finden. Das gelang ihm in seinen Arbeiten auch deswegen, weil er sehr gut mit Menschen konnte.“

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Wurden Sie bei Ihrer ersten Arbeit als Regisseurin ins kalte Wasser gestoßen, wären Sie je auf die Idee gekommen, selbst Regie zu führen? MONIKA WILLI: Die „Was wäre wenn-Fragen“ sind immer schwierig zu beantworten, sie mögen als Gedankenspiel reizvoll sein, aber Tatsache ist, dass ich nach dem ersten Schock und Gesprächen mit Andrea Glawogger, den Produzenten und Förderern immer stärker den Wunsch verspürte, aus dem vorhandenen Material einen Film zu realisieren. Es ging mir nicht ums Regieführen, es ging um das Sichtbarwerden eines wunderbaren Materials. Diese Arbeit konnte ich mir mit keinem „Ersatzregisseur“ vorstellen, daher die vielleicht sture Entscheidung, es alleine zu tun, allerdings mit vielen wichtigen Wegbegleitern. Ich hatte schon einige Filme mit Glawogger geschnitten hatte und ich war bei diesem von Anfang an dabei. Wir tauschten uns regelmäßig während seiner 4-monatigen Reise aus und besprachen, wohin sich der Film entwickeln sollte. 70 Stunden Filmmaterial sind in der digitalen Zeit nicht so viel, aber am Anfang waren es stundenlange Aufnahmen von zerschossenen Häusern, da war ich etwas ratlos, was wir damit machen sollten. Glawogger war bekanntlich ein Vielreisender, was führte ihn nach Afrika? WILLI: Der Film sollte ja um die ganze Welt führen, so auch nach Afrika. Er wollte einen vorurteilsfreien Blick auf die Menschen, Landschaften und Tiere werfen. Er

war ja ein Filmemacher, der immer etwas Neues machen wollte, einen anderen Blickwinkel finden. Das gelang ihm in seinen Arbeiten auch deswegen, weil er sehr gut mit Menschen konnte und die Menschen mit ihm. Wir sehen es ja bei diesem Film, wie er fast beiläufig über menschliches Verhalten viel erzählen kann, sei es die Beziehung Mensch -Tier oder Vater- Tochter. Im Schnitt kann man natürlich gewisse Gegensätze oder auch Analogien sehr gut herausarbeiten. Die afrikanischen Szenen sind von einer Lebendigkeit und Energie geprägt sind, die quasi der Melancholie des Balkans entgegen gegenüber stehen. Auch wenn die afrikanischen Kinder im Müll nach Essbarem suchen, eine Vorstellung, die uns Mitteleuropäernzuwider ist, so wirken sie im konkreten Fall nicht traurig, sie stellen sich ihrer Realität. Den Geist Glawoggers spürt man auch in den von Birgit Minichmayr wunderbar vorgetragenen Textpassagen. War das auch Teil des ursprünglichen Konzepts? WILLI: Nein, er schrieb zwei sogenannte Reiseblogs, die in der SZ und in Der Standard veröffentlicht wurden, aber nicht als Filmtexte gedacht waren. Da Michael aber keine Filmtexte mehr schreiben konnte, was ja immer der Plan war, wurden Teile dieser literarischen Texte zu Filmtexten. Großartig war


filmbiz Untitled (ab 31.3. im Kino) Drehkonzept: Michael Glawogger, Attila Boa, Monika Willi Regie: Michael Glawogger, Monika Willi Kamera: Attila Boa Schnitt: Monika Willi Ton: Manuel Siebert Musik: Wolfgang Mitterer Produzenten: Tommy Pridnig, Peter Wirthensohn

auch die Zusammenarbeit mit Wolfgang Mitterer, der dem Film ganz neue Ebenen gegeben und die poetische Kraft der Bilder, Töne und Texte zu einem Ganzen zusammenführt hat. Der Film feierte bei der Berlinale Uraufführung und wurde als meditative Reise gepriesen. Eine Bezeichnung, der Sie zustimmen? WILLI: Ganz und gar nicht, ich freue mich über die positive Resonanz und natürlich erlebt jeder einen Film, wie er ihn erlebt.Wir sehen Bilder von apokalyptischer Schönheit, die sicherlich Sehnsüchte auslösen, wir hören Worte, die vom Verschwinden erzählen Dynamik und Spannung waren mir wichtig, dazu gehört auch die Ruhe und das Verweilen. Sie arbeiten mit so unterschiedlichen Regisseuren wie eben Glawogger oder Haneke. Welche Arbeitsweise ist Ihnen lieber? WILLI: Beides. Gute Filme, gutes Material. Das Wandern ist auch schön. Die Arbeit an einem Dokumentarfilm unterscheidet sich deutlich von der Arbeit an einem äußerst präzise vorbereiteten Haneke Film, dabei geht es um die Präzisierung der Präzision.

Die Schnittzeiten sind kürzer, dafür ist die restliche Postproduktion umso länger. Gibt es eigentlich oft Streit im Schneideraum? WILLI: Sie meinen um filmische Entscheidungen? Selten, denn Film ist Teamarbeit und keine Konkurrenzveranstaltung und es ist egal, von wem die Idee kommt, wenn sie gut ist. Wie sieht generell die Lage für Editoren in Österreich aus? WILLI: Wie für alle anderen in der Filmbranche, man hat keine Gewissheiten. Ich habe derzeit viel Arbeit aber man weiß nie, was in ein paar Monaten sein wird. Wenn man sich einen Namen gemacht hat, wird man weiterempfohlen, auch international. Ich finde es sehr schade, dass es in Österreich so wenig Publikumsinteresse für heimische Filme gibt. „Untitled“ wird Eröffnungsfilm der Diagonale sein, es gibt auch schon Interesse seitens anderer Festivals, aber natürlich wünschen wir uns auch annehmbare Zahlen bei den Kinobesuchen.

Mao, Max & Jerry Sie waren gute Freunde, hatten schon zwei Filme miteinander gedreht, sie verband der gleiche Humor, naheliegend, dass Michael Ostrowski den gemeinsam mit dem verstorbenen Regisseur Michael Glawogger dritten Teil ihrer Kollaboration um die Freunde Mao, Max und Jerry übernahm und somit als Hauptdarsteller und Regisseur glänzte. Gemeinsam mit Co-Regisseur Helmut Köpping vollendet er mit „Hotel Rock‘n‘ Roll“ virtuos die Sex, Drugs & Rock‘n‘Roll-Trilogie. Viele Mitstreiter wie Pia Hierzegger, Georg Friedrich, Detlev Buck, Johannes Zeiler sind wieder mit von der Partie, Gerald Votava fügt sich perfekt ein und den Titelsong „Futschikato „ kriegt man nicht so schnell aus dem Ohr. Soll man den Inhalt verraten? Nö. braucht es nicht, denn hier steht der Nonsense und die Spielfreude aller Beteiligten im Vordergrund und ein paar böse Bonmots sind dem kreativen Kopf Ostrowski auch wieder eingefallen. DVD „Hotel Rock‘n‘ Roll“ (Hoanzl)

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Acht Jahre Vienna Film Commission 2016 stieg das Aufkommen an Filmdreharbeiten in Wien auf dem sehr hohen Niveau des Vorjahres noch weiter an: in Wien wird gerne und viel gedreht. Der Grund dafür sind die ausgezeichneten Rahmenbedingungen für Dreharbeiten in der Stadt Wien, deren beständige Optimierung die Kernarbeit der Vienna Film Commission ist. Ein wichtiger Faktor ist auch die starke Wiener Film- und TV-Förderung.

Marijana Stoisits

Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, zieht für das Jahr 2016 eine positive Bilanz: „Das vergangene Jahr bot einiges an herausfordernden Filmdreharbeiten, bei deren Umsetzung die Vienna Film Commission die österreichische Filmbranche optimal unterstützen konnte.“ Zwei Produktionen waren in ihrer Herstellung besonders anspruchsvoll: „Die Hölle“ unter der Regie von Stefan Ruzowitzky. Der Action-Thriller spielt ausschließlich in Wien und wurde bis auf wenige Tage auch vollständig in Wien gedreht. Spektakuläre Actionszenen wurden während der gesamten Karwoche nachts in der Wiener Innenstadt gefilmt, ganze Straßenblöcke wurden komplett gesperrt. Für die Culture-Clash Komödie „Kaviar“ unter der Regie von Elena Tikhonova wurde die Schwedenbrücke einen ganzen Tag für den Individualverkehr und den öffentlichen Verkehr gesperrt. Insgesamt wurden 547 Filmprojekte unterschiedlichster Größenordnung zur Bearbeitung bei der Vienna Film Commission eingereicht. Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny betont daher den hohen Stellenwert der Vienna Film Commission für den Filmstandort Wien: „Die Vienna Film Commission kann auf acht erfolgreiche Jahre zurückblicken: Insbesondere für junge und kleine Filmproduktionen ist sie unentbehrlich geworden und erweist sich als wichtige Starthilfe. Aber auch für die etablierte Filmbranche ist sie eine wichtige Ansprechpartnerin und Botschafterin der Wiener Filmkultur im Ausland.“

Ansuchen und Empfehlungsschreiben 873 Ansuchen um Drehgenehmigungen wurden 2016 bei der Vienna Film Commission eingereicht. Das entspricht einer Steigerung von 1,75 Prozent. Da 2015

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sehr viele Ansuchen speziell für den Eurovision Song Contest gestellt wurden, ist die 2016 noch weiter gestiegene Zahl an Ansuchen besonders erfreulich. Für die 873 Ansuchen hat die Vienna Film Commission 913 Empfehlungsschreiben an die zuständigen grundverwaltenden Dienststellen ausgestellt. Herausragende internationale Produktionen waren 2016 der englische Spielfilm „Let me go“ von Polly Steele, mit Juliet Stevenson, Lucy Boynton und Stanley Weber, eine Episode der Bollywood-Serie „The Immigrants“ sowie die chinesische TV-Produktion „Brothers over Flowers“. Insgesamt haben 111 internationale Produktionen um 196 Drehgenehmigungen angesucht. Die meisten Projektansuchen aus dem Ausland kamen aus Deutschland, gefolgt von Serbien, UK, Japan, den USA, den Niederlanden, Russland, Slowenien, der Türkei, Australien, u.a. Der überwiegende Teil der Dreharbeiten in Wien waren heimische TV-Produktionen, allen voran Serienerfolge, in denen die Stadt Wien nicht nur Drehort, sondern auch Schauplatz der erzählten Geschichten ist: „Vorstadtweiber“, „Soko Donau“, „Schnell ermittelt“ und „CopStories“, aber auch MiniSerien wie „Das Sacher“ oder internationale Reihen wie „Tatort“ und „Spuren des Bösen“. Weitere TVSpielfilme waren „Im Takt der Erinnerung“, „Die Muse des Mörders“, „Herrgott für Anfänger“, „Achterbahn“, „Tatort Staatsarchiv“, der Landkrimi „Höhenstraße“ und „CopStories – Stille Nacht“. Die größten Kinoproduktionen waren: „Wir töten Stella“ (Regie: Julian Pölsler), „Komplett von der Rolle (Regie: Sabine Derflinger), „Die Migrantigen (Regie: Arman T. Riahi), „Life Guidance“ (Regie: Ruth Mader), „Zerschlag mein Herz“ (Regie: Alexandra Makarova), „Licht“ (Regie: Barbara Albert) und „Looking for Oum Kulthum“ (Regie: Shirin Neshat). Die „Filmabteilung“ der MA 46 (Verkehrsorganisation  und technische Verkehrsangelegenheiten) ist für die Vienna Film Commission die wichtigste Kooperationspartnerin in der Stadtverwaltung. Sie erteilt die Drehgenehmigungen für öffentliche Straßen und Plätze, Halteverbote, Verkehrsanhaltungen und genehmigt erforderliche Straßensper-


filmbiz ren. Die Zusammenarbeit verlief auch 2016 überaus positiv, die Zahl der Bewilligungen durch die MA 46 war leicht rückläufig. 147 Filmprojekte wurden in bewährter Weise bei den Wiener Linien realisiert, die ebenfalls ein wichtiger Partner der Vienna Film Commission und der Wiener Filmbranche sind. 72 Mal wurde auf den Wiener Friedhöfen gedreht, 8 Mal im Wiener Hafen, 17 Mal in den österreichischen Bundesgärten in Wien und 161 Mal im Wiener Prater. 106 Filmprojekte wurden im Zuständigkeitsbereich der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. gefilmt. Im ersten Bezirk befinden sich mit 22,86 Prozent nach wie vor die begehrtesten Drehmotive, allerdings mit fallender Tendenz. Auf Platz zwei folgt die Leopoldstadt mit 9,63 Prozent, danach Mariahilf mit 6,75 Prozent, Landstraße mit 6,21 und Neubau mit 5,94 Prozent. Gedreht wurde in allen 23 Wiener Bezirken.

Filmwirtschaftsförderung Um den Filmstandort Wien international stärker zu positionieren, benötigt Wien dringend neben der bestehenden kulturellen Filmförderung eine eigene wirtschaftliche Filmförderung für internationale Produktionen auf Basis eines cash rebate-Systems, das die Beschäftigung Wiener Filmschaffender voraussetzt. Prag, Warschau, Budapest und Bratislava überbieten sich mit Incentives für internationale Film, TV- und Internetproduktionen. Wenn Wien nicht nachzieht, ist es im Wettbewerb um diesen internationalen Markt nicht mehr vorhanden.

„Kaviar“-Dreh auf der Schwedenbrücke

Internationale Aktivitäten Zur internationalen Bewerbung des Filmstandortes Wien war die Vienna Film Commission 2016 auf den Filmmärkten der Filmfestivals von Berlin, Cannes und Shanghai vertreten. Darüber hinaus bei der „Locations & Global Finance Show“ in Burbank/Los Angeles, dem Sundance Filmfestival und dem Location und Production Event „Focus“ in London.

Sky: „Das Boot“ unter der Regie von Andreas Prochaska Eine der spannendsten internationalen Produktionen geht in ihre nächste Phase: Bavaria Fernsehproduktion, Sky Deutschland und Sonar Entertainment entwickeln zurzeit die internationale Eventserie „Das Boot“. Mit dem Österreicher Andreas Prochaska konnAndreas Prochaska te einer der renommiertesten deutschsprachigen Regisseure gewonnen werden. Prochaska begeisterte in der Vergangenheit Publikum und Kritiker gleichermaßen, unter anderem mit „Das Finstere Tal“ und „Das Wunder von Kärnten“, das mit dem International Emmy prämiert wurde. Er wurde darüber hinaus mit dem Deutschen Filmpreis, der Romy und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Die achtteilige Serie „Das Boot“ baut auf dem gleichnamigen Bestseller von Lothar-Günther Buchheim und dem weltweiten Blockbuster von 1981 auf. „Das Boot – Die Serie“ beginnt im Herbst 1942, als der U-Boot-Krieg an Brutalität immer mehr zunimmt. Während eine blutjunge Besatzung ihre gefährliche

Feindfahrt antritt, formiert sich im U-Boot Hafen von La Rochelle die aufkommende Resistance. Erweitert wird die Handlung um die Kriegsführung der Alliierten zu Land und zu See. Im Mittelpunkt steht das zentrale Thema Buchheims, das heute in Zeiten des Terrors leider nichts von seiner Relevanz verloren hat: blinder Fanatismus, der junge Männer in einen sinnlosen Krieg treibt. Die Produktion ist mit 25 Millionen Euro budgetiert. Marcus Ammon, Senior Vice President Fiction und Entertainment bei Sky Deutschland: „Andreas Prochaska hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er durch seine Bildsprache ebenso mutig wie spannend erzählen kann. Genau das suchen wir für unsere Sky Original Productions. Wir freuen uns, nun die Produktionsphase für „Das Boot“ einläuten zu können.“ David Ellender, President Global Distribution & Co-Production bei Sonar Entertainment.Andreas Prochaska: „Das Boot“ ist ein Meilenstein in der Geschichte der Antikriegsfilme, es steht für Authentizität, Spannung, Drama, Emotion und Action. Die Serie geht einen Schritt weiter, kombiniert die klaustrophobische Atmosphäre des Bootes mit einem Handlungsstrang im Dunstkreis der Resistance, schafft damit auch starke Frauenfiguren und gibt mir als Regisseur die Möglichkeit dieses Erbe in die zeitgemäße Form seriellen Erzählens zu übertragen. Der Produktionsstart ist für Mitte 2017, die internationale Erstausstrahlung für 2018 geplant.

