Film, Sound & Media N° 5/17

Page 1

juli/august 2017

Film, Sound & Media

Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“

Das Magazin für die österreichische Entertainment& Medienbranche


2


Inhalt

Editorial 2016 wurden in den 28 EU-Mitgliedstaaten rund eine Milliarde Kinokarten verkauft, die Erlöse lagen bei rund 7 Milliarden Euro. Von Kinokrise kann in Europa wohl nicht gesprochen werden (siehe Seite 30). Umso erfreulicher, dass auch in Österreich verstärkt Kinofilme produziert werden. Gerade hat der ORF für zehn weitere Produktionen einen maßgeblichen Finanzierungsbeitrag zugesagt. So wurden für jeweils fünf Spiel- und fünf Dokumentarfilme insgesamt rund 2,5 Millionen Euro Projekt- und Innovationsförderung im Rahmen des Film/FernsehAbkommens zugesagt (siehe Seite 27). Der österreichische Musikmarkt hat 2016 knapp 140 Millionen Euro erwirtschaftet, speziell Streaming-Abos steigern jährlich signifikant. Die Musikbranche kann optimistisch in die Zukunft blicken - solch Tenor war bei der diesjährigen - sehr gelungenen - Amadeus Award-Show im Wiener Volkstheater und bei der Aftershow-Party im Palais Auersperg vielfach zu hören (siehe Seite 8). Auch große Unternehmen wie die Casinos Austria oder Wien Energie setzen vermehrt auf Musik (und Kultur) Sponsoring, wie die verantwortlichen ManagerInnen in ihren FS&M-Interviews verdeutlichen (Seiten 12 und 18). Mit dem Kultur-Sender ORF III hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen einen ausgezeichneten Hebel für Kulturvermittlung. ORF III-Chef Peter Schöber stellt klar, dass der jüngste ORF-Sender hier künftig weiterhin verstärkt auch auf österreichische Kultur wie Film & Musik setzen wird (siehe Seite 42). Und dass Österreich und speziell Wien ein international gefragter KulturNährboden ist, beweist einmal mehr, dass die Hauptstadt bereits zum siebten Mal zum Schauplatz der Semifinaljurierung der International Emmy Awards wird, die als wichtigster Preis der TV-Branche gelten (siehe Seite 28). Hannes Hochstöger, Herausgeber

Cover: Valerian - die Stadt der tausend Planeten Regie: Luc Besson Drehbuch: Luc Besson Darsteller: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen, Rihanna, Ethan Hawke Science-Fiction, Action, Abenteuer Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) sind Spezialagenten der Regierung und mit der Aufrechterhaltung der Ordnung im gesamten Universum beauftragt. Während der verwegene Frauenheld Valerian es auf mehr als nur eine berufliche Beziehung mit seiner schönen Partnerin abgesehen hat, zeigt ihm die selbstbewusste Laureline jedoch die kalte Schulter. Auf Anordnung ihres Kommandanten (Clive Owen) begeben sich Valerian und Laureline auf eine Sondermission in die atemberaubende, intergalaktische Stadt Alpha: einer Mega-Metropole, die Tausende verschiedener Spezies aus den entlegensten Winkeln des Universums beheimatet. Die siebzehn Millionen Einwohner von Alpha haben sich über die Zeiten einander angenähert und ihre Talente, Technologien und Ressourcen zum Vorteil aller vereint. Doch nicht jeder auf Alpha verfolgt dieselben Ziele – tatsächlich sind im Verborgenen Kräfte am Werk, die alle Bewohner der Galaxie in große Gefahr stürzen könnten ... Valerian - die Stadt der tausend Planeten (Constantin Film), ab 20. Juli nur im Kino

juli/august 17

musicbiz 4 news 8 Amadeus Award: Die Show im Rückspiegel 12 Casinos Austria: 50 Jahre CSR 14 VBW: I am from Austrtia 15 Wilfried: Gut Lack! 18 Wien Energie: Musiksponsoring im Fokus 20 new releases made in A.

filmbiz 22 news 26 Fernsehfonds: 13,5 Jahre Fördertätigkeit 27 ORF: 2,5 Mio Euro für Kinofilme 28 International: I-Emmy Award in Wien 30 EU-Kino: 1 Milliarde Besucher 32 Die Migrantigen: Arman T. Riahi im Interview 36 Panel: VFX meets Film

media 40 news 42 ORF III: Kultur pur 45 IP Österreich: Kinderwelten im Visier 46 RMS: Good Vibrations 48 Kronehit: Skip-FM startklar 50 AGGT Screenforce Day: The Magic of TV

rubriken 38 Brief von der Akademie 51 reden-wir.at 52 Bücher, DVDs & Co 56 dates 57 soundmobil 58 Vinyl Affairs Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 15, Tel. 0650-406 75 85, e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck: Bauer Medien Produktions- & HandelsGmbH, Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.

3


musicbiz Gold für Elvis

Fischer auf Rekordkurs und die Erwartungshaltung, die bei den Vorverkaufsstarts der Tourneen von Helene Fischer vorherrscht, ist mittlerweile entsprechend hoch. Für die im Herbst 2017 startende Arena-Tournee mit 69 Terminen und bis zu sieben Shows pro Stadt sowie für die Stadiontournee im Sommer 2018 sind bereits über 800.000 Tickets verkauft. Helene Fischer

l-r: Dietmar Lienbacher (Sony Music Austria, Division Head), Stefan Hochwallner (Sony Music Austria, Director Sales), Philipp Neuhaus (Sony Music Austria, Head of Catalog & Concept Marketing), Priscilla Presley

Rekordlerin Helene Erst seit wenigen Tagen ist das neue #1-Album „Helene Fischer“ im Handel, und schon bricht die Künstlerin wieder alle Rekorde. Mit 300.000 in Deutschland verkauften Einheiten (entspricht Platin + Gold in der Edelmetallwertung) ist es der erfolgreichste Albumstart überhaupt der letzten 15 Jahre. Darüber hinaus befinden sich mit „Herzbeben“, „Nur mit Dir“ und „Flieger“ derzeit gleich drei neue Songs der charismatischen Sängerin in den TOP 50 der offiziellen deutschen SingleCharts. Auch hinsichtlich ihrer Live-Aktivitäten ist Helene

4

Foto © Bernhard Mayr

Posthume Auszeichnungen neuer Alben sind ein äußerst seltenes Ereignis. Umso größer war die Freude für Sony Music Entertainment Austria der Priscilla Presley einen Gold Award für die Elvis Presley Alben „If I Can Dream“ (VÖ 30.10.2015) und „The Wonder Of You“ (VÖ 21.10.2016) überreichen zu können. Beide Alben konnten eine Top-Ten-Platzierung in den österreichischen Charts belegen. Die Witwe Presleys tourt mit der Show „Elvis in Concert - The Wonder Of You“ durch Europa und machte auch in der Wiener Stadthalle Station. . Die Alben „If I Can Dream“ und „The Wonder Of You“ wurden in den Londoner Abbey Road Studios unter der Regie der bekannten Produzenten Don Reedman und Nick Patrick aufgenommen und bieten Elvis Presleys spektakulärste Originalperformances und üppige neue Arrangements des „The Royal Philharmonic Orchestra“. „Wir haben uns oft über sein Interesse unterhalten, Material aufzunehmen, das es ihm ermöglicht hätte, auch in diesem Genre aufzutreten. Es ist aufregend, ihn auf diesem Album zu hören, wie er mittels der Magie der Abbey Road Studios mit dem weltbekannten Royal Philharmonic Orchestra performt. Er hätte diese Aufnahmen geliebt und ich bin sehr glücklich, dass wir diesen Traum für Elvis und seine Fans in Erfüllung gehen lassen können“, freut sich PP.

Orange Wine war gestern Orange, Bio, natural Wine - alles alte Hüte, der neueste Trend sind Sonor Wines. Was das ist, konnte man bei einer ganz ungewöhnlichen Darbietung im Emi Store kennenlernen. Sonor Wines wurde vom Wiener Musiker & Gastronomen Markus Bachmann in Wien erfunden und entwickelt. Dieses einzigartige Verfahren zur Weinveredelung arbeitet mit Musik Schallwellen, die positiv auf die Entwicklung von Weinen erforderlichen Hefestämme und anderen bioaktiven Stoffe wirken. Der Frequenzgang der Musik ist ausschlaggebend für die verschiedenen Ausformungen der „Sonor Wines“. Somit hat jeder Künstler, Komponist und Interpret direkten Einfluss auf die Entwicklung der Weine...... Maddalena del Gobbo’s aktuelles Album „HenrietteThe Princess Of Maddalena del Gobbo und Christoph Prendl The Viol“ wurde als Beschallungsquelle für den Riesling von Sebastian Angerer, Ried Pfeiffenberg, herangezogen und es wurde - wie sich alle Anwesenden überzeugen konnten - ein ganz besonders guter Riesling! Und weil dazu noch live von Maddalena del Gobbo und Christoph Prendl aufgespielt wurde, war es eine ganz besondere Weinverkostung!


Eine der am sehnlichsten erwarteten Produktionen der aktuellen Royal Opera Saison in den Kinos ist sicher das Rollendebüt von Jonas Kaufmann in Verdis tragischem Meisterwerk Otello. Diese brandneue Produktion wird am Mittwoch, 28. Juni, um 20:15 Uhr live ins Kino übertragen und bietet die Möglichkeit, den wohl berühmtesten Tenor der Welt in dieser ikonischen Rolle zu erleben. Der Vision des mit dem Olivier Award ausgezeichneten Regisseurs Keith Warner folgend, fokussiert sich die Produktion auf den Gegensatz von Licht und Dunkelheit, Jonas Kaufmann Gut und Böse. Wir erleben den mentalen Zusammenbruch von Otello - angetrieben von Largo, dem französischen Bariton Ludovic Tézier, der Otello glauben macht, dass Desdemona, die italienische Sopranistin Maria Agresta, ihn betrogen hat. Alle teilnehmenden Kinos unter: www.rohkinotickets.de

Klassik zieht

90.000 Besucher in Schönbrunn, über 500.000 vor dem Fernseher

Das Setting – mit dem Schloss im Rücken der Bühne – war neu, die Begeisterung der Klassikfans ungebrochen: Das glanzvolle „Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker“ erreichte einmal mehr einen Topwert. Mit bis zu 523.000 Zuseherinnen (im Schnitt 479.000 bei 19 Prozent Marktanteil)

war das Sommernachtskonzert am eher kühlen Fronleichnamstag mit Dirigent Christoph Eschenbach und der USamerikanischen Starsopranistin Renée Fleming von den bisher 14 „Sommernachtskonzerten“ das am drittmeisten Gesehene. Via 3sat genossen den Konzertabend aus Wien live-zeitversetzt durchschnittlich mindestens weitere 364.000 (exklusive Schweizer Daten, die noch nicht vorliegen). Dazu waren mehr als 90.000 KonzertbesucherInnen im Schlosspark live dabei. Das russische Programm bis hin zu Filmmusik von „Harry Potter“ ist auf CD erhältlich.

Schönberg-Nachfahren geehrt Im Mai 2017 feierten die Kinder von Arnold Schönberg, Nuria Schoenberg Nono ihren 85. Geburtstag und Ronald Schoenberg seinen 80. Geburtstag. Anlässlich dieser Festtage sowie für ihre Verdienste um Kunst und Kultur verlieh Kulturstadtrat Andreas Andreas Mailath-Pokorny verlieh den Goldenen Mailath-Pokorny Rathausmann an Arnold Schönbergs Nachfahren den Jubilaren und deren Bruder Lawrence A. Schoenberg drei goldene Rathausmänner. „Die Unkompliziertheit der Partnerschaft zwischen der Stadt Wien und der Familie Arnold Schönbergs bildet die Basis zur Mehrung seines Erbes“, erklärte Mailath während der feierlichen Übergabe. „Denn die innovative Kraft von Schönbergs Schaffens ist nicht vergangen und wird noch viele Generationen von Musikern zu neuen Werken inspirieren. Vor ziemlich genau 20 Jahren bestimmten die Nachfahren mit einem „Transfer Agreement“ (datiert 25. März 1997) die Stadt Wien als künftige Heimat des Nachlasses ihres Vaters. Ein Jahr später, im März 1998, wurde schließlich in der Geburtsstadt Schönbergs das nach ihm benannte Arnold Schönberg Center eröffnet. Der Nachlass wurde 2011 zusätzlich in das „UNESCO-Memory of the World”-Register (Erhaltung des Dokumenten-Erbes der Menschheit) aufgenommen. Andreas Mailath-Pokorny abschließend: „Wien besitzt dank der Großzügigkeit der Familie Schoenberg einen der weltweit wichtigsten und wertvollsten Komponisten-Nachlässe. Die Aufnahme des Schönberg-Nachlasses in das exklusivste Register der größten geistigen Errungenschaften der Menschheit unterstreicht den hohen Stellenwert dieses einzigartigen kulturellen Erbes.“

5

Foto © Christian Jobst/Pid

Jonas Kaufmann gibt sein Rollendebüt als „Otello“


musicbiz Lehrgang Musikwirtschaft

Neuer Diplom-Lehrgang „Musikbusiness“

In den vergangen beiden Jahren hat sich der 2015 gestartete Zertifikatslehrgang Musikwirtschaft der FH Kufstein (in Kooperation mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) schnell zu einem beliebten Ziel für gegenwärtige und künftige Musikwirtschaftspersönlichkeiten entwickelt. Im Wintersemester 2017/18 erfährt der berufsbegleitend angebotene Kurs nun eine dritte Auflage (Start: 28.9.). Das spürbar wachsende Interesse an einer Professionalisierung der Branche beantwortet man im dritten Jahr nicht nur mit einer weiteren Verdichtung des Programms, sondern auch mit verstärkten Stipendiatsangeboten. Die SKE austro mechana bieten an: • 3 Stipendien zu jeweils € 900,Die Wirtschaftskammer Tirol und die Bundesvertretung Film & Music Austria fördert je 3 Studienplätze für • Mitglieder der Fachvertretung Film- und Musikwirtschaft oder ihre Mitarbeiter • mit € 750,- netto pro Teilnehmer • nach dem first come-first servePrinzip (vorbehaltlich einer Aufnahme durch den Lehrgang) nach Anmeldung bei der Fachvertretung • Förderung wird direkt an Teilnehmer als Unterstützung ausbezahlt Das Showcasefestival Waves Vienna schreibt ein Praktikum mit begleitendem Lehrgangs-Stipendium aus. • Das Praktikum wird für den Zeitraum im Vorund Umfeld des Festivals von 15.07. bis 15.10. ausgeschrieben. • Das Stipendium umfasst die Teilnahmegebühr für den Lehrgang. • Umfang des Praktikums: 30 Wochenstunden; neben dem Stipendium erhält der/die Stipendiatin eine Vergütung von € 360,- pro Monat. Der Zertifikatslehrgang Musikwirtschaft bietet an insgesamt sechs Block-Wochenenden (drei in Wien, drei in Kufstein) intensiven Einblick in ihre verschiedensten Teilbereiche (Urheberrecht, Label- und Verlagswesen, Management, Live-Industrie, Festivals, Förderungen, Marketing und Kommunikation u.a.) und holt dabei erfahrene nationale und internationale Vortragende aus der Praxis - unter anderem aus Unternehmen wie Universal Music (Germany), Sony Music, Live Nation, Schoneberg Konzerte und Budde Music Publishing (Berlin). Darüber werden (optional) Exkursionen zu Showcasefestivals und -konferenzen angeboten und ein intensives Vernetzungsprogramm betrieben. Generelle Einreichfrist für die Bewerbung zur Teilnahme am Lehrgang ist heuer der 3. Juli 2017. Die Aufnahmegespräche finden Mitte Juli in Wien und Kufstein statt. Die FH Kufstein veranstaltet diesen Lehrgang gemeinsam mit dem IKM (Institut für Kulturmanagement und Gender Studies) der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien seit 2015. Initiiert und zusammengestellt wurde der Lehrgang zusammen mit dem Wiener Musikunternehmen Ink Music.

Know-how über die wirtschaftlichen Aspekte des Musikbusiness sind entscheidend, um künstlerische Arbeit erfolgreich am Markt zu platzieren. Der neue Diplom-Lehrgang „Musikbusiness“ vermittelt ein kompaktes und praxisbezogenes Wissen und bietet einen 360-Grad-Blick in die Strukturen, Abläufe und Rahmenbedingungen des österreichischen Musikbusiness. Am 21.9.2017 startet der neue berufsbegleitende Diplomlehrgang „Musikbusiness“, ein gemeinsames Projekt von IFPI Austria und WIFI Wien, auch das Mica - Music Information Center Austria ist mit an Bord. Der Lehrgang ist als Weiterbildungs-Angebot für MitarbeiterInnen von Musiklabels, Verlagen, Konzert- und Bookingagenturen, TV- und Rundfunksendern sowie für MusikerInnen und andere Interessierte aus der Musikbranche konzipiert. Die AbsolventInnen des Lehrgangs verstehen die wirtschaftlichen Zusammenhänge im österreichischen Musikbusiness, kennen Werkzeuge und Strategien für erfolgreiches Marketing in der Musikbranche und verfügen über ein breites Basiswissen über Urheberrecht, Verwertungsgesellschaften, Förderungen, Musikproduktion und Live-Business. Sie können ihre Kenntnisse und Fertigkeiten für eine Vielzahl von Betätigungsfeldern in der Musik- und Medienwelt erweitern und werden für die Herausforderungen und Möglichkeiten im Musikbusi-ness optimal vorbereitet. Christoph Gruber, Lehrgangsleiter: „Ein Verständnis auf Augenhöhe ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Aus der Praxis, für die Praxis: Dieser Lehrgang richtet sich an alle, die sich ein vollständiges Bild über die Zusammenhänge und Arbeitsweisen im österreichischen Musikbusiness verschaffen möchten. Praktische Übungen und Projektarbeiten ermöglichen eine vertiefende Auseinandersetzung, um die Inhalte des Lehrgangs optimal umsetzen zu können.“ Thomas Böhm, Marketingleiter IFPI Austria: „Die österreichische Musikwirtschaft zählt mit einer jährlichen Wertschöpfung von 3,35 Milliarden Euro und über 60.000 Beschäftigten zu den zehn wichtigsten Wirtschaftssektoren Österreichs. Das Musikbusiness wird immer fragmentierter, neue Angebote und Vertriebswege entstehen, der Wettbewerbsdruck ist groß – kurz, die Anforderungen an professionelle Musikvermarktung steigen ständig. Ausbildungsmöglichkeiten sind hingegen rar. In diesem Lehrgang vermitteln Branchenprofis ihr Wissen in konzentrierter Form.“ Sabine Reiter, Geschäftsführende Direktorin von mica – music austria: „Musikschaffende benötigen professionelle PartnerInnen und müssen zusätzlich zu ihren musikalischen Kompetenzen auch selbst über praktisches Wissen verfügen, welches dieser Lehrgang für beide Seiten vermittelt. Aus diesem Grund begrüßt das mica – music austria als Servicezentrum für Musikschaffende und deren wirtschaftliches Umfeld jede Initiative zur Professionalisierung des österreichischen Musikbusiness.“ Der Lehrgang ist als berufsbegleitender Kompaktlehrgang konzipiert und wird mit einer theoretischen Prüfung sowie einer Präsentation der Projektarbeit abgeschlossen. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten die TeilnehmerInnen ein WIFI-Diplom. Dauer: 21.9.2017 bis 16.12.2017. Die Kurskosten betragen 2.500,-Euro inkl. Prüfungsgebühr. Ein persönliches Aufnahmegespräch mit der Lehrgangsleitung ist erforderlich. Anmeldung bitte an it-training@wifiwien.at

6


musicbiz Ö3 Austria Top 40: Album-Streams werden für die Charts gewertet Hitparaden gibt es seit mehr als 100 Jahren. In Österreich – in den verschiedensten Formen – seit den 50er Jahren. 1990 wurden die Ö3 Austria Top 40 gegründet. Österreichs offizielle Musik-Verkaufshitparade ist nun mittlerweile 27 Jahre alt und hat mehre Entwicklungsstufen und Reformen durchgemacht. Stets wurden die Charts an die jeweilige Marktsituation angepasst und ergeben wöchentlich ein profundes Abbild des Marktes. Die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Charts. Seit der KW 20 werden nun auch in Österreich Album-Streams für die Charts gewertet. Das erfolgt nach dem international bereits eingeführten „englischen Modell“: Es werden die zwölf meistgespielten Premium-Tracks eines Albums gewertet. Dabei müssen mindestens sechs Lieder eines Albums gestreamt werden, um überhaupt als Album zu gelten. Die beiden meistgespielten Stücke des Albums werden nicht berücksichtigt, da diese bereits einen starken Einfluss auf die Single-Charts haben. Sie werden gestrichen. Es bleiben somit 10 Tracks übrig und diese ergeben 1 Album. Der Faktor für die Berechnung eines Albums beträgt 1:1000 (=10 x 100). Bei den Singles bleibt es beim Faktor 1:100. Neben dem neuen Design der Charts werden ab sofort auch die Vertriebswege für Digitalprodukt und physisches Produkt getrennt ausgewiesen. Die Austria Top 40 sind damit am Puls der Zeit und in allen Belangen erneut sämtlichen internationalen Chart-Standards angepasst. Ob physisches Produkt – von Vinyl über CD bis zu Musikkassetten (ja, die eine der andere wird sogar noch gekauft) – oder Digitales in Form von Downloads und Premium-Streams: alles was einen Hit und Bestseller ausmacht, wird gemessen und den Regeln entsprechend gewertet.

Glanzvoller Festakt Mit einem glanzvollen Festakt im Goldenen Saal des Wiener Musikverein feierte die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ihr 200jähriges Bestehen. Die mdw-Fanfare, eine Uraufführung von Daniel Castoral – welche anlässlich des Jubiläums am Institut für Komposition, Elektroakustik und TonmeisterInnen-Ausbildung in Auftrag gegeben wurde – eröffnete den Festakt. Bundespräsident Alexander van der Bellen sowie zahlreiche Gäste aus Kultur, Wirtschaft und Politik erwiesen der l-r: Ulrike Sych, Doris Schmidauer, Alexander van der Bellen, Thomas Angyan mdw die Ehre. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von der Webern Kammerphilharmonie unter der Leitung von Vladimir Kiradijev, den SiegerInnen der CARSA Wettbewerbe (Casinos Austria Rising Star Awards) sowie Star-Pianistin und mdw-Alumna Khatia Buniatishvili.

Focus Acts 2017 Austrian Music Export unterstützt außergewöhnliche österreichische MusikerInnen bereits zum dritten Mal mit der Spitzenförderung „Focus Acts“. Elektro Guzzi, Manu Delago, Mother´s Cake, Farewell Dear Ghost, Gasmac Gilmore, Mario Rom´s Interzone, Nihils, und Christoph Ppe Auer erhalten je bis zu Euro 5.000 - dotiert und abgewickelt durch das Bundeskanzleramt für die Realisierung ihrer Elektro Guzzi sind einer von acht Focus Acts 2017 diesjährigen Exportprojekte. „Seit einigen Jahren gibt es eine Vielzahl junger heimischer Acts aus allen zeitgenössischen Genres, die bei von uns organisierten Veranstaltungen und auf nationalen und internationalen Showcase-Festivals begeistern und in weiterer Folge von internationalen Festivals und Clubs gebucht werden. Diese Auftritte sind aber oftmals nicht kostendeckend, denn nur bereits etablierte Acts werden gut bezahlt. Genau hier setzt das Programm Focus Acts an. Es schafft für die jungen Musikschaffenden die finanziellen Voraussetzungen, um möglichst viele internationale Auftritte wahrnehmen zu können und um damit Erfahrungen zu sammeln und ihr Publikum zu finden, damit sie in den nächsten Jahren in die Liga der gut bezahlten Acts aufsteigen können“, erklärt Franz Hergovich von mica - music austria die neue Förderschiene, die 2015 initiiert wurde und das Portfolio des Musikexportbüros ergänzt.

7


musicbiz

Amadeus Austrian Music Awards 2017 Die Amadeus-Preisträger auf einen Blick

8

Album des Jahres

FM4 Award

Pop/Rock

„Zugvögel“ von Julian Le Play

Leyya

Pizzera & Jaus

Song des Jahres

Alternative

Schlager

„Jedermann“ von Pizzera & Jaus

Voodoo Jürgens

DJ Ötzi & Nik P.

Band des Jahres

Electronic/Dance

Songwriter des Jahres

Bilderbuch

Mynth

Lemo für „Himmel über Wien“

Künstler des Jahres

Hard & Heavy

Tonstudiopreis

Julian Le Play

Serenity

Avec - „What If We Never Forget“

Künstlerin des Jahres

HipHop/Urban

Lebenswerk

Christina Stürmer

Nazar

Willi Restarits

Liveact des Jahres

Jazz/World/Blues

Bilderbuch

Ernst Molden

Fotos © Andreas Tischler, ORF/Thomas Jantzen

Am 4. Mai ging die 17. Verleihung der Amadeus Austrian Music Awards im Wiener Volkstheater über die Bühne. Das Publikum zeigte sich begeistert, die Gewinner strahlten über ihre Preise. Moderatorin Reim Higazi führte gemeinsam mit Manuel Rubey in unterschiedlichen Rollen durch den Abend und die Gästeschar setzte sich aus der österreichischen Musikbranche zusammen.


musicbiz

Und auch beim 17. Mal gab es ein paar Neuerungen: so war nach 10 Jahren wieder der ORF Medienpartner dieser größten Musikshow, der bewährte Moderator Manuel Rubel erhielt mit FM4-Moderatorin Reim Higazi mehr als einen Sidekick und es gab Videozuspielungen, in denen Ö3-Moderator Thomas Kamera auf den Spuren von James Corden mit seinen Fahrgästen musikalische Fragen erörterte. Dabei erwies sich Klaus Eberhartinger als einer der Schlagfertigsten. Aber nun zur Verleihung: In insgesamt 18 Kategorien wurden die begehrten Trophäen vergeben. Die großen Abräumer des Abends waren Bilderbuch, Julian Le Play und Pizzera & Jaus. Bilderbuch machte in den Kategorien „Band des Jahres“

und „Live Act des Jahres“ presented by Ö-Ticket das Rennen. Julian Le Play wurde für das „Album des Jahres“ und auch als „Bester Künstler“ ausgezeichnet. Pizzera & Jaus durften ebenfalls zwei Amadeus- Trophäen für den „Song des Jahres“ presented by Hitradio Ö3 und die Kategorie „Pop/Rock“ mit nach Hause nehmen. Ein echtes Highlight war die Verleihung des Lebenswerk-Amadeus an Willi Resetarits, der den Award von „Jazz/World/ Blues“-Gewinner Ernst Molden überreicht bekam und Standing Ovations erntete. Live on Stage wurden auf der Amadeus-Bühne bejubelt: Bilderbuch, Julian Le Play, Lemo, Die Seer, Christina Stürmer, Voodoo Jürgens, Leyya, James Blunt und Amy Macdonald.

Organisation des Amadeus 2017 Veranstalter: IFPI Austria – Verband der Österreichischen Musikwirtschaft Organisation & Gesamtleitung: Stargate Group GmbH Presse, Social Media & Artist Management: Dunja Stachl, Sputnik Public Relations e.U. Regie: Lukas Dudzik, betterimages GmbH Gestaltung und TV-Produktion: betterimages GmbH TV-Partner: ORF Radiopartner: Hitradio Ö3 & FM4 Buch: Fred Schreiber Moderation: Manuel Rubey & Riem HigaziNEHIT Buch: Clemens Haipl Moderation: Manuel Rubey

9


musicbiz Warner Music Austria: „Wolferl“

Bevor er auf die Bühne des Volkstheater eilte, um dort zu singen und Preise zu vergeben, schaute James Blunt noch bei seiner Plattenfirma vorbei. Handshake mit Franz Pleterski

James Blunt & Tagtraeumer

Wolfgang Fischer (Wr. Stadthalle) & James Blunt

10

Quasi zum Aufwärmen (um nicht das Jugendwort ‚vorglühen‘ zu gebrauchen) für den Amadeus Austrian Music Award lud Warner Music Austria bereits zum 5. Mal in Folge zum ‚Wolferl‘ in den Dachboden des 25hours Hotel. Künstler und Brancheninterne stimmten sich dabei gemeinsam in ungezwungener Atmosphäre auf die Award Show ein, unter anderem mit dabei: Wolfgang Fischer (GF Wiener Stadhalle), Thomas Heher (Waves Festival), Anja Rabitsch (Musik Managerin), Elisabeth Hakel (Kunst- und Kultursprecherin SPÖ) sowie die Warner Künstler Tagtraeumer, Left Boy und James Blunt. Im Juli vor 40 Jahren wurde Warner Music Austria gegründet. „Mit dem „Wolferl“ 2017 haben wir nicht nur den „Amadeus“ sondern auch das Firmenjubiläum erfolgreich eingeläutet“, so Gastgeber Franz Pleterski, Marketing Director Warner Music Austria. In der Septemberausgabe von Film, Sound & Media finden Sie dann eine ausführliche Story zum Warner-ÖsterreichJubiläum.

Robin Resch, Andre „Brix“ Buchmann, Johannes Cordes

Stärkung für die Show

Alex Putz und Kevin Lehr von den Tagtraeumern


11


musicbiz Amadeus 2017 – Best Sound für die „Techniker in der zweiten Reihe“

Noch ist man sich uneins, wer den Amadeus bekommt …

Ein guter Sound ist oft das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit“, so die Einleitungssätze zur Kategorie Best Sound presented by FAMA – dem Preis für Recording, Mix, Mastering und kreative Produktion. Mit großer Bescheidenheit haben im filmischen Beitrag die Sieger (Recording: Alex Pohn, Lukas Hillebrand, Markus Weiss; Mix: Lukas Hillebrand, Martin Scheer; Mastering: Mischa Janisch; künstlerische Produktion: Alex Pohn, Lukas Hillebrand ) betont, dass ihnen wohl bewusst sei, dass sie in der zweiten Reihe hinter dem Rampenlicht stehen, in dem die von ihnen unterstützten Künstler ihre Erfolge feiern. Allerdings wurde auch klar, welchen Anteil die künstlerische Produktion und die „Techniker im Hintergrund“ zum perfekten Sound und zur Umsetzung der künstlerischen Vision haben. Dies gilt für alle Nominierten*. Die Bedeutung der Interpretation und der Komposition sind unbestritten – dazu gehört aber auch die technische und produktive Vision, die Welt des Künstlers in ein kontemporäres, modernes Klangdesign (©„Hille“) kleiden zu können. Das haben die nominierten Tonkünstler beeindruckend bestätigt. sondern ein selbstbewusstes Auftreten der österreichischen Musikwirtschaft.

