oktober 2017
Film, Sound & Media
Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“
Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche
Das Gesetz der Löwen.
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Inhalt
Editorial Diese Ausgabe von Film, Sound & Media liegt bei diversen Veranstaltungen auf. Da wäre zum Beispiel die Warner Music Night in Kooperation mit Waves Vienna. Dieses Event ist ein Teil der Geburtstagsfeierlichkeiten von Warner Music Austria, jener Plattenfirma, die vor 40 Jahren in Österreich ihre Pforten öffnete. Die Hälfte, also die letzten 20 Jahre davon hat diese Zeitschrift die Geschicke der Firma medial begleitet. Auf Seite 10 ist ein kleiner Ausschnitt zu sehen. Happy Birthday Warner Music Austria. Die kultur- und medienpolitischen Perspektiven der zur Nationalratswahl antretenden Parteien sind für die Film-, Fernseh- und Musikwirtschaft von besonderer Bedeutung – ein Dialog mit den KultursprecherInnen sollte kürzlich Licht ins Dunkel bringen. Wir baten die KultursprecherInnen im Vorfeld ihre Standpunkte und Visionen darzustellen (ab Seite 28). Fast alle kamen dieser Einladung nach, manche zogen es vor zu schweigen. Dieser Ausgabe beiliegend findet sich jedenfalls ein Angebot an die neue Bundesregierung zeitgemäße Rahmenbedingungen für die Film- und Musikwirtschaft zu schaffen. In wenigen Tagen öffnet die wichtigste Fernseh-Messe Mipcom in Cannes wieder ihre Pforten. Auch dort liegt diese Ausgabe auf. Heimische Firmen präsentieren ihre Produktionen bei der Mipcom. Eine herausragende ziert das Cover dieser Ausgabe. „Das Gesetz der Löwen“ der Terra Mater Facutal Studios ist eine sensationelle Tierdokumentation und wird künftig wohl nicht nur auf Servus TV zu sehen sein (Seite 54).
Hannes Hochstöger, Herausgeber
oktober 17
musicbiz 4 news 10 Jubiläum: 40 Jahre Warner Music Austria 12 Turnaround: der öst. Musikmarkt bewegt sich 13 Donauuni: A Path To Success 14 kdg: im Außerfern am Puls der Zeit 18 Musikverlag: Schedlermusic auf Expansionskurs 20 Café Drechsler: nach zehn Jahren wieder vereint 22 new releases made in A.
filmbiz 24 news 28 Rundruf: die Kultursprecher im O-Ton 34 Auslandsoscar: Haneke wieder im Rennen 36 Filmallianz: starke Stimme für den öst. Film 37 Symposium: die Filmwirtschaft tagte 38 Baumschlager: Krausz & Sicheritz im Interview 42 Filmmuseum: Ars Longa, Vita Brevis
media 46 news 50 Radiotest: ORF & Private beinah auf Augenhöhe 52 Radio Arabella: Best Ager im Visier 54 Jubiläum: 7 Jahre Terra Mater Factual Studios 56 ORF: Awards 2017 vergeben 58 IP: Präsentation der Season 2017/2018
rubriken Cover: Terra Mater Factual Studios present: „Das Gesetz der Löwen“ Passenderweise in Umgebung vieler Tiere präsentierte das Wiener Produktionshaus Terra Mater Factual Studios sein Herbstprogramm und feierte mit Wegbegleitern das verflixt erfolgreiche, siebente Jahr seines Bestehens. Im festlichen Rahmen der ORANG.erie des Tiergarten Schönbrunn wurden die Doku-Highlights für den Herbst vorgestellt. Als absolutes Highlight gilt der Dreiteiler „Das Gesetz der Löwen“. Löwen hat der naturinteressierte Fernsehzuschauer sicherlich schon viele über den Bildschirm wandern sehen, aber was dem Dokumentarfilmer Owen Prümm in monatelanger, auf sieben Jahre verteilter Drehzeit gelang, ist selbst für ausgewiesene Raubtierkenner eine Besonderheit. Mehr als 150 Titel hat die Dokuschmiede rund um Walter Köhler in den vergangenen 7 Jahren produziert. 185 Awards gab es dafür. Eine Erfolgsgeschichte, die mit den neuen Herbstdokumentationen in die nächste Phase gehen soll. Terra Mater: jeden Mittwoch auf Servus TV (siehe Story Seite 54).
16 Vinyl Affairs 44 Brief von der Akademie 55 reden-wir.at 60 Bücher, DVDs & Co 64 dates 65 soundmobil
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & Handels-GmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.
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musicbiz
l-r: Alexander Kapeller, Günter Unger, Parov Stelar, Heribert Haller, Roland Schwarz
Wie oft kommt das denn heutzutage noch vor, dass ein nationaler Künstler Doppel-Platin einfährt? Ein Garant dafür ist Parov Stellar, der seit einigen Jahren einen anhaltenden Erfolgslauf vorzuweisen hat. Ende Juli wurde ihm bei einem restlos ausverkauften Konzert auf der idyllischen Burg Clam diese seltene Auszeichnung für „All Night“ aus dem Album „The Princess“ überreicht. Das gesamte Mühlviertel bebte! „All Night“ wurde von der Telekommunikationsfirma TIM als Kampagnen-Song in Italien verwendet. Daraus resultierte ein landesweiter Hit. Mehr als 50.000 Radioeinsätze seit Anfang Jänner 2017, über 100.000 verkaufte Units sprechen eine eindeutige Sprache. Gerade in einem Land in dem nationale Themen oberste Priorität haben, ist es umso schwieriger als internationaler Act in die Domäne der nationalen Musikgrößen einzudringen.
abzuarbeiten, glich einem Wagnis. Machen wir es kurz, denn wenn sogar Blacky Schwarz, langjähriger Manager und Freund Georg Danzers sich so lobend über Norbert Schneiders Interpretationen von Danzer-Songs äußert, dann muss man Gutes voraussetzen: „Diese Platte ist nicht nur für Fans von Norbert Schneider und Georg Danzer, sondern für all jene, die hochklassige österreichische Musik zu schätzen wissen.“ Und erfreulicherweise schätzen auch viele Menschen gute Musik und demzufolge wurde Norbert Schneider mit GOLD für in Österreich verkaufte Einheiten seines aktuellen Albums „Neuaufnahme“ ausgezeichnet. „Ich war wirklich skeptisch, als Blacky mit der Idee zum Album auf mich zukam. Ich wollte auf keinen Fall etwas Irrelevantes produzieren und war mir nicht sicher, ob ich mich an Georg Danzer als „Säulenheiligen“ heranwagen möchte. Die Auszeichnung bestätigt mich in meiner Entscheidung, und ich bin froh es gewagt zu haben. Vielen Dank an alle, die beim Album mitgewirkt haben und meine CDs gekauft haben“, so der glückliche Norbert Schneider Verliehen wurde die Auszeichnung durch Arne Beyer, Geschäftsführer telemedia GmbH (Label und Management von Norbert Schneider)
Vielversprechendes Signing Foto © Bernhard Mayr
Wieder ein Rekord für Parov Stelar!
Wer wagt, gewinnt! Cornelius Ballin (General Manager Universal Music Austria), James Cottriall, Sasha Saedi (Labelhead Domestic)
Foto links: (l-r): Michael Tanczos (Hoanzl A&R), Norbert Schneider, Arne Beyer (GF telemedia GmbH, Label und Management Norbert Schneider), Bernhard Schönwiese (Hoanzl Verkaufsleiter) Foto rechts: Arne Beyer & Norbert Schneider
Ideenreichtum und Mut kann man dem Musiker Norbert Schneider nicht absprechen: aus seiner bisherigen Vita lässt sich das beweisen. Er probiert ( und reüssiert mal mehr, mal weniger) als Bluesmusiker ebenso wie im Reggae oder wie in Tanzveranstaltungen, sich aber an einem der ganz Großen des Austropop
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Der erfolgreiche Singer/Songwriter James Cottriall und Universal Music Austria gehen ab sofort gemeinsame Wege. Als Vorgeschmack auf das im Frühjahr 2018 erscheinende neue Album, ist die Single „Here For You“ erhältlich. Mit zehn Top 40 Singles sowie drei Top 40 Alben in den österreichischen Charts und Konzerten mit Justin Bieber, Bryan Adams, Take That und Taio Cruz hat sich James Cotttriall bereits eine breite Fanbasis erarbeitet. Aber auch international ist der gebürtige Engländer auf bestem Weg zum großen Erfolg: auf über 100 Radio- und TV-Stationen in Europa und den Vereinigten Staaten finden seine Songs immer mehr Fans. Mit der Unterstützung von Universal Music arbeitet der 31-jährige Musiker nun am internationalen Durchbruch. „The sky is the limit and I can‘t wait to start working with the UMG family to get there. This is going to be a lot of fun. I feel both proud and extremely excited about all of the things we
5 Foto © Christian Jobst/Pid
musicbiz have planned“, freut sich James Cottriall über die zukünftigen Schritte seiner Karriere. „James Cottriall ist ein echter DIY-Star. Durch sein einzigartiges Talent und viel harte Arbeit hat er sich bereits eine internationale Basis geschaffen. Als global agierender Medienkonzern möchten wir James helfen, seine Karriere in Österreich und im Rest der Welt erfolgreich voranzutreiben“, beschreibt Cornelius Ballin, General Manager Universal Music Austria, die gemeinsame Zukunft.
Musikalische Stimmungsaufheller 2017 ist das Jubiläumsjahr für Martin und Fredi: 20 Jahre Fantasy und noch lange kein Bühnenende in Sicht. Kein anderes Duo verkörpert den modernen, authentischen poppigen deutschen Schlager so gut wie die Beiden. Ihre Songs sind Stimmungsaufheller, Tanzflächenfüller und GlücklichmaMartin und Fredi alias Fantasy cher. Der Erfolg spricht für Martin und Fredi: in Österreich erhielten sie bereits 4x Gold und 2x Platin. Bei der „Starnacht aus der Wachau“ durften Fantasy ihren nächsten Gold Award für ihr aktuelles Album „Bonnie & Clyde entgegen nehmen.
Foto © Haide Media/Hannes Ehn
Wien at its best Von seiner besten Seite zeigte sich Wien, als zwei Musiker beim „Walk of Stars“ ihre Abdrücke hinterließen. Das Riesenrad im Rücken, den wolkenlosen Himmel über dem Prater und Hits, die jeder kennt: Mit Latin-Star José Feliciano Klaus Prünster & José Feliciano („The Sound of Vienna“, „Light My Fire“, „Feliz Navidad“) und dem Neue Deutsche Welle-Kult-Star Klaus Prünster („Wunderwelt“)
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verewigten sich Anfang September, zwei Legenden aus völlig unterschiedlichen Genres am „tipp3 Walk of Stars“ im Wiener Prager. Doch auf den zweiten Blick sind die beiden Könner gar nicht so unterschiedlich. Das bewiesen Feliciano und Prünster, als sie gemeinsam ihre brandneue Coverversion des Evergreens „Streets of London“ von Ralph McTell zum Besten gaben: Die beiden strahlten vor Spielfreude und bescherten den Gästen des Live-Konzerts am Dach der Remise der Liliputbahn und dem Publikum beim Public Viewing am Riesenradplatz einen unvergesslichen Konzertabend. Klaus Prünster präsentierte nebst neuen Stücken seines demnächst erscheinenden Albums „Timeless“ eine wunderbare akustische Version seines Klassikers „Wunderwelt“. José Feliciano brillierte unter anderen mit seinem Mega-Hit „Light My Fire“, der Michael Jackson-Coverversion von “Billie Jean” und einem Song seines verstorbenen Freundes Kurt „Supermax“ Hauenstein.
Prädestinierter Weihnachtshit! Gregory Porter, einer der erfolgreichsten Jazzsänger unserer Zeit hat ein Album mit seinen Lieblingsliedern von Nat King Cole eingespielt und erweist damit einem seiner Helden Reverenz. In welchen Dimensionen sich der Sänger bewegt, zeigt die Tatsache, dass das am 27. Oktober erscheinende Album mit einem 70-köpfigen Orchester unter dem sechsmaligen Grammy-Winner Vince Mendoza eingespielt wurde.
Lucky Punch für GLP
Harald Buechel (GLP), Luis Fonsi & Georg Leitner (GLP)
Als Luis Fonsi noch unbekannt war, hat ihn der umtriebige Musikmanager Georg Leitner unter Vertrag nehmen konnte und mittlerweile hält der puertoricanische Sänger einen Weltrekord auf youtube, nämlich mehr als 3 Milliarden Clicks für seinen Sommerhit „Despacito“. Für diesen Rekord brauchte er knappe 7 Monate und überholte damit „See You Again“ von Wiz Khalifa and Charlie Puth und den den Dauerbrenner „Gangnam Style“ von Rapper Psy.
musicbiz Der wahre Beach Boy
Ich kam nicht mit leeren Händen, hatte neben dem Album natürlich auch noch ein Pensionsangebot parat. Als Parteivorstand der BPÖ (Bier Partei Österreich) habe ich ihm einen Versorgungsposten angeboten, sollte er jemals der SPÖ (Spritzer Partei Österreich) den Rücken kehren.“ Das Debütalbum „Irokesentango“ mit Hits wie „Arbeitslos“, „Fuaßboiplotz“ oder „I hoss olle Leit“ kann ab nun erstmals als Schallplatte exklusiv über turboshop.shop bestellt werden. Die Erstauflage als 3-färbiges Vinyl ist auf Bürgermeister Michal Häupl & Turbobier-Sänger 500 Stück limitiert. Marco Pogo
Wolfgang Fischer, Marco Wanda & Brian Wilson
Turbobier bei Bürgermeister Häupl Das Konterfei des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl, geschmückt mit roter Irokesenfrisur und Stinkefinger, ziert das 2015 erschienene Debütalbum von Turbobier. Das Plattencover zu „Irokesentango“ sorgte in manchen Reihen der SPÖ für helle Aufregung, die Band sollte es gar zurückziehen. Doch wie sieht es heute aus? Bürgermeister Michael Häupl empfing TurbobierSänger Marco Pogo, der ihm, anlässlich der Neuveröffentlichung des Albums auf Vinyl, die erste Pressung überreichte. Marco Pogo: „Vielleicht ist es schon der Pensionsschock, vielleicht Altersmilde, vielleicht dachte er sich nur „Jetzt is a scho wuascht“ - auf jeden Fall war der Empfang ein feiner Zug.
Kunst in der Kartause Foto © Daniela Matejschek
Brian Wilson, das Mastermind der Beach Boys, war mit dem legendären Album „Pet Sounds“ live in der Wiener Stadthalle. Das weltberühmte 11. Studioalbum der Beach Boys, auf dem neben den Bandmitgliedern und ihren Instrumenten auch Löffel, Flaschen, Dosen, Hupen und nicht zuletzt bellende Hunde zu hören sind, gilt bis heute als eines der einflussreichsten der Musikgeschichte. Brian Wilson schuf vom Opener „Wouldn’t It Be Nice“ über „God Only Knows“ bis „Caroline, No“ ein Meisterwerk an komplexen Songs, während der Rest der Beach Boys auf Tournee war. Seit der Veröffentlichung des Albums im Mai 1966 erhielt es zahlreiche Auszeichnungen und wird seit Jahrzehnten gefeiert. Im gleichen Jahr hatten die Beach Boys auch einen Doppel-Auftritt in der Wiener Stadthalle – gleich zwei Konzerte an einem Tag. Wiener Stadthalle-Geschäftsführer Wolfgang Fischer traf die Beach Boys-Legende backstage und überreichte ihm eine Wiener Stadthallen-Torte: „Brian Wilson ist eine Legende. Wenn man die einmalige Chance hat, diesen Mann live auf der Bühne zu erleben und persönlich zu treffen, bekommt man unweigerlich Gänsehaut.“ Auch Marco Wanda ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, eines seiner musikalischen Idole kennenzulernen und war begeistert: „Pet Sounds hat Generationen von Musikern beeinflusst. Den Schöpfer des legendären Albums sein Meisterwerk live präsentieren zu hören, ist ein Geschenk.“
Vom 28. September bis 1. Oktober 2017 findet in der Kartause Aggsbach am Südufer der Wachau das Musikfestival „Kunst in der Kartause“ erstmals unter der künstlerischen Leitung des bekannten österreichischen Akkordeonvirtuosen Otto Lechner statt. Entsprechend dem Festivaltitel „Mit Otto Lechner Pfeifen und Zungen“ wird sich Otto Lechner vor allem dem Musizieren an der Orgel und mit dem Akkordeon widmen. Mit dabei sind viele musikalische Wegbegleiter Otto Lechners wie Thomas Gansch, Paul Schuberth, Florin Mittermayr oder Heidelinde Gratzl, mit denen Lechner über das musikalische Zusammenspiel versuchen wird, sich und andere besser zu verstehen – und zu überraschen.
Die Arme von Madonna Einmal mehr hat sich jemand von der Musikbranche abund der Fitness zugewandt, um genau zu sein dem Yoga. Andrea Kubasch, ehemals Musikmanagerin bei Warner Music hat in Deutschland gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Dirk Bennewitz die
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musicbiz Studios „Poweryoga“ gegründet und veröffentlicht seither auch regelmäßig entsprechende Bücher. „Weil ihr die Arme von Madonna so gut gefielen“, wird sie zitiert, wie sie zu ihrem Yogastil kam. In ihrer neuesten Veröffentlichung geht es um einen ganzheitlichen Ansatz und zwar „Yoga für Körper, Geist und Herz“. Ob Gesundheit, Entspannung, strahlendes Aussehen, Selbstvertrauen oder einfach gute Laune und Lebensenergie – die beiden Hamburger haben für jedes dieser Ziele spezielle Asana-Folgen, Rezepte, Kräuterbäder, Atemübungen und Meditationen entwickelt. Statt starren Übungsplänen zu folgen, kann sich jeder das Programm zusammenstellen, das zur momentanen Lebenssituation passt. Nur 10 bis 20 Minuten am Tag reichen aus, um die positive Wirkung zu erfahren. Nun denn, namaste! Dirk Bennewitz/Andrea Kubisch: Yoga für dein Leben (Lotos)
Kacki, P.Immel & Herr Lehmann Man muss Herrn Lehmann nicht kennen, um im neuesten Roman von Sven Regener sofort in dessen Kosmos - das WestBerlin der 1980-er Jahre - einzutauchen, abgesehen davon, dass die Hauptfigur aus den beiden davor erschienenen Bücher diesmal eher nur eine beobachtende Rolle zugestanden wird. Wiener Straße beginnt Sven Regener im November 1980 an dem Tag, an dem Frank Lehmann mit der rebellischen Berufsnichte Chrissie sowie den beiden Extremkünstlern Karl Schmidt und H. R. Ledigt in eine Wohnung über dem Café Einfall verpflanzt wird, um Erwin Kächeles Familienplanung nicht länger im Weg zu stehen. Österreichische Aktionskünstler, ein Fernsehteam, ein ehemaliger Intimfriseurladen, eine Kettensäge, ein Kontaktbereichsbeamter, eine Kreuzberger Kunstausstellung, der Kampf um die Einkommensoptionen Putzjob und Kuchenverkauf, der Besuch einer Mutter und ein Schwangerschaftssimulator setzen eine Kette von Ereignissen in Gang, die alle ins Verderben reißen. Mehr soll nicht verraten werden, Abe mit einem Chateau Strunzender wird‘s noch lustiger. Im Grunde funktioniert der Roman wie ein österreichischer Film aus den 50-er Jahren: Tür auf, Hans Moser tritt ein, Tür zu, Peter Alexander geht raus - und ähnlich funktioniert diese Geschichte: komplett sinnentleert, aber überaus vergnüglich! Sven Regener: Wiener Straße (Galiani Berlin) Noch ein Tipp: schnell Karten besorgen, der Autor liest am 18. + 19. 11. im Wiener Rabenhof Theater aus „Wiener Straße“
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Oeticket.com: „Wünsch dir was!“ Mit einem Luftballon in der rechten Hand ist der Astronaut in der aktuellen Kampagne von Österreichs führendem Ticketvertrieb oeticket.com bereit abzuheben – willens, in fantastische Sphären einzutauchen. Wohin seine Reise geht, kann der Astronaut selbst entscheiden: Bei oeticket.com spielt es sein persönliches Wunschkonzert, ein reiches noch dazu – eröffnet sich mit den Gutscheinen von oeticket.com immerhin ein aufregendes Universum, das zwischen Konzerten, kulturellen Ereignissen, Musicals & Shows, Sport-Events sowie Kabarett & Comedy changiert. Neben dem Firmenlogo und dem etablierten Claim „Live spürt man mehr.“ leuchten sie bereits, die sechs Sterne, nach denen sprichwörtlich gerne jeder greifen möchte. Die Sterne hat oeticket. com tatsächlich nicht nur im Signet, sondern auch im Repertoire – und statt der symbolischen sechs gleich über 75.000! Die Wertgutscheine von oeticket.com sind die universelle Eintrittskarte in ein Universum aus Glücksmomenten. Sie sind im Wert von € 10, € 30, € 50 und € 100 erhältlich und können entweder unkompliziert sofort zuhause ausgedruckt oder postalisch mit Geschenkverpackung zugestellt werden.
Waves Vienna: Conference & Clubsounds Im September 2017 findet bereits zum 7. Mal die von Waves Vienna und Austrian Music Export ausgerichtete Waves Vienna Music Conference statt. Im Rahmenprogramm des Musikfestivals Waves Vienna trifft sich die internationale Musikbranche zum Austausch und Netzwerken im Wiener WUK. Waves Vienna versteht sich als Entdeckerfestival. Jungen KünstlerInnen aus ganz Europa und darüber hinaus wird eine Bühne geboten und ein äußerst dichtes, internationales Programm zwischen Alternative, Elektronik, Rock und Clubmusik in kompakter Form präsentiert. Bei der Music Conference und den Workshops treffen Labels, ManagerInnen, BookerInnen, JournalistInnen und VeranstalterInnen aufeinander. Von Feedback Listening Sessions und Speed Meetings mit MusikexpertInnen bis hin zu Panels und Networking Sessions: hier wird der Austausch mit VertreterInnen der Musikindustrie möglich. Im Rahmen des Festivals findet heuer der offizielle Launch des Music Managers Forum Austria (MMF Austria) statt. Österreich wird somit Teil des internationalen Verbandes der Musikmanager IMMF, der sich mit Belangen der Musikbranche auseinandersetzt, eine internationale Interessensvertretung bietet und Anliegen dem EU Parlament vorgelegt. Und diese Themen werden von ExpertInnen in Panels, Vorträgen, Diskussionsrunden behandelt werden: - „Influencer“ – die neuen Trendsetter des Online Marketings? * Corporate
musicbiz Design – best practise * Virtual Reality – Herausforderung, Finanzierung? * Was macht gutes Musikmanagement aus? * Frauen im Musikbusiness * Hackday: Kreative Hard- und Softwarelösungen * Creative Europe. Präsentation. Dazwischen wird es auch ausreichend untertags Musik geben und zwar in Form der ‚Listening Sessions’, Kontakte knüpfen bei den Speedmeeting-Sessions bzw. Meet the Festivals, speziell mit VertreterInnen der beiden Fokusländer Tschechien und Italien. Am 29. September lädt Warner wieder zu seiner beliebten Warner Music Night mit Nachwuchsbands wie AMJJ aus Dänemark, KlAN aus Deutschland und E^ST aus Australien. Das überaus reichhaltige, musikalische Programm, das frischen Wind in den 9. Bezirk in Wien bringen wird, entnehme man der Website. Internationale FachteilnehmerInnen werden auf die Austrian Heartbeats Delegates Tour eingeladen, eine musikalische Reise durch Wien mit Pop-Up-Shows von österreichischen Bands. Die Programmpunkte umfassen u.a. einen Besuch der Ausstellung Fullhouse beim Waves Vienna „Ganz Wien. Eine Pop-Tour“ im Wien Museum, eine Präsentation des ETEP-Projekts, einen Rundgang bei dem Radiosender FM4 und eine Bierverkostung im tschechischen Zentrum. Na zdraví !
Neuer Newcomerpreis
Das Waves Vienna ist 2017 um einen Programmpunkt zur Förderung heimischer Musiker reicher: Zum ersten Mal wird der Musik-Exportpreis „XA“ an einen der am Waves auftretenden österreichischen Bands vergeben. Der Award ist eine Initiative von mica - music austria, Austrian Music Export, Austromechana, FM4 und Waves Vienna. Aus der Longlist aller österreichischen Künstler, die am Waves auftreten, wählte eine Expertenjury zehn Nominierte, die während ihres Auftritts am Festival von sechs internationalen und vier heimischen Labelbetreibern, Veranstaltern, Bookern und Musikjournalisten bewertet werden. Dem Sieger winkt ein Preisgeld von 2.500 Euro und die Zusicherung von Austrian Music Export, FM4 und Waves Vienna, den Act im Folgejahr zu unterstützen – unter anderem durch die Integration bei Partnerfestivals und Showcases. Aus den 32 österreichischen Acts, die am Waves auftreten, wurden von einer Expertenjury zehn Künstler bzw. Bands nominiert: die Oberösterreicher Naked Cameo, das Wiener Trio Gospel Dating Service, die Dream Pop Musiker von Little Big Sea, die Indiepoprocker At Pavillon, das Duo Ant Antic, Producer und Musiker Wandl, die Orgel- und PostPunk-Liebhaber von Tents, Cari Cari, die mit Digerodoo und Maultrommel für einzigartigen Sound sorgen, die ElektroBand Lea Santee und die Tiroler Indie-Pop-Rocker Nihils. Nach Abgabe aller Stimmen wird am letzten Festivaltag, Samstag, 30. September, um Mitternacht im WUK der Preis an den Sieger überreicht. Waves Vienna Music Conference 2017 29.09. - 30.09.2017, WUK Werkstätten- und Kulturhaus www.wavesvienna.com | www.musicexport.at
Optimismus bei Universal Music Großes Staraufgebot bot die internationale Vertriebstagung „Universal Inside 2017‘ Alex Aiono, David Garrett, Gregory Porter, Jared Leto (Thirty Seconds To Mars), Lang Lang, Louane und Shania Twain traten live in Berlin auf. Jade Leto plauderte angeregt mit Frank Briegmann, President & CEO Central Europe Universal Music und Deutsche Grammophon, Starpianist Lang Lang feierte seine Rückkehr zu mit einer großen Torte und Musiker wie Alex Aiono, Benny Andersson, Bill Murray & Jan Vogler Streichquartett, The Kelly Family, David Garrett, Gregory Porter Louane und Shania Twain präsentierten den geladenen Vertriebs-, Handels- und Medienpartnern ihre Highlights für die kommende Saison. Davor lieferte Bringmann einen Rückblick auf die Erfolge des vergangen Jahres in Deutschland: Universal sei, gemessen an den Top 100 Charts-Anteilen YTD, auch in diesem Jahre wieder mit großem Abstand Marktführer geworden. Mit seinen zahlreichen Erfolgen sei das Unternehmen u.a. Treiber des Gesamtmarktwachstums gewesen, das sowohl in Deutschland als auch weltweit mit 3,0% bzw. 6,1% im vergangenen Jahr sehr positiv ausgefallen sei. Er zitierte eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PwC, die ein weiteres Frank Briegmann, President & CEO Central Europe Universal Music und DeutscheWachstum des globalen Grammophon Musikmarkts bis mindestens 2021 prognostiziert. „Musik ist wieder ein Zukunftsmarkt“, stellte Frank Briegmann fest. Größter Wachstumsmotor sei das Streaming, das weiterhin hohe Wachstumsraten verzeichnet. Deutschland verfüge im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt über einen sehr stabilen Markt für physische Tonträger, was als Fundament für das aktuelle Wachstum ebenso wichtig sei. Später beschrieb Frank Briegmann die gewachsene Bedeutung von Reichweiten in traditionellen und digitalen Medien als einen Schlüsselfaktor für zukünftigen Erfolg. Künstler wie zum Beispiel Justin Bieber hätten eine größere Reichweite etwa bei Facebook als viele globale Consumer-Brands. „Reichweite ist für uns aber kein Selbstzweck. Sie macht nur Sinn, wenn sie auch monetarisiert wird“, betonte der Musikmanager. Frank Briegmann wies darauf hin, dass Universal Music dabei eine höchst aktive Rolle spiele: „Wir vermarkten nicht nur die Werke, das heißt Werte, die unsere Künstler geschaffen haben, wir schaffen auch selbst Werte.“ Mit Universal Music „werden aus Mehrwerten auch Mehrumsätze.“ Zur Zukunft des Musikmarkts sagte Frank Briegmann abschließend: „Die Aussichten sind sehr gut. Wenn man an die weiteren Möglichkeiten im Rahmen von Connected Car, Houses oder auch Voice Control Devices denkt, gibt das viel Optimismus und Tatkraft.“
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musicbiz 40 Jahre Warner Music Austria
Warner Music Austria Marketing Director Franz Pleterski (2.v.r.) begrüßte die ehemaligen Kollegen Klaus Hoffman, Manfred Lappé und Günter Unger
Edelmetall-Überreichung einst (GründungsGeschäftsführer Manfred Lappé und Ex-SalesDirector Günter Unger mit Alanis Morissette) ...
… und jetzt: Annemarie Treiber, Vance Joy & Franz Pleterski
Warner Music Austria hatte in den letzten 40 Jahren einiges Edelmetall zu verteilen: Linkin Park
R.E.M
The Corrs
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Warner Music Austria ist Teil der Warner Music Central Europe mit Sitz in Hamburg, welche wiederum Teil des weltweit operierenden Netzes von Warner Music Group ist und u. a. internationale Weltstars wie die Red Hot Chili Peppers, Bruno Mars, Robin Schulz, Green Day, Coldplay, Michael Bublé, James Blunt oder Ed Sheeran vermarktet. Im Juli 1977 eröffnete der Konzern seine Dependance in Österreich. Wenn auch das operative Geschäft tatsächlich erst im Folgejahr losging, so war der Grundstein offiziell gelegt und mit der Eröffnung der Warner Music Austria der Bedarf der gewachsenen Industrie und hohe Stellenwert Österreichs als Musikmarkt einmal mehr bestätigt. Angefangen hat alles in einem kleinen Büro in der Wiener Josefstadt, dem man schon bald entwachsen war. Einige Umzüge und Jahrzehnte später landete man im neuen Jahrtausend schließlich in der Mariahilferstraße 103, wo die Firma bis heute ihren Sitz hat. Zu den österreichischen Künstlern zählen aktuell die Amadeus Gewinner Tagtraeumer oder auch Left Boy und der Newcomer Robin Resch. Österreichische Künstler wie Roland Neuwirth und die Extremschrammeln, Luttenberger & Klug, Saint Lu oder auch Falco , um nur einige zu nennen, hat Warner Music auf ihrem Weg begleitet. Franz Pleterski, Marketing Director Warner Music Austria: „Ich bin stolz Teil dieser Firma zu sein und sie beinahe 2 Jahrzehnte mitgestaltet zu haben. Mich freut es auch, dass wir jetzt, 40 Jahre später, zu einem der führenden Unternehmen der Musikbranche gehören und das Unternehmen durch die doch auch turbulenten Jahre des digitalen Wandels bestens geführt haben und unsere Marktanteile sogar ausbauen konnten.“ In den letzten Jahren hat Warner Music Group mit Ed Sheeran oder auch den 21 Pilots neue Weltstars hervorgebracht. Die Highlights im heurigen Herbst sind unter anderem Veröffentlichungen von Sia, Kelly Clarkson, Ed Sheeran und Liam Gallagher.
Warner Music Group Die WMG umfasst eine Vielzahl von Unternehmen, die Künstler dabei unterstützen, langfristig kreativ und wirtschaftlich erfolgreich zu sein und den Music-Fans zugleich das qualitativ beste Musikangebot zu bieten. WMG ist ein führendes Unternehmen mit nationalem und internationalem Repertoire, das durch zahlreiche internationale Tochtergesellschaften und Lizenznehmer in über 50 Ländern operiert.
Red Hot Chili Peppers
Mit einer breiten Palette legendärer Weltstars und innovativer Newcomer ist die in New York ansässige Warner Music Group Heimat für eine Reihe der erfolgreichsten Plattenlabels der Musikindustrie darunter Asylum, Atlantic, Cordless, East West, Elektra, Nonesuch, Reprise, Rhino, Roadrunner, Rykodisc, Sire, Warner Bros. sowie Warner/Chappell Music, einem der weltweit führenden Musikverlage mit einem Katalog von über einer Million Copyrights.
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musicbiz
Turnaround am österreichischen Musikmarkt! Musik-Streaming sorgt für eine Trendwende am heimischen Musikmarkt: der Umsatz mit Streaming-Abos wächst rasant um 70 % und bringt den gesamten Musikmarkt wieder auf Wachstumskurs. 4,5 % beträgt das Umsatz-Plus im ersten Halbjahr 2017.
Dietmar Lienbacher
Franz Medwenitsch
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50,3 Millionen Euro wurden im ersten Halbjahr 2017 am österreichischen Musikmarkt mit physischen Tonträgern, Streaming-Abos und Downloads erwirtschaftet. Das entspricht einem Umsatzplus von 4,5 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016. Beflügelt wird der österreichische Musikmarkt durch das ungebrochen rasante Wachstum bei den Streaming-Angeboten. Rund 1,5 Milliarden Songs wurden in der ersten Jahreshälfte gestreamt (im Vergleichszeitraum des Vorjahres lag dieser Wert noch unter einer Milliarde). Die Umsätze mit Streaming-Abos legten im ersten Halbjahr 2017 dynamisch um 70 % auf 14,4 Millionen Euro zu. Der Löwenanteil von 13,5 Millionen Euro entfiel dabei auf Premium-Abos, etwa von Spotify, Deezer, Apple Music oder Amazon unlimited. Mit 900.000 Euro nach wie vor bescheiden sind dagegen die Lizenzeinnahmen von werbefinanzierten Streaming-Plattformen, vor allem vom weltweit größten Musikstreaming-Dienst YouTube. MusikDownloads tragen - bei rückläufiger Tendenz - mit knapp sieben Millionen Euro weiterhin substan-
ziell zum Umsatz am österreichischen Musikmarkt bei. Nach wie vor im Aufwind befinden sich die Verkäufe von Vinyl-Schallplatten. Bei einer Steigerung von 21 % wurde mit dem „schwarzen Gold“ ein Umsatz von 3,7 Millionen Euro erzielt. Die CD bleibt mit 22,8 Millionen Euro (-10,8 %) das umsatzstärkste Musikformat. Die Umsätze mit digitalen Angeboten (Streaming und Downloads) erreichen nun bereits einen Marktanteil von 43 %, die physischen Produkte kommen auf 57 %. Mit 45 % kann die CD den höchsten Marktanteil auf sich vereinen, gefolgt von Streaming-Abos mit knapp 30 %. Dietmar Lienbacher, Präsident des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Die Musiklabels haben auch während des radikalen technologischen Wandels nie aufgehört, in künstlerische Talente und innovative Geschäftsmodelle mit neuen Partnern zu investieren. Unsere Beharrlichkeit scheint sich nun auszuzahlen und wir können endlich erste Früchte ernten. Dennoch gibt es keinen Grund zum Ausruhen, wir werden den eingeschlagenen Weg konsequent fortführen. Gleichzeitig fordern wir von unseren TechnologiePartnern, dass sie angemessene Lizenzen bezahlen, wenn sie mit unserem Content Milliarden-Umsätze machen.“ Franz Medwenitsch, Geschäftsführer des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft: „Auf diesen Turnaround haben wir lange hingearbeitet. Jetzt ist er da, dank attraktiver Veröffentlichungen von Künstlerinnen und Künstlern aus allen musikalischen Genres in Kombination mit neuen digitalen Distributionsformen. Streaming-Abos liegen ganz klar im Trend und sorgen für das Wachstum, aber ohne die solide Basis durch CD- und steigende Vinyl-Verkäufe wäre der Erfolg auch nicht möglich.“
musicbiz
A Path to Success
Internationale Studienprogramme „Music Management“ und „Music for Applied Media“ an der Donau-Universität Krems. Im Oktober startet am Zentrum für Angewandte Musikforschung, das vormalige Zentrum für Zeitgenössische Musik, das kürzlich aufgrund des stetig erweiterten Forschungs- und Aufgabenspektrums umbenannt wurde, die zweite Runde der neuen Masterstudiengänge „Music Management“ und „Music for Applied Media“. Mit ausschließlich englischsprachigen Lehrinhalten, praxisnahen Weiterbildungskonzepten und direkter Vernetzung mit Unternehmen der internationalen Musikindustrie werden die Studierenden bereits im Studium mit praktischen Problem- und Themenstellungen konfrontiert. SpezialistInnen aus der Welt der Musik vermitteln Kenntnisse in Komposition und Produktion sowie wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen der internationalen Medienindustrie und schaffen die Voraussetzung für erfolgreiche Karrieren in der Musikbranche. Anmeldungen für das kommende Semester sind noch möglich.
Music Management Top-ManagerInnen aus der internationalen Musikindustrie gewähren den Studierenden Einblicke in Abläufe und Entscheidungsprozesse und lehren Wege, innovative Strömungen des globalen Musikmarktes frühzeitig zu erkennen und zu nutzen. Neue technologische Entwicklungen fließen unmittelbar in das modular aufgebaute Studium ein, wodurch eine fundierte Ausbildung am Puls der Zeit gewährleistet ist. Zudem ist es das einzige für MusikmanagerInnen im gesamten deutschsprachigen Raum, das ausschließlich in englischer Sprache abgehalten wird. Der berufsbegleitende Masterstudiengang „Music Management“ wendet sich an Interessierte aus allen Bereichen der Musikwirtschaft, der Musikvermittlung und des Musiklebens sowie an MusikerInnen aller Genres. Das Studium kann in fünf Semestern berufsbegleitend absolviert werden und schließt mit dem akademischen Grad „Master of Arts“ ab. Die Inhalte des Lehrangebots umfassen Themen aus den Bereichen Music Management und Music Business, General Management und Music Theory, Music and Media bis hin zu rechtlichen Sonderregelungen der Musik- und Entertainmentindustrie. In den Studiengang fließen über zehn Jahre Erfahrung bei der postgradualen Weiterbildung von international erfolgreichen MusikmanagerInnen ein. „Wir halten die Studiengruppen auch bewusst klein, damit die persönliche Begegnung und das Gespräch möglich bleiben“, so Zentrumsleiterin Dr. Eva Maria Stöckler. Entsprechend gefragt sind bereits heute die Absol-
ventInnen des Studiengangs, die leitende Positionen in namhaften kulturellen Einrichtungen, in der Musikindustrie ebenso wie im Festivalbetrieb oder Unternehmen der Independent Szene einnehmen.
