Eindrücke aus Süd-Ost Indien

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Dominik Heilig

GOD BLESS INDIA Aufzeichnungen aus S端d-Ost-Indien


Der Mann auf dem Umschlag ist Ragavan, der Fahrer der Hilfsorganisation BLESS.


Dominik Heilig

GOD BLESS INDIA Aufzeichnungen aus Süd-Ost-Indien

Vielen Dank an Anthony Samy für Deine Gastfreundschaft, Korrekturen und Zeit, Suguna Samy für Deinen Witz und Dein atemberaubendes Essen, Aida Vadanian, Mary Kamali, Ragavan «Schumacher», Die Adleraugen: Mirjam Eden, Prof. Dr. Anne-Christine Schondelmayer, Annette Köhn


schneeflockenballett ...

... vor meinem fenster. es ist, als hätte ...

und das bei einer tasse Tee, als hätte ich’s gewusst,

... jede flocke ihre eigene rolle in dieser show.

sűsser, wűrziger indischer chai - wie sie sagen.

chai-kovski’s snow-lake, he he

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... aber ich wusste noch nichts!


zeitgleich an einem noch schneebedeckteren ort ...

meine moskauer fotografen-freundin aida ...

... heckt ihr nächstes abenteuer aus und schickt ihre gedanken um den globus ...

... durch bis zur unkenntlichkeit weiss gewordene strassen

und bekannte soziale netzwerke

da bekomme ich plĂśtzlich abenteuerlust und will auch mit, egal wohin!

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3 tage später steht fest: es geht nach indien. in zwei wochen ist abflug! und das kleine affenmenschlein ist dabei. hanuman von kazifornien, bereite er sich vor!

ich weiss noch nicht, dass wir in einer christlichen notunterkunft wohnen wErden,

hinter dem vorhang des polierten tourismus ... ... wo der zauber echter menschen stattfindet und vielleicht auch der von gĂśttern.

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05:00 uhr flughafen chennai

hEllo india, wir waren auf wilden verkehr vorbereitet ...

und hier ist er! fast wie ein ...

... alter bekannter aus moskau

jedoch ohne das ganze gefluche

es w ird gel und ord ächelt e geh ntlich upt!

Als wir durch rapamarakapapuram oder so fahren,

er wurde - sofort ganz bleich!

biegt ragavan, unser fahrer “falsch� ab.

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wir halten fűr ein tässlein tee, sűsser indischer chai.

der nahegelegene tempel ist fast leer. wohltuende ruhe im morgenlicht.

... hätte ich mein grosses federmäppchen nicht vergessen.

meine auswahl an farben wäre etwas grösser, hätte, hätte ^¡™! bulette ...

ragavan sage ich nichts davon. aida kann es ja an sich egal sein.

und letzten Endes spare ich zeit, wenn ich nicht nach den “richtigen” farben suchen muss.

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der erste abend Bei Bless hat kara dir von unseren projekten erzählt?

Also, nach einem monat sind sie's. he he!

oh, die sind wirklich sehr gut. dominik kommt morgen mit uns, um die neuen wasserfilter zu testen. was die fahrrad-fischhändler betrifft, geht es morgens um sechs los!

ja, etwas űber die schule und die fahrradkann es mir nicht fischhändler wirklich vorstellen, mit einer kiste fisch durch diese hitze zu radeln. die fahrer sind sicher gut in form, ha ha!

wir kűmmern uns auch um trinkwasser und mary betreibt 'anbalayam' ,, ein haus fűr frauen. aber, aida, ich wűrde sehr gerne deine fotos sehen.

das ist wirklich frűh! aber mit meinem jet-lag schaffe ich das bestimmt.

Mehr Informationen über BLESS gibt es im Anhang.