… die Preisträger Pohn, Janisch, Weiss, Scheer und „Hille“ Hildebrand (v.l.n.r.) und AVEC einigen sich

Die Nominierten: Sophia Hagen / „H.I.O.P.“ Recording, künstlerische Produktion: Daniele Zipin Mix, Mastering: Patrick Kummeneker Julian le Play / „Zugvögel“ Recording: Markus Weiß, Lukas Hillebrand & Alex Pohn Mix: Lukas Hillebrand Mastering: Martin Scheer, Chris Gehringer künstlerische Produktion: Lukas Hillebrand, Alex Pohn & Julian le Play

MÖWE / „Back in the Summer“ Recording, Mix, Mastering, künstlerische Produktion: Nikodem Milewski, Melanie Ebietoma, Clemens Martinuzzi Ritornell / „If Nine Was Eight“ Recording: Richard Eigner, Florian Wöss, Robert Pavlecka, Fridolin Stolz Mix: Patrick Pulsinger, Richard Eigner, Roman Gerold Mastering: Mike Grinser künstlerische Produktion: Richard Eigner, Roman Gerold

Casinos Austria: 50 Jahre CSR In diesem Jahr feiern die Casinos Austria 50. Geburtstag. Und auch 2017 ist der Glücksspielkonzern im Bereich Kunst-und Kultursponsoring höchst aktiv. Der jüngst wiederbestellte Vorstand Dietmar Hoscher erläutert im Film, Sound & Media-Interview seine Sponsoring-Strategie für das Jahr 2017 und spricht von der hohen Bedeutung von Corporate Social Responsibility. Zur Halbzeit 2017: Welche Kunst- und Kulturprojekte wurden von den Casinos Austria bereits umgesetzt, was darf man im zweiten Halbjahr noch erwarten? DIETMAR HOSCHER: 2017 war und ist ein Jahr mit vielseitigen Projekten. Erst kürzlich sponserten wir die 40-Jahr-Feier der österreichischen Jazz-Fusion-

12

Kult-Band Ostinato im planet tt. Hier trafen sich alle noch greifbaren Musiker aller Formationen gemeinsam auf der Bühne. Zum Höhepunkt standen u.a. neun Bläser, davon sieben Saxophonisten on stage. Ein vierstündiges Konzert der Extraklasse. Im Rahmen der Casinos Austria musicline haben wir heuer bereits einige CD-Produktionen veröffentlicht:


musicbiz die unplugged live CD und DVD der legendären Hardrocker Blind Petition. Ebenso legendär Monti Beton mit Schreiber, Krankl, Matosic unter dem Titel „Schlager – eine Wertschätzung“. Der von der Steiermark in die USA emigrierte Rock-Blues Musiker Ulrich Ellison legt mit „America“ ein fulminantes Album vor. Einer der fleißigsten Musiker des Landes, Sir Oliver Mally, hat mit „Live Incidents“ ebenso ein äußerst gelungenes Album am Start. Hier sieht man auch die Bandbreite unserer music line-Aktivitäten – von Fusion-Jazz über Schlager bis zu Hardrock. Da ist alles dabei. Höhepunkt wird im Herbst die LiveCD-Präsentation im Studio 44 anlässlich von 40 Jahre Mojo Blues Band sein. Unser jährlicher mit 10.000.- Euro dotierte Rising Star Award in Zusammenarbeit mit der mdw wird ebenfalls im Herbst entschieden. Die Zusammenarbeit mit der mdw, die heuer ihr 200-jähriges Bestehen feiert ist äußerst fruchtbar und erfreulich. Zwischenzeitlich versuchen wir die Rising Stars auch neben dem Wettbewerb weiter zu unterstützen. So traten die vergangenen Gewinner Emmanuel Tjeknavorian mit seiner beeindruckenden Stradivari, Katharina Hörmann und Marko Dzomba gemeinsam eine Stunde live in Radio Stephansdom auf. Unsere Sponsoring Strategie setzt auf Nachhaltigkeit und wir versuchen unsere Künstler so gut wie möglich auch medial im Gespräch zu halten. Norbert Schneider etwa, der auch heuer wieder beim Amadeus nominiert war. In dieser Kategorie hat Ernst Molden gewonnen, den wir auch bei seinem neuen Singspiel „Mayerling“ im Rabenhof voll unterstützen werden. Die Casinos unterstützen neben den Wiener Festwochen auch weitere Festivals in diesem Land. Wie sieht hier die Strategie aus? HOSCHER: Als CSR-Projekt hat sich die Casinos Austria Music Line das Ziel gesetzt, musikalische Vielfalt in Österreich zu fördern, und dabei vor allem jene Musikprojekte, die ohne diese Unterstützung nicht zustande kommen würden. Daneben engagieren wir uns auch bei großen Events wie dem Jazzfest Wien, wo wir mit tipp3 privater Hauptsponsor sind. Heuer mit einem genialen Act am 7. Juli in der Wiener Staatsoper. Steven Van Zandt alias Little Steven, legendärer Gitarrist der Springsteen E-Street Band, inzwischen gefeierter Schauspieler bei den Sopranos oder in Lillyhammer und nun mit den Disciples of Soul on tour. Das war ein langjähriger Wunschkandidat von uns und nun ist es gelungen, ihn in die Staatsoper zu holen. Ebenfalls ein Highlight unseres Jazzfest-Engagements: Patty Austin im Arkadenhof des Wiener Rathauses. Wie nachhaltig ist der CSR-Gedanke? HOSCHER: Bereits zum achten Mal wird der Literaturpreis Alpha ausgeschrieben, ein Belletristikpreis, der ebenfalls mit 10.000.- Euro Preisgeld dotiert ist. Auch der Prix Jardin d‘Europe, Europas höchstdotierter Tanzpreis für Choreografie geht in sein drittes Jahr, seit viel längerer Zeit unterstützen wir das Impuls Tanz Festival mit ihrem DanceAbility Workshop. Alles Produktionen und Projekte, die ohne dem

Engagement der Casinos Austria nicht existieren würden und die über ein herkömmliches Sponsoring hinaus gehen, weil sie auch gesellschaftliche Verantwortung dokumentieren – eben Corporate Social Responsibility. Unsere CSR-Philosophie lautet, die gesellschaftliche Vielfalt des Landes abzubilden. Entsprechend breit sind unsere Aktivitäten – von den Wiener Festwochen bis zu kleineren Festivals, von Klassik bis Avantgarde. Wird die Reihe Casinos Austria Kultur-Talk fortgesetzt? HOSCHER: Im Vorfeld des Donauinselfestes laden wir zu einem Kulturtalk auf die Summerstage zum Thema „Ist Rock tot?“. Hier wird ein hochkarätig besetztes Podium den Fragen zur Situation von Adult Oriented Rock nachgehen und ob der Superstar-Kultur ein Ende droht. Ich denke Rock ist nicht tot, es gibt genug frische, junge und kreative KüsntlerInnen und Acts, auch in Österreich. Es gab kürzlich Änderungen im Vorstand der Casinos Austria, wird das an der Sponsoring-Philosophie etwas ändern? HOSCHER: Mein Vertrag wurde bis Ende 2019 verlängert. Bei jedem großen Unternehmen stehen alle Budgets permanent auf dem Prüfstand. Unser Gesamtbudget für Kunst, Kultur, Sport und Soziale Projekte liegt im deutlichen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Die wesentlichen Sponsorings für 2018 sind bereits abgeschlossen. Wir versuchen unseren Partnern eine höchstmögliche Planungssicherheit zu gewährleisten. Aber wir machen nur Jahresverträge. All die hier genannten Beispiele sind auch für einen Glücksspielkonzern, dessen Kernstrategie ja nicht Kunst und Kultur ist, gewachsene Marken, auf die wir weiterhin nicht verzichten wollen. Als Vorsitzender des ORF-Stiftungsrat – wie beurteilen Sie die Rückkehr des Amadeus zum ORF? HOSCHER: Ich freue mich sehr, dass der Amadeus zum ORF zurückgekehrt ist, denn dort gehört er auch hin. Die heimischen KünstlerInnen haben sich ein größtmögliches Podium verdient. Meine einzige und auch langjährige Kritik: Das Zusammenfassen der Genres Jazz, Blues und World. Das kann ich nicht verstehen und auf zwei zusätzliche Kategorien wird es wohl nicht ankommen. Das haben sich die Artists wohl ebenso verdient wie jene anderer Genres.

Dietmar Hoscher

Die Casions Ausria Musicline ist auch 2017 höchst unterschiedlich aktiv

13


musicbiz

„I am from Austria“ Getreu des Songtitels von Rainhard Fendrich und passend zur bevorstehenden Uraufführung von „I Am From Aus tria“ geht der neue Geschäftsführer der VBW, Prof. Dr. Franz Patay, in sein neues Amt. Im Film, Sound & Media erläutert der Kulturexperte seine Strategie für die Häuser Ronacher, Raimund Theater und Theater an der Wien.

Franz Patay

Blick ins Theater an der Wien

14

Sie sind seit einigen Monaten Geschäftsführer der größten Wiener Kultureinrichtung VBW. Wie lautet ihr erstes Resümee? FRANZ PATAY: Ich habe ein sehr gut organisiertes Theaterunternehmen vorgefunden, das durch die allgemein angespannte wirtschaftliche Situation und von Budgetkürzungen geprägt ist. Umso mehr freut es mich, dass trotz wirtschaftlich nicht allzu rosiger Zeiten, unser Publikum den „Aufwand“ auf sich nimmt, um einen schönen Theaterabend in unseren Häusern zu verbringen. Die Entscheidungen der BesucherInnen dafür werden zudem immer kurzfristiger. Unsere Häuser stehen also vor einer großen Herausforderung. Aber ich denke, wir sind ihr durch unser hochkarätiges Programm gewachsen. Wie sind die VBW organisiert? PATAY: Zum einen gibt es die zwei Musicalhäuser Ronacher und Raimund Theater, die gemeinsam um die 500.000 Besucher pro Jahr verzeichnen und zum anderen das Opernhaus Theater an der Wien mit der Bespielung der Kammeroper, mit rund 100.000 Besuchern pro Jahr. Das ist schon ein beachtliches Publikum, das die VBW-Bühnen anziehen. Wenn wir bei den Musicalhäusern bleiben: in absoluten Zahlen gesprochen müssen jeweils 250.000 Tickets pro Jahr und Haus verkauft werden und das bei 250 Vorstellungen. Zum Vergleich: ein Popkonzert im Wiener Stadion hat mit sagen wir 50.000 Besuchern einen großen Erfolg – das ist ein Zehntel von der Zahl, die wir erreichen müssen. Das wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht beachtet. Aber: wir haben sehr gute Stücke von hoher künstlerischer Qualität und so lässt sich diese Auslastung auch erreichen. Gepaart mit der wirklich herausragenden Vertriebsleistung der VBW, wo 26 Personen in der Marketing-, Sales- und Kommunikationsabteilung die Koope-

I am from Austria feiert im Herbst Premiere

rationen, PR-Aktivitäten und Vertriebs- & WerbeMaßnahmen ergreifen, damit dieser Besucherstrom auch weiterhin nicht abreißt. Wie ist die Besucherstruktur angelegt? PATAY: Musical-seitig kommen 11% der Besucher aus dem Ausland, das Gros aber aus Wien und den Bundesländern. Wir haben in Österreich eine große Musical-Tradition mit einer großen Fangemeinde. Die VBW sind der größte Musical-Produzent Kontinentaleuropas. Man kann und muss Wien durchaus als Musical-Metropole bezeichnen. Die VBW sind auch als Musical-Exporteur aktiv. Wie sehen hier die Zahlen aus? PATAY: Sehr, sehr erfreulich: Von den insgesamt elf Eigenproduktion werden seit 1996 derzeit sechs VBWMusical-Eigenproduktionen („Elisabeth“, „Mozart!“, „Tanz der Vampire“, „Rebecca“, „Rudolf“, „Der Besuch der alten Dame“) ins Ausland lizenziert, zu den zwei neuesten Produktionen („Don Camillo & Peppone“ und „Schikaneder“) laufen bereits Gespräche. „Elisabeth“ wurde als erstes VBW-Musical 1996 nach Japan exportiert und gilt heute mit weltweit 11 Millionen BesucherInnen als erfolgreichstes deutschsprachiges Musical. Insgesamt haben bisher 23,5 Mio. Menschen in 21 Ländern die Eigenproduktion der VBW gesehen. Im Jahr 2016 verzeichneten die VBW mehr als 1,2 Mio. BesucherInnen im Ausland. Diese Zahlen werden vor allem in Europa, Korea, China und Japan erreicht. Es gibt also noch viele Möglichkeiten auf der Weltkarte. Was darf sich der Musical-Fan 2017 in der kommenden Saison von den VBW erwarten? PATAY: Im Herbst gibt es zwei Premieren: Die Uraufführung von “I Am From Austria” mit den Hits von Rainhard Fendrich im Raimund Theater und die Rückkehr von “Tanz der Vampire” zum 20-jährigen Jubiläum im Ronacher.

Elisabeth ist nach wie vor international erfolgreich


musicbiz

Don Camillo & Peppone

Schikaneder

Wie schätzen Sie den Stellenwert des Theater an der Wien als Opernbühne ein? PATAY: Das Theater an der Wien wurde 2006 als Wiens erstes und einziges Opernhaus im Stagione-Betrieb seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Das Theater an der Wien wurde vom Librettisten Emanuel Schikaneder mit den Einnahmen aus der Zauberflöte, die 1791 uraufgeführt wurde, finanziert und 1801 eröffnet. Das Theater an der Wien ist das Musiktheater, das am längsten durchgespielt hat, eben seit 1801. Es atmet die Aura der Geschichte Mozarts, Beethovens u.v.m.- In der nationalen aber auch internationalen Wahrnehmung hat das Theater an der Wien einen erstklassigen Ruf als Opernhaus. Hier kommen die Besucher zu 14 % aus dem Ausland, aber sonst verstärkt aus Wien selbst. Das Publikum ist zudem älter, gebildeter und verfügt über ein höheres Einkommen.

Raimundtheater

In der kommenden Saison stehen wieder viele interessante Premieren auf dem Spielplan an:“Die Zauberflöte”,“Wozzeck”, die Ring-Trilogie, u.v.m. Woran wird man Ihre Handschrift als Geschäftsführer der VBW erkennen? PATAY: Es gibt keine Revolutionen, man passt sich gewissen Rahmenbedingungen an und die wesentliche Herausforderung ist, dass wir dieses Haus so weiterführen können wie bisher. Nach den Bundestheatern sind wir das zweitgrößte Theaterunternehmen des Landes mit einem Gesamtbudget von rund 85 Millionen Euro (davon rund 40 Mio. von der Stadt Wien) im Jahr und 800 MitarbeiterInnen. Mit Ende Mai endete die Ausschreibung für die neuen Intendanten beider Genres der VBW. Wir werden alles tun, um die beste Wahl für die VBW und die Musikstadt Wien zu treffen.

„Dann ist alles ganz anders“ „Es ist mir schon besser gegangen, aber vielleicht nutzt es mir etwas, dass ich mein Leben lang ein Kämpfer war, so schnell gebe ich nicht auf“, macht der sympathische Musiker Wilfried keinen Hehl um seine schwere Krankheit. Anlässlich der Vorstellung seines neuen Albums „Gut Lack“ trafen sich eine Menge Leute im Bühnenwirtshaus in Pressbaum. Immer an der Seite Wilfrieds sein Sohn Hanibal Scheutz (5/8erl in Ehr‘n) und Carlos Barreto-Nespoli, die für die Musik und Produktion des Tonträgers verantwortlich sind. Spöttisch, die Ersten-Welt-Probleme zerlegend, von politischen Eiferern Ruhe einfordernd, sich der vielen guten Dinge, die einem im Leben widerfahren dankbar zeigend - so könnte man kurz die Texte auf dem aktuellen Album „Gut Lack“ zusammenfassend. Der Titel des Albums ist ein Wortspiel für Leute die, die 40 schon länger überschritten hat, denn es bezieht sich auf die Redewendung „des Hot an Lack“, die man früher gerne für alles verwendete, ob Film, Auto, Urlaub, ob gut oder schlecht. Im Falle des ewi-

gen Goiserers, - obwohl Wilfried seit Jahrzehnten im Wienerwald lebt und dort in der Gemeinde Pressbaum mit sehr vielen Gleichgesinnten eine Kulturplattform betreibt (Vereinsmeierei) - gilt aber im Moment eher die englische Version, denn aufgrund seiner schweren Erkrankung kann er alles erdenkliche Glück gebrauchen. Wie er im Opener andeutet, ist sein Motto im Moment „A bisserl was geht immer“ . jeder Tag, jede Begegnung mit freundlichen Menschen, jeder Blü-

15


musicbiz „Was die beiden Buben bei diesem Album geleistet haben, ist sagenhaft, sie fanden sofort die passenden Melodien, sie haben noch das Letzte aus mir herausgekitzelt und wenn es bedeutete, nicht wie der Wilfried zu singen.“

16

tenzweig wird geschätzt, vieles, worüber andere Menschen sich ärgern, wird nicht einmal ignoriert. Es gilt die schönen, guten Seiten des Lebens wertzuschätzen. In Wilfrieds Fall ist es zB. das Glück, einen hochmusikalischen Sohn zu haben. „Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis, aber im Moment fühle ich mich fast mit ihm zusammengewachsen“, zeigt er seinen Vaterstolz, der auch auf seinen langjährigen musikalischen Weggefährten Carlos Barreto-Nespoli ausgeweitet wurde. „Was die beiden Buben bei diesem Album geleistet haben, ist sagenhaft, sie fanden sofort die passenden Melodien, sie haben noch das Letzte aus mir herausgekitzelt und wenn es bedeutete, nicht wie der Wilfried zu singen. Sie haben mich gefördert und gefordert. Oft hat schon der erste Take gepasst, weil die Songs so am Punkt waren.“ Die beiden haben für ihn ein Konzeptalbum in Totalverschmelzung kreiert: Als Produzenten, Komponisten, Arrangeure, beide an Gitarren, Bass Keys und als Back Vokals zu hören:„ Keine Angst, kein Ego.“ Wilfried bezeichnet sich nicht als sentimentalen Mensch, aber das Album steckt voller musikalischer Zitate, die sein musikalisches Leben ausmachen. South State Music und Salzkammergut Pascher, schwerer Shuffle Blues, Gospel, Rock, brasilianische, afrikanische und indische Rhythmen. Ja das Trio hat es geschafft, in einem Song Sitar und Quetschn gleichwertig nebeneinander spielen zu lassen. Aber Wilfried wäre nicht der Teamplayer, wenn er nicht die übrigen Musiker auch über den Klee lobt: Schlagzeuger Christian Eberle, der seinen ganz eigenen Groove hat, die 5/8erl in Ehr‘n Musiker Clemens Wenger, Max Gaier und Bobby Slivovsky bis hin zu Heinz Juras, der die Ziehharmonika bedient. „Ich war immer ein Alleshörer, Musik darf nicht eindimensional sein, dann gefällt sie mir und sie soll natürlich klingen, mit gequetschten Opernstimmen kann ich überhaupt nichts anfangen“, lächelt er verschmitzt. Somit erübrigt sich auch die Frage, was er vom künftigen Staatsoperndirektor, mit dem er schon einige Sträuße ausgefochten hat, hält.„Ich beklage mich nicht, dass man zu meinem Beginn nicht die Qualität der sog. neuen Volksmusik erkannte und ich meist schon wieder etwas anderes tat als es erfolgreich wurde, sei es eben die Volxmusik oder mein Ausstieg bei der EAV oder vieles andere. Ich wurde irre angefeindet. So, wie sie Hubert von Goisern und Broadlahn 20 Jahre später die Teppiche ausgerollt haben für die große Erfindung, so haben sie mich geprügelt, weil die Wiener Journalisten bis heute den Unterschied zwischen Musikantenstadl und richtiger Volksmusik nicht erkennen. Das eine ist echt, und das andere ist falsch.“ Ja, Wilfried hat keine Hemmung dieses Statement am Tisch einer reinen Wiener Journalistenrunde kund-

Wilfried in seinem Refugium im Wienerwald

zutun. Einiges, wie die Teilnahme beim Songcontest bereut er, aber falsche Entscheidungen zu treffen, gehört auch zum Leben. „Ich war nie angepasst, war immer neugierig und wollte weiterziehen. Ich sehe mich zwar als Pionier, ab er ich bin nicht eitel und daher geht mir eine fehlende Wertschätzung diesbezüglich nicht ab“, zeigt er sich der Vergangenheit gegenüber milde. Und wenn ihn sehr viele Menschen noch immer nur mit „Ziwui ziwui“oder „Mary oh Mary“ in Verbindung bringen, bleibt er gelassen, auch wenn 15 Alben unter seinem Namen erschienen oder er als Schauspieler in 80 Rollen zu sehen war. Das Alter hat potenzielle Vorteile: man weiß unweigerlich, wer man ist, braucht sich nichts mehr zu beweisen, ist sich seines Durchgangsposten auf der Welt bewusst und der absehbaren Zeit. So denkt der 64-jährige Künstler. Mag sein, dass es aus finanziellen Gründen oft die falschen Entscheidungen waren, grosso modo aber ist Wilfried mit seinem Vermächtnis zufrieden. „Ich will mit diesem Album schon ein Statement abgeben, ich möchte etwas Schönes hinterlassen.“ Wie jung der Musiker im Herzen ist,zeigt seine Begeisterung für die heimische Musikszene. „Ich habe gewusst, dass ein Revival des Austropop, oder anders gesagt Musik aus Österreich kommen, da wir so viele Talente in diesem Land haben und man nicht ewig wegschauen kann. Wenn die Medien diesen Trend auch wieder übersehen, dann ist ihnen nicht zu helfen“, zeigt er sich besorgt über das Desinteresse, denn neben den Superstars wie Wanda, Bilderbuch oder Parov Stelar gäbe es so viel gute Musik, dass man einen 24-Stunden-Sender qualitativ damit bestücken könnte. Das Schlusslied des Albums „Was wird“ kommt ganz langsam daher, lässt Raum in jeglicher Hinsicht. Wilfried zur Story des Songs: „Es passiert etwas, und du musst wissen, wenn das passiert, dann ist alles anders.“ Wilfried: Gut Lack (gtg)


musicbiz

17


musicbiz

„So bunt wie mein Leben“ Foto © Wien Energie

Und wieder wird das Wien Energie-Open Air eine begehrte Location während des Jazzfest Wien sein. u.a. treten Matt Bianco und The Brand New Heavies heuer dort auf. Worauf das Engagement für Musik gründet und wie man auch in harten Zeiten zu seinen Partnern steht, erläutert Wien Energie Marketingleiterin Alexandra Radl im FSM-Interview.

Alexandra Radl, Marketingleiterin Wien Energie

„Sponsoring ist eine schöne und wichtige Möglichkeit, als Marke in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.“

18

Wie entstand die Kooperation mit dem Jazzfest Wien? ALEXANDRA RADL: Das Wien Energie-Open Air, vormals Fernwärme-Open Air, ist mittlerweile legendär. Einerseits durch die unverwechselbare Kulisse der weltberühmten Hundertwasser-Architektur der thermischen Abfallverwertungsanlage Spittelau. Andererseits durch das hochkarätige musikalische Line-up und den langjährigen Erfolg. Das erste Konzert wurde 1994 gegeben. Jährliche Schulschlussfeste mit LiveKonzerten folgten. Seit dem Jahr 1998 begeistern im Rahmen des Jazz Fest Wien alljährlich zu Sommerbeginn zahlreiche Musikgrößen aus aller Welt das Publikum. Und jedes Mal kommen tausende Besucher. Nach welchen Kriterien werden die KünstlerInnen ausgesucht, die bei Wien Energie auftreten? RADL: Die Kriterien für die Künstlerauswahl richten sich nach den aktuell verfügbaren, sich auf Tour befindlichen, Weltstars bzw. nach der Programmierung des Jazz Fest Wien. Die Liste der bisherigen Interpreten liest sich wie ein „Who is who“ der internationalen Musikszene: Joe Zawinul, Karl Ratzer, James Brown, Chaka Khan, Bonnie Tyler, Hans Theessink, Johnny Winter, Candy Dulfer, Willy DeVille sowie Solomon Burke, Al Jarreau und Sergio Mendes sind nur einige der prominenten in- und ausländischen Stars, die es Jahr für Jahr um ein bzw. zwei Euro pro Karte zu hören gibt. Was hat Musik resp. Kultur mit einem Energieversorger zu tun? RADL: Kulturelle Themen liefern einen Mehrwert zu unserem Produkt. Wir ermöglichen einen leistbaren Matt Bianco Zugang zu kulturellen Highlights, die vielen Menschen Vergnügen bereiten sollen. Denn Kunst und Kultur verbindet. Auch die Abfallbehandlungsanlage Spittelau mit seiner Fassadenkonzeption von Friedensreich Hundertwasser ist ein international viel beachtetes Beispiel, wie sich bei Zweckbauten Technik, Ökologie und Kunst in Einklang bringen lassen. Nach welchen Gesichtspunkten wählen Sie die Bereiche aus, die Sie unterstützen? RADL: Um unser Unternehmen und unsere Produkte bei den Kundinnen und Kunden bekannt zu machen, sind eine Reihe von Maßnahmen in den Berei-

chen Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Marketing notwendig. Auch Sponsoring zählt für uns dazu und hat seinen festen Platz neben den klassischen Werbemitteln. Sponsoring sehen wir als eine Maßnahme in einer Reihe von Aktivitäten, die letztlich auch zur Kundenbindung beiträgt. Welche Leistungen erwarten Sie sich von Ihren Sponsoringpartnern? RADL: Ein moderner Energiedienstleister muss seine Kunden mitnehmen und begeistern können. Das gelingt mit interessanten Themen und überzeugenden Angeboten, die einen persönlichen Nutzen bringen. Es geht aber auch darum, die Marke im natürlichen Umfeld der Menschen sichtbar zu machen, sie mit positiven Werten wie Leidenschaft, Teamgeist, Erfolg zu verknüpfen und eine emotionale Beziehung zur Marke zu erreichen. Sponsoring ist eine schöne und wichtige Möglichkeit, als Marke in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Es ist aber auch ein gu-

ter Weg, um gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Und wir unterstützen mit unserem Engagement die hohe Lebensqualität in Wien. Unvermeidlich in Wien die Frage nach dem Fußballverein Rapid: was macht man als Trikotsponsor, wenn es eine Zeitlang nicht so gut läuft? RADL: Die Verbundenheit mit einem Klub wie Rapid ist sehr groß, auch in sportlich schweren Zeiten. Eben erst haben wir den Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert. Wien Energie hat 2 Millionen Kunden, Rapid hat insgesamt 900.000 Fans. 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener geben Rapid als ihre Lieblings-


musicbiz

The Brand New Heavies

mannschaft an. Wir haben also die Chance, ein großes Publikum zu erreichen und wollen diese Fanbasis aktiv nutzen. Das neue Allianz Stadion bietet eine besonders attraktive Kulisse für Sponsoren. Es gibt zahlreiche neue Möglichkeiten, die Kooperation erfolgreich zu leben. Außerdem ist die Welt des Fußballs sehr emotional. Auf diese Art können wir das eher trockene Thema Energie spannend aufbereiten. Und wir versuchen ja auch für unsere Kundinnen und Kunden einen Mehrwert zu generieren über Ticket-Verlosungen, Meet & Greets, spezielle Kampagnen etc. Ein Beispiel ist unsere Kampagne für mehr Energieeffizienz, in der Rapid-Stars Energiespar-Tricks vorstellen. „So bunt wie mein Leben“ lautet der Claim der aktuellen Werbelinie von Wien Energie. Was steckt dahinter bzw. grundsätzlich die Frage; wie kann man Energie werblich erlebbar machen? RADL: Die neue Werbekampagne steht für den Wandel vom reinen Energieversorger zum modernen Dienstleistungsunternehmen. Un­ sere Stärke

ist, dass wir im Großraum Wien die einzigen sind, die Strom, Gas, Wärme, Kälte, Ener­gie- und auch Telekommunikations-Dienstleistungen auf einmal anbie­ten können. Diese Vielfalt zeichnet uns aus, das ist der Wettbewerbsvorteil von Wien Energie. Das wollen wir mit dieser Kampagne kommunizieren. Der bunte Regenbogen steht sozusagen für unser buntes und breites Leistungsspektrum. Welche Marketingaktivitäten sind heuer noch geplant? RADL: Aktuell läuft gerade unsere neue Tarif-Kampagne. Hier zeigt sich das Thema Vielfalt anhand der vielen bunten Tarife für unsere Kundinnen und Kunden. Auch bei dieser Kampagne wollen wir Nähe zum Kunden schaffen, betont durch folgendes Motto: Tarife, die sich meinem Leben anpassen und nicht umgekehrt. Es folgen noch viele weitere Produktangebote, die wir allesamt im Rahmen der bunten Linie bewerben werden. Mehr wird derzeit noch nicht verraten.

„Die Verbundenheit mit einem Klub wie Rapid ist sehr groß, auch in sportlich schweren Zeiten..“

Jazzfest Wien - Lineup made in A Heimische Bands sind heuer beim Jazzfest Wien (9. Juni-10. Juli) stark vertreten und zwar folgende MusikerInnen+Termine+Location: Im ALTEN RATHAUS gibt es zwei großartige Projekte zu erleben ULRICH DRECHSLER SOLO (29.06.) und INDIAN AIR (30.06.)

In der STAATSOPER eröffnen THE MAX. BOOGALOOS einen spannenden Abend mit HELGE SCHNEIDER (SOLO) (02.07.)

Die große Stimme von DORRETTA CARTER wird den ARKADENHOF des WIENER RATHAUS zum Beben bringen (09.07.)

Der REIGEN öffnet seine Bühne für TRIO BALKAN STRINGS (30.06.) und WOLFGANG SELIGO TRIO SPECIAL MIT LORENZ RAAB (06.07.)

Beim WIEN ENERGIE OPEN AIR sorgen THE RATS ARE BACK für den Groove (01.07.)

Mit JAKOB ZIMMERMANN gastiert im PORGY & BESS ein Shooting Star aus Tirol, von dem man weltweit noch sehr (!) viel hören wird (02.07.)

