Zwischennnunutzung als Katalysator und Strategie prozesshafter Stadtentwicklung „Urban impact: Zwischennutzung als Katalysator und Strategie prozesshafter Stadtentwicklung“ ist ein Selbstversuch zur temporären Nutzung ungebrauchter Stadträume.
Inhalt Begriffserklärung Urbanität impact Zwischennutzung Katalysator Prozess Einführung Ursprung - Rote Flora - Kunsthaus Tacheles von der Besetzung zur Zwischennutzung - Prinzessinnen Gärten - Tentstation Auswirkungen Analyse Fragestellung Welche Typologie liegt vor? Wie definiert sich die Typologie einer Passage? Welche Funktion hat die Typologie? Was ist der Grund dafür dass die Typologie der Passage nicht mehr funktioniert? Antwort?! Akteure Konzept Gestaltung Fazit
Begriffserklärung
Urbanität ist ein Begriff zur Beschreibung aller Facetten von Stadt und Stadtgefüge. Es spielt hierbei nicht nur die gebaute Stadt, sondern auch kulturelle und soziale Faktoren eine Rolle: Es geht also um den Raum und seine NutzerInnen. Beeinflusst wird die Urbanität eines Ortes durch verschiedene Softfacts, wie z. B. Bildung, Intellektualität, Wirtschaftlichkeit, Bürgersinn, Umgangsformen, soziale Distanzen, Ordnung/ Unordnung, Diversität, Aufgeschlossenheit, Vernetzung, Kreativität und dem Gefühl der Bürger wie sie sein und sich nach außen hin präsentieren wollen. Diese Einflüsse, die von den Bewohnern einer Stadt ausgehen, nehmen wiederum Einfluss auf die Kultur, die Archi-
tektur und das Image einer Stadt. Sie zeigen sich in Sprache, Infrastruktur, Politik, Mode, Kunst, Handwerk, in der Innenarchitektur, dem Städtebau, dem Habitus und dem Lebensstil. Man kann also aus dem Erscheinungsbild einer Stadt auf die Menschen schließen die darin leben und umgekehrt, deswegen gilt es bei Stadtentwicklung immer das große Ganze zu betrachten.
Impact bedeutet etwas zusammen pressen, aber auch Auswirkung auf etwas haben. Das Eine bedingt das Andere, wie bei einer Explosion, bei der große Energien plötzlich freigesetzt werden die zuvor auf kleinem Raum konzentriert waren. Dieses Bild kann auch auf eine Stadt über tragen werden, in der die Energie aus den Menschen kommt die in ihr leben und der von ihnen geprägte Stadtraum die Explosion darstellt. Im Kleineren gedacht ist der Leerstand und das was daraus gemacht wird als Explosion zu verstehen, die durch die Energien der Akteure ausgelöst wird.
Zwischennutzung
Katalysator
bezeichnet eine zeitlich begrenzte Nutzung baulicher Anlagen, Brachen und Freiflächen innerhalb einer Stadt. Der Nutzungsgedanke ist meist nicht ökonomisch weshalb auch nicht die marktüblichen Konditionen gelten.
Katalysator (katalyse, gr. = Auflösung) bezeichnet in der Chemie einen Stoff, der die Reaktionsgeschwindigkeit durch die Senkung der Aktivierungsenergie einer chemischen Reaktion erhöht, ohne dabei selbst verbraucht zu werden.
Typische Standorte sind: Reserve- und Stadtentwicklungsflächen, Brachen der Industrie, des Militärs und der Infrastruktur, Rückbauflächen, Baulücken, Ladenlokale und Kaufhäuser, öffentliche Gebäude und Büroflächen sowie Wohngebäude. Typische Nutzungen sind: Gärten und Grabland, öffentliche Grünflächen, Sportan- lagen, Kunst und Kultur, Gastronomie und Clubs, Büros und Läden, soziale Einrichtung- en, temporäres Wohnen und gewerbliche Nut- zung wie beispielsweise Märkte oder Parkplät ze. Typische Nutzer sind: soziale Initiativen und Vereine, v. a. für Kinder und Jugendarbeit, Besucher/ Mieter/ Nachbarn einer Fläche oder eines Stadtteils, Existenzgründer, Kreative, Künstler oder Veranstalter.