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wassertropfen

es geht los. wir werden die neuen wasserfilter in ein paar dörfern testen.

besonders in jenen dörfern, die vom orkan zerstört wurden.

diese wasserfilter sind sehr kompakt und kosten nur 25 €!

zu teuer jedoch fűr Menschen auf dem land. deswegen drängen wir die regierung zur mithilfe. die ganz grossen probleme begannen aber 2005, als der tsunami ...

und vor zwei monaten zerstörte ein orkan die ganze gegend hier.

... die kűsten verwűstete und vielen ihr haus oder sogar ihr leben kostete.

Mehr Informationen über das Wasserprojekt gibt es im Anhang

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die infrastruktur und die dörfer wurden zerstört. hier ist ein auch wenn es “nur” strohhűtten waren - dreckiger fluss, die einzige wasserquelle in einer gegend du wirst sehen. voller industrie. die menschen hier brauchen filter!

wenn sie mit dem flusswasser kochen, werden sie krank, fallen ihren familien zur last oder sterben im schlimmsten fall.

das ist sehr tragisch und auch schlecht fűr die lokale wirtschaft, denn ...

... hier leben ja bauern, die sich um unsere lebensmittel kűmmern.

wie du siehst, viele hűtten sind kaputt, andere schon repariert.

manche haben strom oder sogar fernsehen. das kriegst du hier einfacher als trinkwasser.

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niemand da, sind wohl alle bei der feldarbeit.


da kommt asok von der arbeit, um zu lernen. vielleicht bekommt er mal eine gute arbeit, wer weiss.

Als dalit* hat er trotz guter noten schlechte karten! aber wer weiss, vielleicht können wir ihm was vermitteln. ist ja noch zeit.

ein anderes problem ist der sinkende ...

... grundwasserspiegel, was oft auch die folge benachbarter fabriken ist, ein wirklich grosses problem!

er ist noch jung und jetzt braucht er eher sauberes wasser, um űberhapt lernen zu können... leider verschmutzt eine dűngemittelfabrik hier die flűsse und verschwendet das grundwasser.

*als Dalit oder Paria bezeichnen sich die Nachfahren der indischen Ureinwohner. Sie gelten nach der religiös-dogmatischen Unterscheidung im Hinduismus zwischen rituell „reinen“ und „unreinen“ Gesellschaftsgruppen als „Unberührbare“.

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gerade weil es so normal ist, ist es zum heulen!

und selbst wenn es trinkwasser gäbe, wären die felder und tiere dennoch belastet. und wer ernährt sich am ende davon?

jetzt brauchen wir flusswasser und töpfe. daniel, du hast mit den filtern schon gearbeitet!

ist gut ragavan, bring sie gleich mit. und daniel, kannst du bitte die hitze runterdrehen?

klar, anthony, wo ist denn jetzt der ™*#^ knopf? ah, hier am baum. jetzt.

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und wie űberall steht die regierung hinter der industrie, nicht hinter den menschen. wir arbeiten dran, das zu ändern.

okay anthony, ich hol uns mal wasser, dann können wir anfangen. es kommen auch schon ein paar dorfbewohner.

vielen dank. daniel, es ist mir immer eine freude, mit dir zu arbeiten!


dieses kleine ding kann einen liter wasser die stunde aufbereiten. das sind circa 20 liter am tag. der filter hält etwa drei monate.

so, das wasser ist auf dem weg, dann können wir ja mal mit dem filter anfangen. ach, wie wird der jetzt nochmal zusammengebaut?

dann muss man ihn aufwändig reinigen!

dieser hier arbeitet mit einem aktivkohle-element und einem umkehr-osmose-verfahren, welches sogar chemische verunreinigungen beseitigt. Einen grossen dank an seine ingenieure. er ist so klein und leicht, und so leistungsstark, also das beste fűr unsere zwecke.

hallo anthony, schön, dass ihr kommt. seit dem orkan ist der fluss noch trockener und schmutziger...