Im JAZZLAND gibt’s u.a. Konzerte von MARTY PYRKER, THOMAS GANSCH & HARRY SOKAL

Und bei FREIEM EINTRITT gibt’s auf der SUMMERSTAGE Feinstes von MARTIN KLEIN (29.06.) und der in Wien lebenden Französin LAETITIA RIBEIRO (30.06.)

19


musicbiz

Made in A. All One: LîLa (Preiser)

HouseSulz: Für Bauch und Ohr (Eiffelbaum)

Das Sanskrit-Wort „lîla“ hat eine vielfältige Bedeutung: Spiel, Bewegung, Erschaffung des Kosmos, Zerstörung und seine Neuerschaffung. Genau das schafft diese Band, bestehend aus österreichischen Jazzmusikern und indischen. Musik aus verschiedenen Kontinenten begegnen sich, indische Rhythmen treffen auf westliche Harmonien, komponierte Arrangements fließen in ein improvisiertes Ganzes. Sehr entspannend, nicht nur für Yogasessions zu empfehlen.

Mit Gitarre, Akkordeon und Tuba erzeugt das Grazer Trio bestehend aus Christian Jabornig, Christoph Wundrak und Martin Veszelovicz einen ganz eigenen Sound, der mal bluesig, mal poppig, aber auch rockig daherkommt. Sehr reduziert ist der Musik, gleichzeitig sehr die Gehörgänge schmeichelnd und dem Text teilweise den Vortritt gebend. Zu Recht, denn die Lieder sind sehr sehr lustig, nicht umsonst werden sie auch als Musikkabarettisten bezeichnet.

Owls: Crumbling Light (Preiser)

Stringulatur: Besser so (Lili Records)

Im Herbst 2015 gründeten die drei Musiker Simon Oberleitner (p), David Ambrosch (b) und Konstantin Kräuter (dr) ihr Jazz-Klaviertrio, nun veröffentlichen sie ihr Debüt. Die Kompositionen sind von einer atmosphärischen Tiefe getragen, man spürt in dieser jazzigen Kammermusik das perfekte Harmonieren dieser jungen Musiker. Titel und Cover verweisen auf die Musik, es werden zwar auch Rhythmen gewechselt, aber insgesamt ist es einfach nur schöne, entspannende Musik auf hohem Niveau.

Da hat sich jemand etwas einfallen lassen und bevor wir zum Inneren, der Musik kommen, muss die Verpackung dieser CD gewürdigt werden. Das Sonderformat ist nämlich auch ein Buch und Spiel, wobei jedem der 12 Lieder eine Karte gewidmet ist, die mit wunderschönen Fotos versehen sind. Aber nun zur Musik: das ist Liedermachertum wie zu alten Zeiten, eine Frauenstimme, die nach Revolution klingt, begleitet von einem Trio, die man in der Szene als Musiker usw. kennt. Nun machen sie ihr eigenes Ding und versuchen Groove mit Hirnschmalz zu verschmelzen. Geht sich aus!

Mik: New Room (Hoanzl) 15 Jahre war er der Mastermind der Band Zeronic, nun hat sich Mik Tanczos selbstständig gemacht und sein erstes Soloalbum veröffentlicht. Stilistisch zwischen Rock und Pop angesiedelt ist es vor allem seine leidenschaftliche Stimme, die die Musik aus der Masse herausstechen lässt. Und wenn man sich auf die Texte einlässt, wird man merken, dass da ein junger Mann seine Unzufriedenheit mit den nicht gelösten Problemen unserer Zeit reflektiert, aber daneben gibt es auch die sanften Balladen. Sehr abwechslungsreich!

CroworD: The Great Beyond (Soulfood) Die 2012 in der Steiermark gegründete Band, aus dem Genre Melodic Dealt Metal überzeugt durch gesunde Härte, eingängige Melodien und einer großen Liebe zur Literatur. Ob Aldous Huxley oder mittelalterliche Sagen, ob Sinnsuche oder Tod: das Quintett versucht Antworten zu finden oder zumindest die richtigen Fragen lautstark musikalisch zu formulieren.

Killah Tofu: Do The Pump (Lotus)

The Morricones: Tales of the Wasteland (ats-Records)

Es wird schon eine Bewandtnis haben mit dem ungewöhnlichen Namen, von dem man sich nicht abschrecken lassen sollte bzw. etwas anderes assoziieren. Tatsache ist, dass die drei jungen Musiker Aaron Steiner (keys), Michael Naphegyi (drums) und Joachim Huber (bass) ein sehr kraftvolles Album eingespielt haben, die Band nennt den Stil „Jazzpfunk“. Ausgefallene Arrangements mit viel Dynamik und unerwarteten Wendungen treffen auf atmosphärische Synthesizer-Sounds, die mit sehr viel Spielfreude umgesetzt werden. Ja, der gute, alte Jazzrock lässt grüßen!

Als Cowboys sehen sich die Musiker offenbar gerne und wenn man die Stimmet von Sänger Wolf Jacobi gleich am Anfang so sehnsuchtsvoll singen hört, dann weiß man, dass die Weiten Nordamerikas wohl ihre Lieblingsgegend sind. Souverän in Melodieführung und Arrangement stehen die Songs dem Soundtrack großer Italowestern- Klassiker jedenfalls in nichts nach. Abgesehen davon und von den gekonnt eingesetzten Zitaten ist die Musik allerdings zur Gänze gegenwärtig.

20


musicbiz Fusion in jeglicher Hinsicht

Fred Hoelzl: My Fire gets Blue (ats-Records) Der Frontman der Salzburger Formation „Blueswuzln“ legt das erste Album unter eigenem Namen vor, wenngleich er dem Blues treu bleibt. Seine tiefe, rauchige Stimme versetzt einem geistig in den USSüden, die Mundharmonika spielt eine tragende Rolle, wenn er seine Liebe besingt oder so schmachtend darum bittet, mitgenommen zu werden. Wer kann da schon nein sagen?

Thomas Andreas Beck: Stille führt (Hoanzl) Thomas Andreas Beck kreiert ein neues Genre, indem er es schafft, die Segmente seiner Berufsfelder zu einem gemeinsamen Ganzen zusammenzufassen: So beantwortet er in Form des Rockcoachs auf der Bühne Fragen des Publikums, als Keynotesinger begleitet er mit seiner Band musikalisch Kongresse in einer Symbiose aus Vortrag, Moderation und Konzert, und in seiner Rolle als klassischer Austropopper tut er es seinen Vorbildern wie Georg Danzer und Wolfgang Ambros gleich, Er greift in seinen Liedern Tabuthemen auf, benennt das Verdrängte, versteht es unvergleichlich pointiert wach zu rütteln und macht Mut. Seine Stimme erinnert an den unvergessenen Ludwig Hirsch, seine Kompositionen sind ähnlich düsterreduziert, seine Texte eindringlich und klug. Schaut‘s und hört‘s hin, es zahlt sich aus!

Der österreichische Produzent, Musiker, DJ und Labelbetreiber Max Doblhoff hat mit viel Herzblut, Vision und unermesslichen Aufwand das austroafrikanisches Album produziert „Africa La“, welches am 23. Juni mit einer funkigen Sause im Wiener Reigen präsentiert wird. Den Afrikavirus hat er sich vor 14 Jahren bei seinem erstmaligen Besuch des Landes Kenia eingefangen und seitdem war er zigmal dort, hat sehr viele Musiker kennengelernt und wird auch schon als DJ gebucht. Auf seinen zahlreichen Reisen in das Mutterland Afrika, ist stetig der Traum gewachsen, seine vielen Eindrücke in einem musikalischen Werk abzubilden und zu gestalten. Dabei halfen ihm freilich die über einen langen Zeitraum geknüpften Kontakte zu afrikanischen Musikern und ortsansässigen Promotern. „Man glaubt es kaum, aber dort kann man an einem Abend doppelt so viel wie in Wien verdienen. Die Art von Musik, wie ich sie auflege ist dort total top“, freut er sich an der dortigen Szene hauptsächlich in Nairobi. Neben der einheimischen Partycrowd gibt es sehr viele Expats, die in der aufstrebenden Wirtschaft dieses ostafrikanischen Landes ihr Glück versuchen. Für Doblhoff, der regelmäßig Kenia besucht, ist es doch jedes Mal überraschend, wie stark sich das Land ändert. Und wie überall, wo viel Geld im Spiel ist, treibt auch die Korruption ihre Blüten, was den Kenner jedoch jedes Mal erschreckt, ist der ungeheure Gegensatz zwischen Boom und Armut. Chaos führe zwar zu Kreation, aber grundsätzlich sieht er das große Problem in der fehlenden Bildung. Seine Musik ist eine Fusion von Electro/House/Disco Funk mit traditionellen afrikanischen Instrumenten, ein Sound, der einem unweigerlich in die Beine fährt. „Kenia kenne ich am besten, aber auf der Platte sind Tunes von Marokko genau so drauf wie von Senegal. Ich bin nie ohne meinem Aufnahmegerät unterwegs und daraus entstehen in einem sehr langwierigen Prozess dann meine Stücke. Sobald ich die Idee habe, ist es für meine Mitmusiker leicht darüber ihre Tunes zu legen, aber grundsätzlich braucht Musik immer eine inspirierende Story“, erklärt der Vielreisende den Entstehungsprozess. Das musikalische Werk konzentriert sich hauptsächlich auf die lebendige Musikszene Kenias und aller dort vereinten Protagonisten wie etwa der populäre Sänger Idd Aziz, der mit seinen Eigenproduktionen bereits Kultstatus genießt. Kein Geringerer ist auch der umtriebige KoraSpieler Baboulaye Cissokho, der es verstand, dem Projekt Leidenschaft und zugleich Authentizität einzuhauchen. Gemeinsam tragen sie mit ihrem musikalischen Verständnis dazu bei, die unterschiedlichen Kulturen zu verbinden. Eine grenzüberschreitende Fusion sozusagen. Obwohl er sein Label schon 2005 gegründet hatte - „ich wollte einfach stresslos meine eigenen Sachen rausbringen“ - erscheint erst heuer ein ganzes Album. Auch wenn der gebürtige Linzer den Release zuerst einmal in Österreich ordentlich schaffen möchte, ist das Album für den internationalen Markt gedacht. In Kenia, wo er sich schon einen gewissen Namen gemacht hat soundso aber als DJ weiß er auch, was wo gut ankommt, witzigerweise zB. in den skandinavischen Ländern. Als one-man-Unternehmen, der zwar international viele Kontakte hat, ist es schwierig, sich anlässlich des Release um alles zu kümmern. Das Album entstand mittels Crowdfunding, da Doblhoff u.a. auch gerne seine Musiker zur Präsentation einfliegen lassen will. Wer sich in letzter Minute noch beteiligen will und mit wirklich netten Goodies belohnt wird, kann sich noch bis 19. Juni melden unter https://www.startnext.com/max-doblhoff-debut-album-africa-la. Das Album wird es natürlich auch als Vinyl geben. Was die Zukunft bringt, wird sich mit der Präsentation seines Erstlings zeigen, gibt sich DJ/Musiker/Produzent Max Doblhoff optimistisch. Am 23. Juni wird es im Wiener Reigen, heiß werden, wenn seine funkigen elektronischen Beats auf traditionelle afrikanische Instrumente treffen. Africa La VÖ. 10.06.

21


filmbiz

Fama news

Präsidentin bestätigt

Univ.Prof. Peter Mayer Mit großer Trauer und Bestürzung müssen wir nun von em.o.Prof. Peter Mayer Abschied nehmen, der am 27. Mai 2017 nach längerer Krankheit verstorben ist. Prof. Mayer war im Fachverband der Film- und Musikwirtschaft seit 1983 für die Belange der Berufsgruppe Werbefilm tätig und Vorsitzender des Arbeitgeberausschusses. Er war damit wesentlich dafür verantwortlich, dass die Beziehungen zwischen Arbeitgebern- und Arbeitnehmern in der Filmwirtschaft in einem partnerschaftlichen und konstruktiven Umfeld abgelaufen sind und er trug wesentlichen Anteil an der soliden arbeitsrechtlich vereinbarten Grundlage des Kollektivvertrags, den er mit seinem umfassenden arbeitsrechtlichen Wissen über Jahrzehnte geprägt hat.

Im Zuge der 12. Generalversammlung am Montag in Cannes wurde die Geschäftsführerin des Filmfonds Wien, Gerlinde Seitner, als Präsidentin von Cine-Regio bestätigt. Sie setzt damit für ein weiteres Jahr die strategische Leitung des Interessenverbands der europäischen Regionalfilmförderstellen fort. Gerlinde Seitner gehört seit vier Jahren zum Vorstand und übt seit einem Jahr die Präsidentschaft aus. Der Filmfonds Wien zählt zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks. Bei den Filmfestspielen 2017 in Cannes wurden acht der 19 Wettbewerbsfilme und jeder zweite Film in der Sektion Un Certain Regard von Cine-Regio-Mitgliedern gefördert. Gerlinde Seitner

Oscarpreisträger Bille August dreht für Satel Film

Neben diesen Funktionen, für die wir ihm unendlichen Dank schulden, und neben seiner Tätigkeit als Leiter einer der größten ältesten Werbefilmfirmen Österreichs war Prof. Mayer seit 2002 Leiter des Institutes Film und Fernsehen (Filmakademie Wien) und dort für die Bereiche Produktion und Arbeitsrecht lehrend zuständig. Prof. Mayer trägt wesentlichen Anteil daran, dass die Filmakademie Wien nun europaweit als wesentliche universitäre Lehrstätte für Filmberufe auf Hochschulniveau anerkannt ist. Im Rahmen seiner Tätigkeit wurden an der Universität bekannte österreichische Regisseure (z.B.: Barbara Albert u.v.a.) unterrichtet – Prof. Michael Haneke ist nach wie vor als Lehrender dort tätig. Würde man versuchen alle seine Preise und Auszeichnungen aufzuzählen, wäre der Umfang einer Presseaussendung wohl überschritten – besonders erwähnt werden sollte nur das „Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“, „Das österreichischen Ehrenkreuz der 1.Klasse für Kunst und Wissenschaft“, „Das Silberne Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ und unzählige Staatspreise für den Bereich Fernseh-, Kinowerbung- u. Wirtschaftsfilm. Prof. Mayer war eine herausragende Persönlichkeit – auch im persönlichen Kontakt war sein oft beißender, aber nie verletzender Humor geschätzt und sind viele seiner von trockenem Witz und Weisheit geprägten Ansprachen bei der von ihm eingeführten jährlich stattfindenden Film-Gala der Verein der Freunde Filmakademie Wien noch bestens in Erinnerung. Man konnte lachen und lernen! Wir werden in in ehrender und freundschaftlicher Erinnerung behalten.

22

RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl, Oscarpreisträger Bille August & das Team der Satel-Film

Einen echten Coup landete die Wiener Satel Film, gemeinsam mit dem Fernsehfonds Austria. In Kooperation mit der Nordisk Film entwickeln die Wiener Serienspezialisten (u.a. Soko Donau, Die Toten von Salzburg) „A Fortunate Man“ die TV-Adaption des Romanzyklus „Lucky Per“ des dänischen Literaturpreisträgers Henrik Pontoppidan († 21. August 1943). Regie in dem 4-teiligen TV-Event führt der Oscarpreisträger und Gewinner der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen von Cannes, Bille August. August zählt zu den erfolgreichsten skandinavischen Filmemachern. Neben einem Oscar für „Pelle, der Eroberer“ feierte er internationale Erfolge mit Filmen wie „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ und „Das Geisterhaus“ oder der Serie „Die Abenteuer des jungen Indiana Jones“. In „A Fortunate Man“ skizziert August das Leben eines jungen Mannes, der mit seiner tief religiösen Familie bricht, um Ingenieur zu werden. Jahre später, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, holt ihn seine soziale Herkunft jedoch unerbittlich ein… Mit Spannung sieht der geschäftsführende Gesellschafter der Satel Film, Heinrich Ambrosch, dem Drehstart im Oktober in Österreich entgegen. „Mit einem Oscarpreisträger in Österreich


Vorfreude auf Cannes-Gewinner „Wir freuen uns sehr, dass Ruben Östlund mit THE SQUARE (AT) die Goldene Palme erhalten hat. Es ist nach HÖHERE GEWALT bereits unsere zweite Zusammenarbeit und so haben wir uns bereits auf Drehbuchbasis bei diesem Projekt engagiert. Ruben Östlund ist einer der talentiertesten Regisseure unserer Zeit und hält uns mit seiner Gesellschaftssatire auf unterhaltsame Art einen Spiegel vor. Um mit diesem klugen Arthousefilm auch ein breiteres Publikum zu erreichen, wird uns die begehrte Palme von Cannes sicher eine Hilfe sein,“ ist sich Fabien Arséguel, Geschäftsführer Alamode Film sicher. Nach dem höchst sehenswerten vierter Spielfilm „Höhere Gewalt“ , der in Cannes bereits 2014 mit dem Preis der Jury und insgesamt mit über 30 internationalen Film- und Festivalpreise ausgezeichnet wurde, begibt sich der schwedische Regisseur Ruben Östlund in „The Square“ in die schillernde Welt der modernen Kunst und öffnet ihre moralischen Falltüren. Erneut wirft er mit seinem vielschichtigen und sarkastisch-entlarvenden Humor und komplexen Dramaturgie brisante Fragen zu dem aktuellen Selbst- und Gesellschaftsbild auf. Ruben Östlund vereint neben Hauptdarsteller Claes Bang (Die Brücke) die Schauspiel-Stars Elisabeth Moss (Mad Men) und Dominic West (The Wire) in seinem Ensemble. In Österreich wird „The Square“ Ende des Jahres im Verleih des Filmladen anlaufen.

dotdotdot feiert dreifach! Ein irreguläres und gleich dreifaches Jubiläum ist für ein Filmfestival, das ein ausgeprägtes Faible für ungewöhnliche Leinwandformate pflegt, gerade recht. Das im schönen Innenhof des Volkskundemuseums im 8. Bezirk abgehaltene dotdotdot blickt heuer auf 10 Jahre Kurzfilmsommer in Wien, 8 Jahre Open Air Kurzfilmfestival im 8. und 3 Jahre Filmfestival mit den 3 Punkten zurück. 170 handverlesene kurze und mittellange Filme stehen heuer auf dem Programm, wenn sich das Volkskundemuseum Wien wieder acht Wochen lang in das Festivalzentrum von dotdotdot verwandelt. Gefeiert wird übrigens auch der 100. Geburtstag des Museums. Zum Jubiläumsjahr von dotdotdot wird ein

neuer Publikumspreis aus der Taufe gehoben, auf die vergangenen acht Jahre zurückgeblickt und werden Szenarien für die Zukunft des österreichischen Films entworfen. Anlässlich des Kinostarts von Bady Mincks neuestem Film MappaMundi im Herbst 2017 ist der in Luxemburg geborenen und in Wien lebenden Künstlerin und Filmema- Innenhof des Volkskundemuseums cherin die erste vollständige Werkretrospektive gewidmet, die hierzulande zu sehen ist. Nach der Auseinandersetzung mit Lyrik (2015) und Tanz (2016) Fortsetzung der mehrjährigen interdisziplinären Reihe »connecting the dots«, die Kurzfilm und andere Kunstgattungen zueinander in Beziehung setzt, die kurze Formate hervorbringen. Heuer werden in Kooperation mit dem Animafest aus Zagreb und ASIFA AUSTRIA gezeichnete Welten, die mitunter ein düsteres Abbild der unseren entwerfen, auf der Leinwand zum Leben erweckt. 4.7.-1.9.2017 dotdotdot • Open Air Kurzfilmfestival dotdotdot 4plus • Filmfestival für Menschen ab 4 Jahren Location: Volkskundemuseum Wien • 8., Laudongasse 15-19 • www.dotdotdot.at

Ein Sommer im Schloss

Wenn man sich das vielfältige Programm des Renaissanceschloss Neugebäude in Wien/Simmering anschaut, sollte man seinen Urlaub eventuell gleich an der Donau verbringen. Von Musik über Ausstellungen bis hin zum sehr ambitionierten Kinoprogramm reicht die Palette : für Kinder, Oldtimerfreunde bis hin zu Sterndlguckern. Erreichbar ist das Schloss Neugebäude schnell und bequem mit der U-Bahn-Linie U3 bis Simmering und mit dem Autobus 73A (bis Station „Schloss Neugebäude/Nemethgasse“). Darüber hinaus stehen mehr als 250 Gratis-Parkplätze zur Verfügung und auf der Web-Site gibt es einen praktischen Routenplaner für Autofahrer. „Ein Sommer im Schloss“ - Schloss Neugebäude 1110 Wien, Otmar-Brix-Gasse 1 (verlängerte Meidlgasse) www.schlossneugebaeude.at Kino im Schloss www.kinoimschloss.at

23

Foto © KarlValent_dotdotdot.jpg

zu drehen, ist ein echter Meilenstein in unserer Firmengeschichte. „2004 wurde der Fernsehfonds Austria von der Bundesregierung zur Stärkung der österreichischen Filmwirtschaft eingerichtet. Dass österreichische Produzenten mittlerweile auch große internationale TV-Koproduktionen mit Partnern außerhalb des deutschsprachigen Raums umsetzen, demonstriert den Erfolg dieser Maßnahme. Die österreichisch-dänische Produktion „A Fortunate Man“ ist eine Premiere: Es ist die erste TV-Produktion mit Unterstützung des Fernsehfonds Austria, die von einem Oscarpreisträger realisiert wird. Von diesem Knowhow-Transfer profitiert die gesamte österreichische Filmwirtschaft,“ so der für den Fernsehfonds Austria verantwortliche Geschäftsführer der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR-GmbH) Alfred Grinschgl.


filmbiz Österreichischer Musikvideopreis 2017

Peter Kutin und Florian Kindlinger

Die Band VENTIL um Peter Kutin und Florian Kindlinger hat mit “Bulletproof ” am Samstag den Österreichischen Musikvideopreis 2017 gewonnen. Kutin und Kindlinger verschmelzen musikalisch Einflüsse von Techno, Industrial und Avantgarde und generieren das Ton- und Bildmaterial ihres jüngsten Videos aus der Zerstörung einer Panzerglasscheibe. Zum besten internationalen Musikvideo wurde “Territory” von The Blaze gekürt. Auch hier zeichnen die Musiker Guillaume und Jonathan Alric selbst für das Video verantwortlich. Der Österreichische Musikvideopreis ist von der FAMA (Film & Music Austria) mit 1.000 Euro dotiert. Der internationale Musikvideopreis, vom Museumsquartier/Q21 mit einer einmonatigen Residency in Wien dotiert, geht laut Jury an ein Video, das “es schafft, die Hoffnungslosigkeit, die Freude und die überwältigende Komplexität der conditio humana in nur fünf Minuten darzustellen.”

Rekord für Crossing Europe 23.000 film- und musikbegeisterte Festivalgäste belebten Ende April Linz, um beim Crossing Europe eine cineastische Reise durch das krisengeschüttelte Europa anzutreten. Im Vergleich zum Vorjahr konnten 1.000 BesucherInnen mehr gezählt werden – dieser Zuwachs war vor allem direkt in den Kinos bei den Filmvorführungen auszumachen. Fast fünf Tage Regenwetter und der Feiertag trugen sicherlich auch dazu bei, dass sich der Publikumszuspruch vom ersten Festivaltag an so positiv entwickelt hat. Neben den Filmvorstellungen waren aber auch die Ausstellungen, Talks, Performances und die musikalische Nigthline bei CROSSING EUROPE sehr gut besucht. Mit 23.000 BesucherInnen wurde die letztjährige Rekordmarke deutlich überschritten, was als schöne Bestätigung der programmatischen Ausrichtung des Festivals gewertet werden darf, und das gesamte Festivalteam rund um Christine Dollhofer freudig und hoffnungsfroh in Richtung Jubiläumausgabe im kommenden Jahr blicken lässt, wenn sich CROSSING EUROPE dann zum 15. Mail als Gastgeber Europas präsentieren wird. Insgesamt 160 ausgewählte Spiel- und Dokumentarfilme aus 43 verschiedenen Ländern (davon insgesamt 107 Premieren) wurden heuer in den zum Großteil ausverkauften Kinos präsentiert, an die 700 akkreditierte Fachgäste aus dem In- und Ausland – darunter rund 130 Filmgäste – Crossing Europe-Preisträgerin Hana Jušić wurden gezählt. Und das sind die Preisträger 2017 CROSSING EUROPE Award – Best Fiction Film NE GLEDAJ MI U PIJAT / QUIT STARING AT MY PLATE von Hana Jušić, HR/DK 2016 CROSSING EUROPE Audience Award - Best Fiction Film HJARTASTEINN / HEARTSTONE von Guðmundur Arnar Guðmundsson, DK/IS 2016

Volontariatsarbeitsverhältnisse für Asylwerber

CROSSING EUROPE Social Awareness Award - Best Documentary RODNYE / CLOSE RELATIONS von Vitaly Mansky, LV/DE/EE/UA 2016

Das Sozialministerium hat einen Erlass herausgegeben, wo ein größerer Spielraum bei Volontariatsarbeitsverhältnisse für Asylwerber geschaffen werden soll und der sich mit ausländerbeschäftigungs- und sozialversicherungsrechtlichen Abklärungen befasst. Dazu gibt es auch einen Mustervertrag samt Erläuterungen, der mit dem Arbeitsmarktservice, der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt und den Gebietskrankenkassen abgestimmt ist. Zur Vorsicht sei darauf hingewiesen, dass die hier genannten Anlern- und Hilftstätigkeiten im konkreten Arbeitsverhältnis lediglich eine untergeordnete Rolle spielen dürfen. Erlass, Mustervertrag und Erläutungen finden sich im Download-Bereich www.wko.at.

CROSSING EUROPE Award - Local Artist ODERLAND. FONTANE von Bernhard Sallmann, DE 2016 KAUGUMMIZIGARETTEN von Marie Luise Lehner, AT 2016

24

CROSSING EUROPE Innovative Award - Local Artist FETISH FINGER von Susanna Flock, AT 2016 CREATIVE REGION MUSIC VIDEO Audience Award NAKED THOUGHTS - ALPINE DWELLER von Josef Fink, David Haunschmidt, AT 2016


filmbiz Kollektivvertrag Filmberufe ab 1.7. gültig – kürzer, leichter lesbarer Der Fachverband der Film- und Musikwirtschaft ist zusammen mit der Gewerkschaft younion Kollektivvertragsverhandlungspartner für die in der Film- und Musikwirtschaft geltenden Kollektivverträge der Filmschaffenden und Nicht-Filmschaffenden (alte Betitelung). Seit nunmehr zwei Jahren gibt es Bemühungen der Sozialpartner, den in die Jahre gekommenen Kollektivvertrag für Filmberufe, der seit einigen Jahrzehnten inhaltlich kaum an die arbeitsrechtlichen geänderten Rahmenbedingungen angepasst wurde, zu entschlacken. Wie Müller vom Fachverband FAMA dazu meint, sei der KV Filmschaffende in vielen §§ inzwischen ein „Anachronismus“ geworden, Gerhard Schedl, Vorsitzender der Filmsektion in der Gewerkschaft younion nennt diese Überarbeitung die inhaltlich größte Änderung seit Bestehen des KV’s. Der KV Filmschaffende, der nunmehr KV Filmberufe heißen wird und mit 1.7.2017 in Kraft tritt, sieht tatsächlich deutlich verschlankt aus. Abgesehen von der Namensänderung (schon für sich ein Eingriff in wohl erworbene Gewohnheiten) präsentiert er sich nun in einem gemeinsamen Heft mit dem Kollektivvertrag Nichtfilmschaffende. Damit ist nun auch klargestellt, dass es kein Dienstverhältnis im Bereich der Film- und Musikwirtschaft gibt, das nicht zumindest einem der beiden Kollektivverträge unterzuordnen ist. Der Kollektivvertrag Filmberufe selbst, scheint eigentlich nur eine Konstante zu haben: Der berühmte § 7 mit der 60-Stunden-Woche, die wesentlicher Teil der Arbeitswelt der Filmberufe darstellt. Müller dazu: „Der § 7 bleibt, was und wo er ist, und regelt mit den vorgesehenen, am Arbeitszeitgesetz orientierten rechtlichen Möglichkeiten, die wohl wichtigste und effizienteste Form, in dem Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen der Filmwirtschaft zusammenarbeiten.“ Rundherum wurde die Nomenklatura aber deutlich geändert. Im Gagenbereich ist abgesehen von der ohnehin bereits seit 1.1.2017 um 1,25 % angehobenen Mindestgagentarifen die auffälligste Änderung wohl die Streichung des Trainees und die Änderung in „Filmhilfskraft“, die nunmehr nicht nur eine auszubildende Tätigkeit umfasst, sondern grundsätzlich Filmassistenz-Tätigkeiten und mechanische Arbeiten. Gleichzeitig wurde die Monatsgage aber auf € 1.000 angehoben, wie dies auch der Einigung der Sozialpartner aus dem Jahre 2009 entspricht. Vor dem 1.7.2017 abgeschlossene Verträge sind davon aber zumindest bis 31.12.2017 nicht betroffen. Wichtig ist auch die Klarstellung, dass grundsätzlich auch die im Mindestgagentarif genannten Tätigkeiten unter bestimmten Umständen als Honorarvertrag (Werkvertrag) ausgeübt werden können – natürlich aber nur dann, wenn weiter die arbeitsrechtlichen Merkmale einer selbstständigen Tätigkeit überwiegen. Der Kollektivvertrag kann schließlich - wenngleich auf Gesetzes-Status nicht die arbeitszeitrechtlichen Vorschriften derogieren. Eine wesentliche Klarstellung, sind auch die im alten Kollektivvertrag längst arbeitsrechtlich redundanten Vorschriften über das Rücktrittsrecht. Wenngleich im heterogenen und auf Flexibilität ausgelegten operativen Filmgeschäft Änderungen

von Arbeitsbedingungen – wie beispielsweise kürzere oder längere Drehzeiten – durchaus mit der notwendigen Flexibilität gehandhabt werden müssen, ist doch festzustellen, dass einseitige Veränderungen eines Arbeitsvertrags arbeitsrechtlich nicht zulässig sind. Wenngleich – wie Müller dazu anführt, das „österreichische Arbeitsrecht nicht hinlänglich auf die Belange der Kultur- und Kreativwirtschaft und die dort notwendige Flexibilität Rücksicht nimmt“ – so hat doch der Kollektivvertrag das geltende Arbeitsrecht und die oberstgerichtliche Judikatur zu berücksichtigen. Demgemäß ist zu akzeptieren, dass ein einseitiger Rücktritt eines bestehenden Arbeitsvertrags durch den Arbeitgeber nicht möglich ist. Die Lösung kann nur durch intelligente Vertragsgestaltung erfolgen, die möglichst zielgenau auf die notwendigen Arbeitsschritte fokussiert sei. Wesentliche Änderungen ergeben sich auch in den Regelungen für Dienstreisezeiten, wo nunmehr klar die Abgrenzung zwischen aktiven- und passiven Reisezeiten im In- und Ausland und die dafür notwendigen Vergütungsregeln beschrieben sind. Ewiger Knackpunkt von Kollektivvertragsbestimmungen waren auch die urheberrechtlichen Bestimmungen, die nun im § 18 unter „Rechte am Filmwerk“ zusammengefasst sind. Diese Bestimmung wurde wesentlich gestrafft. Inhaltlich nimmt sie aber auf die seit der letzten Urheberrechtsnovelle im § 38 ff des Urheberrechts festgelegten Änderungen 1:1 Bezug. Demgemäß wird im österreichischen Recht geltende Vermutungsregelung, die die Rechte mangels anderer Vereinbarung beim Produktionsunternehmen bündelt, übernommen. Gekürzt werden aber zahlreiche Bestimmungen im seinerzeitigen „UrheberrechtsParagraphen“ welche tatsächlich nicht notwendigerweise einer Regelung im Kollektivvertrag bedürfen, sondern sehr wohl individuell im Arbeitsvertrag geregelt werden können und sollen. Auf die Notwendigkeit, auch im Hinblick auf Urheber- und arbeitsrechtliche Normen sich mehr und mehr auf konzise schriftliche Verträge zu verlassen, wird ohnehin von den Sozialpartnern einhellig verwiesen. Viele arbeitsrechtliche Unklarheiten, die bei einer nachträglichen Überprüfung zu Problemen führen können, könnten damit vermieden werden. Das Maximalbudget für Werkstattprojekte wurde auf € 1,5 Mio. angehoben und ist damit auch den Richtlinien des Österreichischen Filminstituts weitgehend angeglichen worden. „Wir erhoffen uns mit den neuen Regelungen, mehr Transparenz im Verhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Filmwirtschaft „so Müller und Schedl unisono. Wo es Unklarheiten gäbe, ist es beabsichtigt, gemeinsam in einem FAQ-Sektor die Fragen der Branche, die die Sozialpartner nun sukzessive abarbeiten und beantworten wollen, übersichtlich darzustellen. Bei verschieden Fall-Konstellationen, wie sie in der Filmwirtschaft üblich seien, können auch durch den Kollektivvertrag sicher nicht umfassend alle Fälle beantwortet werden. Der Kollektivvertrag ist ab 1. Juli 2017 online auf den Webseiten der Filmsektion (www.avmedien.at) und des Fachverbandes (www.filmandmusicaustria.at) downloadbar und kann – nach Maßgabe vorhandener Exemplare auch im Fachverband angefordert werden.