Prozess Ein Prozess kann als ein Verlauf, eine Entwicklung oder ganz allgemein als ein System von Bewegung bezeichnet werden.
Einführung Ursprünge Die Ursprünge von Zwischennutzung liegen in der Hausbesetzerszene. In den 1970er Jahren gab es die ersten Hausbesetzungen in Deutschland. Die Motivation war grundsätzlich politischer Natur. Zum einen war es ein Protest gegen die Gesellschaft und ihre konservativen Normen. In den besetzten Häusern sollte der Gedanke einer alternativen Lebensform, bei der die Gemeinschaft im Vordergrund steht, in die Praxis umgesetzt werden. Zudem war es ein Protest gegen den spekulativen Leerstand, dem damit verbundenen Wohnungsmangel und die darauf folgenden hohen Mieten. Es ging aber auch darum historische Bausubstanz zu erhalten und instand zu setzten, die sogenannte Instandbesetzung. Um diese besetzten Häuser entstanden alternative Kulturräume, Räume der Subkultur. Diese Räume hatten schon damals eine andere, offenere Atmosphäre als die offiziellen kulturellen Einrichtungen. Aus diesen Gruppen bildeten sich meist Vereine und Institutionen heraus und es etablierten sich die ersten Kultur- und Jugendzentren. Hierzu sind zwei bekannte Beispiele zu nennen: Die Rote Flora
Kunsthaus Tacheles
Das ehemalige Flora Theater im Hamburger Schanzenviertel wurde 1989 als Protest gegen den Umbau des Theaters, zu einem Musicaltheater, besetzt und gleichzeitig für die Instandhaltung gesorgt (Instandbesetzung). Damals wurde befürchtet, dass es durch den Umbau, und das damit gezogene Publikum, zu einem Wandel im Stadtteil kommen könnte und, der durch viele verschiedene Kulturen geprägte Kiez, sich zu einem Yuppie-Kiez verändern würde. Über die Jahre hat sich die Rote Flora zu einer festen Institution im Schanzenviertel etabliert und dient als politisches Zentrum, jedoch ist sie bis heute stark umkämpft und steht regelmäßig vor der Zwangsräumung.
Das Kunsthaus Tacheles in der Oranienburger Straße in Berlin Mitte hat eine ähnliche Geschichte. Hier waren es Künstler auf der Suche nach günstigen Arbeits- und Ausstellungsräumen die das riesige ehemalige Kaufhaus von 1990 bis 2012 in Beschlag nahmen. Auch sie kümmerten sich um den Erhalt des Gebäudes und sicherten diesen letztendlich mit dem Denkmalschutz. Durch die Erweiterung der Nutzung von Atelierräumen bis hin zu Programmkino, Theater und Veranstaltungsräumen, war das Tacheles als ein Kommunikationszentrum zu verstehen gewesen. Leider konnten sich Nutzer und Eigentümer am Ende nicht einigen, so wurde das Gebäude zwangsgeräumt und steht bis heute leer.
