Herend Herald 43. - Deutsch

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Herend Herald 2014/II. | Nr. 43

Das Magazin Der Porzellanmanufaktur Herend

Interieur

Wo der R aum diktiert Hinter den Kulissen

Porzellan in 3d Kurioses

Weine und klรถster


2014 | 2015

Where a world unfolds Ahol kinyĂ­lik a vilĂĄg

Shoko Nakamura balerina

www.opera.hu


Gr uss wo r t

Verehrte Leser des Herend Her ald! Mit unserer Wahl und dem Vorankommen auf unserem Weg sind wir den nachfolgenden Generationen, unseren Kindern ein Beispiel. Unser Ziel ist es, der Nachwelt mehr zu hinterlassen, als wir von unseren Vorfahren erhielten. Die Zukunft, ja unsere Enkel werden über unsere heutigen Taten richten. Die Veränderung steckt in jedem von uns, deshalb ist jeder am Ende seines Weges ein anderer, als er am Anfang war. Die Porzellanmanufaktur Herend ist einen langen Weg gegangen. Im Jahr 1826 wurde sie als kleine Werkstätte gegründet und ist heute die größte Porzellanmanufaktur der Welt. Es gibt keinen bewohnten Kontinent auf der Erde, auf dem das Herender Porzellan nicht zugegen ist. Zu Beginn stellte die Herender Manufaktur nur einige wenige Porzellangegenstände her, heute kann man aus 16.000 Formen und 4.000 Mustern wählen, die individuell kombiniert werden können. Auf unserem Weg waren wir stets stolz auf unsere Traditionen und Werte; an einen Schritt zurück in unsere Vergangenheit haben wir aber niemals gedacht, sondern suchten beständig nach dem Neuen, nach der Zukunft. Ständig zu Innovationen und zur Erneuerung bereit zögerten wir niemals lange, sondern schlugen an den Wegkreuzungen mutig die richtige Richtung ein. Im Ergebnis des beinah zweihundertjährigen Wirkens der HerendGemeinschaft bieten wir den Kennern des Porzellans mit unseren handgefertigten Kunstobjekten Wertbeständigkeit, einzigartig hohe Qualität und Individualität. Es gibt wohl kein Wohninterieur, zu dem wir nicht das entsprechende Porzellan empfehlen könnten. Wir sind eine Manufaktur und stellen bis heute unsere Porzellanobjekte in manueller Technologie her. Jeder Mensch ist auf der Suche nach seinem Weg entlang der scheinbar unausweichlichen Schnittpunkte der Vorherbestimmung und des freien Willens. Manche kommen an, andere sind für immer unterwegs. Unser Leben erfüllt sich erst in der Wechselwirkung mit anderen, in der Gemeinschaft der Familie, am Arbeitsplatz, in der Muttersprache, in der Geschichte und der Kultur. Erfolge kann man nur schwer allein erreichen und es ist auch nicht gut, Erfolge allein zu erleben! Auf unserem Weg sind wir nicht allein, wir haben unsere Gefährten, die uns auf vielfältige Weise zur Seite stehen und erfahren dabei ihren Zuspruch, ihre Fürsorge, ihr Vertrauen in uns, ihr Lächeln und ihre Unterstützung bei unumgänglichen Veränderungen. Wir treffen auf zahlreiche unbeschilderte Wegkreuzungen und wir müssen uns immer wieder entscheiden. Bei unserer Wahl des richtigen Weges sind uns unsere Wurzeln und unser Wertesystem behilflich, unsere Gefühle und Ahnungen, unsere bisherigen Erfahrungen, die Ratschläge unserer Freunde und die Gedanken unserer Helfer.

Wir glauben daran, dass unsere Porzellanmanufaktur ein Erbe für die Zukunft ist. In der Fortführung obiger Gedanken möchte ich Ihnen aus unserem neuen Magazin unter anderem den Artikel über die Geschichte der Budapester U-Bahn, die zu ihrer Zeit bereits einzigartig war, ans Herz legen. Im Zeichen alter Werte geben wir Ihnen ebenfalls einen Einblick in die klösterlichen Traditionen des Weinbaus. Für die Pilzliebhaber haben wir uns bei den Pfifferlingen umgesehen und sind sicher, dass jeder, der diese schmackhaften Pilze bisher noch nicht gekostet hat, es nach unserem Artikel tun und dabei vielleicht andalusische Musik hören wird. Wir danken für Ihre außerordentliche Aufmerksamkeit und wünschen viel Vergnügen und eine angenehme Zeit mit unserem Magazin! Mit herzlichen Grüßen, Ihr Dr. Attila Simon Generaldirektor

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inh a lt

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Hinter den Kulissen

Gastronomie

Porzellan in 3d

Ein kleiner gelber Evergreen

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18 Sport

Interieur

Wo der R aum diktiert

Luxus auf See

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Aktuelles

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Weine und Klöster

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Geschäft

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Die Kleine Budapester U-Bahn

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Schmelztiegel der Musik, Andalusien

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Luxus auf See

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Wo der Raum diktiert

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Ein kleiner gelber Evergreen

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Porzellan in 3D

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Herender Porzellan - eine zauberhafte Geschenkidee!