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4,5 Millionen Euro für 19 neue ORF-Kinofilmprojekte Für insgesamt 19 neue Kinoproduktionen – acht Spiel- und elf Dokumentarfilme – wurde nun der Grundstein zur Realisierung gelegt: Bei den 169. und 170. Sitzungsterminen der gemeinsamen Kommission von ORF und Österreichischem Filminstitut wurden insgesamt rund 4,5 Millionen Euro Projekt- und Innovationsförderung im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens zugesagt. Die finanzierten Projekte der 169. und 170. Sitzung der gemeinsamen Kommission von ORF und Österreichischem Filminstitut im Detail:

„Blood Jam“ Horrorfilm

„Kaviar“ Komödie

„Bora“ Dokumentarfilm

In diesem Teenie-Splasher wird die Maturareise statt zur besten Party des Lebens zu einem Horrortrip, von dem nicht alle lebend zurückkehren werden. Buch: Karin Lomot und Robert Buchschwenter Regie: Dominik Hartl Produktion: Gebhardt Productions

Oligarchen, zwielichtige Geschäftemacher und betrogene Frauen, die ihren Männern eine Lektion erteilen. Diese Culture-Clash-Komödie wirft ein humorvolles Licht auf russische Einwanderinnen und Einwanderer. Ihr komödiantisches Potential stellen hier u. a. Merab Ninidze, Sabrina Reiter, Chulpan Khamatova und Thomas Stipsits unter Beweis. Buch: Elena Tikhonova und Robert Buchschwenter Regie: Elena Tikhonova Produktion: Witcraft Szenario

Ein Porträt einer der stärksten Winde der Welt. Eine Naturgewalt, die Landschaften formt, Elemente in Bewegung setzt und Alltag und Gemüt der Menschen durchdringt, die in ihrem Einflussbereich leben. Buch und Regie: Bernhard Pötscher Produktion: Bernhard Pötscher Film

„Der Trafikant“

Österreichische Literaturverfilmung mit u. a. Bruno Ganz, Johannes Krisch, Regina Fritsch und Simon Morzé Im Wien von 1937/38 begegnet der junge Trafikant Franz dem Leben, der Liebe und Sigmund Freud. Buch: Klaus Richter (nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler) Regie: Nikolaus Leytner Produktion: epo-film

„Ein wilder Sommer“ Drama Am Beispiel eines Dorfs in der Wachau thematisiert der Film den Wandel von Arbeitswelt und Geschlechterrollen Anfang der 1980er Jahre. Mit u. a. Jürgen Tarrach, Gerti Drassl, Kristina Sprenger und Markus Schleinzer. Buch und Regie: Anita Lackenberger Produktion: Produktion West

„Hilfe, ich habe meine Eltern geschrumpft“ Kinderfilm Im Sequel zum erfolgreichen Kinderfilm „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ werden nun die Eltern winzig. Michael Ostrowski und Johannes Zeiler komplettieren den Cast rund um Oskar Keymer und Anja Kling. Buch: Gerrit Hermans Regie: Tim Trageser Produktion: Mini Film prokids

„Iceman“ Spielfilm Eine bildgewaltige fiktive Zeitreise in die archäische Welt des mythenumwobenen Ötzis, dargestellt von Jürgen Vogel, der vor 5.000 Jahren in den Ötztaler Alpen einen gewaltsamen Tod gefunden hat. Buch und Regie: Felix Randau Produktion: Amour Fou

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„Neverland“ Coming-of-Age

„Der Zirkus“ Dokumentarfilm Der Film entführt in die schillernde und magische Welt des scheidenden Zirkusdirektors Bernhard Paul und dessen legendären Zirkus Roncalli. Buch und Regie: Thomas Christian Eichtinger und Harald Aue Regie: Harald Aue Produktion: Neue Vitaskop Film

Der 17-jährige Jakob leidet unter Angstattacken und flüchtet in virtuelle Welten. Dort begegnet er in einem Sexcamchat dem 26-jährigen Kristjan. Es beginnt eine emotionale Reise zu den Wunden ihrer beiden Seelen. Gregor Schmidinger spielt in seinem ersten Langfilm geschickt mit Realitäten, virtuellen Welten, Rausch und Imagination und fängt damit treffsicher ein Stück Lebensgefühl seiner Generation ein. Vater und Großvater werden von Josef Hader und Hans-Michael Rehberg gespielt. Buch und Regie: Gregor Schmidinger Produktion: Orbrock Film

Dokumentarfilm

„Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ Literaturverfilmung

„Die Burg“ Dokumentarfilm

Die Verfilmung von André Hellers autobiografisch inspiriertem Roman folgt einem mit Fantasie und Erbe ausgestatteten Buben ins Österreich der 1950er Jahre, wo er nicht nur die Macht von Liebe und Humor, sondern auch seine außerordentliche Begabung für die Gestaltung eigener Wirklichkeiten entdeckt. Hochkarätig besetzt mit u. a. Nicholas Ofczarek, Karl Markovics, Sabine Timoteo und Udo Samel. Buch: Rupert Henning und Uli Brée (nach dem gleichnamigen Roman von André Heller) Regie: Rupert Henning Produktion: Dor Film

„Die bauliche Maßnahme“

In einer Zeit, in der es um verschärfte Grenzsicherung in Europa geht, beschäftigt sich der Film mit der Grenzregion Brenner und seinen Bewohnern. Buch und Regie: Nikolaus Geyrhalter Produktion: NGF

Porträt des Wiener Burgtheaters. Eine Entdeckungsreise ins Innere einer Institution. Buch und Regie: Hans Andreas Guttner Produktion: Guttner Filmproduktion

„Gehört, gesehen“ Dokumentarfilm Ein Porträt des Kultursenders Ö1 zu dessen 50-jährigem Bestehen. Am Beispiel des Qualitätsradios beschreibt der Film, welche Leidenschaft und Ausdauer es braucht, um die Aufklärung und letztlich Demokratie lebendig zu erhalten. Buch und Regie: Jakob Brossmann und David Paede Produktion: NGF


filmbiz „Ich bin ein schlechter Mensch“ Dokumentarfilm

Ein Roadmovie rund um den Ausbrecherkönig Alfred Schandl, der 40 Jahre im Gefängnis saß. Seit Kurzem in Freiheit bleibt sein Lebensthema die Flucht – seine letzte Flucht soll ihn in die Emigration, in sein Sehnsuchtsland Australien führen. Buch und Regie: Susanne Freund Produktion: Kurt Mayer Film

„Schönes neues Brot“ Dokumentarfilm

Der Film stellt die Frage nach Natürlichkeit und Gesundheit dieses Grundnahrungsmittels. Traditionelles Backhandwerk gegen Vereinnahmung durch die Industrie. Wird das Brot der Zukunft zum künstlichen Produkt? Buch und Regie: Harald Friedl Produktion: Navigator Film

„Stray Dogs“ Dokumentarfilm Der Film begibt sich auf die Spuren der Straßenhündin Laika, die als erstes Lebewesen ins All geschickt wurde und dort verglühte. Eine Legende besagt, dass ihr Geist heute an der Seite ihrer Nachfahren durch die russische Hauptstadt streunt. Es wird von Straßenhunden in Moskau und von deren Beziehungen zu Menschen, meist obdachlosen, verwirrten und alten Menschen, erzählt und damit ausgehend von einem historischen Ereignis politischer und sozialer Wandel reflektiert. Buch und Regie: Elsa Kremser und Peter Levin Produktion: Raumzeitfilm

„The Remains“ Dokumentarfilm Auf ihrer Fahrt übers Mittelmeer sind in den vergangenen Jahren Tausende Menschen ums Leben gekommen oder werden vermisst. Was in der Berichterstattung zur europäischen Flüchtlingskrise kaum vorkommt: Was geschieht eigentlich mit den Toten, die geborgen werden? Wer kümmert sich um die Hinterbliebenen und hilft bei der Suche nach den vielen Vermissten? Nathalie Borgers begibt sich exemplarisch mit zwei Flüchtlingsfamilien auf die Suche nach ihren vermissten Verwandten. Buch und Regie: Nathalie Borgers Produktion: Navigatorfilm

„Utopia – Wirtschaft ohne Gier“

Dokumentarfilm

Der Dokumentarfilm begibt sich auf die Suche nach einem neuen Wirtschaftsmodell, das den bereits überholten Finanzkapitalismus ablöst. Eine filmische Entdeckungsreise zu Einsteigern in eine neue Gesellschaft, deren Ziel ein ethisches und solidarisches Wirtschaften ist, das Menschen achtet und die Umwelt schont. Buch: Anna-Katharina Wohlgenannt und Kurt Langbein Regie: Kurt Langbein Produktion: Langbein & Partner Media

„Widerstandsmomente“ Dokumentarfilm

Der Film porträtiert bisher unbekannte Frauen, die sich im Widerstand engagiert haben, aus dem Heute und der Nazizeit gegenüber. Thematisiert wird Widerstand gegen Unmenschlichkeit, Politik und Gesellschaftsströmungen. Buch und Regie: Jo Schmeiser Produktion: Plaesion Film

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MPLC: Werknutzung optimieren Die MPLC Österreich ist ein Tochterunternehmen der seit über 30 Jahren weltweit agierenden amerikanischen Motion Picture Licensing Company. Seit 2015 ist die MPLC mit einem eigenen Büro in Wien vertreten. Im Film, Sound & Media-Interview erläutern Benjamin K. Höller (Managing Director) und Michael Bachmann (Country Manager) ihre Strategien.

Benjamin K. Höller, Michael Bachmann

„Zu unseren Kooperationspartnern gehören alle namhaften Studios wie Warner Bros., Twentieth Century Fox, Walt Disney, itner Sony Pictures, Paramount, Universal Pictures, Touchstone, Columbia, MGM und Miramax, aber auch viele deutsche und andere europäische Filmproduzenten und auch internationale Rundfunkunternehmen wie Fox oder NBC.“

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Was ist das zentrale Betätigungsfeld der MPLC? BENJAMIN K. HÖLLER: 2011 haben wir die MPLC in Österreich als Joint Venture mit der MPLC Deutschland gegründet und zunächst versucht, den österreichischen Markt von Deutschland aus zu bearbeiten. Es war aber relativ schnell klar, dass wir wie in den meisten anderen Märkten auch ein eigenes Büro vor Ort benötigen. Die MPLC kann für die Werke von über 1.000 Filmproduzenten, Filmverleihern und nunmehr auch verstärkt von zahlreichen Fernsehproduzenten und Rundfunkunternehmen Bewilligungen für die öffentliche Wiedergabe erteilen. Rasch, unkompliziert, günstig und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Wir bieten über 30 Jahre professionelle Erfahrung in der Zusammenarbeit und Lösungserarbeitung mit Industrieverbänden, Ministerien, Beratungsunternehmen und Rechtsanwaltskanzleien. Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich des Urheberrechts und der öffentlichen Werknutzung. Zu unseren Kooperationspartnern gehören alle namhaften Studios wie Warner Bros., Twentieth Century Fox, Walt Disney, Sony Pictures, Paramount, Universal Pictures, Touchstone, Columbia, MGM und Miramax, aber auch viele deutsche und andere europäische Filmproduzenten und auch internationale Rundfunkunternehmen wie Fox oder NBC. Heute betreuen wir weltweit über 500.000 Lizenznehmer. Was ist Ihr Ziel in Österreich? MICHAEL BACHMANN: Unsere potenziellen Kunden finden sich in unterschiedlichsten Bereichen – von Hotels, Restaurants über gemeinnützige öffentliche Einrichtungen bis hin zu Bus und Bahn. Überall, wo Filme über den persönlichen Bedarf hinaus genutzt werden, fallen Lizenzgebühren an. Das ist den meisten betroffenen Unternehmen gar nicht bewusst. Wir wollen hier aber nicht aggressiv in den Markt gehen, sondern versuchen mittels Aufklärung langfristig Kunden zu gewinnen. HÖLLER: Im Gegensatz zu Märkten wie Deutschland, wo wir Pauschallizenzen anbieten, die unser gesamtes Repertoire abdeckt, ist der österreichi-

sche Markt ein sehr individueller, der entsprechende individuelle Packages benötigt. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind in Österreich anders gelagert, daher müssen wir den Nutzern alle erdenklichen Kombinationsmöglichkeiten anbieten. Wie reagiert der Markt auf Ihre Präsenz? HÖLLER: Es ist natürlich schwierig den potenziellen Kunden zu erklären, warum Kosten anfallen, die zuvor noch nie rekrutiert wurden. Wir sehen unsere Vorgangsweise als einen Aufklärungsprozess mit einem nachgelagerten individuellen Verkaufsprozess. BACHMANN: Unser Hauptaugenmerk liegt in der Information der einzelnen Märkte über die anfallenden Urheberrechte. In den meisten Fällen endete dieser Prozess mit einer Lizenzvergabe. Hier kooperieren wir mit Verbänden wie dem Veranstalterverband Österreich oder der Wirtschaftskammer Österreich. HÖLLER: Österreich ist zum Beispiel zum Unterschied von Deutschland sehr gut strukturiert, organisiert und vernetzt. Wenn man in Deutschland bspw. Hotels anschreibt, bekommt das der Branchenverband gar nicht mit. In Österreich klingelt sofort das Telefon. Diese Strukturen nutzen wir auch, um unsere Information und Aufklärung voranzutreiben. Wieviele Lizensierungen haben Sie in Österreich bislang erreicht? HÖLLER: Bislang liegen wir bei rund 1.000 Lizensierungen. Gibt es auch rechtliche Auseinandersetzungen? HÖLLER: Unser Ziel ist es wie gesagt aufzuklären und nicht zu bestrafen. BACHMANN: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die betroffenen Unternehmen, Einrichtungen, u.ä. eigentlich durchwegs einsichtig sind und wir daher noch keinen einzigen Fall hatten, wo wir gerichtlich vorgehen mussten. HÖLLER: Die Filmwirtschaft ist sehr bestrebt den Kunden die rechtlichen Rahmenbedingungen näher zu bringen, daher gibt es im Filmbereich auch keine Abmahnwellen wie in anderen Bereichen. Wie schätzen sie längerfristig das Potenzial in Österreich ein? HÖLLER: Unser Potenzial ist jede Einrichtung mit einem öffentlichen Bildschirm und wir gehen von etwa 25.000 potenziellen Lizenznehmern in Österreich aus. Unser Ziel ist es, innerhalb der nächsten zehn Jahre nahe an die 100 %- Nutzungsrealität heranzukommen.


filmbiz Sie vertreten vorwiegen internationale Rechteinhaber. Wie sieht es mit den österreichischen Produzenten aus? HÖLLER: Wir freuen uns über jeden Rechteinhaber, der mit uns sein Rechtepotenzial auswerten möchte. Wir gehen noch nicht proaktiv an die österreichischen Produzenten heran, aber wir nehmen natürlich jeden in unser Portfolio auf. Den internationalen Content vertreten wir nahezu 100% und unser Ziel ist es, auch die nationalen Produzenten zu gewinnen und zu vertreten. BACHMANN: Das ist auch unser nächster Entwicklungsschritt in Österreich. Die heimischen Produzenten wissen möglicherweise noch gar nicht, welche Werknutzungsmöglichkeiten es über die klassische Verwertung hinaus gibt. Der Nutzer nutzt das Programm ohnedies, er zahlt nur nichts dafür. Das wollen wir ändern, idealerweise auch gemeinsam mit der österreichischen Film-Branche.

