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edition toffolarchitekten | wohnen im dritten lebensabschnitt足
ISO 9001:2000 zertifiziert
edition toffolarchitekten Die edition toffolarchitekten ist die Publikationsreihe der toffolarchitekten ag, die sich in jeder Ausgabe anhand eigener, realisierter Beispiele einem spezifischen Thema der Unternehmenstätigkeit widmet. „Wohnen im dritten Lebensabschnitt - das Thema geht uns alle an, es ist mir ein persönliches Anliegen. Bei der Abwicklung von Grossprojekten im Alters- und Pflegeheimsektor, die unseren Arbeitsalltag prägen, neigt man dazu, die eigene Vergänglichkeit hinter Gestaltung, Termin- und Kostenkontrolle zu verbannen. Seien wir uns bewusst, dass jede aktive Wohnentscheidung eine Lebensformentscheidung fürs eigene Alter sein kann - im Positiven, wie unsere Beispiele zeigen.“ Jürg Toffol, 2008
edition toffolarchitekten 001 wohnen im dritten lebensabschnitt 3
Jürg D. Toffol Jürg D. Toffol, 1958 in Basel geboren, diplomierte 1985 an der ETH in Zürich und wurde 1987 im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein SIA aufgenommen. Während der ersten Berufsjahre war er für die Architekturbüros Suter + Suter in Paris (F) und Sasaki associates in Washington D.C. (USA) tätig. Nach seiner Rückkehr nach Basel wurde er Mitglied der Geschäftsleitung bei Berger Architekten und ab 1990 Teilhaber der Berger + Toffol Architekten AG, die er 2002 in die toffolarchitekten ag überführte, deren Inhaber und Geschäftsleiter er seither ist. J. Toffol setzt den Schwerpunkt seines Architekturbüros bei der Tätigkeit für öffentliche und halböffentliche Institutionen, weitere Kernkompetenzen liegen im Bereich Spital, Alters- und Pflegeheim sowie im Gewerbeund Wohnungsbau. Seine politische Aktivität, die Mitarbeit, Initiative und Mitgliedschaft in zahlreichen Kommissionen und Verbänden haben ihn regional stark verankert. Die Familie mit Tochter und Sohn teilt seine Passion des Oldtimer-Sports. 4
Toffol architekten sind seit 1953 ein unabhängiges Basler Architekturbüro. Der Leitgedanke von toffol architekten ist, jedes ihrer Bauwerke als Unikat für den Ort zu erschaffen. Es besticht durch formale Klarheit, authentische Materialität, zeitgemässe Erscheinung, Funktionalität und professionelle Ausführung. Neben den Gebieten Entwurf, Planung, Ausführung stehen toffol architekten auch als Generalplaner mit eingespieltem Team von Fachplanern zur Verfügung. Weiter gehören bauliche Expertisen, Beratung im Kostenbereich, Rentabilitätsstudien sowie Wettbewerbe zu ihren Tätigkeiten. Das nach ISO 9001 : 2000 zertifizierte Projektmanagement optimiert die internen Abläufe zum Zeitgewinn, zur Kostensicherheit und zur gezielten Qualitätssicherung. Teamwork ist bei toffol architekten zentral. Das rund 30-köpfige Team ist eine Synthese von innovativen Architekten im Entwurf und erfahrenen Mitarbeitern in Planung und Ausführung. Dazu steht der Geschäftsinhaber, Jürg Toffol, dipl. Architekt ETH/SIA, bei allen Projekten als direkter Ansprechpartner zu Verfügung.
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Wohnen im dritten Lebensabschnitt Einleitung
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Pr채vention
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MFH Bachgrabenweg, Allschwil BL
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Adaption
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EFH Morystrasse, Riehen BS
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EFH Cagliostrostrasse, Riehen BS
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Selbstverwaltung
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MFH Marienhaus, Basel BS
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Alterssiedlung
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Wohn체berbauung Pilatusstrasse, Basel BS
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Pflegeheim
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St. Elisabethenheim, Basel BS
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Wandelstern - Alterszentrum am Bachgraben, Allschwil BL
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Einleitung
WOHNEN IM DRITTEN LEBENSABSCHNITT
... der dritte Lebensabschnitt? 1. Lebensabschnitt : 2. Lebensabschnitt : 3. Lebensabschnitt : 4. Lebensabschnitt :
Kindheit, Abhängigkeitsphase, 0 – 19 Jahre Erwerbs- und Familienphase, 20 – 65 Jahre Nacherwerbsphase, 66 – 85 Jahre Hochalter, 86 – 110 Jahre
Neuorientierung Freiheit grosse Lebensfreude mobiler Lebensstil Interessensintensivierung
Prävention Selbstverwaltung
Lebensraum Wohnraum
Verlust des beruflichsozialen Umfelds physische / geistige Einschränkungen Neues Umfeld durch Technik (Internet ect.)
