Edelgard Scheepers
Anatomie, Physiologie und Pathologie Heilpraktiker-Skript zur Aus- und Weiterbildung und zur Pr端fungsvorbereitung
Das Nervensystem
Das Nervensystem
Das Skript zur Aus- und Weiterbildung f端r Heilpraktiker inklusive Pr端fungsfragen zu den Themen
PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Nervensystem Das Nervensystem Inhaltsverzeichnis Einführung ............................................................................................... 2 Die Nervenzellen....................................................................................... 2 Das Rückenmark - Medulla spinalis .............................................................. 5 Der Reflexbogen .................................................................................... 5 Eigenreflexe .......................................................................................... 6 Fremdreflexe......................................................................................... 6 Das Zentralnervensystem........................................................................... 7 Die Medulla oblonqata ............................................................................ 7 Die Brücke ............................................................................................ 8 Das Zwischenhirn – Diencephalon ............................................................ 8 Das Mittelhirn – Mesencephalon ............................................................... 8 Das Kleinhirn – Cerebellum ..................................................................... 9 Das Großhirn – Cerebrum ....................................................................... 9 Das Ventrikelsystem............................................................................. 12 Die Zirbeldrüse .................................................................................... 12 Das limbische System........................................................................... 12 Die Hirnnerven .................................................................................... 12 Das periphere Nervensystem - Die Spinalnerven ...................................... 14 Das vegetative, autonome Nervensystem ................................................ 15 Pathologie.............................................................................................. 16 Morbus Parkinson................................................................................. 16 Morbus Alzheimer ................................................................................ 17 Commotio cerebri ................................................................................ 17 Contusio cerebri................................................................................... 17 Compressio cerebri .............................................................................. 18 Apallisches Syndrom ............................................................................ 18 Hirntod............................................................................................... 18 Migräne .............................................................................................. 18 Meningitis ........................................................................................... 19 Encephalitis......................................................................................... 20 Multiple Sklerose – MS.......................................................................... 20 Alkoholneuropathien............................................................................. 21 Das Horner Syndrom ............................................................................ 21 Spastische Lähmung............................................................................. 22 Schlaffe Lähmung ................................................................................ 22 Krankheitsmerkmale ............................................................................ 22 Brudzinski–Zeichen .............................................................................. 22 Kernig–Zeichen ................................................................................... 22 Laseque–Zeichen ................................................................................. 22 Babinski–Zeichen ................................................................................. 23 Schober–Zeichen ................................................................................. 23 Bragard-Gowers–Zeichen ...................................................................... 23 Bauchdeckenreflex ............................................................................... 23 Abbildungsverzeichnis ............................................................................. 24 Klausur Nervensystem ............................................................................. 25
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Einführung Unser Nervensystem ist ein sehr hoch entwickeltes System. Mit ihm sind wir in der Lage, Kontakt zur Außenwelt herzustellen, Erfahrungen zu speichern und zu verarbeiten. Wir sind mit Hilfe des Nervensystems in der Lage, zu handeln, zu denken und zu koordinieren. Außerdem arbeiten unsere einzelnen Organsysteme mit Hilfe des Nervensystems zusammen. Der kleinste funktionsfähige Teil des Nervensystems ist die Nervenzelle, das Neuron. Grundsätzlich wird das Nervensystem eingeteilt in: •
ZNS - zentrales Nervensystem, dazu gehören Gehirn und Rückenmark,
sowie •
Peripheres Nervensystem, welches den Kontakt von der Peripherie zum Gehirn und umgekehrt darstellt.
Die Nervenzellen Die klassische Nervenzelle ist das Neuron. Nach ihrer Funktion unterscheiden sich drei Typen •
Das afferente oder sensible (empfindende) Neuron. Diese Zellen leiten Reize zum Gehirn und Rückenmark.
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Das efferente oder motorische ( der Bewegung dienend ) Neuron, welches Reize von Gehirn und Rückenmark fortleitet.
•
Das Schaltneuron oder Assoziationszelle genannt; es dient als Umschaltstelle für einen Reiz, der von afferent (sensibel) auf efferent (motorisch) geschaltet werden soll.
Außer den Neuronen gibt es noch die Gliazellen. Sie sind Stützzellen des Nervensystems und sorgen für die Ernährung der Neuronen. Zuletzt gibt es die Mikrogliazellen. Sie sind Fresszellen und phagozytieren Abfallprodukte im Nervengewebe. Die Nervenzelle unterscheidet sich von anderen Zellen dadurch, dass sie sich nicht teilen kann. Sie besitzt in ihrem Zellinneren besonders viele Nissl-Schollen. Dies sind kleine Eiweißkörper, die eine hohe Leitfähigkeit besitzen. Gliazellen und Mikroglia können sich teilen.