Music for Applied Media „Globalisierung und Technologisierung haben die Medienindustrie nachhaltig verändert. Musik ist unverzichtbarer Bestandteil von Medieninhalten geworden, wodurch sich für KomponistInnen und ProduzentInnen neue kreative Chancen auftun, die allerdings gleichzeitig mit rechtlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen verbunden sind. Genau diese nimmt das neue Studienprogramm ‚Music for Applied Media‘ in den Blick“, sagt Studiengangsleiter Miguel Kertsman, der u.a. als Produzent, A&R Executive sowie als Consultant für Sony Music tätig war.
Vortragende aus angloamerikanischer Musikindustrie International erfolgreiche KomponistInnen und ProduzentInnen aus der Medienmusik sowie Entertainment- und Rechts-SpezialistInnen bereiten Studierende auf künstlerische und wirtschaftliche Herausforderungen unter laufend veränderten Produktionsbedingungen vor. Der berufsbegleitende Masterstudiengang „Music for Applied Media“ wendet sich an KomponistInnen, MusikerInnen, MusikproduzentInnen, MusikwissenschafterInnen sowie KünstlerInnen aus dem Sound- und Mediensektor, die sich auf die Bereiche Komposition und Produktion von Musik für Medien spezialisieren wollen. Die Inhalte des ebenso ausschließlich englischsprachigen Lehrangebots umfassen weiters Themen aus den Fächern Music Aesthetics, Sound, Acoustics, Recording Arts bis hin zu rechtlichen Sonderregelungen der Musik- und Entertainmentindustrie. Auch dieses Studium kann in fünf Semestern berufsbegleitend absolviert werden und schließt mit dem akademischen Grad „Master of Arts“ ab. Weiters gibt es auch die Möglichkeit, einzelne Module im Rahmen der Universitätslehrgänge „Academic Expert“ (3 Semester, berufsbegleitend) oder „Certified Program“ (2 Semester, berufsbegleitend) zu absolvieren.
Eva Maria Stöckler, Leiterin des Zentrum für Angewandte Musikforschung der Donauuniversität Krems
Masterstudiengang „Music Management“ (Master of Arts, MA) Start: 2. Oktober 2017 Dauer: 5 Semester berufsbegleitend Sprache: Englisch
Masterstudiengang “Music for Applied Media“ (Master of Arts, MA) Start: 2. Oktober 2017 Dauer: 5 Semester berufsbegleitend Sprache: Englisch Weitere Studienangebote: Academic Expert “Music Production for Applied Media” Certified Program “Applied Media Music” Weitere Informationen unter: www.donau-uni.ac.at/musicfor-media
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musicbiz
kdg: Am Puls der Zeit Fährt man in das idyllische Lechtal hinein, würde man nicht vermuten, dass von hier regelmäßig Data-Streams nach Cupertino/Kalifornien fließen. Möglich macht das die Firma kdg, die den Apple-Konzern mit notwendigen Daten versorgt. Was das als Presswerk gestartete Unternehmen sonst noch im Angebot hat, erfuhren wir bei einem ausführlichen Rundgang durch die Produktionsstätten. Arno Weger, GF der newmedia stand dabei Rede und Antwort.
Arno Weger
„Ganz klar ist die kdg newmedia nach wie vor ein sehr wichtiger Zweig im Unternehmen, aber auch in der Produktion ist nicht mehr die Herstellung selbst, sondern das Davor und Danach wichtiger geworden.“
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Früher war alles viel einfacher, da wusste man, die kdg presst CDs, nun stehen am Eingangstor vier verschiedene Bezeichnungen. Wie kam es zu dieser Umgestaltung? ARNO WEGER: Ich halte nichts von Verklärungen der Vergangenheit, ich bin seit 1989 in dem Unternehmen, wir haben damals noch Schallplatten gepresst, die dann sukzessive von den CDs verdrängt wurden und jetzt wieder ein Revival erleben. Klar ist, dass unsere Branche die Digitalisierung sehr früh erwischt hat und wir nach Alternativen suchen mussten. Diese Veränderungen erfordern sehr viel Flexibilität, wir haben uns daher in den letzten Jahren von einem Dampfer zu einem wendigen Schnellboot gewandelt, aber wer diese Transformation nicht durchläuft, den erwischt es. Heuer gingen z.B. schon zwei ehemals sehr große Presswerke in Konkurs, das bedeutet, dass ca. 2000 Leute ihre Jobs verloren haben, die um die 350 Millionen Scheiben produzierten, das sind enorme Zahlen. Wie haben Sie konkret auf die Einbußen aufgrund der Digitalisierung reagiert? WEGER: Wir haben diversifiziert und uns gleichzeitig auf unsere Grundkompetenzen besonnen, eine davon ist die Spritzgussfertigung von optischen
Speichermedien, also von CD, DVD und Blu-ray. Nachdem wir die Kenntnisse und notwendigen Qualifikationen für diese Arbeit haben, war es also naheliegend, sich hierfür andere Betätigungsfelder und Märkte zu suchen. Daraus ist dann quasi das hausinterne Start-up kdg opticomp entstanden, unsere Technologiedivision, in der wir unsere Erfahrungen und Fertigkeiten in der hochpräzisen Abformung von Mikro- und Nanostrukturen aus der digitalen Medienherstellung erfolgreich in die dritte Dimension transferieren. Ein logischer Schritt, obwohl der Sprung hinein in einen vollkommen anderen Markt eine gewaltige Herausforderung für eine bestehende Organisation war und ist. Die kdg opticomp steht nunmehr für optischen High-End-Spritzguss und die fertigungsgerechte Entwicklung und Herstellung von hochpräzisen optischen Komponenten wie Linsen, Reflektoren, Lichtleiter für die verschiedensten LED-Anwendungen in Medizintechnik, Beleuchtung und Sensorik. Dabei arbeiten wir mit verschiedenen Forschungseinrichtungen und Partnern zusammen, um mit den dynamischen Entwicklungen Schritt halten zu können. Eine spannende, wenngleich sehr herausfordernde Entwicklung. Das Geld wird demnach noch immer mit Produkten für die Musik- und Filmbranche verdient? WEGER: Ganz klar ist die kdg newmedia nach wie vor ein sehr wichtiger Zweig im Unternehmen, aber auch in der Produktion ist nicht mehr die Herstellung selbst, sondern das Davor und Danach wichtiger geworden. Wir können sehr individuell auf die Wünsche der Kunden reagieren, seien es Klein- bis Kleinstaufträge, Sonderfertigungen oder Großauflagen bis hin zu Verpackungswünschen, wir nennen das Fulfilment von verkaufsfertigen Medienprodukten. Was meinen Sie mit davor und danach? WEGER: In Schlagworten ausgedrückt sind das folgende Arbeitsfelder: CD-Audio/ROM-Premastering, DVD/Blu-ray-Authoring, Kopierschutz, Tonrestauration, Surround Upmixes, Mediendesign, Trailerschnitt bis hin zur Datenarchivierung und Digitallogistik. Wir bieten unseren Kunden also ein umfassendes digitales Dienstleistungsspektrum und setzen dabei auf höchste Qualität und First Class-Service. Nur so können wir uns von den großen Firmen wirklich abheben. Haben Sie mit diesem Rundumservice auch die strengen Herrn von Apple überzeugt, immerhin
musicbiz ist die kdg das einzige Studio in Österreich, das iTunes beliefert. Wie kam es zu diesem Deal? WEGER: Darauf sind wir wirklich stolz, da der jetzigen Zusammenarbeit ein langes Procedere voranging. Wer ein Apple-User ist, kennt ja deren Geschäftsphilosophie. Eine iTunes-Zertifizierung gilt als die Königsklasse der digitalen Logistik, denn keine andere Streaming- und Download-Plattform hat ähnlich strenge Anlieferbedingungen und Qualitätsstandards. Wer iTunes kann und - was noch wichtiger ist - direkt an iTunes liefern darf, der spielt in der ersten Liga des digitalen Business. Um es kurz zu machen, es dauerte einige Monate und forderte von allen beteiligten Mitarbeitern höchste Konzentration, da die Anforderungen sehr schwierig waren, aber wir haben es geschafft, liegen bei einer fast 100%-Kundenzufriedenheit ( 85% muss man haben, um von iTunes aufgenommen zu werden) und jetzt werden die kompletten Filmpakete, die wir für den jeweiligen Rechteinhaber im deutschsprachigen Raum produzieren, vom Lechtal nach Kalifornien geschickt. Sie sehen, auch im ehemals als Schnitzerregion bekannten Lechtal geht man mit der Zeit, bzw. ist dieser vielleicht sogar voraus. Wir haben z.B. die Bavaria Filmstudios oder Studio Hamburg als Kunden, Allerdings beliefern wir nicht nur iTunes, sondern auch alle anderen wichtigen Streamingund Download-Plattformen wie maxdome, Amazon, Sony, Videoload, die Schweizer Plattform Teleclub und die österreichische Plattform Flimmit. Auch private und öffentliche Rundfunkstationen sind Adressaten dieser digitalen Distribution. Sehen Sie die Zukunft nur mehr im Stream-/ Downloadbereich? WEGER: Die Digitalisierung hat jedem Menschen ungeheure Freiheiten und Bequemlichkeiten gebracht. Ich persönlich lebe wahnsinnig gerne in diesem schönen Tiroler Tal, denn aufgrund der technischen Errungenschaften bin ich gleichzeitig mit der ganzen Welt verbunden. Mein ganzes Berufsleben begleitet mich die Leidenschaft für Neue Medien, das färbt dann auch auf das Privatleben ab. Ich kann es mir aussuchen, ob ich mir daheim eine Lieblingsscheibe auf den Plattenspieler lege oder doch den neuesten Blockbuster runterlade, es hat jede Abspielform ihre Vorteile. Andererseits geschieht gerade im Entertainmentbereich so vieles in Wellen. Vor 10 Jahren hätte noch niemand an das Comeback der Schallplatte geglaubt, aber mittlerweile ist dieses Nischenprodukt wieder richtig Kult. Und weil das so ist, wird die kdg ab Oktober auch wieder Schallplatten pressen. Wir haben extra eine alte Presse von der Steiermark hierher bringen lassen, die musste ob ihrer Größe erst mal in alle Einzelteile zerlegt, gesäubert und renoviert werden. Aber nun geht es demnächst los, und wir sind alle sehr gespannt. Dann können wir unseren Audiokunden ebenfalls das komplette Angebot von Schallplatte bis on demand anbieten. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: ich denke nicht, dass das reine Digitalangebot ausreicht, denken wir nur an das
Problem der Datensicherung und der Archivierung, der sogenannten digital heritage oder überhaupt das Schreckensszenario, wenn alle Leitungen zusammenbrechen und nichts geht mehr! Und dabei spreche ich nur für unsere Branche, denken Sie an die Innovationen wie selbstfahrende Autos etc.
Apropos Autos: sind Sie auch das Postamt für den Ort, weil man so viele Menschen raus- und reingehen sieht ? WEGER: Nicht ganz, aber wir sind mittlerweile tatsächlich auch regionaler Paketversender. Die kdg medialog ist ja das Logistikunternehmen unserer Gruppe mit einem Dienstleistungsangebot von klassischer Lagerlogistik über Pick, Pack & Ship bis hin zu Konfektionierung und IT-Services. Mit unserem Gütesiegel ‚Fair Packed‘ bekennen wir uns zudem zu Nachhaltigkeit und fairen Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche. Und weil wir die Augen offen hatten, haben wir irgendwann gesehen und erkannt, dass die Menschen hier im Außerfern nach einer bequemen und günstigen Möglichkeit suchen, um sich Pakete aus Deutschland zustellen zu lassen. Daraus hat unsere kdg medialog dann den Tiroler Paketversand Lechlog kreiert, der sich zu einer richtigen Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Ihre früher abgehaltenen Kundentreffen waren legendär, sind noch immer Gesprächsstoff bei Branchentreffen, wird es sie wieder einmal geben? WEGER: Das kann ich Ihnen jetzt nicht versprechen, aber dafür halten wir mittlerweile auf unserem kdg Campus Workshops und Seminare zum Thema CoCreation ab. Wir haben am eigenen Leib erfahren, was Transformation bedeutet und dass Wandlung nur im Team und mit vereinten Kräften funktioniert. Man muss dabei offen bleiben, bereit sein, Grenzen zu überwinden, eingefahrene Muster zu durchbrechen, Rückschläge zu verkraften. Das gelingt unserer Meinung nach am Besten durch Co-Kreation. Denn bei Co-Kreation ist das Ergebnis mehr als nur die Summe der eingebrachten Beiträge jedes Einzelnen. Co-Kreation öffnet neue gedankliche und gestalterische Räume. Und das wiederum ist ja die Grundvoraussetzung jeder Innovation. Zum Schluss nur die Frage: wofür stehen die Buchstaben kdg 2017? WEGER: kompakt, durchschlagend, gemeinsam genial.
kdg-Headquarter in Elbigenalp
„Wir haben am eigenen Leib erfahren, was Transformation bedeutet und dass Wandlung nur im Team und mit vereinten Kräften funktioniert.“
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musicbiz vinyl affairs von till philippi
I am from Austria ... Keine Angst, es geht hier weder um Rainhard Fendrich noch um das Musical! Die gewährte Freiheit des freigeistigen „Vinyl Affairs“-Kolumnisten erlaubt es, ganz unverschämt Werbung in fremder und eigener Sache zu machen. Bevor Sie jetzt in fernsehgeschädigter Manier umschalten, äh umblättern, diese Werbung, vor allem wenn Sie dem Kaufaufruf in fremder Sache folgen, kann nicht nur, sondern wird Ihr Hören und Ihre Meinung über österreichische Musik ändern! Glauben Sie mir, geschätzter Leser, ich habe schon gehört, wovon Sie hier lesen. Sie haben übrigens die Gelegenheit, von 13.- 15. Oktober am Vinyl & Music Festival Linz einige der Protagonisten zu hören, zu sehen, mit ihnen zu plaudern und natürlich die drei Schallplatten, die ich Ihnen gleich vorstelle, zu erwerben! Das Lesen ist diesen Sommer, so nebenbei erwähnt, etwas zu kurz gekommen, dafür habe ich umso intensiver gehört und so den Sommer zu meinem persönlichen Summer of (Ash my) Love gemacht. Das Duo, Ash my Love, liefert mit „Money“ einen dreckigen Gegenentwurf zur barocken Überfülle der digitalen Auto-Tune-Pop-Gegenwart. Ja, die 60er lassen grüßen! Alleine schon mit der Art zu produzieren, lässt Ash my Love das Herz jedes Vinylund Analogliebhabers vor Freude höher springen. Die Beiden haben bei der Produktion von „Money“ komplett auf digitale Technologien verzichtet. Von den Effektgeräten, über die Aufnahme auf Tonband bis zum Umschnitt auf Vinylplatte wurde alles ausschließlich mit analoger Gerätschaft hergestellt. Musikalisch beschwören Andreas Dauböck und Ursula Winterauer die Hochblüte des Blues ebenso wie die schrill-hämmernden Anfänge des Punk herauf. Kaum zu glauben, dass es sich bei ASH MY LOVE nur um ein Duo handelt. Sie spielen Like the Devils! Wo zum Teufel hat sich eigentlich Ash my Love bislang versteckt? „My dear Darling where have you been“? – Ersuche um Antwort Frau Winterauer! Oder vielleicht kann mir auch Dominik Uhl vom Label, Noise Appeal, weiterhelfen. Mal schauen, was er am Vinyl & Music Festival Linz so über Ash my Love (und natürlich all seine anderen Acts) erzählen wird. Mitte des Sommers wurde ich zum LAUSCHer. Hier drängt sich mir ebenfalls eine Frage auf. Wie kommen Alexander Lausch und seine Mannen nur auf die Idee, das ebenfalls im Oktober neuerscheinende Album QUIET MEN zu betiteln? Ich meine, es ist ein typisches Lausch-Album, rasant, dynamisch, voller Herz und gehört gehört – in voller Lautstärke! Wir erwarten Indie-Rock vom Allerfeinsten wenn LAUSCH am Vinyl & Music Festival Linz, das von 13. - 15. Oktober in der kultigsten Location der oberösterreichischen Landeshauptstadt, der Tabakfabrik Linz, über die Bühne geht, rocken! Und bei der Gelegenheit
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werde ich fragen. Noch besser, der geneigte Leser kommt selbst und lauscht, dann erübrigt sich das Fragen! Mit Klängen ganz anderer Natur haben mich kurz vor Sommerschluss Stani Vana und seine DELADAP überrascht. REJAZZED heißt das Meisterwerk und erinnert durch seine Anmutung an legendäre Jazzer und Clubs. REJAZZED überzeugt durch Retro-Chic und Vintage-Charme, ohne retro oder vintage zu sein. Vielmehr könnte es sein, dass wir nebst Parov Stelars Elektroswing sehr bald schon Elektrojazz by DELADAP feiern. Dass REJAZZED, Vinyl aus Steiermark ist und in Österreich gepresst wird, sei als überaus erfreulich notiert. Dass Sie DELADAP-Mastermind, Stani Vani, am Freitag abend (13.Oktober) beim Soul City Club DJ-Set am Vinyl & Music Festival treffen können, haben Sie sich vielleicht schon gedacht. Dass auch das steirische Presswerk, Austrovinyl, ein dreitägiges Gastspiel gibt, möchte ich auch noch schnell gesagt haben. Die Geschichte die ansteht und die Sie als FSM-Leser und Musikafficionado keinesfalls verpassen sollten, beginnt demnächst in Linz: Rund 150 internationale Aussteller – Plattenläden und -händler, HiFi, Instrumentenbauer, Jukeboxen, Indie-Labels, Poster-Artists, Foodtrucks, Musiker, DJs – und tausende Musikbegeisterte lassen das Vinyl & Music Festival von 13.- 15. Oktober zum musikalischen Nabel Österreichs werden. Festival-Besucher können drei Tage lang Plattenkisten durchstöbern, Instrumente selbst ausprobieren, analogen und digitalen HiFi-Klängen lauschen oder einfach nur mit Gleichgesinnten, Ausstellern und Musikern plauschen. Indie Label Market und Gig-Poster-Artists zeugen vom Schaffen „junger Wilder“ ebenso wie in ihrem Genre (international) arrivierter, vom Mainstream meist kaum wahrgenommener Künstler. Handsiebgedruckte Prints und Artworks für Cover und Konzertposter begeistern optisch, die musikalische Vielfalt beeindruckt selbst Brancheninsider. Begleitet wird das Festival von einem ebenso attraktiven wie abwechslungsreichen Rahmenprogramm. Workshops, Fach- und Podiumsdiskussionen, Sonderausstellungen, Vinyl-Roulette, etc. machen das Vinyl & Music Festival zu einem spannenden dreitägigen Musikfest. … und weil bekanntlich auch die Liebe zur Musik durch den Magen geht, sorgen Foodtrucks, Getränke- und Kaffeebars für Gaumenfreuden. Die für jedes Börserl erschwinglichen Tickets geht´s bei oeticket.com oder an der Tageskasse.
musicbiz The Economics of Music Streaming Erlöse für Musiker und Produzenten mit Spotify & Co – das war das Thema einer Veranstaltung Mitte September im Gewerbehaus der Wirtschaftskammer Wien. Die von der Film- und Musikwirtschaft initiierte Veranstaltung präsentierte das neue literarische Werk vom Musikwissenschafter Prof. Peter Tschmuck und ein illustre Panel-Runde - angeführt von Peter Jenner, Ex-Manager von Pink Floyd mit Sally Gross, Leiterin des Musikwirtschaftsmasters in West- Peter Tschmuck minster, und den österreichischen Musikexperten Hannes Tschürtz und Alexander Hirschenhauser. Thema war die Diskussion um die Änderungen im medialen Umfeld und mögliche Ertragsaussichten für die österreichische Musik im Online-Umfeld von Streaminganbietern.
Die Frage, wie man in Österreich davon leben kann, blieb offen – immerhin wurde das Netzwerk der Online-Musik-Giganten deutlich ausgeleuchtet. Ob Verkürzung der Urheberrechtsfristen wirklich die Antwort ist – wie von Peter Jenner drastisch vorgeschlagen – ist wohl eher in Zweifel zu stellen. Eine Provokation war es immerhin. Allerdings zeigte sich, dass ohne ein umfangreiches Musikrepertoire und Präsenz in den diversen Play-Listen die Erträge der neuen Player doch deutlich geringer sind, als dies in der analogen Welt der Fall war. Zum Aufzeigen der Mechanismen im Online-Geschäft sei daher Peter Tschmucks neues Buch „The Economics of Music“ deutlich zu empfehlen.
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It’s All About The Song! Foto © Wien Energie
Mit Sicherheit ist Rudi Schedler vom gleichnamigen Musikverlag einer der sportlichsten Midembesucher, wenn es ihm freut, dann fährt er die Strecke Cannes-Lechtal in dreieinhalb Tagen mit seinem Rennrad und steigt zwar ein wenig ausgelaugt, aber voll mit Ideen vom Drahtesel. Eine gute Kondition braucht er aber auch im Musikbiz, in dem er seit 35 Jahren tätig ist.
Family-Musikverlags-Business: Alexander, Fiona und Rudi Schedler
„Prototypisch dafür die derzeitige Königin Helene Fischer. Für sie arbeiten die besten Komponisten und Songwriter, jeder würde gerne einen Titel zu ihrem Repertoire beisteuern.“
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Es gab offenbar schon damals, als die Midem stark florierte, Musikmanager, die ihr Wohl nicht nur in der Kulinarik & langen Nächte sah, sondern sich auf das Geschäft und den Sport konzentrierte. So erzählt es zumindest Rudi Schedler, der auch heuer wieder mit dem Fahrrad von der Croisette in seine Heimat, dem Lechtal fuhr. „Früher als die Midem im Jänner stattfand, gab es immer das Angebot mit Gleichgesinnten noch ein paar sportliche Schitage anzuhängen (SKIDEM), vielleicht werde ich es anregen, dies auf das Radfahren umzulegen, es ist ein angenehmer Abschluss der anstrengenden Messetage und man kommt sich im Sport auch persönlich viel näher . Einige erfolgreiche Musikmanager aus London, Nashville, Berlin usw. sind begeisterte Radfahrer, wie sie mir bei der Midem mitteilten“, zeigt sich der sportliche Tiroler überzeugt vom Netzwerken. Für einen Musikverleger aus Österreich ist es unerlässlich, sich ein internationales Netzwerk aufzubauen und zu erhalten, da der Heimmarkt viel zu klein wäre, um da überleben zu können. Begonnen hat Schedler Music hauptsächlich mit Liedern aus dem Schlager-/Volksmusikbereich, heute ist Repertoire aus Pop, Rock, Dance ebenso vorhanden wie FIlmmusik. Volksmusik war naheliegend, da Rudi Schedler wie so einige Musikinteressierte aus dem Lechtal bei Franz Koch die
Grundkenntnisse des Musicbiz erlernte (neben der täglichen Lektüre des „Branchenhandbuch der Musikwirtschaft“) und selbstverständlich über die derzeitige Renaissance – oder besser gesagt das anhaltende Interesse an Schlager – erfreut ist. „Es ist schwierig heutzutage eine Grenze zwischen Schlager und Pop festzumachen, prototypisch dafür die derzeitige Königin Helene Fischer. Für sie arbeiten die besten Komponisten und Songwriter, jeder würde gerne einen Titel zu ihrem Repertoire beisteuern, da ist eine Megakonkurrenz vorhanden“, lässt der Verleger hinter die Glitzerwelt blicken. Die Qualität der Texte, so sieht es Schedler werde in der Vielzahl der wöchentlichen Neuerscheinungen immer wichtiger, da können sich langfristig nur die Besten halten. Auch wenn er keine Namen nennen will, so meint er, dass die gut gebuchten Texter sehr gut von ihrer Arbeit leben können. Das Zusammenspiel von Text, Komposition und Interpretation muss passen, respektive die Zusammenarbeit von Verlag und Label und das – so meint der Profi – ist vielfach eine Sache der Erfahrung und des Netzwerks. Um nochmals auf Helene Fischer zurückzukommen, deren Songs sich selbstverständlich auch in der Bibliothek des Schedler Verlags befinden, ein Star ihres Kalibers kann es sich aussuchen, aber wie schaut es mit Newcomern aus, inwieferne brauchen oder wollen die einen Musikverleger? „Ich kann es nur aus unserer Perspektive beurteilen, wir investieren in Talente, wir halten Songwritingcamps ab, um Newcomer zu entdecken, wir gehen ein Risiko ein, im Bewusstsein, dass nicht alles aufgeht, aber das gehört zur kreativen Arbeit eines Verlegers dazu!“, spannt Schedler den Bogen zu den Camps, die wahlweise in Österreich, Deutschland, Schweiz und Südtirol aber auch in Nashville/ USA abgehalten werden. Die Organisation dieser Kreativwochen liegt in den Händen von Fiona Schedler, die nach ihrem Management & RechtStudium ins Familienunternehmen einstieg, um dort neben Cousin Alexander, der hauptsächlich im A&R und Creative tätig ist, für die Fortführung zu sorgen. Für alle ist der Ideen- und Gedankenaustausch mit anderen etablierten national wie international erfolgreichen Songwritern und Producern wesentlicher Bestandteil ihrer Tätigkeit. Und wenn man fragt, was die übrigen 15 MitarbeiterInnen so machen, werden einem ein paar Zahlen geliefert. Neben den zwei Mal im Jahr abgehaltenen Songwritercamps gilt es ca. 15-20 Exklusivautoren, viele
musicbiz Einzelautoren und über 40 Verlagspartner aus dem In- und Ausland zu betreuen und 300.000 Lieder zu administrieren, ein ungeheures Zahlenwerk, das aufgrund der vielen verschiedenen musikalischen Plattformen weltweit einen sehr präzisen Blick erfordert und natürlich die geeignete Software. Gearbeitet wird mit einer modernen Verlagssoftware, welche laufend von einem Entwicklungsteam optimiert wird. Der gesamte Verlagsprozess – von der Anmeldung, Einnahmenerfassung bis hin zur Abrechnung – findet digital statt. Daneben bezeichnet Schedler eine der größten Stärken seines Verlags das Controlling. Verschiedene Kontrollsysteme ermöglichen es, Werk– nutzungen zu überprüfen und ausstehende bzw. fehlerhafte Abrechnungen titelbezogen bei den Verwertungsgesellschaften zu reklamieren und dadurch Nachverrechnungen zu erhalten. Und solche Services sind das Atout eines Musikverlags, die meist mit Partnern international zusammen arbeiten, um das Beste für ihre KünstlerInnen rauszuholen. Mit den jeweligen Verwertungsgesellschaften arbeite man Hand in Hand und unterstütze deren Aktivitäten was Urheberrechtsfragen betreffe, nimmt Schedler auch Bezug auf das letzten Dezember gefällte Urteil, wonach in Deutschland die GEMA Verleger nicht pauschal an den Tantiemen beteiligen dürfe. Ein schwerer Schlag für die Branche, Schedler selbst denkt darüber nach, seine davon betroffenen Urheber nicht mehr in Deutschland zu verlegen, falls die Probleme dort trotz kurzfristiger Gesetzesänderung und der Riesenarbeit, Bestätigungen für alle Werke von den Autoren einzuholen und bei der GEMA nochmals anzumelden, weitergehen .
ver, Bearbeitungen, Promotion, Sync bestmöglichst auszuwerten.“ Und wenn jetzt jemand meint, dass sei Labelarbeit, so sei nochmals auf den grundlegenden Unterschied hingewiesen: Verlage arbeiten im Interesse der Urheber (KomponistIn/TexterIn), Labels für die InterpretInnen. Oder wer es ganz genau wissen will, wird von Rudi Schedler an ein Zitat des berühmten Musikverlegeragspartners Rolf Budde verwiesen : „Wenn ich auf einer Party bin und mich jemand fragt, was ich beruflich mache, dann frage ich zurück, ob er zwei Stunden Zeit hat. Der Beruf eines Musikverlegers ist nämlich sehr komplex.“
Neben der hochkomplexen kaufmännisch orientierten Tätigkeit, schlägt aber in jedes Verlegers Herz noch ein kreatives, im Falle der Schedler Music ist Neffe Sohn Alex dafür zuständig der meint: „Klar Songtexterwriter zu entdecken ist eines, aber wie ich am besten die Songs vermarkte etwas anderes und da gehört eine enge Zusammenarbeit mit Interpreten, Labels, Manager, Produzenten, Werbefirmen und anderen Vertragspartnern her, um die Songs (Co-)Branding, Co-
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„CD ist ein Wunder“ Ob man sich als Hobbypsycholgin versuchen und die Charaktere des Trios Café Drechsler gleich auf ihre Musik umlegen soll? Tatsache ist jedenfalls, dass Ulrich Drechsler (Saxofonist), Alex Deutsch (Schlagzeug) & Oliver Steger (Bass) sich wiedergefunden haben und nach 10 Jahren erstmals einen Tonträger vorlegen. Entspannt sitzen die Drei beim Interview, professionell spulen sie den Gesprächsmarathon ab und strahlen große Vorfreude auf die kommenden Konzerte aus. Wer nun der skeptisch-zurückhaltende, der neugierig-abwartende und der megafreundlichherzliche ist, wird sich vielleicht noch herausstellen.
Café Drechsler Von Oliver Steger, Alex Deutsch und Ulrich Drechsler anno 2000 gegründet, entwickelte sich die Band innerhalb kürzester Zeit erst zum Geheimtipp und dann zum absoluten Garanten für hochklassige akustische Club Musik in der Wiener Szene. Durch ihre Alben „Café Drechsler“ (Universal Music/2002) und „Radio Snacks“ (MouthToMouth/2004) sorgten CAFÉ Drechsler schon bald darauf auch international für Aufhorchen. Die Alben wurden in über zwanzig Ländern veröffentlicht und erreichten unter anderem in Deutschland, Griechenland, Australien und Indonesien Positionen in den Top 10 der Radio- und Club Charts. 2005 Amadeus Austrian Music Award für das beste Album in der Kategorie Jazz/Blues/World Music. 2006 entschlossen sich die Mitglieder der Band gemeinsam, sich erstmal ihren jeweils eigenen Projekten zu widmen.
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Aber jetzt kurz zur VorMusik ist. Die erfahrenen geschichte: Als Ende des Musiker wissen genau was letzten Jahrtausends die sie tun, wenngleich betont Granden des TripHop damit wird, dass man schon täglich beschäftigt waren, akustiüben müsse, um in Form zu bleiben. Alex Deutsch prosche Sounds zu samplen und in einen elektronischen Konduziert auf seinem Schlagtext zu bringen, arbeiteten zeug in 14 Tracks gnadenlose diese drei Musiker bereits Beats, pulsierende Grooves am Gegenentwurf: den elekund Rhythmen, live gespielt, tronischen Clubsound akusohne Netz und doppelten tisch und virtuos zum Leben Boden. Dazu liefert Oliver zu erwecken. Unplugged Steger’s Kontrabass gewaltiund ohne Filter. Was man bis ge Sounds und wummernde dahin nur in elektronischer Subbässe, die tief in die MaForm von den Plattentellern gengrube gehen. der DJs in den Clubs kannte, Dass das Trio das hiesige Muübertrugen Café Drechsler in sikgeschehen auch abseits einen komplett akustischen ihrer Band begleitet, hört Kontext, mit dem sie natioman an den Kollaborational wie international übernen, die sie mit Gastsängern wältigende Erfolge erzielten. Alex Deutsch, Oliver Steger, Ulrich Drechsler eingegangen sind. Mit dem Ob es der Erfolg war, ihre vieBremer Rapper FlowinImmO len anderen Projekte, jedenfalls war von der Komist auf „Fake News“ einer der großen Veteranen des bo jahrelang nichts zu hören, erst bis Oliver Steger deutschen HipHop zu hören, auf „Hey Girl“ hört man 2015 „einen Rappel“ bekam und sie sich wieder im den jungen Musiker Aljosha Pfeifer (Beat ProgramStudio zusammenfanden.“ ming) und dann noch die großartige Yasmo, die „Es war Magie“, so Alex Deutsch, „wir fingen an zu den dritten Track veredelt Sehr gelungen und sehr spielen und es war, als hätten wir auf diesen Mozeitgemäß und das aus der für viele gefürchteten Ecke des Jazz. Wobei man hinweisen sollte, dass sich ment hingearbeitet, alles gelang so flüssig, so überCafé Drechsler explizit als eine Clubband im alterzeugend, so harmonisch, dass klar war, dass wir wieder etwas gemeinsames machen wollten.“ Das tümlichen Sinne sieht, man darf, nein SOLL tanzen, Schöne an ihrer Musik ist für sie das absolut gleichdazwischen aber den langsamen Songs bei einem wertige Zusammenspiel, es gibt keine solistischen Drink konzentriert lauschen, den eigenen GedanEskapaden, keiner kehrt sein Ego heraus, es wird im ken nachhängern oder gar einen Film vor sich abKollektiv gearbeitet, und das ist gut so. Auch wenn spulen lassen, so vielfältig ist die Musik. der Albumtitel sich auf Boogie bezieht und Café Eine besondere Freude sindfür die Musiker ihre Drechsler immer ausdrücklich Tanzmusik spielten, Livekonzerte, bei denen sie ohne Setliste zu spielen so lässt sich eine gewisse Melancholie in den Songs beginnen und wenn sich das Publikum in einen tannicht abstreiten. Ob es der warme Sound des Saxozenden Pulk verwandelt und die Energie von oben fon ist, dass Ulli Drechsler nicht nur als bloßes Menach unten und wieder retour fliegt, sind das die malodieninstrument benutzt sondern es sowohl als gischen Momente, die ein Musikerleben ausmachen. Rhythmus- wie Soundquelle in das Gesamterlebnis Und dass aus ihrem Zusammenspiel nach so vielen einbindet? Das Interessante an der Musik von CD ist, Jahren wieder ein Ergebnis in Form einer CD entdass es kein klassisches, einziges Rhythmusvehikel standen ist, nennen sich schlichtweg „ein Wunder“. gibt, sondern dass die tragende Komponente ihre Café Drechsler: And NOW….Boogie! (Universal)
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Made in A. Nikolaj Efendi: Temper (dramatic)
Der Kärntner Slowene ist ein höchst umtriebiger Typ, nicht nur, dass er nach seinem ersten Album mit der Band landauf, landab tourte und auf dem eigenen Label (dramatic pause) 6 Alben veröffentlichte, hat er nun - im Zuge an der Arbeit des neuen, auch ein Theaterstück verfasst: sehr fleißig, Efendie selbst spricht von einem transdisziplinärem Konzeptwerk. Der heitere, beswingte Sound ist einer Ernsthaftigkeit gewichen, die Songs wirken düsterer, sperriger, die Texte höchst verletzlich, sie drehen sich um persönliche und gesellschaftliche Umbrüche. Und die Stimme erinnert an den unvergessenen David Bowie. Ö-Tour!
Paul Plut: Lieder vom Tanzen und Sterben
Als Bandmitglied ist der Steirer multipel aktiv, nun legt er sein Soloalbum vor und man ist von der ersten Minute an gespannt. Ein düsterer Sound dringt aus den Rillen, fast nebelhaft wird die Melodie begleitet, ziemlich reduziert das Instrumentarium, da kann auch schon mal nur ein Klatschen den Rhythmus vorgeben und die Stimme erinnert an den großen Ludwig Hirsch, wahrscheinlich auch weil er ihm textlich nahe steht. Und ein neues Genre hat Paul Plut auch kreiert, nämlich Dialekt-Gospel. Passenderweise tritt er in Wien am 8.11. in der Sargfabrik auf. Sollte man sich unbedingt vormerken!!
Fat Feathers Island with no name (Inya Records)
Schon lange nicht mehr gehört, schön, dass es Ambient Sound aus Österreich noch immer (schon wieder?) gibt. Der Musiker Christoph Schweiger beherrscht sein Repertoire an Instrumenten, Patricia Breitecks Stimme schwebt über den Sound und im Hintergrund werkt der nicht ganz unbekannte Wolfgang Schlögl als Produzent. Sehr eingängige Hooks, die man trotzdem in Endlosschleife hören mag, da sich die gewissen, musikalischen Spielereien erst beim mehrmaligen Hören auftun. Feines Debüt!
Mansira: Stories to Tell
Der Vorarlberger Gitarrist Benedikt Bilgeri war schon in vielen Bands zu hören, diesmal liegt der Fokus nur auf seinem eigenen Gitarrenspiel. Inspiriert von den schönsten Plätzen der Welt nimmt einem die Musik mit auf eine sphärische Reise. Man hört und genießt!
Erich Lindenthaler: Finger Licking Fine (Preiser)
Auch dieser Salzburger hat sich ganz der Gitarre verschrieben, aber er erzeugt damit einen ganz anderen Stil. Seine Vorliebe ist sofort herauszuhören, seine bevorzugten Genres sind Country und Blues. Bestens geeignet dafür auch seine ein wenig kratzige Stimme, die einen hohen Wiedererkennungswert besitzt. Begleitet wird er von erstklassigen Musikern, die alle wissen, wie man einem Könner an seinem Instrument den Vortritt lässt.