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Herend Herald impressum

Herausgegeben von der Porzellanmanufaktur Herend AG   v  Chefredaktion: Anna Rajkó Verantwortlicher Redakteur: Dr. Attila Simon   v  Redaktion: Rita Cserhalmi Layout: György Protzner   v  Übersetzung: Clemens Prinz   Lektorat: András Hecker   v Foto: Shutterstock, Dávid Kecskeméti Redaktion: Fidelio Média GmbH, H-1066 Budapest, Nyugati tér 1, Telefon: +36 1 476-0320, fidelio@fidelio.hu Druck: Keskeny Nyomda Porzellanmanufaktur Herend AG H–8440 Herend, Kossuth Lajos u. 140. Telefon: +36 88 523 100, Fax: +36 88 261 518 E-Mail: info@herend.com   v  Web: www.herend.com Facebook: www.facebook.com/Herendporcelan v ISSN 1585-1397

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a k t u el l e s

Der Poet des Porzellans Unter dem Titel Herend Design fand in Veszprém, das nahe Herend liegt, im Palais Dubniczay eine Werkschau von Ákos Tamás statt. Hauchdünne Blumenschüsseln, durchscheinende organische Ziergegenstände, Vasen mit farbigen Intarsien, litophane Lampen, die vom heuer 60-jährigen Designer in traditioneller Technik aus pastellfarbenen Porzellanschichten hergestellt werden, erfreuen sich in Italien, Griechenland und der Schweiz, aber auch in Israel, Hong-Kong und Neuseeland großer Beliebtheit. Seine Arbeiten wurde mit zahlreichen Jurypreisen bedacht, außerdem mit drei Designerpreisen, einem Sonderpreis des Ministerpräsidentenamts, mit dem Preis des internationalen japanischen MINO-Keramikfestivals, dem Diplom der I. koreanischen Weltausstellung, dem Sonderpreis der Keramikbiennale Pécs, dem Károly-Bojtor-Gedenkpreis und der Verdienstmedaille des Komitats Veszprém.

Traditionen rechnen sich Balatonfüred weiß - genau wie die Herender Porzellanmanufaktur -, dass sich Traditionen, wenn man sie pf legt, durchaus rechnen können. Auf dem heurigen, 189. AnnaBall wurde der Generaldirektor der Herend Porzellanmanufaktur AG, Dr. Attila Simon, mit dem Ernő-Kiss-Preis ausgezeichnet, der nach einem der Arader Märtyrer benannt ist. Die Ballkönigin erhielt auch dieses Jahr eine Herender Vase mit Viktoria-Muster. Die erste Hofdame bekam von der Manufaktur eine Vase mit Rothschild-, die zweite eine mit Apponyi-Muster.

Herends neue Wege Unter dem Titel Sehen und Spielen - Herends neue Wege stand die Ausstellung von Etelka Meixner in der Szent Korona Galerie in Székesfehérvár. Mit dem Namen der in weiten Kreisen bekannten und anerkannten Porzellandesignerin der Porzellanmanufaktur Herend sind mehrere neue Figuren, Schmuckgegenstände und die Neuformulierung zahlreicher traditioneller Dekorationen verbunden. Ihre Meisterwerke schmücken heute schon oft das Heim jüngerer Kunden, auf der Ausstellung waren mehrere Neuheiten zu sehen, die bisher noch nicht gezeigt wurden. Die Ausstellung der Kunstgewerblerin, die nach aufregenden, neuen Wegen sucht, wurde von der hochdekorierten Opernsängerin Erika Miklósa eröffnet.

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a k t u el l e s

in

Fertőd

Die Herender Porzellanmanufaktur präsentierte in den prächtigen R äumen des Esterházy-Schlosses eines der grossartigsten Luxusprodukte des ungarischen Kunstgewerbes. Auf dieser Schau wurden auch die sorgsam gehüteten Service von Antal Fürst Esterházy und seiner Frau gezeigt.

Der Spross der berühmten Familie, Antal Fürst Esterházy, war selbst seit jüngster Kindheit von Herender Porzellan umgeben. Neben dem Service mit Esterházy-Muster seines Vaters, trank er oft aus Tassen mit Apponyi-Muster und aß von Tellern, die aus der Mitgift seiner Mutter Gabrielle Gräfin Apponyi stammten. In der Familie wurden diese Reliquien weitergegeben und behütet: Neben Porzellan mit Esterházy- und Apponyi-Muster findet sich im Familienschatz auch ein Rothschild-Service. Der Fürst erzählt gerne von jenen Zeiten, als die Familie, die aus Ungarn gef lüchtet war, ärmlich zwar, aber voller Stolz von HerendPorzellan speiste – zur großen Verwunderung der westlichen Freunde und Bekannten. Antal Esterházys Gattin, Herzögin Svetlana, macht f leißig Werbung für das Herender Porzellan: Sie richtete schon Ausstellungen mit wunderbaren Objekten aus, darunter in Sankt Petersburg. Dr. Attila Simon, Generaldirektor der Herender Porzellanmanufaktur, erklärte, dass jede Ausstellung unter einem anderen Thema steht, das Hauptmotiv diesmal war das Schloss selbst. Die Linie der Ausstellung wurde vom chinesischen Muster der Familie Esterházy bestimmt, das am ehesten auf Tassen, Blumenständern, Schmuckkörben und Vasen erscheint. Dieses Muster mit chinesischen Schriftzeichen und Blumen stammt aus der Zeit von Miklós Esterházy, dem „Prunksüchtigen“. Auch weiteren großen Auftraggebern der Manufaktur wurde ein Denkmal gesetzt, der Familie Apponyi sowie Batthyány und auch Stücke, die für die englische Königin Viktoria angefertigt wurden, waren in der Ausstellung zu sehen.

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posztos / Shutterstock.com

Weißes Gold


Ge SCh Ä F t

Das Treffen der Größten Im exklusiven Einkaufszentrum der größten europäischen Kauf hauskette, dem El Corte Inglés de Diagonal in Barcelona, wurde ein neuer Laden der Herender Porzellanmanufaktur eröffnet. Ramón Areces Rodriguez, der seine Lauf bahn mit dem Kauf eines Madrider Schneiderladens begann, gründete das heutige Unternehmen 1940. Es verfügt nun über 80 Kauf häuser und gehört zu den fünf führenden Kauf hausketten der Welt. El Corte Inglés gilt den Spaniern als Symbol ihrer Kultur. Durch den neuen HerendLaden können die Kunden sich auch hier mit eigenen Augen von der Meisterschaft der Töpfer und Maler der weltbekannten Porzellanmanufaktur überzeugen.

