Theoriearbeit meiner Bachelorarbeit

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HAND LET TERING Ein Handwerk im digitalen Zeitalter


Š Berlin 2013 Theoriearbeit im Rahmen der Bachelorarbeit an der Fachhochschule Potsdam von Juliana Wiest Layout & Satz // Juliana Wiest Schriften // ITC Golden Cockerel, Avenir Next Papier // Munken Lynx Druck // Xerox 700, Berlin Bindung // Centralstation Druck & Kopie, Berlin


Theoriearbeit der Bachelorarbeit von Juliana Wiest Fachrichtung Kommunikationsdesign Fachhochschule Potsdam August 2013

Gutachter/in Frau Dipl.-Des. Manja Hellpap  & Herr Prof. Luc(as) de Groot



INHALT Vorwort

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1 // Bedeutung & Historie

1. 1 Lettering // Begriff und Bedeutung

1. 2 Hand Lettering // Begriff Merkmale und Formen, Funktion und Bedeutung in der Anwendung 1. 3 Geschichte und Einflüsse des heutigen Hand Letterings Die Englische Schreibschrift Kurze Geschichte der Kalligrafie Unterscheidung zwischen Kalligrafie und Hand Lettering 1. 4 Weitere Entwicklungen und Einflüsse Deutschland — Kurrentschrift USA und UK — Sign Painter Niederlande — Amsterdamse Krulletter Script Schriften — die digitalen Schreibschriften

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2 // Im digitalen Zeitalter 2. 1 Veränderungen und Auswirkungen im 20. / 21. Jahrhundert

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2. 2 Anwendungen in Gruß- und Glückwunschkarten

2. 3 Anwendung bei Logos/Wortmarken Modelabels

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2. 4 Handgeschriebene Werbebotschaften // Wandel in den 50er Jahren 2. 5 Anwendung im Verpackungs- und Storedesign Beispiele Verpackungsdesign Beispiele Storedesign

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3 // Eigene Sammlung 3.1 Beobachtungen in verschiedenen Metropolen

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3. 2 Einblicke in die Bandbreite aktueller Hand Letterings Skizzen und Entwürfe Grafikdesign Buchcover Grußkarten Illustrationen Kalligrafische Hand Letterings Tattoos Handbemalte Oberflächen Experimentelle Hand Letterings

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4 // Praktische Arbeit 4. 1 Idee und Konzept 4. 2 Umsetzung Layout und Gestaltung Übungen & Skizzen Entwurfsseiten

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5 // Fazit Ein Handwerk im digitalen Zeitalter?

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6 // Quellenverzeichnis

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VORWORT Handgeschriebene Schrift hat, wie viele andere Mittel der Kommunikation, über die Jahrhunderte einen Wandel erlebt. Die Formen und das Aussehen von Schrift – analog als auch digital – haben sich weiterentwickelt, sich ihren Epochen und ihrem Nutzen angepasst. Durch neue Entwicklungen und die damit verbundenen Möglichkeiten, die zum Beispiel zuerst der Buchdruck und später dann das digitale Zeitalter mit sich brachten, gab es Veränderungen im handgeschriebenen Schriftbild und in der Anwendung von Schreibschriften. Das alltäglich analoge Schreiben ist seltener geworden und selbst in den Schulen wird heute auf das Schönschreiben beziehungsweise auf ein sauberes Schriftbild kaum noch geachtet. Vielmehr rücken E-Mails und weitere digitale Textnachrichten als ständiger Begleiter in unseren Alltag und sind aus diesem nicht mehr wegzudenken. Schnell sitzt man an der Tastatur und lässt Stift und Zettel oft unbeachtet liegen. Was ist aber mit der persönlichen Kommunikation geschehen, die durch handschriftliche Briefe, Karten, Notizen usw. einen ganz eigenen Charakter haben kann? Neben dem privaten Bereich ist hier auch das Handwerk von Schriftschreiben gemeint und dessen Anwendung im öffentlichen Raum und Einsatz in diversen Kommunikationsmedien. Dieses hat erstaunlicherweise in den letzten Jahren wieder zugenommen. Man trifft in immer mehr Bereichen des Alltags auf Schriftzüge, die sich an Hand- beziehungsweise Schreibschriften anlehnen. Angefangen bei Grußkarten zum Verschicken, bei Logo- beziehungsweise Labelschriftzügen bis hin in den Lebensmittelbereich auf Produktetiketten, aber auch im Kosmetik- und Wellnessbereich – um nur einige zu nennen. Die Kunst, Buchstaben mit Pinsel, Feder oder speziellen Stiften von Hand zu zeichnen beziehungsweise zu schreiben, ist aktuell häufiger in der Gestaltung zu sehen – Hand Letterings werden vermehrt eingesetzt. Im Folgenden möchte ich mich mit dem Einfluss des Hand Letterings in aktueller Gestaltung beschäftigen und anhand von Beobachtungen und Beispielen, Schlüsse zur heutigen Bedeutung und Anerkennung des Handwerks ziehen und der Fragestellung nachgehen: Wie vollzog sich der Wandel oder auch die Wiederauflebung dessen? Ist es eher ein Trend oder tatsächlich eine Bewegung, die neben dem Digitalen bestehen kann? In meiner Untersuchung werde ich auf geschichtliche Aspekte eingehen, die meiner Meinung nach für das Verständnis der Entwicklungsetappen notwendig und hilfreich sind. Ich versuche den aktuellen Wert des Handwerks und die Anwendungsbereiche in meiner Arbeit näher zu beleuchten, um die Gründe und Ursachen der Wandlung zu erkennen. Anhand dessen gebe ich folglich eine Einschätzung, in Hinblick auf die heutige Bedeutung von Hand Lettering.



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1 // BEDEUTUNG & HISTORIE

1. 1 Lettering // Begriff und Bedeutung Das Symbol, das Schriftzeichen, die Type, der gedruckte Buchstabe – das sind Begriffe, die mit dem Wort Letter zusammengefasst werden können. »Auf dem Schild stand in großen Lettern geschrieben: …«. 1 Der Herkunft nach wird der Begriff Letter vom französischen lettre und aus dem lateinischen littera abgeleitet, was mit Buchstabe und Schrift übersetzt wird.  Eher vom englischen Begriff übernommen, bezeichnet die Tätigkeit Lettering die Aktion des Beschriftens und demnach eine Art oder vielmehr die Kunst des Gestaltens mit Buchstaben. Dabei geht es um ein Handwerk, welches aus mehreren Komponenten entsteht, wie Joseph Alessio – Designer, Letterer und Illustrator aus Detroit, USA – in einem Artikel zum Unterschied zwischen Typografie und Lettering wie folgt zusammenfasst: » … the concept is very simple: a specific combination of 1 // TheFreeDictionary.com letterforms crafted for a single use and purpose as opposed to using Großwörterbuch Deutsch als previously designed letters as components …«. 2 Fremdsprache, 2009 Farlex, Im Buchwesen wird der Begriff des Letterings als Fachausdruck für Inc. and partners das Aufstempeln von Buchstaben verwendet, wobei es dabei nicht 2 // bit.ly/14cksSr, Joseph Alessio um lange Lesetexte geht, sondern eher um kürzere Textpassagen,


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die dadurch hervorgehoben werden sollen. Der Letterer ist demnach die Person, die als Schriftsetzer Schriftarten, -größen und -stile je nach Gebrauch und Anwendung anpasst. In Deutschland ist Letterer kein Lehrberuf. Vielmehr ist es eine Spezialisierung, die von Grafikern, Kalligrafen oder auch Illustratoren ausgeführt wird. Eine eindeutige Definition für den Begriff zu finden, erweist sich eher als schwierig. Festzuhalten ist jedoch, dass das Lettering seit dem Buchdruck auch das maschinelle Setzen von Lettern, den Bleilettern meint. Aktuell ist aber vorrangig das Gestalten von Buchstaben und nicht mehr das Setzen dieser gemeint.


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1. 2 Hand Lettering // Begriff, Merkmale und Formen, Funktion und Bedeutung in der Anwendung Mit Hand Lettering wird das Zeichnen von Buchstaben beziehungsweise Schriftzügen per Hand bezeichnet, im Gegensatz zum Setzen von Metallbuchstaben, wie beim ursprünglichen Begriff des Letterings. Dabei wird je nach Anwendungsbereich eine Art Formsprache für die entsprechenden Schriftzüge gefunden. Durch mehrmaliges Wiederholen und Ausbessern von Bögen, Schwüngen, Kurven, Auf- und Abstrichen und Verbindungen der einzelnen Buchstaben wird ein individuelles Endresultat erzielt, das möglichst genau ein bestimmtes kommunikatives Ziel verfolgt. Merkmale & Formen Oft ist jeder einzelne Buchstabe maßgeschneidert und durch zahlreiche Skizzen überarbeitet. Es ist ein Mix aus Kontrolle und freier Handbewegung, wobei historische und traditionelle Formen von Buchstaben und Schrift als Grundlage dienen und Anreize geben, daraus eine individuelle Arbeit zu entwickeln. »Letterers need a repertoire of historical letterfoms, both written and incised. These will not necessarily be copied exactly but used as a basis for creativity.« 3 Durch eine natürliche Handbewegung können auch mit starren Werkzeugen, organische Formen entstehen. Dabei geht es meist immer um den Wechsel beim Halten des Schreib- beziehungsweise Zeichengerätes in verschiedenen Winkeln und um den Aufdruck auf die Schreibfläche. »In the beginning when we learn letters we ›draw‹ them, agonizing over each part. However, to achieve the grace and 3, 4 // Rosemary Sassoon beauty of movement in writing, it is the flow of the hand during and The Practical Guide to Lettering between letters that is so important.« 4 Diese Vorgehensweise muss and Applied Calligraphy, nicht nur auf die Spitzfeder reduziert werden, sondern kann auch S. 9,14


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mit verschiedenen Pinseln oder Stiften erzeugt werden. Es gibt schlichte aber auch sehr verspielte Varianten der Ausführung. Auch ist es ein Spiel mit Proportionen und Zwischenräumen, die anders als in der Typografie sehr stark variieren können und dadurch ein Bild oder ein Zeichen erzeugen. Unterschiedliche Strichstärken, An- und Absetzen des Schreibgerätes und variierende Menge von Schreibflüssigkeit bringen immer wieder aufs Neue einen individuellen Stil hervor. Die daraus entstehenden Zeichen können sich auch oft eher in die Abstraktion neigen und unterscheiden sich daher vom individuellen Duktus, den zum Beispiel die Kalligrafie mit sich bringt. Ausführlicher gehe ich darauf im Abschnitt Unterscheidung zwischen Kalligrafie und Hand Lettering ein. Funktion & Bedeutung in der Anwendung Ähnlich wie die Schreibschrift als Vorläufer, besitzt das Hand Lettering heute durch seine persönliche Anmutung einen besonderen Wert und bietet einen Kontrast zu strengen Grotesk- und Antiquaschriften. Anwendung findet es heute verbreitet in den unterschiedlichsten Medien, wie zum Beispiel bei Fassadengestaltungen, auf Plakaten, im Verpackungsdesign oder bei Buch- und Plattencovern aber auch in der Gestaltung von Marken beziehungsweise Logos. Allgemein sind es meistens Bereiche, in denen es um erhöhte Sichtbarkeit und Abgrenzung zur Konkurrenz geht. Es ist eine Art der visuellen Sprache, Textinhalte in ein besonderes Bild umzusetzen. Es findet eine Emotionalisierung durch die Gestaltung statt. Dabei geht es auf der informativen Ebene um die Intension des Textes, welche im besten Fall gerade über die Gestaltung betont und nicht womöglich verfälscht wird.


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1. 3 Geschichte und Einflüsse des heutigen Hand Letterings Die Verständigung der Menschen erfolgt über verschiedene Kommunikationswege, über die Informationen weitergegeben, geteilt und aufbewahrt werden. Das wohl wichtigste Medium hierbei ist die Sprache und mit ihr eng verbunden das Zeichensystem – die Schrift. Sie hält die Sprache visuell fest, macht sie sichtbar und für weitere Menschen zugänglich. Mit dem Auftragen der Zeichen auf einen Träger, werden Informationen kodiert, die wiederum durch das Ablesen dekodiert werden. Diese Zeichen ergeben sehr umfangreiche Systeme und variieren je nach Sprache in ihrem Aussehen – ähnlich wie die Sprache in ihrer Tonalität und Betonung. Wenn man davon ausgeht, dass es heute weltweit etwa 6.500 Sprachen gibt, kann man darüber auch Verbindungen zu unterschiedlichen Schriftbildern ziehen. »Schrift ist also zunächst Informationsträger, sie ist aber auch seit Jahrtausenden faszinierendes Medium in ästhetischer und kultureller Hinsicht. Der Informationsgehalt der Schrift wird durch die Bildwirkung gesteigert. Im ständigen Wandel findet jede Generation ihre Ausdrucksformen in Schrift, Architektur, Malerei, Musik, Literatur usw.« 5 Die ersten Höhlenmalereien, etwa um 50.000 v. Chr., zählen zu den Ursprüngen von Schrift. Wenn Bilder sich systematisch wiederholen und Begriffe in einer Bilderkette wiedergegeben werden, entsprechen sie damit einer Wortkette. Somit sind Schriften aus Bilderketten hervorgegangen. »Während China noch heute seine uralte Bildschrift benützt, die die Laute der Wörter überhaupt nicht fixiert, wurden im Westen aus abgekürzten Bildzeichen Lautzeichen, das heißt Buchstaben entwickelt.« 6 Bis heute hat die Schrift unzählige Entwicklungs5 // Gottfried Pott Kalligrafie stufen durchlaufen. Zwei der wichtigsten Schriftformen im altorientaIntensiv-Traning, S. 13 lischen Bereich, die aus einer anfänglichen Bilderschrift zu einer 6 // Jan Tschichold SchriftSilbenschrift hervorgingen, sind die Keilschrift und die ägyptischen kunde, Schreibübungen und Hieroglyphen. Darauf folgten die Verbreitung der Buchstabenschrift, Skizzieren, S. 9


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die Entstehung des griechischen Alphabets sowie die Entstehung und Verbreitung des lateinischen Alphabets bis in die Gegenwart. Alle heutigen Schriften lassen sich jedoch von der römischen Kapitalschrift ableiten. Schrift ist Überbringer und ein Kulturgut, welches in allen Epochen auch immer als gestalterische Arbeit anzusehen ist. Der wichtigste Einfluss dieser Kunstform ist dabei die Handschrift. In ihr können sich Zeit, kulturelle Hintergründe, eine individuelle Persönlichkeit und Befindlichkeiten widerspiegeln. Das Schreiben fördert nicht nur das Gehirn und die Motorik, sondern auch die eigene Ausdrucksfähigkeit und begünstigt somit auch wieder die Sprache. Die Englische Schreibschrift Von einer Schreibschrift beziehungsweise Schnellschrift – die älteste lateinische Kursivschrift – sprach man, laut Überlieferungen, das erste Mal im 3. Jahrhundert v. Chr.. Dem Schriftschreiben wird damals wie heute eine persönliche Note mitgegeben. Es setzt sich aus bestimmten erlernten Formen zusammen und variiert je nach der Person, die es geschrieben hat und/oder nach der Anwendung. Zu einem klassischen Vertreter der Schreibschrift zählt die Englische Schreibschrift, die auch als l’Anglaise, Copperplate, Round Hand oder English Hand seit dem 16. Jahrhundert bekannt ist. Sie wird mit der Spitzfeder geschrieben. Erstmalig gab es eine Verbindung fast aller Buchstaben eines Wortes, was der Schreibschrift einen fließenden Charakter verlieh. Die bis dato üblichen Handschriften wurden durch sie schnell abgelöst, da sie auch durch ihre zügige Schreibbarkeit für den Alltag geeignet war. Diese neue Kursive beinhaltete Dynamik, Eleganz, besaß gefällige und runde Formen und sorgte für Aufmerksamkeit. Sie galt in den folgenden Jahrhunderten in den vornehmeren Kreisen als angesehene Kunstschrift und etablierte sich Mitte des 18. Jahrhunderts als wichtigste Handelsschrift, die von Lehrern und Schreibmeistern unterrichtet wurde. In Europa und in den USA war die Englische Schreibschrift im 19. Jahrhundert zur maßgeblichen Schulschrift geworden. Graveure, gleichzeitig auch Schreiber, waren diejenigen, die die natürlichste Umsetzung dieser Schreibschrift auf Kupferplatten erreichen konnten.