Adaption Kombiangebote
Langsamkeit grössere Anstrengung für Alltägliches physische / geistige Defizite Pflegeabhängigkeit
Pflegeheim Prävention
Akzeptanz
Alt sind die Anderen, Alter ist kein Lebensziel Alter ist insbesondere in der Wahrnehmung der „Alten“ negativ konnotiert, alt sind „die Anderen“. Das boomende Marktsegment „Alte“ wird daher mit Titeln wie: „Generation Gold“ – „Best Ager“ – „ 50plus“ oder „Master Consumers“ umworben. Im Marketing werden unter der Zielgruppe der „Senioren“ Käufer ab 50 definiert.
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Demographischer Wandel Die demographische Entwicklung seit den 1980er Jahren ist geprägt durch Geburtenrückgang, zunehmende Überalterung, Entvölkerung der Randregionen und einen rasanten Wandel der Bedürfnisse der älteren Generationen.
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Die Alten von heute sind nicht gleich den Alten von morgen, die Kriegs- und Nachkriegsgeneration wird nächstens durch die Babyboomer abgelöst, hier sind Anpassungen der Vorgehensweise in Städtebau und Architektur erforderlich. Die direkten Auswirkungen zeigen sich zur Zeit in Form von mehr Ehepaaren, die (noch) gemeinsam ein hohes Alter erreichen, aber auch in Form von mehr 1-Personenhaushalten aufgrund Verwitwung. Mehr Intimität auf Distanz durch die getrennte Wohnsituation von Eltern und Kindern führt zu reibungsfreieren Kontakten, welche die komplexen Haushaltsformen vom Zusammenleben verschiedener Verwandschaftsgrade oder Freundeskreise ablöst. Der demographische Wandel vollzieht sich schneller als der Wahrnehmungswandel in den Köpfen der Leute, Vorurteile entstehen. Vier massgebliche Vorurteile „Die meisten alten Leute sind arm und einsam“ „Es fehlt an Pflegeheimen und Seniorentreffpunkten“ „Alte Leute wohnen lieber in kleineren Wohnungen“ „In Grossfamilien hatten es ältere Menschen früher besser“
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Die meisten alten Leute sind arm und einsam (?) Die Statistik zeigt: Armut im Alter ist in Basel eher die Ausnahme als der Normalfall. Vor allem allein stehende Frauen zählen zu den 6‘000 Senioren, die in Basel Ergänzungsleistungen beziehen. Die meisten Befragten sind in ein soziales Netz eingebunden und aktiv: 75% treiben Sport und 81% treffen sich regelmässig mit Freunden. 80% sind dank ÖV-Zugang und nahen Einkaufsmöglichkeiten mobil genug, um am urbanen Leben teilzunehmen. Es fehlt an Pflegeheimen und Seniorentreffpunkten (?) Pflegeheime und kollektives Zusammenleben im Alter sind eher unbeliebt, sie leiden unter dem negativen Image, das dem Alter anheftet; spezielle Treffpunkte für Senioren sprechen nur eine Minderheit an, und auch dort sind diejenigen am Beliebtesten, die Aktivitäten „gegen das Altern“ (Computerkurse etc.) anbieten. Der Bedarf nach Pflegeplätzen ist mehrheitlich gedeckt, auch in diesem Sektor ist die Kaufkraft vieler Rentner Potential zum Umgehen der traditionellen Angebote für Alte. Alte Leute wohnen lieber in kleineren Wohnungen (?) Das Bedürfnis, seinen Wohnraum im Alter freiwillig einzuschränken ist spärlich verbreitet, weniger als zwei Zimmer pro Person sind nur schwer vorstellbar. Ein Wohnungswechsel erfolgt oft nur im Notfall und überstürzt. 11
