engagiert Jugendbildungspreis Baden-W체rttemberg
Projekte Preistr채ger 2010
Grußwort
Der Jugendbildungspreis Baden-Württemberg ist
Die nominierten, prämierten und nachfolgend doku-
auch in seinem zweiten Jahr ein Erfolg: 120 Projekt-
mentierten Projekte geben einen guten Einblick in die
gruppen haben Beiträge eingereicht – dreimal so viele
große Vielfalt der außerschulischen Jugendbildung.
wie im Jahr zuvor – und damit die Jury vor eine große
Die Landesregierung hat die besondere Förderung
Aufgabe gestellt. Die Nominierungen und Preisträger
der Jugend zu einem Schwerpunkt der Bildungspolitik
stehen fest – mein besonderer Glückwunsch gilt den
gemacht und setzt mit einer Vielzahl von Maßnah-
erfolgreichen Jugendlichen.
men und Projektförderungen deutliche Akzente. Ich nenne beispielhaft das Jugendbegleiter-Programm, das
2011 ist das „Europäische Jahr der Freiwilligentätig
Jugendnetz Baden-Württemberg oder die verschiede-
keit“. Es dient dazu, die Freiwilligentätigkeit in der
nen Förderprogramme aus dem Landesjugendplan.
Europäischen Union zu fördern und die Mitgliedstaaten dabei zu unterstützen, Qualität und Rahmenbe-
Der Jugendbildungspreis Baden-Württemberg macht
dingungen der Freiwilligentätigkeit zu stärken. Dazu
die Vielfalt des Engagements in der außerschulischen
gehört auch die Würdigung der geleisteten Arbeit.
Jugendbildung besser sichtbar und stärkt diesen
Hier setzt der Jugendbildungspreis Baden-Württem-
wertvollen Bereich der Freiwilligentätigkeit.
berg an. In diesem Sinne danke ich allen am JugendbildungsIch freue mich sehr, dass wir mit dem Jugendbildungs-
preis Beteiligten sowie allen in der Jugendbildung
preis ein Zeichen der Anerkennung in der außerschu-
Engagierten ganz besonders. Ich freue mich auf die
lischen Jugendbildung setzen können. In vielfältigen
nächste Ausschreibungsrunde und bin sicher, dass
Projekten erwerben Jugendliche wertvolle Kompeten-
die Erfolgsgeschichte des Jugendbildungspreises
zen und erweitern durch eigenes Engagement ihre
fortgeschrieben wird.
Lebensperspektiven und Zukunftschancen. Der Sonderpreis des Jugendbildungspreises 2010 hat das Jahresthema „Fair und Couragiert“. Der Gewinnerbeitrag steht in besonderem Maße für faires und cou-
Georg Wacker MdL
ragiertes Engagement in der Gesellschaft. Dazu gra-
Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
tuliere ich herzlich!
des Landes Baden-Württemberg
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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engagiert Wo engagiert ihr euch? Was ist euer Ding? Das wollen wir wissen und würdigen. Wir suchen euch und eure Projekte. Bewerbt euch damit für „engagiert 2011“ – den Jugendbildungspreis Baden-Württemberg. Zehn der eingereichten Projekte werden von der Jury nominiert, vier mit einem Preis ausgezeichnet. Die Preisträger des vergangenen Jahres findet ihr unter www.engagiert-bw.de. Ihr habt euch bei eurem Projekt mit Europa beschäftigt? Dann bewerbt euch auch für den diesjährigen Sonderpreis „engagiert 2011: Wir und Europa“
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Alle Nominierten erhalten eine Anerkennung von 250 Euro. 1.-3. Preis: 1.000 Euro Sonderpreis: 1.500 Euro Bewerbung und weitere Infos unter www.engagiert-bw.de Bewerbungsschluss ist am 15. Oktober 2011. Teilnahmeberechtigt sind Jugendliche aus Baden-Württemberg bis 27 Jahre.
Eine Aktion des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, Referat Jugend
Schickt eure Bewerbung an: Jugendstiftung Baden-Württemberg Stichwort: „engagiert 2011“ Miriam Schmid Postfach 11 62 74370 Sersheim Telefon: (0 70 42) 83 17-23 E-Mail: schmid@jugendnetz.de
Ich hab’ immer viele gute Ideen. Jetzt konnte ich sie endlich mal verwirklichen. Das ist genau mein Ding! Sara, 18 Jahre
Ich habe viel gelernt und weiß jetzt, was ich richtig gut kann. Tom, 15 Jahre
Mit „engagiert 2011“ – dem Jugendbildungspreis BadenWürttemberg würdigt das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg das Engagement Jugendlicher sowie Ehren- und Hauptamtlicher in der außerunterrichtlichen Jugendbildung. Diesem Bereich kommt in einer sich wandelnden, vielfältigeren und zugleich stärker vernetzten Gesellschaft zunehmende Bedeutung zu.
Alle zusammen haben wir wirklich etwas bewegt! Selman, 19 Jahre
Inhaltsverzeichnis
Mappenweise Engagement
4
Miriam Kumpf
Die Projekte
6
Die Preistr채ger 7 Nominierte Projekte 20 Weitere Teilnehmer 22
Engagement und Bildung
50
Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
Impressum 60
Jugendbildungspreis Baden-W체rttemberg
3
Mappenweise Engagement
Mappenweise Engagement Miriam Kumpf
Miriam Kumpf hat sich als Jurymitglied des Jugendbildungspreises ein Wochenende lang die Bewerbungsunterlagen der Projekte ganz genau angeschaut. „Es war toll zu sehen, in wie vielen unterschiedlichen Projekten sich Jugendliche in Baden-Württemberg engagieren“, findet sie und ist dankbar für die spannenden Einblicke.
„Ich bringe Ihnen ein ganz großes Geschenk“, kündigt
gement Jugendliche Dinge auf die Beine stellen, ist toll
der Paketbote an, während er eine riesige Kiste vor
und gleichzeitig inspirierend.
meine Wohnungstüre schleppt. „Geschenk ist gut, in dieser Kiste wartet vor allem Arbeit“, denke ich und
Während der nächsten drei Tage muss meine Mit
spreche es nicht laut aus, um dem Paketboten seine
bewohnerin im Storchenschritt durch das Wohnzim-
gute Laune nicht zu verderben.
mer laufen: Die Bewerbungsunterlagen liegen überall auf dem Boden verstreut, dazwischen ein Zettel für Notizen und der Bewertungsbogen. Um eine faire
Inspirierende Arbeit
Bewertung zu gewährleisten, wird jedes Projekt nach
Ja, in der Kiste steckt Arbeit, schließlich haben sich
den gleichen Kriterien bewertet: Dazu zählen jugend-
2010 120 Projekte für den Jugendbildungspreis bewor-
liche Projektgruppe, Projektidee und Innovationsge-
ben. Gleichzeitig ist es eine Arbeit, auf die ich mich
halt, Reichweite, Beteiligung und Bewerbung sowie
freue: Zu sehen, wie viel und mit welch großem Enga-
die Projektpräsentation. Die Projekte, die sich für den
Miriam Kumpf ist im Erweiterten Vorstand der Jugendpresse BadenWürttemberg e. V. und macht dort Projektarbeit mit jungen Medienmachern. Die 24-Jährige studiert Realschullehramt in Karlsruhe und Zürich. Sie ist begeistert von den vielen tollen Projekten, die sich für den Jugendbildungspreis beworben haben, und würde gerne viel mehr Preise vergeben.
4
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Mappenweise Engagement
Sonderpreis „Fair und Couragiert“ beworben haben, werden zusätzlich nach den Kriterien Themenbezug und Wirkung in der Öffentlichkeit bewertet.
Viele Unterlagen Damit die Jury nicht durcheinander kommt, hat jedes Projekt neben dem Projekttitel eine fortlaufende Nummer. In einer Übersichtstabelle steht eine Kurzbeschreibung von jedem Projekt – und dann ist da noch der Inhalt der großen Kiste, die der Paketbote angeschleppt hat: Die zu den Projekten eingereichten Unterlagen wurden für jedes Jurymitglied vervielfältigt. In vier Boxen hängen Registermappen, für jedes Projekt eine. Ihren Inhalt sichte ich ein Wochenende
Mitglieder der Jury sind:
lang: Projektbeschreibungen, Teilnehmerlisten, beteiligte Partner, Videos, Presseberichte, Fotostrecken, Flyer und Broschüren. Das Ergebnis ist eine Excel-Tabelle voll mit Zahlen. Mit dieser im Gepäck geht es zur Jurysitzung nach Stuttgart. Dort werden die Ergebnisse der einzelnen Jurymitglieder verglichen, diskutiert und nochmals Unterlagen gesichtet. Sich auf die Nominierten und Gewinner zu einigen ist schwierig: Schließlich gibt es viele tolle Projekte, die einen Preis verdient hätten. Umso mehr freuen meine Jurykollegen und ich uns
· Miriam Kumpf Jugendpresse Baden-Württemberg e. V. · Paul Stritt Landesschülerbeirat · Elisabeth Johanna Henkel-Waidhöfer Journalistin · Dr. Carsten Rabe Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
auf die feierliche Preisverleihung, bei der alle Projekte gewürdigt werden, und darauf, die Menschen hinter den Projekten kennenzulernen.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte
Die Projekte Hier sind alle 120 Projekte, die am Jugendbildungspreis „engagiert 2010“ teilgenommen haben aufgelistet. Es beginnt mit der ausführlichen Vorstellung der Preisträger ab Seite 17. Danach werden ab Seite 30 die weiteren nominierten Projekte dargestellt und schließlich werden dann ab Seite 32 sämtliche anderen Teilnehmer genannt.
Landkarte mit Projekten S
In der nebenstehenden Landkarte ist die Verteilung der Teilnehmer an „engagiert 2010“ auf die Stadtund Landkreise in Baden-Württemberg dargestellt.
=
mehr als 4 Teilnehmer im Stadt- oder Landkreis J
2 – 3 Teilnehmer = im Stadt- oder Landkreis
1
=
weniger als 2 Teilnehmer im Stadt- oder Landkreis
=
nominierte Projekte im Stadt- oder Landkreis
=
Preisträger im Stadt- oder Landkreis 1 = 1. Preis, 2 = 2. Preis, 3 = 3. Preis, J = Jurypreis, S = Sonderpreis
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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1
3
Die Projekte – Die Preisträger
1. Preis Move it! 2010: „Heimat ist, wo man sich wohlfühlt“ Der zweitägige Freiburger Jugendgipfel zum Thema „Move it! 2010 – Die Welt. Daheim. In Freiburg“
Move it! – Jugendgipfel, Freiburg www.freiburgxtra.de Die Schüler der Wentzinger Realschule Freiburg organisierten den 2. Freiburger Jugendgipfel als Aktions- und Bildungstag für mehr als 600 Jugendliche. Das von der Projektgruppe selbst gewählte Schwerpunktthema lautete: „Vielfalt der Kulturen“ – der Slogan „Die Welt. Daheim. In Freiburg“. Ziel war es, die positiven Aspekte kultureller Vielfalt im Alltag von Jugendlichen in den Blick zu nehmen, politisch zu thematisieren und kulturelle Begegnungen zu ermöglichen.
Sebastian Drescher, Badische Zeitung vom 3. Mai 2010
Was am Freitagvormittag mit einem bunten Wollknäuel-Flashmob auf dem Rathausplatz begonnen hatte, endete 12 Stunden später mit einer U 18-Party im Haus der Jugend. Dazwischen standen bei Diskussionen und Workshops die Vielfalt der Kulturen und die Vernetzung der Jugendlichen im Mittelpunkt. Insgesamt nahmen rund 600 Besucher und Besucherinnen an den verschiedenen Aktionen des zweiten Freiburg Jugendgipfels teil. „Am Anfang dachten wir, das kriegen wir niemals auf die Reihe“, erzählt Raffael Bender. Die Aufgabe für den 15-Jährigen und seine 26 Mitschüler und -schülerinnen der 9b der Wentzinger Realschule: einen Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Freiburger Jugendgipfel zu veranstalten. Seit Anfang des Schuljahres hatten sie dafür jede Woche zwei Unterrichtsstunden lang Ideen gesammelt, das Programm zusammengestellt und sich um die logistische Organisation gekümmert. Unterstützt wurden sie von ihrem Lehrer Dejan Mihajlovic und Thomas Bartl vom Freiburger Jugendbüro. Das Motto für den Gipfel „Move it! 2010 – Die Welt. Daheim. In Freiburg“ ergab sich fast von selbst – mehr als die Hälfte der Organisatoren haben einen Migrationshintergrund. So auch die 16-jährige Fatima Elmyr aus Marokko. Zusammen mit ihrer Klassenkameradin Maike Böhm
Heimat nicht nur Freiburg, sondern genauso Mün-
moderiert sie die Talkshow „What the f*** is Heimat?“,
chen und Ankara.
inspiriert vom Konzept des Offenburger Künstlers Stefan Strumbel. Die Talkshowgäste Sylvie Nantcha
Neben Diskussionen und Informationsmöglichkei-
(CDU), Simone Ariane Pflaum (Junges Freiburg) und
ten zu weiterführenden Schulen und Jugendinitiati-
Ibrahim Sarialtin (Grüne) auf dem Stadtratsofa sowie
ven auf dem „Markt der Möglichkeiten“ ging es beim
vier Schülerinnen mit Migrationshintergrund sind
Gifpel auch um Spaß und Action. Eingeleitet wurde
sich bei der Frage, was Heimat ausmache, größten-
der Aktionstag mit dem „Wollmob“ auf dem Rathaus-
teils einig: Heimat sei dort, wo man sich wohlfühle, so
platz, aus dem rund 300 Menschen ein großes Woll-
der Grundtenor. Für die 17-jährige Farja Mohammadi
netz gespannt – und dank der guten Beteiligung auch
aus Afghanistan spielt auch die Herkunft und vor
eine Wette gegen OB Salomon gewonnen haben. Im
allem die Muttersprache eine große Rolle. Und im
Haus der Jugend konnten die Besucher unter ande-
Fall des gebürtigen Türken Ibrahim Sarialtin ist die
rem bei verschiedenen Workshops exotische Tänze lernen, sich im Improvisationstheater versuchen oder
E
an einem Waveboardkurs teilnehmen. Paul Stritt, Mitglied der Jury
„Mich haben vor allem die große Reichweite des Projekts innerhalb Freiburgs und das junge Projektteam beeindruckt. Toll, was die Schüler hier ge leistet haben!“
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Für Raffael Bender, dessen Vater Afroamerikaner ist, hat sich der ganze Aufwand gelohnt: „Es hat jedem persönlich weitergeholfen und viele sind auch ein bisschen reifer geworden.“ www.freiburgxtra.de
Die Projekte – Die Preisträger
2. Preis Rückenwind Kriminalpädagogisches Konfliktmanager-Projekt Mit Hilfe von Gleichaltrigen, vom DRK Kehl zu Konfliktmanagern ausgebildeten Jugendlichen, können
Rückenwind, Kehl www.freeyourmind-kehl.de Das kriminalpädagogische Projekt „Rückenwind“ ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Jugendliche Konfliktmanager helfen ihnen, zukünftig nicht mehr straffällig zu werden. Derzeit sind 40 Konfliktmanager tätig, die sich jeweils zu dritt mit einem straffällig in Erscheinung getretenem Kind oder Jugendlichen auseinandersetzen. Gemeinsam suchen sie z. B. nach einer kreativen Form der Wiedergutmachung.
sich straffällig in Erscheinung getretene Kinder und Jugendliche intensiv mit ihrer Tat oder ihrem Fehlverhalten auseinandersetzen. Gemeinsam mit den Konfliktmanagern wird nach Lösungen gesucht und werden Möglichkeiten der Wiedergutmachung gefunden. Das Konfliktmanagerteam – bestehend aus jeweils drei Jugendlichen – versucht, weitere Straftaten zu vermeiden, indem die Folgen des Begehens verdeutlicht werden. Das Verantwortungsgefühl aller Beteiligten wird gestärkt. Seit Projektbeginn im Sommer 2005 wurden die Konfliktmanager in 140 Fällen aktiv. Aktuell gibt es 54 ausgebildete Konfliktmanagerinnen und 7 Konfliktmanager. Danny Wiese aus Kehl ist 17 Jahre alt und seit Oktober 2009 Konfliktmanager im Projekt „Rückenwind“. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Er besucht derzeit das Einstein-Gymnasium in Kehl:
Als Konfliktmanager ist es dabei wichtig, dass man ohne Probleme gut reden und sich gut ausdrücken
Danny, wie kamst Du zum Team von „Rückenwind“
kann, sodass man gut verstanden wird. Außerdem
und wie wurdest Du Konfliktmanager?
muss man sich beherrschen können, damit man auch,
Bei uns an der Schule war eine Anfrage, wer denn
wenn sich die Person respektlos oder anders äußert,
gerne mitmachen würde und ich beschloss, mir das
nicht ausrastet und die Ruhe behält.
mal anzuschauen. Ich musste dann erst mal eine Schulung machen, wo man lernt, wie man sich zu
Das besondere am Projekt „ Rückenwind“ ist, dass
verhalten hat und wie man es schafft, die Personen
wir uns als Jugendliche um andere Jugendliche küm-
dazu zu bringen zu reden und nicht zu verschweigen,
mern, wodurch eine gewisse Gleichstellung entsteht
was wirklich passiert ist. Diese Schulung dauerte
und es den Personen leichter fällt zu sprechen, als
etwa drei Wochen.
wenn sie mit erwachsenen Polizisten reden würden.
Kannst Du Deine Aufgaben als Konfliktmanagers
Was motiviert Dich, bei „Rückenwind“ dabei zu sein
beschreiben?
und was bringt Dein Engagement Dir persönlich?