25


filmbiz

Fernsehfonds Austria: 13,5 Jahre Fördertätigkeit Der Rückblick auf die bisherige Förderarbeit des Fernsehfonds Austria ist gleichzeitig ein Rückblick auf die Tätigkeit von Alfred Grinschgl, der im Sommer 2017 seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer des Fachbereichs Medien der RTR niederlegen und in den Ruhestand treten wird. Grinschgl ist bereits seit Gründung des Fernsehfonds Austria im Jahr 2004 zuständig für die Vergabe der Fördermittel aus dem Fonds.

Alfred Grinschgl

26

In seine Amtszeit fällt die Förderung von bisher insgesamt 599 Projekten mit einer Gesamt-Fördersumme von knapp 147 Mio. Euro, mit denen eine Wertschöpfung von 493 Mio. Euro in Österreich erwirtschaftet wurde. Dies bedeutet, dass die Wertschöpfung des Fernsehfonds für Österreich die 3,3 fache Summe der gesamten Förderungen ausgemacht hat. „Diese Summe kann sich absolut sehen lassen und ist eine ausgezeichnete Begründung für eine weitere Erhöhung der jährlichen Gesamtmenge an Förderungen von derzeit 13,5 Millionen Euro auf zumindest 15 Millionen Euro“, meint Alfred Grinschgl. Die geförderten Projekte teilen sich in 215 Fernsehfilme, 24 Serien und 360 Dokumentationen. Besonderen Erfolg erzielten 2017 etwa die Produktionen „Die Toten von Salzburg“ (hergestellt von der SatelFilm mit Heinrich Ambrosch als Geschäftsführer) und die Doku „Die Königin von Wien – Anna Sacher und ihr Hotel“ (hergestellt von Nikolaus Geyrhalter Film). Bei den heurigen Romys erhielten diese beiden Projekte die Auszeichnungen „Bester TV-Film“ und „Beste Dokumentation TV“. Mit 1,2 Mio. Zuseherinnen und Zusehern schaffte der mit 1,6 Mio. Euro geförderte TV-Film „Anna Sacher und ihr Hotel“ (hergestellt von der MR-Film Kurt Mrkwicka Gesellschaft m.b.H.) eine besonders hohe Quote von 40 %. Die höchste Fördersumme seit Bestehen des Fernsehfonds ging mit 3,2 Mio. Euro 2016 an den Historien-Dreiteiler „Maximilian: Das Spiel von Macht und Liebe“, ebenfalls von der MR-Film hergestellt. Die über Jahre hinweg umfangreichste Serien-Produktion ist und war die Serie „Soko Donau“, die von

der Satel-Film hergestellt wird. Diese Serie, die von Jahr zu Jahr beliebter wurde und stets immer größere Reichweiten und Marktanteile erzielt hat, wurde vom Fernsehfonds Austria mit 22,6 Millionen Euro gefördert. „Soko Donau“ hat somit einen nachhaltigen Effekt auf die Produktionslandschaft und auf kreative Arbeitsplätze in Österreich. In den letzten Jahren wurden zehn Landkrimis (von Aichholzer Film, Allegro, EPO, Graf Film, Lotus-Film und Superfilm) gefördert, weiters zahlreiche Dokumentationen wie „Hypotopia – die Suche nach Verantwortung“ (Allegro), „Erich Meder – Lieder für die Ewigkeit“ (Kurt Mayer),„André Hellers Menschenkinder“ (Dor Film),„Maximilian von Mexiko – Der Traum vom Herrschen“ (Interspot), „Die österreichischen Roma“ (artkicks. DI Helmut Potutschnig) und viele weitere Dokumentationen. Neben den Spielfilmen und Serien war es ein besonderes Anliegen von Alfred Grinschgl und dem Team des Fernsehfonds Austria – unter der Teamleitung von Tünde Senhofer – Dokumentationen zu fördern. Seit dem Jahr 2016 wurden jedenfalls bereits zu Jahresbeginn 2 Mio. Euro für Dokumentarfilme reserviert.

4,2 Mio. Euro befinden sich für 2017 noch im Fördertopf Im Rahmen der 2. Antragsrunde 2017 für Förderungen aus dem Fernsehfonds Austria gingen Förderanträge für 29 Projekte ein. Die eingereichten Projekte umfassen fünf Fernsehfilme, drei Serien und 21 Dokumentationen. Die insgesamt beantragte Fördersumme beträgt 6,5 Mio. Euro. Von der jährlich mit 13,5 Mio. Euro dotierten Förderung stehen heuer jedoch nur noch rund 4,2 Mio. Euro zur Verfügung. Die Entscheidung darüber, welche Projekte Förderungen erhalten, fällt Ende Juni. Dass es einen dritten Antragstermin im heurigen Jahr geben wird, ist unwahrscheinlich.

Geplante Neuerungen Der Fernsehfonds Austria schlägt in einigen Bereichen Änderungen vor. So ist ein Ziel etwa die Ausweitung der Förderung auf Produktionen für den non-linearen Bereich. „Um zukünftig auch Pro-


filmbiz duktionen, die für die non-lineare Verbreitung vorgesehen sind, fördern zu können, wäre allerdings eine Gesetzesänderung notwendig. Derzeit ist die Förderung auf den klassischen und linearen Rundfunkbereich beschränkt. In einer Zeit, in der gerade junge Menschen zunehmend non-lineare Medien nutzen, möchten wir – als größte österreichische Förderinstitution für Fernsehproduktionen – gerne die Weichen stellen, um auch diesen Bereich in die Förderung integrieren zu können“, kommen-

tiert Alfred Grinschgl die geplanten Neuerungen. Auch ein Ausbau der Frauenförderung steht auf dem Programm. Schon jetzt werden Produktionen, bei denen weibliche Filmschaffende in wesentlichen Stabfunktionen tätig sind, verstärkt berücksichtigt. Jedoch sind, um sich der Gleichstellung von Frauen in der Filmbranche auch nur anzunähern, weitere Schritte notwendig. Als nächste Etappe arbeitet der Fernsehfonds derzeit an der Umsetzung eines Gender Budgetings.

ORF: 2,5 Mio Euro für Kinofilme Während Michael Hanekes „Happy End“ und Ali Soozandehs „Teheran Tabu“ im diesjährigen Wettbewerb in Cannes vertreten waren, hat der ORF bereits für zehn weitere Produktionen einen maßgeblichen Finanzierungsbeitrag zugesagt. Beim 171. Sitzungstermin der Gemeinsamen Kommission von ORF und Österreichischem Filminstitut wurden für jeweils fünf Spiel- und fünf Dokumentarfilme insgesamt rund 2,5 Millionen Euro Projekt- und Innovationsförderung im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens zugesagt. Nach ihrem TV-Regiedebüt mit der ORF-Stadtkomödie „Die Notlüge“ widmet sich Marie Kreutzer nun ihrem neuesten Kinoprojekt: In ihrem mit u. a. Emily Cox und Pia Hierzegger besetzten Drama „Der Boden unter den Füßen“ präsentiert Kreutzer eine sensible Auseinandersetzung mit psychischen Krankheiten in der heutigen Leistungsgesellschaft. Peter Simonischek und Jirí Menzel begeben sich in dem österreichisch-slowakisch-tschechischen Roadmovie „Der Dolmetscher“ auf eine Reise in die Vergangenheit. Gemeinsam mit Devid Striesow, Aglaia Szyszkowitz und Erwin Steinhauer bringt Regisseur Michael Kreihsl Daniel Glattauers „Wunderübung“ auf die Kinoleinwand. Die Newcomerin Alina Serban steht im gleichnamigen Drama als „Gipsy Queen“ an der Seite von Tobias Moretti vor der Kamera. Und Sudabeh Mortezai widmet sich nach ihrem gefeierten Debüt „Macondo“ in dem Spielfilm „Joy“ nun dem Tabuthema der illegalen Prostitution. Nach „Bauer unser“ geht Robert Schabus im Dokumentarfilm „Demos“ der Frage nach, warum die Demokratie westlicher Prägung in der Krise ist. Hubert Sauper widmet sich in „Epicentro“ dem Schauplatz Kuba, und Katharina Copony rekonstruiert mit „In der Kaserne“ ihre Familiengeschichte in einer österreichischen Kaserne. Und während in „The Big Jump“ der Schiflug in 3D in Szene gesetzt wird, dreht sich in „Wir sind das Dorf“ alles um die Erhaltung dörflicher Strukturen.

Die finanzierten Projekte der 171. Sitzung der Gemeinsamen Kommission von ORF und Österreichischem Filminstitut im Detail: Der Boden unter den Füßen / Spielfilm Buch und Regie: Marie Kreutzer / Produktion: Novotny&Novotny Film Inhalt: Unter der Regie von Marie Kreutzer spielen Emily Cox und Pia Hierzegger zwei ungleiche Schwestern. Eine sensible Auseinandersetzung mit psychischer Krankheit in unserer Leistungsgesellschaft. Der Dolmetscher / Spielfilm Buch: Marek Lešcák / Regie: Martin Šulík / Produktion: coop99 Filmproduktion / Inhalt: Der 80-jährige Slowake Ali (Jirí Menzel), Sohn von Holocaust-Opfern, und der Österreicher Georg Grabner (Peter Simonischek), Sohn eines SS-Schergen und mutmaßlichen Mörders von Alis Eltern, begeben sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Die Wunderübung / Spielfilm Buch und Regie: Michael Kreihsl / Produktion: Allegro Film Inhalt: Eine Probestunde bei einem Paartherapeuten. Michael Kreihsl inszeniert diese Beziehungskomödie mit Aglaia Szyszkowitz, Devid Striesowund Erwin Steinhauer nach der gleichnamigen Vorlage von Daniel Glattauer. Gipsy Queen / Spielfilm Buch und Regie: Hüseyin Tabak / Produktion: Dor Film Inhalt: Die Newcomerin Alina Serban spielt neben Tobias Moretti eine junge Mutter, Romni und Boxerin, die sich allen Widerständen zum Trotz versucht, ihres Schicksals zu bemächtigen.

27


filmbiz Joy / Spielfilm Regie und Buch: Sudabeh Mortezai / Produktion: Freibeuter Film Inhalt: In ihrem zweiten Spielfilm nach„Macondo“ erzählt Sudabeh Mortezai von der jungen in Österreich lebenden nigerianische Prostituierten„Joy“, die versucht, für sich und ihre Tochter ein selbstbestimmtes Leben zu erkämpfen. Demos / Dokumentarfilm Buch und Regie: Robert Schabus / Produktion: Allegro Film Inhalt: Warum ist die Demokratie in der Krise? Nach seinem Kinoerfolg mit„Bauer unser“ macht sich Robert Schabus von Österreich ausgehend über mehrere Länder der europäischen Union auf die Suche nach Rissen in unseren Gesellschaften. Epicentro / Dokumentarfilm Buch und Regie: Hubert Sauper / Produktion: KGPFilm Inhalt: Hubert Sauper setzt sich in seinem neuen Film am Beispiel Kubas mit dem geopolitischen Schmetterlingseffekt auseinander.

In der Kaserne / Dokumentarfilm Innovationsförderung Buch und Regie: Katharina Copony / Produktion: KGPFilm Inhalt: Heranwachsende Mädchen in einer Militärkaserne, das Zuhause einer Großfamilie in einer kriegerischen Umgebung. Eine filmische Familienrekonstruktion vor Ort. The Big Jump / Dokumentarfilm Buch und Regie: Ernst Kaufmann / Produktion: Sigma Film Inhalt: „The Big Jump“ ist eine abenteuerliche 3D-Reise in die Welt des Skifliegens mit spektakulären Aufnahmen von einer HightechSportart zwischen euphorischem Hochgefühl, brutalem Training und der Überwindung der Angst. Wir sind das Dorf / Dokumentarfilm Innovationsförderung Buch und Regie: Gesa Hollerbach / Produktion: Amour Fou Vienna Inhalt: Landflucht, Privatisierung des öffentlichen Raums – was nun? Gesa Hollerbach porträtiert Menschen, die mit Mut und viel Eigeninitiative versuchen, diesen Tendenzen entgegenzuwirken.

International Emmy Awards in Wien Bereits zum siebten Mal wird Wien zum Schauplatz der Semifinaljurierung der International Emmy Awards, die als wichtigster Preis der TV-Branche gelten. Im Film, Sound & Media erläutern die einladenden Gastgeber Beatrice Cox-Riesenfelder (Geschäftsführerin ORF-Enterprise), Katharina Jeschkle (Geschäftsführerin IMZ) und Produzent Nils Klingohr die Bedeutung dieses Events. Welchen Stellenwert haben die Emmy Awards im internationalen TV-Business? BEATRICE COX-RIESENFELDER: Die International Emmy Awards werden bereits seit 1969 von der International Academy of Television Arts & Sciences mit Mitgliedern aus mehr als 70 Ländern verliehen. Sie sind unbestritten der wichtigste Preis, den es in der Fernsehbranche zu holen gibt. Sie als „Oscars des Fernsehens“ zu bezeichnen, ist absolut keine Übertreibung. Die Preisverleihung im November 2017 in New York City ist das Event der Branche und eine Leistungsschau der Top-Produktionen. Die Awards zeichnen nicht nur Qualität aus, sondern sind auch ein Maßstab für Trends, die künftig die Fernsehwelt prägen werden. Aus eigener Erfahrung durch die Verantwortung für den Bereich Content Sales International bei der ORF-Enterprise weiß ich, welchen ungeheuren Stellenwert die International Emmy Awards für die Preisträger haben: Ausgezeichnete Produktionen zählen auf den großen internationalen Programmmessen zu den Bestsellern. NILS KLINGOHR: Die International Emmy Awards

28

sind die prestigeträchtigste Auszeichnung der gesamten Fernsehwelt. Alleine unsere Nominierung unter den Besten vier von 700 Einreichungen für die für den ORF produzierte Universum Dokumentation „Afrikas Wilder Westen“ im Jahr 2015 hat uns Bestätigung gegeben, wie erfolgreich Markenware – auch aus einem kleinen Land wie Österreich stammend – international reüssieren kann. Mit der Nominierung kamen noch mehr Anfragen aus der ganzen Welt – eine weitere Bestätigung für unser verstärktes internationales Engagement der letzten 20 Jahre. Ich möchte daher allen Kollegen empfehlen, einzureichen. Im Falle der Nominierung ist die Award-Gala in New York zudem eine großartige Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und sich einen Überblick über exzellente Leistungen aus der ganzen Welt zu verschaffen. Seit 2010 ist Wien Schauplatz der SemifinalRunden. Wie kam es dazu? KATHARINA JESCHKE: Die Geschichte reicht schon bis in das Jahr 2002 zurück. Damals wurde mein Vorgänger Franz Patay (Anm.: heute Geschäftsführer der


filmbiz

Vereinigten Bühnen Wien) Mitglied bei der International Academy of Television Arts & Sciences. Er hat sehr schnell Gespräche aufgenommen, um das IMZ International Music + Media Centre als Host für die Semi Final Round of Judging zu etablieren. Dafür gab es zwei klare Gründe, die bis heute unverändert geblieben sind: Über die Mitglieder des IMZ verfügen wir zum einen über einen einzigartigen und sehr großen Pool an ausgewiesenen Experten für Kulturprogramme. Zum anderen sind wir eine internationale Organisation mit Sitz in Wien und wollten die europäische Kultur und das Know-how einbringen, da die Awards damals noch sehr US-amerikanisch geprägt waren. Das IMZ und die Academy haben dann sehr rasch das gemeinsame Anliegen formuliert, die Qualität von Kulturprogrammen zu erhöhen. Aus unserem Background heraus haben wir seither die Bereiche „Arts Programming“ oder „Documentary“ gehosted. Die erste Semi Final Round of Judging fand bereits 2002 in Salzburg statt. Es folgten Jurysitzungen in Amsterdam und Aman (2003) sowie Prag (2007 und 2009). 2010 sind die IEmmys nach Wien gekommen, wo die Semifinal-Jurierung seither - mit einer kleinen Unterbrechung in Berlin 2012 - stattfindet. 2013 konnten wir die ORF-Enterprise als Partner gewinnen, die durch ihre Content Sales International-Unit große Expertise mitbringt. Seit letztem Jahr freuen wir uns, mit Interspot Film einen dritten Partner an Bord zu haben, mit dem wir diesen Weg konsequent weiterhin beschreiten werden. Welche Besonderheiten (Kategorien, Programmpitching, Gästeliste, etc.) kann man in diesem Jahr hervorheben? JESCHKE: Heuer werden wir die Kategorien „Arts Programming“, „Documentary“ und „TV-Movies/ Mini-Series“ jurieren. Dies entspricht genau jenen Schwerpunkten für die wir drei als Hosts mit unserer jeweiligen Kernkompetenz stehen. Jeder von uns trifft eine Vorauswahl an Juroren, die dann von der International Academy of Television Arts & Sciences bestätigt werden muss. Gemäß dem Vertrag dürfen wir nicht allzu viel über die Jury verraten, aber wie bereits in den Vorjahren ist sie wieder sehr international. Das ist letztlich auch ein Vorteil für den Filmund Medienstandort Wien, wenn viele Entscheidungsträger die Stadt bei einem so hochkarätigen Event im Palais Schönburg kennenlernen. COX-RIESENFELDER: Wir erwarten Juroren unter

anderem aus Usbekistan, Frankreich, Qatar, Japan, Dänemark, Deutschland, Tschechien, Russland, Finnland und der Slowakei. Natürlich sind auch österreichische Experten bei der Jury-Runde vertreten, die heuer erstmalig im Hilton Vienna Plaza stattfindet. Darunter beispielsweise Erfolgsautor David Schalko, der international sehr gefragt ist und dadurch auch einen guten Überblick über das aktuelle Produktionsgeschehen hat. Oder der heimische Autor Thomas Raab. Ebenfalls aus Österreich kommt Regisseur Robert Dornhelm, dessen „Sacher“-Produktion nach dem großen Erfolg im ORF bereits international stark nachgefragt wird. Beim glanzvollen „Cocktail Prolongée“ im Palais Schönburg erwarten wir natürlich wieder einen bunten Reigen der heimischen Filmszene: Schauspieler, Autoren, Produzenten und Regisseure. Die Veranstaltung hat sich als Fixpunkt in der Szene etabliert. Welches Resumée kann man aus den bisherigen IEmmy-Veranstaltungen in Wien ziehen? JESCHKE: Wien ist auf jeden Fall unübersehbar auf der internationalen Landkarte als Medien- und Produktionsstandort verankert; auch deshalb weil Klaus Graf für „Das Wunder von Kärnten“ 2013 mit einem IEmmys Award ausgezeichnet wurde. Die internationale Vernetzung, die wir mit der Semi Final Round of Judging schaffen, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für österreichische Produktionsfirmen. Wir haben damit Österreich als wettbewerbsfähigen Produktionsstandort etabliert! Das hat beiderseitig positive Auswirkungen: Produktionen aus Österreich wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt und große internationale Produktionen zieht es immer öfter zu uns. Hier finden sie optimale Bedingungen vor und die IEmmys tragen dazu bei, diese Botschaft weltweit zu transportieren. KLINGOHR: Veranstaltungen wie die Semi Final Round of Judging sind für die gesamte heimische Filmwirtschaft essenziell! Die Filmbranche leistet einen Gesamtumsatz von rund einer Milliarde Euro und ist für 7.800 Arbeitsplätze in über 2.300 Unternehmen verantwortlich. Veranstaltungen wie die Semi Final Round of Judging sind ein wesentlicher Baustein für die internationale Kontaktpflege der österreichischen Filmwirtschaft. Durch internationale Vernetzung sind erst hochwertige Koproduktionen möglich, welche wiederum ein großer Wachstumstreiber sind. Was erhofft man sich als Veranstalter vom diesjährigen Event?

l-r: Beatrice Cox-Riesenfelder Nils Klingohr Katharina Jeschke

„Heuer werden wir die Kategorien „Arts Programming“, „Documentary“ und „TV-Movies/ Mini-Series“ jurieren. Dies entspricht genau jenen Schwerpunkten für die wir drei als Hosts mit unserer jeweiligen Kernkompetenz stehen.“

29


filmbiz „Es wäre eine tolle Bestätigung für die exzellente Arbeit, die in diesem Land geleistet wird, wenn es wieder einige Produktionen auf die Nominiertenliste schaffen oder sogar ein Award den Weg nach Österreich findet.“

COX-RIESENFELDER: In erster Linie hoffen wir, dass wir unseren internationalen Gästen wieder ein unvergessliches Bild von der Medien- und Filmstadt Wien mitgeben können. Aus Erfahrung der letzten Jahre wissen wir, dass die Juroren den Aufenthalt in Österreich genießen und gerne wiederkommen. Auf der Business-Ebene freuen wir uns über tolle Kontakte, aus denen sich vielleicht Kooperationen ergeben, die wieder dem Standort zugutekommen. Last but not least freuen wir uns auf einen tollen Abend beim Cocktail Prolongée, bei dem die ganze Branche mit unseren internationalen Gästen feiert und die glanzvolle Stimmung genießt. KLINGOHR: Bei den diesjährigen International Emmy Awards drücke ich allen österreichischen Einreichern die Daumen. Es wäre eine tolle Bestätigung für die exzellente Arbeit, die in diesem Land geleis-

tet wird, wenn es wieder einige Produktionen auf die Nominiertenliste schaffen oder sogar ein Award den Weg nach Österreich findet. JESCHKE: Ich freue mich darauf, unseren nationalen und internationalen Partnern und Gästen Österreich als Kultur- und Filmnation vorzustellen. Kulturelle Highlights wie die Salzburger Festspiele, das Neujahrs- und Sommernachtskonzert, die weltweit im Fernsehen zu sehen sind, schaffen eine enorme Umwegrentabilität und tragen zum ausgezeichneten Ruf Österreichs auf der Welt bei. Schließlich sind Kulturindustrie und Filmwirtschaft traditionell gute Partner, die unser Image im Ausland prägen. Besonders erfreut sind wir hinsichtlich der Tatsache, dass wir zum wiederholten Male die EBU European Broadcasting Union als Teilnehmer gewinnen konnten, die im Rahmen der IEmmys ihr Industrie-Treffen veranstalten.

EU-Kino: 1 Milliarde Besucher 2016 wurden in den 28 EU-Mitgliedstaaten schätzungsweise über 991 Millionen Kinokarten verkauft. Das sind 13,3 Millionen mehr als 2015 und der höchste Stand in der EU seit 2004. Allerdings gingen 2016 die kumulierten Bruttoeinspielergebnisse (in Euro) im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% leicht zurück. Die Erlöse lagen mit geschätzten 7,04 Mrd. EUR jedoch das zweite Jahr in Folge über der 7 Milliarden EUR Grenze. Dies ist das zweithöchste Niveau (nicht inflationsbereinigt) nach dem Rekordjahr 2015. Gründe für den leichten Rückgang der Bruttoeinspielergebnisse liegen unter anderem in der Tatsache, dass die Preise für die Kinokarten in einigen Ländern wie Italien, Spanien und Belgien gesunken sind, sowie im Rückgang der Einnahmen in Deutschland und – stark verstärkt durch die Abwertung des britischen Pfunds – im Vereinigten Königreich. Der durchschnittliche Preis für eine Kinokarte ist in der EU folglich erstmals seit fünf Jahren gesunken, und zwar von 7,4 EUR auf 7,1 EUR. Das Wachstum bei den Bruttoeinspielergebnissen war in der EU weniger homogen als 2015: In 19 Ländern stiegen die Einnahmen an der Kinokasse (in lokalen Währungen gemessen), in 8 der 27 EU-Länder, für die vorläufige Daten vorliegen, gingen sie zurück. Schlüsselt man das Wachstum nach einzelnen Ländern auf, so haben wir ein starkes Wachstum bei den Bruttoeinspielergebnissen in Frankreich, Spanien (+27,1 Millionen EUR, +4,7 %), Polen (+ 145 Milli-

30

onen PLN, +17.6 %), Italien (+24 Millionen EUR, +3.6 %), der Tschechischen Republik (+342 Millionen CZK, +20.5 %) und in der Slowakischen Republik (+22.3 %). Nur in einigen wenigen Märkten gingen die Bruttoeinspielergebnisse signifikant zurück, vor allem in Deutschland (-144 Millionen EUR, -12.3 %) und Belgien (-18 Millionen EUR, -10.9 %). Außerhalb der EU nahmen die Bruttoeinspielergebnisse vor allem in der Russischen Föderation zu, und zwar um 7,4 % auf 47,5 Milliarden RUB. Ursache war der erneute Anstieg der Kinobesucherzahlen: 2016 wurden in der Russischen Föderation 194,7 Millionen Kinokarten verkauft. Damit hat das Land ein weiteres Mal seine Position als zweitgrößter Kinomarkt in Europa nach Besucherzahlen ausgebaut. Auch in der Türkei stiegen die Bruttoeinspielergebnisse erneut, trotz eines leichten Rückgangs bei den Besucherzahlen, um 1,5 % auf 692 Millionen TRY. Das ist der höchste Stand in den letzten Jahrzehnten. Animationsfilme Pets und Findet Dorie 2016 auf Rang 1 der EU-Charts Im Gegensatz zu 2015, als eine kleine Zahl von USStudiotiteln für den Anstieg der Besucherzahlen


filmbiz verantwortlich war, verteilt sich das Wachstum 2016 auf eine vergleichsweise breite Palette von Produktionen: Während 2015 für jeden der drei Top-Filme (Star Wars VII, Minions und Spectre) mehr als 38 Millionen Kinokarten in der EU verkauft wurden, schaffte es 2016 kein einziger Film, die 30 Millionen-Marke verkaufter Kinokarten zu knacken. Die beiden TopFilme Pets (Originaltitel:The Secret Life of Pets) und Findet Dorie (Originaltitel: Finding Dory) lockten 26,5 bzw. 24,7 Millionen Besucher in die EU-Kinos. Insgesamt haben Animationsfilme 2016 in der EU sehr gut abgeschnitten, mit mehr als 8 Titeln unter den Top 20. Das waren neben den beiden oben genannten Top-Filmen beispielsweise noch Zoomania (Originaltitel: Zootopia) (22,3 Millionen Besucher), Das Dschungelbuch (Originaltitel: The Jungle Book) (20,5 Millionen) und Ice Age: Kollision voraus (Originaltitel: Ice Age: Collision Course (15,5 Millionen). Eine weitere Besonderheit bei den Kinoeinnahmen in der EU ist die Dominanz von Franchise-Filmen: 7 unter den Top 10 und 15 der Top 20 waren Sequels, Prequels, Spin-offs oder Reboots wie Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them) (23,4 Millionen Besucher), Rogue One (21,7 Millionen), Deadpool (19,8 Millionen) und Suicide Squad (16,7 Millionen). Lässt man die europäischen Filme mit finanzieller US Studio Beteiligung außer Acht, ist Bridget Jones’ Baby (Originaltitel: Bridget Jones’s Baby) der erfolgreichste europäische Film des Jahres 2016 mit insgesamt 16,3 Millionen verkaufter Kinokarten in der EU. Unter die Top 20 schaffte es nur noch eine einzige andere europäische Produktion, die italienische Komödie Der Vollposten (Originaltitel: Quo vado?) (9,5 Millionen), da kein anderer europäischer Film 2016 in der EU mehr als 5 Millionen Besucher in die Kinos locken konnte. Zunahme der Kinobesucher geht auf das Konto von US-amerikanischen Filmen – europäischer Marktanteil 2016 leicht rückläufig Wie bereits 2015 geht die Zunahme bei den Kinobesucherzahlen in erster Linie auf das Konto USamerikanischer Filme, deren Besucherzahlen um geschätzte 50 Millionen gestiegen sind. Dies ist auch der Grund, warum der Marktanteil US-amerikanischer Filme von 63,1 % im vergangenen Jahr auf 67,4 % gestiegen sind. Von den europäischen Filmen mit US Finanzierung (EUR inc) hat es nur ein einziger in die Top 20 geschafft: Phantastische Tiere und wo sie zu finden sind (Originaltitel: Fantastic Beasts and Where to Find Them). Der Marktanteil von EUR inc Filmen fiel infolgedessen von 7,1 % auf 3,6 %. Die Besucherzahlen bei europäischen Filmen blieben 2016 vergleichsweise konstant, ihr Marktanteil ging jedoch leicht von 27,0 % auf geschätzte 26,7 % zurück. Das ist das zweitniedrigste Niveau in den letzten fünf Jahren. Trotzdem haben europäische Filme auf mehreren nationalen Märkten recht gut abgeschnitten, vor allem in Frankreich (35,3 %), der Tschechischen Republik (29,5 %), Italien (29,1 %) und Finnland (28,9 %).