... manchmal gingen wir ins nachbardorf. das liegt jetzt aber trocken. es ist einfach zu heiss, und das dorf ist EH zu weit weg. fűr die kleinen ist es noch zu schwer und die grösseren helfen schon auf dem feld und haben auch keine zeit.

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saguna geht’s gut, sie hilft viel mit. der sturm hatte die schule stark beschädigt, dach und fenster műssen noch repariert werden. dafűr haben wir einen neuen wasserfilter und die kinder haben jetzt genűgend wasser und können lernen.

... und mehr als einmal am tag kann niemand gehen und zum kochen, trinken und waschen reicht es nicht. du kennst es ja, aber sag, wie geht’s deiner frau und der schule?

sobald der filter vollgesogen ist... stellt das ganze aber in den schatten, sonst verdunstet die hälfte.

da kommen schon die ersten tropfen. das geht dann später etwas schneller.

letzte woche haben wir ein paar leute aus der verwaltung gesprochen. wir möchten, dass sie uns bei den filtern unterstűtzen. wenigstens in notsituationen. mal sehen, sie werden darűber nachdenken.

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jetzt läuft das wasser, aber kocht es trotzdem nochmal ab - die hitze!

ab ins auto. zum glűck braucht es benzin ...

... und kein wasser. stell dir das mal vor!

oh gott, wir wären verloren!

so jetzt geht’s weiter. -raaagavaaan, los geht’s!

es wird abend und auf dem rűckweg wollen wir noch in einem dorf vorbeischauen, wo bless auch eine wasseraufbereitung betreibt.

daniel erzählte mir, dass dieses dorf etwas ganz besonderes fűr anthony ist. denn hier wurde er getauft, in der kirche von st. Anton!

das heisst, anthony wurde nicht nur mit wasser getauft, sondern auch ...

weil in der zeit, als er getauft wurde, grosse trockenheit herrschte, verdunstete das weihwasser und so musste der pfarrer nochmal nach hause.

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... mit dessen abwesenheit!

mir ist, als hätte ich diese geschichte von anthonys grossmutter gehört.

da hatte der heilige geist noch ein bisschen zeit, sich gedanken zu machen. später bauten sie einen neuen brunnen, der seit anthonys einsatz nie wieder austrocknete!

und manchmal genehmigt sich anthony ein gläschen. das braucht er ja fűr seine superkräfte.

i finally found out how priests get holy water - boil the hell out of it.* * Joan Rivers

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anbalayam am abend wurden wir noch eingeladen. ... zu einer indischen hochzeit, in zwei tagen.

der bräutigam: Ein tamilischer christ ...

die braut: Eine hindu aus einer anderen region und kaste

Eine hochzeit ohne Eltern!! dafĹąr mit einem ...

... hindu priester und einem christlichen pfarrer

Mehr Informationen zu Anbalayam gibt es im Anhang.

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religion ist wie ein hemd, man kann es wechseln. Aber deine Kaste ist wie deine haut!

aber dieses liebespaar hält nichts von konventionen

es gibt viele arten, die regeln zu brechen.

setze dich űber die strukturen hinweg. denn ...

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... mit den flűgeln bedingungsloser liebe öffnen sich ... ... ganze ozeane neuer perspektiven und möglichkeiten.


Allerdings ... viele sind einfach nur damit beschäftigt, zu Źberleben.

sie haben keine zeit fĹąr yoga.

ihr leben beginnt bei, hm, minus sieben.

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und wenn sie glűck haben, kommen sie vielleicht auf null, oder wer weiss, eins vielleicht.

und was fűr ein glűck habe ich?! chancen und möglichkeiten!

die schönheit der welt zu entdecken und ihre ...

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.. wunderbaren menschen!


nicht um drei uhr morgens raus,

und verkaufen,

an menschen ohne geld!

ohne geld!

fisch kaufen!

handeln Ĺąberleben

feilschen

noch darf ich mich dem strudel entziehen,

ausprobieren, gesund leben, sinnieren..

... zum beispiel darĹąber, was ich auf der hochzeit anziehe.

