Aber vorallem für meine Mädels: für Jenni, meine kleine Traditions-Schwäbin; für Bifi, die es seit 8 Jahren Beziehung schafft, sie selbst zu bleiben; für Jule, die rastlose aber zufriedene Partymaus; und für meine Schwester, die noch ganz am Anfang steht und sich auf all das Schöne, Ätzende, Aufregende und Schmerzende freuen kann.
#wieoftichamtag
FUNDA AGIRBAS
MEIN TINDER-EXPERIMENT: Wie fucking easy kann Easy Fucking sein?
Es geht um das Eine Ich würde ja schreiben, ich war auf der Suche nach Liebe. Oder, dass ich einfach neue Leute treffen wollte. Kleinen Schnack mit Touris halten oder Neu-Berliner interviewen, Horizont erweitern und so. Aber dann würde ich lügen. Freunde habe ich. Kochen und Lesezirkel öden mich an und Touris finde ich meistens doof. Mein Horizont ist weit und die elende Liebe, die sollte mich in diesem Lebensabschnitt um Gottes willen nicht erneut heimsuchen. Ich wollte Sex! Mit Pauken und Trompeten, mit Feuerwerk zum Orchester und jeder Menge Konfetti in der Luft. Der den Verstand verhöhnt und nur die Triebe agieren lässt. Einen wo der Nachname vor, währenddessen und danach keine Rolle spielt und niemals nie eine spielen wird. Gesagt, getan. Die App wurde installiert und ich betrat sie: die schöne, neue Tinder-Welt. Kaum biste drin, biste auch gleich dran. Die Matches trudelten fleißig ein. Nun ging es um die strategische Selektion der männlichen Kandidaten.
Mein Kandidat war gefunden.
Wir trafen uns direkt in seiner Wohnung. Jetzt ging es nur noch darum, das öde Gespräch schnell in ein verbales Vorspiel zu wandeln. Es wäre nun an der Zeit auf schmutzige Details einzugehen, aber eine Lady genießt und schweigt. Und ich mach’ das meistens auch. Nur so viel: Ich bekam sie, meine OneNight-Love-Affair mit allem, was dazugehört.
Tinder, öffne dich: next please! Und lange muss man als Frau nicht bitten. Der Nächste war bereits am Wochenende darauf am Start. Diesmal ging ich sogar zu einem Date. Betrieb über eine Stunde intelligente, eloquente Was-ich-nicht-alles-kann-und-du-so-Kommunikation. Gut, er mag sich vielleicht gewundert haben, dass ich für unseren romantischen Abend eine ziemlich abgefuckte Kneipe wählte, aber eine andere gab es nicht. Jedenfalls nicht bei mir um die Ecke. Was soll ich sagen, der Zweite übertraf den Ersten und alle meine Fantasien obendrein. Bei seinem Können überhörte ich sogar die Salami-Pizza-Bestellung direkt nach seiner Beteuerung, dass er seit kurzem Veganer sei. Ich kam zwar nicht umhin, ihn darauf aufmerksam zu machen, doch als der gute
Don’t hurt me no more CLARA OTT
ROSAROTE
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Wieso wir nicht arbeiten können, wenn wir verliebt sind Verliebtsein bedeutet, wochenlang unkonzentriert und grinsend im Büro sitzen. Ein herrlicher Zustand. Und ein Karrieredurchhänger. Macht nichts. Rosarote Arbeitsbrille
A
ls mich die Liebe das letzte Mal erwischt hat, so richtig Hals über Kopf, da war einen Monat nicht an Arbeit zu denken. Nach dem ersten Wochenende mit dem neuen Mann saß ich montags am Schreibtisch und starrte apathisch auf meinen Monitor oder grinsend aus dem Fenster. Noch mehr als sonst schielte ich auf mein Handy und unser erstes Telefonat war nur eines von vielen in den kommenden Tagen, die mich im Kopier- oder Konferenzraum verschwinden ließen. Ohne Rücksicht auf meine konzentrierten Kollegen säuselte ich auf dem Weg dahin wie ein alberner Teenager. Mit glühenden Wangen und überglücklich kehrte ich an meinen Platz zurück, als hätte mir eben ein Headhunter meinen Traumjob inklusive sechsstelligem Jahresgehalt angeboten.
