Film, Sound & Media N°6/17

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dezember 2017

Film, Sound & Media

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“

Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche


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Inhalt

Editorial Vorliegende Ausgabe ist das letzte Film, Sound & Media im Jahr 2017. Ein spannendes Jahr, das viele Themen für diese Branche aufgeworfen hat, einige davon wurden umgesetzt, andere vertagt, manche verworfen. Man kann davon ausgehen, dass auch 2018 viele neue Herausforderungen bereithalten wird. Gespannt darf man auf den Zugang der neuen Bundesregierung zum Thema Kunst, Kultur und Medien sein. Bislang hat man dazu noch sehr wenig bis verhaltene Andeutungen vernommen. Knapp vor der Wahl baten der Fachverband der Filmund Musikwirtschaft (FAMA), die Produzentenallianz (Film Austria und AAFP) und EUXXL die KultursprecherInnen der Parteien gemeinsam zum kulturpolitischen Diskurs (Seite 29). Mal sehen, ob/was von den angesprochenen Themen in die künftige Kulturpolitik des Landes einfließen werden. Diese Ausgabe von Film, Sound & Media spiegelt jedenfalls eine große Bandbreite dieser Branche wieder - Bildung, Digitalisierung, Kreativität, Event, Content u.v.m. Ob FH Joanneum, Donauuni Krems, Mipcom, Kinowirtschaft, Medien und Media bis hin zur Comic Con - eine große, Vielfalt, die so unterschiedlich die jeweiligen ureigensten Befindlichkeiten sein mögen, in jedem Fall eines eint - die unbedingte Notwendigkeit für eine kulturelle unverwechselbare Identität. Die nächste Ausgabe von Film, Sound & Media erscheint Ende Jänner 2018, rechtzeitig u.a. zur Berlinale und bis dahin wünscht das Team eine feine Xmas-Zeit und die besten aller Möglichkeiten für das neue Jahr.

Hannes Hochstöger, Herausgeber

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Cover: Die dunkelste Stunde Mai 1940: Das anfängliche Kriegsglück der Nazis stürzt die britische Regierung in eine existenzielle Krise, Premierminister Chamberlain tritt zurück. Nur dem reichlich unpopulären Winston Churchill traut man zu, die scheinbar ausweglose Lage in den Griff zu bekommen. Er übernimmt das Amt, sieht sich aber bald von Öffentlichkeit und Regierungsmitgliedern bedrängt, mit den scheinbar unaufhaltsamen Nazis über einen Friedensvertrag zu verhandeln. Doch durch seine außerordentliche Weitsicht und Integrität gelingt es Churchill dennoch, an seiner Überzeugung festzuhalten und für die Freiheit seiner Nation zu kämpfen. Als die Luftschlacht um England entbrennt und die deutsche Invasion droht, wenden sich das überrumpelte britische Volk, der skeptische König und sogar seine eigene Partei von Churchill ab. Wie soll es ihm in dieser prekären Situation seiner Karriere gelingen, das Land zu einen und den Lauf der Weltgeschichte zu ändern? Anthony McCarten („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) schrieb das Drehbuch zu diesem dramatischen Geschichtspanorama, das Joe Wright („Abbitte“, „Hanna“, „Stolz und Vorurteil“, „Anna Karenina“) inszeniert. Mit der überragend interpretierten Titelrolle setzt BAFTAPreisträger Gary Oldman einen weiteren Meilenstein seiner herausragenden Karriere. Die dunkelste Stunde (Universal Pictures) ab 11. Jänner im Kino

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musicbiz 4 news 10 Jubiläum I: 10 Jahre ESCA 11 Jubiläum II: 30 Jahre Wien Modern 12 FH Joanneum: Masterstudium Sound Design 14 Donauuni: Zentrum für angewandte Musikforschung 16 Excalibur City: Terra Tecnica 18 Comic Con: Event der Superlative 22 new releases made in A.

filmbiz 24 news 30 Edition: Kanon des ö. Filmschaffens 32 Mipcom: Format made in A gefragt 33 Event: Vienna Doku Day 2017 36 Tiere: Greg Zglinski & Philipp Hochmair 38 Cineplexx: 100 Millionen Euro Investment 40 Jubiläum: 100 Jahre Haydn-Kino 42 Großes Kino: Golden Ticket 2017

media 46 news 48 ORF Musikverlag: offene Türen 50 media.at: Mediaagentur als Content-Lieferant 52 Event: 4gameschangers-Festival 2018 53 RMS: Fernsehen für die Ohren 54 Sky: Vollgas mit Babylon Berlin 56 Ö1: Oktoberrevolution im Jahre 2107

rubriken 20 vinyl affairs 45 Brief von der Akademie 55 reden-wir.at 58 Bücher, DVDs & Co 62 dates 63 soundmobil 64 steirer-mika&comp. Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.

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musicbiz Güldene Poxrucker Sisters

fünf Musiker der Band von ihrer ungebremst swingenden Seite ebenso wie bei schmerzvoll melancholischen Balladen. Neben bewährten Eigenkompositionen (etwa Trauners „I’m Not That Easy“) finden sich Klassiker wie „Blow Wind, Blow Wind“ von Muddy Waters oder „Trouble In Mind“ von Richard M. Jones. Die musikalischen Mitstreiter an Trauners Seite haben im Laufe der Zeit gewechselt, aber die aktuelle Besetzung ist immerhin auch schon seit rund 15 Jahren unverändert: Neben ihm selbst sind das Siggi Fassl (Gesang und Gitarre), Charlie Furthner (Piano und Gesang), Herfried Knapp (Bass) und Didi Mattersberger (Schlagzeug). Immer wieder bittet die Band auch österreichische und internationale Bühnenkollegen zu Gastauftritten– auch dafür bietet die Dietmar Hoscher & die Mojo Blues Band Doppel-CD klangvolle Beispiele. Im Studio 44 wurde die Mojo Blues Band an den Vocals durch Gisele Jackson und Petra Toyfl, sowie am Saxofon durch Paul Chuey und Lisi Stiger verstärkt. Mastermind Erik Trauner nutzte den Abend um die 40 Jahre mit den Worten, „Stolz, Freude und Dankbarkeit“, zusammenzufassen.

Anlässlich eines Auftritts der Poxrucker Sisters in Wien nutzte Hoanzl die Gelegenheit, die drei Schwestern mit Gold für ihr zweites Album „Drah Di“ auszuzeichnen. Firmengründer und Geschäftsführer Georg Hoanzl ließ sich dabei die Gelegenheit nicht Magda, Christina und Stefanie Poxrucker mit entgehen, den Sisters Georg Hoanzl (Geschäftsführer Hoanzl), aus dem Mühlviertel die Auszeichnung im Beisein des Teams persönlich zu überreichen. „Drah Di“ war mit Hits wie „Woikn“ und v.a. „Herzklopfn“ der zweite Top Ten Streich der Mühlviertlerinnen, dessen Songs sie ausgiebig auch live vorgestellt haben. „Wir sind sehr stolz auf unsere zweite Goldene und freuen uns natürlich sehr. Dass wir drei Jahre nach unsrem Debüt dort sind, wo wir heute stehen, das ist nicht selbstverständlich und dafür danken wir auch dem ganzen Team von Hoanzl, das immer an uns geglaubt und uns unterstützt hat.“, so die Poxrucker Sisters. Und Georg Hoanzl ergänzt: „Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit, eine wirkliche Freude. Ihre erfrischende Art, ihre Texte und starken Melodien begeistern erfolgreich ein immer größer werdendes Publikum.“

Emotionaler Höhepunkt

Kaum zu glauben, dass sie schon 40 Jahre lang „on the road“ sind: Die Mojo Blues Band rund um den charismatischen Gitarristen, Mundharmonika-Virtuosen und Sänger Erik Trauner feiert ihr rundes Jubiläum mit zwei Ton- und Bildträgern, auf denen die unvergleichlich dichte Atmosphäre der Live-Auftritte festgehalten ist: Die Doppel-CD „100% approved“ vereint Mitschnitte von Konzerten der letzten Jahre. Dazu lässt sich auf der DVD „Live on stage at Metropol” ein Konzert in voller Länge mitverfolgen. Die Casinos Austria Music Line hat diese beiden Produktionen unterstützt und Anfang November wurde das Werk im Studio 44 der Casinos Austria Gruppe präsentiert – natürlich ebenfalls im Rahmen eines bejubelten Auftritts. „Ein wahrer Leckerbissen für Freunde des rhythmischen Chicago-Blues“, freute sich Casinos Austria Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher über den Abend, „Erik Trauner und seine Mojo Blues Band sind der beste Beweis dafür, dass Rhythm & Blues lebendig, charismatisch und voller Geschichten ist. Es freut mich, dass Casinos Austria zum 40-jährigen Jubiläum mit der Förderung dieses Projekts im Rahmen der Music Line die Band unterstützen konnte.“ Tatsächlich lassen DVD und Doppel-CD für musikalische Feinschmecker keine Wünsche offen. Die Aufnahmen, durchwegs jüngeren Datums, zeigen die

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Foto © Wolfgang Gonaus

Seit 40 Jahren mit Rhythm & Blues on the road

Anlässlich 10 Jahre „Hollywood in Vienna“, der jährlichen Gala der Filmmusik, begab sich das Janoska Ensemble im Mozart-Saal des Wiener Konzerthaus gemeinsam mit 700 Gästen auf eine musikalische Reise zu den Ursprüngen der Wiener Filmmusik bis zu heutigen Soundtrack-Highlights. Mit viel Esprit, Witz und Lust am Improvisieren spannte das Janoska Ensemble den Bogen von Johann Strauß zu den Werken Wiener Filmmusik Pioniere wie Max Steiner (Vom Winde Verweht, Casablanca« und Edelmetall für das Janoska Ensemble ihren prominenten Nachfolgern wie Lalo Schifrin, (Mission Impossible), Ennio Morricone (Cinema Paradiso«, John Williams (Schindlers Liste, Star Wars), Justin Hurwitz (La La Land). Aber auch eigene Kompositionen wie „007 am Naschmarkt“ waren zu hören. Emotionaler Höhepunkt des Abends war die Übergabe der Goldenen Schallplatte an das Janoska Ensemble für ihr Debütalbum „Janoska Style“, erschienen bei der Deutschen Grammophon durch Cornelius Ballin (Managing Director Universal Music Austria).


Bombendrohung und dann Gold Foto © David Keusch

„Es freut uns sehr, dass das Thema Italo Hits derart positiv von der ‚Café Puls‘-Gemeinde angenommen wurde. Wir gratulieren dem ‚Café Puls‘-Team von ganzem Herzen zu diesem wunderschönen Erfolg.“ Puls 4-Musikexperte Armin Doppelbauer ist verdient stolz über die erneute Goldene: „Ich freue mich wirklich sehr über diese Auszeichnung! Das Arbeiten an der ‚Café Puls Italo Hits ´17‘ hat richtig viel Spaß gemacht und war für mich eine Art Zeitreise in meine Jugend, wo all diese jetzigen Italo-Klassiker tatsächlich gerade in der Hitparade waren und von den Radios rauf und runter gespielt wurden. Dass dieser Spirit auch nach so langer Zeit immer noch funktioniert und die Menschen so viel Freude an den alten italienischen ‚Hadern‘ haben, bestätigt, dass sich die viele Arbeit und das viele Herzblut mehr als gelohnt haben. ‚Mille grazie‘ an alle, die bei diesem Projekt mit dabei waren.“

Robert Krigovszky & Stefan Hochwallner, Sony Music Austria; Philipp Willms, Polytope Management Group; Lahos, Artist; Martin Heuser, Guesstimate; Alle Farben, Artist; Andreas Weckenbrock, Guesstimate

Holz klingt gut

Was für ein Konzert hätte es werden können, das „Red Bull & Ö3 Konzertspektakel“ in Wels! Alles startete programmgemäß, nur leider musste der Auftritt der deutschen Band Alle Farben aufgrund einer - zum Glück haltlosen - Bombendrohung abgesagt werden. Nachdem nach einer Überprüfung klar war, dass es sich um eine sinnlose Drohung gehandelt hatte und niemand zu Schaden gekommen war, konnte Sony Music an die Band & deren Produzenten gleich Dreifach-Gold verleihen, nämlich für „Please tell Rosie“, „Bad Ideas“ und „Little Hollywood.

Mille Grazie, Diecimila Foto © PULS 4 / Stefan Armbruster

„Holz kling gut“-PreisträgerInnen

Die mittlerweile insgesamt 18. Ausgabe der erfolgreichen „Café Puls“- Compilationreihe mit den Klassikern der ItaloSzene schlechthin, hat sich knapp 10.000 Mal verkauft. Damit setzt auch die aktuelle Compilation, die mit Ausgabe 1 im Jahr 2009 gestartet ist, die Erfolgsgeschichte fort. Die vielfach mit Gold und sogar mit Platin ausgezeichnete Serie gehört zu den erfolgreichsten heimischen Samplermarken. Das Erfolgskonzept: Die „Café Puls Hits“ soll nicht wie ein klassischer Hit-Sampler Armin Doppelbauer klingen, sondern sich vom Mainstream abheben. Die diesjährige Sommerausgabe schaffte dies, indem sie einen Mix aus besonderen, altbewährten und geliebten Italo-Hits für einen Sommer wie damals liefert. Dietmar Lienbacher, Division Head Sony Music Entertainment Austria, zur erfolgreichen Chartplatzierung:

Holz ist ein Multitalent, es findet nicht nur als Baustoff und Energielieferant Verwendung, sondern hat auch einen unverwechselbaren Klang. Wie die besten heimischen Kompositionen für Holzinstrumente klingen, konnte man beim großen Finale des Musikwettbewerbs „Holz klingt gut“ im Linzer BrucknerHaus hören, wo die Finalisten-Ensembles aus den neun Bundesländern und aus Südtirol ihre Musikstücke präsentierten. Der Bundessieg ging an das Ensemble „PalaCinque“ (Steiermark). Der zweite Platz ging an das Ensemble „Magic Percussion“ (Salzburg) und dritter wurde das Ensemble „Die Vielfältigen“ (Kärnten).In einer Kooperation des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) mit dem Österreichischen Blasmusikverband wurde unter den 90.000 Musikerinnen und Musikern, die bundesweit der Österreichischen Blasmusikjugend angehören, sowie unter allen jungen musikalisch-kreativen Musikerinnen und Musikern Österreichs der „Sound des Holzes“ gesucht. Kompositionen zum Thema „Holz klingt gut“ konnten in jedem Genre eingereicht werden.Das Siegerensemble „PalaCinque“ ist ein Bläserquintett, das sich eigens für den Musikwettbewerb „HOLZ klingt GUT!“ zu einer reinen Holzbesetzung umformierte und in ihrem Werk die Zuhörer vom anfänglichen „Holzweg“ auf die „richtige Spur“ führte.

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musicbiz Am 1. Dezember 1997 gründete der Gablitzer Musikproduzent Georg Ragyoczy das Musiklabel “Elephant-Records Austria”. Grund war die Lizenzsicherung eigener Produktionen aber auch die Möglichkeit noch unbekannten MusikerInnen eine Plattform für offizielle Veröffentlichungen zu Georg Ragyoczy bieten. Unglaubliche 361 Produktionen, von der Demo-CD bis hin zur CD-Vollproduktion diverser Musikgenres wurden in den letzten 20 Jahren über das Label veröffentlicht.

Astrid Golda in der TurnHalle Astrid Golda präsentierte mit einem Live-Gig in der neuen Location TurnHalle ihr neues Album “zuhören”. Unter den zahlreich anwesenden Gästen befand sich auch das Gründungsmitglied der österreichischen Hitparaden Band „Three Girl Madhouse“ Susanne Draxler. Astrid Golda: „Susanne und ich werden immer wieder gefragt, ob wir die Band Ina & Astrid Golda Three Girl Madhouse wieder zum Leben erwecken, vielleicht machen wir es wirklich, als Gag gemeinsam mit meiner Tochter Ina.“ Susanne Draxler „Schade das Steffi Paschke oder Bettina Soriat nicht da waren, sonst hätten wir wirklich als Zugabe den Three Girl Madhouse Hit – Always Gonna Be Around You – singen können!“ Die Tochter Ina Golda war nicht nur Background Sängerin beim Showcase und auf der LP mit an Bord, sondern wird 2018 gemeinsam mit ihrer Mutter im neu gegründeten Tschauner Ensemble ihre schauspielerischen Stegreifqualitäten zum Besten geben. Der Showcase hielt sich „streng“ an die Reihenfolge der LP und wurde auch den Live-Aufnahmen der LP im Studio nachempfunden. Das Publikum erlebte quasi die Aufnahmen neuerlich mit.

Der Bisenz zum Nachlesen Es war ein fulminantes Fest zum 40-jährigen Bühnenjubiläum von Alexander Bisenz in der Ischler Alm im Wiener Auhofcenter. Gefeiert wurde die Veröffentlichung des Kunstbuches „Der Bisenz“, welches sein ganzes bisheriges Künstlerleben detailliert mit 300 Farbfotos sowie mit zahlreichen Gastbeiträgen

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wiedergibt. Ebenso präsentiert wurde eine ultimative DVD und CD mit allen Highlights, den beliebtesten Pointen und Sagern, mit unvergesslichen Wuchteln und Parodien sowie Songs der 40–jährigen Schaffensperiode dieses Ausnahmekünstlers, der für seine zweite Hobby-Karriere - das Malen - von Christian Ludwig Attersee ausgebildet wurde. Willi Schlager (AstorMedia) hatte das 240 Seiten Buch launig vorgestellt, Erwin Rauscher (Preiser Records) präsentierte neben DVD und CD auch eine eigens angefertigte Krawatte für Bisenz’ Alter Ego Bühnenfigur Alfred Wurbala. St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler freute sich über die Tatsache, dass mit Bisenz ein außergewöhnlicher Künstler die Kulturlandschaft der niederösterreichi- Wlli Schlager, Erwin Rauscher, Alexander Bisenz schen Metropole bereichert. Gleichzeitig bat er Bisenz, einen wesentlichen Beitrag zu leisten, falls St. Pölten 2024 den Zuschlag als europäische Kulturhauptstadt erhält. Ein umwerfender Auftritt der Kunstfigur Alfred Wurbala riss das Publikum zu Standing Ovations mit. Nur mit der Ankündigung, dass das Buffet eröffnet werde, konnte sich der Künstler von der Bühne retten. Eine übergroße Torte in Form des Buches Der Bisenz überreichte Peter Schaider, Boss von Auhofcenter und Riverside.

Mama Putz in der Passage Foto © Sonja Piffl

20 Jahre Elephant Records

Cécile Nordegg allias Mama Putz in der Albertina Passage

In der Albertina Passage präsentierte Cécile Nordegg ihre neue LP. Freunde und auch frühere Weggefährten der Künstlerin waren anwesend und beklatschten heftig die Live-Performance der „Mama Putz“. Unter den anwesenden Gästen befand sich auch ihre echte Familie. Neben Papa Jonathan, der das Bild für das Cover der LP malte, Tochter Tahnée und Sohn Talin. Cécile Nordegg: „Ich freue mich so, dass jetzt auch einmal meine richtige Familie ins Bild kommt. Sonst glauben die Leute bald, ich bin wirklich mit Hubert Wolf verheiratet!“ Neben verjazzten, französischen Klassikern von Charles Aznavour, Yves Montand oder Jacques Brel gab es auch Überraschungen, wie zB. eine französische Version eines Klassikers von Frank Zappa. Producer Christian Kolonovits: „Eine französische Version von Frank Zappas „Bobby Brown“ habe ich noch nie gehört – einfach großartig!“


musicbiz 3fach Gold für Mark Forster

l-r: Robert Krigovszky (Product Manager, Sony Music Austria), Esteban de Alcázar (Mark Forster Manager, Sector3 Live), Mark Forster, Dietmar Lienbacher (Division Head, Sony Music Austria), Sandra Kinzelmann (Senior Manager Artist Coordination, Sony Music Germany), Daniel Nitt (Produzent und Musiker), Mirel Gharibo (Head of Marketing & Promo Frontline, Sony Music Austria)

Am Abend des 16.11.2017 trat der deutsche Pop-Überflieger Mark Forster vor 5.500 Fans in der Wiener Stadthalle auf. Vor dem Auftritt wurde dem sympathischen Künstler von seiner österreichischen Plattenfirma Sony Music der DreifachGoldaward für die Hitsingles „Wir sind groß“, „Chöre“ und „Sowieso“ überreicht. „Wir sind Gold!“ rufen die 3 Singles in Anlehnung an die erste Singleauskoppelung aus dem Album „Tape“ auf dem Award entgegen. Auch Forsters aktuelle Single „Kogong“ mischt erfolgreich in den Airplay- und Sales Charts mit. Die Neuauflage des Albums „Tape“ (inkl. „Kogong“) erscheint am 24.11.2017. Mark Forster hat den vorläufigen Zenit seiner Karriere erreicht, ein Ende ist nicht in Sicht.

1. offizieller Einsatz für Soko Schlager „SokoSchlager“, nennt sich ein Schlager-Autorenteam rund um den deutschen Texter Oliver Lukas, den slowenischen Komponisten/Produzenten Mihael Hercog Mihael Hercog, Sasa Lendero, Oliver Lukas, Alex Schedler sowieder Sängerin/Komponistin Sasa Lendero. Dieses Dreiergespann arbeitet seit knapp 3 Jahren zusammen und zu ihrem bisher größten Erfolg zählt Andrea Berg´s neue Single „Ja ich will“. Am 15. September veröffentlichte Andrea Berg ihr neues Best OfAlbum, womit sie zum 10. Mal auf Platz #1 der deutschen Albumcharts landete. Zudem schrieb Soko Schlager den spanisch angehauchten Song „Viva la Vida“ für Helene Fischer. Neben diesen großartigen Erfolgen zeichnet sich dieses Schlager-Team für diverse andere Singles/Songs von Semino Rossi, Vanessa Mai, Fantasy, Beatrice Egli, Andy Borg, Marc Pircher, Hansi Hinterseer, Amigos, Grubertaler, u.v.m. verantwortlich. Vor kurzem schloss das Trio einen neuen, langfristigen Autorenexklusivvertrag mit Schedler Music, womit der Tiroler Verlag seine Schlageraktivitäten weiter ausbaut.

KC-Gesamtkonzept weiterhin on top Das einzigartige Erfolgskonzept des Kiddy Contest, aktuelle Popsongs versehen mit neuen coolen Texten, ist ungebrochen und kommt bei den Kids nach wie vor bestens an. Am 21. Oktober jubelten den 10 fantastischen Kiddy Contest - FinalistInnen bei der Vorpremiere (am frühen Nachmittag) und bei der große Finalshow (live übertragen von Puls 4) mehr als 4.000 Kids zu und feierten ihre Stars. Die Kiddy Contest - Siegertrophäe durfte letztendlich die erst 8-jährige Ina Hofer aus Oberösterreich mit nach Hause nehmen, sie interpretierte Wincent Weiss‘ „Musik sein“ neu und fragte sich „Wo versteckt sich das Christkind?“. Der Erfolg des Albums zeigt einmal mehr, wie aktuell der Kiddy Contest ist und wie erfolgreich das Gesamtkonzept (Liveshow, TV Sendung und CD) auch im Jahr 2017 ist. Dietmar Lienbacher (Division Head, Sony Music Entertainment Austria): „Wir freuen uns sehr über den tollen Erfolg, die Nummer 1 in den Charts ist eine schöne Belohnung für unsere und die Arbeit unserer Partner, Operator und Puls 4.“

Weihnachten naht! Eine im Auftrag von oeticket. com durchgeführte Markenstudie ergab, dass Tickets bzw. Gutscheine das beliebteste Geschenk in Österreich sind. So stimmten 93,8%* der Befragten zu, dass Tickets das ideale Geschenk für jeden Anlass sind. 94,8%* von Ihnen freuen sich, wenn Sie selbst Tickets geschenkt bekommen. Christoph Klingler „Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie emotionalisierend Live-Geschenke sind. Mit einem Ticket oder einem Gutschein für ein Event schenkt man mehr: man schenkt Emotion, Gänsehaut und absolute Vorfreude“, so Christoph Klingler, Geschäftsführer von oeticket.com. Ein weiterer wichtiger Punkt der Studie ist die Vorlaufzeit für den Kauf der Tickets. So ist es für die Befragten völlig normal, Tickets bereits vier bis sechs Monate im Vorhinein zu buchen, im Mittel tun sie das 5,2 Monate vorab. Nur 9,2% der StudienTeilnehmerInnen besuchen Veranstaltungen meist spontan und kaufen die Tickets dafür erst kurz davor. Diese relativ hohen Vorlaufzeiten liegen sicherlich am Wunsch, noch ein Ticket für eine eventuell ausverkaufte Show zu bekommen. Geschäftsführer und selbst häufiger Konzertbesucher Christoph Klingler führt weiter aus: „Wir von oeticket.com haben uns dieser Thematik intensiv gewidmet. Mit der Funktion ‚Ticketalarm‘, die automatisch und rechtzeitig über den Live-Auftritt eines Künstlers informiert, können wir unsere Kunden optimal dabei unterstützen, keinen Lieblingsact mehr zu verpassen.“

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musicbiz Schedlers Writing Room in Nashville

Schedler-Songwriter-Camp in Nashville

Schedler Music veranstaltete gemeinsam mit Billy Austin (Inhaber der OmniSound Studios und von Platinum Pen Publishing) vom 08.-12. Oktober 2017 bereits zum 3. Mal ein Songwritercamp in der boomenden „Music-City“ Nashville (Tennessee/USA). Das Creative-Team von Schedler Music und 10 Songwriter aus Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden reisten gemeinsam nach Nashville, um dort mit US-Autoren und Künstlern an neuen Songs zu arbeiten. Geschrieben wurde für den amerikanischen als auch für den europäischen Musikmarkt. Aus Europa nahmen Künstler wie Loren Inne (NL),Chris Brenner (DE) und Thorsteinn Einarsson (AT) teil, welche derzeit an neuen Songs für ihr nächstes Album arbeiten. Für die US-Musiker war wiederum der Austausch insofern interessant, da sie durch ihre Teilnahme am Camp neue europäische Einflüsse für ihre Musik/Songs gewinnen konnten. Ein feierlicher Abschluss nach fünf Songwriting Tagen fand am 12. Oktober im Rahmen der „Nashville-European Writers Night“ statt, bei der einige der neu entstandenen Songs vor geladenen A&Rs, Labels und Song Pluggern präsentiert wurden. Als Location für das Nashville/European Songwriting Camp dienten die OmniSound Studios sowie die Räumlichkeiten von Platinum Pen Publishing, mit dessen Inhaber Billy Austin, Schedler Music bereits im Januar 2017 eine engere Kooperation eingegangen ist. Diese Zusammenarbeit wird nun noch mehr ausgebaut, indem Schedler Music ab November 2017 einen fixen „Writing Room“ in den Platinum Pen Publishing Räumlichkeiten (Nashville, Music Row) zur freien Verfügung hat. Sinn und Zweck dieses Writing Rooms an der Music Row ist es, Songwriter und Interpreten aus Europa nach Nashville einzuladen, um dort mit US-Autoren an neuen Songs zu arbeiten.

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Anlagentechnik Europas wird der komplette Fertigungsprozess abgedeckt: Vom Mastering und Lackschnitt, über Galvanik und Pressen bis hin zur Verpackung. Dadurch können sowohl Kleinserien als auch Großauflagen bei einfacher Abwicklung und kurzer Lieferzeit umgesetzt werden. Ob klassisch schwarzes oder in farbiges Vinyl – gepresst wird nach Original-Rezepturen der goldenen 70er-Italo-Disco-Ära. Zur Auswahl stehen die Farbvarianten deckend, transparent oder marmoriert. Die vollautomatische Vinylpresse vereint das Know-How der Press-Ikone aus den 80ern mit modernster Maschinentechnologie. Viel Herzblut wird auch ins Mastering gesteckt. Mit der speziell abgestimmten und modellierten Studio-Akustik sind im Austrovinyl-MasteringStudio alle klanglichen Feinheiten exakt hörbar und können so für einen hochqualitativen Lackschnitt abgestimmt werden. Das hört man. Hinter Austrovinyl stehen drei musikbegeisterte Steirer. Peter Wendler, Johann Fauster und Johann Koller sind als Trio Cuvée schon lange eine fixe Größe in der österreiPeter Wendler, Johann Fauster, Johann Koller chischen Musikszene. Nun haben sie sich auch unternehmerisch zusammengeschlossen. Das erklärte Ziel ist es, insbesondere für Musik-Liebhaber und Independent-Labels eine kostengünstige und schnelle Möglichkeit zur Veröffentlichung zu bieten. Individuelle Gestaltung, Persönlicher Kontakt, überschaubare Strukturen und Flexibilität stehen bei Austrovinyl im Vordergrund. Für die Produktionsstätte im südoststeirischen Fehring wurde ein 300 Jahre altes Haus eigens adaptiert. www.austrovinyl.at

Wiener Stadthalle: Programmpräsentation 2018 Seit sechs Jahrzehnten ist die Wiener Stadthalle, ein Unternehmen der Wien Holding, eine der bedeutendsten Bühnen des Kultur- Sport- und Unterhaltungsangebots des Landes. Seit der Eröffnung haben hier über 15.000 Vorstellungen aller Genres stattgefunden. Die Geschäftsführer der Wiener Stadthalle, Wolfgang Fischer und Kurt Gollowitzer, präsentierten gemeinsam mit Wien Holding Geschäftsführer Peter Hanke das Programm der Wiener Stadthalle „Dieser November hat fulminant begonnen, mit 15 Veranstaltungen an 16 Tagen und insgesamt über 70.000 BesucherInnen. Und das ist nur der Anfang. Es steht eine überaus gut gebuchte Saison bevor, die ein abwechslungsreiches Programm, große Stars und spannende


musicbiz Shows in der Wiener Stadthalle erwarten lässt.“, so Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle. „Die Wiener Stadthalle ist auch ein wichtiger Wirtschaftsmotor in der Stadt Wien. Mit knapp 150 fix angestellten Mitarbeitern und einem Pool von bis zu 600 Aushelfern trägt die Wiener Stadthalle mit über 100 Millionen Euro jährlich zur Wertschöpfung für den Standort, Wirtschaftstreibende, Zulieferer sowie Gastronomie und Hotellerie bei.“, erläuterte Kurt Gollowitzer, kaufmännischer Geschäftsführer der Wiener Stadthalle. „Große Emotionen, perfekte Shows und beste Unterhaltung: Dafür steht die Wiener Stadthalle, als eine der Top-Ten-Arenen in Europa. Mit ihrem Programm für rund eine Million BesucherInnen pro Jahr trägt dieses Flaggschiff der Wien Holding maßgeblich zum extrem vielfältigen Kulturangebot und der ausgezeichneten Lebensqualität der Stadt bei“, so Wien Holding-Geschäftsführer Peter Hanke. So gibt es in der 60. Saison wieder einen abwechslungsreichen Mix mit Stars wie Charles Aznavour, Kelly Family, Wanda, Alice Cooper, Metallica und Katy Perry. Helene Fischer gibt einen Konzertmarathon und auch Motorsportevents wie Fast & Furious, Masters of Dirt oder der Autosalon Motorwelten finden in der Wiener Stadthalle statt, ebenso die 18. BabyExpo und auch Besinnliches und Lautes in der Weihnachtszeit - wie Die Toten Hosen oder Sarah Brightman bei der Royal Christmas Gala.

Wolfgang Fischer, Kurt Gollowitzer & Peter Hanke mit Falco-Double

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10 Jahre ECSA

Fotocredit: ÖKB/Joanna Pianka

Der Österreichische Komponistenbund (ÖKB) begrüßte von 11. – 13. Oktober als Gastgeber der Generalversammlung und 10 Jahres Feier von ECSA – European Composer and Songwriter Alliance KomponistInnen und Songwriter aus ganz Europa in Wien.

l-r: Alexander Kukelka (Komponist, Präsident ÖKB), Alfons Karabuda (Komponist, Präsident ECSA), Gernot Graninger (Generaldirektor AKM), Harald Hanisch (Komponist, Vizepräsident ÖKB) beim Festakt 10 Jahre ECSA im Eroica Saal des Theatermuseums

Die European Composer and Songwriter Alliance (ECSA) wurde im Mozartjahr 2006 im Rahmen des Europäischen Komponistenkongresses unter maßgeblicher Beteiligung des Österreichischen Komponistenbundes (ÖKB) in Wien initiiert und im März 2007 in Madrid offiziell gegründet. Nach zehnjährigem Bestehen repräsentiert der europäische Dachverband mit 57 Mitgliedsorganisationen über 30.000 BerufskomponistInnen und TextdichterInnen in 27 europäischen Ländern. Hauptziel der Allianz ist es, die Rechte der MusikautorInnen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene mit allen gebotenen rechtlichen Mitteln zu verteidigen und zu fördern. ECSA setzt sich für gerechte wirtschaftliche Bedingungen für KomponistInnen und TextdichterInnen ein und strebt danach, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Musikschöpfung in Europa zu verbessern. Zur Durchsetzung dieser Anliegen organisiert ECSA Treffen mit EU-VertreterInnen und EntscheidungsträgerInnen auf internationaler Ebene, tritt auf Konferenzen und Festivals auf und organisiert kulturelle Veranstaltungen, die auf die Bedeutung und den Wert von Musik aufmerksam machen. Die Wichtigkeit und Effizienz dieser Interessensvertretung wurde auch von der Europäischen Union erkannt, indem ECSA schon seit 2013 mit dem Creative Europe Programm als eines von 28 europäischen Netzwerken gefördert wird Rund um die Generalversammlung und Sitzungen der drei ECSA-Komitees APOCE (Popularmusik), ECF (Kunst- und zeitgenössische klassische Musik) und FFACE (Film- und Medienmusik) erwartete die VertreterInnen der europäischen KomponistInnen-

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und Songwritervereinigungen ein abwechslungsreiches musikalisches Rahmenprogramm. Willkommen geheißen wurden sie mit einem Konzertabend im Jazz und Music Club Porgy&Bess, wo die Composers’ Lounge #13 unter dem Titel „between Vol. 2“ aktuelles Musikschaffen aus Österreich von Songwriting, über Wienerlied und Filmmusik bis hin zu Elektronischer Musik bot.