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Abbildung 1: Aufbau der Nervenzelle
Wie Sie auf der Zeichnung erkennen können, besitzt der Zellleib mehrere Dentriten und einen Neuriten oder Axon. Das untere Ende des Neuriten wird Synapse genannt. Meist verzweigen sich mehrere Synapsen aus einer Nervenzelle. Ein ankommender Reiz wird von den Dentriten aufgenommen und über den Neuriten und die Synapsen weggeleitet. Nervenzellen können sehr lange Neurite besitzen, die dann als Nervenstränge bezeichnet werden. Viele dieser Axone lassen eine Umwicklung, eine Markscheide erkennen. Man nennt sie markreiche Fasern. Alle anderen werden markarme oder marklose Nervenfasern genannt. Die Markscheide besteht aus Schwann'schen Zellen. Sie hüllen die Nervenfaser sozusagen ein. Durch mehrere Unterbrechungen entlang des Neuriten entstehen die Ranvier'schen Schnürringe. Diese sind wichtig für die Weiterleitung des Reizes. Hier läuft der Reiz nicht wie an der marklosen Faser entlang, sondern er springt von Schnürring zu Schnürring. Dies führt zu einer besonders schnellen Erregungsleitung. Bei Verletzung der Nervenfaser kann diese bei erhaltener Markscheide wieder regenerieren, vorausgesetzt das Neuron als solches ist noch funktionsfähig.
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Abbildung 2: Querschnitt eines Axons mit Myelinscheide
Die Synapse setzt entweder an den Dentriten oder dem Zellleib einer anderen Nervenzelle an oder auch an einer Muskelzelle bzw. Organzelle. Nervenzellen, deren Neuriten marklos sind, lassen ihre Reize direkt an der Zellmembran entlang laufen. Durch jeden Reiz, der auf die Nervenzelle trifft, wird das Ruhemembranpotential in ein Aktionspotential verwandelt. Man nennt dies Depolarisation. Ist der Reiz in der Synapse angekommen, werden die Neurotransmitter, das sind Überträgersubstanzen, ausgeschüttet. Der am häufigsten vorkommende ist das Acetylcholin. Im synaptischen Spalt depolarisiert der Neurotransmitter die nächste Zelle, z.B. eine Muskelzelle, die sich daraufhin kontrahiert.
Abbildung 3: Reizweiterleitung
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Das Rückenmark - Medulla spinalis Das Rückenmark beginnt am Foramen magnum (Hinterhauptsloch) und zieht bis zum ersten Lendenwirbel durch den Wirbelkanal. Im Querschnitt lässt es eine innere graue Substanz in Form eines Schmetterlings erkennen. Hier befinden sich Nervenzellen, welche Impulse von afferenten Bahnen aufnehmen, diese auf efferente Bahnen umschalten und den Reiz zur Peripherie zurückgeben oder die afferenten Impulse weiter hoch ins Gehirn leiten. Umgekehrt gehen Reize vom Gehirn über die graue Substanz zur Peripherie. Die äußere Substanz des Rückenmarks ist weiß. Sie besteht aus markhaltigen Nervenfasern, welche die Peripherie mit dem ZNS verbinden.
Abbildung 4: Das Rückenmark
Der Reflexbogen Auf bestimmte Reize aus der Umwelt reagiert der Körper mit stereotypen Reaktionen. Sie werden Reflexe genannt. Man unterscheidet: • •
Monosynaptischer Eigenreflex Polysynaptischer Fremdreflex
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PegasusZentrum – Vorlesung für Heilpraktiker / Das Nervensystem Eigenreflexe Ein typisches Beispiel hierfür ist der Patellasehnenreflex. Durch einen Schlag auf die Sehne des Oberschenkelmuskels unterhalb der Patella geht der Reiz afferent über sensible Nervenfasern in die graue Substanz des Rückenmarks und zwar über das Hinterhorn. Dort wird der Reiz über ein Schaltneuron auf eine efferente, motorische Bahn umgeschaltet und geht zurück über das Vorderhorn zur Muskelsehne. Diese kontrahiert sich. Der Unterschenkel schnellt vor. Da für diese Erregung nur eine Synapse nötig ist und der ausgelöste Reiz und die entsprechende Bewegung in demselben Gewebe liegen, spricht man vom monosynaptischen Eigenreflex.
Abbildung 5: Eigenreflexe: Patellasehnenreflex
Fremdreflexe Das Auslösen des Würgreflexes geschieht an der hinteren Rachenwand. Daraufhin zieht sich die Magenmuskulatur in Richtung Rachen zusammen. Hier sind mehrere Synapsen beteiligt. Weiter liegen Auslöser und Effektor an unterschiedlichen Orten. Der Weg über das Rückenmark ist derselbe. Man spricht vom polysynaptischen Fremdreflex.
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Das Zentralnervensystem Zum ZNS gehören Gehirn und Rückenmark. Das Gehirn liegt im inneren der Schädelhöhle. Es wiegt ca. 1.500 g. Folgende Einteilung wird vorgenommen: • • • • • •
Großhirn (Cerebrum) Kleinhirn (Cerebellum) Mittelhirn (Mesencephalon) Zwischenhirn (Diencephalon) Brücke (Pons) Verlängertes Rückenmark (Medulla oblongata)
Der Hirnstamm besteht aus Medulla, Mittelhirn und Pons. Auf ihm sitzt das Großhirn.
Abbildung 6: Gehirn
Die Medulla oblongata Die Medulla ist das verlängerte Rückenmark, also der Teil, der den oberen Teil außerhalb des Wirbelkanals darstellt. Direkt vor dem Foramen magnum breitet sich die Medulla als ca. 3 cm lange, weiße und graue Substanz aus. Sie ist von einem Netzwerk aus Nervenzellen und Bahnen durchzogen, die Formatio retikularis. Wichtig sind hier lebenswichtige Zentren, die das Herz, die Atmung und die Verdauung steuern. Aber auch Zentren für Husten, Niesen und Erbrechen sind hier zu finden. 7