Eine Kapitänsmütze, eine E-Gitarre und Pop, Pop, Pop! Wenn man mit einer Maske vor der Couch mit Michael Bublé. dem Gesicht ein berühmter RapGenreängste kennt er ganz ofper werden kann, warum nicht fenbar nicht und umtriebig ist gleich ein Plastikmännchen als er auch. Seine Markenzeichen Verkleidung nehmen? Oder krisind seine legendenumwobene tisch hinterfragt, was muss man Kapitänsmütze sowie die konsequente Großschreibung des heute tun, um als Newcomer Buchstabens T. Der Name pauT wahrgenommen zu werden? ist nämlich eine Mischung aus Der Song alleine tuts nicht pauTs bürgerlichem Namen mehr. Mit diesen Gedanken Paul und GOTT. Ja, GOTT. So wie setzte sich offenbar auch der in Bennifer oder Brangelina. Kein Wien nicht unbekannte Musiker Ballin, General Manager Universal Scherz. Dass er aber nun auch PauT auseinander. Vor 7 Jahren Cornelius Music Austria & PauT vom Wiener Boulevard wahrgesorgte er mit dem Lied „Sepp hat gesagt wir müssen alles anzünden!“ beim FM4-Po- nommen wird, ist einer Promotionidee seitens Universal testsongcontest erstmals für Aufsehen, in weiterer Folge Music Austria zu verdanken. musizierte er mit Nino aus Wien, Clara Lucia, nahm bei Um die Öffentlichkeit neugierig auf den heimischen DSDS teil, war im Musikantenstadl ebenso dabei wie auf Popstar pauT zu machen, wurde vor der Single-VÖ
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„Wollt ihr den totalen Beat“ eine zweiwöchige Teaserkampagne gestartet, in der eine lebensgroße Playmobil-Figur, der Popstar aus Plastik, eine tragende Rolle spielte. Diese Plastikfigur wurde an öffentlichen Plätzen positioniert, in Zeiten von Selfies ein dankbares Motiv und es wurde gerätselt, was es damit auf sich hat. Werbung für eine Spielemesse, Schulanfangspromotion, ein Tom Turbo-Trailer, Eröffnung eines Playmobileinkaufstempel, Castingshow, Virtuel Reality - alles falsch, obwohl auch in die Teaserphase auf eine falsche Fährte gelockt wurde. Cornelius Ballin, General Manager Universal Music Austria persönlich kommunizierte, dass er den Popstar aus Plastik unter Vertrag genommen hätte. Um zusätzlich Aufmerksamkeit on location zu generieren, hörte man immer wieder ein paar Songsnippets. Mit einem Schild „#popsTar aus plasTik“ versehen, drängte sich die Figur aufgrund der skurrilen Umstände in den Mittelpunkt des Gesche-
musicbiz hens. Bevor die Aufmerksamkeit aber vorbei war, löste Universal zur Videopremiere am 1. September das Rätsel. Im Video präsentiert sich PauT sich als lebensgroße Playmobil-Figur. „Wollt ihr den totalen Beat?“ dröhnt es mit einer Portion gesundem Größenwahn durch das Megaphon. Der Musiker träumt auch schon davon, einmal so reich und berühmt zu sein, dass er immer
nur mehr als Fake in Form des Playmobilmanderls auftritt. Da wird ihm aber die Plattenfirma etwas blasen, denn Cornelius Ballinn meint dazu: „Wir glauben fest daran, dass künstlerisches Talent einzigartig und durch nichts zu ersetzen ist. Ein Popstar aus Plastik ist zwar ein interessantes popkulturelles Gedankenspiel, aber in der Realität sind wir froh und stolz, mit pauT einen
der interessantesten österreichischen Künstler auf unserem Label zu begrüßen.“ Auf dem im Frühjahr erscheinenden Album werden 11 Tranks, in denen pauT die Zuhörer in seine eigene, hinter Sonnenbrillen augenzwinkernde, Welt entführt, drauf sein. Mit catchy Slogans und sympathischen Ohrwürmern macht sich pauT daran, die Grenzen der Popmusik auszuloten.
zusetzen. Mit durchschlagendem Erfolg: Dorfmeisters Remix ihres Songs Sofa Rockers katapultierte die Truppe binnen kurzer Zeit auf die Playlists vieler internationalen DJs. Und das war erst der Anfang. Es folgten gefeierte Veröffentlichungen, Tourneen und Remixes sowie zahlreiche Film-Soundtracks; internationale Kollaborationen wurden eingefädelt und Maßstäbe wurden gesetzt - nicht nur in musikalischer, sondern dank ausgeklügelter Visual-Konzepte auch in künstlerischer Hinsicht. Große Festivals wurden solcherart ebenso bespielt wie zahllose Clubs in über 25 Ländern der Welt. Statt einem simplen „Best Of“ hat man sich nämlich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Es ist ja nicht so, als wären die Songs von 20 nicht noch immer eindeutig als Sofa Surfers erkennbar. Doch die neuen Versionen, für
die sogar die charismatischen und signifikanten Vocals diverser Kollaborateure der letzten zwei Jahrzehnte komplett neu aufgenommen wurden, sind definitiv anders. Stringenter, kompromissloser und knackiger wären Attribute, die einem spontan dazu einfallen könnten. Mit mitreißenden Visuals, geheimnisvollen Musikvideos und unverwechselbaren Coverartworks spielte die optische Komponente stets eine wichtige Rolle im Sofaversum. Folgerichtig spiegelt auch das aktuelle Coverdesign erneut den Zustand und das mentale Setting der Band wider: Den Grundstein für die grafische Gestaltung bildet der Ausschnitt eines Werkes der transmedialen Künstlerin Brigitte Kowanz, die heuer im Rahmen der Biennale in Venedig zu sehen ist. Infinity and Beyond heißt ihre dortige gefeierte Lichtinstallation - ein Titel, der durchaus auch namensstiftend für die musikalische Werkschau der Band sein könnte. Plattenpräsentation: 6.10., Wien, Flex, danach Ö-Tour
Sofa Surfers: 20 (gtg)
1997 begann mit dem Album Transit für die Sofa Surfers eine musikalische Reise, die sie in unterschiedlichste Winkel der Klanggalaxie führte. Zeit also, um gleichermaßen zurück und nach vorne zu blicken. Während im Jahr 1997 draußen Klonschaf Dolly und der Komet Hale-Bopp für Aufsehen sorgten, war die Band drinnen im Studio damit beschäftigt, ihre ureigene Vision eines darken, cineastischen Grooves in die Realität um-
Lieb sein, kann so schwierig sein! Wanda kann man auf zwei Arten erleben: Zum einen zu Hause oder in der Bar, mit den Songs aus dem Radio, Handy oder Plattenspieler, mit Freunden, der Liebe oder ganz alleine. Zum anderen als einzigartiges Kollektiv-Erlebnis des Live-Konzerts, mit tausenden Fremden, die zu Verbündeten werden: Trommelwirbel, ein Schrei und dann die pure Verschmelzung der Band mit dem Publikum. Wer einmal auf einem Wanda-Konzert war, weiß, warum der Musikexpress sie als “vielleicht letzte wichtige Rock’n’Roll-Band unserer Generation” bezeichnet hat. Marco Wanda als Zeremonienmeister und Dompteur der Herzen treibt das Publikum gemeinsam mit der Band auf immer höhere Wellen. Schweiß, Durst und Ekstase verschwimmen zum Ritual. Das Hier und Jetzt wird kompromisslos manifestiert. Live gespielt bekommen die Nummern eine neue Dimension. Bei jedem Auftritt werden sie mit Leben aufgeladen, ergießen sich mit Leichtigkeit und Bestimmtheit über dem Publikum. Die kommende “Niente - Tour 2018“ - bei der Wanda im Frühjahr 2018 in die Hallen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz kommt - erweitert das einzigartige Konzerterlebnis noch einmal. Die kollektive Feier wird auf eine neue Ebene gehoben. Von Würzburg bis Graz, von Berlin nach Wien (der letzte Auftritt in der Wiener Stadthalle ist legendär) sind Wanda auf der Straße um gemeinsam mit ihren Fans die Musik und das Leben
zu feiern. Ganze 17 Mal kann man Wanda zwischen März und Mai 2018 live erleben. Und wie schon bei den letzten Touren empfiehlt es sich mit dem Kauf der Karten nicht zu lange zu warten, denn erfahrungsgemäß sind die einzigartigen Live-Shows schon nach kurzer Zeit ausverkauft. Das dazugehörige Album „Niente“ erscheint am 6. Oktober und soweit es sich beurteilen lässt, ist die Wiener Band ihrem musikalischen Stil treu geblieben. Schnörkelloser Poprock, mit einigen selbstreferentiellen Zitaten, textlich kann man die Erfahrungen der letzten Erfolgsjahre heraushören, Sänger Marco Wanda ist trotz seiner RockstarAttitüde eigentlich ein verkappter Romantiker. Wie süß! Es scheint als sei die Band selbst noch immer über die anhaltende Begeisterung überrascht, denn „ss gab nie einen Plan B, es gab nur das Leben als Problemstellung, Musik und Erfolg, hin oder her“, bringt Sänger Marco Wanda einen Hauch von Bandphilosophie zum Ausdruck. Die Vergangenheit, Nostalgie und das Leben in allen Spielarten wird besungen, mehr denn je als abgeschlossenes Opus. Zwölf Nummern bedienen und bedingen sich gegenseitig. Die Themen der Vorgänger finden sich
auch auf „Niente“: Wien, Schmäh, Kindheit, Tod und Leidenschaft. Doch erübrigt sich die Klassifizierung. „Niente“ ist nicht bemüht, Klischees zu bedienen. Wanda spielen auf Augenhöhe mit ihren Fähigkeiten, sie tun, und diese Untertreibung sei erlaubt, was sie können. Die musikalische Meisterschaft von Manuel Poppe (Gitarre), Christian Hummer (Klavier), Reinhold Weber (Bass) und Lukas Hasitschka (Schlagzeug) bereiten den roten Teppich auf dem die Texte von Marco Wanda tanzen, flanieren und hinschmettern. Paul Gallister, Produzent der ersten Stunde, saß wieder an den Reglern. Neben Balladen und energiegeladenen Songs finden sich bezaubernde Elemente aus opulenten Arrangements und dem Wienerlied ebenso auf dem Album. Nach den Sturzbächen und Stromschnellen der letzten Jahre ist man am See angelangt,warm und einladend ist die Oberfläche, doch es geht tief hinunter, vielleicht zu tief um wieder aufzutauchen. „Niente“ setzt die Reise von Wanda fort und geht doch immer wieder auf die Suche nach dem Anfang, vor dem Anfang. Und ist gleichzeitig Anfang einer weiteren Etappe. Vamos!
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filmbiz
Fama news
SAT/CAB-Verordnung gemeinsames Schreiben Privatsender und Filmproduktion In einem gemeinsamen Schreiben haben der Verband der österreichischen Privatsender und die Filmproduzenten-Verbände (FAMA, aafp, Film Austria) an das Bundeskanzleramt eine klare Meinung zum Entwurf der EU Kommission zur SAT/ CAB-Verordnung gefordert. Letztere sieht das Ursprungsland-Prinzip für bestimmte „fernsehnahe Dienstleistungen“ und ein Abgehen von der individuellen Lizenzierung bei Kabel-ähnlichen Online-Dienstleistungen vor. Eine Reihe von EU-Mitgliedsstaaten hat sich in den Kommissionssitzungen massiv gegen diese Verordnung ausgesprochen; eine eindeutige österreichische Stellungnahme fehlt. Nachdem die österreichische Präsidentschaft für das gesamte EU-Urheberrechtspaket, das auch die SAT/CAB-Verordnung enthält, in der zweiten Jahreshälfte 2018 entscheidend sein wird, sei es umso wichtiger, dass die österreichische Regierung hier ein klares Bekenntnis abgibt. Da auch im Fernsehbereich VOD oder Streamingdienste immer bedeutsamer werden, bedeutet eine Umsetzung dieser Richtlinie, dass der Filmproduktionswirtschaft wesentliche Produktionsmitteln und mögliche Verwertungserlöse entzogen werden, gleichzeitig Lizenzen für die Privatsender unnötig verteuert werden. Das sei auch nicht im Interesse der KonsumentInnen (siehe auch Offener Brief Seite 27).
Viennale 2017 - Ein Festival von und für Hans Hurch „Wenn beim plötzlichen Tod des Kapitäns ein Passagier auf die Kommandobrücke geholt wird, dann stellt das ein gewisses Risiko dar, selbst wenn dieser Passagier fast drei Jahrzehnte lang am Ruder eines Schwesterschiffes stand. Wenn aber die Crew wie das von Hans Hurch in den 20 Jahren seines Wirkens geformte Team arbeitet, dann besteht kein Zweifel, dass der Kurs Franz Schwartz übernahm ... beibehalten, und das Schiff in den vorgesehenen Hafen einlaufen wird. Die diesjährige Viennale wird daher eine weitere Viennale von Hans Hurch sein, „ein Fest für die spannendsten,eigenständigsten, lebendigsten und unverzichtbarsten Filme des Jahres. A Festival of Films,“ wie er es im Vorjahr definiert hat“, so der interimistische Leiter Franz Schwartz. 200 aktuelle Filme zeigen einen differenzierten, weltumspannenden, aber naturgemäß nur kleinen Ausschnitt aus dem Filmschaffen dieses Jahres.
Bildmediale Zeitenwende Was ist die Zukunft des bewegten Bildes? Was die Zukunft des Kinos? Der Übergang von analogen zu digitalen Bildmedien stößt nicht nur tiefgreifende Veränderungen in der gesamten Filmindustrie und ihren Zweigbranchen an, sondern leitet eine kulturelle Revolution ein. Laufbilder sind heute immer und überall und avancieren zur dominierenden Kommunikationstechnik. Gleichzeitig sind sie ungemein flüchtig und vergänglich - es gibt nämlich keine sicheren Langzeitspeicher. Das Filmarchiv Austria thematisiert diese bildmediale Zeitenwende in einer neuen Ausstellung sowie einer begleitenden Retrospektive (5.-18.10.). Gezeigt wird eine Auswahl zeitgenössischer Arbeiten von KünstlerInnen, die in direkter Gegenüberstellung analoge und digitale Technologien als das reflektieren, was sie sind: zwei genuin verschiedene Weisen der Aufnahme, Verarbeitung und Wiedergabe bewegter Bilder, jede mit ihrem spezifischem Satz an ästhetischen, materiellen und konzeptionellen Möglichkeiten. Analog_Digital, Media (ex)changes 3.10.-28.1., Metro Kinokulturhaus
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... interemistisch die Leitung der Viennale vom verstorbenen Hans Hurch
Grob gegliedert werden folgende Themenfelder bespielt: bei der „Hommage an Hans Hurch“ zeigen 14 Freunde, 14 Filme, „Napoli! Napoli“ beschäftigt sich mit der Entstehung des neuen, neapolitanischen Kinos, mit Carmen Cartellierei wird eine österreichische Kinopinonierin geehrt, „Duell im Osten“ zeigt Valeska Grisebach und die Retrospektive beschäftigt sich mit „Utopie und Korrektur“ im sowjetischen Kino Mitte der 1920-er und 1950-er Jahre. Das österreichische Filmschaffen ist in diesem Jahr vertreten mit Barbara Alberts „Licht“, einem Werk, das auf Alissa Walsers Roman „Am Anfang war die Nacht Musik“ basiert, dem 90-Minuten-Experiment „Star“des schon mehrmals bei der Viennale ausgezeichneten Johann Lurf, und mit dem sehr feinen und beim Filmfestival Locarno begeistert aufgenommenen“Abschied von den Eltern“von Astrid Johanna Ofner nach der gleichnamigen Erzählung von Peter Weiss. Viennale, 19. 10.-2.11., www.viennale.at
5 Tage Filmfieber in der Urania Das wienXtra Kurzfilmfestival präsentiert von 12. bis 16. Oktober aktuelle Arbeiten junger FilmemacherInnen. Rund 50 Einreichungen haben es in den Wettbewerb geschafft. Die Teilnahme am Festival ist für viele Kreative das Sprungbrett ins professionelle Filmschaffen. Für die FestivalbesucherInnen heißt das: Nachwuchskino am laufenden Band – quer durch alle Genres, vom Spielfilm zur Animation und leidenschaftliche Filmgespräche. Vorbeikommen lohnt sich, nach der Preisverleihung am Montag gibt es auch ein Wuzzelturnier. 21. video&filmtage, 12.-16.10., Wien Urania
Debütfilm erobert das Publikum Reinhold Messners Regiedebut für Bergwelten bei ServusTV „Still alive“ holte beim 23. Filmfest in St. Anton den Publikumspreis mit der bisher höchsten Bewertung in der Geschichte des Filmfestivals. Zusammen mit Servus TV-Bergwelten-Chef Hans-Peter Stauber verfilmte er die unmöglich erscheinende Rettung des Tiroler Arztes Gert Judmaier 1970 am Mount Kenya. Für „Still Alive“ wurden 67 Stimmen abgegeben, 65 verliehen die Höchstnote 5, zwei die zweithöchste Note 4. Auf das Regiedebut folgt der nächste Film, nämlich Reinhold Messners zweiter Doku-Film „Der heilige Berg“. Dieser erzählt die Geschichte einer legendären Rettungsaktion in Nepal im Jahre 1979. Die Figur von Reinhold Messner wird dabei von seinem Sohn, dem 26-jährigen Simon, verkörpert.
Wien, Rathausplatz Ein Traumsommer – ein Traumergebnis! 920.000 BesucherInnen genossen das fantastische Wetter am Rathausplatz mit dem großartigen Angebot des Film Festivals. Von den grandiosen Musikproduktionen, dem beeindruckenden Public Viewing, dem Empfang des Frauen-Nationalteams, über den Einzug der Beachvolleyball-Nationen bis zur hervorragenden Gastronomie – das 27. Film Festival konnte heuer wieder auf ganzer Länge begeistern.
Kedi als Hit im Muqua Das Filmfestival frame[o]ut im MuseumsQuartier Wien beendete seine Saison mit zwei Spielabenden, die ganz im Zeichen, der beim Publikum heißgeliebten „Katzenfilme“ standen. Mehr als 600 BesucherInnen erfreuten sich dabei auch an der derzeit sicherlich gehyptesten Katzendoku ‚Kedi‘ von Ceyda Torun. frame[o]ut präsentierte sich auch im zehnten Spieljahr erfolgreich als Hub mit zahlreichen Programmpartnerschaften. Kulturinitiativen und anderen Festivals dockten dabei an frame[o] ut an und gemeinsam wurden Programme zusammengestellt. Dadurch entstanden neue Sichtweisen, die auch außerhalb des Sommer-Filmfestivals im MQ Lust auf Kino machen. Spannende Spiel- und Dokumentarfilme in der Reihe „Film im Film“, anlässlich des zehnten Jubiläums sowie heimisch und international hervorragende Kurzfilme ergänzten das frame[o] ut Programm 2017. Insgesamt kamen 2017 über 4000 Besucherinnen und Besucher zu den Filmvorführungen unter freien Himmel ins MuseumsQuartier Wien.
Dreharbeiten für „Trud“ in Tirol
l-r: Moritz Schultheiß/Kameramann, Anke Petersen/Produzentin JYOTI Film, Katrin Gebbe/Regisseurin, Thomas Schubert/Hauptdarsteller, Thomas Fuchs/Cine Tirol
Tirol ist wieder Filmkulisse. Die Dreharbeiten für den Kurzfilm „Trud“ werden in Vals und im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach realisiert. Unter der Regie von Katrin Gebbe („Tore Tanzt“) stehen als Hauptdarsteller Lili Epply („Mein Fleisch und Blut“) und Thomas Schubert („Atmen“) vor der Kamera von Moritz Schultheiß („Blutgletscher“). „Trud“ ist der deutsche Beitrag zur Horroranthologie „Field Guide to Evil“. Acht Regisseure aus der ganzen Welt sollen in ihrer jeweiligen Landessprache eine Horrorkurzgeschichte verfilmen, die auf einem Mythos, Märchen oder eine Sage ihres Landes basiert. Die entscheidenden Elemente sollen ungewöhnlich und bisher international noch wenig bekannt, aber dennoch Teil des regionalen Brauchtums sein. Später werden die acht realisierten Kurzfilme zu einem Langfilm verbunden werden, der international ausgewertet werden und auf einem renommierten Festival Premiere feiern soll.
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filmbiz Pixel, Bytes & Film Junge Nachwuchskünstler und -künstlerinnen können sich noch bis zum 13. Oktober für das Förderprogramm „Pixel, Bytes & Film – Support und Training für experimentellen Film im transmedialen Kontext“ bewerben. Gesucht werden Projekte, die sich künstlerisch mit Bewegtbild und neuen, digitalen Medien auseinandersetzen. Zehn transmediale Konzepte werden mit einer Fördersumme von insgesamt 144.000 Euro (je 12.000 Euro) finanziert. Neben dem Bundeskanzleramt, ORF III und der Akademie der Bildenden Künste Wien ist mit ARTE Creative seit 2016 ein weiterer Kooperationspartner mit an Bord, der die Kunstschaffenden mit Know-how im Bereich digitaler Strategien unterstützt.
Die erfolgreiche Förderinitiative zeigte bereits in den letzten Jahren das große Interesse auf, das im transmedialen Bereich sowohl auf Seiten der Kunstschaffenden als auch des Publikums besteht. Neue digitale Technologien erweitern die künstlerischen Möglichkeiten und stellen die herkömmlichen Präsentationspraktiken von Kino, Ausstellungsbereich und linearem Fernsehen in Frage. Das Erforschen innovativer Zugänge zu audiovisuellen Medien steht im Mittelpunkt des Förderprogramms. Eine Fachjury, die sich aus ExpertInnen des Bundeskanzleramts, der Akademie der bildenden Künste Wien, ARTE Creative und dem ORF III Kulturbeirat zusammensetzt, wählt aus den Einreichungen zehn Konzepte aus, die während einer einjährigen Projektlaufzeit realisiert werden. Die Produktion der Arbeiten wird von einem Trainingsprogramm an der Akademie der bildenden Künste Wien (Zentrum für Wissenstransfer) begleitet. Die Kunstschaffenden erhalten hier Know-how zu Medienformaten, Produktionstechniken und digitalen Verwertungsstrategien. Die fertigen Arbeiten werden ab Jänner 2019 auf ORF III im Rahmen der Sendung „Artist in Residence“ ausgestrahlt und sind anschließend für eine Woche in der ORF TVthek (http://TVthek.ORF. at) und dauerhaft auf der Webseite des Senders (tv.ORF.at/ORFdrei) zugänglich.
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Neues Gesetz (und mehr Verantwortlichkeit) für soziale Medien Die Kreativbranche stellt seit Jahren die Forderung nach Prüf- und Sorgfaltspflichten von Intermediären, um eine sichere und vertrauenswürdige Online-Umgebung für alle legitimen Stakeholder zu gewährleisten. Nun tritt in Deutschland im Oktober ein neues Gesetz in Kraft, das die Entfernung von Hasspostings und illegalem Material in sozialen Medien beschleunigen soll. Somit werden Plattformbetreiber zu mehr Verantwortung verpflichtet, um rechtswidrige Inhalte im Internet einzudämmen. Laut einer aktuellen Statistik des deutschen Bundeskriminalamtes ist die Hasskriminalität im Netz in den letzten zwei Jahren um fast 300 % gestiegen. Das Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungsgesetz – NetzDG) gilt für soziale Medien mit mehr als zwei Mio Nutzern in Deutschland, zB Facebook, Youtube, usw. Diese müssen innerhalb von 24 Stunden illegale Inhalte entfernen oder mit Strafen zwischen 5 und 50 Mio Euro rechnen. Inhalte, die nicht offensichtlich illegal sind, müssen innerhalb von sieben Tagen bewertet werden. Zusätzlich zur Selbstkontrolle der Plattformen selbst werden diese derzeit von drei freiwilligen unabhängigen Stellen beobachtet. Bundesminister für Justiz Heiko Maas hält fest: „Mit diesem Gesetz beenden wir das verbale Faustrecht im Netz … das ist keine Einschränkung, sondern das ist die Voraussetzung für die Meinungsfreiheit aller ... Trotzdem wird auch dieses Gesetz nicht alle Probleme mit einem Schlag lösen. Wir bleiben auch künftig gefordert: die PlattformBetreiber, die Zivilgesellschaft und natürlich auch die Justiz.“ Man sollte dann auch hoffen, dass das „Faustrecht“ und dessen Beendigung nicht nur für Hasspostings, sondern auch für den Diebstahl urheberrechtlich geschützter Inhalte gilt…
Veranstaltungshinweis – IGF Austria 2017 am 16. Oktober Vertreter aus den Bereichen Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und technische Gemeinschaft kommen am 16. Oktober im Rahmen des Internet Governance Forum Austria zum Thema „Sicherheit und Freiheitsrechte im digitalen Raum“ im Wiener Rathaus zusammen. Sowohl Privatpersonen als auch Vertreter aller Stakeholder-Gruppen sind eingeladen, sich am Dialog zu beteiligen. Neben der Vorstellung der “Charta für digitale Grundrechte in der Europäischen Union“ und Podiumsdiskussionen, finden Workshops zu zentralen gesellschaftspolitischen Themen statt, wie Meinungsfreiheit, Mediennutzung, Internet-Regulierung, Datenschutz, private/öffentliche Sicherheit und Mobilität.
Neu: Kinostudie In der Skylounge der Wirtschaftskammer fand die Präsentation einer neuen Kinostudie und die Verleihung der Golden- und AustriaTickets für besondere Kinoerfolge des letzten Jahres statt. (Wesentliche Ergebnisseder Kinostudie gibt es in der nächsten Ausgabe. ) Festgestellt wurde, dass die Kinolandschaft in Österreich von einer ausgeprägten wirtschaftlichen Vitalität gezeichnet ist. Kinos sind schon für sich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die Effekte für Betriebe im Umfeld der Spielstätten. 2016 wurden in Österreich immerhin 17,1 Mio. Eintrittskarten abgesetzt und ein Nettoumsatz von € 191 Mio. erwirtschaftet (siehe auch Seite 41).
filmbiz Bedrohung der österreichischen Kreativindustrie durch geplante EU-Verordnung („SatKab-Online-VO“) Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Brandstetter, sehr geehrter Herr Bundesminister Mag. Drozda, die österreichischen Film- und Musikproduzenten/innen, Medienunternehmen und Rechteinhaber im audiovisuellen Sektor tragen maßgeblich zum österreichischen Inlandsprodukt bei, sichern eine hohe Zahl an Arbeitsplätzen und garantieren kulturelle und mediale Vielfalt in Österreich bzw. in Europa. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur österreichischen kulturellen Identität. Das Funktionieren der Wertschöpfungskette zur Schaffung von Spielfilmen, Serien, Dokumentationen und Sportübertragungen beruht auf zwei Eckpfeilern - dem Urheberrecht und der Vertragsfreiheit. Die geplante EU-Verordnung zum Urheberrecht für die Online-Übertragung von Rundfunkveranstaltern und die Weiterverbreitung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen („SatKab-Online-VO“) gefährdet den Bestand dieser Prinzipien und droht dadurch irreparablen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden anzurichten: Die Kombination aus Urheberrecht und Vertragsfreiheit schafft einerseits die erforderliche Rechtssicherheit, bietet aber gleichzeitig die nötige Flexibilität, um die vertraglichen Beziehungen zwischen Produzenten, Rechteinhabern, Verwertern, und Verbrauchern bestmöglich auszugestalten. Dies schließt Vertragsverhältnisse auf der Grundlage exklusiver und territorialer Vertragsgestaltung unabdingbar ein. Nur auf dieser Grundlage sind die Voraussetzungen vorhanden, um rechtssicher und wirtschaftlich darstellbar in Film-, Serien- und sonstige audiovisuelle Produktionen, Übertragungsrechte, und daran anschließend deren Verbreitung und Vertrieb investieren zu können. Die im Art 2 der oben genannten Verordnung geplante Ausdehnung des Sendelandprinzips auf den Online-Bereich verbunden mit Einschränkungen bei der territorialen Rechteverwertung hätte wegen der dann grundsätzlich EU-weit verfügbaren Inhalte massive wirtschaftliche Einbußen zur Folge, mit besonders drastischen Konsequenzen für kleine und mittelgroße EU-Mitgliedsländer in sprachlicher Verbundenheit zu größeren EU-Märkten. Wegen der engen Verknüpfung der österreichischen Filmproduktionswirtschaft mit Deutschland wären österreichische Rechteinhaber, vor allem im Bereich der Produktion von Kino-, Dokumentar- und TV-Filmen und -Serien, sowie von Sportrechten besonders betroffen. Internationale Lizenzkäufe auf territorialer Basis, die vielfach Eigen- und Koproduktionen privater TV-Sender wirtschaftlich erst ermöglichen, würden erheblich erschwert oder verunmöglicht. Die Investitionen in nationale Produktionen würden wegen der hohen wirtschaftlichen Risiken zurückgehen, oft auch ganz unterbleiben. Durch die vorgeschlagene umfassende Marktöffnung (Klärung der Rechte nur im Sendeland und technologieneutrale Weitersendung) sollen ohne nachvollziehbare Rechtfertigung einige wenige Marktteilnehmer zulasten der großen Mehrheit privilegiert werden. Die ebenfalls vorgeschlagene technologieneutrale Weitersendung schwächt über eine Kollektivierung von Rechten die Realisierung wesentlicher Einnahmequellen von Produzenten, Sportrechteinhabern und TV-Sendern – ohne dass es ein Marktversagen gäbe, das es zu beseitigen gilt. Die Verordnung bewirkt einen einheitlichen europäischen Markt für einige wenige große Anbieter - zulasten inhaltlicher und kultureller Vielfalt und nationaler Identitäten. Aus unserer Sicht ist mit folgenden konkreten Konsequenzen zu rechnen:
1. Bedrohung kultureller und inhaltlicher Vielfalt: Ohne Territorialität der Lizenzierung werden hochwertige, kulturell wertvolle Produktionen aus privater Hand nicht mehr finanzierbar sein. Nur pan-europäisch lizenzierbare, ausreichend massenkompatible Formate können am Markt bestehen. Im Falle von Sportrechten wären die Rechteinhaber de facto gezwungen, pan-europäische Rechte zu vergeben.
2. Dominanz außereuropäischer Anbieter: Die europäische Film- und Fernsehbranche
gehört zu den kulturell vielfältigsten und erfolgreichsten Kreativwirtschaften der Welt. Europäische Sportveranstaltungen ziehen weltweit die meisten Zuseher an. Ohne territoriale Exklusivität werden Rechteinhaber und Verwerter pan-europäisch an große, meist außereuropäische Anbieter lizenzieren - zulasten europäischer Anbieter.
3. Keine Rechtfertigung für Ausweitung des Kabelweitersenderechts: Die im
Legislativprozess diskutierte Ausweitung der Weitersendung auf Anbieter des offenen
Internets (einschl. Mobilfunk) entbehrt jeglicher Grundlage. Sie führt zu einer zusätzlichen Einschränkung der Senderrechte. Historisch sollte das Kabelweitersenderegime eine Refinanzierungsmöglichkeit für die hohen Investitionen in Kabelnetze schaffen. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb Online-Plattformen oder sonstige OnlineDiensteanbieter gleichermaßen privilegiert werden sollen, obwohl sie keine derartigen Investitionen tätigen. Die ebenfalls diskutierte Verhandlungspflicht der TV-Veranstalter gegenüber den Online-Plattformen wird die Vertragsfreiheit der TV-Veranstalter erheblich einschränken - und deren wirtschaftliche Position zulasten der gesamten nationalen Kreativindustrie (zusätzlich) schwächen.
4. Österreichische audiovisuelle Produzentenlandschaft besonders hart getroffen:
Österreich als verhältnismäßig kleiner Markt in unmittelbarer sprachlicher Nachbarschaft zum größten nationalen Markt in Europa - Deutschland - wird voraussichtlich besonders stark von den o.a. Entwicklungen betroffen sein.
5. Die Endkunden verlieren ebenfalls: weniger Inhalte zu höheren Preisen: Das Sen-
delandprinzip führt zwangsläufig zu pan-europäischen Lizenzen, die sich nur Wenige werden leisten können: Lizenzwerber können ihre Investitionen in die Rechte nur durch einen EU-weiten Einheitspreis refinanzieren, der sich an den hohen Preisen der großen EU-Märkte orientieren wird; Endkunden in kleineren Mitgliedstaaten werden einen entsprechenden Aufpreis zahlen müssen. Darüber hinaus wird es (z.B. aus österreichischer Sicht) durch die Weitersendung erheblich schwieriger werden, deutsche und englische Sprachfassungen zu lizenzieren. Denn wenn diese Inhalte grenzüberschreitend (ausgehend von Deutschland oder UK/Irland online) verfügbar sind, ist die Exklusivität ohnehin faktisch aufgehoben; die Weitersendung bringt diese Inhalte zwar auf mehr Plattformen, führt aber nicht zur Schaffung neuer Inhalte. Die Weitersendung hat daher dieselben negativen Konsequenzen auf die territoriale Exklusivität wie das Sendelandprinzip.
6. Ende österreichischer und europäischer Fördermodelle: Mit viel Engagement und
erheblichen finanziellen Mitteln wurden nationale und europäische Fördermodelle entwickelt, die zu einer prosperierenden Kreativindustrie geführt haben. Auch diese Fördersysteme basieren auf dem Territorialitätsprinzip, welches der VO-Entwurf zur Disposition stellt. Eine große Allianz von Mitgliedstaaten –allen voran Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland – und die gesamte europäische Filmwirtschaft, die Verbände der Filmschaffenden und die Verbände der Privatrundfunkunternehmen lehnen das Ursprungslandprinzip und die Ausweitung des kollektiven Rechtemanagements (Art.3 der VO) massiv ab. Österreich findet sich unverständlicherweise zusammen mit der Tschechischen Republik, Finnland und Schweden in einer Gruppe, die diese Änderungen unseren Informationen nach zuletzt grundsätzlich positiv beurteilt hat. In Vertretung der österreichischen Filmwirtschaft, der österreichischen Musikwirtschaft und der österreichischen Privatsenderbranche ersuchen wir die Bundesregierung daher nachdrücklich, die inkriminierten Bestimmungen im VO-Vorschlag abzulehnen. Jedenfalls muss Teil 1 (Sendelandprinzip) gestrichen und Teil 2 (Weitersendung) auf geschlossene Netze (sog. IPTV) unter Wahrung der vollumfänglichen Vertragsfreiheit beschränkt bleiben. Wir stehen Ihnen jederzeit gerne für ein erläuterndes oder weiterführendes Gespräch zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Prof. Danny Kraus / FAMA Dr. Franz Medwenitsch / IFPI Austria Alexander Glehr / aafp Dr. Ernst Swoboda / VÖP Helmut Grasser / Verein Film Austria Dr. Werner Müller / VAP Prof.KommR Dr. Veit Heiduschka /VAM
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Forderungsprogramm der Film- und Musikwirtschaft Kurz vor der Nationalratswahl veröffentlicht die Film- und Musikwirtschaft ein Forderungsprogramm an die Politik (siehe auch Beilage in dieser Asgabe) Film, Sound & Media bat die österreichischen Kultursprecher um Antworten auf wichtige Fragen. SPÖ, ÖVP, Grüne und Neos meldeten sich zu Wort.
1.
Wie stehen Sie zu einem nachhaltigen Finanzierungsmodell des öffentlichrechtlichen Rundfunks und zu einer verpflichtenden Investition in genuin österreichisches Programm?
2.
International hat sich in vielen Ländern die Ergänzung von staatlichen Kultursubventionen durch steuerbasierende Modelle etabliert, die sowohl der Attraktivierung der Filmstandorts für internationale Produktionen dienen als auch privates Risikokapital erschließen. In Österreich gibt es diese einfachen und budgetschonenden Modelle als Ergänzung zu den Fördertöpfen des Bundes und der Länder bisher nicht. Wie stehen Sie zu einer Attraktivierung des Filmstandorts und Erhöhung der Eigenkapitalquote von Filmproduktionsunternehmen durch steuerbasierte Finanzierungsmodelle?
3.
Die Fernseh- und Kinofilmförderung wurde seit vielen Jahren trotz Absichtserklärungen in Regierungsabkommen nicht erhöht (ÖFI zuletzt 2012), Synergien in strukturellen und organisatorischen Abläufen bislang nicht umgesetzt. Wie stehen Sie zu einer operativen Fusion der Kulturfilmförderung im ÖFI und der Produktionsförderung im BKA und einer Anhebung auf zumindest 25 Mio.-€ sowie der überfälligen Erhöhung des Fernsehfilmförderung der RTR ?
4.
Neue digitale Medien erobern den konventionellen linearen Fernsehmarkt, das Medienverhalten der Konsument*innen ändert sich rapid. Gleichzeitig berücksichtigt das österreichische Förder- und Finanzierungssystem diese neuen Bereiche noch kaum und tragen die neuen Online-Anbieter auch nicht zur Finanzierung von Content oder zur Quote bei. Wie unterstützt Ihre Fraktion den medialen Umbruch der nächsten Jahre durch neue, innovative Konzepte im Bereich Film und Musik?
5.
Musikförderung und Musikcharta (Quote im öffentlich-rechtlichen Rundfunk) sind bewährt und anerkannt – erstere für Produktion und effektive Vermarktungsmaßnahmen inzwischen unterdotiert, zweitere quantitativ & qualitativ sicher ausbaubar. Wie unterstützt Ihre Fraktion den Ausbau des Musikstandorts quer über alle Musikgenres?
6.
Die EU-Kommission verfolgt in ihrer digitalen Agenda seit langem schon die Tendenz, nationale Lizensierungen abschaffen und die Vertragsfreiheit tendenziell einschränken zu wollen. So wird durch durch Ausweitung freier Werknutzungsrechte der Urheberrechtsschutz schrittweise eingeschränkt. Wie schützt Ihre Fraktion die Urheber gegen die Entwertung ihrer Rechte vor allem im Online-Bereich?
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In immer kürzeren Abständen wechseln die Regierungen und immer kürzere Regierungsperioden lassen kaum Zeit, Film- und musikpolitische Forderungen zu erfüllen. Nun ist es an der Zeit, dem Stillstand ein Ende zu setzen – meint die Film- und Musikwirtschaft in der Wirtschaftskammer und die Verbände der Filmproduktion*, will man nicht endgültig stagnierende Kulturwirtschaften und entsprechend prekäre Arbeitsverhältnisse der beschäftigten Kreativen in Kauf nehmen. „In Österreich haben wir zweifelsohne ein funktionierendes Fördersystem„ meint Univ.Prof. Danny Krausz, Obmann des Fachverbandes“**, Budgets stagnieren jedoch und die Strukturen sind doch deutlich spürbar in die Jahre gekommen. Der Fachverband hat dazu ein argumentiertes Angebot an die Bundesregierung erarbeitet. Nur als Beispiel sei genannt: seit Jahren wird über die Ergänzung der Subventionen durch Steuermodelle diskutiert – wie sie in anderen Ländern äußerst erfolgreich umgesetzt wurden. Passiert ist bisher nichts. Inzwischen haben die meisten Parteien sich in ihren Kultur- und Medienprogrammen positioniert und es finden eine Reihe Veranstaltungen statt, so wie die zum Reaktionsschluss angekündigte Veranstaltung der Filmproduktionsverbände am 25.9.2018 mit den Kultursprechern der zur Nationalratswahl antretenden Parteien und andere Veranstaltungen, bei denen insbesondere Bundesminister Drozda mit den verschiedensten Gruppen (u.a mit der KPÖ!) diskutiert. Ob die nun plötzlich präsentierten Vorschläge dann nach der Wahl wirklich umgesetzt werden und von wem, wird zu evaluieren sein. Um den Branchen-Wahlvolk Gelegenheit zu geben, die Ideen der Parteien in ihre Wahlentscheidung einfließen zu lassen, hat sich FSM wieder die Mühe gemacht, selbige abzufragen (siehe Fragenkatalog links). Von sehr marktliberal bis „Wir schaffen das“ ist wieder alles dabei. Aber lesen Sie selbst!