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rasieren muss ich mich noch.

an bord des schiffes, ...

boot!

und, und, und!

bitte alle an bord kommen!

das dich entfĹąhrt, hinab in den vergessenen ...

... und dahinschwindenden dschungel deiner seele. voller kreaturen und wunder inmitten einer entfesselten - stille.

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dorthin, wo die gesetze der menschen nicht mehr gelten ...

wo man von herz zu herz spricht

wo bäume wachsen kÜnnen, wie sie wollen.

und man die dinge richtig anpackt. ...

ring ring ring, da klingelt mein wecker ...

ach, was zieh ich denn jetzt auf diese hochzeit morgen an?

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diese freiwillige, ja, liebeshochzeit!

ich hoffe, ihre ehe hält länger als diese «pop» mistigen billig-ballons!

lange haben sie dafűr gekämpft und geduld bewiesen. ...

so vieles ist möglich ... im haus der liebe!

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schade, dass sich die eltern nicht freuen können!

wie schön! in meiner jugend gab es so etwas nicht!

unser sohn hatte auch eine art liebeshochzeit. eines tages stellte er uns eine frau vor, es passte.

unsere Tochter schwärmte fűr den Mann, den wir ohnehin ausgesucht hatten. insofern war es relativ einfach.

wir hatten keine liebeshochzeit! manche sagen, die von den eltern arrangierten Ehen seien prostitution, aber ich möchte nicht, dass meine frau so gesehen wird!

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Der rückweg

unsere letzte station vor der rűckreise ist das legendäre auroville. viel wusste ich nicht darűber.

ausser dass es dort räucherstäbchen gibt.

banyan bäume. luftwurzeln, ein baum mit flűgeln, fűhlt sich an wie ein bruder. dennoch darf ich, der kleine affenmensch, ihn nicht besteigen.

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aber muss man ’wissen’ , wenn es einen so oder so berűhrt?

dieser hier ist űber hundert jahre alt, älter als die indische unabhängigkeit. er stand da, ganz alleine, bis allmählich der garten um ihn herum angelegt wurde.


kosmisch gesehen sind hundert jahre nicht viel, also eher nichts. das matrimandir, die goldene blume, das zentrum des gartens ist fĹąr kosmische angelegenheiten und kontemplationen geschaffen worden.

es sammelt die energie aus der unendlichkeit des universums

ein strohhalm aus licht, den durst deiner seele stillend - sternennektar.

es scheint so weit entfernt von der erde und ist doch - mittendrin

auch houston, texas befindet sich im kosmos!*

*Gedanken- und Zeitsprung des Affenmenschleins, Hanuman von Kazifornien

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und als wir darin umherwanderten, hatte ich das gefűhl,

... dies műsse der incal* sein, und dass jeden moment ...

... john difool* um die ecke kommt. moebius muss das hier gekannt haben,...

... und wie wir da so spazierten, dachte ich an diesen kűnstler

als dieser ...

... zeitgleich, von uns ging!

*Comicserie von Mœbius, dessen Held John Difool heißt.

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dass moebius verstarb, hat keinen erkennbaren einfluss auf das geschäftige leben im riesigen chennai.

morgen werden wir wieder in unserem privilegierten Alltag sein, von dem vielleicht so mancher Tamile träumt.

noch einmal durch chennais gassen schlendern, noch einmal tief einatmen «hust» «hust»

in dieser warmen abendluft fällt der abschied schwer.

indien hat mich mehr bewegt, als ich dachte.

