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BildungSpezial SONDERVERÖFFENTLICHUNG JUNI 2013

STADTMAGAZIN

FÜR FAMILIEN IN KÖLN BONN

iStockphoto © ImagesbyTristan

Fürs lernen Begeistern



Inhalt

© Nonnenmacher

Seite 4 Schule und Wirtschaft: Bildung als Ressource Seite 10 Wann wird es zu viel? Interview mit Katharina Saalfrank Seite 12 Schule mal anders: Die Comeniusschule in Leverkusen

Impressum

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sonderveröffentlichung des Känguru Colonia Verlages GmbH, Hansemannstr. 17-21, 50823 Köln, Tel. 0221 – 99 88 21-0, www.kaenguru-online.de Auflage: 60.000

Fürs Lernen begeistern“ – unter diesen Titel haben wir unser aktuelles Sonderheft gestellt, denn für uns liegt darin eine Antwort auf viele Bildungsfragen unserer Zeit.

Beilage in KÄNGURU, Stadtmagazin für Familien in KölnBonn im Juni 2013 Redaktionsleitung Petra Hoffmann Texte Katja Braun, Ursula Katthöfer, Anja Tischer Grafik Marion Mallmann Mediaberatung Susanne Geiger-Krautmacher, Gabriela Völkl, Sabine Bischof, Petra Vosen Lektorat Martina Dammrat Bildnachweise am Foto Das nächste BildungSpezial erscheint im Juni 2014.

Nicht die Anzahl der Schuljahre, der Notendurchschnitt oder irgendwelche Lehrpläne entscheiden über den Bildungserfolg unserer Kinder. Entscheidend und prägend sind vielmehr die Menschen, denen sie im Laufe ihrer Entwicklung begegnen und die ihre Begeisterung wecken – oder eben auch nicht. Eltern, die Spaß mit ihren Kindern haben und gern etwas mit ihnen unternehmen. Erzieher, die viel Zeit, Geduld, liebevolle Fürsorge und Abenteuerlust im Gepäck haben. Lehrer, die selber begeistert sind vom Lernen – auch über die Fächer hinaus, die sie unterrichten. Nachbarn, für die es selbstverständlich ist, dass Kinder ihren Lebensraum erobern. Menschen in Unternehmen und Organisationen, die ihre Türen öffnen und für Kinder spannende Lernorte außerhalb der Kitas und Schulen schaffen. Sie alle tragen dazu bei, Kinder fürs Lernen zu begeistern. Oder besser gesagt: die natürliche kindliche Begeisterung fürs Lernen zu erhalten. Auf den nächsten Seiten stellen wir euch einige Projekte aus der Region vor, die für uns in dieser Hinsicht Vorzeigecharakter haben. Petra Hoffmann und das KÄNGURU-Team


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Schule und Wirtschaft Deutschland hat kein Erdöl oder Erdgas, es besitzt weder Gold- noch Silberminen. Unser Wohlstand basiert auf einer anderer Ressource: Bildung. Unternehmen, die an ihre Zukunft denken, investieren daher bereits heute in das Wissen von Grundschülern. Wenn ein Betrieb einen Experimentierkoffer für eine ganze Schule sponsert, bringt das den Kids Spaß im Unterricht. Für das Unternehmen ist es Standortsicherung. Ursula Katthöfer stellt für KÄNGURU BildungSpezial einige der wichtigsten Unternehmensinitiativen des Rheinlands vor.

In sechs verschiedenen Experimentiereinheiten lernen die Kinder erste Grundlagen aus Chemie, Physik, Biologie und Technik. Sie erstellen Wettervorhersagen, beobachten den Lebenszyklus eines Schmetterlings oder sie bauen ein Fahrzeug aus Fallgewichten, Gummibändern und Propellern.

Kleine Elektroniker

Foto: IHK Köln

Die Schulen nehmen das Angebot gern an. Zum einen, weil sie das Geld für Experimente dieser Art nicht aufbringen können. Zum anderen, weil die Lehrer kostenlos fortgebildet werden. „Vielen Kollegen fehlt das Know-how“, sagt Schulleiterin Bärbel König. „Sie haben Sorge, dass sie die Fragen der Kinder nicht richtig beantworten können.“

TuWaS! – GrundschulExperimente ir haben Kabel hier und eine Batterie. Wir tun Dinge dazu, damit die Glühlampe leuchtet ... So schildert die elfjährige Alina ihren Versuch, einen Stromkreis zu schließen. Fest drückt sie zwei Kabel rechts und links an einen Nagel. „Leuchtet“, stellt sie zufrieden fest. Ihre Freundin Deborah dokumentiert das Versuchsergebnis in einer Tabelle. Bei der Wäscheklammer hat die Lampe ebenfalls geleuchtet, bei Murmel und Stein hingegen nicht. „Manche Sachen leiten und manche nicht“, erklärt Deborah. „Ich finde es toll, dass hier über die Praxis das Interesse der Kinder für die Naturwissenschaften geweckt wird“, kommentiert Reinhard Wannovius, Personalleiter eines Autozulieferbetriebes. Gemeinsam mit Stefan Franceschini, Geschäftsführer eines Lebensmittelherstellers, besucht er den Unterricht der Klasse 4d der Katholischen Grundschule in Meckenheim. Denn die beiden Unternehmen haben den Sachkundeunterricht in dieser Form erst möglich gemacht. „TuWaS!“ (Technik und Naturwissenschaften an Schulen) heißt das Projekt, mit dem die Industrie- und Handelskammern aus Köln und Bonn/Rhein-Sieg seit 2008 den naturwissenschaftlichen Unterricht an Grundschulen fördern. Inzwischen sponsern 32 Firmen an mehr als 50 Schulen die Experimentierkästen im Wert von 2000 Euro pro Schuljahr.