30 Jahre in Athen Theodore Martionos und seiner Familie ist es zu verdanken, dass Herender Porzellan in Griechenland schon seit dreißig Jahren Erfolge feiert. Die Neugierigen konnten sich in den vergangenen Jahrzehnten mit den traditionsreichen Herender Meisterarbeiten in würdiger Umgebung, in eleganten Athener Luxusgeschäften vertraut machen. Derzeit ist der Herend-Laden im Herzen der Stadt zu finden, in der Nähe von weltberühmten Marken wie Prada, Bjorn, Louis Vuitton oder Ferragamo. Das Unternehmen wird von Emilia Martionos geleitet. Sie lernte schon als kleines Kind die Produkte aus Herend kennen und ist heute eine große Kennerin und Bewunderin des Porzellans.

Geschäft für Luxusfühlige – singapur Meisterwerke aus Herend kann man auch in Singapur kaufen! Im Laden des Unternehmens Blue Duna, dem Singapore Beauty, sind handgefertigte Stücke aus der Manufaktur erhältlich. Über die Geschichte des Porzellans und dessen Muster erzählen die Inhaber mit viel Sachverstand und Begeisterung. „Wir haben beschlossen, ein Unternehmen zu gründen, einen Laden zu eröffnen, in dem wir Porzellan verkaufen, das auch uns gefällt. Wir sind stolz, dass wir Produkte bieten können, die von königlichen und kaiserlichen Familien, von Präsidenten und Weltstars verwendet werden. Stolz bieten wir weltberühmtes Herender Porzellan, das mit Luxus, Eleganz, Raffinement und höchster Qualität verbunden wird. Sein höchster Wert entstammt der Tatsache, dass jedes Stück von den geschickten Händen f leißiger Meister geformt und damit einzigartig wird“, meint der Geschäftsführer.

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KULTUR

Schmelztiegel der Musik,

Andalusien

Schmerz, Einsamkeit und Bitterkeit der Bewohner Andalusiens sind aus Samt und Seide gemacht, die Freude, das Glitzern ihrer Feste verdeckt die Tränen: „Wer jetzt mein Herz will, der frage mein Vergessen aus“, schrieb Federico García Lorca im Nachtlied andalusischer Matrosen. Auch heute pilgern Touristenmassen nach Andalusien, um den Flamenco zu erleben, dieses Lebensgefühl, ausgedrückt in Musik und Tanz, das die ganze Welt verzaubert. Den Flamenco gibt es in vielen Varianten, doch eines ist gewiss: Verwenden die Tänzer statt den Fingern Kastagnetten, halten sie es nicht mehr mit dem alten, traditionellen Stil. Dennoch ist es ein unvergleichliches Erlebnis, wenn man eine Tablao aufsucht, eine Gaststätte, wo im Keller zur rhapsodischen Musik der Gitarre ein oder mehrere Tänzer improvisieren.

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Andere Stile der andalusischen Volksmusik zeigen weniger fremden Einf luss, der Flamenco jedoch ist am Schnittpunkt von Kulturen entstanden. Bis heute ist für seine Entwicklung von Bedeutung, dass der im Jahr 957 verstorbene Perser Ziryab als Hofmusikant des Kalifen in Córdoba tätig war. Er gründete das erste Konservatorium. Die andalusische bäuerliche Musik und der

Andalusien

Garten Zipfel Europas, der an der Route nach A frika, ja nach Südamerika liegt. Von hier ist Kolumbus aufgebrochen. Ähnlich verzaubernd ist seine Musik. ist ein überwältigender

im südwestlichen

Tanz nahmen Gesten und Ausdrucksformen indischen Ursprungs in sich auf, wie man besonders an den Handbewegungen erkennen kann. Nach der Kolonialisierung kamen Elemente aus der amerikanischen und afrikanischen Folklore hinzu. Die stilisierten Elemente des Flamencos vom Aufstampfen bis zur Zupftechnik der Gitarre, bergen ein Gemeinschaftserlebnis, das Publikum atmet im Einklang mit den Vortragenden, es ruft und klatscht. Duende steckt in dieser Kunst, Geist und Seele, was von jedem erfahren werden kann. Jedes Element der Vorstellung birgt diesen Geist: der leise beginnende und sich bis zum wütenden Geschrei verstärkende Gesang, dessen Botschaft wir selbst dann begreifen, wenn wir den Text nicht verstehen; wie der Gitarrist dem Sänger antwortet und ihn inspiriert; wie der Tänzer sich immer ungezügelter dem Strudel der Bewegungen, dem Applaus, den Zurufen hingibt. Und natürlich die Tracht, passend zum Tanz, die engen Hosen, die Rüschenhemden, Stiefel oder Schuhe mit harten Absätzen, die langen Kleider der Frauen, rüschenbesetzt und sich in der Taille verjüngend, Schultertücher, Blumenschmuck im Haar, hellen Farben, die jeden Alltag zum Festtag machen. Kornél Zipernovszky


Wussten Sie...? Dass die heuer verstorbene Gitarrenlegende, Paco De Lucia, der bekannteste Verfechter einer Modernisierung des Flamenco war? Er wurde im andalusischen Algeciras geboren und man errichtete ihm dort schon zu Lebzeiten ein Denkmal. Er öffnete den Flamenco in Richtung anderer Stile wie Bossa-Nova, Rock, Blues und vor allem in Richtung Jazz, wofür ihn Traditionspf leger erbittert kritisierten. Er antwortete: „Ich habe meine musischen Wurzeln nie verleugnet, sonst hätte ich mich verirrt. Ich versuchte mich mit einer Hand eng an die Tradition zu klammern, die andere streckte ich aus und kratzte, scharrte, suchte mit ihr nach etwas, das ich in den Flamenco übernehmen könnte.“