Von der Besetzung zur Zwischennutzung Auch heute ist der Gedanke sich gegen die bestehende Politik zu wehren und dem Kapitalismus entgegen zu arbeiten nicht verschwunden, er steht nur nicht mehr im Vordergrund (oder doch?). Hausbesetzung hat sich weiter entwickelt und Zwischennutzung dient heute in manchen Städten als Instrument der Stadtentwicklung. Nichts desto trotz stehen die Gemeinschaft und das Wohl aller weiterhin an erster Stelle. Wie in der Definition schon deutlich wird, kann eine Zwischennutzung verschiedene Erscheinungen haben. Sie unterscheiden sich in den Orten die genutzt werden, in der Nutzung an sich und in dem für was sie bzw. wie sie genutzt werden. Im Vordergrund steht jedoch immer der Bürger, also der Mensch an sich. Sie spiegeln die Bedürfnisse der Bürger an die Stadt wider. Sie zeigen die veränderten Ansprüche an das Leben und damit auch an den Stadtraum und sind das Ergebnis einer selbstbestimmten Anpassung. Sie bieten Raum für Kommunikation, Interaktion und Partizipation und sind somit Impulsgeber für das Bilden sozialer Netzwerke, das Erweitern beruflicher Chancen und können dazu beitragen dass sich kreative Nutzformen etablieren. Sie sind identitätsstiftend, da sie die Identität der Gemeinschaft und letztendlich auch die eines Stadtteils bzw. die einer ganzen Stadt (Urbanität). Zwischennutzung als urbane Subsistenz und praktische Partizipation. Besucher, Mieter und Nachbarn eines Stadtteils die auf eine Art und Weise mitbestimmen können wie ihr Viertel aussehen soll, indem sie etwas etablieren was in der Nachbarschaft fehlt oder sie sich einfach nur den Wunsch des fehlenden Gartens erfüllen. Soziale Einrichtungen die Möglichkeit geben etwas auf die Beine zu stellen womit sie anderen helfen können, oder Jugendlichen und Kinder die Chance bieten ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Oder einfach nur das Individuum, dass sich kreativ voll entfalten kann, sich seinen Traum erfüllen und eine eigene, unabhängige Existenz aufbauen kann.
Aus dem Gedankengut und den Ideen jedes einzelnen entsteht eine individuelle und einzigartige Nutzung die speziell mit dem zu Verfügung stehenden Raum umgehen muss. Kreativität und ein sozialer Gedanke vereint an einem Ort. Prinzessinne Gärten Den Traum vom eigenen Garten oder sagen wir das gute Gefühl zu wissen woher mein Gemüse kommt, kann man sich in Berlin Kreuzberg in den Prinzessinnen Gärten erfüllen. Hier wird urbane ökologische Landwirtschaft betrieben, mitten in der Stadt. Anwohner und Hobbygärtner, die keinen eigenen Garten besitzen können dort ihr Gemüse anpflanzen. Es gibt auch Gastronomie und auch für Schulen, Kindergärten und Touristen ist diese Urban-GardeningAnlage ein beliebtes Ausflugsziel.
Tentstation Das Bedürfnis eines Campingplatzes in Mitten der Hauptstadt wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Freibades gestillt. Die Tentstation war nicht nur bei Touristen und Backpackern beliebt, auch Anwohner besuchten die Veranstaltungen auf dem Gelände oder kamen zum Grillen. Recycling war hier hier die Methode um die Kosten gering zu halten. Letzen Endes wurde das Gelände jedoch an einen Investor verkauft.
Auswirkungen Folgen Im Umkehrschluss hat also jede Nichtnutzung, jeder Leerstand oder Industriebrache eine negative Auswirkung auf den Stadtraum. Nicht nur dunkle Fenster, auch der allmähliche Verfall bei langem Leerstand tragen zu einem trostlosen, unbelebten Bild des Straßenzuges bei und haben eine unangenehme Wirkung auf den öffentlichen Raum. Ein unbelebter Stadtraum ist unattraktiv und wird in den Abendstunden zum Angstraum. Es ist oft zu beobachten dass einem Leerstand weitere folgen und durch das Erscheinungsbild die Motivation für eine Neunutzung ausbleibt. Es stellt sich ein abwärts Prozess ein. Zwischennutzungen können also als Impulsgeber (Katalysator) fungieren. Dabei spielt es keine Rolle ob der Impuls von Seiten der Stadtentwickler oder von den Bürgern einer Stadt kommt.
Analyse Im Folgenden wird ein Reaktivierungsversuch, eines in Vergessenheit geratenen Ortes im Stadtzentrum Saarbrückens, beschrieben. Die Gasse am Markt.
Nachdem man einen Leerstand oder einen, wie in diesem Fall, vergessenen Ort gefunden hat, gibt es nun viele verschiedene Möglichkeiten der Herangehensweisen. Grundlage ist jedoch die Auseinandersetzung mit den äußeren Einflüssen. Es sind diejenigen Faktoren mit denen man sich als Zwischennutzer bewusst auseinander setzen muss. Hierbei geht es um die räumlichen, architektonischen und städtebaulichen Aspekte des Ortes. Man setzt sich mit der Typologie der Architektur auseinander, genauso mit dem Innen- und Außenraum, manchmal sogar mit der Natur. Außerdem spielt der Kontext zur Umgebung, zur Zeit und zu den Nutzern eine Rolle. In diesem Beispiel liegt der Fokus auf der Typologie der Architektur und der ursprünglichen Nutzung des gewählten Ortes.
