Römer Love

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Römerkastell Saarbrücken: Konzept zur Verstetigung einer kulturellen Zwischennutzung der alten Becolin Fabrik Die nun beschriebene Arbeit entstand im Jahr 2013/ 14 als Semesterprojekt im Studium der Architektur. Mittlerweile besteht die kulturelle Nutzung des Römerkastells nicht mehr. Trotzdem ist sie ein Beispiel für den typischen Werdegang einer Zwischennutzung. Früher oder später segnen sie das Zeitliche und müssen wirtschaftlichen Interessen der Stadt oder privaten Investoren weichen. Dabei wird häufig die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung solcher Nutzungen außer Acht gelassen und weniger im Interesse einer Szene, einer gesellschaftlichen Schicht oder gar der Einwohner einer Stadt gehandelt. Die folgende Arbeit soll aufzeigen welche Chancen sich durch die Verstetigung einer solchen Nutzung ergeben können oder als Denkanstoß für den zukünftigen Umgang mit alternativen Nutzungsformen dienen. Aus diesem Grund hat das Projekt auch nach dem Ende der kulturellen Nutzung am Römerkastell noch heute Relevanz.



Vorwort Das Römerkastell Saarbrücken Für viele ein Ort der kulturellen und geistigen Freiheit. Ein Ort fernab der gesellschaftlichen Normen und Regeln. Ein Ort um dem Alltag zu entfliehen, um zu sein wie man ist, wer man ist. Ein inspirierender Ort, geprägt durch seine Geschichte, den Zahn der Zeit und die, die ihn zum Leben erweckt haben. Ein Ort zum ausbrechen, ausleben, ausgehen; aber auch zum ausspannen, austauschen, ausatmen. Ein Ort für all diejenigen, die sich auf die Suche gemacht haben einen Ort wie diesen zu finden. Römer Love



Inhalt Vorwort

1. Einleitung ................................................... 3 1.1 Historische Fakten 1.2 das Römerkastell 1.3 Kunstprojekte im Umgang mit dem Gelände 1.4 Ausweitung der Programmschwerpunkte und Durchmischung 1.5 Festival PERSPECTIVES 2. Städtebauliche Aspekte ....................................... 14 2.1 Lage in der Stadt Saarbrücken 2.2 Struktur 2.3 Verkehr 2.4 Nutzung 2.5 Freiflächen 3. Defizite ...................................................... 20 4. Ziele ........................................................ 22 5. Konzept: Synergien schaffen ................................... 24 6. Zielgruppen .................................................. 25 6.1 Akteure 6.2 Konsumenten 6.3 Ansprechen der Zielgruppen 7. Entstehende Synergien ........................................ 30 8. Nutzungseinheiten ............................................ 32 9. Ausarbeitung ................................................. 34 9.1 Gesamtübersicht 9.2 Raumstruktur 10. Schlusswort ................................................. 39 11. Quellen ..................................................... 43


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Einleitung Das Römerkastell ist entstanden aus der Zwischennutzung einer leerstehenden Farbenfabrik. Über die Jahre hat es sich als kulturell wichtiger Standort für Saarbrücken herauskristallisiert. Deswegen ist es jetzt an der Zeit dem Status der zeitlichen Begrenzung den Rücken zu kehren, aufzuzeigen weswegen dieser Ort für die Stadt Saarbrücken so wichtig ist und ein Konzept zu entwickeln welches das Römerkastell als kulturell wichtige Begegnungsstätte dauerhaft in Saarbrücken etabliert.

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Historische Fakten Die alte Becolin Fabrik, unter Nachtschwärmern besser bekannt als das Römerkastell, ist ein leerstehendes Fabrikgelände, das früher zur Herstellung von Automobilfarben und Lacken genutzt wurde. Sie wurde 1934 am östlichen Ende der Landeshauptstadt Saarbrücken in einem Industriegebiet erbaut und war, neben den fleischverarbeitenden Fabriken „Schröder“ und „Schwamm“ und den großen „Lagera“- Silos am Osthafen, eines der industriellen Aushängeschilder Saarbrückens. Nach etlichen baulichen Veränderungen der Anlage wurde der Betrieb, Mitte der 60er Jahre, eingestellt und die Fabrik geschlossen. Der vordere Teil, der durch seine 50er Jahre Architekturdetails heraussticht, steht bis heute unter Denkmalschutz. (1)

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Das Römerkastell Die Anfänge und Entwicklung der kulturellen Zwischennutzung „Römerkastell“ Auf der Suche nach Lagermöglichkeiten für Bühnenelemente und Dekoration, stieß das Kollektiv aus Künstlern, Kreativen und Veranstaltern, welches sich heute „die Acrobaten“ nennt, auf die leerstehende Fabrikanlage. Zügig entwickelte sich der Gedanke die Räumlichkeiten nicht nur als Lager zu verwenden, sondern den Ort für eine neue Veranstaltungsreihe zu nutzen. Zunächst konzent5.1 rierten sich die Veranstaltungen auf den vorderen Bereich des Geländes. Die ersten Events fanden im Keller der Fabrik statt, doch da die baulichen Gegebenheiten sich als wenig geeignet für derartige Zwecke erwiesen, entschloss man sich in die erste Etage umzuziehen.In den Folgejahren wurden die Veranstaltungen immer populärer und professioneller. Die Besucherzahlen stiegen und aus Gründen von Platzmangel verlagerte man die Veranstaltungen in den hinteren Bereich des Geländes. Hier hatte man nicht nur mehr Platz, auch die Räumlichkeiten waren spannender zu bespielen und das Raumgefüge im Zusammenspiel mit den Außenflächen, die über die Jahre von der Natur zurückerobert wurde, bot mehr kreativen Spielraum. Von Jahr zu Jahr wurden demnach immer mehr Räume er5.2 schlossen und für das Publikum nutzbar gemacht. (2)