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in t er ieu r

Wo der

Raum diktiert

Im Europa des 19. Jahrhunderts wurden sie von Künstlern bewohnt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dienten sie als Notunterkünfte: leerstehende Fabrikgebäude. Wohnen in diesen „Lofts“ wurde zur Mode, die sich zum Lebensstil auswuchs. Ein Stück HerenderPorzellan kann in solch einem riesigen R aum ein wunderbarer Blickfang sein. Der Loft hat also Geschichte. Im 19. Jahrhundert konnten diesen riesigen, lichtdurchf luteten Innenräumen nur Maler und Bildhauer etwas abgewinnen. Es liegt nahe, dass sich die Bezeichnung Loft erhielt, da diese Räumlichkeiten seinerzeit ausschließlich Dachböden waren (Loft = Dachboden). Zwischen den zwei Weltkriegen waren Lofts schon weniger Hochburgen der Kunst, denn ein Dach über dem Kopf für Menschen, die keines hatten. Nachdem sich keine anderen Lösungen boten, besetzten sie verlassene Industriegebäude, die sie wohnlich einrichteten. In den Jahrzehnten des Aufschwungs kam diese Kombination dann in Mode. Eine Kombination aus Raum, Licht, riesigen Oberf lächen, Stein, Beton, Metall und Design. Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es den völlig abgeklärten, exklusiven Zweig des Lofts, zu dem auch keine industriellen Grundlagen mehr nötig sind. In unseren Tagen werden nicht gegebene Innenräume neu gedacht, sondern Lofts geplant und gebaut, um Wohnungen oder Büros darin unterzubringen.

Foto: Dávid Kecskeméti

Die Mauern, die den Raum abschließen, sind meist roh, ungestrichen, wenn nicht, dann höchstens in fünf Grautönen gehalten. Raue Betonoberf lächen gliedert man mit schneeweißen Paneelen, doch auch die klassische Ziegelmauer mit ihrer Patina ist ein schöner Hintergrund in Loft-Wohnungen und Büros. Riesige Fenster sind unerlässlich, man findet kaum Vorhänge, wenn dann Lamellengardinen. Vielleicht passen Jalousien und Rollos am ehesten zu diesem Milieu. Auch Wohntextilien sind in diesen Räumen selten wie weiße Raben, wir brauchen erst gar nicht nach ihnen zu suchen. Auch nach fröhlichen Farben nicht. Weiß, Schwarz, Grau und Braun dominieren: Als Kontrapunkt finden sich wenige Möbelstücke in schrillen Farben. Diese aber setzen beeindruckende Akzente in der weiten, monochromen Welt. Zur Verbesserung der Stimmung gibt es kleine Überraschungen. Eine schneeweiße, graziöse Tänzerinnenfigur auf einer puristischen Kommode zieht mit Sicherheit die Blicke auf sich, ein rot strahlender chinesischer Drache auf dem Nachschränkchen neben dem Doppelbett bringt ein wenig Prickeln in die Ruheinsel. Sarolta Szálka

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h in t er

d en

ku l issen

Porzellan in

3D

Auch bisher war das Besucherzentrum der Herender Porzellanmanufaktur, das Porcelánium, für jeden wohl ein unvergessliches Erlebnis. Seit August gibt es aber eine Attraktion, die alles Bisherige übertrifft: Unter Einsatz von Spitzentechnologie wurde eine 3D-Filmetüde gedreht, die auch die Finessen der Porzellanproduktion vorstellt. Elegant, beeindruckend, fest den klassischen Werten verbunden, dennoch modern, innovativ und im Trend: der neue Film der Manufaktur. Er wurde mit der gleichen Umsicht gedreht wie die Fachleute in Herend in Handarbeit Porzellan herstellen. Wie wird aus der schweren Masse leichtes, zerbrechliches Porzellan? Was ist das Geheimnis des Erfolgs von Herender Porzellan? Wie werden die Materialien geformt, auf der Töpferscheibe bearbeitet, bemalt, zum Leben erweckt? Woraus besteht die künstlerische Verzierung? Diese Fragen werden neben vielen anderen im neuen Film beantwortet. Der Film läuft in der Minimanufaktur und ist wohl die größte Marketingattraktion unter den vielen dieses Jahres. Wie im großen Kino wird eine wunderbare Geschichte erzählt, die Geheimnisse der Porzellanfertigung sind in eine Rahmenhandlung mit Maler, Muse, eleganter Umgebung und bourgeoisem Lebensgefühl gebettet. „Wir suchen stets nach dem Neuen, suchen nach der Zukunft. Nun erreichen wir eine neue Station dieser Suche mit dem neu gestalteten Besucherzentrum. Ein neuer Eingangsbereich, ein neuer Gäste-

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und Besucherraum heißen alle Interessierten willkommen. Ein bestimmendes Element unserer Innovationen ist der neue 3D-Film, den wir mit der Technik des 21. Jahrhunderts verwirklicht haben, um unseren Besuchern ein einzigartiges visuelles Erlebnis zu bieten“, erklärte Dr. Attila Simon im „Making of...“, das hinter die Kulissen der Dreharbeiten blicken lässt. Er betonte außerdem, dass ein wichtiges Element des Erfolges von Herend die Philosophie sei, die Tradition und Innovation verbindet. Der 8-minütige Kurzfilm wurde mit einem 20-köpfigen Team, in 3 Tagen an mehreren Orten gedreht. Für die Anfertigung eines 3D-Films sind ungefähr dreimal so viele Utensilien, sehr viel mehr Leute und Zeit nötig als für einen traditionellen 2D-Imagefilm, ganz zu schweigen vom riesigen Raumbedarf. Die Szenen, die in den kleineren Räumlichkeiten der Manufaktur gedreht wurden, die Präsentation der minutiösen Arbeitsschritte der Porzellanherstellung, waren eine richtige Herausforderung. Mit Animationen, Kamerakränen und Makrooptik wurden aber auch diese Aufgaben bewältigt. Der Dreh in der Manufaktur wurde zwei Wochen lang intensiv vorbereitet. In dieser


