Lehrheft Bronzeguss

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Als Radierer und Maler erlernt man eine der wichtigsten darstellerischen Lügen: Die plastische Tiefe jeder natürlichen Wahrnehmung auf lediglich zwei verfügbare Dimensionen von Skizzenblatt oder Leinwand zu reduzieren. Das Instrumentarium hierfür ist überschaubar. Perspektive und Schatten schaffen eine Illusion, die den Betrachter im günstigsten Fall in die Szene hineinzuziehen vermag. Ganz anders sieht die Herausforderung für den Plastiker oder Bildhauer aus. Er ist dem Edikt der Dreimensionalität ganz ohne spektakuläre Ausweichmöglichkeiten verpflichtet. Eine zu ausgeprägte Routine kann dem Maler sogar zum Verhängnis werden. Ein Unterfangen also, das neben guten handwerklichen Kenntnissen ein gesundes künstlerisches Selbstvertrauen bedingt.

Auf den nachstehenden Seiten wird in der Art eines Lehrheftes der gesamte Vorgang eines Fertigungsprozesses aufgezeigt, der sich seit dem Mittelalter kaum gewandelt hat. Die Auftragsarbeit für die Henriette und Wilhelm - Schmidt - Engels - Stiftung war in Bezug auf die künstlerische Ausführung an keinerlei Auflagen gebunden. Man war sich aber darüber einig, daß freies Modellieren und die Orientierung an einem lebenden Modell vor zeitgemäßen Abform- Techniken einen Vorrang haben sollte. Jens Rusch entschied sich für Wachs als ein Material, daß sich im Gegensatz zu Ton über einen sehr langen Zeitraum formen lässt. Nun galt es, zunächst ein passendes Modell zu finden. Zeitgenössische Darstellungen oder Beschreibungen der darzustellenden Figur des NEOCORUS existieren nicht.


Arbeitsbeispiel "Inselschwärmer"

Das Modellierwachs für Bildhauer besteht aus Paraffin und schwarzem Ruß.

Modellierwachs läßt sich leichter formen, als beispielsweise Ton. Man kann es auch schnitzen.

Modellierhölzer und Schnitzmesser sind die einzigen Werkzeuge, die man benötigt.

Paarweise auf beiden Seiten der fragilen Glastür angeordnet, damit sich die Figuren gegenseitig stabilisieren können.

Rückseite mit der Befestigungsbrücke für die Glastüren im Künstlerhaus Spiekeroog.

Der Großteil der Elemente läßt sich durch Handwärme bereits verformen.



Neocorus

Gliederpuppen muten auf den ersten Blick zwar prosaisch an, erweisen sich aber dann in der Praxis bei vielen Gelegenheiten als sehr nützlich. Da in diesem Fall die Bankhöhe eine wichtige Verbindlichkeit darstellt, wird der Unterschenkel der simplen Holzfigur zur wichtigsten Orientierungsgröße.


Die im Auftrag definierte Positionierung der lebensgroßen Bronze auf einer bereits vorhandenen Bank macht eine sehr exakte Größenabstimmung erforderlich. Es müssen also mehrere maßstabgetreue Modelle auf die anatomischen Dimensionen einer klassischen Gliederpuppe abgestimmt werden. Danach soll zunächst ein Wachs- oder Ton -Modell angefertigt werden, um verbindliche Kalkulationen verschiedener Bronze-Gießereien erhalten zu können. Zu diesem Zweck beginnt die Atelier-Arbeit zunächst am stützenden Drahtmodell. Spezielle Aluminium-Drähte mit einem quadratischen Querschnitt verleihen diesem "Gerüst" eine formbare, jedoch durchaus ausreichende Festigkeit. Dünnerer Wickeldraht schafft die Haltungsvoraussetzungen für das schwarze Modellierwachs.


In der Gießerei

Der Künstler entschied sich für die Bildgiesserei Wittkamp in Elmenhorst, nahe Hamburg.