MPLC Die MPLC Österreich ist ein Tochterunternehmen der seit über 30 Jahren weltweit erfolgreichen amerikanischen Motion Picture Licensing Company. MPLC kann für die Werke von über 1.000 Filmproduzenten, Filmverleihern und nunmehr auch verstärkt von zahlreichen Fernsehproduzenten und Rundfunkunternehmen Bewilligungen für die öffentliche Wiedergabe erteilen. Zu den Kooperationspartnern gehören die international bekannten Produktionsgesellschaften Warner Bros., Twentieth Century Fox, Walt Disney, Sony Pictures, Paramount, Universal Pictures, Touchstone, Columbia, MGM und Miramax, aber auch viele österreichische, deutsche und andere europäische Filmproduzenten und auch internationale Rundfunkunternehmen wie Fox oder NBC.

Demnächst im Kino:

23./24. März

6./7. April

13./14. April

Life (Sony) Rammstein: Paris (Constantin) Lommbock (Constantin) Die rote Schildkröte(Polyfilm) Noma (Polyfilm) Power Rangers

Die Hütte -Ein Wochenende mit Gott (Constantin) Tiger Girl (Constantin) Die Schlümpfe- Das verlorene Dorf (Sony) Free Fire (Einhorn) Ein deutsches Leben(Polyfilm) Mindgamers (Warner) Es war einmal ... (Warner) Abgesang mit Stil (Warner)

Fast & Furious 8 (UIP) Luther (Einhorn) Die Taschendiebin (Filmladen) The Birth of a Nation (Fox)

30./31. März The Boss Baby (Fox) Untitled (Filmladen) Tanna(Polyfilm) A United Kingdom (Thimfilm) Auf Ediths Spuren (Stadtkino) Una und Ray (Weltkino) Ghost in the Shell (Paramount)

20./21. April The Founder (Einhorn) Bleed for this (Sony) Die Frau im Mond - Erinnerung an die Liebe (Constantin) Secondo Me (K. Posch) Chips (Warner) Conni & Co 2 (Warner) Ein Dorf sieht schwarz (Thimfilm)

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filmbiz Gastrede von István Szabó

anlässlich der Verleihung des 7. Österreichischen Filmpreises im Wiener Rathaus touch“, das Bedürfnis der menschlichen Berührung, als das Geheimnis der Erzählung von Geschichten. Natürlich wird dort darauf geachtet, dass immer über Sieger erzählt wird, und wir hier in Europa, wir erzählen, falls wir ehrliche Filme machen wollen, meistens über Geschichten von Verlierern, die im zwanzigsten Jahrhundert Arbeit, Träume und Glauben, Familie und das eigene Land verloren haben, in den europäischen Kriegen, europäischen Revolutionen, europäischen Krisen und Verfolgungen.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, liebe Kollegen! Danke für die ehrenvolle Einladung. Ich habe bei vielen meiner Projekte österreichische Hilfe erhalten, so habe ich vielen österreichischen Talenten, Künstlern und Technikern zu danken. So beginne ich jetzt mit dem Ausdruck des Danks. Die gemeinsame Arbeit war immer schön, vielleicht lag das daran, dass auch unsere Mentalität in Vielem ähnlich ist, ganz zu schweigen von der Kultur der Monarchie. Diese Kultur lebt aber nicht nur in Wien, Budapest, oder von Krakau bis Triest, in ganz Mitteleuropa, sie war auch für die Entstehung des amerikanischen Films bestimmend, vor dessen Einfluss wir jetzt Angst haben, wobei das Wesentliche an ihm von hier stammt. Woran denke ich dabei? An eine Zeit, als auf den Märkten in Mitteleuropa noch in mehreren Sprachen die Waren verkauft wurden, und die Gruppen von Schülern in den Pausen eine andere Sprache sprachen, als der Lehrer in der Stunde. Ich denke an eine Zeit, als mein Großvater, der Familienarzt war, die Beschwerden von tschechischen, schwäbischen, slowakischen und ungarischen Bergleuten gleichermaßen verstehen musste. Als dann wegen Krieg, Revolutionen, Wirtschaftskrisen und Verfolgung viele begabte Menschen von hier aus nach Amerika gingen, die später zu Gründern von Paramount, 20th Century Fox und anderen großen Studios wurden, wie etwa Vilmos Fuchs, Adolf Zukor, oder später die lange Reihe von Künstlern, wie Billy Wilder, Fred Zinnemann, Otto Preminger, Alexander Korda, Michael Curtiz – da nahmen sie die Erfahrungen und das Wissen mit, was ihnen im Blut lag: das Wissen darum, wie Menschen anderer Muttersprache, anderer Mentalität oder anderer Religion anzusprechen sind, damit diese auf uns, auf unser Anliegen achten. Die neue, fremde Sprache konnten sie noch nicht wirklichdavon handeln Legenden-, aber sie kannten eine andere Sprache, die Sprache der menschlichen Berührung, was dort dann „human touch“ genannt wurde. Sie wussten, wie man Interesse wecken kann für das Schicksal, die Sorgen und die Freuden eines Menschen, wie man ein auf den ersten Blick kurioses Wesen beliebt machen kann. Dies wurde dann zum Geheimnis des amerikanischen Films – die Emotion, die am lebenden Gesicht erscheint und sich ändert, zur Identifizierung anregt und zu lieben ist, die menschliche Verletzlichkeit, gezeigt in einem Blick. Ich weiß, ihre Geschichten wurzelten in der reichen mitteleuropäischen Kultur, und diese Kultur ist an den neuen Amerikanische filme nicht mehr zu finden. Geblieben ist aber das „human

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Welche Identität hatte Billy Wilder oder Fred Zinnemann? Eine österreichische? Und Alexander Korda, Michael Curtiz? Eine ungarische? Ich weiß es nicht. Mit Billy Wilder konnte ich mich einmal zwei Stunden lang unterhalten. Sein Humor, seine Selbstironie waren wienerisch. Als Georg Czukor mich ihm vorgestellt hatte, reichte er mir die Hand und sagte: “Ich war Billy Wilder.“ Hat der österreichische Film heute eine Identität, und wenn es sie gibt, worin besteht sie? Sie kann nur darin bestehen, dass er sich mit den heutigen Problemen befasst, die Welt mit den Augen des heutigen Österreichs sieht. Zuhause schaue ich mir die neuen ungarischen Filme an. Sie sind ausgezeichnet gemacht, ich beneide sie um die talentierte, neue Formensprache. Die jungen Leute machen hervorragende Filme. Was wir gründlich gelernt haben, das ist für sie Muttersprache. Was wollen sie jedoch sagen? In den meisten Fällen weichen sie jedem gesellschaftlichen, sozialen oder politischen Problem bewusst aus. Die nichtssagende technische Bravour ist aber keine Identität, sondern nur ein Brand. Wir sind voller neuer Sorgen. Die Flüchtlingsfrage scheint den Geist der Europäischen Union zu verändern. Die Europäische Union, diese fantastische Idee, deren erster Versuch im Kleinen die Österreichisch-Ungarische Monarchie war, kämpft jetzt mit einer Krise des Zukunftsbildes. Sie könnte zu einer Gruppe von Nationalstaaten mit gegensätzlichen Interessen werden. Warum rede ich davon? Weil der Film die Möglichkeit hat, im Gesicht des Anderen das eigene Gesicht zu erblicken, in der Verletzlichkeit voneinander die Verletzlichkeit von uns selbst, in ihren Gefühlen unsere Vorurteile, in ihrer Arbeitslosigkeit die Möglichkeit, dass wir selbst die Arbeit verlieren könnten, in ihrem Hunger, in ihrer Obdachlosigkeit, in ihren ausgebombten Häusern die ausgebombten Häuser unserer Großeltern und deren verwüstete Dörfer, in ihrem Verfolgtsein unsere Zwangsaussiedlungen und in ihrer Flucht zum Beispiel die 1956 nach Österreich gekommenen 200.000 Ungarn. Vor 25 bis 30 Jahren wurden die Zuschauer überall in der Welt von europäischen Gesichtern in die Kinos gelockt. Man wollte den Helden oder die Heldin sehen, dargestellt von Mastroianni, Jean Gabin, Belmondo, Alain Delon, Oskar Werner, Maximilian Schell, Klaus-Maria Brandauer und Anna Magnani, Giulietta Masina, Monica Vitti, Sophia Loren, Maria Schell, Catherine Deneuve oder Jeanne Moreau. Heute gibt es kein einziges europäisches Gesicht, weswegen die Zuschauer ins Kino gehen würden, und wenn es mal doch einige gibt, Marion Cotillard oder Christoph Waltz, dann ist es auch nur wegen deren amerikanischen Filmen. Warum hat die Welt heute kein Interesse für Europas Gesicht? Warum ist der junge Zuschauer nur vom


filmbiz Blick der siegreichen Amerikaner angezogen? Haben wir vielleicht durch die besserwisserischen Verfremdungen und durch den Zwang den Festivalkritikern zu genügen das mitteleuropäische Wissen um die menschliche Berührung verloren? Oder können wir keine wirklich relevanten Geschichten erzählen, von denen die Zuschauer tief berührt werden? Was haben wir verloren, dass wir jetzt in die enge Kategorie der Arthouse-Kinos mit 50 bis 60 Stühlen eingezwängt sind? Ich weiß, dass unser Beruf auch andere Sorgen hat. Kontinuierliche Arbeit wird immer schwieriger. Ohne gemeinschaftliche Hilfe, ohne die Stiftungen von Staaten oder Ländern, also ohne das Geld der Steuerzahler würden wir nicht existieren. Dort wo Fernsehsender die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Filmkunst erhalten bleibt- so ist ORF, dem auch ich persönlich viel zu verdanken habe dort hat man Glück. Denn es gibt auch Fernsehanstalten, die dem Kinofilmmachen feindlich gegenüberstehen. In den letzten Jahren verursacht uns der DVD-Schwarzmarkt sehr große Schwierigkeiten. Zwei Wochen vor der Premiere meiner jüngsten Arbeit kaufte der Fahrer unserer Produktion auf einem Flohmarkt in Budapest eine DVD unseres Films mit dem auf der Straße zu sehenden Plakat des Films auf dem Schutzumschlag. Ganz zu schweigen vom Internet. Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann unsere Filme downloaden. Möglicherweise vor lauter Freude, weil ihm der Film gefällt und er nur seine Freude teilen will. Und ich kann nicht entscheiden, ob ich auf meine neue Beliebtheit stolz sein soll, oder doch eher verzweifelt, denn mein Produzent, mein Finanzierer verliert die Einnahmen, und er wird keine Lust mehr haben meine nächste Arbeit zu finanzieren, wenn er bei der Sache nur Geld verliert. Wer nur mit Stiftungsgeldern arbeitet und niemandem etwas zurückzuzahlen hat, den interessiert all das nicht. Die DVD von Filmen, die zum Oscar-Preis nominiert wurden, versenden die amerikanischen Gesellschaften schon mit einer strengen Mahnung: „Every year, movie pirates seek out copies of awards screeners to upload to the Internet and create pirated discs sold around the world, causing great harm to our industry. You risk civil and criminal penalties.” Das Bewegtbild besitzt heute eine enorme Bedeutung, denn die Informationsströmung erfolgt zumeist in Bewegtbildern. Aber die Bedeutung des Kinos verringert sich zusehends. Wir träumen trotzdem von großen, ausverkauften Kinos, wo unsere Geschichten und die Gefühle im Blick unsrer Helden auf der gewaltigen Leinwand erscheinen. Deshalb halte ich es für wichtig und besonders schön, dass Sie hier in Österreich die herausragenden Arbeiten ihrer Kollegen ehren. Sie verleihen Auszeichnungen denjenigen, auf deren Arbeiten Sie beruflich stolz sind, Ihre Schauspieler und Schauspielerinnen, deren Gesichter die Energie ihre Filme tragen. Sie zeichnen die aus, die Sie auch beneiden könnten. Es ist schön, das zu sehen, schön dabei zu sein, schön daran mit Ihnen zusammen teilzunehmen. Dafür danke ich. Im genialen Lustspiel von Lubitsch, in Ninotschka sagt Greta Garbo, die Russische kommunistische Parteikommissarin in Paris, beschwipst und verliebt: „Aber Genossen, Genossen. Die Weltrevolution schreitet siegreich voran, aber lasst uns ein klein wenig noch glücklich sein.“ Auch ich kann nichts Anderes sagen: „Liebe Freunde. liebe Freunde. Das Internet schreitet siegreich voran, aber lasst uns noch ein wenig richtige Kinofilme machen.“

BRIEF VON DER AKADEMIE Zur Wahrnehmung des Szenenbildes in Österreich Die diesjährige Gala zum Österreichischen Filmpreis 2017 war aus vielen Gründen für mich eine ganz Besondere. Hubert Klausner und ich waren für die Gestaltung der Bühne verantwortlich. Gemeinsam mit Peter Payer, der Regie führte, hatten wir uns einige Neuerungen ausgedacht. Zum ersten Mal gab es Einspielungen der nominierten Filme und eine Bar auf der Bühne, an der die Preisträger und Preisträgerinnen bewirtet wurden. Nachdem wir schon Monate zuvor mit der Planung begonnen hatten und der Aufbau gut verlaufen war, erhielt ich dann mit großer Freude den Österreichischen Filmpreis für „Bestes Szenenbild“ und durfte es mir an der selbst entworfenen Bar auf der Bühne im Festsaal des Wiener Rathauses gemütlich machen. Alles in allem sehr viele Emotionen, Eindrücke und Gedanken auf einmal. Zweimal hintereinander haben Martin Gschlacht und ich für jeweils gemeinsame Projekte den österreichischen Filmpreis erhalten. 2016 für ICH SEH, ICH SEH (Regie: Veronika Franz & Severin Fiala) und 2017 für STILLE RESERVEN (Regie: Valentin Hitz). Martin Gschlacht für Bildgestaltung und ich für Szenenbild (2016 gemeinsam mit Hubert Klausner). Nicht nur der Begriff „Bild“ verbindet unsere beiden Abteilungen. Unsere Arbeit hat in einer wunderbaren Symbiose die Filme unterstützt und deren Präsenz stark beeinflusst. Das Feedback von Kollegen, Mitarbeitern und Publikum war für beide Filme sehr gut. Was mich besonders gefreut hat ist, dass unsere Arbeit als Szenenbildner und Szenenbildnerinnen durch den Österreichischen Filmpreis eine Plattform bekommen hat und unsere Berufsgruppe stärker wahrgenommen wird. Zumindest innerhalb der Branche. Die Wahrnehmung außerhalb unserer Branche sieht leider ganz anders aus. Die meisten Menschen kennen den Beruf des Bühnenbildners, aber Szenenbildner sind der Allgemeinheit leider wenig bekannt. Das geht so weit, dass auch die Ausbildung meiner Meinung nach ziemlich vernachlässigt wird. Durch meine geringfügige Lehrtätigkeit sowohl an der Filmakademie Wien als auch für ein spezielles Filmjahr an der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung der Universität für Angewandte Kunst weiß ich, dass es von Seite der Studierenden ein großes Interesse am Szenenbildunterricht gibt, aber leider an den Universitäten kaum Lehrveranstaltungen dazu angeboten werden. Wir sind gerade in der Vorbereitungsphase für ein wunderbares Projekt, das Professor Bernhard Kleber an der Klasse für Bühnen- und Filmgestaltung initiiert hat: DON WHO, ein Kurzfilm in 10 Episoden frei nach Don Juan von Molière. Hier sind jetzt schon über 50 Studierende von verschiedenen Universitäten mit der möglichst professionellen Umsetzung beschäftigt. Die Probleme, denen wir uns täglich stellen müssen, sind mannigfaltig, werden aber durch den leidenschaftlichen Einsatz aller Beteiligten größtenteils gelöst. Leider muss ich aber feststellen, dass gerade durch das Nicht-Vorhanden-Sein einer Institution, die für die Lehre des Szenenbildes zuständig ist, viele Dinge erschwert werden. Mir macht es wahnsinnige Freude, an diesem Projekt, welches auch zentrales künstlerisches Fach im heurigen Studienjahr ist, beteiligt zu sein. Ich bin mir auch sicher, dass aus dieser Arbeit Netzwerke zwischen den Studierenden entstehen, die das Aussehen der Studentenfilme in den kommenden Jahren stark beeinflussen werden. Ich hoffe auch, dass die einen oder anderen Studierenden in der Zukunft den Nachwuchs in der Filmbranche stärken. Da es aber ein Sonderprojekt ist, das nur heuer stattfindet, wird es wohl in den kommenden Jahren wieder einen großen Bedarf an szenenbildnerischer Lehre geben, aber nach wie vor keine Institution die eine solche anbietet. Die österreichischen Filmemacher und Filmemacherinnen sind in den letzten Jahren im In- und Ausland immer erfolgreicher und bekannter geworden. Auch deswegen finde ich, dass es in einem Land, in dem an vier Universitäten Bühnenbildner und Bühnenbildnerinnen ausgebildet werden, höchste Zeit ist einen Lehrstuhl für Szenenbild zu gründen. Johannes Salat ist Szenenbildner und Mitglied der Akademie des Österreichischen Films. Er ist zweifacher Preisträger des Österreichischen Filmpreises. 2016 „Bestes Szenenbild“ (gemeinsam mit Hubert Klausner) für „Ich seh, ich seh“ und 2017 für „Stille Reserven“.