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Kunstprojekte im Umgang mit dem Gelände Aber nicht nur unter Nachtschwärmern, die das Römerkastell als Ort schätzen an dem sie ihrem Alltag entfliehen können, sondern auch bei vielen lokalen Kreativen, Künstlern und Kunststudenten der ortsansässigen Kunsthochschule HBK-Saar (Hochschule der Bildenden Künste), erfreute sich der Ort immer größerer Beliebtheit, da sie das Gelände als Ort für künstlerischen In- und Output erlebten. Ein Beispiel ist Künstler Philipp Neumann, der zusammen mit seinem Kollektiv „zkk – Zentrum für kabelgebundene Kunst“ seine Diplomarbeit in der Fabrik zeigte und dabei die Räumlichkeiten fest in sein Projekt mit einband indem er in einer der oberen Etage die Illusion eines Pools erschuf. Nach Abschluss der Diplomausstellung diente der Raum als Rückzugsort für Künstler während der Veranstaltungen und als Kulisse für Jazzkonzerte der jungen Musiker der Musikhochschule Saar.

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Ein anderes Beispiel für einen künstlerischen Umgang mit der Industriebrache sind die Arbeiten von Kathrin Lambert. Sie hat für ihre Soundart des Öfteren das Gelände für Klangstudien genutzt, indem sie mit den vorgefundenen Materialien Klänge erzeugte oder aber die örtliche Kulisse als Räumlichkeiten für ihre 8.4 Soundinstallationen nutzte.


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Ausweiten der Programmschwerpunkte Als weiteren Schritt entschloss man sich den kulturellen Aspekt der Nutzung mehr herauszuarbeiten und eine überregionale Ausstrahlungskraft zu erwirken, mit der man neue Zielgruppen erreichen konnte. Neben den nächtlichen Tanzveranstaltungen erweiterte man das Programm auf Workshops, die das Gelände auch tagsüber belebten und Besuchern eine andere Perspektive auf das Areal boten. In diesem Zusammenhang wurde das Projekt „Residanse“ ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um ein transdisziplinäres, interkulturelles, nachhaltiges und grenzüberschreitendes Kunstprojekt, welches vom Verein Offspace e.V. organisiert wurde. Dieser wurde von den Betreibern der alten Becolin Fabrik mit dem Ziel der Wiedernutzbarmachung von Leerständen und Brachflächen mit gesellschaftlicher und kultureller Bedeutung, sogenannten „Off Spaces“, gegründet. Das Römerkastell sollte für dieses Projekt als Residenz für Künstler dienen und wurde sogleich eine Begegnungsstätte für die eingeladenen Tänzer, Akrobaten, jungen lokalen Künstler und die Bewohner der Grenzregion. Eingeladen wurde das Kollektiv des Cirque Nuveau „2Temps3Mouvement“ aus Avignon, die zusammen mit Jugendlichen aus der Grenzregion in Workshops ein interdisziplinäres Tanzprojekte zum Thema Nachhaltigkeit erarbeiteten Auch eingeladen war das Tänzerkollektiv MJC aus dem Jugendzentrum im nahegelegenen St. Avold, die zusammen mit der saarländischen Verwaltung für Jugendzentren - „JUZ-United“ - die Jugendlichen betreuten. An den jeweiligen Workshoptagen kümmerte sich das Team der Akrobaten um ein passendes Rahmenprogramm für jung und alt. Auch die nächtlichen Veranstaltungen kamen nicht zu kurz. Am Ende der Workshopreihe gab es mehrere große Aufführungen der erprobten Choreographie vor Publikum. Einige Monate später wurden die Ergebnisse für die Leinwand nochmal zusammen gefasst und in einem Saarbrücker Kinosaal präsentiert. (3)

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Durchmischung Nicht nur Workshops sollten das Gelände tagsüber zum Leben erwecken, auch kleine Events wie Flohmärkte, Familientage oder interkulturelle Exkurse.

Paradise Market: Flohmarkt auf dem Gelände (Plakat: Büroalpha)

Burlesque Revue: La Petite Cour des Astres zum Französischen Nationalfeiertag „Afrocano“: Afrokarabisches Festival, mit Tanz- und Trommelworkshops, Afro-karibische Küche und Musik. 10.2

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Kunstprojekt „Wind“: Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule Altenkessel erarbeiten zusammen mit den Künstlern des Römerkastells in einer Workshop-ähnlichen Atmosphäre ein Konzept dazu wie man Wind sichtbar und hörbar machen kann. Dazu fertigen sie 1.000 Windräder die an 100 Stahlseilen in einer der großen Hallen installiert werden. Gesponsort wurde das Projekt von dem Energieversorger „energis“ und dient einem 11.1 wohltätigen Zweck.

