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Der Kampf gegen weitere Treibhausgase und der empfohlene Lebensstil...................................................................................37

theoretisch sogar selbst entsprechende Umfragen in seiner Umgebung machen, und sich so ein fundiertes eigenes Urteil bilden. Vor allem zwei Fragen sind zur Beurteilung der Sachlage von Interesse: (1) Besteht in dieser Frage tatsächlich ein wissen schaftlicher Konsens und wenn ja, wie groß ist er? Und: (2) Hat sich der Konsens – wenn ein solcher besteht – wirklich ungezwungen durch freie Forschung ergeben, oder ist er mehr oder weniger durch gesellschaftlichen Druck innerhalb oder außerhalb des Wissenschaftsbetriebs zustande gekommen? Keine dieser Fragen ist ganz leicht zu beantworten, und das dürfte ein wichtiger Grund dafür sein, warum es trotz der Behauptung über einen weitgehenden Konsens in der Wissenschaft weiterhin legitime kontroverse Einstelllungen zu diesem Thema geben kann. Zu Frage (2) ist nur kurz zu bemerken, dass – wie in Kap. 1 bereits gezeigt wurde – eine Abweichung vom Konsens heute dem Ansehen und der Karriere eines Wissenschaftlers sehr schaden könnte, was für einen erheblichen Druck sorgen dürfte. Zu Frage (1) aber wäre eine wichtige Vorfrage, welche Wissenschaftler man bei der Ermittlung des Konsens einbeziehen sollte: alle Naturwissenschaftler oder nur „Klimaexperten“ im weiteren oder im engeren Sinn? Alle mit einem akademischen Abschluss oder nur die derzeit aktive Forscher? Zählt man auch die Ruhestand befindlichen Wissenschaftler? Beschränkt man sich auf solche, die begutachtete Artikel in bestimmten Fachjournalen publizieren?

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Um nur zwei dieser Probleme genauer zu nennen: Bei Wissenschaftlern im Ruhestand scheint der Konsens erheblich geringer sein als bei noch aktiven, die stärker von ihren jeweiligen Geldgebern abhängig sind und auf ihre Karriere achten müssen. Ein weiteres Problem ist, dass heute viele neue Studiengange wie etwa „Klima- und Umweltschutz“ als Aufbaustudiengang auch für Soziologen und Politologen angeboten werden. Eine solche eher geopolitisch als naturwissenschaftlich orientierte Klimawissenschaft studieren jetzt viele, weil dies „in“ ist. Diese können sich dann „Klimaexperten“ nennen, von ihnen werden aber wohl recht viele am Ende nicht viel mehr von der Sache verstehen als Journalisten, die sich intensiv in das Thema eingearbeitet haben. Aber auch sie tragen dann zum „wissenschaftlichen Konsens“ in Klimafragen bei. Ungeachtet dieser Schwierigkeiten sollen nun aber im Folgenden einige konkrete Studien zur Konsensfrage betrachtet werden.

A. Zur Ermittlung der Zahl in der Aussage: „97 % aller Wissenschaftler sind sich einig“: 2013 wertete ein Team um den australischen Kognitionswissenschaftler John Cook die Zusammenfassungen (Abstracts) von ca. 12.000 (genau 11.944) Artikel von 1980 Fachzeitschriften aus, die 1991 bis 2011 veröffentlicht wurden und die Stichwörter „Klimawandel“ oder „Klimaerwärmung“ enthielten. 27 Geschrieben wurden diese 11.944 Artikel von 29.083 Autoren (ein Artikel hat oft mehrere Autoren; manche Autoren schreiben auch mehrere Artikel). Die Aussagen der Abstracts wurden in acht Kategorien unterteilt:

a) Der Mensch ist die Hauptursache der Klimaerwärmung (d.h. er ist zu mehr als 50 Prozent daran beteiligt). b) Der Mensch hat einen Einfluss an der Klimaerwärmung (ohne genaue Quantifizierung). c) Die Studie nimmt implizit Bezug darauf, dass der Mensch einen Einfluss auf das Klima hat.

d) Die Ursache der Klimaerwärmung wird nicht behandelt. e) Es ist unsicher, welche Rolle der Mensch bei der gegenwärtigen Klimaerwärmung spielt.

f) Die Studie nimmt implizit Bezug darauf, dass der Mensch höchstens einen geringen Einfluss auf das Klima hat. g) Der Mensch hat höchstens einen geringen Einfluss auf die Klimaerwärmung (ohne genaue Quantifizierung). h) Der Mensch ist nicht die Hauptursache der Klimaerwärmung (d.h. er ist zu weniger als 50 Prozent daran beteiligt).