Im Sachkundeunterricht werden die MINT-Fächer gefördert, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Unternehmen hoffen, damit das Interesse an technischen Berufen fördern zu können. Für sie beginnt die Personalentwicklung und Fachkräftesicherung bereits in der Grundschule. Wenn die Schulzeit zu Ende geht, ist es oft zu spät, um junge Menschen für die MINT-Fächer zu begeistern. Unternehmer Stefan Franceschini hat als Kind selbst in Meckenheim die Schule besucht. Heute sind es nur wenige Schritte von seinem Betrieb bis zur Klasse 4d. „Wir bilden Mechatroniker und Fachkräfte für Lebensmitteltechnik aus“, erzählt er. „Bereits jetzt haben wir Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Um die Ausbildung der nächsten Generation zu fördern, engagieren wir uns bei TuWaS!.“ Interessiert beobachtet er David und Roman, die ihre Versuchsreihe fast beendet haben. Die beiden sind zu kleinen Elektronikern geworden. Als David die Glühlampe etwas zu lange leuchten lässt, ruft Roman: „Nicht so lange. Die überhitzt doch. Willst du, dass die durchbrennt?“ Info: Ansprechpartnerin Sylvia Hüls, Industrie- und Handelskammer zu Köln, Tel. 0221 – 16 40-658, gbfw.huels@koeln.ihk.de, www.ihk-koeln.de


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Foto: Boys´ Day – Jungen Zukunftstag © Jens Hauer

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Boys´ Day und Girls´ Day Der vierte Donnerstag im April ist seit 2001 der Girls´ Day, im Jahr 2010 kam der Boys´ Day hinzu. An diesem Zukunftstag lernen die Jungen ab der fünften Klasse einen typischen Frauenberuf und die Mädchen einen typischen Männerberuf kennen. Ziel ist, die klassischen Berufswege aufzubrechen. Denn obwohl es insgesamt 350 Ausbildungsberufe in Deutschland gibt, entscheidet die Hälfte der Jungs sich für einen der 20 typischen Männerberufe. Frauenberufe wollen sie nicht, bei den Friseuren sind die Jungs mit 10 Prozent in der Minderzahl. Girls´ und Boys´ Day werden von der EU und dem Bund gefördert. Sie sind offenbar ein Baustein einer sich abzeichnenden Trendwende: Die Zahl der Frauen in technischen Berufen steigt, die Zahl der beschäftigten Ingenieurinnen hat von 2007 bis 2011 um ein Viertel zugenommen. 2014 finden Girls´ und Boys´ Day wegen der späten Osterferien bereits am 27. März statt.

Foto: Girls’ Day – Mädchen Zukunftstag

Info: Freie Plätze in Unternehmen finden sich über die Portale www.girls-day.de und www.boys-day.de


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Fotos: Design Agentur Feedmee

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Die Sendung mit der Klasse 4b ie deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen hat gegen Olym … gegen Olymp ...“ Das Wort will Lukas einfach nicht über die Lippen. „… hat gegen Olympiasieger USA mit 0:2 verloren.“ Uff! Gar nicht so einfach, Nachrichten live vorzulesen. Diese Erfahrung machen Emily, Finn, Lukas und Henrike aus der 4b der Grundschule Sythen-Lavesum in Haltern am See. Von dort aus sendet der Kinderradiokanal Kiraka des WDR an diesem Donnerstag „Klicker – Nachrichten für Kinder“. „Normalerweise leben Wale in einem großen Meer“, berichtet Henrike. „Stellt euch vor: Heute wurden fünf Wale in Hamburg in der Elbe gesichtet.“ „Kiraka macht Schule“ ist nur eines der Mitmach-Angebote für Kinder des WDR. „Unsere Programme richten sich an Kindergärten, Grundschulen und Jugendliche in weiterführenden Schulen“, sagt Annette Busch-Wiesenthal, eine der beiden Medienpädagoginnen des Senders. „Ziel ist, Medien- und Sprachkompetenz zu fördern.“ Da bereits Kindergartenkinder viel fernsehen und im Netz surfen, setzt der Sender früh an. An regelmäßig stattfindenden medienpädagogischen Tagen können Erzieher sich schulen lassen, um den Jungen und Mädchen einen kompetenten Umgang mit Medien zu vermitteln. Das Arbeitsmaterial für die Erzieher regt an, mit den Kindern über ihre Helden aus dem Fernsehen zu sprechen. Jedes Kind soll seinen Helden malen, alle Bilder werden an eine Wäscheleine gehängt. Die Maus ist dabei, Elefant und Ente – klar. Aber auch Darth Vader und sogar Götz George als Schimanski können vorkommen. „Wir schulen die Erzieher darin, keinen der Kinderhelden zu verdammen. Statt dessen lernen sie, den Kindern zu signalisieren: Ich rede mit dir darüber.“

Maus“ zunächst ganz ohne Bild. „Sie überlegen anhand der Geräusche, wer da wohl zu sehen ist“, sagt Busch-Wiesenthal. „Maus und Elefant? Was machen die beiden?“ Anschließend wird der Spot mit Bild gezeigt. Bei Nachrichtensendung und Hörspiel macht jedes Kind jeden Job: Sprecher, Techniker, Regisseur. Wahnsinn, mit welch einfachen Dingen sich Geräusche produzieren lassen: Kokosnüsse klingen wie galoppierende Pferde. Das Streifen einer Nagelbürste über ein Sieb rauscht wie die Wellen, die auf einen Strand rollen. An die älteren Schüler wenden sich das Dokumentarfilmprojekt „dok’ mal!“ sowie das Arbeitsbuch „Radio, Fernsehen, Internet und was dahintersteckt“. Die Broschüre „Fit für die Medienwelt“ fasst alle WDR-Angebote kurz und knackig zusammen. Das Arbeitsmaterial für die Kinder und Jugendlichen beinhaltet jeweils altersgerechte Spiel- und Lernvorschläge sowie Kopiervorlagen. Info: Ansprechpartnerinnen Annette Busch-Wiesenthal und Ute Teigler, WDR Köln Marketing, 0221 – 220–0. Infos und Anmeldung unter www.schlauer.wdr.de

