Georg Winter: Derer Schüler mit dem Wegerich.

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Georg Winter (Hrsg.) Der SchĂźler mit dem Wegerich


Georg Winter (Hrsg.)

DER SCHÃœLER MIT DEM WEG ERICH Loki Schmidt zum 100. Geburtstag

Zeichnung Bettina Bick

K J M Buchverlag


Inhalt Hrsg. von Klaas Jarchow

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Urheber unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 1. Aufl age, März 2019 Copyright © 2019 by Klaas Jarchow Media Buchverlag GmbH & Co. KG Simrockstr. 9a, 22587 Hamburg www.kjm-buchverlag.de ISBN 978-3-96194-069-1 Herstellung, Satz und Gestaltung: Eberhard Delius, Berlin Lithographie: Reihs Satzstudio, Lohmar Korrektorat: Rainer Kolbe, Hamburg Druck und Bindung: Beltz Grafi sche Betriebe, Bad Langensalza Gedruckt auf Munken Pure, holzfr. Designpapier, FSC-Mix Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten Mehr zu den Büchern des KJM Buchverlags www.kjm-buchverlag.de, www.hamburgparadies.de

Vorwort 7 Georg zum 60. 9 Zu Ostern 1949 10 Tatkräftig und voller Ideen 13 Der Wegerich 17 Biologie 18

Der Briefwechsel zwischen Loki Schmidt und Georg Winter 1964–2010 Mit ergänzenden Dokumenten und Interviews sowie Gedichten von Georg Winter 21–156

Anhang 157 Diverse Dokumente Biografien Hannelore Schmidt und Georg Winter Bibliographien Quellen- und Abbildungsverzeichnis Dank

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Vorwort

Frau Loki Schmidt war meine erste Lehrerin in der Grundschule. Sie ließ uns Kräuter suchen, eintopfen und großziehen. Der Wegerich, den ich fand, hatte etwas von einem Wegweiser. Schon wenige Monate ihres Unterrichts genügten, um die Freude an genauer Naturbeobachtung, die Liebe zur Natur und die Achtung vor allen Formen des Lebens in den Herzen von uns Schülern zu verankern. Gelingt einer Lehrkraft das, so hat sie die vordringlichste Bildungsaufgabe erfüllt. Alle weiteren Lehrinhalte erlangen durch diesen Fundamentalinhalt ihre ethische Grundausrichtung. Die Inhalte des schulischen Unterrichts, z.B. in Biologie, Physik, Chemie, Mathematik, Erdkunde, Geschichte, Gemeinschaftskunde, Religion, Wirtschaftskunde und Informatik, können von den Schülern in ihrem späteren Leben entweder als Mittel egoistischer, umweltzerstörerischer Nutzenerzielung verstanden und eingesetzt werden oder aber als »Werkzeugkasten« für verantwortliches Handeln gegenüber allem Leben. Das habe ich selbst erfahren. Die Schulstunden bei Loki Schmidt waren mit entscheidend dafür, dass ich während meines Berufslebens daran gearbeitet habe, die Unternehmensführung mit den Umweltanforderungen in Einklang zu bringen und die neu entwickelten Methoden weltweit bekannt zu machen. Mit Dankbarkeit habe ich – wie andere Mitschülerinnen und Mitschüler – die Erfahrung gemacht, dass Frau Loki Schmidt nicht nur an unserer beruflichen Entwicklung, sondern auch an unserem persönlichen Schicksal und Wohlergehen ein Leben lang Anteil genommen hat. Uns, ihrer Lebensaufgabe, und sich selbst blieb sie stets treu. Für ihre Überzeugung trat sie mutig ein. Von opportunistischen Kom~7~


promissen war sie frei. Sie war zutiefst herzlich, aber wenn es darauf ankam, sprach sie Klartext. Ich bin der Überzeugung, dass Frau Loki Schmidt zugestimmt hätte, wenn ich sie gebeten hätte, ihren Briefwechsel mit mir posthum veröffentlichen zu dürfen. Der Briefwechsel spiegelt unsere Bemühungen, von verschiedenen beruflichen Ansätzen her der Nachhaltigkeit in der Lebenspraxis Geltung zu verschaffen. Eltern, Lehrkräfte, Botaniker und andere Naturwissenschaftler, Wirtschaftler, Umweltschützer und Politiker erhalten – in ungefilterter Form, quasi als Vollkost – vielfältigste Anregungen. Das vorliegende Buch berücksichtigt den Briefwechsel zwischen Frau Loki Schmidt und mir in den Jahren von 1964 bis 2010. Die z.T. handschriftlichen, z.T. maschinenschriftlichen Briefe werden als unkorrigierte Originaldokumente abgedruckt. Für Dokumente, Interviews, Fotos und Zeichnungen sind die Quellen jeweils angegeben. Die Gedichte entstammen meinen im Anhang angegebenen Lyrikveröffentlichungen. Georg Winter