In der Auswertung wurden die Artikel der Kategorien a bis c als Zustimmung zum Konsens gewertet, f bis h galten als Ablehnung. Rund zwei Drittel (66,4 Prozent) aber fielen in die Kategorien d und e, die weder Zustimmung noch Ablehnung bedeutet. Diese „schweigende Zweidrittelmehrheit“ wurde aber aus der weiteren Auswertung herausgenommen. In die Kategorien a bis c der Zustimmung fielen nur 32,6 Prozent, aber diese 32,6 Prozent waren 97,1 Prozent des letzten Drittels, das nicht zur „schweigenden Mehrheit“ gehörte. So beziehen sich die „97 Prozent Zustimmung“ gar nicht auf alle Studien, sondern nur auf die, die im Abstract eine Stellung zu Klimafragen beziehen. Statt zu sagen „97 Prozent der Wissenschaftler stimmen dem Konsens zu“ hätte man aus der Studie also auch schließen können: „66,4 Prozent machen keine Angaben zu den Ursachen des Klimawandels.“ So ist die es irreführend, mit Berufung auf die Cook-Studie von einer 97-prozentigen Zustimmung aller Wissenschaftler zu sprechen. Ein weiterer Kritikpunkt an der Studie ist der, dass Cook nur das Abstract ausgewertet hat, also nicht nachgeschaut hat, ob in dem Fachartikel der menschlichen Einfluss einfach nur vorausgesetzt wird, oder ob er wirklich Gegenstand einer eigenen Untersuchung ist. Das Team von Cook hat zwar viele der Autoren angeschrieben und gebeten, sich selbst in die Kategorien einzuordnen, aber nur wenige (14 Prozent!) der angeschriebenen Autoren gaben darauf eine Antwort.28

26Ein Problem wäre hier, dass Klimaskeptiker inzwischen ebenfalls ihre Arbeiten gegenseitig begutachten: Dazu gehören etwa jene über 1350 klimaspektischen „peer-reviewed“ papers, von denen auf der Seite http://www.populartechnology.net/2009/10/peer-reviewed-papers-supporting.html die Rede ist. Aber dazu sagen die Alarmisten, dass diese Publikationen samt ihren Gutachtern nicht „seriös“ seien. Hier liegt es nahe, an den logischen „No-True-Scotsmann“-Fehlschluss zu erinnern, auf den der Philosoph Anthony Flew aufmerksam machte: Versucht man, die Behauptung „Ein wahrer Schotte tut x“ dadurch zu widerlegen, dass man einen Schotten ausfindig macht, der x nicht tut, so wird zur Stützung der Behauptung einfach behauptet, dieser nicht-x-tuende Schotte sei eben kein „wahrer“ Schotte. Nach diesem Muster besteht die Gefahr, klimaskeptische Wissenschaftler einfach genau deshalb als keine „wahren“ und seriösen Wissenschaftler zu betrachten, weil sie dem Konsens nicht beistimmen, und auf diese zirkuläre Weise kann man natürlich leicht einen 100-prozentigen Konsens erzeugen. 27Vgl. Cook, John et. al. (Mitautoren waren: Dana Nuccitelli, Sarah A. Green, Mark Richardson, Bärbel Winkler, Rob Painting, Robert Way, Peter Jacobs und Andrew Skuce), „Quantifying the consensus on anthropogenic global warming in the scientific literature“ (in: Environmental Research Letters 8/2, Nr. 024024, online:https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/8/2/024024/pdf ) . Vgl. auch https://friendsofscience.org/assets/documents/97_Consensus_Myth.pdf . 28Angeschrieben wurden 8547 Autoren (von den insgesamt 29.083), aber nur 1200 antworteten, und von diesen wurden 11 aufgrund verschiedener Mängel ausgesondert. Von den übrig bleibenden 1189 Autoren ordneten sich 62,7 Prozent (746) als dem Konsens „zustimmend“ ein gemäß Kategorien a bis c, 34,9 Prozent (415) als „keine Position beziehend“ gemäß Kategorien d bis e, und 2,4 Prozent (28) als den Konsens „ablehnend“ gemäß Kategorien f bis h. Nimmt man die 34,9 Prozent „neutralen“ Autoren heraus, waren von den übrigen 96,4 Prozent zustimmend und 3,6 Prozent ablehnend.

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