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Kurze Geschichte der Kalligrafie Unsere gesamte Schriftgeschichte ist durch Kalligrafie beziehungsweise von handgeschriebenen Schriftstücken geprägt. Es ist die einzig bekannte Form der Übermittlung von Literatur der mittelalterlichen Kultur. Bücher wurden vollständig von Kalligrafen geschrieben und dieser Beruf wurde damals ausschließlich von der männlichen, sozialen und politischen Elite betrieben. Es gibt verschiedene Kalligrafie-Formen, resultierend aus weltweiten unterschiedlichen Schriftsystemen. Die chinesische Kalligrafie, wie auch die japanische, koreanische und arabische sind die Bekanntesten. Zu den kalligrafischen Hauptbuchschriften römischen Ursprungs gehören unter anderem die Capitalis quadrata (Römische Quadratschrift), die Uncialis (Unziale), die Carolina (Karolingische Minuskel), die Gotica (Gotische Minuskel), die Textura (Missal- oder Psalterschrift), die Rotunda (Rundgotische Schrift) und die Humanistica (Humanistische Minuskel). Als die höchstentwickelste westeuropäische kalligraphische Hauptbuchschrift der Gotik – die reichste Epoche dieser Schreibkunst – zählt die Textura.


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Die Kalligrafie stellte in der Renaissance und im Barock eine eigene Kunstform dar. Sie war das Gegenstück zu den nicht als schön empfundenen gedruckten Schriften. Besonders in Italien, Frankreich, und England ist sie in speziellen Schreibmeisterbüchern zu sehen gewesen. Durch die Erfindung des Buchdrucks haben die westliche oder lateinische Kalligrafie stark an Bedeutung und auch an täglicher Anwendung verloren. Heute wird die Kunst der schönen Schrift von Kalligrafen hauptsächlich im künstlerischen Bereich oder als Hobby ausgeführt und bietet vielen verschiedenen Gestaltern Inspirationen für ihre eigenen Hand Letterings. Die verschiedenen Schreibwerkzeuge, -flüssigkeiten und -träger sind für die Formen dieser Schreibkunst verantwortlich und geben die Basis der meisten heutigen Druck- und Screen-Schriften.

Hubert Vobiller, Text von Rainer Maria Rilke

Christine Hartmann, Text aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 6, 22—23): »Das Auge ist des Leibes Licht«


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Hand Lettering // Raul Alejandro

Kalligrafie // John Stevens

Unterscheidung zwischen Kalligrafie und Hand Lettering Es ist nicht einfach eine eindeutige Grenze zwischen Hand Lettering und Kalligrafie zu ziehen. Beide Begriffe beschreiben eine handgefertigte Tätigkeit, Buchstaben darzustellen, sind jedoch dabei unterschiedliche Disziplinen, die sich wiederum beeinflussen. Kalligrafie ist dem Wortstamm nach, die Kunst des Schönschreibens, eine Schreibkunst – Kalli vom altgriechischen kalos, das Schönheit bedeutet und -graphie, was dem altgriechischen -graphia für das Schreiben, Darstellen, Beschreiben entspricht. Als einer der wichtigsten Vertreter lässt sich Edward Johnston, Kalligrafielehrer aus Großbritannien nennen, der ausgehend von den Karolingischen Minuskeln, eine einfache und eindeutige Handschrift, die Foundational entwickelte. Sie ist noch heute eine beliebte kalligrafische Lehrschrift, um Schülern das Schönschreiben beizubringen. Neben der westlichen Schriftkultur, spielt die Kalligrafie vor allem in anderen Schriftkulturen eine wichtige und inspirierende Rolle – unter anderem im arabischen, hebräischen, chinesischen und japanischen Raum. Sie hat in den zwei zuletzt genannten noch heute einen hohen Stellenwert im gesellschaftlichen und künstlerischen Leben. »Der Wert einer Kalligrafie liegt in ihrer Lebendigkeit, in der Ausdrucksstärke und in der Dynamik. Das nicht Perfekte des Mit-der-Hand-Gemachten ist im Grunde eines der Qualitätsmerkmale, die zur Faszination der geschriebenen Schrift gehören.«7 Bei Kalligrafie geht es immer um das Schreiben und dabei auch um das Wiederholen von Linien, bis es dem gewünschten Bild entspricht. Es 7 // Gottfried Pott Kalligrafie, werden keine Striche und Rundungen korrigiert. Der Rhythmus einer Erste Hilfe und Schrift-Training, S. 12 Kalligrafie wird durch Geschwindigkeit der Bewegung des Schreib-


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gerätes erzielt, wobei es beim Hand Lettering eher um das Setzten extremer Punkte beim Zeichnen eines Buchstaben geht. Es beginnt meist mit Handskizzen, die mehrmals überarbeitet werden. Diese werden durchgepaust, Striche oder Linien werden verändert oder hinzugefügt. Hand Lettering basiert auf der Zeichenkunst und ist demnach eher das Zeichnen von Buchstaben. Beide Stile entwickelten sich seit Urzeiten nebeneinander und folgen bis heute kulturellen Bewegungen. Wo es im frühen 19. Jahrhundert etwas schlichter wurde, gab es durch das Viktorianische Zeitalter und der Art Nouveau wieder etwas floralere und ornamentalere Phasen. Hand Lettering wurde stark vom Art Deco und der Moderne beeinflusst und kam oft auf Poster, in Anzeigen, bei Logo-Schriftzügen, auf Buchcover und illustrativ auf Filmplakaten im 20. Jahrhundert zum Einsatz. Später erfuhr das Hand Lettering eine vielfältige Veränderung – vom organischen Stil der 1970er, über die neue Moderne der 1980er und dem Grunge Stil der 1990er, bis hin zur heutigen modernen Szene mit bunt gemischten visuellen Referenzen zu jeglichen historischen Bildern. Die Kalligrafie kommt heute meistens eher bei speziellen Texten zum Einsatz, wie zum Beispiel Diplome und Urkunden und ist oft in der Kulturgeschichte dort hoch angesehen, wo es um das Abschreiben heiliger Texte geht. Kalligrafie kann unter Hand Lettering grob eingeordnet werden – umgekehrt jedoch nicht. Ein Grund für die Verschmelzen dieser beiden Schriftformen könnte sein, dass sie sich bei den Materialien angleichen, mit denen sie ausgeführt werden. Beide Disziplinen vereinen zudem künstlerisches und handwerkliches Können und beinhalten immer eine persönliche Note, die dem perfekt gedrucktem Ergebnis gegenübersteht aber nicht damit in Konkurrenz tritt. Sie besitzen eine bestimmte visuelle Sprache und auch die wichtigsten Quellen teilen sie – die Geschichte der Buchstaben und die Inszenierung dieser.


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1. 4 Weitere Entwicklungen und Einflüsse Um die Entwicklung von handschriftlichen Arbeiten im 20. Jahrhundert näher erläutern zu können, möchte ich noch einmal kurz auf ein paar weiter zurückliegende Ereignisse eingehen. Durch die Erfindung und Verbreitung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert war es nun vielen Menschen möglich, gedruckte Bücher zu erwerben. Somit standen handgeschriebene Bücher mit diesen in direkter Konkurrenz und verloren ihre Bedeutung. Gedrucktes konnte schneller und preiswerter hergestellt und verkauft werden. Die traditionellen Buchschreiber mussten reagieren, um ihre Kunst verteidigen zu können und gründeten Schreibschulen, an denen nun auch Bürgerliche teilnehmen konnten. Bewährte Schriften wurden weiter ausgebaut und es gab eine Weiterentwicklung der Schreib- und sowohl auch Buchschrift und die Verbreitung von Handschrift nahm allgemein zu. Es waren Länder wie zum Beispiel Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Italien, die Schweiz etc., in denen Schreiber viele Druckvorlagen lieferten. Auch in englischsprachigen Ländern, wie den USA und Großbritannien gab es Entwicklungen in der Schriftlehre, die von verschiedenen Personen beeinflusst und geprägt wurden. Einige Einflüsse auf das heutige Hand Lettering stammen mit unter auch aus den folgenden Schriftentwicklungen beziehungsweise Formen von Schreibschriften. Deutschland — Kurrentschrift und Sütterlin Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht Ende des 19. Jahrhunderts führte dazu, dass Schreiben ein Grundlehrfach wurde und somit die unterschiedlichen Meisterschulen schnell überflüssig wurden. Der englische Stil, mit Spitzfeder zu schreiben, setzte sich mehr und mehr durch und mit ihm auch neue Gebrauchsschriften. Mit dem neuen Jahrhundert und den damit verbundenen Erneuerungsbestrebungen wurden viele Gestalter mit dem Entwurf neuer Schriften beauftragt. »In Deutschland war man traditionell dem Wesen und Charakter der gebrochenen und Mischschriften verbunden. Hervorgegangen aus der Handschrift und deshalb dieser näher, wurden sie seit den Anfängen des Drucks überwiegend in den protestantischen deutschsprachigen Ländern verwendet.«8 Fast vergessen und wohl für viele der heutigen Generation auch kaum lesbar, ist eine typisch deutsche Schreibschrift – die Kurrentschrift. Aus dem Lateinischen von currere, was laufen heißt, abgeleitet, wird sie auch als Laufschrift oder Kursive bezeichnet. Es ist eine gebrochene Schrift, die seit etwa dem Beginn 8 // Pina Lewandowsky der Neuzeit bis zur Hälfte des 20. Jahrhunderts als allgemeine VerSchnellkurs Grafik-Design, 2006, S. 23 kehrsschrift im gesamten deutschsprachigen Raum verwendet wurde.


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Kurrentschrift

Sütterlin

Sie verbindet Buchstaben miteinander und kann dadurch zügig geschrieben werden – unterscheidet sich aber von anderen lateinischen Schriften durch spitze Winkel. Die Kleinbuchstaben n und u sind identisch und werden nur durch einen Strich über dem u voneinander unterschieden. Auch das kleine e hat eine eher fremde Form, die mit zwei parallelen vertikalen Strichen eher der Form des n ähnelt. Auch gibt es Besonderheiten in dem Aussehen des Buchstabens, der am Wortende oder am Ende von zusammengesetzten Wörtern eine runde Form hat. Als Alternative zu den restlichen Buchstaben kann er eine lange Form mit Ober- und Unterlänge haben. Allgemein war der Schreibstil Kurrent im Alltag vor 1941 fest verankert – in Notizen, Briefen und Dokumenten. Auch im Bereich der Beschilderung und in der Gestaltung handgeschriebener Buchcover, Firmenlogos, Poster und anderen alltäglichen Medien fand er Anwendung. Heute ist diese Schreibschriftart so gut wie in Vergessenheit geraten und nur noch selten im öffentlich Raum anzutreffen. In den 1920er und 1930er Jahren wurde in Deutschland die Sütterlinschrift als Standardschulschrift eingeführt. Erfinder dieser Schrift war der Grafiker Ludwig Sütterlin (1865–1917), der aus den Eigenheiten der Handschriften des 17.–19. Jahrhunderts diese Schreibschrift für den Unterricht entwickelte. Sie vereint Merkmale der Deutschen Kurrentschrift und Rundungen lateinischer Schriften. Auch diese wurde, wie die Kurrentschrift, als Schreibschrift 1941 durch den Normalschrifterlass 9 abgeschafft. USA und UK — Sign Painting Nicht weniger wichtig ist die Rolle der Sign Painters – Schildermaler – in Hinblick auf die heutige Gestaltung und Entwicklung von Hand Letterings im öffentlichen Raum. »Painted signs, of which no two are exactly alike, express the history of a place through a unique and often idiosyncratic language of images, symbols, and text.«10 Die Geschichte des Sign Paintings reicht von den ersten englischen Wirtshausschildern des 14. Jahrhunderts bis hin zu den perfekt gezeichneten Reproduktionen von Corporate Designs des 21. Jahrhunderts. In jener Zeit, als Schildermaler ohne die Hilfe des Computers oder ähnlichen mechanischen Geräten arbeiteten, wurden Ladenfassaden, Wände, Banner, Werbetafeln und oft auch Straßenschilder von ihnen ausschließlich mit Pinsel und Farbe handbeschrieben. Schon damals haben die Schildermaler ihr Handwerk fast ausschließlich durch das Üben und Ausprobieren in ihrer Ausbildungsstätte und in der Anwendung bei ihren Arbeitgebern erlernt. Eine handwerkliche Ausbildung dauerte damals ca. vier Jahre. Das zu Erlernende variierte und war sehr komplex. Grundlegend lernte man mit dem Schreibpinsel umzugehen und verschiedene Techniken, wie Schnitzen, Stempeln und