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Festival Perspectives am Römerkastell Zusätzlich wurden Theater, Kunstprojekte und Konzerte Teil des neuen Rahmenprogramms. 2014 wurde schließlich das deutsch- französische Theaterfestival „Festival PERSPECTIVES“ auf die Lokation als Spielstätte aufmerksam. Das „Perspectives“ ist ein deutsch-französisch-sprachiges Festival zeitgenössischer Bühnenkunst und wurde 1978 in Saarbrücken gegründet. Gezeigt wird jedes Jahr ein Mix aus klassischem Theater, Musiktheater, Bühnenkunst, visuellem Theater, Figurentheater, szenischen Lesungen, Zirkus, Akrobatik, Multimediashows, Pantomime, Performance und Videoszenografie. Die klassischen Inszenierungen an den Saarbrücker Spielstätten werden durch ungewöhnliche Aufführungsorte ergänzt. So wurde auch das Römerkastell zu einer Spielstätte des Festivals. (4) Zudem beherbergte das Römerkastell während des Festivals auch den Festivalclub und wurde somit zur Kulisse für französischsprachige Konzerte und rauschende Feste nach den anspruchsvollen Aufführungen. Die alte Becolin Fabrik war somit über zwei Wochen Residenz für Künstler, Schauspieler und Interessierte des „Festival Perspectives“. In Konsequenz häuften sich die Besuche von Rundfunk und Presse wodurch das Römerkastell Zugang zur breiten Öffentlichkeit fand und nicht mehr nur Kennern der Szene ein Begriff war.

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Auch in den Jahren darauf etablierte sich die Kooperation mit dem „Festival Perpectives“, welches im Jahr 2015 mit einem Kartenverkauf von 15000 und einer Gesamtbesucherzahl von 40000 seinen Höhepunkt erreichte. Das führte ebenso zu einer Steigerung der Besucher am Römerkastell und der Festivalclub war so gut besucht wie noch nie. Das Programm der Veranstaltungen konnte auf ein neues Niveau gebracht werden. Man konnte Künstler gewinnen die nationale und internationale Erfolge feiern. Zu nennen ist hier Robag Wruhme, Genetikk oder die Pentatones. Typisch für die Events in der alten Becolin Fabrik ist jedoch, dass auch die lokalen Künstler immer Teil des Programms waren und ihnen somit die Chance geboten wurde ihr Netzwerk zu erweitern und neue, vielleicht auch internationale Kontakte zu knüpfen.

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Städtebauliche Aspekte Aus dieser kulturellen Zwischennutzung eines brachliegenden Fabrikgeländes in der Stadt Saarbrücken entstand der Gedanke für ein Konzept der Verstetigung dieser Nutzung als „Kreativ- Fabrik“. Die Grundpfeiler dieses Konzeptes werden auf den folgenden Seiten genauer erläutert, wobei auch die städtebaulichen Aspekte der Becolin Fabrik sowie die Auswirkungen einer dauerhaft kulturellen Nutzung auf das Stadtgefüge betrachtet werden.

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Lage in der Stadt Die alte Becolin Fabrik liegt am östlichen Eingang zum Kerngebiet der Stadt Saarbrücken in einem Industrie- und Gewerbegebiet. Der historische Stadtkern von St. Johann, der St. Johanner Markt befindet sich im näheren Umkreis, wodurch die Fabrik einen direkten Bezug zur Innenstadt erhält.

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Struktur In der Bebauungsstruktur der Innenstadt ist eine Zäsur auffällig die das Wohngebiet „am Staden“ von dem Industriegebiet trennt, da ein abrupter Wechsel von klassischer Blockrandbebauung zu freier, für Industriegebiete typischen, Bebauung stattfindet. Auffällig ist die Weiterführung der Randbebauung entlang der Mainzer Straße, die jedoch durch etliche Baulücken gezeichnet ist. Diese Straßenrandbebauung löst sich zum Ende der Mainzer Straße hin auf und endet in einer Torsituation die durch die Becolin Fabrik flankiert wird.

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Verkehr Das Römerkastell hat eine direkte Anbindung an die Autobahn A620 über die Ostspange, von wo aus man auch ins benachbarte Frankreich gelangt. Außerdem liegt die Fabrik an einem Verkehrsknotenpunkt, der das Gelände sowohl über die Mainzer Straße mit der Innenstadt, als auch stadtauswärts mit Saargemünd verbindet. Parkflächen sind vor und im rückwärtigen Bereich des Areals, sowie in der näheren Umgebung reichlich vorhanden. Weiter ist das Gelände gut an den öffentliche Nahverkehr angebunden. So ist die Straßenbahnhaltestelle der Linie 1 „Römerkastell“ direkt am Eingang Mainzer Straße platziert, auch diverse Buslinien – insgesamt 11 – halten in der Nähe. Eine weitere wichtige Haltestelle zur Erreichbarkeit des Veranstaltungsgeländes ist die Haltestelle „Kieselhumes“ und auch der Bahnhof Saarbrücken Ost ist fußläufig zu erreichen. Außerdem ist das Gelände über den Radweg entlang der Saar, der von der Innenstadt über das Silo, bis ins Naturschutzgebiet führt zu erreichen, sowie über die Fußgängerbrücke am Heizkraftwerk, die das Gebiet mit St. Arnual auf der anderen Saarseite verbindet.

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Nutzung Das Industriegebiet ist in zwei Sektionen einzuteilen. In der einen konzentriert sich Gewerbe und Dienstleistung, in der Anderen vor Allem Industrie und Produktion, das Römerkastell befindet sich in Letzterer. Das Gebiet ist geprägt durch das Heizkraftwerk an der Römerbrücke und durch die fleischverarbeitenden Unternehmen „Schröder“ und „Schwamm“. Dennoch gibt es auch einigen Leerstand. Vereinzelt ist in der näheren Umgebung Gastronomie zu finden, die sich allerdings auf einige wenige Punkte konzentriert, an denen sich Vertreter der gehobenen Gastronomie oder bekannter Fastfood-Ketten etabliert haben. Das Gebiet grenzt zudem direkt an das Wohngebiet „am Staden“, dessen Ausläufer sich entlang der Mainzer Straße ziehen. Diese Straßenrandbebauung beherbergt Wohnungen und hat eine gewerblich genutzte Erdgeschosszone, wobei auch hier gewisser Leerstand zu bemerken ist. Durch diese enge Verzahnung mit privat genutzten Gebieten unterscheidet sich das Industriegebiet „Ostende“ von der industriellen Nutzung der Ausläufer am Stadtrand.

