Cerdà

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CERDA

Deutsch

Ildefons Cerdà (1815-1876)

verschaffen sollte – ist das Streben nach einer Kohärenz, die sich die widersprüchlichen Anforderungen einer komplexen Agglomeration zu Nutzen macht. Er überwindet die Teilperspektiven (die utopische, die kulturelle, die monumentale, die rationalistische Stadt usw.) und widmet sich der Forschung nach einer ganzheitlichen Stadt.

Als dritter Sohn einer Familie, die sich dem Amerikahandel widmete, wurde Ildefons Cerdà auf dem Land geboren, und zwar auf dem Hof Mas Cerdà in Centelles, etwa 50 km nördlich von Barcelona. Schon in seiner Jugend entwickelte er eine offene, fortschrittliche Mentalität, und seine Ausbildung schloss er 1841 an der Madrider Bauingenieursschule ab, an der liberale Ideen vorherrschten. Zuvor war er durch seine Freundschaft mit Narcís Monturiol, dem Erfinder des Unterseeboots Ictíneo, mit den Ideen Cabets und der utopischen Welt seiner Voyage en Icarie (Reise nach Ikarien, 1840) in Berührung gekommen. Als Mitglied der Ingenieurbeamtenschaft wurde er an verschiedene Orte versetzt, bevor er sich in Barcelona niederließ (1848), wo er Clotilde Bosch heiratete. Aufgrund des Todes seiner Geschwister erbte er ein beträchtliches Vermögen, das es ihm erlaubte, die Beurlaubung von der Ingenieurbeamtenschaft zu beantragen und sich aus eigener Initiative dem Studium des Städtebaus und – als Abgeordneter für Barcelona im spanischen Parlament, Stadtrat in Barcelona, Vizepräsident des Provinzialrats ... – der Politik zu widmen. Nach einem Leben, das er der Erschaffung einer neuen Stadt gewidmet hatte, die noch heute ein außerordentliches Modell von universellem Wert darstellt, verstarb Cerdà 1876 in Caldas de Besaya (Santander) an einer Herzerkrankung.

Cerdàs Ideen sind von der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika, den theoretischen Grundlagen der Französischen Revolution und den verschiedenen utopistischen Bewegungen beeinflusst. Die expliziten und impliziten Kriterien und Ziele des Projekts für Barcelona sind von Humanismus durchdrungen, und Gleichheit, Freiheit (Privatsphäre) und gesellschaftliche Kohäsion sind die wesentlichen Grundlagen seines praktischen Wirkens. Kurzum, sein Streben gilt der (vollkommen) „egalitären” Stadt. Dazu gehört unter anderem auch das Gleichgewicht zwischen den urbanen Werten und den ruralen Vorteilen. „Das Urbane ruralisieren, das Rurale urbanisieren”, lautet dann auch die Botschaft, mit der die Allgemeine Theorie beginnt.

Das ummauerte Barcelona Der Beginn der Industrialisierung war der Auslöser einer starken Immigrationswelle, die dazu führte, dass der von Mauern umgebene städtische Raum Barcelonas zu klein wurde. Die zunehmende Enge und Verschlechterung der Lebensqualität lösten eine Protestbewegung aus. „Nieder mit den Mauern!” lautete der Schlachtruf, den der Stadtgouverneur Pascual Madoz, ein Freund Cerdàs, der auch dessen Ideen teilte, aufgriff, als er 1854 den von der Bevölkerung freudig begrüßten Abriss derselben anordnete. Die Altstadt hatte eine schier unglaubliche Bevölkerungsdichte erreicht (890 Einwohner pro Hektar, gegenüber 90 pro Hektar in London, 350 in Paris und 380 in Madrid), und die Menschen waren in sechsstöckigen Gebäuden zusammengepfercht, die über nur vier Metern breiten mittelalterlichen Straßen emporragten. Selbst die Carrer Ample, die so genannte „Breite Straße”, erreichte noch keine acht Meter.