h in t er

d en

ku l issen

Zeit richtete man die Drehorte der 3D-Technik entsprechend ein und fertigte mehr als 200 Produkte an, die im Film vorgestellt wurden. Auch während der zweitätigen Dreharbeiten stand die Arbeit nicht still: Die rund 40 Personen, die am Projekt teilnahmen, brannten, formten, malten der üblichen Arbeitseinteilung entsprechend, jetzt jedoch im Rampenlicht, zwischen riesigen Kameras, Stativen und Schienen. Der Fluss des Kurzfilms, sein Sexappeal entspringt der Rahmengeschichte. Diese spielt in einem riesigen Ballsaal und einer Wohnung, beide mit Herender Porzellan dekoriert. Parallel dazu entwickelt sich die Geschichte eines Herender Meisters, der in seiner Arbeit und Familie die gleiche Erfüllung und Vollkommenheit findet wie der Maler und seine Muse, die zwischen ihren schillernden Kulissen leben.

Anna Rajkó

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Ku r i ose s

Alle

sind

keine

Werbung

sich

wohl

einig,

braucht.

Das

dass

guter

trifft

Wein

besonders

auf K losterweine zu, die ehemals, im frühen Mittelalter, gekeltert wurden. Die edlen Tropfen verkauften sich von selbst. Das war nicht schwer, denn in manchen R egionen hatten die klösterlichen Weinkeller keine Konkurrenz.

In der 24. Stunde

Weine und Klöster

Jearu / Shutterstock.com

Was heute handgekelterte Weine sind, war früher die Weinerzeugung durch die Kirche. Alkohol trank man immer, doch Qualitätsweine entstanden erst mit dem Christentum. Mit dem neuen Glauben erschienen auch Klöster, die frühen Zentren der Weinerzeugung. Während man früher den Wein nur gespritzt, eventuell mit Honig vermischt trinken konnte, weil die schlechte Qualität es nicht anders zuließ, konnte der Rebensaft, den die Mönche kelterten, pur getrunken werden. Mit dem Niedergang des Römischen Reichs geriet auch die Weinerzeugung fast in Vergessenheit. Doch innerhalb der Ordensgemeinschaften, die ein bescheidenes Leben führten, wurden – zu unserem Glück – die Techniken weitergegeben und im Laufe der Jahrhunderte vervollkommnet.

Wussten Sie...? b Dass Met ein Honigwein ist und schon in der Antike getrunken wurde? Dass man bittere und schnell sauer werdende Weine mit Honig trinkbar machte? b Dass die Benediktiner schon im 6. Jh. in ihren Ordensregeln dem Weinkonsum ein eigenes Kapitel widmeten: „Wenn wir die Schwäche der Kraftlosen betrachten, glauben wir, dass jedem einzelnen ein Hemina Wein am Tag reichen wird“, ein Hemina sind so viele Schlucke oder Gläser, die notwendig sind, um fröhlich zu werden, Kraft, Kreativität zu spüren und weise und glücklich zu sein! b Dass jene Angaben, die sich auf einer Weinf lasche befinden müssen, bis ins antike Griechenland zurückreichen? Früher lagerte man den Wein in Tonkrügen, deshalb vermerkte man auf den Gefäßen, ob roter oder weißer Wein darin enthalten ist bzw. woher der Wein stammte.

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Vom logistischen Problem zum internationalen Erfolg Die Weinerzeugung auf Kirchengütern hatte mehrere Gründe: In jener Zeit waren Transportwege unsicher, Lieferungen kamen oft nicht an. Durch die Erzeugung eigenen Weins hatten die kirchlichen Einrichtungen immer Messwein zur Verfügung und mit dem Verkauf des Überschusses erzielten sie Einnahmen. Der Wein war auch ein Hilfs- und Vermittlungselement des sozialen Lebens im Kloster und deckte einen Teil des Vitaminbedarfs der Mönche. Nachdem die Orden sich gegenseitig Kodizes ausliehen und somit stetig Kontakt hatten, konnten sich viele Äbte und Mönche, die im Kloster für Weinbau und Gemüsezucht verantwortlich waren, die Geheimnisse der Weinerzeugung aneignen. Schnell entwickelten sich lokale Rebsorten mit unterschiedlichem Charakter und folglich verschiedenen Weinen. Ein Beweis für den Erfolg des Weins ist die Tatsache, dass die edlen Tropfen, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammten, auch von mittelalterlichen Dichtern besungen wurden. Durch ihre Verse kann man nicht nur nachverfolgen, wie die Beliebtheit des Weines wuchs, sondern auch wie sich seine geografische Verbreitung gestaltete: Nach den Lobeshymnen auf die Weine aus den Regionen am Mittelmeer erschienen bald Würdigungen der Weine aus dem Rheingebiet und Anspielungen auf die Güte des edlen Trunks aus Nord-Gallien.

Jedermanns Lieblinge Wie in unseren Tagen gab es auch im Mittelalter unter den Besten allerbeste Weine. Von den Weinen, die von Klöstern angebaut wurden, galten die Weine der Melker Abtei, jener von Pannonhalma und Klosterneuburg als echte Superstars, um nicht zu sagen als Goldmedaillengewinner. Obwohl die Weinerzeugung kein Privileg der Kirche war, stammten die „Traubensäfte“ von bester Qualität dennoch aus Klosterwirtschaften. In manchen Fällen waren sie sehr teuer. Zu jener Zeit war einer der Gradmesser von Wohlstand, mit welchem und wie viel Wein man seine Gäste bewirten konnte. Die Geheimnisse der Weinerzeugung wurden eifersüchtig gehütet, deshalb verfügte bis zum 18. Jahrhundert allein die Kirche über jene technischen Informationen, die heute schon allen, auch den erfolgreichsten Weinkellereien zur Verfügung stehen.