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media Ö. Radiopreis 2017 Für herausragende Leistungen in öffentlich-rechtlichen und privaten Hörfunkprogrammen winkt den österreichischen Radiomacherinnen und Radiomachern auch heuer eine Auszeichnung mit dem „Österreichischen Radiopreis“. Im Rahmen einer Gala wird am 26. Juni im großen Festsaal des Wiener Rathauses der „Österreichische Radiopreis 2017“ vergeben. Preisverdächtige Beiträge und Projekte können vom 14. März bis zum 11. April 2017 online über die Website des Österreichischen Radiopreises unter www.oesterreichischer-radiopreis. at eingereicht werden. Auch heuer sind kreative und fachlich überzeugende Leistungen mit Vorbildcharakter und Impulskraft aus dem Zeitraum der vergangenen zwölf Monate gesucht. Es geht also bewusst um Leuchtfeuer des Radioschaffens aus jüngster Zeit, nicht aber um eine Gesamtschau der Leistungen einer Person, einer Sendereihe oder eines Programms. Elf Kategorien stehen zur Wahl, darunter Beste Moderatorin oder Bester Moderator, Best Newcomer, Beste Morgensendung, Beste Comedy oder Bester Wortbeitrag. Die Auswahl der Preisträger trifft die unabhängige Radiopreis-Jury unter Leitung der Fachhochschule St. Pölten. Der Österreichische Radiopreis hat sich in kürzester Zeit als Institution etabliert. Das war nur dank seiner Sponsoren möglich. Deren Kreis ist auch in diesem Jahr größer geworden. Neben der Stadt Wien gehören die Unternehmen SPAR, XXXLutz, Kelly´s, T-Mobile, ÖBB, ZGONC, Mitsubishi, IBC Solar, die Mediaagenturen unter dem Dach der GroupM sowie die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) dazu. Ohne sie und ohne die Tatkraft der Radiopreis-Partner ORF und ORF Enterprise, RTR-GmbH, Verband Österreichischer Privatsender (VÖP), RMS Austria, FH St. Pölten und Sablatnig & Partner ist der „Österreichische Radiopreis“ nicht denkbar. Träger ist der „Verein Österreichischer Radiopreis“, dem der ORF, der VÖP, die RTR-GmbH, die ORF Enterprise und der Privatradio-Vermarkter RMS Austria als Mitglieder angehören und die mit jeweils einem Vertreter den Beirat des „Österreichischen Radiopreises“ stellen. Dies sind RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl (Vorsitzender), ORF-Radiodirektorin Monika Eigensperger, VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm sowie Brigitte Hauser, Head of Sales der RMS Austria und Oliver Böhm, Geschäftsführer der ORF Enterprise.

Komarek als Moderator Auf alle Fälle war es eine ungewöhnliche Literatursendung die Servus TV mit dem Format „literaROUR2 kreierte, in dem der Moderator mit einem Bus kreuz und quer durch Österreich fuhr und Schriftsteller zum Gespräch bat. Der Moderator ist weg, die Sendung kommt wieder und mit keinem Geringeren als Kultautor (Polt-Romane) und Salzkammergut-Kenner Alfred Komarek. Er selbst liebt natürlich Bücher und hat über 3000 zu Hause. Mit seiner Sendung will er aber nicht nur Literaturliebhaber ansprechen, sondern möglichst viele Menschen fürs Lesen begeistern. Darum parkt er seinen charmanten Oldtimerbus in jeder Folge auf einem anderen Marktplatz und lädt Passanten zum Lesen und Diskutieren ein. In seiner ersten Sendung trifft Alfred Komarek Autorin und

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Kolumnistin Doris Knecht in Wien. Knecht erzählt in ihrem neuen Roman „Alles über Beziehungen“ von der Dehnbarkeit der Begriffe Liebe und Treue. Außerdem zeigt sich der Gitarrenvirtuose Harri Stojka von seiner literarischen Seite: mit Dialektgedichten in Alfred Komarek schönstem Wienerisch. literaTOUR mit Alfred Komarek - ab dem 06. April immer donnerstags, 14-tägig ab 23:25 Uhr bei ServusTV (WH: immer sonntags ab 11:00 Uhr)

VÖZ: 99 Sujets „In 99 Sujets liefern 99 Menschen 99 Argumente für professionellen Journalismus und damit für den Markenkern österreichischer Zeitungen und Magazine. Verlässlichkeit zählt in Zeiten der Fake News-Flut und alternativer Fakten noch mehr, 54 Prozent der Bevölkerung vertrauen bei politischen Ereignissen auf Tageszeitungen“, erklärt VÖZ-Präsident Thomas Kralinger zum Auftakt der gemeinsamen Initiative für Printmedien. „Österreichs Zeitungen und Magazine lassen Filterblasen platzen und erweitern den Horizont – denn 80 Prozent der Bevölkerung informieren sich weiterhin in Tageszeitungen, 49 Prozent vertrauen gedruckten Tageszeitungen, wenn es darum geht, mitreden zu können“, so Kralinger. Gemeinsam mit der Werbeagentur Serviceplan habe man „auf Basis einer starken deutschen Kampagne eine noch stärkere österreichische Kampagne entwickelt.“ „Mit Kleidermacherin Lena Hoschek, Autorin Vea Kaiser, Schauspielerin Claudia Kottal, Star- und Drei-Haubenkoch Toni Mörwald, Fußballer Manuel Ortlechner, Winzer Erich Scheiblhofer und Tennisprofi Dominic Thiem konnte die Initiative bekannte und authentische Testimonials gewinnen, die in der ersten Kampagnenwelle die Vorteile von professionellem Journalismus in Österreichs Presselandschaft unterstreichen“, führt Serviceplan-Geschäftsführer André Felker aus. „Die Vielfalt unserer Printmedien und ihr professioneller Journalismus sind das Herzstück der Kampagne. Daher erklären in der zweiten Kampagnenwelle über 80 österreichische Journalistinnen und Journalisten, warum ihr Medium jedes Wort wert ist. Damit starten der VÖZ und seine Mitgliedsmedien eine besonders umfassende und breite Printkampagne, die über ein ganzes Jahr hinweg geschalten wird“, so VÖZ-Vizepräsident Helmut Hanusch. In der dritten Kampagnenwelle kommt die heimische Wirtschaft zu Wort, um zu verdeutlichen, warum Werbung in Österreichs Zeitungen und Magazinen „Jeden Euro wert“ ist. „Österreichs Zeitungen und Magazine zeigen mit dieser gemeinsamen Initiative ihre Vielfalt“, ergänzte Kralinger. Gerade weil die Pressefreiheit global unter Druck gerät, wollen die VÖZ-Mitgliedsmedien „ein selbstbewusstes und geschlossenes Zeichen für einen offenen und freien Diskurs in Österreich setzen.“


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media

3sat: All Time High Seit über 30 Jahren ist 3sat als werbefreies, öffentlich-rechtliches Gemeinschaftsprogramm von ARD, ORF, SRF und ZDF im deutschsprachigen Sprachraum aus dem TV-Angebot nicht wegzudenken. Wie sich dieser Qualitätssender in Zukunft der verstärkten Konkurrenz entgegenstellt verrät Petra Gruber, ORF-Verantwortliche für die Senderkooperation mit 3sat und arte im Film, Sound & Media-Interview.

Petra Gruber

„Der Markt für Qualität ist vorhanden und das Publikum erkennt die unterschiedlichen Nischen, die Qualitätsprogramme besetzen, sonst würden wir uns ja kannibalisieren.“

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Markt für Qualität ist vorhanden und das Publikum Welche Rolle spielt 3sat im erkennt die unterschiedlichen Nischen, die QualiTV-Angebot? PETRA GRUBER: 3sat war eine tätsprogramme besetzen, sonst würden wir uns ja Idee von Gerd Bacher im Jahre kannibalisieren. So steht ORFIII bspw. für ein Qua1984, also zu einem Zeitpunkt litätsprogramm für Österreich und 3sat unter dem als das Satelliten-Fernsehen Motto „anders fernsehen“ für eine Kulturmarke für richtig begonnen hat. Geden gesamten deutschsprachigen Raum. 3sat ist meinsam mit den Kollegen also eine Visitenkarte des ORF in Europa. von ZDF und SRF hat man Wie ist 3sat in Österreich strukturiert? begonnen ein qualitativ hochGRUBER: Der ORF lieferte 2016 133.695 Minuten Programm aus Österreich zu, das ist ein Anteil von wertiges Gemeinschaftsproknapp 26 % am Gesamtprogramm. Die österreichigramm zu senden. 1993 kam dann auch die ARD dazu. Und sche 3sat-Abteilung ist gewissermaßen ein kleiner weil 3sat schon seit über 30 Sender im Sender. Mit 11 MitarbeiterInnen stemJahren sendet ist es für manmen wir ein Viertel des gesamten 3sat-Programms che vielleicht ein wenig aus – Programmplanung, -versand, -einkauf, Koprodukdem Fokus gerückt. Völlig zu unrecht, denn auch in tion, etc. Dafür steht uns ein Jahresbudget von rund Zeiten zunehmender TV-Konkurrenz - nicht nur im 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, das entspricht in linearen sondern verstärkt auch im non-linearen etwa einem Fernsehfilm. Ein großer Vorteil ist, dass Bereich - feierte 3sat 2016 das erfolgreichste Jahr wir vorhandenes Programm nochmals verwerten seines Bestehens. und einem internationalen Publikum anbieten Wie drückt sich das in Zahlen aus? können. Gemeinsam mit unseren deutschen und GRUBER: In Deutschland konnte mit 1,2 % der besSchweizer Kollegen durchforsten wir die Programte Marktanteil seit der Gründung erzielt werden me und Archive wie Trüffelschweine nach hochwerund auch in Österreich wurde die Quote auf 1,8 % gesteigert. Die durchschnittliche Tagesreichweite von 3sat in Österreich lag 2016 bei 559.000 ZuseherInnen und die durchschnittliche Tagesreichweite in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist mit mehr als 6,3 Millionen ZuseherInnen gegenüber 2015 um 500.000 SeherInnen gestiegen. Insgesamt kann der Sender von mehr als 80 Millionen Menschen empfangen werden. Das sind für einen Qualitätssender durchaus respektable Zahlen, die sich andere Anbieter im Nischenbereich wohl wünschen würden. Das 3sat-Team-Österreich erstellt 26 % am Sendergesamtprogramm Wie erklären Sie sich den konstanten Erfolg am Markt? tigen Inhalten und versuchen, daraus ein sinnvolles GRUBER: Ganz offensichtlich wollen die Menschen Programm zu erstellen. Wichtig sind dabei Themengerade in unsicheren Zeiten und auch im zunehschwerpunkte und Thementage. Große Kulturereigmenden Überangebot im TV-Bereich und im Internisse wie Opern-, Theater- oder Konzertaufzeichnet zuverlässige Qualität. Das zeigt auch die Tatnungen haben bei 3sat ebenso einen festen Platz sache, dass auch andere Qualitäts-Spartenkanäle wie Dokumentationen, das europäische Kino oder wie arte oder auch ORFIII zulegen konnten. Der Wissenschaftsprogramme. Darüber hinaus gibt es


media eigene Produktionen wie die Magazine „Kulturzeit“ oder „nano“ als Beispiele eines länderübergreifenden, gesellschaftlich relevanten Fernsehens. Der europäische Gedanke ist bei Sendern wie 3sat oder arte ein zentrales Thema, gerade in Zeiten von Fakenews, Populismus & Co sind Grenzen überschreitende europäische Sender besonders wichtig, eine Art gesellschaftspolitisches Bindemittel. Die Abstimmung zwischen den 3sat-Mitgliedssendern ist daher auch besonders intensiv, ebenso wie das Nützen der Synergien. Die meisten Programminhalte sind ja bereits entstanden, werden liebevoll neu gebündelt und modelliert - eine kostensparende Variante ein Programm zu machen. Stichwort kostensparend: Die Übertragung des Bachmann-Preises aus Klagenfurt steht weiterhin auf dem Programm …? GRUBER: Die Übertragung des Bachmann-Preises in Zusammenarbeit mit dem Landesstudio Kärnten ist idealtypisch für die Funktion von 3sat – deutschsprachige Literatur steht im Mittelpunkt. Wer wenn nicht wir sollte das senden? Mit einer Quotendiskussion ist das natürlich nicht zu beant-

worten. 3sat ist wie gesagt eine Visitenkarten des ORF und auch Österreichs in Europa, der Wert für die Kulturszene und auch den Tourismus ist unbestritten. Welche Highlights bietet 3sat 2017? GRUBER: Unsere Opernballübertragung war auch auf 3sat ein Hit. 1,3 Millionen ZuseherInnen in Deutschland brachten einen Marktanteil von bis zu 4,6 %. Im April stehen die 50. Osterfestspiele Salzburg samt einem Karajan-Schwerpunkt im Fokus, im Mai der ‚Mythos Habsburg‘ mit einem Thementag (14.5.). Auch heuer werden wir wieder etliche weitere Thementage bespielen – von ‚Weltstadt Wien‘ (25.5.) über ‚Berg.Film‘ (4.6.) bis zu ‚Mantel Degen Majestäten‘ (5.6.). Aber auch abseits des linearen Angebots bietet 3sat seine Highlights an. So sind die ORF/3sat-Produktionen auch auf dem internationalen Kaufmarkt gefragt. 2016 wurden ORF/3sat-Produktionen mehr als 250-mal an andere TV-Stationen, Video-On-Demand-Plattformen, Streaming-Dienst und TV-Vertriebe weltweit verkauft. Qualität ist eben gefragt und setzt sich auch oder vielleicht gerade in diesen Zeiten durch.