Der Planungsprozess des Stadterweiterungsprojekts Cerdà hatte vom Ministerium für Infrastruktur den Auftrag erhalten, eine topografische Karte der Ebene von Barcelona, eines weitläufigen Geländes, dessen Bebauung aus strategischen Gründen verboten war, zu erstellen. Parallel dazu verfasste er auf eigene Veranlassung die Monografía de la clase obrera (Monografie der Arbeiterklasse, 1856), eine komplette und tief greifende Analyse der Lebensumstände innerhalb der Stadtmauern auf der Grundlage der sozialen, wirtschaftlichen und Ernährungsbedingungen. Die Diagnose war deutlich: Die Stadt war „schäbig” und ungeeignet für die „neue Zivilisation”, die durch die Verwendung der Dampfenergie in der Industrie und im Transportwesen (zu Land und zur See) gekennzeichnet war. Eine neue Zivilisation, die, so Cerdà, über „die Mobilität und die (Tele-) Kommunikativität” definiert werden sollte (der optische Telegraf war die andere relevante Erfindung). Der Paradigmenwechsel bedurfte eines neuen Stadttyps, und Cerdà begann ohne Auftrag, seinen Gedanken eine Struktur zu geben, die er viele Jahre später (1867) in seinem großen Werk systematisch darlegte: Teoría General de la Urbanización (Allgemeine Theorie des Städtebaus). Einer der wichtigsten Züge von Cerdàs Vorschlag – der, der ihm in der Geschichte des Städtebaus eine herausragende Stellung

CERDA

Das „Projekt für die Erneuerung und Erweiterung von Barcelona” (1859)

Originalplan für die Erneuerung und Erweiterung Barcelonas (1859)

Ansicht der überarbeiteten Version (1863) des Erweiterungsprojekts für Barcelona von 1859

Anders ausgedrückt, will Cerdà dem „Inhalt” (den Personen) Priorität über den „Behälter” (die Steine und die Gärten) geben. Die Form, bei den meisten städtebaulichen Projekten obsessiv in den Mittelpunkt gerückt, ist bei ihm nicht mehr als ein Instrument, zwar von höchster Bedeutung, aber nicht, wie so oft, wesentlicher, manchmal übermächtiger Entscheidungsfaktor. Der Zauber der Idee Cerdàs besteht darin, bei der Entwicklung der Stadt von der Wohnung auszugehen. Der Privatsphäre der Wohnung wird absolute Priorität beigemessen, und in einer Zeit der Großfamilien (drei Generationen) die Freiheit aller Familienmitglieder gewährleisten zu wollen, kann durchaus als utopische Idee betrachtet werden. In Cerdàs Augen ist die ideale Wohnung isoliert, rural. Trotzdem zwingen die enormen Vorteile der Stadt dazu, zu verdichten (die Essenz des Urbanen) und eine Wohnung zu gestalten, die in ein hoch gebautes Mehrfamilienhaus integriert werden kann und dank einer sorgfältigen Anordnung sowohl zur Straße als auch zum Innenhof des Blocks hin geöffnet ist. So gelangt auf jeden Fall Sonnenlicht ins Wohnungsinnere. Der zweite große Beitrag des Stadtplaners war eine primäre Gebietseinteilung in „Verkehrswege” (vies) und „Zwischenräume” (intervies). Die ersten dienen als öffentlicher Raum für die Mobilität, die Zusammenkunft, die Versorgungsnetze (Trinkwasser, Kanalisation, Gas ...), die Begrünung (über 100000 Straßenbäume), die Beleuchtung und das Stadtmobiliar. Die „Zwischenräume” (Blöcke) sind Räume (100 x 100 m) für das Privatleben. Hier werden weite Innenhöfe an zwei Seiten von Mehrfamilienhäusern gesäumt, in denen ausnahmslos alle Wohnungen, wie von den Hygienikern gefordert, Sonne, natürliches Licht, Frischluft und joie de vivre (Lebensfreude) empfangen. Dies ist die eindentige Anwendung des Willens „das Urbane zu ruralisieren und das Rurale zu urbanisieren”. Die Verkehrswege sind in Form eine homogenen, rechtwinkligen Netzes als Instrument für eine egalitäre und funktionell effiziente Stadt angeordnet. Das für das Eixample charakteristische Raster ist übrigens keine Erfindung Cerdàs (auch wenn er es ohne Spekulationsinteressen und den Kenntnismangel der Kolonisten rationalisiert). Und es ist, mehr als ein bloßer Irrtum, geradezu eine Beleidigung Cerdàs, das regelmäßige Raster als seinen einzigen oder wichtigsten Beitrag zu betrachten. Das Wegenetz verbindet, gliedert und homogenisiert die Stadt. Es stellt das stabile Gerüst für eine in Höhe und Tiefe variierende Bebauung dar. Der katalanische Schriftsteller Josep Pla nannte das Eixample „ein Chaos auf einem Schachbrett”. Es ist genau diese Berührung zwischen Chaos und Ordnung, aus der das Leben (und die Freiheit) entsteht und erhalten bleibt. Wir wollen uns hier nicht in historischen Details verlieren, aber die 17% Straßenfläche der ummauerten Stadt wurden im Eixample, vierzig Jahre vor Erfindung des Automobils, mit mindestens 20 Meter breiten Straßen und „transzendentalen Wegen”