In Grossfamilien hatten es ältere Menschen früher besser (?) Die „neuen Alten“ wollen möglichst grosse Autonomie - professionelle Hilfe wird vor der Abhängigkeit von Kindern, Nachbarn oder Bekannten bevorzugt. Die Mehrheit verbringt die Zeit mit Freunden, nicht mit der Familie. Soziale Aspekte der Wohnung Nach dem Ausscheiden aus der Berufstätigkeit erlebt die Wohnsituation einen Bedeutungswandel. Die Wohnung wird Angelpunkt für Aktivitäten, Drehpunkt der Selbstdefinition und oftmals hauptsächlicher Aufenthaltsort; somit ist die Wohnsituation entscheidend für das Wohlbefinden. Die Mehrheit wohnt in gutem bis sehr guten Wohnstandard, aber in subjektiv als zu gross wahrgenommenen Wohneinheiten (besonders EFH) wobei aber der Flächenanspruch pro Person pro Jahr etwa um 1m2 steigt. Dass die Mehrheit seit über 20 Jahren in der gegenwärtigen Wohnsituation lebt, hat Vor- und Nachteile: günstige Mieten und die Vertrautheit mit der Umgebung stehen einer fehlenden Wohnanpassung gegenüber. Ist die Wohnsituation unbefriedigend, so liegt das zumeist an Problemen im Wohnumfeld. Wohnumfeld Das Wohnumfeld als Hauptproblemquelle, führt zum Rückzug in die eigenen vier Wände und kann in der Folge 12
zu Einsamkeit und sozialer Isolation führen. Die meistgenannten Problemfelder sind schlechte Luft infolge Zersiedelung und damit einher gehendem hohen Verkehrsaufkommen oder sozial unsichere Gegenden - teils durch Ghettoisierung über Jahrzehnte. Als störend wird Lärm von Verkehr, Kindern und Nachbarn genannt, während eine unübersichtlich gewordene Verkehrsituation (mehrspurige Strassen, Überlagerung verschiedener Verkehrsmittel, Dunkelheit - verstärkt durch verminderte Sehkraft) und physische Hindernisse wie Steigungen und Stufen zur Verunsicherung beitragen. Allgemein sinnvolle Massnahmen wie eine Verkehrsberuhigung, die Gewährleistung öffentlicher Sicherheit oder die Installation besserer Beleuchtung kommen den Bedürfnissen der Senioren entgegen und tragen dazu bei, dass länger im vertrauten Umfeld gelebt werden kann. Wohnzufriedenheit Die Wohnzufriedenheit ist positiv an den Gesundheitszustand gekoppelt, wobei Frauen zufriedener sind als Männer, die oft an Überforderung bei Partnerverlust leiden. Sie ist positiv, wenn das Raumangebot von Wohnfläche und Wohngegend passt. Garanten für Wohnzufriedenheit sind Wohnräume, die subjektiv als gemütlich und ruhig wahrgenommen werden, kostengünstig sind und nahe Einkaufsmöglichkeiten bieten, auch wenn diese erst im hohen Alter genutzt werden. Sind die Zugänge und Sanitärbereiche zudem hindernisfrei, wird der alternde Bewohner der Wohnsituation treu 13
bleiben, was Probleme nach sich ziehen kann. Die Wohnung altert samt der Bewohnerschaft und ist irgendwann nicht mehr zeitgemäss, die Uneignung der Wohnsituation für eventuelle, zukünftig auftretende Behinderungen fehlt, oder wird verdrängt. Eine realistische Einschätzung der Wohnung wird in die Zukunft verschoben, was den Umzug aus dem Notfall heraus um so einschneidender werden lässt. Massnahmen zur Um- und Nachrüstung von Wohnungen sind gerade in Gebieten mit hohem Anteil an privatem Wohneigentum schwer umzusetzen, hier braucht es die öffentliche Sensibilisierung der Privaten. Bei Neubauten und Sanierungen sind Fachleute angehalten, konsequent auf Altersgerechtigkeit, sprich Hindernisfreiheit hinzuweisen. Einflussfaktoren auf die Wohnformwahl Die Lebenssituation im dritten Lebensabschnitt ab der Pensionierung bestimmt die Wohnformwahl in unterschiedlichen Intensitäten: Die finanziellen Möglichkeiten (Erblassung, Hausverkauf), die eigene Gesundheitszustand, persönliche Bedürfnisse nach neuen Sozialkontakten, weniger Arbeit im Haushalt, aber auch der Tod des Partners können zu überlegten oder aber überstürzten Änderungen führen. Je früher entsprechende Überlegungen in Betracht gezogen werden, um so freier ist die Wahl der Wohnform. Alternativen zum Altersheim sind heute vielfältig. Durch die verbesserten Möglichkeiten „zu Hause“ zu bleiben, entwickelt sich das Altersheim immer mehr zum Pflegeheim mit spitalähnlichem Leitungsspektrum. 14