„Wir hören auch Bild“ Im 20. Jahr hat sich das RadioKulturhaus in der Argentinierstraße neu aufgestellt, denn seit ein paar Monaten wird auch via Video-Stream live aus dem Großen Sendesaal übertragen. Warum Bild zum Ton wichtig ist und welche Aufgabe das RadioKulturhaus für den ORF übernimmt, erklärt dessen Leiter Thomas Wohinz.

Thomas Wohinz

Was war die Intention, Darbietungen aus dem RadioKulturhaus auch zu streamen? Dürfen Sie das überhaupt laut ORF-Gesetz ? THOMAS WOHINZ: Ja. Seit Jänner übertragen wir einige Veranstaltungen pro Monat via VideoLivestream und wir sehen das als zusätzlichen Ser-

vice für unser Publikum. Wenn eine Veranstaltung ausverkauft ist beispielsweise gibt es mit dem Video-Livestream nun die Möglichkeit, sie trotzdem zu sehen. Und wir bieten so auch Interessierten in den Bundesländern erstmals die Möglichkeit, über unterschiedliche Devices live bei unseren Veranstaltungen dabei zu sein. Außerdem sind die auf ORF III gesendeten RadioKulturhaus-Veranstaltungen noch bis zu 7 Tage nach der Ausstrahlung in der ORF-TVthek abrufbar. Zuhören alleine reicht offenbar in unserer vielgestaltigen Medienzeit nicht mehr? WOHINZ: Wir streamen an die sechs Sendungen im Monat, der Fokus liegt also ganz klar auf dem Zuhören. Aber nachdem wir jetzt die technischen Möglichkeiten haben, ist es für manche Veranstaltungen schon eine feine Sache. Nachdem wir sehr viele junge, österreichische Bands präsentieren, ist der Bekanntheitsmultiplikator via Stream sehr willkommen. Außerdem können wir als RadioKulturhaus zusätzlich zu den rund 20.000 Sendeminuten, die hier für die ORF-Radios, vornehmlich Ö1 produziert werden, nun auch ORF3 III bedienen, das eine ähnliche Kulturschiene fährt.

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media Sendeminuten auf Ö1 sind sehr wortlastig, womit speisen Sie visuell deren Programm bzw. was sind die Highlights? WOHINZ: Ein Highlight der letzten Monate war sicher das Zusammentreffen der beiden Politiker Christian Kern und Heinz-Christian Strache in der Ö1-Diskussionsreihe „Klartext“ von Klaus Webhofer. Diese Veranstaltung wurde von ORF III übertragen und bot so dem Innenpolitik-interessierten Publikum die Möglichkeit, auch die Gestik und Mimik der Diskutanten zu erleben. Diese Diskussionsreihe wird von unserem Publikum hervorragend angenommen, wobei Gesprächsveranstaltungen generell sehr gut besucht sind. Ein weiteres Highlight war etwa die „Im Zeitraum“-Veranstaltung mit dem Philosophen Richard David Precht, die binnen kürzester Zeit ausverkauft war.

„Das RadioKulturhaus stand nie zur Debatte, wir werden etwa ausdrücklich als wichtiger Bestandteil im jährlichen public value Bericht des ORF genannt.“

Woran liegts? WOHINZ: Wir sprechen damit die klassischen Ö1HörerInnen an, die sehr aktiv am Zeitgeschehen teilnehmen, egal ob Politik, Gesellschaft, Wissenschaft oder Kultur. Es braucht einen versierten Moderator und spannende Themen und dann ist es nicht so wichtig ob man sich philharmonisch verführen lässt, in den Wiener Vorlesungen Unbekanntes dazulernt oder neue Seiten an Schriftstellerinnen entdeckt. Wir liefern den ORF-Radios mit unseren Veranstaltungen aber nicht nur Wortprogramm, sondern auch Musik. Von Konzerten für Ö1, live oder als Mitschnitt, bis Radiosessions oder Konzerten aus der Reihe „live @RKH“ die auf FM4 gesendet werden,

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Anlässlich 20 Jahre RadioKulturhaus gastieren die Musical-Comedy-Stars Igudesman & Joo

unsere Veranstaltungen sind aufgrund der hervorragenden Akustik im Großen Sendesaal, die sowohl vom Publikum als auch den auftretenden Künstlerinnen und Künstlern sehr geschätzt wird, selbstverständlich auch „radiotauglich“. In welchem Konkurrenzverhältnis stehen Sie zu anderen Wiener Bühnen? WOHINZ: Im Grunde in keinem Wir sind dem öffentlich-rechtlichen Auftrag verpflichtet und bringen daher teilweise auch ein sehr spitzes Nischenprogramm. Da das RadioKulturhaus ja nicht nur eine Bühne ist, sondern ein Contentlieferant für den ORF, ist unser Programm sehr vielfältig auf hohem Niveau. Darüber hinaus sehen wir uns auch als Kommunikationsplattform für Künstlerinnen und Künstler. Haben Sie noch ein paar Zahlen für uns, sprich Auslastung, Besucher etc.? WOHINZ: Wir hatten im letzten Jahr insgesamt 316 Veranstaltungen mit ca. 30.000 BesucherInnen, das bedeutet eine Jahresauslastung von 74 %, ein Plus von 4 % zu 2015. 253 Veranstaltungen wiesen einen wesentlichen Österreichbezug auf, das ergibt 80 %. 140 Veranstaltungen wiesen einen wesentlichen Livemusik-Anteil auf, das sind 44 %. Jeweils 88 Gesprächsveranstaltungen zu den Themen Kunst/Kultur sowie Politik/Gesellschaft/Wissenschaft standen auf dem Programm, naturgemäß auch mit starkem Österreich-Schwerpunkt (78%/85%). Das RadioKulturhaus feiert heuer seinen 20. Geburtstag. Ist die Zukunft im wackeligen Funkhaus gesichert bzw. gibt es besondere Aktivitäten zu diesem Anlass? WOHINZ: Das RadioKulturhaus stand nie zur Debatte, wir werden etwa ausdrücklich als wichtiger Bestandteil im jährlichen public value Bericht des ORF genannt. Unseren Geburtstag feiern wir das ganze Jahr mit überaus attraktiven Programmen. Und im September planen wir eine ganz spezielle künstlerische Feier u.a. mit Franz Koglmann, David Schalko und dem RSO Wien, mehr möchte ich darüber noch nicht verraten, nur soviel, wer nicht live dabei sein kann, wird selbstverständlich die Möglichkeit haben, via Video-Livestream teilzunehmen.


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Was bewegt Radio?

Sylvia Buchhammer

Corinna Drumm

Radio profitiert davon ein mobiles Medium zu sein, wie sehr nutzen Sie die Vorteile der Digitalisierung – z. B. Bewegtbilder auf der eigenen Website, Interaktion mit den ZuhörerInnen, etc? BUCHHAMMER: Dass Radio ein mobiles Medium ist, ist sein großes Alleinstellungsmerkmal. Sie drücken auf den Senderknopf Ihrer Wahl, mehr müssen Sie nicht tun, um „Ihre“ Musik, News und nützliche Infos wie Wetter und Verkehr hören zu können. Und zwar egal, ob Sie im Auto, im Bad, im Schlafzimmer oder, via Smartphone, im öffentlichen Verkehrsmittel sind. Oder, anders gesagt, auf die Mediennutzung kommt es an. Radio wird von früh bis spät gehört und lässt Ihnen die Hände für Wichtigeres frei. Als Teil der Mediengruppe Österreich sind wir auch was die Website, inklusive der von Ihnen angesprochenen Bewegtbilder, sehr gut aufgestellt. Und was die Interaktion mit HörerInnen angeht, so nutzen wir natürlich die ganze Palette, von Telefon bis Facebook. DRUMM: Radio ist schon immer ein hochgradig mobiles Medium. Zusammen mit der Digitalisierung führt dies zu einer laufenden Erweiterung unserer Angebote: Viele österreichische Privatradiosender haben zusätzlich zu ihren UKW-Programmen zahlreiche digitale Angebote. In der IP-Welt gehören – neben Webseiten und Social Media Aktivitäten - beispielsweise Live-Streams sowie vielfältige musik- bzw. themenspezifische Webradio-Channel dazu. Von besonderer Relevanz ist in diesem Zusammenhang übrigens der „Radioplayer“ - eine einheitliche Plattform für österreichi-

Foto © Kronehit

Foto © VÖP/Gruber

In lockerer Folge wollen wir regelmäßig Radioexperten bitten, ihre Expertise zu medienrelevanten Themen zu geben. Den Beginn machen in alphabetischer Reihenfolge: Syliva Buchhammer, Radio Ö24, Corinna Drumm, VÖP, Rüdiger Landgraf, Kronehit Radio und Sylvia Reim, Radio Arabellla.

Rüdiger Landgraf

Sylvia Reim

sche Radiostreams, wodurch vor allem die mobile Nutzung vereinfacht wird. Einige Sender haben zudem auch Bewegtbildangebote, von Visual Radio über Kurznachrichtensendungen bis hin zu eigenen TV-Channels. Die Digitalisierung betrifft jedoch nicht nur die Online-Welt, sondern auch die Terrestrik: DAB+, also die digitalterrestrische Radioverbreitung, steht kurz vor dem flächendeckenden Start in Österreich. Dadurch wird das Radioangebot deutlich erweitert, was besonders aus Konsumentensicht attraktiv ist. All diese Maßnahmen dienen der Verbesserung unserer Angebote, der Erweiterung unserer Markenwelten und damit der Bindung unserer Hörer und User. LANDGRAF: Radio hat dadurch eine sehr gute Nutzungsdauer. Es ist allerdings – dank Smartphones – nicht mehr das einzige mobile Medium. Trotzdem bleibt die Stärke der überall verfügbaren 1:1 Kommunikation. Wir bieten mit KRONEHIT TV ein eigenes Musikfernsehen an, das über unsere Homepage, iOS, Android, Chromecast und Amazon Fire TV zu empfangen ist. Die Interaktion mit den ZuhörerInnen hat sich stark auf Facebook und Whatsapp verlagert. REIM: Ich glaube, der große Vorteil von Radio ist seine einfache Bedienung, man brauch keine Vorkenntnisse für gar nichts, man muss nur auf den Knopf drücken und wird unterhalten. Man kann Radio allein oder in Gemeinschaft hören, man hört den gewünschten Sender und niemand fühlt sich benachteiligt. Wir begleiten durch den Tag, wir sind ein Teil des Alltags unserer HörerInnen und daher sehe

„Ich glaube, der große Vorteil von Radio ist seine einfache Bedienung, man brauch keine Vorkenntnisse für gar nichts, man muss nur auf den Knopf drücken und wird unterhalten.“ Sylvia Reim

„Wenn Sie mich fragen, womit sich unsere StammhörerInnen identifizieren, dann sind es in erster Linie unsere ModeratorInnen.“ Sylvia Buchhammer

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„Für den Start müsste der ORF zumindest Österreich 1 und FM4 gleich stark bewerben wie Ö3, damit die Öffentlichkeit zu öffentlich-rechtlichen Inhalten wieder einen Bezug bekommt.“ Rüdiger Landgraf

„Vor allem in der Vermarktung gibt es zu weit gesteckte Grenzen für den ORF, aber auch in programmstruktureller Sicht ist der ORF nicht ausreichend determiniert bei der Gestaltung seiner Programme und Angebote. Diese Dominanz des ORF im UKW-Markt ließe sich leicht korrigieren.“ Corinna Drumm

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ich die Zukunft von Radio ungebrochen positiv. Wird der Inhalt in Zeiten des grenzenlosen Musikangebotes wieder wichtiger? Spielen Podcasts für Sie eine Rolle? Womit identifizieren sich Ihre Stammhörer? BUCHHAMMER: Der Inhalt hat sicher wieder an Bedeutung gewonnen. Nur, es muss ein zielgruppenadäquater sein. Die HörerInnen eines Klassiksenders werden andere Inhalt interessieren als jene eines expliziten Jugendsenders. Darin liegt die Herausforderung, zu wissen, für wen man Radio macht. Podcasts spielen dabei für unsere Sendergruppe keine besondere Rolle. Wenn Sie mich fragen, womit sich unsere StammhörerInnen identifizieren, dann sind es in erster Linie unsere ModeratorInnen. Das wichtigste für Menschen sind nun einmal Menschen. Wenn Radio über längere Zeit gehört wird, muss natürlich das Musikformat „stimmen“ und darf nicht „nerven“ und letztlich muss sich der/die Hörer/ in auch gut und vor allem aktuell informiert fühlen. LANDGRAF: Inhalt war und ist wichtig. Promotionaktionen wie der KRONEHIT Nacktslalom sind ein gutes Beispiel, wie Inhalte generiert und multimedial ausgespielt werden. Zum Inhalt zählt auch die Musikselektion durch Redakteure. Podcasts sind bei KRONEHIT schon sehr lange im Programm, sie werden allerdings gegenüber linearen Angeboten geringer genutzt. REIM: Ich denke Content war und wird immer wichtig sein, es geht dabei vor allem seine Zielgruppe richtig anzusprechen. Wenn wir linear ansprechen, müssen unsere Themen sehr kurz und bündig sein, wenn man ausführlicher zuhören möchte und Zeit hat, der wird von uns mit Podcasts zum Thema Reisen, Gesundheit, Backstube idealerweise verbunden mit Blogs bedient. Oder auch wenn es interessante Interviews sind, die einfach zu lange für das normale Radioprogramm sind, kann ich mir diese als Podcast anhören, ich denke, dieses doppelte Vorgehen – linear und digital ist der optimale Weg in die Zukunft. Musikstreaming wird immer populärer, in den USA haben laut GfK-Untersuchungen diese Dienste die klassischen Radiostationen schon überholt. Woran, glauben Sie, liegt das bzw. wie kann man dem entgegentreten? Wie ist Ihr Verhältnis zur österreichischen Musikszene? BUCHHAMMER: Zuallererst: Wir verstehen uns als kreative RadiomacherInnen und nicht als Musikabspielstation. Wer nichts als nur „seine“ Musik hören will, keine Information, keine menschliche Stimme, den werden wir nicht davon abhalten können. Aber: Ich bin überzeugt, es gibt auch hier kein entweder oder. Manchmal wird ein/e Hörer/in sich in seinen/ ihren „Stream“ versenken, dann aber wieder Radio hören wollen. Ich sage Ihnen ein Beispiel: Wenn ein „Nur-Musik-Hörer“ auf der Autobahn in einen stundenlangen Stau gerät, wird er es wahrscheinlich bedauern, nicht den Verkehrsfunk gehört zu haben, der ihn davor gewarnt und ihm eine Ausweichroute angeboten hätte. Was unser Verhältnis zur heimischen Musikszene angeht, so ist dieses nicht besonders ausgeprägt. Das liegt vielleicht daran, dass wir