Luftansicht eines Abschnitts des Eixample an der Grenze zur Ciutat Vella

Ideales Schema der „transzendentalen Wege”, die die Stadt mit ihrer Umgebung verbinden sollten, auf der Originalzeichnung des Cerdà-Plans

Generalitat de Catalunya Regierung von Katalonien Ministerium für Innovation, Universitätswesen und Betriebswirtschaft


(Gran Via, Diagonal und Meridiana), die 140 Jahre vor der „Globalisierung” die Anbindung Barcelona an das „universelle Verkehrsnetz” gewährleisten sollten, mit 34% glatt verdoppelt. Noch interessanter und überraschender ist die gleichmäßige Verteilung des Straßenraums zwischen Fußgängern (zwei 5 m breite Bürgersteige) und Kutschen und Fuhrwerken (10 m breite Fahrbahn). Um den Verkehrsfluss an den Kreuzungen zu garantieren, wurde die Straßenfläche in diesen Bereichen durch die großzügige Abschrägung (xamfrans) der Ecken der Blöcke, die dadurch eine achteckige Form bekamen, verdoppelt. Eintausendzweihundert platzähnliche Kreuzungen erlauben bis heute die Be- und Entladung von Fahrzeugen ohne Beeinträchtigung des Verkehrsflusses.

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Die Eisenbahn erreicht die Stadtmitte unterirdisch und verbindet die Bahnhöfe untereinander und mit dem Hafen. Sie war der eigentliche Auslöser für die Idee einer großen Stadterweiterung (sechsmal größer als die Altstadt) als Antwort auf die Herausforderung eines voraussehbaren, von der Industrie angetriebenen und vom mechanisierten Transport ermöglichten Wachstums.

bereit waren. Es begann eine Schlacht gegen die geforderten Änderungen, bei der Cerdà in vorderster Front stand. Weniger öffentlich wurden über Anordnungen und ohne Änderung der Pläne die Möglichkeiten erweitert, die Blöcke komplett zu umbauen und nur die Innenhöfe als Grünzonen zu bewahren, die dann später bis auf Kernbereiche von 50 x 50 Metern, die die umliegenden Wohnungen bis heute als 1200 unsichtbare Plätze mit Licht und Luft versorgen, ebenfalls einstöckig bebaut werden durften. Über ein Jahrhundert hinweg wurde die Bebaubarkeit durch die langsame, aber kontinuierliche Aufweichung der ursprünglichen Idee um den Faktor 10 gesteigert.

Die Wiederherstellung

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Zur Komplettierung der egalitären Konfiguration der Stadt und des humanistischen Charakters des Projekts sind die sozialen Einrichtungen (Krankenhäuser, Schulen, Markthallen, Kirchen ...) sowie die Plätze und Grünanlagen, mit zwei großen Parks an beiden Enden und einer städtischen Grünanlage in jedem (aus 10 x 10 Blöcken bestehenden) „Distrikt”, gleichmäßig über das gesamte Gebiet verteilt.

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Als entscheidenden Beitrag zur Planungsumsetzung machte Cerdà auch einen (später von ihm persönlich vorangetriebenen) Vorschlag für die juristischen und wirtschaftlichen Grundlagen, der mittels des deutschen Systems der Umlegung, die Finanzierung des Plans und die Umwandlung der Grundstücke von der zufälligen ländlichen Parzellenaufteilung in urbane Parzellen sowie der historischen Wege in das regelmäßige Straßennetz, das sich bis heute als höchst effizient für den Fußgänger- und Kraftfahrzeugverkehr erweist, ermöglichte.