EU-Filmproduktion weiter auf Wachstumskurs Die EU-Filmproduktion hat auch im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Damit bestätigt sich der Wachstumstrend der letzten Jahre: Die geschätzte Zahl europäischer Kinofilme stieg von 1 663 auf 1 740 Produktionen 2016 (4,7 % mehr als 2015), das ist ein neuer Rekordwert. Insgesamt wurden in der EU etwa 1 133 Spielfilme (65 %) und 607 Dokumentarfilme (35 %) produziert. Der Anstieg geht in erster Linie auf eine Zunahme rein nationaler Filme zurück. Diese machten 2016 75 % des gesamten Produktionsvolumens bei den Kinospielfilmen aus. Digitalisierung der Kinos in Europa bei 93% Den Angaben von MEDIA Salles zufolge ist der Digitalisierungsprozess in der EU nahezu abgeschlossen. Ende 2016 hatten 22 EU-Mitgliedstaaten 90 % oder mehr ihrer Kinoleinwände digitalisiert. Lediglich in zwei Ländern lag die Digitalisierungsrate unter 70 %: in Litauen (64 %) und in der Tschechischen Republik (53 %). Ende 2016 gab es in Europa 29 848 digitale Leinwände, das sind rund 93 % der gesamten Leinwandbasis in der EU.

Bruttoeinspielergebnisse, Besucherzahlen und nationale Marktanteile in europäischen Ländern 2015 – 2016

31


filmbiz

„Klischees wurzeln immer in der Wirklichkeit“ Jugos tragen Jogger, Türken fahren 3er BMW und Wiener sind immer grantig. Solche Klischees bricht der junge Filmemacher Arman T. Riahi in seinem ersten, überaus komischen Spielfilm „Die Migrantigen“ mit Hitpotenzial. Unterhaltung mit Anspruch ist seine Devise.

Schauspieler, die im Film als Schauspieler Migranten spielen

Arman T. Riahi wurde 1981 im Iran geboren und ist in Wien aufgewachsen, wo er bereits als Schüler seine ersten Kurzfilme gemacht hat. Er studierte Medientechnik und hat als Grafik- und Screen-Designer in London und Wien gearbeitet. Seit 2005 arbeitet Riahi als freier Regisseur und Autor.

32

Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Culture-ClashComedy auch jenes Publikum erreichen, um das es im Film hauptsächlich geht? ARMAN T. RIAHI: Sie meinen die 2. bzw. 3. Generation mit Migrationshintergrund? Ich denke nicht, dass wir nur darauf abzielen. Wir haben wir im Film 60 Sprechrollen, da sollte für jeden etwas dabei sein. Außerdem wollen wir uns ja in der Darstellung migrantischer Kultur nicht nur auf ein Milieu beschränken. Tatsache aber ist, dass es in der 2. und mittlerweile 3. Generation der österreichischen Migranten ein ungeheures Potenzial an kreativen, jungen Menschen gibt und denen zu zeigen: „Schau wir haben es geschafft, probiert es auch!“, war auch mit eine Motivation diesen Film zu machen. Wir wollen diese Menschen sichtbar machen, denn wie man weiß und auch im Film thematisiert wird, sind beispielsweise Schauspieler mit Migrationshintergrund auf ein sehr beschränktes Rollenangebot angewiesen. Faris Rahoma und Aleksandar Petrović, mit denen ich gemeinsam das Drehbuch schrieb, wissen wovon sie reden. Ihnen wurde ihnen noch nie die Rolle des Österreichers angeboten, sondern immer nur die des ausländischen Taxifahrers, Kriminellen, Drogenhändlers, und so weiter. Und deswegen darf Petrovic in Ihrem Film einen klassischen Hipster spielen? RIAHI: Klar, wenn man die Hintergründe unseres Ensembles kennt, wird man sehen, dass wir einige Spitzen eingebaut haben um die Klischees zu kon-

terkarieren oder umzukehren, auch sehr oft sehr ironisch und satirisch sind, aber ich mag jetzt keine Aufzählung beginnen. Ich denke, das Publikum wird sich oft in Figuren und Situationen wiederfinden. Mich erinnert der Film vage an „Die Schlawiner“. Waren diese eine Art Vorbild? RIAHI: „Schlawiner“ war ein sehr interessantes Projekt, vor allem aufgrund der teilweise wie improvisiert wirkenden Dialoge. Aber „Die Migrantigen“ hatte ein direktes Vorgängerprojekt, nämlich die Comedy- Serie „Neue Wiener“, die wir vor sechs Jahren für PULS4 zu drehen begannen und in der ein kulturell durchmischter Freundeskreis in Wien im Mittelpunkt stand. Das Projekt wurde, nachdem schon die ersten 4 Folgen gedreht waren, aufgrund firmeninterner Quereleien der Produktionsfirma, die diese Serie damals hätte produzieren sollen, leider eingestellt. Nachdem wir uns aber in die Thematik schon so vertieft hatten, überlegten wir uns einfach ein neues Projekt, einen Spielfilm, der ein alltägliches Problem heutiger Menschen mit Migrationshintergrund ins Zentrum rückte: den öffentlichen oder medialen Erwartungen entsprechen zu müssen. Im Nachhinein hat es der Sache gut getan, denn „Die Migrantigen“ ist reifer, bissiger und auch witziger als „Neue Wiener“. Wo sehen Sie den Grat zwischen Authentizität und Klischee: Im Film wird damit spielerisch umgegangen, nach dem Motto alle Türken hören Gangsterrap, alle Werber dienen sich Dr.


filmbiz Mate an, alle Gemeindebaubewohner tragen Jogger und alle Tschecheranten sind politisch rechts? RIAHI: Wir können sicherlich spielerischer mit dem Thema Migration umgehen, da wir drei alle einen diesbezüglichen Hintergrund haben, nur im Unterschied, dass wir recht behütet aufgewachsen sind, wenn auch alle drei in unterschiedlichen sozioökonomischen Milieus. Der Migrationshintergrund ist ganz einfach zu unserer Identität geworden, aber ich möchte weg vom Täter-/Opfer-Klischee. Die Verkörperung der Klischees und Vorurteile, die durch die zweite Generation der Migranten selbst passiert, soll die Zuschauer nicht nur unterhalten, sondern ihnen auch die Angst nehmen – die Angst davor, Vorurteile zu haben, in Klischees zu denken, zu schubladisieren. Und vor allem die Angst davor, über dieses Thema zu lachen. Man kann den Film ganz seicht rezipieren oder aber hoffentlich auch den doppelten Boden entdecken und erkennen, dass wir intelligenten Mainstream abliefern wollen. Culture-Clash-Komödien stehen oft im Verdacht, stockkonservativ zu sein, indem sie Klischees verstärken anstatt kritisch zu hinterfragen. Hatten Sie die Befürchtung, auch in dieses Eck gestellt zu werden? RIAHI: Die Migrantigen ist Unterhaltung, jeder kann Dinge herausfiltern, die für sie oder ihn gesellschaftlich, sozial oder politisch relevant sind. Und es werden bei uns alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft durch den Kakao gezogen, so gesehen sind wir unverdächtig für eine bestimmte, politische Richtung zu stehen. Bei uns bekommt der „typische“ Österreicher genauso wie der „typische“ Ausländer oder der „typische“ Flüchtling, wie man ihn aus den Medien zugespitzt kennt, und eben all jene, die dazwischen sind – und das ist die Mehrheit der Menschen – sein/ ihr Fett ab. Niemand wird verschont. Sie haben zum ersten Mal eine Komödie gedreht, wollen Sie in diesem Genre bleiben ? RIAHI: Ich möchte mich auf gar nichts festlegen, aber dieser Stoff hat sich am besten als Komödie geeignet, die meisten Leute, die ins Kino gehen, wollen sich unterhalten lassen, zumindest was den heimischen Film betrifft und mein Ziel ist es natürlich, möglichst viele Menschen zu erreichen. Für mich ist Film in erster Linie eine Geschichte, die man zu erzählen hat. Die Mittel dafür sind zweitrangig. Ein hervorstechendes Merkmal – neben den grandiosen Kostümen – ist die Musik. Wie sehr sind Sie persönlich Kenner, wer hat diese ausgesucht? RIAHI: Mir ist Musik im Film sehr wichtig, man muss die richtige Tonalität und vor allem den richtigen Einsatz für die Musik finden. Bei der Suche nach der richtigen Musik war ich nicht alleine, aber die Musik muss natürlich zum Milieu stimmen, also haben wir die Richtung schon gekannt. Ich denke, es ist eine sehr gute Mischung geworden und dafür sind Musiker wie Brenk Sinatra, Ali Capone/Rapterror, Svaba Ortak bis hin zu 5/8terln in Ehr’n, Ankathie Koi

oder Bilderbuch verantwortlich. Durch sie haben wir auch den Soundtrack unseres Lebens im Film verewigen dürfen. Genüsslich wird im Film auch die Rolle der vermeintlich liberalen Journalistin auseinandergenommen: Was stört Sie an österreichischen Medien? RIAHI: Wir wollten aufzeigen, wie Medien manipulieren bzw. manipuliert werden können, ein hochkomplexes Thema, dem man mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. Mir selbst fehlt die Diversität in der Öffentlichkeit und in den Medien, mir sind die Geschichten zu gleichförmig, die Formate zu ähnlich, die Moderatoren zu bekannt. Ich hätte gerne neue Gesichter, vorzugsweise auch Leute mit Migrationshintergrund, Geschichten, die einen neuen Blickwinkel hervorbringen, denn erst wenn man nicht mehr drüber nachdenkt wo irgendwer herkommt ist Inklusion gelungen. Wo sind die Drehbücher mit Rollen für Menschen mit Migrationshintergrund, die eine gesellschaftlich relevante, vorbildliche oder auch ambivalente Figur verkörpern und mit dem Opfer-Täter-Modell brechen?

Turbulenzen am Rudolfsgrund

„Es werden bei uns alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft durch den Kakao gezogen, so gesehen sind wir unverdächtig für eine bestimmte, politische Richtung zu stehen.“

Die Migrantigen Die beiden in die Gesellschaft integrierten Freunde Benny und Marko täuschen für eine TV-Doku-Serie vor, arbeitslose Kleinkriminelle mit Migrationshintergrund zu sein, bis sich das Blatt wendet und die von ihnen erfundene Wirklichkeit sie einholt. Drehbuch: Arman T. Riahi, Aleksandar Petrovic, Faris Endris Rahoma Regie: Arman T. Riahi Kamera: Mario Minichmayr Schnitt: Cordula Werner Ton: Atanas Tcholakov Sound-Design: Nils Kirchhoff Kostümbild: Monika Buttinger Szenenbild: Martin Reiter Musik: Karwan Marouf Besetzung: Faris Endris Rahoma (Benny), Aleksandar Petrovic (Marko), Doris Schretzmayr (Weizenhuber), Daniela Zacherl (Sophie), Josef Hader (Regisseur), Margarethe Tiesel (Monika) Produzent*in: Arash T. Riahi, Karin C. Berger

33


filmbiz Demnächst im Kino:

15./16. Juni

13./14. Juli

10./11. August

Mein neues bestes Stück (Constantin) Mädelstrip (Fox) All Eyez on me (Constantin) Cars 3: Evolution (UPI) Agnus Dei - Die Unschuldigen (Thimfilm)

Spider-Man: Homecoming 3D (Sony) Zum Verwechseln ähnlich (Thimfilm) Whitney: Can I be me (Lunafilm)

Der dunkle Turm (Sony) Dalida (Thimfilm) Monsieur Pierre geht online (Filmladen)

20. Juli

17./18. August

Transformers: The last Knight (UPI)

Valerian - die Stadt der tausend Planeten (Constantin) Die Geschichte der Liebe (Prokino)

Tigermilch (Constantin) Meine Cousine Rachel (Fox) Barakah Meets Bearakah (Filmladen)

27./29./30. Juni

27. Juli

24. August

Zwei Missionare (Einhorn) Girls Night Out (Sony) Begabt - Die Gleichung eines Lebens (Fox) Dries (Prokino) Axolotl Overkill (Constantin) Die Verführten (UPI) Sommerfest (Filmladen) Der Tod von Ludwig XIV. (Filmgarten)

Ostwind- Aufbruch nach Ora (Constantin) Baby Driver (Sony) Sie nannten ihn Spencer (Thimfilm) Wish Upon (Einhorn)

Tulpenfieber (Thimfilm) Atomic Blonde (UPI)

22. Juni

6./7. Juli Ihre beste Stunde (Filmladen) Die Erfindung der Wahrheit (Universum) Small Town Killers (Thimfilm) EIn Chanson für dich (Thimfilm) Ich, einfach unverbesserlich 3 (UPI) Das Pubertier (Constantin)

34

03./04. August Griessnockerlaffäre (Constantin) Planet der Affen: Survival (Fox) Emoji - Der Film 3D (Sony) Final Portrait (Filmladen) Die göttliche Ordnung (Thimfilm) Alibi.com (Constantin)

31.08./1. September Killer‘ s Bodyguard (Fox) Baby Driver (Sony) Jugend ohne Gott (Constantin) Das Löwenmädchen (EInhorn) Die Liebhaberin (Filmgarten) 7/8. September Nur Gott kann mich richten (Constantin) Barry Seal - Only in America (UPI) The Limehouse Golem (Costantin)


filmbiz

35


filmbiz

VFX Meets Film Die Fachvertretungen Wien, Niederösterreich und Burgenland luden gemeinsam mit dem Fachverband der Filmund Musikwirtschaft ins Wiener Gewerbehaus, um den Status Quo der Beziehung von Visual Effects Unternehmen und der heimischen Filmbranche und Kooperationsmöglichkeiten zu eruieren.

Hochkarätig besetztes Podium bei der Fachveranstaltung „VFX meets Film“

36

Visual Effects Unternehmen machen Werbefilme, Games, Visual Effects – inzwischen weltweit anerkannt durch Mitwirkung bei internationalen Projekten wie Animationsserien, Kinofilmen wie „Independence Day“ und haben internationales Knowhow in Konzept, Visualisierung und Umsetzung klassischer visueller CG-Effekte (computer generated). Eine hochkarätig besetztes Podium ging der Frage nach, wie sich die VFX-Branche und die Filmbranche verstärkt synergetisch befruchten könnten. Andreas Trautz vom VFX Cluster Baden-Würtemberg erläuterte im Einstiegsreferat die Situation in der deutschen VFX-Hochburg Stuttgart. So sei Baden-Württemberg Deutschlands Top-Standort im Bereich Visuelle Effekte und Animation. Zahlreiche renommierte Auszeichnungen (Oscar, zwei Emmy Awards, Deutscher Computerspielpreis) holten die hier arbeitenden VFX-Spezialisten in den deutschen Südwesten. Hinter diesen Erfolgen verbirgt sich die professionelle Arbeit des MFG-Clusters AMCRS. Die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg fördert und stärkt mit diesem Cluster den Knowhow- und Technologietransfer in der Region. Das AMCRS schafft Synergien und stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die MFG Filmförderung Baden-Württemberg versteht sich als Kompetenz- und Beratungszentrum für die Film- und Kinolandschaft. Die MFG Filmförderung verfügt derzeit über ein jährliches Gesamtbudget von rund 15 Millionen Euro. Mit einer mehrgleisigen Förderpolitik wird insbesondere auf den Animationssektor und die VFX-Branche gesetzt. Das von der MFG initiierte Animation Media Cluster Region Stuttgart (AMCRS) trägt wesentlich zur engen Vernetzung und interdisziplinären Zusammenarbeit dieser Branche bei. Im Anschluss stellten namhafte Vertreter der österreichischen VFX-Szene ihre Unternehmen vor:

Johannes Mücke/Wideshot: Concept & Design; Kris Staber/Arx anima: Character/Creature Dev, Previz; Patrick Sturm/Eat My Dear: Motion Graphics im Film; Roman Soravia /Friendly Fire: Green Screen/ Set Extensions; Ronny Anzenberger/Basis: Final Image. Obwohl teilweise unterschiedlicher Ausrichtung stellten alle Vortragenden unisono die weitreichenden Möglichkeiten von visual effects in der Filmproduktion in den Vordergrund. Eine beeindruckende Leistungsschau der heimischen Branche – von VFX-Einsätzen im Bereich Werbung, Imagefilm bis hin zu großen Hollywood-Blockbustern wie „Independence Day Resurgence“ von Klaus Emmerich. In einer abschließenden Diskussionsrunde ging man der Frage nach, ob diese Angebote der hochspezialisierten und zum Teil hochprofessionell ausgestatteten VFX-Companies bei den ProduzentInnen österreichischer Filme ankommt, oder ob etwa bei Koproduktionen noch immer viel zu oft nur an ausländische Kreativpartner gedacht wird. Besteht Bewusstsein für eine visuell stilistisch kohärente Integration von Computer Graphik im Film? Und warum gibt es eigentlich keinen österreichischen Animationsfilm im Kino? Danny Krausz (Dor Film und Obmann des Fachverbands der Film-und Musikwirtschaft) sprach sich für eine verstärkte Optimierung von Synergiemöglichkeiten der Branchen aus, verwies aber gleichzeitig auf die beschränkten finanziellen Mittel der heimischen Filmproduktionen, die zudem überwiegend aus AutorenfilmerInnen bestünden, die den Einsatz von VFX oft erst in letzter Konsequenz – etwa um technische Unreinheiten zu beseitigen – in Betracht zögen. Andreas Trautz verwies auf die Tatsache, dass auch die nunmehr hochaktive VFXSzene in Baden Würtemberg einer jahrelangen Aufbauphase bedurfte. Geduld sei also gefragt zumal - wie Arx Anima-Chef Chris Staber – beipflichtete, die verstärkte Wahrnehmung der österreichischen VFX-Spezialisten in der Filmszene dem hartnäckigen Bohren dicker Bretter gleichkomme. Fazit: Österreich verfügt über eine hochaktive und –attraktive VFX-Szene, die auch international erfolgreich agiert und hunderte hochspezialisierte Arbeitsplätze schafft. Eine Einbindung in die heimische Filmbranche sei längst überfällig und werde künftig verstärkt propagiert. Ein sinnvoller und für beiden Branchen bereichender Abend im Gewerbehaus ...


filmbiz EuGH - Das Ansehen von Streams illegal verbreiteter Kinofilme ist nunmehr eine Urheberrechtsverletzung Ende April 2017 entschied der EuGH, dass Nutzer, die sich Filme von illegalen Streamingportalen ansehen, rechtswidrig handeln. Die Rechtssache C-527/15 Stichting Brein betraf zwar nur einen externen Mediaplayer, bei genauerer Betrachtung der interessanten Entscheidung zeigt sich, dass die tragenden Entscheidungsgründe auch auf illegale Streamingportale übertragbar sind. Über die Seite Webseite „filmspeler.nl“ wurde der Multimediaplayer „filmspeler“ angeboten, der das Ansehen von Streams von audiovisuellen Medien ermöglicht. Durch vorinstallierte. Add-ons auf dem Mediaplayer konnten Nutzer auf Streamingseiten im Internet zugreifen, die von Dritten betrieben werden und auf denen audiovisuelle Medien unentgeltlich abrufbar gehalten wurden. In vielen Fällen werden die Streaming-Inhalte ohne Zustimmung der Rechteinhaber bereitgestellt, weshalb die niederländische Antipirateriegruppe Stichting Brein auf Unterlassung klagte. Bislang war das reine Streaming (ohne Vervielfältigung in Form des Abspeicherns) für Nutzer nach überwiegender Ansicht auch dann unbedenklich und rechtlich rechtmäßig, wenn die StreamingAngebote ohne Zustimmung der Rechteinhaber im Netz abrufbar sind. Zwar erfolgen beim Streaming Zwischenspeicherungen im sogenannten Browser-Cache sowie im Arbeitsspeicher des Nutzers. Dabei handelt es sich auch um Vervielfältigungen eines urheberrechtlich geschützten Werkes. Diese sind temporär und notwendig, damit der Nutzer einen Streaming-Dienst überhaupt nutzen kann. Die Speicherung bezweckt somit nicht primär die Vervielfältigung des Streams sondern ist nur bloße Zwischenspeicherung. Aufgrund der Regelung einer freien Werknutzung nach Artikel 5 Abs 1 der InfoSoc-Richtlinie sind vorübergehende Vervielfältigungen, die nur flüchtig bzw. begleitend sowie wesentlicher Teil eines technischen Verfahrens sind und keine eigenständige wirtschaftliche Bedeutung haben, zulässig. Allerdings nur dann, wenn deren alleiniger Zweck es ist, eine rechtmäßige Nutzung eines Werkes zu ermöglichen. Diese Ausnahmeregelung wurde bislang nutzerseitig als Rechtfertigung für das Ansehen von Streams herangezogen. Der EuGH kam nun in seinem Urteil zu dem Schluss, dass Nutzer des filmspelers beim Streaming eine Vervielfältigung urheberrechtlich geschützten Materials vornehmen. Die Ausnahme der flüchtigen und begleitenden Vervielfältigung erklärt das Gericht des weiteren jedoch für nicht anwendbar. Demnach ermöglicht das Streaming nicht ausschließlich die „rechtmäßige Nutzung eines geschützten Werks“. Eine Nutzung, die nicht vom Inhaber des betreffenden Rechts gestattet ist, kann danach nur rechtmä-

ßig sein, wenn sie nicht durch Gesetze beschränkt sei. Bei der Auslegung der Ausnahmebestimmung flüchtigen und begleitenden Vervielfältigung müsse zwingend berücksichtigt werden, dass sie nur in bestimmten Sonderfällen angewandt werden dürfe, in denen die normale Verwertung des Werks oder eines sonstigen Schutzgegenstands nicht beeinträchtigt werde und die berechtigten Interessen des Rechtsinhabers nicht ungebührlich verletzt würden. In dem Zusammenhang erwog der EuGH, dass der Käufer eines solchen Medienabspielers sich freiwillig und in Kenntnis der Sachlage zu einem kostenlosen und nicht zugelassenen Angebot geschützter Werke Zugang verschafft. Mit anderen Worten: Der Nutzer ist sich bewusst, dass er illegale Angebote in Anspruch nimmt. Das Streaming über den filmspeler, so der EuGH, könne die normale Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke beeinträchtigen und die berechtigten Interessen der Urheberrechtsinhaber ungebührlich verletzen, da sie normalerweise eine Verringerung der rechtmäßigen Transaktionen im Zusammenhang mit diesen geschützten Werken zur Folge haben. Damit folgte der EuGH der Überlegung, dass der Betrachter eines illegalen Streams, sich einen Film nicht mehr im Kino oder auf DVD ansehen wird. Insgesamt ist die Argumentation des auGH direkt auch auf das Streaming von illegalen Portalen wie kinox.to übertragbar. Somit ist nunmehr klar, dass das Ansehen eines Streams einer illegalen Streamingplattform unzulässig wurde. Im Interesse der Rechteinhaber hat der EuGH daher einen Meilenstein für die Rechtsdurchsetzung gegen rechtswidrige Streams gesetzt.

Hon. Prof. Dr. Leonhard Reis Rechtsanwalt in Wien

Honorarprofessur Der Rektor der Nationalen Musikakademie der Ukraine Peter Tschaikowsky, Herr Prof. Dr. Wladimir Rozhok verlieh dem österreichischen Rechtsanwalt Dr. Leonhard Reis nach Beschluss des Senats der Musikakademie die Würde eines Honorarprofessors der Akademie. Dr. Reis wurde nach einer mehrtägigen Gastvorlesung zu dem Thema „Grundzüge des Europäischen Urheberrechts und der Vertragspraxis für Komponisten und ausübende Künstler“ für seine akademischen Leistungen im Urheber-, Medien- und Kulturrecht ausgezeichnet. Im Rahmen der Zeremonie betonte Rektor Dr. Rozhok, dass aufgrund der Annäherungen zwischen der Ukraine und der Europäischen Union die Kenntnisse des Schutzes von geistigem Eigentum innerhalb der EU für die Absolventen der Musikakademie von großer Bedeutung seien. Insbesondere sind die großen Musiktheater und Konzerthäuser der Mitgliedstaaten der Europäischen Union wesentliche Arbeitgeber für die Absolventen der Musikakademie. Wladimir Rozhok und Leonhard Reis verliehen ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Lehrtätigkeit von Leonhard Reis auch weiteren kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern vereinfachen sollte. Leonhard Reis (38) ist Rechtsanwalt mit Sitz in Wien und Tätigkeitsschwerpunkten in den Bereichen Wissenschaft und Forschung sowie Kunst, Kultur und Unterhaltung. Seine bevorzugten Arbeitsbereiche liegen im Wirtschafts- und Unternehmensrecht, insbesondere im Urheberrecht, Patentrecht, Technologierecht, Gesellschaftsrecht und Arbeitsrecht. Die Kanzlei Dr. Leonhard Reis vertritt und berät Forschungseinrichtungen, Medienunternehmen, Künstler und Kulturorganisationen in allen Fragen ihrer spezifischen Tätigkeit sowie in allgemeinen zivilrechtlichen und wirtschaftsrechtlichen Angelegenheiten.

37


filmbiz Antipiraterie Initiativen der EU Die Europäische Kommission hat gegen Ende 2016 eine öffentliche Konsultation zur Enforcement-Directive (Rechtsdurchsetzung) durchgeführt und hier festgestellt, dass die Verletzung von Urheberrecht, speziell durch Online-Piraterie-Seiten weiterhin ein dringendes Problem bleibt. Wenn auch noch keine Entwürfe zur Neufassung der Richtlinie vorliegen, ist davon auszugehen, dass die Verantwortung der intermediären Internetservice-Provider zumindest näher konkretisiert wird, um der Piraterie im Film- und Musikbereich effektiver entgegen treten zu können. Ein wesentlicher Punkt ist die sogenannte „Follow the Money“ Initiative, die darauf abzielt, Werbegelder von Piraterie-Seiten abzuziehen und Werbung auf derartigen kriminellen Seiten zu unterbinden. Die Initiative der Europäischen Kommission involviert auch Rechteinhaber, wie die Videowirtschaft, die Werbung, die intermediären Internetservice-Provider und natürlich Film- und Musikwirtschaft. Gemeinsames Ziel ist, den Piraterie-Seiten den „Werbegeldhahn“ abzudrehen.

Die Beste aller Welten Nach Premieren und Auszeichnungen bei der Berlinale und der Diagonale 2017 kommt Adrian Goigingers Debütfilm am 8. September österreichweit in die Kinos: mit Shooting Star Verena Altenberger und dem achtjährigen Jeremy Miliker, der Entdeckung des Films. Adrian erlebt seine Kindheit in der Drogenszene am Stadtrand von Salzburg. Der Siebenjährige wächst inmitten von Junkies, Kleinkriminellen und Sozialfällen auf, die täglich zu Gast sind. Seine Mutter pendelt zwischen liebevoller Fürsorge und ihrer Drogensucht, für alles, das dem Buben merkwürdig vorkommt, findet sie eine kreative Erklärung. Trotz allem ist es für ihn eine behütete Kindheit, die beste aller Welten, bis sich die Außenwelt nicht mehr länger aussperren lässt. Adrians Mutter weiß, sie muss clean werden, um ihren Sohn nicht für immer zu verlieren. Doch dazu muss sie ihre eigenen Dämonen besiegen… Regisseur Adrian Goiginger verfilmt seine eigene Geschichte als Hommage an seine Mutter, eine Hommage an eine starke Frau, die allen widrigen Umständen zu trotzt. Die beiden Hauptrollen in Goigingers Debütfilm spielen der österreichische Shooting Star Verena Altenberger („Magda macht das schon“ und „Die Hölle“), die für ihre Leistung als beste österreichische Schauspielerin bei der Diagonale ausgezeichnet wurde, und die Entdeckung des Filmes, der erst acht Jahre alte Jeremy Miliker. DIE BESTE ALLER WELTEN. Ein Film von Adrian Goiginger (A 2017, 103 Min., dt. OF) KINOSTART: 8. September 2017

38

Brief von der Akademie „Wir freuen uns sehr, bereits das zweite Mal mit der Académie des César zu kooperieren und so die 33 weltweit besten Kurzfilme gemeinsam mit VIS Vienna Shorts in Österreich präsentieren zu können. Das sind 12 Stunden Kurzfilm, verteilt auf 3 Tagesblöcke, bei freiem Eintritt!“ Ursula Strauss, Stefan Ruzowitzky - Präsidentschaft Akademie des Österreichischen Films THE GOLDEN NIGHTS bringt alle Preisträgerfilme zueinander, die im Laufe des Jahres bei den nationalen Filmakademien auf der ganzen Welt mit dem jeweiligen nationalen Kurzfilmpreis ausgezeichnet wurden (Oscar, César, Lola, Goya, BAFTA,….) Selbstverständlich ist der Österreichische Filmpreis 2017 für den „Besten Kurzfilm“, „Wald der Echos“ von Luz Olivares Capelle, auch dabei. Seit 2015 ist dieses jährliche Panorama in Lissabon, Luxemburg, Stockholm, Madrid, Athen, Rom, Brüssel und Genf zu Gast. Seit 2016 auch in Wien! „Wenn eine Akademie ihre Favoriten kürt, dann steht nicht eine aus wenigen Personen zusammengesetzte Jury, sondern die Branche eines Landes hinter der Entscheidung. Entsprechend versammeln sich in diesem wunderbaren Programm jene Kurzfilme, die die meisten Stimmen der Filmschaffenden selbst erhielten.“ Daniel Ebner, VIS Vienna Shorts „Überraschend, frech, ungebunden, radikal, experimentell, kontrovers – der Kurzfilm ist so vielfältig wie die Möglichkeiten seiner Gestaltung. Er ist mutig und traut sich auf kleinstem Raum eine ganze Welt zu entwerfen. Manchmal als kühne These, als hingeworfener Gedanke oder als offene Frage, manchmal als filmisches Fast-Food mit Langzeitwirkung oder aber als sorgfältig durchinszeniertes Drama. Vielschichtig durchstreift er in kompromissloser Suche Genres und Techniken – konfrontiert uns, zieht uns in seinen Bann, abstrahiert, erzählt und wagt. Dabei muss er extrem diszipliniert sein; Unentschlossenheit kann er sich nicht leisten. Er muss sich festlegen, manchmal auf genau den einen Dialog, das eine Bild, die eine Einstellung. Er ist dabei gleichzeitig Versuchslabor des Kinos und Sensor für noch nie Gezeigtes und Gesehenes. Er hat keine Zeit und nimmt sie sich dennoch. Der Kurzfilm, die älteste aller Filmgattungen, bleibt dabei jung und vital. Er entfaltet seine Wirkung auch über das Kino hinaus und durchzieht in seinen unterschiedlichsten Formen die moderne Medienlandschaft. Nicht zuletzt deshalb muss sich dieses lange unterschätzte Format heute nicht mehr erklären. Kurzfilm ist anspruchsvoll, unverschämt und cool“. Gerhard Ertl, Regisseur, Vorstand der Akademie des Österreichischen Films


filmbiz

39


media arte: „Summer of Fish ‚n‘ Chips“ Im 25. Jahr seines Bestehens wird es bei ARTE „very british“, denn 2017 ist der jährliche Sommerschwerpunkt „Summer of“ dem Mutterland des Pop gewidmet - Großbritannien. Vom 14. Juli bis zum 20. August feiert ARTE mit dem „Summer of Fish ‚n‘ Chips“ sechs Jahrzehnte reichhaltigster britischer Popkultur. Durch das Programm führt einer der großen Pioniere des britischen Punkrock: Johnny Johnny Rotten Rotten. Die Zuschauer erwarten markante Spielfilme wie „Highlander“, „Notting Hill“, den visionären Horror-Klassiker „Peeping Tom“ oder Michael Winterbottoms „24 Hour Party People“, das die New Wave und Rave-Szene Manchesters wiederauferstehen lässt. Natürlich ist auch dieser „Summer of“ wieder reich an hochkarätigen Konzertaufzeichnungen, die von Pink Floyd über Depeche Mode und The Cure hin zu einem aktuellen Konzert von Deep Purple reichen, die in diesem Jahr ihren Bühnenabschied verkündet haben. Eine besondere Perle ist die Ausstrahlung von „Isle of Wight“, jenem Festival, das 1968 erstmals stattfand und als das europäische Woodstock in die Pop-Annalen einging. Präsentiert wird der „Summer of Fish ‚n‘ Chips“ von John Lydon, besser bekannt als Johnny Rotten.Die Konzerte und Musikdokumentationen bleiben nach der TV-Ausstrahlung für mehrere Wochen unter arte.tv/summer abrufbar.