Festakt zum 10. Geburtstag Ihr 10-jähriges Bestehen feierte ECSA mit einem Festakt im Eroica Saal des Theatermuseums. Ansprachen von ÖKB-Präsident Alexander Kukelka und ECSA-Präsident Alfons Karabuda erinnerten an die Anfänge des Dachverbands und die wesentlichen Erfolge der ECSA in den vergangenen 10 Jahren. Komponist Mathias Rüegg widmete seine Rede den aktuellen Herausforderungen für Musikschaffende und der Wichtigkeit einer Interessenvertretung auf europäischer Ebene. Diese betonte auch Alice Weihs, Referatsleiterin in der Abteilung Musik und darstellende Kunst des Bundeskanzleramts, in ihrer Ansprache vor den Festgästen. Musikalisch gestaltete den Festakt das koehne Quartett mit Werken von Friedrich Cerha, Ivan Josip Skender und David Beovič. Über die laufenden Aktivitäten von ECSA informiert deren englischsprachiger Newsletter und Website (www.composeralliance.org). Mehrmals jährlich fasst Martin Lichtfuss als vom ÖKB in den ECSA-Vorstand entsandtes Mitglied aktuelle Entwicklungen auf der ÖKB-Website zusammen: www.komponistenbund.at


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30 Jahre Wien Modern Das Festival Wien Modern feiert heuer sein 30-jähriges Jubiläum. Bernhard Günther hat die künstlerische Leitung des Festivals 2016 übernommen und konnte mit dem Programm zu „letzten Fragen“ und rund verdreifachten Karteneinnahmen eine vorläufige Bestmarke setzen. Für die Jubiläumsausgabe hat der Experte für zeitgenössische ein vielfältiges Programm unter dem Titel „Bilder im Kopf“ zusammengestellt. Noch bis 01.12.2017 rückt Wien Modern die Kraft der Imagination in den Mittelpunkt. Neue Besen kehren gut. Woran liegt es, dass Sie gleich im ersten Jahr Ihrer Intendanz die Publikumsauslastung massiv steigern konnten? BERNHARD GÜNTHER: Für ein Festival dieser Größe mit inzwischen über 100 sehr unterschiedlichen Veranstaltungen gibt es kein Coca-Cola-Rezept. Aber zwei Dinge braucht es wohl: Man muss erstens viele Menschen dafür begeistern, von Partnerinstitutionen bis zum Publikum. Das Wiener Konzerthaus hat 2016 ungewöhnlich viele Karten mit verkauft, wir hatten die Wiener Philharmoniker und viele weitere Partner in der Stadt, die mit angepackt haben. Zweitens muss man das, was man da anbietet, selbst lieben und daran glauben. Wir haben uns getraut, 14 Konzerte in Sälen mit 500 bis 2.000 Plätzen ins Programm zu nehmen. Und ich denke, viele Menschen haben gespürt, dass Wien Modern diese zeitgenössische Musik mit echter Leidenschaft veranstaltet. Wie groß ist das Potenzial an KonzertbesucherInnen, wie kann man neue Publikumsschichten erreichen? GÜNTHER: Von den 1,9 Millionen Wienerinnen und Wienern (1 Million im Umland und 500.000 Touristen im November noch nicht mitgezählt) gehen mehr als ¾ in Konzerte, mehr als die Hälfte auf Festivals, 13% musizieren sogar selbst. Wir bieten heuer um die 20.000 Karten an, es könnte in ein paar Jahren locker ein Mehrfaches sein. Dafür muss man allerdings mehr Großproduktionen mit mehr Aufführungen zeigen als heute, deutlich mehr in Kommunikation investieren und Team und Infrastruktur des Festivals aus dem Bereich von zwei, drei Personen plus Saisonkräfte heraus bekommen. All das braucht mehr Budget, als aktuell in Sicht ist. Lohnen würde es sich. Ist die Moderne angekommen, ist zeitgenössische Musik gleichbedeutend wie andere Genres? GÜNTHER: Wien ist zwar in Szene und Publikum vermutlich Weltspitze, aber bis die neue Musik die ganzen uralten Klischees los wird, die verhindern, dass sie wirklich „ankommt“, braucht es noch sehr viel Arbeit. Viele Menschen denken als Erstes immer noch an „Zwölftöner“ (100 Jahre alt!) oder die Nachkriegsavantgarde (immerhin 70 Jahre alt) und stellen sich neue Musik als etwas furchtbar Kompliziertes für einen kleinen Kreis von Experten vor. Sogar bekannte Journalisten benutzen Klischees wie „Darmstadt“ (die 70 Jahre alten „Ferienkurse“) oder „Donaue-

Bernhard Günther

schingen“ (die 100 Jahre alten „Musiktage“), ohne je dort gewesen zu sein, ohne zu wissen, wie man das schreibt, welche Musik dort gespielt wird und welche Vielfalt diese Art von Festival inzwischen bietet. Was sich in diesem Kunstbereich in den letzten 20, 30, 40, 50 Jahren alles abspielt, von Schönklang bis Punk, läuft weitgehend unter „Musicians’ musicians“, wie man im Jazz zu Geheimtipps in Musikerkreisen sagt. Aber genau um das zu ändern, gibt es ja ein Festival wie Wien Modern, wo ein breites Publikum die großen Meilensteine der letzten Jahrzehnte und die spannenden jüngeren Szenen entdecken kann, auch wenn man nur mal kurz hineinschnuppert. Heuer gibt es beispielsweise Hans Werner Henzes 1968er-Skandalstück „Das Floß der Medusa“ (50 Jahre alt), Gérard Griseys „Les Espaces acoustiques“ (30–40 Jahre alt), Peter Eötvös „Chinese Opera“ und György Kurtágs „Kafka-Fragmente“ (30 Jahre alt) sowie 73 Ur- und Erstaufführungen von Olga Neuwirth, Iris ter Schiphorst und Katharina Klement bis zur ganz jungen Generation. Viele tolle Stücke, die sich sehr gut als Einstieg eignen. Das Thema des heurigen Festivals lautet „Bilder im Kopf“. Welche sollen damit erweckt werden bzw. was war Ihre Idee zu diesem Motto? GÜNTHER: Musik regt ja schon immer Assoziationen an, setzt die Fantasie in Gang. Aber dass das in der Musik in den 1970er Jahren ein Generationswechsel war, fast eine Revolution junger Klangfarbenerfin-

„Wien ist zwar in Szene und Publikum vermutlich Weltspitze, aber bis die neue Musik die ganzen uralten Klischees los wird, die verhindern, dass sie wirklich „ankommt“, braucht es noch sehr viel Arbeit.“

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musicbiz „Wenn man als Hörer aus dem Bereich herausfindet, wo der Tagesbedarf an Musik nur mit globaler, industrieller Massenware gedeckt wird, wird es sofort viel spannender. “

der gegen das „Bilderverbot“ der Nachkriegsavantgarde, hat sich noch nicht genug herumgesprochen. Die französische Spektralmusik beispielsweise greift ganz tief in den Farbtopf, formt den Klang als konkretes sinnliches Phänomen. Wie charakterisieren Sie das Festival Wien Modern? GÜNTHER: Sehr bunt, sehr vielfältig, sehr widersprüchlich. Einen Monat lang zeigt sich das Musikmuseum Wien von seiner innovativen, überraschenden Seite. Das Schaufenster zur internationalen Welt der neuen Musik und zugleich die größte österreichische Szeneplattform im experimentellen Bereich. Wie finanziert sich ein doch anspruchsvolles Nischenfestival wie Wien Modern? GÜNTHER: 2016 lagen wir bei rund 2/3 Förderungen von Stadt Wien und Bundeskanzleramt plus immerhin 1/3 Karteneinnahmen, Koproduktionsund Stiftungsmitteln sowie Sponsoring, Tendenz steigend. Unser künstlerisches Budget (ohne Personal, Infrastruktur, Kommunikation und Marketing) ist höher als die Förderung von Bund und Stadt.

Ich habe letztes Jahr erstmals dem Kartenverkauf eine tragende Rolle im Budget zugewiesen, was bei ständig wechselnden Sälen und Formaten und dem wirtschaftlich eigentlich unmöglichen WienModern-Generalpass keine leichte Aufgabe ist. Aber wir müssen und können erfolgreich Karten verkaufen – auch in dieser Hinsicht hat Wien Modern eine weltweite Ausnahmestellung unter den Festivals in diesem Genre. Wo sehen Sie die Abgrenzung von Kunst zu Mainstream? GÜNTHER: Wenn man als Hörer aus dem Bereich herausfindet, wo der Tagesbedarf an Musik nur mit globaler, industrieller Massenware gedeckt wird, wird es sofort viel spannender. Wie viele Schritte es dann noch sind bis dorthin, wo Musik tatsächlich anfängt, eine Form der zeitgenössischen Kunst zu sein, ist auch eine persönliche Stilfrage. Aber der erste Schritt ist der entscheidende: Hin zum Handgemachten, bei dem sich jemand etwas überlegt hat, das zum Nachdenken inspiriert und hinter dem Herzblut und Erfindergeist steckt. Da geht die Musik erst richtig los.

Masterstudium Sound Design Die FH Joanneum bietet in Kooperation mit der Kunstuniversität in Graz ein im deutschsprachigen Raum einzigartiges Masterstudium an. Die Gestaltung von und mit Klang steht bei „Sound Design“ im interuniversitären und interdisziplinären im Mittelpunkt. Prof. Josef Gründler erläutert im Film, Sound & Media-Interview die Zielsetzung des Masterstudium-Angebots.

„Die grundlegende Idee hinter dem Studium war, kein reines Filmmusikstudium o.ä. anzubieten, sondern ein breit gefächertes Angebot zur Verfügung zu stellen – Produktsounddesign, Audio Branding, Klang und Bewegtbild, u.v.m.“

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Wie kam es zur Etablierung des Masterstudiums „Sound Design“? JOSEF GRÜNDLER: Eine Fachhochschule ist verpflichtet, bevor sie Studiengänge anbietet, eine Bedarfs- und Akzeptanzanalyse durchzuführen. So war es auch beim Masterstudium „Sound Design“. Diese Analysen haben ergeben, dass sowohl seitens der Studierenden dieses spezielle Angebot erwünscht wird, als auch seitens der Branche und Industrie SpezialistInnen auf diesem Gebiet gesucht wer- Josef Gründler den. Das Masterstudium befindet sich nun im dritten Jahr und es hat sich gezeigt, dass die AbsolventInnen bisher passende Angebote in der Berufswelt erhalten haben. Die grundlegende Idee hinter dem Studium war, kein reines Filmmusikstudium o.ä. anzubieten, sondern ein breit gefächertes Angebot zur Verfügung zu stellen – Produktsounddesign, Audio Branding, Klang und Bewegtbild, u.v.m. Im Zentrum des interuniversitären Studiums steht die Gestaltung von und mit Klang. Die Studie-

renden vertiefen sich in die künstlerische Gestaltung, medienfähige Aufbereitung und technische Bearbeitung von Klang ebenso wie in semantische und psychoakustische Wahrnehmung. Die StudentInnen profitieren von der Kooperation der FH Joanneum mit der Kunstuniversität Graz. Die Ansiedlung am Institut Design & Kommunikation ermöglicht überdies das Arbeiten in interdisziplinären und internationalen Teams. Wie ist das Masterstudium Sound Design aufgebaut? GRÜNDLER: Unsere Studierenden beschäftigen sich mit der künstlerischen Gestaltung und medienfähigen Aufbereitung sowie technischen Bearbeitung von Klang ebenso wie mit semantischer und psychoakustischer Wahrnehmung. Im Besonderen konzentrieren sie sich auf Themengebiete wie Produkt-Sound-Design, Sonification und akustische Datendisplays, Sound für Bewegtbild sowie Sound and Interfaces. Anhand der Bereiche akustische Umwelt,


musicbiz Soundscapes und Soundökologie zeigen wir ihnen den Stellenwert des Hörens in einer visuell geprägten Gesellschaft. Business Skills, Soft Skills sowie Vorträge und Workshops internationaler Lehrender zu aktuellen Strömungen im Sound Design erweitern das Lehrangebot. Sound Design ist ein sehr spezialisiertes Anwendungsgebiet. Daher beschäftigen sich die Studierenden im Studium von der Audio- und Postproduktion für die Bereiche Video Design, Game Design und mobile Apps über Audio Branding wie Sound Logos und Corporate Sound Design bis hin zum Produkt-Sound-Design für die Industrie. Weitere zentrale Inhalte der Ausbildung sind Sonic Interaction Design, welches am Schnittpunkt von Interaction Design und Sound and Music Computing ansetzt, sowie Sonifikation, die Darstellung von Daten in Klängen. So werden beispielsweise der potenzielle Beitrag von Klang zu Interaction-Designs sowie das Design der Interaktion mit dem Klang beleuchtet. Wahlfächer zu Themen wie Interfaces, Screen-Design oder Sound and Communication runden das Angebot ab. Besonderer Wert wird auf die Projektarbeit gelegt, in der obige Themen praxisnah und in explorativ oder Kooperation mit den Creative Industries abgearbeitet werden.

Wie ist das Institut ausgestattet? GRÜNDLER: Das Institut Design & Kommunikation der FH Joanneum und das Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunst Uni Graz verfügen über State-of-the-Art-Infrastrukturen: Ateliers, mehrere Audiostudios, eine Greenbox, ein Wahrnehmungslabor; das große hervorragend ausgestattete Videostudio verfügt unter anderem über Dolly, Kran und Licht; ein Mediencenter organisiert den Verleih von Audio- und Video-Equipment, Rapid Prototyping Tools und Interface-Technologien an Studierende; der Vision Space ermöglicht 3D-Projektionen, Spatialisation und Motion Tracking; Für das Prototyping und Erforschen aktueller technischer Strömungen gibt es 3D-Printer, Lasercutter, Tiefenkameras, VRBrillen, Mikrokontroller und Computer. Gibt es vergleichbare Angebote im internationalen Bereich? GRÜNDLER: Das Masterstudium Sound Design der FH Joanneum ist im deutschsprachigen Raum einzigartig. In Dortmund wird ein Sound Design-Studium angeboten, das aber sehr auf den Film-Bereich ausgelegt ist. Unser mittelfristiges Ziel ist es, sich verstärkt mit anderen Fakultäten – z.B. die Wiener Filmakademie u.a. – zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu erarbeiten.

Masterstudium Sound Design FH Joanneum Das Master-Studium „Sound Design“ ist berufsermöglichend organisiert, das heißt der Unterricht konzentriert sich auf Dienstag bis Freitag. Die durchschnittliche Anwesenheit in den ersten drei Semestern beträgt 19 Wochenstunden. Es ist möglich eine Teilzeitbeschäftigung mit dem Studium verbinden. Das vierte Semester ist der Master-Arbeit gewidmet. Während des Semesters finden die Lehrveranstaltungen von Dienstag bis Freitag zwischen 9:00 Uhr und 18:30 Uhr statt. E-LearningEinheiten sind nicht vorgesehen. Unterrichtssprache: es wird zu 80 Prozent auf Englisch und zu 20 Prozent auf Deutsch unterrichtet. Kosten: keine

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Donauuni: Zentrum für Angewandte Musikforschung Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Musik und den beruflichen Anforderungen an MusikerInnen spielt seit vielen Jahren eine bedeutsame Rolle an der Donau-Universität Krems. Durch das in den vergangenen Jahren stetig erweiterte Forschungs- und Aufgabenspektrum erfolgte jüngst die Umbenennung des „Zentrums für Zeitgenössische Musik“ in „Zentrum für Angewandte Musikforschung“, um somit auch nach außen sichtbar auf die Veränderungen sowohl hinsichtlich aktueller Forschungsfragen als auch in der beruflichen Praxis hinzuweisen. teiligt sich das Zentrum mit seiner Expertise an der kürzlich gegründeten kulturtouristischen Initiative „Haydnregion Niederösterreich“. Das Interesse der ForscherInnen am Zentrum für Angewandte Musikforschung beschränkt sich jedoch keineswegs nur auf die Bewahrung und wissenschaftliche Erschließung der musikalischen Schätze, sondern es wird das Ziel verfolgt, diese in die Gegenwart zu transferieren, sprich wieder spielund hörbar zu machen. „Aktuell geplant ist Musik aus niederösterreichischen Klosterarchiven herauszugeben, um es Orchestern zu ermöglichen, diese wieder zu spielen“, so Eva Maria Stöckler.

Eva Maria Stöckler

Denn neben der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen des Berufsfeldes Musik rückt verstärkt die Beschäftigung mit dem musikalischen Erbe in den Mittelpunkt von Forschung und Lehre. Die jüngst vollzogene Umbenennung des „Zentrums für Zeitgenössische Musik“ in „Zentrum für Angewandte Musikforschung“ an der Donau-Universität Krems soll die transdisziplinäre Ausrichtung der Forschung und Lehre nach außen stärker sichtbar machen. „Der neue Name spiegelt nun deutlicher den Fokus unserer Arbeit wider, der sich durch zahlreiche Projekte in den vergangenen Jahren akzentuiert hat. Durch unsere anwendungsorientierte Forschung verstehen wir uns als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis“, so Mag. Dr. phil. Eva Maria Stöckler, Leiterin des Zentrums für Angewandte Musikforschung.

Das musikalische Erbe wieder spiel- und hörbar machen Die Musikwissenschaftlerin identifiziert dabei zwei Bereiche, die kennzeichnend für das wissenschaftliche Portfolio des Zentrums in Forschung und Lehre sind: Erstens liegt ein Schwerpunkt in der Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe. Hierbei ist insbesondere auf die Erforschung klösterlicher Musikarchive und die an der Donau-Universität Krems befindliche Sammlung Mailer (Strauss-Archiv) hinzuweisen. Letzteres umfasst über 100.000 Dokumente zur Musik und zum Leben der bekannten österreichischen Musiker-Dynastie. Zudem be-

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Multitalente MusikerInnen Ein zweiter Schwerpunkt des Zentrums liegt im Musikberuf, der in den vergangenen Jahren vielfältigen Veränderungsprozessen ausgesetzt war und deutlich an Komplexität gewonnen hat. Erfolgreiche MusikerInnen müssen heute nicht nur ihre künstlerischen Fähigkeiten perfektionieren, sondern auch profundes wirtschaftliches und technisches Know-how haben. Aktuell wird ein umfangreiches Forschungsprojekt konzipiert, welches sich mit Aspekten der Professionalisierung im Berufsfeld der MusikerInnen auseinandersetzt und nach den dafür notwendigen Kompetenzen - jenseits der künstlerischen Fähigkeiten - fragt. Die international anerkannte Lehre des Zentrums baut auf diesen umfangreichen Forschungsansätzen sowie der Expertise von zahlreichen Lehrenden aus der Praxis auf und umfasst Lehrgänge aus den Bereichen Musikmanagement, Musikvermittlung, Musik für audiovisuelle und interaktive Medien und rechtliche Dimensionen der Musikwirtschaft. „Das Zentrum für Angewandte Musikforschung ist ein wichtiger Teil des Forschungsprofils unseres Departments für Kunst- und Kulturwissenschaften und leistet einen wichtigen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Forschung und Lehre in der Region, in Österreich und auch international“, so Univ.-Prof. Dr. Anja Grebe, Leiterin des Departments für Kunst- und Kulturwissenschaften.


musicbiz MusiConsulting: Ein neues Startup in der Musikbranche

Warner Music Night Vienna 2017 Erneut begrüßte Warner Music Austria zur Warner Music Night Vienna! Bereits zum vierten Mal in Folge präsentierte das Label im Rahmen des Showcase Festivals Waves Vienna musikalische Newcomer einem breiteren Publikum. In den letzten Jahren erfreuten so u.a. Kwabs, Rakede, Jamie Lawson oder Anne-Marie die Festivalbesucher.

Alexander Moore & Markus Hennerfein

MusiConsulting präsentiert sich als Netzwerk, in dem Leistungen wie Redaktion, Layout, Grafik sowie dramaturgische Recherchen und Beratung im Marketingbereich gebündelt werden. Der Fokus liegt dabei auf Veranstaltern im Musikbereich wie Konzerthäusern, Orchestern, Festivals und allen damit verbundenen Partnern. Damit unterstützt das Unternehmen den Öffentlichkeitsauftritt von Kulturinstitutionen im In- und Ausland. Das Konzept setzt dort an, wo der Kontakt zum Publikum und zu weiteren Zielgruppen entsteht: „Wir sind beflügelt von der Vision, dass möglichst viele Menschen Freude an der Musik haben und gerne wiederkommen. Die Bühne ist das Allerwichtigste, wir wollen uns um die Dinge kümmern, die begleitend angeboten werden“, so Alexander Moore, einer der beiden Gründer von MusiConsulting. www.musiconsulting.cc

Die Partner Alexander moore Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst, Ausbildung für Kulturmanagement am Institut für Kulturkonzepte. 1998 Gründungsmitglied von Radio Klassik Stephansdom, 2001 Pressereferent am Grazer Opernhaus, danach Linzer Brucknerhaus, 2007 Dramaturg und Redakteur zum Grafenegg Festival, 20142017/18 Jeunesse Österreich. Markus Hennerfein StudiumMusik- und Theaterwissenschaft, Geschichte, seit 15 Jahren als Redakteur und Autor für mehrere Veranstalter tätig. ESeit 2011 ist er beim Wiener Musikverlag Doblinger für grafische Gestaltung, Layout, Notensatz und Drucklegung mitverantwortlich.

Die Warner Music Austria-Crew mit ihren Newcomern

Ende September standen diesmal die dänische Band IAMJJ, das Brüderpaar KLAN aus Deutschland und die Sängerin E^ST aus Australien auf der Bühne des Wuk in Wien. Zeitgleich feiert Warner Music Austria 40-jähriges Bestehen. „Die Warner Music Night in Wien konnte auch heuer wieder unzählige musikinteressierte Menschen ins Wuk holen und das Festival durch herausragende Live Auftritte bereichern. Musik zu entdecken erfreut sich immer größerer Beliebtheit, das zeigen auch die wachsenden Besucherzahlen. Zum 40. Geburtstag ist das vielleicht sogar das schönste Geschenk, das man sich als Warner Music Austria wünschen kann“, resümiert Franz Pleterski, Marketing Director, Warner Music Austria.

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Terra Technica Es ist ein Museum der Superlative: 700 Jukeboxen und 250 Flipper laden in der Excalibur City bei Kleinhaugsdorf an der österreichisch-tschechischen Grenze zu einer einzigartigen technischen Zeitreise ein.

Ronnie Seunig & Günter Freinberger

Flipper in allen Varianten

Dementsprechend groß war am Abend des 7. September der Andrang bei der Eröffnung des „Terra Technica – Jukebox & Pinball Time Travel Museum“: Hunderte geladene Gäste tummelten sich in der 8.500 Quadratmeter großen Ausstellung und feierten mit zwei Männern: Ronnie Seunig, Gründer der Excalibur City, Erbauer der Halle, von dem fast alle Jukeboxen stammen, und Günter Freinberger aus Ruprechtshofen bei Melk, der seine FipperSammlung zur Verfügung stellte. „Ich habe viele Museen weltweit gesehen. Das, was hier kreiert wurde, ist absolut Weltspitze“, erklärte Vizekanzler und Justizminister Wolfgang Brandstetter. Es sangen Waterloo & Robinson, die kurzzeitig wieder als Duo auftraten, Jazz Gitti, die Wienerlied-Legende Horst Chmela und der Sieger der „Großen Chance 2013“ Thomas David. Auch der Kabarettist Alexander Bisenz oder der ehemalige Teamtormann Michael Konsel ließen es sich nicht nehmen, dabei zu sein. Das Museum gliedert sich in sechs Sektoren und zeigt nicht nur lückenlos die Geschichte der Musikboxen und Flipper, sondern gibt in einem authentischen, stimmungsvollen Ambiente auch einen Überblick über verschiedene technische Entwicklungen von 1880 bis heute. So sind selbstspielende Klaviere ebenso zu sehen wie Orchestrions, Grammophone, alte Telefone bis hin zu Oldtimern und dem Batmobil aus dem Batman-Film 1989 mit Michael Keaton, Jack Nicholson und Kim Basinger. Zusätzlich gibt es noch die „Hall of Videogames“ mit über 500 Videospielen und GamingKonsolen, vom legendären „Pong“ bis hin zu aktuellen Virtual-RealitySpielen.

Juke Box-Einzelstücke und Raritäten

Juke-Box-Eldorado in der Excalibur City

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Unter den Jukeboxen befinden sich zahlreiche Einzelstücke und Raritäten. Als seine Favoriten bezeichnet Ronnie Seunig die „Gable Kuro“ und die „Rock

Ola Präsident“, von der es weltweit kein zweites Gerät gibt. Seunig ist nicht nur leidenschaftlicher Sammer der Jukeboxen, sondern hat jede einzelne auch gewartet oder repariert: „Mit der ersten Jukebox, die kaputt war, entstand eine Leidenschaft zur Technik. Inzwischen gingen 800 Jukeboxen durch meine Hände. Die Freude, wenn man am Schluss eine Münze einwirft, die Taste drückt und die Musik spielt, ist unbeschreiblich.“ Durch die Jukeboxen entdeckte er die Musik völlig neu und begeisterte sich für die Musik der 1920er- und 1930er-Jahre. Bis heute liebt er den alten Jazz und Swing. In einer faszinierenden Weise werden die Geräte und ihre Mechaniken dem Terra-TechnicaBesucher vorgeführt. Freistehende Showmechaniken geben detaillierten Einblick in die Materie der Ideen der Konstrukteure. Die bekanntesten Vertreter ihres Genres sind Wurlitzer, Seeburg, Rock-Ola, AMI und Mills. Insgesamt sind Jukeboxen von Herstellern aus 17 Ländern zu bewundern.

Acht Jahrzehnte Flippergeschichte Nicht minder faszinierend ist die Zeitreise durch acht Jahrzehnte der Welt der Flipper und ihrer rollenden Silberkugeln. Der älteste Flipper ist „Humpty Dumpty“ aus dem Jahr 1948. Die Zeitreise im Museum beginnt aber schon im Jahr 1932 mit der „Bally Hoo“, einem so genannten „Bagatellespiel“ mit Nägeln („Pins“) und Kugeln („Balls“), aber noch ohne Flipperfinger zum Spielen. Den Höhepunkt erlebten die Flipper in den 50er- und 60erJahren. Sehr oft wurden Flipper nach Musikgrößen wie AC/DC, Elton John, Rolling Stones, Kiss, Guns’n Roses und Aerosmith benannt, aber auch thematisch an Filmen von Batman oder Spiderman bis hin zu Herr der Ringe und Game of Thrones.„Jeder Flipper ist ein Stück Zeit- und Kulturgeschichte“, so Sammler Günter Freinberger. www.terratechnica.info


musicbiz Infoveranstaltung der Wirtschaftskammer zu Musikfonds und AME Die Fachvertretungen der Wirtschaftskammern Wien, Niederösterreich und Burgenland luden am 8.November gemeinsam mit dem Fachverband der Film- und Musikwirtschaft zu einer Veranstaltung zum Thema Österreichischer Musikfonds und Austrian Music Export (AME) ein.

Reges Interesse an Fördermöglichkeiten

Musikfonds-Geschäftsführer Harry Fuchs sowie die AME-Verantwortlichen Tatjana Domany (Musikfonds) und Franz Hergovich (mica music austria) präsentierten Zahlen und Fakten zur Produktions-, Toursupport- und Exportförderung, informierten über die Fördermöglichkeiten und stellten sich den Fragen des Publikums. Georg Tomandl, stellvertretender Fachverbandsobmann und Obmann des Öst.Musikfonds moderierte die Veranstaltung und wies explizit darauf hin, dass er gemeinsam mit Hannes Tschürtz namens des Fachverbands und der Wirtschaftskammer Wien ab sofort regelmäßig Sprechstunden zu den Themenbereichen Tonstudios und Labeltätigkeit anbiete. Die jeweiligen Termine werden an die Mitglieder ausgesandt und finden sich auf der Website des Fachverbands.

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Chaosflo44 – ein Youtube-Star im Höhenflug Im November 2017 knackte der 19-jährige österreichische Youtube-Star Chaosflo44 die 1-Million AbonnentenGrenze; seine 1.700 Videos wurden rund 570 Millionen Mal angesehen. Im Rahmen des Austrian Video Awards wurde er kürzlich als „Person of the year“ und als Sieger der Kategorie „Gaming“ ausgezeichnet. Nun hat er sich für ein FSM-Interview den Fragen des Jung-Youtubers Felix Fuchs (Youtubename: EisenFuchs) gestellt.

Jung-Youtuber EisenFuchs im Gespräch mit Chaosflo44

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EisenFuchs: Warum hast du mit Youtube-Videos begonnen, hattest du Vorbilder? Chaosflo44: Als ich etwa 9 Jahre alt war, habe ichVideos gemacht, in denen ich meine Spielkarten hergezeigt habe und diese über Youtube getauscht habe. Vor circa acht Jahren habe ich meinen eigenen Kanal erstellt und vor sechs Jahren habe ich dann mit Minecraft und den Videos begonnen, wie ich sie heute mache. EisenFuchs: Welche Erwartungen hattest du, als du angefangen hast, Youtube-Videos zu machen? Chaosflo44: 2012/2013 habe ich begonnen, kommentierte Videos zu machen und habe gehofft, dass sich einige Leute darüber freuen. Anfangs waren es drei bis vier Leute, die regelmäßig Kommentare auf meine Videos geschrieben haben. Ich wollte einfach wissen, wie meine damaligen Videos ankommen. Ich hätte mir nie auch nur ansatzweise erwartet, dass ich einmal auf so viele Abonnenten komme, wie ich heute habe. EisenFuchs: Wie war deine Reaktion, als du 1 Million Abonnenten erreicht hast? Chaosflo44: So richtig in Worte fassen kann man das nicht. Heute (18.November 2017) kommt noch

ein Video heraus, in dem ich darauf reagiere, wie der Counter auf die eine Million springt. EisenFuchs: Wie kommst du auf die Namen deiner Projekte? Chaosflo44: Manchmal fallen mir die Namen spontan im Bett kurz vor dem Einschlafen ein, ich nehme mein Handy und schreibe es mir gleich auf. Manchmal steht der Name auch schon Monate vor dem Start eines Projekts fest. Auf deinem Sweatshirt mit dem „44“-Logo stand der Projekttitel „Utopia“ beispielsweise schon vier Monate vor dem eigentlichen Start des Projekts drauf. Ich achte vor allem immer darauf, dass die Namen auf Deutsch gut aussprechbar sind. EisenFuchs: Viele Youtuber beklagen derzeit, dass ihre Videos entmonetarisiert werden, weil sie aus Sicht von Youtube anstößige Inhalte haben. Betrifft dich das auch? Chaosflo44: Es gibt seit Kurzem eine Aktion, dass Youtube vor kontroversen Videos oder Videos mit Ballerspielen keine Werbung mehr schaltet. Ich habe mitbekommen, dass andere davon sehr stark betroffen sind. Bei mir ist kein einziges Video betroffen, weil ich meine Videos immer hundertprozentig kinderfreundlich halte und auch gar nicht schimpfe – wozu auch? Das werde ich auch in Zukunft so halten. EisenFuchs: Wie wichtig ist es für einen Youtuber deiner Größe, ein Management zu haben, und was macht dein Management für Dich? Chaosflo44: Mein Management plant die Events für mich, organisiert die Meet&Greets und Autogrammstunden. Ich muss mich halt hauptsächlich auf die Videos konzentrieren. Bei mir kommt jeden Tag um 12 Uhr ein Video und wenn einmal keines kommt, tut es mir schon sehr weh – vielleicht sogar mehr als den Leuten, die ein Video erwarten. EisenFuchs: Du hast auf deinem Merchandising viele unterschiedliche Motive drauf. Wie kommst du auf die Ideen dazu und wer setzt diese dann letztendlich um? Chaosflo44: Die Ideen entstehen meist während spezieller Videofolgen. Oft sind es Insidersprüche wie „Wer sind sie?“ oder „Team Melone“. Wenn diese bei meinen Zusehern gut ankommen, kontaktiere ich meinen wirklich sehr guten Zeichner und mache ein T-Shirt oder was anderes daraus. Ganz toll finde


musicbiz ich es, wenn die Leute die T-Shirts dann auch tatsächlich tragen und zeigen, dass sie meine Fans sind und welche Folgen sie besonders mögen. EisenFuchs: Viele Youtuber betreiben einen eigenen Server oder ein eigenes Netzwerk. Hast du schon einmal daran gedacht, einen eigenen Minecraft-Server zu eröffnen? Chaosflo44: Ich habe schon öfter daran gedacht, ein Youtuber-Netzwerk oder einen Minecraft-Server zu eröffnen. Aber es fehlt mir einfach die Zeit dafür. Es gibt so viele Projekte, die ich gerne machen würde, vielleicht komme ich ja einmal dazu. EisenFuchs: Du hast heuer die Matura gemacht. Wieviel Zeit hattest du während deiner Schulzeit für Deine Youtube-Aktivitäten? Chaosflo44: Seit ein- bis zwei Jahren gab es keinen einzigen Tag, an dem kein Video kam. Teilweise ist es

da zeitlich sehr eng geworden. Ich habe es aber so gut balancieren können, dass genug Zeit für beides geblieben ist. EisenFuchs: Wie planst du deine Zukunft nach der Schulzeit, wirst du hauptsächlich Videos machen oder planst du eine Ausbildung oder ein Studium? Chaosflo44: Zur Zeit mache ich noch meinen Zivildienst in einem Alterspflegeheim, wo ich mich um alte Menschen kümmere, sie betreue und mit ihnen spiele Das werde ich noch bis nächsten Sommer machen. Schauen wir einmal, was danach kommt. Vielleicht studiere ich etwas, das mich interessiert oder ich mache eben weiter meine Videos, mit denen ich Leute unterhalten kann. EisenFuchs: Vielen Dank für das nette und interessante Gespräch!