Im Untergeschoss der Kölner WDR-Arkaden hat der Sender ein Kinderstudio eingerichtet. Zweimal am Tag kommen Kinder aus dem 3. bis 5. Schuljahr sowie Gruppen aus Offenen Ganztagsschulen, um Hörspiele aufzunehmen und eine FernsehNachrichtensendung zu produzieren. Dabei geht es spielerisch zu. So hören die Kinder einen Spot aus der „Sendung mit der

Foto: WDR_Maurer

Galopp in den WDR-Arkaden


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Foto: Lanxess

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Chemiekoffer von Lanxess Die Koffer stecken voller Pinzetten, Pipetten, Thermometer, Reagenzgläser und Schutzbrillen für den Sachkundeunterricht. In kleinen Gruppen können Dritt- und Viertklässler damit zum Thema „Lösen, mischen und trennen“ experimentieren. Der Chemiekonzern Lanxess hat die Koffer an alle städtischen Grundschulen in Köln und Leverkusen ausgegeben. „Wir haben uns für die städtischen Grundschulen entschieden, weil die Ausstattung dort bisher am schlechtesten war“, sagt Silke Jansen, Leiterin der Bildungsinitiative. Die Lehrer werden mit Unterrichtsmaterial passend zum Chemie-Experimentierkoffer versorgt. Mit seiner Bildungsinitiative hat das Unternehmen, das im Laufe dieses Jahres von Leverkusen nach Köln zieht, im Jahr 2008 begonnen. Zunächst wurden nur Gymnasien gefördert, um junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. So organisiert das Unternehmen außerdem Workshops für Schüler und Lehrer. Info: Silke Jansen, E-Mail: silke.jansen@lanxess.com, www.lanxess.com

Out of School Autowerkstatt, Friedhof, Supermarkt oder Maßschuhmacher – das sind vier der 21 Lernorte, zu denen die Kölner Initiative „Out of School“ Ganztagsschulkinder zwischen acht und zehn Jahren mitnimmt. An allen Lernorten geht es um Nachhaltigkeit in ganz unterschiedlichem Sinne: Ernährung, Mobilität, Religion und sogar Müll. Über das Spiel vermitteln die Initiatoren schwierige Inhalte. So heißt das Thema auf dem Friedhof „Leben, Tod und Traditionen“. Zu jedem Lernort gibt es Arbeitsmaterial. „Out of School“ ist zu Beginn des Schuljahres 2012/2013 gestartet. Getragen wird das Projekt von der Projektagentur Fields und vom Rotary Club Köln-Kapitol. Nach der Kölner Pilotphase soll es auch in anderen Städten entstehen. Zielgruppe sind vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Stadtteilen. Info: Jasson Jakovides, Tel. 030 – 280 99 82-0, E-Mail: info@out-of-school.org, www.out-of-school.org


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Foto: KURS

Foto: Deutsches Museum Bonn

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Haargel lässt sich auch selbst herstellen.

Das Projekt KURS verzahnt Schule und Beruf.

Laborführerschein

KURS-partnerschaften

„Hast Du gewusst, aus Forschung entsteht Wissen? Komm doch her und es wird Dir bewusst.“ Mit einem Rap werben Schülerinnen und Schüler einer achten Klasse für den Laborführerschein des Deutschen Museums Bonn. Ihr Video im feinsten Hip-Hop-Stil ist auf der Website des Museums zu sehen, das Wissen haben sie in der ExperimentierKüche erworben.

An der Tafel steht kein Mathelehrer, sondern ein Fensterputzer mit eigenem Betrieb. Er zeigt den Schülern, wie er das Angebot für das Putzen eines Einfamilienhauses errechnet. Auf den Preis kommen 19 Prozent Mehrwertsteuer.

„In Experimenten lernen die Jugendlichen viel über unterschiedliche Kunststoffarten“, sagt Andrea Niehaus, Leiterin des Museums. „Indem sie einen Joghurtbecher von innen nach außen umkrempeln, erfahren sie, dass sie Kunststoff formen können.“

Fensterputzbetrieb und Schule sind eine KURS-Partnerschaft eingegangen. Das Projekt KURS (Kooperation Unternehmen der Region und Schulen) fördert die Partnerschaft von Schule und Beruf, um wirtschaftliche und praxisnahe Themen im Unterricht zu verankern. Gleichzeitig können Betriebe sich als Arbeitgeber präsentieren. Oft ergeben sich Praktika oder Ausbildungsplätze.

In 40 Unterrichtsstunden geht es nicht nur um Naturwissenschaften, sondern auch um soziale Kompetenzen. „Wer Kunststoff sortiert, muss auch im Kopf Strukturen entwickeln“, sagt Andrea Niehaus. „Uns ist wichtig, dass die Schüler sich über ihre Berufswünsche klar werden und eigene Stärken erkennen.“

Im ganzen Rheinland existieren bereits Partnerschaften. Die Betriebe kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Zu den Schulen gehören alle Schulformen außer der Grundschule. Die KURS-Koordinatoren in Köln, Bonn, Aachen und Leverkusen sind selbst Lehrer und zu erreichen unter:

Info: Deutsches Museum Bonn, Tel. 0228 – 30 22 52, info@deutsches-museum-bonn.de, www.deutsches-museum-bonn.de

Info: KURS Zentralbüro, Tel.: 0228 – 684 68 43, redaktion@kurs-koeln.de, www.kurs-koeln.de


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Service LERNEN Kunst und Geschichte

Klassenfahrten

Haus der Geschichte Willy-Brandt-Allee 14 53113 Bonn Tel. 0228 – 91 65-0 www.hdg.de

DJH-Service-Center Rheinland Jugendherbergen im Rheinland Düsseldorfer Str. 1a 40545 Düsseldorf Tel. 0211 – 30 26 30 26 www.djh-rheinland.de