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BLESS

1989 gründete Anthony Samy BLESS, eine Hilfsorganisation in Cuddalore, Tamil-Nadu, Süd-Ost-Indien. Mit verschiedenen Ausbildungsprogrammen möchte BLESS die Landbevölkerung in Tamil-Nadu unterstützen, vor allem arme Familien, Frauen und Kinder. Als Anthony mit Vater Windey S. J. , einem Pfarrer

schwierigkeiten, sind psychisch labil oder müssen

aus Belgien, arbeitete, bekam er jeden Tag die Hoff-

den Eltern bei der Arbeit helfen, statt in die Schule

nungslosigkeit um sich herum zu sehen.

zu gehen. Die Open School geht die Probleme fron-

1989 gründete er BLESS und unterstützt seitdem

tal an. In den Programmen lernen die Kinder Selb-

mit seinem Team die verarmte Landbevölkerung.

ständigkeit und Unabhängigkeit und dadurch auch

Bauern, Fischer und Handwerker, sowie Menschen

Ver­antwortung für die Gemeinschaft und die Natur

mit Behinderungen werden darin unter-

zu übernehmen.

stützt, sich selbst zu versorgen.

Notunterkünfte

BLESS hat ein breites Angebot von interdisziplinären

Weil BLESS an die Kraft der

Programmen, die stabile

Gemeinschaft glaubt, wurde

soziale und wirtschaftliche

der Bau von Notunterkünf-

Strukturen entwickeln sol-

ten

len. Ich möchte hier einige

Shelters eine der wichtig-

vorstellen:

sten Aufgaben. die Bewohner einer ShelterGruppe sich innerhalb der Projekte

Eine Selbsthilfegruppe ist ein mern mit ähnli­ chem sozialen wie ökonomischen

sogenannten

Es ist nicht unüblich, dass

Selbsthilfegruppen Zusammen­ schluss von Kleinunterneh-

bzw.

engagieren und Verantwortung für die wachsende Gemeinschaft übernehmen.

Hintergrund. Die Mitglieder kommen regelmäßig zusammen, um Wissen und Erfahrungen auszutauschen. Außerdem werden regelmäßig kleinere Summen in einen gemeinsamen Fonds eingezahlt. Der Fonds dient dazu, sich bei finanziellen Engpässen gegen­ seitig zinsfrei zu helfen. So ent-

Eine Hütte kann jeder bauen, aber eine Gemeinschaft zu bauen, braucht Zeit.

steht ein gewisser Leistungsdruck, der die Zurück-

Hausfrieden

zahlung der Kredite und den korrekten Einsatz des

Das Hausfrieden-Programm hat drei Hauptziele:

Geldes sichert.

Ziel 1: Projektgruppen stärken, um zu Gemein-

Die offene Schule (Open School)

schafts- und Familienharmonie beizutragen. Ziel 2: Möglichkeiten für bessere Lebensgrundla-

Die Open School in Reddichavady hat Platz für 30

gen schaffen.

Adivasi* Kinder, die im normalen Schulsystem

Ziel 3: Die Hygiene bei der Ernährung verbessern

nicht zurechtkommen. Die Kinder haben oft Lern-

und dabei um­weltfreundlich bleiben.

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BLESS im Februar 2012, nach einem schweren Orkan

Rehabilitierungsprogramm für Fahrrad-Fischhändler

Ein neuer Ansatz der Selbsthilfegruppen ist es, den

Fahrrad-Fischhändler sind Männer zwischen 18 und

gemeinsam erzielten Gewinn für die Ver­größerung

60 Jahren. Sie leben unterhalb der Armutsgrenze.

der Unternehmen zu nutzen.

Sie kaufen Fisch auf Märkten, transportieren ihn auf

Kleinunternehmen

ihren Fahrrädern und verkaufen ihn in ihrer Dorf-

Wasser & Hygiene

gemeinschaft.