Altersgerechter Lebensraum Altersgerechter Lebensraum ist „fussläufiger“ Lebensraum. Die individuelle Mobilität (Auto, Velo) nimmt mit zunehmenden Alter auf Grund gesundheitlicher Einschränkungen ab. Die Welt „schrumpft“ auf den Radius, der zu Fuss, oder mit Gehhilfe/Rollstuhl gut zuerreichen ist. Eine Auswahl von Kriterien für altersgerechten Aussenraum sind: Infrastruktur in 250 m Umkreis, dezentrale Versorgungsmöglichkeiten, gute Anbindung an den Öffentlichen Verkehr, und die Möglichkeit zu Sozialkontakten. Altersgerechter Wohnraum Gut gestalteter Aussenraum verfügt über eine gute Beleuchtung, hindernisfreie Wegstrecken, Fussgängerinseln auf grossen Strassenübergängen und Rastmöglichkeiten mittels Aussenraumöblierung. Altersgerechter Innenraum ermöglicht gute Orientierung z.B. farblich unterscheidbare Eingänge bei Mehrfamilienhäusern und hat hindernisfreien Zugang zur Haus- oder Wohnungstüre mittels ergonomischem Treppenhaus oder Lift. Wohnungen zeichnen sich aus durch Schwellenlosigkeit, nutzungsneutrale Grundrisse (Pflegetauglichkeit) sowie rollstuhlund rollatorgerechte Anordnung und Dimensionierung von Sanitär-, Küchen-, und Durchgangszonen aus. Fazit Die Bedürfnisse und Massnahmen sind bekannt - Bauträger und Fachleute sind aufgefordert, sie umzusetzen. 15
Prävention Weichenstellung in der Familienphase: Planung auch fürs Alter Eignung:
Wunsch nach langfristigem Verbleib in den eignen vier Wänden Vorteile: individuelle Anpassung Kosteneinsparung emotionale Stabilität Nachteile: Restrisiko unvorhersehbarer Entwicklungen sowohl im per sönlichen wie räumlichen Umfeld
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MFH Bachgrabenweg, Allschwil BL Ausgangslage: Eigentum für die langfristige Nutzung Lage: zentral: Einkaufmöglichkeiten in Fussdistanz kinderfreundlich: Schulen in unmittelbarer Nähe altenfreundlich: Alterszentrum mit vielfältigem Angebot nebenan ruhig: unmittelbar neben Naherholungsgebiet verkehrsgünstig: mit Anschluss an den öffentlichen Verkehr und eigenem Parkplatz Wohnen: moderne Architektur Lifterschliessung grosse Terrassen, gemeinschaftlicher Garten hindernisfreie Umgebung
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Das Mehrfamilienhaus steht in einem ruhigen Einfamilienhaus-Wohnquartier beim Naherholungsgebiet Bachgraben. Der dreigeschossige Baukörper enthält sechs 4.5-Zimmer-Eigentumswohnungen mit je 135 m2 Wohnnutzfläche. Die Wohnungen sind in drei Zonen unterteilt: Gegen Nordwesten die Schlafräume, im Mittelbereich die Sanitärräume sowie die Erschliessungszonen und gegen Südosten der sehr grosszügige Wohn- und Essbereich mit anschliessender Küche und zwei vorgestellten Balkonen. Das Treppenhaus und die Mittelzone der Wohnungen bilden die tragenden, massiven Schichten, die sich klar nach aussen hin abzeichnen. Der übrige Bereich des Mehrfamilienhauses ist in einer vorfabrizierten Holzständerkonstruktion ausgebildet. Diese ermöglicht grossflächige Verglasungen, um sonnendurchflutete Wohnräume zu schaffen. Die Umgebung wurde zurückhaltend und naturnah gestaltet.