Museumsdienst Köln Leonard-Tietz-Str. 10 50676 Köln Tel. 0221 – 221 234 68 www.museenkoeln.de/museumsdienst Kunst- und Ausstellungshalle der BRD Friedrich-Ebert-Allee 4 53113 Bonn Tel. 0228 – 91 71-263 www.bundeskunsthalle.de LVR Freilichtmuseum Lindlar Schloss Heiligenhoven 51789 Lindlar Tel. 02266 – 90 10-0 www.bergisches-freilichtmuseum.lvr.de LVR-Industriemuseum Papiermühle Alte Dombach Alte Dombach/Kürtener Straße 51465 Bergisch Gladbach kulturinfo rheinland Tel. 02234 – 99 21-555 www.industriemuseum.lvr.de Infos zu insgesamt 14 LVR-Museen unter www.lvr.de Schokoladenmuseum Am Schokoladenmuseum 1a 50678 Köln Tel. 0221 – 93 18 88-0 www.schokoladenmuseum.de Naturwissenschaften und Technik DASA Friedrich-Henkel-Weg 1-25 44149 Dortmund Tel. 0231 – 90 71-2479 www.dasa-dortmund.de Deutsches Museum Bonn Ahrstr. 45, 53175 Bonn Tel. 0228 – 30 22 55 www.deutsches-museum.de/bonn PHÄNOMENTA Gustav-Adolf-Str. 9-11 58507 Lüdenscheid Tel. 02351 – 215 32 www.phaenomenta.de Odysseum Corintostr. 1, 51103 Köln Tel. 0221 – 69 06 82 41 www.odysseum.de BayKomm Bayer-Kommunikationszentrum Kaiser-Wilhelm-Allee 51368 Leverkusen Tel. 0214 – 305 01 00 www.baykomm.bayer.de Mensch und Natur Botanische Gärten der Uni Bonn Meckenheimer Allee 171 53115 Bonn Tel. 0228 – 73 55 23 www.botanik.uni-bonn.de/botgart/ Grüne Schule Flora im Botanischen Garten Amsterdamer Str. 34 50735 Köln Tel. 0221 – 560 89-23 NaturGut Ophoven e.V. Talstr. 4, 51379 Leverkusen Tel. 02171 – 734 99-0 www.naturgut-ophoven.de VULKANPARK Infozentrum Rauschermühle 6, 56637 Plaidt Tel. 02632 – 987 50 www.vulkanpark.com Zooschule Köln Riehlerstr. 173, 50735 Köln Tel. 0221 – 77 85-116 www.koelnerzoo.de/zoo-schule

Stiftungen Die zweitgrößte Unternehmensstiftung Deutschlands ist die Telekomstiftung. Sie unterstützt die Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – kurz: MINT. Gefördert und initiiert werden Projekte unter anderem im vorschulischen und schulischen Bereich, in der Aus- und Weiterbildung von Lehrern sowie in der Talentförderung. www.telekom-stiftung.de Die gemeinnützige Stiftung Haus der kleinen Forscher engagiert sich mit einer bundesweiten Initiative für die Bildung von Kindern im Kita- und Grundschulalter in den Bereich Naturwissenschaften, Mathematik und Technik. Sie unterstützt mit ihren Angeboten pädagogische Fach- und Lehrkräfte dabei, Mädchen und Jungen bei ihrer Entdeckungsreise durch den Alltag zu begleiten. www.haus-der-kleinen-forscher.de Die Gold-Kraemer Stiftung mit Sitz in Frechen und die Kämpgen Stiftung mit Sitz in Köln machen sich beide für Inklusion stark, unter anderem auch im Bildungsbereich. www.gold-kraemer-stiftung.de und www.kaempgen-stiftung.de Die Imhoff Stiftung fördert unter anderem Projekte in Kunst und Kultur sowie Bildungsprojekte für hochbegabte Kinder und Jugendliche. www.imhoff-stiftung.de Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds verwaltet das Vermögen von fast 300 Stiftungen, die alle die Bildungsförderung junger Menschen als Ziel haben. Außerdem unterstützt der Fonds ausgewählte Projekte zur Förderung von Schülern mit besonderem Förderungsbedarf und hilft Privatleuten und Unternehmen bei der Gründung einer eigenen Bildungsstiftung. www.stiftungsfonds.org Die RheinEnergieStiftung fördert regionale Projekte in den Bereichen Kultur, Familie sowie Jugend/Beruf und Wissenschaft. www.rheinenergiestiftung.de Die Stadtsparkasse KölnBonn fördert mit ihrer SK Stiftung Kultur die kulturelle Bildung und Vermittlung von Literatur und Medienkunst an Kinder und Jugendliche und mit ihrer sk stiftung jugend und medien die Medienerziehung und berufliche Orientierung der Kölner und Bonner Jugend. www.sk-kultur.de und www.sk-jugend.de Die Stiftungsdatenbank unter www. bonner-stiftungen.de gibt einen Überblick über die zahlreichen Bonner Stiftungen und deren Aktivitäten. Ehrenamt Unter www.engagiert-in-koeln.de wendet sich das Kölner Netzwerk Bürgerengagement an Menschen, die sich engagieren möchten. Interessant für den Bildungsbereich sind Infos zu verschiedenen ehrenamtlichen Patenschaftsprojekten. Eine Broschüre zum Download erklärt die Grundzüge von Patenschaften oder Mentorings und gibt eine Übersicht über Kölner Projekte. Ebenfalls spannend ist der Bereich „Bürgerengagement und Schule“, der sich mit dem Ehrenamt an Kölner Schulen beschäftigt. Infos, Beratung und Vermittlung rund um das Thema Freiwilligendienst bietet die Kölner Freiwilligen Agentur unter www.koeln-freiwillig.de und die Freiwilligenagentur der Stadt Bonn unter www.freiwilligenagentur-bonn.de


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wann wird es zu viel?

Foto: Deutsche Telekomstiftung

Darf ein Kind auch mal Langeweile haben? Kinder verbringen ihre Zeit heute immer länger in Kitas oder Schulen. Sie haben dadurch weniger echte Freizeit, treffen seltener Freunde am Nachmittag und spielen weniger draußen. Es gibt kaum noch Zeiten, in denen unsere Kinder von Erwachsenen unbeobachtet sind. Wann haben Kinder denn mal „lange Weile“, um zu denken, zur Ruhe zu kommen und auch einfach mal nichts zu tun? Nur aus diesem Zustand heraus entwickeln sich Ideen.