Wenn ein Fall zur Bearbeitung steht, melden sich drei
Es motiviert mich, dass ich anderen helfen kann, und
Konfliktmanager, um sich darum zu kümmern. Zu-
es ist toll, dass man jemandem helfen kann, damit
erst wird ein Termin mit dem Fall ausgemacht und
die Person nicht auf die falsche Bahn gerät. Gelernt
bei dem Gespräch klärt man die Tat und etwas über
habe ich, dass man nicht immer auf Klischees achten
das Leben der Person, also Familie, Freunde, Schule
sondern seine eigenen Erfahrungen machen sollte.
und so, damit man herausdeuten kann, wieso es zu
Und ich habe eine bessere Menschenkenntnis als
der Tat kam. Nach dem Gespräch macht man ent-
früher.
weder einen neuen Termin aus oder man beschließt mit dem Täter eine Wiedergutmachung, die von der
Mehr Informationen zu „Rückenwind“ gibt es unter
jeweiligen Tat abhängt. Zu guter Letzt begleitet man
http://www.drk-kehl.de/angebote/projekt-insel/
die Person bei der Wiedergutmachung. Nun wird ge-
projekte.html.
wartet bis die Person fertig ist und das Erarbeitete geht wieder an die obenstehenden Personen.
E
Miriam Kumpf, Mitglied der Jury
„Die Jugendlichen werden nicht als Gesetzesbrecher behandelt, sondern als Gleichaltrige – das hat mich beeindruckt, ebenso wie der Anspruch, gemeinsam kreative Formen der Wiedergutmachung zu finden.“
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Die Preisträger
3. Preis Jugend informiert: Onlineberatung Youth-Life-Line Jugendliche helfen Jugendlichen in Krisen Als niederschwelliges und anonymes Hilfsangebot
Jugend informiert, Tübingen www.youth-life-line.de Jugendliche informieren Jugendliche über ein Tabuthema, den Suizid im Jugendalter, klären auf und machen auf Möglichkeiten des Umgangs und der Hilfe aufmerksam. Aus eigener Erfahrung wissen die beteiligten Jugendlichen, dass sie Infos besser annehmen und verstehen können, wenn sie von Gleichaltrigen weitergegeben werden.
für Jugendliche in Krisen und bei Suizidgefahr wurden durch Youth-Life-Line mittlerweile fast 3000 ratsuchende junge Menschen unterstützt und mehr als 100 Jugendliche als Peerberaterinnen und -berater ausgebildet. „Hallo, mein Name ist Nico und ich bin 16 Jahre alt. Ich habe seit ca. einem Jahr den Gedanken, Selbstmord zu begehen! Ich habe Stress in der Schule, bin verliebt, ohne dass diese Gefühle erwidert werden, meine Eltern leben getrennt und ich habe wenige Personen, denen ich mich anvertrauen kann. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Deshalb habe ich mich hier angemeldet!“ Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Die Peerberater werden häufig gefragt, warum sie sich freiwillig so intensiv mit den Problemen von anderen auseinandersetzen. Sie antworten auf diese Frage beispielsweise Folgendes: Daniel: „Ich hätte mir früher oft selbst jemanden gewünscht, mit dem ich über meine Probleme reden kann, darum ist es mir jetzt wichtig, für andere da zu sein.“ Juline: „Ich glaube, dass jeder Höhen, aber auch Tiefen erlebt. Und in Zeiten, in denen man jemanden braucht, der einem zuhört, möchte ich dieser ‚jemand‘ sein. Ich will versuchen, Kraft zu geben, wo keine Ähnlich wie Nico (Name und Inhalt wurden aus Gründen
mehr ist, und Jugendlichen durch die Beratung hel-
des Datenschutzes leicht verändert) melden sich täglich
fen, wieder die schönen Seiten des Lebens zu sehen.“
verzweifelte Jugendliche per Mail bei Youth-Life-Line. Hier können sie anonym über einen gesicherten Zu-
Luna: „Für mich ist es wichtig, Jugend-
gang, einfach und kostenfrei von ihren Problemen
liche in Krisen zu unterstützen, da ich
schreiben und bekommen von einem jugendlichen
aus eigener Erfahrung weiß, dass es
Peerberater Unterstützung.
viel helfen kann, seine Probleme mit anderen, gerade mit Gleichaltrigen, zu
Die Peerberater engagieren sich bei Youth-Life-Line
teilen. Ich hoffe, dass ich bei YLL hel-
ehrenamtlich jede Woche mindestens drei Stunden
fen kann, Menschen neue Wege zu zeigen und sie
und absolvieren vor Beginn ihrer Tätigkeit eine ca.
die ‚Lebensfreude‘ wieder spüren zu lassen.“
70-stündige Ausbildung, bei der sie sich mit den Themen Lebenskrisen und Suizidalität sowie Möglichkei-
Nela: „In einer Krise stecken, dass be-
ten der Hilfe beschäftigen. Bei der Beratungsarbeit
deutet für mich, vor vielen verschlos-
werden sie immer von pädagogisch-therapeutischen
senen Toren zu stehen und keinen
Fachkräften begleitet und unterstützt. Gleichzeitig ist
Ausweg zu finden. Ich möchte ande-
auch der Austausch und der Rückhalt in der Gemein-
ren helfen, ihre Tore zu überwinden,
schaft der Peerberater von großer Bedeutung.
um dahinter neue Wege und Möglichkeiten zu entdecken.“
Dass die Beratung durch Gleichaltrige und im ge-
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schützten Raum der Anonymität geschieht, kann
Rebekka: „In schwierigen Zeiten
lebensrettend sein. Suizid ist bei jungen Menschen
brauchen Menschen Ansprechpart-
unter 25 nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste
ner, denen sie vertrauen können. Als
Todesursache, aber gerade Jugendliche vertrauen
Jugendliche möchte ich versuchen,
sich selten in Krisensituationen Erwachsenen oder
Jugendlichen in Krisen zu helfen, in
professionellen Helfern an. Am ehesten wenden sie
dem ich ihnen zuhöre und mit ihnen
sich an Gleichaltrige, denn die „sprechen dieselbe
gemeinsam einen Ausweg aus der
Sprache“ und teilen die gleiche Lebenswelt.
Situation suche.“
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Die Preisträger
Auf diese Weise für andere da zu sein, bedeutet den
direkten Rückmeldungen von Ratsuchenden in Mails
Peerberatern bei Youth-Life-Line viel. Nicht nur, weil
oder Gästebucheinträgen, wie den Folgenden:
sie dadurch Erfahrungen sammeln und Kompetenzen erlangen, die für ihre eigene Persönlichkeitsentwick-
20.08.2010 von „engel3112“
lung und auch im Hinblick auf ihre Berufswahl un-
„Hallo
terstützend und wegweisend sein können, sondern
es ist schön, dass es euch gibt;
auch wegen der intensiven Freundschaften, die sich
durch euch habe ich mich endlich verstanden gefühlt
während des Ehrenamts unter den Peerberatern viel-
und genau über meine Probleme geredet!!! ( … )“
fach ergeben. Von großem Wert sind außerdem die 02.08.2010 von „alter Bekannter“ „hallo zusammen, es ist lange her, dass ich hier auf
E
der Seite war und das Angebot genutzt habe. Bin zuPaul Stritt, Mitglied der Jury
„Selbstmordgefährdete Jugendliche zu beraten und zu unterstützen ist eine wirklich herausfordernde Aufgabe. Mit Sicherheit können Jugendliche, die andere Jugendliche beraten, besonders
fällig wieder hier vorbeigekommen, wollte jetzt einfach Danke sagen, damals wurde ich super beraten, es hat womöglich Schlimmeres verhindert, ( … ) ihr macht ne super Arbeit, vielen Dank.“ www.youth-life-line.de
helfen. Hut ab für alle, die sich hier engagieren!“
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Jurypreis Die Jury empfand die Vielfalt und Qualität der ein gereichten Projekte als so beeindruckend, dass sie für 2010 einen Sonderpreis der Jury vergeben hat.
Menschen mit Rechten?! Menschen mit Rechten?!, Stuttgart www.menschenrechte.jugendnetz.de Zeitzeugeninterview mit einem Obdach losen: Die fünf Schülerinnen und Schüler des Königin-Charlotte-Gymnasiums in Stuttgart entwickelten für das Interview mit einem Obdachlosen einen Leitfaden, filmten dieses Interview und produzierten eine etwa zehnminütige Filmkurzfassung, die im Internet zu sehen ist. Eine begleitende Projektzeitung gibt weitere Einblicke in das Thema.
Zeitzeugeninterview mit einem wohnungslosen jungen Mann Die fünf Schülerinnen und Schüler des KöniginCharlotte-Gymnasiums waren sehr gespannt auf das, was ihnen der nur wenig ältere Wohnungslose erzählen würde. Schon der Besuch in der CaritasTagesstätte hatte sie beeindruckt. Eigentlich hätte man den Aufenthaltsraum mit einer Kneipe verwechseln können, in der gespielt, gelacht, ferngesehen und sich unterhalten wird. Doch das Getränk ist hier günstiger und Konsumzwang gibt es nicht, denn sonst könnten sich die Menschen den Besuch nicht leisten. Auch ihr Gesprächspartner weiß, was es heißt, sich nichts leisten zu können. Ja, er habe schon öfter ge-
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Die Preisträger
hungert, weil er nicht wusste, wo er Essen bekommen könnte. Aber betteln, nein, das sei nicht sein Ding. Das könne er nicht, da schäme er sich. Also lieber hungern. Leicht hat er es nie gehabt, weder in der Familie noch in der Schule. Als der geplante Neuanfang platzte, blieb ihm nichts außer dem Rückflugticket. Zurück in seiner Heimat fand er sich als Obdachloser auf dem Flughafen wieder. Der Weg ins betreute Wohnen war alles andere als einfach. Dabei fühlt er sich schon als Teil der Gesellschaft. Leichter wäre es aber, wenn er endlich Arbeit finden würde.
Interview mit unserem Zeitzeugen Maike Bernert
Am 24. Januar 2010 kam ein etwas schüchtern wirkender junger Mann in die Caritas, doch dann blühte er auf. Das Projektteam traf sich am 24. Januar 2010 um 11 Uhr in der Caritas. Doch an diesem Tag war es nicht nur ein Treffen zum Planen und Organisieren, sondern heute sollte das Interview mit dem Zeitzeugen stattfinden. Die Technik wurde aufgebaut und
Ton noch einmal zu überprüfen, sollte die erste Frage
die letzten Feinheiten wurden besprochen. Um Punkt
zunächst als Test gestellt werden, doch da die Ant-
13.00 Uhr kam unser Zeitzeuge. Ein junger Mann, der
wort des Zeitzeugen so ausführlich war, wurde das
zurzeit wohnungslos ist, der sich den Fragen stellen
Interview ohne Unterbrechung fortgeführt. Der Ton
wollte. Fragen aus dem familiären Bereich, dem ge-
war trotzdem perfekt.
sellschaftlichen Bereich und vielem mehr. Der Zeitzeuge beantwortete die Fragen sehr ausführAm Anfang war er ein bisschen unsicher, was auch
lich und man konnte spüren, dass er zu diesem Zeit-
kein Wunder ist, denn in dem kleinem Raum standen
punkt richtig aufblühte. Die Interviewer konnten
mehrere Scheinwerfer und Kameras und es lagen ge-
viele Fragen, die sie sich überlegt hatten, übersprin-
fühlte hundert Kabel herum. Da das Projektteam in-
gen, da er bereits im Erzählen diese Fragen beant-
zwischen ziemlich Hunger bekommen hatte, wurde
wortet hatte. Das Projektteam hörte aufmerksam
erst einmal gegessen. Dabei „taute“ der Zeitzeuge ein
zu und wurde im Laufe der Zeit immer betroffener.
bisschen auf, denn es wurde über alles Mögliche ge-
Denn der Zeitzeuge erzählte ziemlich bedrückende
redet und auch viel gelacht.
und schlimme Tatsachen aus seinem Leben. Aber, was alle beeindruckte, war, wie er es erzählte. Denn
Dann ging es los! Die Kameras wurden eingeschaltet,
wenn man später den Ton rausgenommen hätte und
das Licht wurde nochmal in die richtige Position ge-
nur die Mimik und Gestik gezeigt hätte, hätte man
rückt und der Ton überprüft. Nachdem alles perfekt
das, was man hörte, niemals mit dem Gesagten in
stand und ausgeleuchtet war, ging es los. Um den
Verbindung gebracht. Er erzählte alles sehr bewusst Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Trotz seiner kurzzeitigen Obdachlosigkeit und seiner jetzigen Wohnungslosigkeit, lässt er sich nicht hängen. Am Ende gab es Filmmaterial von über einer Stunde. Nach einem lockeren Gespräch danach ging der Zeitzeuge wieder; natürlich nicht ohne gefilmt zu werden, denn jetzt war das Projektteam in seinem Element. Nach dem Abbau wurden die nächsten Schritte besprochen und dann ging ein langer, aber sehr interessanter Tag zu Ende.
Der Zeitzeuge Schulisch Fuß zu fassen war für ihn schwierig, da in seiner Familie nur türkisch gesprochen wurde. Erst mit Schuleintritt lernte er Deutsch, schaffte dennoch einen guten Hauptschulabschluss, erwarb die Mittlere Reife und besuchte ein Technisches Gymnasium bis zur 11. Klasse. Durch die schwierige familiäre Situation fehlten und musste manchmal sogar lachen über Dinge, die
Rückhalt und Unterstützung. Nach der Scheidung
ihm gerade eingefallen waren.
der Eltern kümmerte er sich um die kranke Mutter, die ihm keine Hilfe bieten konnte. Ein gemeinsamer
Während diesem Interview wurde allen bewusst,
Neuanfang sollte in der Türkei versucht werden, doch
was dieser Mensch durchgemacht haben musste und
dort war der Zeitzeuge nie wirklich zu Hause. Deshalb
wie schlimm sein Leben eigentlich war. Doch er ließ
kehrte er auf eigene Faust zurück und landete in sei-
sich von all dem nicht entmutigen und hat weiter
ner Heimat Deutschland in der Obdachlosigkeit. Ohne
gekämpft und heute hat er ein einigermaßen geregel-
Familie, ohne Freunde, ohne Perspektive.
tes Leben. Heute bemüht er sich intensiv, einen Ausbildungsplatz und Arbeit zu finden, um selbstständig und
E
unabhängig leben zu können. Dr. Carsten Rabe, Mitglied der Jury
„Der Jugendbildungspreis des Landes Baden-Württemberg würdigt jugendliches Engagement und Kreativität – ich freue mich, dass er auf reges Interesse stößt und eine solche Vielfalt von Projekten aufzeigen kann. Danke an die Jugendlichen für tolle Beiträge.“
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
www.menschenrechte.jugendnetz.de
Die Projekte – Die Preisträger
Sonderpreis
Mannheimer Schüler gegen Rechts Mannheimer Schüler gegen Rechts www.msgr.de Die Mannheimer Schüler gegen Rechts (MSgR) sind eine selbstverwaltete Schülerinitiative, die seit 2000 besteht. Sie setzen sich mit präventiver Aufklärungsarbeit gegen rechtsradikale, fremdenfeindliche und rassistische Strömungen in- und außerhalb der Schule ein. Hierzu gehört zum Beispiel ein Präventionsprogramm für die Klassenstufen sechs bis acht, die Teilnahme mit einem Infostand bei verschieden Demonstrationen und Straßenfesten oder das Organisieren des jährlichen MSgR-Festivals.
Antonia Hauth
Wir, die „Mannheimer Schüler gegen Rechts“ (MSgr), sind eine selbstverwaltete Schülerinitiative, die bereits seit dem Jahr 2000 besteht. Unser Ziel ist es, rechtsradikalen, fremdenfeindlichen und rassistischen Strömungen in- und außerhalb der Schulen entgegenzuwirken. Wir sind der Meinung, dass Rechtsradikalismus nachhaltig nur durch Aufklärung und Prävention schon ab den unteren Klassenstufen entgegengetreten werden kann. Mit unser präventiven Aufklärungsarbeit wollen wir bei Jugendlichen Bewusstsein und Sensibilität für ihre Rolle in der Gesellschaft schaffen. Wir möchten Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Die Preisträger
Dazu treffen wir uns einmal in der Woche. Dann planen, organisieren und konkretisieren wir unsere Ideen. Außerdem beteiligen wir uns an Demonstrationen gegen Rechtsradikalismus und Rassismus, vor allem in Süddeutschland, aber auch in anderen Teilen Deutschlands. Wir versuchen, das Thema Rechts radikalismus mit Infoständen, z. B. auf dem ChristopherStreetDay oder Straßenfesten in Mannheim und demnächst auch mittels unserer Sendung beim Bermudafunk immer wieder in das Bewusstsein von Jugendlichen zu bringen. Im Moment sind wir bei den Vorbereitungen für diese Sendung, in der wir neben Musik, die Rassismus bzw. Rechtsradikalismus thematisiert, auch aktuelle Ergebnisse zu diesem Thema in Form von Zeitungsartikeln oder ähnlichem vorstellen und erörtern. sie auf das Thema Rechtsradikalismus aufmerksam machen, auf seine Wurzeln, aber auch auf die Aktu-
Weiterhin beteiligen wir uns tatkräftig bei MgR
alität, die dieses Thema leider immer nicht hat. Es ist
(„Mannheim gegen Rechts“). Beim „Koffer-Projekt“
uns wichtig, Jugendlichen die verschiedenen Formen
zum Beispiel werden einige Koffer mit Broschüren
und Gesichter des Rassismus zu zeigen, sodass diese
und anderem Informationsmaterial über die Organi-
von ihnen sofort erkannt und bekämpft werden kön-
sationen, die bei MgR mitwirken, bestückt und dann
nen.
in Schulen präsentiert.