Altes handgemaltes Schild, USA

Ghost Sign in Norwich, England

Siebdrucken. Um 1800 gab es nur wenige Bücher mit historischen Informationen und technischen Hilfestellungen. Einige beinhalteten eine Auswahl an Schriften und Ornamenten. Aber anstelle von Beispieltexten zum Ausdrucken und Nachmalen gab es zum Erlernen der Formen meist Seiten mit den einzelnen Buchstaben des Alphabets, Kleinund Großbuchstaben, die nachgezeichnet wurden, um so die verschiedenen Formen zu erlernen. Die meisten Schüler lernten viel von den Fertigkeiten ihrer Mentoren, die in keinem Buch standen beziehungsweise auch heute noch nicht stehen. Aktuell gibt es nur noch wenige spezialisierte Schulen, an denen das Handwerk noch gelehrt wird – unter anderem das fast hundert Jahre alte LA Trade Technical College in Los Angelas, USA mit seinem Sign Graphics Program. Doch auch dieses qualifizierte Handwerk wurde von der Zeit des Technologiebooms und dem Versprechen für schnellere und preiswertere Produktionen überrannt. Die meisten Schildermaler waren sich der harten Konkurrenz gegenüber dem Druck in Hinblick auf Werbeschildern bewusst. Sie versuchten für sich einen Weg zu finden, die Schnelligkeit dessen mit Qualität und markanten und unverwechselbaren einfachen Effekten des Handwerks auszugleichen. Die Unterschiede zum gedruckten Text lag immer noch in der Fähigkeit, die Größe, die Form, die Farbe und die Aufteilung der Worte und Bilder mit dem Pinselstrich spontan anzupassen – und die Grenzen zwischen Buchstaben und Bild aufzuheben. Der einfachste Text könnte so in eine raffiniert gestaltete Form oder Symbol gebracht werden und verschiedene Leute ansprechen. Schon allein eine Farbkombination oder Schattierung könnte ein Schild besonders aussehen lassen – gut, auffällig und einprägsam sein. Die vielen Möglichkeiten, die die digitalen Schriften durch den Computer mit sich brachten, wirkten sich auch – wie auf viele Medien der 1980er Jahre – auf handgezeichnete Schilder aus und der Bedarf verringerte sich drastisch. Es wurde vielmehr zu einem seltenen Fachgebiet. Glücklicherweise gibt es aber jetzt im 21. Jahrhundert wieder eine Art Rückbesinnung und Wertschätzung für dieses spezielle Handwerk. Es ist etwas Besonderes, weil es zudem auch historische Bezüge beinhalten kann. Arden Stern, eine US-Amerikanerin, die sich mit der Geschichte amerikanischer 9 // Am 3. Januar 1941 wurde Gestaltung und dessen sozialen Auswirkungen besonders im öffentliim Namen Hitlers der Normalchen Raum beschäftigt, fasst die Aufgabe der Sign Paintings zusammen schrifterlass aufgesetzt. Dieser besagte, dass fortan nur noch als » …, the ability to translate written messages into richly textured die Antiqua benutzt und gelehrt images is not simply an act of communication, but also of historical werden soll. preservation.«11 10, 11 // Arden Stern, The Street Museum: Sign Painting as Art and History


24 // HAND LETTERING

Unter den Schildermalern gab es auch jene, die ganze Häuserwände von Hand mit Werbung versahen. Die Überreste dieser Werke werden heute als Ghost Signs bezeichnet. Dies sind die typisch verblassten Restbestände von früheren handgemalten Außenwerbungen an Häuserwänden. Sie sind in vielen Groß- und Kleinstädten sowie Dörfern in verschiedenen Ländern, wie zum Beispiel Großbritannien, Irland, USA, Frankreich und Belgien zu finden. Die Geschichte der Wandbemalung geht auch hier wieder bis zu den alten Ägyptern zurück. Die Entstehung der heutigen Ghostsigns kann auf Ende des 19. Jahrhunderts und Beginn des 20. Jahrhunderts datiert werden. Seit den 1950er Jahren wurden auch diese immer weniger und wichen zugunsten der in Masse druckbaren Plakaten und Werbetafeln. In unterentwickelten, industrieärmeren Ländern wie Indien, Mexiko und Teilen Afrikas kann man heute aktuelle Werbung in Form von Wandmalereien finden. Aber auch in Metropolen nehmen sie aktuell wieder zu. Niederlande — Amsterdamse Krulletter Ein besonderer typografischer Stil im öffentlichen Raum, der in der niederländischen Stadt Amsterdam ins Auge fällt, ist der, der Amsterdamse Krulletter. Das Wort Krul heißt übersetzt Locke und beschreibt sehr gut das Aussehen der Buchstaben beziehungsweise der Schriftzüge dieser handgemalten Schrift. Sie zeigt Einflüsse kalligrafischer Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert von niederländischen Schriftmeistern, wie unter anderem Jan van der Velde, Felix van Sabix und Cornelis Bissens. Geschaffen wurden die Amsterdamse Krulletters vom niederländischen Schriftmaler Jan Willem Visser Ende der 1940er Jahre. Zu Beginn war diese Art der Buchstaben eng verbunden mit den Pubs die zur Amstel Brauerei gehörten, bei der Jan Willem Visier bis 1968 arbeitete. Beeinflusst wurde seine Arbeit laut Überlieferungen von alten niederländischen Schriftmustern, von deren Geschichte generell leider wenig zu finden ist. In der Abbildung oben sieht man eines dieser Schriftmusteralphabete von Johannes Heuvelman aus dem Jahre 1659 aus dem Noord-Holland Archief. In den 1970er und 1980er Jahren setzte Leo Beukeboom, ein weiterer talentierter Schriften- und Schildermaler, die Arbeit fort und förderte die Verbreitung diese Art der Schrifttradition. Noch heute dekorieren sie die traditionellen Bars, auch braune Cafés


genannt, von Amsterdam, die voranging in den Vierteln des Jordaan und De Pijp aber auch darüber hinaus in Nachbarstädten zu finden sind. Beispiele sind davon oben abgebildet. Erst vor Kurzem entstand eine digitale Schrift nach dem Vorbild der Krulletter, die Ramiro Espinoza, ein Grafik- und Type-Designer aus Argentinien, in Amsterdam lebend, gestaltete. Mit dem Bewusstsein über diesen einzigartigen Stil und dem Bedenken, wie schnell dieser verschwindet, hat er sich bei seinem Projekt darauf fokussiert, die kalligrafische Komplexität dieser schönen Buchstaben zu digitalisieren. Krul ist das Ergebnis einer jahrelangen Arbeit seiner Forschung und ist vielmehr eine Interpretation des Originals von Jan Willem Joseph Vissers gezeichneten Lettern von 1940, mit Anpassungen für gedruckte Seiten als OpenType Font inklusive verschiedener Bögen, Endungen von Buchstaben und ornamentalen Elementen. Ramiro Espinoza studierte an der Universidad Nacional del Litoral in Santa Fe, Argentinien und absolvierte seinen Master in TypeMedia an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten in Den Haag, Niederlande. Typografie unterrichtete er unter anderem an der Universidad Nacional del Litoral in Buenos Aires, Argentinien und der Escola d’Art i Superior de Disseny in Valencia, Spanien. Momentan lebt und arbeitet er in Amsterdam, wo auch seine ReType Foundry anzutreffen ist.


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Script-Schriften — die digitalen Schreibschriften Neben den aktuellen unzähligen Satzschriften gibt es auch einen deutlichen Zuwachs an digitalen Schreibschriften – Schriften mit handschriftlichen Charakter. Sie bestätigen somit den Gebrauch und die Anwendung dieser. Durch ihren meist individuellen Charakter werden sie vorrangig für Auszeichnungszwecke verwendet und werden vor allem in Grußkarten, Visitenkarten, Flyern und im Verpackungsdesign eingesetzt. Die Vielfalt der Script-Schriften erstreckt sich von nachgeahmten Handschriften über klassische englische Schreibschriften und Inspirationen von historischen Schriftstücken bis hin zu verspielten, verschnörkelten und aufgelösten Schriftzügen. Auch Materialien wie Pinsel, Feder oder Marker werden mit einbezogen und deren Duktus mit in die digitale Umsetzung integriert. Bei der Bandbreite der Script-Schriften, die täglich immer weiter anwächst, ist, ähnlich wie bei Satzschriften, besonders auf den Einsatz zu achten. Nicht jeder Stil kann immer auch den Ansprüchen der Anwendung gerecht werden. Es gibt charakteristische Eigenarten und Besonderheiten, die beim Einsatz mit beachtet werden sollten. Denn anders als bei der Gestaltung eines Hand Letterings sind es hier digitale Kurven, die nur geringfügig beeinflusst werden können. Viele Script-Schriften enthalten für solche Fälle alternative Buchstaben und haben gut ausgebaute Sonderzeichen. Ein gutes Beispiel ist die Parfumerie Script, die von Sabrina Lopez, einer argentinischen Type-Designerin, über den Zeitraum von zwei Jahren mühevoll mit Hand und Feder gestaltet (Abbildungen unten) und erst dann digitalisiert wurde. Es ist eine kalligrafische Schrift mit über 2500 Zeichen und bis zu 20 Alternativen pro Buchstabe. Sie beinhaltet nicht nur zahlreiche Ligaturen und kontextbedingte Varianten für unterschiedliche Sprachen, sondern es stehen auch Swash-Varianten, Initial- und Terminalformen, 19 Formatsätze (engl. stylistic Sets) und verschiedene Ziffernsets zur Auswahl. Auch gibt es eine Sortierung der Zeichen, zum Beispiel nach historischen Zeichen und Ligaturen.


HISTORIE & BEDEUTUNG // ENTWICKLUNGEN & EINFLÜSSE // 27



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2 // IM DIGITALEN ZEITALTER

2. 1 Veränderungen & Auswirkungen im 20. / 21. Jahrhundert Aus der Sicht des Grafikdesigners galt es, zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Wege einzuschlagen und Drucksachen zu modernisieren, indem viele Gestalter zukunftsorientierte Konzepte, zum Teil aus der Kunst, auf die Gestaltung übertrugen. Die Industriekultur und die Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderungen, geprägt vom internationalen Austausch in sämtlichen kulturellen Bereichen führte zu der sogenannten Zeit der Moderne. Es war und ist auch heute immer wieder ein ständiger Wechsel zwischen Imitation und Abgrenzung, zwischen den von Hand gefertigten Produkten und den industriell hergestellten. Bei der Entwicklung von Schriften bedeutete es, allein schon durch den Bleisatz und der schnelleren Herstellung von Drucksachen, dass auch mehrere Schriftschnitte und -mengen gebraucht wurden. Ein enormer Zeitgewinn wurde 1883 mit der Zeilengussmaschine, die Linotype von Ottmar Mergenthaler, erzielt. Mit dieser wurden nun ganze Zeilen, anstatt einzelne Bleiletter erstellt. Auch die Monotype von Tolbert Lanston 1885 erleichterte den Gießvorgang von Lettern, da er vollautomatisch gesteuert wurde. Es entstanden in der damaligen Zeit immer mehr Gießereien.


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Eine gute Schrift zeichneten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das Qualitätsmerkmal von Anzahl der Schriftschnitte und vorzugsweise vielseitiger Anwendbarkeit aus. Fließende Grenzen zwischen reinen Werksatzschriften und Schmuckschriften, am Jugendstil angelehnt, zeigten eine gewisse Experimentierfreude. Technische Fortschritte und die daraus resultierende kommerzielle Produktion machte auch an Schrifttypen nicht halt. Da der Bleisatz nicht nur material- und kostenintensiv sondern auch zeitaufwendig war, konnten Gestaltungen nicht zu extravagant sein und mussten funktionell und standardisiert werden. Aber gerade zu diesem Zeitpunkt gab es dann wiederum das Verlangen, diese Einschränkungen mit handgezeichneten kürzeren Schriftzügen für spezielle Anwendungen aufzuheben und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Es entstanden Schriften, die für komplette Zeichensätze nicht geeignet waren und somit Unikate darstellten, die nur für einen bestimmten Zweck eingesetzt wurden. Je nach Thema und Inhalt wurden einzelne Wörter oder kürzere Texte in Szene gesetzt. Dies konnten unterschiedlich gestaltete Formen sein wie zum Beispiel »… zackig-zerklüftete Buchstaben wie grob aus dem Felsen gehauen, Typen mit Einschusslöchern, aus Tauen geschlungene Schriftzüge, Zeichen auf geschwungenen Grundlinien, Lettern mit Reliefschatten, mit Innen- oder Konturlinien und barocker Ornamentierung.«12 Visuell wurden handgezeichnete Schriften eher für Aussage von Zeitungsschlagzeilen, Buchtiteln und Überschriften eingesetzt, fanden aber auch weiterhin verbreitete Anwendung in Einladungen bis hin zu Logo Schriftzügen. Viele Entwürfe sind – damals wie heute – von historischen Vorbildern inspiriert und in die jeweilige zeitgemäße Designsprache übersetzt. Die Blütezeit von handgezeichneten Sonderschriften des 20. Jahrhunderts kann man in den 1930er bis in die späten 1960er Jahren sehen. In dieser Zeit entstanden auch mehrere digitale Schreibschriften, sogenannte Script Fonts, die den Charakter einer Handschrift simulierten. Die bekanntesten dieser Satzschriften sind zum Beispiel die Brush Script, 1942 von Robert E. Smith, Dom Casual, 1951 von Peter Dom und die Mistral, 1953 von Roger Excoffon. Eine besondere unter ihnen ist die Zapfino, dessen Skizzen bis in die 1940er Jahre zurück gehen. Diese wurde jedoch erst 1998 als erste Ausgabe von ihrem Schriftdesigner Hermann Zapf, in Zusammenarbeit mit dem Schriftdesign- und dem Entwicklerteam von Linotype mit sechs Schriftschnitten fertig gestellt. Als kalligraphisch anspruchsvolle und variantenreiche Schriftart angesehen, beinhaltet sie neben ihren Ligaturen vielfältige Ornamente. Es folgten Designs, die zum Beispiel durch Letraset13, schnell und effektiv mit unterschiedlichen Schrifttypen auf Titelseiten gedruckt werden konnten. 1975 gab es dadurch


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immer weniger Aufträge für die Gestaltung von handgezeichnete Zeitschriften- und Werbetiteln. Anfang der 1970er Jahre ersetzte dann der Fotosatz nach und nach vorherige Techniken des Bleisatzes durch reprografische Belichtungstechniken. Eine jedoch einschneidendere Veränderung für den Satz und die Typografie brachte Mitte der 1980er Jahre das aufkommende Desktop-Publishing. Gert Wiescher, deutscher Grafiker, Typograf, Autor und Schriftgestalter, beschreibt seine damalige Erfahrung in einem Interview mit MyFonts so: »Then along came the Apple LISA and the Mac. I realized that the times of sketching headlines for ads, which then had to be ordered from a typesetting firm, were over.«14 Satz, Grafik und Bildgestaltung wurden hier nun an einem Gerät zusammengefügt und lösten somit den Beruf des Schriftsetzers ab. Es entstanden neue Schriftformate wie PostScript und TrueType, die den Fotosatz vollständig ersetzten und auch den Umfang an Schriften enorm erweiterten. Nur wenige Schriftgießereien und Fotosatzanbieter konnten sich dem digitalen Zeitalter anpassen. Viele der neu entstandenen Textschriften brachten unterschiedliche Schnitte mit. Im Verlauf der Jahre entwickelten sich auch Trendschriften, die sich aus kreativen Einflüssen aus Kunst, Mode, Musik und Lifestyle ergaben. Mit der Entwicklung des Computers und verschiedener Software wurden viele vorhandene Handwerke eher durch computergesteuerte Maschinen ersetzt. Auf das Grafikdesign und damit auch auf die Typografie und das Schriftbild allgemein, nahm dies großen Einfluss und es folgte eine stärkere Wahrnehmung dieser in der Öffentlichkeit. Es ist ein erweiterter gestalterischer Bereich entstanden. Vor allem für Handschriften hieß das wiederum erst einmal, dass die weit ausholenden Schwünge und Verzierungen im Digitalen nicht von Bedeutung waren und eher perfekte Schriftstücke und eine hohe An12 // Rian Hughes Custom zahl verschiedener Schriften zählten. Lettering of the 60s and 70s, S. 8 Im späten 20. Jahrhundert erfolgte, nach dem vielseitigen Einsatz 13 // Letraset — Firma aus von digitalen Satzschriften, erneut ein Wandel in der Anwendung von Ashford, Südosten Englands, bekannt durch Produkt »AnHandschriften, die diesmal digitale Schriften versuchten zu imitiereibebuchstaben«. Bis in die ren. Erst wenn man genug von der Perfektion hat, kann die Kunst des 1980er Jahre war dies eine Schönen wieder ausbrechen und eine Art Renaissance erleben – so Möglichkeit, Buchstaben von einer transparenten Folie scheint es jedenfalls. auf darunter liegende Flächen Die Eigentümlichkeit und eine nicht klar definierte Einordnung mit einem Stift aufzureiben. Sehr gut und ohne Klebstoff des gestalterischen Gebiets, ist vielleicht mit die Ursache, dass dem haftbar. Heute meist nur Hand Lettering kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde – im Vergleich noch auf nicht bedruckbaren zu manch anderen typografischen Designbewegungen der letzten Medien angewandt. Jahrzehnte. Es gibt wenige Archive aus dem Zeitalter, ohne Letraset, 14 // MyFonts Creative Fotosatz und Computer. Characters Issue # 17, Dez. 2008