Diplom-Pädagogin und Autorin Katharina Saalfrank

inder verbringen immer mehr Zeit in Bildungseinrichtungen. Frühe Bildung und Förderung sind gut und wichtig – darin sind sich die meisten einig. Aber wann ist der beste Zeitpunkt dafür? Wie sollte sie gestaltet sein? Und kann es des Guten auch zu viel werden? Anja Tischer hat für KÄNGURU darüber mit der Diplom-Pädagogin und Autorin Katharina Saalfrank gesprochen, die mit der TV-Sendung „Die Super Nanny“ bekannt wurde. Viele Kinder leiden heute unter Schulstress, Freizeitstress und Förderstress. Woran liegt das? Wir sind auf der Suche nach Schablonen- und Standardkindern. Schon die kleinste Abweichung scheint nicht mehr „normal“ zu gelten. So werden Kinder schnell als verhaltensauffällig eingestuft. Eltern fühlen sich da enorm unter Druck. Sie überlegen, was ihr Kind alles können muss, damit es kompatibel für diese Welt ist. Aus dem Überangebot an Fördermaßnahmen suchen sie sich dann etwas raus, etwa Frühchinesisch. Viele denken, dass sie ihrem Kind damit was Gutes tun. Woher kommt dieser Leistungsdruck und wie kann man ihn vermeiden? Zum einen gibt es heute nicht mehr den einen richtigen Weg. Wir müssen uns selbst darüber bewusst werden, welche Werte wir für unsere Familie wollen. Zum anderen bekommen Eltern suggeriert, dass sie etwas falsch gemacht haben, wenn sich ihr Kind nicht wie die Norm verhält. Wir sollten Kinder aber nicht wie eine „Fallstudie“ beobachten und dabei irgendwelche Erziehungsratgeber lesen. Im Gegenteil: Wir müssen das einzelne Kind kennenlernen und herausfinden, was es möchte, was es braucht, wofür es sich interessiert und nicht interessiert. Das bedeutet Beziehung. Dafür nehmen wir uns zu wenig Zeit.

Heute Logopädie, morgen Ergotherapie und danach noch zur Sprachförderung in der Kita – die Rede ist teilweise schon von „übertherapierten“ Kindern. Welche Auswirkungen hat das? Übertherapierte Kinder bekommen das Gefühl, dass sie nicht stimmen. Das kann die Entwicklung eines gesunden Selbstbilds stören. Das zeigt sich in Verunsicherung oder Rückzug, manche Kinder werden auch aggressiv. Die Eltern, die ich erlebe, wollen, dass ihre Kinder selbstbewusst und eigenständig werden, dass sie Verantwortung übernehmen und die Welt erobern. Deshalb ist es auch so existentiell wichtig, dass Kinder die Erfahrung machen: Du bist ok, so wie du bist. So lautet auch Ihr Buchtitel. Mit dem gewagten Untertitel: Das Ende der Erziehung. Gewagt nur deshalb, weil viele sofort denken: Dann sind die Kinder sich selbst überlassen! Darum geht es aber eben nicht. Ich halte die herkömmliche Erziehung für überflüssig und an vielen Stellen sogar für schädlich. Kinder zu führen muss nicht mit Gewalt, Macht, Gehorsam und Anpassung durchgesetzt werden. Ohne Autorität geht es nicht. Nur die Form der Autorität in dem Modell der herkömmlichen Erziehung ist nicht gut. Kinder brauchen Führung, Orientierung und auch Autoritäten. Ich plädiere deshalb dafür, dass aus Erziehung Beziehung wird und wir eine persönliche Autorität entwickeln. Du bist ok, so wie du bist – müssen Eltern dafür nicht erst mal zu sich selbst sagen können: Ich bin ok, so wie ich bin? Genauso ist es. Deshalb ist der Buchtitel nicht nur an Kinder gerichtet. Ich meine den Leser damit. Das bedeutet nicht, dass man alles am anderen gutheißt. Es geht um die Art und Weise, wie wir kommunizieren und welche Botschaften beim anderen ankommen. So kann man sagen: Du bist ok, so wie du bist – trotzdem gibt es Dinge, die ich nicht gut finde, die ich mit dir besprechen möchte. Es geht um das Grundgefühl. Und um eine gute Beziehung zu jemandem zu haben, muss man erst einmal eine gute Beziehung zu sich selbst haben. Dafür muss man die eigenen Ecken und Kanten kennen und annehmen. Können Sie „Do’s“ und „Dont’s“ für Eltern nennen? In solchen Kategorien zu denken ist nicht konstruktiv. Oft ist es gar nicht so wichtig, WAS wir tun, sondern WARUM und WIE wir etwas tun. Eltern dürfen auch ausprobieren und ihren eigenen Weg finden. Wichtig ist, dass man dazu bereit ist, sich mit seinen Kindern zu entwickeln.


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Da ist auch viel Selbstreflexion gefragt. Brauchen wir am Ende alle eine Therapie? Eine Therapie sicher nicht, aber unsere Kinder spiegeln vieles und werfen uns auf uns selbst zurück. Wir überlegen, wie wir mit Kindern umgehen wollen. Dadurch erinnern wir uns zwangsläufig daran, wie mit uns als Kind umgegangen worden ist. Wir können und dürfen uns heute fragen: Wie wollen wir leben? Welche Werte sind gut, welche nicht, welche wollen wir weitergeben? Man kann das Leben zusammen mit Kindern gestalten und es anders machen, als man es selbst erlebt hat. Sie betonen in Ihrem Buch, dass die Eltern zum größten Teil für das Gelingen der Beziehung zum Kind verantwortlich sind. Erhöht das nicht wieder den Druck, von dem wir eben sprachen? Ich erlebe in meiner Arbeit genau das Gegenteil. Es ist der erste Schritt zur Selbstreflexion. Es ist der erste Schritt weg von dieser Hilflosigkeit und Ohnmacht. Ansonsten haben Eltern das Gefühl, sie müssten nur zu einem Arzt oder Therapeuten gehen, der alles richtet. Wichtig für Eltern ist das Gefühl: Ich kann etwas bewirken, wenn ich mir über ein paar Grundsätze und Prinzipien klar werde. Und wenn ich wertschätzend mit dem Kind spreche, dann geht auch das Kind anders mit mir um. Das ist eine gute Erfahrung für Eltern. Vielen Dank für das Interview.

