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c. Projektevaluation 2020 – Anna Riemenschneider

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Aufbauend auf dem Erfolg der InTransition Workshops der letzten zwei Jahre ging InTransition dieses Jahr in die dritte Runde mit Workshops zur bewussten Gestaltung von Übergängen.

Die Workshops fanden dieses Jahr im Frühjahr 2020 mit den 10. Klassen der Maria-Montessori-Gesamtschule statt sowie im November 2020 mit den 4. Klassen der Gemeinschaftsgrundschule Flurstraße. Während die Workshops im Frühjahr noch wie geplant stattfinden konnten und die SchülerInnen an zwei Tagen drei Workshops zu Musik, Tanz und Drucken erleben konnten, mussten die Workshops im November auf Grund der Covid-19- Pandemie umstrukturiert werden. Das Hygienekonzept gab vor, dass die 4. Klassen untereinander nicht gemischt und die Gruppen kleiner gehalten (4-5 Kinder pro Gruppe) werden sollten, so dass nur noch zwei Workshops durchgeführt werden konnten. Angeboten wurden weiterhin Drucken und abwechselnd ein Rap- oder Tanzworkshop.

Der erste Tag sah eine Einführung in das Thema „Übergänge“ vor, bei der die Kinder anhand von Fragen ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche zu den Themen Schulwechsel, Zukunft, aber auch zu aktuellen Fragen, äußern und reflektieren konnten. Ziel war es die Kinder zunächst ankommen zu lassen, ihr kreatives Denken anzuregen und Themen zu finden, die im nächsten Schritt künstlerisch bearbeitet werden konnten. Ergebnisse wurden auf Plakaten und für die Kinder zum Mitnehmen dokumentiert.

Beispielfragen waren:

1. Was machst du am liebsten?

2. Was würdest du gerne erfinden?

3. Welches Abenteuer möchtest du unbedingt einmal erleben?

4. Was ist dein größter Wunsch?

5. Was möchtest du einmal werden?

Dabei wurde deutlich, dass die Kinder vor allem der Abschied von FreundInnen und die Sorge neue FreundInnen zu finden, beschäftigte sowie die Frage, ob die neuen LehrerInnen nett seien.

„Für mich ist das wichtigste, dass die Lehrer gut und nett sind.“ (Schülerin aus der 4. Klasse)

„Ich bin aufgeregt und habe Angst alleine zu sein.“ (Schülerin aus der 4. Klasse)

Aber auch mögliche Schwierigkeiten durch neue Schulformen und neuen Schulstoff wurden thematisiert.

„Ich freue mich mittel, weil es voll schwer wird.“

„Aber wenn du länger da bist, dann kannst du die Aufgaben ja irgendwann rechnen.“ (zwei Schüler aus der 4. Klasse)

Im nächsten Schritt wurden bereits konkrete Ideen für Drucke, Rap-Texte oder Tanzchoreografien überlegt, die dann am 2. Tag umgesetzt werden konnten.

„Ich möchte drei Fragezeichen machen, weil dann denke ich daran, dass mein Detektivclub erfolgreich wird.“ (Schüler 4. Klasse)

Zum Schluss erhielt jedes Kind ein selbstbedrucktes Poster mit einem persönlichen ermutigenden Wort oder kurzen Satz, um es mit nach Hause zu nehmen:

„Vertraue auf dein Herz“

„Kämpfe um dein Ziel bis du es schaffst“ (Plakate zweier Schüler der 4. Klasse)

Im Rap-Workshop konnten die Kinder ihre eigenen Strophen als gemeinsames Lied aufnehmen und der anderen Gruppe vorspielen. Die Choreographien aus den Tanzworkshops wurden am Ende der anderen Workshop-Gruppe vorgestellt.

Eine der wichtigsten Aufgaben der InTransition Workshops ist es, dem Thema Übergang und den damit verbundenen Emotionen Raum zu geben. Dafür ist im Schulalltag häufig wenig Zeit und Kapazität und auch außerhalb der Schule findet das Thema wenig Platz. Dies wird im Gespräch mit Petra Kron und Melanie Klofat, den Projektleiterinnen, deutlich.