Fragestellung Welche Typologie liegt vor? Wir haben es hier mit einer Passage aus den 80er Jahren zu tun.
Definition Passage: „Passage“ ist französisch und bedeutet Durchgang, meint aber auch einen Abschnitt im Leben eines Menschen, eines Musikstücks oder beschreibt ein anderes sequentielles Kunstwerk. Um im Französischen genauer differenzieren zu können sagt man auch „passage couvert“.
Wie definiert sich die Typologie einer Passage? Städtebauliche Merkmale: In erster Linie ist eine Passage als wettergeschützte, attraktive Abkürzung von einer stark frequentierten Straße zu der dahinter liegenden gedacht und hat somit eine Verkehrsfunktion. Deswegen ist ihre optimale Lage immer im Zentrum der Stadt und als öffentlicher Raum angelegt.
Architektonische Merkmale: Eine typische Passage besitzt immer einen zweideutigen Charakter von Innen- und Außenraum. Merkmale des Innenraums sind die Überdachung, häufig durch ein Glasdach, und ein hochwertiger Bodenbelag aus Fliesen oder Mosaik. Zu den Charakteristika des Außenraums zählt die innenliegende Fassade, die wie eine Außenfassade erscheint, die Aneinanderreihung von Geschäften und eine typische Straßenraumbeleuchtung. Die Reklame die den Innenraum bespielt, verstärkt zusätzlich diesen Außenraumcharakter, da neben Vitrinen und Plakaten an den Wänden auch die klassischen Reklametafeln, Auslagen und Schriftzüge über den Geschäften zu finden sind. Außerdem besitzt eine Passage immer mindestens 2 Eingänge die zur Sichtbarmachung, Orientierung und Wiedererkennung beschildert sind. Über eine Passage können auch Wohnungen, die in den oberen Etagen liegen, erschlossen werden.
Die Gasse am Markt befindet sich am St. Johanner Markt, also im Herzen der Stadt Saarbrücken. Ihr Haupteingang liegt genau an diesem Marktplatz und führt durch den Block hindurch auf die Katholisch Kirchstraße. Der Durchgang ist wettergeschützt. Sie besitzt noch einen Dritten Ausgang in der Kappenstraße. Die gewählte Passage besitzt eine Überdachung, jedoch kein Glasdach. Ihr Boden ist mit hochwertigen Fliesen belegt und es gibt eine Aneinanderreihung von Geschäften im Innenraum. Auch Vitrinen und Schaukästen sind vorzufinden. Die drei Eingänge sind groß mit dem Namenszug „Gasse am Markt“ versehen und über den Innenraum erschließen sich die Wohnungen im Obergeschoss. Allerdings ist anzumerken dass der rückwärtige Bereich der Passage in der Katholisch Kirchstraße weniger frequentiert ist und somit die Funktion des Abkürzens nicht zwingend genutzt wird.
Welche Funktion hat diese Typologie Nutzung Die Ursprüngliche Funktion und Nutzung einer Passage besteht in der Organisation des Detailhandels, meist von Luxusgütern. Es ist ein Ort der Freizeitgestaltung, dennoch ist der Aufenthalt räumlich als auch zeitlich begrenzt. Zu dieser Form von Freizeitgestaltung zählt aber nicht nur der Erwerb von Konsumgütern, sondern auch das Verweilen in einem Restaurant oder Café, also Gastronomie im allgemeinen, oder der Besuch eines Theaters, eines Kinos, eines Museums oder das lauschen von Live-Musik. Soziale Aspekte Die Passage wird in dem Passagen- Werk von Walter Benjamin als „centre du jeu, de la prostitution et des intrigues politiques“ beschrieben. Eine Passage dient also nicht ausschließlich als ein Ort des Konsums, sondern auch als ein Ort der Kommunikation und des Lebens. Die Passage als sozialer Raum.