Comic Con 2017 – Das Cosplay-Movie-Comic-YoutubeInfluencer-eSports-Event des Jahres Mit 60 Stargästen, mehr als 55 Stunden Programm und einem eigenem Craft Bier konnte die diesjährige Ausgabe der VIECC Vienna Comic Con samt angeschlossener Influencer Video Con am 18. und 19. November in der Messe Wien aufwarten. Groß im Kurs standen wie schon im Vorjahr die Stars aus Film und Fernsehen. Unter den Gästen fanden sich heuer unter anderem Jason Isaacs (Harry Potter), Adam Brown (Hobbit), Matt Ryan (Constantine), Ross Mullan (Game of Thrones), John Rhys-Davies (Herr der Ringe), Temuera Morrison (Star Wars), Sebastian Roché (Supernatural), Max Grodenchik und Chase Masterson (Star Trek). Auch das Lineup der Comic Stars konnte sich sehen lassen. Superstar Scott Snyder, der Mann hinter Batman, American Vampire und Superman Unchained sorgte für Begeisterung bei den Fans. Auch Adi Granov, bekannt als Zeichner von Iron Man, X-Men, Spider-Man, Captain America und vielen anderen Marvel Helden, Chris Giarrusso, Marco Castiello und Mahmud Asrar waren als Gäste anwesend und standen für Autogramme zur Verfügung. Für die weltweite Cosplay-Community ist die Comic Con ohnehin ein place-to-be. Neben Cosplay-Megastar und Mulitalent Alodia Gosiengfiao hatten sich Liui Aquino, Lux Cosplay, Aigue-Marine, Nana und die amtierende Cosplay-Weltmeisterin Okkido angesagt. Im Zuge der Cosplay Championship wurden die besten Cosplay-Charaktere präsentiert. Da viele der Besucher in die Outfits ihrer Lieblingscharaktere schlüpften, gab es nicht nur an den zahlreichen Ständen viel zu sehen, sondern herrschte auch in

den Gängen ein buntes Treiben. Mehr als 30 Influencer Stars aus Österreich und Deutschland zeigten sich im Rahmen der von von diego5 studios organisierten Influencer Video Con. Mit dabei unter anderem die YoutubeStars Die Lochis, Chaosflo44 (siehe dazu Interview), die Comedy-Größe Kim Lianne, Joanna alias Cute Life Hacks, der Gamer Venicraft, DATV, der Musiker Jannik Brunke, Alina Evita, Sam Mashgati, Beatboxerfii und viele mehr. Da konnten auch die obligatorischen, kreischenden Fans nicht fehlen, die sich geduldig für die Autogramme ihrer Stars in die Schlange stellten. Gemeinsam mit Riot Games launchte die VIECC heuer Österreichs größtes League of Legends Turnier, die Vienna Challengers Arena (VCA). 291 Teams hatten sich im September für die Teilnahme beworben, die besten vier Teams bewiesen sich live vor Publikum. Ebenfalls am Start war das Spiel „Super Smash Bros. Melee“ für den Nintendo Gamecube; Fans bekamen die Möglichkeit, ihre Skills beim neuen Blockbuster-Spiel zu testen. Auf mehr als 30 Setups traten Fans im Rahmen der VIECC gegen die besten Spieler Österreichs und ganz Europa an. Im Rahmen der Turnierserie „Viennality“ wurde zu einem Clash Of Heroes Fighting Game Turnier eingeladen. Gespielt wurden „Injustice 2” der NetherRealm Studios und Capcom‘s „Marvel vs. Capcom: Infinite”.

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musicbiz vinyl affairs von till philippi Alle Jahre wieder ... Alle Jahre wieder bricht die „Greatest Hits“- und „Best of“-Manie ebenso verlässlich aus wie „Last Christmas“ aus Radio- und Kaufhauslautsprechern tönt. Perchten, Punsch und Puffs feiern Hochsaison im (Einkaufsstraßen-Freiluft-) Eissalon – vorausgesetzt die Temperaturen sinken unter den Gefrierpunkt und es schneit mal wieder. Das unter dem Baum zart gehauchte „Merci Cherie“ zeugt angesichts steigender Scheidungsraten nach Weihnachten nachgerade auch nicht von Geschmackssicherheit bei der Geschenkewahl. Falsch geraten, Ihr Vinyl Affairs-Kolumnist belästigt Sie nun nicht mit einer weiteren, und schon gar nicht mit seiner persönlichen „Greatest Hits“-Kollektion. Allerdings, eine Art „Best of“ der besonderen Art und gleichzeitig eines der spannendsten heimischen Musikprojekte des kommenden Jahres möchte ich Ihnen, geneigter Leser, ans Herz legen: Das Indie-Label Noise Appeal feiert mit einer limitierten Single-Kollektion sein 15-jähriges Label-Jubiläum. Alle Songs sind exklusiv oder Erstveröffentlichungen. Von Live-Aufnahmen bis zu ausgetüftelte Studio-Aufnahmen, alles kann dabei sein. Lass Dich überraschen gilt auch für die Musik: Singersongwriter, Indie, Rock, Noiserock, Postrock, Punkrock … Alles wofür das Label und sein Umfeld stehen, wird musikalisch vertreten sein. Ein ganzes Jahr lang heißt es dann nicht alle Jahre sondern jeden Monat wieder eine, noch dazu in einem siebgedruckten Cover schön verpackte, Überraschung zu erleben. 24 Songs auf zwölf 7“Singles, zusammen ergibt das nicht nur eine Werkschau von 15 Jahren Noise Appeal sondern quasi einen musikalischen Adventkalender, wenn, ja wenn Sie es bis nächste Weihnachten aushalten sollten, die Platten nicht auf den Teller zu legen. Ich für meinen Teil, kann garantieren, dass ich mich nicht mit dem Betrachten der Covers zufrieden geben werde, sondern mich unmittelbar und Monat für Monat auf eine (musikalische) Entdeckungsreise begeben werde! Auf eine musikalische Entdeckungsreise durch Österreich könnte, ja sollte sich auch so mancher Kulturverantwortliche, Radiomacher, Musikmanager und Major-Labelmitarbeiter begeben. Manchmal liegt der, die, das Gute so nah! Vielleicht zu nah? Das gilt übrigens nicht nur für Musiker und „Indies“, es gilt ebenso für Instrumentenbauer wie für Gig-Poster-Artists, die meist noch etwas mehr im Schatten stehen oder sagen Ihnen Namen

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wie Spalt, Neubauer, Dreizehn, Alto Beat, Fant, a place for tom, Dr. Knoche, Hacker, Zellerluoid, ... etwas? Neugierig geworden? Eine gute Gelegenheit Gig-Poster-Artists, Instrumentenbauer, Indie-Labels und den ein oder anderen Musiker kennenzulernen, bietet das zweite Ottakringer Vinyl & Music Festival, 3. – 4. März 2018, Ottakringer Brauerei. Für vorweihnachtliches Vinyl-Shoppen darf ich Ihnen noch „your local record-dealer“ oder den Vinyl & Music Pop-up-Store im wahrscheinlich musikalischsten Hotel Österreichs, dem Ruby Marie Hotel, nahe legen. Nostalgikern und Kindern der 60er und 70er Jahre die einen TRIP in die Vergangenheit unternehmen wollen, darf ich den neuaufgelegten Soundtrack der gleichnamigen Pop-Oper von Silke Schwinger und Fatty George aus den frühen Siebzigern empfehlen. Ein Stück österreichische Musik- und Fernsehgeschichte, aus heutiger Sicht obskur, skurril, pathetisch, im Kontext der Zeit authentisch auf laute, skandalöse, pornografische, drogenschwangere und doch durch und durch wienerische Art. Erhältlich im gut sortierten Fachhandel, erschienen auf digatone, produced by Albi Dornauer, dem alleine dafür mein größter Respekt gilt. Eine besuchenswerte Retrospektive läuft derzeit auch im Wien Museum, Ganz Wien eine Pop-Tour. Sechs Jahrzehnte Wiener Pop-Geschichte, dargestellt anhand von Hotspots der Musikszene. Die Tour führt zu Lokalen, Diskotheken, besetzten Häusern, Radiostationen und Studios: vom Künstlertreff Strohkoffer, in dem Helmut Qualtinger seine Figur des „Halbwilden“ entwickelte, über den Folkclub Atlantis und die 80er-Kultdisco U4 bis zum Studio von Kruder & Dorfmeister. Dass Musik und Platten(cover) dabei nicht zu kurz kommen ist wohl selbstverständlich. Der Besuch der Ausstellung lässt sich nebstbei erwähnt wunderbar mit einem Abstecher zum Weihnachtsmarkt am Karlsplatz kombinieren, um bei Punsch und Lebkuchen in Jugenderinnerungen zu schwelgen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fröhliche und unbeschwerte Weihnachtszeit und uns allen „White Christmas“. – Ob es sich dabei tatsächlich um den laut Komponist „nicht nur den besten Song, den ich jemals geschrieben habe, sondern es ist der beste Song, den jemals jemand geschrieben hat“, handelt, möge jeder selbst beurteilen.


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Made in A. Andreas Spechtl: „Thinking about tomorrow, and how to build it ist ein unglaubliches Werk. Es ist persönlich - der Auteur Andreas Spechtl erlaubt tiefe Einblicke in die Seele seines Ichs, das bekanntlich nach Arthur Rimbaud das Ich eines Anderen ist. Es ist geschichtsbewusst - der Musiker Andreas Spechtl knüpft emotional zitierend an die kosmische Musik von Can und die Klangskulpturen von Conrad Schnitzler an. Es ist schließlich modern und hybrid - der Beobachter Andreas Spechtl schichtet Klänge und Samples zu einem Stein- oder Klangbruch, der sich über jede kontinuierliche Bassdrum legen lässt und jedes DJ-Set auf diese Weise in ein neues Raum- Zeit-Kontinuum zu katapultieren imstande ist.

Klaus Prünster: Timeless (B.O.E.A. Records) Aufgrund seiner Vergangenheit, die geprägt war von der intensiven Beschäftigung mit Computern und Synthesizern ist man direkt überrascht, wenn der Opener des neuen Albums des Linzer Gitarristen Klaus Prünster eine sehr einfache Version des Klassikers „Streets of London“ (gemeinsam mit José Feliciano) ist. Aber die große Spezialität ist sein großartiges Gitarrenspiel und so ist das Album bunt gemischt mit Instrumental- und Gesangstitel, wobei letztere Coverversionen von Popklassikern wie das o.g. oder von Johnny Cash, Irving Gordon etc. sind. Ein klassischschönes puristisches Album.

Boris Bukowski: Gibt‘s ein Leben vor dem Tod? (Hoanzl) Irgendwie war er ja nie ganz weg, aber offenbar hat die längere, kreative Pause dem Steirer Boris Bukowski sehr gut getan und ein großes Jawoll - Austropop lebt - und dieses Album beweist, warum. Die Texte zeigen die Wunden unserer Gesellschaft auf, oftmals in überhöhter Form, aber man glaubt dem Musiker aufs Wort, was er da besingt. Da darf ruhig auch Melancholie einfließen, zum Schluss gibt‘s ja dann eh noch seinen berühmtesten Song: Kokain. Und jetzt zum musikalischen: beim Song „Hör“ tobt sich ein Bläserensembleaus und es ist kein geringeres als die Bläsersection von Parov Stelar. Überhaupt hat er sich viele, hochkarätige Gäste eingeladen und damit sein Album zu einem phänomenalen gemacht.

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Georg Clementi: Zeitlieder 3 (sowiesound) Liedermacher, Chansonnier, Geschichtenerzähler, Verzauberer: Georg Clementi singt sich mit seinen Zeitliedern von Erfolg zu Erfolg und heimst Chanson-Preise ein. Zeitlieder deswegen, da er sich viele Inspirationen aus der Artikeln der Wochenzeitung „Die Zeit“ holt und mit seinem genauen Blick Geschichten dahinter im Kopf entstehen lässt. Ob es die Gedanken einer alten Frau sind, ein Loblied auf die Farbe Grau - das wir im Moment sehr gut brauchen können - oder eine Abrechnung mit der Fairtrade-Community, Clementi fordert zum Zuhören auf. Nachdem Georg Clementi auch Schauspieler ist, ist es naheliegend, dass er im Salzburger Landestheater im November/Dezember einige Abende mit seinen Chansons bestreitet. 18.01. in Wien, Sargfabrik

The Malcolm Lowry Project: Songs between heaven and hell (recordjet) Die meisten Menschen kennen im Zusammenhang mit dem Namen Malcolm Lowry hauptsächlich die Verfilmung seines Romans „Unter dem Vulkan“. Der mit nur 48 Jahren verstorbene Engländer war aber hauptsächlich der Lyrik (und dem Alkohol) zugetan. Auf vorliegendem Album präsentiert die Band rund um Mastermind Gitarrist Alfred Polansky wie perfekt sich die Gedichte zur Vertonung eignen. Mit dem jungen Sänger Louis Romégoux ist ein Glücksgriff gelungen, seine volle Stimme und die exakte Aussprache machen es einfach, den schönen Texten genauestens zu lauschen. DIe Musik schwankt von Jazz, Kunstlied bis hin zum Rock, um die lyrische Bandbreite musikalisch abzubilden, meist aber agiert die Band - bestehend aus Gitarre, Trompete, Violine, Percussionist - besonders ohrenfreundlich, um nicht zu sagen fast poppig. Und das Cover, das Bezug auf das mexikanische Allerheiligenfest (Dia de los Muertos) nimmt, ist ganz besonders gelungen: wie das erst auf Schallplatte ausschauen würde!

CCJOP: Titan (Marmota Records) Der Kunstpreisträger Christoph Cech erfüllte sich selbst einen langgehegten Wunsch und versammelte ein Jazzorchester seiner Vorstellung, was dabei herauskommt, zählt sicherlich zu den besten Bigband-Aufnahmen des Jahres. Allesamt Eigenkompositionen des Pianisten, die sich eindeutiger, stilistischer Zuordnung verwehren und doch eine eindeutige Handschrift aufzeigen. Was für ein Können!


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Farewell Dear Ghost: Neon Nature

Rudi Berger: Contemplation (ats Records)

Das sogenannte zweite schwierige Album legt diese Grazer Band vor, die seit ihrem Debüt „We colour the night“ höchst erfolgreich als Vorband von zb., Nada Surf oder The Naked tourten, zu FM4-Lieblingen erkoren wurden, bei Showcasefestivals auftrumpften und es sogar zu einer China-Tour brachten. Von dort sind sie voll mit neuen Eindrücken, die sich zumindest textlich erkenntlich zeigen, zurückgekehrt. Die Texte beschreiben eine dystopischen Gesellschaftsentwurf, die künstliche Überhöhung des Ichs wird angeprangert, musikalisch bewegt man sich weiterhin im poppigen Alternativegenre, sehr schön der Song Tease mit Sängerin Avec, der fast ein wenig an Angus & Julia Stone erinnert.

Als Reisender zwischen den Kulturen bewegt sich der Wiener Jazzgeiger seit Jahren, raus aus der Heimatstadt , rein in die Jazzclubs auf der ganzen Welt, seit 2003 lebt er in Brasilien. Auf vorliegendem Album hat er seine bisherigen Stationen in einen musikalischen Guss geformt, der überaus geschmeidig ins Ohr fährt. Die Stücke verweisen gekonnt und witzig auf ihre Herkunft, sei es Braziljazz oder gar Wiener Geigenklänge. Am 29.12. lädt Berger Musikerfreunde und Kollegen, mit denen er in Wien seine ersten Schritte tätigte zu einem Konzertevent unter dem Titel „Vieanna Calling“ u.a. mit Al Cook, Bernd Rommel, Bertl Mayer, Christian Havel uvm.

Love God Chaos: Die Unmöglichkeit des Nichtscheiterns (Engine Records) Auf die Idee, einem Song Cellophan zu widmen, muss man erst einmal kommen, unterlegt wird der Text mit geradlinigem, druckvollen Rock. Wobei alle Titel Neugier wecken und bis auf die Coverversion „Helden“ höchst ungewöhnlich sind. Mit „Helden“ nimmt LGC volles Risiko. Darf man diesen Bowie-Song noch covern? Ist den zahlreichen Versionen noch etwas hinzuzufügen? Als die Band „Helden“ am 10. Januar 2016 aufgenommen hat, wusste noch niemand, dass das der Todestag von David Bowie sein würde. Ist das die Absolution für diese Version oder nur eine gute Geschichte? Egal, ihr „Helden“ ist eine wunderbare Verbeugung und ein schönes Kontra auf diesem sonst, recht lauten, stürmischen Album.

brücke: von gestern nach hier Witzig, wie einfallsreich österreichische Bands in bezug auf Albumtitel sind, aber klar, es gilt Neugier zu wecken, wenn man noch unbekannt ist bzw. ist es natürlich auch ein Verweis auf die zu erwartenden Liedtexte. Diese Wiener Band singt über schwarze Tage am Meer mit derselben Inbrunst wie eine Ode an Mohnblumen. Der rockige Sound treibt den Sänger vor sich her, gibt ihm Stütze und darf sich hin und wieder auch austoben.

Rosi Spezial: A saftiges Fax (füdla Records)

Smart Metal Hornets & Bernd Sracnik: Ha-le-Lu-Jah (ats Records) Überraschungen sind immer gut und in dieser Form hat man selten Weihnachtslieder gehört. Die steirische Bläserband nahm sich traditionell-europäische, zumeist alpenländische Weihnachtslieder vor, die sie mit Stilmitteln aus den Bereichen Blues, Jazz, Rock und Reggae quasi verfremdeten und somit einen erfrischendneuen Zugang zu den Klassikern wie Ihr Kinderlein kommet, Oh du fröhliche etc. schufen. Durch das vielfältige Instrumentarium - jeder Musiker bedient 5 verschiedene Instrumente - entstand ein Album mit wirklich abwechsungsreichem Klangspektrum. Mit solch einer Musikkulisse macht das Punschtrinken gleich noch viel mehr Spass!

Geangskappelle Hermann: elegant Wer hätte das gedacht? Dem überaus strapaziösen Volksmusik-BoygroupJetset-Leben zum Trotz hat es die Gesangskapelle Hermann doch tatsächlich geschafft, ein neues Album aufzunehmen. Tonnenweise Fanpost, Liebesbriefe und wochenlange Tourneen – nichts konnte die 6 Herren davon abhalten. Von Überanstrengung ist dennoch nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. Pendelnd zwischen champagnerschlürfender Leichtigkeit und philosophischer Schwermut kommt er daher, der neue Tonträger „Elegant“. Es ist gesungenes Kabarett, das natürlich live seinen ganz besonderen Charme entfalten kann, aber auch aus der Konserve bringen sie einem sehr zum Schmunzeln und sorgen für gute Laune.

Vorarlbergerisch mal erregt, mal sanft vorgetragen - was für ein Unterschied in der Sprachmelodie. Rosi Spezial nennt sich das Quartett, laut Eigenangabe bezeichnen sie sich als Freejazz-Popmusik-Kapelle, es ist zum Teil spoken art, eine Art Rap, unterlegt mit recht souligen Tönen und sehr witzigen Texten, soweit man sie versteht. 21.12., Wien, Auslage, 29.12. Dornbirn

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Kollektivvertrag der Film& Musikwirtschaft und Kollektivvertrag Filmberufe

die einzige wirksame Möglichkeit, um den Zugang zu illegalem Content zu erschweren und legale Angebote zu schützen. Diese Vorgangsweise ist europaweit üblich und erweist sich in vielen Mitgliedstaaten der EU als sehr erfolgreich, um die Zugriffszahlen zu reduzieren.“

Beide Verhandlungen wurden jüngst zwischen den kollektivvertragsfähigen Verhandlungspartnern (Fachverband der Film- und Musikwirtschaft, Gewerkschaft Younion) geführt und mangels Einigung verschoben. Der hohe Kollektivvertragsabschluss im Metallbereich (3 % KV, 3 % IST-LohnErhöhungen) hat sicher die Verhandlungssituation beeinträchtigt, wobei grundsätzlich anerkannt wurde, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Filmwirtschaft sich von den allgemein positiven Zukunftsprognosen unterscheiden. Dennoch konnte über einen konkreten %-Satz noch keine Einigung erzielt werden. Die Vorschläge differieren derzeit um rund einen Prozentpunkt zwischen 2 % und 3 %.

EU-Abstimmung über Online-Rechte verschoben

OGH schiebt Rechtsverletzungen im Internet einen Riegel vor Der OGH hat erneut die Zulässigkeit von Websiteblocking von illegalen Seiten bestätigt. Im gegenständlichen Verfahren der Musikwirtschaft zur Sperre des Zugangs zu vier Tauschbörsen hatten österreichische Access Provider behauptet, die Portalbetreiber und ihre Host-Provider müssten zuerst belangt werden. Mit seiner Entscheidung stellt der OGH klar, dass die Vermittler oftmals am Besten in der Lage sind, um systematischen Urheberrechtsverletzungen entgegenzuwirken, und dass eine einstweilige Verfügung gegen Access Provider sofort erwirkt werden kann. Die Erklärung liegt in den kriminellen Praktiken der Betreiber und Provider illegaler Webseiten: Bei strukturell rechtsverletzenden Webseiten sind keine Kontaktpersonen feststellbar, es gibt kein Impressum und keine transparente Kontaktmöglichkeit, um ein Abstellen der Rechtsverstöße zu erreichen. Die Betreiber reagieren nicht auf Versuche, die Verbindung im Guten abzustellen, ihre Vorgangsweise ist gerade darauf ausgerichtet, im Internet anonym zu bleiben und ihrer Verantwortung zu entkommen. In der Regel kollaborieren sie mit Unternehmen, die darauf spezialisiert sind, den tatsächlichen Inhaber der Domain zu verbergen und vor Auskunftsersuchen und Löschanträgen zu schützen. Europol nennt solche Anonymisierungs- und Verschleierungsmethoden ein gravierendes und wachsendes Problem in der Bekämpfung von organisierter Kriminalität im Internet. VAP Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Müller bezeichnet die höchstgerichtliche Entscheidung als „eine klare Absage an die „Löschen statt Sperren“-Doktrin. In der Praxis ist Siteblocking durch Access-Provider für Rechteinhaber

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„Absolut unüblich“, so lautet zurzeit die kollegiale Einschätzung der Arbeit des EU-Abgeordneten Tiemo Wölken für den Rechtsausschuss des Parlaments. Erst Montagmittag wurde klar, dass die für heute zehn Uhr angesetzte Abstimmung über den „Kompromiss“ zum Vorschlag der Regulierung der Urheber- und der Rechte von Fernseh- und Rundfunksendern im Internet - kurz Sat/Cab-Verordnung - nicht erfolgt und auf die nächste Sitzung in vier Wochen, Dienstag, 21. November, vertagt wird. Eigentlich muss so etwas 24 Stunden vorher kommuniziert werden. „Aber was will man von jemandem erwarten, der nachts um zwei Unterlagen mailt, mit denen am nächsten Tag um neun Uhr gearbeitet werden soll“, heißt es von Ausschuss-Mitarbeitern. Gleichwohl sorgt die Verschiebung der Abstimmung für Aufatmen. Denn der Berichterstatter Wölken hatte nicht geruht, den Beschluss des Kulturausschusses, der die weitgehende Beibehaltung des sogenannten Territorialitätsprinzips bei der Vergabe und Honorierung von Online-Rechten für Filme ausgesprochen hatte, ins Gegenteil zu verkehren. Das sorgte auch in der Medienkommission von Wölkens Partei, der SPD, für Aufsehen. Mit seinem Versuch, den Beschluss des Kulturausschusses umzudeuten, entpuppt sich Wölken als Lobbyist der öffentlich-rechtlichen Sender, die im Zuge ihrer weitreichenden Internet-Pläne europaweit an Senderechte kommen wollen - wogegen Europas Filmproduzenten bekanntlich Sturm laufen. Im Hintergrund wirkt auch die SPD-Politikerin und WDR-Rundfunkrätin Petra Kammerevert, die mit ihren Vorschlägen im Kulturausschuss überstimmt worden war. Angesichts des hektischen Treibens hinter den Kulissen des EUParlaments, das gravierende Folgen haben könnte, tagte eigens am Sonntag die Deutsche Filmakademie, um einen „Brandbrief nach Brüssel“ zu senden, der seine Wirkung offensichtlich nicht verfehlte: Der Grundgedanke Wölkens, dass ein Fernsehsender die Online-Rechte eines Films nur noch für ein EU-Mitgliedsland erwerben müsste und damit die Nutzung im gesamten EUBinnenmarkt möglich sei, erschüttert die Mitglieder der Filmakademie: „Darin sieht die europäische Kreativbranche in deutlicher Geschlossenheit eine Bedrohung des für die Wirtschaftlichkeit und Vielfalt des europäischen Films so wichtigen Territorialprinzips“, heißt es da. Iris Berben, die Präsidentin der Filmakademie, lässt sich mit dem Satz zitieren: „Es ist schwer zu verstehen und noch schwerer zu ertragen, dass EU-Abgeordnete, die für die Gestaltung der Rahmenbedingungen einer Zukunft des europäischen Films zuständig sind, ausgerechnet die Argumente der Kreativen des europäischen Films konsequent ignorieren.“ Ihr Appell: „Wir dürfen Sie eindringlich darum bitten, den Vorschlägen des Berichterstatters Wölken nicht zuzustimmen und so ein


klares Zeichen für eine starke europäische Kreativlandschaft zu setzen.“ Die Verschiebung der Abstimmung ist so gesehen ein Etappensieg für die Kreativen. Nun kommt es darauf an, dass die französischen Liberalen, namentlich das Ausschussmitglied Jean-Marie Cavada, den mit Wölken ausgehandelten Deal suspendiert und sich auf die Rechte der Kreativen besinnt.

Werkschau Filmakademie Zum dritten Mal präsentiert die Filmakademie Wien an zwei Tagen das vielfältige Schaffen ihrer Studierenden auf großer Leinwand. Zur Eröffnung am 29.11. im Gartenbaukino werden der preisgekrönte Kurzspielfilm „Mathias“ von Clara Stern und Julia Zborowskas Film Zalesie, der beim internationalen Filmfestival in Warschau seine Weltpremiere feierte, gezeigt, sowie ein brandaktueller Kurzspielfilm als exklusive Preview: Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin von Bernhard Wenger. Am 30. November 2017 öffnet das Filmcasino von 12 bis 24 Uhr seine Pforten für Programme mit aktuellen Filmen sowie für Diskussionen mit den Studierenden und dem Publikum. In fünf Programmen präsentiert die Filmakademie Wien mit Dokumentarfilmen, Musikvideos und Kurzspielfilmen das vielfältige Schaffen ihrer Studierenden. Gezeigt werden unter anderem der Dokumentarfilm Sand und Blut von Matthias Krepp und Angelika Spangel, dessen Weltpremiere in Locarno stattfand, Jannis Lenz‘ mehrfach ausgezeichneter und für den europäischen Filmpreis nominierter Film Wannabe, Kurzfilme von Magdalena Chmielewska (Am Himmel), Sebastian Mayr (Die Hochzeit), Özgür Anil (Morgenmensch), Patrick Wally (The Sea you have to love), Aleksey Lapin und Markus Zizenbacher (Geschichte 2000) sowie Musikvideos für österreichische Musikgrößen wie Wanda oder Gudrun von Laxenburg. Auch die Filme Adam & Esra, Die Bewegung der Sterne, Because the Night und Voltage, die für die „isa – Internationale Sommerakademie der mdw“ zum Thema Bewegung/Motion realisiert wurden, werden erstmals im Kino zu sehen sein: Bewegende Momente, ereignisreiche Autofahrten, turbulente Beziehungen – alles dreht sich um Emotionen in motion. Neben den aktuellen Arbeiten werden in einem Programm ebenso Archivklassiker der Filmakademie Wien zugänglich gemacht, die dem Publikum mit den Filmen 101 Stunden – Der Trommler von Lucky Stepanik, Mohatscheks Reise von Erhard Riedlsperger und Kitty Kinos Wenn ma tot san, san ma tot einen Einblick in das studentische Filmschaffen der 70er und 80er Jahre bieten. www.filmakademie.wien/de/werkschau-2017/

Wer hat mein Bild so zerstört? Nicht um die Zerstörung geht es bei dieser in der Kunsthalle Krems stattfindenden Ausstellung sondern um die Neubearbeitung vorhandener Kunstwerke, egal ob Bild oder Film. Was geschieht, wenn sich KünstlerInnen der Kunstwerke und Filme

anderer bemächtigen? Die Ausstellung „Remastered – Die Kunst der Aneignung“ thematisiert diese Kunst der Aneignung. Gezeigt werden über 100 Werke von 50 nationalen und internationalen KünstlerInnen. Während Verena Gamper, Kuratorin der Kunsthalle Krems, Arbeiten auswählte, in denen Referenzwerke der bildenden Kunst im Fokus stehen, erweitert Gastkuratorin Naoko Kaltschmidt in „Remastered: Film“ das Thema im Hinblick auf das Medium und Referenzsystem Film. Diese spannende Ergänzung thematisiert Fragen zu Originalität und Autorschaft, die aufwendige Herstellung im Film ebenso wie Mechanismen von Kopierschutzverfahren und Hollywood als kanonisierende Instanz. Dabei geht es nicht nur um den Spielfilm als prominente Bezugsquelle, sondern es spielen ebenso andere Bereiche wie etwa der Animations- oder auch Experimentalfilm eine Rolle. Gezeigt werden Werke von Anna Artaker & Lilla Khoór, Antje Ehmann & Harun Farocki, Johann Lurf, Lydia Nsiah, Mathias Poledna, Constanze Ruhm, Allan Sekula & Noël Burch, Nadim Vardag, Ming Wong und Florian Zeyfang. Remastered – Die Kunst der Aneignung“, Kunsthalle Krems bis 18. Februar 2018

Sauer macht nicht nur lustig! Mit dem Wettbewerb „Die beste Kreativwirtschaftsgeschichte 2017“ hat die Kreativwirtschaft Austria (KAT) auch dieses Jahr wieder die beste Geschichte gesucht, die Kreativschaffende gemeinsam mit ihren Kunden aus der Wirtschaft geschrieben und so Mehrwert und Umsatz geschaffen haben. Gewonnen hat die Erfolgsgeschichte von Manufaktur Gölles und astrimage Film. „Wir freuen uns sehr, dass dieses Jahr wieder so viele unteschiedliche Kreativwirtschaftsgeschichten eingereicht wurden, die alle eines gemeinsam haben - sie zeigen den Kreativwirtschaftseffekt auf ! Die Crossover-Effekte der Kreativwirtschaft sind der Schlüssel zur Erneuerung und Veränderung heimischer Branchen. Dies verdeutlicht auch die Vielfalt an eingereichten Erfolgsgeschichten,“ so Gerin Trautenberger, Vorsitzender der Kreativwirtschaft Austria Die Manufaktur± Gelles am Fuße der Riegersburg in der OstSteiermark produziert in kenntnisreicher Handarbeit edelste Essige und feinste Obstbrände und setzt dabei schon immer auf Innovation. So war die Manufaktur, die erste Herstellerin von Apfelbalsam-Essig weltweit. Aber nicht nur in der Produktion geht die Manufaktur gerne neue, unorthodoxe Wege, auch bei der Präsentation der Produkte und Produktionsprozesse wird man kreativ. Der einfühlsame Präsentationsfilm von astrimage FILM mit dem eigens für den Film komponierten Soundtrack der Klangkulisse von Horst Schnattler wird vor allem im Manufaktur-eigenen Obstgarten-Kino, das einen wichtigen Teil der Gölles-Erlebniswelt bildet, gezeigt. ist nicht nur ein schönes Beispiel wie gut traditionelle Genussproduktion mit kreativem Storytelling zusammengeht, sondern auch das Ergebnis jahrelanger Innovation in Zusammenarbeit mit einem ganzen Netzwerk von Kreativwirtschaftsunternehmen, die das Vorzeigeunternehmen auch zu einer echten Sehenswürdigkeit gemacht hat.

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filmbiz Vor der Preisverleihung

Josef Hader auf dem Weg zum Europäischen Filmpreis

Was haben Jean-Louis Trintignant, Colin Farrell, Claes Bang, Nahuel Pérez Biscaya und Josef Hader gemeinsam? Sie sind alle exzellente, europäische Schauspieler die für den Preis als „European Actor 2017, der Verleihung durch die Europäische Filmakademie nominiert sind. Nach dem Triumphzug des Films „Die wilde Maus“ hat man schon fast vergessen, dass Josef Hader in der Verfilmung „Vor der Morgenröte“ (Regie: Maria Schrader) als Stefan Zweig brillierte. Nichtsdestotrotz, die starke Konkurrenz, aus der die 3.000 Mitglieder nun ihre Favoriten wählen müssen, ist stark. Die Preisverleihung - die gleichzeitig ein Abbild des hervorragenden europäischen Filmschaffens ist - wird am 9.Dezember in Berlin stattfinden. Aus heimischer Sicht sind die Schauspielnominierungen für Trintignant und Isabelle Huppert, beide für „Happy End“ von Michael Handke bedeutsam. Ob der schwedische Film „The Square“, (Regie: Ruben Östlund) dessen Erfolgslauf heuer bei den Filmfestspielen in Cannes startete und der am 17.11. in die hiesigen Kinos kam weitergehen wird? Nominiert ist er zumindest in mehreren Kategorien. www.europeanfilmacademy.org

Casamedia in Cannes ausgezeichnet Das Cannes Corporate Media & TV Awards Festival ist das weltweit größte und wichtigste Festival für Corporate- und Wirtschaftsfilme. In Anwesenheit von über 260 internationalen Gästen und Filmemachern wurde im Rahmen der festlichen Awards Gala der Linzer Filmproduktion Casamedia der Silberne Delphin für den Fronius-Film „Everyday Is A New Beginning“ in der Kategorie Marketing Communication B2B von Festivaldirektor Alexander V. Kammel überreicht. Für die Fritz Steipe, Günter Kaser Casamedia Flmproduktion ist das nach 2011 und 2012 bereits der dritte Award in Cannes.

