Probe hygiene

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Anatomie, Physiologie und Pathologie Heilpraktiker-Skript zur Aus- und Weiterbildung und zur Pr端fungsvorbereitung

Hygiene, Injektionstechniken, allgemeine Untersuchungsmethoden

Das Skript zur Aus- und Weiterbildung f端r Heilpraktiker inklusive Pr端fungsfragen zu den Themen

Hygiene, Injektionstechniken, allgemeine Untersuchungsmethoden

Edelgard Scheepers


Heilpraktiker: Hygiene/Injektionstechniken; Allgemeine Untersuchungsmethoden 1

Inhalt Hygiene/Injektionstechniken ...................................................................................... 2 Hygiene .......................................................................................................................... 2 Allgemeines ............................................................................................................... 2 Desinfektion (bzw. Desinfizierung) .......................................................................... 2 Sterilisation (bzw. Sterilisierung) ............................................................................... 3 Entkeimung ................................................................................................................ 4 Pasteurisierung .......................................................................................................... 5 Tyndallisierung (bzw. fraktioniere Sterilisation)...................................................... 5 Injektionstechniken....................................................................................................... 6 Intrakutane Injektion (i.c.)........................................................................................ 6 Subkutane Injektion (s.c.) ........................................................................................ 6 Intramuskuläre Injektion (i.m.) ................................................................................. 7 Intravenöse Injektion (i.v.)........................................................................................ 8 Desinfektionsliste des RKI ............................................................................................. 8

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Hygiene/Injektionstechniken Hygiene Allgemeines Der Begriff Hygiene umfasst (im engeren Sinne) alle Maßnahmen zur Vorbeugung bzw. Verhütung von Infektionskrankheiten beim Einzelnen (Ö Individualhygiene) und bei der Allgemeinheit (Ö Allgemeinhygiene). Die in der Hygiene wichtigsten Verfahren sind Desinfektion, Sterilisation, Entkeimung, Pasteurisierung und Tyndallisierung. Desinfektion (bzw. Desinfizierung) Unter Desinfektion (bzw. Desinfizierung) versteht man verschiedene Verfahren zur Reduzierung von Krankheitserregern, so dass eine Infektion bzw. Übertragung von Keimen weitestgehend ausgeschlossen werden kann. Eine 100%ige Keimabtötung findet bei der Desinfektion nicht statt! Die wichtigsten Desinfektionsverfahren sind physikalische Desinfektion (z.B. Keimabtötung durch Hitze [= thermische Desinfektion]) und chemische Desinfektion (= Keimabtötung durch Chemikalien [z.B. Desinfektionsmittel]); Die Kombination aus physikalischer und chemischer Desinfektion nennt man thermisch-chemische Desinfektion. Bei der Desinfektion der Hände lassen sich hygienische und chirurgische Händedesinfektion unterscheiden. Die hygienische Händedesinfektion verfolgt den Zweck, Keime der transienten Keimflora (d.h. Keime, die nur vorübergehend [z.B. durch Patientenkontakt] auf der Haut anzutreffen sind) abzutöten. Die residente Keimflora (d.h. die auch unter normalen Umständen auf der Haut anzutreffende Flora) wird bei der hygienischen Händedesinfektion nicht vollständig erfasst. Bei der hygienischen Händedesinfektion werden die Hände mit der Desinfektionslösung eingerieben und während der vorgeschriebenen Einwirkungszeit (30 bis 120 Sekunden, abhängig vom Präparat) feucht gehalten. Bei massiver bzw. sichtbarer Kontamination und bei Kontamination mit Tuberkulose-Bakterien ist die Desinfektion zweimal durchzuführen. Der auf den Händen verteilten Lösung darf Wasser erst nach Ablauf der für die Desinfektion vorgesehenen Einwirkzeit zugesetzt werden. Als Desinfektionsmittel sind Ethylalkohol (Ethanol) 80%ig, Isopropanol 70%ig, nPropanol 60%ig und PVP-Jodlösung geeignet. Die chirurgische Händedesinfektion wird vor jedem operativen Eingriff von den beteiligten Ärzten sowie den instrumentierenden Krankenschwestern bzw. -pflegern durchgeführt. Hierbei soll nicht nur die transiente Keimflora der Haut entfernt, sondern möglichst auch die residente, und damit eine weitgehende Keimfreiheit der Hände und Unterarme erreicht werden. Die chirurgische Händedesinfektion erfolgt nach der so genannten Wasch-Einreibe-Methode. 2