Seit 1996 kümmert sich BLESS um den Aufbau

Nach der Tsunami-Katastrophe von 2005 unter­

sanitärer Anlagen. Hygiene ist ein sehr wichtiger

stützten viele NROs und Regierungsorganisationen

Bestand­ teil von Gesundheit und Lebensqualität.

zeitweilig die örtlichen Fischhändler finanziell und

Gebaut und entwickelt werden beispielsweise um-

durch die Verteilung von Baustoffen.

weltfreundliche Trocken-Toiletten oder Systeme

Die Fahrrad-Fischhändler waren aber bei keiner

zur Wasserauf­bereitung.

der Fischereibehörden registriert und profitierten nicht von dieser offiziellen Entwicklungshilfe. Eine

Kontakt

Untersuchung von BLESS ergab, dass viele dieser

Geschäftsführer: L.S. Anthony Samy

Händler nach der Katastrophe Kredite mit hohen

Webseite: bless.org.in

Zinsen aufnehmen mussten. BLESS schaffte es, die einzelnen Fahrrad-Fischhändler un­ ter einem Dach zu organisieren und zu registrieren, damit

*Als Adivasi (erste Menschen) bezeichnet sich die indigene Bevölkerung im Gebiet des heutigen Indiens. Als Nicht-Hindus werden sie neben den Dalits in der indischen Gesellschaft trotz gegenteiliger Gesetze nach wie vor als Ausgestoßene benachteiligt. –Wikipedia

auch sie Ansprüche auf finanzielle Unterstützung geltend machen können. 33


Wasser Wie vielerorts, gibt es auch in Indien ein massives Trinkwasserproblem. Das liegt nicht nur an der Hitze, sondern auch an den Neben­wirkungen einer wachsenden Industrienation und deren Umweltpolitik. Den Kampf um Wasser gab es schon immer.

Global Player wie The Coca-Cola Company, Nestlé,

In einer globalen Welt jedoch wird Wasser zum

Danone, Unilever und andere. Wasser ist ein Mil-

globalen Gut und ist durch Transport oder Lizen­

liardenmarkt geworden. In Indien wird das kost-

sierung durch große Marken weniger örtlich ge­

bare Grundwasser oft außerhalb von Ortschaften,

bunden. Aber nicht nur, dass es zu einem globalen

die selten eine Wasserversorgung haben, in PET-

Gut wurde, wir spüren auch immer mehr die

Flaschen abgefüllt. das sind drei Probleme mehr:

globalen Aus­wirkungen, die mit Naturkatastrophen

vielfacher Preis, Transport und Müll. So muss keine

und deren Folgekatastrophen einhergehen, wie zum

Gemeinde ein teures Wasserversorgungs- und Auf-

Beispiel in Fukushima 2011.

bereitungssystem bauen und instandhalten.

Einmal besuchte ich meinen bruder in der schweiz. da ist sogar das wasser aus dem hahn besser als bei uns aus den teuren flaschen

meine eltern verloren ihr land. es wurde durch eine benachbarte fabrik vergiftet. jetzt arbeite ich als fahrer.

Die Industrie

Menschenrecht und Privatisierung

Wasser ist wichtig für technische Prozesse in der

Der Chef von Nestlé, Peter Brabeck, behauptet

Industrie: zur En­ ergiegewinnung, Kühlung oder

Wasser sei kein Menschenrecht. Aber auch für Un-

Reinigung. In den meisten Fällen kümmern sich Fir-

ternehmen gelten die UN-Abkommen. Das zu kon-

men nicht um ihre Wasseraufbereitung, da die Kos-

trollieren wird schwierig, wenn Wasser mit kurz-

ten dafür zu hoch sind und die Wasseraufbereitung

fristigem Profit privatisiert wird. Bei einem Rück-

auch nicht von staatlicher Seite aus gefordert oder

kauf zahlen die Kommunen oft einen sehr ho­hen

unterstützt wird.

Preis, eben u.a. auch weil die Infrastruktur ver-

Trinkwasser

nachlässigt wurde.