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2. 2 Anwendung in Gruß- und Glückwunschkarten Es ist eine Art Brauch, der bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, Glückwünsche zu Feierlichkeiten zu versenden. Zu Beginn noch von Hand verteilt, wurden 1840 durch die Einführung der Briefmarke in England, die ersten handgemalt bebilderten Karten, Postkarten wie wir sie heute kennen, verschickt. Die ersten Grußkarten wurden damals zu Beginn eines neuen Jahres verschickt. Durch die Erfindung des Kupferstichs und des Holzschnitts waren diese leicht herzustellen und zu Erste Weihnachtskarte von 1843, beauftragt von Henry Cole vervielfältigen. Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert war es so gut wie eine allgemeine Sitte und Mode, Grüße zu verschicken. Vorerst war dies aber wieder nur der Elite und dem betuchten Volk vorbehalten. Diese Art der sogenannten Gelegenheitsgrafik setzte sich gegenüber großen und aufwendigen Formaten durch. Es entstanden viele verschiedene Motive und neben ornamental geschmückten Karten auch jene, die auf Luxuspapieren gedruckt und mit Prägungen versehen wurden. Die Bedeutung der Gruß- und Glückwunschkarten ist trotz einiger kleiner Einbrüche aufgrund elektronischer Erfindungen, wie zum Beispiel dem Telefon und später dem Computer, immer noch groß. Gerade wegen ihrem hohen persönlichen Charakter kann sie gegenüber den elektronischen Kommunikationsmitteln gleichwertig bestehen. Der Bereich hat sich auf erdenklich viele Gebiete des Alltags ausgeweitet. Nicht nur zum Jahreswechsel, Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern, Geburtstagen, Hochzeiten, Genesungswünschen oder Geburten werden Karten verschickt, sondern auch zu Anlässen wie bestandenen Prüfungen, neuem Job oder ähnlichem finden diese Anwendung. Überwiegend wird dieser Markt heute von US-amerikanischen Herstellern beherrscht. Die international bekannten Unternehmen American Greetings und UK Greetings haben ihren Ursprung in Cleveland, USA, als 1906 ein junger Unternehmer namens


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Jacob Sapirstein, Postkarten mit einem Handwagen verkaufte. Ein anderer Unternehmer, der das Potential der Grußkarten gegenüber den Postkarten um die gleiche Zeit entdeckte, war Joyce Clyde Hall aus Nebraska, USA. Er traf die Aussage: »They were more than a form of communication – they were a social custom.« Aus dem Unternehmen zusammen mit seinem Bruder entstand so 1910 die Firma Hall Bro's mit einigen Abwandlungen. 1954 kam es zu dem noch heute existierenden handschriftlichen Namensschriftzug mit einer darüber platzierten Krone, welches auf jeder Kartenrückseite zu sehen ist. Wie man unten erkennen kann, wurde schon beim ersten Logo eine Handschrift mit Schwüngen an den Enden des H's und l's vorgenommen, dass das Wort Hall mit einem darunter verbindenden Banner unterstreicht. Das zweite Wort Bro's ist in diesem negativ enthalten. Auch die Zwischenschritte der Logoentwicklung zeigen eine gestalterische Verzierung und ein Spiel mit den Buchstabenformen. Hallmark ist heute der größte Hersteller und Vertreiber von Grußkarten der USA mit Sitz in Kansas City. Viele der Hallmark-Karten werden von Schriftkünstlern und Illustratoren gestaltet. In dieser Abteilung gibt es immer wieder Zuwachs von ausgebildeten Schriftdesignern. Wohl auch die abwechslungsreiche Spannbreite des Kartenangebotes mit immer wieder neu gestalteten Motiven machen sie so beliebt und erfolgreich. Allgemein lässt sich zu der Grußkartenidee sagen, dass es eine der beliebtesten Arten ist, persönliche Grüße zu verschicken und dies selbst im digitalen Zeitalter anhält. Mit dem Aufkommen von elektronisch versendbaren Karten gab es einen kurzzeitigen Einbruch der Verkäufe, der jedoch zügig überbrückt werden konnte. Der Gestaltung sind in diesem Bereich keine Grenzen gesetzt und so erlebt auch dieser Zweig der Gebrauchsgrafik einen hohen Einfluss von Schriftkünstlern und ihren handgestalteten Motiven.


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2. 3 Anwendungen bei Logos/Wortmarken Das Logo einer Firma ist ihr optisches Erkennungszeichen und kann eine Bildmarke, eine Wortmarke oder eine Mischung beider sein. Für die Identität und Wiedererkennung ist dieses Zeichen von besonderer Bedeutung für ein Unternehmen. Auch Glaubwürdigkeit spielt eine wichtige Rolle und sollte im Zeichen mit transportiert werden. Bei der Wahl der Schrift ist drauf zu achten, welche Assoziationen ihr Charakter und ihre Formen beim Betrachter auslösen, um die gewünschte emotionale Aussage im Bezug auf das Unternehmen und dessen Tätigkeit zu treffen. Das grafische Bild sollte sich von anderen gut unterscheiden können und einprägsam sein. Anhand von einigen frei gewählten Beispielen bekannter Marken, entstanden in unterschiedlichen Zeiten, möchte ich den Einsatz von Handschriften im Logodesign und deren unterschiedlichen Stile aufzeigen, sowie gleichzeitig die Wirtschaftszweige der Anwendung mit in Betracht nehmen. Viele der ersten Markenlogos waren Schriftzüge, oft in Form der Signatur vom Namen des Erfinders beziehungsweise Gründers. Es sind Ansätze, die immer wieder eine Rolle in der Werbung und somit im Design spielen und auch heute bei aktueller Gestaltung eingesetzt werden. Das seit 1883 existierende Schriftlogo der Boots Company Ltd aus Nottingham, eine der bekanntesten Apothekenketten von Großbritannien, ist ein Beispiel, für die Nutzung des Nachnamens des Erfinders und Gründers, Jesse Boot. Es ist als Familienunternehmen gestartet und hat bis heute den gleichen Schriftzug, der auf einer Hand- beziehungsweise Schreibschrift basiert. Das Unternehmen machte sich schnell einen Namen durch ein gutes Warenangebot zu wettbewerbsfähigen Preisen mit kompetenter Betreuung und wurde zum Symbol für Qualität und gutem Service unter den Pharmaunternehmen. Irreführend könnte der Name für nicht regionale, außerhalb Großbritanniens lebenden Menschen sein. Man könnte es schnell mit dem englischen Wort boots in Verbindung bringen, was ins Deutsche übersetzt Schuhe heißt. Dem Logo kann man nicht die Art des Unternehmens ansehen. Die Farbigkeit, einem dunklen Blau, würde durch andere Farbkodierungen für pharmazeutische Unternehmen in anderen Ländern auch nicht auf die Branche hinweisen. Bei dem Boots-Logo ist demnach die Bekanntheit und die Wiedererkennung eher aus der Tradition des Namens heraus und dem seit über 150


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Jahren bestehendem gleichen Schriftzuges zu begründen. Die Emotionalisierung erfolgt über die langjährige Geschichte des Familienunternehmen und durch die Beständigkeit von Qualität und Zuverlässigkeit, was zugleich über das gleichbleibende Logo transportiert wird.

Eines der wohl bekanntesten Markenlogos, ist der um 1885 von Frank Mason Robinson entworfene Coca-Cola-Schriftzug. Er basiert auf der handschriftlichen Schrift Spencerian Script. Diese war eine der meist verwendeten Schreibschriften in den USA von 1850 bis 1925, die vorrangig für Geschäftskorrespondenzen und für persönliche Briefe angewandt wurde. Durch vorhandene Script-Schriften inspiriert, entwickelte Platt Rogers Spencer diese eher ovale Schreibkunst um 1840, die eine zügige Schreibweise und leichte Lesbarkeit zuließ. So wurde dieser Schreibstil an Schulen unterrichtet, für dessen Zweck er ihn entwickelte und fand durch seine Absolventen auch Verbreitung im Ausland. Der Coca-Cola Schriftzug ist seit seiner Einführung der TradeMarke 1887 einige kleinere Änderungen durchlaufen, ist aber im Wesen gleich geblieben – zwei Versal-C's mit einem Schwung am unteren Ende des ersten C's und einem am oberen des zweiten C's. Beide Worte stehen etwas versetzt und ergeben in der GesamtBeispiel Spencerian Script von 1884 heit eine in sich geschlossen


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schwunghafte Form. Es wird bei dieser Marke ein Lebensgefühl transportiert, welches durch den Genuss des Produktes ausgelöst werden soll beziehungsweise wird. Der lebendige Schriftzug trägt dazu bei und hat sich über die Jahre sehr in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Die Marke ist erfolgreicher als jede andere im Segment der Softdrinks. Gestützt wird dies auch durch Werbeslogans und Imagebilder, die die Botschaft des Zusammengehörigkeitsgefühl tragen. Ein Logo, welches nicht abstrakt sondern eher emotional und mit einem bestimmten Charakter behaftet ist, hat eine starke Aussage und spricht das Publikum auf eine persönlichen Ebene an und wirkt somit auch glaubhaft.

Das 1970 von Richard Branson gegründete Unternehmen Virgin, welches mit dem Versand von Schallplatten begann und später auch Plattenläden betrieb, ist ein weiteres Beispiel für ein bekanntes Unternehmenslogo, dass auf einer Handschrift basiert. Hier war es ein Wort – Virgin, in Deutsch Jungfrau, was sich auf die Jungfräulichkeit der Gründer im Business bezog. Es wurde auf einer Serviette skizziert und dessen ursprünglicher Stil über die Jahre weitgehend unverändert beibehalten. Auch bei der Erweiterung des Unternehmens findet der original Schriftzug immer wieder Anwendung, wenn auch mit Zusatz und auf unterschiedlichen Trägerformen, wie in den Beispielen unten zu sehen ist. Der Schriftzug verkörpert Authentizität und spiegelt auch den gleichbleibenden Erfolg des Mischunternehmens, mit inzwischen vielen weiteren Zweigunternehmen, wieder. Es besitzt keine Verzierungen oder ähnliches und zeigt ansatzweise Strichstärkenkontraste und variiert nur in der Abbildung rot auf weiß oder umgekehrt. Auch hier ist es wieder eine Emotionalisierung, die sich an die Käufer richtet – Musik verbindet und löst ein bestimmtes Lebensgefühl aus, welches individuell abhängig ist und mit dem persönlichen Schriftzug des Gründers transportiert wird.

Beispiele von Logos der Zweigunternehmen


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Das bekannteste Warenhaus Londons, das Harrods, 1834 von Charles H. Harrod gegründet, hat seit 1984 ein aus einer Handschrift hervorgehendes Schriftlogo. Zuvor gab es verschiedene Varianten von Schriften und Farben im Logo. Reduziert auf dunkelgrün oder Gold ist es seitdem zu einem unverwechselbarem Markenlogo geworden und verkörpert Klasse und Qualität. Dieser Schriftzug zeigt gute Strichstärkenkontraste und ist auf einen handschriftlichen Schriftzug zurückzuführen. Er wirkt nicht naiv oder verspielt sondern enthält einen klassischen Charakter, der wiederum die Marke und dessen Produkte widerspiegelt. Auch erfolgt hierbei eine Abgrenzung zu anderen vergleichbaren Unternehmen. Durch eine Handschrift wird dieses luxuriöse Kaufhaus personalisierter und kann einen Alleinstellungscharakter erzielen und zudem die Nähe zum Kunden über die Zugänglichkeit bewahren.

Ein Beispiel eines Markenlogos aus dem Bereich der Bekleidungsindustrie, welches aus einer Unterschrift des Erfinders hervorgeht, ist Stussy. Shawn Stussy signieren die Surfbretter, die er am Strand von Laguna Beach, USA schliff. Da die Kunden seine Unterschrift mochten, waren es später auch T-Shirts und andere Materialien, auf denen er mit einem Marker seinen Namen hinterließ. Daraufhin begann er 1980 seine eigene Streetwear-Kollektion zu designen und diese mit seinem Tag zu kennzeichnen. Bis heute ist sie eine der bekanntesten Marken im Sport- und Surfbereich und konnte sich auch über die USA hinaus verbreiten. Der Erfolg dieser Marke ist aus einer Sympathie heraus entstanden, hat sich weiterentwickelt und hat mit dem sehr authentischen Schriftzug seinen lebendigen und individuellen Charakter über die Jahre hinweg beibehalten.

Die neue Version des 2004 enthüllten Logos des niederländisch-britischen Konzerns Unilever, welcher weltweit als größter Hersteller von Verbrauchsgütern gilt, möchte ich als eines der aktuellsten Beispiele nennen. Entstanden ist das Unternehmen bereits 1930 durch eine Fusion vom niederländischen Familienunternehmen Margarine Unke mit der londoner Lever Brother Ltd. Schon das vorherige Logo war eine Wort-Bildmarke, wobei die Bildmarke in einer U-Form das World Trade Center symbolisierte und durch eine Satzschrift begleitet wurde.


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Der londoner Designer Miles Newlyn überarbeite dieses komplett – nur die Farbigkeit blieb. Die Form des U's resultiert jetzt aus der Anordnung von 26 verschiedenen Icons, die die Bereiche des Unternehmens und dessen Produkte wiedergeben. Der Unternehmensname ist im handgeschriebenen Schriftzug darunter gesetzt. Zu dessen Entstehung sind leider keine genauen Informationen vorhanden, beziehungsweise konnten nicht gefunden werden. Sein Stil ist entsprechend den Illustrationen der Icons angepasst und harmonisiert mit ihnen, ohne dabei verspielt zu wirken. Die Identifizierung des Unternehmens mit dem Logo wird durch die Symbolik der verschiedenen Bereiche erzielt und sorgt für einen Wiedererkennungswert. Auch hier findet eine Emotionalisierung und die Einbindung der Anwendung für den Kunden statt. Es werden klare Bilder von der Produktreihe integriert und in der Kombination mit einem individuellen Schriftzug ergibt sich eine geschlossene Wort-Bildmarke, die einprägsam ist.