Der Höllenofen

Annähernd 1200 Grad Celcius


Flüssige Magma

Der stabile Schamott-Mantel, den man auf den vorhergehenden Fotos gut erkennen konnte, ist hier bereits entfernt. Dort, wo sich zuvor das Wachsmodell befunden hatte und nach der Erwärmung und dem Abfließen des Wachses ein Hohlraum entstanden war, konnte sich nun die flüssige Bronze verteilen. Aber das hört sich einfacher an, als es sich in der Praxis darstellt. Zwar beherrschten bereits die alten Wikinger dieses Verfahren und auch die Bronzezeit hat ihren Namen ja nicht ohne Grund, aber damals wurden zumeist einfache Formen als Rohstücke für Messer, Schwerter, Pfeilspitzen oder einfache Gebrauchsgegenstände gegossen. Das Metall Bronze besteht aus Kupfer und Zinn, daran hat sich seit 4000 Jahren nichts Wesentliches geändert. Kompliziert wird es erst, wenn Künstler eine Serie, also eine Auflage planen, oder beim Modellieren wenige Gedanken an Unterfangenheiten etc. verschwenden. Diese würden zwar im einmaligen Abguss einer so genannten "verlorenen Form" kein Problem darstellen, sind aber in der Serie dann oft unrealisierbar. Glücklicherweise gibt es für diese Fälle moderne Abform- Werkstoffe wie Silicon etc. mit denen sich selbst die Fingerabdrücke des Künstlers auf dem Wachsoriginal darstellen lassen. Auf den nebenstehenden Fotos kann man den trichterförmigen Einlauf gut erkennen, durch den die flüssige Bronze zunächst auf einen Umlaufring zu Füßen der Figur geleitet wird, um von dort aufzusteigen und sich in der Figur zu verteilen. Damit sich dort an delikaten Stellen keine Luftblasen bilden können, hat man Lüftungskanäle in der Wachsform angebracht, die überschüssiges Metall nach oben ableiten und alle Luft nach außen verdrängen. Diese werden nach dem Erkalten entfernt.

Das Foto zeigt sehr deutlich die Lüftungskanäle und den Eingusstrichter (rechts hinten) und oben das Stück erkalteter Bronze aus dem Lüftungsloch. Der Schamottmantel wurde abgeklopft und mit hohem Wasserdruck sauber gestrahlt.

Man erkennt, dass die Hohlform vollkommen mit weißglühender Bronze ausgefüllt wurde, wenn aus einem ersten Lüftungskanal ein etwa eurogroßes Metallfleckchen gelaufen kommt. Auf dem Foto rechts oben schwebt es wie eine runde Korona über der Figur. Abweichend von der endgültigen, lebensgroßen Figur wurde diese Kleinplastik auf einen Stapel Bücher gesetzt, weil ihm die Bank als Postament fehlt. Dem Künstler erscheint das nahe liegend, weil die Arbeit der historischen Figur des „Neocorus“, auf einem gründlichen Studium vorangegangener Chronisten basierte. Außerdem schulte er sich an Platon, Sokrates und anderen Klassikern. Die Metapher ist also treffend. Da sich Jens Rusch und auch die Stifter der Großbronze zu diesem Zeitpunkt nicht darüber im Klaren sind, ob es sinnvoll wäre, eine Guss-Auflage der Kleinplastik in Auftrag zu geben, entschließt man sich, zur Sicherheit zunächst eine Silicon-Schlupfform anfertigen zu lassen, die dann für weitere Wachsrohlinge hinterlegt werden kann. Das fertig gegossene Bronze-Modell soll nützlicherweise auch der Festlegung einiger Faktoren für die Patinierung der großen Plastik dienen.


Das Patinieren

In die gl端hende Bronze gepinselt: Schwefelleber und Kupfernitrat, Ingeredienzien wie im Mittelalter.

Thorsten L端hr und Stefan Wittkamp

Ein polierendes "Schnuffeltuch" f端r H旦hungen.