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Adaption Individuelle Anpassung der aktuellen Wohnsituation an geänderte Umstände. Eignung: Wunsch nach Verbleib in den eignen vier Wänden mit Hilfestellung durch Angehörige / Pflegedienste Vorteile: individuelle Anpassung kurzfristig umsetzbar Verbleib in der vertrauten Umgebung, im familiären Rahmen möglich Nachteile: kostenintensiv Kosten/Nutzen schwierig abzuwägen emotionale Barrieren letzter Versuch
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EFH Morystrasse, Riehen BS Ausgangslage: Der Besitzer erkrankt an Demenz. Das Haus aus den 1920er-Jahren, errichtet mit der Absicht, den Bewohnern die Selbstversorgung zu erlauben, wird umgebaut:
Erdgeschoss: Einrichtung eines Schlafzimmers Einbau einer Pflegedusche Erweiterung der Terrasse
Obergeschoss: Zimmererweiterung neue Familiendusche Die baulichen Anpassungen konnten mit dem Krankheitsverlauf nur bedingt mithalten. Der Bewohner musste ein halbes Jahr nach Abschluss der Arbeiten ins auf Demenzerkrankungen spezialisierte Pflegeheim Dandelion umziehen, wo er kurze Zeit sp채ter verstarb.
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Grundgedanke des von der Genossenschaft "Gartenfreund" 1922 erbauten Hauses war die Bewahrung der Unabhängigkeit durch Selbstversorgung in schweren Zeiten. Dieser Gedanke wurde mit dem Umbauprojekt wieder aufgegriffen. An die Stelle des Schopfs, der schon von den Erstellern als variabler Teil vorgesehen war, wurde ein schlichter zweigeschossiger Holzanbau in ähnlicher Farbe gesetzt. Ein Teil der nun dazugewonnenen Fläche im Erdgeschoss konnte dem bestehenden Wohnzimmer zugeschlagen werden, eine Schiebetür ermöglicht hier die Abtrennung eines temporären Schlafzimmers für den erkrankten Hausherrn. Der andere Teil, ebenfalls via Schiebetüre zugänglich, dient ihm als Pflege-Badezimmer. Südwestseitig wurde das Wohnzimmer zum Sonnenlichtgewinn mittels Grossverglasung stark aufgehellt. Dieser Eingriff führt die Idee vom „gesunden Haus“, welches schon den Erbauern ein grosses Anliegen war, konsequent fort. Auf der neuen, dem Wohnraum vorgelagerten und über dem Teich schwebenden Terrasse kann bequem der Aussenraum genossen werden. Von der Terrasse führt eine hölzerne Treppe direkt in den Garten.
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EFH Cagliostrostrasse, Riehen BS Ausgangslage: Nach einem schweren Schlaganfall ist der Eigentümer auf einen Rollstuhl und Betreuung angewiesen. Folgende Massnahmen erlaubten ihm die Rückkehr ins Haus: Bad: Bodenebene Duschtasse Türverbreiterung Treppe: Deckenlift zum Einhängen des Rollstuhls Rufschalter für den Lift auf jedem Geschoss Die Ehefrau wurde bei der Pflege von der Spitex unterstützt. Während eineinhalb Jahren verschlechterte sich der Zustand des Eigentümers so stark, dass er ins Spital verlegt werden musste und kurze Zeit später im Pflegeheim verstarb.
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Selbstverwaltung Nachbarschaftshilfe im „Generationenhaus“ Konventionelle Wohnung pro Partei mit altersgerechter Ausstattung (Lift, Türbreiten) Wohnungsmix in verschiedenen Grössen (2.5 – 4.5 ZiWohnungen). Eignung: Wunsch nach unabhängigen Haushalt mit kleinen Hilfe- stellungen, die von Laien übernommen werden können Vorteile: gute Integration individuelle Hilfestellungen untereinander Nachteile: abhängig von der Zusammensetzung der Bewohner abhängig von der Motivation der Hilfestellenden bei Verschlechterung des Zustands einzelner Parteien
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MFH Marienhaus, Basel BS Ausgangslage: Zahlbarer Wohnraum für alle Generationen An der Markgräflerstrasse in Kleinbasel führen Kinder, Erwerbstätige und Betagte in einem harmonischen Beieinander ein gemeinsames Leben.
Bauliches:
Direkter räumlicher Bezug zwischen behindertengerech- ten (auch altersgerechten) Klein- und Familienwohnungen.