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Flächen Das Römerkastell ist eine grüne Oase in Mitten des Industriegebiets, welches größtenteils durch versiegelte Fläche geprägt ist. Es befindet sich ungefähr in der Mitte zwischen dem grünen Band entlang der Saar und dem Naturschutzgebiet „Daarler Wiesen“.

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Defizite Das Gewerbegebiet um das Römerkastell gehört streng genommen noch zur Innenstadt. Doch trotz der guten Verkehrsanbindung zu dieser, sowie der Anbindung zum Erholungsgebiet „Daarler Wiesen“ bleibt es weitestgehend isoliert vom Stadtgeschehen. Diese Tatsache steht in hartem Kontrast zum Projekt „Quartier Mainzer Straße“, dessen Kernziel die Revitalisierung der Mainzer Straße ist. Dabei soll durch bauliche Maßnahmen, Verschönerungen des Straßenzuges, aber auch durch regemäßig stattfindende Feste, wie das Straßenfest oder auch das Hoffest, die Mainzer Straße wiederbelebt und Gewerbetreiber dazu ermutigt werden, die Leerstände in der Erdgeschosszone neu zu nutzen. Auch die vielen kleinen Handwerksbetriebe und Ateliers sollen von dieser Revitalisierungsmaßnahme profitieren. Auffällig ist jedoch, dass die Bemühungen nicht die gesamte Länge der Straße betreffen, sondern mit Beginn des Industrie- und Gewerbegebiets abrupt stoppen, obwohl die Straßenrandbebauung bis zum Ende fortgesetzt ist. Dies ist ein weiteres Indiz für die isolierte Lage des „Quartiers“. Auch die große Nähe zu den Kultur- und Szenevierteln hat trotz der guten Anbindung keinen positiven Einfluss auf das Gebiet, welches somit eine unattraktive Lage für Gewerbe und Dienstleister darstellt, weswegen die Leerstände nicht genutzt werden. Folglich ist auch das gastronomische Angebot für diejenigen, die vor Ort arbeiten oder in der Nähe wohnen als unattraktiv zu bezeichnen. Ein weiteres Manko ist die Unterbrechung des grünen Bandes entlang der Saar durch die Bebauung des Heizkraftwerks an der Römerbrücke, welches bis ins Naturschutzgebiet reicht.

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Ziele Die oben genannten Defizite dienen als Anhaltspunkte für die Zielsetzung der im Konzept zu erarbeitenden Funktionen der „Kreativ-Fabrik“ zur Wiederaufwertung des Gewerbegebiets rund um die alte Becolin Fabrik und die angrenzenden Stadtgebiete. Die Nutzungserweiterung des Römerkastells zu einer Kreativ-Fabrik soll das Quartier „Ostend“ wieder an die Innenstadt angliedern und das Viertel als dauerhaften Standort für kreatives Arbeiten etablieren. Dies würde auch die Revitalisierung des letzten Stücks der Mainzer Straße vorantreiben und den Straßenzug erheblich aufwerten. Eine neue Nutzung des Leerstands entlang der Straße sowie im Gewerbegebiet wäre die zu erwartende Folge. Profitieren würde außerdem die subkulturelle Nutzung des Silos am Osthafen. Hier findet Jährlich das „Osthafenfest“ statt, welches durch seine kulinarische und musikalische Vielfalt ein Alleinstellungsmerkmal für Saarbrücken darstellt. Der nur im Sommer geöffnete Biergarten an der Wasserkante würde somit mehr Zulauf erhalten und auch die Verbindung zum dahinterliegenden Naherholungsgebiet „Daarler Wiesen“ wäre stärker im Fokus. Auch der Stadtteil St. Arnual auf der gegenüberliegenden Saarseite würde durch einen Nutzungswandel des Gewerbegebiets besser mit der Innenstadt verknüpft, zumal schon eine Fußgängerbrücke existiert, die eine derartige Verbindung ermöglichen würde.

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Konzept: Synergien schaffen Basis des Konzeptes für die Kreativ-Fabrik Römerkastell ist das Schaffen von Synergieeffekten. Synergie kommt aus dem Griechischen (synergía) und bedeutet „die Zusammenarbeit“. Man bezeichnet damit das Zusammenwirken von Lebewesen, aber auch von Stoffen und Kräften und meint damit das „sich gegenseitige Fördern“. Das gemeinsame Ziel ist der daraus resultierende Nutzen für alle Beteiligten. (5) So soll auch aus dem Römerkastell ein sozialer Raum entstehen, von dem alle Beteiligten, seien es die Betreiber, die Nutzer, oder die Besucher, aber auch das umfassende Stadtgefüge, ihren Nutzen ziehen können. Der Grundstein dafür ist mit der Wiedernutzbarmachung vereinzelter Räume der Fabrikanlage für Veranstaltungen und Kunstschaffende und der daraus hervorgehenden überregionalen Präsenz über bis nach Frankreich und Luxemburg bereits vor Jahren gelegt worden. Die angesprochene Zielgruppe reicht von den Nachtschwärmern der Stadt bis hin zu den Kulturinteressierten aus allen drei Ländern der Großregion. Dabei spielt das Alter keine Rolle. Mit dem neuen, dauerhaften Konzept wird nun eine noch stärkere Durchmischung des Publikums und damit die Attraktion neuer Zielgruppen angestrebt. Das bereits etablierte Publikum, bestehend aus Künstlern, Schauspielern, Musikern, Tänzern, Veranstaltern und Hedonisten soll weiter gefestigt und vergrößert werden. Es soll auch Raum für Handwerker, Kleinunternehmer und Start-Ups geschaffen werden. Zudem soll das Angebot um Aktivitäten für bisher eher vernachlässigte Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche erweitert werden um somit einen Ort für die ganze Familie zu bieten, in dem sich jeder im Kollektiv oder als Individuum entfalten können. Das Römerkastell als sozialer Raum für Begegnung, Austausch, Entfaltung und Erholung! Das Durchmischen ganz unterschiedlicher Zielgruppen soll als Katalysator für den Austausch der verschiedenen Kräfte dienen und die Synergien anregen. Das Durchmischen der ganz unterschiedlichen Zielgruppen soll als Katalysator für den Austausch der verschiedenen Kräfte dienen und die Synergien anregen.