Du bist ok, so wie du bist Was ist das Geheimnis einer guten Erziehung? Auf der Suche nach Antworten stolpert so mancher von einem Ratgeber zum nächsten und ist verunsichert. Eines ist jedenfalls für viele klar: Sie wollen es bei ihren eigenen Kindern anders, irgendwie besser machen. Die Diplom-Pädagogin und Autorin Katharina Saalfrank wagt eine provokante These: Hört auf mit Erziehung! Fangt an mit Beziehung! Und dazu gehört erst einmal sagen zu können: Du bist ok. Und zwar genauso, wie du bist. Wie lebe ich eine gesunde Beziehung zu meinem Kind? Wo muss ich Verantwortung übernehmen? Und wo Verantwortung abgeben? Wie setze ich Grenzen? Mit fundiertem pädagogischen Wissen, viel Herz und zahlreichen praktischen Beispielen verschafft Katharina Saalfrank den Lesern einen neuen Blick auf Kinder und das Zusammenleben mit Eltern. Ein Buch, das zum Umdenken anregt. (at) Katharina Saalfrank | Du bist ok, so wie du bist. Das Ende der Erziehung Kiepenheuer & Witsch | 2013 | ISBN 978-3462045024 | 18,99 Euro


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Schule mal anders Ein Besuch an der Comeniusschule Leverkusen

Foto: Katja Braun

chen Raum. Hier und da wird gesprochen. „Wie toll ihr arbeitet!“, lobt die Klassenlehrerin. Während Stefan etwas aus seinem Fach holt, ruht sich Kai auf dem Sandsack aus. Kai, der mit schweren Konzentrations- und Verhaltensstörungen an die Comeniusschule kam, hat heute „wie ein Weltmeister“ gearbeitet.

Mit einem Lächeln geht vieles leichter: Einmaleins mit Frau Vögele

n der Comeniusschule mit den Förderschwerpunkten Emotionale und soziale Entwicklung, Lernen und Sprache arbeiten die Lehrer seit sieben Jahren nach dem verhaltenstherapeutischen Konzept IntraActPlus. Unsere Autorinnen Katja Braun und Anja Tischer haben einen Vormittag die Schulbank gedrückt und stellen fest: Die Schüler sind motivierter, die Lehrer entspannter. Laut liest Christoph die Buchstaben auf seinem Arbeitsblatt vor. Er ist konzentriert. Nichts kann ihn jetzt ablenken. „Mensch Christoph, du bist ja ein Leseprofi!“, lobt seine Klassenlehrerin Sabine Ostermann. Christoph strahlt und arbeitet motiviert weiter, während sich die Lehrerin Marvin zuwendet. Der Erstklässler hat sich für heute Rechnen vorgenommen. Wir befinden uns in der Klasse 1/2 der Comeniusschule in Leverkusen. In zwölf Klassen lernen hier 145 Kinder, die eine besondere Unterstützung in den Bereichen Emotionale und soziale Entwicklung, Lernen oder Sprache benötigen. Seit einem halben Jahr arbeitet Sabine Ostermann nun mit den sieben Schülern ihrer Klasse. Hier kommen Kinder hin, die an anderen Schulen „nicht zurecht kommen“, berichtet die Lehrerin. Hochfrustrierte Kinder, die gelernt haben, dass sie nichts können. Mit Lob erreicht man mehr. In der Klasse 1/2 lernen Schüler zwischen sechs und acht Jahren selbständig mit ihrem Wochenplan. Sie entscheiden selbst, woran sie heute arbeiten wollen. Es ist ruhig in dem freundli-

Auch die Kinder scheinen es zu spüren: Irgendetwas ist hier anders als in anderen Schulen. Es ist die Grundatmosphäre. Die Ruhe in den Klassen. Die Haltung der Lehrer. Der Blickkontakt. Die Freundlichkeit den Schülern gegenüber und vor allem – die Wertschätzung. Wie ist das möglich an einer Schule mit den Förderschwerpunkten Emotionale und soziale Entwicklung, Lernen und Sprache? Das sind doch die Schulen, die gemeinhin den Ruf haben, dass es dort „drunter und drüber geht“. Beziehung ist alles. An der Comeniusschule arbeiten alle Lehrer nach dem verhaltenstherapeutischen Konzept IntraActPlus. „Das ist unser Handwerkszeug“, erklärt Sabine Ostermann. Bei dem Konzept steht die positive Beziehung zwischen Schülern und Lehrern im Mittelpunkt. Positive Rückmeldungen und die unmittelbare Reaktion auf das Verhalten der Kinder ist dabei das A und O. In der Klasse 4/5b hängt Sebastian wieder krumm auf seinem Stuhl. „Sebastian!“, seine Klassenlehrerin Ulrike Vögele spricht leise und zieht auf einer Tafel einen Chip weg. Sebastian richtet sich sofort auf. „Super!“, lobt die Lehrerin unmittelbar danach und stellt Blickkontakt mit dem Jungen her. „Du machst das ganz toll heute.“ An der „Ziehtafel“ hat jeder Schüler eine bestimmte Anzahl von Punkten, die wandern, weggenommen oder aufgefüllt werden, je nachdem, wie sich der Schüler verhält. Das erspart ständiges Maßregeln und die Schüler lernen, sich selbst zu steuern. Über regelmäßige Videoanalysen von der ersten Klasse an reflektieren sowohl die Kinder als auch die Lehrer das eigene Verhalten. Stört ein Schüler nachhaltig den Unterricht, entscheidet er sich damit, in den „Trainingsraum“ zu gehen. Das ist ein weiteres Konzept, mit dem die Comeniusschule arbeitet. Dort bespricht ein Pädagoge mit dem Kind in aller Ruhe, wie es wieder am Unterricht teilnehmen kann. Bei allen pädagogischen Maßnahmen wird eng mit den Eltern zusammengearbeitet. Jedes Kind da abholen, wo es steht, jedes Kind individuell nach seinen Möglichkeiten fördern – das ist doch der Grundgedanke von Inklusion. Ist es dann nicht eigentlich die Comeniusschule, eine Förderschule, die uns zeigt, wie gute Inklusion funktionieren könnte?