Wettbewerbsentwurf: W. + K. Steib Architekten
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Alterssiedlung Die Alterswohnung in einer Alterssiedlung: Kleinere Wohneinheiten zusammengefasst in einer Siedlung (in der Regel 2-Zimmer-whg). Die Bewohner leben autonom in unmöblierten Wohnungen und haben keine institutionellen Verpflichtungen. Grössere Siedlungen haben Gemeinschaftsräume und ein kleines Veranstaltungsangebot. Eignung: Wunsch nach Redimensionierung des Haushalts in altersge- rechter Umgebung und im moderaten Preissegment Vorteile: gute Möglichkeit zur Redimensionierung bei zunehmenden Bedarf an Unterstützung noch kein Umzug ins Heim nötig meist ideal gelegen hinsichtlich Infrastruktur Nachteile:
Vorurteil „Altersghetto“
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Wohn체berbauung Pilatusstrasse, Basel BS Altersiedlung Pilatustrasse: Gemeinschaft nach Mass. Die genossenschaftliche Alterssiedlung Pilatusstrasse in Basel umfasst insgesamt 162 Wohnungen. 2005/6 wurden von toffol architekten etliche 1-Zimmerwohnungen in zwei Etappen zu marktkonformen 2.5 Zimmerwohnungen umgebaut. Wie stehen genossenschaftliche Bautr채ger zum Thema Alterswohnen? H. Bersier (toffol architekten) im Gespr채ch mit Georges Guye, Pr채sident WG Pilatusstrasse und dem Ehepaar Klaiber, Verwalter seit 1988.
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Warum eine Alterssiedlung?
In den 1970er-Jahren bietet sich folgendes Bild: Sechs unmittelbar nebeneinander gelegene genossenschaftliche Siedlungen aus den 1930er 1950er-Jahren erfreuen sich grösster Beliebtheit bei ihren Mietern. Die Eltern längst erwachsener Kinder bewohnen weiterhin die Familienhäuser und blockieren den Wohnraum für junge Familien. Gemeinsam beschliesst man den Bau einer Altersiedlung, um den Menschen den Verbleib im Quartier zu ermöglichen und die Wohnungen wieder dem Ursprungskonzept Familienwohnraum zuzuführen.
Hat das funktioniert? Wer wohnt heute hier?
Es wurden auf einen Schlag fast 160 Häuser und Wohnungen frei! Viele Menschen, die eigentlich ins Altersheim wollen, weil sie sich nicht mehr um den „grossen“ Haushalt kümmern wollen/können - nicht nur Mieter der Genossenschaftssiedlungen. Durch die gesellschaftlich bedingte Verschiebung vom Alters- hin zum Pflegeheim sind sie aber „zu fit“. 37
1972
WOHNEN IM DRITTEN LEBENSABSCHN
| Prävention | Adaption | Selbstverwaltung | Ko
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Es wurden a und Wohnu
Hat das funktioniert?
�Grünmatt“
�Morgartenring“
�Lange Loh“
Altersiedlung Pilatusstrasse
�Bündtenstrasse“
�Im Gartenland“
�Lindengarten“
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toffolarchitekten ag l ISO 9001-2000 l riehenstrasse 43 l 4005 ba
2006
WOHNEN IM DRITTEN LEBENSABS
| Prävention | Adaption | Selbstverwaltung
Wer wohnt heute hier?
Viele M wollen "gross nicht n siedlu
�Grünmatt“ �Morgartenring“
�Externe“
Altersiedlung Pilatusstrasse �Lange Loh“
�Im Gartenland“
�Bündtenstrasse“
�Lindengarten“
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Frühe heute Fluktu
39 toffolarchitekten ag l ISO 9001-2000 l riehenstrasse 43 l
Um 1972 lag das Mietantrittsalter bei Mitte 60, 2008 bei Ende 70, dementsprechend sind die Fluktuationen auch höher geworden. Wie kommt die durch die 1970er-Jahre geprägte Architektursprache den neuen Mietern an?
Darauf wird kaum geachtet - man schätzt die praktischen Aspekte: - Schöne Aussicht vom Hochhaus aus - gute ÖV-Verbindungen (2 min zur Haltestelle) - stadtnahe, ruhige Lage (10 min ins Zentrum) - Nähe zum Erholungsgebiet Allschwiler Weiher Die Laubengänge sind sehr beliebt: - hier trifft man sich zu einem „Schwätz“, - sitzt in der Sonne, oder im Schatten - geht bei schlechtem Wetter gedeckt spazieren - für die Bewohner mit Rollator/Rollstuhl sind sie hindernisfreie „Auslauf- fläche“
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Apropos spazieren – der Aussenraum der Siedlung, wird der genutzt?
Ja - Boccia spielt zwar niemand mehr, aber die Bänke beim zentralen Brunnen sind stark frequentiert, der Rundweg wird begangen und die kleinen gedeckten Balkone an den Wohnungen sind beliebt!
