Stadtregionsprofile: Strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen in Stadtregionen

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Stadtregionsprofile Strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen in Stadtregionen

Ergänzende Unterlage zur Studie „Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen“ Österreichischer Städtetag 2013

verfasst von Mag. Thomas Prorok, Dr.in Karoline Mitterer, DIin Nikola Hochholdinger, Mag.a Anita Haindl Assistenz: Christof Guggenberger

KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung Guglgasse 13 · A-1110 Wien T: +43 1 892 34 92-0 · F: -20 institut@kdz.or.at · www.kdz.or.at



INHALT

Inhaltsverzeichnis I

Einleitung .............................................................................................................................. 5 1

II

III

Ausgangslage und Zielsetzung .................................................................................... 5

Raumtyp ................................................................................................................................ 7 1

Die Systeme der Zentralen Orte in Salzburg, Niederösterreich und Tirol.................... 7

1.1

System der Zentralen Orte in Salzburg ........................................................................ 7

1.2

System der Zentralen Orte in Niederösterreich .......................................................... 10

1.3

Das System der Zentralen Orte in Tirol ...................................................................... 11

2

Typisierung der Gemeinden – Raumtyp..................................................................... 12

Stadtregionsprofil ............................................................................................................... 17 1

Grund- und Strukturdaten ........................................................................................... 17

2

Infrastrukturen und kommunales Leistungsangebot .................................................. 30

2.1

Ausgewählte Leistungsbereiche ................................................................................. 30

2.2

Gemeindekooperationen in den Stadtregionen.......................................................... 36

3

Finanzielle Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung des Raumtyps................. 38

3.1

Ausgabenstruktur........................................................................................................ 38

3.2

Einnahmenstruktur...................................................................................................... 41

3.3

Finanzielle Leistungsfähigkeit, Verschuldung und Transferbeziehungen .................. 43

3.4

Zusammenfassende Betrachtung............................................................................... 46

IV

Vergleichende Ergebnisse nach Raumtyp ...................................................................... 48

V

Schlussfolgerungen ........................................................................................................... 57

VI

1

Grund- und Strukturdaten ........................................................................................... 57

2

Finanzielle Rahmenbedingungen ............................................................................... 58

Anhang ................................................................................................................................ 60 1

Methodische Erläuterungen ........................................................................................ 60

2

Gemeindezuordnung nach Raumtyp.......................................................................... 62

3

Verzeichnisse.............................................................................................................. 64

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EINLEITUNG

I

Einleitung

1

Ausgangslage und Zielsetzung

Die derzeitige Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben ist komplex und in hohem Maße historisch gewachsen. Sich verändernde Rahmenbedingungen stellen die Städte und Gemeinden je nach geografischer oder sozio-demografischer Situation vor neue Herausforderungen, sodass es einer differenzierteren Betrachtung von kommunalen Aufgaben bedarf. Die aktuellen Systeme zur Steuerung und Finanzierung von Aufgaben ermöglichen jedoch nur in einem eingegrenzten Rahmen ein Reagieren auf sich verändernde Rahmenbedingungen. Ein wesentlicher Punkt ist hierbei, dass Aufgaben nicht singulär innerhalb einer Stadt bzw. einer Gemeinde betrachtet werden können, sondern dass es zu vielfältigen Verflechtungen innerhalb einer Region, aber auch zwischen Regionen, kommt. Vor allem innerhalb einer Stadtregion finden sich dabei Gemeinden mit unterschiedlichen Funktionen, welche gemeinsam agieren. Städtische und ländliche Räume bilden eng verflochtene Lebens- und Wirtschaftsräume. Insbesondere durch die erhöhte Mobilität infolge eines ausgebauten Verkehrsnetzes und dem verbesserten Angebot im Bereich des öffentlichen Verkehrs sind die Reisegeschwindigkeit schneller und die Wege vermeintlich „kürzer“ geworden, wodurch zahlreiche Austauschprozesse stattfinden. Bewohnerinnen und Bewohner von Stadtumland-Gemeinden nutzen häufig Infrastrukturen und Angebote der Zentren (z.B.: ÖPNV, Arbeitsstätten bzw. Betriebsgebiete, Gesundheitseinrichtungen, Einkaufszentren, Sozialzentren), die ländlichen Gemeinden hingegen bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern der dicht besiedelten Gemeinden Raum für Erholung und Freizeitaktivitäten in der Natur. Je nach den lokalen Gegebenheiten und den spezifischen Schwerpunktsetzungen der Gemeinden haben sich folglich die Leistungsangebote zunehmend differenziert und verschiedene Typen herausgebildet: Schulzentren, Tourismusgemeinden, Dienstleistungszentren, Industrie-Gemeinden, Erholungsgemeinden, Gesundheitszentrum, Kulturzentrum, Einkaufsstädte, Veranstaltungs- und Unterhaltungsareale, Verkehrsknoten etc. Insbesondere die Qualität des Zusammenspiels der Gemeinden und Städte innerhalb einer Region beeinflusst dabei das Leistungsangebot, aber auch die Effizienz und Effektivität der Leistungserbringung. Damit wird deutlich, dass regionalpolitische Überlegungen in engem Zusammenhang mit der Steuerung von Aufgaben auf kommunaler Ebene stehen müssen. So finden sich beispielsweise folgende Entwicklungen bzw. Problemlagen auf kommunaler Ebene: 