aufgrund unserer Formate ein bisschen zwischen den Genres unserer gegenwärtigen populären heimischen KünstlerInnen liegen, wenn ich, quasi als Antipoden, an Andreas Gabalier und Wanda denke.. Das gilt natürlich nicht für die „klassischen“ Austropopper oder etwa Christina Stürmer. Wir unterstützen die heimischen MusikerInnen aber immer sehr gerne durch Infos über ihr Schaffen und vor allem durch Veranstaltungs-Ankündigungen. DRUMM: Generische Musikstreamingprogramme haben durchaus ihre Berechtigung. Allerdings wird ihre Relevanz und damit ihre Nutzung aus meiner Sicht beschränkt bleiben. Denn ihnen fehlt, was das Radio kann: Wir bauen Beziehungen mit unseren Hörern auf. Wir sind da verankert, wo unsere Hörer zuhause sind, und liefern ihnen die für sie relevanten Informationen. Genau diese Regionalität und diese Persönlichkeit machen das Radio zum wichtigsten medialen Begleiter der Menschen. LANDGRAF: Die Nutzung von Audio-Services verlagert sich zunehmen vom Radiogerät auf Smart Devices, das sieht man schon bei der Haushaltsausstattung. Pure Streamer wie Pandora oder Spotify sind dadurch, dass sie für die Plattformen optimiert sind, gegenüber den Radiosendern, die meist nur einen Simulcast anbieten, im Vorteil: KRONEHIT hat bereits 2014 eine Studie durchgeführt, in der wir festgestellt haben, dass Interaktion und Personalisierung zwei wichtige Assets sind, die klassische Radiosender nicht bieten. Mit unserer neuen App KRONEHIT Smart werden wir eine Verbindung zwischen klassischem Radio und diesen Features bieten: Wer das Programm von KRONEHIT am Smartphone hört, wird dann Musiktitel oder Inhalte überspringen können, und dennoch im Live-Programm von KRONEHIT mit Moderationen, Nachrichten und anderen Inhalten bleiben. REIM: Was wir tun müssen, um gegen Streaming anzukommen ist noch mehr die Qualitäten des Radiomachens an sich herauszuarbeiten, in diesem Fall sind es die Personalities: ModeratorInnen, die mit den ZuhörerInnen in Kontakt sind, mit ihnen kommunizieren, die lebendig sind, kein Algorithmus, die mitten im Leben stehen. Menschen vereinsamen zunehmend, haben Angst vor Roboterisierung und gerade da ist es wichtig, dass ich Menschen habe, die mich täglich begleiten, die eine Bezugsperson sind. Selbiges gilt für die Musik, wir wissen, was unsere HörerInnen wollen und bieten ein entsprechendes Musikprogramm. Wir haben ein Format, auf das man sich verlassen kann, das von unseren Experten betreut und ausgesucht wird, denn Radio hat natürlich auch eine Gatekeeper-Funktion. Die heimische Popmusik gewann in den letzten Jahren an Qualität und Image. Inwieferne profitiert Ihr Sender davon bzw. wie unterstützen Sie die heimischen MusikerInnen? LANDGRAF: Wir beobachten diesen Trend sehr genau, und fragen unsere HörerInnen, was sie hören möchten: Manche Interpreten wie etwa Seiler & Speer haben dabei hervorragend abgeschnitten. Wir haben zudem eine Kooperation mit dem Öster-


media reichischen Musikfonds, dem wir ermöglichen bei KRONEHIT neue österreichische Musik vorzustellen. Wir betreiben zudem mit KRONEHIT YAM (young austrian music) ein eigenes Digitalradio, in dem wir ausschließlich neue Musik aus Österreich spielen – zu empfangen über unsere Apps sowie im Internet. Die Musikszene ist für uns als Radio, das die meiste Musik spielt, ein sehr wichtiger Partner. Und das auf allen Ebenen. Wie schätzen Sie die Rahmenbedingungen für Privatradio in Österreich ein, bzw. welche Verbesserungen wünschen Sie sich? Gibt es noch freie Radiomarktflächen? BUCHHAMMER: Aus meiner Sicht sind die Rahmenbedingungen prinzipiell in Ordnung. Wir müssen allerdings immer aufpassen, dass die Politik den stets wiederkehrenden Begehrlichkeiten des ORF, sein definiertes Geschäftsfeld zu überschreiten, nicht nachgibt. Ihre Frage nach noch freien Radiomarktflächen lässt sich mit einem Ja und einem Nein beantworten: Ja, wenn ich an Formate wie etwa einem reinen News-Kanal – z. B. B5 aktuell (Bayern) – oder an ein Jazz-Format denke. Nein, weil sich das in Österreich aus Werbeeinahmen nicht finanzieren lässt. Nehmen wir an, ein Format hätte in Potential von etwa 5 Prozent. Dann haben Sie in Deutschland eine Grundgesamtheit von etwa 4 Millionen Menschen – in Österreich von 400.000. Der Vergleich sagt alles. DRUMM: Österreich hat im Vergleich mit anderen europäischen Ländern einen äußerst schwach ausgeprägten dualen Rundfunkmarkt. Gerade im Radio hat der ORF eine weitaus zu dominante Wettbewerbsposition, sowohl im Hörer- als auch im Werbemarkt. Das ist auf die vielen Freiräume zurückzuführen, die ihm nach wie vor zugestanden werden. Vor allem in der Vermarktung gibt es zu weit gesteckte Grenzen für den ORF, aber auch in programmstruktureller Sicht ist der ORF nicht ausreichend determiniert bei der Gestaltung seiner Programme und Angebote. Diese Dominanz des ORF im UKW-Markt ließe sich leicht korrigieren, und zwar mit einer Maßnahme, die sich nicht nur positiv auf die finanzielle Situation des ORF auswirken, sondern sogar technische Innovation befördern würde: Eine Migration der Sender Ö1 oder FM4 von UKW weg auf DAB+ würde erstens das Ungleichgewicht zwischen Privatradio und ORF im UKW-Markt reduzieren. Zweitens würde diese Maßnahme das junge Radiopflänzchen DAB+ befördern, weil diese Sender aufgrund ihrer geringen Substituierbarkeit über eine besonders hohe Loyalität ihrer Hörer verfügen. Und drittens würde der ORF aufgrund der weitgehenden Werbefreiheit dieser Sender nicht nur so gut wie keine Erlöse verlieren, sondern sogar Verbreitungskosten einsparen. LANDGRAF: Eine genauere Definition des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF im Radio ist notwendig. Öffentlichrechtlicher Rundfunk sollte meiner Meinung nach das bieten, was privat-kommerzieller Rundfunk nicht leisten kann, und das sind vor allem personalintensivere Sendungen: Jeder wird verstehen, dass ein Mittagsjournal mit den entsprechenden Kosten vom ORF aus Gebühren finanziert wird, wenn dort aber gespart werden muss, weil der ORF sein Geld lieber für Ö3Plakate ausgibt, auf denen „Musik. Musik. Musik.“ steht, dann ist zu hinterfragen, ob das wirklich die optimale Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Kernauftrags ist. Solange die hybride Finanzierung des ORF aus Gebührengeldern und Werbung besteht, wird er immer seine kommerziellen Produkte stärker bewerben, um sich durch deren Erfolg zu refinanzieren. Für den Start müsste der ORF zumindest Österreich 1 und FM4 gleich stark bewerben wie Ö3, damit die Öffentlichkeit zu öffentlichrechtlichen Inhalten wieder einen Bezug bekommt.

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media

3TV: Fernsehen der Zukunft Als erster reiner Mobilfunkanbieter des Landes bietet Drei österreichweites Kabel-TV an, ohne physischen KabelAnschluss, ohne Antenne oder Receiver. Günter Lischka, Senior Head of Marketing und Christian Haspl, Product Manager Portal & Infotainment, erläutern im Film, Sound & Media-Interview das Konzept des Fernsehens der Zukunft.

Günter Lischka

Christian Haspl

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Was ist das Konzept von 3TV? HASPL: Der User kann das gesamte 3TV-Programm GÜNTER LISCHKA: Wir sind in Österreich die Piosieben Tage zeitversetzt sehen, muss sich nicht um niere des Internetfernsehen und haben bereits 2003 technische Details kümmern und wird bald – ähnmit 3 Mobile TV gestartet. 15 Jahre später erleben lich wie bei Musikdiensten wie Spotify & Co – Empwir jetzt eine Zeitenwende. Cloud, Streaming & Co fehlungen aus unserer 3Videothek erhalten. Unser sind in aller Munde und bieten etwa im MusikbeAnsatz ist mit 3TV das On Demand Service zu stärreich schon seit einiger Zeit moderne Anwendungken und auch die Inhalte zu verknüpfen. und Konsumationsmöglichkeiten. Unser Ansatz ist, Wieviel kostet 3TV? diese Usability auch im Fernsehbereich anzubieten. LISCHKA: Im ersten Monat ist die 3TV-App gratis 3TV bietet dem Kunden Fernsehen zu konsumieren, nutzbar. Danach kostet das Angebot monatlich 7,90 wo und wann er will. Euro. Der Vorteil für den User ist, dass diese App perCHRISTIAN HASPL: Drei ergänzt sein Angebot um manent verbessert und upgedated wird. Wir wissen österreichweites Kabel-TV. Allerdings funktioniert ganz genau wie das Nutzungsverhalten unserer 3TV ohne physischen Kabel-Anschluss, ohne Antenne Kunden ist, erhalten Feedback und lassen diese Eroder Receiver und ist sowohl am Fernseher als auch kenntnisse in die weitere Entwicklung einfließen. am Notebook, Tablet oder Smartphone verfügbar. VoZugleich ist die Usability von 3TV ein sehr kostenraussetzung für den Empfang ist, dass das jeweilige günstiges Asset. Speziell für neue Haushalte oder Gerät mit dem Internet verbunden ist und die MögUmzugsszenarien biete sich 3TV an. lichkeit besitzt, die 3TV-App zu installieren. Laut einer aktuellen Markterhebung von marketmind besitzt bereits mehr als die Hälfte aller österreichischen Haushalte ein solches Internet- oder App-fähiges TV-Gerät. Die mittlerweile 3,8 Millionen DreiKunden haben ab sofort die Wahl, wie sie künftig Fernsehen wollen. LISCHKA: Als erste TV-Applikation in Österreich steht 3TV auf allen gängigen Smart-TV-Geräten zur Verfügung sowie auf Amazon FireTV, AppleTV, Google Chromecast und in den App-Stores von 3TV mit Catch-Up-Funktion Apple und Google zum Download. Zum Start umfasst das neue 3TV-Paket 40 Sender, Welchen Content bietet 3TV? viele davon in HD-Qualität. HASPL: 3TV bietet 40 Sender. Gemeinsam mit der HASPL: Das überragende Feature von 3TV ist die 7-tägigen Aufnahmefunktion und unserer VideoMöglichkeit – auf Wunsch und einmaligem KnopfOn Demand-Plattform versuchen wir einen entdruck sozusagen - alle TV-Sender 7 Tage aufzuzeichsprechenden Mehrwert anzubieten. Ähnlich wie nen und die Inhalte auf allen unterstützten Endgebei Spotify können sich 3TV-User inspirieren lassen räten beliebig oft abzurufen. Mit einem Account ist und sich in Themen vertiefen – seien es Dokumendie Nutzung auch auf zwei Geräten parallel möglich. tationen, Serien oder Spielfilme. Wir glauben, dass LISCHKA: Diese Catch-Up-Funktion wird auch der speziell für regionale Inhalte viel Platz geschaffen große Durchbruch von 3TV. Das zeitversetzte Fernwird. Hier kooperieren wir intensiv mit Firmen wie sehen ist bislang für den Konsumenten ein Problem, Hoanzl oder Flimmit. 3TV ist eine zeitgemäße Mögdas zeigen TV-Messungen, die im einstelligen Prolichkeit, die Wertschöpfungskette der Filmbranche zentbereich liegen. Mittlerweile haben wir einige zu steigern. Wir sehen das als eine Win-Win-Situatausend 3TV-Kunden und die Zahl jener, die dieses tion und sind für neue Entwicklungen der österAngebot zeitversetzt nutzen, ist ungleich höher. Dareichischen Filmwirtschaft offen. Nicht zuletzt koran erkennen wir, dass das Aufnahmefeature sehr operiert Drei heuer bereits zum dritten Mal mit der stark angenommen wird. Diagonale.


media REDEN-WIR.AT

Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin

Foto © K. Schiffl

Adgar: Lidl Printwerber des Jahres

Sorry seems to be the hardest word

VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger, Martina Lunardon und Klaus Haslauer (Lidl Österreich) sowie VÖZ-Vizepräsident Helmut Hanusch

Der Verband Österreichischer Zeitungenverlieh zum 33. Mal seinen Werbepreis Adgar. Dabei wurden die kreativsten Sujets folgender Agenturen prämiert: DDB Wien, GGK Mullenlowe, Leo Burnett, MediaCom, We Make und Wien Nord. „Printwerber des Jahres“ wurde Lidl Österreich. VÖZ-Präsident Thomas Kralinger gratulierte den Preisträgern im Wiener Konzerthaus vor 650 Gästen aus Werbung, Wirtschaft, Politik und Medien und erklärte: „Printwerbung ist jeden Euro wert und besitzt genau jene Qualitäten, die es in Zeiten der absoluten Reizüberflutung braucht – sie hat die höchste Akzeptanz und wird besonders aufmerksam wahrgenommen.“In seiner Eröffnungsrede schlug Kralinger angesichts der global zunehmend bedrohten Pressefreiheit zudem auch ernstere Töne an: „Einer der mächtigsten Männer der Welt operiert mit Begriffen wie ‚alternative facts‘, wenn er Tatsachen nicht akzeptieren möchte und auch hierzulande werden recherchierende Medien als ‚fake news‘ verunglimpft. Je intensiver die freie Presse attackiert wird, desto deutlicher müssen wir uns für die vierte Säule unserer Republik starkmachen. Lassen Sie uns daher an diesem Abend auch die Demokratie und die Freiheit des Wortes feiern.“ VÖZ-Vizepräsident Helmut Hanusch unterstrich in seiner Laudatio an den Printwerber des Jahres Lidl vor allem den „konsequenten strategischen Einsatz“ von Printwerbung, bei dem Aktualität und Nachhaltigkeit an erster Stelle stehe. „Lidl leistet mit seinen innovativen Werbeformen einen kontinuierlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Mediums. So viel Einsatz lohnt sich.“ Helmut Hanusch und VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger überreichten die Auszeichnung an Lidl-Marketingleiter Klaus Haslauer. „Gedruckte Medien sind nach wie vor ein besonders wichtiger Grundton im Medienkonzert und gehören für uns zu einem effizienten Mediamix“, so Haslauer.