* FAMA – Fachverband der Film- und Musikwirtschaft aafp - Verband österreichischer Filmproduzentinnen und -produzenten Film Austria – Vereinigung kreativer Filmproduzenten **Das komplette Interview von Danny Krausz im Medianet kann unter: https://mnews.medianet.at/
filmbiz ELISABETH HAKEL - SPÖ 1. Die SPÖ bekennt sich zu einem starken öffent-
lich-rechtlichen Rundfunk, der auch weiterhin in der Lage sein muss, ein umfassendes Informations- und Unterhaltungsangebot anzubieten, und generell einer funktionierenden, vielfältigen Medienlandschaft. Eine Reform der Gremien des ORF soll die Effektivität der Aufsicht erhöhen und damit die Unabhängigkeit für die Zukunft sichern. Wir wollen Weiterentwicklungsmöglichkeiten – Themenschwerpunkte: Gremienreform, Programmauftrag, Finanzierung – in einer eigenen Enquete diskutieren.
2. In Ergänzung zu bestehenden staatlichen Un-
terstützungen für den österreichischen Filmsektor halte ich Steueranreize für sinnvoll. Eine Reihe unterschiedlicher Modelle hat sich in anderen europäischen Ländern gut bewährt und zur Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Filmwirtschaft, aber auch zur Attraktivität der Standorte beigetragen. In diesem Zusammenhang sind klare Prioritäten und Zielsetzungen zu identifizieren, um das für den Filmstandort Österreich ideale Modell zu gestalten – Stichwort Koproduktionstätigkeiten, Investitionen der Privatwirtschaft, Beschäftigungseffekte, Anreize für internationale Produktionen. Für eine erfolgreiche Konzeption braucht es einen ausführlichen und transparenten Denk- und Konzeptionsprozess unter Einbeziehung aller vorhandenen Expertisen – national wie international. Ziel ist es, ein effektives und gleichzeitig effizientes Paket unter Berücksichtigung bestehender Förderangebote zu schnüren.
3. Der österreichische Film genießt im In- und Aus-
land einen hohen Stellenwert. Ich freue mich, dass wir seitens der österreichischen Kulturpolitik seit vielen Jahren ganz wesentlich dazu beitragen können. Österreich steht mit den aktuell verfügbaren Förderbudgets im europäischen Vergleich an einem sehr guten sechsten Platz – davor befinden sich nur große europäische Länder wie Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien. In Relation zur Bevölkerungsgröße schneidet Österreich sogar noch besser ab. Neben einer Mittelerhöhung – eine Aufstockung des Budgets des Innovativen Films, der derzeit im Bundeskanzleramt angesiedelt ist, von derzeit 2,2 auf drei Millionen Euro; das Budget des Österreichischen Filminstituts (ÖFI) wurde 2013 um 4 Millionen Euro auf 20 Millionen erhöht, was eine Verdopplung gegenüber 2006 darstellt – muss die Filmförderung effektiver, zielsicherer und nachhaltiger werden. Wir wollen die Filmförderung des Bundes an einer zentralen Stelle zusammenführen – bei gleichzeitigem Erhalt der einzelnen Förderschwerpunkte. Zusätzlich braucht es Strategien, die den Filmsektor von innen heraus qualitativ und ganzheitlich stärken. Die Marktdynamiken im Filmsektor stellen die Branche vor massive Herausforderungen, für
die sie auf allen Ebenen gerüstet sein müssen: etwa durch Weiterbildung und Wissenstransfer in kreativen, technischen und unternehmerischen Belangen oder durch internationale Vernetzung und stabile Partnerschaften. Die österreichische Filmwirtschaft soll weiterhin international Akzente setzen.
4.
Die technologischen Entwicklungen schlagen sich im Bereich der audiovisuellen Medien stark nieder. Daher beschäftigen uns digitale Verbreitungsformen oder das veränderte Mediennutzungsverhalten – besonders bei den jüngeren Altersgruppen – auf europäischer und nationaler Ebene seit geraumer Zeit. Neben Anpassungen im EU-Recht unterstützt der Bund eine Reihe von Initiativen, um den österreichischen Content auch digital zu vermarkten. Derzeit ist der österreichische Markt im Gegensatz zu anderen europäischen Märkten nach wie vor vom physischen Tonträger dominiert, die Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren aber auch in Österreich verstärkt in Richtung online-Medien bewegen. Umso wichtiger ist es, die Produkte durch entsprechende Marketingmaßnahmen (national und international) in den Markt zu setzen. Das werden wir durch entsprechende Förderungen unterstützen. Der Österreichische Musikfonds fördert Produktionen in allen musikalischen Genres, unabhängig davon, ob die Verwertung konventionell über Tonträger oder rein über neue Medien (Download, Streaming,…) realisiert wird. Was die inhaltlich-kreative Entwicklung betrifft, so kommen aus dem innovativen Filmschaffen spannende, neue Impulse. Hier sehe ich zusätzlichen Finanzierungsbedarf, aber auch im Bereich digitaler Kunst und kreativer Technologie – Virtual Reality etwa ermöglicht völlig neue Erzähl- und Wahrnehmungsformen. Neben diesen Förderstrategien für die Content-Produzenten müssen auch dem Publikum die notwendigen Kompetenzen vermittelt werden, um das wachsende Spektrum audiovisueller Medien in seiner Vielfalt nützen zu können.
5.
Angehoben wurden u.a. die Jahresförderung des Österreichischen Musikfonds und des mica – music information center austria. Zudem wurde der Mitteleinsatz für AME - Austrian Music Export intensiviert. Als Beitrag zur Internationalisierung werden zur Teilnahme an wichtigen Festivals und für Tourneen in Ländern, in denen noch keine Marktpräsenz erreicht wurde, Tourneekostenzuschüsse zur Verfügung gestellt. Angehoben wurde zudem auch die InlandsToursupport-Förderung des Öst. Musikfonds. Die Vergabe von Kompositionsförderungen bildet zudem die Grundlage für das zeitgenössische Musikschaffen – schwerpunktmäßig in den Bereichen E-Musik, Jazz und Elektronik – in Österreich. Die meisten Kompositionen, die zur Aufführung gelangen, wären ohne diese Förderung nicht möglich. Ohne die staatliche Förderungstätigkeit würde Österreich heute nicht eine derart bedeutende Rolle auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik spielen. Wesentliche Akzente wurden auch für Frauen in
Elisabeth Hakel
„Neben einer Mittelerhöhung – eine Aufstockung des Budgets des Innovativen Films, der derzeit im Bundeskanzleramt angesiedelt ist, von derzeit 2,2 auf drei Millionen Euro; das Budget des Österreichischen Filminstituts (ÖFI) wurde 2013 um 4 Millionen Euro auf 20 Millionen erhöht, was eine Verdopplung gegenüber 2006 darstellt – muss die Filmförderung effektiver, zielsicherer und nachhaltiger werden.“
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filmbiz „Solange kein alternatives Refinanzierungsmodell für den audiovisuellen Sektor entwickelt wurde, wird das Territorialitätsprinzip für die bestehende Lizenzierungspraxis benötigt.“
der Musik gesetzt, leider fehlt in vielen Bereichen der Musikszene eine Gleichstellung von Frauen und Männern. Schwerpunkte: AlleinerzieherInnenBonus bei Stipendien (200 Euro mehr/Monat), Ausgewogene Besetzungen von Fachgremien des Bundes, Speed Dating: Netzwerktreffen zum gegenseitigen Kennenlernen von Komponistinnen, Veranstaltern, Ensembleleitern, Festivalleitern und Musikverlagsrepräsentanten, Mentoring für Musikerinnen. In Zahlen fördert das Bundeskanzleramt das heimische Musikschaffen im Bereich der zeitgenössischen Musikproduktion, Festivals, Einzelprojekten und Kompositionsförderungen jährlich mit rund 16 Millionen Euro (die großen Kultureinrichtungen
Staatsoper, Volksoper, Salzburger Festspiele und die Hofmusikkapelle schlagen mit rund 106 Millionen Euro zu Buche).
6.
Solange kein alternatives Refinanzierungsmodell für den audiovisuellen Sektor entwickelt wurde, wird das Territorialitätsprinzip für die bestehende Lizenzierungspraxis benötigt. Zusätzliche Verwertungsformen, wie etwa auf Online-Plattformen, generieren zusätzliche Umsätze, sollten daher auch zusätzliche Vergütungen für Kunstschaffende nach sich ziehen. Auf die faire Behandlung von österreichischen Kunstschaffenden achten wir bei den Verhandlungen aller neuen Dossiers den europäischen Binnenmarkt betreffend.
ÖVP 4. Der Umbruch der Medienlandschaft stellt natürlich auch die Fördermodelle vor neue Herausfor1. Gerade in Zeiten von „Fake News“ erhalten traditi- derungen. Daher braucht es generelles Umdenken „Die Stärkung des Filmstandort Österreich muss ebenso wie die Stärkung des Wirtschaftsstandort Österreich generell stärker in den Fokus der Politik rücken. Eine stärkere Einbindung von privatem Risikokapital stellt in diesem Zusammenhang eine denkbare Option dar, die es zu diskutieren gilt.“
onelle Medien wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine neue Bedeutung. Gerade die Reichweite des ORF ist ein großes Asset und sollte dazu bestmöglich genutzt werden. Ganz ohne öffentliche Teilfinanzierung wird das nicht möglich sein. Zusätzliche Abgaben, etwa die diskutierte Haushaltsabgabe, lehnen wir aber ab, da es uns darum geht, die Steuern- und Abgaben in Österreich zu senken, nicht zu erhöhen. Österreichisches Programm und damit Wertschöpfung in Österreich sind uns sehr wichtig und wesentlich für den Standort.
2. Die Stärkung des Filmstandort Österreich muss
ebenso wie die Stärkung des Wirtschaftsstandort Österreich generell stärker in den Fokus der Politik rücken. Eine stärkere Einbindung von privatem Risikokapital stellt in diesem Zusammenhang eine denkbare Option dar, die es zu diskutieren gilt.
3. ÖVP: Österreich ist ein Hochsteuerland, in dem der Staat grundsätzlich eher zu viel und zu unkoordiniert als zu wenig fördert. Es bedarf daher einer Förderreform, die vor allem den Administrationsund Bürokratieaufwand sowie die zuständigen Stellen reduziert und dafür sorgt, dass mehr Geld zielgerichteter eingesetzt werden kann.
GEORG WILLI - Die Grünen 1.
Wir wollen einen starken und unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der nachhaltig finanziell abgesichert ist. Diesem kommt eine besondere Rolle bei der Förderung des österreichischen Films zu. Das gilt sowohl für die Produktion, als auch für die prominente Berücksichtigung im Programm. „Die angemessene Berücksichtigung und Förde-
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und Neudenken.
5. Österreich muss als Standort für zeitgenössi-
sches Musikschaffen gestärkt werden. Darüber hinaus sind alle erforderlichen Anstrengungen zu unternehmen, Österreich auch in Zukunft als Musik(export)land zu positionieren. Der österreichische Musikfonds hat sich aus unserer Sicht jedenfalls bewährt und darauf sollte aufgebaut werden. Eine weitere Zielsetzung muss sein, die Verwertung und Verbreitung österreichischer Musikproduktionen zu steigern.
6. Wir stehen zur Bedeutung des geistigen Eigen-
tums und dessen Schutz. Wie dies im Zeitalter der Digitalisierung auf europäischer Ebene am besten bewerkstelligt werden soll, ist derzeit Gegenstand der Diskussionen. Die Vorschläge der EU-Kommission in diesem Zusammenhang sind teils recht umstritten, da sie von manchen als überbordend zur Kontrolle von Urheberrechten wahrgenommen werden, oder etwa sich bereits in der Umsetzung in anderen Ländern als falscher Ansatz herausgestellt haben. Hier sind weiterführende Diskussionen im Sinne aller Beteiligten nötig.
rung der österreichischen künstlerischen und kreativen Produktion“ ist bereits jetzt öffentlich-rechtlicher Kernauftrag (§ 4 Abs. 1 Z. 6 ORF-Gesetz). Wir sehen allerdings, dass der ORF hier noch durchaus Spielraum nach oben hat.
2. Steuervorteile für Risikokapitalgeber tragen un-
serer Meinung nach nicht zur Verbesserung der Lage der Filmschaffenden und des Filmstandorts Österreich bei. Sie erhöhen die Abhängigkeit des Films von
filmbiz höchst kommerziellen Interessen. Risikokapitalgeber wollen hohe Renditen, koste es, was es wolle. Das Machtgefälle zwischen ihnen und Filmschaffenden könnte kaum größer sein. Dementsprechend werden auch die jeweiligen Vereinbarungen zwischen Kapitalgebern und Filmschaffenden aussehen. Innovative Formate hätten so wohl keine Chance auf Realisierung. Das auch noch mit Steuervorteilen zu unterstützen, schadet dem österreichischen Film.
3. Diese Forderungen können wir genau so unter-
schreiben. Dass das BKA zusätzlich zum ÖFI noch eigene Produktionsförderungen vergibt, ist strukturell unsinnig. Hier wäre das ÖFI als zentrale Anlaufstelle sicher ein Fortschritt. Die Filmförderung muss insgesamt einen höheren Stellenwert im Kulturbudget bekommen. Eine entsprechend angemessene Erhöhung ist längst überfällig.
4.
Wir sehen die Aufgabe darin, den digitalen Wandel zu begleiten und aktiv mitzugestalten und ihn als Chance zu begreifen: eine Chance, neue Arbeitsplätze und Unternehmen zu schaffen und eine Chance, das Alltagsleben aller Bürgerinnen zu vereinfachen. Zugleich sollen Risiken frühzeitig erkannt und entsprechend in den Strategien berücksichtigt werden. Auch für Film und Musik, im Prinzip für den gesamten Kulturbereich, bietet der digitale Wandel Chancen und Risiken. Streamingdienste und Onlineplattformen wachsen und sind längst zu Big Playern geworden. Hier fordern wir seit Jahren ein effektives Urhebervertragsrecht, das Kunstschaffenden eine faire Vergütung ihrer Arbeiten ermöglicht. Onlineanbieter müssen stärker in die Pflicht genommen werden Das gilt sowohl für die Bekämpfung illegal hochgeladener Inhalte, als auch für eine faire Vergütung der Rechteinhaber bei Lizenzvergaben und –nutzungen.
5. Die österreichische Musikförderung ist im Mo-
ment chronisch unterdotiert. Und das obwohl wir uns immer als große Musiknation darstellen und Nino aus Wien, Wanda, Bilderbuch, Voodoo Jürgens und viele andere auch international sehr erfolgreich sind. Daher setzen wir uns für eine Verdoppelung der Musikförderung ein. Auch der Ausbau der Sti-
SEPP SCHELLHORN - Neos 1. Die Finanzierung des ORF muss in eine umfas-
sende Reform der Presse- in eine Medienförderung NEU mitgedacht werden, da das öffentlich-rechtliche Medienhaus durch seine aktuelle Marktmacht den österreichischen Medienmarkt massiv verzerrt. Eine Medienförderung NEU soll ALLEN Medien unabhängig ihrer Publizitätsplattform zugänglich gemacht werden. Ihr Ziel: Förderung und Erhalt von „Public Value“ (journalistischem Inhalt mit gesellschaftlichem Mehr-
pendien und deren Anhebung auf Mindestlohnniveau sind sinnvolle Maßnahmen. Der ORF hat eine freiwillige Quote von 15% österreichischer Musik in seinen Radios. Die beiden größten, Ö3 und Radio Wien, halten sich nur knapp (Ö3 immer knapp um die 15%) oder gar nicht daran (Radio Wien mit nur 11%). Eine gesetzlich verpflichtende Quote hat der Kulturminister im Ausschuss im Frühling bereits abgelehnt. Als öffentlich-rechtlicher Sender hat der ORF auch die Aufgabe, die zweifellos präsente österreichische Musikszene zu fördern. Dass er das nicht tut bzw. sogar wie Ö3 Senderchef Georg Spatt 2016 behauptet hat, österreichische Musik schadet der Reichweite, ist eine Zumutung. Hier müssen alle relevanten Stakeholder (inkl. Privatsendern) an einen Tisch gebracht werden, um zu Lösungen zu gelangen. Qualitative Kriterien, wie Neuheitenanteil und Kernzeitenregelungen sind sicher hilfreich.
Georg Willi
6. Dazu dürfen wir noch einmal die Antwort auf
Frage 4 hervorheben. Es braucht ein effektives Urhebervertragsrecht, um Kunstschaffenden eine faire Vergütung ihrer Arbeiten zu ermöglichen. Ein Urhebervertragsrecht müsste die angemessene Vergütung sowie Unverzichtbarkeit und Unabtretbarkeit von Vergütungsansprüchen enthalten, eine Beschränkung von Buy-out- und 360-Grad-Verträgen, einen Bestsellerparagrafen, die räumliche, zeitliche oder inhaltliche Begrenzung von Verträgen, um die Flexibilität von Kunstschaffenden zu steigern, und um Konzentrationstendenzen auf dem Markt entgegen zu wirken, die gesetzliche Verankerung des Zweckübertragungsgrundsatzes, die Unwirksamkeit der Einräumung von Nutzungsrechten für noch nicht bekannte Nutzungsarten den Ausbau der gesetzlichen Auslegungsregeln, um sicherzustellen, dass im Zweifelsfall das Werknutzungsrecht beim Urheber/bei der Urheberin verbleibt ein Verfahren bei Nicht-Zustandekommen von Rahmenverträgen, die rechtlich verbindliche Schlichtung durch einen Urheberrechtssenat. Onlineanbieter müssen stärker in die Pflicht genommen werden Das gilt sowohl für die Bekämpfung illegal hochgeladener Inhalte, als auch für eine faire Vergütung der Rechteinhaber bei Lizenzvergaben und –nutzungen.
„Die österreichische Musikförderung ist im Moment chronisch unterdotiert. Und das obwohl wir uns immer als große Musiknation darstellen und Nino aus Wien, Wanda, Bilderbuch, Voodoo Jürgens und viele andere auch international sehr erfolgreich sind. Daher setzen wir uns für eine Verdoppelung der Musikförderung ein.“
wert). Unter Public Value fallen auch alle „identitätsstiftende“ Inhalte: Kultur, Sport, Brauchtum, Sprache, Musik, Minderheiten etc. Unser medienpolitisches Forderungskonzept enthält klare Vorgaben, entlang denen um Förderung angesucht werden kann. Ein Kriterium dabei ist die Förderungswürdigkeit von Regionalität und nationaler Identität. Dies fördert die Produktion von „genuin österreichischem Programm“. Gesamt könnte dieser Teil in der Medienförderung Neu eine Größenordnung von ca. 50 Millionen einnehmen. Der ORF Neu wird damit budgetär insgesamt in einem Bereich von etwas mehr als 400 Millionen Euro liegen.
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filmbiz 2.
Sepp Schellhorn
Filmproduktionsfirmen sollen, wie alle anderen Unternehmen auch, einen wesentlich leichteren Zugang zu Risikokapital erhalten. Wir wollen, dass die Investitionen von Privaten zunehmen und die Eigenkapitalfinanzierung auch in Österreich eine Renaissance erfährt. Die niedrige Eigenkapitalquote der Unternehmen steigt somit analog zum Vermögensaufbau der Privaten. Wir schlagen folgende Maßnahmen vor: * Zur Stärkung von Eigenkapital und Investitionen wird die KÖSt auf nicht entnommene Gewinne abgeschafft. * KESt wird wieder auf 25% zurückgestuft. * Die degressive Abschreibung für Abnutzung wird ermöglicht und Eigenkapital und Investitionen gestärkt. * Die Steuerliche Gleichstellung von privaten Investor_innen und Investmentgesellschaften bei Abschreibungsverlusten und angemessene rechtliche Rahmenbedingungen für Crowd Funding werden umgesetzt.
3. In wieweit die Erhöhung der Fernsehfilmförde„Gesamt könnte dieser Teil in der Medienförderung Neu eine Größenordnung von ca. 50 Millionen einnehmen. Der ORF Neu wird damit budgetär insgesamt in einem Bereich von etwas mehr als 400 Millionen Euro liegen.“
rung „überfällig“ ist, sei dahingestellt – zumal sie in ihrer Gesamtheit in Kombination mit einem dringend reformbedürftigen ORF-Programmausrichtung und -finanzierung und einer Neuausrichtung der Filmförderung gesehen werden muss. Hier teilen wir den damaligen Befund des Rechnungshofes, der festhält: „Insgesamt 17 Förderungseinrichtungen auf Bundes– und Landesebene sowie der ORF förderten Filme und zahlten 2008 Förderungen in der Höhe von rd. 58 Mill. EUR aus. Das bedeutet gegenüber 2006 eine Steigerung von 25%. Die Förderabwicklung wies teilweise gravierende Mängel aus. Obwohl die meisten Filme von mehr als einer Einrichtung gefördert wurden, kooperierten die Einrichtungen kaum.“ Wir fordern daher strukturelle Reformen im Filmförderbereich und heißen den jüngsten Vorschlag von Minister Drozda willkommen.
4.
Wir wissen um die tiefgreifenden Umwälzungen der Digitalisierung und sehen gerade im Bereich der Kulturindustrie neue Monetarisierungschancen für Künstler_innen. Die Blockchaintechnologie wird dabei – gerade für unabhängige Künstler_innen - in Zukunft die wohl größte Rolle spielen: Ihr absolute Sicherheit wird Probleme wir Piraterie zurückdrängen. Die Verwertung ist wesentlich treffsicherer für die Künstler_innen, da bei Werksnutzung direkt entlohnt werden. Die Anwendung für die Konsument_innen (entgegen der Annahme einer noch immer stattfindenden Privatkopie-Nutzung) im Nutzungskonzept längst zeitgemäß. Natürlich erodieren dadurch tradierte Gate-Keeper-Modelle, wie die zentrale Rolle der nationalen Verwertungsgesellschaften. Wir sprechen uns gegen überholte Modelle, wie die „Festplattenabgabe“ aus. Die Speichermedienvergütung, die vor wenigen Jahren eingeführt wurde, um Kunstschaffenden Entgelt für ihre Werksverbreitung zu ermöglichen, setzt auf das Medium der Privatkopie, die jedoch in der alltäglichen Nutzung bedeutungslos wird. Die von NEOS geforderte
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Studie zur Erhebung des faktischen Einsatzes von Privatkopien, bevor die „Festplattenabgabe“ verabschiedet wurde, wurde von den Regierungsparteien abgelehnt. Wir sind hier also mit einem Gesetz konfrontiert, dass a) die Realität nicht abbildet und b) nicht evidenzbasiert ist. Wir schlagen hier das Modell der Direktvergütung vor. Die Vergütung für die Privatkopie soll nicht mehr beim Trägermedium (also ursprünglich Kassette, dann CD oder jetzt Festplatte) eingehoben werden, sondern gleich dort, wo die Vorlage in Verkehr gebracht wird: Also beim Kauf einer Musik-CD, beim Download und bei einer Rundfunkaufzeichnung. Damit wird jedenfalls eine höhere Treffsicherheit erreicht als bei der Festplattenabgabe.
5. Die politische Betrachtungsweise, dass eine Quo-
te im öffentlich-rechtlichen Rundfunk „bewährt“ und „anerkannt“ ist, teilen wir nicht. Anhand des oben beschriebenen Konzepts einer Medienförderung NEU sind nationale Produktionen aber gezielt förderwürdig. Einem unabhängigen Medienhaus – wie der ORF grundsätzlich ist – programmatische Vorgaben zu machen, halten wir nicht für richtig. Die Förderung des Musikstandorts Österreich kann viel stärker über Infrastrukturförderung (Studios, etc) gehen – Stichwort: Weg von der Werksförderung. Außerdem sollen die Musikschulen weiter stark im Fokus der Musikausbildung stehen und der Zugang zu ihnen niederschwellig ermöglicht werden. Es braucht viel mehr Unterrichtsplätze, damit die Kinder zukünftig nicht auf Wartelisten landen. Die Musikschulen müssen ausgebaut werden – es gibt noch immer Bezirke, in denen es gar keine gibt. Es braucht auch mehr Transparenz hinsichtlich der Förderungen an private und öffentliche Musikschulen: In Wien ist etwa die MA 13 – Bildung und außerschulische Jugendbetreuung, die die Gelder hierfür vergibt, legt aber keinen jährlichen Bericht vor, der als Äquivalent zum Kunst- und Kulturbericht der MA 7 gelten könnte. Somit gibt es keine transparente Aufstellung über die Förderungen sowie die damit verbundenen Leistungen. Drittens hat die Digitalisierung wie schon die Medienbranche auch die Musikbranche tiefgreifend verändert. Es findet aus Konsument_innensicht eine Fragmentierung des Werks statt - weg vom Konzeptalbum hin zum Einzeltitel. Live-Konzerte werden zunehmend wichtigste Einnahmequelle der Künstler_innen. Dieser Entwicklung muss mit neuen Vergütungsmodellen Rechnung getragen werden. Modelle, wie die „Festplattenabgabe“, verfehlen ihr Ziel dabei völlig.
6. Das Urheberrecht muss an das digitale Zeitalter
angepasst werden. Fragen wie Privatkopievergütung und Urhebervertragsrecht müssen an das digitale Zeitalter angepasst und schrittweise auf europäischer Ebene harmonisiert werden. Wichtig ist dabei, dass ein angemessener Ausgleich aller Interessen stattfindet, aber impraktikable Ideen wie ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger nicht implementiert werden.
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filmbiz
„Alle meine Filme sind emotional“ Es ist nur eine Momentaufnahme auf drei Generationen bürgerlicher Existenz, in der uns Michael Haneke in seinem neuen Film Happy End gewahr werden lässt, welche Gewissheiten am Entgleiten, welche Werte am Untergehen sein könnten. Selbst über die Flüchtigkeit jugendlicher Chat-Medien vermag der Filmemacher ein nachhaltiges Unbehagen über und in uns selbst zu generieren. Ein Gespräch mit Michael Haneke.
Michael Haneke
„Ich versuche bloß auf der Höhe der Zeit und ihrer Sehgewohnheiten zu erzählen. Man muss sich, hoffe ich, bei diesem Film konzentrieren.“
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Happy End ist der Film nach Amour, jenem Film, mit dem Sie Ihre allergrößten Erfolge gefeiert haben. . War es Ihnen im Buch nach Amour auch ein Anliegen, Ihren scharfen, oft unbarmherzigen Blick auf die Menschen sei es im Familienverband, sei es in der Gesellschaft auf die Leinwand zu bringen? MICHAEL HANEKE: Amour ist ja nicht deshalb das geworden, was es ist, weil ich mir vorgenommen hatte, einen „netteren“ Film zu machen. Alle meine Filme sind emotional. Man sucht für jedes Thema eine adäquate Form. Darin liegt ja die eigentliche künstlerische Arbeit: Geschichten so zu erzählen, dass sie beim Rezipienten auch funktionieren. Diese Form ändert sich je nach Thema. Natürlich mache ich in gewisser Weise immer den gleichen Film, welcher Autor tut das nicht? Dennoch hoffe ich, dass ich mich im Laufe meines Lebens zumindest in kleinen Schritten weiterentwickle. Caché eröffnet mit einer langen, mit einer Videokamera aufgenommenen Beobachtungssequenz, Happy End mit einer mit der Handykamera gefilmten Einstellung, wo ebenfalls jemand aus der Distanz beobachtet wird. Was hat sich in diesen letzten Jahren seit Caché in der Mediennutzung und im Umgang mit dem Bild verändert, das Sie thematisieren wollten? HANEKE: Die Medien beschäftigen mich seit Bennys Video. Wenn man sich selber in einem Medium bewegt, tut Selbstreflexion not. Seit meinem ersten Kinofilm, was ja gar nicht so lange her ist, ist die Medientechnologie explodiert. Die Welt hat sich in diesen fast dreißig Jahren enorm verändert, die Medien mit ihr, vor allem aber haben die Medien die Welt verändert. Man kann heute kein so genanntes „normales“ Leben erzählen, ohne dass die Medien darin eine Rolle spielen. Das heißt aber nicht, dass ich einen Film über Medien machen wollte. Dass Sie Ihren neuen Film mit Bildern einer Handykamera eröffnen, mag dennoch eine fundamentale Entscheidung gewesen sein?
HANEKE: Das ist eine formale Entscheidung. Mein oberstes Erzählprinzip ist die Knappheit. Ich will die Geduld des Zuschauers nicht strapazieren, ihn aber durch meine Erzählweise zur Aufmerksamkeit provozieren. Je knapper ich erzähle, desto mehr muss er selber seine Fantasie nützen. Und es interessiert mich, auf einer formalen Ebene auszureizen, was ich alles weglassen und aussparen kann, sodass der Zuschauer maximal aktiviert wird. Man ist mit der Einstiegssequenz von Happy End als Zuschauer ganz schon überrumpelt: Noch ist man mit dem Überraschungsmoment des kleinen Bildes beschäftigt, als man schon die Textebene des Chatmodus mitverfolgen sollte und ist sich nicht sofort bewusst, dass man es sogleich mit einer Schlüsselszene zu tun hat. HANEKE: Es stimmt. Aufmerksamkeit ist angebracht, sonst verschläft man viel. Aber die jüngeren unter uns sind das gewohnt, sie schreiben ihre Nachrichten in atemberaubendem Tempo und sie lesen diese Botschaften schneller, als die Generationen, die nicht damit aufgewachsen sind. Ein dreizehnjähriges Mädchen wie Eve, das sich offensichtlich viel im Internet bewegt, tut das in einem gewissen Tempo, dem man gerecht werden muss. Ich versuche bloß auf der Höhe der Zeit und ihrer Sehgewohnheiten zu erzählen. Man muss sich, hoffe ich, bei diesem Film konzentrieren. Die Eröffnungsszene schafft eine Irritation, was genau geschieht, bleibt letztlich ja offen. Die Sequenz ist übrigens in Snapchat aufgenommen, also in einem Messaging-Dienst, der nur im Augenblick des Schreibens erscheint und auch schon wieder für alle Zeit verschwindet. Man kann ohne Konsequenzen alles Mögliche mitteilen, das fand ich faszinierend, auch, dass Sie jemanden umgebracht haben; weder sie selbst noch die Ermittler werden dieses Geständnis zu einem späteren Zeitpunkt auffinden. So etwas hat Konsequenzen für die Realität der User. Die Geschichte spielt in Calais, im äußersten Norden Frankreichs, wo sich mit dem Jungle das größte und umstrittenste Flüchtlingslager Frankreichs befunden hat. Was hat Sie veranlasst, an diesen Ort des Nordens, der Extreme, der Grenzen der EU und auch ihrer Werte zu gehen?
filmbiz HAPPY END von Michael Haneke Kamera: Christian Berger Schnitt: Monika Willi mit: Jean-Louis Trintignant, Isabelle Huppert, Fantine Harduin, Mathieu Kassovitz produziert von WEGA Filmproduktion (A) mit Les Films du Losange (F), X-Filme Creative Pool (D) hergestellt mit österreichischer Unterstützung von: Österreichisches Filminstitut, ORF, Filmfonds Wien International sales: Les Films du Losange HANEKE: Calais ist zum Stichwort geworden für unser aller Ignoranz über das, was in der Welt passiert. Die Handlung von Happy End könnte überall in Europa spielen, Calais sticht nur als Extremfall ins Augen. Ich wollte keinesfalls einen Film über Calais oder über Migration machen. Die Verhältnisse in Calais und der Umgang damit sind bloß das Inbild des allgemeinen Autismus. Wir beschäftigen uns mit unserem eigenen Nabel, was um uns herum passiert, interessiert uns nur peripher. Was hat Sie gereizt, nach Amour erneut mit Jean-Louis Trintignant zusammenzuarbeiten? HANEKE:. Ich liebe ihn. Er ist ein ganz großer Schauspieler und er transportiert eine Komplexität in seinem Spiel, die ich von kaum einem anderen Schauspieler kenne. Für mich ist das größte Vergnügen am Filmemachen die Arbeit mit den Schauspielern und dieses Vergnügen wächst natürlich mit der Qualität der Schauspieler. In Happy End gibt es immer wieder Szenen des manchmal zögerlichen, manchmal unerwünschten Eindringens in Räume/Überschreitens von Schwellen: Rashid in Annes Büro, Ève in den Computer des Vaters, Ève ins Zimmer des Großvaters, Anne in die Wohnung ihres Sohnes Pierre, die Flüchtlinge in die Festgesellschaft. Kann man die Frage, welche Ordnungen wohl erhalten bleiben, welche über den Haufen geworfen werden als die zentrale Fragestellung in diesem Film sehen? HANEKE: Transgression kommt in jedem Leben ununterbrochen vor. Ich habe nicht den Eindruck, dass dies in diesem Film unüblich häufiger vorkäme als in anderen meiner Arbeiten. Jede Art von Konflikt, ergibt sich aus einer Form von Überschreitung, das ist ein integraler Bestandteil jedes Dramas. Auch Liebe ist eine Transgression. Ich versuche nur genau hinzuschauen. Indem Pierre die Flüchtlinge auf das Fest mitbringt, provoziert er einen Skandal, der seine Familie das Gesicht verlieren lässt und nötigt, die Situation zu retten. Und zwar durch einen sehr
heuchlerischen Akt scheinbarer Gastfreundschaft. Heuchelei ist etwas, was in vielen meiner Filme thematisiert wird. Das heißt aber jetzt nicht gleich, dass HAPPY END ein Film über die Heuchelei einer bestimmten Gesellschaftsschicht ist. Wir alle heucheln und lügen ununterbrochen. Wir sind alle egozentrisch und verlogen und gleichzeitig verletzt und traurig und einsam. HAPPY END ist ein Film, der wie alle anderen Filme von mir darüber reflektiert, wie wir miteinander umgehen, nämlich ebenso acht- und rücksichtslos wie hungrig nach Liebe und bedürftig der Zuwendung. Das Spannende im Drama ist, all diese Widersprüche sichtbar zu machen, ohne sie zu erklären. Ich denke, Ambivalenz ist dabei wichtig. Jeder von uns hat tausend Gesichter. Wir heucheln ja auch vor uns selbst. Es ist keine Film über Calais. Es ist ein Film über uns. AFC/Karin Schiefer
Auslandsoscar: Hanekes „Happy End“ am Start Am 5. September 2017 trat die vom FAMA (Fachverband der Film- und Musikindustrie) einberufene Jury für den Auslandsoscar zusammen, um über den österreichischen Kandidaten für die Nominierungen für den Best Foreign Language Film bei den 90. Academy Awards am 4. März 2018 zu entscheiden. Die aus Vertretern der Filmwirtschaft und der Filmschaffenden bestehende Jury entschied nach umfassender Diskussion der eingereichten Filmproduktionen einstimmig, Happy End des Oscar-Preisträgers 2013 und doppelten Palme d‘Or-Gewinners Michael Haneke ins Rennen um den nächsten Auslands-Oscar zu entsenden. Happy End ist eine Momentaufnahme auf drei Generationen bürgerlicher Existenz, in der uns Michael Haneke gewahr werden lässt, welche Gewissheiten am Entgleiten, welche Werte möglicherweise am Untergehen sind. Selbst über die Flüchtigkeit jugendlicher Chat-Medien vermag er ein nachhaltiges Unbehagen über und in uns selbst zu generieren Die Filme, die es mit einer Nominierung ins Oscar-Finale geschafft haben, werden am 23. Jänner 2018 bekannt gegeben.
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Filmallianz Österreich: Eine starke Stimme für den österreichischen Film Nach einigen Jahren getrennt gegangener Wege haben die beiden ProduzentInnenverbände Film Austria und AAFP beschlossen, Synergien zu bündeln, mit vereinten Kräften vorzugehen und mit einer Stimme zu sprechen, um den Filmstandort Österreich zu stärken und filmisches Schaffen unter optimalen Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund wird nun seitens Film Austria, AAFP und dem Fachverband der Film-und Musikwirtschaft ein umfassendes gemeinsames Forderungspaket an die Politik gestellt.