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2001

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1988

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Der Wegerich

Ich beugte mich zum Wegerich. Da merkte ich: Sein Staub entwich. Der Wegerich bestäubte mich, als wär’ auch ich ein Wegerich, und mich beschlich die Freud’, dass ich dem Wegerich ein wenig glich.

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Der Briefwechsel zwischen Loki Schmidt und Georg Winter Mit ergänzenden Dokumenten, Interviews und Gedichten von Georg Winter

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Am 15. Oktober 1995 wurde Herrn Dr. Georg Winter in München von der der Deutschen Bundesstiftung Umwelt der Deutsche Umweltpreis verliehen. Das Preisgeld von 500.000 DM stellte er je zur Hälfte der Arbeit von B.A.U.M. e.V. bzw. INEM e.V. zur Verfügung.

Wie er in seinem Schreiben im Oktober 1995 an Frau Loki Schmidt bereits angekündigt hatte, kam er in seiner Rede als Preisträger auf sie zu sprechen: »Die Kinder – und auf die kommt es an – werden dem Umweltschutz ihr Leben lang treu bleiben, so wie ich ihm treu blieb, seit mich die erste farbige Libelle am Teich begeisterte, seit meine Mutter und mein Vater mir Goldhamster schenkten und seit meine erste Lehrerin, Frau Loki Schmidt, mir Wegerich und Gelbrandkäfer erklärte.« Weiter führte er aus: »Als Unternehmer und Umweltschützer müssen wir uns fragen: Was nützen uns viele gute Bilanzen im Leben ohne eine gute Lebensbilanz? Was nützt uns eine größere Wertschöpfung im Betrieb, wenn sich in unseren Herzen die Werte erschöpfen? Was aber ist der größte Wert? Ist es nicht das Leben in all seinen Formen? Eine Brutstätte von wimmelndem Leben habe ich mitgebracht. Es ist dieses Häufchen Muttererde aus meinem Garten. Es riecht gut. (An dieser Stelle wurde die Muttererde – aufbewahrt in einer halben Kastanienschale – in die Höhe gehalten). Ohne die Mikroorganismen in der Erde säßen wir alle nicht hier. Wir Menschen sind dabei, die Erde zu vergiften. Mit Beton und Asphalt haben wir die Erde versiegelt. Wurde uns die Erde nicht zu einem ~ 44 ~

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Der Findling

Wilseder Berg

Erzähl, wo wurdest du gebor’n, mein Bruder aus Granit? Hat dich ein Gletscher hier verlor’n, wo heut die Heide blüht?

Wie oft ich dich wohl noch betrete, Wilseder Berg, geliebte Höh’? Wie oft ich hier in sanfter Röte die Heide wohl noch blühen seh’?

Du kamst wohl über’n Öresund geritten auf dem Eis. Willkommen hier im Totengrund, auch ich bin auf der Reis’.

Mein Fuß erklomm dich einst geschwinder, mit der, die ich zu dir entführt. Die wilden Sohlen unsrer Kinder hast du in deinem Sand gespürt.

Ich komm’ von den Wilseder Höh’n mit ihrem freien Blick, wollt’ hier nur eine Runde geh’n und muss zur Stadt zurück.

Du fühltest kraftbewusste Schritte zur Zeit, als ich manch’ Berg bezwang, und dann, nach meiner Lebensmitte, von mal zu mal gemess’ner’n Gang.

Dort schiebt Beton sich über’s Land wie Eis zur Gletscherzeit und macht sich eine Gletscherwand auch in den Herzen breit.

Wie oft werd’ ich dich noch betreten, Wilseder Berg, geliebte Höh’? Darf’s nicht mehr sein, werd’ ich drum beten, dass ich hier als Wacholder steh’.

Mein Freund, im Tal hier fandest du für’s erste dein Zuhaus. Ich halte mit dir Mittagsruh’ und streck mich auf dir aus. Dann schau’n wir uns die Heide an, die noch in Blüte steht, besprechen mal von Mann zu Mann, wie’s mit uns weitergeht.

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