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Lungau: am liebsten von oben Was für ein Auftakt zu diesem bei der Diagonale ausgezeichneten Dokumentarfilm „Was uns bindet“ von Ivette Löcker. Die Regisseurin liegt auf einer Massageliege, ihr Gesicht nach unten gedrückt und wird befragt, wo es ihr wehtue. Die Antwort darauf: „Gerade als ich geglaubt habe, endlich mit meinen Gefühlen für meine Eltern und meine Herkunft im Reinen zu sein, vererbt mein Vater mir und meiner Schwester sein altes, baufälliges Bauernhaus. Das Erbe aus Stein soll uns wieder an jenen Ort in den Salzburger Bergen binden, in dem wir aufgewachsen sind und in dem meine Eltern immer noch leben. Ich leide unter Atemnot, ich bin komplett verkrampft.“

Die Eltern der Dokumentarfilmerin Ivette Löcker

Warum dies so ist, wird eindrücklich in 140 Minuten aufgezeigt, von der zerrütteten Ehe ihrer Eltern, die zwar im gemeinsamen, großen selbstgebauten Haus wohnen, aber jeder in seinem Bereich, um sich möglichst aus dem Weg zu gehen. Der Vater ist geprägt von Sparsamkeit, Härte aber auch Humor, die Mutter hat große Freude am Garten und ihrem Hund, aber sonst nicht viel, Einsamkeit und Sprachlosigkeit fallen einem dazu ein, der Film folgt einer Logik, die dazu dienen könnte, bei den Zusehern Reflexionen über die eigenen Kindheit resp. Familienleben auszulösen. Welche Ereignisse, Orte, Personen haben mich geprägt, um so zu werden wie ich bin? Kann ich meine Vergangenheit hinter mir lassen, mich davon lösen und ein eigenes Leben beginnen? Kann ich meinen Eltern verzeihen, sie loben, ihnen auf Augenhöhe begegnen? Es braucht viel Mut aller Beteiligten sich vor der Kamera so über das eigene (Familien)leben zu exponieren, nichts wirkt verkrampft, heitere Szenen wie das Erdbeermarmeladeeinkochen wechseln mit höchst unbehaglichen ab wie die bissigen Kommentare des Vaters, jeder/jede wird sich in dem Film wiederfinden. Was erstaunt, wie ausgewogen der Film wurde. Das Schlussstatement von Ivette Locker zeigt auf, dass sie offenbar trotz der ausführlichen Dreharbeiten noch nicht im Reinen mit ihrer Herkunft ist, denn bei einer Schiabfahrt meint sie lakonisch: „Mir ist der Lungau am liebsten von oben.“ Und wahrscheinlich auch akustisch, denn am Anfang und Ende des Films hört man die wunderbare Jazzsängerin Àngela Tröndle mit der Lungau Big Band. Eine Empfehlung! Was uns bindet (Mischief Film) Kinostart: 1.12.


filmbiz if she can see it, she can be it Ende Oktober fand im Filmcasino die feierliche Preisverleihung des vom Drehbuchforum Wien und dem Österreichischen Filminstitut/gender*in*equality initiierten Wettbewerb „if she can see it, she can be it“ statt und es wurden die Preis-

Die PreisträgerInnen & die Jury auf einem Blick

trägerInnen der ersten Wettbewerbsstufe bekannt gegeben: Jessica Lind mit Das Fehlen von Hannah; Peter Stephan Jungk und Lillian Birnbaum mit Hedys Ekstase; Weina Zhao und Ines Hochgerner mit Mi – Ein Roadmovie mit fantastischen Elementen, die nicht drogeninduziert sind; Lisa Terle mit Trude; Didi Drobna und Achmed Abdel-Salam mit Zwischen Schaumstoff. Die GewinnerInnen erhalten ein Preisgeld von je 5.000 Euro und eine dramaturgische Begleitung durch erfahrene DrehbuchautorInnen bei der Entwicklung des Treatments. Zum Auftakt der Preisverleihung hielt die international renommierte Medienwissenschaftlerin und Medienpädagogin Maya Götz das Impulsreferat “Schön begrenzt: Lillifee, Wonderwoman und Topmodel. Die Fallen aktueller Mädchen- und Frauenbilder und wie wir sie verändern können.”

Tipps direkt aus Hollywood Die amerikanische Anwältin Judith Merians kam auf Einladung der DonauUni nach Krems, um den Studierenden einen Einblick hinter die Kulissen der Traumfabrik zu gewähren. Fazit: auch dort wird nur mit Wasser gekocht. Judith Merians kann auf eine beeindruckende Karriere als Juristin und Business Executive im internationalen Filmgeschäft zurückblicken. Zu den Stationen ihres Berufsweges gehören Branchengiganten wie Warner Bros., Paramount Pictures Corporation oder ABC Motion Pictures. Heute ist sie als Senior Vice President of Business and Legal Affairs bei Regent Entertainment tätig, wo sie nicht nur als Rechtsexpertin arbeitet, sondern auch in den Bereichen internationaler Vertrieb, (Co)Produktionen und Finanzen aktiv ist. Neben ihrer Tätigkeit in Hollywood unterrichtet sie regelmäßig an der University of California in Los Angeles und an renommierten Filmschulen wie dem Gerassimow-Institut für Kinematographie (Moskau) oder der Tokyo Film School. Seit Jahren ist Judith Merians außerdem Vortragende bei den Filmfestspielen in Cannes und als Autorin von Artikeln über die Unterhaltungsindustrie in der internationalen Fachwelt bestens bekannt. Anfang Oktober 2017 hatten Studierende des Masterstudiums Music for Applied Media und Interessierte bei einer Open Lecture die Gelegenheit,

von der renommierten HollywoodAnwältin persönliche und detaillierte Einblicke in die internationale Filmindustrie zu erhalten. Neben generellen Beobachtungen über Hollywood und den aktuellen Herausforderungen des digitalen Wandels standen zahlreiche praxisbezogene Tipps für angehende Film- und MedienmusikkomponistInnen im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung: Als Visitenkarte für den Einstieg in die Branche sind Online-Plattformen wie Youtube von großer Bedeutung. Daher kann es durchaus hilfreich sein, so Judith Merians, für kleinere OnlineProduktionen Musik zu komponieren, da die Suche nach neuen Talenten heute häufig über das Internet erfolgt. Einen weiteren wesentlichen Faktor für den Karrierestart in der Filmindustrie sieht die Hollywood-Juristin im richtigen Netzwerk. Daher rät sie Konferenzen, Festivals und ähnliche Veranstaltungen zu besuchen, um sich sukzessive einen Pool an Kontakten aufzubauen. Musik im Film ist immer Teil der Handlung und steht nicht für sich alleine. Daher ist auch der/die KomponistIn Teil eines großen Teams, das gemeinsam an einer Vision arbeitet. In Bezug auf ihre eigene Karriere kann Judith Merians folgende Prämissen für sich ableiten: Lerne aus Fehlern und mach diese kein zweites Mal, arbeite hingebungsvoll an deiner Karriere, umgib dich mit Menschen, von denen du

US-Filmanwältin Judith Merians

lernen kannst und nimm Jobs an, die dir Furcht einflößen – nur an solchen kannst du wachsen! Im berufsbegleitenden Masterstudiengang Music for Applied Media am Zentrum für Angewandte Musikforschung an der Donau-Universität Krems sind international anerkannte ExpertInnen wie Judith Merians häufig zu Gast, um den Studierenden praxisnahes Wissen aus erster Hand zu vermitteln“, berichtet Lehrgangsleiter Miguel Kertsman. Das modular aufgebaute Masterstudium ermöglicht es, sich in den Bereichen Komposition und Produktion von Musik für Medien zu spezialisieren und umfasst u.a. Fächer wie Music Aesthetics, Sound, Acoustics, Recording Arts und rechtliche bzw. ökonomische Dimensionen der Musik- und Entertainmentindustrie.

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Aufbruch in neue Zeiten...?! Die neue Regierung – darüber besteht wohl wenig Zweifel – wird wohl eine „Schwarz-Blaue“ sein. In den seit einigen Wochen geführten Verhandlungen zwischen der „Liste Kurz“ und der Freiheitlichen Partei dringen aber Berichte über ein Kulturkapitel nicht durch die fest verschlossenen Verhandlungstüren. Tatsächlich scheint es, als wollten die Verhandlungspartner Expertenwissen geflissentlich aus dem Verhandlungsprozess heraus halten. So darf man mit etwas Anspannung die Ergebnisse erwarten. Für den Filmbereich wäre nach Jahren tendenziell stark stagnativer Filmpolitik aber eine offensivere, strategische Ausrichtung dringend notwendig. Zur Erinnerung – die kurze Amtsperiode Drozda hat hier außer Ankündigungen der Zusammenfassung von Fördereinrichtungen, nichts Konkretes bieten können. Und die im Prinzip gute österreichische Förderausstattung von mehr als Euro 40 Mio. Filmförderung auf Bundesebene kann einfach dadurch relativiert werden, dass z.B. die letzte Budgeterhöhung beim ÖFI nun auch schon 5 Jahre zurück liegt (Ära BM Schmied/Einigung auf Euro 20 Mio.). Damit hat auch das österreichische Filminstitut inflationsbedingt mehr als 10 % an Mitteln verloren – paradigmatisch gilt das für alle Fördereinrichtungen. So konnte nicht einmal die in zwei Regierungsprogrammen konkret angekündigte Anhebung beim RTR-Fernsehfonds um Euro 1,5 Mio. realisiert werden – in Anbetracht der Partei übergreifenden Wertschätzung dieser Förderung und der bescheidenen Summe unverständlich. Seit Jahren fordert die Filmwirtschaft auch eine Ergänzung bestehender Fördersysteme durch steuerinduzierte Modell wie etwa Tax Shelter- oder Tax-Rabattmodelle. Beide Modelle haben sich nachweislich nicht nur weltweit bewährt, stärken den Filmstandort, sondern sind darüberhinaus geradezu budgetäre Gelddruckmaschinen. Gerade in Zeit erhöhten Budgetdrucks und der durchaus mit Sorge zur Kenntnis genommenen Ankündigungen des Wahlsiegers über Förderkürzungen könnten Steuermodelle gut argumentierbar sein. Schließlich sind sie keine direkten Förderungen, sondern wirtschaftsinduziert und damit eigentlich Teil des genetischen Codes der Wirtschaftspartei ÖVP. Dem Vernehmen nach hat ja Bundesparteiobmann Kurz das Modell schon einmal für interessant empfunden. Diesbezüglich sollte man also hoffen dürfen und wäre eine Erwähnung im Regierungsprogramm ein starkes Indiz für politischen Willen. Vielleicht beschäftigt sich dann auch ein Medienexperte mit der Frage der Medienpolitik im Allgemeinen und des ORF im Besonderen. Der Wiener ÖVP-Landesparteiobmann Blümel dürfte sich hier in der Vergangenheit wohl einiges an Wissen angeeignet haben, die vergangene Regierungsmannschaft hat dieses Thema offen gelassen. Der seinerzeit für März 2017 angekündigte Mediengipfel wurde ja bekanntlich abgesagt.

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Dass die Verpflichtung des öffentlich-rechtlichen Senders aber auch eine Einbindung der Privaten in die Investition in genuin österreichisches Programm ein existenzielles Thema für die österreichischen Filmer ist, wurde auch in der Vergangenheit mit Forderungspapieren und Studien nachhaltig untermauert. Das von GD Wrabetz 2016 dazu versprochene 3-Jahres-Investitionsprogramm gibt wohl eine gewisse Planungssicherheit, kann durch budgetäre Engpässe oder kurzfristige noch nicht absehbare politische Maßnahmen aber jederzeit gefährdet werden. Eine nähere Konkretisierung der im Gesetz recht allgemein gehaltenen, öffentlich- rechtlichen Verpflichtung wäre leicht realisierbar, würde die neue Regierung das Thema ORF-Gesetz auch offensiv in einem größeren, medienpolitischen Umfeld andiskutieren wollen. Die von BM Drozda vom Grundsatz her richtigerweise in den Raum gestellte Reform von Förderungsstrukturen sollte wohl Anlass bieten, strukturelle Synergien zwischen den Förderinstitutionen tunlichst zu verstärken. Zusammenlegung allein ist da nicht die einzige mögliche Antwort – Äpfel und Birnen passen schlecht in einen Korb. Aber ein Diskussionsansatz – immerhin ! Für die Musik darf wohl erwartet werden, dass Maria Großbauer ihr praktisches Know-how als Musikerin einbringt. Dass das geringe Förderbudget der Musikförderung und die Frage der Präsenz österreichischer Musik vor allem im öffentlichrechtlichen Rundfunk eine Thema ist, ist ihr wohl bewusst. Eines steht fest: Für den Aufbruch in die neuen Zeiten ist die Wegrichtung für die Kulturschaffenden aus Film und Musik derzeit noch recht unklar. Heimisches Kulturgut zu fördern und gleichzeitig deren Wirtschaftspotenzial nicht zu vergessen, sollte aber eigentlich in der DNA der verhandelnden Dateien ausreichend vorhanden sein. P.S: Dem Standard online folgend die Verhandler in den Kulturkapiteln: Medien ÖVP: Gernot Blümel, Gerald Fleischmann FPÖ: Norbert Steger Kultur ÖVP: Christoph Drexler FPÖ: Claudio Eustacchio Beratung: Agnes Husslein, Maria Großbauer


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Kulturversprechen vor der Wahl Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft (FAMA), die Produzentenallianz (Film Austria und AAFP) und EUXXL luden gemeinsam zum kulturpolitischen Diskurs: Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Maria Großbauer (ÖVP), Elisabeth Hakel (SPÖ),Georg Willi (GRÜNE) und Wolfgang Zinggl (PILZ) diskutierten über die Zukunft von Film, Fernsehen und Musik. Ausgangspunkt der Diskussion war das von den Verbänden im Juli präsentierte Papier “Ein Angebot an die neue Bundesregierung: Rahmenbedingungen schaffen für die Film- und Musikwirtschaft“, welches die Vorstellungen der Film- und Musikwirtschaft für die kommende Bundesregierung detailliert darstellt (https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/ film-musikwirtschaft/zeitgemaesse-rahmenbedingungen.html). Diese Aufforderung an die Politik erfolgt vor dem Hintergrund einer wesentlich veränderten Medienlandschaft: Mächtige globale Player, schwierige Rahmenbedingungen für Entwicklung, Finanzierung und Verbreitung von Audio- und audiovisuellem Content und stagnierende Budgets im Förderbereich und im öffentlichen Rundfunk stellen die österreichische Kulturwirtschaft vor vollkommen neue Herausforderungen.

Gefordert wird im Wesentlichen: 1. Sicherung von nachhaltigem Investment der öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkunternehmer und der neuen Medienanbieter in unabhängige Filmproduktionen 2. Schaffung von Synergien in den Filmförderstrukturen und Anhebung auf international konkurrenzfähige Budgets 3. Schaffung von Steuermodellen zur Stärkung des Filmstandorts und der Förderung privaten Investments in Filmproduktionen 4. Sicherung eines starken Urheberrechts und territorialer Exklusivität als Basis von Filmfinanzierung und-verwertung – vor allem durch eine starke Stimme Österreichs in der EU 5. Berücksichtigung der Flexibilitätsbedürfnisse der Kulturwirtschaft im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht 6. Erhöhung des Österreichischen Musikfonds auf mind. 2 Mio. Euro für Verwertung und Vermarktung von Musik im In- und Ausland 7. Gewährleistung eines repräsentativen Anteils österreichischer Musik im ORF-Radio/Fernsehen und in den privaten Rundfunkkanälen. „Im Hinblick auf die Nationalratswahl 2017 besteht nun auch die Chance für die neue Regierung, in der nächsten Legislaturperiode aktive Weichenstellun-

gen vorzunehmen, um Film- und Musikwirtschaft als wichtigen österreichischen Kreativ- und Wirtschaftszweig zu positionieren. Immerhin hat Österreichs wichtigster Filmkoproduktionspartner Deutschland mit der Erhöhung des deutschen Filmforderungsfonds DFFF von Euro 50 auf Euro 125 Mio. für 2018 schon seine Hausaufgaben gemacht“, sagt Prof. Daniel Krausz, Obmann des Fachverbandes der Film- und Musikwirtschaft.

Zu den Ergebnissen der Diskussion: Die Diskussion der Parteienvertreter zeigte erfreulicherweise, dass durchaus Bereitschaft zur Veränderung in wesentlichen Punkten besteht: • Über die Wichtigkeit eines starken, nachhaltig finanzierten öffentlichen Rundfunks und der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags durch vermehrt österreichische Inhalte besteht grundsätzlich Konsens. • Österreichisches Programm und Wertschöpfung sind wichtig und werden konkretisiert (30%-Quoten!). • Eine Schaffung von Steueranreizen wird von den meisten Parteien positiv gesehen. • Die jüngst angekündigte Reform der Fördereinrichtungen in Richtung einer jedenfalls operativen Zusammenlegung wird grundsätzlich begrüßt. • Ebenso gibt es großen Konsens zur Musikförderung bis hin zu sehr konkreten Aussagen über das Budget („Verdoppelung des Musikfonds“). Danny Krausz sieht die Herausforderungen vor allem auch auf EU-Ebene, wo brisante Änderungen im Urheberrecht in Planung sind. „Hier wird Österreichs Stimme in der Phase der EU-Präsidentschaft 2018 eine besondere Bedeutung zukommen. Die Sicherstellung einer nachhaltigen Finanzierung für den öffentlichen Rundfunk als Leitmedium plus eines gesetzlich verpflichtenden quantifizierten Investments in unabhängige TV-Film-Produktion und die Modernisierung bestehender Förderungsstrukturen und die Ergänzung steuerbasierter Modelle wären kurzfristig anzugehende Maßnahmen, für die es von den Parteien erfreulicherweise auch Konsens gibt.“ Gleichzeitig sieht Krausz abschliessend aber auch die Notwendigkeit verstärkten Wissenstransfers über Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Film- und Musikbranche.

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Kanon österreichischen Filmschaffens Alljährlich findet im Wiener Metrokino ein Event statt, der quasi die herbstliche Heimkino-Saison eröffnet. Georg Hoanzl präsentiert die jeweils neues Staffel von „Der Österreichische Film. Edition Der Standard“ .

„Der Tod - ein Irrtum“ Rechtzeitig vor Weihnachten bringt Hoanzl eine überaus wertige DVD-Box an den Start, die für gute Stimmung sorgen wird: „Romeo & Julia- ohne Tod kein Happy End“, die Neuübersetzung und Inszenierung der berühmtesten Liebesgeschichte in der Version von Michael Niavarani. Die Erfolgsproduktiomn aus dem Globe Wien mit 100.000 Besuchern (!) gibt es ab sofort als Doppel-DVD Box im hochwertigen Karton-Schuber mit Programmheft und Textbuch. Und so ungefähr lautet Nias Interpretation: Romeo (Michael Niavarani) und Julia (Sigrid Hauser) sind nur deswegen das größte Liebespaar der Weltliteratur, weil sie nie miteinander leben mussten, sondern rechtzeitig gestorben sind. Im Falle unserer höchst beklagenswerten Komödie sind nicht die Liebenden gestorben, sondern die Liebe. Im fünften Akt von Herrn Shakespeares Tragödie endet die dreitägige Ehe von Romeo und Julia durch einen Brief, der nicht rechtzeitig ankommt. Der Tod der beiden ist also ein Irrtum... Georg Hoanzl verweist auf mittlerweile 295 DVDs mit heimischen Film

Der Österreichische Film Edition Der Standard Die Erfolgsgeschichte 2006 -2017 in Zahlen 11 Jahre Edition 295 DVDs mit 413 Filmen 546 Stunden Programm 1,5 Millionen verkaufte DVDs 200 Filme als Video on Demand bei 12 VoD-Plattformen mit 75.000 Abrufen pro Jahr 750 Geschäfte in ganz Österreich Der Standard wirbt auf mehr als 350 Seiten für die Edtion

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„Wie so vieles entstand auch diese, jetzt nicht mehr wegzudenkende und in diesem Umfang in Europa meines Wissens nach einzigartige Filmedition aus einer Krise. Trotz engagierter Vertriebsarbeit für den Film „Die Siebtelbauern“ konnten wir vor elf Jahren keine 300 DVDs davon verkaufen – eine für unsere Firma und mich persönlich schmerzhafte Niederlage“, erinnert sich der engagierte Verleger Georg Hoanzl anlässlich der aktuellen Filmstaffel vor gut und prominent gefülltem Haus. „Mittlerweile haben wir dank der jährlich aktualisierten Edition und der ständigen umfangreichen Werbe- und Verkaufsmaßnahmen über 10.000 DVDs von „Die Siebtelbauern“ abgesetzt. Üblicherweise verschwinden wertvolle Filme, die in dieser Edition versammelt sind, nur wenige Monate nach Veröffentlichung aus dem stationären Handel. Wenn dann die letzten Restposten um 2,99 Euro ab verkauft sind, gibt es keine Neuauflage, und der Film ist nicht mehr verfügbar. Unsere Edition „Der Österreichische Film“ ist allerdings aufgrund großer gemeinsamer Anstrengungen seit nunmehr elf Jahren in über 750 Geschäften in Österreich erhältlich. Zudem erweitern wir seit einigen Jahren die Reichweite der Edition durch digitalen Vertrieb

auf mittlerweile bereits zwölf Plattformen“, so ein zu Recht Hoanzl. In ihrer Zusammensetzung ist auch die aktuelle 12. Staffel Abbild der gesamten Edition: von Dokumentation bis Drama, von Thriller über Komödie bis zum historischen Film wird österreichisches Filmschaffen exemplarisch versammelt. Um es in Filmtiteln zu sagen: von Die Geträumten, Toni Erdmann, Maikäfer flieg, Homo Sapiens, Lampedusa im Winter bis zu Funny Games. Und diese Breite ohne Wertung ist auch für die drei Kuratoren – Claus Philipp, Barbara Pichler und Dominik Kamalzadeh – einer der Vorteile dieser Filmbibliothek, so quasi literarisch Jelinek neben Glattauer oder musikalisch Friedrich Cerha neben Andreas Gabalier gesprochen. Die große Bandbreite schätzen neben den Konsumenten auch die Förderer sowie viele der beteiligten Filmproduzenten, denn nicht nur erhält man einen Überblick sowie eine qualitätsvolle Filmbibliothek ist auch der wirtschaftliche Input nicht zu verachten: indem die größeren, bekannten Filme oft die kleineren mitziehen und miteinander das Interesse an der hiesigen Filmkultur befriedigen oder wecken.


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Mipcom 2017: „Tatort“ und Naturdokus als Verkaufshits Österreichische Produktionen waren auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes wieder sehr gefragt, der ORF punktet mit „Tatort“ und „Universum“, auch für die Terra Mater Factual Studios ist die Messe unabkömmlich. Große Trends wurden nicht festgestellt, wiewochl sichd as TV-Rad immer schneller zu drehen scheint.

Universum und Tatort internationale Dauerbrenner des ORF

Der österreichische Gemeinschaftsstand auf der Mipcom

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„Qualität aus Österreich steht hoch im Kurs – sowohl im fiktionalen Segment als auch bei Reportagen, Dokumentationen und Magazinen. Bestehende Kooperationen konnten auf der Mipcom 2017 vertieft und beachtliche Verkaufserfolge verzeichnet werden, die die rot-weiß-rote Qualität weltweit sichtbar machen. Das globale Interesse an ORFProduktionen ist eine Auszeichnung für heimische Filmschaffende und den Produktionsstandort Österreich“, berichtet Marion Camus-Oberdorfer von der Mipcom2017, der weltweit wichtigsten Programm- und Entertainmentmesse für Fernsehanstalten und Video-on-Demand-Anbieter. Bei der von 16. bis 19. Oktober 2017 abgehaltenen Entertainment- und Programmmesse baute die ORF-Enterprise ihre Zusammenarbeit mit Discovery Italia aus und schloss ein umfangreiches Film-Paket für den Sender „Giallo“ ab. Die italienische Sendeanstalt sichert sich 17 österreichische „Tatort“-Fälle. Österreichische Krimi-Produktionen sind demnächst auch auf dem Sender IRIB im Iran zu sehen. Das Crime-Highlight des ORF wird bereits in Dänemark, Slowenien, Iran, Ukraine sowie den Vereinigten Staaten ausgestrahlt und ist über die Kanäle von Sony Pictures weltweit verfügbar.

Mit dem eigen-, ko- und auftragsproduzierten ORFDokumentations- und Reportage-Angebot kann die ORF-Enterprise beachtliche Erfolge in Osteuropa und dem Mittleren Osten erzielen: Die rumänischen Sender RCS und RDS sowie das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Usbekistan kaufen mehr als 100 Stunden an qualitativ hochwertigen ORF-Reportagen und -Dokus. Weiterhin gefragt sind die ORF-„Universum“-Produktionen von „Wüstenkönige – Die Löwen der Namib“ bis zu Naturfilmen wie „Lungau – Wildnis im Herzen der Tauern“ Die deutsche Welle intensiviert die Zusammenarbeit mit der ORF-Enterprise und wird neben zahlreichen Reportagen des ORFMagazins „WELTjournal“ auch das Kultur-Highlight „Christmas in Vienna“ übertragen. Das hochkarätig besetzte Weihnachtskonzert wird heuer am 22. Dezember 2017 stattfinden.

Terra Mater & Trakehnerblut Ein wichtiger Termin ist die Messe auch für die Terra Mater Factual Studios, die mit 150 Produktionen vertreten waren. Traditionell wurden Verträge mit Deals National Geographic US + International abgeschlossen, weitere wichtige Partner sind arte und France 5. Kanada sowie Asien werden demnächst ebenso mit Produktionen aus der hiesigen Filmschmiede erfreut. Und für positive Resonanzen sorgte für Servus TV, dass seine erste, eigenproduzierte Hauptabend-Serie „Trakehnerblut“, die Anfang November Ö-Premiere hatte, auch auf viel internationale Zustimmung stieß.


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Vienna Doku Day 2017 Der Vienna Doku Day ist eine von Johannes Rosenberger initiierte internationale Branchentagung, die in Wien ins Leben gerufen wurde, um für die heimischen Dokumentarfilm-ProduzentInnen und Filmschaffenden eine Möglichkeit zu schaffen, sich in konzentrierter Form über die brennenden Agenden des Doku-Bereichs zu informieren. Der VDD‘17 hatte sich eine Reise durch das „Universum arte“ vorgenommen - für viele Dokumentarfilmprojekte so etwas wie die Königsdisziplin der qualitätsvollen TVals auch Kino-Doku, aber zuweilen immer noch ein unverstandener, eigener öffentlich-rechtlicher Kosmos. Das besondere Angebot der Veranstaltung bot hier Orientierung: die wichtigsten EntscheiderInnen von arte aus der Zentrale in Straßburg, von ZDF und ARD aus Deutschland und auch als ORF-Partner in Österreich waren vor Ort. In facettenreichen Panel-Gesprächen schlüsselten sie vor dem heimischen Publikum die Prozesse im Sender auf und verrieten z.B. auch, was für sie, ganz persönlich, ein Projekt förderwürdig macht. Unter der kompetenten und anregenden Moderation von Daniel Saltzwedel gelang es mit den Gästen, Licht in die

„Blackbox arte“ zu bringen. Zwei Best Practise-Beispiele („Die Königin von Wien - Anna Sacher und ihr Hotel“ von Beate Thalberg und „Terrorjagd im Netz“ von Friedrich Moser) lieferten konkretes Anschauungsmaterial und machten insbesondere für junge Firmen in Form von „Produktionslogbüchern“ Abläufe und Dauer von gelungene Koproduktionen mit dem Kultursender verständlich. Das Ziel, nachhaltige Informationen zu wichtigen Branchenthemen bereitzustellen und zugleich ein Möglichkeit zur Vernetzung und Kontaktanbahnung zu schaffen, wurde auch heuer mit Erfolg erreicht. Das konkrete Feedback als auch aktuelle Trends legen bereits jetzt nahe, die für 2018 geplante Ausgabe des VDD dem Themenkomplex des Dokumentarfilms in Beziehung zu digitalen Plattformen zu widmen.

Stehend l-r: Martin Kofler, Friedrich Moser, Marita Hübinger, Tobias Cassau, Sonja Scheider, Arne Birkenstock, Ralph Wieser, Alexander Dumreicher - Ivanceanu, Petra Gruber, Alexander von Harling, Johannes Rosenberger, Christian von Behr; Sitzend l-r: Anna Koblitz, Daniel Saltzwedel, Olaf Rosenberg, Beate Thalberg

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„ ... wie Flatrate-Saufen für den Winzer“ Zum 2. Mal fand in Wien der dok.day statt, bei dem neben Vorträgen und Diskussionen das Vernetzen der heimischen Dokumentarfilmszene mit internationalen Vertretern von renommierten Sendern eine wichtige Rolle spielt. Als Keynote-Speaker wurde der Regisseur und Produzent Arne Birkenstock (fruitmarket) eingeladen, der vehement appellierte, neue Modelle in jeglicher Art auszuprobieren. „Im angelsächsischen Markt wird sehr viel Geld für hochwertige Dokumentarfilme budgetiert. Diese Filme sind aber eben auch in der Produktion sehr gut ausgestattet, schon in der Entwicklungsphase wird da soviel Geld ausgegeben wie hierzulande für die Produktion manchen Films.“

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Es wird weltweit soviel Musik konsumiert wie noch nie, doch die Erlöse sinken, kann man diese Entwicklung auch auf die Filmwirtschaft umlegen? ARNE BIRKENSTOCK: Als Konsumenten profitieren wir alle davon, dass Filme immer und überall in riesiger Auswahl verfügbar sind und zu jedweder Zeit konsumiert werden können. Der lineare Konsum von Filmen und Serien im TV geht (nicht nur) bei jüngeren Zuschauern dramatisch zurück und wird zunehmend durch den nonlinearen Konsum in Mediatheken, SVOD-Plattformen etc. ersetzt. Arne Birkenstock Nicht mehr ganz so neue Player wie Netflix oder Amazon Prime rollen den Markt auf. Sie nutzen auch Dokumentarfilme zur Markenbildung und Imagepflege. Und sie bedrohen mit disruptiven Innovationen althergebrachte Geschäftsmodelle unserer Branche. Auch einige meiner Filme laufen auch auf den genannten Plattformen: Der eine, über einen Kunstfälscher, wurde tatsächlich für sehr viel Geld eingekauft, der andere, über eine junge Frau und ihren kleinen Elefanten, eher unter „ferner liefen“ im Rahmen eines Filmpakets. Und sollten die Kollegen aus dem Silicon Valley sich mit ihrer disruptiven Strategie durchsetzen und alle anderen Wettbewerber plattmachen, wird der zweite der häufigere Fall sein. Dann ist mancher SVOD-Deal für den Produzenten eine hochwertiger Filme ähnlich attraktiv wie Flatrate-Saufen für den Winzer hochwertiger Weine. Die großen Streamingplattformen sind schuld am symbolischen Hungertuch der Dokumentarfilmer? BIRKENSTOCK: Nein, noch ist das Gegenteil der Fall. Im angelsächsischen Markt wird sehr viel Geld für hochwertige Dokumentarfilme budgetiert. Diese Filme sind aber eben auch in der Produktion sehr gut ausgestattet, schon in der Entwicklungsphase wird da soviel Geld ausgegeben wie hierzulande für die Produktion manchen Films. Aber natürlich sind es nur wenige der vielen Dokumentarfilme, die all-

jährlich produziert werden, die am Ende einen solchen Deal abschließen. Ein Festival wie „Sundance“, auf dem diese Deals gemacht werden, erhält jährlich um die 12000 Einreichungen, hat aber im internationalen Wettbewerb für Dokumentarfilme gerade mal 10-12 Slots. Wird genug Geld für die Bewerbung der Filme budgetiert? BIRKENSTOCK: Nein. Wir stecken viel zu wenig Geld in die Herausbringung und Vermarktung unserer Filme. Dazu kommt, dass wir unsere Filme so vertreiben, als gäbe es die alten Auswertungskaskaden aus Kino, DVD und TV mit den entsprechenden Zeitfenstern noch. Das ist aber vorbei. In vielen europäischen Ländern leiden wir darunter, dass unser Finanzierungssystem für Filme diese alten Auswertungsformen zur Bedingung macht und wir so unsere Filme am Publikum vorbei herausbringen müssen. Damit bringen wir uns um die Riesenchancen, die sich heute bieten: Wir könnten digital und analog viel gezielter auf unser Publikum zugehen, wir könnten andere Formen als den klassischen Kinofilm entwickeln, z.B. Serien und neue technische Spielarten des Dokumentarischen, vom interaktiven Doku-Game, über VR und AR bis hin zur Web-Doku ausprobieren. Die Branche hat die Orientierung verloren, sagen Sie. Wie meinen Sie das?


filmbiz BIRKENSTOCK: Da ist der Redakteur, der zwischen dem Zwang zur erfolgreichen Einschaltquote und dem vorhergesagten Ende des linearen TV-Konsums verloren scheint, auch weil er die von ihm kofinanzierten Filme nicht oder nur sehr kurz in seiner Mediathek auswerten darf. Da ist die Produzentin, die mit sinkenden Budgets für immer weiter gefasste Lizenzverträge konfrontiert wird. Und am Ende der Nahrungskette fragt sich eine Regisseurin, warum ihre Tagesgage, die sowieso schon unter der eines Kameraassistenten liegt, immer weiter sinkt. Und die sich außerdem fragt, warum eigentlich alle Seiten so viel Energie darauf verwenden, dafür zu sorgen, dass Ihr Film möglichst wenige Zuschauer erreicht, indem sie den Film nachmittags um drei im Kino spielen, gegen Mitternacht im Fernsehen versenden und danach möglichst nicht ins Netz stellen. Weil für die öffentlich-rechtlichen Sender im Netz kein Geld zu verdienen ist? BIRKENSTOCK: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird durch Gebühren finanziert, insofern kann und soll er seine Angebote den Zuschauern ja kostenfrei zur Verfügung stellen. Die Gebührenzahler verlangen für ihre Rundfunkgebühr aber auch eine permanente und unbegrenzte Verfügbarkeit der durch seine Gebühren finanzierten Programme. Für die Filmschaffenden stellt sich das dramatisch anders da: Die öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren bei Koproduktionen unsere Filme ja nur zu 10 oder 20 Prozent. Den Rest des Budgets müssen wir woanders reinholen. Über Förderungen, aber eben auch über andere Auswertungspartner. Jetzt erleben wir, dass Sender ihre Lizenzen ausweiten ohne die Lizenzgebühren zu erhöhen. Wir tun uns schwer mit diesen Versuchen, die Mediatheken-Rechte zeitlich und territorial immer weiter auszudehnen. Nicht, weil wir dem Zuschauer unsere Filme vorenthalten wollen, sondern weil wir unsere Filme finanzieren müssen und weil das nicht funktioniert, wenn wir drei Auswertungsformen in fünf Territorien zum Preis von einem einzigen verkaufen. Letztlich schauen wir alle – Sender, Filmemacher, Förderer, Vertriebe und Verleiher – aus unterschiedlichen Richtungen auf dasselbe Phänomen: Wir erleben gerade, dass unser Finanzierungssystem und unser Geschäftsmodell auf einer Auswertungskaskade basiert, die es so nicht mehr gibt. Wir müssen dieses System gemeinsam vom Kopf auf die Füße stellen und konstruktiv einen neuen Deal miteinander finden. Solange jeder einzelne lobbyistisch auf seinen Partikularinteressen beharrt, kommen wir nicht weiter und verlieren die Schlacht um den Zuschauer der Zukunft. Solange ein jeder für sich ruft „rette sich wer kann“, werden wir alle an den Herausforderungen dieses sich wandelnden Marktes scheitern. Welche Lösungsvorschläge können Sie anbieten? BIRKENSTOCK: Wir müssen erstens unsere Filme sorgfältiger, ganzheitlicher und aufwändiger entwickeln und dabei auch in dieser Phase kreativ über Zielgruppen und Herausbringungsstrategien nachdenken. Wir müssen mehr entwickeln und weniger produzieren.