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Beispiele bekannter Modelabels

Modelabels Einige bekannte Beispiele aus der aktuellen Modeindustrie zeigen den Einsatz von Handschriften sehr deutlich. Bei näherer Betrachtung wird auch hier bei den meisten ersichtlich, dass Handschriften verwendet werden, wo es sich um Unternehmen handelt, die eine eigene Produktion haben, ein Traditionsunternehmen sind und/oder besonders mit Qualität und Handwerk werben. So ist ein besonderer Schriftzug glaubwürdig, da man über ihn genau diese Faktoren transportieren kann. Dabei gibt es Unterschiede zu deren Anlehnung an manchmal zierlich schmückende oder an eher robustere Schreibschriften, die je nach Art des Produktes oder der Materialität gewählt werden. Einige weitere Beispiele habe ich auf den folgenden zwei Seiten aufgeführt. Diese sind nach dem Jahr ihrer Entstehung, in ältere und aktuellere Logos eingeteilt. Der Zusatz zur Nennung der Produktart ist den Firmenbeschreibungen entnommen. Man kann sowohl eine Anpassung an das jeweilige Produkt erkennen, für welches der Schriftzug das Aushängeschild ist, als auch die Wandlung der handgefertigten Schriftzüge über verschiedene Jahrzehnte hinweg und der unterschiedlichen Länder.


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Deutschland l: Edisor — exklusive Kravatten seit 1909, r: Laco — Uhren aus Deutschland seit 1925

USA l: BrooksBrothers — ready-to-wear fashion seit 1818, r: Dehen — Strickunternehmen seit 1920,

USA l: Danner — Schuhe seit 1932 Australien r: R. M. Williams — Schuhe seit 1932

Japan l: The Flat Head — Jeans seit 1996, Schweden r: Nudie Jeans Co — Jeans seit 2001

Japan l: orSlow — Kleidung seit 2005, r: The Superior Labor — handgefertigte Kleidung seit 2011


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USA l: 3sixteen — Jeans seit 2008, Niederlande r: wahts — Unterwäsche seit 2011

United Kingdom l: Pantherella — Socken seit 2013, Deutschland r: Gitta Plotnicki — Kleidung seit 2013

Diese Beispiele aus den vergangenen 2 Jahren der Modemesse Bread & Butter in Berlin stehen repräsentativ für die Bereiche der Modewelt und zeigen den Einsatz von Handschriften. Es sind oft exklusivere Marken, die allein durch die Gestaltung des Logos eine Aussage zum Produkt und dessen Moderichtung geben. Am Beispiel der Jeansmarken kann man die Preisklasse schon fast am Logo Schriftzug ablesen – von Nudie Jeans Co, der normalen Jeanspreisklasse, über orSlow, eine der mittleren, zu einer preisintensiveren Marke wie 3sixteen. In allen Jahrzehnten tritt auch immer wieder eine Kombination mit Satzschriften auf, die als Unterzeile im Logo eingesetzt werden. Es gibt aber auch die umgekehrte Variante, in der Schreib- beziehungsweise Handschriften als Zusatz den Logo Schriftzug begleitend eingesetzt werden. Oft ist es hierbei die Bezeichnung des Produktes, die Herkunft oder der Vermerk made by hand und since … oder es ist die originale Unterschrift des Erfinders oder Gründers, die als Zusatz eingesetzt wird. Ein Schriftlogo, dass einen individuellen Schriftzug beinhaltet, kann sich durch diesen gut von anderen abheben und wie schon erwähnt, für ein Alleinstellungsmerkmal sorgen kann, durch welches besondere Aufmerksamkeit – vor allem in der Modeindustrie – bei potentiellen Käufern hergerufen wird. Über Emotionalität lasst sich auch in diesem Bereich sehr gut kommunizieren.


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2. 4 Handgeschriebene Werbebotschaften // Wandel in den 50er Jahren Der Wandel des Einsatzes von handgeschriebenen Werbebotschaften wird besonders am Beispiel der USA deutlich, daher werde ich auf diese den Fokus im Folgenden legen. Die Blütezeit der Werbung in den 50er Jahren war dort durch eine personalisierte Gestaltung gekennzeichnet. Frühere Jahrzehnte waren eher geprägt von Sparsamkeit und Rationierung auf Grund der Depression oder dem Zweiten Weltkrieg – anders jedoch die 1950er Jahre. Das sogenannte Atomzeitalter war eine Epoche des Kaufrausches. Produkte, die neuer, schneller und besser waren wurden auf Werbeplakaten beworben. Altmodisch wollte keiner mehr sein und mit der Werbung wurde das Modern- und Hip-Sein verstärkt. Zu diesem neuen Trend zählten nun auch Produkte, die in Fabriken hergestellt wurden. Es wurde darauf vertraut, dass die Industrie zu einer besseren Zukunft beitragen würde. Ein besseres Leben mit besseren Produkten wurde suggeriert und ein grenzenloser Konsumwahn wurde gelebt, der sich auch in der Werbung widerspiegelte, die bunter und komplexer war als je zu vor. Es ist deutlich erkennbar, dass besonders mit Handschriften emotionalisiert wurde und so die Produkte in den Alltag der Menschen gebracht wurden. Besonders in der


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Alkohol- und Tabakwerbung finden Handschriften eine breite Anwendung – nicht nur im Logo-Design sondern auch bei Werbeslogans wurden oft Satzschriften durch Handschriften ersetzt. Alltägliche Situationen wurden nachgestellt und mit direkter Ansprache vom Verbraucher zum neuen potentiellen Verbraucher beworben. In den gezeigten Beispielen der Bierwerbung auf der linken Seite werden von Handschrift abgeleitete Logos gezeigt, die zusätzlich mit einer persönlichen handschriftlichen Aussage des Protagonisten werben. Das Beispiel einer weiteren Biermarke Rheingold auf dieser Seite oben links, zeigt den Einsatz verschiedener Handschriften – zum einen im Label als Erklärung zur Biersorte, zum anderen im Claim in dem es heißt: »It's beer as beer should taste!« und auch in dem persönlichen Statement der Werbefigur, in Form des Banners/Störers im Bild in der rechten oberen Ecke, kommt eine persönlich wirkende Handschrift zum Einsatz. In diesen Beispielen werden demnach Personen gezeigt, deren Aussagen als Werbemittel dienen und über deren handschriftlich gesetzten Aussagen ein Gefühl der direkten Ansprache vermittelt wird. Ähnlich auch bei zwei beispielhaften Anzeigen für Sektwerbung – auch ein Genussmittel, dass dem Verbraucher näher gebracht werden soll. Hier wird jedoch auf Werbefiguren verzichtet und gern mit der Herkunftsregion und mit Bezügen zu Künstlern oder ähnlichem geworben. In der Zigarettenwerbung wird andererseits auf prominente Persönlichkeiten zurückgegriffen. Im gezeigten Beispiel auf der folgenden Seite ist es im Hauptteil John Wayne, US-amerikanischer Filmschauspieler, Filmproduzent, Regisseur und Oscar-


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preisträger, der die damaligen traditionellen Wertvorstellungen personifizierte. Mit seiner individuellen Unterschrift und einem persönlichen Statement wirbt er für die Marke. Diese wird in der gesamten Anzeige durch verschiedene Schriftstile, von Satzschriften in Kombination mit Marker angedeutet geschriebenen Schriften, beworben und angepriesen. Im unteren Viertel der Anzeige ist es eine Frau, die mit ihrem Statement für die milde Zigarettenmarke wirbt und Versprechungen äußert. Weitere Beispiele auf der gegenüberliegenden Seite zeigen Werbung für Körperpflegeprodukte, in der die Abbildung eines Mannes und vier zusätzliche Illustrationen für das Produkt, in Kombination mit Marker geschriebenen Slogans werben. In der rechten Anzeige ist das Motiv eine Frau am Strand, deren werbende Aussage zum Produkt unter der Abbildung in einer sehr schwunghaften Handschrift gesetzt ist. Und auch bei neuer Technik wird auf die gleiche Art der Bewerbung gesetzt und so demonstriert, wie einfach, unkompliziert und kaum noch aus dem Alltag wegzudenken die neuen Produkte sind. In all diesen Beispielen wird durch Handschrift beziehungsweise Schreibschrift und/oder deren Anmutung eine persönliche Ansprache erzielt. Es soll authentisch geworben werden und gezielt verschiedene erlebbare Situationen des Alltags mit dargestellt werden – dabei nicht nur exklusiv sondern auch für jedermann zugänglich sein.


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Der Einsatz von handschriftlichen Werbebotschaften hat weltweit eine lange Tradition. Es gab immer wieder Zeiten, in denen dies stärker zum Einsatz kam. In meinen Beobachtungen war festzustellen, dass es sich dabei oft um Unternehmens handelt, die entweder aus langjähriger Tradition heraus bestehen, handgefertigte Produkte führen oder Erzeugnisse herstellen, die sich auf die häuslichen und persönlichen Bedürfnisse der jeweiligen Zeit beziehen. Es geht dabei immer um einen authentischen Charakter, der neben konstruierten und somit unnahbaren Elementen einen Gegenpart darstellt und so das Abstrakte aufzuheben versucht. Emotionalisierung ist eins der wichtigsten Mittel in der Werbung und wird genutzt, um Menschen auf Dinge aufmerksam zu machen, die ihnen ›fehlen‹ beziehungsweise die sie besitzen sollten. Auch spielt Sympathie eine tragende Rolle und wird durch Handschrift eher transportiert als durch konstruiert, geometrische Schriften. Sicherlich gibt es, wie in der Anwendung von Schrift allgemein, auch hier einen ästhetischen und individuellen Geschmack, der nicht unmittelbar mit richtig oder falsch betitelt werden kann.


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2. 5 Anwendung im Verpackungs- und Storedesign Die lange Tradition der Handbeschriftung bei Labelgestaltungen für zum Beispiel Spirituosen überträgt sich mehr und mehr auch auf andere Bereiche rund um das Produkt selbst. Unter anderem findet man aktuell Hand Lettering im Verpackungs- und Storedesign wieder. Angefangen bei der Gestaltung der Verpackung der Ware, wird vieles wieder von Hand gefertigt. Dies wird von der Inszenierung durch die Verpackung, einer angepassten Schaufenstergestaltung bis hin zu einem gesamten Raum inklusive Aufstellern und Angebotstafeln mit getragen beziehungsweise auch darauf übertragen. Erste optische Eindrücke können zum positiven Kaufverhalten beitragen und es ausschlaggebend beeinflussen. Gefühlswelten können angesprochen werden und so Verbindungen zum Produkt vom Käufer gezogen werden. Es gibt Beispiele, in denen sich die Verpackung und der Raum in dem das Produkt beziehungsweise die Ware präsentiert wird, abheben von angrenzenden Geschäften. Durch eine handschriftliche Gestaltung wird so für mehr Aufmerksamkeit gesorgt und diese als Mehrwert und Besonderheit gegenüber den Konkurrenten genutzt.

Wanddesign // Luca Barcellona


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Verpackungsdesign Folgende drei Beispiele zeigen unterschiedliche Ansätze aus der Lebensmittelbranche, in der aktuell immer häufiger Handschriften in der Verpackung Anwendung finden. Bei den Dieline Package Design Awards 2013, einem weltweiten Wettbewerb, der 2009 ins Leben gerufen wurde, um mehr Bewusstsein für die Bedeutung von gut gestalteten Verpackungen zu bringen, wurden unter anderem zwei Designs mit handschriftlich illustrativer Gestaltung gekürt. Zum einen das von der neuseeländischen Agentur Hardhat gestaltete System der Take-away-Becher für die Geschäfte der Kaffeerösterei Coffee Supreme in Neuseeland, in der Kategorie Nicht-alkoholische Getränke. Diese Becher sind mit 16 unterschiedlichen Illustrationen versehen, die die Individualität und Besonderheit des Unternehmens widerspiegeln sollen und gleichzeitig einen modernen Designansatz integrieren. Sie sind handgezeichnet und können auf diese Art dazu anregen, sich einen Moment beim täglichen Kaffee trinken Zeit zu nehmen. Man kann sich die Abbildungen und Details näher ansehen und zugleich der Routine des schnellen Kaffeetrinkens etwas entgegenkommen. Die drei verschiedenen Farben stehen repräsentativ für die unterschiedlichen Größen und ermöglichen so eine leichtere Differenzierbarkeit. Doch auch diese Becher landen sicher nach einer zu kurzen Zeit auch leider wieder in dem Müll.


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Das zweite Beispiel ist ein neues Verpackungskonzept für Love in a cup, einem Teepaket, als besondere Geschenkidee für sich Liebende, das von der Agentur Elmwood aus Leeds, England entwickelt wurde. Sie enthält fünf verschiedene Liebesbotschaften, die an den Teebeuteln befestigt sind. Gestaltet ist die Verpackung in einem handschriftlichen Typografie-Stil mit handgezeichneten Bildern, die ein romantisches Gefühl und Spaß im Alltag vermitteln sollen. Eine individuelle Gestaltung sorgt auch hier wieder für Abgrenzung und Wiedererkennung im großen Segment der Heißgetränke.


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Ein weiteres sehr umfangreiches Segment im Bereich der alkoholischen Getränke ist der des Bieres. Es gibt mehr als 300 Biersorten und auch unzählig viele verschiedene Marken und Hersteller – da kann der Überblick leicht verloren gehen. Umso wichtiger ist es wohl auch gerade deshalb in diesem Bereich, dass ein Flaschenetikett ein einprägsames und individuelles Design vorweisen kann. Da es auch hier viele Traditionsunternehmen gibt, die jahrelange Erfahrungen mitbringen und meist einen festen Kundenstamm haben, müssen neue Brauereien sich erst beweisen und mit ihrem visuellen Bild überzeugen und Vertrauen gewinnen.

Frei dem Motto Think Local, Act Global hat die internationale Design Agentur Alchemie Ltd aus Chicago, USA das Flaschendesign der Geneva Lake Brewing Company aus Lake Geneva, USA überarbeitet. Ihre Kriterien für die Designarbeit, die dieses Produkt weltweit bekannt machen soll, beschreiben sie sinngemäß mit den Argumenten der guten Braubedingungen in der Nähe des Sees und einer Familienbrauerei, die mit Sorgfalt einen unverwechselbaren Biergeschmack erzielt. Es treffen Glas, Tinte und gekräuseltes Material aufeinander und geben der Bernsteinflasche ein handgefertigtes Label, das die Liebe zum Detail vom Inhalt auch nach außen transportiert. Eine Art der Emotionalisierung, die nicht historisch oder traditionell wirken muss, um zu überzeugen.