Gábor Petrikó

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Ge SCh I Ch t e

Die kleine

Budapester U-Bahn

Unterirdische, kleine U-Bahn, kleine Metro, gelbe Metro – so verschieden nennt man die erste U-Bahn auf dem europäischen Kontinent. Vor 118 Jahren wurde sie in Betrieb genommen und ist seither ein Liebkind der Einheimischen und Touristen, von K lein und Gross. Obwohl diese U-Bahn-Linie offiziell M1 heisst, wird sie nur von Touristen so genannt.

1895, Foto: Fortepan

Foto: Fortepan

Wussten Sie...? Dass die Stationen Gellért-Platz und Fővám-Platz der Budapester U-Bahn-Linie M4, in der Kategorie Autobusbahnhof und Eisenbahnhaltestelle 2014 den Preis von Architizer.com errangen? Der internationale Architekturpreis A+ Popular Choice Awards wurde von Architizer.com gemeinsam mit dem Wall Street Journal und The Webbys 2013 gegründet. Herausragende Arbeiten aus der internationalen Welt der Architektur wetteiferten vor einer 200-köpfigen Jury in mehr als 60 Kategorien. 200.000 Personen stimmten ab und 80 Mio. Besucher betrachteten die Seiten der Wettbewerber. Am Wettbewerb des Architekturmagazins beteiligten sich Bauwerke aus allen Teilen der Welt. Die siegreichen Haltestellen wurden von einem jungen Ungarn geplant, der neben dem Jurypreis auch den Publikumspreis erhielt. Beide Stationen, die im Geiste des Sichtbetons gestaltet sind, haben eine Grundf läche von 7100 m². Die zwei Budapester Haltestellen verwiesen einen Schweizer und drei amerikanische Konkurrenten auf die hinteren Plätze.

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Ge schi ch t e

Die U-Bahn ist keine Metro, sondern eine Untergrundbahn. Weder Tunnel, Tiefe der Gleise, noch Stromversorgung oder Abstand der Stationen zueinander entsprechen den „Metro-Standards“, sondern viel eher dem, was man als Straßenbahn kennt.

Blitzschneller Bau

Die Bahn war bei ihrer Fertigstellung 1896 einzigartig auf dem europäischen Kontinent. (In London nahm der erste ähnliche Zug 1863 den Betrieb auf. Er wurde mit Dampf betrieben.) In den ursprünglichen Plänen der Andrássy-Straße war der Bau einer kleinen Eisenbahn unter der holzgepf lasterten Radialstraße vorgesehen. Der Rat für Öffentliche Arbeiten sprach sich nämlich von Anfang an gegen eine Oberf lächenbahn aus.

Man begann den mehr als drei Kilometer langen Tunnel von beiden Seiten zu graben und baute gleichzeitig die Haltestellen aus ausgewählten Materialien. Über den fertiggestellten Abschnitten wurde die Straße schließlich gepf lastert. Die geringe Innenhöhe von höchstens 2,65 wurde vom Sammelkanal auf der Ringstraße bestimmt, denn der Zug musste darunter Platz haben. Die Untergrundbahn, auf der Triebzüge mit Drehgestell verkehrten, wurde in Rekordzeit und rechtzeitig fertiggestellt. Kaiser Franz Joseph eröffnete die Bahn, die ihrer Zeit weit voraus war, am 3. Mai 1896. Sie wurde bis 1973 in unveränderter Form betrieben. Damals stellte man neben umfassender technischer Neuerungen vom Linksverkehr, wie er bis zum 2. Weltkrieg üblich war, auf Rechtsverkehr um.

Revolutionäre Idee

Welterbe

In Ungarn bereitete man sich Ende des 19. Jh. mit Feuereifer auf die Millenniumsfeiern vor. Budapest arbeitete – buchstäblich – mit Volldampf an der Jahrtausendausstellung, zu der auch der öffentliche Verkehr in der Innenstadt neu gestaltet werden sollte. Eine Eisenbahn auf der Radialstraße war dringend notwendig, da die Omnibusse und Straßenbahnen ständig überfüllt waren. Die neue Radialstraße sollte aber nicht mit Schienen, Oberleitungen und Tragesäulen verschandelt werden. Der Generaldirektor des Unternehmens Elektrische Städtische Eisenbahn, Mór Balázs, begann nach einem Londonaufenthalt mit der Planung und Umsetzung einer Untergrundbahn in Budapest. Nachdem die Genehmigungen für den Bau erteilt waren, standen nur insgesamt 21 Monate zur Bauausführung, d. h. bis zum Beginn der Millenniumsausstellung, zur Verfügung.

1995 war es schließlich an der Zeit, die 100-jährige U-BahnLinie umfassend zu erneuern. Die Haltestellen, inzwischen unter Denkmalschutz, wurden auf stilgerechte Art mit ursprünglichen Materialen restauriert und man stellte auf moderne Zugsgarnituren um. Die innen und außen erneuerte Millenniums-Untergrundbahn wurde gemeinsam mit der Andrássy-Straße 2002 in die Welterbeliste aufgenommen. Und wenn sie auch zur wortwörtlichen Stadtrundfahrt nicht wirklich taugt, ist die kleine Metro dennoch ein beliebtes – wenn nicht das beliebteste – Verkehrsmittel der Touristen, da sie einen rund 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Die Linie und ihre Haltestellen sind frequentierte Orte für Außendrehs von internationalen Filmproduktionen wie dem erfolgreichen Fantasy-Film Underworld 2003.