Es muss zweitens mit mehr Aufwand und Ambition produziert werden, nehmen wir dabei ruhig unsere angelsächsischen und skandinavischen Kollegen als Vorbilder. Wir müssen drittens viel offener für neue Formen und Formate sein. Doku-Serien, Doku-Games und Webdokus lassen sich heute noch nicht am Markt refinanzieren, hier müssen zur Zeit noch die Förderungen einspringen, damit die Branche zukunftsfähig bleibt. Und wir müssen neue Herausbringungsstrategien ausprobieren. Zum Thema Sperrfristen z.B. brauchen wir keine weiteren Panels, sondern Pilotprojekte, bei denen Produzenten, Sender, Vertriebe, Kinos und Plattformen in der Veröffentlichung zusammenarbeiten und zeigen, dass alle Beteiligten davon profitieren können. Probieren wir doch einfach mal aus, was passiert, wenn wir einen Dokumentarfilm mit einem Dutzend knackiger Events in die Kinos bringen, ihn eine Woche darauf mit der PRPower eines Senders linear ausstrahlen und damit die VOD/DVD-Verkäufe befeuern. Das geht nicht für jeden Film, aber bestimmte Dokumentarfilme sind für solche Experimente sicher geeignet. Und was die Mediatheken angeht, müssen die Sender davon wegkommen, hier pauschal den Rechteumfang auszuweiten ohne dafür zu bezahlen. Hier muss für jeden Film eine eigene Lösung gefunden und fair ausgehandelt werden. Überhaupt brauchen wir einen neuen Deal zwischen den unterschiedlichen Playern der Branche. Wenn die Sender jetzt pauschal und einseitig und mit Hilfe der Politik ihre kurzfristigen Interessen durchsetzen, dann treibt das die Branche in den Ruin bzw. in die Arme der SVOD-Plattformen und die Sender selbst verlieren ihren Markenkern. Zusammengefasst: wir müssen größer, nachhaltiger und innovativer denken, wenn wir Filme entwickeln, produzieren und auswerten.

„Wir erleben gerade, dass unser Finanzierungssystem und unser Geschäftsmodell auf einer Auswertungskaskade basiert, die es so nicht mehr gibt.“

Arne Birkenstock Produzent, Regisseur und Autor erfolgreicher KinoDokumentarfilme wie „12 Tangos – Adios Buenos Aires“, „Chandani und Ihr Elefant“ (Deutscher Filmpreis als „Bester Kinderfilm“ 2011), „Sound of Heimat“ und „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung” (Deutscher Filmpreis als “Bester Dokumentarfilm” 2014). Produzent von Kino-Dokumentarfilmen namhafter Regisseure wie Uli Gaulke, Milo Rau, Yasemin und Nesrin Samdereli. Lehr-, Referenten und Gutachtertätigkeit für die Bereiche Filmproduktion und Dokumentarfilmregie, sowie zu kultur- und medienpolitischen Themen. Autor verschiedener Sachbücher und wissenschaftlicher Studien. Vorstandsmitglied der Deutschen Filmakademie.

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In wessen Kopf findet die Geschichte statt? Autorin Anna (Birgit Minichmayr) hat eine Schreibblockade, Nick (Philipp Hochmair) ist hyperaktiv, sie wünscht sich seinen Tod, er weint um sie. Und was versteckt sich hinter der verschlossenen Tür? Regisseur Greg Zglinski legt im Film „Tiere“ viele Fährten aus, doch welche ist die richtige? Tiere

Drehbuch: Jörg Kalt, Greg Zglinski Regie: Greg Zglinski Kamera: Piotr Jaxa Schnitt: Karina Ressler Original-Ton: Reto Stamm Kostümbild: Tanja Hausner Szenenbild: Gerald Damovsky Musik: Bartosz Chajdecki Besetzung: Birgit Minichmayr (Anna), Philipp Hochmair (Nick), Mona Petri, Mehdi Nebbou, Michael Ostrowski Produzent*in Ö: Bruno Wagner, Antonin Svoboda, Barbara Albert Produktionsleitung: Andrea Blaser Filmförderstellen Ö Filminstitut, Filmfonds Wien, Filmstandort Austria. Fernsehbeteiligung. ORF Film/Fernseh-Abkommen)

„Wie kein anderes Medium ist es dafür geeignet, Entfremdung darzustellen, die Geheimnisse dieser Welt aufzuspüren, das Mystische einzufangen.“

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Foto © Wojtek Sulezycki

Der Zusammenstoß auf einer Straße mit einem Schaf wird für Anna und Nick zum Ausgangspunkt einer Reihe von seltsamen und unheimlichen Ereignissen, die darin endet, dass beide nicht mehr wissen, wo sie sich befinden: in der Realität, in der eigenen Vorstellung oder in der Vorstellung des Anderen.

Greg Zglinski

Wenn man den Film gesehen hat, fragt man sich unwillkürlich: wie gelingt es einem Regisseur sich in den Kopf des Drehbuchschreibers eines sogenannten Mindgame-Film hineinzuversetzen? GREG ZGLINSKI: Als ich das original Drehbuch vor 10 Jahren zum ersten Mal las, kam mir diese an einen Traum erinnernde Welt sehr vertraut vor. Die Geschichte blieb in meinem Gedächtnis hängen. Einige Jahre nach dem Tod von Jörg Kalt erinnerte ich mich an sie und nach einigen Umwegen (andere Produzenten, Urheberrechte etc.) konnte ich mit dem Umschreiben beginnen. Mir war es wichtig, dass die Form und Jörg’s schwarzer Humor erhalten blieben. Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Psychologie der Figuren genauer zu zeichnen, die verschiedenen Erzählstränge besser zu verlinken und die Geschichte insgesamt zu kürzen. Das ist bei einer Vorgabe, die keinem herkömmlichen Erzählmuster folgt, kein einfaches Unterfangen. Ohne zuviel zu verraten, die Geschichte dreht sich um zwei Paare, das eine fährt in die Schweizer Alpen, das andere bleibt in Wien. Es kommen ungewöhnliche Tiere vor, auf die sich der Titel bezieht, aber warum? ZGLINSKI: Tiere sind Geschöpfe die am Rande der menschlichen Wahrnehmung funktionieren, sie haben einen 6. Sinn, hören Ultraschall, sehen ultraviolett, etc. Natürlich ist die Geschichte vordergründig

ein Beziehungsdrama, aber meine Ambition war es gleichzeitig die Grenzen unseres Bewusstseins spürbar zu machen, und dafür sind Tiere ein gutes Medium. Es ist mit Sicherheit ein Film, der von den Zuschauern höchste Aufmerksamkeit verlangt, um die verschiedenen Ebenen zu erkennen, es ist eine Fabel, in der die Menschen im Reich der Tiere leben. Dort, wo die Katzen sprechen und die Vögel sich selbst umbringen? ZGLINSKI: Tiere leben im Hier und Jetzt, und sind Geschöpfe, die meiner Meinung nach Verbindung mit der Unendlichkeit haben, mit der Welt, die größer ist als die unsere, beschränkte, menschliche. Die gezeigten Tiere erfüllen in der Geschichte auch ihre Symbolik-Rollen als Opferlamm, Dämon oder Todesbote. Aber es gibt viele Dinge im Film, bei denen man nicht weiß, welche Bedeutung sie haben, es ist ein Vexierspiel, das man sehr weit interpretieren kann… ZGLINSKI: Es kommt natürlich auf den Zuseher an, wie er den Film interpretiert, aber ich wollte auf alle Fälle, dass man mit einer Satisfaktion aus dem Kino kommt. Das ursprüngliche Drehbuch lief auf ein viel mehr offenes Ende zu. Ich dachte mir, dass es zu abstrakt wurde und stellte die Paare inhaltlich in einen stärkeren Zusammenhang. Ich glaube, es gibt immer noch genug Material zum Nachdenken und zu entdecken. Wenn die Erzählstränge und das Ende zu offen ist, wird der Film meiner Meinung nach hermetisch. Es gibt da eine Grenze, die zB. Jean-Luc Godard schon lange überschritten hat, dann wird der Film nicht mehr für die Menschen gemacht, sondern höchstens für ein paar Experten. Mein Anliegen ist es, auch etwas Komplexes möglichst zugänglich zu machen. Warum glauben Sie, spielen sich so viele Filmemacher mit dem Übersinnlichen, Irrealen? ZGLINSKI: Kino ist nun mal perfekt um Träume zu zeigen. Es ist in der Lage, mit den Verschiebungen von Raum und Zeit zu spielen. Wie kein anderes Medium ist es dafür geeignet, Entfremdung darzustellen, die Geheimnisse dieser Welt aufzuspüren, das Mystische einzufangen. Mit wachsendem Bewusstsein werden Wunder alltäglich, und das Kino kann davon erzählen.


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„Hänge die Fahnen in den Wind“ In welchem Medium fühlen Sie sich am wohlsten: Bühne, Kinofilm oder Fernsehen? PHILIPP HOCHMAIR: Mir machen alle drei Bereiche große Freude. Vor allem in der Kombination. Theaterspielen ist ein schöner Ausgleich zu Filmarbeiten. Ich spiele jetzt schon seit zwanzig Jahren Theater und mit dem Fernsehen geht’s nun erst richtig los. „Vorstadtweiber“ war sozusagen das Erweckungsmoment. Ein Schritt in eine neue Richtung. Grundsätzlich schaue ich jedoch erstmal bei Angeboten, was es thematisch mit mir selbst zu tun hat, und hänge meine Fahne in den Wind, um zu sehen, wohin es mich treibt. Ob das dann Dreharbeiten, Theater- oder sogar Bandauftritte sind, ist dabei gar nicht so entscheidend. Wollen nicht alle Schauspielstudierenden einmal auf den Brettern des Burgtheaters stehen? HOCHMAIR: Ich wurde schon als Kind vom Theater geprägt und für mich war das Burgtheater immer etwas ganz Besonderes. Ein heimliches, geradezu heiliges Ziel. Theater hat doch eine ganz andere Funktion als Film: Das ist ein Gourmettempel, eine Art Spitzenlokal, wo du nicht nur hingehst, um deinen Hunger zu stillen, sondern um Dir etwas Besonderes, Spezielles zu gönnen, auch um Dich selbst zu fordern und Dich ganz neuen Arten des Erfahrens zu stellen. Das ist natürlich auch mit einem gewissen Aufwand verbunden, es stellt ganz andere Anforderungen an das Publikum. Und bei Ihren eigenen, teils ziemlich radikalen Theaterabenden: wer sitzt da drinnen, das junge Zielpublikum oder die Vorstadtweiberfans? HOCHMAIR: Obwohl ich mich mit meiner Art der Inszenierungen eher an junge Leute wende, erreiche ich dann doch das klassische Theaterpuplikum... Das Verhältnis der heutigen Gesellschaft zur Literatur und Theater hat sich durch die neuen Medien sehr stark geändert. Theater spielt bei den meisten jungen Leuten leider nur mehr eine sehr untergeordnete Rolle. Ihre TV-Popularität bringt da auch nichts? HOCHMAIR: Doch schon, da gibt es ein Echo. So wurde ich in Australien auf einer Theatergastspiel-

reise von Expats auf meine Rolle in den „Vorstadtweibern“ angesprochen. Das hat mich doch sehr verblüfft. Dadurch, dass die Serie auf Netflix läuft, ist so etwas halt möglich, eine viel direktere und internationale Art der Popularität. Mit Birgit Minichmayr steht Ihnen im Film „Tiere“ eine überaus ebenbürtige Schauspielerin gegenüber. Wie funktionierte das Zusammenspiel? HOCHMAIR: Wir haben zusammen am Max-Reinhardt-Seminar studiert und waren dort beide Schüler von Klaus Maria Brandauer. Außerdem haben wir ja bereits zwei Filme miteinander gedreht, „Die Auslöschung“ mit Klaus Maria Brandauer und „Eine Liebe für den Frieden“, in dem wir das Ehepaar Berta u Arthur von Suttner spielen. Wir kennen uns also ziemlich gut. Ich denke, davon profitiert „Tiere“ sicher auch. Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Beruf? HOCHMAIR: Man erschafft immer wieder neue Realitäten. Das ist ein Teamwork von Autoren, Castern, Regisseuren, Kameramännern und -frauen, Maskenbildnern, Darstellerinnen und Darstellern, die zusammen ganz neue Welten kreieren, und man weiß nie, wohin die Reise geht, wo es einen hintreibt und was letztendlich die Konsequenzen oder der Erfolg des Ganzen sein werden. Und wie sind Sie mit dem Ergebnis von „ Tiere“ zufrieden? HOCHMAIR: Ich habe mir den Film bisher fünf mal im Kino angeschaut und jedes Mal wieder etwas Neues entdeckt. „Tiere“ entzieht sich komplett einer Kategorisierung oder Einordnung in gängige Klischees. Einerseits ist es ein Liebesfilm, dann doch wieder Thriller, aber auch irgendwie Komödie. Mir persönlich gefällt das außergewöhnlich gut. Aber das müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer für sich entscheiden.

Foto © Ela Angerer

Die Waage zwischen nett und fies zu halten, gelingt dem Schauspieler Philipp Hochmair in seinen zahlreichen Rollen immer wieder aufs Neue. In dem Psychothriller «Tiere» spielt er 1(?) Mann, der charmant, verlogen und vor allem überzeugend seine Partnerin, gespielt von Birgit Minichmayr in den Wahnsinn treibt. Oder war doch alles ganz anders?

Philipp Hochmair

„Ich wurde schon als Kind vom Theater geprägt und für mich war das Burgtheater immer etwas ganz Besonderes. Ein heimliches, geradezu heiliges Ziel.“

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Cineplexx: 100 Millionen Investment in 10 Jahren Die Cineplexx Kinoberiebe GmbH – ein Tochterunternehmen der Constantin Film Holding - investiert auch in den kommenden Monaten und Jahre eifrig in neue Standorte. Geschäftsführer Christof Papousek erläutert im Film, Sound & Media-Interview seine Zielsetzungen und Strategien.

Christof Papousek

„Wir freuen uns gerade über die Gleichenfeier unseres neuen Standortes in Parndorf, wo unser Kino im 1. Quartal 2018 den Betrieb aufnehmen wird, umgeben von einer speziellen Gastronomie.“

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Die Cineplexx-Gruppe ist u.a. auch in Südosteuropa höchst aktiv. Welche Projekte werden zur Zeit verfolgt? Christof PAPOUSEK: Wir sind 2011 angetreten mit dem Ziel, die führende Kinokette in Südosteuropa zu werden, unter dem Motto: „Triple A Cinema Chain – Austrian – from the Alps to the Agean“. Und der Weg, den wir eingeschlagen haben zeichnet sich als erfolgreich ab, nach all den Unabwägbarkeiten zu Beginn mit Standorten, lokalen Gegebenheiten, richtigen Ansprachen der Zielgruppen u.v.m. Aber wir haben schnell gelernt und offenbar die richtigen Weichen gestellt. Wir haben mit unserer Expansion am West-Balkan 2011 in Kroatien begonnen und sind heute in allen Ländern des ehemaligen Jugoslawien und zusätzlich Albanien und Griechenland vertreten. In den letzten Monaten haben wir Kinos in Pristina/Kosovo, ein weiteres in Belgrad sowie in Banja Luka/ Republika Srpska in Bosnien/Herzegowina eröffnet und somit ist es uns gelungen, die Landkarte zu schließen. Wir haben uns in der Region sehr gut festigen können, trotz starkem Mitbewerb zB. aus Kroatien und anderer lokaler Betreiber. Die Cineplexx Gruppe ist aber überregional am Balkan in einer Alleinstellung. Für künftige Entwicklungen sehen wir eine extrem dynamische Entwicklung in Serbien gekoppelt mit einer regen Immobilienentwicklungstätigkeit vor allem von südafrikanischen Fonds, die zunehmend in das gewerbliche Immobilien-Geschäft in dieser Region einsteigen und in Shopping-Malls investieren. Für Belgrad zB. bringt das andererseits auch die Gefahr einer Überkapazität mit sich. Man muss mit den rich-

tigen Partnern auf die richtigen Projekte setzen und manchmal auch nein sagen. Ein Kino kann sich nicht überall rechnen. Wir haben in Südosteuropa immer noch niedrige Ticketpreise, teilweise verhaltene Besucherfrequenz bei amerikanischen Mainstreamfilmen. Dazu kommt der Mitbewerb, der sich oft auch in ein gemachtes Nest setzen will, um von der mühevollen Aufbauarbeit anderer – oder eben uns – zu profitieren, ein Phänomen, das es übrigens nicht nur in Südosteuropa gibt … Wir werden aber weiterhin in dieser Region investieren: Wir sehen etwa Potential in Belgrad, wo wir gerade drei Projekte vorbereiten, ebenso in Novi Sad. In Split arbeiten wir an einer kompletten Neugestaltung unseres Standortes, früher als geplant, aber wir reagieren mit einem 4D-Kino auf aktuelle Tendenzen und wollen sehen, ob diese Technologie in dieser Region Fuss fassen kann. Auch in Tirana projektieren wir gerade einen weiteren Standort. Mit einem Wort: wir glauben an das Out Of Home Entertainment, und das nicht nur in Südosteuropa. Welche Projekte sind in Österreich am Start? PAPOUSEK: Wir freuen uns gerade über die Gleichenfeier unseres neuen Standortes in Parndorf, wo unser Kino im 1. Quartal 2018 den Betrieb aufnehmen wird, umgeben von einer vielfältigen Gastronomie. Demnächst, pünktlich zum Start von „Star Wars 8 – die letzten Jedi“, wird unser Cineplexx in Innsbruck nach einer Generalsanierung dem Publikum neu präsentiert. Als besonderes Highlight werden wir das erste Imax-Kino nach Tirol bringen. Alleine in unseren Standort in Innsbruck haben wir vier Millionen Euro investiert. Stichwort Investment: wie viel investiert die Cineplexx-Gruppe insgesamt mit mittlerweile 42 Multiplex- und sechs traditionellen Standorten? PAPOUSEK: Wir haben in den letzten zehn Jahren


filmbiz bewusst ein starkes Commitment in diese Branche und an dieses Business abgegeben. Wir glauben wie schon erwähnt an das Out Of Home-Entertainment. Dazu muss aber das Umfeld, die Qualität, das Ambiente etc. passen. Deshalb haben wir 2011 beschlossen uns ein mit rund 100 Millionen Euro dotiertes Investitions-Programm aufzuerlegen, das wir kontinuierlich innerhalb von 10 Jahren bis 2020 abarbeiten. Wir wollen mit der Cineplexx-Gruppe die Qualitätsführerschaft einnehmen und ich denke das ist uns mit der Etablierung etwa von Dolby Cinema, sechs ImaxKinos, der neuen Blue Link Sound Technology von JBL, MX4D und anderen Qualitätsstandards wie Ledersofas, Love-Boxes, etc. bislang sehr gut gelungen. Wie beurteilen Sie das Kinojahr 2017? PAPOUSEK: In Österreich liegen wir insgesamt betrachtet bis Ende Oktober etwa wie im Vorjahr, wenngleich der heurige durchwegs heiße Sommer doch ein bisschen Kraft gekostet hat. Wir freuen uns aber auf ein sehr starkes Finale rund um Star Wars mit etlichen weiteren Blockbustern wie Coco von Disney, Thor, Paddington 2 oder natürlich Fack Ju Göhte3 u.a.. Was die Cineplexx-Märkte im Ausland betrifft, so können wir mit schönen Entwicklungen bilanzieren: 30 % Plus in Tirana oder Thessaloniki, 15 % in Slowenien oder 12 % in Serbien. Wichtig in diesen Märkten ist die lokale Filmproduktion, wobei man die einzelnen Länder und Regionen besonders sensibel programmieren muss. Da gibt es beträchtliche Unterschiede. Stichwort lokale Filmproduktion: wie beurteilen Sie die Performance am österreichischen Markt? PAPOUSEK: Ein starke lokale Filmproduktion ist natürlich auch für Österreich äußerst wünschenswert und wie man an den Ergebnissen heuer zB. der „Wilden Maus“ von Josef Hader sieht auch sehr erfolgreich.

Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung der Kinobranche allgemein? PAOUSEK: Die Kinobrache ist auch in Zukunft mit attraktivem Content versorgt, es wird weiterhin eine nachhaltige Produktion der Studios für das Kino geben. Umso wichtiger ist es, den entsprechenden Rahmen für diesen Content zu bieten. Alternative Schienen wie Opernübertragungen sind ein ad on aber im Mittelpunkt steht das möglichst spektakuläre Out Of Home Entertainment-Erlebnis - es muss blinken und glitzern, von der Einlass-Situation, über das Inventar, modernster KinoTechnik bis hin zur umgebenden Gastronomie. Wenn diese Rahmenbedingungen passen, samt exzellentem Service und guten Kundenbindungsprogrammen sehe ich auch weiterhin eine schöne Zukunft für das Kino. Stichwort Zukunft: technologisch wird sich wohl einiges weiter verändern? PAPOUSEK: Im Rahmen der Digitalisierung tut sich natürlich sehr viel. Wir haben 100 Jahre mit 35 mm Film gearbeitet, jetzt gibt es laufend Veränderungen. Die VPF-Deals mit den Verleihern bzw. Studios sind in Österreich abgeschlossen. Die nächsten technologischen Entwicklungen stehen ante Portas. Eben hat in Südkorea das erste LCD-Kino eröffnet. Das bringt eine neue Dimension: im Kinosaal muss es nicht mehr dunkel sein, dafür gibt es vielleicht Restaurant-Betrieb oder wer weiß... Die Zukunft des Kinos wird sicherlich von sich rasant entwickelnden technologischen Innovationen weiterhin begleitet werden.

Griechenland setzt auf Film Ab 2018 sollen Filmproduktionen in Griechenland einen cash rebate von 25 % erhalten, wenn sie zumindest 100.000.- Euro Wertschöpfung im Land lassen und ein Produktionsvolumen von mindestens fünf Millionen Euro aufweisen. Das neue Förder-Programm sieht 450 Millionen Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre vor. Damit will Griechenland wieder vermehrt internationale Filmproduktionen ins Land holen. Die Helenic Film Comission soll dabei ein zentrale Rolle spielen: „Wir hatten in der Vergangenheit viele verpasste Gelegenheiten – Troy, 300 oder Mamma Mia 2. Griechenland könnte das beste Open-Air-Studio sein“, so der Tenor. Die Vielzahl der historischen Locations und die cash-rebate-Initiative sollen helfen, die regionalen Produktions-Konkurrenten wie Kroatien, Italien oder auch Ungarn, die von der Wirtschaftskrise und der aufwändigen Bürokratie profitierten, wieder einzuholen.

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Ehrgeiz und Durchhaltevermögen Das Wiener Haydnkino, seit 1994 auch besser bekannt als English Cinema Haydn, feierte sein 100-jähriges Jubiläum. Zahlreiche Freunde des Hauses, Prominente und Stammgäste zelebrierten gemeinsam mit Geschäftsführer und Eigentümer Christian Dörfler gebührend ein cineastisches Jahrhundert in „ihrem“ Kino.

Christian & Herbert Dörfler

„Diese Feier ist auch dazu da, um die WIchtigkeit der Institution Kino aufzuzeigen“, begrüßte Hausherr Christian Dörfler die zahlreichen Gäste. Im Foyer drängten sich vor der Präsentation sehr sehr viele Kinogeher bei Sekt, Buffet und frisch geröstetem Popcorn. Passend zum 100. Geburtstag wurde auch ein besonderer Film gezeigt: die Neuverfilmung des Agatha Christie Klassikers „Murder on the Orient Express“. Auch an diesem besonderen Tag selbstverständlich in der englischen Originalfassung – wie seit dem Jahr 1994. „Damals beschloss mein Vater, der wachsenden internationalen Community in Wien Rechnung zu tragen und künftig ausschließlich englischsprachige Originalfassungen zu zeigen. Ein Konzept, dem wir treu verbunden sind und auch in Zukunft bleiben werden“, versicherte Christian Dörfler, Betreiber und Eigentümer des Haydnkinos. Einen sehr launigen Rückblick bot Vater Herbert Dörfler gemeinsam mit Moderatorin Riem Higazi. Von der Tante Ida aus der Schweiz bis zum Besuch von Arnold Schwarzenegger reichten die Anekdoten, die das Publikum so erheiterten, dass Buffet und Film erst mit großer Verspätung beginnen konnte. Soviel ist sicher, gereut hatte es niemanden, bei dieser Kinosternstunde dabei gewesen zu sein.

Vorhang auf für großes Kino und mehr Nicht nur der Zeitgeist, auch permanente Investitionen in Komfort und Technik sowie das Publikum selbst veränderten das Kino über die Jahre. So entstand in den vergangenen hundert Jahren eine Wiener Institution, die heute untrennbar mit Kinofilmen in englischer Sprache verbunden ist. Neben den klassischen Filmvorführungen fanden zuletzt auch immer mehr Events, Sondervorstellungen und Live-Übertragungen im English Cinema Haydn einen passenden Rahmen. Von der Royal Shakes-

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peare Company, dem National Theater und anderen renommierten Bühnen Englands werden live Theatervorstellungen übertragen. Die neuesten coolen Snowboardfilme sind ebenso Programm wie TVStaffelstarts von „Dr. Who“ oder klassisches Ballett aus dem Royal Opera House. Im Haydnkino heiraten Stammgäste oder machen einander auf der Bühne Heiratsanträge. Die „Haydnclassics“ bringen Filme aus den 1980er und 90er Jahren wieder auf die große Leinwand und erfreuen sich großer Beliebtheit bei Jung und Alt. Zusätzlich tagen im Haydn am Vormittag die Jugendfreigabeund Filmprädikatisierungs-Kommissionen und viele Verleiher präsentieren ihre Filme im Rahmen von Pressevorstellungen zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Seit Beginn der 1960er Jahre finden hier zudem viele große Österreich-Premieren statt, von den Winnetou Filmen mit Pierre Brice über Conan der Barbar oder Terminator mit Arnold Schwarzenegger bis hin zu Bridget Jones mit Renée Zellweger und Hugh Grant, um nur einige zu nennen.

Ein Jahrhundert – Fast Forward Im Jahr 1914 eröffnete im Gebäude in der Mariahilferstraße 57 ein Theater für 600 Gäste. Bereits 1917 wurden in dem Theatersaal Filmvorstellungen gezeigt, das Haydnkino war geboren. Mitte der 20er Jahre übernahm die jüdische Familie Honig den Betrieb und baute eine Tonfilmanlage ein. 1938, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde der Betrieb innerhalb kurzer Zeit arisiert. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges diente das Kino als Luftschutzbunker. Der neue Staat Österreich restituierte das Kino an den letzten Überlebenden der Familie Honig. Dieser vererbte es an die Familie Stähli. Im Jahr 1979 übernahm der langjährige Geschäftsführer Herbert Dörfler das Kino. 1980 wurde der Saal Nr. 2, 1984 die Nr. 3 dem bestehenden großen Vorführraum hinzugefügt. Gleichzeitig mit der vollständigen Renovierung im Jahr 2012 wurde das Kino auch um Saal Nr. 4 erweitert. Heute werden im Haydnkino an 365 Tagen im Jahr Filmvorstellungen gezeigt, und zwar im englischen Original. So Original wie das Haydn selbst, als Wiener Institution.


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Großes Kino Mehr als zehn Millionen Cineasten haben in den vergangenen neun Monaten heimische Kinos besucht. Bis zu 470 heimische und internationale Produktionen können - bis zum Jahresende - in 136 Spielstätten in 556 Sälen täglich insgesamt auf rund 93.000 Stühlen angeschaut werden.

Christian Dörfler

„Die österreichischen Kinos sind nicht wegzudenkende Impulsgeber für die Gesamtwirtschaft und schaffen wichtige Arbeitsplätze in den Regionen. Gleichzeitig sorgen sie mit ihrem abwechslungsreichen Angebot für leistbare Unterhaltung für die ganze Familie“, so Christian Dörfler, Sprecher der Kinobranche in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), anlässlich des „Tags der Kino- und Filmwirtschaft“, der am 19. September in der WKO Sky Lounge in Wien gefeiert wurde.

Vom heimischen Dokumentarfilm bis zum internationalen Blockbuster Was wären die Kinos ohne passendes Filmangebot? Gerade diese Vielfältigkeit ist es, die das Publikum zu schätzen weiß. Ob spektakuläre Special-Effects oder bildgewaltige Naturaufnahmen: Vom Programmkino bis hin zu den großen Kinoketten werden seit Jahren konstant hohe Besucherzahlen gemeldet. Eine ganz besondere Stellung nehmen dabei die heimischen Produktionen ein. „Österreich wird trotz seiner überschaubaren Größe sehr wohl auch als Filmland wahrgenommen. Mit ein Grund dafür sind der Ideenreichtum unserer FilmemacherInnen und das Engagement unserer Verleihunternehmen. Von ,Bauer unser‘ über ,Wilde Maus‘ bis hin zu ,Toni Erdmann‘ und ‚Wie Brüder im Wind‘ bleiben keine Wünsche für das Publikum offen“, erklärt Daniel Krausz, Obmann des Fachverbandes der Film- und Musikwirtschaft (WKÖ).

IHS Studie bestätigt Erfolg Dass ein Kinobesuch inzwischen aber weit mehr ist, als sich „nur“ einen Film anzuschauen, bestätigte das Institut für Höhere Studien (IHS). Unter der Leitung von Hermann Kuschej wurde erstmals in Österreich eine ganzheitliche Analyse rund um die „Ökonomische Bedeutung der Kinobranche“ durchgeführt – mit Ergebnissen, die den eingeschlagenen Weg der Kinobetreiber eindrucksvoll bestätigen. „Der Kinobesuch wird in der Regel verbunden mit dem Besuch einer Gaststätte nach der Filmvorführung. Kino ist zentraler Bestandteil einer Form der Abend- und Freizeitgestaltung abseits privaten Medienkonsums. Davon profitieren nicht nur die Kinos selbst, sondern auch deren wirtschaftliches Umfeld“ fasst Kuschej die Studie zusammen.

„Golden- und Austria-Ticket“ für Filmverleiher Dass Herr und Frau Österreicher mit Freude ins Kino gehen, beweist auch die Statistik. In Anwesenheit von Phil Clapp, Präsident des europäischen Kinoverbandes – UNIC, wurden die meistgesehenen Filme im vergangenen Kinojahr (September 2016 – September 2017) mit dem

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„Golden-“ (ab 300.000 Besucher) und „Austria-Ticket“ (ab 75.000 Besucher) ausgezeichnet. „Die österreichischen Kinobetreiber arbeiten hart, um Spitzenqualität zu bieten. Alle österreichischen Kinosäle sind mit moderner Digitaltechnik ausgestattet, einige Kinos bieten zusätzlich beispielsweise, IMAX, Dolby Atmos oder 4DS Technik an. Besser und eindrucksvoller kann man Filme nicht erleben. Die Kinos unterstreichen damit ihren Führungsanspruch, wenn es um optimales Filmerlebnis geht. Schließlich sind fast alle Filme ursprünglich für die Golden-Ticket-Preisträger 2017 große Kinoleinwand gemacht. Die Qualität, das Angebot und die Auswahl der Filme werden zielgruppengerecht abgestimmt und mit viel Liebe zum Detail wird das Feeling im Kino gepflegt. Dadurch hat sich das Kino in den vergangenen Jahren zu einem Ort der kulturellen und gesellschaftlichen Begegnung entwickelt“, so Dörfler abschließend.