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Storedesign Im Bereich der Ladengestaltung kann man einen deutlichen Zuwachs an handschriftlich gestalteten Wänden und Schaufenstern sehen. Es sind vorrangig Läden der Bekleidungsindustrie sowie Restaurants, Bars und Cafés, die so für mehr Aufmerksamkeit in den Straßen verschiedener Städte sorgen. Den Kunden soll ein individuelles Erlebnis beim Besuch gegeben werden. Ein positives Weiterempfehlen verfolgt zugleich Marketingstrategien der Unternehmen. Ich zeige unterschiedliche Beispiele in aktueller Anwendung aus verschiedenen Branchen mit individuell handgefertigter Gestaltung. Tobias Hall, selbständiger Illustrator, Letterer und Designer aus London, gestaltete die Wände im Holiday Inn Hotel in Camden, einem Stadtteil in London, der als Geburtsort der Britpop Musik anerkannt ist. Er wählte Auszüge aus drei bekannten Britpop Songs und setzte diese spielerisch in Form von Hand Letterings um. Die entstandene Arbeit ist sehr umfangreich und beinhaltet Assoziationen zu verschiedenen Schriftstilen. Die etwas starre Atmosphäre des Hotels wird durch diese lebendige Arbeit aufgelockert und ein Stück Geschichte, die definitiv nicht langweilig wirkt, wird übermittelt.


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Aus dem Bereich der Mode zeigt dieses Beispiel ein sehr auffälliges Statement in den Straßen von Barcelona, Spanien. Es gehört zum Pop-up-Store der Modemarke Sita Murt und sorgte 2011 nicht nur durch die pinke Farbe für Aufsehen, sondern auch durch die ins Auge fallende Größe. Gestaltet wurde es von der Agentur für Grafikdesign und visuelle Kommunikation clase bcn aus Barcelona. Die handgeschriebenen Schriftzüge und Pfeile sind sehr groß und präsent an der gesamten Ladenfront verteilt. Aber auch im Laden findet sich dieser Stil nicht nur an den Wänden und auf Visitenkarten wieder, sondern auch auf den Verkaufstüten und als Beschilderung an der Ware. Ein sehr guter Kontrast zu der eher schlichten Mode, welcher sicher für Aufmerksamkeit sorgt und in Erinnerung bleibt.


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Das Projekt namens Rotulacion a Mano, was im Spanischen Hand Lettering bedeutet, ist das Ergebnis aus der über zehnjährigen Arbeit der Agentur Monkey Business, die sich auf Werbung, Marketing und PR in Kombination mit Kunst spezialisiert hat. Es sind viele dekorative Arbeiten durch den Kontakt zu verschiedenen Künstlern, Designern und Tätowierern entstanden. So gründete sich 2012 diese Projektgruppe und kombiniert ihre verschiedenen Fähigkeiten aus Typografie, Design und Malerei miteinander und verbindet klassische Techniken und Stile mit modernen. Die unterschiedlichen Arbeiten sind meistens Displays für Restaurants, Bars und Cafés, die mit Kreide oder Pinsel von Hand erstellt werden. In diesem Beispiel, der SteakBurger Bar in Madrid, Spanien sind es die Ladenfront, einige Innenwände und Menütafeln, die mit Hand Letterings gestaltet sind. Das Logo wurde in den neuen Gestaltungen mit integriert und auch von Hand gezeichnet. Die verschiedenen Angebotstafeln zeigen aktuelle Angebote in Schrift und Bild in einem illustrativ lebhaften Stil und spiegeln so die Besonderheit der Lokation und den Angeboten wider.


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Ein weiteres Beispiel der Projektgruppe Rotulacion a Mano zeigt eine handgeletterte Gestaltung mit Kreide auf vielen unterschiedlichen Schiefertafeln, die in den Räumlichkeiten eines Cafés für Radfahrer, dem La Bicicicleta in Madrid zu sehen sind. Man bekommt dort jede Art von Heiß- und Kaltgetränken für unterwegs, kann diese aber genauso gut auch vor Ort genießen und das Café zusätzlich als Arbeitsplatz nutzen. Es werden zudem Kuchen, Snacks, Sandwiches, alkoholische Getränke sowohl Mittags- und Abendbrotgerichte angeboten. Der handschriftlich geschwungene Logo Schriftzug mit guten Strichstärkenkontrasten ist in präsenter Größe auf dem Schaufenster des Cafés platziert. Auch auf einzelnen Menütafeln an der Wand findet man ihn wieder. Im gesamten Innenbereich schmücken viele einzelne Schiefertafeln, mit individuell gestalteten Texten und Bildern die Wände und informieren über das vielfältige Angebot des Cafés. Gleichzeitig dekorieren sie dieses und tragen zum besonderen Charakter dessen bei.


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3 // EIGENE SAMMLUNG

3. 1 Beobachtungen in verschiedenen Metropolen Jedes Land hat seine Eigenarten, geprägt durch geschichtliche Ereignisse, Kultur und seinen dort lebenden Menschen. So vermittelt auch jede Metropole beziehungsweise Stadt ein ganz eigenes Bild von Land und dem Leben dort. Das typografische Umfeld von Städten ist ein wichtiger Bestandteil davon und dient als Kommunikation im öffentlichen Raum, da es Informationen über Orte und Zeit beinhaltet. Buchstaben und Schriftzüge sprechen mit uns, dem Betrachter. Sie dienen als Austausch. In vielen Metropolen wird durch sie Vergangenes festgehalten und nachkommende Generationen können von ihnen lernen. Das macht sie zusätzlich sehr wertvoll. Daher ist es wichtig, ihnen Aufmerksamkeit zu widmet und sie vielleicht so vor dem Austausch durch standardisierte digitale Schilder und Beschriftungen zu schützen. Im folgenden Abschnitt zeige ich meine persönlichen Beobachtungen von vorrangig handgeschriebener Typografie beziehungsweise Letterings im öffentlichen Raum, die ich aktuell in Städten unterschiedlicher Länder wahrnehmen konnte. Es ist eine bunte Sammlung entstanden, die einen kleinen Einblick in die jeweilige Metropole gibt, welche ich über meine Bachelorarbeit hinaus weiter ausbauen möchte.


60 // HAND LETTERING

LONDON


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE LONDON // 61


62 // HAND LETTERING


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE LONDON // 63


64 // HAND LETTERING

BERLIN


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE BERLIN // 65


66 // HAND LETTERING


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE BERLIN // 67


68 // HAND LETTERING

LISSABON


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE LISSABON // 69


70 // HAND LETTERING


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE LISSABON // 71


72 // HAND LETTERING

AMSTERDAM


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLE AMSTERDAM // 73


74 // HAND LETTERING


EIGENE SAMMLUNG // METROPOLEN // 75

Jede Stadt hat ihre Besonderheiten im Bereich der Beschriftung. Allgemein wird sie durch unterschiedliche Einflüsse gestaltet und ist von wirtschaftlichen Entwicklungen und dem kreativen Potential geprägt und abhängig. Allen voran gehen dabei meist die Städte, die einen internationalen Austausch ermöglichen, eine Vielfalt in Kunst und Kultur bieten und deren Menschen experimentierfreudig sind. Deutlich wird das in Metropolen, wo das zu regen Designaktivität führt und sich dies demzufolge auch auf das Straßenbild auswirkt. Unter den von mir beobachteten Städten waren Berlin, London und Amsterdam diejenigen, die diese Rahmenbedingungen für eine kreative und designreiche Umgebung aktuell am stärksten verkörpern. An diesen Metropolen sind Trends und Strömungen zu erkennen, die aufzeigen, in welche Richtung wir uns gestalterisch bewegen. Ältere, traditionelle Schriftzüge aus den unterschiedlichsten früheren Epochen sind vereinzelt erhalten geblieben. Nicht unbedingt in der gesamten Stadt aber in Teilen beziehungsweise Bezirken, in denen Geschichte verweilen darf – so scheint es. Denkbar ist, dass dies auch oft durch den Wechsel von Hauseigentümer und der Wandlung der Bezirke an sich beeinflusst wird, ob etwas Altes bleiben darf. Dieser Erhalt ist zusätzlich wichtig für neue Gestaltung. Es sind gute Beispiele, die Geschichten erzählen können und von denen man inspiriert wird und lernen kann. Vor allem in London und Umgebung kann man viele der von mir früher erwähnten, Ghost Signs sehen. Die Tradition der Wandbemalung wird auch dort aktuell wieder mehr und mehr aufgegriffen und man findet auch vereinzelt neue Wandgestaltungen. Auch sind viele traditionelle Ladenbeschriftungen in dieser Stadt zu finden, die sich vorrangig an kleineren Geschäften befinden. Alte sowie neue Gestaltungen sind meist sehr gut ausgearbeitet. Die Stadt Lissabon zeigt als portugiesische Hauptstadt viele noch erhaltene traditionelle Schriftzüge, sowohl Schreibschriften als auch künstlerisch beeinflusste Schriftzüge. An einigen Häusern findet man noch Inschriften aus früheren Zeiten und allgemein gibt die Stadt einen Eindruck von einer Mischung aus Tradition und Moderne. Vereinzelte Geschäfte setzen neue Hand Letterings in ihrer Ladengestaltung ein. Bei handgeschriebenen Schildern, Tafeln oder Bannern fiel mir eine Art Leichtigkeit und Naivität auf, mit der geschrieben und gestaltet wird. Dies bringt einen sehr eigenen Charakter hervor, der auf mich einen sympathischen Eindruck machte. Traditionen bewahren und gleichzeitig innovativ, vielfältig und zeitgemäß sein – dies steht aktuell repräsentativ für die deutsche Metropole Berlin, eine historienreiche Hauptstadt. Sie liegt damit sehr weit vorne, was den Nährboden für Kreativität und Entwicklungen im 21. Jahrhundert anbelangt. Schon allein der Zuwachs verschiedener


76 // HAND LETTERING

Nationalitäten bringt immer wieder neue Ideen hervor, die gemischt werden mit den Möglichkeiten, die diese Stadt offen hält. Dies ist auch in der Schriftgestaltung der Straßen zu sehen. Amsterdam bietet dies in einer ähnlichen Art und Weise und ist schon länger typografisch als niederländische Stadt mit eine der Metropolen, die Designtrends setzt. Das Handwerk ist auch dort präsent vertreten und hat einen wichtigen Stellenwert in aktueller Gestaltung. Aber auch hier findet man schöne traditionelle Schriftzüge, die die Stadt zu etwas Besonderem machen – wie zum Beispiel durch die erwähnten Amsterdamse Krulletter. Zusammenfassend kann man an den verschiedenen Schriftzügen und Hand Letterings in diesen vier Metropolen erkennen, dass man in London und Amsterdam eher sehr gut ausgestaltete Designs sieht und in Berlin und besonders in Lissabon eher etwas freiere und im Wesen bunter gestaltetet Stile antrifft. Alle teilen aber die traditionellen Anwendungen von Schreib- beziehungsweise Handschriften und man kann mehr und mehr eine Anwendung von Hand Letterings beobachten – wenn auch in unterschiedlicher Intensität je nach Stadt und Land.


EIGENE SAMMLUNG // 77

3. 2 Einblicke in die Bandbreite aktueller Hand Letterings In den vergangenen Monaten habe ich viele Beispiele aktueller Hand Letterings gesehen und gesammelt. Anhand dieser möchte ich den aktuellen Einsatz in den unterschiedlichen Bereichen der Anwendung und die vielseitigen Variationen des Hand Letterings aufzeigen. Ich habe versucht, diese Vielzahl der unterschiedlichen Arbeiten nach ihrem Medium, ihrer Wesensart und Materialität zu unterteilen und sie folgenden Gruppen zugeordnet: Skizzen und Entwürfe, Grafikdesign, Buchcover, Grußkarten, Illustrationen, kalligrafische Hand Letterings, Tattoos, handbemalte Flächen und experimentelle Hand Letterings. Es war nicht leicht, aus der Vielzahl der Arbeiten auszuwählen. Es ist daher eher als Querschnitt und ohne Wertung meinerseits zu sehen. Durch die Vielfalt der existierenden Script-Schriften konnte ich nicht immer eindeutig beurteilen und sicher sein, ob es sich bei allen Arbeiten um reine Hand Letterings handelt, wenn es nicht unmittelbar ausgewiesen wurde – damit meine ich jedoch nicht eine digitale Nachbearbeitung, die in vielen Designs generell abschließend vorgenommen wird. Durch diese Sammlung möchte ich zeigen, welches Potential in dem Bereich des Hand Letterings trotz digitalem Zeitalter steckt. Wahrscheinlich sind es aber auch gerade die digitalen Möglichkeiten, die dieses Handwerk aus verschiedenen Gründen beleben und heute wieder so präsent macht. Es gibt sehr viele Blogs, die sich mit dem Thema beschäftigen und sowohl Arbeiten erfahrener als auch neuer und junger Gestalter zeigen. Es werden Zitate, kürzere Texte und auch Werbebotschaften durch die Gestaltung von handgeschriebenen und illustrierten Schriften umgesetzt. Unterschiedliche Oberflächen und Formate werden genutzt, um eine gezielte Botschaft mit einem individuellen Bild zu erreichen.