Rechts oben signiert der Künstler jedes einzelne Exemplar und fügt die nummerierte, wertbestimmende, Zahl der Gesamtauflage ein. Bei dieser Gelegenheit kontrolliert er noch ein letztes Mal Details der Patinierung und poliert ggf. noch einige Höhen nach. Da dieses Modell auch als Referenz für die spätere Patinierung der lebensgroßen Bronze dienen soll, ist es ratsam, diese Faktoren in diesem Moment festzulegen. Die Auflage wird auf 99 Exemplare festgelegt. Vom Erlös erhält die auftragbende Kirchengemeinde einen hohen Benefiz-Anteil. So erweist sich das eigentliche Arbeitsmodell als sehr nützlich.


Der Unterbau der großen Figur

Ein Drahtgeflecht aus Lochbandstreifen, Hühnerdraht und Aluminiumdrähten.

Über das grobe Drahtgerüst werden Gipsbinden gelegt und bereits geformt. Man kennt diese 8 cm breiten Binden spätestens dann, wenn man sich einmal einen Arm gebrochen hat. Diese klinischen Materialien eignen sich sehr gut, um das ebenfalls sehr passabel formbare Hühnerdrahtgeflecht in der Oberfläche zu schließen. Aber auch, um fließende, herunterfallende Faltenwürfe relativ glaubwürdig zu erfinden. Hier wird auch deutlich, dass der geplante Schriftgelehrte und Landpfarrer zu schlank geraten wird. Deshalb muss zusätzliches Modellierwachs bestellt werden.


Zunächst tränkt man nun den saugenden Gips mit rotem Signalwachs. Dieser wird nach dem Erkalten deutlich härter als der schwarze Modellierwachs.

Der rote Wachsüberzug wird später beim Abtragen mit dem Modelliermesser signalisieren, dass danach nur noch der nicht mehr formbare Corpus kommt.


Grob Wachs aufpacken

Kraftraubende Vorgänge. Schicht für Schicht wird das Modellierwachs aufgetragen. Foto: Kai Klüver

Natürlich ist es ratsam, zunächst reichlich "Corpus" aufzutragen, damit man Fleisch zum Schnitzen hat.


Wachsschnitzereien

Beide haben jetzt eine Pause verdient. Foto: Hartmut Tamcke

Alle Konturen der Physiognomie sind grob vorformuliert...

.... und wirken plump und naiv.


Modellsitzungen

Fotos oder Skizzen helfen jetzt wenig. Modell Dietrich Stein muss wochenlang stillsitzen und lesen.

Aludraht als Haarfestiger.

Die Augenpartie soll noch mehrfach ge채ndert werden.


Sitzungen und Gespräche

Natürlich ist eine sitzende Position für das Modell durchaus von Vorteil, wenn man in einer langwierigen Technik arbeitet. Bei Skizzen oder Fotos ist das unerheblich. Hier ist auch einer der Gründe zu suchen, weshalb es so viele realistische Gemälde mit lesenden, klöppelnden oder betenden Figuren gibt. Zudem muss die Position bei der Sitzung wieder genauso eingenommen werden. Aber dafür hat man ja schließlich das bereits vorangeschrittene Werk als Orientierung. Der schwarze Modellierwachs ist zwar durch Handwärme bereits geschmeidig formbar, allerdings gilt das lediglich für kleinere Mengen, die man auch tatsächlich in der Hand erwärmen kann. In diesem Fall muss der Künstler auf Warmhalteplatten und warmes Wasser zurückgreifen. Einfache Kocher und qualmendes, übergelaufenes Wachs bringen die Rauchmelder in der Galerie durcheinander.


Drahtger端st f端r eine stabile Federf端hrung.


Feder und Hand, noch grob modelliert.

Wachskleckse auf dem Galerie-Boden.


Das Schriftrelief

Nach unbefriedigenden Versuchen, die Buchstaben in Wachs zu modellieren, wurde ein Nyloprint angefertigt.