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Foto: Gerd Kühn

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Känguru hat mit dem Schulleiter Gerd Kühn, der Lehrerin Sabine Ostermann, der IntraActPlus-Expertin Liesel Mertin sowie der stellvertretenden Schulleiterin Ursula SmiatekHöffken über ihre außergewöhnliche Schule gesprochen. Seit sieben Jahren arbeitet die Comeniusschule mit dem verhaltenstherapeutisch orientierten Konzept IntraActPlus. Welche Veränderungen bemerken Sie an Ihren Schülern? Kühn: Das IntraActPlus-Konzept ist eine unserer tragenden Säulen. Es hat dazu geführt, dass wir hier eine andere Lernatmosphäre haben – und die ist ein wesentlicher Faktor, der über Lernerfolg und Lernmotivation entscheidet. Die Schüler lernen motivierter und konzentrierter. Mertin: Die Kinder bringen Leistung, die wir teilweise vorher nicht für möglich gehalten haben. Sei es in der Beziehung, also in den sozialen Kontakten, oder sei es – und das ist ja der große Auftrag von Schule – in ihren Lernergebnissen. Ein wichtiges Instrument von IntraActPlus ist das sogenannte Ziehen von Punkten. Mertin: Mit diesem Rückmeldesystem können wir dem Kind unmittelbar klarmachen: Achtung, hier verstößt du gegen eine Regel. Zum Beispiel: Du hast reingerufen ohne dich zu melden. Helferpunkt weg. Und das Verhalten ändert sich? Mertin: Ja, denn unbewusstes Verhalten wird bewusst gemacht. Nur so haben die Kinder die Möglichkeit, ihr Verhalten umzustellen. Wenn sich der Schüler dann meldet, wird er sofort dafür gelobt. „Klasse, du bist richtig gut!“. Dann entwickelt das Kind über sich selbst eine tiefe Freude. Was motiviert die Schüler? Ostermann: Wir treffen vorher eine Zielvereinbarung mit den Schülern: Wofür würde ich mich besonders anstrengen? Außerdem wird eine Konsequenz festgelegt. Smiatek-Höffken: Diese Belohnungen werden häufig individuell gestaltet. Es gibt Kinder, die dürfen dann zum Beispiel mit einer anderen Klasse zum Schwimmen gehen, weil das total motivierend für sie ist. Ostermann: In meiner Klasse dürfen die Kinder in die Überraschungskiste mit Bleistiften und kleinen Spielsachen greifen. Mertin: Bei den Kindern entsteht dann oft so ein sportliches Verhalten: Ich will das schaffen, ich will mich anstrengen. Ein Kind werde ich nie vergessen, das hat gesagt: „Ich brauche das gar nicht. Ich will nur sehen, dass ich das schaffe. Dann klopfe ich mir selbst auf die Schulter.“ Und das wäre das ganz große Ziel: Steuerung im Sinne eines Eigenlobs.


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Wie sieht das praktisch aus? Ostermann: Einmal pro Woche zeige ich Videos in der Klasse. Zum Beispiel solche, bei denen das Arbeitsverhalten richtig super ist. Diese schönen Szenen nutze ich. Die Kinder werden emotional berührt, nehmen das Positive für sich auf und fangen an, es zu beschreiben, zum Beispiel sagen Erstklässler: „Der lächelt beim Lernen, der sieht schön aus.“ Damit drückt das Kind seine Wertschätzung für seinen Mitschüler aus. Kühn: Seit diesem Schuljahr machen wir einmal im Monat ein Videotraining, damit wir die Videos immer professioneller auswerten können. Außerdem hat inzwischen die Hälfte des Kollegiums die Basisausbildung bei Dr. Jansen, einem der Begründer von IntraActPlus, besucht. Welche Ziele möchten Sie mit den Schülern erreichen? Ostermann: Die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Lernerfahrungen zu uns und sind oft sehr frustriert. Mein Ziel ist es, die Kinder so aufzurichten, dass sie fähig werden, gute soziale Kontakte zu führen und Freude am Lernen zu entwickeln. Smiatek-Höffken: Wir möchten das Gefühl vermitteln: „Ich kann etwas lernen. Ich habe Unterstützung. Ich bin etwas wert.“ Mertin: Es ist uns wichtig, dass die Kinder ein Beziehungsumfeld haben, in dem sie lernen können und dürfen. Es ist uns wichtig, – deshalb auch Ziehen und Loben – dass sie eine Steuerung aufbauen, die sie zu ganz motivierten Lernern macht. Und es ist uns wichtig, dass sie erfolgreich sein dürfen, denn Erfolg macht die Kinder stark. Wer braucht da noch Inklusion? Kühn: Wir sind kein konkurrierendes, sonderpädagogisches System zu einer inklusiven Beschulung. Das, was Voraussetzung ist für eine erfolgreiche inklusive Beschulung – der individuelle Blick auf jedes Kind – das tun wir hier mit unserem Konzept. Und das ist auch für andere Schulen interessant. Inzwischen melden sich viele Schulen bei uns. Wir bieten dann Hospitationen an und stellen den Kontakt zu Frau Mertin her. Das Interesse ist da. Mertin: Unter optimalen Bedingungen – dass jedes Kind wahrgenommen und gespürt und optimal gefördert wird – ist Inklusion eine großartige Sache! Smiatek-Höffken: Die Schule muss schauen: Was brauchen die Kinder, welche Bedürfnisse haben sie und wie können wir sie optimal fördern und fordern. Vielen Dank für das Interview.