Die erste mit Motor in Europa

Tamás Fodor

1954, Foto: Fortepan

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S P ORT

Wo der Himmel am blausten strahlt und über dem azurblauen Meer die Sterne schimmern, im zweitkleinsten Fürstentum der Welt, findet die grösste Jacht-Show der sieben Weltmeere statt. Fürst Albert II lädt hier an Bord ein!

Serpentinen und malerische Klippen, Monaco, der Ministaat an der französischen Riviera, und Monte Carlo seine mit Palmen gesäumte Hauptstadt mit strahlend weißen Villen, sind Synonyme für Luxus. Hier liegt der Duft von Geld in der Luft und vermischt sich mit französischen Parfums. Seit 1991 geben sich im Hercules-Hafen jährlich die größten JachtHersteller, Jachtbauer und Designer, Kapitäne und Jacht-Fans ein Stelldichein. Fünf hundert Aussteller aus fünfzig Ländern stellen ihre schwimmenden Wunder vor, 115 von ihnen schaukeln im Meer vor der Küste. Diese Schiffe sind so riesig, dass die Molen nicht groß genug sind, um sie zu empfangen. Deshalb hat man schwimmende Stege installiert, zwischen denen die Besucher mit Motorbooten hin- und hergebracht werden. Die ausgestellten Schiffe sind 25-100 Meter lang, in die Annalen der Luxusjachten kommt man aber erst mit 200-250 Metern. Nach Preisschildchen brauchen hier wir erst gar nicht suchen. Diese Schiffe werden nämlich nach individuellen Vorstellungen gefertigt. Der eine will einen Hubschrauberlandeplatz auf seiner Jacht, ein anderer im Schiffsrumpf sein Privatf lugzeug abstellen. Der Dritte begeistert sich für schneeweißen Individualismus, für prickelnde königsblaue oder rosarote Farbschattierungen im Art décoMäntelchen. Das Publikum tritt andächtig und ausschließlich barfüßig an Bord, streng zu vorher vereinbarten Terminen. Doch bei dieser Ausstellung geht es nicht nur um Glitzer, Glamour und das hirnlose Hinauswerfen von Geld. Der Schirmherr dieser Veranstaltung ist Fürst Albert II, er unterstützt mit dieser viertägigen Ausstellung den Kampf gegen die Muskeldystrophie des Typs Duchenne.

luxus auf See

Daneben spielt das Umweltbewusstsein eine große Rolle. Die Motoren der Schiffe emittieren kaum Schadstoffe und die Ausstellung bezahlt eine Ökosteuer, abhängig von den mehreren zehntausend Besuchern, den Ausstellern und dem CO2-Ausstoß der Jachten. Mit den Einnahmen werden Programme, Projekte unterstützt, die im Zusammenhang mit dem Umweltschutz stehen. Weitere Kanaans für Jachtfans sind neben Monaco auch Dubai und das amerikanische Fort Lauderdale. Wir begeben uns aber aus Monaco in den Hafen eines anderen Zwergstaates, nach Singapur. Es ist schwer zu glauben, dass dieser Hafen, der wegen seiner Lage von strategischer Bedeutung ist und das ehemalige Zentrum einer britischen Kolonie reich und zu einem der entwickeltsten Länder der Welt machte, vor 100 Jahren noch ein heruntergekommenes Gewirr von Pfahlhäuschen war. Heute stehen hier in den Himmel ragende, ultramoderne Hochhäuser an großen Radialstraßen. Heuer wurde hier zum vierten Mal im prämierten ONE°15 Marina die Singapore Yacht Show veranstaltet, auf der 14.000 Besuchern rund 100 Schiffe – vom Jetski bis zur Megajacht – im Wert von einer halben Milliarde Dollar präsentiert wurden. Zum Luxusjachtgefühl gehören wie in Monaco auch in Singapur prunkvolle Cocktailpartys und Galadiners, die meist an Bord der Schiffe veranstaltet, mit Mode- oder Schmuckschauen kombiniert und Unmengen von Kaviar genossen werden. Woher könnte der Schmuck der Tische denn sonst stammen außer aus Herend? Die exklusive Herend-Boutique ist außerdem eines der beliebtesten Luxusgeschäfte in Singapur. Szilvia Sipos

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Wussten Sie...? Dass man jedes Jahr eine Liste der 10 teuersten Jachten erstellt? Schon der Letztplatzierte, Filmproduzent David Geffen, hat eine 5-stöckige Jacht mit 82 Kabinen. Die Oracle Corporation ist rund 200 Mio. Dollar wert. Das erstplatzierte Schiff, die History Supreme oder Baia 100 SUPREME, im Besitz eines unbekannten Geschäftsmanns, kostete 4,8 Mrd. Dollar. Was daran so viel kostete? Die individuell gefertigten Intarsien, für die Meteoriten und Dinosaurierknochen verwendet wurden, und die vielen Vergoldungen und Platinbeschichtungen. Und es kommt noch besser! Der russische Milliardär Roman Abramovich, Eigentümer des Fußballteams Chelsea, dümpelt mit seinen 560 Metern derzeit auf Platz 2 der Liste. An Bord drängen sich ein Hubschrauberlandeplatz, drei kleine Schiffe und ein U-Boot. Doch auf der Topliste ist auch ein Schiff, das noch gar nicht vom Stapel lief: Die Streets of Monaco, die an die Straßen Monacos erinnern soll und die größte und sicherste Jacht der Welt sein wird. Und wo könnte man so ein Schiff den besser präsentieren als auf der Yacht Show Monaco?