Uns interessiert, wie die Jugendlichen in Mannheim
Darüber hinaus ist nicht der wichtigste, aber der
die Präsenz von rechtsradikalen Tendenz in ihrer
wohl bekannteste Teil unserer Arbeit das jährliche
Schule einschätzen, was sie im Zusammenhang mit
MSgR-Festival gegen Rechts. An diesem Tag zeigen
Rechtsradikalismus interessiert, bewegt oder was
wir lautstark mit meist 500 bis 800 Besuchern in ge-
sie sogar selbst erleben. Aus diesem Grund sind wir
wohnter Festival-Atmosphäre unseren Protest gegen
immer gerne zur Zusammenarbeit und Austausch
die rechtsradikale und rassistische Szene. Dabei un-
mit SMV, Schülergruppen oder Klassen bereit.
terstützen uns jedes Jahr viele verschiedene regionale Bands. Zu diesem Festival laden wir auch immer möglichst viele andere Organisationen ein, die einen
E
Elisabeth Johanna Henkel-Waidhöfer, Mitglied der Jury
„Alle politischen Parteien klagen über Nachwuchsmangel. Solche Projekte wie in Mannheim zeigen, wie sich Jugendliche aktionsbezogen politisch engagieren und für die Rechte anderer eintreten.“
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Die Preisträger
Infostand aufbauen und unsere Besucher noch über
lern das Thema Vorurteile und Rassismus näher brin-
andere Möglichkeiten der politischen Teilhabe aufklä-
gen und sie dabei unterstützen eigenständig den-
ren. Noch dazu überlegen wir jedes Jahr interessante
kende Menschen zu werden, die sich nicht von popu-
Aktionen, wie beispielsweise das Aufsprühen von
listischen Vorurteilen leiten lassen. Präzise haben wir
Menschenrechten auf die Arme der Besucher oder
schon den Rahmen des Programms aufgestellt. Zu-
das Aushängen von Zeitungsartikeln zum Thema
nächst möchten wir ein „Vorurteils-Quartett“ spie-
auf den Toiletten.
len, welches ihnen aufzeigt, dass Vorurteil meist auf falschen Tatsachen beruhen. Daraufhin werden wir
Unser anderes aktuelles Projekt ist unser Präventi-
ihnen den Kurzfilm „Schwarzfahrer“ von Pepe Dan-
onsprogramm für Schüler der Klassenstufen sechs
quardt aus dem Jahr 1992 vorspielen, ihnen aber das
bis acht. Damit möchten wir in Zukunft jungen Schü-
Ende vorenthalten, denn sie sollen sich selbst in Kleingruppen ein eigenes Ende überlegen und vorspielen. Nachdem dann das Ende des Kurzfilms angeschaut wurde, wird über die unterschiedlichen Möglichkeiten für ein Ende des Films diskutiert. Zum Schluss möchten wir den Schülern noch Informationsmaterial und Links an die Hand geben, damit sie, wenn sie möchten, noch tiefer in die Thematik einsteigen können. Dieses Präventionsprogramm soll zwei bis vier Schulstunden dauern. www.msgr.de Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
19
Die Projekte – Nominierte Projekte
Behinderung orga-
Nominierte Projekte
nisieren das einmal im Monat stattfindende Café gemeinsam. So haben es die Ehrenamtlichen geschafft, Behinderte in den Betrieb des Zentrum Zinsholz zu integrieren.
HSI-project, Tübingen www.hsi-tuebingen.de „HSI-project“ ist die Band der Hauptschule Innenstadt Tübingen. Sie besteht zurzeit aus elf Schülern, die aus sieben Nationen kommen. Alle Lieder werden selbst geschrieben und komponiert. Die Jugend lichen setzen sich in ihren Songs zum Beispiel mit
CYS Schultimer zum Thema Zivilcourage, Biberach www.ju-bib.de
Gewalt und Rassismus auseinander, mit der Klimakatastrophe und mit ihren Zukunftsängsten. „HSI-
Seit drei Jahren entsteht in Biberach bei der Jugend-
project“ hat bereits zahlreiche öffentliche Auftritte
firma Creative Young Stars ein Schülerkalender von
hinter sich und sogar schon eine eigene CD produ-
Jugendlichen für Jugendliche. Er begleitet durchs
ziert.
ganze Schuljahr und gibt vielfältige Anregungen selbst aktiv zu werden und die Welt ein Stück zu verbessern. 2010/11 steht das Thema Zivilcourage dabei im Mittelpunkt.
Come together – das Behindertencafé, Ostfildern www.zinsholz.de „Come together“ ist eine Plattform für alle Behinderten und Nichtbehinderten, um Vorurteile abzubauen und sich besser kennenzulernen. Menschen mit und ohne
20
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Nominierte Projekte
Jugendausgabe Trott-war, Stuttgart www.trottwar.de, www.jpbw.de
Cool am Computer – junge Tutor/-innen für Senior/-innen (CACTUS), Ulm www.ileu.net
Die Jugendausgabe der Zeitschrift Trott-war rückt sozial Schwache und Benachteiligte in den Fokus. Die
In Anlehnung an
Jugendpresse Baden-Württemberg und das Stamm-
das Projekt der euro-
team der Trott-war möchten junge Leser zwischen
päischen Lernpart-
15 und 26 Jahren für Themen am Rande der Gesell-
nerschaft „Grand-
schaft interessieren und
parents & Grand-
begeistern. Die beglei-
children“ werden in
tende Kampagne über
fünf Modellschu-
Postkarten, Website
len „Junior Internet-
und Facebook, griff
Helfer/-innen“ ausgebildet. Anschließend bringen sie
das Titelthema der
bisher internetunkundigen Erwachsenen den Umgang
Zeitung „Ist das ge-
mit Computer und Internet näher, um sie so vor der
recht?“ auf; außer-
Ausgrenzung aus der digitalen Welt zu bewahren.
dem wurden an Stuttgarter Schulen dazu Diskussionen veranstaltet.
Jammin for Justice, Stuttgart www.jamminforjustice.de Gegründet wurde das Projekt 2007 von zwei damals 16-jährigen Schülerinnen, die dem Weltgeschehen nicht mehr nur zusehen, sondern selbst aktiv werden wollten. Inzwischen ist das Projekt zu einer freien Schülerinitiative geworden und organisiert beispielsweise Benefizkonzerte. Der Erlös wird für afrikanische gemeinnützige Projekte gespendet. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Weitere Teilnehmer
MUT gegen rechte Gewalt, Ehningen www.tsv-ehningen.de Die Jugendabteilung des TSV Ehningen e. V. unterstützt den Kampf gegen Rechts mit beispielsweise
Zertifizierung zur sucht- und gewaltfreien Klasse, Calw
einem Logo auf den Sporttrikots und einem Infoabend. Besonders setzt sich die D-Jugend hier ein.
www.jugendagentur-calw.de Jugendliche werden vom Kreisjugendring Calw dazu eingeladen, sich Gedanken zum Thema Mobbing und Gewalt in Schulklassen zu machen. Wichtig ist dabei, dass die Klassen von allein auf den Kreisjugendring zukommen und durch das gemeinsame Arbeiten beispielsweise die Klassenatmosphäre oder die Schulpolitik verbessert wird.
Dirt Bike Park, Göppingen www.framebreakers.de Der Dirt Bike Park in Göppingen-Faurndau ermöglicht Kindern und Jugendlichen aus der Umgebung, ihren BMX-Sport auszuüben. Es gibt Trainingsmöglichkeiten für Downhill-, SlopeStyle-, 4Cross- und MountainBike-Fahrtechnik. Die Übungsstrecke wird vom Verein FrameBreakers Faurndau betrieben, in dem die
drift and run, Waldsee www.supermoto-aktuell.com Mit Hilfe des Motorsports soll Gewalt an Schulen bekämpft werden: Fairplay, Teamgeist und Respekt vor anderen sind wichtige Tugenden des Motorradsports, die durch zusätzliche Sportstunden mit Motorradtraining vermittelt werden.
22
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Jugendlichen selbst sehr engagiert dabei sind und sich beispielsweise um die Sauberkeit des Geländes kümmern.
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Circus Harlekin, Freiburg
B 612, Mannheim
www.jugend.jbw.de
www.ekjm.de
Die bunte und quirlige Artistentruppe des Jugend-
Mit dem Musical „B 612“ wurden Jugendliche aus der
bildungswerks Freiburg lädt zu einem Blick in die
KinderVesperkirche angesprochen. Zur KinderVesper-
Werkhalle der Harlekin GmbH ein. Hier experimen-
kirche sind Kinder und Jugendliche aus Schulen in
tieren die Künstler mit Requisiten aus dem Arbeits-
sozialen Brennpunkten Mannheims nicht nur zum
leben, und sie zeigen, was ein Zirkusartist mit Kabel-
kostenlosen Mittagessen eingeladen, sondern sie
trommel, Eimern, Kisten, Tauen, Leitern anstellt. Die
haben auch die Möglichkeit, bei unterschiedlichen
Erlöse kommen der Aktion „Kinder helfen Kindern“
Angeboten kreativ tätig zu werden. Die Jugendlichen
zugute.
entwickelten in einem gemeinsamen Lernprozess ihre Ideen und Vorstellungen zur Umsetzung für alle Bereiche des Musicals nach Motiven aus „Der kleine Prinz“.
Adam et Eve and the seven Todsünden, Biberach Theater von Jugendlichen für Jugendliche: „Adam et Eve and the seven Tödsunden” ist ein trinationales Theaterstück, das Jugendliche aus Frankreich, Polen und Biberach gemeinsam geschrieben, inszeniert
Mehrgenerationen unter einem Dach, Pforzheim www.eibhh.de
und mehrfach aufgeführt haben. Es fragt nach der Bedeutung der sieben Tod-
Sieben Monate lang wurden 55 Jugendliche, die in
sünden in der heutigen
der Jugendabteilung der Elterninitiative sind, in die
Zeit. Nach jeder Auf-
Renovierungs- und Umbauarbeiten des Vereins-
führung wurde das
heims eingebunden. Es wurden Trennwende ab-
Stück mit den Jugend-
gerissen, alte Farben und Lacke abgetragen, Bau-
lichen diskutiert und
schutt abtransportiert. Insgesamt wurden (ohne
danach jeweils er-
Reinigung) 2.900 ehrenamtlich Arbeitsstunden ge-
gänzt und verändert.
leistet. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
23
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Mobbing – Was würdest du tun?, Dußlingen
Funparkpaten, Gomaringen www.jugendagentur-tuebingen.de
13 Dußlinger Mädchen und Jungen haben sich das Thema Mobbing und seine verschiedene Aspekte
Funparkpaten: Das sind engagierte Jugendliche
erarbeitet. Heraus kam dabei auch ein 15-minütiger
zwischen 13 und 19 Jahren, die selbstständig das
Kurzfilm, bei dem die Fünft- bis Achtklässler in fremde
Gelände von Steinen und Dreck säubern. In vielen
Rollen geschlüpft sind und gelernt haben, sich in an-
Gesprächen mit jungen Besuchern haben die Fun-
dere hineinzuversetzen.
parkpaten es geschafft, auch andere von ihrem Verantwortungsgefühl zu überzeugen. Der Funpark wurde deutlich sauberer und damit auch sicherer. Die Funparkpaten wollen ihre guten Erfahrungen nun über eine Broschüre an andere Jugendliche weitergeben.
We are family, Reutlingen www.kulturwerkstatt.de „We are family!“ ist das neue Musikprojekt zwischen der Eduard-Spranger-Schule und der Kulturwerkstatt Reutlingen. Im Projekt wird das Thema „Familie“ in Form von Songtexten bearbeitet. Dabei werden Fragen wie „Welches Bild haben wir von Familie? In wel-
Sambotraining – ein Schritt nach vorn, Heidenheim www.start-ev.de
cher Familienform leben wir? …“ aufgegriffen. Das Neue an diesem Musikprojekt ist, dass
„Sambo“ ist die Abkürzung für den russischen Be-
es jeweils eine Kinderband und eine El-
griff: „Samosaschita bes oruschija“. Übersetzt heißt
ternband gibt. So werden neue Wege der
das: „Selbstverteidigung ohne Waffen“. Die Christo-
Kommunikation untereinander erschlos-
pherusschule ist eine Schule für „verhaltenskreative“
sen, das Gemeinsame und Verbindende
Kinder und Jugendliche. Jeder und jede hat Schwie-
steht im Vordergrund – und nicht die
rigkeiten mit den schulischen Leistungen und sich
Unterschiede.
selbst. 20 Jugendliche unterschiedlicher Herkunft lernen im Sambotraining sich selbst und ihre Grenzen kennen.
24
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Tauberwiesencamp, Creglingen www.creglinger-sofa.de
MFM: Mädchen Frauen Meine Tage, Männer für Männer, Creglingen www.creglinger-sofa.de
Das Tauberwiesencamp ist ein jährliches Freizeitangebot des Creglinger SoFa Vereins, in dem Kin-
In geschlechtsgetrennten Workshops werden Mäd-
der und Jugendliche einen Tag lang in verschiedenen
chen und Jungen der Klassenstufe fünf auf eine Ent-
Workshops handwerkliche, künstlerische und erleb-
deckungsreise durch den weiblichen und männlichen
nispädagogische Erfahrungen sammeln können.
Körper geschickt. Dabei erleben sie die Vorgänge rund um Pubertät, Zyklusgeschehen, Fruchtbarkeit und die Entstehung neuen Lebens altersentsprechend, liebevoll und im geschützten Raum.
Jugend konstruiert und fertigt, Heidenheim www.start-ev.de
Heimatlos, Engen
Unser Land braucht Techniker und Ingenieure. Dazu
20 Jugendliche zwischen elf und 17, die unterschied-
müssen Jugendliche frühzeitig an technische Heraus-
liche Nationalitäten haben und sowohl die Förder-
forderungen herangeführt und sie für Lösungen be-
schule als auch das Gymnasium besuchen, stecken
geistert werden. „Jugend konstruiert und fertigt“ führt
hinter dem Filmprojekt „Heimatlos“. Anschaulich
Kinder und Jugendliche in die Welt der CAD-
zeigt der Film die Problematik vieler ausländischer
Konstruktion ein: Sie lernen computer-
Jugendlicher, die darin liegt, nirgends zu Hause zu
gestützt Fahrzeuge oder Flugzeuge
sein. Wieso macht das Fremde Angst? Entstehen
zu fertigen, zu messen, zu steuern
nicht auch durch Unwissenheit Vorurteile? Diese
und zu regeln. Jugendliche aus
und andere Fragen wirft der Film auf.
zwei Schulen, einer Hauptschule und einem Gymnasium und verschiedener Herkunft arbeiten und lernen dabei gemeinsam.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
25
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Kein Platz mehr, Reutlingen www.theaterpatati.de
KommLern: Schüler für Schüler, Ludwigsburg www.ph-ludwigsburg.de
Lena gibt es nur im Doppelpack: mit ihrer besten Freundin Sandra. Die beiden sind unzertrennliche
Im Projekt „Schüler für Schüler“ arbeiten Gymnasi-
Freundinnen. Dann kommen die Sommerferien – und
asten und Hauptschüler zusammen. Sie beschäfti-
danach ist nichts mehr, wie es war … „Kein Platz mehr“
gen sich mit technischen Aufgaben wie Robotik oder
ist die siebte Eigenproduktion des TeenieTheaterTreffs
Fahrradreparatur, treiben Sport, drehen gemeinsam
am Theater Patati-Patata. Jugendliche zwischen zwölf
einen Film oder lernen für ihre Prüfungen. Dabei
und 16 präsentieren das Stück über Freundschaft,
bringen sie ihre unterschiedlichen Begabungen ein,
Ausgrenzung und Mobbing.
lernen, im Team zusammenzuarbeiten und bauen herkömmliche Vorurteile über einander ab.
TeClub, Heilbronn www.faszinationtechnik-bw.de
Kultur von Jung zu Jung, Bopfingen www.drk-aalen.de
Früh interessiert sich, wer einmal Ingenieur werden will. Deshalb lockt der Heilbronner Verein Faszination
Unter dem Motto „Kultur von Jung zu Jung“ brachten
Technik Mädchen und Jungen in Technikworkshops
in Bopfingen Jugendliche anderen Jugendlichen ihre
an die Hochschule Heilbronn. Der TeClub bietet Kin-
(Jugend-)Kultur näher. Es gab zum Beispiel einen
dern und Jugendlichen im Alter von sieben bis 13 ein
Tanzworkshop, in dem neue und aktuelle Hip-Hop-
regelmäßiges Angebot rund um Technik. Seit seiner
Moves gelernt werden konnten oder
Gründung im Jahr 2007 ist die Mitgliederzahl auf über
Workshops für Selbstverteidigung
200 angewachsen.
und Singen. Höhepunkt war eine Abschlussveranstaltung, in der gezeigt werden konnte, was die Jugendlichen sich gegenseitig beigebracht hatten.
26
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
miteinander wichtig sein können, hat die Projektgruppe in verschiedenen Workshops herausgefunden.
Podium – Junges Europäisches Musikfestival Esslingen, Esslingen www.podiumfestival.de Das Podium Festival Esslingen ist ein Projekt von und mit internationalen jungen Musikern sowie zahlrei-
Aktionswoche Zivilcourage – „Was geht’s mich an?“, Biberach www.biberach-riss.de
chen ehrenamtlichen Helfern zwischen 15 und 25 Jahren. Durch den Enthusiasmus aller Mitwirkender
Mit dem Motto „Was geht`s mich an?“ erreichte der
sowie durch die innovativen Konzertformate gelingt
Arbeitskreis Zivilcourage der Stadt Biberach mit ab-
es, Vorurteile gegen die klassische Musik aufzubre-
wechslungsreichen Aktionen viele Menschen und
chen und junge Menschen für sie zu begeistern.
warb für eine tolerante und respektvolle Stadt. Beispielsweise wurden in einer Street-Ausstellung Projekte von Schülern des zweiten Ausbildungsjahrs Grafikdesign der Hauchler Studio Biberach vorgestellt. In Workshops wurde jungen Menschen Mut gemacht, in ihrer Lebenswelt zivilcouragiert zu handeln und sich aktiv für Toleranz und Demokratie einzusetzen.