Die umgebauten Wohnungen haben nun zwei Balkone…
Das wird sehr geschätzt, einen zum Bettenlüften und einen zum Draussensitzen. Die Ansprüche an die Wohnungsausstattung sind generell gestiegen, man möchte modernes Interieur, hochwertige Ausstattung. Baden möchten übrigens die wenigsten, schöne Duschen sind wichtig, und generell Komfort.
Definieren Sie Komfort, bieten Sie Dienstleistungen an?
Nein... (schweigen) ... ausser - die 1. Augustfeier…
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… die Suppentage, Kaffee und Kuchen, das Weihnachtsessen, den Neujahrsapéro, ein kleines Osterzmorge… … Frühlings- und Herbstausflug, vierteljährliche Bazars, die Zentralwäscherei, einen Einkaufsdienst, und zwei Arztpraxen vor Ort… … Seniorenturnen, eine Saison–Modenschau, und einen Haustierbetreuungsservice, wenn der Besitzer ins Spital muss.
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Das sind viele Dienstleistungen!
Eigentlich sind das eher Gefälligkeiten unter Nachbarn - man lebt hier zusammen, wenn man möchte.
Auch mit Haustieren…
Ja, nach Statuten wären sie zwar nicht erlaubt, aber wenn ein Tier schon da ist, soll das kein Grund sein, nicht bei uns zu wohnen. Verstirbt das Tier sollte zwar kein Neues mehr angeschafft werden - aber viele leben mit einem jungen „Büsi“ oder Hund wieder auf - und auch hinterbliebene Tiere finden oft bei anderen Bewohnern wieder ein neues Zuhause. Und es hat viele „Wildtiere“ zum Beobachten, Eichhörnchen, Igel, Frösche…
Ist die Pilatusstrasse ein „Altersghetto“?
Natürlich, bei insgesamt 162 Wohnungen - aber eins das Spass macht!
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Ausgangslage: Zusammenlegung von 1-Zimmer zu 2.5 -Zimmerwohnungen Zwei Gebäude der in den 1970er-Jahren gemeinsam von mehreren Wohnbaugenossenschaften erstellten, vier grosse Gebäudekuben umfassenden Alterssiedlung werden umgebaut. Die Nachfrage nach 1-Zimmerwohnungen hat abgenommen, diejenige nach 2 – 3 Zimmerwohnungen stark zugenommen.
Angebot vor dem Umbau 1-ZWG 56 66.66 % 2-ZWG 28 33.33 %
Total 84 44
100.00 %
Nach dem Umbau 1-ZWG bestehend 2-ZWG bestehend 2-ZWG neu 2.5-ZWG neu Total
14 22.22 % 21 33.33 % 7 11.11 % 21 33.33 % 63 100.00 %
Das Grundkonzept beinhaltet möglichst wenig von der bestehenden Tragstruktur zu verändern und die Wohnungen altersgerecht zu gestalten. Kriterien:
Hindernisfreier Zugang zur Haus/Wohnungstüre
Schwellenlosigkeit Nutzungsneutrale Grundrisse (Pflegetauglichkeit) rollstuhl- und rollatorgerechte Anordnung und Dimensi- onierung von Sanitärräumen und Küchen, sowie der Durchgangszonen bodenebene Duschen anstelle von Badewannen
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Abbruch
Neubau
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Visualisierung Realisierung
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Pflegeheim Das Pflegeheim: Professionelles Umfeld für Lebensqualität Der eingeschränkten Privatsphäre, den beschränkten individuellen Platzverhältnissen, dem teilweisen Verzicht auf persönliche Wohngegenstände stehen hohe Sicherheit, 24h-Betreuung und Kontaktmöglichkeiten gegenüber.
Eignung: Bedarf an Betreuung Vorteile: Spitalähnliche Infrastruktur Professionelles Umfeld Bestmögliche Lebensqualität durch Entlastung Nachteile:
Wahrnehmung „Endstation“ Loslösung aus dem gewohnten Rahmen
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St. Elisabethenheim, Basel BS Wohnen im Quartier Lage:
Hirzbrunnenquartier mit Blick auf das Naherholungsgebiet Bäumlihof. Vielseitige Ausrichtung des Gebäudes auf Begegnungsor- te wie Kirchplatz und Allmendstrasse nach aussen. Prominent gelegenes Café zur Förderung der Integration im Quartier.