Was ist der Grund dafür dass die Typologie der Passage nicht mehr funktioniert? Sobald eine Passage ihre Funktion als sozialen Raum, durch das Fehlen des gesellschaftlichen Angebots, verliert, wird sie zu einem Angstraum. Wegen des zweideutigen Charakters und das Ausbleiben der Besucher ist nicht ganz klar ob man den Raum nun betreten darf oder nicht. Der Eindruck eines öffentlichen Raumes geht verloren und wandelt sich in den eines privaten Raumes um. Eine unsichtbare (Hemm-) Schwelle tritt auf, da der Ort nun keine eindeutige Definition besitzt. Bei einem konzeptionellen Ansatz mit der Verknüpfung an die ursprüngliche Funktion einer Passage ist an den fehlenden Punkten anzusetzen um die Passage wieder zu beleben.
In der Gasse am Markt gibt neben einem Antiquariat keinen weiteren Einzelhandel bzw. Detailhandel. Die anderen Geschäfte sind durch Dienstleister besetzt. Es gibt einen Frisör und ein Tattoostudio. Ein weiteres Ladenlokal steht leer. Um sich, wie ursprünglich gedacht, in der Passage zur Freizeitgestaltung aufzuhalten, fehlt es an jeglicher Unterhaltung. Es gibt weder Gastronomie noch ist jegliche Form der Unterhaltung zu erwarten.
Durch das fehlende Angebot an Gastronomie und der Freizeitgestaltung gibt es keinen Grund sich länger in der Passage aufzuhalten. Auch die leeren Vitrinen laden nicht zum Verweilen ein. Die Funktion der Passage als sozialer Raum wird somit nicht erfüllt.
Antwort!? Durch diese Auflistung wird schnell klar an welchen Schrauben gedreht werden muss um die Passage „Gasse am Markt“ wieder als sozialen Raum erlebbar zu machen. An den architektonischen und städtebaulichen Gegebenheiten ist nichts zu ändern, man kann dem ganzen allerdings einen passenden Rahmen geben. Außerdem ist auffällig dass durch die Nutzungsänderung vom Einzelhandeln in den Dienstleistungsbereich die Funktion der Freizeitgestaltung wegfällt. Dadurch wird weder Gastronomie noch andere Unterhaltungsformen benötigt. Somit wird der zweideutige Charakter von Innen- und Außenraum aufgehoben und die Passage scheint ein privater Innenraum geworden zu sein.
Akteure Akteure sind in allen Städten zu genüge zu finden. Zu den Akteursgruppen gehören nicht nur Vereine, die sich für ihren Stadtteil engagieren, sondern auch gemeinnützige Organisationen, Institutionen wie die Hochschulen, die Subkulturen und vor allem die Bürger selbst. Da die Stadt Saarbrücken über eine Musikhochschule, eine Kunsthochschule und eine Fakultät für Architektur verfügt, ist es naheliegend sich an diese Institutionen zu wenden, damit diese sich an dem Reaktivierungsversuch beteiligen. Die Bürger spielen eine große Rolle als Besucher.
Konzept Partizipation durch Aktion! Der Grundgedanke des Konzepts ist es verschiedene Akteure an einer Aktion zur Reaktivierung der Gasse am Markt zu beteiligen. (Partizipation) Die Akteure sollen mit eigenen Ideen die fehlenden Nutzungs- und Sozialaspekte der Passage übernehmen. Hierzu wird ein Tagesprogramm mit Bezug auf diese Aspekte erstellt.
bewegen. Auch wollen sie durch ihre Performance Leute dazu animieren die Passage zu betreten.
Improvisierte Musik auf Architektur:
Ein Jazztrio der Musikhochschule HfM Saar soll den Musikalischen Teil des Programms repräsentieren. Als visuelles Highlight werden sie in einer der Vitrinen platziert und sind somit gleichzeitig ein „Ausstellungsstück“.