Fair Play im Fußball – Fair Play im Alltag!, Esslingen www.sjr-es.de www.kulturvereinesslingen.de www.rws-berkheim.de Volleyschuss ohne Flanke? Unmöglich! Doppelpass allein? Vergiss es! Vierer-Kette ohne Absprachen? Chaotisch! Was wäre eine Mannschaft ohne Teamgeist? Ohne miteinander zu reden und ohne aufeinander zu achten, egal welche Sprache der Mitspieler spricht? Viele Faktoren, die eine erfolgreiche Fußballmannschaft ausmachen, zählen auch im Alltag. Welche das sind und inwiefern sie im täglichen Umgang Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
27
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
und Jungen zwischen zehn und 16 Jahren um den Einzug ins „WM-Finale“ im Rahmen des Kinder- und Jugendfestivals in Stuttgart. In allen Spielorten setzten sich die jugendlichen auch mit „Ubuntu“ auseinander – ein Wort das im Afrikanischen für Menschlichkeit steht.
Beo goes to Hollywood, Karlsruhe www.beonetzwerk.de Die Karlsruher Jugendlichen haben eigenständig einen Werbefilm produziert, der anderen Schülerinnen und Schülern einen Einblick in verschiedene BeoNetzwerkProjekte gibt und sie so zur Teilnahme anregt. Mit Beo haben Jugendliche die Chance, durch Praktika Berufe kennenzulernen.
Tanz verbindet, Ingersheim Der Türkische Elternverein zur Integration – Tezi e. V. hat in Kooperation mit der Schule und dem Forum für Kinder- und Jugendschutz ein internationales Kinderfest organisiert. Kern dieses Projekts ist es, dass die Kinder- und Jugendlichen ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und ihre Kompetenzen präsentieren. Man muss nicht die Sprache kennen, damit man tanzen kann. Musik und Tanz verbinden alle Nationen.
Straßenfußball für Toleranz Weltmeisterschaft 2010, Stuttgart www.lsvbw.de Parallel zur Fifa-WM 2010 kickten in 14 Austragungsorten in Baden-Württemberg rund 2000 Mädchen
Jugendliche im Ort – Gemeinsam sind wir stärker!, Malsch www.drk-malsch.de Vereine, Institutionen und interessierte Jugendliche engagieren sich gemeinsam für den Jugendschutz in der Gemeinde. Als Jugendschutzbeauftragte sind sie beispielsweise bei Veranstaltungen im Einsatz. Hauptziel ist das Verhindern von Alkoholmissbrauch bei jungen Erwachsenen.
28
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
„Gibt’s Zukunft?“ Jugend vom Wartberg/ Reinhardshof heute, Wertheim
Wartbergkidz – ein Musical aus der Nordstadt, Heilbronn
www.drk-tbb.de
www.wartbergschule-hn.de
Jugendliche hatten die Idee, einen Film über ihre Hei-
Im Schuljahr 2009/10 erarbeiteten 60 Schüler – fast
mat Reinhardshof und Wartberg zu drehen. Beide ge-
alle mit Migrationshintergrund – gemeinsam mit
hören zu Wertheim. In beiden Stadtteilen gibt es viele
Lehrern der Wartberghauptschule ihr eigenes Musical.
verschiedene Kulturen und auch das Projektteam war
Unterstützt wurde das Team vom Theater Heilbronn.
interkulturell. Ziel des Films war es, die Vorurteile der
Den beinahe einjährigen Prozess hielt eine kleine
Menschen gegenüber anderen Kulturen aufzugreifen
Schülergruppe mit der Videokamera fest.
und sie zu reflektieren. Zudem wurden die Stadtteile mit ihren Vereinen und Jugendeinrichtungen beschrieben.
Wir ernten, was wir säen, Stuttgart www.wir-ernten-was-wir-saeen.de
Ernährung und Bewegung, Aalen www.drk-aalen.de
„Wir ernten, was wir säen“ bereitet Fragen der nach haltigen Entwicklung insbesondere für Jugendliche verständlich auf und bietet eine Plattform für Mei-
Das Projekt „Ernährung und Bewegung“ will das
nungsaustausch. Beim Ideen-
Gesundheitsbewusstsein bei Kindern und Jugend
tisch werden alle 14 Tage „off-
lichen in Jugendzentren wecken und nachhaltig
line“ Projektideen skizziert
stärken. Sie haben die Möglichkeit, Bewegung in
und diskutiert. 2010 wurde
Form von Walking, Klettern, Schwimmen, Reiten,
außerdem das Jugend
Ballspielen und vielem mehr auszuprobieren und
forum zum Thema Nach-
fortzuführen. Des Weiteren planen und kochen sie
haltigkeit mit 350 Besu-
gesunde, schmackhafte Gerichte miteinander, die
chern organisiert und
auch schon in einem Rezeptbuch zusammenge-
ein Nachhaltigkeitswett-
fasst wurden.
bewerb ausgeschrieben. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
29
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
neue Talente … schmieden ihre „ganz eigenen“ Berufs- und Zukunftspläne, ohne sich von Klischees beeindrucken zu lassen … lassen sich nicht entmutigen und gehen selbstbewusst ihren Weg. In der Girls’ Day Akademie gewinnen die Teilnehmerinnen einen intensiven Einblick in technische und handwerkliche Berufsfelder.
Was heißt hier Liebe, Lörrach www.fugit.de Anhand des Theaterstücks erarbeiten die Schüler das Thema Lebensperspektiven für junge Frauen – Schwangerschaft contra Berufsausbildung. Dabei stehen offene Fragen, ihr Rollenverständnis, ihre eigenen Erwartungen und Erfahrungen im Vordergrund. Der ungezwungene Austausch mit den jungen Schauspielern ermöglicht den Jugendlichen eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik.
Jung, Mobil & KLAR Peerprojekt an Fahrschulen, Landkreise Esslingen und Göppingen www.landkreis-esslingen.de Peers, das heißt gleichaltrige Schüler, Auszubildende, Studierende etc. gestalten an Fahrschulen eine Einheit rund um das Thema „Alkohol und Drogen im Straßenverkehr“. Gemeinsam mit den Fahrschülern entwickeln sie Strategien, wie man feiern kann und trotzdem gut nach Hause kommt.
Girls’ Day Akademie Sigmaringen www.ju-max.de Coole Mädchen … schnuppern in möglichst viele Berufsbereiche rein – und entdecken dabei ganz
Street Art Projekt zum Thema Freiheit, Ulm www.vh-ulm.de In Anlehnung an die Graffiti-Aktion der Weißen Rose in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 1943 hat die DenkStätte Weiße Rose zusammen mit Jugendlichen
30
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
die Fassade des Ulmer EinsteinHauses mit Street Art
ten Menschenrechtspreis der Stadt Esslingen und
gestaltet und sich mit der Widerstandsgruppe ausein
dessen Wirkung in unserer Gegenwart auseinan-
andergesetzt. Hans Scholl pinselte das Wort Freiheit
dersetzt. www.niemalsausdemsinn.de informiert
mit Teerfarbe neben den Eingang der Münchner Uni-
begleitend Anfänger und Fortgeschrittene zum
versität.
Thema Theodor Haecker und Menschenrechte.
We’re Europe, Remshalden
Kompetenzschmiede Theater, Rems-Murr-Kreis
www.cjd-geradstetten.de
www.kjr01.de Der Titel „We’re Europe“ war Programm bei den interkulturellen Begegnungstagen in Remshalden, die 32
Die Kompetenzschmiede Theater ist ein Kooperati-
Jugendliche aus Frankreich, der Slowakei, Ungarn und
onsprojekt zwischen Kreisjugendring, Schulen und
Deutschland im August 2010 gestalteten. Ziel war es,
Moscheevereinen im Rems-Murr-Kreis und spricht
die Kultur der anderen Teilnehmerländer besser ken-
Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren aus Haupt-
nenzulernen, Solidarität und Toleranz über die Gren-
und Realschulen an. Durch die Entwicklung eines
zen hinweg zu wecken und den jungen Menschen das
gemeinsamen Theaterprojekts bekommen die jun-
Gefühl einer aktiven europäischen Bürgerschaft zu
gen Menschen die Möglichkeit, zu lernen wie man
vermitteln.
sich öffentlich präsentiert, wie man gemeinsam mit anderen Probleme lösen und Verantwortung übernehmen kann.
Niemals aus dem Sinn, Aichwald www.niemalsausdemsinn.de „Niemals aus dem Sinn“ heißt der Titel einer Performance, in der sich das Jugendtheater-Ensemble Stage Divers(e) mit dem Kulturkritiker und Theologen Theodor Haecker, dem nach ihm benann-
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
31
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Friendship II – Präventions- und Integrationsprojekt, Künzelsau
Carmen go home?, Freiburg
www.josefspflege.de
www.element3.de
Das Musicalprojekt Friendship ist ein Angebot für Kin-
In der vergangenen Spielzeit erarbeiteten Roma-
der und Jugendliche von zehn bis 15 Jahren. Die Akteu-
Jugendliche und Mitglieder des Jugendclubs im
re sind überwiegend Schüler der GHS Künzelsau und
Theaterprojekt „Carmen now!“ eine moderne
der Grundschule Taläcker. Für Bühnenbild, Kostüme
„Carmen“-Geschichte, in der sich eine Deutsche
etc. wurden engagierte Erwachsene aus dem Stadtteil
und ein Roma-Mann lieben. Jetzt geht es um die
gewonnen. Das niedrigschwellige Freizeitangebot er-
realen Biografien der am Projekt beteiligten Roma
möglicht einen leichten, unverbindlichen Zugang.
und ihrer Familien. Diese werden – basierend auf Interviews – von ihren deutschen Freunden gelesen.
Keloglan kommt nach Freiburg, Freiburg www.element3.de
Jung und Alt, Nürtingen
Kinder unterschiedlicher Nationalitäten haben sich
www.samariterstiftung.de
mit dem Jungen Keloglan beschäftigt, der eine Glatze hat und anders denkt als normale Menschen. Da seine Mutter arm ist, schickt sie ihn zum Arbeiten nach Deutschland, wo er schließlich in Freiburg landet. Die Kinder haben die Geschichte von Keloglans abenteuerlicher
lösen mit ihnen Kreuzworträtsel oder unterhalten sich ganz einfach. Bei diesen prägenden Erfahrungen und Begegnungen zwischen Jung und Alt bekommen sie Orientierungshilfen für ihre Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung. Langfristige Kooperationen werden aufgebaut und feste
Reise dorthin mit viel
Konzepte erarbeitet, um den Generationendialog
Phantasie und Herz-
und soziales Engagement junger Menschen nach
blut selbst entwickelt.
32
Jugendliche lesen den Pflegeheimbewohnern vor,
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
haltig zu fördern.
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Berufsbild-Interview „Bildungsreferent“, Stuttgart
Lichtblick, Ostfildern www.lichtblick-band.de
www.jobfit.jnbw.de Die Band Lichtblick aus Ostfildern spricht in ihren An der Lerchenrainschule Stuttgart haben Schüler
Songs Themen wie Obdachlosigkeit oder Zivilcourage
ein Berufsportrait über einen Bildungsreferenten er-
an. Soziales Engagement ist den fünf Jugendlichen
stellt. Im Rahmen des Projekt haben sie sich zudem
wichtig. Sie spenden daher 50 Cent jeder verkauften
mit dem Thema Bewerbung, Interview, Kameratech-
CD an die Agapedia Stiftung.
nik und Filmen auseinandergesetzt.
Hip-Hop Benefiz, Offenburg
1. MusicWorkshopDay Emmendingen, Emmendingen
www.hiphopbenefiz.blogspot.com
www.musicworkshopday.blogspot.com
Offenburger Jugendliche organisieren ein Hip-Hop-
Einmal im Leben mit einem Star auf der Bühne ste-
Benefiz Konzert. Seit vielen Jahren kommen neue
hen und Musik machen – diesen Traum konnten die
Jugendliche zur Projektgruppe hinzu und können so
53 Teilnehmer des MusicWorkshopDay Emmendingen
von den „alten Hasen“ lernen. Zusätzlich gibt es viele
realisieren. Die Jugendlichen lernten wie ein Musik-
ehrenamtliche Helfer, die zum Gelingen beitragen.
stück aufgebaut ist, spürten
Jugendliche verschiedener Kulturen arbeiten zusam-
den „Groove“, improvisier-
men und setzten ein Zeichen in Sachen Integration.
ten und entwickelten
Das Konzert ist für Jugendliche und junge Erwach-
zusammen ein eigenes
sene. Gespen-
Programm, das sie
det wurde
beim Abschlusskon-
an den För-
zert präsentierten.
derverein für
Ihre „Lehrer“ waren
krebskranke
international be-
Kinder e. V.
kannte Künstler. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
33
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Motto „Kaleidoskop – Harmonie der Farben“ vermischten sich verschiedene Trendsportarten, Menschen, Kulturen und Farben.
Frag mich!, Freiburg www.weiterfuehren.de „Frag mich!“ ist ein Mentorinnenprojekt zum Thema Übergang Schule-Beruf, das auf den Erfahrungen der beteiligten jungen Frauen aufbaut. Auf www.weiterfuehren.de
BIGevent, Schwetzingen www.bigevent.jimdo.com
beantworten sie Fragen rund um das Thema. Dabei wollen sie kein Expertenwissen weitergeben, sondern mit
Das Schwetzinger Jugendprojekt BIGevent ist der
praktischem Wissen weiterhelfen.
Partner für Events an Schulen und Jugendzentren. Die Jugendlichen erstellen selbstständig Veranstaltungskonzepte, kümmern sich um Räumlichkeiten, Organisation und Werbung sowie Sponsoring. Seit 2008 haben sie so schon über zehn Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
In Move – interkulturell bewegen, Ludwigsburg www.ludwigsburg-in-move.de Bewegung verbindet die Kulturen: In Workshops wie „Slakliner“ oder „Artistik“ haben sich an die hundert Jugendliche unterschiedlicher Herkunft auf ihren
Denzlinger Cleverle, Denzlingen www.edeju.de
Auftritt beim interkulturellen Fest in Ludwigsburg vorbereitet. In der Gesamtperformance unter dem
Cleverle sind Kinder und Jugendliche, deren natürliche Eigeninitiative und individuelle Potenziale durch Selbstbildung in synergetischen alters-, kompetenzund kulturübergreifenden Netzwerken cleverer Bürger just in time geweckt und gefördert werden. Eigene Ideen, Interessen und Projekte der Cleverle werden so qualitativ wie möglich individuell realisiert. Cleverle präsentieren sich und ihre Projekte auf ihren Internetseiten.
34
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Nur Mut aktiv, Lörrach
Newcomer, Mannheim
www.nur-mut-projekt.de
www.filsbach.com
Forumtheater ist eine bestimmte Form des „Mitmach
Musik ist ein wichtiges Identifikationsmedium und
theaters“. Nach dem Stück folgt ein zweiter Teil, in
Element jugendlicher Selbstfindung. Mitmachen statt
dem den Zuschauern die Chance geboten wird, selbst
zu konsumieren, „Ausprobieren, was in mir steckt“
initiativ zu werden und sich in die Handlungsabläufe
ist das Motto von „Newcomer“. Hier Musizieren und
bewusst einzumischen. Das Projekt „Nur Mut aktiv“
Komponieren Mädchen und Jungen, mit und ohne
möchte so mit Schülern der unterschiedlichsten
Migrationshintergrund gemeinsam. Höhepunkt und
Schultypen über ihre Berufswünsche und Zukunfts-
Ziel ist der Live-Auftritt.
wünsche ins Gespräch kommen.
mu:v-Camp, Weikersheim Hardware-Hilfe-Station, Stuttgart
www.muv.jmd.info
www.jugendhaus.net/heslach „mu:v-Musik verbindet“ ist eine Initiative von jungen „Hardware-Hilfe-Station“ ist ein gemeinsames Pro-
Leuten für junge Leute. Ausgedacht, geplant und mit
jekt von Jugendhaus Heslach und dem SeniorenNet
großer Leidenschaft organisiert wurde das Camp von
Stuttgart. Gegen eine geringe Unkostenpauschale
jungen Mitgliedern der Jeunesses Musicales Deutsch-
reparieren die Ehrenamtlichen Computer für Men-
land. 120 junge Musikbegeister zwischen 16 und 25
schen aus dem Stadtteil, bauen sie um oder völlig
Jahren nahmen im Camp an über 40 Musikwork
neu zusammen.
shops teil. Das gemeinsame Erleben von Musik stand dabei im Vordergrund.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Landesjugendleitung der Johanniter-Jugend, Stuttgart
… schaust du noch oder hilfst du schon?!, Kißlegg-Immenried
www.johanniter.de
www.zivilcourage-preis.de
Die Landesjugendleitung (LJL) wurde von den Regio-
Es sind nicht die spektakulären lebensrettenden
nalleitungen demokratisch gewählt, die Leitung der
Helden, die die jugendliche Projektgruppe filmisch
Johanniter-Jugend Baden-Württemberg zu überneh-
in Szene gesetzt hat, sondern die alltäglichen Unge-
men und zu verantworten. Die LJL organisiert Freizei-
rechtigkeiten. Sie möchte mit ihrem Werbefilm zum
ten und weitere Veranstaltungen, nimmt Mitbestim-
Zivilcouragepreis 2010 im Landkreis Ravensburg
mungsmöglichkeiten auf Bundesebene wahr und gibt
dazu beitragen, dass viele Menschen für das Thema
Impulse für die Weiterentwicklung der Jugendarbeit.
sensibilisiert werden und in Notsituationen genug Selbstvertrauen haben, um richtig handeln zu können, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu bringen.