So wird der Bandzugfeder-Eindruck authentischer.

Die Stifter-Adresse wird zum Lesezeichen .


Korrekturen

Dietrich Stein trägt entscheidend durch wohlmeinende Korrekturvorschläge zum Gelingen bei.

Modellierhölzer, Formschlingen aus Draht und verschiedene Wachse - mehr benötigt man nicht.


Letzte Details

Nach fast vier Monaten zeigt sich ein endg端ltiger Eindruck. Wie der Guss aussehen wird, bleibt Vorstellung.

Mit der Schnalle wurde die ganze Hacke angezogen, linke und rechte Schuhe kannte man noch nicht.


Alle Arbeitsstufen

Skizze, Modell, Modellguss und lebensgrosse Wachsfigur im Grรถssenvergleich.


Das Abformen

Normalerweise modelliert man eine Figur in Wachs, weil man einen Guss plant, bei dem diese Form dann unwiederbringlich "verloren" wäre. In diesem Fall waren andere, bereits erwähnte Gründe ausschlaggebend und genau wie bei einem in Ton modellierten Original, sollten auch hier Abformungen in Silicon und Gips gemacht werden. Dieses, zumal die lebensgroße Neocorus-Figur in eine ganze Reihe von Einzelsegmenten zerlegt werden sollte. Silicon ist ein extrem dehnbares und präzise abformendes Material. Es muss durch einen Gipsmantel stabilisiert werden.


Silicon und Gips Beim Eingipsen entsteht Prozesswärme, die das Wachs zum Schmelzen bringen kann. Die Gipsform ist in mehrere stabilisierende Einzelteile zerlegt, die mit Flügelschrauben verbunden werden, die man bei Bedarf lösen und auch wieder zusammenfügen kann. Die Gipsschichten werden in den Feinbereichen mit einem Pinsel aufgetragen. Im Prinzip wären diese Formen durchaus mehrfach verwendbar, aber da in unserem Fall nur eine einzige Großplastik geplant ist, werden sie nach dem Guss vernichtet. Formenbau ist ein wichtiger Werkteil einer Bronzegiesserei.

Die Siliconform ist weich und dehnbar. Das hat den Vorteil, daß Unterfangenheiten und komplizierte Modellierungen bis ins Detail abgeformt werden können, aber natürlich muss die schlaffe Hülle äußerlich stabilisiert werden. Die einzelnen Abformungs-Areale werden durch kleine Wälle, die man in dieser Abbildung gut erkennen kann, sehr exakt abgegrenzt. Das ist notwendig, damit die Teile später wieder problemlos zusammengeschweißt werden können. Die Schweißnähte bestehen ebenfalls aus Bronzematerial. Die Spuren werden vom Zieseleur beseitigt. Silicone und Wälle.


Silicone und Negative Die abzuformenden WachsElemente werden mit sehr unterschiedlichen Siliconen überzogen. Sehr detailfreudig abzeichnende Mittel sind meist auch sehr instabil und müssen mit einer weiteren, deutlich dickflüssigeren Masse gestützt werden. Den äußeren Mantel bildet ein Gips-Korsett. In diese, dann für den Guss verbindlichen Formelemente, wird dann das Wachs in Guss-Stärke gegossen oder gepinselt. Je nach Anforderung wird dann der Guss zwischen 6 bis 8 mm betragen und in einigen Teilen massiv ausfallen. Fingerabdrücke des Künstlers bleiben sichtbar. Die Schreibfeder

Die schlaffe Form des Schriftreliefs.

Silicon der Schleifen.

Bis auf`s I-Tüpfelchen detailgetreu abgeformt.