Helmut Grasser
Helmut Grasser, Präsident Film Austria, sieht in der Schaffung gesetzlicher Vorgaben für eine vernünftige Finanzierung österreichischer Produktionen die Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung der Branche: „Es ist an der Zeit, dass die Politik die notwendigen finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen für ein Wachstum der österreichischen Filmwirtschaft schafft. Wie kann es zum Beispiel sein, dass die Programmentgelteinnahmen des ORF, dem durch seinen Informationsund Kulturauftrag eine besondere Bedeutung zur Sicherstellung der Demokratie in der digitalen Welt zukommt, seit 1980 stetig angestiegen sind, das Vergabevolumen an die österreichischen Produzentinnen und Produzenten und somit die Investition in den österreichischen Film jedoch maßgeblich gesunken ist? Gefordert wird eine gesetzlich fixierte Quote von 20 % des Programmentgeltes für die heimische Produktion von Spielfilmen, Dokumentationen und Fernsehserien. Die wiederum durch hunderte Mio. Euro Werbegeld finanzierten Privatsender und VOD-Plattformen sollen künftig ebenso für die Stärkung des Produktionsstandortes Österreich einen Content-Beitrag leisten.“
12 Punkte-Programm für eine Stärkung des österreichischen Films 1. Gesetzliche Verpflichtung des ORF zur umfassenden Berücksichtigung österreichischen Contents 2. Einhebung eines Content-Beitrags von Privatsendern bzw. TV-Werbevermarktern und VOD-Plattformen 3. Anhebung der Mittel für den Fernsehfonds Austria 4. Weiterentwicklung des Österreichischen Filminstituts 5. Erfolgreiche Fortsetzung von Filmstandort Austria (FISA) 6. Schaffung eines Steueranreizmodells zur Investition in Filmproduktionen 7. Einrichtung einer Finanzierungsstruktur für digitale audiovisuelle Bildungsmedien 8. Beibehaltung territorialer Lizenzen in Europa 9. Anhebung der Quote für europäische Programme in Video-on-Demand Angeboten 10. Schaffung eines wirtschaftlichen Ausgleichs für Mediathekennutzung 11. Stärkung des Urheberrechtsschutzes 12. Flexibilisierung von Arbeitszeiten für Filmschaffende
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„Hinzu kommt, dass wir in Österreich einen Fernsehfonds haben, der zwar durch den Ausbau von TV-Produktionen den Filmstandort Österreich im internationalen Wettbewerb forciert, jedoch chronisch unterfinanziert ist. Im aktuellen Koalitionsübereinkommen wurde bereits eine Erhöhung beschlossen. Faktisch warten wir aber bis heute auf die Umsetzung dieser Maßnahme. Dies wäre jedoch dringend erforderlich, um nicht weiterhin die jährlichen Mittel bereits im Mai ausgeschöpft zu haben, denn so wird kontinuierliches Arbeiten verhindert. Eine schrittweise Erhöhung des Fernsehfonds auf zumindest 20 Mio. Euro ist unbedingt notwendig“, so ergänzend John Lüftner, Vizepräsident AAFP. Alexander Glehr, Präsident AAFP, spricht sich neben „aktiven“ Fördermodellen für eine Förderung der Filmwirtschaft durch die Schaffung von Steueranreizen aus: „Sechs Länder in der unmittelbaren Umgebung zu Österreich haben in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Steueranreizen internationale Investoren ins Land geholt und ihre jeweilige Filmwirtschaft zur Blüte geführt. Mit einem intelligenten Anreizmodell kann Österreich eine Vorreiterrolle im deutschen Sprachraum einnehmen und einen Investitionsschub auslösen, der letztendlich auch zu mehr Beschäftigung führt.“ Danny Krausz, Obmann des Fachverbands der Filmund Musikwirtschaft der WKO begrüßt das nunmehrige Zusammenwirken von Film Austria und AAFP und sieht darin eine klare Stärkung der Position der Filmwirtschaft: „Wir haben mit unserem 12-Punkte-Programm die wichtigsten Forderungen zusammengefasst und freuen uns, nun gemeinsam mit einer lauteren Stimme für die Anliegen des österreichischen Films sprechen zu können. Themen der Musikwirtschaft wird der Fachverband zu einem späteren Zeitpunkt – gemeinsam mit weiteren Filmbranchen-spezifischen Fragen der Zukunft – benennen.“
filmbiz
Filmwirtschaftssymposium In die steirische Thermenlandschaft zieht es nicht nur Saunasüchtige, sondern alle 2 Jahre regelmäßig auch Proponenten der Filmwirtschaftsszene zum Austausch der Aktualitäten.
Andere Visionen fürs Fernsehen präsentierte in einer Podiumsdiskussion Danny Krausz/Obmann des Fachverbandes Film- und Musikwirtschaft, Heinrich Mayer-Moroni/Interspot für die Dokumentaristen und Erich Feichtenschlager für den ORF bei einer Diskussion über die neuen Fair Terms of Trade mit dem ORF. Erwartungen, dass damit ein Vertragsentwurf bereits vorliege, mussten aber enttäuscht werden – derzeit sei es noch eine „Agenda“ für die kommenden Verhandlungen.
Fotos © Müller
Als einzelne Veranstaltung des Wirtschaftsfilms werden nun schon seit einigen Jahren alle Aspekte abgedeckt und ist es auch immer wieder eine schöne Gelegenheit, die wesentlichen Proponenten vor allem der Filmförderszene aus Wien, den Vertretern der Regionen näher zu bringen. Gleich zu Beginn – der viel erwartete neue RTR-Geschäftsführer Oliver Stribl konnte wegen eines Auslandsaufenthalts leider nicht kommen. An seinen Visionen für die Fernsehförderung wäre wohl mancher interessiert gewesen.
Danny Krausz, Heinrich Mayer-Moroni
Werner Müller vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft berichtete über Kollektivvertrag und Forderungsprogramm der Wirtschaft an die neue Bundesregierung und leitete damit gleich den Reigen der Vortragenden ein. Geprägt wurden die diesjährigen Filmwirtschaftstage aber vor allem von neuen Technologien und Möglichkeiten der Medienverwertung – also virtual reality, digitale postproduction und Arbeitsprozesse bei visual effects. Dazu konnte im Nebenraum auch eine visual reality-Brille der Vienna FX-Postproduction live ausprobiert werden und die Fragen, wer sich Content für die neue mediale Präsentationsform einfallen lässt, wurde auch außerhalb des offiziellen Programms viel diskutiert. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war Fragen nach der Ausbildung für audiovisuelle Medien gewidmet, wo Andreas Hruza als Ausbildungsleiter der FV des bfi Wien und für den Bereich Sounddesign Josef Gründler (FH Joanneum) umfassend das Lehrprogramm darstellen konnten. Letztlich wurde auch ein zeitloses Thema diskutiert, das für jene Filmsparten, die aus nicht öffentlichen Mitteln gefördert werden, von wesentlicher Bedeutung ist – nämlich der stete Preisverfall im Bereich vor allem des Imagefilms. Manfred Studnitzka (Film & Grafik Studios) ortete neben der technischen Entwicklung und dem explosionsartigen Ansteigen des Bedarfs u.a die steigende Anzahl der Marktteilnehmer als Ursache. Qualifikation und ökonomisches Wissen scheinen keine Rolle mehr zu spielen. Die Folge ist das Anbietung der Leistung unterhalb der Entstehungskosten und die Missachtung aller Standards. Studnitzka begrüßt Wirtschaftskooperationen, kritisierte jedoch vor allem de facto kommerzielle Gratisproduktionen öffentlicher Stellen im Rahmen von Ausschreibungen und weist auf das Angebot des „zertifizierten Fimproduzenten“ (CAFP) und den gerade erarbeiteten Kodex für öffentliche Vergabestellen hin.
Robert Schauer, Andreas Hruza
Veit Heiduschka, Manfred Studnicka
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Nahostkonflikt auf erfrischende Weise gespielt Produzent Danny Krausz setzt auf ungewöhnliche Konstellationen: nach den „Blumen des Bösen“, wo es um Holocaustforscher ging, setzt er mit „Baumschlager auf eine Komödie von Harald Sicheritz, die die irreale Situation des Friedens im nahen Osten auf Korn nimmt.
Danny Krausz
„Es hat sich sehr schnell herausgestellt, dass die Umstände der Filmproduktion in Israel viel komplexer als hierzulande sind.“
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Wie kommt man als österreichische Produktionsfirma auf die Idee, einen Film in Israel spielen zu lassen? DANNY KRAUSZ: Liest man heute ein Drehbuch – welchen Inhalts auch immer – das aus dieser Region entstammt, dann kommt einem vermutlich alles andere in den Sinn, nur nicht eine Satire, die ins Komödiantische gehen soll. Genau so etwas aber ist „Baumschlager“. Die Hauptperson, der Golan-erprobte Soldat gerät in eine fiktive Welt des Friedens im Nahen Osten – ein Frieden, den man noch nie erfahren durfte, nicht weiß, wie man damit umgehen soll, ein Frieden, der anscheinend nur Verlierer kennt. Warum glauben Sie das? KRAUSZ: Die Macht der Gewohnheit führt zu dieser Annahme. Die ausweglose Paralyse in der Region führt zu Gesellschaften, die zwangsläufig ihre Arrangements tagtäglich neu zu suchen und zu definieren haben und die es dabei längst aufgegeben haben, zu weit und vor allem zu viel voraus zu denken. Die Praxis des Krieges – die tägliche Praxis – ist anders als das, was wir von den Nachrichtenmedien übermittelt bekommen. Alles Furchtbare stimmt, alles Unentschuldbare bleibt unentschuldbar. In diese hoffnungslose Spirale des unausweichlich Tragischen schleichen wir uns ein, mit einer Fiktion die wir Frieden nennen. Auf das „Einschleichen“ mit einer Filmproduktion kommen wir später, mich interessiert noch Ihr persönlicher Zugang zum Thema Frieden. Was können Sie als Produzent dabei vermitteln? KRAUSZ: Man darf sich nicht überschätzen, es ist wirklich so verzwickt, dass kein Fundamentalismus – weder jener der arabischen Islamisten, noch jener der jüdischen Siedler, noch die Macht der jeweiligen Weltpolizisten – einen Fortschritt erzielen kann. Und das seit gut sechzig Jahren! Wer will es einem dann übelnehmen, dass man mit „im Frieden leben“ keine Übung hat? Ich habe diese Region unzählige Male besucht, zuletzt aus Anlass von Seminaren mit palästinensischen Filmschaffenden und ihren Projekten. Eindringlich, mutig und kraftvoll wird in diesen Projekten eine Lebenslage skizziert, die das Friedliche im kleinsten Kreise sucht und glaubt, dort beschützen zu können. Naiv und wahrhaftig ist dieser Gedanke gleichermaßen und bitter für den Außenstehenden, denn mit dem Blick der Distanz erscheint einem das unmöglich erzielbar zu sein.
Gerade Deutsche und Österreicher haben sich immer schwer getan, eine klare Haltung und Position im Umgang mit Israel im Speziellen zu finden. Zwischen vergangenheits‐ verdrängender Anbiederung und vorwurfsvoller Hinschau „die sind ja auch nicht besser als wir waren“ ist da alles zu finden, nur eben eines nicht – eine brauchbare Vision, wie es gehen kann, dort wirklich nachhaltigen Frieden zu schaffen. Das Projekt Baumschlager schlummerte schon lange, was gab den Anlass es umzusetzen? KRAUSZ: Der Abzug der österreichischen UN-Soldaten vom Golan war sicherlich ein Anstupser. Es war eine bedachte Reise, die wir, Harald Sicheritz und die Dor Film, dazu zwischen den Generationen am Ort des Geschehens zurückgelegt haben. Mit einem damals über 80ig‐jährigen (und 2015 leider verstorbenen), sehr kultivierten und kunstbeflissenen Micha Shagrir und einer damals Ende 20‐jährigen Maayan Oz als Autorin der jüngeren israelischen Gesellschaft aus Jerusalem. Bis zum Dreh dachte ich, dass das Land für mich nicht fremd sei, doch dann habe ich sehr schnell gemerkt, dass in der konkreten Zusammenarbeit schon sehr viele unterschiedliche Befindlichkeiten bestehen, was nicht heißt, dass wir uns nicht super ergänzt haben. Was das Team betrifft waren wir 50:50 am Set und wir haben sehr tolle Schauspieler gefunden, aber die Lebenskonzepte der lokalen Bevölkerung unterschiedlicher Ethnien sind für uns nicht wirklich nachvollziehbar. Man muss eine Zeit lang dort sein, um zu wissen, wie die ticken. Dann funktioniert‘s. Und auf der administrativen Ebene? KRAUSZ: Es hat sich sehr schnell herausgestellt, dass die Umstände der Filmproduktion in Israel viel komplexer als hierzulande sind. Dass die politische Situation viel schnellerem Wandel ausgesetzt ist. Das ist mit den stabilen Verhältnissen, die wir aus Mitteleuropa oder gar Österreich kennen, gar nicht vergleichbar. Dort gibt’s ganz viele unterschiedliche politische und kulturpolitisch relevante Strömungen. Man weiß eigentlich nie genau, woran man ist. Am Ende ist es eine überwiegend österreichische Produktion geworden, mit einer überschaubaren – auch für israelische Verhältnisse – kleinen israelische Beteiligung. Was dem Riesenspaß, den wir mit den Kreativen, mit dem Team, mit den Schauspielern hatten, aber absolut keinen Abbruch tat. Und was dieser Film noch bewirkt, ist dass es jetzt ein bilate-
filmbiz braucht eine kreative Ader, muss einen Stoff beurteilen können, man muss mit Menschen umgehen können, man muss Lust haben, Geschichten zu erzählen, die eine gewisse Relevanz haben, die unser Publikum interessieren. Solang dieses Pulsieren in den Adern irgendwie spürbar ist, solange sollte man diesen Beruf ausüben. Wenn das einmal erlahmt, dann ist man, glaube ich, kein guter Produzent mehr.
Komplexe Weltlage individuell übersetzt
Baumschlager Foto © Dor Film
rales Filmabkommen zwischen Israel und Österreich gibt. Österreich hat ja auch eine historisch durchaus stark verknüpfte Geschichte mit diesem Land, auch hinsichtlich der Entstehung dieses Landes. Was macht einen erfolgreichen Produzenten aus? KRAUSZ: Ich unterrichte ja auch und versuche, auch für Nachwuchs im produzentischen Bereich zu sorgen. Man kann zwar Erfahrung weitergeben, aber es muss ein gewisses Grundtalent da sein. Man
Foto © Vered Adir
Harald Sicheritz trifft den Ton, könnte man der den Erfolgsregisseur sagen, was immer er verfilmt, wird zum Hit. Und dabei scheut er keine Risiken.
Harald Sicheritz
War es eine Herausforderung eine internationale Crew zu führen? HARALD SICHERITZ: Was die Auseinandersetzung mit dem Stoff und das Finden von Look, Rhythmus und Stimmungdes ganzen Films betrifft, ist meines Erachtens kein Unterschied zwischen nationalen und internationalen Produktionen. Aber natürlich haben die Lebensumstände des jeweiligen Landes auf die Bedingungen des Drehens ganz starke Auswirkungen. Besonders an „Baumschlager“ ist auch, dass die Originalfassung englisch ist. Das war anders gar nicht möglich, weil 80% der Darstellerinnen und Darsteller als Verkehrssprache Englisch brauchten. Was reizte sie am Thema: die Konstellation Mann begehrt von drei Frauen oder eher die äußeren Umstände? SICHERITZ: „Baumschlager“ ist eine schwarze Komödie, die mit Mitteln der politischen Satire alltägliche Verhältnisse in Israel und dem Libanon darstellt. Diese Verhältnisse haben eine solche Darstellung dringend
notwendig. Wir sehen immer wieder TV‐ Bilder, Diskussionen, Demonstrationen. Wir lesen diverse Meinungen zum Thema des ewigen Nahost‐Konflikts. Kein einigermaßen sensibler und moralischer Mensch wird sich dabei einen Standpunkt anmaßen – zu verworren, zu verfahren, zu unlösbar sind die Probleme. Am besten lässt sich das aus Eindrücken vor Ort schließen: Die überwiegende Mehrheit der Israelis verurteilt z.B. die Aktionen der eigenen Armee, zweifelt aber nicht an deren anlassbezogener Notwendigkeit. Die überwiegende Mehrheit der Palästinenser verurteilt die Aktionen der eigenen Terroristen, zweifelt aber nicht an deren prinzipieller Notwendigkeit. Und zur privaten Geschichte: „Baumschlager“ ist ein Film über drei Frauen, die einen Mann haben. WIe verliefen die Dreharbeiten ganz konkret, in einer Region der permanenten Kämpfe ? SICHERITZ: Wir haben vieles an der echten Grenze zwischen Israel und Jordanien gedreht, weil wir niemals das Geld gehabt hätten, lange Grenzzäune aufzustellen. Ich war sicher, dass man uns in einem so exponierten Gebiet niemals für einen Film würde Minen sprengen lassen. Das Gegenteil war der Fall. Da waren die Behörden ganz entspannt. Ganz anders beim Drehen in einer israelisch‐arabischen Stadt. Da mussten die diversen Bezirks‐, Straßen‐ und Block‐Capos eingeweiht und befragt werden. Da mussten alle alles wissen, damit sie ihre Leute rundherum ruhig halten konnten. In einer Szene fahren vier Armeetransporter mit libanesischen Soldaten durch eine – natürlich abgesperrte – Straße der Stadt. Ich habe erwartet, dass die Fahrzeuge im Retourgang für jeden Take zurück an den
39 Jahre lang erfüllten insgesamt 29.000 österreichische Soldaten tapfer und unauffällig ihre Überwachungsaufgaben für die United Nations Disengagement Observer Force (UNDOF) im Nahen Osten. Im Sommer 2013 ging die Mission plötzlich zu Ende. Dieser Film zeigt den wahren Grund für den Abzug der Truppen. Plötzlich soll Frieden herrschen in Nahost?! Kein Bedarf mehr für Blauhelme? Oder für heldenhafte Landesverteidiger? Kein Platz für Kriegsgewinner? Eine für alle Seiten verunsichernde, wenn nicht gar unerwünschte neue Situation! Da wird Werner Baumschlager, liebenswerter, tollpatschiger österreichischer UNO- Offizier zum Spielball zahlreicher Interessen. Man hält ihn ob seiner merkwürdigen (privaten!) Aktivitäten dies- und jenseits der Grenze für einen gefährlichen Agenten. Alle Seiten verfolgen und benutzen ihn zugleich dazu, den ihnen gleichermaßen unwillkommenen Frieden zu unterminieren. Drehbuch: Maayan Oz, nach einer Idee von Micha Shagrir Regie: Harald Sicheritz Kamera: Thomas Kürzl Schnitt: Paul Michael Sedlacek Original-Ton: Dietmar Zuson Sound-Design: Philipp Mosser, Reinhard Schweiger Kostümbild: Bina Daigeler Szenenbild: Thommy Vögel Musik: Lothar Scherpe Besetzung Thomas Stipsits (Werner Baumschlager), Gerti Drassl (Martha Baumschlager), Meyrav Feldman (Sigal Cohen), Moran Rosenblatt (Rania), Sólveig Arnasdóttir (Ulla) Produzent*in Ö: Danny Krausz, Kurt Stocker Produktionsleitung: Thomas Konrad, Kainan Eldar Filmförderstellen Ö Filminstitut, Filmfonds Wien, Filmstandort Austria Förderung: Israel Filmfund, The Ministry of Culture and Sports - Israel Film Council Fernsehbeteiligung: ORF (Film/Fernseh-Abkommen)
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filmbiz „Ich selbst bin nicht unerfahren in der filmischen Handhabung der Medizin „Humor“.
Anfang fahren würden. Aber, nein! Man meinte, es sei deutlich einfacher, sie um den Block fahren zu lassen. Die Folge war Aufruhr mit Polizeieinsatz. Die Beamten waren ziemlich nervös – und einen israelischen Polizisten macht man nicht leicht nervös. Die Anrainer hatten nämlich sofort angerufen und gemeldet, dass die libanesische Armee schon weit nach Israel vorgedrungen sei. Wieviel muss eine Komödie übertreiben, um den Alltag abzubilden? SICHERITZ: Die Drehbuchautorin Maayan Oz hat intensiv recherchiert. Sie besitzt genaue Kenntnis der darin abgebildeten Welt. Ich selbst bin nicht unerfahren in der filmischen Handhabung der Medizin „Humor“. Ich habe die Geschichte von „Baumschlager“ aus ihren handelnden Personen erzählt – aus ihren Fähigkeiten und Unfähigkeiten, ihren Lastern und Tugenden, ihren Zwängen und Träumen. Wenn man im Kino sitzt und lachen muss, wird es ein Lachen der Befreiung sein. Man wird nicht über Hauptmann Baumschlager & Co lachen, sondern mit ihnen. Man wird mit ihnen leiden, weil man jeden von ihnen an der eigenen, an der Seele des Betrachters verstehen wird. Im Film nehmen alle handelnden Personen sich selbst und die anderen ernst, es braucht weder Klamauk noch Slapstick.
Seine Welt und seine Plots sind per se bizarr genug. Zudem hat die heimische Politik bereits 2013 mit ihrem im Wahlkampffieber gefassten, internationales Aufsehen erregenden Beschluss, die österreichischen UNO‐Soldaten überstürzt vom Golan abzuziehen, „Baumschlager“ zeitlose Aktualität und einen wertvollen Aufhänger geschenkt. Kann es, ganz utopisch gefragt, etwas bringen, über solche Konflikte zu lachen? SICHERITZ: Ich glaube, dass die Welt Filme wie „Baumschlager“ braucht, um überhaupt ihre vielen, grausamen Krisen sinnvoll erfassen zu können. Klassische Meinungsbildung aus der Ferne reicht dazu niemals aus. Ich habe viele Monate in Israel zugebracht. Und je mehr ich über das Leben dort, auch von unseren arabisch‐israelischen Mitwirkenden, erfahren habe, desto schwieriger wurde es für mich, einen eindeutigen Standpunkt zu haben. Ich bin davon überzeugt, dass der Humor, der diesen Film trägt, ein wunderbares Rezept, eine wertvolle Möglichkeit ist, mit der Lage im Nahen Osten umzugehen und sein Herz zu bilden. „Baumschlager“ ist der wirklich seltene Fall, wo eine komplexe Weltlage auf eine Art in individuelle Lebenssituationen übersetzt ist, dass man beides nachvollziehen kann. Deswegen kann ich dem Film beim Publikum nur alles, alles Gute wünschen. Verdient hat er es!
Demnächst im Kino: 21/22.09.
5 /6. 10.
26./ 27.10.
Norman (Sony) Hereinspaziert! (Constantin) Das Löwenmädchen (Einhorn) Schloss aus Glas (Constantin) Rock my Heart (Constantin) Das System Milch (Tiberius Film) The Book of Henry (UPI) Baumschlager (Filmladen) Körper und Seele (Thimfilm) The lego Ninjago Movie (Disney)
Blade Runner 2049 (Sony) Eine fantastische Frau (Polyfilm) The Equalizer 2 (Sony) Mein Leben - ein Tanz (Polyfilm) Unter deutschen Betten (Fox) Happy End (Filmladen)
Fack Ju Göhte 3 (Constantin) Der kleine Vampir (Constantin) Jigsaw (Constantin) God‘s own Country (Polyfilm)
29.09. Kingsman: The Golden Circle (Fox) Chuzpe (Stadtkino) Cars 3: Evolution (Disney) Victoria und Abdul (UPI) Es (Warner) On the milky road (Filmladen) Rock my Heart (Constantin) Wir töten Stella (Thimfilm)
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12./13.10. What happened to Monday (Einhorn) Maleika (Einhorn) Relativ Eigenständig (filmdelights) Game.Set.Match! - Borg/McEnroe (Filmladen) Captain Underpants (Fox) American Assassin (Constantin) Darkland (Constantin) Tiere und andere Menschen (Polyfilm) 19.10. Borg/McEnroe (Constantin)
19./20.10. Schneemann (Fox) Träum was Schönes (Filmladen) Geostorm (Warner) The Mountain Between uns (Fox) 26./27.10. Thor: Ragnarök (Disney) Die Unsichtbaren – wir wollen leben (Thimfilm) Maudie (Filmladen)
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Wiener Kinos feiern täglich eine Premiere Echte Filmfans konnten im vergangenen Jahr statistisch gesehen täglich mindestens eine Premiere miterleben: Laut Filmwirtschaftsbericht wurden 413 Kinofilme erstaufgeführt, 44 mit österreichischer Beteiligung wollten insgesamt 650.871 Fans nicht verpassen. Einige davon erwiesen sich als echte „Straßenfeger“. 150.564 Besucher vom Boden- bis zum Neusiedlersee lockte etwa das bildgewaltige Abenteuer „Wie Brüder im Wind“ in die Kinosäle. Heuer standen bereits mehr als 20 heimische Produktionen auf dem Programm. Darunter Josef Haders Tragikomödie „Wilde Maus“, die die 260.000-Zuschauer-Schallmauer durchbrach. Christian Dörfler, Sprecher der Wiener Kinos, weiß um die Anziehungskraft dieser Filme: „Die Schauspieler, die Settings und die Sprache haben auf die Kinofans eine ganz besondere Wirkung. Da braucht es keine Special Effects en masse, denn das Publikum geht bei heimischen Produktionen mit einer ganz eigenen Erwartungshaltung ins Kino. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Betreiber mit einer breitgestreuten Filmvielfalt oder einem speziellen Nischenprogramm aufwarten.“ Nach den Sommerferien warten wieder zahlreiche Highlights heimischer Produktionen in den Wiener Kinos auf die Cineasten: Regisseur Adrian Goiginger lässt in seinem hochemotionalen Drama „Die Beste aller Welten“ das Publikum an seiner Kindheit mit der drogenkranken Mutter teilhaben. Ein Debüt, das im Rahmen der Berlinale 2017 mit dem Kompass-Perspektive-Preis ausgezeichnet wurde. UNO-Offizier Werner Baumschlager, verkörpert von Kabarettist Thomas Stipsits, wird in der Sicheritz-Komödie „Baumschlager“ zum Spielball diverser Interessen, die ein gemeinsames Ziel vereint: Der Friede im Nahen Osten soll beendet werden. Den Oktober läutet Michael Hanekes „Happy End“ ein – ein düsteres Familienporträt mit Wiedergängern aus früheren Arbeiten des österreichischen Regie-Großmeisters. In „Anna Fucking Molnar“ will Nina Proll als namensgebende Protagonistin einen Neubeginn wagen und stößt dabei auf Feuerwehrmann Christian. Premiere der mit Franziska Weisz, Mavie Hörbiger, Gregor Bloeb und Robert Palfrader äußerst prominent besetzten Komödie: 24. November 2017. „Der Mann aus dem Eis“ erzählt die Geschichte des Steinzeitmenschen Kelab – besser bekannt als „Ötzi“ –, der sich auf die Suche nach den Mördern seines Stammes macht. Ab 7. Dezember 2017 werden die Zuschauer dank höchst beeindruckender Naturaufnah-
men auf die Reise in eine längst vergangene Zeit mitgenommen. Entstanden ist das Drama in einer deutsch-italienischösterreichischen Koproduktion. In der Fortsetzungskomödie „Hilfe, ich hab meine Eltern geschrumpft“ treibt diesmal der Geist von Hulda Steckbarth sein Unwesen. „Arthur & Claire“ haben mit ihrem Leben bereits abgeschlossen, als sie der Zufall zusammenführt und neue Hoffnung schöpfen lässt. Das Drama mit Josef Hader entsteht derzeit als österreichisch-deutsch-niederländische Produktion und flimmert ab 16. Februar 2018 über die Leinwände der Wiener Kinos.
Christian Dörfler
Österreichische Produktionen als wesentliche Programmbereicherung Der stetig wachsende Anteil heimischer Filme spielt auch für die Wiener Kinos eine bedeutende Rolle. Das vielfältige Angebot ist einzigartig in Österreich: Egal ob Independent- Produktionen oder Blockbuster – die Wiener Kinos halten für jeden Geschmack das Passende bereit. Um dieses abwechslungsreiche Programm anbieten zu können, unterstützt die öffentliche Hand neben Filmproduktionen auch die Kinos selbst sowie Filmfestivals. Dörfler: „Österreich ist im Vergleich zwar ein Mini- Filmland, nichtsdestotrotz hat es sich europaweit einen außerordentlich guten Ruf erarbeitet. Es wäre für Cineasten und Kinobetreiber gleichermaßen ein großer Verlust, auf diese Produktionen verzichten zu müssen.“
Weitere Filmstarts mit österreichischer Beteiligung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): ____________________________________________ 15. September: Die dritte Option ____________________________________________ 29. September: Wir töten Stella, Chuzpe ____________________________________________ 02./03. November: Licht, Western ____________________________________________ 17. November : Tiere ____________________________________________ Teheran Tabu, Was uns bindet 01. Dezember: ____________________________________________
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Ars longa, vita brevis Die Kunst ist lang, kurz ist das Leben. Nach 16 Jahren verlässt Alexander Horwath als Direktor das Filmmuseum. Was er in seiner Amtszeit bewirkte oder wie zukünftige Generationen Film konsumieren werden, erläutert der eloquente Filmexperte im ausführlichen Gespräch.
Alexander Horwath
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Auf die Vermutung hin, dass Sie nicht sagen werden, wohin es Sie nach Ihrem Abschied vom Filmmuseum zieht, was gab den Ausschlag Ihre Tätigkeit hier zu beenden? ALEXANDER HORWATH: Meine Art zu arbeiten ist ungeheuer intensiv, und ich hab dem Filmmuseum wirklich meine gesamte Energie gewidmet. Der Bogen dessen, was ich erreichen wollte, ist schön rund geworden und ich wollte ihn einfach nicht überspannen. Ich wollte mich befreien von diesem selbst auferlegten Druck, immer das Maximale anzustreben, und möchte wieder neue Gedanken, neue Inspirationen zulassen. Anders leben einfach, ohne so vollständig eingespannt zu sein. In den letzten paar Jahren gab es im engsten Freundeskreis außerdem einige schmerzvolle Verluste, die den Blick auf Leben und Arbeit neu justieren helfen. 16 Jahren sind ja keine kurze Zeit, und ich dachte mir, dass es auch für das Haus am besten ist, wenn es eine gewisse Verjüngung in der Direktion gibt, um dieses hohe Level der Arbeit zu halten. Ich weiß, dass ich das Filmmuseum an einen sehr guten Mann weitergebe, der das Haus lebendig gestalten wird. Beim Rückblick dürfen die Fragen nach Höhepunkten bzw. Enttäuschungen nicht fehlen, was fällt Ihnen da spontan ein? HORWATH: Die Öffentlichkeit bewertet ein Museum meist nach seinem Programm, aber als eine bewahrende Institution hat man sehr viel mehr Auf-
gaben zu erfüllen. In unserem Fall begann es mit der Sanierung des Albertina-Gebäudes (2002), das unser zentraler Standort ist und wo wir einige Kämpfe ausfechten mussten, um auch unsere Räume inklusive Kinosaal und Foyer renovieren und technisch neu ausstatten zu können. Dazu kommt die Verdoppelung des Sammlungsbestands, darunter sehr viele Werke, die ich für unerlässlich halte und die nun ihren Platz in der Sammlung gefunden haben. Weiters der Aufbau einer Vermittlungsabteilung und einer starken Online-Präsenz, die Gründung wichtiger Publikationsreihen und des DVD-Labels „Edition Filmmuseum“, die zahlreichen Kooperationen mit internationalen Partnern und die Wertschätzung von Künstlern, die sich u.a. darin ausdrückt, dass wir viele Schenkungen bekamen. Und natürlich die internationale Anerkennung und der sehr rege Zuspruch durch unser Publikum. Haben Sie persönliche Favoriten, die Sie unbedingt haben wollten? HORWATH: Generell ist die Sammlungspolitik getragen vom Prinzip einer repräsentativen Darstellung des Mediums, aber ich hatte von Beginn an eine lange Wunschliste mit Filmen aller Gattungen, die es aus meiner Sicht zu erwerben galt – von Buster Keatons Sherlock jr. bis zu Pasażerka von Andrzej Munk, um nur zwei von tausend Beispielen zu nennen. Bei unserem kleinen Budget gehen sich pro Jahr vielleicht 4-5 Langfilme und 7 Kurzfilme für Kopienankäufe aus, weshalb die Schenkungen so wichtig waren. Dadurch und durch die „Patenschaften“, die die Freunde und Förderer des Filmmuseums für einzelne Ankäufe übernommen haben, konnten wir die Sammlung viel stärker ausbauen, als es unser Budget eigentlich erlaubt. Man muss auch bedenken, dass die Herstellung von Filmkopien im originalen 35mm- oder 16mmFormat seit dem Medienwechsel in der Kinobranche exponentiell teurer geworden ist. Erfreulicherweise hat sich auch die Zusammenarbeit mit den hiesigen Filmverleihern sehr positiv gestaltet. Fast alle österreichischen Verleihfirmen haben im Filmmuseum Depots angelegt, mit Kopien ihrer wichtigsten Filme, die von uns ausgewählt wurden. Und da wir international sehr gut vernetzt sind, konnten wir auch in Kooperation mit anderen Museen und Rechteinhabern einige sehr schöne Filme erwerben. Wer die Räumlichkeiten des Filmmuseums kennt, weiß, dass es kaum ein freies Platzerl mehr gibt, wo werden die wertvollen Kopien gelagert? HORWATH: Unser Archivgebäude in Wien/Nussdorf platzt aus allen Nähten. Wir konnten die Klimatech-
filmbiz nik sanieren, aber die Raumnot muss ich leider als ungelöstes Problem an meinen Nachfolger übergeben. Das Problem ist allerdings noch umfassender. Wenn man davon ausgeht, dass der Film eine zentrale Rolle im globalen kulturellen Gedächtnis spielt, muss man bei seiner Überlieferung dieselben Maßstäbe anlegen wie bei den älteren Kunstformen und Kulturtechniken. In Österreich ist das kulturpolitische Bewusstsein dafür teilweise vorhanden, aber die entsprechenden Taten und Dotierungen fallen im europaweiten Vergleich lächerlich aus. Das von den letzten beiden Kulturministern angedachte und bereits öffentlich angekündigte Film Preservation Center könnte einen sehr bedeutenden Schritt darstellen, ist aber nun wieder aufgeschoben worden, wie es scheint. Es tut mir leid, dass ich das am Ende meiner Amtszeit so sagen muss: Österreich sonnt sich im internationalen Renommee seiner Filmkultur, seiner Filmemacher/innen und Filminstitutionen, operiert aber seitens der öffentlichen Hand fahrlässig, was die Sicherung dieser Kultur für die Zukunft betrifft. Das gilt für die Langzeitsicherung der „prädigitalen“ Bewegtbilder genauso wie für jene der digitalen Produktion. In keiner anderen Sparte wird mit Originalen so schlampig umgegangen, so nach dem Motto „was brauchen wir die Mona Lisa in Öl, ich kann sie mir eh auch auf einem Poster anschauen“. Liegt es u.a. daran, dass vielen Menschen der Unterschied eines analogen und digitalen Kinofilms egal ist, Hauptsache der Film gefällt? HORWATH: Das mag schon sein. Aber wenn die Gesellschaft all das aufgeben würde, was angeblich oder tatsächlich „vielen Menschen egal“ ist, sähe die Welt in jeder Hinsicht noch viel grauenerregender aus. Das ist, wenn man so will, eine Frage der Minderheitenrechte. Die gelten eben auch für jene Wissensgebiete, Elemente der Natur, Kulturtechniken oder sozialen Errungenschaften, die jenseits der Mainstream-Meinungen existieren und bewahrt werden. Es reicht schon eine gewisse kritische Masse von Bürger/inne/n aus, die für diese Angelegenheiten eintreten. Und so wird es bei der Kulturtechnik der Kinematografie auch sein. Wenn ihre spezifischen Fähigkeiten und Resultate, die ganz anders beschaffen sind als jene der digitalen Medien, von einer qualifizierten Minderheit erkannt werden können, wird die Gesellschaft auch danach trachten, diese Kulturtechnik zu überliefern. Das gehört zum Spektrum der Kulturförderung eben dazu. Und es stärkt zwei übergeordnete Ziele: das Unterscheidungsvermögen der Menschen und die Transparenz der historischen Überlieferung. Es ist eben nicht alles gleich bzw. „egal“, das sollte zumindest Kulturvermittlern und –politikern in Zeiten von fake news besonders deutlich bewusst sein. Großen Wert legt das Filmmuseum auf die Vermittlung von Filmkultur, warum? HORWATH: Die Art und Weise, wie die Menschheit heute kommuniziert, wie man sich Aufschluss gibt über die Welt und über sich selbst, ist ursächlich von Bildern und Bewegtbildern geprägt. Das sind „Sprachen“, deren Beherrschung und Entschlüsselung
genauso wichtig ist wie die der geschriebenen und gesprochenen Sprache. Die fotografischen und filmischen Medien waren und sind die Hauptmotoren dieser Entwicklung, und es sollte selbstverständlich sein, ihnen im Schulsystem, im ganzen Bildungsbereich dieselbe Bedeutung zu geben wie den traditionellen Kulturtechniken. Das ist aber noch lange nicht der Fall, auch wenn die Bildungsinstitutionen das Defizit mittlerweile erkannt haben. Wir sehen ja bei unserer Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Pädagoginnen, wie neugierig sie sind, die vielen Facetten dieser Kulturtechniken zu erkennen oder gegebenenfalls selbst anzuwenden. Ich möchte nicht die verschiedenen Disziplinen gegeneinander ausspielen, aber beim offiziellen Österreich merkt man doch sehr schnell, wo die Prioritäten wirklich liegen. Hier wird noch sehr gerne eine modisch aufgemascherlte Schwundstufe des konservativen Bildungsbürgertums bedient, während es für die tatsächlich gebildeten Bürger von heute ganz andere Bedürfnisse gäbe. Wie gehen Sie konkret in der Vermittlung vor? HORWATH: Bei vielen, nicht nur jungen Menschen geht das Interesse am Film von den Schauspielern, von Stars aus, das war auch bei mir so und das ist legitim. Bei jedem wird der elektrische Funke anders ausgelöst. Aber je mehr ich über das Medium weiß, desto reicher und vielfältiger werden die Zugänge sein. Wenn man einmal gesehen hat, wie Jugendliche, die es gewohnt sind, Bilder auf Smartphones zu konsumieren, bei einer Vorführung im Filmmuseum die Kraft, den Glanz und die Vehemenz eines Films erleben, dann weiß man, dass man eine Tür in die richtige Richtung aufgestoßen hat – und dass man diese Tür weit offen halten muss. Das Kino selbst, als Erfahrungs- und Vermittlungsort, ist dafür ganz wesentlich. Wir bemühen uns sozusagen als Avantgarde der Filmbildung, dass solche Zugänge auch in den größeren Bildungsbereich übernommen werden – z.B. durch Kooperationen mit den Pädagogischen Hochschulen und den Universitäten. Ideen gäbe es genug, allein es fehlt das Geld, gilt das auch für das Filmmuseum? HORWATH: Natürlich hat das spezielle österreichische Kulturbewusstsein auch ökonomische Folgen für all jene, die sich außerhalb der hiesigen Idee von „Hochkultur“ bewegen. Ich möchte mich aber nicht nur beklagen. In den 16 Jahren meiner Tätigkeit habe ich einige Kulturminister/innen kommen und gehen sehen, die alle ihre Prioritäten hatten, und es ist Schritt für Schritt gelungen, einen Dialog zu etablieren, in dem das Filmmuseum ernst genommen wurde. Das hat, gemeinsam mit unseren stark gesteigerten Eigeneinnahmen, eine gewisse Entspannung der budgetären Not bewirkt, in der ich hier 2001/02 angefangen habe. Bei der Besetzung von Museumsposten wird immer wieder die Auslastung ins Treffen geführt, wie weit war das Filmmuseum einer diesbezüglichen Quote unterworfen? HORWATH: Wir haben ein erfreulich stabiles Publikum, aber es gibt weder für das Filmmuseum noch für die Bundesmuseen derartige Quotenvorgaben.