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g a s t r o n o m ie

Pfifferlingfiebel b nicht zum Rohverzehr geeignet b kühl, gut durchlüftet mehrere Tage lagerbar b der Geschmack kleiner Pilze ist intensiver als der von ausgewachsenen b hervorragende ungarische Fundorte um Aggtelek und im Cserehát b in Süddeutschland und Österreich heißt er Eierschwamm und ist geschützt b in vielen Rezepten kann er die viel teureren Trüffel ersetzen b er sollte zermahlen auf bewahrt werden, 1-2 Teelöffel ins Mehl gemischt, ergeben einen besonderen Geschmack bei Saucen und Suppen b Rosmarin, Thymian und Salbei harmonieren mit ihm am besten b zum markanten Geschmack passen in Holzfässern gereifte Weine mit Körper

Ein kleiner gelber

Evergreen

K lein, zerbrechlich und geschätzt wie die Trüffel. Die Fundorte des Echten Pfifferlings, der manchmal nach Wald, manchmal nach Aprikosen riecht und leicht scharf schmeckt, werden in jenen glücklichen L andstrichen, wo er wächst, als wertvolles Geheimnis gehandelt. Sei das nun im Himalaja oder Siebenbürgen, in Süddeutschland oder Nordungarn. In Europa und Nordamerika ist der Pilz, der viele Namen trägt - Pfifferling, Eierpilz, Gelbschwämmchen, Eierschwammerl oder Reherl - seit dem 16. Jahrhundert in aller Munde. Er wächst in kleineren oder größeren Gruppen an schattigen, moosigen Abhängen, in Buchen- und Eichenwäldern, an Wassergräben und unter Haselnussstauden. In Süddeutschland und in mehreren Bundesländern Österreichs zählt jede Speise, die mit Pfifferlingen zubereitet wird, als lokale Spezialität. Auch die französischen Meisterköche schwören auf den Eierpilz als unverzichtbare Zutat von Soufflees und Saucen. In Bhutan, am Fuße des Himalaja, bewirtet man die Gäste mit Sisi Shamu, einer Speise aus Pfifferlingen. Heute wird der Pfifferling auf Bauernmärkten in rauen Mengen angeboten. Bis ins 18. Jahrhundert kannten aber nur aristokratische Feinschmecker diesen festen Pilz mit welligem

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Hutrand und hohem Eiweißgehalt. Er ist außerdem reich an Kalium, Eisen, Kalzium, Magnesium, Mangan, Phosphor und Zink und eine der besten natürlichen Quellen für Vitamin C und D, enthält aber auch die Vitamine B2-, B3-, B5- und B6. Ab den 1830er Jahren wurde der Echte Pfifferling allgemein bekannt, sein charaktervoller Geschmack wurde nun auch vom einfachen Volk liebgewonnen. Die Hirten füllten ihn zum Beispiel mit Quark und rösteten ihn über Glut. Anna Rajkó


g a s t r o n o m ie

Foto: Gellért Áment

Empfehlung des

Restaurants Apicius Zutaten für 4 Personen

Forellenfilet mit Pfifferling-Spinat-Sahne-R agout und Pastinakenpüree Wir salzen, pfeffern die Forellen, würzen sie mit Knoblauch, Zitronensaft, rollen sie auf und fixieren sie mit einer Fleischnadel. In einer Pfanne braten wir den Fisch in einer Mischung aus Olivenöl und Butter kross.

filetierte Forellen Babyspinat gesäuberte, geschnittene Pfifferlinge gesäuberte, gehackte Pastinaken geriebener Parmesan Sahne fein gehackte Zwiebeln Milch, Salz, gemahlener Pfeffer, Petersiliengrün, Knoblauch, Olivenöl, Butter, Zitrone

4 Stk. 80 g 200 g 600 g 20 g 150 ml 20 g

Die Pastinaken setzen wir in so viel Milch auf, dass sie gut bedeckt sind und fügen Salz hinzu. Sind sie gar, passieren wir sie mit dem Saft, geben den Parmesan dazu und schlagen das Püree auf. Zutaten für 4 Personen

Hasenrücken mit Pfifferling-Thymian-Füllung, Bohnen-Tomaten-Gemüse und Polenta

600 g gesäuberter, entbeinter Hasenrücken 300 g gesäuberte Pfifferlinge 60 g Zwiebel, in Würfel geschnitten 200 g grüne Bohnen 80 g geschälte, in Würfel geschnittene Tomaten 200 g Maisgrieß Butter, Olivenöl, Salz, Pfeffer, Thymian, Knoblauch, Frühlingszwiebel, Cocktailtomaten, fein gehacktes Petersiliengrün, Gänse- oder Entenschmalz

Wir schneiden die gesäuberten Pfifferlinge in größere Stücke, erhitzen in einer Pfanne Butter und Olivenöl, darin braten wir die Pilze scharf an, dann fügen wir die in Scheiben geschnittenen Frühlingszwiebeln und die Hälfte der Zwiebelwürfel hinzu. Diese Pilzfüllung würzen wir mit Salz, Pfeffer, Thymian, Petersiliengrün. Den Hasenrücken öffnen wir in Längsrichtung, klopfen ihn leicht, salzen, pfeffern ihn, verteilen die Pilzfüllung darauf, rollen ihn auf und packen ihn straff in Alufolie. Dann erhitzen wir das Gänse- oder Entenschmalz auf rund 160 Grad, legen den Hasenrücken hinein und backen ihn im auf 120 Grad vorgewärmten Rohr rund 45 Minuten lang. Es folgt die Polenta: Wir erhitzen Wasser in einem Gefäß, fügen Salz, Pfeffer, Knoblauch hinzu und kochen darin den Maisgrieß. Wenn die Masse sich von der Wand des Gefäßes löst, fügen wir einen Esslöffel Butter hinzu. Die grünen Bohnen überbrühen wir in Salzwasser, in einer Pfanne braten wir die restlichen Zwiebeln in Öl und Butter an, dann fügen wir die Tomaten, Cocktailtomaten und grünen Bohnen hinzu, würzen das Ganze mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und kochen es gar. Der Hasenrücken wird mit den Beilagen gereicht.

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