Boing-Boing! Das Leben ist ein Surfbrett, Ravensburg Wir sind Kinder einer Erde, Stuttgart
www.drs.de
www.generationenhaus-heslach.de Alles mitnehmen, auf den Wellen des Lebens surfen, höher, schneller, weiter auf allen Ebenen – von diesem Thema bewegt schufen die
Deutschland, Griechenland sind „eine Erde“. Gemein-
Ravensburger Jugendlichen
sam stellen sie ganz unterschiedliche Aktivitäten auf
ihr eigenes Rocktheater.
36
90 Menschen, große und kleine, aus Italien, Russland,
die Beine: etwa ein Theaterstück oder ein Konzert.
Sie erarbeiteten sich das
Auch gemeinsame Museumsbesuche oder Ausflüge
Thema, diskutierten
stehen auf dem Programm. Das Familienzentrum
den Inhalt des Stücks,
„Märchenwelt“ des Deutsch-Slawischen Kulturvereins
schrieben Liedtexte,
erleichtert es so Familien unterschiedlicher Kulturen,
schauspielerten, …
eine Heimat in Deutschland zu finden.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Neben der sportlichen Leistung standen die Vermittlung von Solidarität, Teamgeist und Fairplay im Mittelpunkt sowie die Stärkung des Selbstbewusstseins.
Jugend-Cool-Tour, Mengen www.ju-max.de „Jugendliche zeigen, was sie drauf haben“ – das ist zusammengefasst Ziel der Veranstaltungsreihe „JugendCool-Tour“. Die Partytour durch die Jugendhäuser bietet jungen Künstlern aus der Region Auftrittmöglich-
Ulmer Unke, Ulm www.kibum-ulm.de
keiten und dem Publikum eine bunte Mischung aus Vorführung, Tanz und Konzert.
Die Ulmer Unke ist ein Kinder- und Jugendbuchpreis von und für Jugendliche und Kinder. Jeden Frühling nominiert das „Orga-Team“ 30 neuerschienene Bücher für den Preis. Dann entscheidet die Jury aus 63 Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 14 Jahren aus Stadt und Umgebung, wer sich im Herbst mit der Unke schmücken darf.
Handball verbindet – wir spielen nicht nur Handball, Birkenau www.tsv-birkenau.de Ein Trainingslager der etwas anderen Art organisierten die Ehrenamtlichen des TSV Birkenau e. V.
Jeder is(s)t anders – Nur was unter der Schale ist zählt, Engen www.anne-frank-rsengen.de Mit einer Buttonaktion, einem Konzert und einem Film setzte die Anti-Rassismus-Gruppe der Schülervertretung der Anne-Frank-Realschule Engen Zeichen gegen Rechts. Der Film zeigt 200 Menschen beim Banane essen. Jeder hat dabei seine ganz eigene Technik, jeder is(s)t einzigartig. Trotzdem sind alle Menschen gleich viel wert. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
37
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
engagieren sich und graben, sägen, hämmern, … fertig ist die Spielhaus- und Kletteranlage, Barfußpfad und weitere Module folgen.
WM Party Aktiv, Böblingen Fünf Freundinnen organisieren gemeinsam eine Veranstaltung zur Fußball-WM. Sie kümmern sich um Location und gewinnen hierfür ein Hotel als Partner. Aber auch Versicherung und Musik sind wichtig. Sie entwickeln die Idee eines eigenen Turnieres und setzten diese um, machen Werbung für ihr Event, … das
Theatercamp – in 5 Tagen um die Welt, Lörrach www.sak-loerrach.de
stand vor der WM Party Aktiv, die 50 Jugendliche feierten.
Elf Jugendliche bereisten im Ferien-Theatercamp in ihrer Fantasie Europa, Afrika, Asien, Amerika und begegneten anderen Kulturen und Traditionen. Dem neu Kennengelernten gaben sie in selbst entwickelten Theaterszenen einen Rahmen. Neben diesen Eindrücken nahmen sie eine Portion Selbstbewusstsein und eine neue Selbstdisziplin von ihrer Reise mit.
Unser Erlebnisgarten – Schüler machen Schule, Filderstadt www.lindenschule-gs-ostfildern.de Die 300 Schüler des Förderzentrums Lindenschule planen, gestalten, bauen und nutzen eigenverantwortlich ein Spiel- und Erfahrungsfeld – ihren Erlebnisgarten. Auch Eltern, Lehrer und weitere Freiwillige
Schülerfirma „RGS-Wolle“, Bad Säckingen www.rudolf-graber-schule.de Die Schülerfirma beschäftigt sich mit dem nachwachsenden Rohstoff Schafwolle von der Schafschur bis zum fertigen Produkt und dessen Vermarktung. Ziel ist die nachhaltige Entwicklung. Der Schafwollkompost ist ein Projekt, in dem neben der Wollverarbeitung und dessen vielseitiger Anwendung nachhaltiges Lernen erfahrbar ist.
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Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
„Ey, Respekt Alder!“, Bad Urach www.bruderhausdiakonie.de Im Rahmen eines Videoprojekts des Jugendmigrationsdienstes Bad Urach entstand in vier Monaten ein Film
Jugendbeirat des Jugendfonds Ortenau und gleichzeitig Organisationsteam für Mitmachen Ehrensache im Ortenaukreis, Ortenaukreis www.ortenaukreis.de
zum Thema „Diskriminierung in Bad Urach“. Dazu wurden verschiedenste Menschen zum Thema Res-
Der Jugendfonds Ortenau unterstützt Projekte der
pekt interviewt und die Jugendlichen spielten Szenen,
Jugendbildung finanziell und ideell. Die Mitglieder
in denen es um einen respektvollen Umgang geht.
des Jugendbeirates basteln aktiv an der Ausgestaltung dieses Fonds mit. Sie bringen eigene Ideen, Erfahrungswerte und Emotionen ein. Der Jugendbeirat engagiert sich auch bei der Aktion „Mitmachen Ehrensache“. Die Gelder, die die Jugendlichen hier erarbeiten, fließen in den Jugendfonds.
Theaterprojekt Spielzeit, Schorndorf www.club-manufaktur.de Spielzeit – das sind 13 Kinder und Jugendliche, die gemeinsam Theater stücke entwickeln und spielen. in „Traumwelt“ und
Musikvermittlung, Nürtingen www.mpg-nuertingen.de
„Zeitreise“ geht es um Themen wie
Schüler des Nürtinger Max-Planck-Gymnasium gin-
Macht und Ohn-
gen in örtliche Kindergärten, Grundschulen, Schu-
macht, Freund-
len für Körper- und Geistigbehinderte oder Gehör-
schaft und Feind-
lose. Sie überlegten sich im Vorfeld, wie sie am bes-
schaft und viele
ten mit den Kindern in Kontakt treten und wel-
Wünsche, die auf
ches Musikstück sie gemeinsam anhören und erar-
Erfüllung warten.
beiten möchten: der eine gestaltete eine eigene Geschichte, die andere näherte sich mit der Gruppe tänzerisch der Musik. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Weitere Teilnehmer
„Schönheit“ – der Film, Öhringen www.diakonie-wuerttemberg.de
„The Circle of Life“ – ein afrikanisches Märchen, Dettingen www.kjc-dettingen.de
In drei Seminaren wurde der Film von FSJler der Diakonie Württemberg erarbeitet, gedreht und ge-
„The Circle of Life“ ist ein Musical, das vom Kinder-
schnitten. Ziel war es, der Schönheit auf den Grund
und Jugendchor St. Johannes Dettingen aufgeführt
zu gehen, Filmen zu lernen und das Gruppengefühl
wurde. Engagiert erarbeiteten sich die Mädchen den
zu stärken. Besonders intensiv wurde sich mit der
Lebenskreislauf und lernten mit Musik und Schau-
Vielfalt der Schönheit beschäftigt und in verschiede-
spiel Emotionen auszudrücken. Durch viele gemein-
nen kreativen Phasen erarbeitet.
same Proben wurde besonders das Gemeinschaftsgefühl gefördert. Mit Enthusiasmus führten die Jugendlichen das Musical mehrmals erfolgreich auf.
NOIR – das junge Magazin der Jugendpresse BW, Stuttgart www.jpbw.de NOIR erscheint seit Januar 2008 regelmäßig meist fünfmal im Jahr, seit Sommer 2010 auch als Online-
Wir sind gegen HAPPY SLAPPING STOPP – Keine Gewaltvideos, Tauberbischofsheim www.tsv1863.de
magazin. Hinter NOIR
40
stehen fünf junge
Der Judonachwuchs des TSV Tauberbischofsheim e. V.
Erwachsene und
beschäftigte sich in verschiedenen Workshops mit
etwa 50 Jugendliche,
dem Thema „Gewaltvideos auf Handys“ und machte
die regelmäßig Texte
darauf aufmerksam, dass die neuen Medien teil-
schreiben. Die Themen
weise missbraucht werden, um andere zu diskrimi-
des Magazins drehen
nieren und zu beleidigen. Die Judokas finden „Ge-
sich rund um junges
waltvideos auf Handys sind so was von out“ und
Leben, Gesellschaft,
stehen für Respekt, Wertschätzung, Höflichkeit,
Wissen und Politik.
Hilfsbereitschaft und Selbstbeherrschung.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
sich einmal in der Woche und begeben sich auf eine Abenteuerreise, zum Beispiel als Piraten. Zu Beginn gibt es eine Fantasiereise, anschließend Piratengymnastik und zum Schluss ein gemeinsames Piratenspiel. Die Kinder haben jederzeit die Möglichkeit eigene Abenteuerreisen zu initiieren oder Vorschläge einzubringen. Unterstützt wird das Projekt von einem Sportmediziner.
You are different, you are equal, Ravensburg www.aha-ravensburg.de Sieben Tage lang erarbeiteten 43 Jugendliche aus sieben Ländern in Ravensburg eine interaktive Ausstellung zum Thema Menschenrechte. Organisiert wurde das Projekt vom Europäischen Freiwilligen des „aha – Tipps & Infos für junge Leute“. Ziel des Projekts war unter anderem, den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen zu fördern und die Besucher der Ausstellung anzuregen, darüber nachzuden-
„Ich knall euch ab“, Ludwigsburg www.kulturwelt2000.de
ken, wie oft sie Menschenrechte missachtet haben und ob ihre eigenen Rechte geachtet werden.
Durch die Zusammenlegung verschiedener Schularten in der Ludwigsburger Innenstadt entstand ein Jugendtheaterprojekt für alle Schüler. Ausgewählt wurde „Ich knall euch ab“, in dem es um die Zeit im Hier und Jetzt nach einem Amoklauf an einer Schule geht. Geprägt von dem Amoklauf in Winnenden entschieden sich die elf Jugendlichen und ihr Betreuer, das Stück dennoch weiter zu erarbeiten und aufzuführen, weil das Thema Amoklauf damit nicht mehr weit weg war, sondern plötzlich Teil ihres realen Umfelds geworden ist.
Fitte Helden – Bewegung für Kopf und Körper, Ehingen www.kinderschutzbund-bw.de Fitte Helden soll Kindern die Möglichkeit zur Bewegung gepaart mit Fantasie geben. Die Kinder treffen
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
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Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Kermes und Kinder-Jugendsportwochenende, Bad Wimpfen
Lebenswelten in BW, Ostfildern www.kickfair.org
Unterstützt durch zahlreiche Sponsoren eifern in Bad Wimpfen Kinder und Jugendliche bei einem Freizeit-
Fußball begeistert und verbindet Menschen über
kickerturnier um die Wette. Ziel des Projekts ist es,
Alter, Geschlecht und sozialer Herkunft hinweg.
Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen zu
Dieses Potenzial greift KICKFAIR auf und verbindet es
schlagen und den Abbau von Vorurteilen sowie die
mit Projekten in den Bereichen Bildung, Lernen und
gegenseitige Toleranz und Akzeptanz zu fördern.
Erziehung. Gemeinsam mit einem Medienpädagogen, einem Ausstellungsfachmann und einer Filmmacherin verschafften sich die Jugendlichen Filmwissen und setzten dies anschließend in Filmen über Straßenfußballer in ganz Baden-Württemberg um. Abschließend wurde ein Ausstellungsmodul entwickelt, das in den verschieden Vereinen aus gestellt wird.
Junge Frauen machen Radio – Bürgerfunk in Neugereut, Stuttgart frs.kumbi.org Das Projekt bietet besonders Mädchen und Frauen, aber auch Jungen, oftmals mit Migrationshintergrund, die Möglichkeit im Rundfunk zu Wort zu kommen. Das Radio Neugereut beschäftigt sich mit Themen wie Interkulturalität, Gemeinsamkeiten zwischen Generationen und Aktivitäten in Neugereut. Die Jugend-
Erstellen eines Berufsbildportraits, Langenau www.fsr-langenau.de
lichen erarbeiten die Themen selbst, produzieren und fahren die Sendung.
Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse informierten sich eingehend über den Zimmerer-Beruf und nahmen anschließend zu einem Betrieb Kontakt auf. Sie führten ein Interview mit einem Zimmerer, filmten dieses und veröffentlichten es auf ihrer Schulhomepage. So können sich auch andere über den Beruf informieren.
42
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Peace counts, Backnang www.kjr01.de
Ich sehe was, was du nicht siehst … und das ist Gott?!, Schwäbisch Gmünd www.drs.de
Fotografen und Reporter haben in den vergangenen Jahren Konfliktregionen bereist und Menschen port-
Kann Kunst die Welt verändern? Diese Frage stellten
rätiert, die sich über ethische, politische und religiöse
sich Jugendliche in Schwäbisch Gmünd und initiier-
Barrieren hinwegsetzten. Um diese Erfahrungen jun-
ten eine Lichtshow in der Johanneskirche. Sie nutzen
gen Menschen nahe zu bringen, wurde eine Ausstel-
die Steinmauern als Projektionsflächen mit den
lung initiiert und ein Begleitprogramm entwickelt.
Themenschwerpunkten Klagemauer, Pinnwand und Fotoalbum. Besonders intensiv setzten sie sich mit ihrer Heimatstadt auseinander und bemerkten, welche Vielfalt es in ihrer Stadt gibt. Die Kunst mit den neuen Medien soll Bilder des Lebens zeigen und Anstoß zu Veränderung geben.
Wieslocher Wechselkröten – Schutzmaßnahmen, Wiesloch www.ohgw.de Im Rahmen der Projekttage des Ottheinrich Gymnasiums Wiesloch engagierte sich eine 6. Klasse drei Tage für die Umwelt. Sie untersuchten den Amphibienbestand in Gewässern, die Wasserqualität und erstell-
Gegen Alkohol, Rauchen und Drogen, Neuried www.jugendzentrum-neuried.de
ten Informationen und Plakate. Noch nach den Projekttagen engagierten sie sich beim städtischen Nabu,
In Zusammenarbeit der Jugendgemeinderäte, des
indem sie zum Beispiel den Müll in Laichgebieten
Gemeinderats, des Jugendzentrums und einer Schule
entfernten.
fand in Neuried für die 7 bis 9 Klasse ein Projekttag zum Thema Alkohol, Rauchen und Drogen statt. Neben drei Unterrichtsstunden am Vormittag mit Infos und praktischen Versuchen zum Thema ging es im Jugendzentrum u. a. mit einer Gesprächsrunde zum Thema weiter. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
43
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
10 Jahre „Moskito“ – Theater- und Zirkusschule Ravensburg, Ravensburg
Raise your Pinsel, Ostfildern
www.theater-ravensburg.de
Gruppe Jugendlicher mit unterschiedlichen Nationalitä-
„Raise your Pinsel” – „Erhebe deinen Pinsel“ ist eine ten, die sich in einer Schülerinitiative gefunden hat. Ihr
Die Zirkusschule „Moskito“ nimmt junge Menschen
Ziel ist es, Rassismus und Intoleranz auf gewaltfreie Art
mit ihren Stärken ernst und fördert durch spielerische
Kontra zu geben. Gemeinsam wurde eine graue Beton-
Übungen und Aufführungen ihr Selbstbewusstsein.
wand angemalt und aus Schwarz-Weiß wurde ein bun-
Die Moskitos begannen 2000 mit 15 Kindern, nach
tes Bild, in dem sich jeder der Jugendlichen mit seinen
zehn Jahren trainieren 125 Kinder, Jugendliche und
Assoziationen und Wünschen eingebracht hat.
junge Erwachsene in verschiedenen Kursen.
luftschloss, Stuttgart
B. R. Semmler Preis für Mut und Zivilcourage, Göppingen
„luftschloss“ ist ein kreativer Verbund von Jugend
www.future-medien.de
lichen aus ganz Baden-Württemberg, die gemeinsam Erfahrungen in der Film-und Medienwelt sammeln.
Die Future-Jugendberufshilfe Göppingen hat diesen
Die entstandenen Filme sind auf Filmfestivals im In-
Preis ins Leben gerufen und zeichnet mit ihm junge
und Ausland zu sehen. Im aktuellen Film „Wasser-
Menschen aus, die sich aktiv für Toleranz einsetzten
weg“ haben sich die Jugendlichen mit dem Thema
und aktiv gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen, die
Zivilcourage vor dem Hintergrund des DDR-Unrechts-
sich für Mitmenschen, die Umwelt und verschiedene
regimes beschäftigt.
Kulturen in der Gesellschaft engagieren oder Menschen, die mutig gegen Gewalt vorgehen.