Trinkwasser in Flaschen gibt es nun schon seit über

Mehr Information und Quellen

100 Jahren. Perrier begann 1898 damit, das Was-

www.india.dominikheilig.com

ser seiner Heilquellen in Flaschen abzufüllen und viele erkannten das Marktpotential, gerade die 34


ANBALAYAM ist ein Frauenhaus und wurde 2004 von Mary Kamali im Rahmen von BLESS gegründet. „Anba­layam“ ist Hindu und bedeutet «Haus der Liebe». Anbalayam kümmert sich hauptsächlich um die Probleme und Angelegenheiten des weiblichen Teils der Landbevölkerung. Mary ist aus West-Bengal im Nord-Osten Indiens,

Wir wollen Bewusstsein für soziale, moralische

wo sie auch Wirtschaft und Soziologie studiert hat.

und wirtschaftliche Angelegen­heiten schaffen und

Ihre Neugierde brachte sie ins europäisch-fran-

es den Frauen erleichtern, So­ zialleistungen zu

zösische Pondicherry. Mit Anbalayam will sie die

erhalten. Die meisten kennen weder ihre Rechte

Po­sition der indischen Frau in so­zialer wie ökono-

noch die Mögli­chkeiten, die es für sie gibt. Viele

mischer Hin­sicht stärken. Mit Haupt-

Frauen können ja nicht mal lesen und

sitz in Pondicherry erstrecken sich

schreiben. Rechtlich haben wir die

die Aktivitäten auf die länd-

gleichen Probleme mit Kindern.

lichen wie auch die ur­banen

Deswegen sind unsere Ziel-

Regionen in und um Pondi-

gruppen nicht nur die Frauen

cherry, Karaika, Cud­dalore

sondern auch (deren) Kin-

und den tamilischen Teil von

der, heranwachsende Mäd-

Villupuram.

chen und ganze Familien.

In den ersten Jahren gab es auch Kooperationen mit der

Es ist aber nicht einfach. Man-

Regierung von Tamil-Nadu und

che der Unternehmen mussten

Pondycherry. Dabei ging es hauptsächlich um das Erlernen neuer Fertig- und

aufgrund von fehlendem Verständnis oder der starken Konkurrenz bereits

Fähigkeiten sowie die Vermittlung in Berufe. Durch

schließen. Auch ein großes Problem ist die feh-

Selbsthilfegruppen entstanden mehrere erfolg-

lende Diskussionskultur. Viele wissen nicht, wie

reiche Kleinunternehmen, wie z.B. ein kleines Ho-

man Probleme gemeinsam erörtert und löst. Dann

tel, ein Restaurant und handwerkliche Betriebe um

verlassen sie Abalayam, als hätten sie etwas zu

Cuddalore und Vilupuram.

befürchten.

Es gibt viele Angebote und Unterstützung in Form

– Mary Kamali

von Wissens- und Kompetenzvermittlung, sowie Berufstraining für mittellose Frauen oder für die

Anbalayam

vielen Opfer des Frauenhandels.

E-Mail: anbalayamforwomen@yahoo.co.in Website: www.anbalayam.org.in

Einer der wichtigsten Ziele aber ist es, den Frauen beizubringen «Nein!» zu sagen. Selbst der Gedanke daran liegt vielen Frauen fern. Die Angst vor Ehemännern oder Männern ist im Allgemeinen sehr groß. Das Frauenhaus bietet auch spezielle Kurse für Männer und Paare an. 35


quo vadis?

Indien ist gar nicht so fern, geht es doch immer wieder um die gleichen Dinge. Lebensqualität, Frauenrechte, kulturelle Unterschiede, Religion oder Lebensmittelpolitik.

Christentum

Gastfreundschaft

Während der Entstehungszeit dieses Comics wun­ derten sich Freunde über meinen “Fokus” auf das tamilische Christentum. Das liegt ganz einfach daran, dass wir bei christlicher Tamilen untergebracht waren und diese eine große Minder­heit in Tamil-Nadu sind. Aber vielleicht auch, weil ich als Kind eine Franziskaner Schule besuchte und mir in Indien vieles fremd aber auch einiges vertraut war. Es war für mich faszinierend zu sehen, wie hinduistische Einfär­bungen, also zum Beispiel jede Menge Blumen, hinzukamen. Und ich hatte den Eindruck, dass der kirchliche Leidens- und Selbst­ kasteiungsaspekt nicht so präsent war.