#generationY
Unsere Generation ist dumm wie Brot. Für uns ist das Existieren völlig normal, weil es uns abgenommen wurde, weil es uns gut geht. Wir müssen uns nicht fragen, woher wir unser Brot bekommen. Wir überlegen uns, mit wem wir das Brot teilen. Oder was wir aufs Brot schmieren. Oder ob es wohl gesund genug ist. Oder ob wir es lieber wegschmeißen, weil‘s schon 4 Tage im Brotkorb liegt. Oder wem wir es am besten an den Kopf schmeißen.
Es ist kompliziert, eine Frau zu sein. Wer aktuell das Glück hat, besonders „echt“ zu wirken, gilt als Role Model, darf für Kosmetik werben und Magazin-Cover zieren. Aber was bitte schön ist eine echte Frau?
Seitdem ich eine Tochter habe, stelle ich mir umso mehr die Frage, was ich dazu beitragen kann, dass kleine Menschen und insbesondere Mädchen das natürliche Selbstbewusstsein behalten, mit dem sie auf die Welt kommen und ihrer Umwelt begegnen. Sie haben noch keinen Knacks im Selbstbewusstsein, sie lernen ja erst, sich selbst und alles um sie herum bewusst wahrzunehmen. Mein Baby weiß nicht einmal, dass die Welt um sie herum sie als Mädchen betrachtet und dieses Label ihr Leben prägen wird, auch wenn sich neulich erst wieder eine Passantin danach erkundigte „was es denn sei“, sie könne das ja gar nicht erkennen. Ich kann meine eigenen Unsicherheiten heute wenigstens zum Teil erklären, denn die Erwartungen an mein Verhalten, egal ob als Mädchen oder als Frau, waren und sind vor allem von Widersprüchen geprägt. Wenn ein Mädchen wild im Wald herumtobte und Widerworte gab, wurde sie ermahnt, sie sei zu frech für ein Mädchen, traute sie sich hingegen nicht, den Baum hinaufzuklettern oder in die Brennnesseln zu fassen, sollte sie „nicht so ein Mädchen“ sein. Es gilt noch immer als abfälliger Kommentar, jemandem zu sagen, er mache etwas „wie ein Mädchen“ – unabhängig vom Geschlecht der beschimpften Person.
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Was nehmen wir also aus den Erfahrungen mit? Ein Mädchen zu sein, ist nicht das Beste, was dir passieren kann. Der logische nächste Schritt? Die Mädchen beeilen sich ein wenig, mit der Kindheit fertig zu werden und ein wenig schneller in das Leben als Erwachsene zu gelangen: als Frau. Dort angekommen, ist das, was als Mädchen meist gut funktionierte – nämlich nett und niedlich zu sein – auf einmal ein riesiger Nachteil. Schnell müssen die Frauen sich Dinge von den Männern abschauen, autoritär und extrovertiert werden, um nach ihren Regeln Karriere zu machen, dürfen dabei aber nicht „vermännlichen“, sonst bekommen sie keinen der Herren ab und wir sterben aus. (Sorry, aber zum einen können Frauen prima ohne Ehemann Kinder bekommen, zum anderen richtet sich unser Leben wirklich nur nachrangig daran aus, Männern zu gefallen.) Um es abzukürzen: das Leben als Frau ist noch ein wenig komplizierten und widersprüchlicher als das eines Mädchens. Egal wie man sich verhält oder aussieht, richtig ist es nie. Klar, das Leben ist ein wenig einfacher, wenn man schlank ist, weiß ist, hetero ist, cis ist, körperlich und seelisch gesund ist und aus wohlhabenden Familien und industrialisierten Ländern stammt, aber im Prinzip sind wir alle in einem Boot.
#dasdarfmanjawohlnochträumendürfen
#denkmaldrĂźbernach
Ende.
ERICH KÄSTNER
»Am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.«