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Das erste Problem entstand aus einer Kompetenzenfrage. Das Projekt betraf fünf Gemeinden und konnte nicht im Rathaus von Barcelona verabschiedet werden. Der zeitgenössischen Gesetzgebung zufolge war die spanische Zentralregierung zuständig. Das Rathaus lehnte sich gegen die vermeintliche politische Einmischung auf und startete noch im Jahr der ursprünglichen Genehmigung des Plans in Madrid (1859) eine Ausschreibung. Diese Ausschreibung beschränkte sich auf die wesentlich kleinere Fläche des Gemeindegebiets von Barcelona. Das ausgewählte Projekt war in jeder Hinsicht weniger ehrgeizig und innovativ als der Cerdà-Plan. 1860 bestätigte die Zentralregierung aber trotzdem ihre Position und verabschiedete den Plan einschließlich einiger Änderungen, die Cerdà 1863 persönlich am ursprünglichen Projekt vorgenommen hatte, endgültig. Die schärfste Kritik wurde an der Form geübt und ließ alle sozialen und funktionellen Aspekte völlig außer Acht. Über lange Jahre hinweg (uns selbst heute noch) wurde der Plan als „monoton” bezeichnet. Cerdà führte zu seiner Verteidigung an, für die Vielfalt und die Form seien die Architekten zuständig. In diesem Sinne kann man sagen, dass im Eixample mit so relevanten Bauwerken wie „La Pedrera”, der Sagrada Família oder dem Casa Batlló von Antoni Gaudí (die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden sind), dem Gebäude der Fundació Antoni Tàpies von Domènech i Montaner oder dem „Casa de les Punxes” und dem Casa Amatller von Puig i Cadafalch tatsächlich herausragende (vor allem modernistische) Architektur zu finden ist.

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Was sollte man unbedingt gesehen haben? Das Raster braucht man nicht zu suchen, man nimmt es unweigerlich war. Trotzdem sollte man unter städtebaulichen Gesichtspunkten dem Gleichgewicht zwischen Fußgänger- und Kraftfahrzeugverkehr besondere Aufmerksamkeit widmen; den breiten Bürgersteigen mit den vielen Bäumen; dem Raster der Einbahnstraßen; den großen „transzendentalen” Boulevards; den Promenaden, den Alleen und den Abschrägungen der Blöcke an den Kreuzungen, die das Beladen und Entladen von Fahrzeugen ohne Störung des Verkehrsflusses ermöglichen und die Sicht verbessern sollen; den Plätzen; den Parks; den vielfältigen Fassaden mit ihren Balkonen; den oft außergewöhnlich gestalteten Türen zwischen den Läden der Erdgeschosse; den Luftansichten vom Montjuïc, Tibidabo oder einem der „herausragenden” Gebäude aus (echte Wolkenkratzer, die extreme Schwankungen hinsichtlich der Bebauungshöhe bedeuten würden, gibt es in Barcelona nicht). Vor allem sollte man es nicht versäumen, die „unsichtbaren” Plätze zu besichtigen, die bereits „zurückeroberten” Innenhöfe der Blöcke, die sich allmählich in Gemeinschaftsräume verwandeln und nicht vom Lärm des Kraftfahrzeugverkehrs erreicht werden.

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Die Sant-Antoni-Markthalle (1882) von Rovira i Trias nimmt mit ihrer charakteristischen Eisenstruktur einen ganzen Block des Eixample ein. Sonntags findet hier ein großer Markt für Bücher, Postkarten, Schallplatten und alte Comics statt.

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Der Park am Torre de les Aigües, dem Wasserturm von J. O. Mestres (1897), der ihn überragt, gehörte zu den ersten Blockinnenhöfen des Eixample, die wieder öffentlich zugänglich gemacht wurden (1985).

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Das Casa Elizalde ist ein aktives Bürger- und Kulturzentrum, das ein schönes, kleines modernistisches Palais von Emili Sala (1888) und einen ebenfalls wieder öffentlich zugänglichen charakteristischen, weiten Innenhof einnimmt.

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Eines der Cases Cerdà des Baumeisters Antoni Valls i Galí, die zu den ersten im Eixample errichteten Gebäuden (1862-1864) zählten (und deren Name nichts mit Ildefons Cerdà zu tun hat), wurde restauriert und in ein Hotel umgewandelt.

© Generalitat de Catalunya Departament d’Innovació, Universitats i Empresa Turisme de Catalunya Text: Albert Serratosa, Kommissar der Ausstellung „Cerdà. Urbs i territori” Übersetzung: Michael Röhrig (Discobole, SL) Grafische Gestaltung: Francesc Guitart – EIX Fotografien: Francesc Guitart, Pere Vivas - Triangle Postals, TAVISA, Institut d'Estudis Territorials

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Das Casa Terrades, oder „Casa de les Punxes” (Haus der Spitzen), ein außergewöhnliches, mittelalterlich anmutendes modernistisches Gebäude (1905) von Puig i Cadafalch, nimmt eine der unregelmäßigen Hälften eines von der Avenida Diagonal zerteilten Blocks ein.