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Zielgruppen Die Zielgruppen die angesprochen werden sollen, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: die „Akteure“ und die „Konsumenten“. Die Akteure sind diejenigen die das Gelände bespielen, also notwendige Angebote und somit Attraktivität schaffen um die Konsumenten heranzuziehen.

Akteure Zunächst wird ein Blick auf die Akteure geworfen werden.

Veranstalter Dazu ist als aller erstes das Team der „Acrobaten“ zu nennen, die wie bereits zu Beginn erläutert, diesen außergewöhnlichen Ort für facettenreiche Veranstaltungen geschaffen haben. Die Gruppe besteht aus Künstlern, Kreativen und Veranstaltern unterschiedlichen Alters und Hintergrund, die sich hier zusammengefunden haben. Sie sind die Initiatoren der Nutzung und somit ein wichtiger Bestandteil des Konzepts.

Kreativszene Die zweite wichtige Instanz, die sich am Römerkastell etabliert hat, sind die Künstler. Hierbei handelt es sich um junge, lokale Künstler - meist Studenten der Kunsthochschule (HBK-Saar) - die den Ort als Inspirationsquelle und Arbeitsfeld für ihre Kunst nutzen. Jedoch führt die zeitlich begrenzte Nutzung des Geländes zu einer gewissen Limitierung des Zugangs. Eine dauerhafte Etablierung des Römerkastells würde eine Erweiterung des aktiven Künstlerkreises ermöglichen.

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Wünschenswert wäre auch eine stärkere Durchmischung des Kreativgewerbes, d. h. angesprochen werden sollen nicht nur Künstler, auch Musiker, Tänzer, Schauspieler, Designer und Handwerker, insbesondere Kunsthandwerker. Sie könnten die Gruppe der Akteure erweitern und somit festigen. Auch junge Unternehmer, Start-ups und Freelancer aus verschiedenen Bereichen der Kreativszene wären eine Bereicherung der Zielgruppe „Kreativszene“.

Ökologen Die letzte, noch nicht erwähnte Akteursgruppe auf dem Fabrikgelände ist das Gartenbau-unternehmen „Gartenbau Ben Krebs“. Es agiert im vorderen Teil des Geländes und gestaltet den Vorplatz mit seinen kreativen Dekorationen und trägt maßgeblich zur Belebung des Geländes bei. Das bereits existierende Unternehmen soll in das Konzept mit eingearbeitet werden und dabei helfen weitere Zielgruppen zu gewinnen. Das Unternehmen war bereits eigeninitiativ bei dem Projekt zur Revitalisierung der Mainzer Straße „Quartier Mainzer Straße“ beteiligt, indem es zur Aufwertung des Straßenzuges sogenannte Pflanzkisten entwarf, produzierte und diese zur Verfügung stellte. Die Kisten wurden im Straßenraum - mit Genehmigung der Stadt - aufgestellt und gemeinsam mit Anwohnern bepflanzt.

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Konsumenten Nun werden die Konsumenten beschrieben, welche die unterschiedlichen Zielgruppen für die verschiedenen Nutzungen des Geländes darstellen.

Gäste und Kulturinteressierte Eine bereits existierende Gruppe von Konsumenten sind die Besucher der Veranstaltungen, welche man als Hedonisten, (Nachtschwärmer) und Interessierte beschreiben könnte. Sie kommen größten Teils aus dem Stadtgebiet Saarbrückens, aber auch aus dem Umland und teilweise reisen sie aus dem benachbarten Rheinland-Pfalz und sogar aus Frankreich an. Das vielfältige Programm spiegelt sich im Publikum wider, welches – entgegen manchem Vorurteil - ein breites Altersspektrum abdeckt. Zudem lockt das bunt gemischte Programm der Events nicht nur nachts Besucher an. Viele Kultur- und Kunstinteressierte zieht es auch tagsüber in die alte Becolin Fabrik.

Familien Familien sind bis dato noch nicht unter den vorrangigen Besuchergruppen des Römerkastells. Doch vor dem Hintergrund des spärlichen Angebots an kulturell-anspruchsvollen Freizeit-aktivitäten für Familien aus dem Stadtgebiet Saarbrücken würde sich durch die Verstetigung des Projektes am Römerkastell eine Möglichkeit bieten, ebendieses Problem anzugehen. Wünschenswert wäre ein Angebot, das für Erwachsene und Kinder gleichermaßen interessant wäre, sie also gemeinsam oder auch

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unabhängig voneinander das Gelände entdecken und wahrnehmen könnten.