Die Gemeindegrenzen verlieren für die Menschen innerhalb der Regionen aufgrund der sich ändernden Siedlungsstrukturen und der gestiegenen Mobilität zunehmend an Bedeutung. Leistungen einer Gemeinde werden nicht nur von den eigenen Einwohnerinnen und Einwohnern, sondern auch von Einwohnerinnen und Einwohnern der umliegenden Gemeinden genutzt. Vielfältige Verflechtungen zwischen den Gemeinden führen zu höheren Anforderungen in der Bedarfserhebung und Angebotsplanung. Die Zunahme an Gemeindekooperationen spiegelt die steigende Bedeutung einer koordinierten und/oder gemeinsamen regionalen Leistungserbringung wider. Eine gemeinsame Finanzierung bei einer gemeinsamen Leistungserbringung (z.B. Gemeindeverbände) wird damit zunehmend wichtiger.

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EINLEITUNG

Die Finanzierung von Aufgaben macht in den meisten Fällen an den Gemeindegrenzen halt, auch wenn die Leistungserbringung durch umliegende Gemeinden mitgenutzt wird. So werden beispielsweise zentralörtliche Aufgaben im derzeitigen Finanzausgleich unzureichend berücksichtigt. Der derzeitige Finanzausgleich fördert Gemeindekooperationen nur in sehr geringem Ausmaß und erschwert diese teilweise (z.B. bei Weitergabe eines Teils der Kommunalsteuer bei interkommunalen Betriebsgebieten wird dies bei der Bemessungsgrundlage zur Umlagenberechnung nicht berücksichtigt).

Vor diesem Hintergrund sollen im Rahmen einer Studie folgende Zielsetzungen verfolgt werden:   

kritische Betrachtung des derzeitigen Systems zur Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen; Erstellen von Vorschlägen zur zukünftigen Ausgestaltung von Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen; Verknüpfung von regionalpolitischen Überlegungen mit Fragen der Leistungssteuerung und des Finanzausgleichs.

Der vorliegende Bericht stellt eine Ergänzung zum Hauptbericht „Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen“ dar und konzentriert sich auf die Erstellung und Interpretation von Stadtregionsprofilen dreier ausgewählter Stadtregionen (Innsbruck, Salzburg, Wiener Neustadt) und geht damit auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Gemeinden einer Stadtregion hinsichtlich Grund- und Strukturdaten sowie hinsichtlich der finanziellen Situation ein. Im genannten Hauptbericht werden die Grundlagen zur Leistungserbringung in Stadtregionen, die aktuellen Konfliktbereiche der Steuerung und Finanzierung der Leistungserbringung und eine Kurzfassung zu den Ergebnissen der Stadtregionsprofile dargestellt. Weiters werden hier Weiterentwicklungsmöglichkeiten zur Struktur, Steuerung und Finanzierung der Leistungserbringung in Stadtregionen vorgestellt. Dabei wurden vier (stadt)regionale Kooperationsmodelle entwickelt und hinsichtlich ihrer organisatorischen Rahmenbedingungen und Finanzierbarkeit näher betrachtet. Weiters wurde auf Reformoptionen im Finanzausgleich eingegangen, um die bestehenden finanziellen Ungleichgewichte in Stadtregionen zu verringern.