„Es tut mir leid, dass ich das am Ende meiner Amtszeit so sagen muss: Österreich sonnt sich im internationalen Renommee seiner Filmkultur, seiner Filmemacher/ innen und Filminstitutionen, operiert aber seitens der öffentlichen Hand fahrlässig, was die Sicherung dieser Kultur für die Zukunft betrifft.“
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filmbiz Filmmuseum Das Österreichische Filmmuseum verfügte 2016 über ein Gesamtjahresbudget von 2,3 Millionen Euro. Die Grundsubventionen der Republik Österreich und der Stadt Wien werden ergänzt durch Eigeneinnahmen, Spenden der Fördernden Mitglieder und Filmpat/inn/en sowie Projektbeiträge in den verschiedenen Arbeitsgebieten. Das „Unsichtbare Kino“ des Filmmuseums ist mit einer Auslastung von 47 bis 52 Prozent (über die Jahre 2009-2016) und einer durchschnittlichen Jahresbesucherzahl von 55.000 (bei rund 700 Vorstellungen pro Jahr) der bestausgelastete Kinosaal Österreichs. Neben Sammlung/Konservierung und Präsentation stellen Forschung und Vermittlung das dritte große Arbeitsfeld des Filmmuseums dar. Dazu zählt auch die Publikationstätigkeit – pro Jahr erscheinen durchschnittlich vier bis acht deutsch- bzw. englischsprachige Bücher, DVDs und OnlinePublikationen zur Geschichte und Gegenwart des Films. Im Jahr 2005 wurde das Österreichische Filmmuseum mit dem Museumspreis der Republik Österreich ausgezeichnet.
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Es ist eine medial gepushte Illusion, dass Museen laufend Besucherrekorde aufstellen müssen! Museen sind Orte der intensivierten Wahrnehmung und der Wissensvermehrung, keine Zähl- und Messanstalten für Körper, die das Eintrittsdrehkreuz passieren. Es geht hier um spezifische Qualitäten der Begegnung mit Kunst und Kulturgeschichte. Aber natürlich macht mir der Blick aus meinem Bürofenster täglich bewusst, dass es auch einen anderen Museumsbegriff gibt, z.B. in der Tourismusindustrie, wo der Begriff der „Sehenswürdigkeit“ zum Gegenteil eines „würdigen Sehens“ geworden ist. Ich gönne jedem Menschen das Abklappern diverser Markenzeichen in einer fremden Stadt, vom PradaStore über den Beethovenfries bis zum Schloss Schönbrunn. Aber es liegt im Wesen einer Demokratie, dass sie nicht nur mehrheitliche Interessen befriedigt. Und daher gibt es für demokratische Institutionen wie Museen auch „minderheitliche“ Existenzgründe, die von Forschung, Vermittlung, Restaurierung, Publikationen bis zur Qualität der individuellen Besuchererfahrung reichen. Den hippokratischen Aphorismus ‚Ars longa, Vita brevis‘ (die Kunst ist ewig, das Leben kurz), könnte man abschließend auch auf Ihre Tätigkeit als Museumsdirektor anwenden… HORWATH: Es gibt ja dieses Missverständnis, dass man ein rückwärtsgewandter Mensch sein muss, wenn man sich mit Fragen der Geschichte befasst. Meine Erfahrung besagt eher das Gegenteil. Man ist z.B. kein „Analogfetischist“, nur weil man die heute dominanten Medien, die digitale Kultur, als genauso historisch begreift wie die älteren, analogen Medien. Unsere gegenwärtigen Kulturtechniken und Artefakte sind der Geschichte genauso unterworfen wie ihre sogenannten „veralteten“ Pendants. Und man sollte sich gut überlegen, wie die eigene Epoche in Zukunft nachvollziehbar bleiben wird, denn wir selber werden alle tot sein. Für das 20. wie für das 21. Jahrhundert ist es also ratsam, ihre prägenden Techniken und Artefakte originalgetreu zugänglich zu halten, so wie man das bei früheren Epochen getan hat. Andernfalls wird man diese, also unsere Zeit bald nicht mehr verstehen.
Brief von der Akademie Österreichischer Filmpreis 2018 Die angemeldeten Filme Die Akademie des Österreichischen Films unter der Präsidentschaft von Ursula Strauss und Stefan Ruzowitzky freut sich die angemeldeten Filme zum 8. Österreichischen Filmpreis zu veröffentlichen. Insgesamt wurden 40 österreichische Kinofilme – plus 18 Kurzfilme – zum Auswahlverfahren für den 8. Österreichischen Filmpreis angemeldet. Teilnahmekriterien der Spiel- und Dokumentarfilme sind lt. Richtlinien ein Kinostart im Zeitraum Oktober 2016 bis November 2017, der Nachweis einer erheblichen österreichischen kulturellen Prägung, sowie bei internationalen Koproduktionen die Anerkennung der Koproduktion durch das BMWFW. Kurzfilme qualifizieren sich auf Grund von Auszeichnungen und Festivalerfolgen des vergangenen Jahres für die Teilnahme. Das öffentliche Screening der eingereichten 18 Kurzfilme findet am 19. November 2017 ganztägig im MUMOK-Kino statt. Eintritt frei! Die Filme werden den derzeit 488 Akademie-Mitgliedern (409 Ordentliche, 75 Außerordentliche und 4 Fördernde Mitglieder) zur Sichtung als Video on Demand zur Verfügung gestellt. Die Akademie kooperiert dazu auch heuer wieder mit der österreichischen VOD Portal Flimmit (www. flimmit.com). Aus den 21 Spielfilmen, 19 Dokumentarfilmen und 18 Kurzfilmen werden die wahlberechtigten (ordentlichen) Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films in den nächsten Wochen in einem geheimen, notariell überwachten Wahlverfahren die Nominierungen für Filme und Einzelleistungen in 16 Preiskategorien auswählen. Die Nominierungen werden im Rahmen einer Pressekonferenz am 6. Dezember 2017 bekannt gegeben. Anschließend startet der 2. Wahldurchgang, die Wahl der Preisträger/innen. Die 8. Verleihung des Österreichischen Filmpreises findet am 31. Jänner 2018 im Auditorium Grafenegg statt.
Begehung in Grafenegg für den Österreichischen Filmpreis 2018: Barbara Lindner, Mathias Zsutty, Mirjam Unger, Marlene Ropac
Die Regie der Gala wird diesmal die Regisseurin Mirjam Unger übernehmen. Für die Raum- und Bühnengestaltung ist der Szenenbildner Conrad Moritz Reinhardt verantwortlich. Co-Autor ist Mathias Zsutty.
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media Writers Room von Sky Der Boom hochwertiger Serienformate nimmt kein Ende. Einer in den letzten Jahren stetig wachsenden Nachfrage steht mittlerweile ein starkes, weltweites Angebot gegenüber – auch aus Deutschland heraus. Um aber auch den Nachwuchs zu fördern, setzt der Fernsehsender Sky auf den sogenannten „Sky Writers Room Fund“. Dabei arbeitet einigen führenden deutschen Filmhochschulen zusammen, die Studiengänge speziell für die Entwicklung dramaturgisch anspruchsvoller Serienformate anbieten. Angehende Drehbuchautoren werden hier mit dem Handwerkszeug für serielles Schreiben ausgestattet, um so den fiktionalen deutschen Serienmarkt auch international wettbewerbsfähiger zu machen. Herausragende TV-Konzepte werden mit Frank Jastfelder, Sky Director Drama einem Preisgeld von 2000€ Productions ausgezeichnet. Sky Director Drama Productions Frank Jastfelder: „Ziel des Funds ist es, kreative Film- und Fernsehmacher von morgen, die sich des hohen internationalen Qualitätsanspruchs an Serien bewusst sind, zu entdecken und zu fördern.“
IP-Sommerfest: Less Is More Mitte Juli traf sich die österreichische Werbe-und Medienbranche im Palladion XXI zum jährlichen Sommerfest der IP Österreich. „Nach dem Dschungel und einem Riesenrad in der Spanischen Hofreitschule haben wir uns in diesem Jahr dazu entschlossen, das Sommerfest wieder auf das Wesentliche zu reduzieren“, erklärte Walter Zinggl den rund 450 Gästen zur Eröffnung. Das Palladion zeigte sich an diesem Abend schlicht gehalten und ganz in weiß, getreu dem Motto „Less is more“. Nach offensichtlicher Verwunderung der Gäste, sorgte die IP Österreich jedoch wieder für eine gelungene Überraschung. Nach und nach öffneten sich mitten in der Location gesamt vier TV-Studios. Diese waren in ausgewählte Programmfarben, der durch die IP Österreich vermarkteten Sender, geteilt und jeweils mit interaktiven Stationen versehen. Im „Let’s Dance“- Studio konnte man seine eigenen Tanzkünste auf die Probe stellen, im Sportstudio fanden unter der Moderation von Johannes Brandl (Sky Sport Austria), Wuzzler Tourniere statt. Die RTL II Kochprofis Frank Oehler und Nils Egtermeyer zeigten bei der Live-Cooking Station ihr Können und im Autostudio konnte man Rennen auf der Playstation sowie der Wii beobachten. Über NFC Chips wurden bei jeder Station Punkte gesammelt. Der Gast mit der höchsten Punkteanzahl gewann einen Setbesuch bei der RTL-Erfolgsserie
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IP-Österreich-Chef Walter Zinggl
„Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei“. Ein weiteres Highlight waren u.a. ein Trabi, der zu einer Fotobox umfunktioniert wurde sowie die Magnetix-Fotostation im Sportstudio. „In diesem Jahr war es uns ein großes Anliegen, den Gästen unsere Programmvielfalt näher zu bringen, auch wenn wir nur einen Teil davon zeigen konnten. Die IP Österreich hat das erste Halbjahr in allen Zielgruppen mit einem deutlichen Plus abgeschlossen. Das zeigt uns, dass wir mit unserem Programm auf dem richtigen Weg sind“, so Walter Zinggl, Geschäftsführer IP Österreich
Back to the Roots Viacom International Media Networks (VIMN) bringt MTV Germany ab Januar 2018 zurück ins unverschlüsselte Free-TV in Deutschland und Österreich. „MTV steht mit seiner über 20-jährigen Geschichte im deutschsprachigen Raum für legendäre Musik-Formate und internationale Events, wie die MTV EMA, MTV VMA oder unsere erfolgreiche MTV UnpluggedReihe,“ so Mark Specht, General Manager Germany, Switzerland & Austria bei VIMN. „Mit Unterhaltungsshows wie ‚Catfish‘ und ‚Geordie Shore‘ greifen wir den Zeitgeist der jungen Zielgruppe auf und geben ihr eine Stimme. MTV erreicht seine Fans überall dort, wo sie sich aufhalten. Nach dem Start des kostenlosen Livestreams auf MTV.de, der von unseren Zuschauern hervorragend angenommen wurde, ist die unverschlüsselte Verbreitung von MTV ab kommendem Jahr jetzt der nächste wichtige Schritt.“
Neue Fernsehstandards Während der IFA wurde ein Gemeinschaftsprojekt der Firmen Panasonic, 20th Century Fox und Samsung vorgestellt und zwar die Entwicklung eines offenen und lizenzfreien Standard für High Dynamic Range (HDR)-Inhalte. Der Standard trägt vorläufig die Bezeichnung HDR10+. Die drei Unternehmen beginnen ab Januar 2018 gemeinsam mit der Lizensierung von HDR10+ Produkten und Inhalten. -Dafür wird eine
unabhängige HDR10+ Plattform geschaffen, die Metadaten für Content-Unternehmen, UHD TVs, Blu-ray Discs und Hersteller von Set-Top-Boxen sowie SoC Anbieter lizensieren wird. Voraussetzung hierfür ist lediglich ein geringer Mitgliedsbeitrag. Verbraucher können den neuen Standard an einem eigenen Logo erkennen.„HDR10+ ist ein technischer Schritt nach vorne, der die Bildqualität der TV-Displays der nächsten Generation spürbar optimiert“, sagt Danny Kaye, VP bei 20th Century Fox und Managing Director des Fox Innovation Lab. „HDR10+ liefert dynamische Metadaten, die jede Szene genau beschreiben und sorgt so für eine noch nie dagewesene Bildqualität. Unsere Zusammenarbeit mit Panasonic und Samsung im Fox Innovaton Lab ermöglicht es uns, neue Standards wie HDR10+ zu etablieren und damit die Visionen der Filmemacher auch über das Kino hinaus eins zu eins abzubilden.“
Noch immer steigender Fernsehkonsum Wie entwickelt sich der durchschnittliche, tägliche Fernsehkonsum im Zeitalter der sozialen Medien? Soweit es Österreich betrifft, im Jahr 2016 nach oben: Die tägliche Fernsehdauer machte einen überdurchschnittlichen Sprung von 171 Minuten auf 178 Minuten. Der erstmals erhobene Anteil des linearen, herkömmlichen Fernsehens im Bewegtbild-Gesamtkonsum lag dabei bei 86%, im Alter von 14 bis 29 Jahren bei 69% – in dieser Gruppe umfasste die grundsätzliche Tagesreichweite von Online-Bewegtbild unabhängig von der Nutzungsdauer bereits 47%. Mehr als deutlich gestiegen ist neuerlich das übertragene Datenvolumen von MobilfunkkundInnen, und zwar fast auf das Doppelte von rund 300.000 Terabyte im Jahr 2015 auf 571.000 Terabyte im Jahr 2016. Einen Großteil machen hier Streaming-Dienste wie TV, Video und Filme aus, die on demand abgerufen werden. Im Jahr 2016 wurden außerdem 650 Millionen SMS weniger versendet als im Jahr davor, die Anzahl der Gesprächsminuten sank um 250 Millionen. Dafür werden zunehmend Apps und Soziale Netzwerke eingesetzt. Ein wesentliches Thema war 2016 im Mobilfunk die Abschaffung der Roamingentgelte. Hinsichtlich neuer Mobilfunktechnologien
wendet sich aktuell der Blick auf das Roll-Out von 5G, Ziel ist hier, Österreich zu einem Pilotland werden zu lassen. Zur Qualität des offenen Internetzuganges wurden 2015 auf EU-Ebene erstmals Regeln für die Netzneutralität erlassen. Das Gremium der Europäischen Regulierungsbehörden für elektronische Kommunikation (BEREC) hat im August 2016 dazu Leitlinien verabschiedet. Die Behörden beginnen jetzt mit der Vollziehung etwa hinsichtlich einer einheitlichen europäischen Perspektive. Zu entnehmen sind diese und umfassende weitere Eckdaten über Medien und Mobilfunk dem Kommunikationsbericht 2016 der RTR.
Junge Deutsche stehen auf Streaming Serien- und Film-Streamingdienste sind bekanntlicherweise vor allem bei jüngeren Menschen beliebt. Jeder Siebte zwischen 14 und 25 Jahren (14 Prozent) nutzt das Angebot von Amazon Prime, jeder Fünfte (20 Prozent) die Programme von Netflix, wie eine Untersuchung des RTL-Werbezeitenvermarkters IP Deutschland ergab. Für die Studie wurden 1132 Deutsche zwischen 14 und 59 Jahren in einem Zeitraum von drei Tagen im Stundenrhythmus mithilfe einer speziell dafür entwickelten App befragt. Bei der letzten Untersuchung vor drei Jahren war die Nutzung der Streamingdienste noch gar kein Thema. 48 Prozent der jüngsten Zielgruppe verbrachten mindestens einmal im Befragungszeitraum ihre Zeit mit YouTube. Je älter die Befragten sind - untersucht hat die IP Deutschland ausschließlich das Nutzungsverhalten der für die RTL-Sendergruppe relevanten Zuschauerzielgruppe zwischen 14 und 59 Jahren desto weniger setzen sie auf Streaming-Angebote und YouTube. Von den 46- bis 59-Jährigen beispielsweise waren innerhalb dieser drei Tage nur 11 Prozent auf YouTube unterwegs, 3 Prozent auf Amazon und 1 Prozent auf Netflix. Das Fernsehen klassischer Prägung nimmt über alle untersuchten Altersgruppen hinweg immer noch die Vorrangstellung ein. 79 Prozent verfolgen die Angebote von ARD, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben und anderer TV-Sender. Das Interesse nimmt allerdings ab: 2014 betrug dieser Wert noch 86 Prozent.
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media Klassik-Abos für den Nachwuchs
365 fidelio-Jahreabos für junge Talente
Raiffeisen NÖ-Wien stellt insgesamt 365 Jahresabonnements der Klassik-Onlinestreaming-Plattform „fidelio“ jungen musikalischen Talenten zur Nutzung zur Verfügung. „Musikschulen sind Orte kultureller Begegnung und können das Leben eines Menschen entscheidend mitprägen. Die „fidelio“-Abos sind aber auch ein schönes Beispiel dafür, wie die Digitalisierung sinnvoll im Kulturbereich eingesetzt werden kann. Wichtige kulturelle Inhalte und wunderbare Musik können jederzeit abgerufen und genossen werden. Darüber hinaus sollen die Abos unsere jungen Talente begeistern, inspirieren und unterhalten“, betonte Landeshauptfrau Johanna MiklLeitner bei der Übergabe. „Wenn sich Kultur und Bildung so gut verbinden wie beim Klassikportal „fidelio“, dann liegt es auf der Hand, dass wir uns engagieren. Es ist uns wichtig, junge Talente zu fördern und in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Davon gibt es in den niederösterreichischen Musikschulen erfreulicherweise sehr viele“, erläuterte Erwin Hameseder von Raiffeisen NÖ-Wien die Intention für die Kooperation mit „fidelio“ und dem Musikschulmanagement NÖ. Durch die Kooperation erhalten alle 127 Musikschulen in Niederösterreich ein Jahr lang Zugang zur Klassik-Onlinstreaming-Plattform des ORF, „fidelio“. Darüber hinaus können auch die 219 jungen Musikerinnen und Musiker aus dem Talenteförderprogramm des Landes Niederösterreich, das herausragende musikalische Talente in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt und fördert, ein Jahr lang „fidelio“ in Anspruch nehmen.
Zuwachs bei RMS Austria Seit Sommer 2017 verstärkt Andreas Wurzer (37) das Sales-Team der RMS Austria. Andreas Wurzer verfügt über langjährige Verkaufserfahrung im elektronischen MedienbeAndreas Wurzer reich: zunächst war er über ein Jahrzehnt bei der Pro7Sat1Puls4 GmbH tätig und danach 4 Jahre als Teamleiter Verkauf bei IP Österreich. Zuletzt sam-
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melte Andreas Wurzer wertvolle Erfahrung als erfolgreicher Berater für Start Ups. Ebenfalls neu bei RMS Austria ist Hannah Zaunschirm (26), tätig im Bereich Campaign Management. Hannah Zaunschirm war zuletzt bei pam – perfumes and more GmbH im Bereich Product Development beschäftigt. „Ich freue mich, mit Andreas Hannah Zaunschirm Wurzer einen absoluten Profi in unseren Reihen zu begrüßen, der unsere existierenden und potentiellen Kunden von der steigenden Bedeutung von Audio in einer von Bewegtbild und Display-Werbung überfrachteten Welt überzeugen wird. Mit Hannah Zaunschirm ist ein außergewöhnliches Talent zu uns gestoßen, die unsere Agenturpartner mit den RMS-Grundwerten „Schnelligkeit, Unkompliziertheit und Herz“ betreuen wird“, so Joachim Feher, Geschäftsführer der RMS Austria.
Wechsel in der PULS 4 Senderleitung Die ProSiebenSat.1 PULS 4 Geschäftsführung gibt einen Wechsel in der PULS 4 Chefetage bekannt: Johannes Kampel legt, mit Mitte September, auf eigenen Wunsch und einvernehmlich seine Position als PULS 4 Senderchef nieder. Nach mehr als zwei sehr guten Jahren als PULS 4 Senderchef nimmt sich Kampel eine Auszeit – aber nicht ganz, denn er bleibt dem pinken Sender auch weiterhin treu und wird in diversen Projekten maßgeblich mitwirken. Zuvor sorgt er noch für eine sorgfältige Übergabe an die neue Kollegin – Stefanie GroissHorowitz übernimmt mit 18. September 2017 den Posten als PULS 4-Senderchefin. Markus Breitenecker, Geschäftsführer ProSiebenSat.1 PULS 4: „Ich bedanke mich sehr bei Johannes für seinen Einsatz die letzten Jahre und respektiere seine Entscheidung. Er kennt den Sender seit der ersten Stunde und hat ausschlaggebend zum Wachstum und Erfolg beigetragen, daher freu ich mich, dass er uns auch weiterhin begleitet. Herzlich Willkommen heiße ich Stefanie, die den Posten als designierte PULS 4 Senderchefin und das Team mit viel Expertise übernimmt, ich wünsche ihr viel Erfolg und freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Stefanie Groiss-Horowitz, PULS 4 Senderchefin: „Die Leitung von PULS 4 ist einer der spannendsten Medienjobs im Land. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit diesem engagierten und ambitionierten Team.“ Stefanie Groiss-Horowitz war zuletzt als Ressortleitung in der TV-Unterhaltung des ORF tätig und verantwortete damit u.a. auch als Head of Delegation den Eurovision Song Contest und die Konzeption und Umsetzung von ORF Hauptabend-Shows. Die Jahre davor sammelte sie ebenfalls viel Fernseherfahrung, u.a. in der Programmdirektion des ORF, als Redaktionsleiterin von Magazin- und Doku-Formaten und in der strategischen Programmplanung.
media 3.100 begeisterte Serienfans feierten bei der Sky Night Tour quer durch Österreich den Start der siebten Staffel „Game of Thrones“ und begrüßten den „Wintereinbruch“. Von 17. bis 20. Juli lud Sky in Kinos in Wien, Graz, Linz und Innsbruck ein und zeigte bei freiem Eintritt die erste Episode der brandneuen Staffel der weltweit meistgesehenen TV-Serie auf großer Leinwand. Verkleidete Fans nahmen automatisch am Gewinnspiel teil und freuten sich über original Goodies wie die „Hand-Anstecknadel“, GoT-Bierkrüge sowie ein Replikat des kürzlich noch im Kunsthistorischen Museum ausgestellten „Gemälde von Eis und Feuer“.
Sky lud zur Night-Tour mit Game Of Thrones
Den größten Ansturm verzeichnete auch heuer wieder Wien. In der UCI Kinowelt Millennium City freuten sich 1.500 eingefleischte Fans über die heiß begehrten Tickets und füllten ganze drei Kinosäle. Im Grazer UCI Annenhof fanden sich rund 700 Besucher für die zwei aufeinander folgenden Kinovorstellungen ein und in Linz sahen sich knapp 500 Personen gespannt die erste Episode im Hollywood Megaplex in der Paschinger Plus City an. Den Abschluss der Tour machte Innsbruck, wo über 400 Gäste der Einladung ins Metropol Multiplex folgten.
Werbewunder Radio Mitte Juli startete die nächste Kampagne für das Werbemedium Radio. Die Kampagne mit den stets hörenswerten Spots zählt bereits zu den Radio-Klassikern und zeigte erneut, wie kreativ Radiospots sein können und was Radiowerbung möglich macht. Auch die diesjährige Kampagne wurde im Auftrag von „radioaktiv“ – einer Initiative von ORF-Enterprise, l-r: Christoph Gaunersdorfer (CCA/Hello), Clemens Marx (Marx Tonkombinat), Philipp Siegwardt RMS Austria, Marx (Demner, Merlicek & Bergmann), Christian Forster Tonkombinat und dem (ORF- Enterprise), Edmund Hochleitner (CCA/WIEN NORD), Creativ Club Austria Michael Wyhnal (Demner, Merlicek & Bergmann), (CCA) – entwickelt. Im Doris Ragetté (RMS Austria) Rahmen eines Wettbewerbs konnte sich das diesjährige Siegerteam Philipp Siegwardt und Michael Wyhnal erfolgreich gegen vier weitere Teams behaupten. Die beiden Kreativen Siegwardt und Wyhnal zu ihrer neuen Werbewunder Radio Kampagne: „Trotz frühsommerlicher Temperaturen riegelten wir uns hermetisch von der Umwelt ab. Unsere primären Bedürfnisse vernachlässigten wir sträflichst. Es sah nicht gut aus für uns. Tag für Tag mehrten sich die Kreidestriche auf unserer rissigen Betonwand – und die Zweifel in unseren rauchenden NichtraucherKöpfen. Doch dann: Synchron zum Flackern der fahlen Leuchtstoffröhre ging uns endlich ein Licht auf. Wie besessen, begannen wir, das wilde Monstrum, das sich mittlerweile in unseren Köpfen eingenistet hatte, zu zähmen. Mit blutigen Fingern und wundgesessenem Hintern erschienen uns schließlich Umrisse der Geschichten, auf die wir so sehnlich gewartet hatten. Geschichten, die uns Tore in eine Welt öffneten, in die nur das Radio entführen kann. So erlebten wir unser persönliches Wunder. Das Werbewunder Radio.“ Das Siegerteam darf sich über einen Preis von EUR 10.000,-- freuen. Zusätzlich werden die Kosten für Einreichungen bei nationalen und internationalen Kreativwettbewerben von RMS und der ORF-Enterprise übernommen. Die Kampagnen der letzten Jahre sind vielfach national und international ausgezeichnet worden.
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Foto © Philip Jäcklein
Sky Night Tour „Game of Thrones“
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Radiotest 2/2017: 71 % ORF, 26 % Private Durchschnittlich verbringen die ÖsterreicherInnen täglich mit 183 Minuten mehr als drei Stunden mit dem Radio. Die ORF-Radios bauen zum Vergleichszeitraum des Vorjahres ihren Marktanteil um einen Prozentpunkt auf 71% aus. Damit entfallen mehr als zwei Stunden der gesamten Radionutzungszeit auf die Radioangebote des ORF. Alle inländischen Privatradios zusammen erzielen einen Marktanteil von 26%. „So feiert man Geburtstag!“, freut sich ORF-Radiodirektorin Monika Eigensperger zum 50-Jahr-Jubiläum der Sender Ö1 und Ö3 über die Ergebnisse des Radiotests: „Die ORFRadios begleiten die Österreicherinnen und Österreicher durch den Tag, sie informieren und vermitteln Wissen, bieten kulturelle Anregung, entspannen, unterhalten und vieles mehr. Ich freue mich über das anhaltend große Publikumsinteresse, dies bestätigt die hohe Relevanz aller ORF-Radios mit ihren spezifischen Angeboten.“ Ö3: Mehr als 2,6 Millionen ÖsterreicherInnen bzw. jede/r Dritte in Österreich hören täglich Ö3, das entspricht einer Tagesreichweite von 33,9%. Der Sender erreicht nicht nur in der
Radiotest 2/2017 vs. 2/2016 Österreich gesamt (Montag-Sonntag) Tagesreichweite
ORF Radios gesamt Ö3 Privatsender Inland ORF Regionalradios KRONEHIT Österreich 1 FM4
10+
61,9% (61,6%) 33,9% (32,9%) 28,8% (28,7%) 28,2% (29,1%) 11,3% (11,9%) 8,1% (7,8%)
54,9% (55,1%) 40,6% (39,6%) 37,7% (37,4%) 15,0% (16,4%) 17,0% (18,0%) 4,9% (4,8%)
71% (70%) 31% (30%) 26% (26%) 33% (33%) 7% (8%) 5% (5%)
61% (61%) 40% (38%) 36% (36%) 16% (17%) 12% (13%) 2% (2%)
3,6% (3,7%)
5,6% (5,8%)
2% (2%)
3% (4%)
Wien (Montag-Sonntag) Tagesreichweite
Marktanteil
14-49 10+ 14-49
10+
Marktanteil
14-49 10+ 14-49
ORF Radios gesamt 50,7% (48,9%) 42,4% (41,0%) 69% (67%) 62% (57%) Ö3 25,8% (24,3%) 27,6% (24,3%) 30% (28%) 36% (32%) Radio Wien 12,4% (11,5%) 7,5% (7,7%) 17% (14%) 11% (10%) Österreich 1 10,7% (10,6%) 7,4% (7,3%) 9% (10%) 6% (5%) KRONEHIT 10,7% (9,5%) 14,8% (13,5%) 9% (8%) 14% (13%) Radio Arabella 6,9% (6,4%) 4,3% (5,3%) 8% (7%) 4% (6%) Radio NÖ 6,0% (6,5%) 2,2% (2,2%) 7% (8%) 1% (3%) Radio Energy 6,0% (6,3%) 8,5% (9,0%) 4% (5%) 6% (8%) 88.6 (Der Musiksender) 4,7% (4,5%) 6,2% (6,1%) 5% (5%) 7% (7%) FM4 4,5% (4,8%) 6,3% (7,3%) 4% (4%) 6% (6%) Radio Burgenland 1,8% (1,7%) 0,3% (0,4%) 2% (2%) 0% (1%) 98,3 Superfly 1,7% (1,7%) 2,3% (2,2%) 2% (2%) 2% (3%) Radio Ö24 1,6% (2,3%) 1,9% (3,0%) 2% (2%) 3% (4%) r. klassik Stephansdom 1,1% (-) 0,5% (-) 1% (-) 0% (-)
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Gesamtbevölkerung ein größeres Publikum als im Vergleichszeitraum, auch in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen verfolgen mit 40,6% Tagesreichweite mehr Personen das Ö3-Programm. Insgesamt bindet Ö3 deutlich mehr Menschen an sein Programm als alle inländischen Privatradios Monika Eigensperger zusammen – sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch in der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Der beliebte Sender baut seinen Marktanteil in der Gesamtbevölkerung auf 31% aus, bei Personen zwischen 14 und 49 Jahren steigt der Marktanteil sogar von 38% auf 40%. Ö3 ist somit der große Gewinner des Radiotests, das Programm wird nicht nur von mehr Menschen, sondern auch noch länger gehört als im Vergleichszeitraum. Ö1: das Informations- und Kulturradio des ORF, bindet aktuell eine größere Hörerschaft an sein Programm als im Vergleichszeitraum: Mit einer Tagesreichweite von 8,1% hören durchschnittlich mehr als 630.000 ÖsterreicherInnnen ab 10 Jahren Ö1. Auch in der Altersgruppe der ab 35-Jährigen erzielt Ö1 mit 10,7% eine höhere Tagesreichweite als im Vergleichszeitraum, auch der Marktanteil steigt auf 7%. FM4: begeistert täglich rund 280.000 ÖsterreicherInnen ab 10 für sein Programm, was einer Tagesreichweite von 3,6% entspricht. Mit einer Tagesreichweite von 5,6% bei den 14- 49-Jährigen erreicht der kosmopolitische Sender weiterhin seine treue Community. Der Marktanteil bei Personen zwischen 14 und 49 liegt bei 3%. Regionalität schafft Bindung: Knapp 2,2 Millionen ÖsterreicherInnen nutzen täglich die ORF-Regionalradios, dies entspricht einer Tagesreichweite von 28,2%. Mit einem Marktanteil von 33% entfällt wiederum ein Drittel der gesamten Radionutzungszeit auf die ORFRegionalradios. In der Altersgruppe der ab 35-Jährigen liegt der Marktanteil bei 41% und ist damit mehr als doppelt so hoch wie jener aller inländischen Privatradios zusammen.
media Auch am kompetitiven Wiener Radiomarkt kann der ORF seine Marktführerschaft ausbauen. Der Marktanteil der ORF-Radioflotte wächst in der Gesamtbevölkerung von 67% auf 69%, bei den 1449-Jährigen steigt der Marktanteil sogar um 5 Prozentpunkte auf 62%: Rund zwei von drei gehörten Radiominuten entfallen in Wien auf den ORF.
Ö3 ist mit seinem unverwechselbaren Programm maßgeblich für diesen Erfolg verantwortlich: Ö3 steigert in der Gesamtbevölkerung seinen Marktanteil um 2 Prozentpunkte auf 30%, bei Personen zwischen 14 bis 49 baut Ö3 den Marktanteil von 32% auf 36% aus. Top-Performance auch für Radio Wien, der Sender steigert seinen Marktanteil in der Gesamtbevölkerung um 3 Prozentpunkte auf 17%.
Zeit für Gleichgewicht! Neuerlich beweist der aktuelle Radiotest: die RMS TOP Kombi ist insgesamt mit einer Reichweite von über 2,2 Millionen täglichen Hörern und einem Marktanteil von 36 Prozent in der Kern-Zielgruppe der 14 bis 49jährigen ein unverzichtbares Angebot in allen Hörfunk-Kampagnen. Speziell in Regionen mit größeren Städten zeigt sich die Stärke der Privatradios im RMS Verbund besonders deutlich (Wien und Steiermark). Aber auch die gesamte Gattung Radio konnte sich weiterhin als beliebtestes Medium behaupten: 77 Prozent der Gesamtbevölkerung in Österreich hört täglich Radio und mit 183 Minuten täglicher Nutzungsdauer ist Radio auch weiterhin das meistgenutzte Medium. „Der Radiotest zeigt eindrucksvoll: Kein anderes Medium hat eine derart hohe Bedeutung im Alltag der
ÖsterreicherInnen wie Radio. Täglich schalten über drei Viertel ein Empfangsgerät ein und nutzen mehr als 3 Stunden Radioprogramme. Steigende Mobilität, „smart“ in allen Lebenslagen und diverse andere aktuelle gesellschaftliche Veränderungen haben den perfekten Fit mit Radiogenuss. Und wenn ich die Stärken von Privatradio bei den Jüngeren und im urbanen Gebiet sehe, dann lässt mich dies für Privatradio extrem positiv in die Zukunft blicken. Bereits seit 2016 ist die RMS TOP Kombi auf Augenhöhe mit Ö3, daher braucht es für reichweitenstarke und effiziente Radiopläne auch das Gleichgewicht von 50:50 im Werbebudgetmix“, so Joachim Feher, Geschäftsführer RMS Austria, zu den aktuellen Radiotest-Ergebnissen.
Joachim Feher
Kronehit ist Reichweitenkaiser Der Radiotest für das Jahr 2016 bis 2017 bestätigt die klare Führungsposition von Kronehit unter den Privatsendern. Mit 11,3% Gesamt-Tagesreichweite (MoSo, 10+; Mo-Fr: 12, %) und 17% Tagesreichweite in der „Werbezielgruppe“ 14-49 (Mo-So; Mo-Fr: 17,9%) weist Kronehit stabile Reichweiten auf hohem Niveau aus, ist weiterhin mit großem Abstand Österreichs reichweitenstärkster Privatsender und liegt auch deutlich vor allen ORF-Sendern ausgenommen Ö3. Wie schon in den letzten Jahren nimmt Kronehit erneut die regionale Marktführerschaft unter den Privatsendern in fünf Bundesländern ein (Wien, NÖ, Bgld, OÖ, und bei 14-49 in Tirol) und in der Altersgruppe 14-49 haben deutlich mehr Menschen Kronehit gehört als alle ORF-Regionalradios zusammen (alle Daten 2017_2). Geschäftsführer Ernst Swoboda: „Wieder gibt der Ra-
diotest für Kronehit Grund zur Freude: Trotz starker Veränderungen in der Medienwelt zeigt Kronehit mit stabilen Reichweiten auf hohem Niveau Stärke und ist weiterhin unangefochtene Nr 1 der Privatsender. Nachdenklich stimmt allerdings, dass Privatradio insgesamt nicht weiter wächst sondern der ORF seine Dominanz behält. Das hat mit den strukturellen Rahmenbedingungen zu tun, die dringend reformiert gehören. Ich bin optimistisch, dass die dazu im Weißbuch des VÖP dargelegten Maßnahmen nach den kommenden Wahlen umgesetzt werden können.“ Programmdirektor Rüdiger Landgraf, MBA: „Ein ansprechendes Ergebnis, vor allem in Wien, für das ich mich bei den Hörerinnen und Hörern und bei unserem Team bedanke. Was mich noch mehr freut ist der Start unserer neuen App Kronehit Smart, die in drei Wochen bereits auf rund 100.000 Installationen kommt.“
Ernst Swoboda
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Radio Arabella ist Liebling der best ager Radio Arabella Geschäftsführer Wolfgang Struber freut sich im Film, Sound & Media-Interview über einen zweistelligen Marktanteil am Wiener Radiomarkt und setzt sich für die rasche Einführung von DAB+ in Österreich ein.