Es ist ein endemischer Wettbewerb. Dünner, stylisher, noch mehr features – doch das hat seinen Preis. Ein aufstrebender, dem Apfel sozusagen an das Gehäuse fühlend, südkoreanischer Smartphone-Konzern hatte große Chancen, Smartphone-Hersteller Nummer 1 zu werden, weltweit. Der Marktanteil war jedenfalls mengenmäßig bereits als No 1 notiert. Wäre da nicht dieser explodierende Akku gewesen, der den Konzern beinahe in den Ruin getrieben hätte. Eine tickende Bombe in der eigenen Tasche. Der Akku war also anfangs im Visier. Wochen vergingen, bis eine Rückholaktion ins Leben gerufen wurde. Der Akku wurde in Folge ausgetauscht, der Lieferant gewechselt. Explosionen gab es jedoch weiterhin. Weitere Mobiltelefone fingen Feuer. Ratlosigkeit machte sich breit. Laut einem Bericht der New York Times und eigener Statements wusste der Konzern noch immer nicht, warum das Modell eigentlich explodieren würde. Bloß zwei Monate nach Markteinführung wurde die Produktion wieder eingestellt. Für den Konzern hatte das Debakel ernsthafte Auswirkungen. Sinkende Umsatzzahlen, Reputationsverlust at its best und der Versand von feuerfesten Boxen und Latex-Handschuhen, um Verletzungen zu vermeiden. Auf Flügen wurde das als FlaggschiffModell lancierte Handy ausdrücklich verboten. Die Krise war perfekt! Was mich in dieser Sache aber beschäftigte, ist die Krisenkommunikation des Unternehmens. Krisenkommunikation ist eindeutig Chef-Sache. Wir erinnern uns an die vorsätzlich zum Absturz gebrachte Germanwings-Maschine, als die CEOs von Lufthansa und Germanwings kurz danach an die Medien gingen und offen und ehrlich informierten. Inkludiert war die sichtbare Betroffenheit und Fassungslosigkeit und der Satz “Wir entschuldigen uns”. Ansger Thießen, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats im Schweizer Verband für Krisenkommunikation, ordnet Krisen wie folgt: • Funktionale Krisen verursachen einen Schaden, der sich deutlich dem funktionalen Auftrag einer Organisation zuordnen lässt. Das kann die Kernkompetenz betreffen, die Rolle als Arbeitgeber, strategische Entscheidungen oder (ökonomische) Stabilität. Zentrales Kriterium für die Zuordnung ist also der Schaden der Krise in Bezug auf den originären Organisationsauftrag. • Soziale Krisen stellen das gesellschaftliche Ansehen einer Organisation infrage. Das kann das soziale Engagement betreffen, die Rolle in der Gesellschaft, Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern oder Umweltschutz. Zentrales Zuordnungskriterium ist der Schaden in Bezug auf soziales Handeln. • Emotionale Organisationskrisen verursachen einen Schaden in Bezug auf Sympathie oder Wohlwollen. Das kann die Wahrnehmung betreffen, die Attraktivität oder die Marke. Zentrales Kriterium ist der Schaden in Bezug auf die wahrgenommene (emotionale) Sympathie. Krisenmanagement ist für viele Unternehmen immer noch ein Fremdwort. Unternehmen müssen sich in guten Zeiten auf Krisen vorbereiten. Der erste Schritt ist die Analyse, welche Szenarien überhaupt eintreten können. Neben der Situationsanalyse müssen auch mögliche Worst Case-Fälle erarbeitet werden. Aufbauend darauf muss eine Matrix erstellt werden, wer wann was zu sagen hat. Es geht hier um Erreichbarkeiten und Hierarchien. Ein guter Krisenplan enthält organisatorische Schritte, legt Autoritäten fest und regelt alle kommunikativen Maßnahmen. Wenn der Ernstfall da ist, muss jeder im Unternehmen genau wissen, was wann wie zu tun ist. Empirischen Studien zufolge werden rund 84 Prozent aller Krisenfälle sofort akut – ohne Vorwarnung. Daher ist es wichtig, dass in dieser Stress-Situation auf ein „Regelwerk“ zurückgegriffen wird. Den Kopf in den Sand stecken macht alles noch schlimmer, die Situation wird immer verworrener, die Glaubwürdigkeit des Unternehmens sinkt, das Vertrauen wird erschüttert, Gerüchten und Fehlinterpretationen sind Tür und Tor geöffnet. Die Zauberformel in der Krise heißt: Agieren statt reagieren, klare und ehrliche Informationen geben Sicherheit nach innen und nach außen. Anlässlich des Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, der im Februar 2017 statt fand, kam dann die Demut und das lang erwartete “Sorry”. Viel zu spät – der Reputationsschaden ist nicht wieder gut zu machen. Jemanden zu verzeihen, der nicht bereut, ist wie Zeichnen im Wasser (Sprichwort). www.reden-wir.at

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media BÜCHER, DVD & CO And the days grow hard Sie haben keine Ahnung, was sie mit ihren in der Hälfte der Lebenszeit angekommenen Existenzen anfangen sollen, aber sie haben einander und können sich immer wieder gegenseitig reflektieren. Die Schriftstellerin Márta lebt mit Mann und drei Kindern in einer deutschen Großstadt. Obwohl sie ihre Kinder über alles liebt, kämpft sie jeden Tag darum, in ihrem Leben nicht unterzugehen und ihre Arbeit gegen die Zumutungen des Alltags zu verteidigen. Ihre Freundin Johanna hingegen, mit der sie seit früher Kindheit eine innige Freundschaft verbindet, ist Lehrerin im Schwarzwald und kinderlos. Statt mit ihrer Doktorarbeit weiterzukommen, kämpft sie mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit: mit dem Mann, der sie verlassen hat, mit einer schweren Krankheit, die sie gerade überwunden hat, mit ihrem Vater, der so jung gestorben ist. Und dann gibt es noch Kathrin, die Gärtnerin, Mutter und verbindendes Glied zwischen den Freundinnen. Anfänglich etwas eintönig, diese ewige Jammerei über die kranken Kinder bzw. die rauen Tage im Schwarzwald wird man aber, wenn man durchhält, belohnt mit einer wunderbaren Sprache, mit so vielen Gedanken, mit so vielen Querverweisen, mit einer unglaublichen Ode an das Geschenk der Freundschaft, dass man nur schreiben kann: jubelt, jubelt, jubelt! Zsuzsa Bánk: Schlafen werden wir später (S. Fischer)

Kultbuch als Serie Als dieses Buch vor 20 Jahren erschienen ist, war es eine feministische Provokation, heutzutage wird die Geschichte der Ich-Erzählerin verfilmt und kommt diesen Frühling bei Amazon als Serie heraus. Chris Kraus, eine gescheiterte Künstlerin, die unaufhaltsam auf die 40 zugeht, lernt durch ihren Ehemann den akademischen Cowboy Dick kennen. Dick wird zu ihrer Obsession. Völlig überwältigt von ihren Gefühlen schreibt sie zunächst eine Erzählung über ihr erstes Treffen, dann verfasst sie Briefe, die sie nicht abschickt, und auch Sylvère, ihr Mann, wird Teil dieses Konzept-Dreiers. Die Personen bewegen sich im Kunstmilieu, je länger die Geschichte dauert, umso ausführlicher werden die gelehrten und unterhaltsamen Exkurse in die Kunstwelt, seien es Performances, Ausstellungen oder Parties. Kraus zeigt den männlichen Blick auf, entblösst sich, liefert einen Entwicklungsroman und gibt damit gleichzeitig ein starkes Alter Ego ab. Adaptiert wurde das Buch von der Drehbuchschreiberin Jill Soloway („Transparent“), in den Hauptrollen Kathryn Hahn („Bad Moms“) und Kevin Bacon. Chris Kraus: I love Dick (Matthes & Seitz Berlin)

Mensch als Exponat Das ist mit Sicherheit eine der skurrilsten Liebesgeschichten, die jemals ausgedacht wurde. Ein Paar, das sich liebt und trotzdem nicht in Harmonie zusammen sein kann, entzweit sich bei einem harmlosen Streit so weit, dass der Mann be-

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schließt als Exponat in einem Zoo zu leben, denn seine Freundin hat ihm vorgeworfen, ein Tarzan zu sein. Er wird aufgenommen, von den Londonern bestaunt, findet einen tierischen Freund und kommt doch nicht von der menschlichen Liebe los. Erschienen ist dieses hintergründige Lesevergnügen erstmals 1924, nun kann man sich nicht nur an der originellen Geschichte delektieren, sondern auch die schöne Aufmachung bewundern. Ideale Tea-Time-Lektüre. David Garnett: Mann im Zoo (Dörlemann)

Der Apartheid entronnen Als Trevor Noah, gebürtiger Südafrikaner mit Schweizer Vater, die Nachfolge der US- Talkshow „The Daily Show“ von Kultmoderator Jon Stewart übernahm, ging ein Raunen durch die internationale Late Nicht Talker Community. Wird er es schaffen? Neben Schlagfertigkeit, Intellekt und Eloquenz überzeugt der Mittdreißiger auch durch Sympathie, nachzulesen in seinem Erinnerungsbuch Farbenblind. Als Trevor 1984 im Township Soweto auf die Welt kam, herrschte in Südafrika noch strenges Apartheidsregime, wovon er als „gemischtrassiges“ Kind besonders betroffen war. Seine Mutter durfte sich mit ihm nicht auf der Straße zeigen, er gehörte weder den Schwarzen noch den Weißen an, als Ausgleich für fehlende Freunde fand er Trost in Büchern. Und war dabei gleichzeitig ein schlimmes Kind, das seiner Mutter viele Nerven kostete, aber in ihr eine ewig Verbündete fand. Zwischen den sehr fröhlich vorgetragenen Kindheit- und Jugendepisoden streut er ernsthafte Überlegungen über den Wahnsinn Apartheidspolitik und ihre Folgen ein. Der Mann kann sein Handwerk! Trevor Noah: Farbenblind (Blessing)

Neue Stockholmer Generation In Schweden ist auch sein neuer Romen ein Bestseller, kein Wunder, denn Jonas Hassen Khemiri trifft mit seinen Geschichten und seinem Stil genau den Zeitgeist. Die vorliegende Geschichte ist wie eine rasante Fahrt durch das heutige Stockholm und erzählt in verschiedenen Stimmen die Geschichte von Samuel, Vandad und Laide. Sie handelt von Liebe, Freundschaft und Leidenschaft, von den großen Gefühlen und den wahren Erlebnissen, die Erinnerungen schaffen und doch dem Vergessen anheimfallen. Ein Roman über die Herausforderung des Zusammenlebens – der Geschlechter, der Generationen, der Kulturen -, und die letzten Sicherheitsbastionen wie Familie werden auch dahingerafft. Jonas Hassen Khemiri: Alles, was ich nicht erinnere (DVA)


media BÜCHER, DVD & CO Hol mir einen Cay!

Frankreich-Feeling pur

Jeder, der in einer Großstadt wohnt, kennt sie, die Jugendlichen mit Migrantenhintergrund, die zwischen den Sprachen switchen, meist in Gruppen unterwegs sind, die Mädchen oft übertrieben geschminkt, die Burschen mit ihren eingelernten Posen. Man sieht sie täglich, aber kennen tun sie die wenigsten. Einen Blick in diese Paralellwelt hat die junge Redakteurin Fatma Aydemir mit ihrem Debüt aufgestoßen. Es geht um die gerade 18 Jahre alt gewordenen Hazal, aus dem Berliner Stadtteil Wedding. Vater Taxifahrer, Mutter Hausfrau, jüngerer Bruder und sie selbst jobbt in der Bäckerei des Onkels, während sie sinnlos Bewerbungen schreiben muss. Ihre Zukunft scheint vorgezeichnet, einen den Eltern genehmen Türken wird sie heiraten und ihm Kinder gebären. Hazal und ihre Freundinnen begehren auf, machen im Rausch einen fatalen Fehler, woraufhin die Erzählerin nach Istanbul zu ihrer Facebookbekanntschaft flüchtet. Das junge Mädchen, das sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie für Politik und Gesellschaft interessierte, sondern hauptsächlich mit ihrem eigenen armseligen Leben, wird regelrecht hineingestoßen in die vielen Probleme, die die heutige Türkei zu bieten hat. Die Naivität ist ein gelungener Kunstgriff, die Sprache vollkommen authentisch und das offene Ende sehr real. Starkes Debüt, das man bei einigen Tässchen Cay in einem durchliest. Fatma Aydemir: Ellbogen (Hanser)

Bei diesem leichtfüßigen französischen Roman spricht alles für die Hörbuchfassung. Wenn Axel Milberg die französischen Namen so gekonnt ausspricht, wenn er mit seiner Stimmung die unterschiedlichen Personen sprechen lässt, dann wird man milde. Die Geschichte um einen Bestseller, der vermeintlich von einem Pizzabäcker beschrieben wurde und sich in der „Bibliothek der nie erschienen Bücher“ auftauchte, ist ein wenig an den Haaren herbeigezogen, durchsetzt mit einigen amourösen Abenteuern ist alles in allem komplett unglaubwürdig und hat doch seinen Charme. Leichte Unterhaltung. David Foenkinos: Das geheime Leben des Monsieur Pick (dva/Hörbuchverlag

Nothing to loose Man sollte nicht alles Amerikanische heutzutage immer mit Trump in Verbindung bringen, aber das white trash Milieu in dem dieser Film beginnt, lässt Assoziationen aufkommen. Die junge Star (Sasha Lane) hat nichts zu verloren, als sie Jake (Shia LaBeouf) trifft, der sie fragt, ob sie bei seiner Truppe mitmachen will. Es sind alles junge Leute die quer durch Amerika ziehen, um sich mit Zeitschriftenverkauf das Leben zu finanzieren. Abends wird der Frust oder die Freude mit lautstarken Parties, viel Musik, Alkohol und Drogen gefeiert. Eine Liebesgeschichte steht im Vordergrund, doch im Grunde geht es um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe, die von einer ungemein hübschen Chefin angeführt wird und einigermaßen seltsamen Rituale. Man begleitet diese jungen Menschen, die trotz aller Fehlschläge optimistisch ihr Leben sehen und ganz individuelle Träume äußern. Was sie u.a. zusammen schmiedet, ist die Musik, die fast einem Musical gleich eine eminent wichtige Rolle einnimmt. Ob gemeinsam zu Rihanna gegrölt wird, ein kleines Mädchen seinen Lieblingssong Dead Kennedys’ I Kill Children singt oder generell der Titel sich auf einen Countrysong bezieht, nämlich Lady Antebellums‘ American Honey, ohne Musik wäre dieses Roadmovie nicht so außergewöhnlich. Dazu natürlich die unverbrauchten Gesichter und die tollen Bilder. American Honey (Universal) R: Andrea Arnold

Erhellender Erfinderkrimi Zu Unrecht vergessene Wissenschaftler haben es dem Autor Graham Moore offenbar angetan: für sein Drehbuch zum Film „Imitation Gams“ ( mit Benedict Cumberbatch als Mathematiker) erhielt er einen Oscar, nun legt er sich mit dem Erfinder der Glühbirne Thomas Edison an. War dieser kreative und ökonomische versierter Amerikaner wirklich der Erfinder, der die die dunklen Tage der Menschheit in die Vergangenheit schickte oder doch sein Konkurrent George Westinghouse. Im New York 1888 entbrennt ein gnadenloser juristischer Streit und mittendrin der junge Anwalt Paul Cravath, der sich mit gekauften Journalisten, Spionen, Nikola Tesla und der West Coast-Schickeria herumschlagen muss. Immerhin geht es darum, wer die Macht bekommt, ein ganzes Land zu elektrifizieren. In der Hörbuchversion leiht David Nathan (Synchronstimme von Johnny Depp) diesem wirklich spannenden und erhellendem Wissenschaftskrimi seine Stimme. Graham Moore: Die letzten Tage der Nacht (Eichhorn Verlag/Lübbe Audio)

Starker Abgang Jeder, der gerne liest, freut sich, dass es so viele Menschen auf der Welt gibt, die eine Begabung für das Schreiben haben und uns ein unersetzlicher Vorrat an Büchern gewiss ist. Nicht viele aber nutzen ihr diesbezügliches Talent, um allen Lesenden eine gewisse Vorschau auf das jedem Menschen bestimmte Ende zu werfen. 2015 erfährt die australische Schriftstellerin Cory Taylor, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Und so verfasste sie in nur wenigen Wochen dieses ungewöhnliche Buch, das kurz vor ihrem Tod erschien. Auf bemerkenswerte Weise reflektiert sie darin über den Sinn der Zeit, die ihr noch bleibt. Der universellen Frage über ein Leben nach dem Tod begegnet sie als nichtreligiöser Mensch in einer sie selbst überraschenden spirituellen Form. Cory Taylor: Sterben. Eine Erfahrung (Hörbuch Hamburg/Allegria Verlag) Gelesen von Marlen Diekhoff

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dates TOMMY CASH

Für HipHop war Estland bislang nicht wirklich bekannt. Aber Tommy Cash ist auf dem bestem Wege, dies zu ändern und zu beweisen, dass post-sowjetischer Rap das nächste große Ding wird. Nachdem er erst im November die Grelle Forelle abgerissen hat, kommt er jetzt wieder, um es dem Flex gleichzutun! RIP. „Euroz Dollarz Yeniz“ 24.03., Wien, Flex