Gewinner der „Golden-Tickets“ 2017 Verleih CONSTANTIN FOX UNIVERSAL CONST ANTIN DISNEY WARNER BROS UNIVERSAL DISNEY UNIVERSAL DISNEY UNIVERSAL DISNEY CONSTANTIN UNIVERSAL

Film Besucher DIRTY GRANDPA 305.278 ICE AGE - KOLLISION VORAUS! 438.381 PETS 538.254 BAD MOMS 311.644 FINDET DORIE 479.905 PHANTASTISCHE TIERWESEN & WO SIE ZU FINDEN SIND 309.998 SING 363.894 ROGUE ONE: A STAR WARS STORY 386.310 FIFTY SHADES OF GREY - GEFÄHRLICHE LIEBE 454.664 DIE SCHÖNE UND DAS BIEST 400.443 FAST & FURIOUS 8 441.077 PIRATES OF THE CARIBBEAN 5 - SALAZARS RACHE 320.141 BAYWATCH 333.938 ICH - EINFACH UNVERBESSERLICH 3 (noch nicht ausgelaufen) 503.660

Gewinner der „Austria-Tickets“ 2017 WARNER BROS FILMLADEN FILMLADEN FILMLADEN

WIE BRÜDER IM WIND (Produktion: Terra mater) TONI ERDMANN (Produktion: coop 99) BAUER UNSER (Produktion: Allegro Film) WILDE MAUS (Produktion: Wega Film)

142.986 75.853 78.445 264.455


filmbiz Brief von der Akademie Wenn beinahe sechzig Prozent der wahlberechtigten Österreicher und Österreicherinnen JA sagen zu einer rechten Regierung, zu einem restriktiven, xenophoben und frauenfeindlichen politischen Kurs, zu einer Abkapselung von Europa und zum Einsatz von Militär an den Grenzen, müssen wir Kunst- und Kulturschaffende uns umso intensiver selbst befragen: wer sind wir im Austausch mit der Gesellschaft, deren Teil wir sind? Obwohl ich noch nicht so lange in der Filmbranche tätig bin wie der/die ein oder andere Leser/Leserin, konnte ich in diesen wenigen Jahren eine in unseren Reihen rasant voranschreitende Entwicklung beobachten: wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft hat auch im kulturpolitischen Diskurs eine radikale Marktlogik Einzug gehalten, die wie ein Schleier den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse verstellt und eine Aushöhlung der künstlerischen Bissigkeit bewirkt. Wir diskutieren über Marktanteile und glauben schon selbst an das oberste Credo des Kapitalismus: leben darf, was Umsatz bringt. Es ist dasselbe Credo, mit dem 12 Stunden Arbeitstage gefordert und die Gründung von Betriebsräten untersagt werden, dasselbe Credo, mit dem Sozialund Gesundheitsleistungen gestrichen werden, aber auch dasselbe Credo, mit dem Flüchtlingen die Mindestsicherung gekürzt wird. Und letztlich ist es dasselbe Credo, mit dem Kulturförderungen abgeschafft und kritische Stimmen ausgehungert werden. Die Überzeugung also, dass sich das Filmemachen nur rechtfertigen lässt, wenn es entsprechend gut bei einem breiten Publikum ankommt, begegnet mir überall: bei

Regisseurinnen/ Regisseuren, Produzentinnen/ Produzenten, Kulturpolitikerinnen und -politikern und nicht zuletzt bei Kinozuschauerinnen und -zuschauern. Der Kunde ist König, die Zahlen haben Recht. Wir geben einem Prinzip nach, das uns als Filmemacherinnen und -macher zu Sklaven/-innen einer Mehrheit macht, die die Existenzberechtigung von allem in Frage stellt, was nicht konform, wirtschaftlich ertragreich, weiß und wohlhabend ist. Das müssen und dürfen wir nicht, denn wir verkaufen keine Autos, wir machen Kunst, der die Bereitschaft, sich in Oppostion zur Mehrheit der Gesellschaft zu positionieren, immanent ist. Denken Sie es einmal so: nur, weil die Kronen Zeitung von unheimlich vielen Menschen gelesen wird, heißt das doch nicht, dass die den besten Journalismus macht. Es heißt auch nicht, dass sie die größte Presseförderung bekommen sollte und es heißt schon gar nicht, dass sie ihren Leserinnen und Lesern die Augen für die Graubereiche und die Ohren für die Zwischentöne öffnet. Im Gegenteil, oder? Unsere Aufgabe kann es also nicht sein, einer unkritischen Mehrheit, einer Mehrheit von beinahe sechzig Prozent nach dem Mund zu reden. Unsere Aufgabe ist die Aufklärung, die Bewusstmachung, die Entblößung gut verschleierter Systeme, die den Menschen dieser Gesellschaft und ihrem Zusammenleben Schaden zufügen. Heute mehr denn je. Wenn wir also in den nächsten Jahren jene in den Wahlkampfwochen viel beschworene und von der Mehrheit der Österreicherinnen und Österreichern herbeigesehnte „Veränderung“ bezeugen, wer wollen wir dann sein im Austausch mit dieser Gesellschaft, deren Teil wir sind? Katharina Mückstein ist Produzentin und Regisseurin und Ordentliches Mitglied der Akademie des Österreichischen Films. Sie ist Preisträgerin in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ beim Österreichischer Filmpreis 2017 mit HOLZ ERDE FLEISCH.

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media Serienstars komplettieren den Cast Die Dreharbeiten für Das Boot ( Regie: Andreas Prochaska) koproduziert von Bavaria Fernsehproduktion, Sky Deutschland und Sonar Entertainment, sind in vollem Gange. Zur internationalen Besetzung der Serie stoßen nun unter anderem Tom Wlaschiha („Game of Thrones“), Vincent Kar- Andreas Prochaska theiser („Mad Men“), James D’Arcy („MARVEL’s Agent Carter“) und Thierry Frémont („Juste un regard“). Gedreht wird Das Boot in Prag, La Rochelle, Malta und München. Die Event-Serie umfasst acht Episoden und ist inspiriert von dem gleichnamigen Oscar und Golden Globe nominierten Meisterwerk von Wolfgang Petersen nach dem Bestseller von Lothar-Günther Buchheim. Die Kosten für die Serie belaufen sich auf etwa 26,5 Millionen Euro (über 31,5 Millionen US Dollar). Die Erstausstrahlung von Das Boot ist in den Sky Gebieten Deutschland, Österreich, Italien, Großbritannien und Irland für Ende 2018 geplant. Ko-Produktionspartner Sonar Entertainment ist für die internationale Distribution verantwortlich.

Foto © AThomas & Thomas Hamburg

Helden des Austropop

Austria 3 & Rudi Dolezal

Am 10. Dezember jährt sich zum 20. Mal jener denkwürdige Abend, als im „Theater an der Wien“ die drei Ikonen des Austropop Wolfgang Ambros, Rainhard Fendrich und Georg Danzer erstmals zusammen auf einer Bühne standen und als „Austria 3“ das Publikum begeisterten. Schon damals war Musikfilmer Rudi Dolezal dabei und hielt dieses - heute historische - Konzert filmisch fest. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums

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gestaltet er für PULS 4 eine 95-minütige Dokumentation mit zahlreichen exklusiven, neu gedrehten Interviews und bisher unveröffentlichten Film- und Musikaufnahmen mit Ambros, Fendrich und Danzer. Ursprünglich war die Zusammenarbeit von „Austria 3“ nur für dieses eine Konzert (als Benefizkonzert für eine Obdachloseninitiative) geplant, aber das Publikums- und Medieninteresse war so groß, dass „Austria 3“ in den folgenden zehn Jahren zur absoluten „Supergroup“ und die drei Herren zu den wahren Helden des Austropop wurden – es folgten zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen, ausverkaufte Tourneen und Verkaufsrekorde bis heute. Die Dokumentation „20 Jahre Austria 3“ zeigt alle Meilensteine, eine ganz persönliche Sicht der Austropop-Ikonen auf zwei Jahrzehnte österreichischer Musikgeschichte und bisher unveröffentlichten Aufnahmen der Musiker: Austria 3 - Abend am Dienstag, den 5. Dezember auf Puls 4

„Wienyl“auf W24 Ende Oktober startet das neue Sendeformat „Wienyl“ beim Wiener Stadtsender. Das Format, bei dem sich alles um die „unsterbliche“ Schallplatte dreht, lädt alle Musikinteressierten ein, sich dem analogen Lebensgefühl hinzugeben und der digitalen Hektik zu trotzen. Die Idee zur Sendung stammt von Musikverleger Herbert Kefeder und Roland Graf. Sendungsmoderator Roland Graf alias „DJ Trockenhaube“ entführt die ZuseherInnen in die Herbergen des Austropops wie beispielsweise ins legendäre „Inkognito“ und zum Wiener Heurigen Wolff. Dort plaudern die AusnahmekünstlerInnen Dornrosen, Christian Kolonovits, Freddy Gigele und Joesi Prokopetz zum Herbert Kefeder & Roland Graf Beat der Vinyl-Schallplatte über die Wiener Musikszene. Außerdem wird unter den ZusehrInnen ein „Pro-Ject“-Plattenspieler verlost. W24 Geschäftsführer und Programmdirektor Michael Kofler zum neuen TV-Format: „Wienyl entführt die Zuseherinnen und Zuseher für 25 Minuten aus dem digitalen Overload in eine informative und unterhaltsame Welt mit einer Brise urbaner Nostalgie. Wienyl steht für uns unter dem Motto: Bleiben Sie analog!“ „Wienyl“ immer freitags um 21:30 Uhr und samstags um 19:30 Uhr auf W24.


privatsender Heuriger 2017: VÖP formuliert Forderungen

Walter Zinggl neuer Präsident der IAA – Chapter Austria

Ernst Swoboda, Corinna Drum, Jenny Laimer, Markus Breitenecker

Walter Zinggl (Geschäftsführer IP Österreich) wurde von den IAA-Mitgliedern zum Präsidenten der IAA – Chapter Austria gewählt. Gemeinsam mit dem neu vorgestellten Vorstand will Zinggl die Rolle der IAA als Sprecher der Kommunikationsindustrie forcieren. „Die IAA ist die einzige Vereinigung, die branchen- und gattungsübergreifend mit Fug und Recht behaupten kann, die gesamte Kommunikationsindustrie zu vertreten und damit berechtigt ist, als deren Sprachrohr sowohl innerhalb der Branche, als auch bei politischen Entscheidungsträgern und in der Gesellschaft aufzutreten. Legitimiert wird die IAA durch ihre hohe Mitgliederanzahl und die Bedeutung, der durch diese Mitglieder repräsentierten Unternehmen“, erklärt Walter Zinggl in seiner Antrittsrede. Er sieht es als Aufgabe des neuen Vorstandes, Walter Zinggl aber auch der IAA als Ganzes, diese wichtige Rolle mit noch mehr Nachdruck und proaktiv im Sinn der gesamten Kommunikationsindustrie zu gestalten. Die International Advertising Association (IAA) mit Hauptsitz in New York wurde 1938 gegründet, um sich für die verantwortungsvolle Gestaltung von Werbekommunikation einzusetzen. Die IAA mit ihren 56 Chaptern in 76 Ländern ist eine globale Partnerschaft, deren Mitglieder sich aus Werbetreibenden, Medien, Werbeagenturen, Medienunternehmen sowie Akademien zusammensetzen. In Österreich zählt die IAA rund 300 Mitglieder. www.iaa-austria.at

Zum achten Mal veranstaltete der Verband Österreichischer Privatsender seinen traditionellen „privatsender Heurigen“ und konnte zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien begrüßen. Die Vorsitzenden Ernst Swoboda und Markus Breitenecker formulierten klare Forderungen Österreichs Medienpolitik. Ernst Swoboda, Vorstandsvorsitzender des VÖP und Geschäftsführer von Kronehit, machte deutlich, dass die durch den „digitalen Tsunami“ rasant vorangetriebene Veränderung im digitalen Bereich gänzlich neue Anforderungen an die Gestaltung, Verbreitung und Vermarktung von Medien stelle. Der Rechtsrahmen müsse diesen Entwicklungen dringend angepasst werden. Denn: „Unsere Mediengesetze stammen noch aus der Zeit, in der bildlich gesprochen Pferdekutschen auf Kopfsteinpflaster unterwegs waren. Heute rasen Geschosse mit 80.000 PS über Daten-Autobahnen, aber die Verkehrsregeln sind noch die alten.“ Internationale Player, v.a. US-Internetgiganten, müssen genauso wie die österreichischen Medien reguliert, besteuert und verantwortlich gemacht werden. Es müsste zugleich aber auch dafür gesorgt werden, dass die österreichischen Medien gerüstet seien, um mit dieser enorm starken, neuen Konkurrenz mithalten zu können. „Wichtigstes Ziel dabei, einen gesunden, vielfältigen, dualen Medien- und Rundfunkmarkt in Österreich sicherzustellen“, so Swoboda. Hier verwies er auf das Weißbuch des VÖP – „Media Future Perspectives“ – das dieser im Sommer vorgelegt hatte, um einen konkreten und konstruktiven Beitrag in der zu führenden Diskussion über den Medienstandort Österreich zu leisten. (http://www.voep. at/media-future-perspectives) Auch Markus Breitenecker, stellvertretender VÖP-Vorsitzender und Geschäftsführer von Puls 4, unterstrich Swobodas Forderungen und wies auf die rasante Transformation des Medienmarkts hin. Er appellierte an die österreichische Politik, die Rahmenbedingungen für österreichische Medien zu verbessern, um diese für den Wettbewerb mit internationalen Playern zu rüsten.

Stars in neuer Amazon-Serie Die neue Sci-Fi-Anthologieserie Philip K. Dick‘s Electric Dreams wird am12. Jänner exklusiv bei Amazon Prime Video in deutscher Synchronfassung und englischer Originalversion Premiere feiern. Grundlage bilden mehrere Werke des Autors Philip K. Dick. Jede der zehn eigenständigen Episoden zeigt einen anderen, einzigartigen Weltentwurf. Einige spielen in den Weiten des Universums, andere sind der Heimat viel näher. Mögen die Geschichten auch Welten voneinander entfernt sein – im Mittelpunkt steht die eindrucksvolle und herzliche Auseinandersetzung mit dem Wert und der Bedeutung der Menschheit. Ob fünf oder 5000 Jahre in der Zukunft gelegen, jede Erzählung illustriert die prophetische Vision von Philip K. Dick und lässt den zeitlosen Reiz des Werks des mit Preisen dekorierten Science-Fiction-Autors hochleben. Zur Starbesetzung zählen u.a. Steve Buscemi, Bryan Cranston, Greg Kinnear, Anna Paquin, Janelle Monae, Richard Madden, Vera Farmiga,oder Juno Temple, als Executive Producer fungieren Ronald D. Moore, Michael Dinner, David Kanter und Bryan Cranston.

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ORF-Enterprise Musikverlag Der ORF-Enterprise Musikverlag hat seine Leistungen für Komponisten, Künstler und Filmproduzenten weiter ausgebaut. Was im Detail dahintersteckt, verrät Verlagsleiter Gerhard Hanzl im FSM-Interview.

Gerhard Hanzl

Beatrice Cox-Riesenfelder & Nathan Trent

Was gibt es Neues beim ORF-Enterprise Musikverlag? GERHARD HANZL: Wir haben unsere Verlagstätigkeiten und -leistungen weiter ausgebaut und personell aufgestockt. Unseren Komponisten können wir eine noch bessere Abrechnung der ihnen zustehenden Tantiemen aus dem In- und Ausland bieten. Gemeinsam mit unserem Verlagspartner Rudi Schedler holen wir für unsere Komponisten jeden Euro raus, der ihnen zusteht und garantieren die korrekte Abwicklung. In den letzten Monaten haben wir die ORF-Enterprise Musiclibrary, die online auf http://musiclibrary.ORF.at zu finden ist, technisch und optisch auf den neuesten Stand gebracht. Im Zuge des Relaunchs haben wir das Repertoire stark ausgebaut und bieten unseren Kunden jetzt noch mehr Vielfalt auf Knopfdruck. Wer sind denn diese „unsere“ Komponisten? HANZL: Wir haben unglaublich viele außergewöhnliche, kreative und erfolgreiche Musikproduzenten in Österreich, mit denen sich auf Werkebasis bestens zusammenarbeiten lässt. Einerseits bestellt der ORF Musik für Filme, Sendungen und Signations, die wir verlegen. Andererseits erweitern wir unsere Musiclibrary laufend um neue Titel. Wir stellen sowohl dem ORF als auch der Filmbranche und Werbeagenturen rechtegeklärte Productionmusic zur Verfügung. Die Tür steht für alle Musikschaffenden also weit offen. Wie werden die Komponisten an den Erlösen beteiligt? HANZL: Die Tantiemen der Verwertungsgesellschaften werden nach deren Abrechnungsregeln aufgeteilt. Bei Sendung gehen zum Beispiel 66,67% an den Urheber. Direkt vom Verlag erzielte Erlöse werden nach voriger Vereinbarung, aber jedenfalls fair und marktüblich geteilt. Dabei profitieren die Urheber von unserer globalen Distribution auf allen relevanten Kanälen – sowohl physisch als auch digital. Können Filmproduzenten auf die ORF-Enterprise Musiclibrary zugreifen? HANZL: Nach kurzer Registrierung auf http://musiclibrary.ORF.at öffnet sich die gesamte musikalische Vielfalt der ORF-Enterprise Musiclibrary. Wir haben mittlerweile über 10.000 hochwertige Musikstücke, die wir zur Film- und TV-Vertonung und anderen Verwertungen anbieten. Die Titel sind bestens beschlagwortet und kategorisiert. Die Suche nach passender Musik ist durch die neu programmierte SearchEngine mit wenigen Mausklicks rasch und userfreundlich erledigt. Was hat ein Filmproduzent für Vorteile wenn er ORF-Verlagsmusik verwendet?

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HANZL: Für ORF-Produktionen entstehen ihm keinerlei Kosten, er muss mit dem Film lediglich die übliche Liste der verwendeten Musik abgeben. Unsere Software hilft ihm dabei durch Generierung einer ORF- und AKM-kompatiblen Musikliste. Falls kein Budget für Neukompositionen bereitsteht, findet ein Filmproduzent trotzdem Musik, die den inhaltlichen, technischen und rechtlichen Anforderungen des ORF entspricht. Damit sind Filmproduzenten sowohl qualitativ als auch juristisch immer auf der „sicheren Seite“ und profitieren von einfacherer Abstimmung mit der ORF-Redaktion. Welches sind diese rechtlichen Anforderungen des ORF in Bezug auf Film-Musik? HANZL: Abgesehen von der Ausstrahlung im ORF, bietet die ORFEnterprise attraktive und erfolgreiche Weiterverwertungsmöglichkeiten für Bewegtbildproduktionen wie etwa Bluray/DVD, Online und internationalen Programmverkauf, unter anderem auf den wichtigsten Messen der Welt. Die ORF-Verlagsmusik vereinfacht die Verwertung einer Produktion, da keine Fremd-Musikrechte separat geklärt oder Musiken ausgetauscht werden müssen. Letztendlich profitieren von der Entscheidung des Filmproduzenten, ORF-Verlagsmusik zu verwenden, auch wieder die heimischen Komponisten durch Tantiemen-Ausschüttungen. Die Vermarktung und Verwertung findet sehr effizient über ein Kompetenzzentrum statt, das international bestens vernetzt ist und langjährige, furchtbare Partnerschaften mit den wichtigsten Video-onDemand-Anbietern und Sendeanstalten unterhält. Es war jetzt viel von TV die Rede, wie sieht es mit den ORF-Radios aus? HANZL: Hier kommt unser zweites Standbein, das Tonträger-Label ins Spiel. Abgesehen von ORF-Soundtracks wie Universum, Wetterpanorama, Tatort usw. produzieren und releasen wir Songs für ORF-Sendungen wie „Running On Air“ von Nathan Trent für den Eurovision Song Contest, „Stolz auf Di“ von Uwe Schmidt für „Daheim in Österreich“ oder Titel für den jährlichen „Licht ins Dunkel“-Sampler. Diese Songs haben dann natürlich das Potenzial auch im Radio gespielt zu werden. KünstlerInnen und Bands können sich also bei euch melden? HANZL: Wir können natürlich nicht alle talentierten Musiker/innen des Landes unter Vertrag nehmen. Ein Song sollte Bezug zum ORF-Programm haben, damit wir erfolgreich und im Sinne der Urheber damit arbeiten können. Wir sehen uns sehr stark als vielseitiger Dienstleister, wenn der Künstler kein Label hat. Den Digitalvertrieb machen wir über die Music Enterprise Software der österreichischen Firma Rebeat, die uns auch die Label-Abrechnung nach unseren Anforderungen adaptiert hat. Unsere Acts profitieren somit von einer korrekten und transparenten Verkaufsabrechnung und der Vermarktungsexpertise, die in der ORF-Enterprise gebündelt ist.


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media.at liefert Inhalte Das internationale dentsu Aegis Netzwerk hat im Sommer diesen Jahres die renommierte österreichische Mediaagentur media.at übernommen. Andreas Martin, Managing Director der media.at-Gruppe, erläutert im Film, Sound & Media-Interview die künftige Ausrichtung der Mediaagentur, die mit “Ninja Warrior” erstmals auch einen weltweiten Content-Hit landete.

Andreas Martin Mit 01.10.2017 übernahm Andreas Martin in der Funktion als Managing Director die Verantwortung für die gesamte media.at-Gruppe. Im Rahmen des Integrationsprozesses, nachfolgend der Akquisition von media.at durch Dentsu Aegis Network im Juli dieses Jahres, wurde Andreas Martin (45) die Verantwortung für die gesamte Gruppe übertragen. Dazu zählen neben media.at unter anderem auch die bekannten Marken OmniMedia und mediastrategen. Martin ist seit 2013 operativer Geschäftsführer der trigomedia GmbH, der Digitalmarketingagentur von media.at. Die media.at-Gruppe, die sich jahrelang erfolgreich als lokale Agentur für österreichische Kunden wie A1 Telekom, Österreichische Post, BAWAG PSK und Österreichische Lotterien etablierte, ist seit Juli 2017 Teil des Dentsu Aegis Network, welches in Österreich als starke Nummer 2 am Markt ein Bruttowerbevolumen von rd. 600 Millionen Euro verantwortet. Vor seinem Einstieg bei media.at war der gebürtige Salzburger für das Business Development bei Hutchison 3G Austria zuständig und zeichnete sich für die Entwicklung der digitalen MultiscreenVermarktungsstrategie verantwortlich. Weitere berufliche Stationen waren Sony Network Services Europe, jet2web / A1 Telekom Austria und absolutfilm (Freenet AG). Martin ist seit 2011 Präsident der Mobile Marketing Association (MMA) und wurde vom renommierten Fachmagazin „Update“ zum „Onliner des Jahres 2014“ in der Kategorie „Innovator“ gekürt. Von 2004 bis 2011 fungierte der Betriebswirt als Vortragender an der Donauuniversität Krems und der Fachhochschule Salzburg. Dentsu Aegis Network Austria bündelt mit Amnet, Carat, iProspect, IQ mobile, isobar, media.at, The Story Lab und Vizeum landesweit führende Agenturmarken im Bereich Marketing und Media-Services. Die Leistungen der rd. 240 Experten reichen von Marketing- und Kommunikationsstrategien, Planung und Einkauf sowie ContentMarketing bis zu digitaler Kreation, mobilen Lösungen, Performance Marketing und Programmatic Solutions. Dentsu Aegis Network steht für „Innovating the Way Brands Are Built“ und beschäftigt weltweit 40.000 Mitarbeiter in 145 Ländern.

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Wer oder was ist die media.at Agenturgruppe? ANDREAS MARTIN: Die Agenturgruppe ist eine der ältesten Mediaagenturen in Österreich und hatte aufgrund der ehemaligen Gesellschafter-Unternehmen sowie der in der Gruppe verankerten Drittkunden eine starke Fokussierung auf Local Root Clients. Die Agenturgruppe wurde 1975 gegründet (Ursprungsgesellschaft OmniMedia Werbe GmbH, Wien) und lancierte in Österreich viele Jahre lang als die zweitgrößte Mediaagentur mit einem Bruttobilling-Volumen von rund 400 Millionen Euro (focus Research Mediaagenturranking 2015). Die Agenturgruppe wurde - ursprünglich als zentrale Einkaufsgesellschaft für Media gedacht - von den Unternehmen BAWAG P.S.K, A1 Telekom, Österreichische Lotterien, Casinos Austria, Österreichische Post und Industriellen Vereinigung gegründet und galt somit im Markt viele Jahrzehnte als Eigentümer geführte Agentur. Die beiden 100%igen Tochterunternehmen OmniMedia und Mediastrategen sind die operativ tätigen Mediaagenturen. Im Digital Bereich wurde mit Dezember 2012 ein Joint Venture mit der Hamburger Independent Agentur pilot eingegangen. In dieser digitalen Full Service Agentur bündelte die Agenturgruppe die gesamte Digital Marketing Kompetenz. Insgesamt zählte die Agenturgruppe über viele Jahre einen Personalstand zwischen 40 und 70 Personen. Der Digitalbereich wurde im Zeitraum 2013 bis 2017 von drei auf 20 Personen ausgebaut. Mit der Übernahme durch das internationale dentsu Aegis Netzwerk im Juli 2017 wurde eine neue Ära eingeläutet. Die Agenturgruppe wird derzeit in das Netzwerk integriert, wird als Marke erhalten bleiben und betreut weiterhin alle großen und wichtigen Etats.

Media.at hat weiterhin einen starken Fokus auf Local Root Clients und kann nun vom umfangreichen internationalen Know How von dentsu Aegis sehr stark profitieren. Wie hat sich generell „Media“ in den letzten Jahren verändert. MARTIN: Die Digitalisierung bedingt, dass Konsumenten auf mannigfaltige Art Zugang zu Medien (in Echtzeit) bekommen haben. Die Medienmärkte wurden dadurch kleinteiliger und insbesondere die digitalen Kanäle sind stark Technologie getrieben. Aufgrund dieser Vielzahl an Möglichkeiten zur Informationsaufnahme, dringen Werbebotschaften immer schwieriger zum Konsumenten durch und es kommt in vielen Belangen zu einem Paradigmenwechsel. Durch eine andere Art der Nutzung entstehen neue (Content) Plattformen, aber auch völlig neue – oft performancegetriebene – Geschäftsmodelle. Werbung über digitale Plattformen ist zumeist messbar und das Thema Daten nimmt mehr und mehr einen essentiellen Stellenwert ein. Last but not least ist Werbung nur noch schwer von „Content“ unterscheidbar (Social Media). Das Fazit daraus ist, dass Werbe-Kunden mehr und mehr verunsichert sind, obgleich der Vielfalt an Möglichkeiten und zumeist technischen Komplexität. Und hier wird die media.at in Zukunft mit sehr starker Beratungskompetenz ansetzen. Sie haben erwähnt, dass das Thema Daten scheinbar eine entscheidende Rolle spielt. MARTIN: Bereits im Jahre 2020 soll es 50 Milliarden vernetzte Dinge geben. Konsumenten sind künftig dann nicht mehr über drei, vier oder fünf Kanäle, sondern über vielleicht 30 – 40 Kanäle ansprechbar. Damit explodiert natürlich auch die Datenmenge. Datengetriebene Werbung in Kombination mit der Möglichkeit, diese völlig auto-


media matisch (programmatisch) auszuspielen, ändert die Herangehensweise in der Media Planung essentiell - from Channel Based to Audience Based Marketing. Sie haben aber auch Content Marketing erwähnt. Was macht media.at in diesem Bereich? MARTIN: Abgesehen davon, dass wir für unsere werbenden Kunden immer häufiger diverse Influencer Projekte abwickeln, beschäftigen wir uns auch aus dem eigenen Bedarf sehr stark mit dieser Thematik. Wer nämlich Content Marketing verkaufen möchte, muss die Dinge auch selbst “leben”. Das Team der media.at hat in den letzten Monaten eine langfristige Eigenkampagne in Form von Event Trailern erarbeitet und umgesetzt. Der Erfolg gibt uns recht. Wir haben zu diesen Aktionen extrem positive Resonanz erhalten und das ein oder andere Video hat enorme Reichweiten erzielt. So haben wir beispielsweise einen Event Trailer für das Puls4 4Gamechanger Festival produziert. Die Reichweiten unseres eigenen Videos waren dabei wirklich beachtlich. Wir hatten mit unserem B2B Video über 20.000 Video Views. Über 40.000 Personen wurden erreicht und das Video 56x auf facebook geteilt. Puls4 hat das Video den eigenen MitarbeiterInnen gezeigt und unter anderem unser Material in einem Promotion Video zur Veranstaltung verwendet. (Weitere Beispiele auf youtube) Wie reagieren Media Agenturen auf die neuen Verhaltensweisen/Content Marketing? MARTIN: dentsu beschreitet hier sehr innovative Wege. Es ist höchst innovativ, wenn Media Agenturen beginnen, eigene Inhalte zu lizensieren und diese mit Medien Partnern gemeinsam vermarkten. Unseren Content-Spezialisten von „The Story Lab“ ist es gelungen, die weltweit erfolgreiche eigenproduzierte Wettkampfshow „Ninja Warrior“ an die ProSiebenSat.1Gruppe zu lizenzieren. Am 24. Oktober 2017 wurde die erste Folge des Quotenhits auf Puls 4 ausgestrahlt und ist mit bist zu 330.000 Zusehern die erfolgreichste Premiere in der Geschichte des Senders. Das von dentsu global entwickelte Format ist ein weltweiter Quotenhit und wurde in zahlreichen Ländern ausgestrahlt: in Großbritannien auf ITV, in Frankreich auf TF 1 und in Deutschland auf

RTL. In Österreich zeigt Puls 4 sechs Folgen der Parcours-Show, die Premium-Content bieten von dem sowohl Konsumenten als auch Medien und Marken gleichermaßen profitieren. dentsu bekräftigt mit diesem Projekt seine Vorreiterrolle bei Innovationen und stärkt die Positionierung von The Story Lab als Premium Entertainment Content Agentur. Für 2018 sind weitere Formate wie „Game of Clones“ und „Hall Pass“ geplant. Für eine spannende Zukunft ist mit dieser strategischen Ausrichtung also weiterhin gesorgt.

„Es ist höchst innovativ, wenn Media Agenturen beginnen, eigene Inhalte zu lizensieren und diese mit Medien Partnern gemeinsam vermarkten.“

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4Gamechangers Festival 2018 Vom 18.-20. April 2018 findet zum zweiten Mal das internationale Digitalfestival für Influencers, Rebels, Startups, Visionaries, Gamechangers & You - das „4Gamechangers-Festival 2018“ in der Marxhalle in Wien statt. An vier Tagen sollen internationale Top-Speaker hidden Champions, Trending Topics der digitalen Transformation, Startups, e-sports, Corporates, Live-Musik-Acts, Speed Networking, gamechanging Personalities aus Politik, Wirtschaft, Industrie, Medien und Kultur, Influencer sowie Sport und e-sports für ein außerordentliches Spektakel sorgen.

Nina Kaiser, Markus Breitenecker & Philipp Consemüller

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Founder Markus Breitenecker und Co-Founder Nina Kaiser: „Beim 4Gamechangers Festival 2017 hatten wir einen unglaublichen, fast magischen Mix an tollen Persönlichkeiten - mit prominenten Namen wie Sebastian Kurz, Randi Zuckerberg, Forest Whitaker und vielen hidden Champions, waren über 100 Top Speaker vor Ort. Daher freuen wir uns umso mehr, auch 2018 wieder zu einem international stark besetzten Festival einzuladen. Diesmal werden wir die drei Festivaltage mit Sessions, Key-Notes und Impulsspeeches rund um Startups, Gamechanger, gesellschaftspolitische Themen, Hot-Topics der digitalen Transformation, e-sports sowie Themen, die aus unserer Jugend die Gamechanger von morgen machen, aufbauen. Außerdem haben wir wieder ein spektakuläres Musik Line-Up und sowohl die Awardshow, als auch eine große Geburtstagsparty, werden die Highlights des Festivals sein.“ Drei Tage lang bietet die ProSiebenSat.1 PULS 4 Gruppe Programm: Der erste Tag (Mittwoch, 18. April 2017) steht unter dem Motto „4Startups“ mit Pitching Sessions, Fuck-Up Speeches, Startup Open Mic, Exit-Success-Stories und Sessions zu den heißen Themen aus der Szene. Tag 2 (Donnerstag, 19. April 2018) orientiert sich namentlich am Festival selbst und legt den Fokus auf „4Gamechanger“ - Umstrittene und aktuelle Themen wie „Fake News“,„Daten“,„Artificial Intelligence & Augmented Reality“, „E-Mobility“, „E-Commerce“, „Klimawandel und Nachhaltigkeit“ oder „Smart Cities“ finden hier in Form von Sessions, Panels und Key-Notest statt. Der dritte und letzte Festivaltag (Freitag, 20. April 2018) trägt den Titel „4Future“ und richtet sich damit an alle ÖsterreicherInnen, die sich dafür interessieren, wie aus Kindern und Jugendlichen die Gamechanger von morgen werden. Die Topics, um die sich die Mindsets der Kids drehen, werden an diesem Tag auch in Form von Sessions und Key-Notes behandelt. Bildung, Social Responsibility, Influencer, Musik, Gesundheit und Sport werden diskutiert. In speziellem Fokus steht auch das Thema e-sports mit allen Facetten: Große Live-Turniere, Plattformen und professionelle E-Sportler sind wichtige Inhalte des „4Gamechangers Festivals 2018“. Der Influencer- und e-sports-Hype soll genau an diesem Tag zu spüren sein.