Wachs in Guss-Stärke Wachsformen im Wasserbad. Die abgeformten Einzelteile machen sich oft skurril aus und man kann sich kaum vorstellen, dass die Dinge am Ende so zusammenfinden, wie es in der Urform vorgesehen war. In dieser Phase eignet sich der Künstler die Kenntnisse und Fähigkeiten oft ebenfalls künstlerisch begabter Handwerker an und profitiert erheblich von dieser Liaison. Beim Betrachten einer gelungenen Bronzeplastik sollte man sich daran gelegentlich erinnern. Genauso kann natürlich auch eine künstlerisch hochwertige Arbeit entstellt werden. Das kommt aber selten vor. Federbad

Wächserne Kalligraphie Hierin ist auch der Grund zu finden, weshalb Künstler; haben sie einmal Vertrauen gefasst und sind von der handwerklichen Qualität einer Gießerei überzeugt; lebenslang mit dieser zusammenarbeiten. Die Referenzliste einer Gießerei kann daher bereits Auskunft über ihre Vertrauenswürdigkeit und das handwerkliche Vermögen der einzelnen Abteilungen vermitteln. Hier wird übrigens das Wachs für eine der vielen Falten des Neocorus-Wamses aufgetragen. Stofflichkeit ist eine große Herausforderung für den Künstler, der Wams darf nicht wie eine Rüstung aussehen. Pinselwachs wird heiss verarbeitet.


Das Giessen

Der Schmelztiegel

Punktgenaues Giessen


Beim verzögerungsfreien Eingießen hat der Bronzegießer nur wenige Parameter für die Füllmenge und die tatsächlichen Abläufe in den Innereien des Schamottblockes zur Verfügung. Lediglich seine Erfahrung (auch die schlechten Erfahrungen sind jetzt von hohem Nutzen) und das Vertrauen in den Wachsmodell-Bauer stehen ihm noch zur Seite. Fasch verlegte Lüftungs- und Steige-Röhrchen ergeben Luftblasen, die dann nur sehr aufwändig auszubessern sind, oder die gegossene Form unbrauchbar machen können. Wenn das eurogroße Stückchen glühender Magma im großen Hauptausgangsloch ( Bild links ) erscheint, gibt es für den Gießer an dieser Form nichts mehr zu tun.


Erkalten und Entformen

Die Schamottblöcke verraten von Aussen gesehen recht wenig über ihre sorgfältig eingebetteten Inhalte.

Jetzt zeigt sich, ob Lücken entstanden.

Der Meister sucht Blasen und Macken.


Schamott

Das Wort "Schamott" ist angeblich im 18. Jahrhundert durch italienische Porzellanarbeiter in Thüringen gebildet worden (sciarmotti, scarmotti) mit Anlehnung an „Schärm“ oder „Scharm“, die thüringische Aussprache für „Scherben“.

"Da soll ich drin sein?"

Vorsichtig wird Schamott abgeschlagen.


Freisp端len

Mit einem Hochdruckreiniger werden die letzten Schamott-Reste abgespr端ht.

Dem Gang zum Aufstellungsort steht kaum noch etwas entgegen, die Beine sind bereits fertig.


Das Neocorus-Puzzle

Gut zu erkennen: Einfülltrichter und Lüftungskanale, die natürlich ebenfalls mit Bronze gefüllt wurden.

Das Absprühen ist besonders im Winter eine unangenehme Arbeit, denn durch den feinen Wassernebel ist eine Erkältung ziemlich unausweichlich. Geradezu erstaunlich ist die Genauigkeit, mit der dann die Einzelteile zusammengeschweißt werden. Da als Schweißlot ebenfalls Bronze verwendet wird, gibt es an diesen Stellen keine Materialunterschiede, die sich spätestens beim Bilden einer natürlichen Patina oder Rost entlarven würde. Das Beseitigen letzter Unebenheiten und das Angleichen der zusammengefügten Teile erfordert ein hohes Maß an künstlerischem Einfühlungsvermögen. Ein guter Ziseleur ist das Aushängeschild jeder Bronzegießerei. Spätestens in dieser Entstehungsphase ist ein guter Dialog mit dem Künstler oder der Künstlerin unabdingbar.