Werktätige Eine weitere Zielgruppe, die derzeit noch nicht im Fokus des Römerkastells steht aber sich aufgrund ihrer geographischen Nähe klar als potentielle Zielgruppe anbietet, sind die Angestellten der umliegenden Unternehmen. Das Gelände soll für sie ein Ort darstellen, wo sie in ihrer Mittagspause oder nach Feierabend Ruhe finden, ausspannen und einander treffen können. Aber nicht nur Arbeitnehmer aus dem umliegenden Gewerbegebiet sondern auch jene aus der Stadt wären natürlich willkommen.

Ansprechen der Zielgruppen Um die verschiedenen Zielgruppen anzusprechen bedarf es unterschiedlicher Angebote, die auf die einzelnen Gruppen abgestimmt sind.

Künstler und Kreative Der Ausbau des Becolin Geländes zu einer Kreativ-Fabrik steht im Vordergrund. Die jungen Künstler, Kunststudenten und Kreativen der Stadt sollen sich hier zum arbeiten und austauschen einfinden können. Laut einer Umfrage unter knapp 70 Studenten und Angehörigen der Kreativszene Saarbrückens, gibt es nicht nur die Nachfrage nach Ateliers, viele sind auf der Suche nach günstigen Werkstätten, Ausstellungs- und Präsentationsflächen, Proberäumen oder Büros. Aus diesem Grund soll ein Teil der Räumlichkeiten zu diesem Zwecke genutzt und ausgebaut werden.

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Familien

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Die Zielgruppe der Kinder, Jugendlichen und Familien ist im Wesentlichen über ein familienfreundliches Programm zu erreichen. Familientage und Workshops sollen als fester Bestandteil in das Programm aufgenommen werden. Um eine durchgängige Durchmischung des Publikums zu erreichen sollen regelmäßig Kurse, wie zum Beispiel Musikunterricht, Tanz- und Malkurse im Austausch mit den vor Ort agierenden Künstlern eingeführt werden. Weiterhin, soll die Möglichkeit des urbanen Gärtnerns geboten werden. Somit haben Familien aus dem Stadtzentrum, die vielleicht keinen eigenen Garten haben, die Möglichkeit ihr Gemüse selbst anzubauen und sich der Gartenarbeit zu erfreuen. So können sich vor Allem auch die Kinder aktiv bei der Arbeit im Grünen ausprobieren und etwas über Ernährung und Landwirtschaft lernen. Dazu bietet sich die Kooperation mit dem ansässigen Gartenbauunternehmen „Ben Krebs“ an. Er könnte beim Aufbau und der Installation der urbanen Gartenanlage mitwirken und den Hobbygärtnern mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Berufstätige Der ausschlaggebende Faktor für die Attraktion von Arbeitnehmern der umliegenden Unternehmen ist ein gastronomisches Angebot. Eine Kantine mit frischen, günstigen Tagesangeboten und Snacks soll zu Besuchen in der Mittagspause und nach der Arbeit anregen und dadurch die neue Besuchergruppe auch für andere Aspekte und Angebote des Geländes sensibilisieren. Das Römerkastell soll für sie eine Alternative zum existierenden gastronomischen Angebot in der Umgebung, also der gehobenen Gastronomie und den dazu gegensätzlichen Fastfood-Ketten, darstellen. Ein positiver Nebeneffekt des Aufbaus eines gastronomischen Angebots für Berufstätige aus der Umgebung wäre zudem, dass die Infrastruktur auch zur Bewirtung während den Veranstaltungen genutzt werden könnte, was den laufenden Betrieb maßgeblich erleichtern würde.

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Entstehen von Synergien Die Kooperation der Veranstalter mit Künstlern und anderen Mitwirkenden wie dem Gartenbau-unternehmen und der Erweiterung der Nutzung zu einer leicht zugänglichen Kreativ-Fabrik, erschafft Raum für die Entstehung von Synergien unter den Akteuren durch gegenseitigen Austausch und Inspiration. Die Veranstalter bekommen neuen, kreativen Input, es können Materialien und Werkzeuge ausgetauscht werden und die Künstler gestalten und arbeiten mit und in den Räumlichkeiten der Veranstaltungen. Der gesteigerte Frequenz des Publikumsverkehrs führt zu einem größeren Bekanntheitsgrad des Gartenbauunternehmens „Ben Krebs“. Auch hier können Materialien mit den Künstlern und Veranstaltern getauscht werden, die Kulisse des „Gartens“ kann als Präsentationsmöglichkeit für beispielsweise Skulpturen genutzt werden oder schlichtweg die Gestaltung des ganzen Geländes mit Pflanzen und die Begrünung vorangetrieben werden. Trotz der Attraktion aufgrund spezifischer Angebote (z.B. Arbeitnehmer wegen des gastronomischen Angebots) werden die unterschiedlichen Gruppen der Konsumenten auch auf die anderweitigen Nutzungen und Nutzer des Geländes gleichermaßen aufmerksam gemacht. Somit profitieren Künstler und Kreative von den Besuchern der Abend-Veranstaltungen. Im Umkehrschluss wird durch das Etablieren der Kreativbranche ein neues Publikum für die Events angezogen. Der gleiche Effekt ist bei der Zielgruppe der Familien und der Arbeiter zu erwarten. Die Künstler bekommen die Chance ihre Arbeiten einem anderen, durchmischten Publikum zu präsentieren, welches eventuell Interesse am Erwerb von Kunstwerken oder einer Zusammenarbeit mit den Künstlern hat (beispielsweise für die Gestaltung einer Unternehmens-Website oder Ähnlichem). Gleichermaßen können die ansässigen Tänzern, Musikern oder Künstlern durch das kinderfreundliche Kursangebot was sie selbst begleiten, ihre Fähigkeiten und Wissen an den Nachwuchs weitergeben (Zielgruppe der Familien aus dem Stadtgebiet).