Die „4Gamechangers“-Awardshow Eines der Highlights ist die Awardshow, bei der die größten und beeindruckendsten Gamechanger in den Kategorien „4Webstars“,„4Startups“,„4Music“ und „4Gamechanger of the year“ vergeben werden. Das Festival wird heuer unter dem Titel „4Gamechangers Festival 2018“ von Mittwoch, dem 18. bis Freitag, den 20. April 2018 in der Marxhalle in Wien stattfinden, das erneut von Philipp Consemüller und seiner Eventagentur ConseQuences www.consequences.at mitorganisiert wird. Early-Bird-Tickets ab sofort unter www.4gamechangers.io um Euro 50,- für 3 Tage Festival Interessierte Partner, Sponsoren, Startups und Volunteers melden sich bitte unter 4gamechangers@prosiebensat1puls4.com

4Gamechangers Festival Das „4Gamechangers Festival“ ist ein internationales Digitalfestival für Influencer, Rebels, Visionairies & Gamechangers. Es ist die Bühne für Webstars, der Hub für zukunftsorientierte Digitalprojekte, der Nährboden für Start-Ups und das Gettogether für Gamechangers jeden Alters und aus allen Branchen und Communities. Es ist eine innovative Mischung aus Fachkonferenz, Messe/Entertainmentcourt und Musikfestival. Die 4Gamechanger Initiative vereint Menschen, die die Welt verändern wollen oder dies bereits getan haben und bietet zum Abschluss eine emotionale Awardshow, bei der Awards in den Kategorien „4Webstars“, „4Startups“, „4Music“ und „4Gamechanger of the year“ vergeben werden. Das Festival hat im April 2017 in der Marxhalle in Wien statt gefunden - 4 Tage im Zeichen von Innovation, digitalem Wandel und Networking Gleichgesinnter. Alle Informationen zu den Speakern, Investoren, Influencern, Artists sowie ein Highlightzusammenschnitt u.v.m. finden sich unter www.4gamechangers.io


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„Fernsehen für die Ohren“ RMS-Geschäftsführer Joachim Feher im Film, Sound & Media-Interview über die neuen Strategien und Ziele des größten Radiovermarkters Österreichs. Wie beurteilen Sie die Entwicklung am Radiomarkt im Jahr 2017 generell? JOACHIM FEHER: Ich freue mich sehr, dass die ungebrochene Stärke des Radios bei den Hörern auch von den Werbetreibenden und den Agenturen mit deutlichen Budgetsteigerungen reflektiert wird. Radio ist der Wachstumssieger bei den elektronischen Medien im Jahr 2017, online auf den österreichischen Portalen stagniert nahezu und auch das Wachstum im TV ist sehr begrenzt. Selbst wenn wir noch nicht ganz bei unserem promoteten Anteil von 50% RMS Top und 50% Ö3 angekommen sind, beginnen meine Augen zu leuchten, wenn ich bei Focus (kumuliert Jänner bis September) eine Steigerung von 12,7% für die Privatradios und nur 1,6% für den ORF sehe. Die steigende Bedeutung von Radio kann man aber auch daran ablesen, dass wir bereits 10% Neukunden in 2017 begrüßen durften. Wie beschreiben Sie die Performance der RMS bzw. wie interpretieren Sie die Radiotest Ergebnisse 2017/2? FEHER: Keine Frage, der aktuelle Radiotest hat nicht das Traumergebnis gebracht, dass ich mir von meinem ersten Radiotest als RMS-Geschäftsführer erwartet habe. Dennoch ist der Trend zu Privatradio ungebrochen. Ich habe in meinen ersten Monaten bei der RMS jeden unserer Sender vor Ort besucht und so unterschiedlich manche Sender im Format oder auch in der Größe sind, ich bin zutiefst beeindruckt, mit wieviel Engagement und Emotion bei jedem einzelnen Sender gearbeitet wird, aber vor allem auch von der Professionalität in allen Belangen. Mit dem Hunger nach Wachstum und Marktführerschaft bei allen Privatradioleuten, kann es bei den Privatradios nur weiter bergauf gehen. Wie schätzen Sie die mittelfristige Entwicklung am Radiomarkt ein - Stichwort Veränderungen im Mediamix u.ä.? FEHER: Auf jeden Fall gibt es noch deutlich Luft nach oben. Mit einem Plus am Werbemarkt von 6,5% steht Radio aktuell bei einem Anteil von 6%, da geht noch was. Derzeit arbeiten wir sehr intensiv gemeinsam mit den Agenturen daran, Radio verstärkt als „Fernsehen für die Ohren“ zu positionieren, denn wir sind überzeugt, dass Radio im Mediamix die Performance für viele Branchen signifikant verbessern kann. Denn unser Ohr ist unser emotionalstes Sinnesorgan. Musik, Geräusche und die Stimme wecken die Phantasie individuell bei jedem einzelnen, ein Potenzial, das praktisch maßgeschneidert für Werbung ist. Wann könnte das angepeilte Ziel, zumindest auf Augenhöhe mit Ö3 zu agieren (sowohl Hörer- als auch Werbemäßig) erreicht werden? Oder ist das de facto bereits der Fall? FEHER: Augenhöhe haben wir auf jeden Fall schon erreicht, doch unser Ziel ist eindeutig die Marktführerschaft. Die Media KPI´s belegen, dass es sinnvoll ist, den RMS-Anteil noch zu erhöhen und unsere Angebote 2018 sind darauf ausgelegt, dass wir auch im nächsten Jahr wieder einen Schritt näher an unser Ziel rücken können. Bereits heute sind wir der Vermarkter mit dem breitesten Angebot in UKW, vor allem aber auch im Digitalbereich. Längst gilt nicht mehr UKW only, sondern UKWWW – also die Kombination von UKW mit Streamingangeboten. Um die volle Kraft von Audio auszuschöpfen, braucht man die Ergänzung durch Webradios, immerhin hören bereits 2 Mio. Österreicher Radio über das Internet. Unser Angebot umfasst derzeit schon über 1.200 unterschiedliche Streams, und sowohl die Reichweite, wie auch die Angebotsbreite wächst sehr dynamisch. Welchen Stellenwert haben neue Verbreitungswege von Radio via Streaming oder DAB+ bzw. wie sieht hier die Strategie der RMS aus?

FEHER: Keine andere Mediengattung profitiert so stark von der digitalen Transformation wie Radio. Neue Verbreitungswege machen auf unterschiedlichsten Empfangsgeräten zu jeder Zeit und an jedem Ort Audio verfügbar. Um die Vielfalt für die österreichischen Hörer im Rundfunk zu steigern, führt kein Weg an DAB+ vorbei und all unsere Prognosen zeigen, dass der Wandel von Rundfunk zu Streaming ein evolutionärer sein wird und wir noch viele Jahre beide Standbeine dringend benötigen. Konvergenz ist das Schlüsselwort für die nächste Zukunft. UKWWW und hoffentlich bald auch inkl. DAB+ Joachim Feher steht bei uns im Mittelpunkt. Alle internationalen Studien zeigen, dass Streaming die Menschen wieder verstärkt zum Zuhören und nicht nur zum Hören führt, deshalb bringt die Kombination nicht nur reichweitenmäßig Vorteile, sondern boostet eindeutig auch die Werbewirkung. Wie sieht die Strategie der RMS bezüglich Webradio, Aggregatoren und Musikdiensten aus? FEHER: Die 100jährige Geschichte des Radios lehrt uns zwei Dinge: Radio ist ein regionales/lokales Medium und Radio ist mehr als Musik. Es ist die unersetzbare persönliche Ansprache, die die Hörer empfinden, in Kombination mit relevanter, verlässlicher und nutzbarer Information. Und Radio lässt die Hörer jeden Tag Neues entdecken, ein Asset, das zeitintensives Herumstöbern und Suchen jedem einzelnen erspart und bringt die Sicherheit, dass es von Profis kuratiert ist. Radio wird also auch in Zeiten von 1000enden Webradios und Musikstreamingdiensten eine Nr. 1 Position bei den Hörern haben. Als Audiovermarkter haben wir selbstverständlich Musikdienste und Aggregatoren auch im Portfolio, aber unser Backbone bleiben unsere österreichischen Sender mit deren wachsendem Angebot. Welche (neuen) Wege muss die Radio-Vermarktung künftig einschlagen - linear, personalisiert, formatbezogen, etc.? FEHER: Im Streamingbereich gilt selbstverständlich die Online-Logik. Einkauf nach TKP und Abrechnung nach Kontakten, Targetingmöglichkeiten von Context bis Technik und Kontaktsteuerung über Frequency Capping. Wie wir bei der Vorstellung unseres Angebots 2018 bereits angekündigt haben, werden wir Inventar noch im Q1/2018 programmatisch verfügbar machen, dies auch gleich in Kombination mit Audio Dynamic Creatives. Für 2018 haben wir einige spannende neue Targetingmöglichkeiten geschaffen, übrigens auch für UKW. Und auch wenn man überall liest, Automatisierung ist das Zauberwort auch für Offlinemedien, werden wir dies im engen Dialog mit Österreichs Agenturen aufbauen und ihnen genau zuhören, ob sie von einem „We do it for you“ zu einem „Do it yourself“-System wechseln wollen. Wirft man einen Blick in die nicht allzu ferne Zukunft mit Sprachsteuerung, Smart Homes, Zero Screen Gadgets und Hearables, dann stehen wir erst am Beginn eines großartigen Audiozeitalters und es kann eigentlich nur heißen: Voice First.

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Tempo, Tempo, Tempo! Foto © Andreas Tischler

Auf einen Wahnsinnstrip laden die Macher – die Autoren & Regisseure Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries - der deutschen Megaserie „Babylon, Berlin“ ein. Nach den ersten Folgen kann man nur sagen, Aufgabe hervorragend gelöst. Film, Sound & Media traf Achim von Borries in Wien zum Interview.

Achim von Borries

Babylon Berlin erzählt auf Basis der BestsellerReihe von Volker Kutscher um Kommissar Gereon Rath im Berlin der 1920er Jahre das ganze Panoptikum der aufregendsten Stadt der Welt zwischen Drogen und Politik, Mord und Kunst, Emanzipation und Extremismus. Als Autoren und Regisseure zeichnen Tom Tykwer, Henk Handloegten und Achim von Borries für die Serie verantwortlich. In den Hauptrollen sind Volker Bruch als Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Charlotte Ritter zu sehen. Entstanden ist BB in einer bis dahin in Deutschland nicht da gewesenen Konstellation: initiiert wurde das Projekt von der Produktionsfirma X Filme Creative Pool, die als Partner und Koproduzenten ARD Degeto, Sky und Beta Film gewinnen konnten. Erstmals haben damit ein öffentlich-rechtlicher und ein privater Sender Kräfte gebündelt, um gemeinsam mit Produktion und koproduzierendem Weltvertrieb ein außergewöhnliche Projekt zu realisieren.

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Wie kann man sich die Zusammenarbeit von gleich drei Drehbuchschreibern und Regisseuren vorstellen? ACHIM VON BORRIES: Nachdem wir zweieinhalb Jahre am Buch miteinander gearbeitet haben, waren und sind wir ein sehr eingespieltes Team, aber es war für alle Beteiligten eine extreme Herausforderung: wir waren permanent on Locations, drehten oft parallel an verschiedenen Orten und waren durch das große Erzähltempo, das ständig Orte wechselt, doch ziemlich gefordert. Das rasante Lebensgefühl der Zwanziger, dieser Hexenkessel aus Arm und Reich, aus Lebenslust und –verdruss, diese Stimmung filmisch wiederzugeben, war für alle im Team mit größter Leidenschaft verbunden. Von welchen Dimensionen sprechen wir da? VON BORRIES: Es wurde durchgehend von Mai bis Dezember 2016 gedreht, insgesamt fünf Blöcke. Wir Regisseure haben uns dabei nicht nach Episoden, sondern wie bei einem Spielfilm nach Drehorten aufgeteilt. Szenenbilder, Kostüm oder Maske waren permanent am Set, es gibt 200 Sprechrollen, insgesamt knapp 10000 Mitarbeiter, es wurden 280 Sets ausgestattet und das alles bei einem Budget von unter 40 Millionen Euro. Wenn man das auf Minuten runterrechnet, ist man in etwa bei den Kosten eines normalen, historischen Spielfilms. Wir hatten Glück, es gab keine Ausfällte, allein der Drehplan war natürlich eine logistische Herausforderung bei so vielen Schauspielern. Dass wir alles hinbekommen haben, ist im Nachhinein manchesmal unvorstellbar. Es gelang aus einem relativ simplen Kriminal-

roman ein Sittengemälde des Berlin der 1920er Jahre zu entwerfen. Was mussten Sie schon beim Schreiben beachten? VON BORRIES: Es ist erstaunlich, wie wenig Filme es über diese Zeit gibt, obwohl doch genügend literarische Vorlagen vorhanden sind. Das Buch ist ein spannender Krimi, aber dass daraus ein Mehrteiler wird, erforderte neben der aufwändigen Recherche auch Fantasie. In einer Serie muss hinter jeder Figur eine zweite Ebene zu erkennen sein, es müssen überraschende Aspekte eingebaut werden, um die Spannung zu halten, vom Klimax zur Katharsis und das in jeder Folge. Und natürlich ist Berlin die größte Faszination im Film. 1929 war die Reichshauptstadt ein internationaler Ort, magisch, kosmopolitisch und – ähnlich wie heute – ein Ort, der alle Welt anzog. Dieses Berlin der späten 20er Jahre für die Serie wieder zu erschaffen war eine ziemliche Herausforderung. Die Neue Berliner Straße, die unser Szenenbildner Uli Hanisch für uns und Studio Babelsberg entworfen hat, machte es uns möglich, Straßenzüge von verschiedensten Stadtteilen Berlins zu bespielen. Welche Parallelen könnte man zum heutigen Berlin ziehen bzw. zur heutigen Gesellschaft? VON BORRIES: Berlin ist ein Mythos, ist eine Partymetropole, zieht junge Menschen aus der ganzen Welt an. Was damals das Moka Efti war, ist heute das Berghain. Auch politisch sind die Stränge unübersehbar. Damals wie heute brodelt es, franst die Gesellschaft in alle Richtungen aus, Schuld sind immer „die anderen“ – aus welcher Perspektive auch immer - , viele Bürger sehen die Lösung nur mehr in Autorität und Nationalismus. Allerdings haben wir versucht, die Serie nicht aus unserem historischen Wissen zu erzählen. Hitler kommt in den ersten beiden Staffeln genau einmal vor und auch da nur in einem Witz, trotzdem man spürt schon die Umbrüche, die Stimmung verfällt angesichts der kommenden größten Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Dieser Tanz auf dem Vulkan, der eine Explosion an künstlerischen Kräften und Genres hervorrief, ist quasi der rote Faden durch alle Episoden. Die Serie wurde schon vor der Ausstrahlung weltweit erfolgreich verkauft, woran liegts? VON BORRIES: Ich glaube der Mythos Berlin, der spezielle Berliner Flair hat da geholfen. Es gibt ja auch heute wieder weit über 100 Clubs, es wird gefeiert bis in den nächsten Tag hinein. Daneben wächst die Gruppe der sogenannten Liberalisie-


media rungsverlierer: Was ist denn das für eine Gesellschaft, in der man sich hip fühlt, wenn man ärmlich bezahlte Dienstleistungen für alles und jedes in Anspruch nimmt? Diesen Startup-Coolness-Faktor finde ich furchtbar. Aber um auf „Babylon Berlin“ zurück zu kommen, ich denke es liegt daran, dass es uns gelungen ist, ein Stück deutscher Zeitgeschichte mit einem hohen Maß an ungewöhnlicher Unterhaltung zu verbinden und dabei vor auch noch international und modern zu erzählen. Große Schauwerte, vielschichtige Figuren und ein musikalisches Feuerwerk lassen die Zuschauer eintauchen in die Berliner Gesellschaft, in eine pulsierenden Stadt, in der damals die ganze Welt zu Hause war. Vergleiche drängen sich mit der hervorragenden Serie „Boardwalk Empire“ auf, in der u.a. die Musik eine ebenso große Rolle spielt, gewollt? VON BORRIES: Das ist eine ganz toll gemachte Serie, die zu ähnlicher Zeit spielt und wenn man BB damit vergleichen will, sehr gerne. Weil Sie gerade Musik erwähnten, wie kamen Sie auf die Figur der Sängerin, eine Huldigung an Grace Jones, Marlene Dietrich und selbstverständlich David Bowie? VON BORRIES: Der Soundtrack ist das große Steckenpferd von Tom und Henk und ja die Sängerin Nikoros - gespielt von Severija Janušauskaitė - ist mit ihrem Auftritt eine Huldigung an David Bowie, der ja seine Glanzzeit auch in Berlin hatte. Das Stück „Zu Asche zu Staub“ ist auch irgendwann während des Schnitts zu einem Leitmotiv geworden und der Abspann vieler Folgen. Der Song hat sicherlich Hitpotenzial. Aber es gibt insgesamt drei Säulen der Musik: neben den eigens komponierten Songs die life eingespielt werden, gibt es alten Aufnahmen und es gibt natürlich den fantastischen Soundtrack von Tykwer und Klimek: ein Brückenschlag zur Gegenwart, mit seinen Elementen aus elektronischer Musik. Das Verbindende ist der Rhythmus, 160 Beats per Minute bedeutet Tempo, Tempo, Tempo!

Reden-Wir.AT

Ulrike Wittmann, selbstständige Kommunikationsberaterin

Hommage an die Kultur Die Grenze zwischen Gesellschaft und Kultur, den beiden komplexesten Systemen auf der Erde, ist schwer zu definieren. Die Definition, die den geringsten Widerspruch hervorruft, ist die, dass Kultur das ist, was Gesellschaften mit derselben Art von Wirtschaftssystem voneinander unterscheidet. Das impliziert, dass Kultur sowohl symbolisch und imaginär als auch real ist (Anthony Wilden). Es gibt Übereinstimmung darin, dass menschliche Kommunikation und menschliche Kultur in Beziehung zueinander stehen. Es gibt wenig Übereinstimmung darin, was dies bedeutet. Denis McQuail, englischer Kommunikations-Guru, fand folgende Definition: Wenn wir verschiedenartige Punkte aus diesen unterschiedlichen Zugängen herausholen, scheint es, dass Kultur alle der folgenden Eigenschaften aufweisen muss: • Sie ist etwas Kollektives und wird mit anderen geteilt; • sie muss eine symbolische Ausdrucksform haben, ob intendiert als solche oder nicht; • sie hat irgendein Muster, eine Ordnung oder Regelmäßigkeit, und daher gewisse abschätzbare Dimensionen; • es gibt (oder gab) eine dynamische Kontinuität über die Zeit. • Das vielleicht allgemeinste und wesentlichste Merkmal von Kultur ist Kommunikation, da Kulturen sich ohne Kommunikation nicht entwickeln, nicht überleben, sich nicht ausbreiten und insgesamt nicht bestehen könnten. In dem Kontext, in dem der Begriff „Kultur“ hier verwendet wird, steht Kultur für die Gesamtheit menschlicher Artefakte. Die Artefakte, die Menschen im Zuge ihrer Kommunikation herstellen, können öffentlich und dadurch in weiterer Folge Teil der Realität von anderen werden. Es sind diese kulturellen Artefakte und die mit ihnen assoziierten Bedeutungen, die die Umwelt von menschlicher Kommunikation bilden. Die Analyse von Kultur und ihrer Metamorphosen konzentriert sich auf die Totalität des sozialen Erbes und der sozialen Institutionen, der Künste, des kollektiven Wissens und der Zeremonienhandlungen. Die speziellen Ausprägungen von Ethnizität und die geschaffenen Techniken bzw. Produktionsformen bestimmen eine Kultur ebenso wie die materiellen Güter, die eine Gesellschaft hervorbringt. Somit umfasst Kultur die Werte der Mitglieder einer Gemeinschaft, die Normen, denen sie folgen und die materiellen Güter, die sie schaffen. Während Werte abstrakte Ideale und Vorstellungen formulieren, sind Normen distinkte Prinzipien oder Regeln, denen die Menschen gewöhnt sind zu folgen. Über einen „common sense“ wird Einverständnis zu diesem Rahmen und damit Zugehörigkeit ausgedrückt und als kulturelle Identität signalisiert. In den westlichen Industriegesellschaften hat die Medien- und Kulturindustrie die Rolle übernommen, neue Themen, Ideen, Lebens- und Modernisierungsentwürfe in die Gesellschaft zu implementieren, bislang „fremde“ Positionen zu vermitteln und damit auch kulturelle Wandlungsprozesse zu initiieren. Kultur, das Formenprogramm einer Gesellschaft, wird durch Kommunikation gesteuert, Bedeutungen und Sinn werden kommunikativ – interpersonell und/oder durch technische Medien – ausgehandelt bzw. vermittelt. Nachdem kulturelle Systeme als prinzipiell offene und wandlungsfähige Systeme gesehen werden, sind auch die Individuen als handelnde Akteure zu begreifen, die auf ihr gesellschaftliches Umfeld reagieren. Sie nehmen Einfluss, arrangieren sich mit neuen Positionen, leisten Widerstand, vertreten ihre Interessen, bilden Konsumgewohnheiten oder auch einen „Eigensinn“. Sie formen somit Lebensstile, entwickeln ihre Kultur als Lebensweise, die sie immer wieder modifizieren. Kultur schlägt sich daher in Symbolen, Überzeugungen, Werten, Geschmacksurteilen, Normen, Lebensentwürfen usw. nieder, die der Erhaltung und Reproduktion der Gesellschaft dienen und durch ihre Dynamiken auch deren Wandel herbeiführen. Wie gravierend die Veränderungen ausfallen, hängt von der Existenz eines eigenständigen Kulturprofils ab und von der Fähigkeit einer Population, mit Kulturtransfer umzugehen. Reden-wir.at! www.reden-wir.at

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Oktober-Evolution auf Ö1 2017 feierte Ö1 seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass gönnt sich der Sender eine subtile Schema-Adaptierung, eine neue Website, eine Ö1-App sowie ein grafisches und musikalisches Facelifting. Wie sich die Innovationen auswirken und was er sich zum 50-iger wünscht, befragten wir Ö1-Channelmanager Peter Klein. Mozart kennen, aber nicht wissen, was politisch in der Welt los ist. Wir wollen ein möglichst breites Feld von allem in höchster Qualität anbieten, aber wenn das jemand nicht goutiert, braucht er nur auf den Ausschaltknopf zu drücken. Das Internet mit seinen unglaublichen Angeboten, auch auf dem Radiosektor, wird sicherlich ein in Zukunft brennenderes Thema sein, im Moment merken wir keine Abwanderung. Ganz im Gegenteil wir legen zu, stehen im Moment bei einer Tagesreichweite von 8,1 %, wobei erst im nächstjährigen Radiotest die Ö1-Reformen analysiert werden können. Inwiefern kann man von den Signations auf den Sender schließen? >

Ein kulturelles Statement Dieses Trio ist für die neuen Ö1-Signations verantwortlich: Peter Klein, Christian Muthspiel, Christian Scheib

„Die Ö1-Hörerschaft ist eine ganz besonders treue, die ihren Sender liebt und entsprechend verteidigt und das ist gut so.“

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Hatten Sie Befürchtungen, dass Ihre Mailbox übergeht, weil sich die Ö1-HörerInnen über die neuen Signations beschweren werden? PETER KLEIN: Habe ich ganz und gar nicht, da Wolfgang Muthspiel wirklich Grandioses geleistet hat, es ist ein kompositorisches Gesamtkunstwerk aus über Hunderten, klingenden Miniaturen. Die gemeinsame Arbeit, die von Ö1-Seite maßgeblich von Christian Scheib geleitet wurde, war eines der schönsten Projekte meiner gesamten Radiozeit. Es wird wie immer anfänglich ein Rumoren geben, aber ich denke, dass die Signations sehr genau zu Ö1 passen. Ich freue mich über Feedback, naturgemäß mehr über positives, aber wir nehmen die Anliegen, die es bei jeder Reform gibt ernst und versuchen entsprechend zu kommunizieren. Die Ö1-Hörerschaft ist eine ganz besonders treue, die ihren Sender liebt und entsprechend verteidigt und das ist gut so. Wir begleiten immerhin Stunde für Stunde, Tag für Tag und Woche für Woche den Alltag von mehr als 630.000 Hörerinnen und Hörern. Man darf ja nicht vergessen, dass jeder einzelne andere Vorlieben hat und unser Publikum höchst different ist, der eine kann nicht genug Klassik bekommen, der andere bevorzugt Wortsendungen, da muss man sehr behutsam und demokratisch einen Mittelweg finden. Offenbar kommt diese bunte Mischung gut an, denn sonst könnte ich ja auch einen reinen Klassiksender hören, spüren Sie diese Konkurrenz vornehmlich aus dem digitalen Bereich? KLEIN: Einer meiner Vorgänger, der um deftige Worte nicht verlegene Alfred Treiber sprach recht abschätzig von Leuten, die zwar jedes Stück von

Das Werk, das der Komponist Christian Muthspiel zum 50. Geburtstag von Ö1 geschaffen hat, ist gewaltig. Es umfasst – von der Senderkennung über die Journale bis zur „Ö1 Klassiknacht“ – etwa 200 eigenständige Signations. Einschließlich aller Zwischenstücke, aller Mutationen und Variationen, hat der im Jazz wie in der Klassik beheimatete Künstler weit mehr als 400 musikalische Miniaturen geschrieben, arrangiert und eingespielt. Teilweise mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, teilweise mit der Crème de la crème österreichischer Solisten – darunter seinem Bruder, dem Gitarristen Wolfgang Muthspiel –, teilweise mit Tönen und Phrasen von Kolleginnen und Kollegen aus aller Herren Länder aus seinem eigenen Archiv. Die konkrete Arbeit an den Kennmelodien hat ein volles Jahr gedauert. Die Vorbereitungsphase war noch um einiges länger. Unzählige Gespräche über Stil, Anmutung und Funktion von Signations wurden geführt, Prozedere und Logistik der Aufnahmen mussten entwickelt werden. Muthspiel entschied sich dafür, sämtliche Ö1 Signations ausschließlich mit echten Instrumenten (darunter auch elektroakustische wie E-Gitarre, E-Bass und E-Piano) und echten Stimmen aufzunehmen, ohne Verwendung von Samples oder Synthesizern. Um dem Publikum ein einladendes akustisches Bild zu bieten, wurden auch neue Stimmen für die Signations gesucht, die perfekt zur neuen Musik passen. Signationtexte zu sprechen gehört zum Schwierigsten in dieser Branche, denn mit der Verbalisierung eines Titels muss die Stimmung einer Sendereihe ebenso wie die Dramaturgie der Signationmusik präzise getroffen werden. Zu hören sind nun Marie-Luise Haugk, Észter Hollósi, Kristóf Gellén und Irina Wanka. Auch die Stimme der Senderkennung ist eine neue, und zwar die von Christoph Grissemann, der damit seinen Vater Ernst Grissemann als Ö1 Stationvoice ablöst. Für die Reihentitel der Ö1 Sendereihen wurden rund 1800 Wortaufnahmen gemacht, die auf mehr als 420 Files appliziert wurden. Insgesamt wurde dafür rund 150 Stunden lang im Hörspielstudio des ORF aufgenommen, geschnitten und gemischt.


media KLEIN: Wolfgang Muthspiel wurde dafür beauftragt, weil er als Musiker und Komponist ähnlich offen ist wie das Programm von Ö1: Er bewegt sich gewandt zwischen den Genres Klassik, Jazz, Weltmusik und das und noch viel mehr bietet der Sender. Gewisse Grundpfeiler müssen hörbar sein, denn die Signations sollten jetzt schon für einen längeren Zeitraum on air bleiben, eine Zeit, in der sich möglicherweise musikalische Trends verändern, wir aber trotzdem einen zeitgemäßen, musikalischen Auftritt haben. Ö1 definiert sich mit seinem neuen akustischen Design nicht nur als Sender, der Kultur, Information und Musik transportiert, sondern auch als Kunstraum, in dem das Werk eines zeitgenössischen österreichischen Künstlers über viele Jahre hindurch ausgestellt bleibt. Wie lange dauert es, bis die neuen Signations im Ohr verhaftet sein werden? KLEIN: Gute Frage, kommt darauf an, wie intensiv man Radio hört, aber nach 2-3 Monaten sollte man sie gut erkennen können. Weil wir vorhin schon kurz das Thema Digitalisierung streiften, was macht Ihr Sender, was kann die Gattung Radio generell machen, um jüngeres Publikum zu generieren? KLEIN: Dass Ö1 kein Jugendsender ist, ist klar, im Schnitt sind unsere Hörer 56 Jahre alt, wobei Alter nicht viel über Interesse aussagt. Unsere Hauptzielgruppe ist quasi eine Generation jünger als die Rolling Stones, aber sollen wir die auch auf unse-

ren Sender spielen, weil sie selbst schon Klassiker sind? Ist Leonhard Cohen am Morgen erlaubt aber 12-Ton-Musik eher nicht? Was ist im 21. Jahrhundert überhaupt klassische Musik? Das sind programmliche Fragen mit denen wir uns auseinandersetzen, um unserer Aufgabe als öffentlich-rechtlicher Informationssender gerecht zu werden. Aber ich denke, dass wir bei der Erreichung jüngerer Zuhörer uns eher auf der technischen Seite orientieren müssen. DIe haben kein Radiokastl in der Küche stehen, sondern konsumieren Inhalte über andere Devices und auch keinesfalls mehr zu festgesetzten Zeiten. Darum wissend haben wir heuer unsere Website neu gestaltet und seit Oktober gibt es auch die Ö1-App, sodass man unsere Sendungen jederzeit und überall auf seinem Smartphone hören kann. Was wünschen Sie sich für Ihren Sender zum 50-iger? KLEIN: Dass wir weiterhin unseren gesellschaftlichen Auftrag so erfüllen können wie bisher, nämlich zu informieren, den öffentlichen Diskurs zu forcieren und allen relevanten Positionen ein adäquates Forum zu bieten. Und ein Herzenswunsch, weil wir auch gerade von den moderneren Formen des Radiohörens gesprochen haben, ist der Wegfall der 7-Tage-Regelung für ORF-Content. Wir werden durch Gebühren finanziert, daher sollten die Menschen die Möglichkeit haben, jederzeit den ihnen zustehenden Inhalt konsumieren zu können.