Femmes au Foyer:
Die Femmes au Foyer kommen von der Kunsthochschule, der HBK Saar. Sie ersetzen mit ihrer multiinstrumentalen Klangimprovisationsperformance das fehlende Angebot an Kunst bzw. Theater, sie sollen die Aktion zur Mittagszeit eröffnen indem sie in Hausfrauenkluft zunächst die Passage „herrichten“ und sich dann an ihren Tischen versammeln und mit Haushaltsgeräten Klang erzeugen.
Clafoutie:
Die Clafoutie sind eine Tanzperformancegruppe bestehend aus Performancekünstlern und Tänzern. Sie haben sich die Aufgabe gestellt unangekündigt den Raum der Passage und den Stadtraum zu beleben indem sie sich tänzerisch, miteinander agierend durch diesen
Discours Public:
Dieser Programmpunkt repräsentiert die kommunikative, politische Funktion einer Passage. Organisator ist die Schule für Architektur Saar, SAS. Es soll in einer lockeren, unterhaltsamen Runde über das Stadtgeschehen und die Stadtentwicklung gesprochen werden. Jeder Besucher ist herzlich dazu eingeladen teilzunehmen.
Raum dafür bietet der Leerstand, den die Passage vorzuweisen hat.
Amuse-Guele:
Amuse-Guele steht für das fehlende Angebot an Gastronomie. Zum einen gibt es eine Bar mit einer kleinen Auswahl an alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken am einen Ende der Gasse. Zum anderen gibt es einen Stand mit kleinen, frisch zubereiteten Speisen am anderen Ende der Gasse. Die vielen Treppenstufen die es in der Passage gibt werden mit Kissen bestückt und sollen zum verweilen einladen.
Auch werden die Ladenbesitzer darum gebeten sich etwas für die Aktion zu überlegen und aktiv daran teilzunehmen. Sie sind also eine weitere Akteursgruppe. Um vor allem die Akteursgruppe der Bürger als Besucher einzubinden, wird die Aktion durch Flyer, Plakate, eine Facebookveranstaltung und Berichte in Zeitung und Rundfunk beworben.
Gestaltung Um dem ganzen Programm einen passenden Rahmen zu geben werden kleine visuelle Maßnahmen vorgenommen. Damit also die Aktion, die hauptsächlich im Innenraum stattfindet auch nach Außen wirken kann, werden die Eingänge neu inszeniert.Das ganze Konzept der Gestaltung lehnt an alte Passagen aus Frankreich an. So wird der Name „Gasse am Markt“ für die Aktion in
„Ruelle du Marché“ geändert. Dazu werden die Eingangsschilder mit dem neuen Logo überhängt. Als Blickfang werden vor jedem Eingang rote Teppiche ausgelegt. Um auch klanglich auf die Aktion aufmerksam zu machen werden an jedem Eingang Lautsprecher installiert über die französische Chancance erklingen. Im Innenraum werden die restlichen freien Vitrinen mit studentischen Arbeiten der Architekturfakultät bespielt. Auch der Leerstand wird zum Ausstellungsraum der Recherche- und Konzeptfindungsarbeit dieses Projektes. So erhält die Passage ihren musealen Charakter zurück.
Fazit Bei der Umsetzung dieses Projektes sind während dessen, wie zu erwarten war, Probleme aufgetreten mit denen umgegangen werden musste. Sie haben zu Änderungen geführt, die nicht voraussehbar und planbar waren. Dennoch ist das Konzept aufgegangen und die Aktion „Ruelle du Marché“ war für alle ein voller Erfolg. Die Veranstaltung war von Anfang bis Ende gut besucht. Die Nutzer der Passage haben sich aktiv an der Aktion beteiligt, indem sie beispielsweise außerhalb ihre Öffnungszeiten arbeiteten. Sie waren dankbar für die zusätzliche Werbung und den großen Besucherstrom, der die Gasse am Markt an die- sem Tag so lebendig gemacht hat. Auch für die Künstler war es eine gute Gelegenheit in die Öffentlichkeit zu treten und ihre Arbeiten zu präsentieren, da auch Rundfunk und Presse anwesend waren. Bei der Diskussionsrunde am Ende der Veranstaltung wurde sich angeregt unterhalten, neue Kontakte geknüpft und letztendlich festgehalten, dass ein solcher Austausch öfter zu Stande kommen sollte.