„Für SchülerInnen ist der Übergang von der 4. in die 5. Klasse ein großes Thema und eine der ersten Übergangssituationen, die bewusst erlebt werden. Dafür ist häufig wenig Raum. Die Workshops geben eine Möglichkeit das Thema künstlerisch zu bearbeiten und Emotionen zu reflektieren.“ (Melanie Klofat)

Auch Anja Lüttmann, die stellvertretende Schulleiterin der GGS Flurstraße, unterstreicht diesen Aspekt und wertschätzt die InTransition Workshops besonders dafür, die Kinder anzuregen ihren Emotionen auf den Grund zu gehen und diese auch äußern zu können.

„Wichtig ist, dass alles seinen Raum hat: traurig zu sein, Angst zu fühlen und Freude zu empfinden. InTransition bietet den Ort zu fühlen, was macht das eigentlich mit mir.“

Die Kinder nahmen die Möglichkeit gut an, ihre Sorgen und Gedanken in Bezug auf einen Schulwechsel in den Workshops zu äußern und vor allem künstlerisch zu bearbeiten. Besonders in den Songtexten konnten die Kinder ihre Emotionen reflektieren. Im Gespräch erzählte ein Schüler aus der 4. Klasse, dass er Angst vor dem Schulwechsel habe und sich vor allem nette LehrerInnen wünsche. Diese Sorgen habe er dann in seinem Text verbalisiert und das sei nun sein „Motivationssong“, mit dem er sich gewappnet fühle.

„Wenn ich das Lied höre, dann weiß ich, dann wird der Tag richtig gut. Gestern habe ich das Lied gesungen und dann ging’s mir richtig gut. Ich weiß dann immer, wenn es mir nicht so gut geht, kann ich das Lied singen“. (Schüler aus der 4. Klasse) Aber auch beim Tanzen konnten die Emotionen rund um den Übergang dargestellt werden: „Ich habe Angst, aber auch Aufgeregtsein gezeigt“, erzählt ein Schüler aus der 4. Klasse.

Es steht im Vordergrund eine kollektive Erfahrung zu schaffen und aufzuzeigen, dass die Kinder oftmals die gleichen Themen beschäftigen, z.B. sich an der Schule neu zu positionieren und seine Rolle zu finden. Die Kinder sollen merken, dass sie nicht alleine mit ihren Gedanken sind, sondern Teil einer Gruppe sind und auch miteinander über die Themen sprechen können. Es geht nicht nur um ein Endergebnis, sondern vor allem um die gemeinsamen Erinnerungen: „Positive Energie zu tanken vor dem Schulwechsel“, sagt Kiyo, einer der Künstler.

Darüber hinaus geht es darum Anfang und Ende im Zusammenhang zu sehen, sodass nicht nur Trauer darüber, dass etwas vorbei geht im Vordergrund steht, sondern auch zu erkennen, dass etwas Neues beginnt und die damit verbundenen Möglichkeiten wahrzunehmen. Ziel ist ein aktiverer Umgang mit dem Thema Schulwechsel, sodass die Kinder und Jugendlichen nicht nur das Gefühl haben, es passiere etwas mit ihnen, sondern ihnen Gestaltungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Kinder und Jugendliche sollen eine aktive Rolle einnehmen und sich selbst mit ihren Möglichkeiten und Wünschen für die Zukunft beschäftigen, um eigene Entscheidungen treffen zu können. Dabei bieten die InTransition Workshops Unterstützung, indem die Themen Schulwechsel und Übergänge überhaupt ins Bewusstsein der Kinder gebracht werden und eine aktive Auseinandersetzung fordern, indem die Kinder und Jugendlichen selbst ihre eigenen Texte, Choreografien und Drucke gestalten.

Der zweite wichtige Aspekt der InTransition Workshops ist, den Kindern und Jugendlichen Methoden an die Hand zu geben, um mit Übergängen umzugehen.

„Es geht darum, Übergänge inhaltlich zu behandeln sowie künstlerische Werkzeuge an die Hand zu geben, um die damit verbundenen Emotionen aufzudröseln, Instrumente, um Themen auch mit dem Körper, in Musik oder visuell im Druck zu bearbeiten.“ (Petra Kron)

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