78 // HAND LETTERING

SKIZZEN & ENTWÜRFE

Marcelo Schultz

Adam Romuald Kłodecki Theosone


EIGENE SAMMLUNG // SKIZZEN & ENTWÜRFE // 79

Matthew Tapia

Jill DeHaan

Ludvig Nevland

Joseph Alessio


80 // HAND LETTERING

Ludvig Nevland


EIGENE SAMMLUNG // SKIZZEN & ENTWÜRFE // 81


82 // HAND LETTERING

HAND LETTERING IM GRAFIKDESIGN

Kyle Letendre


EIGENE SAMMLUNG // GRAFIKDESIGN // 83

Nike Rosh Run // Saiman Chow

Studio Am I Collective, S端dafrika

Foto // Silvia Cordero Vega


84 // HAND LETTERING

MTV 2011 // Ogilvy Johannesburg

ohbeautifulbeer.com

Danielle Davis


EIGENE SAMMLUNG // GRAFIKDESIGN // 85

Cory Say

Jude Landry

Hylton Warburton

Joseph Allesio


86 // HAND LETTERING

Erik Marinovich


EIGENE SAMMLUNG // GRAFIKDESIGN // 87

ModernHippies.nl

Jill DeHaan

Mark Frรถmberg & Claudia Silbermann


88 // HAND LETTERING

Anastasiya Fillmonva

Martina Flor

Chris Piascik


EIGENE SAMMLUNG // GRAFIKDESIGN // 89

Patricia Staneloni


90 // HAND LETTERING

HAND LETTERINGS AUF BUCHCOVER


EIGENE SAMMLUNG // BUCHCOVER // 91

Jon Gray


92 // HAND LETTERING


EIGENE SAMMLUNG // BUCHCOVER // 93

Carmine Bellucci


94 // HAND LETTERING

HAND LETTERINGS AUF GRUSSKARTEN

Katie Daisy


EIGENE SAMMLUNG // GRUSSKARTEN // 95

Becca Clason

Courtney Blair

Amanda Wright

Amanda Wright

Courtney Blair


96 // HAND LETTERING

Steph Baxter

Becca Clason

Lindsay Letters

Steph Baxter


EIGENE SAMMLUNG // GRUSSKARTEN // 97

Derek & Kimberly Munn

Courtney Blair Marina Marjina


98 // HAND LETTERING

HAND LETTERINGS & ILLUSTRATIONEN

Charly Clements


EIGENE SAMMLUNG // ILLUSTRATION // 99

Nate Williams

Nina Pagalies

Gary Corr


100 // HAND LETTERING

KALLIGRAFISCHE HAND LETTERINGS

Barbara Cunningham


EIGENE SAMMLUNG // KALLIGRAFISCHE ARBEITEN // 101

Ausstellung in Tokyo August 2013 // Simon Silaidis

Daniel Lait達o

Niels Shoe Meulman


102 // HAND LETTERING

Luca Barcellona

Kossyo Kakalanov / Spit


EIGENE SAMMLUNG // KALLIGRAFISCHE ARBEITEN // 103

Misha Karagezyan Terra Incognita


104 // HAND LETTERING

HAND LETTERINGS & TATTOOS


EIGENE SAMMLUNG // TATTOOS // 105


106 // HAND LETTERING

HANDBEMALTE FLÄCHEN MIT KREIDE

Studio coming soon // Wetteren, Belgien


EIGENE SAMMLUNG // MIT KREIDE // 107

Spirituosenladen, Paris // Creative Report

Chris Yoon

Foto // Aimee Gardyne


108 // HAND LETTERING

Cover // Mary Kate McDevitt

Dana Tanamachi

Packaging // Shout Design, Aukland Neuseeland


EIGENE SAMMLUNG // MIT KREIDE // 109

Peter Loves Jane

Yani Arabena & Guille Vizzari

Tommaso Guerra

Shauna Lynn


110 // HAND LETTERING

HANDBEMALTE SCHILDER

Swischi — Farbeneinklang


EIGENE SAMMLUNG // SCHILDER // 111

James Cooper

Andy Bullock

TJ Guzzardi

Jeff Cannham

Jeff Cannham


112 // HAND LETTERING

HANDBEMALTE WÄNDE

Gary // Spray Beast

Frank Pellegrino


EIGENE SAMMLUNG // WĂ„NDE // 113

Mary Kate McDevitt

Alison Carmichael

Helms Workshop


114 // HAND LETTERING

HANDBEMALTE GLASFLÄCHEN

Bicycle Store, Paris


EIGENE SAMMLUNG // GLASFLÄCHEN // 115

türkische Fleischerei Deutschland // Thomas Hoyer

Luca Barcellona

Claude Dolbec

Matthew Tapia


116 // HAND LETTERING

Motto Boutique Minneapolis, USA // Drury Brennan


EIGENE SAMMLUNG // GLASFLÄCHEN // 117

Berlin // Drury Brennan

Granada, Spanien // JuanJo Rivas del Rio


118 // HAND LETTERING

EXPERIMENTELLE HAND LETTERINGS

Antonius Bui


EIGENE SAMMLUNG // EXPERIMENTELLES // 119

Dominique Falla

Detailansicht

Dominique Falla

Cecilia Aylen Perez Vizan Ian Cox


120 // HAND LETTERING

Detailansicht

Lakihan Mo Logo Nights 22 // Paulo Villones, Philippinen

Hyo Ju Hong


EIGENE SAMMLUNG // EXPERIMENTELLES // 121

Werbeagentur Y&R Beijing, China

Christine Kawasaki-Chan

Kaffee // Gustavo Mancini


122 // HAND LETTERING

Agentur Snask // Stockholm, Schweden


EIGENE SAMMLUNG // EXPERIMENTELLES // 123

Matthew Tapia



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4 // PRAKTISCHE ARBEIT 4. 1 Idee & Konzept Bei meiner Recherche für meine Bachelorarbeit traf ich auf eine Reihe unterschiedliche Künstler und Gestalter, die Hand Letterings erstellen. Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie viele verschiedene Stile und interessante Arbeiten man täglich entdecken kann. Es wird sehr deutlich, dass es ein wachsender Bereich ist, der viel Potential hat. Ich möchte in meiner praktischen Arbeit einen Teil des aktuellen Geschehens rund um das Thema Hand Lettering festhalten und Gestalter beziehungsweise Schriftkünstler aus unterschiedlichen Ländern vorstellen und ihre Arbeiten in einer Art Katalog zeigen. Eigene erste Hand Letterings im Rahmen meiner praktische Arbeit zu erstellen, war von Beginn an meine Absicht. Die Sammlung aktueller Gestaltungen bot mir eine Menge Inspirationen. Ich erstellte erste Schriftübungen und probierte verschiedene Schreibutensilien aus, wie breit- und schmalschreibende Stifte und verschiedene Schreibfedern und Pinsel, um einen eigenen Ansatz zu finden. Als tägliche Aufgabe nahm ich mir vor, den Name des aktuellen Tages mehrmals in unterschiedlichen Varianten zu schreiben und entwickelte dabei ein Gefühl und Rhythmus für das Zeichnen der einzelnen Buchstaben. Mein Anliegen für meine praktische Arbeit war mit dem Wunsch verbunden, ein Printprodukt zu gestalten, dass einen Mehrwert hat – einen weiteren Nutzen über eine reine Informationsgewinnung hinaus. Es ergab sich für mich ein Konzept, welches den Ansatz des Kataloges der Gestalter mit eigenen Hand Letterings verbinden kann – ein Themen-Terminkalender. In diesem werde ich meine eigenen Hand Letterings als typografische Gestaltung der Kalenderdaten in Form der Tage einbringen und auf Zwischenseiten aktuelle Hand Letterer mit ihren Arbeiten vorstellen. Als Ganzes ergibt sich so ein Printprodukt mit aktueller Gestaltung, welches zugleich für die eigene tägliche Planung genutzt werden kann. Dieser Kalender kann nebenbei Anregung zum handschriftlichen Schreiben sein, Inspirationen für eigene Hand Letterings bieten oder ein täglicher Begleiter mit einem Plus an Abwechslung für zwischendurch sein. Zusätzlich trägt er dazu bei, dass man seine Termine, Notizen und Planungen handschriftlich einträgt, denn Niedergeschriebenes wird besser behalten und erinnert.



PRAKTISCHER TEIL // 127

4. 2 Umsetzung Layout und Gestaltung Das gewählte Format des Kalenders ist 16 × 20 Zentimeter. Es ist handlich und passt gut in eine gängige Handtasche, die von den meisten Menschen täglich getragen wird. Die Seiten sind in einem sechsspaltigen Raster angelegt, was sowohl bei den Kalenderseiten als auch bei den Seiten zur Vorstellung von den Gestaltern und ihren Arbeiten eine gute Aufteilung und viel Spielraum in der Anordnung ermöglicht. Die Kalenderdaten sind wöchentlich auf jeweils einer Doppelseite angeordnet. Der Benutzer hat somit immer die gesamte Woche im Überblick. Mit Hilfe einer Umfrage bei Freunden und Familie konnte ich deren Meinungen zum Aufbau mit einbeziehen. Dies ergab, dass es für die viele übersichtlicher und effektiver ist, wenn die Wochentage horizontal – von links nach rechts – angeordnet sind. Für die Tage der Wochenenden genügte der Mehrzahl ein kleinerer Bereich für Eintragungen, verglichen zu den Wochentagen. So sind die Samstage und Sonntage in einer Spalte untereinander platziert. Meine eigenen Hand Letterings kommen bei den Namen der Wochentage zum Einsatz. Ich gestaltete diese durch mehrmaliges Skizzieren, Schreiben und durch das Überarbeiten einzelner Formen. Zwischen den Monaten befinden sich die illustrativen Seiten, auf denen aktuelle Hand Letterer und ihre Arbeiten vorgestellt werden. Je nach Gestalter gibt es unterschiedlich viele Informationen zur Person und Arbeitsweise. Daher variiert die Textmenge, die je nach dem ein- oder zweispaltig gesetzt ist. Ein Zitat der jeweiligen Person ist gelöst vom Informationstext, platziert im oberen Drittel und dient als eine Art Gegenspieler. Dieser Seite gegenüber stehen die ersten Beispiele der Arbeiten des jeweiligen Gestalters. Die Anzahl der gezeigten Arbeiten kann sich je nach Person ändern, so dass es dementsprechend eine oder zusätzlich eine folgende Doppelseite geben kann. Alle Texte und Kalenderinformationen sind in der serifenlosen Schrift PT Sans gesetzt. Sie ist schlicht und tritt nicht mit den verschiedenen Arbeiten der Gestalter und meinen eigenen Hand Letterings in Konkurrenz. Bei dem Papier für diesen Themenkalender wählte ich ein leicht getöntes Papier. Ich entschied mich zudem für eine handgefertigte Fadenbindung, um auch so mein Thema des Handwerks in der Außengestaltung mit aufzunehmen.


128 // HAND LETTERING

ÜBUNGEN & SKIZZEN


PRAKTISCHER TEIL // 129


130 // HAND LETTERING


PRAKTISCHER TEIL // 131


132 // HAND LETTERING

ENTWURFSSEITEN WOCHENÜBERSICHT

DEZEMBER WOCHE 52

30

WOCHE 1

31

1

2

3

JANUAR

4

5

JANUAR

27

FEBRUAR

WOCHE 5

28

29

30

31

1

2


PRAKTISCHER TEIL // 133

ENTWURFSSEITEN ZU PERSONEN & ARBEITEN

ANNIKA SAUERBORN Sie ist Dipl. Designerin aus Koblenz und arbeitet seit drei Jahren als freischaffende Illustratorin mit anderen kreativen Menschen in Räumlichkeiten am Nordhafen zu Mainz. Ihre Arbeiten finden Anwendung in verschiedenen Büchern, vorrangig Kinder- und Schulbücher, in Zeitungen und Magazinen, in Kampagnen, Plakaten, Postkarten, Popup-Karten für Geburtstage und Hochzeiten, sowie im Verpackungsdesigns und bei Kalendern.

FRISCH, FREI UND VOLLER TATENDRANG

I DID QUITE A FEW FREEBIES, HONED MY SKILLS AND HAD TO LEARN TO BE COMPLETELY VERSATILE

ALISON CARMICHAEL Alison Carmichael lebt und arbeitet in London als Hand Lettering Künstlerin und hat Grafikdesign an dem Ravensbourne College of Design and Communication in London studiert. Seit 15 Jahren arbeitet sie hauptsächlich mit verschiedenen Werbeagenturen und Designgruppierungen zusammen. Zu weiteren Projekten gehören unter anderem Ausstellungsbeschilderung, Schaufenstergestaltungen, Buchstabenstickereien, Body Paintings und das Schreiben mit den verschiedensten Materialien und Flüssigkeiten, bei denen sie ihre abwechslungsreiche Spannbreite von verschiedenen Schreibstilen anwenden

kann. Neben Auftragsarbeiten produziert Alison ihre eigene Linie von handbeschrifteten Produkten, die in ihrem Online-Shop madebyalisoncarmichael. com erworben werden kann. Ihre Inspirationen und Einflüsse für ihre typografischen Arbeiten findet sie in den aus ihrer Kindheit stammenden Vintage Pink Panther Cartoon Überschriften, von amerikanischen Sitcoms und Comics der 1960er Jahre, sowie aus ihrer umfangreichen Sammlung von Handschriften, Archivierungen von Vintage-Schriftzügen und nutzt diese als kreative Referenzen.



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5 // FAZIT In meinen Beobachtungen und Recherchearbeiten der letzten Monate habe ich eine Reihe unterschiedlicher Arbeiten aus dem Gestaltungsbereich des Hand Letterings kennengelernt. Bei dieser intensiven Auseinandersetzung konnte ich sehen, dass es ein sehr breites und vielfältiges Feld ist, welches in aktueller Gestaltung wieder mehr Anwendung findet. Teilweise war ich zugegebenermaßen auch etwas überwältigt und fasziniert von den Arbeiten einiger Gestalter. Durch die Bearbeitung von geschichtlichen und aktuellen Aspekten, die ich in meiner Theoriearbeit vorgenommen habe, konnte ich Entwicklungen und Wandlungen besser nachvollziehen. Bei der Betrachtung vergangener Zeiten beziehungsweise Epochen, kann man erkennen, dass das Handwerk des Hand Letterings immer wieder Phasen durchlaufen ist, in denen es mal häufiger und mal weniger zum Einsatz kam. Dementsprechend änderte sich auch die Anerkennung. Dies geht sowohl von technischen Entwicklungen, als auch von kulturellen Bewegungen aus. Im 19. Jahrhundert gab es sicher die meisten Hand- und Schulschriftreformen, ausgehend von verschiedenen Gestaltern vorrangig in England. Inwieweit sich das handschriftliche Schreiben auch auf das Lernverhalten und die Entwicklung von Kindern auswirkt und welche Schreibschrift die richtige ist, bleibt umstritten. Jedoch steht fest, dass das Schreiben immer auch ein wichtiger Faktor für die Artikulation und die Gehirnaktivität ist. Wenn man etwas in schriftlicher Form niederschreibt, verbleibt es eher im Gedächtnis, da es über das Aufschreiben – ähnlich wie beim Aussprechen – verarbeitet wird. Das Bild des Geschriebenen ist einprägsam und kann durch unterschiedliche Weise begünstigt werden, wie zum Beispiel durch Farbe und Form. Jeder Mensch entwickelt im Laufe des Erwachsenwerdens seine eigene Handschrift, dessen Aussehen durch unterschiedliche Schreibmaterialien beeinflusst werden kann. Die Schönheit der eigenen Handschrift ist bei Hand Letterings nicht unbedingt von Bedeutung. Bei meiner Umfrage, gerichtet an aktuelle Gestalter, antworteten einige, dass ihre eigene Handschrift nicht schön sei. Die Mehrheit ist der Auffassung, dass es eher um das Erlernen bestimmter Grundformen von Schrift geht und dass Hand Lettering eine andere Art des Schreibens von Buchstaben sei – mehr ein Gestalten. Eine gute Handschrift kann von Vorteil sein, ist aber keine Voraussetzung oder Garantie für gute Hand Letterings. Sie kann eher noch zu einem belebenden Charakter beitragen. Dieser Charakter kann wiederum sehr gut für die Individualität und Wiedererkennung sein. Beim Einsatz von Hand Letterings werden zudem möglichst gezielt bestimmte Assoziationen durch Formen, Struktur und Farbe verfolgt. Die in meiner Theoriearbeit vorgestellten Bereiche der Anwendung verdeutlichen dies. Erwähnte Auszüge aus der Modeindustrie zeigen zum Beispiel einen dieser Bereiche, in dem handgeschriebene