Wohnen:
Für zeitgemässe Ansprüche (70 Betten, Einer-Zimmer und Ehepaar-Appartements)
Die Gartenanlage und die Dachterasse mit verschiedenen Wegtypen bieten interessanten Aufenthalt im Freien.
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Am nordöstlichen Stadtrand von Basel, direkt am Naherholungsgebiet Bäumlihof gelegen, befindet sich das St. Elisabethenheim. Das bisher introvertiert organisierte Heim wurde durch einen Neubau zu einer offenen, einen Hof umschliessenden Anlage erweitert und nach aussen ausgerichtet. Die Cafeteria sowie die Aufenthaltsbereiche mit Ausblick auf den Kirchplatz und auf den neu angelegten Heimgarten schaffen neue Bezüge zur Umwelt und verstärken die Integration im Quartier. Städtebaulich erhält das erneuerte Heim durch seine Dimensionen und die äussere Farbgebung eine erwünschte Zentrumsfunktion im sonst sehr homogenen Wohnquartier. Der Baukörper markiert mit der dreigeschossigen, auf die Landschaft ausgerichteten Hauptfassade den Siedlungsrand. Die Gartenanlage bietet verschiedene Wegtypen, Wasseranlagen sowie Pflanzbeete und die begrünte Dachterrasse einen weiten Ausblick auf die Landschaft. Die inszenierte Dachentwässerung über ein Teichbecken schafft Atmosphäre.
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Wandelstern - Alterszentrum am Bachgraben, Allschwil BL Designhotel- statt Spitalatmosphäre Lage:
Am Bachgraben in Allschwil, zentral mit Anschluss ans Naherholungsgebiet
Wohnen:
mit 200 Betten das grösste APH der Nordwestschweiz. farbkodiertes Lichtleitsystem führt zu den Wohntrakten flexibel verbindbare Wohngruppen (5, 8 oder 13 Zimmer) Wohnmitten (Essbereiche mit Teeküche)
Leben:
Baumbepflanzten Innenhof - die Piazza Endlosewege entlang Innenhof-Glasfassade für demente, ruhelose Personen mit Bewegungsdrang (25 km pro Tag) Hofterrassen und ein grosser Dachgarten
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Das bestehende Alterszentrum wurde durch einen fünfgeschossigen Neubau auf 200 Betten erweitert. Besucher und Bewohner werden von der neuen Eingangshalle aus über ein farbkodiertes Lichtleitsystem zu den Wohntrakten geführt. Der Forderung nach flexibel verbindbaren Wohngruppen, welche 5, 8 oder 13 Zimmer umfassen können, wurde mit der Gestaltung eines Gebäudekörpers, welcher sich um einen baumbepflanzten Innenhof - der Piazza - legt, begegnet. Endlosewege entlang der teils mit Hängepflanzen begrünten Innenhof-Glasfassade befriedigen das Bedürfnis dementer, ruheloser Personen nach Bewegung. Wohnmitten (Essbereiche mit Teeküche) mit Wintergarten und Therapieräumen ergänzen das Programm. Von Geschoss zu Geschoss versetzt laden Hofterrassen zum Verweilen an der frischen Luft ein. Ein grosser Dachgarten ersetzt die durch den Neubau verlorene Aussenraumfläche.
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Impressum Die vorliegende Publikation beruht auf dem Inhalt zweier Vorträge zum Thema „Wohnen im Alter“, die die toffol architekten ag im Rahmen der Vortragsaktivität auf Einladung 2006 und 2008 zusammengestellt hat. Diese Publikation ist für 12 CHF bei der toffol architekten ag erhältlich, Bestellungen: Toffolarchitekten ag Vermerk „Bestellung Edition toffolarchitekten, Wohnen im dritten Lebensabschnitt“ Riehenstrasse 43 4005 Basel Per Fax: +41 61 264 15 16 Per mail: info@toffolarchitekten.ch AGB‘s Der Versand erfolgt mit Einzahlungsschein an die vom Besteller angegebene Lieferadresse. Bis zum Zahlungseingang bleibt das Exemplar Eigentum der toffol architekten ag. Alle Reproduktionsrechte liegen bei der toffolarchitekten ag, die Verwendung von Text- oder Bildmaterial ist nur nach Rücksprache und auch dann nur unter namentlicher Nennung der toffol architekten ag erlaubt, Zuwiderhandlungen werden geahndet.
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