YOUSSOU NDOUR & LE SUPER ÉTOILE DE DAKAR

Erstmals ist Youssou NDour, einer der populärsten Sänger Afrikas und Grammy-Preisträger, mit seiner Mischung aus traditionellen Rhythmen und Gesängen der Griots und E-Gitarren, Bläsern und Funksound zu Gast im Konzerthaus. 25.03., Wien, Konzerthaus

ANNETT LOUISAN

Durch die unverwechselbare Melange aus Pop und Chanson sowie ihre feenhafte Stimme hat die Sängerin einen neuen Ton in die deutsche Popmusik gebracht. ihr aktuelles Album, ist Zeugnis ihres vielen Unterwegsseins. 10 Lieder, die bei ihr zu Ruhm gelangten, nahm sie in 10 Tagen auf. Lieder, die ihr etwas bedeuten. Von Kraftwerk, Marteria, Rammstein, David Bowie und anderen Helden, die ihren Songs Eigenleben gestatten. „Berlin, Kapstadt, Prag“ 26.+27.03., Linz, Brucknerhalle, Wien, Stadthalle

MACY GREY

17 Jahre ist es nun bereits her, dass Macy Gray mit ihrer unverkennbar rauchigen Stimme quasi über Nacht die Pop-Szene eingenommen hat. Mit ihrem grandiosen Debütalbum „On How Life Is“ legte sie 1999 wahrlich einen absolut traumhaften Karrierestart hin. Auf ihrem aktuellen Album „Stripped“ glänzt ihre Stimme in neuen Songs, Coverversionen und neue Arrangements ihrer Hits. Endlich wieder in Österreich! „Stripped“ 27.03., Wien, Arena

LOGAN RICHARDSON

27.03., Wien, Porgy

BROILERS

31.03., Wien, Gasometer

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RAUL DE SOUZA QUARTET

31.03., Wien, Porgy & Bess

PHILIPP POISEL & BAND

5.04., Wien, Stadthalle

MIKE SINGER

RAG‘N‘BONE MAN

„Human“ (Sony) 01.04., Wien, Ottakringer Brauerei

Die Stimme und die in OnlineMedien gesammelten Fans haben den jungen, deutschen Sänger bekannt gemacht und Karma scheint er zu haben, wie seine Chartplatzierungen zeigen. „Karma“ (Warner), 5.+ 6.04., Graz, PPC, Wien, Wuk

MANHATTAN TRANSFER

DAVID HELFGOTT

Die wohl beste und bekannteste Vokalgruppe der Welt, 1972 gegründet und mit unzähligen Hits gesegnet, ist nach längerer Zeit auch wieder in Österreich auf Tournee. 1.+6.-10. 04. Linz, Wien, Muqua, St. Pölten, Graz, Salzburg

Das spät entdeckte Genie Helfgott wird bei seiner Jubiläumstour anlässlich seines 70. Geburtstag einmal mehr dem großen Rachmaninow huldigen. 10.04., Wien, Musikverein

FALCO- DAS MUSICAL

Zum 60. Geburtstag der Popikone feiert ein neues Falco-Musical Welturaufführung. Auf Grund der großen Nachfrage kommt die Erfolgsproduktion im Mai und Juni für drei weitere Shows in die Wiener Stadthalle: Zusatztermine 25.5. + 11.6. 1.04., Wien, Stadthalle

BRANFORD MARSALIS QUARTET FEATURING KURT ELLING

Zwei der derzeit kreativsten Jazzmusiker – Saxofonist Branford Marsalis und Vokalist Kurt Elling – mischen unter dem Motto „Upward Spiral“ Standards und Eigenkompositionen zu einer gelungenen Synthese. 2.04., Wien, Konzerthaus

BALBINA

Sehr originell inszeniert sich die deutsche Sängerin und die äußere Kreativität zieht sich bis zu ihren Texten und Melodien durch. Sollte man im Auge behalten! „Fragen über Fragen“ (Sony), 3.04., Wien, Wuk

KORN

„The Serenity of Suffering“ (Korn) 3.04., Wien, Gasometer

THUNDERCAT

Erykah Badu nennt der Soulsänger als eine richtungsweisende Musikerin für seine Songs, Gastmusiker auf seinem neuen Album sind Freunde wie Kendrick Lamar, Wiz Khalifa, Pharell oder Kamasi Washington, der Mann ist ein langjähriges Mitglied der „Flying Lotus Brainfeeder Family“ braucht es noch mehr Referenzen, um zu überzeugen? Oh ja, wahrscheinlich ein Livekonzert! „Drunk“ 4.04., Wien, Porgy & Bess

CREEPER

„In Your Arms“ (Warner) 11.04., Wien, Arena

KOLLEGIUM KALKSBURG & DIE STROTTERN

Viele Städte dieser Welt besingen sich selber, aber keine so wie die Donaumetropole. Was in den letzten Jahren hier entstand ist zT grenzgenial und 2 Vertreter dieses neuen Wienerlieds sind KK und die Strottern. Gemischter Satz ist das önologische Pendant dieser Musik, die zu allem verleiten kann. 17.04., Wien, Stadtsaal

EPHEMERALS

Seit ihrem Debütalbum „Nothing is Easy“ vor einigen Jahren ist der Stern der SoulBand Ephemerals stetig gestiegen. Neu sind die Einflüsse aus Afrobeat und Psychedelia, ergänzend zum harten Kern der Band kommt eine vollständige Streichersektion und eine Harfenistin dazu. „Eggtooth“ , 18.04., Wien, Porgy

DEFTONES

18.04., Wien, Gasometer

IL VOLO - UNA NOTTE MAGICA

Den drei Welttenören Josè Carreras, Plàcido Domingo und Luciano Pavarotti erweisen die jungen Herrn von Il Volo Tribut und wollen nochmals mit ihren Stimmen die Magie an die Unvergessenen erwecken. 21.04., Wien, Stadthalle


mobil DAVID GARRETT

Im Herbst zeigte er schon, was die neue Tour kann, aufgrund des Erfolgs nun Zusatzshows europaweit: Es wird heiß, es werden Funken sprühen, es wird knallen, es geht durch die Decke! Nie hat David Garrett so viele eigene Songs präsentiert, nie so viele pulsierende House-Rhythmen eingesetzt und nie hat er so viele verschiedene musikalische Stile verbunden. „Explosive“ (Universal), 23.04., Wien, Stadthalle

MANU DELAGO

Dem Tiroler ist es zu verdanken, dass viele Musikinteressierte nun wissen, was eine Hang ist und was man darauf spielen kann. Manu zumindest ist allen Seiten hin aufgeschlossen, manchmal verträumt-esoterisch, dann wieder kräftig-antreibend. „Ich wollte Klanglandschaften kreieren, die elektronisch klingen, dabei allerdings komplett live eingespielt sind und sich dementsprechend auch organisch und menschlich anfühlen“, so der Kommentar von Delago. Nahezu alle Effekte basieren auf seinen Hang-Performances, die er ohne jegliche Overdubs in jeweils nur einem einzigen Take aufgenommen hat. „Metronmonk“(gtg), 25.04., Wien, Stadtsaal

MOLDEN / RESETARITS / SOYKA / WIRTH

Gleich zwei Abende bespielt das Quartett den Stadtsaal, um seine neue CD zu präsentieren. Eine Hommage auf die Beatles im Titel, und doch „nur“ ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit der „schönsten Stimme Österreichs“ (Ernst Molden über Willi Resetarits) mit dem „besten Singer-Songwriter auf Gottes Erden“ (Willi Resetarits über Ernst Molden), natürlich wieder mit ihren Lieblingspartnern Walther Soyka und Hannes Wirth. 26.+27.04., Wien, Stadtsaal

YASMO & DIE KLANGKANTINE

Nach ihrem fulminanten Auftritt im Konzerthaus darf man schon auf ihre Performance im Wuk gespannt sein. Yasmo & Band sind zur Zeit eine der stärksten Acts des Landes, funkig, mitreißend, frech, hingehen, bevor sie abheben. „Yasmo“ (gtg), 27.04., Wien, Wuk

TIM BENDZKO

„Immer noch Mensch“ (Sony), 27.04., Wien, Gasometer

ALVAREZ KINGS

28.04., Wien, Chelsea

PATRICIA KAAS

Mit ihrer hervorragend besetzten Band gibt die Sängerin ihre größten Hits wie „Mon mec à moi“, „Mademoiselle chante le Blues“, „Il me dit que je suis belle“, „Entrez dans la lumière“, oder „Je voudrais la connâitre“ zum Besten ebensowie die eindrucksvollen, vielschichtigen Lieder ihrer aktuellen CD. 28.04., Wien, Stadthalle

SOUNDMOBIL HYUNDAI IONIQ HBRIYD Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,24 ist der neue Hyundai IONIQ eines der aerodynamischsten Fahrzeuge am Markt. Die glatte Silhouette und die stromlinienförmigen Konturen sorgen dafür, Luftwiderstand und Emissionen auf ein Minimum zu reduzieren. Aktive Luftklappen im Kühlergrill des IONIQ Hybrid öffnen und schließen sich stufenweise automatisch, um den Luftwiderstand zu reduzieren und die aerodynamische Leistung zu verbessern. Vertikale Lufteinlässe reduzieren die Turbulenzen an den Vorderrädern. Das markante LED-Tagfahrlicht mit der charakteristischen C-Signatur leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit, sondern macht den IONIQ auch zu einem echten Hingucker. Das helle und klare Licht der Bi-Xenon Scheinwerfer sorgt für eine bessere Ausleuchtung der Straße und damit für eine optimale Sichtweite. Der hocheffiziente 1.6 Liter-GDIVierzylinder-Benzinmotor aus der Kappa-Familie und der 32 kW (43,5 PS) starke Elektromotor bieten zusammen hohe Leistung bei niedrigerem Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen. Die Systemleistung beträgt 104 kW (141 PS, Drehmoment von 265 Nm). Ein neu entwickeltes Sechs-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (6DCT) sorgt für ein reaktionsschnelles Fahrverhalten und sanfte sowie schnelle Schaltvorgänge, die Fahrspaß und gute Verbrauchswerte garantieren. Vom Start weg liefert der Elektromotor ein gewaltiges Drehmoment. Er wird von einer kompakten 1,56 kWh starken Lithium-Ionen-Polymer-Batterie versorgt, die während der Fahrt aufgeladen wird, insbesondere durch Energierückgewinnung beim Bremsen. Der Hyundai IONIQ kann bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h rein elektrisch fahren. Der Innenraum des Hyundai IONIQ sorgt für funktionales und gleichzeitig elegantes Ambiente, dessen innovative Technik klar und intuitiv zu bedienen ist. Das Wohlbefinden wird durch die Verarbeitung hochwertiger Materialien gestärkt. Blaue Dekorelemente verleihen dem Interieur zusätzlich einen sportlichen Look. Gleichzeitig sorgt auch die Verwendung von Naturmaterialien dafür, dass die Umweltverträglichkeit des Fahrzeuges in den Fokus rückt. Eine ansprechende, durchdachte, individuell anpassbare Instrumenteneinheit liefert alle relevanten Fahrzeugund Fahrinformationen. Es zeigt den Status des HybridLadesystems einschließlich Treibstoffstand, Batterieladestand und Energienutzung an - alles auf einen Blick. Stil und Farbe des Displays sind abhängig vom gewählten Fahrmodus. Apple CarPlay und Android Auto ermöglichen die Einbindung des Smartphones in das Infotainment-System und erleichtern so die Steuerung und Wiedergabe von Musik und das Telefonieren. Zugleich bietet es Zugriff auf Hybridsystem-Daten und andere Fahrzeuginformationen. Neben dem 7-Airbag System (inklusive eines Knie-Airbags für den Fahrer) und einer robusten Karosserie werden alle Insassen durch umfassende aktive und passive Sicherheitssysteme/-funktionen geschützt. Kameras und Radarsensoren helfen dem IONIQ sicher auf dem Weg zu bleiben und ans Ziel zu kommen.

141 PS, Verbrauch 3,9 L, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h Beschleunigung: 11,1 (0-100 km/h) Preis: ab 26.490.- Euro (inkl. aller Steuern)

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VINYL AFFAIRS VON TILL PHILIPPI

Sound of Vinyl „A schware Partie“ war das erste März-Wochenende für Vinyl-Fans. Besonders für jene in und um Wien. Ein schmissiges „Waunst amoi nu so ham kummst“ angesichts der Taschen voller schwarzem Gold hallt noch heute in manch Vinylistas und Vinyleros Ohr. Ob allerdings die am Ottakringer Vinyl & Music Festival erworbenen Schallplatten bereits gespielt, gehört und einsortiert wurden – ich bezweifle es. Kaum Zweifel hege ich daran, dass „Ham Kummst“ von Seiler und Speer gehört wurde und wird. Nicht nur in Wien und um Wien herum sondern österreichweit, schafften sie doch glatt mit ihrem Debütalbum Platz 1 der Album-Jahrescharts. Insgesamt durften sich elf österreichische Alben über einen ersten Platz in den wöchentlichen Verkaufscharts freuen und nicht ganz ein Drittel (30) der 100 meistverkauften Alben des letzten Jahres sind heimische Produktionen. Herr und Frau Österreicher lieben übrigens nicht nur heimische musikalische Kost sondern auch physische Tonträger, liegt die Alpenrepublik doch im weltweiten Tonträger-pro-Kopf-Ranking in den Top Five. Eine wahre Insel der Seligen ist Österreich vinylmäßig. Aufgrund der stetig steigenden Zahl der Vinyl-Liebhaber, erfreute sich dieses Segment über ein sattes Plus von 25 %. Das heißt etwas über sieben Millionen Euro wurden letztes Jahr mit circa 300.000 Schallplatten umgesetzt – Second-Hand und unter der Hand nicht mitgerechnet! Wir sind – frei nach „Dalli, Dalli“ und Hans Rosenthal der Meinung – das war spitze! Spitze ist übrigens auch die von Siegfried Wacker initiierte und äußerst aktiv geführte Facebook-Gruppe Vinyl Austria (www.facebook.com/groups/VI-

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NYLAUSTRIA/), die bereits mehr als dreieinhalbtausend Mitglieder zählt und der Generation der Digital-Natives den Sound of Vinyl näher bringt. Nein, ich will jetzt keine Diskussion analog versus digital vom Zaum brechen, da setze ich mich nur in die Nesseln. Überdies laufe ich Gefahr, mich in Abhandlungen über Wiedergabesysteme, Laufwerke, Tonabnehmer, Auflagegewichte, Nadeln und vieles mehr wie Schallübertragung, Hörgewohnheiten und das Ohr an sich zu ergehen. Apropos, wussten Sie, dass der Schall, genauer gesagt die Schallwellen im Innenohr mit Übergang in den Hörnerv (Nervus acusticus) in neuronale Impulse gewandelt werden? Verdeutlicht man sich dies, wird schnell klar, dass die Wahrnehmung von Musiksignalen subjektiv ist. Und das heißt, dass es den perfekten Sound – aufgrund der unterschiedlichen Verarbeitung des Schalls im menschlichen Gehör – einfach nicht gibt. Er liegt in diesem Fall nicht im Auge des Betrachters sondern im Ohr des Zuhörers! Der Favorit meiner Ohren, aber das haben Sie sicher schon erraten, ist der Sound of Vinyl. Ob dies gewohnheits- oder generationsbedingt ist, lasse ich dahingestellt. Dahingestellt, nämlich zu den anderen Schallplatten, werden jetzt auch die Neu- und Gebrauchterwerbungen des eingangs erwähnten Festivals. Vorher allerdings werden sie noch gespielt, gewendet, wieder gespielt und selbstverständlich gehört, denn für mich sind Schallplatten mehr als ein trendiges Lifestyle-Produkt das prestigeträchtig im Wohnzimmer oder Hörraum zur Schau gestellt wird. Sie sind Musik. Musik. Musik!


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