„Ist Leonhard Cohen am Morgen erlaubt aber 12-TonMusik eher nicht? Was ist im 21. Jahrhundert überhaupt klassische Musik?“

Neues Streamingangebot Eine gemeinsame digitale Verwertungs-Initiative österreichischer Kinos, ProduzentInnen und FilmemacherInnen bietet seit kurzem österreichische Filme über die Webseiten der teilnehmenden Kinos in ganz Österreich gestreamt an. kino vod club austria nennt sich dieses neue von Alexander Syllaba & Clemens Koetzky initierte Angebot. 30 vod-Club Plattformen starten gleichzeitig in ganz Österreich auf über 30 bestehenden Kunden-Kino-Seiten mit über 120 österreichischen Kinofilmen. Die Filmlandschaft Österreichs wird mit dem kino vod club austria auf mehreren Ebenen nachhaltig erweitert und gestärkt. Besonders an den 30 Plattformen ist, dass über eine gemeinsame technische Lösung im Hintergrund mehrere österreichische Kinos eingebunden sind, über die österreichische Filme auch für zuhause zugänglich gemacht werden. Bislang ging die Online Verwertung österreichischer Kinofilme an den Kinos vorbei und gab ihnen bis dato nicht die Chance, am Verwertungsprozess teilzuhaben. ProduzentInnen und KinobetreiberInnen wurden von Anfang an aktiv in den Prozess eingebunden und sind an den Umsätzen beteiligt. Darüber hinaus stärkt der kino vod club austria den österreichischen Film, indem er ihn auch

nach dem regulären Kinoeinsatz (frühestens ein halbes Jahr nach Kinostart der Filme) verfügbar macht, was bis dato nur eingeschränkt oder nicht mehr möglich war. Mit dem kino vod club austria finden nun Filme der vergangenen 30 Jahre wieder ihr Publikum. Ein prominenter Unterstützer ist Josef Hader: „Kinos sind kulturelle Nahversorger. Ich möchte, dass sie bei neuen Verwertungswegen Geld verdienen und nicht Großkonzerne. Deshalb unterstütze und begrüße ich die Initiative kino vod club.“

Alexander Syllaba, Josef Hader, Clemens Kopetzky

Der kino vod club austria ... bietet österreichisches Kino für zuhause an ... stellt 30 digitale Online Filmverwertungs-Plattformen aus einer Hand dar ... ist ein Service für österreichische Kinos ... wird dadurch zu einer (vielfachen) Kino-vod-Plattform ... erlebt der Nutzer/die Nutzerin jeweils über sein/ihr Kino als seinen/ihren kino-vod club in der ci des Kinos ... stärkt die österreichische Filmlandschaft nachhaltig ... holt die BesucherInnen der Kinos dort ab, wo sie sich bereits aufhalten – im Kino und auf der Website Ihres Kinos

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media Bücher, DVD & CO Franzosen & Musik Drei französische Bücher, in denen Musik der Auslöser für eine Geschichte ist. Fangen wir mit der einfachsten an: In „Die Melodie meines Lebens“ ist es ein Brief der Firma Polydor, der nach 33 Jahren Verspätung bei einem Exbandmitglied eintrifft. Inhalt: das Demotape war so gut, man bittet zum Vorstellungsgespräch. Alain, inzwischen Arzt macht sich auf die Suche nach seinen ehemaligen Mitgliedern, die nur mehr sehr losen Kontakt zueinander haben und gänzlich andere Berufswege gegangen sind. Die Schlusspointe über das Tape ist witzig, ansonsten sind die Figuren schon sehr platt gezeichnet, man liest die Geschichte und hat sie bald wieder vergessen, leichte Unterhaltung wie ein Hollywoodfilm mit Jennifer Aniston. In Grégoire Herviers Krimi steht eine Gitarre und zwar die legendäre Gibson Moderne im Mittelpunkt des Interesses. Ein verkappter Musiker und Plattenverkäufer wird von einem obskuren Adeligen auf die Suche nach dem Instrument geschickt. Es beginnt eine faszinierende Reise durch Amerika und die goldenen Jahre von Blues und Rock. Der Autor zeigt eine große Könnerschaft was Instrumentenkunde, Blues und Krimi noir betrifft, vieles scheint um die Ecke gedacht und kommt dann doch wieder zusammen und ein böser Humor á la Coen-Brothers darf auch nicht fehlen, um beim filmischen Vergleich zu bleiben. Die letzte in der Musikerromanreihe ist der französische Bestseller „Das Leben des Vernon Subutex“. Hier erwischt es einen Plattenverkäufer, der aufgrund- eh schon wissen - sein Geschäft schließen musste und sich danach mehr schlecht als recht durchs Leben schlug. Als aber sein Mäzen, ein erfolgreicher Rocksänger an einer Überdosis stirbt, beginnt für ihn der Anfang vom Ende: die Wohnung wird gepfändet und er steht mittellos auf der Straße ( zum Glück hat der 50-jährige noch immer ein einnehmendes Äußeres). Die Autorin schickt Vernon durch sehr viele Pariser Betten, sodass sich ein wahres Kaleidoskop an verschiedenen Milieus und Leben ausbreitet. DIe Schriftstellerin nimmt in dieser Odyssee kein Blatt vor den Mund, ob sie nun einen Kapitalisten oder eine Prostituierte vorführt, alles wird gleich gnadenlos und wertfrei geschildert. Johnny Depp würde sich für die Verfilmung anbieten! Antoine Laurain: Die Melodie meines Lebens (Hoffmann & Campe) Grégoire Hervier: Vintage (Diogenes) Virginie Desperates: Das Leben des Vernon Subutex (Kiepenheuer & Witsch)

Das Baby ist tot Eine höchst banale Ausgangssituation bildet den Auftakt zu einem bei französischer Kritik und Publikum hochgelobten zeitgenössischen Roman. Ein junges Elternpaar ist auf der Suche nach einer Nanny und findet in Louise die perfekte. Die beiden kleinen Kinder lieben sie und ihr gelingt es, von Anfang an das Vertrau-

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en der Eltern zu gewinnen. Diese freuen sich über die neu gewonnene Freizeit, eine täglich geputzte Wohnung, delikate Speisen und eine höchst unaufdringliche „Perle“, die abends verschwindet und pünktlich herausgeputzt am nächsten Tag wieder ihren Dienst beginnt. Und trotzdem häufen sich ein paar Unregelmäßigkeiten, sodass vor allem die Mutter sich über die Wahl des Kindermädchens nicht mehr ganz sicher ist. Diese Veränderungen spitzen sich zu bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich. Die Autorin schildert die Situation mit einer Präzision, ohne Mitleid, ohne Wertung, ohne Empathie, es liest sich fast wie ein Polizeibericht, wenn Fakten auf Fakten folgen und man als Leserin um die Katastrophe weiß, sie aber nicht aufhalten kann. Leïla Slimani: Dann schlaf auch du (Luchterhand)

Freude, große Freude Im dtv Verlag erscheint nun der ganze Zyklus „Ein Tanz zur Musik der Zeit“ des Kultautors Anthony Powell. Aus der Perspektive des mit typisch britischem Humor und Understatement ausgestatteten Ich-Erzählers Jenkins - der durch so manche biografische Parallele wie Powells Alter Ego anmutet - bietet der „Tanz“ eine Fülle von Figuren, Ereignissen, Beobachtungen und Erinnerungen, die einen einzigartigen und aufschlussreichen Einblick in die Gedankenwelt der in England nach wie vor tonangebenden Gesellschaftsschicht mit ihren durchaus merkwürdigen Lebensgewohnheiten geben. Es ist die typische britische Oberschicht, die hier in ungewohnt eleganter Sprache mit viel subtilen Humor analysiert wird, nebenbei wird das äußere Leben des 20. Jahrhunderts sichtbar, von den ersten Autofahrten bis weit in die 1970er Jahre. Chronologisch beginnt es mit den Universitätsjahren des Ich-Erzählers und wenn man diesen ersten Teil gelesen hat, kann man kaum das Erscheinen der weiteren Bände erwarten. Sehr zu loben ist die Arbeit des Übersetzers und Powell-Experten Heinz Feldmann, der das latinisierte Englisch kongenial ins Deutsche transferierte. Anthony Powell: Eine Frage der Erziehung (dtv)

Ich werd wieder einfacher Demokrat, gottverdammich Ganz andere Leute porträtiert William Saroyan in seinen Stories, es sind Armenier, Assyrer, Filipinos, Mexikaner, die trotz Armut und Diskriminierung die Welt zum Leuchten bringen. Saroyan weiß wovon er spricht und auch wenn er es in seinem realen Leben zu Popularität und Wohlstand brachte, blieb seine Vorliebe den kleinen Leuten vorbehalten. Mit sehr viel Liebe und Sinn für skurrilen Humor schafft er es, innert weniger Seiten einen Raum lebendig werden zu


media Bücher, DVD & CO lassen, indem wir einem Filipino bei einem Kampf beobachten oder einen kleinen Schulbub, der zum Direktor muss. Große Klasse, diese Stories eines großen amerikanischen Erzählers, der einst den Pulitzerpreis ablehnte und den Oscar gewann. William Saroyan: Wo ich herkomme sind die Leute freundlich (dtv)

Demut vor der Musik Auf eine Art Familiensuche begibt sich die chinesischstämmige, in Kanada preisgekrönte Schriftstellerin Madeleine Thiem in vorliegendem Epos. Ihr eigener Vater, ein hochbetagter Musiker stürzte sich in Hongkong aus dem Fenster als sie ein kleines Mädchen war, ihre Cousine Ai-Ming lebte einige Monate bei ihnen, aber auch von ihr verliert sie jegliche Spur: was geschah mit den Vorfahren? Die herzzerreißenden Lebensgeschichten der Musiker, ihrer Freunde, Familien und Geliebten, die in den Strudel der Politik geraten, in das Auf und Ab von Revolution, Gewalt und Unterdrückung, führen zur Frage: Wie kann der Mensch sich selbst treu bleiben, lieben und kreativ sein, wenn er sich verstellen und verstecken muss, weil er um sein Leben fürchtet? Fabelhaft gelingt es der Schriftstellerin aus der Perspektive der Erzählerin der Gegenwart in das China des letzten Jahrhunderts zu wechseln. Einen großen Raum nimmt die Kulturrevolution ein, die nicht nur sehr viel menschliches Leid verursachte, sondern auch einen Schatz an kulturellem Erbe vernichten ließ: wie es Intellektuellen und Künstlern dazumals ging, kann man sich nach dieser Lektüre sehr gut vorstellen. Ganz nebenbei lässt die Autorin auch ungeheures musikalisches Wissen einfließen, wobei Bach und Glenn Gould besonders hervorstechen, aber selbstverständlich auch die Komponisten des 20. Jahrhunderts, die von der damaligen Generation hochverehrt wurden. Demut vor der Musik wird spürbar. Thien schrieb einen hochmusikalischen Roman, bei dem sie die verschiedenen Erzählsprünge präzise aufeinander abgestimmt sind, der niemals in eine Anklage verfällt, aber subtil auch Kritik an der jetzigen,materiellen, chinesischen Gesellschaft übt. Madeleine Thiem: Sag nicht, wir hätten gar nichts (Luchterhand)

So ein Hallodri! Wer hätte gedacht, dass aus dem schüchternen Schauspielstudent Joachim Meyerhoff solch ein Weiberer wird! Im vorliegenden Fall seiner Erinnerungen ( schon der 4. Band) lebt er in deutschen Städten, wo entsetzliches Theater gespielt wird, er sich voll unterfordert und gelangweilt fühlt und daher genug Zeit für Frauen hat, in diesem Fall für eine blitzgescheite Studentin, eine zu Exzessen neigende Tänzerin und eine füllige Bäckersfrau. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse ist physisch und logistisch kaum zu meistern, doch trotz aller moralischer Skrupel geht es ihm so gut wie lange nicht. Die Frage ist: Kann das gut gehen? Die Antwort ist: nein. Humorvoll wie eh und je beschreibt er detailliert seinen Alltag, seine Zweifeln, genährt von seiner Beschäftigung mit „seinen“ Toten, sein schlechtes Gewissen, das ihn dazu bringt 16 Schaschlikspieße zu essen, seine beginnende Liebe zur Literatur, seinen Fetisch Nacktheit und ganz besonders gelungen die Schilderung eines aufregenden The-

aterabends mit La Fura dels Baus, dem wir zu verdanken haben, dass wir uns in Wien an diesem großartigen Schauspieler erfreuen dürfen. Ob wir ihn noch genauer kennen lernen dürfen - eine Fortsetzung lässt er noch offen. Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der EInzelgänger (Kiepenheuer & Witsch)

Vive la France! Ungewöhnlich an der Komödie „Paris kann warten“ ist vor allem die Regisseurin: mit 80 legte die Ehefrau von Francis Ford und Mutter von Sofia, nämlich Eleanor Coppola ihr Filmdebüt vor. Schade, dass sie sich in der Familie nicht nach einer geeigneten DrehbuchschreiberIn umhörte, denn so ist der Film sehr vorhersehbar und ein wenig lahm, es fehlt den Dialogen an Witz und Esprit, obwohl sich vor allem Diane Lane als Produzentengattin, die mit einem Bekannten erstmals mit dem Auto durch Frankreich reist, sehr bemüht. Aber als Werbefilm für die Grande Nation ist der Film maßgeschneidert: märchenhafte Landschaften, umwerfendes Essen und sommerliches Flair bringen den einzigartigen Zauber Frankreichs direkt ins Wohnzimmer. Paris kann warten (Universum)

Drive fast, think low Als Alternative zum vielerorts betriebenen Weihnachtstisch hat Universum Film 2 DVDs im Angebot, wo es hauptsächlich um Action, Autos, Geschwindigkeit und Waffen geht. Die Inhalte sind ziemlich irrelevant, am besten Gehirn ausschalten, Lautstärke auf Maximum drehen und sich darüber wundern, was hochverdiente Schauspieler heutzutage für Rollen annehmen. Arsenal (Universum) R: Steven C. Miller, D: Nicolas Cage, John Cusack, Adrian Grenier, Johnathon Schaech Overdrive (Universum) R: Antonio Negret, D: Scott Eastwood, Freddie Thorp

Aus dem Leben einer englischen Lady Wenn Sie „Best Exotic Marigold Hotel“ gemocht haben, wird Ihnen diese humorvolle Geschichte auch gut gefallen - so liest man immer die Empfehlungen, die einem der Algorithmus des virtuellen Buchhandels vorgibt. Das neue Tagebuch der Marie Sharp handelt davon, das eine ältere Dame aus ihrem Leben erzählt , das gar nicht so umspannend ist, wie man annehmen könnte. Es gibt familiäre Konflikte, eine Reise nach Indien,einen trinkfreudigen Freundeskreis, einen rätselhaften, esoterischen, gutaussehenden Untermieter, unfähige Handwerker, kranke Tiere… was halt der Alltag so hergibt, um darüber berichten zu können. Zum Glück dominiert der englische Humor. Virginia Ironside: Nein! Ich geh nicht zum Seniorenyoga (Goldmann), gelesen von Hannelore Hoger (Der Hörverlag)

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media Bücher, DVD & CO Väter & Söhne Zwar schreibt der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk in seinem neuesten Buch „Die rothaarige Frau“ eine Geschichte mit Bezügen zu antiken Sagen, doch wer zwischen den Zeilen liest, kann Kritik an der derzeitigen türkischen Gesellschaft und Politik herauslesen. Die Geschichte um den einfachen Lehrling Cem, der sich vom ersten Moment an in eine rothaarige Schönheit verliebt und aufgrund tragischer Umstände sich von seinem Lehrmeister Murat trennt, ist wie bei diesem türkischen Autor typisch mit sehr vielen Metaphern gespickt, nimmt sehr viele Umwege, verliert sich oft im Detail und zieht einem doch immer wieder in den Bann. Pamuk erzählt eine Geschichte von Vätern und Söhnen, von Liebe und Verrat, von Schuld und Sühne in der Türkei, einem Land, das noch immer zwischen Tradition und Moderne zerrissen ist. Orhan Pamuk: Die rothaarige Frau (Hanser). Gelesen von Eva Mattes und Thomas Loibl (der Hörverlag)

Willkommen in QualityLand! Zuckerberg, Musk und jetzt auch noch Bestsellerautor Marc-Uwe Kling (KänguruTrilogie), sie alle warnen vor den Auswirkungen von Artificial Intelligence. Am witzigsten sicherlich der deutsche Kabarettist & Autor, indem er uns via seinem neuen Buch „Qualityland“ seine diesbezüglichen Zweifel auf sehr launige Art kundtut. Willkommen in QualityLand! In der Zukunft ist alles durch Algorithmen optimiert: QualityPartner weiß, wer am besten zu dir passt. Das selbstfahrende Auto weiß, wo du hinwillst. Und wer bei TheShop angemeldet ist, bekommt alle Produkte, die er bewusst oder unbewusst haben will, automatisch zugeschickt. Kein Mensch ist mehr gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen – denn in QualityLand lautet die Antwort auf alle Fragen: o.k. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter immer mehr das Gefühl, dass mit dem System etwas nicht stimmt. Vieles ist ein wenig banal, aber trotzdem sehr sehr unterhaltsam, insbesondere in der Hörbuchversion, gelesen vom Autor. Marc-Uwe Kling: QualityLand (Hörbuch Hamburg)

Crime in osmanischen Palastküchen Istanbul um 1600, Blütezeit des Osmanischen Reichs. Im Topkapi-Palast kommt ein außergewöhnliches Kind zur Welt, der junge Pascha verfügt über einen absoluten Geschmackssinn. Als der Sultan all seine männlichen Verwandten ermorden lässt, überlebt der Junge das grausame Massaker mithilfe des Küchenchefs. Ihm gelingt die Flucht… Um nicht die ganze Geschichte zu verraten ist hier Schluss, aber es geht überaus spannend weiter, im Vorbeigehen erfährt man so viel Interessantes über Sternen- und Gewürzküche und über die damalige Zeit. Und dann natürlich die Beschreibung der Speisen, hungrig oder nicht mit einem leeren Kühlschrank sollte man mit dem Lesen beginnen, denn unweigerlich stellt sich Appetit ein, nach dem vielfältigen Angebot in den orientalischen Bazars, nach ausgeklügelten Rezepturen oder ganz einfach

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nur nach einem frischen Makrelensandwich auf der Galatabrücke in Istanbul. Auf keinen Fall sollten die alten Zeiten verherrlicht werden, aber viel Gutes wurde seitdem nicht nur erfunden, sondern auch zerstört, insbesondere in der jetzigen Türkei. Großes Kompliment auch an die Ausstattung dieses schönen Romans. Saygin Ersin: Der Meisterkoch (Hofmann & Campe)

Lasse es sieden, bis es sulzet! Auf die Idee, ein 1740 erschienenes Kochbuch in die Gegenwart zu transferieren, muss man einmal kommen, aber offenbar herrscht großes Interesse daran, wie man bei der Präsentation im Refektorium des Franziskanerklosters in Wien merkte. Dieser lustvollen Geschichtserforschung, wie und was das Bürgertum um 1740 kochte, gingen der Haubenkoch Adi Bittermann und Koautorin Katharina Buschig nach und siehe da, so viel anders war das Essen damals auch nicht. Oder zumindest in der Version, wie die Rezepte jetzt vorliegen, wobei es schon einige Dinge wie Schildläuse oder Hausenblätter gibt, die eher niemand mehr zu sich nehmen will. Während man so schmökert, lernt man, warum Suppen früher eher süß zubereitet wurden (sie dienten als Frühstück), warum Pasteten ein Hit waren ( der Teig diente als Deckel) oder warum es kein einziges Erdäpfelgericht gibt ( Vorurteile der Knolle gegenüber wurden erst im 19. Jh. abgelegt).Die Rezepte wurden modernisiert, enthalten Klassiker und ist tatsächlich ein nützliches Kochbuch geworden (nicht nur für Historiker). Treffend wird in der Einleitung bemerkt: „Ein Lorbeerblatt kann wichtiger sein als ein Lorbeerkranz.“ Adi Bittermann/Katharina Puschnig: Barockes Kochbuch 1740 (Verlag Geschichte und Kunst)

Unterwegs mit einem echten Flaneur Auch der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil ist einer der schönsten Städte der Welt verfallen, da können noch soviele Versuche gestartet werden, uns abzuhalten, nach Paris zu fahren. Als ganz aufmerksamer Beobachter gelingt es ihm sogar im berühmten Quartier Latin noch Neues zu entdecken. Seit Jahrhunderten haben die Straßen von Saint-Germaindes-Prés sowie die Terrains rund um das Quartier Latin Künstler, Musiker und Schriftsteller aus aller Welt in ihren Bann gezogen. Auf kleinem Raum entstand eine einzigartige, lebendige Atmosphäre, die vom intellektuellen Milieu der Pariser Universität ebenso lebte wie von den Salons, Ateliers, Studios und Cafés der künstlerischen Moderne. Sie ließ jenes für Paris typische Lebensgefühl eines melancholisch durchtränkten Glücks entstehen, das in den Pariser Chansons besungen wurde und das Ernest Hemingway in seinen Skizzen Paris – ein Fest fürs Leben beschrieb. Die vorliegende Liebeserklärung an das alte Herz von Paris ist Reiseführer und Sachbuch in einem, ob über Mode, Literatur oder Austern, man folgt dem Autor überall hin. Und in jedem Fall fixer Begleiter bei der nächsten Reise nach Pairs. Bebildert mit überaus gelungen Fotos des Pariser Alltags von Lukas Ortheil. Hanns-Josef Ortheil: Paris, links der Seine (Insel)


dates

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dates VOICEMANIA

Zum 20. Mal wird heuer bei diesem Festival der Vokalakrobatik gefrönt, sogar mit einem „Best of“. Aus dem Gesang ohne Instrumente (a cappella) ist ein eigenständig pulsierendes Genre aus Stimmkunst, Beatbox und Body Percussion gewachsen. Zum 20-Jahre-Jubiläum fächern 35 Gruppen aus 16 Ländern (Europa, USA, Kanada, Russland, Südamerika, Karibik, Afrika) von 3. November bis 3. Dezember im Best-of die gesamte Bandbreite auf. 3.11.-3.12., www.voicemania.at

PIZZERA & JAUS

Bei einer „Langen Nacht des Kabaretts“-Tour lernen sich Paul Pizzera und Otto Jaus kennen. Man verspricht sich, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen und Bühne zu bringen. Vorerst sind es gemeinsame Songs. Schon der Zweite: „jedermann“, erreicht Platz 1 der Austria Top 40 Charts. Und seitdem wird ein Rekord vom nächsten abgelöst. Erfolgsstory Made in A! „Unerhört solide“ (Sony), 22.11.-31.12., Ö-Tour

SEER

19 brandneue Lieder, die die Fanherzen in Windeseile erobern werden. Abwechslungsreich - und musikalisch und textlich ansprechend mutig - präsentieren sich die SEER und verweben Tradition mit genreübergreifenden Elementen, um unterm Strich erneut zu beweisen, dass man alles darf und alles funktioniert, wenn man mit Leib und Seele Musik schafft. „Des olls is Hoamat“ (Sony), 23.11.-22.12., Ö-Tour

PETER CORNELIUS

Singer-Songwriter, Komponist, Textdichter und Gitarrist. Cornelius schafft es seit Jahrzehnten Songs zu schreiben, welche Kunst und Einfachheit miteinander verbinden. „Unverwüstlich“, 30.11., Wien, Stadthalle

LANGE NACHT DER WELTMUSIK

In Kooperation mit der IG World Music Austria wird die heimische Weltmusikszene in den geballten Fokus eines langen Konzertreigens gebracht. Fünf Bands, die die musikalische Vielfalt Wiens widerspiegeln und zum Schluss wird mit Balkanbeats abgeshaked. 1.12., Wien, Sargfabrik

WINCENT WEISS

3.12., Wien, Chaya Fuera

XAVIER NAIDOO

Obwohl der Sänger mit der markanten Stimme und den polarisierenden AUssagen nicht mehr ganz so präsent ist, füllt er noch immer die Megahallen, ist ein Zugpferd im Live-Zirkus. 4.12., Wien, Stadthalle

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MILKY CHANCE

„Blossom“ (UNiversal), 4.12., Wien, Gasometer

TAGTRÄUMER

Platz 5 für ihr Debutalbum „Alles OK?!“ im Jahr 2015, einen Amadeus Award als Band des Jahres, Gold Status für die Single „Sinn“, sowie zwei Top10 Singles mit „Tagtraeumen“ und „Sinn“ und nach einer kurzen Pause erfolgreich wieder zurück mit ihrem Zweitling „Unendlich eins“, der im Sommer die Charts enterte und der im Zuge ihrer laufenden Tournee wieder einen Zahn zulegen konnte. Das Abschlusskonzert in Wien wird sicherlich fulminant. „Unendlich eins“ (Warner) 5.12., Wien, Ottakringer Brauerei

BUSHIDO

MARTIN KOHLSTEDT

Ein Kunstwerk ist niemals abgeschlossen – dieser Maxime hat sich Martin Kohlstedt verschrieben, der als einer der versiertesten Protagonisten des Ambient gilt. Filigrane Klavierklänge, die mit Elektrosounds verschmelzen, sind die Markenzeichen des Musikers. Den steten Fluss der Weiterentwicklung, seiner – wie er es nennt – «modularen Komposition» mit Sinn für simple Schönheit, zeigen auch sein neuestes Album „Strom“. 8.12., Wien, Konzerthuas

GENTLEMAN

Eine sogenannte „MTV unplugged Session“ wird der Reggaekönig aus Köln bringen Nice! „The Selection“ (Universal) 9.12., Wien, Gasometer

5.12., Wien, Gasometer

CHARLES AZNAVOUR

NINO & MOLDEN

„Live- Palais des Sports“ (Universal) 9.12., Wien, Stadthalle

YELLO

Einer der letzten Auftritte ihrer ausführlichen Herbsttouren führt die Pop-Poetin auch nach Wien, wo sie ihr Programm Jetzt, Baby! Poesie und Musik - präsentieren wird. 10.12., Wien, Stadthalle

Einmal im Jahr sollte man sich das geniale Duo mindestens geben, es bringt einfach gute Laune in die Herzen. 5.12., Wien, Sargfabrik

JULIA ENGELMANN

Und es gibt sie noch immer und sie sind noch immer für aufregende Musikabende gut, die Elektropioniere Dieter Meier & Boris Blank. Eine musikalische Reise durch vier Dekaden Band-Geschichte. „Touch“ (Universal), 6.12., Wien, Stadthalle

VAO

Dem Gründer des Vienna Art Orchestra, dem gebürtigen Schweizer Mathias Rüge widmet der Jazzclub drei unterschiedliche Abende, die das ungemein vielfältige musikalische Schaffen aufzeigen: von Satie bis Schubert, von Sonny Rohlings bis Duke Ellington, dazu erhellende Gespräche mitMusikkritiker Ljubiša Tošić (Standard) öderem Philosophen K.P. Liebmann. 7.-9.12., Wien, Porgy

MARTERIA

Der gutaussehende Rostocker, der auch als Model und Schauspieler gute Figur macht, wird seiner ersten Liebe, dem HipHop immer treu bleiben. Und ob er jetzt als Marsimoto pder Marteria ans Mic tritt, ist eigentlich auch egal. „Roswell“ (Sony), 8.12., Wien, Gasometer

CHINA MOSES

Die Tochter der berühmten Dee Dee Bridgewater kann selbst schon auf eine längere Karriere zurückblicken, aber mit dem aktuellen Album hat sie fast alles alleine gemacht. Klarerweise bleibt die dem Jazzsoul treu, aber eine Nacht ist lang, da gibt‘s nicht nur Softie Momente. „Nightintale“, 8.12. Wien, Konzerthaus

THE PRETTY RECKLESS

Vom Teenie-TV-Star zur Rpockröhre, Taylor Momsen führt fort, was schon einige Hollywoodstars vor ihr versucht haben, straighter Metalrock mit hübscher Frontfrau. „Who you selling for“ (Universal) 12.12., Wien, Gasometer

DAWA

Zwei charakteristische Stimmen, eine Gitarre, ein Cajón, ein Violoncello und ein gerüttelt Maß an stetem Drive, gepaart mit sängerischer Coolness, sind das Markenzeichen der heimischen Band Dada, die ihm Rahmen der Konzertreihe „City Sounds goes local“ auftreten. 13.12., Wien, Konzerthaus

THE ORIGINAL USA GOSPEL SINGERS & BAND

Mit allen Gospelhits wird dieser Chor in der kalten Winterzeit ordentlich einheizen. 15.-22.12., Wien, Minoritenkirche

ALKBOTTLE

16.12., Wien, Gasometer


mobil LOUIE AUSTEN

Ein wenig Kitsch darf in der Weihnachtszeit ruhig sein und aus heimischer Sicht ist der Crooner Louis Austen perfekt geeignet, um Weihnachtshadern von Südamerika bis Skandinavien vorzutragen. 18.12., Wien, Metropol

soundmobil Kia stonic

OPUS

„Tonight at the Opera“ – das ist nicht bloß ein Abend der großen Hits, das ist zugleich auch ein Benefizkonzert der besonderen Art, denn OPUS unterstützt mit dem Reinerlös einmal mehr die Aktion „Menschen für Menschen“. Als special guest darf Gert Steinbäcker, STS, erwartet werden. 19.12., Graz, Oper

ANDY LEE LANG

20.12., Wien, Stadthalle

BONEZ MC& RAF CAMORA

Eine deutsche Erfolgsgeschichte, aufgebaut auf jamaikanischem Dancehal: Bonez und RAF ballern in gewohnter Manier über präzise ausproduzierte Beats, für die zu einem erheblichen Teil Camora selbst verantwortlich ist. „Palmen aus Plastik“ (Universal) 22.+ 23. 12., Wien, Gasometer

DIE TOTEN HOSEN

Ans Aufhören hat bei den Toten Hosen noch nie jemand gedacht und daher dürfen wir uns wieder an ihrem traditionellen Wiener Weinachtskonzert erfreuen. 22.12., Wien, Stadthalle

STEVE AOKI

Seit mindestens 10 Jahren gibt es keine Mega-Party ohne diesen DJ, welches Festival auch immer, er bringt die Leute noch immer in Ekstase! Die Sounds & Beats sind fett und seine Shows bleiben mit Abstand jedem seiner Fans in Erinnerung – vom Stage-Diving über ChampagnerDuschen bis hin zur CAKE ME Tortenschlacht ist alles dabei. 12./13.01., Salzburg, Wien, Marx Halle

ANGÉLIQUE KIDJO

Die Musikerin mit dem markanten Profil wird das Konzerthaus zum Beben bringen, wenn sie ihre Version des Salsa vorführt - eine Reise on Westafrika nach Kuba. 24.01., Wien, Konzerthaus

WYNTON MARSALIS & THE LINCOLN CENTER ORCHESTRA

Dem „King of Swing“, nämlich Benny Goldmann wird an diesem Abend gehuldigt. Viel Lebenslust durchströmt die Musik des Klarinettisten, der den Jazz popularisierte wie niemand anderer. Seine Big Band war in der ganzen Welt für Hits wie „Air-Mail Special“ oder „Flying Home“ beliebt. 30.+31.01., Wien, Konzerthaus

Der neue Kia Stonic bringt aufregende Frische und Freiheit in das Crossover-Erlebnis. Seine dynamische, sportliche Front etwa, verdankt er der dreidimensionalen Form des Kühlergrills, den vertikalen Nebelscheinwerfer-Gehäusen und den integrierten Bi-Funktions-Scheinwerfern mit scharf konturierten LED- Tagfahrleuchten. Hinzu kommt eine Auswahl von 20 zweifarbigen Lackierungen und neun einfarbigen Karosseriefarben, mit einem Wort der Kia Stonic präsentiert sich als farbenfroher Mini-SUV. In Punkto Ausstattung bietet der Stonic jede Menge erfrischender und vor allem brauchbarer Features: so zum Beispiel die Mittelarmlehne, in dieser Wagenklasse selten anzutreffen. Oder: eine der beiden USB-Steckdosen sitzt am Ende der Mittelkonsole im Fond – eine Neuheit bei den B-SUV. Der Siebenzoll-InfotainmentBildschirm am oberen Ende der Mittelkonsole gehört genauso zum Serienumfang wie Android Auto/Apple Carplay, der autonome Notbremsassistent mit Fußgänger-Erkennung und das Vehicle Stability Management mit Gegenlenk-Funktion. Die Müdigkeitserkennung, der Querverkehrswarner fürs Heck, der Totwinkel-Warner und der Spurwechselwarner. Zu den Schutzfunktionen gehören die Front-Airbags für Fahrer und Beifahrer, zwei Airbags an den Seiten sowie zwei Vorhang-Airbags entlang der Fahrgastzelle. Hervorzuheben sind die Fahreigenschaften des Stonic. Das SUV basiert auf der Plattform des Kia Rio. Um den Anforderungen an den höheren Aufbau gerecht zu werden, wurde das Fahrwerk nicht nur neu abgestimmt, am Heck wurden auch neue Dämpfer verbaut, was sich im äußerst soliden Fahrverhalten bemerkbar macht. Die Stonic-Motoren stammen auch aus dem Kia-Rio-Sortiment und bewegen den acht Zentimeter größeren den Klein-SUV sehr ansprechend durch Stadt und Land. Die manuelle Sechsgang-Handschaltung arbeitet präzise und hakelfrei. Ab Sommer 2018 gibt es den Stonic optional auch mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Ein weiteres Goodie zum Schluss: die sieben Jahre/150.000 km Werksgarantie, die Kia garantiert.

120 PS, Verbrauch 5,0 L, Höchstgeschwindigkeit 185 km/h Beschleunigung: 10,3 (0-100 km/h) Preis: ab 15.590.- Euro (inkl. aller Steuern)

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Work smart, not hard – Digitalisierung im Rechnungswesen Längst ist es zu einem Gemeinplatz geworden, dass die digitale Transformation unser Leben und Arbeiten radikal verändern wird. Das gilt es als Chance zu begreifen. Gerade im Rechnungswesen tun sich hier auch viele Automatisierungsmöglichkeiten auf. Medienbrüche und Doppelgleisigkeiten vermeiden Ein und dieselbe Information wurde im Rechnungswesen in der Vergangenheit oft mehrfach manuell erfasst – häufig läuft es auch heute noch so. Vielleicht kommt Ihnen folgender Ablauf bekannt vor: • Eine Rechnung kommt per Post und wird geprüft, gebucht und zur Zahlung freigegeben. Per mail einlangende Rechnungen werden oft ausgedruckt, um im „normalen“ Workflow weiter bearbeitet zu werden. • Die Zahlung wird wieder manuell im Netbanking erfasst (im besten Fall mit gespeicherten Vorlagen für häufig vorkommende Lieferanten). • Die Bank verarbeitet die Zahlung natürlich elektronisch, druckt dann aber Bankauszüge aus – oder man druckt sie sich selbst aus oder speichert pdf- Auszüge. • In der Buchhaltung wird die Zahlung dann wieder manuell vom Bankauszug gebucht. Ein und derselbe Rechnungsbetrag wird im Unternehmen also oft dreimal manuell eingetippt: Verbuchung der Rechnung, Durchführung der Zahlung, Verbuchung der Zahlung. Mit moderner Software kann das reduziert werden - im Idealfall kann die manuelle Erfassung dieser Rechnung gänzlich entfallen: • Die Rechnung kommt per mail und wird direkt in die Buchhaltungssoftware ausgelesen. • Die Zahlungsdatei wird aus der Buchhaltungssoftware erstellt und ins Net- oder Telebanking importiert. • Die Bankbewegungen werden aus den elektronisch abrufbaren Daten des Net- oder Telebanking in die Buchhaltungssoftware importiert und automatisiert verbucht.

planung und Budgetüberwachung sind in einer klassischen Buchhaltung oft nicht ausreichend abzubilden. Hier kann überlegt werden, wieweit die in den Tools der Liquiditätsplanung und Budgetübewachung bereits erfassten Daten für die Buchhaltung genutzt werden können. Beispiel: Ein Unternehmen in der Filmproduktion plant auf Projektebene alle erwarteten Zahlungsflüsse und erfasst in diesem Tool dann auch alle Rechnungen und Zahlungen. Ergänzt man diese „Liste“ um für die Buchhaltung notwendige Informationen (zum Beispiel Umsatzsteuer-Codes), kann sie direkt in die Buchhaltung importiert werden. Eine einzelne Verbuchung der Rechnungen ist dadurch nicht mehr erforderlich. Die Schuhschachtel wird digital Auch für kleinere Buchhaltungen von Einpersonen-Unternehmen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Zettelwirtschaft zu reduzieren. Aus der physischen Schuhschachtel wird eine digitale: Beleg mit dem Smartphone abfotografieren oder mit einer App scannen und sofort in eine digitale Belegsammlung hochladen. Dort werden die Belege ausgelesen und für die Verbuchung in der Buchhaltungssoftware aufbereitet. Eine gesonderte Übermittlung der Belege an den Steuerberater zur Verbuchung entfällt. Aufsetzen des Workflow Der Weg zum digitalen und automatisierten Rechnungswesen ist mit Aufwand verbunden. Die Umstellung erfordert zunächst eine genaue Analyse der bestehenden Arbeitsprozesse und der eingesetzten IT-Systeme. Workflows im Unternehmen und auch zum Steuerberater sind auf ihre Effizienz zu prüfen und wo nötig zu verbessern. Medienbrüche und mögliche Schnittstellen zwischen verschiedenen Programmen müssen identifiziert werden. Je genauer die Analyse der Prozesse, desto besser wird die Digitalisierung und Automatisierung gelingen.

Wir können also eine Rechnung entweder dreimal abmalen oder aber wir setzen einen gut strukturierten Workflow auf, der weitgehend automatisiert abläuft. Weitere Prozessoptimierung – ein Beispiel aus der Filmbranche. Unternehmen haben oft neben der eigentlichen Buchhaltung noch gesonderte Excel-Sheets, Rechnungslisten und ähnliches zur Budgetierung, Projektüberwachung und Liquiditätsplanung. Diese werden meist manuell befüllt. Liquiditäts-

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MMag. Petra Egger Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin www.steirer-mika.at


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