Neue Programmierung bei ATV und Puls 4 Die Sender ATV, ATV2 und PULS 4 gestalten ihr PrimetimeProgramm neu! Seit Anfang April eine Senderfamilie, wird ab Ende Mai die Programmierung der Primetime unter den Sendern abgestimmt. Österreich wird künftig an vier Abenden pro Woche mit Eigenformaten unterhalten. PULS 4 bestückt die Primetime montags und dienstags mit eigenen Produktionen, ATV übernimmt am Mittwoch und Donnerstag. ATV-Programmgeschäftsführer Thomas Gruber zum neuen Programmschema: „Die komplementäre Programmierung garantiert den Zusehern zukünftig mehr österreichisches Programm in der Primetime und innerhalb der Senderfamilie wenig Überschneidungen in den Zielgruppen. Bei ATV bleiben Formate wie „Bauer sucht Frau“ natürlich am Mittwoch, wir öffnen aber den Donnerstag für österreichische Eigenproduktionen und bringen dort im Herbst „Austria´s Next Topmodel“. Und nicht nur für 20.15 Uhr, auch für die späteren Slots werden neue Formate produziert. Weiters setzt ATV einen Programmschwerpunkt bei Crime-Serien und bietet den Sehern nun täglich spannende Fälle.“

40

Haus der europäischen Geschichte Ein Museum, das sämtliche Inhalte in allen 24 Amtssprachen der Europäischen Union anbietet, galt bislang als kleinere szenografische Utopie. Für das Brüsseler Haus der europäischen Geschichte, das seine Pforten am 6. Mai nach zehnjähriger Vorbereitung im frisch renovierten Eastman-Gebäude im Parc Léopold öffnet, entwickelte und implementierte die Wiener Digitalagentur NOUS zusammen mit einem internationalen Spezialistenteam ein multilinguales Guidingsystem, das Besucherinnen und Besucher in deren jeweiliger Muttersprache durch das Haus navigiert. Dem platzsparenden architektonischen Konzept der Ausstellung folgend beschreitet der NOUSGuide neue Wege in puncto Medieninteraktivität und Besuchertriggering. Eingebettet in den räumlichen Kontext fungiert der Guide wie schon im Besucherzentrum des Europäischen Parlaments – genannt Parlamentarium – als Schlüssel für ein multisensorisches Museumserlebnis. Die Mehrsprachigkeit des NOUSGuide ist außerdem Ausdruck der kulturellen Vielfalt Europas, die im Haus der europäischen Geschichte erfahrbar gemacht werden soll. NOUS entstand 2006 aus einem Kulturvermittlungsprojekt mit digitalen Handhelds und hat sich jüngst mit der vorwiegend im Corporate-Bereich tätigen PocketScience verschmolzen. Zum gemeinsamen Portfolio zählen mehr als 100 teils preisgekrönte internationale Projekte unterschiedlichster Größe und Ausrichtung, etwa das Livestreaming-Portal für die Wiener Staatsoper, Medienguides für das Europäische Parlament oder mobile Lösungen für den ORF. Die wesentlichen Kompetenzfelder von NOUS sind Mobile- und Webentwicklung, Streaming, Mediengestaltung, Ausstellungsguides sowie Lösungen für digitale Geschäftsprozesse. Sieben der zehn wertvollsten Marken Österreichs setzen auf NOUS.

Sky Ocean Rescue Week Weltweit wird täglich zu viel Plastikmüll produziert, die Entsorgung hat gravierende Lücken und so gelangen laut NaturschutzPlastikmüll als Sargnagel der Weltmeere bund rund zehn Millionen Tonnen Plastikmüll jedes Jahr in unsere Meere. Mit weitreichenden Folgen für Mensch und Umwelt: Nach Experteneinschätzungen werden im Jahr 2050 mehr Plastikteile in unseren Ozeanen schwimmen, als Fische. Sky Deutschland setzt sich daher gemeinsam mit Sky UK und Sky Italia für den Schutz der Meere ein. Im Rahmen der unternehmensübergreifenden „Sky Ocean Rescue“-Initiative


führt Sky Millionen von Menschen nicht nur die Schönheit unserer Ozeane vor Augen, sondern auch deren Verwundbarkeit. Im Rahmen der „Sky Ocean Resche Week“ vom 23.-30. Juni werden die relevantesten Dokus und Filme aus diesem Bereich auf allen Sky-Sendern gezeigt. Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Sky Deutschland: „Als Europas größte Entertainment-Gruppe nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung sehr bewusst wahr. Dazu gehört es nicht nur, unsere Zuschauer mit hochwertigen Dokumentationen und Reportagen zu unterhalten und zu informieren, sondern auch, Menschen zum Nachdenken und Handeln anzuregen. Wenn es uns dabei gelingt, im Rahmen unseres gruppenweiten Sky Ocean Rescue Projekts ein Umdenken beim Plastikverbrauch zu bewirken, haben wir unser Ziel erreicht. Sky setzt sich für dieses Projekt mit viel Energie und Überzeugung ein - denn der Schutz der Ozeane geht uns alle an.“ Weitere Informationen auf www.sky.de/oceanrescue.

Foto © Parlamentsdirektion / Johannes Zinner

Renommierte Publizistikpreise im Parlament verliehen

l-r: Chefredakteurin ‚Der Standard‘ Alexandra Föderl-Schmid, Generalsekretärin Presseklub Concordia Astrid Zimmermann, Journalistin Banu Güven, Vizepräsidentin des Presseklub Concordia Martin Salomon, Johannes Strohmayer

„Freiraum für Deniz“, stand wenige Tage nach dem TürkeiReferendum über der großen, weißen Spalte auf der Titelseite der deutschen Tageszeitung „Die Welt“, in der ihr Korrespondent normalerweise aus dem Land am Bosporus berichtet. An diesem Tag blieb die Kommentarspalte aber leer. Denn Deniz Yücel ist einer jener JournalistInnen, die in der Türkei festgenommen wurden, weil sie ihren Job gemacht haben. Laut Reporter ohne Grenzen sind es genau genommen etwa 150 JournalistInnen, die so wie Yücel ihre Artikel, Spalten und Kolumnen nicht mehr füllen können. Ihnen wurde im österreichischen Parlament der diesjährige Concordia-Preis in der Kategorie Presse- und Informationsfreiheit zuerkannt. Der Preis in der Kategorie Menschenrechte ging an die Profil-Journalistin Edith Meinhart, Peter Huemer wurde von der Concordia für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Überreicht wurden die Publizistikpreise für herausragendes journalistisches und medienpolitisches Engagement im Parlament.

Addressable TV: über eine halbe Million Haushalte erreichbar Die IP Österreich erreicht mit Addressable TV auf den Sendern RTL, VOX und RTL II immer mehr Haushalte. Gegenüber Januar stieg die Reichweite im April um bis zu 33%. Immer mehr Zuseher in Österreich verbinden ihr Fernsehgerät mit dem Internet und sind somit in der Lage HbbTV zu empfangen. Bei RTL stiegen die Unique Devices von 432.673 im Januar auf 575.438 im April. Bei VOX von 363.674 auf 473.214. Das bedeutet, dass mit Addressable TV in Österreich über eine halbe Million Haushalte erreicht werden können. Matthias Zottl, Head of Online, Beispiel für Adressable TV Marke IP Österreich IP Österreich freut sich über die Zahlen: „Die Reichweite der internetfähigen TV Geräte in Österreich steigt und steigt. Wenn sich dieser Trend weiterhin so fortsetzt, gehen wir davon aus, mit Ende des Jahres bereits die 1 Millionen Grenze an Endgeräten zu erreichen.“ In der Folge heißt dies, dass jeder 7. Österreicher in der Lage ist, die innovativen digitalen Werbeformen im linearen Programm von RTL, VOX und RTL II zu empfangen. Darüber freuen sich natürlich auch die ersten Addressable TV Kunden in Österreich. Nach McDonald´s läuft aktuell eine Kampagne von T-Mobile. Mittels dem interaktivem Werbemittel „Switch In XXL“ sowie einer „Advanced Microsite“, bewirbt T-Mobile aktuelle Angebote bei RTL, VOX und RTL II. Durch das Drücken der gelben Taste auf der Fernbedienung gelangt der Zuseher auf eine umfassende kundenspezifische Microsite, um weitere Produktinfos zu erhalten. Die „Switch In“ Formate sorgen durch ihr Alleinstellungsmerkmal für Aufmerksamkeit, Information und Bekanntheit. HbbTV ermöglicht die Darstellung von internetbasierten Inhalten, respektive Werbemitteln. Dadurch kann Werbung gezielt während der linearen Ausstrahlung der Fernsehinhalte über den Adserver relevante Zielgruppen adressieren. Derzeit gibt es in Österreich rund 575.438 potenziell erreichbare, an das Internet angeschlossene HbbTV Unique Devices. Seit Beginn des Jahres 2017 bis April 2017 stieg die Nutzungsrate der HbbTV Geräten in Österreich bereits um bis zu 33% Prozent mit einer weiterhin steigenden Tendenz. Die Technologie von smartclip ermöglicht die Adserverbasierte Auslieferung von Werbung und beinhaltet darüber hinaus das Ad Management sowie Kampagnen-Messung und -Reporting. Werbekunden und Mediaagenturen können ihre Kampagnen mit nur einer Buchung über das Addressable TVPortfolio der Sender RTL, VOX und RTL II aussteuern. TV Reichweite und Online Targeting werden durch Addressable TV vereint und ermöglichen dem Werbetreibenden seinen Endkunden schneller, gezielter und flexibler anzusprechen.

41


media

ORF III: Kultur pur 2011 ist ORF III Kultur und Information als dritter und eigenständiger ORF-Sender gestartet. Sechs Jahre später ist er aus der ORF-Flotte nicht mehr wegzudenken. Im Film, Sound & Media-Interview erläutert Senderchef Peter Schöber die Strategie und Ziele von ORF III.

Peter Schöber, Barbara Rett, Alexander Wrabetz

„Der Markt hat sich zunehmend segmentiert und mit Programmen wie ARTE, Phönix, ARD Alpha, n-tv, n24 u.a. befand sich ORF III von Beginn an in einem gut besetzten ProgrammUmfeld.“

42

Wie kam es zur Gründung von ORF III? PETER SCHÖBER: Der Grundsatzentschluss für ORF III fiel 2008, also zu einer wirtschaftlich sehr angespannten Zeit, wo andere Medienhäuser ihre Angebote eher reduzierten und herunterschraubten. Es war ein mutiger Schritt des ORF, den Sender 2011 zu starten. Wir haben damals gewissermaßen Pionierarbeit geleistet, denn der letzte Senderstart fand 1970 mit ORF 2, der noch FS 2 hieß, statt. Damals gab es mit FS 1 einen Sender, mit Ausnahme der Grenzgebiete, wo auch fallweise ARD und ZDF empfangen werden konnten. 41 Jahre später waren hundert deutschsprachige Free-TV-Sender on air und der deutschsprachige Raum unter den wohl kompetitivsten Fernsehmärkten der Welt. Der Markt hat sich zunehmend segmentiert und mit Programmen wie ARTE, Phönix, ARD Alpha, n-tv, n24 u.a. befand sich ORF III von Beginn an in einem gut besetzten Programm-Umfeld. Das kunst-, kultur- und informationsinteressierte Publikum ist ein sehr interessantes Segment. Das Medium Fernsehen befindet sich in einem gesättigten Markt und ist großem Verdrängungswettbewerb ausgesetzt. Jeder neuer Player, der hinzukommt, nimmt den bestehenden Sendern Marktanteile weg. Die großen Bedenken in Österreich zum Senderstart von ORF III, speziell bei den Privaten wie Puls4 oder ATV, wir würden den heimischen Markt zerstören, haben sich mittlerweile wohl in Luft aufgelöst. Mit unseren Opern-Übertragungen oder der Zeitgeschichte wenden wir uns definitiv an ein anderes Publikumssegment als das private Angebot wie „Teenager werden Mütter“, etc.

Stichwort Oper, Zeitgeschichte u.ä. Wie ist ORF III inhaltlich strukturiert? SCHÖBER: Wir haben von Beginn an ein Programmschema entwickelt, das bis heute besteht und das - wohl gemerkt - zum Senderstart von kaum jemandem als funktionstüchtig empfunden wurde. Aber der Erfolg gibt uns Recht. Wir argumentieren ORF III zwar nicht über Quoten aber so viel sei gesagt: mit unserem dezidiert öffentlich-rechtlichen Programm haben wir im Hauptabend regelmäßig deutlich mehr Zuseher als der private Mitbewerb. Unser Programmschema sieht vor, dass wir jeden Wochentag in den Kernzonen des Hauptabends –also zwischen 20.15 und 23.00 Uhr – speziell konnotieren: Montag: themenbezogene Dokumentation und Diskussion, Dienstag: Kunst und Kultur, Mittwoch: Religion, Wissenschaft und Österreich, Donnerstag: Politik und Europa, Freitag: Österreichischer Film, Samstag: Zeitgeschichte und Sonntag: Erlebnis Bühne mit Oper, Konzert und Theater. Dieses Basisschema wurde über die Jahre geschärft und fokussiert. Wie viel produziert ORF III für sein Programm selbst? SCHÖBER: Zu Senderstart bestand das Material für die Primetime überwiegend aus Kaufprogrammen oder Zweitverwertungen aus dem ORF-Archiv. Mittlerweile haben wir das komplett gedreht und 80 % des Programms besteht aus originärem Content. Wir haben gesehen, dass der Sender durch starke Eigenmarken viel unempfindlicher wird und einen großen Anteil an Stammpublikum generiert. Von unserem 11 Millionen Euro Programmbudget geben wir 85 % an die heimische Produktionslandschaft weiter, die diese Formate mit uns gemeinsam umsetzt. Nur ein Beispiel: Unser Format „Erlebnis Bühne“ wurde noch vor einigen Jahren mit nur drei Eigenproduktionen gespeist, heute sind es 40 pro Jahr. Dasselbe gilt zB. auch für den Informationsbereich, in dem wir mit Parlamentsübertragungen begonnen haben und den unsere neue Chefredakteurin Ingrid Thurnher konsequent ausbaut. Nunmehr haben wir u.a. Magazine wie das Europapolitik-Format „Inside“, das wir anlassbezogen aus europäischen Städten produzieren. Weiters: Der „Themenmontag“ mit dem „Talk mit Ingrid Thurnher“, „Quantensprung“ mit Andreas Jäger, „Lesen“ mit Heinz Sichrovsky – übrigens die einzige Buchsendung im europäischen Hauptabend, oder „Treffpunkt Medizin“ – das sind alles Beispiele für ORF III-Eigenproduktionen. Dazu kommen Kulturformate wie die „Erlebnis Bühne“ und „Kultur Heute“, die von Grafenegg über die styriate bis nach


media

43


media

ORF III-Chef Peter Schöber

„ORF III ist eine eigene GmbH und beschäftigt 45 fixangestellte MitarbeiterInnen mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren, das ist extrem jung und auch bewusst so geführt.“

Bregenz österreichweit präsent ist. Auch unsere Reihe „Österreichischer Film“, für die wir regelmäßig erfolgreiche Regisseure wie Robert Dornhelm oder Michael Haneke einladen, Filmreihen zu kuratieren, erfreuen sich beim Publikum großer Beliebtheit. Und für jüngeres bzw. jung gebliebenes Publikum bieten wir beispielsweise mit der Non-Stop-Übertragung des Donauinselfests, den FM4 Radiosessions, „Live aus dem Radiokulturhaus“ oder „Denk mit Kultur“ ebenfalls entsprechendes Programm. Wie ist ORF III intern strukturiert? SCHÖBER: Sehr schlank, weil wir Synergien mit dem Mutterkonzern gut nutzen können. ORF III ist eine eigene GmbH und beschäftigt 45 fixangestellte MitarbeiterInnen mit einem Durchschnittsalter von 27 Jahren, das ist extrem jung und auch bewusst so geführt. Wir haben für den ORF ein einzigartiges Ausbildungssystem, mit sehr gut bezahlten, aber ausgesuchten Praktika, um junge Menschen an den Sender heranzuführen. Die technische Entwicklung

kommt dem Sender sehr entgegen, unsere jungen MitarbeiterInnen haben den Umgang damit bereits zum Teil in ihren jeweiligen Ausbildungen erlernt. Die Frage etwa, ob ein Redakteur auch schneiden können muss, wird bei uns nur mit verständnislosem Blick quittiert. Die kaufmännische Direktorin Eva Schindlauer und ich als Programmgeschäftsführer verantworten gemeinsam ein Gesamtbudget von 13, 8 Millionen Euro. Was darf man 2017 von ORF III erwarten? SCHÖBER: Die nächsten Wochen und Monate stehen ganz im Zeichen des Kultursommers – wie schon erwähnt vom Donauinselfest, über die styriate, die Oper im Steinbruch, Klassik in den Alpen, Bregenz, etc. ORF III verbindet generell mit den Kulturinstitutionen des Landes eine sehr enge Partnerschaft, nicht nur im Sinne der Berichterstattung, sondern wir verstehen uns auch als Bühne für unsere Partner. Auch im Informationsbereich plant Chefredakteurin Ingrid Thurnher weitere Akzente zu setzen: z.B. rund um die Nationalratswahl mit einer abseits von Konfrontationen und tagespolitischen Geschehnissen in die Tiefe gehenden regelmäßigen SachpolitikInfoschiene. Wir verstehen Fernsehen als Mehrwert zum Abspielen von Programm, nämlich eine Marke zu sein. Das ist unser Ziel. Markenvorbilder sind da bspw. Ö3 und Ö1 aber auch ORF on und FM4 oder die Landesstudios. Getreu dem Motto: Eine Marke, ein Team ein Sender. Dabei bin ich sehr froh, nicht in das tägliche Quotenrennen geschickt zu werden, wiewohl unsere Zahlen sehr gut sind: 650.000 tägliche ZuseherInnen mit einem Kernpublikumsanteil von 40 %, was ein sehr hoher erfreulicher Wert ist. ORF III ist ein Sender, der Geld investiert, um gutes Programm zu machen, im Gegensatz zu so manchem Mitbewerb, der Programm macht, um Geld zu verdienen.

Österreich sucht Kulturhauptstadt Österreich wird im Jahr 2024 zum dritten Mal nach Graz 2003 und Linz 2009 eine Europäische Kulturhauptstadt ausrichten. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. „Jede Stadt, die zur europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde und zukünftig wird, steht für die Kulturminister Thomas Drozda unglaubliche Vielfalt Europas. sucht die Kulturhauptstadt 2024 Diese Städte symbolisieren sowohl die Geschichte der jeweiligen Region als auch den kulturellen Reichtum Europas“, sagte Kulturminister Thomas Drozda beim Start der Ausschreibung. Die Einreichfrist wird bis 31. Dezember 2018 laufen. „Die Zukunft muss Europa gemeinsam gestalten. Dazu können Kunst und Kultur einen Beitrag leisten. Deshalb mag ich auch das mutige Motto der heutigen Veranstaltung: „Mehr Kultur durch mehr Europa“. Die Kunst kann Impulse setzten und einen Perspektivenwechsel ermöglichen.“

44

Erste Kandidaten präsentierten sich bereits aus der Region Rheintal mit Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Hohenems. Weitere Bewerber sind Bad Ischl mit der Region Salzkammergut, Judenburg und Murau aus der Region Obersteiermark West, außerdem Wels, Baden und St. Pölten. Bis zum Jänner 2018 wird es zwei weitere Workshops im Bundeskanzleramt geben, die sich ausschließlich an die Bewerberstädte richten. Der weitere Zeitplan: Im Februar 2019 wird die Shortlist der EU-Jury vorliegen. Die in die engere Auswahl gekommenen Städte müssen ihre Konzepte konkretisieren. Im Dezember 2019 fällt die Jury dann die Entscheidung, welche Stadt den Zuschlag bekommt. Erste Kulturhauptstadt war 1985 Athen. Seither wurde das Projekt zur festen Größe im europäischen Kulturkalender, wobei jedes Jahr zwei Städte den Titel der Kulturhauptstadt tragen. Österreich wird 2024 gemeinsam mit Estland und einem EU-Beitrittskandidaten oder EFTA/EWR-Land die Europäische Kulturhauptstadt ausrichten.


media

IP Kinderwelten Bereits zum sechsten Mal, luden die IP Österreich und SUPER RTL zu der Fachtagung Kinderwelten Österreich ein. Medienfachleute, Mediaplaner, Werbetreibende sowie Journalisten trafen Ende Mai in der Strandbar Hermann ein, um die neuesten Ergebnisse und Analysen rund um die drei großen Themen Medien, Marken und Kreation zu erfahren. Foto © IP Österreich / Philipp Lipiarski

Wien Birgit Guth (Leiterin Medienforschung SUPER RTL) anhand der neuesten Ergebnisse des CREAkompass Kids. Bereits seit 2010 bündelte die IP Deutschland gemeinsam mit SUPER RTL das Know-How für wirksame Kreation in der Kinderzielgruppe. Wahrnehmung, Botschaften und Erinnerung sind die drei wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Kinderwerbung. Durch zielgruppengerechte Stories, sollten Werbebotschaften klar und sympathisch erzählt werden, um sich somit in Zusammenhang mit der Marke im Gedächtnis der Kinder zu verankern.

l-r: Walter Zinggl (Geschäftsführer IP Österreich), Birgit Guth (Leiterin Medienforschung SUPER RTL), Eva Agfalterer (Marketingleiterin von Hasbro), Claude Schmit (Geschäftsführer SUPER RTL), Christian Sattler (Leitung Research IP Österreich), Carmen Schenkel (Geschäftsführung semptember), Axel Dammler (Geschäftsführender Gesellschafter iconkids & youth);

Damit die gewünschten Botschaften bei Kindern auch entsprechend ankommen, spielt die Typografie ebenfalls eine große Rolle. Wie müssen Botschaften an Kinder dargestellt werden, damit diese auch wirklich verstanden werden? Die Verwendung von ausreichend großer Schrift, kurzen Überschriften und klaren Wortgrenzen, helfen Kindern, Botschaften

Namhafte Experten zeigten, wie genau auf Kinder abgestimmte Kreation die Wirkung von Kampagnen beeinflusst, wie Bewegtbild konsumiert wird und Markenkommunikation bei Kindern richtig ankommt. In Kooperation mit Meinungsraum.at führte die IP Österreich im Frühjahr 2017 eine Studie zum Thema „Die Bewegtbild-Welten der Kinder“ durch, um zu analysieren wie Kinder Bewegtbild-Inhalte konsumieren und in wie weit sich die Rezeption von linearen TV-Inhalten zu online Videoplattformen unterscheidet. Anhand von Online-Tagebüchern der Eltern wurde erhoben, wie Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren BewegtbildContent konsumieren. Die tägliche Nutzung von linearem TV dominiert dabei klar. Die Studie zeigt weiters, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Geschichten wie Zeichentrick- oder Kinderserien im linearen TV gestillt wird, was SUPER RTL nach wie vor zur Nr. 1 bei Kindern macht. „Wir freuen uns, dass das Fernsehen bei den Kindern nach wie vor klar die Nummer eins ist. Und das mit großem Abstand vor allen anderen Mediengattungen. Obwohl die Nutzung von OnlineVideoplattformen in den letzten Jahren gestiegen ist, hat TV seine führende Stellung gefestigt,“ so Christian Sattler, Leitung Research bei IP Österreich. Online Plattformen gewinnen zwar immer mehr an Bedeutung, punkten aber eher mit kurzen Videos, wie Musik- oder Gaming-Clips. Die Aufmerksamkeit, und somit auch die Werbewirkung bei Kindern, ist bei klassischen TV-Konsum höher als bei Online-Videos. Wie man mit zielgruppengerechter Kreation die Wirkung von TV-Spots optimieren kann, präsentierte bei der Fachtagung in

45


media auf Screens besser fassen zu können. Es sei zudem wichtig, dass die Lesegeschwindigkeit in den unterschiedlichen Altersgruppen bei der Kreation stets beachtet wird, so Birgit Guth bei ihrem zweiten Vortrag mit dem Titel

„Kinder brauchen klare Worte“ Mit den Auswirkungen der genutzten Screens auf das Erleben von Werbung setzte sich Carmen Schenkel (september Strategie & Forschung) auseinander. Im Vortrag „Werbung weckt Gefühle“ zeigt sie, wie unterschiedlich die Wahrnehmung desselben Spots auf TV-Geräten und Smartphones sein kann und gibt Empfehlungen für die optimale Gestaltung.

Die Markenwelt der Kinder Markenprodukte sind beliebt, viele Marken stehen bei Kindern seit Jahren in den Top Ten. Axel Dammler von iconkids & youth hat sich diese Lieblingsmarken genauer angesehen und zeigte in seinem Vortrag „Immer cool bleiben“, welche Parameter das Interesse und die Bindung an eine Marke unterstützen.

Zum Abschluss der Fachtagung gab Eva Agfalterer, Marketingleiterin von Hasbro, in „Kinder erreichen – Warum Werbung auf großen Screens wirkt“, einen kurzen Einblick in die Marketingstrategie des Entertainment Konzerns. Die beliebteste Freizeitbeschäftigung der Kinder zwischen 6-13 Jahren ist es nach wie vor, normales Fernsehen „live“ zu sehen. Aus diesem Grund hat sich Hasbro dazu entschlossen, seine Zielgruppe vorrangig mittels TV Werbung anzusprechen, weil Werbung auf großen Screens nach wie vor die größte Wirkung hat.

Über die Fachtagung Kinderwelten SUPER RTL und seine Vermarkter IP Deutschland und IP Österreich erforschen kontinuierlich die Lebenswelten von Kindern. Auf der jährlichen Fachtagung Kinderwelten präsentieren sie in Zusammenarbeit mit unabhängigen Instituten neue Grundlagenstudien und zeigen wie Werbung kindgerecht eingesetzt werden kann. In diesem Jahr fand die Branchenveranstaltung für Werbetreibende, Mediaagenturen und Journalisten zum 6. Mal in Österreich statt.

RMS: Good Vibrations Der 18. Radio Research Day und 12. Radio Award der RMS ging im bis auf den letzten Platz gefüllten Vortragssaal des Palais Niederösterreich über die Bühne.