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Das Hospital de Sant Pau, ein in Pavillons unterteilter Krankenhauskomplex, der das bedeutendste Werk Domènech i Montaners darstellt und dessen Bau am Rand des Eixample 1902 begann, entspricht nicht der allgemeinen Orientierung das Cerdà-Plans.

Wir danken Eliana Vieira und dem Institut d'Estudis Territorials (www.ietcat.org - Cerdà) für ihre effiziente Unterstützung.

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Das „La Pedrera” (Der Steinbruch) genannte Casa Milà, ein emblematischer Bau Gaudís, das heute ein dem Werk des großen Architekten gewidmetes Kulturzentrum beherbergt, zieht optimalen Nutzen aus den abgeschrägten Straßenecken.

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In der Passatge Permanyer, die einen der Blöcke des Eixample in der Mittel teilt, ist ein Einfamilienhaus mit einem kleinen Vorgarten erhalten; ähnliche Beispiele eines Bruchs mit den Vorgaben des Cerdà-Plans finden sich auch an anderen Stellen des Eixample.

Druck: Imgesa Printed in EU

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Pflichtexemplar: B- 32.977 - 2007

Bibliografie DIVERSE AUTOREN: Cerdà. Urbs i Territori [Ausstellungskatalog]. Madrid : Editorial Electa España, 1994 (Ausgaben in Katalanisch, Spanisch und Englisch) SERRATOSA, Albert, u. a.: Semiòtica de l'Eixample Cerdà. Barcelona : Editorial Proa, 1999 SORIA Y PUIG, Arturo [Hrsg.]: Cerdà. Las cinco bases de la Teoría General de la Urbanización. Madrid : Sociedad Editorial Electa España, 1996 (Ausgaben in Spanisch und Englisch) www.proeixample.com

Die Umsetzung des Plans in einem offen feindseligen Umfeld gestaltete sich langsam und schwierig. Die Grundbesitzer fanden, die Räume für die gemeinschaftliche Nutzung seien übertrieben großzügig bemessen. Die Erschließung eines unbevölkerten Gebiets bedeutete für sie eine finanzielle Belastung, die zu übernehmen sie nicht

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Wie die Semiotik zeigt, sendet Cerdà mit dem Eixample subliminare Botschaften, die in der Lage sind, eine in sich geschlossenere, egalitärere katalanische Gesellschaft zu formen, die selbstbewusster mit den großen Hauptstädten des Staates konkurriert. Die Weltausstellung von 1888 und Die Internationale Ausstellung von 1929, die Olympischen Sommerspiele von 1992 und andere Veranstaltungen verschaffen Barcelona einen Platz auf der Landkarte und ziehen immer mehr Besucher an, die nicht nur die neuen Aspekte beachten, sondern auch das Eixample als eine Stadt entdecken, die weniger Widersprüche aufweist und mehr Lebensqualität bietet als viele andere mit mehr Denkmälern oder Reichtümern.

Von der Kritik zu den Hindernissen und der letztlichen Anerkennung

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Die Wiederherstellung begann in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zunächst mit dem Verbot des Baus von Dachwohnungen und dann, auf radikalere Weise, mit der Verabschiedung des noch immer geltenden Pla General Metropolità (1976), der die Bebaubarkeit vom 10-fachen auf das 6-fache der von Cerdà vorgesehenen senkt und so auch die gesetzlich zulässige urbane Dichte signifikant reduziert.

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Der Gebäudekomplex der Universitat de Barcelona von Elies Rogent (1863-1869) nimmt die Fläche zweier Blöcke ein und umfasst eine schöne Gartenanlage, die heute öffentlich zugänglich ist. Eine der abgeschrägten Ecken im Eixample (Carrer València / Carrer Roger de Llúria), die das Laden und Entladen von Waren ohne Störung des Straßenverkehrs ermöglichen.