Foto: Gerd Kühn

Ein wichtiger Baustein von IntraActPlus ist die Videoarbeit. Wie wird die Videokamera eingesetzt? Mertin: Wir stellen die Signale, die jeder aussendet, in den Mittelpunkt unserer Beobachtung. Und dabei hilft uns die Videokamera. Das heißt: Wir sehen die Kinder, aber wir sehen auch uns und unser Verhalten. Was machen wir? Was können wir an uns verbessern?

IntraActPlus Das verhaltenstherapeutische IntraActPlus-Konzept wurde von den DiplomPsychologen Dr. Fritz Jansen und Uta Streit entwickelt. Seit 20 Jahren bauen die Begründer den Ansatz stetig aus. Das Konzept eignet sich sowohl für Babys als auch für Jugendliche und Erwachsene. In der Schule zielt der Ansatz besonders auf die Herstellung einer positiven Beziehung zwischen Lehrern und Schülern, die Steigerung der Lernmotivation sowie die Förderung des Sozialverhaltens. Dabei reflektieren die Schüler und Lehrer über Videoanalysen die unbewussten Signale ihres Verhaltens. Auf www.intraactplus.de gibt es weitere Informationen zum Konzept sowie zu Seminaren und Fortbildungen. (at) Comeniusschule Schulleiter: Gerd Kühn Heinrich-Lübke-Str. 140 51379 Leverkusen Tel. 0214 – 850 18 30 403@schulen-lev.de www.comeniusschule.net


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Service LERNEN Schulen/Kitas BilinGo Bilinguale Grundschule Köln Stolberger Str. 311 50933 Köln Tel. 0221 – 78 87 38-00 www.bilingo-grundschule.eu Deutsch-Italienische Gesamtschule Francesco Petrarca Gladbacher Wall 5 50670 Köln Tel. 0221 – 139 29 85 www.gesamtschule-francescopetrarca.de educcare Bildungskindertagesstätten verschiedene Standorte in der Region Tel. 0221 – 46 61 94-00 www.educcare.de Freie Waldorfschule Bergisch Gladbach Mohnweg 13 51427 Bergisch Gladbach Tel. 02204 – 999 98-0 www.waldorf-refrath.de Freie Waldorfschule Köln Weichselring 6-8, 50765 Köln Tel. 0221 – 970 34 40 www.waldorfschule-koeln.de

Hoch-Begabten-Zentrum Rheinland Schützenstr. 25 50321 Brühl Tel. 02232 – 501 01-0 www.hoch-begabten-zentrum.de Institut für Legastheniker-Therapie Spichernstr. 55 50672 Köln Tel. 0221 – 720 03 14 www.legasthenie-therapie.de mit Kewlox Systemmöbel

Sei erfinderisch!

Marie’s Lerninsel Geisselstr. 80, 50823 Köln Tel. 0221 – 52 17Waisenhausgasse 24 29 www.maries-lerninsel.de

Fon 0221-3310 60 3

Vanessa Zilkens Akad. Sprachtherapeutin – dbs Aachener Str. 338 50933 Köln Tel. 0221 – 69 05 25 05 www.sas-sprachtherapie.de

Carl Duisberg Centren Bildung ohne Grenzen Tel. 0221 – 16 26-289 www.cdc.de

Internationale Friedensschule Köln Neue Sandkaul 29, 50859 Köln Tel. 0221 – 31 06 34-0 www.if-koeln.de

Weiterbildung

Eine Übersicht aller Schulen in Köln und Bonn: www.stadt-koeln.de/5/schulen www.bonn.de/familie_gesellschaft_ bildung_soziales/schulen Förderung Abacus Einzelnachhilfe zu Hause Tel. 0221 – 985 53 25 www.abacus-koeln.com arithmetiko systematische Behebung von Rechenschwäche Landgrafenstr. 31-35 50931 Köln Tel. 0221 – 96 43 98 43 www.arithmetiko.de Hasenschule Maarweg 82, 50933 Köln Tel. 0221 – 17 09 37 37 www.hasenschule.de

KeWlOX Köln Systemmoebel Waisenhausgasse 29 50676 Köln tel. 0221 – 331 06 03 www.kewlox-koeln.de

Sprachen lernen

HEBO Privatschule Am Büchel 100, 53173 Bonn Tel. 0228 – 748 99-0 www.hebo-schule.de

PSD Privatschule Dany Bonner Str. 46, 50389 Wesseling Tel. 02236 – 59 90 78 www.privatschule-dany.de

kreative

Jugendund Kinderzimmer gestalten Logopädische Praxis Günter Sigle Kölner Str. 68 50859 Köln-Lövenich Tel. 02234 – 49 85 07 Zur Abtei 35 mehr Ideen unter im tegralis-Gesundheitszentrum 50859 Köln-Widdersdorf www.kewlox-koeln.de Tel. 0221 – 29 20 39-320 www.LogopaedieOnline.de

Bildungsberatung LerNet Bonn/ Rhein-Sieg e.V. Rathausstraße 3, 53225 Bonn Tel. 0228 – 96 96 87 60 www.lernet.de Qualitätsgemeinschaft Berufliche Weiterbildung Region Köln e.V. www.weiterbildung-koeln.de Freies Bildungswerk Rheinland Luxemburger Str. 190, 50937 Köln Tel. 0221 – 941 49 30 www.fbw-rheinland.de Junge VHS Volkshochschule Angebote für Kids und Teens www.vhs-koeln.de www.stadt-koeln.de/v Stichwort: Junge VHS lernen bohlscheid Akademie für Bildungsprojekte Hansaring 63-67, 50670 Köln Tel. 0221 – 160 50-0 www.lernen-bohlscheid.de tpz Theaterpädagogisches Zentrum Berufsbegleitende Fortbildungen Genterstr. 23, 50672 Köln Tel. 0221 – 52 17 18 www.tpz-koeln.de

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