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Hierzu müssen zunächst die Hände und Unterarme mit Wasser und einer Waschlotion (etwa 5 ml für jede Hand) gründlich gereinigt (d.h. alle sichtbaren Verschmutzungen entfernt) werden. Ab diesem Vorgang dürfen die Hände nicht mehr mit unsterilen Gegenständen in Berührung kommen. Deshalb sind an den Waschbecken vor den Operationssälen Wasserhähne eingerichtet, die durch einen Fußschalter oder eine Lichtschranke bedient werden können. Zum Entnehmen von Waschlotion und Händedesinfektionsmittel sind die Wandspender mit dem Ellenbogen zu bedienen. Nach dem Waschen erfolgt das gründliche Abtrocknen der Hände und Unterarme mit einem sterilen Einweghandtuch. Anschließend wird auf den trockenen Händen und Unterarmen mehrere Minuten lang (abhängig vom Präparat) ein Händedesinfektionsmittel in mehreren Portionen (mindestens 2 x 5 ml) verteilt und eingerieben. Dabei anfangs bis zum Ellbogen arbeiten und am Schluss nur noch die Hände einreiben. Wegen der besseren Wirkung sollten möglichst alkoholische Desinfektionsmittel verwendet werden. Nur bei Überempfindlichkeit besteht die Möglichkeit, stattdessen auf PVP-Jodlösung auszuweichen. Die Wirkbereiche von Desinfektionsmitteln bei der Abtötung von Krankheitserregern werden in die nachfolgenden Wirkbereiche eingeteilt: Wirkbereich A = Abtötung von Bakterien, Mykobakterien, Pilzen und Pilzsporen Wirkbereich B = Inaktivierung von Viren Wirkbereich C = Abtötung von Sporen des Milzbranderregers Wirkbereich D = Abtötung von Sporen des Gasbrand- und Tetanuserregers Es gibt zwei wichtige Listen, in denen die für die einzelnen Anwendungen geeigneten Desinfektionsmittel aufgeführt sind: Die Liste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) dient als Orientierung zur Desinfektion in der medizinischen Praxis (z.B. Verfahren zur Hände-, Wäsche-, Flächen- und Instrumentendesinfektion). Die Liste der vom Robert Koch-Institut geprüften und anerkannten Desinfektionsmittel und –verfahren muss verwendet werden, wenn eine Desinfektion behördlich angeordnet wird (z.B. bei Seuchengefahr durch meldepflichtige Infektionskrankheiten). In diesen Fällen ist eine Desinfektion nach anderen als den in der Liste vorgesehenen Verfahren unzulässig! Sterilisation (bzw. Sterilisierung) Unter Sterilisation (bzw. Sterilisierung) versteht man verschiedene Verfahren, durch die ein entsprechendes Sterilgut von lebenden Mikroorganismen befreit werden. In der Praxis gelingt eine vollständige Sterilisation nicht mit 100%iger Sicherheit. Deshalb wird eine Reduktion der Anzahl an vermehrungsfähigen Mikroorganismen um einen je nach Anwendungsbereich bestimmten Faktor (in Zehnerpotenzen) gefordert (oder eine bestimmte Wahrscheinlichkeit der vollständigen Sterilisation). In der technischen Abgrenzung zur Desinfektion wird bei der Sterilisation in der Regel eine um eine Zehnerpotenz höhere Wahrscheinlichkeit der vollständigen Sterilisation gefordert. 3


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Die wichtigsten Sterilisationsverfahren sind thermische Sterilisation (= Keimabtötung mittels trockener oder feuchter Hitze), chemische Sterilisation (= Keimabtötung mittels Chemikalien) und Strahlensterilisation (= Keimabtötung mittels energiereicher Strahlung). Thermische Sterilisation Zur Sterilisation mittels thermischer Verfahren kann trockene (Heißluftsterilisation) oder feuchte (Dampfluftsterilisation) Hitze verwendet werden. Bei der Heißluftsterilisation wird das Sterilgut in einem Heißluftsterilisator auf etwa 200 °C erhitzt. Bei der Dampfluftsterilisation wird das Sterilgut in einem Autoklav 20 Minuten lang auf 121 °C bei zwei bar Druck oder 5 Minuten lang auf 134 °C bei 3 bar Druck in Wasserdampf erhitzt. Die tatsächliche Dauer eines Sterilisationsvorganges ist abhängig von der Art des Sterilguts, vom jeweiligen Organismus bzw. Krankheitserreger und weiteren technischen Faktoren. Chemische Sterilisation Die Chemische Sterilisation bezeichnet die Abtötung von Mikroorganismen mittels chemischer Stoffe, welche auch als Desinfektionsmittel bezeichnet werden. Hierbei werden die Chemikalien entweder in flüssiger Form (= Nassantiseptik) oder in Gasform (= Trockenantiseptik) auf das Sterilgut aufgebracht. Strahlensterilisation Bei der Strahlensterilisation erfolgt die Sterilisation des Sterilguts mittels energiereicher oder ionisierender Strahlung (z.B. Gammastrahlen, die beim Zerfall radioaktiver Co-Quellen entstehen [„Kobaltkanone“] oder BetaStrahlen [Elektronenstrahlung] aus Elektronenbeschleunigern). Entkeimung Unter Entkeimung versteht man die chemische oder physikalische Elimination von Mikroorganismen (z.B. Bakterien) in Flüssigkeiten oder Gasen. Chemische Elimination: Entkeimung durch Zugabe von Chlor (Ö Chlorierung) oder Ozon (Ö Ozonierung) als Oxidationsmittel. Hauptanwendungsgebiete in Deutschland sind die Bereiche Schwimmbecken- und Trinkwasser. Physikalische Elimination: Entkeimung durch Filtration, z.B. mittels Membranfilter und UV-Bestrahlung mittels spezieller UV-Lampen.