Der so genannte „Mançana de la Discòrdia” (Block der Zwietracht) an der Passeig de Gràcia, einer der lebhaftesten Straßen des Eixample, umfasst Bauwerke von Domènech i Montaner (Casa Lleó Morera), Puig i Cadafalch (Casa Amatller) und Gaudí (Casa Batlló). Luftaufnahme einer Demonstration an der Kreuzung der Passeig de Gràcia mit der Avinguda Diagonal. Die Weite der Promenade erlaubt die Zusammenkunft von Abertausenden von Personen. Das Palau Robert, das das Fremdenverkehrsbüro Centre d'Informació de Catalunya beherbergt, ist ein kleines Palais (1903) mit einer schönen Gartenanlage.

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Die Passeig de Gràcia, eine der Hauptstraßen des Eixample, die Barcelona bereits vor 1859 mit der Ortschaft Gràcia verband, entwickelte sich sehr schnell zur bedeutendsten Promenade Barcelonas mit den herausragenden Bauwerken des katalanischen Modernismus.

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Die Avinguda Diagonal wurde als eine der Verbindungsachsen zwischen der Altstadt, dem Eixample und den damaligen Nachbarorten Barcelonas sowie als breite Bürgerpromenade und eine der Hauptschlagadern der Stadt konzipiert.

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Die Passeig de Gràcia, eine der einzigartigen Promenaden des Eixample, verbindet den Parc de la Ciutadella und den Arc de Triomf mit dem einstigen Nachbarort Gràcia.

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Die Avinguda Gaudí durchbricht das regelmäßige Raster des Eixample und verbindet den Sühnetempel der Sagrada Família mit dem Hospital de Sant Pau.

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Die in der Nähe der Avinguda Paral·lel und des Plaça d'Espanya diagonal zum rechtwinkligen Raster des Eixample verlaufende Avinguda Mistral folgt dem ehemaligen Weg von Barcelona nach Hostafrancs.

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Der Verlauf der Avinguda de Roma, die von der Carrer d'Aragó abgeht, folgt der Straßenbahnlinie, die bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts durch das Eixample führte.

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Der unvollendete Plaça de les Glòries Catalanes am Treffpunkt der Avinguda Diagonal mit der Avinguda Meridiana und der Gran Via de les Corts Catalanes sollte laut Cerdà-Plan der neue Mittelpunkt Barcelonas werden.

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Der Plaça de Letamendi an der Kreuzung der Carrer d'Aragó mit der Carrer d'Enric Granados ist einer der ungewöhnlichen, von Cerdà geplanten Plätze.

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Der Parc de Joan Miró - in dem eine Skulptur dieses Künstlers steht - nimmt im Eixample die vier Blöcke des ehemaligen städtischen Schlachthofs (kat.: escorxador) ein und wird deshalb auch Parc de l'Escorxador genannt.

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Die Avinguda Josep Tarradellas liegt an einem Ende des Eixample und verbindet den Plaça Francesc Macià mit dem Plaça dels Països Catalans und dem Hauptbahnhof Estació de Sants.

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Der noch in Bau befindliche Sühnetempel Sagrada Família ist das bekannteste Werk Gaudís und ein wahrhaftes Wahrzeichen Barcelonas. Er nimmt mit seinem beiden Vorplätzen zwei Blöcke des Eixample in Anspruch.

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Die von Rubió i Bellver zur Industrieschule umgebaute ehemalige Textilfabrik Vapor Batlló nimmt zwei Blöcke des Eixample ein.

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Zwei Bauwerke von Domènech i Estepà, das Hospital Clínic (1904) und die medizinische Fakultät der Universitat de Barcelona, nehmen zwei Blöcke des Eixample ein.

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Die Gärten des Konziliarseminars der Diözese Barcelona von Elies Rogent (1888) wurden vor Kurzem öffentlich zugänglich gemacht.

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Die charakteristische Eisenkonstruktion des Mercat de la Concepció, eine der ältesten Markthallen des Eixample, wurde 1998 komplett umgebaut.

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Der von Pere Andrés (1864) entworfene ehemalige Nordbahnhof, der nachträglich stark umgebaut und 1972 geschlossen worden war, beherbergt inzwischen einen Busbahnhof, daneben befindet sich eine schöne, von Enric Tous und Josep M. Fargas gestaltete Parkanlage.

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Die Jardins de Montserrat Roig wurden ab 1992 auf dem Gelände der ehemaligen Abfüllund Vertriebsanlage der Brauerei Damm angelegt.

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Die Jardins del Rector Oliveras bei der gotischen Kirche La Concepció, die anlässlich der Öffnung der Via Laietana Stein für Stein von der Ciutat Vella (Altstadt) in das Eixample transportiert und hier wiedererrichtet wurde.


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