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Nutzungseinheiten Wie oben bereits erläutert und veranschaulicht sollen durch die vielen unterschiedlichen Gruppen von Akteuren und Nutzern mehrwertschaffende Austauscheffekte entstehen. Diese positiven Effekte sollen und werden jedoch nicht nur auf das Gelände begrenzt sein, sondern werden auch das gesamtheitliche Stadtgefüge Saarbrückens positive beeinflussen. Für eine detaillierte Betrachtung dieses Einflusses werden im Folgenden die einzelnen Nutzungsarten des Geländes einzeln betrachtet. Die relevanten Nutzungsarten sind: x Römerkastell (Veranstaltungen) x Kreativ- Fabrik x Kantine x Urban Gardening

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Sie alle stehen im Austausch miteinander aber sprechen je eine andere Zielgruppe aus dem Stadtgebiet Saarbrückens oder gar aus der Großregion des Drei-Länder-Ecks SaarLorLux an.

Zonierung des Geländes Die genannten Nutzungsarten sollten nun sinnvoll auf die Gebäudestruktur und ihre einzelnen Einheiten übertragen und mit der vorhandenen Nutzung in Einklang gebracht werden. Die Einheit der Veranstaltung bleibt an ihrem ursprünglichen Ort des Geländes, wo sie in Bezug auf die städtebaulichen Begebenheiten perfekt platziert ist. Sie bildet den Abschluss des Areals und hat keine Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe, wodurch niemand durch die Lautstärke in der Nacht gestört wird. Dieser Veranstaltungsbereich ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Die Hauptfloors werden durch unterschiedlich genutzte Außenbereiche miteinander verbunden. Jeder Raum verfügt über eine Bar, aber auch der außerhalb der Räumlichkeiten hat man ein gastronomischen Angebot aus Speisen und Getränken. Infrastruktur schaffen auch ausreichende WC-Anlagen, Getränkelager und Lagermöglichkeiten für das technische Equipment. Das Herzstück der Anlage bildet die Kreativ-Fabrik. Sie schließt direkt an den Veranstaltungsbereich an und bietet viel Platz für geplante Ateliernutzung, Werkstätten, Ausstellungsflächen und Büros. Auch die angedachten Proberäume sollen hier untergebracht werden, denn auch hier ist keine Wohnbebauung in der näheren Umgebung. In einer präsenten Lage soll sich die Kantine ansiedeln. Mit ihrer geplanten Platzierung im vorderen Teil des Gebäudekomplex ist sie von der Straße aus gut sichtbar und direkt erreichbar. Die sie umgebende Freifläche kann für Außenbestuhlung genutzt werden und belebt diese gleichzeitig. Auch die Nutzung des urbanen Gartens schließt sich an das bereits bestehende Gewerbe des Gartenbauunternehmens „Krebs“ an. Dieser Garten liegt ebenfalls sehr präsent zur Straße und verleiht dem Gelände das Image eines Erholungsgebiets.

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Ausarbeitung Gesamtübersicht Der Lageplan zeigt eine detailierte Gesamtübersicht des Fabrikgeländes. An der äußeren Gebäudestruktur soll nichts geändert werden. Die verschiedenen Höfe und Vorplätze zu den einzelnen Gebäudeeinheiten sollen unterschiedlich bespielt und genutzt werden. Der Bereich vor dem Gartenbauunternehmen wird klarer strukturiert und somit dem kleinen Flachbau deutlich zugeordnet. Der gegenüberliegende, große Vorplatz der Fabrik der direkt der Straße zugewandt ist, soll als Urban Gardening Plantage genutzt werden. Zusammen mit der Gartenbauausstellung bildet er den Eingang des Geländes von der Mainzer Straße. Daran anschließend befindet sich die Kantine, welcher eine Terrasse zugeordnet werden soll, die dem Hauptzuweg zur Kunstfabrik zugewendet ist. Das zweite Sonnendeck ist im rückwärtigen Bereich zu finden und dem zweiten Hof zugeordnet. Hof drei erhält keine speziell zugeordnete Nutzung. Dieser soll für Anlieferungen freigehalten werden und kann bei Bedarf als Erweiterung des Veranstaltungsbereichs diesem zugeschaltet werden. Das bereits bestehende Grün wird weitestgehend erhalten und in die Planung und Nutzung integriert.