Wir wurden sehr freundlich empfangen und man begegnete sich mit gegenseitigem Respekt und Spass – alles ganz geerdet, ohne übertriebene Schnörkel. Ich fragte mich, wie es für unsere Gastgeber in Europa wäre, wo man Fremden eher mit Skepsis als Neu­gierde begegnet.

Abfall Spaziert man abseits der Straßen auf dem Land, könnte man bei Wind fast glauben, in einem Schneesturm zu sein. Aber es sind die Verpack­ungen von Snickers, Wrigley’s, Nestlé usw., die ei­nem um die Ohren wehen. Sie kommen nicht von der umliegenden Landbevölkerung, die kann sich keine Schokoriegel leisten. Sie kommen von den Mülldeponien hinübergeweht. Was bleibt einem übrig, als diese Firmen zu verfluchen und weniger von diesem verpackten Zuckermist zu essen?

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Wasser In meinem Leben gab es bisher keine Trinkwasserknappheit. In viele Ländern, so auch in Indien, ist trinkbares Wasser keine Alltäglichkeit. Das Wasser aus dem Hahn, wenn man es hat, ist oft belastet und muss gefiltert und ab­ gekocht werden. In Plastik abgefülltes Wasser ist um ca. das zwanzigfache teurer. Plastikflaschen stehen auch im Verdacht, das Wasser negativ zu beeinflussen und man hat jede Menge Müll. Wasser ist ein Milliardengeschäft von etwa 10 Firmen weltweit. Während dieser Reise änderte sich mein Wasserkonsum: Möglichst keine Plastikflaschen und am besten keine der Big Player. Ich bekam dabei sonst immer mehr das Gefühl, ein Monster zu füttern...

Dominik Heilig ist Art-Director und Comiczeichner und lebt nach mehrjährigem Moskauaufenthalt mal wieder in Berlin. Sein erster Comic KAZKA–The Black Ship erschien 2012 ebenfalls im Jaja Verlag.


Skizzen am Rande

Aidas Fotos von der Hochzeit: aida-vardanyan.livejournal.com

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manchmal hat man glĹąck und erwischt einen. meistens aber eher nicht.

schliesslich kommen sie doch wegen dir. und sie hatten heute noch nichts zu essen

Keine chance, keine gnade! ihnen ist alles egal!

blutspuren an meinen schuhen und an den wänden.

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moskito-jagd in indien.


Impressum Autor: Dominik Heilig Herausgeber: Jaja Verlag Fein illustrierte Machwerke www.jajaverlag.com Erstausgabe Dezember 2013, Berlin Š 2013, Dominik Heilig ISBN 978-3-943417-43-2

Noch ein bisschen mehr Information www.india.dominikheilig.com


Eine Reise – nicht nur durch Indien, sondern auch zu Mitgefühl und Menschlichkeit, in neuem Style – must see and read! – Bernd Kolb Menschlichkeit, Völker, Freundschaft, Natur, Hoffnung und Liebe... Eine schöne Geschichte, behutsam erzählt und illustriert. – Emanuele Tacconi, WHO

Aufzeichnungen aus Süd-Ost-Indien - Eine Comicreportage Dominik Heilig reist spontan mit Stift und Skizzenbuch im Gepäck nach Tamil-Nadu in Süd-Osten Indien. Dort lernt er die Hilfsorganisation BLESS kennen und ihre Aktivitäten vor Ort. Neue Industrien, Bürokratie und Naturkatastophen belasten das Land. Sie sind die Windmühlen, mit denen sich An­thony Samy, ein gebürtiger Tamile und Gründer von BLESS herumschlägt.

ISBN 978-3-943417-43-2

10 Euro


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