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Pasteurisierung Die Pasteurisierung (bzw. Pasteurisation) dient der Keimreduzierung in hitzeempfindlichen Flüssigkeiten. Durch die kurzzeitige Erwärmung auf 70 - 90 °C werden die meisten vegetativen Keime (nicht aber deren Sporen!) abgetötet. Die Pasteurisation wurde benannt nach dem französischen Chemiker Louis Pasteur. Tyndallisierung (bzw. fraktioniere Sterilisation) Die Tyndallisierung (bzw. fraktioniere Sterilisation) ist - wie die Pasteurisierung ein Verfahren zur Reduktion hitzeempfindlicher Keime. Hierbei wird das Sterilgut 30 Minuten lang auf 70 - 100 °C erhitzt und anschließend vier Stunden lang auf 30 °C abgekühlt. Dieser Vorgang wird zweimal wiederholt. Durch dieses Verfahren werden sehr hitzestabile Bakteriensporen dazu veranlasst auszukeimen und in ihre vegetative Form überzugehen. Die nun wesentlich weniger stabilen Bakterien werden durch die neuerliche Erhitzung abgetötet. Die Tyndallisierung wurde nach dem irischen Naturforscher John Tyndall benannt.

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Injektionstechniken Die in der Praxis häufigsten und für den Heilpraktiker prüfungsrelevanten Injektionsformen sind die intrakutane Injektion (i.c.), die subkutane Injektion (s.c.), die intramuskuläre Injektion (i.m.) und die intravenöse Injektion (i.m.). Weitere spezielle Injektionsformen, die im Rahmen der Sorgfaltspflicht vom Heilpraktiker nur mit entsprechender Zusatzqualifikation durchgeführt werden dürfen, sind die intraarterielle Injektion (Injektion in eine Arterie) und die intraartikuläre Injektion (Injektion in ein Gelenk). Intrakutane Injektion (i.c.) Bei der intrakutanen Injektion wird die zu verabreichende Injektionslösung direkt in die Epidermis (Oberhaut) injiziert. Zur Anwendung kommt diese Injektionsform beispielsweise beim Intrakutantest zum Nachweis von Allergien vom Typ I (Soforttyp) und beim Tuberkulintest nach Mendel-Mantoux. Mögliche Komplikationen sind z.B. Überempfindlichkeitsreaktionen, Lokalinfektionen bzw. Übertragung von Infektionskrankheiten. Durchführung einer intrakutanen Injektion (bitte selbständig erarbeiten) ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Anwendungsgebiete in der Naturheilpraxis: Neuraltherapie, Entstörung von alten Narben, verheilten Knochenbrüchen und chronisch entzündeten Zahnwurzeln; Injektionsmittel der Wahl sind Procain und Lidocain. Subkutane Injektion (s.c.) Die subkutane Injektion erfolgt in das Unterhautfettgewebe (v.a. Bauchdecke, Oberschenkel bzw. Oberarme) und kann wegen der verhältnismäßig einfachen Durchführung meist vom Patienten selbst vorgenommen werden. Anwendungsbereiche sind z.B. Insulin-Therapie bei Diabetes mellitus und Thromboseprophylaxe mit Heparinpräparaten. Mögliche Komplikationen sind z.B. allergische Reaktionen, Bildung eines Hämatoms bei Verletzung eines Blutgefäßes und Lokalinfektionen bzw. Übertragung von Infektionskrankheiten. 6


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Durchführung einer subkutanen Injektion (bitte selbständig erarbeiten) ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Anwendungsgebiete in der Naturheilpraxis: (Komplexmittel-)Homöopathika zur Immunmodulation (z.B. Echinaject® von Syxyl)

Intramuskuläre Injektion (i.m.) Bei der intramuskulären Injektion wird die zu verabreichende Injektionslösung direkt in einen Skelettmuskel (Gesäß, Oberschenkel oder Oberarme) injiziert. Zur Anwendung kommt diese Injektionsform v.a. bei der Applikation von Depotspritzen (z.B. Hormonpräparate) und Impfungen; Achtung: Bei (Verdacht auf) Myokardinfarkt (i.m.-Injektionen führen zum CK-Anstieg in der Enzymdiagnostik) und bei Patienten, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen (z.B. Marcumar®) oder an einer Blutgerinnungsstörung leiden (z.B. Bluter) sind intramuskuläre Injektionen kontraindiziert! Mögliche Komplikationen sind z.B. Verletzung des N. Ischiadicus bei Injektionen in den M. glutaeus medius mit Schmerzen und Lähmung, Punktion eines Blutgefäßes, Verletzung der Knochenhaut, Kanülenbruch (heute nur noch sehr selten), Spritzenabszess und Gewebsnekrosen.

Durchführung einer intramuskulären Injektion (bitte selbständig erarbeiten) ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Anwendungsgebiete in der Naturheilpraxis: Injektion von Vitaminkomplexen (v.a. Vitamine der B-Gruppe), Eigenbluttherapie 7


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