44
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
Schulung für Junior-Jugendbegleiter, Ravensburg
Jonglier AG Schönbuch-Gymnasium, Holzgerlingen
www.komja.de
www.jonglier-ag.de
Unter dem Motto „Jugendarbeit ist Bildung“ hat sich
Die Jonglier AG am Schönbuch-Gymnasium gehört
der Kreisjugendring Ravensburg e. V. verstärkt um den
zum Programm der offenen Ganztagsschule „Schule-
Ausbau der Ganztagsbetreuung bemüht. 43 Schüle-
Plus“. Gegründet wurde sie von drei Schülern und
rinnen und Schüler wurden 2010 zu Junior-Jugendbe-
einem Lehrer, die die AG zweimal wöchentlich leiten.
gleitern ausgebildet und sind nun ein fester Bestand-
Zusätzlich wird für Auftritte in sozialen Einrichtun-
teil der Ganztagsschulen, beispielsweise bei der Haus-
gen trainiert.
aufgabenbetreuung.
Videoclips zur Berufsorientierung, Heidelberg
Jugendaktionskongress (JAK): ICH, DU und die ANDEREN?! Zukunft gemeinsam gestalten!, Freiburg
www.jobfit-hd.de
www.jugendaktionskongress.de
Im Mittelpunkt des Projekts stand die Auseinander-
Der JAK findet in der Freien Waldorfschule Freiburg-
setzung der Schüler mit verschiedenen Aspekten
Wiehre statt und beschäftigt sich mit Themen zu
ihrer Berufsorientierung. Neben Berufsbildern dreh-
Umwelt, Naturschutz und zur sozialen Gerechtig-
ten die Teilnehmer Clips zu Themen wie dem Kon-
keit. Eingeladen sind Jugendliche, besonders Jugend-
kurrenzkampf unter Freunden bei der Bewerbung,
liche mit Migrationshintergrund. Es werden verschie-
dem Spannungsfeld zwischen Traumberuf und leb-
dene Workshops angeboten, die sowohl kreativ als
baren Möglichkeiten oder der Frage „Wie treffe ich
auch sportlich herausfordern, beispielsweise zum
die richtige Entscheidung?“. Die Teilnehmer erarbei-
Thema „Umweltflücht-
teten selbst die Storyboards, stellten die Kontakte zu
linge“, „Sanfter Tourismus“
den Betrieben und Interviewpartnern her und organi-
oder „Migration im Lauf
sierten die Drehtage.
der Geschichte“. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
45
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
26. Warmbronner Open Air, Warmbronn
Ex-change UR lifestyle, Stuttgart
www.openairwarmbronn.de
www.jugendrat-stuttgart.de
Das Warmbronner Open Air ist ein dreitägiges Festival,
Polnische und deutsche Jugendliche treffen sich zu
das von 2500 Menschen besucht und von 150 jugend-
zwei Contests in Lodz und Stuttgart, um ihre Subkul-
lichen Helfern unterstützt wird. Das Projektteam hat
tur zu vergleichen. Die Jugendlichen treten im Be-
kein Budget und besteht aus ehrenamtlichen Helfern.
reich Skateboarding, BMX, MTB, Graffiti und (HipHop)/Breakdance gegeneinander an und bekommen so die Möglichkeit, sich und ihre Sportart in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Erreicht werden soll mit dem Projekt auch die Politik, denn ohne zu Verfügung gestellte Räume können sich die Jugendlichen in Stuttgart wie auch in Lodz nur schwer verwirklichen.
Hilfe, die ankommt – soziales Engagement für ein herzliches Miteinander, Raststatt www.thw-rastatt.de Das Projekt „Hilfe, die ankommt“ besteht aus einer Vielzahl kleiner Bausteine und wird von der Jugendgruppe des THW Rastatt organisiert und durchgeführt. Viele Bausteine richten sich speziell an die Allgemeinheit, um so das Projekt bekannt zu machen.
Biberach – Stadt der Vielfalt, Biberach www.cjd-bodensee-oberschwaben.de
Durch das Projekt möchten die Jugendlichen auf Zivilcourage, Fairness und Respekt aufmerksam machen, Grundwerte, die
Angesprochen werden Jugendliche, die sehr verschiedene Erfahrungen mit Interkulturalität haben. Gemeinsam beschäftigt man sich dann mit der Hei-
die Jugend pflegt
mat Biberach und Interkulturalität in Zusammen-
und weitergeben
hang mit Erfahrungen, Wünschen und Ansichten
möchte.
der Jugendlichen. Abschließend wird alles in einer Ausstellung mit Fotos, Kurztexten und Statements verarbeitete und veröffentlicht.
46
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
„Hallo, ihr da!“ – Das Leben ist ungerecht, Plochingen
Pontischer Tanzabend, Stuttgart www.pontos-stuttgart.de
www.jz-plochingen.de Zum Anlass des 20-jährigen Bestehen des Vereins Jugendliche haben im Rahmen der Berufseinstiegs-
organisierte die Vereinsjugend ein dreitägiges Fest-
begleitung das Projekt „Hallo ihr da!“ gestartet.
programm. Neben dem pontischen Tanzabend gab
Ziel war neben der Vermittlung von Medienkom-
es Auftritte verschiedener Generationen in traditio-
petenz auch die Auseinandersetzung mit Werten.
neller Kleidung und die Aufführung von „Diogenes“
Die Jugendlichen suchten sich das Gegensatzpaar
durch eine griechische Gruppe.
„arm-reich“ heraus und drehten zu beiden Werten einen Kurzfilm mit einer gemeinsamen Geschichte, aber jeweils aus der Sicht eines anderen Darstellers.
RESPECT! – Classic meets HipHop, Heidenheim www.respect-heidenheim.de
Eichenkreuz-Fußballmannschaft des CVJM-Esslingen, Esslingen
Hier Klassik, dort Streetdance – ein dreiviertel Jahr
www.cvjm-esslingen.de
ten, Künstlern und dem Philharmonischen Orches-
arbeiteten 250 Heidenheimer Jugendliche mit Dozenter Heidenheim an der gemeinsamen Bühnenshow
„Eichenkreuz“ verbindet verschiedene Stadtteile
„Respect!“. Im Fokus standen Schüler aus sogenann-
und Milieus der Stadt Esslingen durch Fußball mit-
ten bildungsfernen Schichten. Hemm-
einander. Das Training, die Spielbescheinigungen
schwellen zur Hochkultur
etc. werden von Jugendlichen eigenständig organi-
wurden abgebaut
siert. Fußball und Sport im Allgemeinen sind ein
und Jugendliche
guter Platz, um Menschen zu verbinden, denn es
mit klassischer
zählt nicht, wo man herkommt, sondern was man
Musik vertraut
ist.
gemacht.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
47
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
staaten sowie Litauen, Rumänien, Spanien und England als beteiligte Länder. Jedes Jahr ist ein Land Gastgeber und lädt alle anderen zu einem Treffen ein, bei dem sich die jungen Journalisten kennenlernen. Die DEFRIT erscheint einmal im Monat, wird immer in einem anderen Land gedruckt und beinhaltet Artikel aus allen Ländern. Durch die kostenlosen Ausgaben erfahren die Schüler mehr über andere Länder, andere Kulturen, Themen und News, die Jugendliche interes-
Herbstwanderung für Pfadfinder, Esslingen www.cvjm-pfadfinder-esslingen.de
sieren und nicht in Fernseher, Radio oder der Tageszeitung erscheinen.
Die Jugendlichen der Pfadfindergruppe Huronen organisierte in ihren Gruppenabenden und zusätzlichen Treffen eine zweitägige Wanderung für Jugendliche von zwölf bis 19 Jahren. Ziel war ein Gemeindehaus, wo die Gruppe übernachtete und am nächsten Morgen den Erntedankgottesdienst mitgestaltete.
Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Auingen www.schuetzenverein-auingen.de Im Schützenverein sollen besonders Jugendliche mit Migrationshintergrund integriert werden. Gemeinsam werden Ausflüge unternommen und beispielsweise im
DEFRIT, Holzgerlingen www.schoenbuch-gymnasium.de;
Rahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung-Aktionen über das Thema Alkohol gesprochen.
defrit.wordpress.com DEFRIT ist die größte internationale Schülerzeitung mit DEeutschland, FRankreich, ITalien, als Gründer-
Deine Story – dein Clip, Stuttgart www.jpbw.de Jugendliche bitten Jugendliche die eigene Geschichte mit Hilfe der digitalen Medien darzustellen, das ist
48
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Die Projekte – Weitere Teilnehmer
„Deine Story – dein Clip“. Dabei werden die beteilig-
freiwillige Helfer, die bei Mobbingattacken dazwi-
ten Jugendlichen an eine bewusste Mediennutzung
schen gehen und notfalls einen Lehrer hinzu rufen.
herangeführt. Besonders Jugendliche aus bildungs-
Der (Schul-)Alltag aller Schüler wird so verbessert.
fernen Schichten bekommen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen.
„Wir leben Europa“, Rems-Murr-Kreis Klub der Witzigen und Schlagfertigen, Offenburg www.djrbund.de
www.jf-rems-murr.de Junge Menschen, die sich in Ungarn und Deutschland in Jugendfeuerwehr und Katastrophenschutz engagieren, lernten gemeinsam die demokratischen
Nach einer ursprünglich aus dem russischsprachigen
Strukturen der europäischen Union kennen. Höhe-
Raum stammenden Methode haben sich vier Jugend-
punkt war ein Zeltlager, bei dem das Europaparlament
gruppen der Deutschen Jugend aus Russland über
nachgestellt wurde. Organisiert wurde das Projekt von
mehrere Wochen unter Anleitung eines erfahrenen
verschiedenen Vertretern der Jugendfeuerwehren in
Referenten auf ein Improtheaterfestival vorbereitet.
Baden-Württemberg.
Sie haben dafür eigene Sketche und kleine Stücke, u. a. zum Thema Integration, geschrieben und ein studiert und sind dort aufgetreten.
Nenia Cambro – Ein GenerationentheaterProjekt, Langenau Unser Helfervertrag, Villingen-Schwenningen www.goldenbuehlschule.de
„Jugendliche in der Zeit des Nationalsozialismus – Was hat das mit uns heute zu tun?“ Unter diesem Motto wurden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Migrationshintergrund angesprochen. Gemein-
Der Helfervertag entstand in einer 6. Klasse. Ein
sam wurden Themen wie persönliche Erfahrungen
Schüler wandte sich mit einem Brief an den Klassen-
mit Diskriminierung erarbeitet. Diese Erfahrungen
rat, in dem stand, dass er massiv gemobbt würde. Ge-
flossen an mehreren Workshopwochenenden in das
meinsam wurde das Problem in der Klasse angespro-
Theaterprojekt ein, das sich mit Vergangenheit und
chen und thematisiert. Schließlich fanden sich zehn
Gegenwart beschäftigt. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
49
Engagement und Bildung
Engagement und Bildung
Der Zusammenhang von Engagement und Bildung wird zunehmend in seiner Bedeutung erkannt. Sie finden an dieser Stelle die wichtigsten Forschungsergebnisse zusammen gefasst.
Prof. Dr. Thomas Rauschenbach
Seit einigen Jahren lässt sich die Annäherung von
Diese Ausgangslage hat sich im letzten Jahrzehnt auf-
zwei Themenfeldern beobachten, die lange Zeit eigen-
grund unterschiedlicher Entwicklungen merklich ver-
ständig existierten und wenig bis gar nichts mitein
ändert. Einige Facetten sollen hier nur kursorisch ge-
ander zu tun hatten: dem Bildungs- und Kompetenz-
nannt werden:
diskurs auf der einen Seite und den Debatten über
• Im Anschluss an die ersten PISA-Studien (vgl. Deut-
bürgerschaftliches freiwilliges zivilgesellschaftliches
sches PISA-Konsortium 2001), die vor allem Fragen
Engagement auf der anderen Seite.
der Literalität, der Mathematik und der Naturwissenschaft in den Mittelpunkt ihrer Kompetenzmes-
Wurde der Bildungsdiskurs vor allem mit Schule, mit
sungen gerückt hatten, ist eine generelle Diskussion
formaler Bildung und mit späterem beruflichen Erfolg
um Kompetenzen, Kompetenzdimensionen und
in Verbindung gebracht, vielleicht sogar nahezu gleich-
Kompetenzdiagnostik entstanden, die fast zwangs-
gesetzt – und hatte darin seine allgemeine, grundle-
läufig auch die Frage nach anderen Inhalten und
gende Bedeutung für das Aufwachsen von Kindern
Dimensionen des Kompetenzerwerbs nach sich
und Jugendlichen –, so waren die Erörterungen um
gezogen hat (vgl. etwa BMFSFJ 2005).
das Ehrenamt und das freiwillige Engagement nicht
• Begünstigt wurde diese Debatte durch eine wieder-
nur vor allem auf den außerschulischen Bereich, auf
belebte Auseinandersetzung um die Koordinaten
die Freizeit gerichtet, sondern darin geradezu ein sym-
eines zeitgemäßen Bildungsbegriffs: „Bildung ist
bolhafter Ausdruck eines nichtfunktionalistischen
mehr als Schule“ wurde dabei zu einem program-
Engagements junger Menschen aus freien Stücken.
matischen Leitmotiv für ein erweitertes Bildungs-
Für viele wurde das freiwillige Engagement in einem
verständnis (vgl. etwa Bundesjugendkuratorium
Verein, einem Verband, in der Kirche, in einer Initia-
2001; Bundesjugendkuratorium u. a. 2002; Münch-
tive oder einer politischen Gruppierung mit den aus-
meier/Otto/Rabe-Kleberg 2002). Damit wurden in
geprägten Elementen des Gleichaltrigenbezugs, des
der Folge dann aber auch verstärkt die „anderen
Spaßes, einem Stück Selbstverwirklichung sowie der
Seiten der Bildung“ ins Blickfeld gerückt (vgl. Otto/
weitaus stärker empfundenen Selbstwirksamkeit zu einer Alternativerfahrung und zu einem Gegenent-
50
Rauschenbach 2004). • Während sich die Diskussion um Kompetenzen und
wurf zu den vielfach mit Zwang und Pflicht behafte-
Bildung in Deutschland vor allem im Anschluss an
ten schulischen Bildungssettings.
die erste PISA-Studie ausgebreitet hat (vgl. Deutsches
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Engagement und Bildung
PISA-Konsortium 2001), waren die Studien über eh-
Vor allem die Frage nach dem Kompetenzerwerb
renamtliches, freiwilliges oder zivilgesellschaft-
durch das zivilgesellschaftliche Engagement junger
liches Engagement – im Folgenden auch zusam-
Menschen hat zu intensiveren Debatten und ersten
mengefasst unter dem Begriff des zivilgesellschaft-
Studien geführt. Damit stand der Kompetenzerwerb
lichen Engagements – lange Zeit eher von Fragen
außerhalb der etablierten Modalitäten schulisch-
der Prävalenz, also der Verbreitung, der Motivation
formaler Bildung ebenso auf der Tagesordnung wie
und der mit diesem Engagement verbundenen Er-
die anderen Dimensionen des individuellen Kom-
wartungen geprägt (vgl. Beher/Liebig/Rauschen-
petenzerwerbs. Da die großen internationalen Ver-
bach 2002).
gleichsstudien ausschließlich auf die schulischen
• Erst über die neueren Debatten um das informelle
Kernfächer ausgerichtet waren, konnten sie diese
Lernen im Jugendalter (vgl. Rauschenbach/Düx/
anderen Dimensionen bislang auch nicht erfassen.
Sass 2006) kam verstärkt die Frage auf, ob, und falls ja, was denn junge Menschen im Rahmen
Vor diesem Hintergrund soll nachfolgend zunächst die
ihres Freiwilligenengagements eigentlich lernen,
Bedeutung des Engagements im Jugendalter skizziert
wurde das zivilgesellschaftliche Engagement als
werden. Anschließend steht die wachsende Bedeu-
eine mögliche Bildungsressource ins Blickfeld ge-
tung eines kompetenzbasierten Bildungsbegriffs für
rückt (vgl. etwa Konsortium Bildungsberichterstat-
das Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen im Mit-
tung 2006).
telpunkt, bevor dann einige Facetten des Zusammenhangs von Engagement und Bildung zur Diskussion
Mit anderen Worten: Die stärkere Ausrichtung der Bil-
gestellt werden. Den Abschluss bilden einige Hand-
dungsthematik an der Kompetenzfrage, die gleichzei-
lungsempfehlungen auf der Basis der neueren wissen-
tige Ausweitung der Referenzpunkte für einen erwei-
schaftlichen Diskussion um Bildung und Engagement.
terten Bildungsbegriff, der konsequent über die schulische Bildung hinausweist, sowie die sich allmählich ausbreitende Sorge, dass ein fast ausschließlich ko-
Das Engagement im Jugendalter
gnitiv ausgerichtetes Bildungskonzept den zukünfti-
Allen Unkenrufen zum Trotz sind auch in der heutigen
gen Herausforderungen an eine individuelle Lebens-
Zeit noch viele Jugendliche freiwillig engagiert und be-
führung der nachwachsenden Generation nicht ge-
teiligen sich aktiv an vielen Angelegenheiten in ihrem
recht werden kann, öffnete auf Seiten des Bildungs-
persönlichen Umfeld oder des öffentlichen Lebens. Ju-
diskurses den Blick auf jene Horizonte, die auch mit
gendstudien haben wiederholt belegt, dass der Einsatz
dem freiwilligen, zivilgesellschaftlichen Engagement
für ein Anliegen, eine Idee oder für andere Menschen
zu tun haben.
für viele Jugendliche in diesem Alter ganz selbstverständlich ist und zu ihrem persönlichen Lebensstil ge-
Zeitgleich hat im Rahmen der Engagementforschung
hört (vgl. Jugendwerk der Deutschen Shell 2000, 2002,
nach und nach eine stärkere empirische Ausrichtung
Shell Deutschland Holding 2006; Gille u. a. 2006).
