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Jagd nach Handysündern am Steuer

Kameras mit KI unterstützen die Polizei

Ablenkung, insbesondere durch die Nutzung des Smartphones oder gar eines Tablets am Steuer, ist einer der häufigsten Gründe für Autounfälle. Künftig könnten Blitzer mit künstlicher Intelligenz (KI) den Personalaufwand bei der Jagd nach Handysündern reduzieren.

Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter – auch unterwegs. Nutzen Autofahrer es aber am Steuer, wird es brandgefährlich: Ablenkung ist eine der zentralen Ursachen für Verkehrsunfälle – in der Schweiz sogar der häufigste Unfallgrund überhaupt (siehe Box). Entsprechend ist die Nutzung des Smartphones am Steuer strikt verboten und Verstösse werden vergleichsweise hart bestraft. Doch die Jagd nach Handysündern am Steuer ist aufwendig und personalintensiv, weshalb sie nicht in adäquatem Ausmass stattfindet.

In den Niederlanden ersonnene Technik

Das könnte sich allerdings bald ändern – dank der von der niederländischen Polizei gemeinsam mit Forschern der Universität Utrecht entwickelten «MONOcam». Diese kombiniert eine (Video-)Kamera, die aus erhöhter Position (beispielsweise von einer Brücke aus) in die unter ihr hindurchfahrenden Autos blickt, mit einer KI-Software, die «sieht», ob eine Person am Steuer das Smartphone oder gar ein Tablet nutzt. Detektiert die KI eine solche Situation, schiesst die Kamera entsprechende Fotos. Damit diese Beweiswert erlangen, werden sie von zwei speziell geschulten Polizisten ausgewertet. Nur wenn diese zweifelsfrei einen Gesetzesverstoss erkennen, wird das Bildmaterial zu Händen der zuständigen Strafverfolgungsbehörde ge speichert und das Delikt geahndet.

Die kompakte, optisch unauffällige MONOcam wird in erhöhter Position, beispielsweise auf einer Autobahnbrücke, platziert.
© Polizeipräsidium Trier

In Deutschland erfolgreich getestet

Polizeidienststellen im deutschen Rheinland-Pfalz testeten im zweiten Halbjahr 2022 das MONOcam-System in den Verkehrsräumen Trier und Mainz – mit Erfolg. Obwohl ein auffälliges Hinweisschild die Autofahrer auf die Überwachungsstrecke aufmerksam machte, rasselten am ersten Testtag stündlich rund 20 Pkw- und LKW-Fahrer in die Handy-Blitzer-Falle. In weiteren 45 Tagen Testbetrieb wurden 327 weitere Verstösse detektiert.

Zwar diskutieren Datenschützer in Deutschland (und auch in der Schweiz) aktuell noch die Rechtmässigkeit der KI-Verkehrsüberwachung. Denn das System filmt respektive fotografiert zunächst alle Autofahrer sowie weitere Insassen der kontrollierten Fahrzeuge ohne deren explizites Einverständnis und zunächst ohne konkreten Tatvorwurf, was grundsätzlich unzulässig ist. «Allerdings werden nur Fotos, die tatsächliche Verstösse zeigen, weiterverarbeitet und als Beweise gespeichert. Alle anderen Bilder werden direkt gelöscht, wodurch dem Datenschutz Rechnung getragen wird», halten Befürworter der neuen, in den Niederlanden, den USA sowie Australien bereits grossf­lächig eingesetzten Technologie dagegen.

Sicher ist: Mit der Kombination aus Video- respektive Fotoüberwachung, einer entsprechenden KI-Lösung sowie dem geschulten Blick zweier speziell ausgebildeter Spezialisten (Vier-Augen-Prinzip) erhält die Polizei die längst überfällige Möglichkeit, ebenso gross f­lächig wie häufig Jagd nach Sündern am Steuer zu machen. Genau dies aber ist dringend geboten, wie die Unfallstatistiken sowie diverse Studien zur Verkehrssicherheit belegen. An (falsch verstandenem) Datenschutz darf dies keinesfalls scheitern – gerade in der Schweiz, wo Ablenkung am Steuer nachweislich Unfallursache Nummer eins ist.

Interessierte, die mehr über die Resultate der Tests des Polizeipräsidiums Trier erfahren wollen, wenden sich an Polizeirat Matthias Emmerich, matthias-emmerich@polizei.rlp.de

Detektiert die KI einen Handysünder am Steuer, wird ein Foto geschossen. Geschulte Polizisten werten dieses aus. Nur bei einem «Treffer» wird das Bild gespeichert und eine Busse ausgesprochen.
© Polizeipräsidium Trier

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