RMS-Geschäftsführer Joachim Feher & Doris Ragetté (Organisatorin des RMS Radio Research Day) mit den Radio Award PresiträgerInnen 2017

46

„6 Millionen Österreicher hören täglich Radio – ein Nutzungspotenzial, von dem digitale Medien nur träumen können“, betonte Joachim Feher, Geschäftsführer der RMS Austria den Stellenwert von Radio gleich zu Beginn. Und führt weiter aus:„Sogar in der jungen Zielgruppe der bis 29jährigen hat Ra-

dio einen fixen Platz im Tagesablauf, nutzen doch 70 Prozent dieser Zielgruppe täglich zumindest einen Radiosender, wobei alle sozialen Medien – wie Facebook, Twitter usw. – zusammen genommen lediglich von 60 Prozent der Jungen pro Tag genutzt werden.“ Dass wir erst am Beginn des Audiozeitalters stehen, dass wieder vermehrt zu-gehört wird, dass Audio unvergleichlich viele Touchpoints bietet wie kein anderes Medium und dass Audio in der Customer Decision Journey ein verlässlicher Partner ist, brachte die Anwesenden in „good vibrations“. Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer – Neurowissenschaftler und Leiter der psychiatrischen Abteilung an der Universitätslinik in Ulm, bekannt auch durch seine Fachbücher „Digitale Demenz“ und „Cyberkrank“ – zeigte die Schattenseiten und Gefahren der Digitalisierung vor allem in der Entwicklungsphase von Kindern und Jugendlichen auf. Wenn Kinder mehr Zeit auf Facebook oder ähnlichen sozialen Netzwerken verbringen als mit realen sozialen Kontakten, dann verkümmert die Teilhabe, die Empathie


media für Mitmenschen. Nur durch das Miteinander, kann Mitgefühl für die Umwelt entwickelt werden. Auch schadet die Nutzung von Tablets, i- Pads bzw. Smartphones Kindern durch den hohen Blaulichtanteil des Bildschirmes. Ein hoher Blaulicht- Anteil signalisiert unserem Gehirn, dass es Tag ist, daher ist vor allem eine Bildschirmnutzung mit hohem Blaufarbanteil kurz vor dem Schlafengehen besonders schädlich, da das Gehirn nur sehr langsam auf Schlafmodus umschalten kann.
Spitzer räumte auch mit dem falschen Vergleich des menschlichen Gehirns mit einem Computer auf, denn die Speicherkapazität des menschlichen Gehirns ist umso größer, umso mehr schon „drin“ ist. Wer z.B. bereits 5 Sprachen spricht, wird eine weitere Sprache leichter erlernen als jener, der nur seine Muttersprache beherrscht, denn „unsere Festplatte ist nie voll, unser Gehirn hat unendlich viel Speicherplatz“, so Spitzer. Bildung – Hirnbildung, Wissensbildung – sei nicht durch Touchscreens zu erlernen, sondern ausschließlich durch reales Sozialverhalten mit anderen Menschen und schützt nachweislich vor vorzeitiger Demenzerkrankung. Nils Kirchhoff – Foley Artist – verblüffte das Publikum, mit welchen alltäglichen Utensilien Geräusche für Film und Funk nachgemacht werden können: Das Pulver aus einer Knisterbad-Packung und ein paar Tropfen Wasser ergibt das Geräusch von brutzelnden Spiegeleiern. Oder: eine alte Fahrradkette langsam gedreht und schon ist man in Italien oder Griechenland auf Urlaub, wo die Grillen und Zikaden um die Wette schnarren. Kirchhoff gelang mit vielen weiteren Beispielen der Beweis, dass Geräusche verstärkt Emotionen wecken und Spannung erzeugen. Petra Hofstätter (mediastrategen) und Mag. Silvia Wallner (media.at) zeigten anhand des Fallbeispiels für den Kunden „Wer liefert was“, dass mit Radio nachweisbar auch eher schwer erreichbare Zielgruppen, wie berufliche Entscheidungsträger, punktgenau angesprochen werden können und dass Radio somit auch bestens für Kunden aus dem b2b-Bereich geeignet ist. Mit der Radio-Monokampagne konnten im Kampagnenzeitraum um 25 Prozent mehr Google Search-Anfragen der Website von „Wer liefert was“ gemessen werden. Und mit 23 Prozent höherer Zugriffsrate direkt auf die Website von „Wer liefert was“ konnte das vom Kunden gesteckte Ziel von 10 Prozent deutlich übertroffen werden. Margarita Mädel (Takeda) und Doris Ragetté (RMS Austria) zeigten mit dem Fallbeispiel für das Produkt „Sanostol“, dass Radio als Lead-Medium auch im Bereich der Pharma-Branche „good vibrations“, also mehr Abverkäufe generiert. Der Radiospot für „Sanostol“ ist im Rahmen der sog.„RMS Speed Challenge“ entstanden. Die Speed Challenge ist als 1-TagesWorkshop für junge Texter konzipiert und richtet sich in erster Linie an Werbekunden, die zumindest noch nicht von einer Kreativagentur betreut werden. Der für „Sanostol“ eingesetzte Spot konnte nachweislich den Verkauf von „Sanostol“ aus Apotheken an Endkunden um über 11 Prozent steigern. Die am 18. Radio Research Day präsentierten Fallbeispiele beweisen eindrucksvoll: Radio wirkt!

Den Abschluss bildete die Verleihung des RMS Radio Award, der heuer bereits zum zwölften Mal an Auftraggeber, Kreativ- und Mediaagentur vergeben wurde. Ermittelt werden die erfolgreichsten Radiospots aus insgesamt 329 getesteten Spots aus der Sujet-Datenbank von Focus Media Research, die im Erhebungszeitraum von März 2016 bis Februar 2017 neu on air gegangen sind. Anhand relevanter Kriterien wie Spotbekanntheit, Markenimpact und Imagebeurteilung werden die besten Spots im Rahmen von Umfragestudien ermittelt. Alle in diesem Zeitraum analysierten Sujets wurden mit Hilfe eines Statistiktools in Kategorien eingeteilt, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Es wurde aus jeder Kategorie der Beste mit dem Radio Award ausgezeichnet. Und die Jury, die letztlich über die Sieger entscheidet, ist eine der objektivsten und unbestechlichsten – nämlich die Hörer, also die potentiellen Konsumenten.

Die Preisträger des RMS Radio Award 2017 sind: Kategorie Top Seller
 besonders abverkaufsstarke Sujets, die die Konsumenten besonders zum Kauf anregen Kunde Eduscho, 
Spot: Vatertag bei Tchibo
 Mediaagentur: OMD Kategorie Speedy
Sujets, die schon nach wenigen Schaltungen eine überproportionale Leistungssteigerung aufweisen Kunde: Forstinger, Spot: Klimaservice, Kreativagentur: Kraftwerk, 
Mediaagentur: UM PanMedia Kategorie Permanent Performer
 Marken mit einem konstant hohen Werbedruck, die ihre starken Leistungswerte nochmals steigern können Kunde: ÖBB, Spot: Fanticket, 
Kreativagentur: FCB NEUWIEN, 
Mediaagentur : Mediacom

„Radio ist ein lebendiges, vielfältiges Medium, das nichts an Beliebtheit und Attraktivität eingebüßt hat. Der Radio Research Day – die einzige Fachveranstaltung, die auf dieses Medium fokussiert – ist das beste Beispiel: das Interesse ist ungebrochen. Und mit den beiden Case Studies zur Werbewirkung von Audio, dem Geräuschemacher, der uns ins Staunen gebracht hat, und der diesjährige Keynote-Speaker mit seinem mitreißenden, zum Nachdenken und vielleicht auch zum Überdenken anregende Vortrag haben dazu beigetragen, good vibrations zu erzeugen“, freut sich Doris Ragetté, Organisatorin des Radio Research Day, über eine wieder höchst erfolgreiche Fachveranstaltung.

47


media

Kronehit startet Skip FM Mit dem weltweit einzigartigen Audiostream Skip FM startet Österreichs größtes nationales Privatradio Kronehit in eine neue Radio-Ära. Im Film, Sound & Media-Interview erläutert Kronehit-Geschäftsführer und VÖP-Präsident Ernst Swoboda das Konzept und spricht über aktuelle Kennzahlen am heimischen Radiomarkt. Wie entwickelt sich der Radiomarkt in Österreich im Jahr 2017? ERNST SWOBODA: Der Radiomarkt hat sich in den ersten beiden Quartalen diesen Jahres sehr gut entwickelt, insgesamt und auch insbesondere bei Kronehit, ich würde sogar von einem sensationellen ersten Halbjahr sprechen, was die Umsätze betrifft. In jedem Fall liegt der heimische Radiomarkt – und auch KroErnst Swoboda nehit – insgesamt über den Werten des Vergleichszeitraums des Vorjahres. Das liegt wohl einerseits an der allgemeinen Konjunktur und dem verbesserten Optimismus. Das spürt ein Medium wie das Radio „Wir müssen Funktionali- immer sofort. Zudem hat sich auch täten anbieten, die Bequem- das Thema Radiotest wieder beruhigt lichkeit und Individualisier- und die geklärten Marktverhältnisse barkeit in den Vordergrund zwischen öffentlich-rechtlichem und stellen. Wir wissen alle nicht privatem Rundfunk haben ebenso zu wann der große Schub von den erfreulichen Steigerungen beigeklassischem Radio zu Online- tragen. Verändert hat sich – und das Radio kommt, aber dass er schon seit einigen Jahren – die immer kommt, ist gewiss.“ kurzfristigere Buchungssituation auch im Radio-Werbemarkt. Das ist einem gewissen Wertewandel geschuldet, der die Werte Sicherheit oder Vorausschaubarkeit hin zu Flexibilität oder Mobilität entwickelt hat. Das bringt aber auch ein bisschen mehr Spannung mit sich und gerade ein so schnelles Medium wie Radio kann auf diese Entwicklungen besonders rasch reagieren. Also: eine gute Zeit für die Gattung Radio. Die Gattung Radio sieht sich mit vielfältigen Zukunftsszenarien befasst. IP-Radios, DAB+ , terrestrisch, etc. Wie sieht Ihre Einschätzung hier aus? SWOBODA: Als Präsident des VÖP sage ich, dass DAB+ ein terrestrische Lückenschließung für jene ist, die terrestrisch sonst nicht in der Lage sind zu senden, deshalb bin ich auch dafür, dass DAB+ implementiert wird. Als Kronehit-Geschäftsführer sage ich, dass wir DAB+ nicht brauchen, weil wir terrestrisch landesweit senden und deshalb setzen wir im Digitalisierungs-Bereich voll auf IP-Lösungen, Allen voran auf die von uns selbst entwickelte und gelaunchte APP Skip-FM.

48

Was kann man sich darunter vorstellen? SWOBODA: Ausgangspunkt für diese Innovation war die Vision des Programmchefs von einer „idealen Welt“, in der sich die Vorteile von Streamingdiensten mit jenen des klassischen Radios verbinden. Das heißt, Radio wird skip-, like- und individualisierbar. Der Audiostream wird in Segmente – Musikstücke, Moderation und Werbung – zerlegt und am Endgerät zu einem kontinuierlichen Audiosignal zusammengefügt. Dieses individualisierte Radioprogramm basiert dann einerseits auf der Programmplanung des Senders und andererseits auf Hörgewohnheiten der Nutzer und Userinteraktionen. Dabei kann man die einzelnen Musikstücke bewerten und überspringen, sodass die ‚unerwünschten Songs‘ nicht mehr angehört werden müssen. Welche mittelfristigen Ziele werden damit verfolgt? SWOBODA: Es ist nicht unser primäres Ziel die Reichweiten in ungeahnte Höhen zu führen, sondern wir wollen uns für die Zukunft rüsten und diese wird sehr stark in Richtung online gehen. Es wird schwierig sein, dort gegen Giganten wie Spotify & Co zu bestehen. Wir müssen Funktionalitäten anbieten, die Bequemlichkeit und Individualisierbarkeit in den Vordergrund stellen. Wir wissen alle nicht wann der große Schub von klassischem Radio zu OnlineRadio kommt, aber dass er kommt, ist gewiss. Und Kronehit ist darauf vorbereitet. Sie haben sich immer für eine Rundfunkreform eingesetzt. Eine dafür angesetzte parlamentarische Enquete wurde abgesagt. Wie geht es hier weiter? SWOBODA: Die Rundfunkreform ist wegen der bevorstehenden Wahlen ja um nichts weniger wichtig. Sie ist nun eben weiter weg gerückt. Nichtsdestotrotz wird der VÖP noch vor dem Sommer seine ganz konkreten Vorstellungen und ein ganz konkretes Konzept dazu präsentieren. Es handelt sich um ein sehr ausgefeiltes Konzept, das von der Finanzierung des ORF über den Programmauftrag bis hin zu Themen wie Google & Co alle gegenwärtigen und künftig relevanten Szenarien beinhält.


media

49


media

AGTT Screenforce Day 2017: „The Magic of TV“ Fast 400 Gäste aus der Werbe- und Medienbranche trafen einander Mitte Mai im Wiener Palais Ferstel. Die Arbeitsgemeinschaft TELETEST – verantwortlich für die Erhebung der TV-Quoten in Österreich hatte zum AGTT Screenforce Day geladen. Das größte Branchenevent für TV und Bewegtbild in Österreich fand bereits zum zweiten Mal statt.

Die Arbeitsgemeinschaft TELETEST lud zum zweiten Screenforce Day

Die Journalistin und Robert Hochner-Preisträgerin Corinna Milborn begrüßte den Gastgeber und AGTT-Obmann Walter Zinggl sowie ScreenforceGeschäftsführer Martin Krapf. „Unsere Kunden legen immer mehr Wert auf ROI, den sie in reichweitenstarken Medien und Qualitätsumfeldern deutlich verstärkt nachfragen. Daraus entsteht die notwendige Diskussion um Brand Safety, die zu

Recht besonders YouTube und Facebook trifft. Fernsehen hingegen, bietet für alle Marken die richtigen und präzise planbaren Umfelder“, so Martin Krapf.

Marke, Werbewirkung und Transparenz Auf der Agenda des AGTT Screenforce Day standen einmal mehr aktuelle Studien und Forschungsergebnisse rund um die Themen Media, Bewegtbild und Werbung. „Markenpapst“ Prof. Dr. Franz-Rudolf Esch von der Wirtschaftsuniversität EBS eröffnete den Event mit seiner programmatischen Keynote „Real, digital, social? Hauptsache Marke!“. Er analysierte darin die Herausforderungen für Marken in einer digitalen Welt. Sein Credo: Jede starke Marke braucht einen „reason for being“ – warum gibt es sie? Im Anschluss klärte Marktforscher Dirk Engel das Publikum über Mythen und Missverständnisse der Werbewirkungsforschung auf und Thilo Swoboda (Brain) informierte über Transparenz in Zeiten automatisierter Mediaplanung.

Neue AGTT Werbestudien

Tollen Rahmen bot das Palais Ferstel

50

Am späteren Nachmittag standen die AGTT Werbestudien 2017 auf dem Programm. Werner Jordan (Usecon) präsentierte eine aktuelle Eyetracking-Studie zu Unterschieden in der Wahrnehmung von Bewegtbildwerbung. Martin Mayr (Integral) zeigte, in


media welchen Mediengattungen Werbung wie erlebt und erinnert wird. AGTT Obmann Walter Zinggl stellte schließlich gemeinsam mit Andreas Kunigk (RTR) die Ergebnisse der aktuellen RTR AGTT Bewegtbildstudie 2017 vor. Fazit: Bewegte Bilder erreichen absolut jeden. Eine Wochenreichweite von 99 % oder 100 % in sämtlichen Altersgruppen zeugt von nie dagewesener Stärke und Relevanz. Den Abschluss machte Tino Meitz von der Universität Jena, der sich mit den Chancen neuer Bewegtbild-Formate aus Sicht der kognitiven Informationsverarbeitung auseinandersetzte. „TV ist nach wie vor das dominierende Bewegtbildmedium in Österreich. Das belegen die zahlreichen Studien, die wir beim diesjährigen Screenforce Day vorgestellt haben, mit fundierten und belastbaren Fakten“ sagt AGTT Obmann Walter Zinggl. „Als engagiertes Mitglied der Gattungsinitiative „Screenforce“ setzen wir uns gemeinsam mit 12 Vermarktern im gesamten deutschsprachigen Raum dafür ein, Magie und vor allem Relevanz des Fernsehens am Werbemarkt deutlich zu machen. Die Nachfrage nach TV-Inhalten ist ungebrochen – unabhängig davon, auf welchem Device sie konsumiert werden. Trotz laufender Veränderungen in der Medienlandschaft schafft Fernsehen es nach wie vor, tagtäglich Millionen Zuseherinnen und Zuseher zu begeistern. Dessen ist sich auch die österreichische Werbewirtschaft bewusst. Das große Interesse am Screenforce Day in Wien hat uns einmal mehr bestätigt, dass wir mit dieser Eventreihe erfolgreich auf die Bedürfnisse des Marktes eingehen“

Über Screenforce: Screenforce ist die Gattungsinitiative der TV-Vermarkter in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Partnerunternehmen sind die Arbeitsgemeinschaft TELETEST (AGTT) für Österreich, sowie IP Deutschland, SevenOne Media, ARD-Werbung SALES & SERVICES, EL CARTEL MEDIA, Discovery Networks Deutschland, SPORT1 MEDIA, Visoon Video Impact, Sky Media, Disneymedia+, ServusTV und AG Fernsehwerbung Schweiz (AGFS) für die Schweiz. Die 12 Partner repräsentieren gemeinsam 95 Prozent des TV- Werbemarktes in den DACH-Ländern. Mehr Infos unter www.screenforce.at.

Reden-Wir.AT

Ulrike Wittmann, MSc/akad. gepr. PR-Beraterin Fakt oder Fake? “Wirklichkeit passiert auch ohne Menschen, die Wahrheit hat eine zutiefst menschliche Komponente.” Eine Definition eines facebook-Nutzers, der sich mit der Materie der Fake News in bemüht seriöser Weise auseinandergesetzt hat. Nach wie vor wird so getan, als seien Fake News ein völlig neues Phänomen. Doch das Streuen gezielter Gerüchte und die Manipulation der öffentlichen Meinung existieren seit Jahrhunderten. Am 13. April 1844 druckte die „New York Sun“, damals eine der auflagenstärksten Zeitungen der USA, die sensationelle Neuigkeit, dass der Ballonfahrer Monck Mason in einem 75-Stunden-Flug den Atlantik überflogen hätte. Zum ersten Mal sei der Ozean von einem Menschen in der Luft überquert worden. Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer und wurde von vielen großen Zeitungen nachgedruckt - obwohl sie frei erfunden war. Sie stammte vom amerikanischen Schriftsteller Edgar Allen Poe, der zu den Pionieren der Krimi- und ScienceFiction-Genres zählt. Der einzig wahre Teil war die Existenz eines Ballonfahrers namens Monck Mason, der 1836 von London ins deutsche Weilburg geflogen war und ein Buch über seine Reise geschrieben hatte. Obwohl Poe den Schwindel am nächsten Tag aufdeckte und die Zeitung die Geschichte widerrief, fand sie weite Verbreitung in den gesamten Vereinigten Staaten. Der Begriff Fake-News ist in aller Munde und doch wenig hilfreich. Denn er steht für alles und nichts – für Falschmeldungen, Lügen, Überspitzungen, Clickbait, Parodie, Propaganda, Spam oder einfach Irrtümer. Das Problem muss also differenziert und deutlicher benannt werden Um den Begriff Fake-News aufzufächern und die eigentlichen Inhalte einzuordnen, schlägt Claire Wardle von First Draft, einer Kooperation international bekannter Medien, die es als Aufgabe ansieht, die in der Berichterstattung verwendeten und für den Austausch von online erscheinenden Informationen relevanten Kompetenzen und Standards zu verbessern, drei Elemente zu unterscheiden: • die verschiedenen Inhaltstypen, die kreiert und geteilt werden; • die Motivation derjenigen, die diese Inhalte schaffen und • die Wege, über die die Inhalte gestreut werden. Was aber passiert mit einer Gesellschaft, die Fakten nicht mehr glauben kann oder will? Die Gefahr ist, dass Menschen das Vertrauen verlieren – in die Sicherheit des Landes, die Leistungsfähigkeit seiner Institutionen und in die Stabilität ihres persönlichen Alltags. Social Media spielen dabei eine bedeutende Rolle. Geteilt wird, was berührt. Eine Rückversicherung, ob der Inhalt wirklich stimmt, kommt dabei häufig zu kurz. Schließlich vertraut man Familie, Freunden und Arbeitskollegen, sprich: den Menschen, die den Content in den eigenen Newsfeed spülen. Aktuelle Studien zeigen, dass Rezipienten Falschnachrichten als wahrhafter und plausibler empfinden, wenn sie ihnen mehrfach ausgesetzt waren – in der Wissenschaft bekannt als Wahrheitseffekt. Die Falschinformation schrieben die Probanden nach zeitlicher Verzögerung fälschlicherweise einer glaubwürdigen Quelle zu. Diese Forschungsergebnisse zeigen: Gegen Fake News ist niemand immun. Der Kulturwissenschafter Thomas Macho, Direktor Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) an der Kunstuni Linz, meint dazu: „Die moderne Gesellschaft lebt davon, dass jeder glauben und für wahr halten darf, was er will.“ Ein tiefgreifendes gesellschaftliches Problem entsteht wohl nur dann, wenn Menschen mit Macht ihre Wahrheit als die einzig gültige sehen und Verdrehungen von Tatsachen ohne Scham als „alternative facts“ bezeichnen (derstandard.at v. 7.6.2017). Mittlerweile gibt es etliche Versuche, die Verbreitung von Fake-News einzudämmen. Soziale Netzwerke wie Facebook wollen die ungeliebten Postings aufspüren und kennzeichnen. Onlineportale wie Hoaxmap widerlegen systematisch Falschmeldungen. Medienprodukte sind Vertrauensgüter. Ihre Nutzer müssen sich darauf verlassen, dass sie in den Medien richtige Informationen erhalten. Die Medien sind noch mehr gefragt, Qualitätsjournalismus, Wahrheitsgehalt und politisch motivierte Propaganda kritisch zu hinterfragen. Eine Lüge ist bereits drei Mal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht (Mark Twain). www.reden-wir.at

51


media Bücher, DVD & CO O Father, where art thou? Der Vater wurde ob seiner opulenten Auslandsreisen zwar belächelt, aber doch respektiert, der Sohn spielte im speziellen in Österreich (Haider/ Kärnten) eine zwielichtige Rolle, manche trauern dem Gadaffi-Clan nach, da seither in Libyen Chaos herrscht, aber wenn man das aufwühlende Buch des gebürtigen Libyer Hisham Matar liest, dann bekommt man einen anderen Blickwinkel auf dieses Land. Es war kein Operettenstaat sondern eine fürchterliche Diktatur, die Tausende Oppositionelle einsperrte, folterte und tötete. Der Schriftsteller Hisham Matar schreibt in diesem soeben mit dem Pulitzer-Preis 2017 in der Kategorie „Biography or Autobiography“ ausgezeichneten Buch über die 2 Jahrzehnte andauernde Suche nach seinem Vater. Die Familie musste in den 1970-er Jahren emigrieren, die Söhne absolvierten ihre Ausbildung in Großbritannien, der Vater wird 1990 durch den Verrat des ägyptischen Geheimdienstes an Libyen ausgeliefert. Ein paar Jahre später verliert sich in dem berüchtigten Folterknast Abu Salim seine Spur endgültig. Weitere Verwandte des Autors, Onkel und Cousins, saßen ebenfalls zum Teil über 20 Jahre in diesem Gefängnis. In sehr nüchternem, fast journalistischem Stil beschreibt der Sohn während dieser Odyssee die Qualen der Ungewissheit, die Hinhaltetaktik der Politiker, die Solidarität der Angehörigen, die Grausamkeiten des Regimes und den ewig traurigmachenden Verlust des Vaters. Hisham Mater: Die Rückkehr (Luchterhand)

Kein Ort für Weichlinge Es ist ein hartes Leben auf den äußeren Hebriden, ganz im Nordwesten von Schottland. Die Natur gibt ob des unwirtlichen Wetters nicht viel her, die jungen Menschen ziehen auf das Festland und die Daheimgebliebenen erinnern sich an früher. Und doch zieht es den aus dem Dienst entlassenen Polizisten Fin Macleod zurück in die alte Heimat und was er dann dort aufzuklären hat, lässt einem so schnell nicht los. Es geht um das Verschwinden eines Rockstars, der mit keltischem Sound zu Weltruhm gelang und dessen Flugzeug Fin mit seinem Freund Whistler gefunden hat bzw. ein sogenannter Moorbruch hat es wieder erscheinen lassen. Dem Autor Peter May gelingt es überzeugend die vielen verschiedenen Handlungsstränge logisch zu verbinden, von den unbeschwerten Jugendtagen bis hin zum Auftragsmord aus dem Drogenmilieu. Wesentlich zur literarischen Qualität dieses Schottlandkrimis tragen die detaillierten Beschreibungen von Landschaft, Bewohner und Bräuchen bei. Kein Ort für Weichlinge! Peter May: Moorbruch (Zsolnay)

Ein Superversager wie ich Was für ein Romandebüt und wie tragisch, dass der vor allem in Deutschland bekannte Journalist Uwe Kopf die Veröffentlichung nicht mehr erleben durfte. Es geht um das Brüderpaar Tom und Sören, die in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Hamburg aufgewachsen sind, die Romanhandlung umfasst die siebziger, achtziger und neunziger Jahre. Ähnlich wie sein Verlagskollege Gerhard Henschel lässt

52

Kopf sehr viel Pop in seine Geschichte einfließen, ist ebenso detailgetreu und pflegt einen wunderbar lakonischen Schreibstil. Die Geschichte des „Superversagers“ Tom, den man in Österreich abfällig als „Luschn“ bezeichnen würde, ist eine wahre Tragikomödie. Tom geht an der Liebe zugrunde, aber bis dahin dürfen wir ihn 20 Jahre in seinem Leben begleiten und uns an vielen, fein gestrichelten Spitzen gegen Gesellschaft, Politik und Kultur erfreuen. Ein wenig sollte man die Zeit miterlebt haben, um zu wissen, wer gemeint ist, wenn es lapidar heißt : „Ein Bänkelsänger bekommt den Büchnerpreis“. Am Ende nach diesem witzigen, unsentimentalen Streifzug ist man einfach nur traurig, dass alles vorbei ist. Uwe Kopf: Die elf Gehirne der Seidenspinnenraupe (Tempo)

Eine literarische Wiedergutmachung Man kann es sich nicht vorstellen, aber diese literarischen Skizzen und Kurzgeschichten wurden damals abgelehnt, da man von F. Scott Fitzgerald Anderes lesen wollte. Der Traum von Ruhm und Geld, das Streben nach persönlichem Erfolg, die Mystifikation der Frau und der Liebe, rauschende Partys, Höhenflüge und Abstürze ins Bodenlose – das waren die Themen seines Lebens und seines Werks. Am Ende hatte F. Scott Fitzgerald, der umschwärmte Erfolgsautor, sein Publikum verloren. Kaum einer erinnerte sich an ihn, einen der bestbezahlten Story-Schreiber der zwanziger Jahre. Und kaum eine Zeitschrift wollte seine Erzählungen drucken. Wie im Vorbeigehen gelingt es ihm auf wenigen Seiten Personen lebendig zu machen, sie in irrwitzige Situation zu bringen und oft mit viel Humor sie wieder rauszulotsen. In jeder dieser Geschichten steckt so viel Potenzial, dass man aus dem Staunen nicht rauskommt. Wo es heute einen Writers Room braucht, um kurze filmische Episoden zu kreieren, schuf Fitzgerald in seinem literarischen Leben so viel, dass die Achtung vor diesem großen Schriftsteller mit diesem Fund einmal mehr steigt. F. Scott Fitzgerald: Für dich würde ich sterben (Hoffmann & Campe)

Aufstiegswillige Herren und Damen Auch der amerikanische Autor James Salter, geboren 1925 ist ein moderner Klassiker der amerikanischen Literatur, der mit Romanen wie „Lichtjahre“ oder „Alles, was ist“ auch im deutschsprachigen Raum bekannt wurde. So sehr man die großen Formate auch verschlingen mag, sollte man sein Augenmerk auch auf die short stories legen, wo sich Salter als ganz großer Stilist erweist, denn diese literarische Form war ihm ungeheuer wichtig. Im Vorwort erweist der Schriftsteller John Banville seinem Kollegen mit folgenden Worten Reverenz: „Die frühen Geschichten aus den sechziger bis hin zu den


media Bücher, DVD & CO achtziger Jahren haben einen jazzigen Rhythmus und den aalglatten, kühlen Glanz der Welt von Mad Men. ... Wir befinden uns in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts und das World Trade Center befindet sich gerade erst in der Planung. Was kann schon schiefgehen? Und doch geht am Ende so ziemlich alles schief …“ James Salter: Charisma. Sämtliche Stories. Vorwort von John Banville. Aus dem Englischen von Beatrice Howeg, Nikolaus Hansen, Malte Friedrich (Berlin Verlag)

Sensationsfund zur richtigen Zeit Die Nachricht, dass ein bis dato unentdeckter Roman des großen amerikanischen Poeten Walt Whitman gefunden wurde, hat in der literarischen Welt für Furore gesorgt. Nun liegt er auch auf deutsch vor. Im Pressetext dazu heißt es: „Humorvoll-lakonisch erzählt Walt Whitman eine klassische Aufstiegsgeschichte in der Tradition des großen Charles Dickens, allerdings in der Neuen Welt, mitten in New York. Er schildert die Schattenseiten der rasant wachsenden Metropole, verschweigt weder das Elend der Notleidenden noch die Korrumpierung derer, die an der Wall Street zu schnellem Geld gekommen sind. Doch vor allem feiert er in seinem «Jack Engle» uramerikanische und urdemokratische Tugenden: den Glauben an den unveräußerbaren Glücksanspruch des Einzelnen, die Zuversicht und den Pioniergeist der kleinen Leute, ihren Mut zur Improvisation und nicht zuletzt die alles überragende Leitidee der Einwanderernation – sich gemeinsam, ohne Ansehen von Herkunft, Stand oder Religion, aufzumachen in eine bessere Zukunft.“ Besser kann man nicht sagen, warum diese US-Novelle gerade in unserer Zeit so wichtig ist. Walt Whitman: Jack Engels Leben und Abenteuer (Manesse)

Underdogs gewinnen FA-Cup Anlässlich des CL-Finale ist dieses kleine, wunderschön aufgemachte Büchlein ganz besonders empfehlenswert. In dem Roman »Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten«, der in den Siebzigerjahren spielt, nimmt uns der britische Autor J.L. Carr mit in ein kleines Dorf in der tiefsten Provinz von Yorkshire. Er erzählt den Werdegang dreier Außenseiter, die den örtlichen Fußballverein erfolgreich sehen wollen. Das Fußballmärchen wird wahr und die Außenseiter gewinnen tatsächlich den FA-Cup im Wembley-Stadion, aber das ist nur ein Teil der Geschichte. In seiner unnachahmlichen Sprache legt der Autor das Hauptaugenmerk auf die Bewohner des Dorfes, die allesamt etwas schrullig aber höchst geradlinig sind. Niemand lässt sich von den in die Gemeinschaft einströmenden Einflüsse aus Medien beirren, niemand lässt sich von der Wirtschaft kaufen. Mit leichtem Spott und Melancholie versieht Carr seine Helden, die im normalen Leben doch eher Underdogs sind. Very british, very charming! A.J. Carr: Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten (Dumont)