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Raumstrukturen Um den mittleren Teil des Gebäudes für Ateliers, Werkstätten oder Büros zu nutzen muss das Gebäudeinnere neu eingeteilt werden. Hierzu werden vorhandene Strukturen aufgegriffen und ergänzt. Größtenteils dient das Stützraster einer sinnvollen Gliederung der Raumstruktur. Es entstehen Raumgrößen zwischen 82 und 120 qm für Atelier- und Werkstattnutzung, die Büroräume variieren zwischen 38 und 120 qm. Durch das Raster können Räume zusammengeschaltet werden. Die Büroräume befinden sich im vorderen Bereich des Gebäudes und werden durch die vorhandene Fensterfront belichtet. Die Ateliers bzw. Werkstätten werden über die fabriktypischen Sheddächer belichtet. Innerhalb dieses Raumgefüges werden zwei überdachte Atrien eingeplant, die dem Inneren Licht spenden sollen und zeitgleich als Ausstellungs- und Präsentationsfläche genutzt werden können. Dem zweiten Innenhof zugewandt gibt es sogenannte „Showrooms“. Sie haben eine durchschnittliche Raumgröße von ca. 35 qm und bieten Platz für kleine Shops. Sie sind so ausgerichtet dass sie den Eindruck einer Ladenpassage erwecken, welcher zusätzlich durch eine kleine Überdachung einen vorgelagerten Steg unterstützt werden soll. Außerdem wir die vorhandene Infrastruktur des Gebäudes als auch die Erschließung samt Lastenaufzug genutzt. Auch in den oberen Etagen, die über diese Erschließung erreicht werden, setzt sich das Stützraster fort und wird zur Raumstrukturierung genutzt. Hier können ebenfalls Räume je nach Bedarf zusammengeschaltet werden. Die Belichtung erfolgt über vorhandene Fensterfronten. Die Infrastruktur der Kantine hingegen muss geschaffen werden. WC-Anlagen, Speiselager und die Küche werden um den Eingang platziert. Über einen breiten Flur gelangt man in den großzügigen Gastraum. Um den Raum weiter aufzuwerten könnte ergänzend die Installation eines Luftraums erwägt werden. Die restlichen, noch ungenutzten Räume der Anlage sollen Schritt für Schritt und nach Bedarf erschlossen werden.

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Schlusswort In den Jahren, in denen im Römerkastell ausgelassen gefeiert und sich kreativ ausgetobt wurde, war der Besitzer des Geländes auf der Suche nach einem Käufer. 2015 kam dann schlussendlich die Nachricht über den Verkauf des Geländes an einen Investor. Zunächst wurde versucht den Verkauf zu stoppen, indem man das Gespräch mit der Stadtverwaltung suchte oder über den Kulturfonds versuchte Gelder zu akquirieren um den Erhalt der Nutzung zu sichern. Unter anderem wurde auch dieses Konzept vorgelegt um das Potenzial und die Vorteile, auch für die Stadt Saarbrücken, aufzuzeigen. Trotz der großen Bemühungen wurde der Verkauf schließlich besiegelt und die Räumung des Geländes auf das Jahresende gelegt. Zum Jahreswechsel wurde dann zum letzten Tanz aufgerufen, zur „Supernova“. Die Saarbrücker Musik- und DJ- Szene versammelte sich um dem Römerkastell die letzte Ehre zu erweisen. Die Besucherzahl erreichte noch nie dagewesene Dimensionen und die Resonanz war durchweg positiv. Dies unterstrich nochmals die Wirkungskraft des Geländes und dessen Nutzung sowie die Bedeutung dieser für die Stadt Saarbrücken. Für die Stadt Saarbrücken ist der Verkauf der alten Becolin Fabrik ein Verlust, nicht nur wegen ihrer kulturellen Relevanz, sondern auch aus städtebaulichen und historischen Gesichtspunkten. Die zukünftige Planung für das Gelände sind noch nicht final beschlossen, fest steht jedoch der Rückbau der Fabrik. Dadurch geht auch ein Relikt Saarbrücker Industriegeschichte verloren, welches diesen Teil der Stadt optisch, städtebaulich ebenso wie gesellschaftlich geprägt hat. Interessant ist auch der Werdegang und die Entwicklung dieser Nutzung. „Peu a Peu“ hat sie sich aus den Kellern der Fabrik an die Oberfläche und schließlich in die breite Öffentlichkeit gearbeitet. Durch das Engagement der Betreiber hat das Gelände einen Ruf als Ort für Kunst, Kultur und Veranstaltungen erworben, welcher sich über zwei Jahre hinweg halten und noch steigern ließ um schließlich auf dem Höhepunkt ein Ende zu finden. Eins steh jedoch fest: „C‘est dure la culture!“

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Quellen Fussnoten (1) aus „Ein bizarrer Gedanke fuer Saarbrücken gedacht von den Acrobaten“ S. 4 Abs. 1 (2) aus Gesprächen mit den Veranstaltern (3) „Residanse, Künstlerresidenz am Römerkastell“ Vorwort S. 4 Abs. 2, 3 empower-deutschland.de/dokumente/thema_jahr_der_nachhaltigkeit/ Residanse_Projektbeschreibung_dt.pdf (4) de.wikipedia.org/wiki/Festival_Perspectives www.festival-perspectives.de (5) de.wikipedia.org/wiki/Synergie

Logos Acrobaten C‘est dure la culture

Web C‘est dure la culture: https://www.facebook.com/cestdur0000/ Die Acrobaten: http://www.acrobaten.de Off Space e.V.: https://www.facebook.com/OffSpaceEv/ Philipp Neumann: http://www.philipp-neumann.eu https://kabelkunst.wordpress.com Kathrin Lambert: http://kathrin-lambert.tumblr.com https://soundcloud.com/kaessrinkaesekuchen Lydia Kaminski: http://www.lydia-kaminski.de Residanse: http://empower-deutschland.de/dokumente/thema_jahr_der_ nachhaltigkeit/Residanse_Projektbeschreibung_dt.pdf La petite cour des astres: http://www.lapetitecourdesastres.net energis: http://www.energis.de/artikel_anzeigen/artic le-5559e214d5fd1 Festival Perspectives: https://www.festival-perspectives.de

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Mats Karlsson Ruben Silver Krebs C‘est dure la culture

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z_k_k C‘est dure la culture Ruben Silver Krebs C‘est dure la culture

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Philipp Philipp Kathrin Kathrin

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Off Space e.V. Daniel Henrich

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C‘est dure la culture Giovanni D‘Arcangelo

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energis energis

Seite 12

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Wikipedia Giovanni D‘Arcangelo

Seite 13

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Saarbrücker Zeitung

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dure dure dure dure

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