Wolfgang Struber
Sylvia Reim
„Wir freuen uns sehr, dass Florian Pehofer, Moderator der Radioprimetime am Nachmittag für „Die Show mit Flo“ beim Österreichischen Radiopreis 2017 den Preis als Bester Newcomer erhalten hat.“
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Wie beurteilen Sie den Radiotest 2/2017? WOLFGANG STRUBER: Radio Arabella hat sich weiter gesteigert und erreicht bei unseren erwachsenen Hörern 35+ einen Marktanteil von 10 %. Das freut uns natürlich sehr und zeigt, dass unsere einzigartige Musikmischung aus Kulthits und dem Besten von Heute, sowie der hohe Stellenwert auf lokale Berichterstattung ein Garant für diese tollen Zahlen sind- das ist die echte Abwechslung für Wien. Unser Konzept geht davon aus, dass die werberelevante Zielgruppe nicht bei 49 Jahren aufhört, sondern mindestens bis 59 Jahre reicht. Arabella fokussiert sich seit vielen Jahren auf diese best ager, die für die Werbewirtschaft sehr wohl relevant sind. Generell ist der Radiotest für die Privaten sehr erfreulich, obwohl der ORF nach wie vor 75 % am Gesamt-Marktanteil hält. Wir sprechen daher nach wie vor von überproportional besetzten Marktverhältnissen und wir arbeiten weiterhin intensiv daran diese Dominanz ins Gleichgewicht zu bringen. Stichwort Zahlen: sind die Querelen rund um den Radiotest nun für immer Geschichte? STRUBER: Wir gehen davon aus, dass die Zahlen jetzt stimmen zumal Kontrollmechanismen etabliert wurden und strenge Verfahren dahinter liegen. Der Radiotest wird gerade neu ausgeschrieben und es haben sich einige Institute dafür beworben. Generell denke ich, dass man das Thema Reichweitenerhebung weiterentwickeln und man sich dem Mediennutzungsverhalten der Zukunft anpassen muss. Die Reichweitenforschung ist ein sehr spannendes Thema - gerade jetzt, wo sich die technischen Verbreitungswege des Medium Radio diversifizieren. Es ist daher notwendig, die Marktforschung der Zukunft – ähnlich wie die Mediaanalyse in Deutschland – auf breite Beine zu stellen und auf Augenhöhe zwischen privatem und öffentlichrechtlichen Hörfunk zu betreiben. Ich glaube, dass die Verantwortlichen des Radiotests die richtigen Schritte setzen und sich künftig alle Marktteilnehmer im Radiotest wiederfinden werden. Sie sind Obmann-Stellvertreter Verein Digitalradio und gelten als Vorreiter in Sachen DAB+. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein? STRUBER: Generell hat Österreich die Chance verdient, eine vielfältige Radiolandschaft zu etablieren. Das kann DAB+ bieten. Aktuell ist die Einreichfrist für digitales Radio in Österreich am 12. Juni 2017
geendet. Zwei Multiplexanträge sind eingegangen – ein nationales Bouquet mit 11 Marktteilnehmern und ein zweites Konzept für den regionalen Markt in Wien mit weiteren Angeboten. Wir gehen davon aus, dass wir im 4. Quartal diesen Jahres Klarheit haben werden. DAB+ ist einfach notwendig, da ein Wachstum für bestehende und neue Rundfunkanbieter im UKW-Bereich nicht mehr möglich ist, 99,9 % der Frequenzen sind vergeben. Welche Programme darf man sich auf DAB+ erwarten? STRUBER: Da gibt es unterschiedliche Konzepte – von der Übernahme des UKW-Programms mit Verlängerung der Wertschöpfungskette auf DAB+ bis hin zu völlig neuen Angeboten, die niemals auf UKW zu hören sein werden, die aber trotzdem kostengünstig ihr Programm bieten können. Wie beurteilen Sie die mittelfristige Entwicklung? STRUBER: Wir sehen die Zukunft des Medium Radio im DAB+, IP- und UKW-Verbreitungsweg, ähnlich den Entwicklungen in der Schweiz oder Dänemark,, wo begonnen wird UKW zum Teil abzuschalten oder ab 2023 es generell kein UKW mehr geben wird. In Österreich gehe ich davon aus, dass UKW weiterhin eine Rolle spielen wird, zumindest solange, bis genügend DAB+ Endgeräte am Markt sind. Generell: die Mitglieder von Digitalradio Österreich wollen nicht dem Medium Radio schaden, sondern die Angebotsvielfalt weiter entwickeln, denn wir sind überzeugt, dass es auch Österreich verdient hat eine Vielfalt an nationalen Radioangeboten zu haben und viele Sender durchgehend vom Neusiedler- bis zum Bodensee zu empfangen. Radio Arabella ist auch Mitglied beim Radioplayer Österreich? STRUBER: Ja, weil wir hoffen dass es auch hier eine gesamtösterreichische Lösung inklusive ORF geben wird und weil auch die IP-Radio-Verbreitung bei der Radiosignalverbreitung wichtig ist. Wir wollen generell auf jedem Verbreitungsweg, wo wir Menschen mit Hörfunk erreichen, präsent sein. Gleichzeitig sind wir der Meinung, dass keine internationalen Gatekeeper zwischen Sendernetz, Programmanbieter und Radionutzer stehen sollte, wie es bei Internetangeboten der Fall ist. Es ist wichtig, dass das Medium „Radio“ eigene Verbreitungswege in der Gegenwart (UKW) und in Zukunft (DAB+, IP) hat und diese nicht
media an multinationale Konzerne bzw. Gatekeeper abgegeben werden. Hier ist die Bundesregierung und die Medienpolitik gefordert, so rasch wie möglich Rahmenbedingungen für ein duales, eigenständiges, ausgewogenes und nationales Rundfunksystem zu schaffen und die marktbeherrschende Situation an Hörfunkmarkt in ein zukunftsorientiertes überzuführen. Der Verein Digitalradio wirft der AKM „Wucherkonditionen“ im Rahmen der DAB+-Einführung vor – was ist damit gemeint? STRUBER: Der Verein wirft der AKM „Wucherkonditionen“ vor, weil die AKM von den elf Hörfunkveranstaltern, die am bundesweiten Digitalradioprojekt teilnehmen, zu Beginn des Sendestarts Mindestentgelte von insgesamt rund zwei Millionen Euro jährlich und nach Erreichen der Ausbauphase 4 rund fünf Millionen Euro verlangt. Begründet wird diese „absurd hohe Forderung“ damit, dass solange der Urheber-
rechtssenat noch nicht über neue Satzungen und Tarife entschieden hat, jene Tarife begehrt werden, die für analoge Privatradios gelten. Hier legt man Tarife an die für analoge Radios gelten, die sich aber kein DAB+-Anbieter leisten wird können. Wir gehen aber davon aus, dass wir auch hier bis Jahresende eine für beiden Seiten zufriedenstellende Lösung herbeiführen werden. Stichwort AKM, LSG – welchen Stellenwert haben österreichische KünstlerInnen im Programm von Radio Arabella? STRUBER: Traditionell einen sehr hohen – Kulthits von Ambros, Fendrich, Danzer und Co finden sich ebenso im Programm wie aktuelle VÖs von 5/8 in Ehrn, Zoe u.v.m. Auch unser Arabella Austropop-Channel ist ein toller Quotenbringer. Und bei unseren zahlreichen Off-AirEvents – vom Sound Of Summer bis zu den Weihnachtsdörfern – sind heimische Künstler und Interpreten intensiv eingebunden.
Foto ©ORF/Leitner
ORF-TVthek: So unterhaltsam kann Lernen sein Im Rahmen der Aktion „ORF-TVthek goes school“ steht seit 11. September 2017 ein neues zeit- und kulturhistorisches Videoarchiv bereit, das die „Geschichte Wiens“ zum Thema hat und mit dem die Ende 2014 gestartete Reihe zur Geschichte aller österreichischer Bundesländer vervollständigt wird. Die multimedial aufbereitete „Geschichte Wiens“ informiert über bedeutende Geschehnisse und Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte in der Bundeshauptstadt und stellt diese in einer speziell für die Integration in den Unterricht geeigneten Form dar. Bei der Präsentation formulierte Brigitte Wolf, ORF-Landesdirektorin Brigitte Wolf Wien ihre Begeisterung so: Brigitte Wolf: „Wer glaubt, Wien zu kennen, wird überrascht sein. Denn die Kamera entdeckt jedes noch so kleine Detail, hebt verborgene Schätze und schwebt über Dächer. Sie schleppt uns in die ‚entren Gründ‘, in die Vorstadt in der Nachkriegszeit, seziert die sozialen Konflikte der Peripherie in der Gegenwart, kokettiert mit der dörflichen Grätzel-Idylle, verliert sich in der Buntheit der Märkte, stöbert in Großmutters Kredenz, schnüffelt in ‚Barocken Oasen mit Lustbarkeiten‘ und konfrontiert mit der jüdischen Geschichte der ‚Mazzesinsel‘. Wien fesselt eben mit einem Spannungsbogen zwischen Gemütlichkeit und historischer Dynamik. An jeder Straßenecke stolpern die Filmemacher/innen über Zeugen historischer Ereignisse. Das erweckt kreative Neugier: ein Interesse, das in Dokumentationen wie z. B. über die Türkenbelagerung, den Wiener Kongress oder den Februar 1934 festgehalten wird. Wir sind überzeugt, dass unsere Begeisterung für
‚ORF-TVthek goes school‘ anstecken und den Blick für die Vielfältigkeit, Widersprüchlichkeit und Buntheit Wiens schärfen wird. Viel Spaß beim (Neu-)Entdecken unserer wunderbaren Stadt!“ „ORF-TVthek goes school“ ist Teil des Angebots der Videoplattform ORF-TVthek. Ziel von „ORF-TVthek goes school“ ist es, Online-Themenschwerpunkte mit herausragendem und einzigartigem Videomaterial aus dem ORF-Archiv zu den Bereichen Zeit- und Kulturgeschichte dauerhaft und unbefristet online abrufbar anzubieten. Die Inhalte der Archive sollen dabei vor allem Lehrer/innen und Schüler/innen ansprechen und sind speziell als multimediales Bildungsangebot für den Unterricht an Schulen und weiteren Bildungseinrichtungen geeignet. Vom ORF gestaltete Fernsehsendungen und -beiträge zu zeit- und kulturhistorischen Events und Entwicklungen können somit dabei behilflich sein, v. a. Jugendlichen Bildungsinhalte mittels moderner Kommunikationsmedien näherzubringen. Thomas Prantner, ORF-Onlinechef: „Mit dem Launch des Videoarchivs zur Geschichte Wiens ist die Ende 2014 gestartete Bundesländerreihe im Rahmen der Aktion ‚ORFTVthek goes school‘ nun vollständig. Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel für eine moderne Umsetzung des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags des ORF, denn die Archivreihe bietet einen umfassenden, spannenden, vor allem Jugendliche als intensive Online-Videonutzer ansprechenden multimedialen Blick auf das zeit- und kulturhistorische Geschehen in jedem einzelnen Bundesland.“ Die Stadt Wien und der Stadtschulrat für Wien unterstützen die Aktion. U. a. erhalten die Schulen ausführliches Infomaterial. In Wien kann das Videoarchiv damit an insgesamt 93 AHS, 61 BMHS, 125 NMS, 25 Berufsschulen und 13 Polytechnischen Schulen als ergänzendes Material in den Unterricht integriert werden. Auch die Wien Holding unterstützt das „ORF-TVthek goes school“-Projekt.
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7 Jahre Terra Mater Factual Studios
Foto © Terra Mater Ammonite Films Liz Thorp
Foto © TMFS/ServusTV/Martin Hörmandinger
Harald Maier/ServusTV, Walter Köhler/Terra Mater Factual Studios, Dietmar Otti/Red Bull Media House
Über Terra Mater Factual Studios Terra Mater Factual Studios produzieren erstklassige TV-Programme und Kinofilme und fühlen sich dabei ausschließlich den höchsten Produktionsstandards verpflichtet. Für klassische Primetime Dokuserien und Specials sind Natur, Wissenschaft und Geschichte die Kerngenres. Das österreichische Produktionshaus verfolgt aber auch andere Stilrichtungen in erfrischend neuen, seriellen Factual Entertainment-Formaten. Für die Kinoleinwand realisieren Terra Mater Factual Studios Filmprojekte vom klassischen Dokumentarfilm über das ‚Wild Drama’, in dem die Natur die Hauptrolle spielt, bis hin zum Spielfilm mit wahrer Geschichte als Grundlage für das Drehbuch. Terra Mater Factual Studios wurden am 1. Jänner 2011 mit Sitz in Wien gegründet. Das Tochterunternehmen von Red Bull ist spezialisiert auf die Produktion und Distribution von Dokumentarfilmen für Kino, TV und Multimedia Plattformen.
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Foto © erra Mater_Marc Mol
Kürzlich feierte das Wiener Produktionshaus Terra Mater Factual Studios das verflixt erfolgreiche, siebente Jahr seines Bestehens und präsentierte im festlichen Rahmen der ORANG.erie des Tiergarten Schönbrunn seine Doku-Highlights für den Herbst.
Sir David Attenborough
Mehr als 150 Titel hat die Dokuschmiede rund um Walter Köhler in den vergangenen 7 Jahren produziert. 185 Awards gab es dafür. Eine Erfolgsgeschichte, die mit den neuen Herbstdokumentationen in die nächste Phase gehen soll. Im Rahmen einer exklusiven Präsentation stellten Terra Mater Factual Studios ihre neuen Produktionen gemeinsam mit ServusTV und dem Terra Mater Magazin dem Publikum vor. Im deutschen Sprachraum erstmals zu sehen sind die Filme bei ServusTV seit 20. September, immer mittwochs um 20:15 Uhr. Besonderes Augenmerk wurde dem 3-Teiler „Das Gesetz der Löwen“ geschenkt. Unter Anwesenheit von Naturfilmer und Regisseur Owen Prümm wurde die erste Folge der Löwen-Saga präsentiert. Die Trilogie besticht durch Bilder, wie sie so noch nie zu sehen waren und einen ungeschminkten Blick auf das außergewöhnliche Verhalten der Löwen im Nationalpark Ruaha in Tansania. Beim Storytelling wurde auf eine horizontale Erzählweise mit narrativen Elementen gesetzt, wie man sie von Filmen und Serien kennt. Burgschauspielerin Dörte Lyssewski, die deutsche Stimme von Cate Blanchet, verleiht der LöwenSaga viel Emotion. Im Anschluss an die Präsentation von „Das Gesetz der Löwen“ diskutierten Owen Prümm, Walter Köhler und Harald Schwammer, zoologischer Leiter des Tiergarten Schönbrunn, über die Besonderheiten der Dreharbeiten, neue Erkenntnisse in Bezug auf die Verhaltensweisen von Löwen und die Verpflichtung von Naturfilmern, die Menschen auf die Stärken aber auch die Schwächen unserer Natur aufmerksam zu machen.
Das Gesetz der Löwen
Walter Köhler, CEO von Terra Mater Factual Studios und Produzent der Dokus, weiß seinen filmischen Schatz zu würdigen: „In meinen 30 Jahren Berufserfahrung habe ich solche Bilder noch nie gesehen. Dass zwei Löwenweibchen eine ausgewachsene Giraffe angreifen und niederstrecken, dass sich mehrere Löwenrudel eine Beute teilen, das konnte so noch nie dokumentiert werden. Unsere internationalen Partner ARTE, National Geographic und der NDR haben die Besonderheit dieses Drehmaterials erkannt und den 3-Teiler co-produziert.“ Harald Schwammer zeigte sich vom Film beeindruckt und wünscht sich das gesamte Rohmaterial zur Auswertung. „Das würde drei Wissenschafter für lange Zeit beschäftigen und jede Menge neuer Erkenntnisse über die Löwen bringen.“ Der aus Südafrika stammende Regisseur Owen Prümm lebte und filmte 7 Jahre lang im Ruaha Nationalpark. Knapp 300 Stunden Rohmaterial entstanden dabei. In 11 Monaten Postproduktion in Wien wurde die Trilogie gemeinsam mit einem internationalen Team vollendet: renommierte Cutter und eine vielfach ausgezeichnete Komponistin aus England, eine preisgekrönte Autorin aus Australien und eine brillante, deutsche Erzählstimme - geleitet vom bewährten Team der Terra Mater Factual Studios. Zu den weiteren Herbsthighlights aus der Terra Mater Reihe zählen unter anderem eine faszinierende Doku mit Sir David Attenborough über eine Superkolonie von Waldameisen, ein Film über die faszinierende Tierwelt der Insel Tasmanien und zwei Dokus über neue Erkenntnisse aus der Mond- und Erdbebenforschung.
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Reden-Wir.AT Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin Agenda Setting - Do Media matter? „Zum Regieren benötige ich nur Bild, BamS (Bild am Sonntag) und Glotze“. Soweit der saloppe Ausspruch eines ehemaligen hochrangigen deutschen Politikers. Ein heißer Herbst steht uns Wahlberechtigten bevor. Anlass genug, das Thema “Agenda Setting” in der politischen Kommunikation aufzunehmen. Und zu durchleuchten. Aber was ist Agenda Setting? Verkürzt beschrieben ist es die Korrelation zwischen der Medien- und Publikumsagenda. In den Massenmedien viel behandelte Themen erhalten Einzug in Politik und Gesellschaft und werden dort weiter diskutiert. Der Agenda-Setting-Ansatz wurde im Kontext der Wahlforschung entwickelt. Ausgehend davon, dass die Massenmedien oft die erste oder sogar einzige und damit wichtigste Informationsquelle über Themen und Sachverhalte sind, wird ein Medieneinfluss auf die Meinungsbildung über diese Themen und Sachverhalte unterstellt (vgl. Schulz 2008). Kennzeichnend für den Agenda-Setting-Ansatz ist daher die Annahme, dass Meinungsbildung und Meinungsbeeinflussung durch Informationsvermittlung als entscheidender Wirkungsfaktor bzw. als Voraussetzung stattfindet. Agenda-Setting wird von Forschern „als individuelles, psychologisches und auch soziologisches Konzept mit politischem Hintergrund verstanden“, obwohl es eigentlich als Modell zur Erforschung massenmedialer Einflüsse entworfen wurde (vgl. Eichhorn 1996). Die Rolle der Journalisten spielt bei der Nachrichtenkonstruktion eine besondere Rolle. Ihnen wird kein realistisches Abbild unterstellt, sondern eine aktive Konstruktion von Realität. Diese Konstruktion wird oftmals auch als Macht der Medien bezeichnet. Die Medien sind in der Lage, Themen zu selektieren und nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Themen stehen zueinander in Konkurrenz. Ist ein Thema besonders aufmerksamkeitsstark, wird ein anderes darunter leiden. Journalisten werden zu Gatekeeper, wenn sie aus der Auswahl von Quellen einzelne Themen auswählen. Beim Agenda-Setting wird von einem zeitlich überdauernden und homogenen Themenset in allen Medien ausgegangen. Die Selektion von Themen wird durch - Redaktionelle Struktur des Mediums - Persönliche Werte, Vorstellungen und Ziele des einzelnen Journalisten/Online-Redakteurs - Nachrichtenfaktoren bestimmt bzw. gestaltet. Weit davon entfernt, ein Spiegelbild unserer Welt zu sein, zeichnen die Medien (zwangsläufig oder beabsichtigt?) ein Zerrbild. Durch Social Media und unsere Transparenzgesellschaft haben Journalisten jedoch ihre Alleinstellung als Gatekeeper verloren. Jeder ist selbst in der Lage, die Öffentlichkeit zu informieren und mitseinen Zielgruppen in Dialog zu treten. Mit dem Aufkommen neuer Medien hat sich die Art und Weise, wie Themen auf die öffentliche Agenda kommen, ganz grundsätzlich verändert. Die viralen Effekte werden genutzt, um durch das Schneeballprinzip noch viel
mehr Menschen zu erreichen. Die Macht der Vielen wird in Crowdsourcing-Prozessen angezapft, um kreative Ideen zu entwickeln, die eine möglichst große Reichweite erlangen. Die Diskussionskultur in sozialen Medien befördert, dass jene, die mit Lügen sowie - noch weit raffinierter (und zudem nicht automatisiert verifizierbar oder eindämmbar) - durch Suggestion, Anspielungen und Unterstellungen manipulieren und provozieren, breite Einfallstore haben. Einen Großteil seiner Attraktivität bezieht Agenda Setting durch die postulierten langfristigen kognitiven Wirkungen. Und auch wenn der Agenda Setting-Effekt zu den empirisch am besten abgesicherten Medienwirkungs-Hypothesen gehört, ist er auch umstritten. Die wesentlichsten Kritik-
punkte der Agenda Setting-Methode sind die weitgehend ungeklärte Rolle interpersonaler Kommunikation (also die Kommunikation zwischen mindestens zwei Kommunikationspartnern), die Vernachlässigung soziologischer Thematisierungsprozesse und die vermittelte Allmacht der Medien. „... the press is significantly more than a purveyor of information. It may not be successful much of the time in telling people what to think, but it is stunningly successful in telling its readers what to think about”. (Bernhard C. Cohen, 1963) www.reden-wir.at
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ORF Awards 2017
Im Rahmen der ORF-Programmpräsentation wurden im ORF-Zentrum am Küniglberg die begehrten ORFAwards für die besten Fernseh- und Radiospots sowie Digital-Kampagnen verliehen. Insgesamt elf Preise wurden in unterschiedlichen Kategorien an heimische und internationale Auftraggebe,r deren Kreativ- und Mediagenturen sowie Produktionsfirmen und Tonstudios überreicht. Zugelassen waren diesmal Arbeiten, die zwischen 1. März 2016 und 28. Februar 2017 in den Medien des ORF zu hören und zu sehen waren.
Alexander Wrabetz
Oliver Böhm
Fullhouse bei den ORF-Awards im Rahmen der Programmpräsentation
Auftraggeber Möbelix räumte sowohl einen ORF-Onward als auch einen ORF-Werbehahn ab, Demner, Merlicek & Bergmann konnte vier Awards (einen ORF-Onward, zwei ORF-Werbehähne und einen ORF-Top Spot) mit nachhause nehmen, Jung von Matt/Donau punktete zwei Mal beim ORF-Top Spot, Media1 räumte drei Awards (zwei ORF-Werbehähne und einen ORF-Top-Spot) ab und PPM Filmproductions konnte sich über zwei ORF-Top Spot-Awards freuen. „Die starke Medienmarke ORF genießt hohes Vertrauen bei den Österreicherinnen und Österreichern. Damit sind die Medien des ORF der verlässliche Partner für erfolgreiche Kampagnen und starke Werbewirkung im journalistischen Qualitäts-Umfeld. Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger stehen repräsentativ für die beeindruckenden Leistungen, die am Kreativstandort Österreich erbracht werden“, gratulierte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. „Es gibt einen Ort, an dem aus kreativen Ideen große Werbewirkung wird: das sind die Medien des ORF. Mit Österreichbezug, Reichweite, Qualität und Relevanz sind sie an 365 Tagen im Jahr das Informations- und Unterhaltungsangebot, in dem Werbung ihre Wirkung voll entfalten kann. Die ORF-Awards sind eine beeindruckende Leistungsschau, die zeigt, was in Fernsehen, Radio und Digital alles möglich ist. Die ausgezeichneten Arbeiten sind Benchmark und Inspiration für die Branche“, sagt ORF-Enterprise CEO Oliver Böhm anlässlich der Award-Verleihung.
Die Gewinner des ORF-Onward 2017
Die Gewinner des ORF-Werbehahn 2017
Die Gewinner des ORF-Top Spot 2017
Gold Auftraggeber: Möbelix Marke/Bezeichnung: Küchenplaner Banner Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann Produktionsfirma: Demner, Merlicek & Bergmann
Gold Auftraggeber: Berglandmilch Marke/Bezeichnung: Latella Festival Kreativagentur: Dirnberger de Felice Grüber Mediaagentur: MediaCom Tonstudio: Cosmix Studios
Gold Auftraggeber: T-Mobile Austria Marke/Bezeichnung: Homenet Kreativagentur: Jung von Matt/Donau Mediaagentur: MediaCom Produktionsfirma: PPM Filmproductions
Silber Auftraggeber: Mömax Marke/Bezeichnung: Ganz genau Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann Mediaagentur: Media1 Tonstudio: Tic Music
Silber Auftraggeber: Erste Bank und Sparkassen Marke/Bezeichnung: Eishockey Kreativagentur: Jung von Matt/Donau Mediaagentur: MEC Produktionsfirma: PPM Filmproductions
Bronze Auftraggeber: Actual Fenster Türen Sonnenschutz Marke/Bezeichnung: Dunkelheit Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann Mediaagentur: Media1 Tonstudio: MG-Sound Studios
Bronze Auftraggeber: A. Darbo Marke/Bezeichnung: Honig „Blüten weisen den Weg“ Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann Mediaagentur: Media1 Produktionsfirma: Grandma
Regional (ORF Radio Wien) Auftraggeber: Wiener Linien Marke/Bezeichnung: Fahr fair! Kampagne Kreativagentur: WIEN NORD Mediaagentur: WIENCOM Tonstudio: blautöne
International Auftraggeber: Porsche Austria Marke/Bezeichnung: VW Tiguan „Lachende Pferde“ Kreativagentur: Grabarz & Partner Mediaagentur: Porsche Werbemittlung Produktionsfirma: CZAR Film Hamburg
Silber Auftraggeber: Hutchison Drei Austria Marke/Bezeichnung: 3Tube/Katzen Kreativagentur: Hello München & Virtue Austria Mediaagentur: UM PanMedia Produktionsfirma: Virtue Austria Bronze Auftraggeber: Nespresso Österreich Marke/Bezeichnung: Nespresso Prodigio Kreativagentur: artworx Mediaagentur: Performics Produktionsfirma: artworx
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IP: Season 2017/2018 Werbezeiten-Vermarkter IP Österreich lud gemeinsam mit den Programmverantwortlichen der Sender RTL, VOX, SUPER RTL, NITRO, RTL II, n-tv, RTLplus, Sky Sport Austria HD und R9 erneut zur Programmpräsentation ins Metro Kino Wien. Auf der großen Kinoleinwand zeigten die einzelnen Sender die TV-Highlights der kommenden Season 2017/2018. Brand neu in der IP Familie präsentierten sich erstmals n-tv und RTLplus, die ab Jänner 2018 mit eigenem Werbefenster in Österreich starten.
Walter Zinggl (3.v.l.) lud gemeinsam mit den Senderchefs des IP-Portfolios zur Präsentation der TV-Season 17/18
„Mit n-tv und RTLplus, erweitern wir unser Portfolio um zwei TV Sender mit klarem Profil und ermöglichen somit eine noch spezifischere ZielgruppenAnsprache. Damit bietet die IP Österreich Werbekunden so viel Reichweite wie nie zuvor. Dass wir bzw. unsere Sender mit dem Programm auf dem richtigen Weg sind, zeigen uns die Zahlen: Die IP Österreich hat im Gegensatz zu anderen Sendergruppen das erste Halbjahr mit einem deutlichen Plus von 0,9 Prozentpunkten in der werberelevanten Zielgruppe (E12-49) abgeschlossen. In der jungen Zielgruppe E12-29 kommen wir sogar auf einen Zuwachs von 1,6 Prozentpunkten“, so Walter Zinggl bei der Programmpräsentation in Wien. Exklusivität, Eigenproduktionen, Qualität und Kreativität zeichnen die durch die IP Österreich vermarkteten Sender aus. Von erfolgreichen US-Serien, über hochwertige Dokumentationen, Nachrichtenformate, hochklassigen Sport bis hin zu erfolgreichen Eigenproduktionen und Shows, bieten die Sender RTL, VOX, SUPER RTL, NITRO, n-tv, RTLplus, RTL II, Sky Sport Austria HD und R9 gewohnt ein umfangreiches Programmportfolio.
RTL investiert weiter in Eigenproduktionen Nachdem RTL bereits in der vergangenen Season mit zahlreichen neuen Programmen wie „Ninja Warrior Germany“, „500 - Die Quiz Arena“ oder „Magda macht das schon“ erfolgreich war, erhöht der Sender jetzt die Dosis an eigenen Inhalten. RTL-Senderchef Frank Hoffmann bei der Programmpräsentation in Wien: „Wer bei zunehmender Konkurrenz erfolgreich bleiben will, der muss auf Exklusivität
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und Kreativität setzen – auf Live-Events und Aktualität.“ So hat RTL insgesamt fünf neue, eigenproduzierte Drama-Serien mit jeweils zehn Folgen in Auftrag gegeben. Hierzu zählen u.a. die Crime-Serie „Bad Cop - kriminell gut“, die Anwaltsserien „Jenny echt gerecht“ und „Beck is back!“, die Medical-Serie „Lifelines“ und die Dramedy „Sankt Maik“. Mit „Beste Schwestern“ und Mirja Boes in der Hauptrolle wird nach dem jüngsten Erfolg von „Magda macht das schon“ auch eine weitere neue Sitcom gedreht. Auch in den Genres Show und Real Life sorgt RTL für Nachschub. Auf neues Terrain begibt sich Extrem-Reporter Jenke von Wilmsdorff („Das JenkeExperiment“) in „Kopfgeld“. „The Big Bounce“ folgt dem Trend des Trampolin-Springens und erweitert damit den Bereich der Physical-Gameshows neben „Ninja Warrior Germany“, das in Österreich mit bis zu 305.000 Zuseher bereits erfolgreich gestartet ist.
VOX präsentiert vom Besten mehr und viel Neues dazu Mit erfolgreichen Eigenformaten sowie zahlreichen Serienhighlights wie „Gone“, „Imposters“ oder „Big Little Lies“, beweist VOX in der kommenden TV-Season erneut sein großes Potenzial an kreativen Ideen. „Wir freuen uns sehr, dass wir das erste Halbjahr auch in Österreich mit einem deutlichen Plus abschließen konnten. Diesen Trend wollen wir natürlich in der kommenden Season fortsetzen – zum einen mit bewährten Formaten, die nach wie vor für wachsende Marktanteile sorgen, wie ‚Club der roten Bänder‘, ‚Kitchen Impossible‘ oder aktuell ‚Die Höhle der Löwen‘. Und zum anderen haben wir natürlich wieder neue und unique VOX-Eigenproduktionen im Programm“, so VOX-Geschäftsführer Bernd Reichart.
SUPER RTL bringt den „Super Toy Club“ zurück ins TV SUPER RTL ist in der Kinderzielgruppe (3-13) nach wie vor der beliebteste Sender und lässt in Österreich mit 24,4 Prozent, die direkte Konkurrenz weiterhin hinter sich. Neben neuen Animationsserien von DreamWorks, legt SUPER RTL mit dem „Super Toy Club“ die Showlegende des Kinderfernsehens neu auf. Ab dem 22.9. zeigt SUPER RTL die Neuauflage in gesamt 15 Folgen, in denen vier Jungs gegen vier Mädchen antreten. Geschäftsführer Claude
media Schmit: „Auf die Neuauflage unseres Kultformats ‚Super Toy Club‘, das viele Eltern noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen, freue ich mich ganz besonders. Wir glauben fest an das Konzept und werden es auf den neuesten Stand bringen.“ In der Daytime können sich Zuseher auf neue DreamWorks-Serien wie „Spirit: wild und frei“ und „Trolljäger“ freuen. In der Primetime setzt der Sender auf das Trend-Genre True Crime sowie frauenaffines Programm mit Wohlfühlgarantie. Zudem gibt es neue Folgen der erfolgreichen US-Serien „Once Upon a Time – Es war einmal…“ und „Dr. House“.
NITRO zeigt Sport, Fiction und Factual Entertainment - Programm für echte Männer Mit seiner starken Performance hat sich NITRO in Österreich als Männersender in den ersten fünf Jahren nicht nur etabliert, sondern gerade in der ersten Hälfte 2017 mit einem Marktanteil von 1,83 % (E18-59) deutlich von der direkten Konkurrenz abgesetzt. Erst im August erreichte der Sender in Österreich neue Rekordwerte von bis zu 5,2 % (E12-29) Marktanteil. Sport, Factual Entertainment und Fiction bilden die programmlichen Schwerpunkte mit denen NITRO sein stetig wachsendes Publikum auch in der kommenden Season mitreißen wird. „Ein erfolgreiches erstes Halbjahr 2017 liegt hinter uns, mit Wachstum über alle Zielgruppen hinweg. Zudem hat sich der Sender inhaltlich vom Muttersender emanzipiert und nennt sich folgerichtig statt RTL NITRO nur noch NITRO. Programmlich stehen wir vor einer spannenden Season: mit Serienpremieren wie die von ‚Mr. Robot‘ und ‚Taken‘, dem Start des weltweiten Factual-Welterfolgs ‚Mythbusters‘ sowie mehr Fußball mit den Entscheidungsspielen in der WM-Qualifikation und ‚100% Bundesliga‘ live am Montagabend“, so NITRO Programm-Geschäftsführer Oliver Schablitzki.
RTL II zeigt mehr Auch in der kommenden TV-Season will RTL II sein Publikum mit emotionalen und vielseitigen Unterhaltungsformaten begeistern. Daily Soaps, DokuSoaps, die das echte Leben zeigen, erstklassige Serien und Kino-Highlights, gepaart mit hochwertigen Reportagen und Magazinen sollen für eine spannende TV-Season 2017/2018 sorgen. Andreas Bartl, Geschäftsführer RTL II: „Österreich ist seit vielen Jahren ein immens wichtiger Markt für RTL II, in dem wir immer wieder tolle Erfolge feiern – wie jüngst mit ‚Curvy Supermodel‘. Als deutschsprachiger Reality-Sender Nr. 1 wollen wir unseren Nachbarn auch im nächsten Jahr viele neue Geschichten aus dem echten Leben zeigen: ehrlich, direkt und auf Augenhöhe.“ Nach dem erfolgreichen Start von „Naked Attraction“ im Frühjahr 2017 (bis zu 7,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen), folgt 2018 eine 2. Staffel der aufsehenerregenden Nackt-Dating-Show. Ebenfalls hüllenlos zeigen sich die Kandidaten im September bei RTL II: Mit „Love Island“ holt der Sender erstmals den englischen
Quotenerfolg ins deutschsprachige Fernsehen. Das Konzept klingt vielversprechend: sexy Singles, eine luxuriöse Villa auf einer paradiesischen Insel und die Suche nach der großen Liebe.