Das Zusammenf端gen



Zieselierung

Es wird ein wenig verbogen und mit Gebrauchsspuren versehen...

und mehrfach punktgeschweisst.


Patinierung

Da jetzt der Umgang mit Säuren folgt, ist es besser, die Arbeit ins Freie zu verlegen.

Das Arsenal eines Alchimisten:

Flammen und ätzende Säuren.

Für diesen Vorgang würde die Natur einige Jahre benötigen.


Feinarbeit mit Säure und Flammen

Faltenwurf und Haare....

das lässt sich noch betonen.

Säure zersetzt die Bronze kaum.

Die Einwirkung der Säure ist erwünscht, aber nicht der Verbleib.

Feinpolitur mit Thorstens "Schnuffeltuch". So wird Plastizität "erhöht".

Erhitzt man die Patina weiter, erhält man dunkles Braun bis Schwarz.


Der Patineur beschleunigt natürliche Vorgänge

Den Ehering wünscht Dietrich Stein besonders hervorgehoben.

Der Text gewinnt ebenfalls deutlich an Plastizität.

Zum Glück hatten wir Mitte Mai bereits schöne Sonnentage...

Hans Sievers kontrolliert.


"Aus einem Guss"

... und dann letzte Korrekturen

Eine leichte Wachsschicht fixiert zum Abschluss die Patinierung der Plastik für den Moment der feierlichen Enthüllung. Später wird die Natur ihre eigenen Wege gehen. Da die Figur im Nordseebad Büsum ihren Platz finden wird, ist zu erwarten, dass die salzhaltige Seeluft sie schnell nachdunkeln lassen wird. Eifriges Polieren ist dann gefragt, wenn man sie wieder so sehen möchte wie auf diesen Bildern. Diese Bildstrecken erklären möglicherweise den Vorgang besser als tausend Worte. Das Zusammenwirken mehrerer künstlerischer Handwerke, die sich seit dem Mittelalter kaum verändert haben, lässt am Ende die Arbeit wie „aus einem Guss“ erscheinen.


Der "letzte Schliff"

Das Stahlwolle- "Schnuffeltuch" erhöht letzte Partien. Später wird die Natur ihre eigenen Wege damit gehen.

Eselsohren und Lesespuren.

Bei der Enthüllung soll man sehen, wie es der Künstler gemeint hat.

Ein letzter Griff zum Barrett.


Kleinere und mittlere Figuren

Links "Stehschwärmer", rechts: "Apfel für Max"

Links "Sleepy time-time" in Kopfkissengröße und rechts das "Buch der Bücher".


Links "Golfnest", rechts "Buchbinderei".


Kleinplastiken

Auch hier wird nur mit Wachs modelliert.

Ein Granatapfel als Symbol für Fruchtbarkeit.

Maßstab.....

Rohformen

Memento mori

Der "rauhe Stein" ist ein sehr bekanntes freimaurerisches Symbol. In dieser Anordnung stellt es ein Sinnbild für den Lehrlingsgrad dar.


Zwei halbe Plastiken "Golfapfel".

Das wird der erste denkende Kohlkopf...

Oben: Wachsmodell für das "Golfnest" und unten der fertige Guss des Granatapfels.

"Memento mori" oder "Vanitas" bedeutet, daß man sich seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst ist.

Taten haben ihren Ursprung immer in unseren Gedanken, und oft auch in unseren Träumen. Entwurf für einen Ethik-Preis.


Denkgeschwindigkeiten

Die Prozesse sind immer ähnlich, aber wir gelangen zu unterschiedlichen Zeiten ans Ziel.

Ganz oben "Denkgeschwindigkeit" Mitte: "Geld ist Zeit" unten: "Bau er´n Frühstück"

Weitere Informationen über die Arbeit von Jens Rusch:

www.jens-rusch.de Kontakt: Schulstraße 38 25541 Brunsbüttel Tel. 04852 4848 jensrusch@gmx.de Weitere Lehrhefte von Jens Rusch: www.deich-verlag.de


www.jens-rusch.de


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