Einzug gehalten, deren prägnantester Ausdruck 1999 im Start des inzwischen dreimal durchgeführten Frei-
Bestätigt wurden derartige Befunde aber auch durch
willigensurveys seinen Niederschlag fand (vgl. Rosen-
die bisherigen Freiwilligensurveys, die nachgewiesen
bladt 2001; Gensicke/Picot/Geiss 2006). Zugleich hat
haben, dass junge Menschen im Schulalter mit zu
eine deutlicher akzentuierte Debatte über die Beweg-
den engagiertesten Altersgruppen gehören (vgl. Picot
gründe und Formen des Engagements zu einer stärke-
2001; Gensicke/Picot/Geiss 2006).
ren Akzentuierung der individuellen Facetten und des individuellen Nutzens geführt (vgl. Rauschenbach/
Zur Bedeutung des Engagements im Jugendalter
Müller/Otto 1992) und dabei auch den Blick freigelegt
Derartige Formen des Engagements werden inzwi-
auf die impliziten wie expliziten Bildungspotenziale
schen verstärkt als eine Form von Bildungsarbeit
des Freiwilligenengagements.
wahrgenommen. Das war nicht immer so. Lange Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
51
Engagement und Bildung
Zeit wurde ehrenamtliches Engagement vor allem
(a) Gesellschaftliche Bedeutung des freiwilligen Engage-
als einseitiges Geben, als gute Tat, meist aus altruis-
ments im Jugendalter: In Demokratien, die auf der ak-
tischen Motiven verstanden. Jemand spendete Zeit,
tiven Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger basie-
Können und Motivation für andere Menschen, für
ren und auf diese angewiesen sind, erscheint das so-
eine Idee oder gute Sache. Dies war nach Meinung
ziale und politische Engagement junger Menschen als
vieler der soziale Kitt, der Gemeinschaften und Ge-
ein Gradmesser für deren spätere aktive Teilhabe an
sellschaften zusammenhielt – und den es zu bewah-
der Gestaltung einer demokratischen Gesellschaft. Um
ren galt. Seit den 90er-Jahren wird sehr viel stärker
auch zukünftig zivilgesellschaftliches Engagement in
die Reziprozität, also das wechselseitige Geben und
gemeinnützigen Organisationen und damit die Grund-
Nehmen des freiwilligen Engagements betont und
lagen für die Zivilgesellschaft aufrechtzuerhalten,
ins Blickfeld gerückt (vgl. Rauschenbach/Müller/Otto
kommt der Einbindung junger Menschen eine wich-
1992). Dies hat zugleich den Blick geöffnet für die Sei-
tige Bedeutung zu. Das Nachwachsen Jugendlicher
ten des individuellen und gesellschaftlichen Nutzens
in Formen des freiwilligen, zivilgesellschaftlichen En-
der unterschiedlichen Formen des Engagements.
gagements und in der gesellschaftlichen Verantwortungsübernahme wird dementsprechend als eine der
In Anbetracht derartiger Entwicklungen innerhalb der
wesentlichen Voraussetzungen für die Weiterentwick-
Engagementforschung, die auch als Ausdruck einer all-
lung von Demokratie und Zivilgesellschaft gesehen
gemein gewachsenen Bereitschaft verstanden werden
(vgl. Enquete-Kommission 2002).
können, sich mit Fragen des Engagements auseinanderzusetzen – und infolgedessen u. a. Bundestagskom-
(b) Individuelle Bedeutung des freiwilligen Engagements
missionen (vgl. Enquete-Kommission 2002) und eigen-
im Jugendalter: Daneben wird dem freiwilligen Enga-
ständige Berichtsformate nach sich zogen (vgl. Alscher
gement in jüngerer Zeit verstärkt auch eine wichtige
u. a. 2009) –, gerät das freiwillige Engagement von jun-
individuelle Bedeutung beigemessen, bietet es doch
gen Menschen zunehmend in den Blick von Öffentlich-
Jugendlichen Möglichkeiten für erste eigene Erfah-
keit und Politik. Dabei wird dem Engagement von Ju-
rungen im Umgang mit gesellschaftlichen Organisa-
gendlichen heute sowohl eine gesellschaftliche (a) als
tionen und gemeinnützigen Einrichtungen, für eigene
auch individuelle Bedeutung (b) zugeschrieben.
neue und andersartige Lern- und Bildungsprozesse,
We are family, Reutlingen
52
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Engagement und Bildung
für den Erwerb vielfältiger Kompetenzen, für die Ein-
zwischen 12 und 40 Prozent engagierter junger Men-
übung demokratischer Spielregeln sowie für Teilhabe,
schen (vgl. v. Santen 2005). In diesen Studien reicht
Mitbestimmung, Selbstorganisation und die Vertre-
die Fragestellung von freiwilligem – auch kurzzeitigem
tung ihrer eigenen Interessen. Die Übernahme von
und projektgebundenem – Engagement bis hin zur Aus-
Verantwortung für andere Menschen, für Inhalte oder
übung eines Amtes. Diese unterschiedlichen Zahlen
Sachen erscheint heute als ein wichtiger Aspekt der
machen insoweit genau die Schwierigkeiten der empiri-
sozialen Integration Heranwachsender in einer ten-
schen Erfassung freiwilligen Engagements Jugendlicher
denziell eher desintegrativen Gesellschaft (vgl. Düx
deutlich (vgl. Düx 2000; BMFSFJ 2005; Züchner 2006).
u. a. 2008; Enquete-Kommission 2002). Zieht man die verschiedenen Wellen der FreiwilliZur Empirie freiwilligen Engagements junger Menschen
gen-Surveys als bislang umfangreichsten Datensatz
Empirisch zeigt sich, dass das freiwillige Engagement
zum zivilgesellschaftlichen Engagement in Deutsch-
jungen Menschen einen wichtigen Schritt aus dem pri-
land heran, so engagieren sich bundesweit zwischen
vaten in den öffentlichen Raum und damit eine Auswei-
37 (1999), 36 (2004) und 35 Prozent (2009) aller jun-
tung ihres Erfahrungshorizonts ermöglicht (vgl. Buhl/
gen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren. Zu ähnli-
Kuhn 2005). Neben Eltern und Freunden stellt soziales
chen Befunden gelangt auch die letzte Shell-Jugend-
Engagement eine von drei Säulen dar, die zu einer er-
studie (vgl. Shell Deutschland Holding 2006). Die ers-
folgreichen sozialen Entwicklung, zu gesellschaftlicher
ten beiden Freiwilligensurveys von 1999 und 2004 er-
Partizipation und zu sozialer Integration Heranwach-
mittelten zudem den höchsten Anteil ehrenamtlich
sender beitragen könnten (vgl. Reinders 2005).
Engagierter bei den unter 20-Jährigen (vgl. Gensicke/ Picot/Geiss 2006).
Mittlerweile kann auf eine ganze Reihe von Forschungsbefunden zum jugendlichen Engagement
Allerdings finden sich innerhalb der Gruppe junger
zurückgeblickt werden (vgl. als Überblick Düx 1999;
Menschen deutliche Unterschiede im Engagement.
Düx/Sass 2006). Grundsätzlich ist damit auf eine
So belegen verschiedene Studien, dass sich überwie-
in den letzten Jahren erheblich verbesserte Daten-
gend sozial gut integrierte deutsche Jugendliche mit
grundlage zu verweisen, auch wenn die Angaben
höherer Schulbildung engagieren (vgl. Gaiser/de Rijke
zum Umfang des Engagements sowie zur Verteilung
2006; Düx u. a. 2008; Reinders 2009). Zugleich korre-
auf Felder und Inhalte in den vorliegenden Studien,
spondieren der Zugang zum Engagement sowie die
je nach verwendeten Begrifflichkeiten und Fragestel-
Art des Engagements mit den sozialen Ressourcen
lungen, nach wie vor schwanken. Dementsprechend
und den kulturellen Interessen im Elternhaus. Nach
ergeben sich in Abhängigkeit von der Fragestellung,
wie vor engagieren sich mehr männliche als weibli-
von der Definition des Engagements, von der Unter-
che Jugendliche. Auch findet sich ein deutlich gerin-
suchungsrichtung und den gewählten Alterseintei-
gerer Anteil Engagierter bei den jungen Menschen
lungen in den verschiedenen Studien unterschiedli-
mit Migrationshintergrund (vgl. Gensicke/Picot/Geiss
che Quoten ehrenamtlich engagierter Jugendlicher,
2006), was nicht zuletzt auch mit ihrer im Schnitt ge-
die aber nicht unbedingt Ausdruck empirischer Be-
ringeren schulischen Qualifikation zusammenhängen
liebigkeit sind, sondern eher als Beleg für die nach
dürfte (vgl. etwa Düx u. a. 2008). Weitere milieuspe-
wie vor unterschiedlichen empirischen Zugänge zu
zifische Einflussfaktoren für ein Engagement Heran-
dieser Problematik zu werten sind (vgl. Beher/Liebig/
wachsender sind Merkmale wie ein großer Freundes-
Rauschenbach 2002; Rauschenbach 1999).
kreis, biografisch stabile Wohnverhältnisse oder die Bindung an eine Religionsgemeinschaft (vgl. Gensicke/
Beim Vergleich unterschiedlicher repräsentativer bun-
Picot/Geiss 2006; Rauschenbach 1999).
desdeutscher Bevölkerungsumfragen zu Mitgliedschaft und freiwilligem Engagement der Altersgruppe der 14-
Folgt man der letzten Shell-Studie, so sind 40 Pro-
bis 20-Jährigen kommt v. Santen auf eine Bandbreite
zent der befragten Jugendlichen in Vereinen aktiv, Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
53
Engagement und Bildung
Wir leben Europa, Höfen
23 Prozent im Bereich Schule/Hochschule, 15 Pro-
Insgesamt zeigt sich anhand der neueren Studien
zent in einer Kirchengemeinde/-gruppe, 13 Prozent
also zum einen, dass nach wie vor ein zivilgesell-
in einem selbst organisierten Projekt, 12 Prozent in
schaftliches Engagement junger Menschen in einem
Jugendorganisationen (vgl. Shell Deutschland Holding
nicht zu unterschätzenden Umfang anzutreffen ist,
2006). Und in der Untersuchung von Düx u. a. (2008)
dass zum anderen auch die damit verbundenen ge-
engagieren sich Jugendliche bis zum Alter von 22 Jah-
sellschaftlichen wie individuellen Dimensionen nicht
ren überwiegend im kirchlichen Umfeld (22%), im
zu unterschätzen sind, auch wenn sie vielfach zu-
Sport (21%), in den Rettungsdiensten (12%) und in
nächst außerhalb des eigentlichen Bildungsdiskurses
Jugendverbänden (10%).
zum Thema geworden sind.
In allen Bereichen geben mindestens 50 Prozent der Engagierten an, auch in der Jugendarbeit als dem ty-
Kompetenzbasierte Bildung im Jugendalter
pischen Einstiegsfeld für jugendliches Engagement
Eine deutlich anders gelagerte Entwicklung hat die
ehrenamtlich tätig gewesen zu sein. Dabei bezieht
Diskussion um Fragen der Bildung und der Kompe-
sich das Engagement junger Menschen bis zu 24 Jah-
tenz genommen, welche hier nicht erschöpfend be-
ren überwiegend auf die Arbeit mit Kindern und Ju-
handelt werden kann. Lediglich einige ausgewählte
gendlichen. In den Feldern der Schule und Jugend-
Dimensionen dieser beiden Begrifflichkeiten werden
arbeit geben über 80 Prozent der jungen Engagier-
ins Blickfeld gerückt.
ten als Zielgruppe ihres Engagements Kinder und
54
Jugendliche an, im Sport sind es mit Blick auf diese
Menschen lernen immer und überall. Die Frage, ob
Altersgruppe 70 Prozent, im kirchlich-religiösen Be-
das bürgerschaftliche Engagement ein wesentlicher,
reich zwei Drittel (vgl. Gensicke/Picot/Geiss 2006).
gar ein exklusiver Ort ist, an dem anders und ande-
Das heißt, die freiwillige Tätigkeit junger Menschen
res gelernt wird, als in der Schule und anderen Lern-
richtet sich überwiegend an Gleichaltrige bzw. an
feldern ist empirisch schwierig zu klären. Ähnlich wie
nur wenig jüngere Personen, in der Regel als Grup-
in der Familie finden sich auch hier alle Ebenen all-
penarbeit im Rahmen der außerschulischen Jugend-
täglicher Erfahrungen und möglicher Lernprozesse.
arbeit (vgl. Enquete-Kommission 2002; Rauschen-
Gegenüber den hochgradig formalisierten Bildungs-
bach 2009a).
systemen, in denen primär kognitives Wissen in spezi-
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Engagement und Bildung
fischer, zumeist standardisierter Form eingeübt wird,
reduziert werden können, ist ein erweiterter, kom-
findet sich in den Organisationen des bürgerschaft-
petenzbasierter Bildungsbegriff erforderlich, wie er
lichen Engagements eine große Bandbreite äußerst
beispielsweise im 12. Kinder- und Jugendbericht zu-
heterogener Lerninhalte, die zudem auf höchst unter-
grunde gelegt worden ist (vgl. BMFSFJ 2005). Dieser
schiedliche Weise angeeignet werden. Die Erhebung
beinhaltet vier Kompetenzdimensionen:
informeller Lernprozesse ist somit generell schwierig,
1. Unter kultureller Kompetenz wird die sprachlich-
da diese vielfach nicht nur ungeplant und außerhalb
symbolische Fähigkeit verstanden, sich die von
geregelter Lernumwelten stattfinden, sondern zudem
Menschen geschaffene kulturelle Welt mittels Zei-
die möglichen Einflussvariablen nur schwer getrennt
chen und Sprache sinnhaft zu erschließen, sie zu
voneinander betrachtet werden können (vgl. Reinders
deuten, zu verstehen, sich in einer Symbolwelt be-
2009, S. 20ff).
wegen zu können. Das kommt vor allem dem traditionellen Verständnis von Bildung nahe, also dem,
Diese Vielfalt und Nicht-Fassbarkeit der unterschiedlichen Lerninhalte und -formen erschwert es, Dimen-
was Schule leisten soll. 2. Als instrumentelle Kompetenz umschreibt der 12. Kin-
sionen des Lernens in diesen Settings zu beschrei-
der- und Jugendbericht jene Fähigkeiten, die sich auf
ben. Es gibt bisher keine geprüften Instrumente mit
die materiell-dingliche Welt beziehen, etwa sich prak-
denen man unterschiedlichste Formen des Kompe-
tisch, physisch im Leben bewegen und verhalten
tenzerwerbs messen und erfassen kann. Dies gilt
zu können, also nicht nur mental, semantisch oder
noch mehr für informelle Lernprozesse, da diese von
virtuell, sondern sich ganz konkret in einer stoff-
ihrem Charakter her ungeplant sind und damit kaum
lichen Umgebung, in der Natur, in einer Welt von
gezielt beobachtet, geschweige denn gemessen wer-
Produkten, in einer technischen Welt zurechtzufin-
den können.
den (eine Fähigkeit, die in modernen Informationsund Wissensgesellschaften immer stärker unter-
Mehr noch: Die Schwierigkeiten der Annäherung an den Kompetenzerwerb im Rahmen informellen Ler-
schätzt wird). 3. Der dritte Kompetenzbereich, die soziale Kompe-
nens hängen auch damit zusammen, dass hierbei
tenz, ist auf die soziale (Um-)Welt ausgerichtet und
die Frage nach den anderen Bildungsorten mit Fragen
umfasst, vereinfacht ausgedrückt, all das, was
nach den anderen Bildungsinhalten und den anderen
sich auf andere Menschen, auf das menschliche
Bildungsmodalitäten, also den Formen der Aneignung
Zusammenleben, auf das Gemeinwesen bezieht,
und des Lernens, vielfach bis zur Unkenntlichkeit
also etwa kommunikative Kompetenz, soziale Ver-
ineinander vermengt werden (vgl. dazu ausführlich
antwortung oder politische Bildung.
Rauschenbach 2009b). Das heißt: Es existiert keine
4. Und schließlich bedarf es einer vierten Kompetenz-
einheitliche Vorstellung davon, was informelles Ler-
dimension, die sich auf die subjektive Welt bezieht.
nen eigentlich heißen könnte. Hinzu kommt, dass in
Angesprochen wird damit die personale Kompetenz,
der bisherigen gesamten Kompetenzforschung kaum
also etwa die Fähigkeiten, mit sich selbst, mit sei-
ein Augenmerk auf die Frage gelegt worden ist, wo
nen eigenen Emotionen, Hoffnungen und Ängsten,
und wie Kompetenzen eigentlich erworben werden.
mit seiner eigenen Körperlichkeit umgehen zu kön-
Orte und Modalitäten des Kompetenzerwerbs spielen
nen, sich selber wahrzunehmen, sich zu sich selbst
vorerst kaum eine Rolle. Dies aber macht es für die
verhalten zu können und so etwas wie eine perso-
weitaus diffuseren, weniger standardisierten Formen
nale Identität zu entwickeln.
des informellen Lernens noch schwieriger, Orte, Inhalte und Formen genauer zu benennen.