Wien kriegt sein Fett weg In Wien und auf einem Containerschiff zurück nach Australien spielt die Geschichte um den Klavierfabrikanten Frank Delages und seine Verbindung zur Adelsfamilie von Schalla. Dem Mann in den sog. besten Jahren ist eine technische Revolution gelungen, mit der der Klang seines Pianos Musik zu einer ungekannten Klarheit, einer einzigartigen Brillanz verhilft. Wo sonst, als in der Musikstadt Wien sollte ihm dafür der Durchbruch gelingen? Weit gefehlt merkt er schon nach ein paar Tagen, dass sich in der Hauptstadt alles ums das Bewahren dreht und jegliche Weiterentwicklung ignoriert wird. Aber dann trifft er auf Amalia von Schalla und alles wendet sich. Dem Australier Murray Bail ist einerseits eine sehr amüsante Satire auf das hiesige Kulturleben in den 1950-er Jahren (?) gelungen, andererseits ein sehr einfühlsames Portrait eines Außenseiters. Munter wird zwischen Orten und Zeiten gewechselt, werden nebstbei auch die Vor- und Nachteile Australiens erwähnt und weil das Buch ohne Kapiteln im Blocksatz gedruckt ist, wird der Eindruck der wochenlangen Reise am Meer noch mehr verstärkt, aber man lässt sich gerne mittreiben nach Down Under. Murray Bail: DIe Reise (Dörlemann)

Traum, Erinnerung und Realität Angesiedelt in einem Milieu, dass der ehemalige Designer und nunmehrige Regisseur Tom Ford sicherlich gut kennt, beginnt dieser Thriller mit einer Performance in einem Museum, wo extrem fette Burlesque-Tänzerinnen ein wenig Spass haben, während die Kulturschickeria ihnen gelangweilt zusieht. Mitten drinnen die erfolgreiche Galeristin Susan (Amy Adams), die höchst unnahbar wirkt. Nach dieser langen Eingangssequenz, in der Ford mit seinen klaren Bildern schon einiges anzudeuten weiß, geht es in das mausoleumartige Haus der Galeristin, wo sie mit ihrem smarten, untreuen Mann wohnt und wo ein paar Zuckerkrümel schon der größte Schmutzverursacher sind. Als die Frau ein Manuskript von ihrem Exmann Edward (Jake Gyllenhaal) bekommt, in dem er ihr die Geschichte widmet, beginnt die große Spannung. Die junge Frau beginnt zu lesen und wird mit einer brutalen Schilderung von Gewalt und Mord konfrontiert. Und ab diesem Moment laufen drei Geschichten paralell, die eingangs erwähnte, die aus dem Buch und die Erinnerungen an die erste Liebe zwischen Leserin und Schriftsteller. Geschickt verknüpft Ford die Ebenen, inhaltlich und visuell und treibt in der Rachegeschichte die beiden Schauspieler Michael Shannon und Aaron Taylor-Johnson zu Höchstleistungen an. Ein Film, bei dem man bei mehrmaligem Schauen noch immer Neues entdeckt, eine Geschichte, die zwischen Traum, Erinnerung und Realität spannend mäandert. Nocturnal Animals (Universal) R: Tom Ford

53


media Bücher, DVD & CO Freundliche Liebeserklärung ans Kino Beim Altmeister Woody Allen nennt man so etwas eine Fingerübung: die Rede ist von seinem letzten Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes präsentierten „Café Society“. Fast alle Ingredienzien stimmen: hervorragende Schauspieler, Reminiszenzen an die goldenen Hollywood-Jahre, viel Jazz, traumhafte Bilder, wunderschöne Locations, schwelgerische Kostüme und eine etwas sehr dünne Liebesgeschichte. Die bittersüße Romanze spielt in den 1930er-Jahren: Bobby Dorfman ( Jesse Eisenberg) kommt aus der Bronx nach Hollywood, verliebt sich in Vonnie (Kristen Stewart) kehrt nach New York zurück und schwelgt dort im glitzernden Nachtclub-Ambiente der High Society. Gelungen ist eine Liebeserklärung an die Filmstars, Salonlöwen, Playboys, Debütantinnen, Politiker und Gangster, die das überbordende Lebensgefühl und den Glamour jener Ära verkörperten. Cafe Society (Warner) R: Woody Allen

Erinnerung an einen Großen Man muss schon sehr die Ohren spitzen, um diesen kettenrauchenden, trinkenden, nuschelnden Mann zu verstehen, aber es zahlt sich aus, denn immerhin handelt es sich um den Jahrhundertschauspieler Oskar Werner. Kurz vor seinem frühen Tod erzählte der internationale Film- und Theaterstar in seiner Wiener Wohnung seinem Freund Mathias Praml aus seinem Leben. Das Selbstportrait „Ich durfte am Tisch der Götter sitzen“ ist ein faszinierendes Vermächtnis, das jeder theaterinteressierte Mensch gesehen haben sollte. Bonus-Highlight dieser DVD-Edition ist Karl Schedereits 1967 mit Oskar Werner am Höhepunkt seiner Karriere entstandener Interviewfilm „Oskar Werner - Ansichten eines Schauspielers“. Zu der Zeit waren seine Anekdoten noch verständlicher, aber der Humor und die große Gabe des Geschichtenerzählers ist ihm bis zum Schluss geblieben. Ich durfte am Tisch der Götter sitzen (WInkler Film) R: Mathias Praml

Aus der Bahn geworfen Das Gegenteil des heurigen Oscar-Triumphators „La La Land“ ist der ebenfalls mit 2 Oscars ausgezeichnete Film „Manchester by the Sea“. Der schweigsame Einzelgänger Lee Chandler (Casey Affleck) ist schockiert, als er vom plötzlichen Tod seines Bruders erfährt. Äußerst widerwillig verlässt er Boston und kehrt in seine alte Heimat Manchester-by-the-Sea zurück. Dort wird er mit der unerwarteten Vormundschaft über seinen 16-jährigen Neffen Patrick (Lucas Hedges) konfrontiert. Die Begegnung mit seiner Ex-Frau Randi (Michelle Williams) wirft Lee vollends aus der Bahn und zwingt ihn, sich mit seiner tragischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. So tragisch diese Geschichte klingt und so melancholisch die Kamera Bilder von der Kleinstadt einfängt, sind es gerade die Kleinigkeiten, die diesen Film zu einem Meisterwerk machen. Und vielleicht hilft es uns Europäer die weiße Mittelschicht in der amerikanischen Peripherie ein wenig zu verstehen. Manchester by the Sea (Universal) R: Kenneth Lonergan

54

Komik im White House Das Beste zuerst: mit dem Finale von Staffel 5 ist es fix, dass die ungeheuer lustige Serie VEEP weitergeht. Die einstige Vizepräsidentin und jetzige Präsidentin Selina Meyer (Julia Louis-Dreyfus) gerät in ein Patt, da es im Wahlausschuss zur Stimmengleichheit kommt. Weil jetzt ihre Präsidentschaft auf dem Spiel steht, bemüht sie sich weiterhin mithilfe ihres Regierungsstabes, wenigstens annähernd so auszusehen, als sei sie ihres Amtes würdig (wobei sie ja längst Präsidentin ist). Außerdem muss sie sich gegen ihren ehrgeizigen Vizepräsidenten wehren, der aufgrund eines undurchsichtigen gesetzlichen Verfahrens selbst das Präsidentenamt übernehmen könnte. VEEP beweist einmal mehr, dass in Washington selbst die banalsten Entscheidungen massive Auswirkungen haben können und zu unerwarteten, oft urkomischen Verwicklungen führen. Das Schauspielteam ist mittlerweile dermaßen eingespielt, da sitzt jede Pointe, jede Bewegung und als Alternative zu House of Cards immer wieder zu empfehlen. Lachen garantiert! VEEP 5 (Warner)

Muss für alle Italophilen Wussten Sie schon, dass Opernkomponist Giuseppe Verdi und Baron Paolo Genovese eines der ersten öffentlichen Kochduelle bestritten: Pasta oder Risotto? Oder dass Goethe auf seiner berühmten italienischen Reise beinahe als Spion festgenommen worden wäre? Auf dieser 8 Cd- umfassenden Italienbox bekommt man Reiseeindrücke aus Ligurien, dem südlichen Latium, von der Liparischen Insel Salina, vom „Weg der Götter“ an der Amalfiküste oder aus der UNESCO-Welterberegion Cinqueterre geboten, werden Begegnungen mit Land und Leuten wie den Opernsängern der Mailänder Casa Verdi, Hüttenwirten in den Dolomiten oder dem Sizilienkenner Wolf Gaudlitz erzählt oder kulinarische Skizzen aus dem Frivol, Piment oder der Toskana vorgestellt. Nachdem wir Österreicher ja so gerne mit dem Auto nach Italien fahren, kann man sich mit diesen umfassenden Reportagen auf angenehme Weise die Zeit vertreiben. Und sobald der erste Espresso über die Grenze getrunken wird, weiß man, was das Dolde Vita ist. Sehnsucht Italien. Eine akustische Reise von den Dolomiten bis nach Sizilien (der Hörverlag)

Kann man immer hören Den Mann mit der sonoren Stimme, der aberwitzige Episoden erzählt, als wären sie das Normalste auf der Welt, kann man immer zuhören, auch wenn einem gewisse Vorkommnisse schon sehr bekannt vorkommen, was solls, es handelt sich um Max Goldt. Das vorliegende Hörbuch mit dem sehr gelungenen Titel „Der Mann mit dem MireilleMathieu-Bart“ versammelt eine Auswahl alter und neuer Texte - eine Mischung aus Studiolesungen und Livemitschnitten aus den Jahren 1988 bis 2016. Immer wieder zum Mitschmunzeln und Zitieren bestens geeignet. Max Goldt: Der Mann mit dem Mireille-Mathieu-Bart (Hörbuch Hamburg)


CHRIS COHEN

Der US-Songwriter becirct auch auf seinem 2. Album mit einem bittersüßen Ensemble von verträumten, komplexen Songs. „As If Apart“ mischt faule Pop-Konventionen auf und bringt die Köpfe und Herzen mit einer ausgedehnten, launenhaften Psychedelie durcheinander. „As If Apart“, 14.06.Chelsea Wien

APOCALYPTICA

Am 10. Mai 1996 veröffentlichten Apocalyptica ihr legendäres Debütalbum „Plays Metallica By Four Cellos“. Das unkonventionelle Metal-Cello Oeuvre der vier Finnen machte in der Szene schnell von sich reden und gilt bis heute als einzigartig.Die Konzerte des Quartetts ließen und lassen bis heute nichts an Virtuosität, Lautstärke und Originalität zu wünschen übrig.

THE CULT

Was lange währt, wird zum Kult, so auch diese britischen Rocker. „Hidden City“ (Cooking Vinyl) 28.06., Wien, Arean Open Air

FREUNDESKREIS

20 Jahre nach ihrem Debüt bringen die Hamburger mit vielen Weggefährten der ersten Stunde und einer brillanten Live Band diesen Sommer noch einmal die „Quadratur des Kreises“ für einige wenige exklusive Auftritte zurück auf die Festival- und Konzertbühnen. 21.06., Wien, Arena Open Air

THE SWEET

24.06., Graz

IL VOLO

„Notte Magica“ (Sony), 28.06., Wien, Stadthalle

ITALIAN CINEMA

Zwei Komponisten stehen im Mittelpunkt des Konzertes: Ennio Morricone und Nino Rota. Ennio Morricone komponierte in seiner langen Karriere mehr als 500 Soundtracks und schuf Klassiker für die Ewigkeit.Seine Filmmusik ist untrennbar mit dem Italowestern und dem Werk des großen Regisseurs Sergio Leone verbunden. Ebenfalls eine Ikone der italienischen Filmmusik ist Nino Rota, dessen Musik für Filme von Federico Fellini, Luchino Visconti und Francis Ford Coppola längst Kultstatus erreicht hat. Auf einer Kinoleinwand werden Ausschnitte aus den Filmen gezeigt, während über 150 Musiker auf der Bühne die Soundtracks live zum Erklingen bringen. 1. O7., Wien, Konzerthaus

ERWIN SCHROTT

19.+28.07., Linz, Dom, Graz, Kasematten

JAMIE LIDELL

19.07.Wien, WUK

BRIAN WILSON

„Brian Wilson Presents Pets Sounds Live In London“ (Universal) 20.07., Wien, Stadthalle

MISSISS

„Colors of Love“ (Sony), 25.07. Wien, Marina

JANOSKA ENSEMBLE

Irgendwann zwischen Renaissance und Gegenwart ist der klassischen Musik leise ein großer Schatz verloren gegangen: das Fantasieren am Instrument. Die freie Improvisation war eine große Kunst, die die Musiker in Barock und Klassik noch beherrschten – und die das Janoska Ensemble mit seinem neuen Programm „Variations“ zurück auf die Bühne bringt. 21.06., Wien, Konzerthaus

dates STANLEY CLARKE

26.+27.07., Wien, Porgy „20 years of plays Metallica by 4 cellos“ 8./9.07., Innsbruck, Graz

GUNSNROSES

„Appetite For Democracy - Live At The Hard Rock Casino Las Vegas“ (Universal) 10.07., Wien, Ernst-Happel Stadion

STING

Nach etlichen Ausflügen gen Musical, Alte Musik oder symphonische Klassik geht es auf „57th & 9th“ so schnörkellos zu wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Sting rockt und schmachtet zehn Songs lang frischer als die Polizei erlaubt. „57th & 9th“ (Universal) 11.07., Burg Klamm, 14.09., Wien, Stadthalle

PHILIPP POISEL

SEILER & SPEER

„Und weida“ (Preiser), 28.07., Burg Klamm

PAROV STELAR

„The Burning Spider“ (Etage Noir) 29.07., Burg Klam

DAVID GUETTA

29.07., Wien, Krieau

EAV

Unverwüstlich, im Grunde viel härter und ehrlicher präsentiert sich die EAV, nehmen sich kein Blatt vor den Mund und rocken die Bühne. 30.07., Mörbisch, Open Air

MICHAEL SEIDA

„Alles auf Anfang“ so lautet die Devise des umtriebigen Entertainer, der im lauschigen Ambiente der Tschauner Bühne ein Best of Best geben wird. 31.07., Wien-Ottakring, Tschaunerbühne

TOM JONES

Die melancholische Tiefe, mit der der schwäbische König der Deutsch-Poeten auf seinem neuen Album wieder zu Werke geht, zeigt vor, wie dieses Genre auch klingen kann - nämlich gut! „Mein Amerika“ (Grönland) 13.07.Graz, Messe Graz

Der Sir ist einer jener wenigen Musiker, die bereits seit ihren Anfängen in der modernen Popmusik tätig und bis heute sowohl im Studio als auch auf der Bühne aktiv und erfolgreich sind. „Long Lost Suitcase“ (Universal) 1.08., Linz, Domplatz

ELTON JOHN

Mit Musikern seines Vertrauens wird der Herr Doktor sein Klassentreffen zelebrieren und alle Kurtologen werden anrauschen. 5.08., Burg Klamm

15./16.07., Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, Burg Klam

OF MONTREAL

Seit 20 Jahren sitzen Of Montreal und ihr Frontmann Kevin Barnes mitten in der amerikanischen Indie-Landschaft und genießen die künstlerische Freiheit, keinen kommerziellen Druck zu haben.Auf ihrem aktuellen und bereits 18. Album „Innocence Reaches“ geht es um Identität und Genderfragen, musikalisch wird Bowie und Prince gehuldigt - erstmals live in Österreich. 18.07, Wien, Fluc

ART GARFUNKEL

18.07., Wien, Konzerthaus

KURT OSTBAHN

Ö3-POPZIRCUS

Populärmusik in all ihren bunten Facetten steht auf dem Programm, wenn der popmusikalische Circus Maximus in der Arena Wien erstmals seine Zelte aufschlägt. Mit dabei Olympiade, Clueso und Jogis. 5.08., Wien, Arena

MARCOS VALLE

Heiß wird es werden, wenn der brasilianische BossaNova-Musiker es funkeln lässt. 9.08., Wien, Porgy

55


dates ANNENMAYKANTEREIT

„Alles nix konkretes“ (Universal) 14.08., Wien, Arena Open Air

MAC DEMARCO

15.08., Wien, Arena

DANIEL LANOIS

Daniel Lanois ist bekannt als Produzent und SingerSongwriter, zudem spielt er Schlagzeug und PedalSteel-Gitarre. Sein Markenzeichen ist seine atmosphärische und emotionale Klanggestaltung. Der Tüftler ist außerdem bekannt als Produzent erfolgreicher Alben von z.B. U2, Bob Dylan, Willie Nelson, Peter Gabriel und vielen anderen internationalen Musikgrößen. 17.08., Wien, Porgy

CONCHITA WURST

17.+19.08., Graz, Kasematten, Tulln, Donaubühne

Musik-Festivals SUMMER JAZZ IN THE CITY

Im Winter im Schnee, im Sommer in der wunderschönen Landschaft als Open-Air-Konzerte etabliert sich Bad Gastein zu einem Jazz-Hot-Spot. 28.06.-23.08., www.jazz-im-saegewerk.org

TONSPUREN AM ASITZ

Ebenfalls in Salzburg auf immerhin 1870 Meter Seehöhe wird musiziert, von Südtiroler Volksmusik bis hin zum Wienerlied. 29.06.-17.08., www.tonspurenamasitz.com

GLATT & VERKEHRT

ROBBIE WILLIAMS

„The Heavy Entertainment Show“ (Sony) 26./29.08., Wien, Ernst Happel Stadion, Klagenfurt

MANU DIBANGO & SOUL MAKOSSA GANG

Mit seinem Hit „Soul Makossa“ gelang ihm 1972 der internationale Durchbruch, mit seiner Mischung aus Soul, Funk, Jazz, Afro und World Music gilt er als einer der Wegbereiter der Fusion-Musik.Mit stolzen 84 Jahren steht er immer noch auf der Bühne und tritt kein bisschen leise. 15.09., Eisenstadt, Schloss

DIANA KRALL

Mit ihrem aktuellen Album tourt die Jazzkönigin durch Europa und zeigt dabei, wo ihre Wurzeln liegen: ihr Respekt vor den Klassikern des Jazz bzw. des „Great American Songbook“ wird in ihren zeitgemäßen Interprationen deutlich doch nie anbiederisch. Pflicht! „Turn Up The Quiet“ (Universal) 18.+19.09., Wien, Konzerthaus

NEIL DIAMOND

Auch noch immer in Form anlässlich seiner „50 Jahre World Tour“. 19.09., Wien, Stadthalle

PAPA ROACH

Über die letzten zwei Jahrzehnte haben sich Papa Roach als Visionäre im Heavy-Genre etabliert und gelt als eine der mitreißendsten Live-Bands ihres Kalibers „Crooked Teeth“, 20.09., Wien, Gasome

56

CLAM ROCK

7.07., Burg Klamm

LOVELY DAYS

Bekannte Musiker wie Zucchero, Uriah Heep, Kris Kristofferson u.v.m. 8.07., Eisenstadt, Schoss Esterházy

11.SCHRAMMEL.KLANG.FESTIVAL

Für das 11. Schrammel.Klang.Festival begab sich Festivalgründer Zeno Stanek auf die Suche nach der Entstehung des heute so geschätzten Wiener Klanges in der Volksmusik und wurde im europäischen Alpenraum fündig. Viele der ursprüng­­lich länd­lichen Lied- und Tanzformen wie Polka, Ländler oder Marsch finden sich auch im Schram­mel-Repertoire wieder. 7.-9. Juli, www.schrammelklang.at

OUT OF THE WOODS 2017

Das 21. Festival Glatt&Verkehrt bringt heuer ein be sonders reichhaltiges Programm. Die feine Auswahl der Musik aus aller Welt von Landler bis Cumbia, von Harfe bis Trompete, von Wiener Soul bis Latin Blend trifft auf die Vielfalt der besonderen Schauplätze in der Kulturlandschaft Wachau. 36 Konzerte mit Musik aus 30 Ländern an 6 unterschiedlichen Wachauer Locations. 1.-30.07. www.glattundverkehrt.at

VIENNA SUNSPLASH

4.07., Wien, Arena

ELECTRIC LOVE FESTIVAL

Fest verankert ist dieser Termin mittlerweile im Festivalkalender: 120 Acts , u.a. Charststürmer Alan Walker, Martin Garrix, DJ Shake, Paul Kalkbrenner, 6.-8.07., electriclove.at

mit ALT-J,Feist, Phoenix, Benjamin Clementine, Milky Chance, Foals etc. 20. 22.07. Wiesen, Ottakringer Arena Wiesen www.wiesen.at

SALZBURGER FESTSPIELE

Erstmals unter Intendanz von Markus Hinterhäuser wird die Mozartstadt wieder zum Zentrum des sommerlichen Kulturgeschehens. Alles mit Rang und Namen in Klassik(an erster Stelle Anna Netrebko) & Schauspiel( Tobias Moretti & Stefanie Reinsperger) ist vertreten. 21.07.-30.08., www.salzburgerfestspiele.at

POPFEST WIEN

THE NOVA JAZZ & BLUES ESTIVAL

Stimmungsvolle Location, grandiose MusikerInnen wie Kamasi Washington, Jamie Cullum, Candy Dulfer, Yakoto etc. 7.07., Eisenstadt, Schoss Esterházy

Bereits das achte Mal findet bei freiem Eintritt am Kunstplatz Karlsplatz das heimische Popfest statt. Um nur einige Namen der Auftretenden zu nennen: Mono & Nikitaman, Salute, Schiebst, Flut, Der Nino aus Wien, Mother’s Cake, Kaiser Franz Josef, Onk Lou, Möwe, Gustav, Mira Lu Kovacs und weitere Hochkaräter. 27.-30. Juli, www.popfest.at


mobil JOLLY ROGER FESTIVAL

Wiens neues Metal Open Air findet am 2. August erstmalig in der Arena Wien statt, neben AMON AMARTH sind TRIVIUM— BELPHEGOR—THE HIRSCH EFFEKT—EPSILON—UNDERSIDE und CANNONBALL RIDE bestätigt. 02.08., Wien, Arena Open Air

soundmobil Kia Rio Gold 1.4 CRDi

SZENE OPENAIR

Billy Talent, The Amity Affliction 3.-5. 08., Lustenau

POPZIRKUS 2017

Populärmusik in all ihren bunten Facetten steht auf dem Programm, wenn der popmusikalische Circus Maximus in der Arena Wien erstmals seine Zelte aufschlägt und Ö3n die Manege bittet, mit Clueso, Olympique und Joris. 05.08., Wien, Arena

FM4 FREQUENCY

Das waren noch Zeiten als österreichische Bands eher versteckt wurden, heute sind Bilderbuch, Wanda & Co gleichwertige Headliner wie Wiz Khalifa, Billy Talent oder Samy Deluxe. Sehr, sehr reichhaltiges Programm in jeder Hinsicht. 15.-17.08., St. Pölten, Green Park

lake festival

Seit mehreren Jahren hat das Lake-Festival am Schwarzlsee immer mehr an Beliebtheit gewonnen und nun absoluten Kultstatus erreicht, denn es hat sich zum Fixpunkt aller elektronischen Musikliebhaber entwickelt. Artists von Adaro bis treten auf. 10.-12.08., Schwarzlsee/Unterpremstätten

SPIELBERG MUSIKFESTIVAL

Von 23. bis 27. August ertönen wieder ganz besondere Klänge am Red Bull Ring. Als Headliner des Open Air Konzerts wartet eine der stärksten LiveBands des Landes: Die SEER! Außerdem mit an Bord sind Django 3000, das Trio der folkshilfe, MAINFELT, SOLOzuVIERT und natürlich der Sieger des „MyStage Bandcontest“. 23.-27.08., Spielberg/Stmk.

JAZZFESTIVAL SAALFELDEN

Die genaue Dosierung zwischen Saalfelden-Stammgästen und Newcomern macht den intellektuellen Reiz des immer innovativen Jazzfestival aus. 24.-27.08., Saalfelden

Stämmiger, erwachsener und mit weiter verbessertem Qualitätseindruck tritt die vierte Generation des Kia Rio auf. Der neue Charakter des Kia Rio wird im Profil besonders deutlich. Die Verlängerung von Motorhaube, Frontüberhang und Radstand führt zu ausgewogeneren Proportionen, während die aufrechtere Position von C-Säule und Heckscheibe sowie der kürzere Hecküberhang für einen kraftvollen Abschluss sorgen. Geprägt wird die Seitenansicht des Fünftürers auch durch die klar definierten, geraden Linien. Der neue Kia Rio ist bei seinem Marktstart eines der sichersten Fahrzeuge seiner Klasse. Er hat eine hochstabile Karosserie, verfügt über eine umfassende passive Sicherheitsausstattung und ist mit einem „ADAS-Paket“ erhältlich, das modernste Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems) beinhaltet. Überdies ist der neue Kia Rio das erste Auto seiner Klasse, das einen Bremsassistenten mit Notbremsfunktion und Erkennung sowohl von anderen Fahrzeugen als auch Fußgängern umfasst. Connectivity im vollen Umfang inklusive Apple Carpla und Adroid Autoist auch für den neuen Kia Rio eine Selbstverständlichkeit. Der Rio ist in der Version Neon ab € 12.690,- inklusive aller Abgaben, sowie mit Radio, ESC und Start-Stopp-Automatik erhältlich. Bereits bei der Ausstattungsversion Titan sind ein beheizbares Lederlenkrad, Sitzheizung, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Klimaanlage und elektrisch beheizund verstellbare Außenspiegel an Bord. Darüber rangieren die Versionen Silber und Gold, letztere mit Komplettausstattung inklusive 7“-Naviagationssystem, Tempomat, autonomem Notbremsassistenten, Fahrspurwarner und Supervision-Instrumentencluster. Die hier getestete Austattungsversion Gold umfasst für ein Auto dieser Klasse luxuriöse Details: 6 Lautsprecher, Anti-Scheibenbeschlagsfunktion, automatische Klimaanlage, 7“ Navigationssystem mit Spracherkennung, Rückfahrkamera und 7 Jahre Kartenupdate, AEB – Autonomes Notbremssystem, Innenspiegel selbstabblendend, LDWS – Fahrspurwarner u.v.m. Mit einem Wort: der neue Rio ist in seiner kleinen Klasse ein ganz großer. 90 PS, Verbrauch 3,8 L, Höchstgeschwindigkeit 175 km/h Beschleunigung: 12,0 (0-100 km/h) Preis: ab 17.690.- Euro (inkl. aller Steuern)

57


vinyl affairs von till philippi

All you need is ... „Puh“, ich sag Euch was, „Kolumnen schreiben ist gar nicht so einfach.“ Und, wie ich wieder einmal feststellen durfte, es wird auch im letzten Moment nicht einfacher. Die Finger werden zwar schneller, manchmal zu schnell ... Eine Gemeinsamkeit, nebstbei erwähnt, von Kolumnenschreiben und Plattensammeln, denn, wer hat es noch nicht erlebt, im letzten Moment noch eine Kiste durchzuschauen und vor lauter Eile hat man die eine Platte übersehen. Überhaupt, das Vinylkolumnenschreiben hat so einiges mit Plattenspielen und Plattensammeln gemein, es ist wesentlich zeitaufwändiger als man denkt und kann auch schon mal zu einer „Sentimental Journey“ werden. Vor allem dann, wenn Jubiläen anstehen und wie der geneigte Leser völlig richtig folgert – zahlreiche „Special Editions“ „New-Mixes“ und JubiläumsBoxen auf den Markt kommen! Aber ok, da muss man, insbesondere der wahre Fan, durch. Ich muss, Chefredakteur sei Dank, da nicht durch. Ich muss zum Jahrestag weder über 50 Jahre „Sgt. Pepper´s“ schreiben, den „summer of love“ oder andere Jubiläen. Auch nicht über 50 Jahre Ö3. Mir gewährt man die Freiheit, einfach etwas über Vinyl zu schreiben und so darf ich an dieser Stelle völlig ungeniert „Katzenfestung“ von „Die Buben im Pelz“ als Platte des Monats empfehlen. Womit wir übrigens wieder bei den Fab-Four aus Liverpool landen, ist doch auf der offiziellen Seite des Labels, Noise Appeal, zu lesen, dass es den Buben um All you need is love geht. Ich finde, es dreht sich auf Katzenfestung alles um (Den ganzen) Sex, Drugs und Rock`n´Roll und wandert dazu phasenweise in seiner Düsterheit, textlich wie stimmlich, auf den Spuren von Ludwig Hirsch. Nicht immer, aber wem bei „Für Immer“ nicht „Komm großer schwarzer Vogel“ in den Sinn kommt, der sollte jetzt ganz schnell in den Plattenladen seines Vertrauens laufen. Und weil bekanntlich nur der Vergleich sicher macht,

bitte, den Hirsch und Die Buben im Pelz einpacken lassen. Beide dürfen in einer gut sortierten Plattensammlung nicht fehlen! Der aufmerksame Leser mag schon erahnt haben, dass es kein Zufall sein kann, dass ich All you need is Love, Komm großer Schwarzer Vogel, Ludwig Hirsch und Ö3 in einem Absatz erwähne? Nun, hier die Auflösung,: wie es der Zufall, von dem ja niemand so genau weiß, ob er sich berechnen lässt, so will, war vor 50 Jahren, als Ö3 gegründet wurde „All you need is love“ die Nummer 1 unter den meistverkauften Hits, Komm großer Schwarzer Vogel war 1979 erstmals in den österreichischen Charts und 32 Jahre später, nach Ludwig Hirschs viel zu frühem Ableben, wieder! Dass Katzenfestung in die Charts kommen wird, steht für mich außer Zweifel, auch wenn große Teile der heimischen Radiolandschaft Ihre Hörer lieber mit dem ewig gleichen sanften (internationalen) Format-RadioPop berieseln. Dass Musikkäufer oftmals anderes bevorzugen zeigt sich an den aktuellen Vinyltrends. So sind neben den 70erKlassikern von Led Zeppelin, Pink Floyd und Co., Psychedelic und Krautrock die wohl gefragtesten Platten abseits des Mainstream, produziert von Musikern mit Leib und Seele und kleinen Independent Labels – mit unglaublichem Einsatz und nicht selten unter Gefährdung der eigenen wirtschaftlichen wie persönlichen Existenz. Manche von ihnen werden von den sogenannten „Musikmachern“ und „-managern“ in diesem Land selbst dann noch ignoriert, wenn sie internationale Stars sind und weltweit ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen spielen. Aber das ist eine andere Geschichte (und die stand bereits in der „Krone“). philippi@vinyl-music.at

58


59


60


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.