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Die Perle Bambergs Das Alte Rathaus als Wahrzeichen

D I E P E R L E B A M B E R G S : ALTES RATHAUS

Wie es das altehrwürdige Gebäude mitten in die Regnitz schaffte, zu Glanz und Gloria kam und durch seine besonderen Eigenheiten zu Bambergs oberstem Wahrzeichen wurde.

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Mit den ersten Sonnenstrahlen bekommen Spaziergänge durch Bamberg besonderen Charme, besonders die Altstadt mit ihren kleinen und schmalen Gassen, schmucken Häusern und gelungenen Farbtupfern lädt ein. Fast automatisch gehen Besucher über die Obere oder die Untere Brücke, genießen den Ausblick auf das strömende Wasser und das prunkvolle Alte Rathaus. Dieses ragt zwischen den beiden Brücken empor und gilt vielen als das Wahrzeichen der Stadt. Nicht ohne Grund.

Einer Sage nach wollte der Bischof der aufstrebenden Bürgerschaft keinen Platz für den Bau eines Rathauses überlassen. Kurzerhand beschlossen die Bamberger also, sich mit einer künstlichen Insel den nötigen Platz zu schaffen. Erstmalig wurde der Brückenturm, das Kernstück des Rathauses, 1321 in alten Schriften erwähnt und ist somit fast 700 Jahre alt. So wie heute sah das Rathaus damals aber nicht aus. Erst zwischen 1461 und 1467, als es neu gebaut wurde, nahm es die Grundzüge der heutigen Gestalt an. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Rathaus im Stil des Barocks und Rokoko verändert und neugestaltet.

DER ZAUBER DES DETAILS Besonders die Fresken an der Fassade, die im Zuge der Neugestaltung 1755 von Johann Anwander gemalt wurden, ziehen die Blicke an. Sie zeigen Allegorien zu den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft, zu den vier Jahreszeiten oder auch zu den guten und schlechten Eigenschaften des Menschen. Um den Malereien mehr Tiefe zu verleihen, arbeitete Anwander mit Schatten und Plastiken: So tritt das Bein einer Putte (kleines, nacktes Kind mit Flügeln), als körperhaftes Objekt aus der Wand hervor. Eine Art der Gestaltung, die bis dato nur in Innenräumen Anwendung fand. Ein weiterer Blickfang ist ein großes Wappen, das sich am Brückenturm oberhalb der Rokoko-Balkone abzeichnet. Es zeigt Fürstbischof Franz Konrad von Stadion, der bis 1757 in Bamberg residierte. Das Wappen hat nicht nur dekorativen Charakter: Früher zeigte es beim Durchqueren des Rathauses an, welcher Herrschaftsbereich betreten wird.

PFAHLHOCKER Um das Rathaus in die Regnitz bauen zu können, war, wie eingangs erwähnt, eine künstliche Insel nötig. Um diese zu schaffen, rammten die Bamberger mehrere hundert Pfähle aus Eichenholz in den lockeren Schwemmsandboden, die damals wie heute den Stand des Rathauses sichern. Sie tun das so gut, dass von 1897 bis 1922 sogar die Bamberger Straßenbahn durch das Rathaus-Tor verkehrte, später Omnibusse, Lastwagen und Autos. E S K O M M T N I C H T N U R AUF DIE FASSADE AN Das alte Rathaus ist Kulisse für viele Fotos und Erinnerungen – nicht nur wegen der Fassade: auch das Innenleben beeindruckt. So findet sich im Alten Rathause ein Rokokosaal, der für Empfänge der Stadt oder für Hochzeiten genutzt werden kann. Auf rund 100 Quadratmetern lassen sich kunstvolle Wand- und Deckenverzierungen bestaunen, die Fenster dazwischen bieten einen einmaligen Blick auf Klein Venedig im Nordwesten, das kirchliche Zentrum der Bergstadt und die Inselstadt. Viel Schauwert bietet auch die so genannte Sammlung Ludwig, die seit 1995 im Alten Rathaus gezeigt wird. Die Ausstellung beinhaltet mehrere tausend Objekte, darunter vielfältige, sehenswerte Porzellan- und Fayencestücke: Figuren

W U S S T E S T D U , DASS ...?

als Tischdekoration, Terrinen in Tierform, Duftgefäße und Schaugerichte – alle aufwendig und lebensnah bemalt – erinnern an das prunkvolle Leben im Barock. DER HERR DER ROTTE Eine Besonderheit des Alten Rathauses, die auf den ersten Blick eher wie ein angeklebter Fachwerk-Klotz am Brückenturm wirkt, ist das Rottmeisterhäuschen. Der Name des Gebäudes, das an zwei Ecken über den Wellenbrecher des Brückenpfeilers hinausragt, leitet sich von der Position des Rottmeisters ab, der im Mittelalter die Stadtwache anführte. Er organisierte die Polizeikräfte, brauchte ein profundes Wissen über die Stadt und ihre Einwohner, führte Geburts- und Sterbelisten, musste dafür sorgen, dass die Bevölkerung für den Notfall gerüstet war und kümmerte sich sogar um den Brandschutz. Manchmal mussten der Meister und seine „Rotte“ auch hart durchgreifen, weshalb es in ihrem Quartier auch Gefängniszellen mit schweren Eisentüren gab, die heute jedoch nicht mehr zu besichtigen sind. Grundlage dafür war auch, an einer strategisch guten Position angesiedelt zu sein, um sowohl die Berg- als auch die Inselstadt im Blick haben zu können. Dadurch lässt sich die Standortwahl direkt neben dem pompösen Alten Rathaus gut erklären. In den 600 Jahren seines Bestehens wurde das Rottmeisterhäuschen mehrmals umgestaltet. Zuletzt 1979, als das alte Fachwerk wieder freigelegt und die Holzbalken nach historischem Vorbild aus dem 17. Jahrhundert wieder gelb gestrichen wurden. Ungewöhnlich für Franken, Das Alte Rathaus markiert die alte Herrschaftsgrenze zwischen der bischöflichen Bergstadt und der bürger lichen Inselstadt und ist ein Symbol für das Machtstreben

der Bürger im Mittelalter. wo Fachwerk meist mit einer dunkelroten Farbe, genannt Ochsenblut, getüncht wird. Dafür aber ein Beweis für Bambergs Wohlstand: Gelbe Farbe war in der frühen Neuzeit nur schwer zu bekommen, der florierende Handel an der Schnittstelle zwischen Regnitz und Main erleichterte die Beschaffung.

Bamberg hat die größte zusammenhängende Altstadt Deutschlands. Hier gibt es einiges an Geschichte zu entdecken. Geh mit offenen Augen durch die Stadt, lass dich von den Sehenswürdigkeiten verzaubern und hol dir im Internet wertvolle Infos bei

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