Bei Sky ist der Live-Sport zuhause „Sky ist der Sportsender Nummer 1 und, wenn es um österreichische Ligen geht, ist Sky Sport Austria HD die Heimat aller Fußball-, Eishockey- und Basketballfans. Im Live-Umfeld sowie auf unseren innovativen und besucherstarken digitalen Sport-Kanälen freuen wir uns laufend über steigende Umsätze im Werbebereich“, so Florian Moritz von Sky Österreich. Der Sender zeigt alle 180 Spiele der tipico Bundesliga live – 144 davon exklusiv. Für echte Fans, denen das noch immer nicht genügt, gibt es das Diskussionsformat „Talk & Tore“ und die kompakte Zusammenfassung „Alle Spiele, alle Tore“. Als exklusiver TV-Partner überträgt der Sky Sport Austria HD alle 50 Live-Spiele der „Admiral Basketball Bundesliga“. Digital werden die Sportbegeisterten auf skysportaustria.at mit News und Videos ideal bedient und auf den Social-Media-Kanälen diskutiert die größte und interaktivste Sport-Community des Landes. Mit Sky Go und Sky On Demand stehen Top-Serien jederzeit auf Abruf. „Seit einigen Monaten können österreichische Werbekunden auch rund um den besten Serien- und Filmcontent, wie „Game of Thrones“, „House of Cards“ oder „Star Wars“ ihre Botschaften als Pre-Rolls auf unseren OTT Plattformen Sky Go und Sky On Demand platzieren und das Angebot erfreut sich steigender Beliebtheit“, erklärt Florian Moritz, Vice President Go-to-Market & Strategy bei Sky Österreich im Metro Kino Wien
Mit R9 näher dran an ganz Österreich Der überregionale Fernseh- und Contentvermarkter R9 fasst die wichtigsten Regionalfernsehsender aus allen neun österreichischen Bundesländern unter einem Dach zusammen. Mit W24, Schau TV, LT1, Kamal3, KT1, Tirol TV, Ländle TV, N1 TV und RTS Regionalfernsehen Salzburg zeigt R9, was in den Bundesländern passiert und die Menschen bewegt. Der neue 15-minütige „ÖsterreichBlick – der Tag“ ist seit April das tagesaktuelle Pendant am Morgen zu dem bereits etablierten Wochenmagazin. In „ÖsterreichBlick – Die Woche“ präsentieren Jenny Posch und Mona Müller die Highlights aus allen Bundesländern. Als offizieller Partner von Miss Austria zeigt R9 seit 2013 die Misswahlen der Bundesländer, die MissenAkademie und das Finale der Miss Austria. Das Finale – somit die Krönung der Miss Austria – wird von Alfons Haider in einer „ÖsterreichBlick“-Sondersendung präsentiert. R9-Geschäftsführer Marcin Kotlowski: „Unser Vertriebspartner IP Österreich sorgt zuverlässig und erfolgreich dafür, dass unsere Kunden mit nur einem Ansprechpartner ihre TV-Spots und regional mutierten Produkte bei allen R9-Sendern österreichweit oder nur in bestimmten Bundesländern buchen können. Wir lieben die IP und unsere Kunden auch!“
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media Bücher, DVD & CO Ach, die Frauen! Das normale, bürgerliche Leben interessiert den Schriftsteller Gonzalo Tornè ganz offensichtlich nicht, da es sein Held mit eher ungewöhnlichen Figuren zu tun hat, am meisten aber verzweifelt dieser an der „aggressiven Weiblichkeit“. Auch Joan-Marcs zweite Ehe liegt in Trümmern. Dabei ist er erst Anfang vierzig. Er zieht von Bar zu Bar durch das nächtliche Barcelona; in Gedanken ist er bei seiner Frau, die ihn wenige Wochen zuvor hat sitzen lassen. Vor ihr legt er eine schonungslos ehrliche Lebensbeichte ab. Er erzählt von Helen, seiner ersten Ehefrau, einer Amerikanerin mit blonder Mähne – von den ersten wilden Jahren voller Begierde und ihren letzten gemeinsamen Tagen, als sie ihm ein Messer in die Schulter rammte. Joan-Marc erzählt aber auch von seinen Eltern, deren Bürgerlichkeit sie nicht vor dem Absturz retten konnte – auch sie irgendwann geschieden –, von seinen Prägungen, sexueller Initiation und Männlichkeit, von Depression und Rausch, Lebensüberdruss und Überlebenswille. Wie viele Katalanen lässt er der großartigen Stadt Barcelona ausreichend Platz, um sie in ihrer Vielfalt zu würdigen, die Gedanken des leicht Misanthropen sind oft wunderlich, er ist kein sympathischer Mann, er nimmt sich bei seiner Kritik an allen und allem selbst nicht aus und hegt doch für alles Neue ein große Neugierde. Zum Nutzen der LeserInnen! Gonzalo Tornè: Meine Geschichte ohne dich (dva)
Letzer Ausweg: Drehbuchschreiber in Hollywood Dem amerikanischen Bestsellerautor Jonathan Lethem ist es zu verdanken, dass das Werk des kalifornischen Schriftstellers Don Carpenter wiederentdeckt wird. Was für ein Glück, denn Carpenter zu lesen, bedeutet mit jeder Seite mehr Freude! Im vorliegenden Fall geht es um eine Gruppe junger Nachwuchsautoren, die sich regelmäßig trifft, das Leben in vollen Zügen auskostet (es geht um die 1960-er Jahre), zT. dafür bestraft wird und sich an ihren jeweiligen literarischen Formaten probiert. Als letzten Ausweg - so der gegenseitige Trost - sollte es mit dem Roman nicht klappen, gibt es ja noch immer Hollywood, wo die Produzenten gierig nach neuen Talenten sind. Carpenter gelingt es vorzüglich das Leben der Bohème von San Francisco abzubilden ( „Die Gesellschaft war stets angenehm, das Dope erstklassig, die Musik phantastisch und die Frauen in Seide und Leder eine Wonne für die Augen“), jeder einzelne Person ist überaus authentisch, der Stil sehr flüssig, die Gedanken klug und die Abrechnung mit der Filmwelt Hollywoods einfach nur großartig. Leider blieb dem Autor der Erfolg zu Lebzeiten verwehrt, er musste wie seine Figuren erkennen, dass „Talent, Durchhaltevermögen und Verlangen nicht genügten“. Don Carpenter: Freitags im Enrico‘s (Klett-Cotta)
Musikmanager Äppstiehn erinnert sich „Aus nächster Nähe betrachtet, ist Rockmusik richtige Arbeit“, erkennt der Erzähler folgerichtig, als er einer Band aus nächster Nähe zusieht. Angelockt wurde er durch die Klänge aus einem Berliner Keller und weil das Quartett einen Mann für das Organisatorische braucht, wird „Äppstiehn“ (in Anlehnung an den Beatles Manager Brian Epstein) sofort integriert. Als erstes wird ein Name gefunden - Die
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Seuche - und danach Auftrittsmöglichkeiten, was in der DDR vor 1989 eher mühsam war. Die Seuche spielt bei Familienfesten und Geburtstagsfeiern und wird in Autoschiebereien am Rande der Prager Botschaft, wo damals Tausende DDR-Bürger hin flüchteten, verwickelt. Thomas Brussig lässt eine unwiederbringliche Vergangenheit aufleben, mit Humor statt Nostalgie berichtet er von einer jungen Generation, die von der Wende überrascht wird. Ihre Überlebensstrategie war gewitzt, die Gemeinschaft unschlagbar und die Musik der Motor ihres Lebens bis alles anders wurde. Eine sehr klare, komische Geschichte. Thomas Brussig: Beste Absichten (S. Fischer)
Musical Genocide Es beginnt eigentlich ganz harmlos: zwei Studienkollegen werden über Musik zu Freunden, der eine steht nur auf blank music ( “more intense and authentic than anything made by white pople“), der andere sampelt aus Alltagsgeräuschen potenzielle Hits. Einer davon wird von der Stimme eines Straßensängers getragen („denn der wahre Connaisseur wusste, dass Blues auf die Straße gehört“), der nur kurz ein paar Blueszeilen beinhält, aber diese tragen einen Fluch. Das Lied wird zum viralen Hit, Kenner und Sammler behaupten, dass es sich um die einzige Aufnahme des begnadeten Bluessänger Charlie Shaw handelt und einer der Beiden begibt sich auf eine Odyssee in die Vergangenheit, genauer gesagt auf die Spuren des amerikanischen Rassismus und dessen Folgeerscheinungen wie unermesslichen Reichtums und Korruption. Dem Autor Hari Kunzru gelingt es, in seinem Roman eine Freundschafts-/Liebesgeschichte mit Mysteryelementen, Gesellschaftskritik, Mord und nicht zuletzt einem großen Maß an Expertenwissen über black music, speziell des Blues zu verbinden. Herausgekommen ist ein flirrender Roman über eine Reise in Amerikas Herz der Finsternis, brillant erzählt, düster und poetisch zugleich. Hari Kunzru: White Tears (Liebeskind)
Seine Welt sind der Beherge Man mag es nicht glauben, dass dieses Buch von einem jungen italienischen Dokumentarfilmer geschrieben wurde, soviel Ruhe und Weisheit stecken in den Gedanken, die der Ich-Erzähler von sich gibt. Pietro, der Mailänder, verbringt, seitdem er ein kleiner Bub war, mit seinen bergbegeisterten Eltern seine Sommerferien in einem verlassenen Bergdorf im Aostatal. Dort lernt er den sozial vernachlässigten Bruno kennen und daraus entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft. Es passiert einerseits viel, immerhin die autobiografische Entwicklungsgeschichte vom Kind zum Mann, andererseits gibt die Natur den Ton vor und in den Bergen gibt es wenig Veränderungen. Man lebt eins im Rhythmus, es gibt keine gesellschaftlichen Unterhaltungen, das Leben ohne Wasser und Strom ist karg, anstrengend und beglückend. Cognetti beschreibt dieses Leben in einem poetischen Ton, ohne je in Kitsch abzuschweifen, gleichzeitig bringt er seine Gesellschaftskritik mit Humor zu Papier. Wenn er über den Verlust des Vaters und den damit einhergehenden Versäumnis-
media Bücher, DVD & CO se schreibt, geschieht dies ohne Selbstmitleid, das Leben und der Charakter der Mutter, ist für ihn bewundernswert, seinen eigenen Weg zweifelt er immer wieder an, aber die große Konstante in seinem Leben ist die Liebe zu den Bergen. Paolo Cognetti: Acht Berge (dva)
Madonna persönliche Assistentin Beim Tanzunterricht lernen sich zwei kleine Mädchen kennen und werden Freundinnen. Beide träumen davon, Tänzerinnen zu werden. Doch nur die eine hat Talent. Die andere hat Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancengleichheit. Die andere ist klarerweise die Erzählerin, die mit Mitte 30, gekündigt, einsam, ohne Familie auf ihr Leben zurückblickt. Noch vor kurzem jettete sie als Assistentin des Superstars Aimee (unschwer als Madonna karikiert) um die Welt, oder in ihrer Diktion von Winter zu Sommer, bewegte sich selbstsicher im Musikbiz, wusste ihre Arbeitgeberin mit enormen Wissen über Tanz zu beeindrucken und liebte ihr Leben in der künstlichen Blase. Während sie über das Gewesene reflektiert, fließen immer wieder Erinnerungen an ihre Kindheit in einer ärmlichen Gegend Nordlondons ein, eine Herkunft , die quasi ihren Aufstieg in die Welt der Schönen & Reichen noch eindrucksvoller macht. Aber - und hier beginnt das wahre Plus dieser - manchmal etwas zu dick aufgetragenen Geschichte: Zadie Smith stellt kluge Fragen in Bezug auf Herkunft, Rasse, Geschlecht, nimmt Gegensatzpaare her, um die Unterschiede zu verdeutlichen und fordert die Leser auf, ihr eigentliches Urteil zu bilden, respektive die eigene Identität zu finden und zu leben. Und nachdem Smith auch ein beeindruckendes Musikwissen darlegt (von Musicals über gambische Trommeln, vom no na viel zitierten Michael Jackson bis hin zu Rakim), hat man den passenden Soundtrack beim Lesen gleich im Ohr. Zadie Smith: Swing Time (Kiepenheuer & Witsch)
Literarisches Memoir Wenn jemand so schreiben kann wie Richard Ford, dann lässt man sich auch gerne seine Erinnerungen an die Eltern erzählen. In diesem schmalen Bändchen widmet er jedem Elternteil fast gleichwertig Platz, obwohl der Vater früh starb und als Handlungsreisender viel unterwegs war. Die Eltern waren für ihre Zeit höchst modern und doch beschreibt Ford ein Amerika, das es so nicht mehr gibt. Ohne Sentimentalität aber mit viel Liebe erinnert er sich und legt Schicht für Schicht einer Familie frei. „Zwischen ihnen“ ist Richard Fords intimstes Buch: ein literarisches Memoir über seine Eltern und ein atmosphärisches Porträt des Lebens in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts. Richard Ford: Zwischen ihnen (Hanser Berlin)
Auch Salzburg hat einen Schmäh Ist es das bewusste Österreichisch, der Salzburg-Kolorit oder der lakonische Humor, warum man beim Lesen dieses Debüts an Autoren wie Wolf Haas oder Josef Hader denkt? Die Geschichte der in Köln lebenden Salzburgerin Ingrid Kaltenegger ist im
Grunde unspektakulär, aber doch versetzt mit literarischen Kniffen. Musiklehrer Franz steckt in der Klemme: der Beruf freut ihn nicht, die Frau will ihn verlassen, die Tochter pubertiert und er denkt, einen Gehirntumor zu haben. Und außerdem hatte er einen Autounfall verursacht und seitdem lässt ihn der Geist des getöteten alten Fahrers los. Wie das alles in einer kurzen Zeitspanne von 17 Tagen im kleinen Salzburg eine Welt entstehen lässt, ist dem Talent der Schreiberin zu verdanken. Und zeitgemäß ist es auch, bekommen Wanda & Co ihren Auftritt im Salzburger Rockhouse. Mit Schmäh und feinstem schwarzem Humor wird vom Irrsinn des Alltags, von unsterblichen Lebensträumen und der Liebe in drei unterschiedlichen Generation erzählt. Ingrid Kaltenegger: Das Glück ist ein Vogel (Hoffmann & Campe)
Alle Töne getroffen Neben der großen Schauspielerin Meryll Streep zu bestehen, ist keine leichte Sache, aber Hugh Grant gelingt es in dieser Tragikomödie mit Grandezza. Der Film „Florence Foster Jenkins“ erzählt die wahre Geschichte der gleichnamigen legendären New Yorker Erbin und exzentrischen Persönlichkeit. Geradezu zwanghaft verfolgt sie ihren Traum, eine umjubelte Opernsängerin zu werden. Es gibt nur ein winziges Problem: Die Stimme! Denn was Florence in ihrem Kopf hört, ist wunderschön - für alle anderen jedoch klingt es einfach nur grauenhaft. Ihr Ehemann und Manager, St Clair Bayfield ein Shakespeare-Rezitator ist entschlossen, seine geliebte Florence vor der Wahrheit zu beschützen. Als Florence aber im Jahr 1944 beschließt, ein öffentliches Konzert in der Carnegie Hall für die gesamte New Yorker High Society zu geben, muss sich St Clair seiner größten Herausforderung stellen... Regisseur Stephen Frears gelingt es, dieser Frau in ihrer unbedingten Liebe zur Musik trotz ihrer falschen Stimme Würde zu verleihen, ihre Entourage als verständnisvolle Partner darzustellen und insgesamt ein grandioses Bild des New Yorks in den 1940er Jahren abzubilden. Jeder einzelne Stuhl ist ein Gesamtkunstwerk ( „not of practical use“), jedes Kostüm ein modisches Highlight, jeder Dialog ein funkelnder Wortwitz - und im Gegensatz zur tragischen Helden sitzen bei dem Regisseur alle Töne. Florence Foster Jenkins (Highlight) R: Stephen Frears
Hochspannung in Boston Boston, 15. April 2013 - Wie jedes Jahr zieht es tausende Läufer und Zuschauer aus aller Welt an die Strecke des beliebten Bostoner Marathons. Doch die Feierlichkeiten verstummen schlagartig, als zwei Sprengsätze an der Zielgeraden detonieren. Noch ist unklar, ob den Explosionen weitere folgen werden. Aber Police Sergeant Tommy Saunders (Mark Wahlberg) versucht einen klaren Kopf zu bewahren und die ersten Rettungseinsätze zu koordinieren, obwohl ... mehr sei nicht verraten, um die Spannung nicht zu zerstören. Nach „Deepwater Horizon“ widmet sich Regisseur Peter Berg in „Boston“ dem Anschlag auf den Boston-Marathon 2013 und beschreibt, wie die Bostoner Polizei und das FBI mit modernster Kriminaltechnik die Anschläge rekonstruierten und so den
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media Bücher, DVD & CO Attentätern von Boston auf die Spur kamen. Hochkarätig besetzt, angeführt vom weltweit bestbezahlten Schauspieler Mark Wahlberg, mit vielen Stars auch in kleineren Rollen, die gekonnt die Atmosphäre in den furchtbaren Stunden nach den Anschlägen vermitteln. Ein großes Plus auch für die Darstellung der Terroristen, sowohl vom Drehbuch als auch von der Darstellung her. Und dass der Regisseur ein besonderes Verhältnis zur Stadt Boston hat, wird am Herausstreichen der Zivilcourage vieler, einzelner Bürger sichtbar, deswegen wird der englische Titel „Patriots Day“ dem Film auch gerechter, insgesamt gelingt es Berg eine ausgewogene Stimmung aus Spannung, Mitgefühl, Polizeifilm und Boston-Lokalkolorit zu vereinen. Boston (Studiocanal) R. Peter Berg, D: Mark Wahlberg, Kevin Bacon, John Goldmann, J.K. Simmons etc.
Under or Over Den Maßstab an qualitätsvoller Fernsehunterhaltung trägt mit Sicherheit HBO, fast alles, was sie produzieren, wird zum Kult. Und dieser Tatsache können sich auch gefeierte Hollywoodstars wie Nicole Kidman, Reese Witherspoon, Laura Dern, Shailene Woodley & Co nicht widersetzen und brillieren in dieser Serie der etwas anderen „Vorstadtweibern“. Die dramatische Geschichte wird von schwarzem Humor geprägt - unversehens verwandelt sich böswilliger Unfug in ein Mordkomplott, was Anlass genug bietet, um den sozialen Mythos von der Perfektion ebenso aufs Korn zu nehmen wie die Widersprüche, die unter unserer idealisierten Fassade von Ehe, Sex, Elternschaft und Freundschaft schwelen. Angesiedelt ist die Serie in der wunderschönen kalifornischen Bucht Monterey, in der Nähe von Silicon Valley und Hollywood, wo das Durchschnittsgehalt bei 150.000 Dollar liegt, wie eine der Moms bereitwillig erzählt und man sich dementsprechend mit „under or over“ klassifiziert. Produziert wurde die Serie von David E. Kelley, bekannt als Erfinder von Ally McBeal oder Boston Legal, Formate, die einem heutzutage höchst harmlos erscheinen. Big Little Lies (Warner)
Brithumor & Spannung Während im deutschsprachigen Raum Kommissarinnen meist makellos agieren, zeigen die Engländer in der 2. Staffel der Krimiserie „No Offence“ schon mehr Mut zur Lücke. Ok, wenn man weiß, dass diese britische Serie ein Projekt von „Shameless“-Macher Paul Abbott ist, weiß man, woher der Wind weht. Ort der Ermittlungen ist ein heruntergekommenes Polizeirevier, in der falschen Ecke von Manchester. Im Zentrum eine Gruppe von Polizisten, in der jeder seine eigenen Gründe hat, genau in diesem Revier gelandet zu sein. Unter Leitung der unfragbar brillanten, aber genauso speziellen Detective Inspector Vivienne Deering stellt sich das Team dem täglichen Kampf gegen das Verbrechen in den düstersten Ecken Manchesters mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und einer guten Prise schwarzem Humor. bringt man die richtigen Leute mit richtigem Stoff zusammen, dann entstehen solch kleine Perlen im Fernsehprogramm! No Offence/2. Staffel (Studiocanal)
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Frustrierend, Carrie Bradshaw zuzusehen Es gibt SchauspielerInnen, die mit dem Fernsehen groß geworden sind und bei Kinofilmen meist untergehen. Eine davon ist Sarah Jessica Parker, die in „Sex and the City“ in Carrie-Bradshaw ihre Traumrolle fand, danach mäanderte aber mit „Divorce“ wieder zu ihren frühen Fernseherfolgen zurückkehrt. Mit scharfzüngigen Kommentaren und Beobachtungen entdeckt die neue Komödienserie Humor selbst in den dramatischsten Situationen. In der Rolle der Frances überdenkt Parker nach zehn Ehejahren plötzlich ihr bisheriges Leben und die zerrüttete Beziehung zu ihrem Mann Robert (Thomas Haden Church), mit dem sie zwei Kinder hat. Bald muss sie feststellen, wie unerwartet schwierig es ist, alle Brücken abzubrechen und ein neues Leben zu beginnen. Divorce (Warner)
Vielleicht passiert mir morgen dasselbe! Und nachdem es noch immer sehr viele Menschen gibt, die den großartigen FIlm von Josef Hader nicht im Kino sahen, hier nun das Angebot, dieses Versäumnis auf DVD schleunigst nachzuholen. Als der fünfzigjährige Georg seinen Job als Musikkritiker bei einer Wiener Zeitung verliert, verheimlicht er dies seiner jüngeren Frau Johanna, die ein Kind von ihm will. Er startet nächtliche Rachefeldzüge gegen seinen ehemaligen Chef, die als kleine Sachbeschädigungen beginnen, sich dann aber zu größeren Anschlägen steigern. Tagsüber verbringt er seine Zeit im Prater und trifft dort seinen ehemaligen Mitschüler Erich, der ebenfalls arbeitslos ist. Gemeinsam mit ihm und seiner rumänischen Freundin Nicoletta beginnt er eine alte Achterbahn zu renovieren. Innerhalb weniger Tage gerät sein Leben vollkommen aus allen Fugen. Die wilde Maus (Hoanzl)
Mit Rap & Muscheln durch die Lande Man sollte schon Fan französischer Filme sein, um auch die schönen Seiten dieses Roadmovies genießen zu können. Angefangen natürlich vom Hauptdarsteller Gerard Depardieu, der einen vorurteilsbeladenen Grantler spielt, der sich von einem arabischstämmigen Rapper Sadek durch sehr malerische Landschaften kutschieren lässt. Der eine möchte damit das seiner verstorbenen Frau gegebene Versprechen, alle 10 Hafenansichten des Landschaftsmalers Vernon (1796-1875) nachzumalen, einlösen, der andere flieht vor einer Morddrohung aus dem Pariser Banlieue. Die Geschichte, dass zwei unterschiedliche Personen aufeinander treffen und am Ende die Gegenseite auch tolerieren, wurde schon oft durchgekaut, daher ist der Schluss vorhersehbar, aber dazwischen gibt es sehr schöne Momente. Die verspielte Kamera, die wunderschönen Landschaften, Depardieu in der Rolle des Gourmets und der auch im wirklichen Leben als Rapper agierende Sadek. Tour De France (Hoanzl) R: Rachid Djaïdanis
DIANA KRALL
Mit ihrem wunderbaren Album „Turn up the Quiet“ (Universal) ist die begnadete Jazzerin auf Tour. Wie gewohnt interpretiert sie die Klassiker des Great American Songbook auf ihre unnachahmliche Art am Klavier und ihrer rauchigen Stimme. Schöner Einstieg in die Herbstsaison! „Turn up the Quiet“ (Universal) 18.+19.09., Wien, Konzerthaus
dates
NORBERT SCHNEIDER
Nach dem großen Erfolg der restlos ausverkauften Konzerthaus-Premiere von Norbert Schneider im März, gibt es einen Zusatztermin. „Neuaufnahme - Eine Hommage an Georg Danzer“ (Hoanzl) 4. 10., Wien, Konzerthaus
SEETHER
3./4./10. 10., Wien, Stadthalle, Linz, Posthof, Dornbirn
JAY JAY JOHANSON
THE SISTERS OF MERCY
Der Schwede mit der sanften Stimme und Vorliebe für Triphop gibt es auch schon 20 Jahre in der Szene. „Opium“, 5.10., Wien, Chelsea
SAGE THE GEMINI
Anlässlich ihres 15-jährigen Bandjubiläums gibt es ausreichend Gründe zu feiern und gleichzeitig neu durchzustarten. „Feel Erfolg“ (Sony), 5.10., Wien, Wuk
Eine linke Institution, die mit ihrem Gothic Rock auch noch die Jungen antreibt. „Some Girls wander by Mistake“(Warner) 21.09., WIEN, Gasometer Megaerfolgreich, komplett alkoholund tabakfrei und dabei Rapper, guter Mann, wie passt das zusammen? „Now and Later“ (Warner), 25.09., Wien, Grelle Forelle
WELSHLY ARMS
Welshly Arms kombinieren ihre Liebe zu Blues mit Soul und gutem alten Rock’n’Roll. 26.09., Grelle Forelle
BREAK THE TANGO
Was entsteht, wenn sich Tangotänzer aus Argentinien, internationale Breakdancer und eine ElektrotangoBand zusammentun? Nämlich diese Tanzshow, die zwei ganz unterschiedliche Tanzstile zusammenführt, wo Tradition auf Moderne stößt und alle Regeln gebrochen werden. 26-9.-1.10., Wien, Muqua
BRENK SINATRA & MORLOCKK DILEMMA
Im Kinofilm „Die Migrantigen“ hören sie Kenner raus, im Flex gehört der ganze Abend den Hiphoppern. 29.09., Wien, Flex
WIEN IM ROSENSTOLZ
Das Wienerlied und die Wiener Musik lassen sich drehen und wenden, purifizieren und erweitern sowie um Einflüsse aller Art bereichern: Diese Offenheit für Wandlungsfähigkeit findet im stets aufs Neue unverwechselbaren Zusammenspiel hochkarätiger Ensembles höchsten Ausdruck. 1.-31.10., Wien, Theater am Spittelberg
CULCHA CANDELA
RUSSKAJA
BUSH
Die britischen Alternative-Rocker von Bush sind zurück und mit dabei ihr prominentestes Mitglied Gavin Rossdale. „Black and White Rainbows“ (Universal) 11.10., Wien, Konzerthaus
TILL BRÖNNER
Im Chet Baker-Stil hat der deutsche Jazzmusiker sein letztes Album eingespielt und damit Erfolge eingefahren. Als Trompeter, Sänger, Produzent und Fotograf sowie mit seiner einzigartigen Ausstrahlung und dem unverkennbaren coolen Brönner-Sound fasziniert er sein Publikum auf der ganzen Welt. „The Good Life“ (Sony), 11.10., Wien, Konzerthaus
SATYRICON
11.10., Wien, Szene In Österreich aufgrund ihrer TV-Präsenz weltberühmt, nimmt die Band um den energischen Sänger Georgia Alexandrowitsch Makazaria nun auch Europa in Angriff und will mit dem neuen Album „Kosmopoliturbo“ international durchstarten, zuerst gibt es aber auch noch eine Ö-Tour. „Kosmopoliturbo“ (Napalm Records) 6.10.-17.11. Ö-Tour
Y‘AKOTO
Wer sie bei der Warner Music Night erlebte, weiß, dass Bühnen ihr Zuhause sind. Voller Energie, Funk und Inbrunst trägt sie ihre Songs, die viel ihres afrikanischen Erbes beinhalten vor, mit Freude kommuniziert die Vielsprachige mit dem Publikum, wechselt zwischen Blues und Pop und ist Garant für einen abwechslungsreichen Musikabend. „Mermaid Blues“ (Warner), 6.10., Wien, Porgy
JOEL BRANDENSTEIN
Mit über 500.000 Fans auf Facebook und insgesamt über 100 Millionen Videoabrufen auf YouTube ist derSinger/Songwriter längst ein Star in den sozialen Netzwerken. Nun kommt der Düsseldorfer live nach Wien. 7.10., Wien, Stadthalle
MACHINE GUN KELLY
15.10., Wien, Gasometer
FINK
Fink, aka Fin Greenall, ist wohl einer der meist unterschätzten Singer-Songwriter. Ein Künstler, der keine Kompromisse macht und eine unglaubliche Bühnenpräsenz vorweist. Das hat Fink gemeinsam mit seinen Bandkollegen Tim Thornton (Drums )und Guy Whittaker (Bass) schon hundertfach bewiesen. Im Oktober auf Ö-Tour. „Resurgam“, 15.-25. 10, Ö-Tour
DIANNE REEVES
Ihr Timbre: unverwechselbar. Ihre Musikalität: enorm. Ihre Ausstrahlung: faszinierend. An eine wirklich große Stimme wie der von Dianne Reeves darf man große Erwartungen knüpfen: Die Jazzikone steht für Musik, die über die Ohren direkt ins Herz geht. 15.10., Wien, Konzerthaus
IMANY
Die französische Künstlerin mit ausdrucksstarker, rauchiger Stimme und Wurzeln in Afrika ist eine mit vielen Talenten gesegnete Grenzgängerin: Imany bezaubert mit eleganten Kontrasten im Spannnungsfeld zwischen Soul, Jazz, Folk, Blues und Pop. „The Wrong Kind of War „(Universal) 18.10., Wien, Konzerthaus
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dates LEYYA
International sind sie schon voll durchgestartet, nun sollte dem oberösterreichischen GesamtkunstwerkDuo auch der Durchbruch hierzulande gelingen. 18.10., Wien, Wuk
ANDREA BERG
Wenn eine Frau in Deutschland für echte Emotionen sorgt, für Bauchkribbeln, Gänsehaut und Glücksgefühle, für unvergessliche und atemberaubende Shows in ausverkauften Hallen – dann kann nur von einer die Rede sein: Andrea Berg „25 Jahre Abenteuer Leben“ (Sony) 19.10. Wien, Stadthalle
SARAH LESCH
Die Siegerin des Protestsongcontests 2016 Sarah Lesch veröffentlicht ein neues Album, das gemacht ist aus Notizen, Inspirationsfetzen, Bildern und Begegnungen, sieh zeigt in knapp 57 Minuten beeindruckend, dass sie keineswegs bereit ist, sich auf Erreichtem auszuruhen. „Da Draußen“ (Honaz), 20.10., St. Pölten,
MAX GIESINGER
Sehr fleißig dieser deutsche Musiker, der sich durch alle Clubs des Landes spielte und von mal zu mal dabei besser wird. 20.10., Wien, Wuk
BEATPATROL
Das Vokal Groove Project BAUCHKLANG wird nach fast 4 jähriger (!) Live Absenz ein exklusives Club-Konzert geben. Das restliche Lineup beginnt mit Alle Farben und endet mit Mini Vici und dazwischen viel, viel Musik. 25.10., St. Pölten, VAZ
JAZZ & THE CITY SALZBURG
Jazz & The City Salzburg bringt seit 18 Jahren improvisierte Töne in die Altstadt. Zwar gilt der heimischen Szene nach wie vor ein wichtiges Augenmerk, jedoch ist das Programm zunehmend internationaler geworden. Es sind nicht die großen Namen, die den Ruf des Festivals bescheren (wobei s.l. Bugge Wesseltoft schon zu den Großen gehört), sondern das individuelle Entdecken der Besucher. Und wenn die Musik alleine nicht genügt, die diversen Locations - von der barocken Kollegienkirche bis zum Weinarchiv in der Blauen Gans - sind alle einen Besuch wert. 25.-29. 10., Salzburg
HOT PANTS ROAD CLUB
2017 feiert der Hot Pants Road Club seinen 25. Bandgeburtstag und die sieben Musiker arbeiten aktuell an einem neuen Album, welches im Zuge der Jubiläumstour im Herbst 2017 präsentiert wird.“ Boogie, don´t stop the Boogie“ 28.10., Wien, Wuk
MIKE SINGER
Der 17-jährige Blondschopf aus Deutschland ist einer der momentan angenagtesten Mädchenschwärem und wenn er dann auch noch singt… „Karma“ (Warner) 22.10., Wien, Ottakringer Brauerei
LATIN JAZZ KONZERT
Josemi Carmona und Javier Colina führen auf der Bühne ein musikalisches Gespräch, das verschiedene Sprachen miteinander verbindet. Live unterstützt vom Perkussionisten José Ruiz aka Bandolero bringen sie Meisterwerke des lateinamerikanischen Liederbuches sowie Eigenkompositionen zu Gehör. 23.10., ORF, RKH
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THE HIRSCH EFFEKT
Das Metal Trio aus Hannover meldet sich mit dem neuen Album „Eskapist“zurück, auf dem die Band nun noch intensiver in Subgenres wie Progressive-, Tech-, Black- oder Sludgemetal eintaucht. Den Abend eröffnen werden die Österreicher von PeroPero, die Jazz mit Progressive Metal verbinden sowie Palindrome, die eine wahrhaft ekstatische Ekstase hinlegen werden. 2.11., Wien, Viper Room
LABRASSBANDA
„Around the World“ (Sony) 2.11., Wien, Porgy
CHRIS REA
Der bekennende Bluesianer, Musiker, Maler, Filmemacher, der weltweit über 30 Mio Alben verkauft ist trotz seiner vielen Talente und Interessen immer eines geblieben: sich und seinem Stil treu. „Road Songs for Lovers“ (Warner) 3.11. Wien, Stadthalle
QUEENS OF THE STONE AGE
5.11., Wien, Stadthalle
BETH HART
8.11., Wien, Stadthalle
JONNY LANG SIGNS
14.11., Wien, Porgy
KIDDY CONTEST
Und er zieht noch immer: der populärste Gesangswettbewerb für den Nachwuchs, aus dem schon einige KünstlerInnen hervorgegangen sind. 21.10., Wien, Stadthalle
NICK CAVE & THE BAD SEEDS
Melancholisch, traurig, wütend, schonungslos - so verarbeitet der australische Songwriter die Tragödie seines Lebens zu einem bemerkenswerten Album und live ist der Mann immer ein Ereignis. „Skeleton Tree“ (gtg) , 1.11., Wien, Stadthalle
ADEL TAWIL
27./28./29.10., Graz, Listhalle, Wien, Gasometer, Linz
GUANO APES
„Proud liek a God XX“ (Sony) 29.10., Wien, Ottakringer Brauerei
JAMES BLUNT
Der Engländer ist einer der Männer, denen man aufgrund ihres Charmes wohl alles verzeihen würde, und wenn er dann auch noch seine Balladen anstimmt - still beautiful. „Afterlove“ (Warner) 31.10., Wien, Stadthalle
JAMIROQUAI
Über das aktuelle Album lässt Leadsänger Jay Kay Folgendes vom Stapel: „Die Inspiration ist der Anstieg von Künstlicher Intelligenz in der Technologie in unserer heutigen Welt. Es geht darum, wie wir Menschen anfangen, die schöneren, einfacheren und eloquenteren Dinge in unserem Leben und in unserer Umwelt, ja sogar in unseren Beziehungen mit anderen Menschen, zu vergessen.“ Mag sein, in jedem Fall wieder klassischer Jamiroquai-Sound zum Shaken. „Automaton“ (Universal) 15.11. Wien, Stadthalle
mobil soundmobil I peugeot 3008
soundmobil II hyundai tucson
Schon auf den ersten Blick sticht der neue Peugeot 3008 SUV aus der Masse heraus: der Kühlergrill mit aufwändig verchromtem Rennflaggen-Relief wird von rassigen Full-LED-Scheinwerfern im Raubkatzendesign eingerahmt. Elegante Chromeinsätze am Kotflügel unterstreichen die fließende Linienführung. Das Black Diamond Dach und eine schwarz glänzende Heckblende mit LED-Tagfahrscheinwerfern in Drei-Krallen-Optik ergänzen den dynamischen Look. An Bord fällt der Blick sofort auf die spektakuläre, fast futuristisch anmutende Armaturentafel: die neueste Version des Peugeot i-Cockpits mit innovativer Technologie. Das Lenkrad ist besonders kompakt, in der Mitte der Armaturentafel sitzt ein großer 8’’-Touchscreen1, der wie ein Tablet wirkt und sich ganz individuell konfigurieren lässt. Direkt auf Augenhöhe befindet sich das Head-up Display. Auf diese versenkbare Anzeigenscheibe werden während der Fahrt die wichtigsten Daten wie z.B. Geschwindigkeit oder Anweisungen des Navigationssystems projiziert. Außerdem hat das i-Cockpit sechs elegante „Klaviertasten“ – die Toggle Switches – die einen direkten Zugriff auf die wichtigsten Komfortfunktionen ermöglichen: Radio, Klimatisierung, Navigation, Fahrzeugeinstellungen, Telefon und Konnektivität. Das Innenraumambiente kann im Handumdrehen an die Stimmungslage oder Fahrstrecke angepasst werden. Man wählt den Modus „Boost“ oder „Relax“ und läßt einen der subtilen Düfte durch das Fahrzeug strömen. Stichwort soundmobil: der neue 3008 ist das weltweit erste Serienfahrzeug mit einer Akustiklösung von Focal - das Premium-Hi-Fi-System System umfasst zehn Lautsprecher, die mit exklusiven Focal-Technologien ausgestattet sind und für ein reines, detailreiches Klangerlebnis an Bord des Fahrzeugs sorgen. Nebst dieser großzügigen Annehmlichkeiten bietet der 3008 auch bezügl. Fahrkomfort und Umweltverträglichkeit state oft the art-Technik. Die BlueHDi-Technologie bietet eine einzigartige Kombination von SCR (Selective Catalytic Reduction) und FAP (Partikelfilter) mit Additiv. Dieses System ermöglicht es, den Kraftstoffverbrauch zu senken, den CO2-Ausstoß auf 100 bis 121 g/km zu begrenzen sowie bis zu 90 % der Stickoxide (NOx) und 99,9 % der Feinstaubpartikel zu beseitigen.
Der Hyundai Tucson steht auf einer komplett neuen Plattform und bietet eine Vielzahl innovativer Technologien, die die Leistung, das Fahrverhalten und den Fahrkomfort verbessern. Als Front- und Allradantrieb verfügbar, stehen vier Dieselmotoren und zwei Benziner mit einer Leistung zwischen 116 PS und 185 PS zur Wahl. Passend dazu ist der Hyundai Tucson mit einem 6-Gang Schalt- oder Automatikgetriebe oder dem neuen 7-Stufen Doppelkupplungsgetriebe (7DCT) verfügbar. Der hier getestete Tucson Edition 25 2,0 CRDI 4 WD bietet eine Fülle an sinnvoller Ausstattung und höchst angenehmer Features. Da wäre zB. das große Panorama Schiebedach – per Knopfdruck wird der Innenraum mit Frischluft und Sonnenlicht durchflutet. Ein automatisch ausklappender Windabweiser minimiert den Geräuschpegel. Oder: Die beheiz- und kühlbaren Sitze sorgen bei kalten Außentemperaturen für angenehme Wärme und im Sommer für erfrischende Belüftung. Auch Fond- Passagiere können den Komfort der beheizbaren Sitze genießen, der meist nur den vorderen Insassen vorbehalten ist. Das serienmäßige Hyundai Audiosystem lässt mit RDS-/ MP3-Funktion keine Wünsche offen. 6 Lautsprecher sorgen für ein beeindruckendes Klangerlebnis. Der intelligente Einparkassistent (SPAS) kann einen passenden Parkplatz erkennen und den Tucson perfekt hineinsteuern. Das Fahrzeug kann sowohl parallel als auch im rechten Winkel eingeparkt werden. Zusätzlich übernimmt er auch das Ausparken bei parallel geparkten Fahrzeugen. Das integrierte Navigationssystem ist zusätzlich mit dem Live Service ausgestattet und liefert genaue Informationen über Verkehr, Wetter und lokale Einrichtungen auf den 8 Zoll Touchscreen. Auch in punkto Sicherheit ist der neue Tucson bestens ausgerüstet und bietet sämtliche modernste Features. Der Fahrkomfort macht richtig Spass und otpisch ist der neue Tucson ohnehin ein Hingucker. Und praktisch ist er ohnbedies: neben einem außergewöhnlich großzügigen Innenraum verfügt er über eines der größten Kofferraumvolumen in seinem Segment. Hyundai feiert 2017 sein 25-jähriges Bestehen in Österreich. Zum Jubiläum werden „Edition 25“-Sondermodelle angeboten. Sie bieten attraktive Sonderaustattung und einen Preisvorteil bis zu 4.900.- Euro.
120 PS, Verbrauch 4,2 L, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h Beschleunigung: 11,6 (0-100 km/h) Preis: ab 32.350.- Euro (inkl. aller Steuern)
136 PS, Verbrauch 6,0 L, Höchstgeschwindigkeit 184km/h Beschleunigung: 12,0 (0-100 km/h) Preis: ab 30.990- Euro (inkl. aller Steuern)
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Förderungen und Preise – alles steuerfrei oder doch nicht? Oft herrscht Verwirrung, ob Einnahmen aus Förderungen und Preisen zu versteuern sind. Hier ein Überblick: Förderungen aus öffentlichen Mitteln Das Einkommensteuergesetz sieht eine Steuerbefreiung für Bezüge und Beihilfen zur unmittelbaren Förderung der Kunst vor. Dies gilt für Förderungen aus öffentlichen Mitteln oder aus Mitteln einer öffentlichen Stiftung oder einer Privatstiftung. Die Bestimmung klingt vielversprechend, jedoch sind folgende Einschränkungen zu beachten: • Ausgaben in wirtschaftlichem Zusammenhang mit steuerbefreiten Einnahmen sind nicht als Betriebsausgaben absetzbar. Somit erhöht zwar die Förderung das Einkommen nicht, im Gegenzug wirken sich aber auch die mit der Förderung finanzierten Ausgaben nicht gewinnmindernd aus. • Weiters ist die Steuerbefreiung eingeschränkt auf die Abgeltung von Aufwendungen oder Ausgaben. Das bedeutet, die Steuerfreiheit geht nur soweit, wie den Einnahmen aus der Förderung ohnehin gegenzurechnende Ausgaben für das Projekt gegenüberstünden. Somit ist es wirtschaftlich betrachtet wenig relevant, ob eine Förderung dieser Steuerbefreiung unterliegt: Ist sie steuerfrei sind die dazugehörigen Ausgaben nicht absetzbar, ist sie nicht steuerfrei sind die zugehörigen Ausgaben absetzbar – das Ergebnis ist dasselbe. Denn auch bei einer steuerbefreiten Förderung ist ein allfälliger Überschuss der Förderung über die geförderten Ausgaben steuerpflichtig. Sonderfall: Stoffentwicklung in der Filmförderung Eine wirksame steuerliche Begünstigung ergibt sich aus § 17 (2) Filmförderungsgesetz: Nach dieser Sonderbestimmung sind Förderungen des Österreichischen Filminstituts für die Stoffentwicklung sowie die berufliche Weiterbildung von der Einkommensteuer befreit. Hier ist die Einschränkung, dass die Steuerbefreiung nur für die Abgeltung von förderfähigen Ausgaben gilt, nicht vorgesehen. Das heißt für eine Autorin, die eine Förderung für Stoffentwicklung erhält, ist die gesamte Förderung steuerbefreit. Auch wenn nur ein Teil der Förderung für externe Kosten (Recherchen etc.) verwendet wird und ihr ein Teil als Abgeltung ihrer Arbeitsleistung verbleibt. Dies gilt nur für natürliche Personen, nicht aber für Kapitalgesellschaften.
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Die Besteuerung von Preisen Die Freude ist groß, bekommt man einen Preis verliehen. Ebenso groß ist die Verärgerung, wenn nach einem Telefonat mit der Steuerberaterin oftmals klar ist: Der unerwartete Geldsegen muss versteuert werden. • Steuerfrei sind Preise, die außerhalb eines Wettbewerbes in Würdigung der Persönlichkeit oder einer bestimmten Haltung des Steuerpflichtigen oder seines (Lebens-)Werkes gewährt werden (zB Nobelpreis, Literatur- oder Journalistenpreis in Würdigung des gesamten Werkes); • Ebenso steuerfrei sind Staats-, Würdigungs- und Förderpreise sowie Prämien und Preise für hervorragende künstlerische Leistungen, ähnliche Preise auf Grund landesgesetzlicher Vorschriften oder von nationalen und internationalen Förderinstitutionen; • Steuerpflichtig hingegen sind nach Ansicht der Finanzverwaltung hingegen Preise, die den Preisträgern im Rahmen eines Wettbewerbes durch eine Jury für eine konkrete Einzelleistung zuerkannt werden, darunter können zB Preise im Rahmen eines Architekten- oder Musikwettbewerbes, Literaturpreise, Journalistenpreise oder Filmpreise fallen; • Dieser Auffassung der Finanzverwaltung widerspricht ein interessantes Erkenntnis des Unabhängigen Finanzsenats, nach dem ein Journalistenpreis als nicht steuerpflichtig erkannt wurde. Begründung: Die Reportage wurde nicht speziell für den Wettbewerb gemacht, vielmehr wurde der Preis ex post für die bereits längst davor erschienene Reportage zuerkannt. Diese Argumentation wäre wohl auch für Filmpreise anwendbar. Die Finanzverwaltung hat jedoch in den von ihr veröffentlichten Richtlinien die Aussagen zur Steuerpflicht von Jounalisten- und Filmpreisen diesem Erkenntnis bis dato leider nicht angepasst …
MMag. Petra Egger Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin www.steirer-mika.at
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