Informelles Lernen und damit auch der Kompetenz erwerb im zivilgesellschaftlichen Engagement be-
Hinzu kommt ein weiteres Problem. Nicht zuletzt um
wegt sich dabei vor allem in den drei letztgenannten
dem Sachverhalt gerecht zu werden, dass Kompeten-
Bereichen. Zivilgesellschaftliches Engagement hat
zen nicht auf die Enge der bisherigen Untersuchung
insoweit insbesondere für junge, aber auch für alle Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
55
Engagement und Bildung
anderen Menschen, eine eigene Bildungsrelevanz
ments auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Men-
(vgl. Rauschenbach u. a. 2007). Dies ist Thema des
schen zu dem Befund, dass trotz der Heterogenität
folgenden Abschnitts.
der Forschungsergebnisse von positiven Einflüssen sozialen Engagements auf die Persönlichkeitsentwick-
Bildung im zivilgesellschaftlichen Engagement
lung ausgegangen werden kann.
In den letzten Jahren rückten die Bildungspotenzi-
Die Studie von Düx u. a (2008) weist darauf hin, dass
ale jugendlichen Engagements verstärkt in den Mit-
im Engagement Heranwachsender neben sozialen
telpunkt. In Wissenschaft, Politik und den Organisa-
und persönlichkeitsbildenden Eigenschaften bzw.
tionen des freiwilligen Engagements wird allgemein
Fähigkeiten insbesondere Organisations-, Leitungs-,
davon ausgegangen, dass das Engagement junger
Team- und Gremienkompetenzen entwickelt und ver-
Menschen Lern- und Bildungsprozesse, insbesondere
tieft werden. Anders als in der Schule wird überwie-
sozialer Art, sowie das Hineinwachsen in demokra-
gend durch Handeln in Realsituationen gelernt im
tische Spielregeln befördert (vgl. Thole/Hoppe 2003;
Sinne von „learning by doing“. Die in § 11 des Achten
Enquete-Kommission 2002; Otto/Rauschenbach 2004;
Sozialgesetzbuches definierte Aufgabe der Jugendar-
Corsa 1998, 2003). So sind die Themen Bildung, Demo-
beit, junge Menschen zu Selbstbestimmung und ge-
kratielernen und Kompetenzerwerb durch freiwilliges
sellschaftlicher Mitverantwortung sowie zu sozialem
Engagement in den letzten Jahren zunehmend in den
Engagement zu befähigen, scheinen die Jugendver-
Blick der empirischen Forschung geraten. In der jün-
bände zu erfüllen. Sie fungieren als Ermöglichungs-
geren Jugendverbandsforschung etwa werden ver-
räume, in denen Heranwachsende befähigt werden,
stärkt Fragen des Kompetenzerwerbs, des sozialen
in realen Situationen gesellschaftliche Verantwortung
Lernens und der Nachhaltigkeit der im Engagement
zu übernehmen und an der mikrosozialen Gestaltung
erworbenen Fähigkeiten ins Blickfeld gerückt (vgl.
der Gesellschaft teilzuhaben.
Lehmann 2005; Fauser/Fischer/Münchmeier 2006; Schwab 2006; Reinders 2005; Richter/Jung/Riekmann
In puncto Kompetenzerwerb wird deutlich, dass die in
2006). Hofer/Buhl (2000) kommen bei der Sichtung
ihrer Jugend Engagierten, verglichen mit der Gruppe
empirischer Studien zum Einfluss freiwilligen Engage-
der Nicht-Engagierten, über ein breiteres Spektrum an
Boing-Boing!, Ravensburg
56
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Engagement und Bildung
Erfahrungen und Kompetenzen verfügen. Besonders
hierauf bezogene Lernen auch eine erhöhte Chance
groß sind die Differenzen zwischen den beiden Grup-
eines verbundenen „Lernens mit Kopf, Herz und Hand“
pen, wenn es um Organisations-, Gremien- und Lei-
eröffnet. Hierin liegt das bislang unterschätzte Poten-
tungskompetenzen geht. Zudem zeigt sich ein Zusam-
zial alternativer, ergänzender Bildungsprozesse des
menhang zwischen dem jugendlichen Engagement
freiwilligen Engagements – etwa in Jugendfreiwilligen-
und der gesellschaftlichen Beteiligung im Erwach-
diensten (vgl. Rauschenbach/Liebig 2002; Rauschen-
senenalter. Mit anderen Worten: Freiwilliges Enga-
bach 2007a) – in den gegenwärtigen Bildungsbiogra-
gement junger Menschen hat auch Auswirkungen
fien junger Menschen.
auf das gesellschaftliche Engagement im Erwachsenenalter. Wer als Jugendlicher gesellschaftliche Ver-
Dass junge Menschen nach eigener Einschätzung
antwortung im freiwilligen Engagement übernimmt,
von diesem Engagement auch profitieren, legen die
macht dies mit größerer Wahrscheinlichkeit auch im
Befunde mehrerer empirischer Studien nahe, sei es
Erwachsenenalter.
der Freiwilligensurvey von 2004 (vgl. Gensicke/Picot/ Geiss 2006), die Evaluationsstudie zum Freiwilligen
Im Anschluss an die neu entfachte Bildungsdebatte
Sozialen bzw. Ökologischen Jahr sowie andere Studien
nach PISA wurde schließlich in den letzten Jahren
zu diesem Themenbereich (Rauschenbach 2007a),
das freiwillige Engagement zudem als eine wichtige
kleinere Studien zum Lernen im Freiwilligenengage-
gesellschaftliche Ressource und soziale Quelle ent-
ment (vgl. Lehmann 2005) und nicht zuletzt die ge-
deckt, nicht zuletzt auch als ein Bildungsort für He-
nannte, umfangreiche Studie zum Kompetenzerwerb
ranwachsende. Freiwilliges Engagement besitzt also
im Freiwilligenengagement (vgl. Dux u. a. 2008).
spezifische Potenziale zum Kompetenzerwerb. Kurz: Freiwilliges Engagement
Nach den Befunden der zuletzt genannten Studie
• ist ein eigenes, wichtiges Lernfeld,
und der dabei durchgeführten qualitativen Erhebun-
• ist ein Übungsfeld für politische Bildung und demo-
gen kommen Lernprozesse in den Settings des frei-
kratische Kompetenz, • bietet unterschiedlichen Akteuren unterschiedliche Lerngewinne,
willigen Engagements – im Unterschied zur Schule – in der Regel den Interessen der Jugendlichen weitaus näher, sofern diese in selbstbestimmter Form und
• ist ein wichtiger Ort der sozialen Integration,
mit selbst gewählten Inhalten stattfinden. Die Mehr-
• ist ein wichtiges Rekrutierungsfeld für Sozial-, Erzie-
heit schreibt den Erwerb der Kompetenzen dabei so-
hungs- und Gesundheitsberufe und
wohl den offenen Bildungsprozessen in non-forma-
• bietet eher gut gebildeten Jugendlichen zusätzli-
len Kontexten als auch den informellen Lernpoten-
che Lernchancen, wodurch aber auch wiederum
zialen in den Formen des freiwilligen Engagements
schichtspezifische Unterschiede verstärkt werden.
zu.
Mit Blick auf Settings des freiwilligen Engagements
Insgesamt gilt es, Jugendliche in diesen Formen des
als Orte und Gelegenheiten des Lernens lässt sich
Engagements und den darauf bezogenen Urteilen
demnach festhalten: Während junge Menschen in
ernst zu nehmen und zu unterstützen. So können sie
der Schule oder in der Arbeitswelt meist in der Rolle
erfahren, dass das eigene Handeln auch Konsequen-
der Schülerin oder des Schülers bzw. des Arbeitneh-
zen für sie selbst, für ihre Zukunft, aber auch für
menden verhaftet bleiben, und daher dort so etwas
Dritte hat. Sobald sie sich nur als Anhängsel einer
wie institutionalisierte partikularisierte Rollenbezie-
Erwachsenenkultur empfinden, wird die Chance
hungen dominieren, müssen sie sich im freiwilligen
ihrer aktiven, bildenden Beteiligung verschenkt. Kin-
Engagement in aller Regel als eigene Person einbrin-
der und Jugendliche müssen Übernahme von sozia-
gen, können sich jedoch zugleich selbst als Person
ler Verantwortung positiv, partizipativ erleben kön-
erfahren. Im freiwilligen Engagement kommt somit
nen und sehen, dass es etwas bringt, sich selbst ein-
stärker die „ganze Person“ zum Tragen, so dass das
zubringen. Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
57
Engagement und Bildung
Hilfe die ankommt, Rastatt
Handlungsempfehlungen
gesellschaftliche Engagement zu Beginn des 21.
Abschließend werden vor dem Hintergrund der hier
Jahrhunderts stellt sich vielfältiger und dynami-
gemachten Ausführungen einige Handlungsempfeh-
scher dar, als es von außen oft betrachtet wird. In
lungen für die weitere Gestaltung und den Ausbau
diesem Engagement kommt auch ein Stück weit
der Bildungspotenziale im freiwilligen, zivilgesell-
das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Indivi-
schaftlichen Engagement formuliert:
duum zum Ausdruck, vermittelt über sogenannte
1. Freiwilligenengagement junger Menschen als gesellschaft-
„intermediäre Instanzen“, also über Vereine, Ver-
liche Ressource: Menschen, die sich in ihrer Jugend
bände, Kirchen und vieles mehr. Die Formen des
zivilgesellschaftlich engagiert haben, werden sich
Engagements sind dabei nicht nur Ausdruck der
auch im Erwachsenenalter mit einer höheren Wahr-
individuellen Bereitschaft, etwas für sich, für an-
scheinlichkeit engagieren. Dieser Zusammenhang
dere oder für eine Sache aus freien Stücken, jen-
muss aus zwei Gründen im Blick behalten werden:
seits beruflicher und finanzieller Interessen zu
Zum einen ist das Engagement im Jugendalter eine
tun. Sie sind zugleich immer auch eine Zustands-
wichtige Voraussetzung für ein generelles zivilge-
beschreibung der sich verändernden gesellschaft-
sellschaftliches Engagement im späteren Lebensal-
lichen Kontexte. Genau in dieser Hinsicht wird es
ter, aber auch für ein höheres Maß an sozialer Teil-
in Zukunft mehr denn je darauf ankommen, ob die
habe und Mitgestaltung einer zivilgesellschaftli-
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dem „Pro-
chen Demokratie. Zum anderen ist in den nächs-
jekt Zivilgesellschaft“ genügend Raum lassen, um
ten 25 Jahren im Lichte des demografischen Wan-
sich produktiv weiterzuentwickeln. Hierfür müssen
dels ein eher steigender Bedarf an personenbezoge-
künftig noch mehr als bisher alle Akteure, die am
nen sozialen Dienstleistungen („Dienste am Men-
Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen betei-
schen“) zu erwarten, wofür die Erfahrungen eines
ligt sind, ihren Beitrag leisten. Dies gilt für Kinder-
zivilgesellschaftlichen Engagements im Jugendal-
tageseinrichtungen ebenso wie für die Schule, für
ter in vielen Fällen eine wichtige Vorerfahrung ist.
die Kinder- und Jugendarbeit gleichermaßen wie
Daher kommt der Frage des freiwilligen Engage-
für Vereine und Initiativen.
ments im Jugendalter in Zukunft eine eher wachsende Bedeutung zu.
58
2. Notwendige zivilgesellschaftliche Freiräume: Das zivil
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
3. Bedeutung anderer Bildungsorte: Bisherige Orte des zivilgesellschaftlichen Engagements, etwa die Of-
Engagement und Bildung
fene Jugendarbeit, die Jugendverbandsarbeit, das
Engagement erfahren können, dass das eigene Han-
kommunale Vereinswesen oder die Angebote der
deln auch Konsequenzen für sie selbst, für ihre Zu-
politischen Bildung, müssen mit ihren Angeboten
kunft, aber auch für Dritte hat. Die Jugend braucht
und Ressourcen stärker mit der Schule vernetzt
eigene, von der Erwachsenenwelt unabhängige, Ver-
werden, etwa im Rahmen der Ganztagsschulen als
antwortungsräume, sonst wird die Chance ihrer
Bestandteil des nicht-unterrichtlichen Angebots
aktiven Beteiligung verschenkt. Junge Menschen
oder im Rahmen der lokalen Bildungslandschaf-
müssen Demokratie positiv, partizipativ erleben
ten. Insgesamt wird es entscheidend darauf an-
können und sehen, dass es Folgen hat, sich selbst
kommen, ob es gelingt, junge Menschen im Rah-
einzubringen. Nur so kann ihre Demokratiefähig-
men der schulbezogenen Teilhabe auch für Fragen
keit wachsen. Aktive Einbindung stärkt die Akzep-
des zivilgesellschaftlichen Engagements zu gewin-
tanz von politischen Gestaltungsprozessen.
nen. Schule sollte ungleich mehr als in der Vergan-
6. Zivilgesellschaftliches Engagement als jugendlicher Le-
genheit zu einem Ort der Einübung in sozialer Ver-
bensstil: Jugendliche engagieren sich aus eigenem
antwortungsübernahme werden. Nur dadurch kann
Interesse und eigener Bereitschaft. Es ist damit eine
es gelingen, auch jene jungen Menschen zu errei-
(eigentlich denkbare) Aufgabe für Politik und Gesell-
chen, die bislang keine Zugänge zu den außerschu-
schaft, den Jugendlichen Zugänge und Gelegenhei-
lischen Angeboten gefunden haben, ohne dass sich
ten zu freiwilligem Engagement und zu aktiver Par-
die Frage neuer Pflichtdienste oder ähnlicher Wege
tizipation zu eröffnen – und das nicht nur auf den
der Beteiligung stellt.
vermeintlichen „Spielwiesen“ der außerschulischen
4. Kompetenzforschung und die Bedeutung freiwilligen En-
Jugendarbeit, sondern auch ganz gezielt inmitten
gagements: Nach wie vor ist eine systematische Un-
der öffentlichen Bildungssysteme, also etwa an den
terschätzung der Bildungspotenziale des Freiwilli-
Schulen oder Universitäten. Hier bestehen noch
genengagements zu beobachten. Die durch Formen
erhebliche ungenutzte Gestaltungspotenziale.
des zivilgesellschaftlichen Engagements erworbe-
7. Verbesserte Bedingungen der Erreichbarkeit junger Men-
nen Kompetenzen müssen in Zukunft besser sicht-
schen: Um die Bildungspotenziale des zivilgesell-
bar gemacht, stärker gesellschaftlich anerkannt und
schaftlichen Engagements stärker zu nutzen, müs-
bildungspolitisch aufgewertet werden. Hierzu gehört
sen die Rahmenbedingungen für das freiwillige En-
auch eine verbesserte Erforschung im Rahmen der
gagement in der außerschulischen Jugendbildung,
Kompetenzdiagnostik und einer außerschulischen
aber auch im Rahmen der Freiwilligendienste sowie
Bildungsforschung. Als Thema der Engagementfor-
vor allem in der Zusammenarbeit mit der Schule
schung muss es zu einem Standardthema werden.
verbessert und ausgebaut werden. Nur so können
5. Jugendliche als Zivilakteure der Gegenwart und Zukunft:
die Kompetenzdimensionen des zivilgesellschaftli-
Es gilt, junge Menschen als Akteure und Ko-Produ
chen Engagements vom Grundsatz her alle Kinder
zenten in ihrem freiwilligen Engagement und in
und Jugendlichen erreichen.
ihrem Urteil ernst zu nehmen. Sie müssen in diesem
Das Gutachten wurde für die Koordinierungsstelle des Nationalen Forums für Engagement und Partizipation erstellt und diente als Grundlage für das engagementpolitische Dialogforum zum Thema Bildung und Qualifizierung. Die hier vorliegende Fassung ist gekürzt.
Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
59
Impressum Durchführung und Organisation: Jugendstiftung Baden-Württemberg Schlossstraße 23 74370 Sersheim www.jugendstiftung.de www.engagiert-bw.de
Im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
Verantwortlich: Miriam Schmid, Jugendstiftung Baden-Württemberg Redaktion: Miriam Schmid, Jugendstiftung Baden-Württemberg Lektorat: Angelika Vogt, Jugendstiftung Baden-Württemberg Bilder: Alle verwendeten Fotos wurden den jeweils dargestellten Projekten entnommen und mit Einverständnis der Projektträger veröffentlicht. Marc Doradzillo (Projektbilder „Move it! – Jugendgipfel“, S. 7 oben/S. 8); Thomas Bartl (Projektbild „Move it! – Jugendgipfel“, S. 7 links); Götz Bechtle (Projektbild „Zertifizierung zur sucht- und gewaltfreien Klasse“, S. 22); Fischer, Worms (Projektbild „B 612“, S. 23); rudloff heinz (Projektbild „We’re Europe“, S. 31); J. Kaim (Projektbild „Keloglan kommt nach Freiburg“, S. 32); Picasa 3.0 (Projektbild „Hip-Hop Benefiz“, S. 33); LVDESIGN – Fotolia.com (Projektbild „WM Party Aktiv“, S. 38); Ralph Steinemann (Projektbild „Theaterprojekt Spielzeit, S. 39); Isabella Frank (Projektbild „Wir sind gegen HAPPY SLAPPING, STOPP – Keine Gewaltvideo“, S. 40); Atelier Busche (Projektbild „Ich knall euch ab“, S. 41); on 1.00 (Projektbild „10 Jahre ,Moskito‘ – Theater- und Zirkusschule Ravensburg“, S. 44); BUNDjugend Baden-Württemberg (Projektbilder „Jugendaktionskongress – JAK: ICH, DU und die ANDEREN?! Zukunft gemeinsam gestalten!“, S. 45); Jan Hottmann (Projektbild „26. Warmbronner Open Air“, S. 46). Gestaltung: Oliver Müller – Visuelle Kommunikation, Mainz Druck: Printmedien Karl-Heinz Sprenger, Vaihingen an der Enz
Auf die weibliche Form wird in der vorliegenden Publikation aufgrund besserer Lesbarkeit verzichtet. März 2011
engagiert Jugendbildungspreis Baden-Württemberg
Eine Aktion des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Referat Jugend
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