136 // HAND LETTERING

Schrift über Jahrzehnte Anwendung findet. Der Fokus liegt in dieser Branche nicht ausschließlich auf der Schrift, sondern wird hauptsächlich auch durch eine fotografische Inszenierung getragen. Eine außergewöhnliche Schrift kann jedoch zu einer Besonderheit und Abgrenzung beitragen. Beim Verpackungs- und Storedesign geht es zudem auch um eine Atmosphäre, die geschaffen werden soll. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass durch Handschriften in so gut wie allen Bereichen immer eine Emo­ti­o­na­li­sie­ rung beabsichtigt wird und auch die Definition eines individuellen Charakters mit von Bedeutung ist. In Werbebotschaften und bei bestimmten Produkten wird Hand Lettering daher gezielt eingesetzt. Die Vielfältigkeit, die das Hand Lettering bietet, kann verschiedene Sprachen sprechen beziehungsweise Bilder schaffen. Ob verspielt, verschnörkelt, illustrativ, seriös, persönlich und/oder lebhaft hängt dabei auch immer vom Bereich des Einsatzes ab. Auch kulturelle Gegebenheiten beeinflussen die Gestaltung und Wirkung. Mit der eigenen Sammlung von Arbeiten verschiedener Gestalter aus unterschiedlichen Ländern konnte ich Tendenzen zu Einflüssen und Stilen sehen. Unter ihnen sind Hand Letterer mit sehr ausgeprägten typografischen Fähigkeiten, die auch eine gewisse digitale Ästhetik in ihren Arbeiten einfliesen lassen. Andere dagegen arbeiten sehr illustrativ und man kann teilweise selbst die Materialien in den Arbeiten erkennen, mit denen sie erstellt wurden. Kalligrafische Arbeiten können sowohl filigran als auch robust wirken. Einige sind experimenteller und auch großflächiger als andere Stile des Hand Letterings. Eine Vielzahl von dekorativen und illustrativen Stilen beobachtete ich bei Arbeiten von US-amerikanischen Gestaltern. Ich vermute, dass sich einige Stile zum Teil an der Grußkartengestaltung anlehnen, die in den USA sehr stark vertreten ist. Auch florale und mit vielen Schwüngen gestaltete Designs bei Label- und Verpackungsgestaltungen sind vermehrt zu sehen. Der Einfluss kalligrafischer Grundlagen ist zu erkennen, jedoch hat die Kalligrafie in den letzten Jahrzehnten in den USA weniger Anwendung beziehungsweise Aufmerksamkeit gefunden, verglichen zu europäischen Ländern oder Russland. Dort kann man eher eine Art von kalligrafischen Interpretationen und Ansätzen sehen. Dies fiel mir vor allem bei Gestaltern aus Italien, Polen und Russland auf. Bei der Anzahl unterschiedlicher Stile stellt sich vielleicht die Frage, ob es überhaupt noch neue geben kann, ohne alte zu kopieren. Sieht man im Vergleich zum Hand Lettering die Entwicklung digitaler Schriften, kann man deutlich feststellen, dass es trotz einer Vielzahl dieser, dort immer wieder neue Schriften gibt. Diese können von ihren Vorgängern inspiriert sein und werden je nach aktueller Nachfrage, Gebrauch und Nut-


FAZIT // 137

zen angepasst und optimiert. Ähnlich verhält sich das auch bei der Entwicklung von Hand Letterings. Es gibt viele Schriftkünstler, die von den gleichen Grundlagen lernen. Das Handwerk hat eine lange Geschichte, Tradition und viele historische Quellen. Das Wissen um Schriftgestaltung und das Erlernen der verschiedenen Formen der Buchstaben und Schriftarten trägt sowohl bei der digitalen Schriftgestaltung als auch bei Hand Letterings zu dessen Erstellung bei und sind zugleich deren Basis. Tägliche Inspirationen, das Lernen von- und miteinander und durch das Ausprobieren verschiedener Techniken und Materialien lassen so auch in diesem Bereich heute immer wieder ganz eigene Stile entstehen. So gibt es vielleicht Tendenzen zu Ähnlichkeiten – jedoch verleiht jeder Hand Letterer seinen Arbeiten immer eine ganz eigene Note. Einige Gestalter geben durch Workshops Interessierten Einblicke in die Grundlagen des Handwerks und ihrer eigenen Arbeitsweise. Einerseits geben sie damit dem Handwerk die nötige Aufmerksamkeit und sorgen dafür, dass es sich wieder mehr verbreitet und Anwendung findet. Andererseits sind sie bereit, ihre Erfahrungen zu teilen und diese weiter zu geben – so wie auch viele von ihnen von erfahrenen Schriftkünstlern lernen konnten. Bei meinen eigenen Schriftübungen merkte auch ich, wie wichtig es ist, bestimmte Grundformen der Buchstaben zu kennen und erst diese zu üben, bevor man von diesen in eine Abstraktion oder Abwandlung gehen kann. Mehrere Skizzen, Ausprobieren und Überarbeitungen helfen, seine eigene Form zu finden. Die Reinzeichnung des Endergebnisses kann sowohl analog als auch digital erfolgen. Jeder entwickelt hierfür seine eigene Arbeitsweise. Die meisten Gestalter wechseln jedoch meist erst ins Digitale, wenn der endgültige Entwurf vom Auftraggeber abgesegnet ist. Durch die Möglichkeiten, die die Grafik-Programme bieten, hat auch das Handwerk etwas dazu gewonnen. Es ist nicht ein Ablösen von dem Einem durch das Andere, sondern eher ein ineinander übergehen und voneinander profitieren. Das Handschriftliche hat gleichermaßen technologische Ereignisse mit beeinflusst. Steve Jobs' typografische Erfahrungen, die er in einem Kalligrafie-Kurs – den er aus einer Lust heraus belegte, als er nach nur einem Semester sein Studium abbrach – sammelte, verwendete er 10 Jahre später bei der Entwicklung des ersten Macintosh Computers. Dieser war mit guter Typografie ausgestattet und er selbst sagte, dass ohne diesen Kurs am College, der Mac niemals multiple Schriftarten und Schriftarten mit proportionalem Abstand bekommen hätte. Nicht zuletzt werden auch viele bedeutende Schriften für Mac und PC von Designern entwickelt, die eine kalligrafische oder typografische Ausbildung haben. Das Schreiben mit dem Stift auf Papier hat weiterhin eine wichtige Rolle vom Kindes- bis ins Erwachsenenalter – trotz des Computers. Viele bevorzugen zwar die elektronische Form der Kommunikation aber es gibt heute durch bestimmte Programme


138 // HAND LETTERING

und die Entwicklung von Tablett-Computern immer mehr Möglichkeiten, seine eigene Handschrift auch digital einzubringen. Die Interaktion von Computern und Handschrift wird somit allgegenwärtiger und das Schreiben verbleibt als eine wichtige Kommunikationsform. Viele aktuelle Gestalter arbeiten analog sowie digital. Es zeigt sich, dass sich beides – besonders auch in der Gestaltung – nicht unmittelbar ausschließt beziehungsweise ausschließen muss. Befragte Personen antworteten, dass beides gut nebeneinander bestehen kann, da sowohl das Digitale als auch das von Hand gefertigte seine Vorteile hat. Ob die Arbeit am Computer ein Zeitersparnis ist, bleibt in Frage zu stellen. Man kann durch Befehl-Z zwar schneller Dinge rückgängig machen, hat aber auch gleichzeitig digital die Option beziehungsweise ist dazu verleitet, mehr Versuche und Entwürfe anzufertigen, als bei der reinen analogen Arbeit. Gestaltung ist eine Art Dialog zwischen analoger und digitaler Arbeit. Erste analoge Ideen und Skizzen werden überarbeitet und oft am Computer digital finalisiert. Veröffentlicht man seine Designs, können diese verschiedene Emotionen und Reaktionen auslösen. Die Bedeutung sozialer Netzwerke ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen. Eigene Webpräsenzen mit Portfolios, Blogs und Online Communities sind heute die Medien, durch die ein reger Austausch stattfindet – und das weltweit. Man kann seine Arbeiten teilen, Feedback erhalten und sehen, was andere gestalten. So werden schnell auch aus digitalen Informationen wieder analoge – in Form von Gesprächen, den Anregungen und Hinweisen, die man erhält, welche man in darauffolgenden Projekten wieder verwerten kann. Das Handwerk des Schreibens rückt also trotz – oder gerade wegen – der massiven Präsenz des Digitalen wieder mehr in den Fokus. Denn die Reichweite geht heute über Stadt- und Ländergrenzen hinaus. Es gibt zum Teil Gestalter, die seit 20 oder 30 Jahren im Bereich des Hand Letterings aktiv sind aber erst durch das digitale Netz weltweit Aufmerksamkeit erlangen. Mehr Aufmerksamkeit bedeutet in diesem Fall gleichzeitig auch mehr Anerkennung von etwas, das sich bewehrt hat. Neuheiten überschatten wie so oft das Alte. In vergangenen Epochen war es ähnlich. Häufig kann dieses Alte aber auch gerade nach einer gewissen Zeit wieder neu entdeckt oder aktualisiert werden. Am Beispiel der Kalligrafie kann man das andeutungsweise sehen. In den letzten Jahrzehnten ist sie hier in der westlichen Welt fast gänzlich in Vergessenheit geraten und gehört, anders als in Asien und dem Mittleren Osten, nicht zum Fundament unserer Kultur. Als Kunstform konnte sie aber eine Art Renaissance durch das digitale Zeitalter erleben und wird jetzt eher als etwas Besonderes und Seltenes angese-


FAZIT // 139

hen. In Verbindung mit Hand Letterings hat die Kalligrafie ihren Wert aber beibehalten – wenn nicht sogar auch eine neue Ära erreichen können. Sie wird oft als Grundlage oder Referenz mit einbezogen. Befragte US-amerikanische Gestalter bedauern den Verlust der Anwendung von Kalligrafie in ihrem Land. Ganz in den Alltag zurückkehren wird sie wohl nicht, aber so ist ihr ein gewisser Prestigecharakter sicher. Vielleicht liegt die Chance der Kalligrafie auch eher in der Abwandlungen und in einer neuen Interpretationsart, die bei einigen Künstlern zu sehen ist. Bei einem aktuellen Projekt, initiiert von Letterer Martina Flor und Kalligraf Guiseppe Salerno, werden deren beiden Tätigkeiten in Form von gestalteten Arbeiten zu einem vorab gewählten Thema gegenübergestellt. Interessierte sind online dazu aufgefordert, für eines der beiden abzustimmen. Martina Flor offenbarte in ihrem Vortrag am 19. Juli, der im Rahmen der Typo Talk Serie im Apple Store Berlin stattfand, dass oft der kalligrafische Entwurf mehr Stimmen bekam, als ihr geletterter. Sie schlussfolgerte auf Grund des Sieges des kalligrafisch Handgeschriebenen, dass es als wertvoller anerkannt wird und es momentan lieber gesehen wird, als digital überarbeitete Designs. Von Hand gefertigte Produkte rücken allgemein gerade wieder mehr in den Fokus. Nicht nur bei Büchern blieb das vorhergesagte Aussterben aus – zum Glück. Auch das Drucken mit Bleilettern kommt bei Gestaltungsmedien, wie Visitenkarten oder Einladungen wieder zum Einsatz. So gibt es vereinzelt Druckereien, die dieses Handwerk noch oder wieder anbieten. Es ist demnach etwas, was für die Menschen einen Wert hat, den sie schätzen und auch nutzen wollen. Durch eine Art digitaler Vollversorgung haben die Menschen wieder das Verlangen, etwas mit ihren Händen zu machen, Dinge selber anzupacken und dies oft auch in der Gemeinschaft mit anderen zusammen zu tun. Ressourcenschonung und nachhaltige Entwicklung sind zum Beispiel Begriffe, die aktuell im Zusammenhang mit Do-it-yourself-Bewegungen in Verbindung gebracht werden. Auch – oder auch gerade auf das Design – hat dies Auswirkungen. Nicht zuletzt, weil Gestalter diese Strömungen stark mit beeinflussen. Etwas von Hand zu fertigen hat einen Mehrwert und wird demnach auch geschätzt. Die Auseinandersetzung mit dem Produkt und seinem Nutzen ist dabei wichtig. Die Anwendung von Hand Letterings in Sach- und Fachbüchern wäre ähnlich unangebracht wie auf Autobahnschildern. Aber gerade in den Bereichen, in denen es auch ein Handwerk betrifft, wie beispielsweise beim Kochen, Nähen, der Musik und in Bereichen, wo Menschen miteinander in Kontakt treten, trifft das Hand Lettering auf gleiche beziehungsweise ähnliche Gegebenheiten. Es geht hierbei, ähnlich wie in der Mode


140 // HAND LETTERING

beziehungsweise bei Marken, um den Menschen und um Individualität, eine persönliche Ansprache und um Emotionalisierung. Hand Lettering bietet gestalterisch dafür viele Möglichkeiten diese Aspekte ausdrucksstark wiederzugeben. Es ist ein Handwerk, das ein Gegenpart zum Digitalen ist und gleichwertig existieren kann – wenn auch in veränderter Intensität.

There will always be new worlds, but my hope is we don’t lose what has been accomplished in search of the new. John Stevens // US-amerikanischer Kalligraf und Schriftkünstler




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QUELLENVERZEICHNIS Print Deutsch Pina Lewandowsky Schnellkurs Grafik-Design // 2006 DuMont Literatur und Kunstverlag, Köln Jan Tschichold Schriftkunde, Schreibübungen und Skizzieren // 1951 Zweite Auflage, Verlag des Druckhauses Tempelhof Michael Rau, Rosemarie Kloos-Rau Schreibschriften Script Types // 1993 F. Bruckmann KG, München Geum-Hee Hong Brush 'n' Script // 2010 Erste Auflage, Verlag Hermann Schmidt Mainz Gottfried Pott Kalligrafie Erste Hilfe und Schrift-Training mit Muster-Alphabeten // 2005 Verlag Hermann Schmidt Mainz Gottfried Pott Kalligrafie Intensiv-Training // 2006 Verlag Hermann Schmidt Mainz Hildegard Korger Schrift und Schreiben // 8. Auflage, 1994 Drei Lilien Verlag GmbH, Wiesbaden Englisch Jim Heimann The Golden Age of Advertising — the 50s // 2005 TASCHEN GmbH Rian Hughes Costum Lettering of the '60s & '70s // 2010 FIELL Publishing Limited Faythe Levine & Sam Macom Sign Painters // 2012 Princeton Architectural Press Jan Middendorp Hand to Type Scripts, Hand-Lettering and Calligraphy // 2012 Die Gestalten Verlag GmbH & Co. KG, Berlin Bread & Butter Berlin L.O.C.K. Labels of Common Kin — Book 2/2012 & 2/2013 // 2012, 2013 BREAD & butter GmbH & Co. KG Steven Heller & Lita Talarico Typography Sketchbooks // 2012 Thames & Hudson Rosemary Sasson Handwriting of the Twentieth Century // 1999 Routledge

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Eidesstattliche Erkl채rung Hiermit versichere ich, dass ich die Bachelorarbeit selbstst채ndig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie Zitate kenntlich gemacht habe.


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