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RAUMTYP

II

Raumtyp

Die Gemeinden einer Stadtregion erfüllen unterschiedliche Funktionen für die Bevölkerung der Region und befinden sich in unterschiedlichem Ausmaß in Beziehung zu den anderen Gemeinden. Die Leistungen, die eine Stadt zur Erfüllung der zentralörtlichen Aufgaben und damit auch für die Bevölkerung aus anderen Gemeinden – die diese Leistungen nutzen – erbringt, bedingen höhere Ausgaben für die Zentren. Je mehr Personen in einer Stadt wirtschaftlich agieren, desto höher wird die Inanspruchnahme der kommunalen Einrichtungen und desto größer sind die Anforderungen an die kommunalen Dienstleistungen. So beeinflussen beispielsweise die PendlerInnenwege und -fahrten die Kosten für die Verkehrsinfrastrukturen und -angebote. Es wird folglich davon ausgegangen, dass die Erfüllung der Zentrenfunktion und insbesondere die Funktion als Arbeitszentrum sowie die bestehenden Beziehungen die finanzielle Situation einer Gemeinde stärker beeinflussen als die Größe der Wohnbevölkerung. Nachfolgend wird der Frage der unterschiedlichen Funktionen im Raum (Raumtypen) nachgegangen. Dabei werden zuerst die Systeme der Zentralen Orte in Salzburg, Niederösterreich und Tirol, wo sich die näher betrachteten drei ausgewählten Stadtregionen befinden, dargestellt. Da es in Österreich keine einheitliche und aktuelle Definition der Zentralen Orte beziehungsweise der Funktion im Raum gibt, entwickelte das KDZ für die gegenständliche Untersuchung eine eigene Raumtyp-Definition, welche nachfolgend vorgestellt wird.

1

Die Systeme der Zentralen Orte in Salzburg, Niederösterreich und Tirol

Nachfolgend sind die Zentrale-Orte-Systeme in den Bundesländern Salzburg, Niederösterreich und Tirol1 sowie die jeweilige Zuordnung der Städte zu den einzelnen Zentralitätsstufen in diesen Bundesländern als Grundlage zur Bestimmung der Raumtypen beschrieben.

1.1

System der Zentralen Orte in Salzburg

Die im Landesentwicklungsprogramm Salzburg2 festgelegte zentralörtliche Struktur definiert fünf unterschiedliche Stufen an Zentralen Orten auf Basis ihrer Versorgungsfunktion und des zugehörigen Versorgungsraumes (siehe nachfolgende Tabelle). Zusätzlich sieht das Landesraumordnungsprogramm „Zentralörtliche Standortbereiche“ vor, welche im Anschluss an Zentrale Orte der Stufe A und A* siedlungsstrukturell, funktionell und verkehrsmäßig mit dem Zentralen Ort eng verflochten sind und überörtliche Funktionen erfüllen. Diese können in Sachprogrammen festgelegt werden. Im Gegensatz zum niederösterreichischen System der Zentralen Orte, stellt diese Gliederung jedoch „keine Bestandsaussage dar, sondern soll die angestrebte zentralörtliche Funktion der

1 2

In diesen drei Bundesländern befinden sich die nachfolgend näher betrachteten ausgewählten drei Stadtregionen. Siehe dazu: Land Salzburg: Salzburger Landesentwicklungsprogramm, 2003.

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RAUMTYP

jeweiligen Gemeinde festlegen.“3 Es handelt sich demnach um Entwicklungsziele für die Region und die jeweiligen Gemeinden. Tabelle 1: Zentralitätsstufen in Salzburg

ZENTRALITÄTSSTUFE Stufe A

Stufe A*

Stufe B

Stufe C

Stufe D

VERSORGUNGFUNKTION

GEMEINDEN

Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen des spezialisierten, höheren Bedarfs. Versorgung der Bevölkerung von mehreren Planungsregionen mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfes und teilweise auch des höheren Bedarfes; Im Zentralraum ergänzend zur Landeshauptstadt und im ländlichen Raum als leistungsfähiges Zentrum der Versorgung und des Arbeitsmarktes. Versorgung der Bevölkerung über eine Planungsregion hinausgehend mit Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfes.

Salzburg

Hallein, Tamsweg, Bischofshofen und St. Johann im Pongau (Funktionsteilung), Saalfelden am Steinernen Meer und Zell am See (Funktionsteilung)

Oberndorf bei Salzburg mit Laufen an der Salzach (Funktionsteilung), Mittersill, Neumarkt am Wallersee mit Seekirchen am Wallersee und mit Straßwalchen (Funktionsteilung) Versorgung der Bevölkerung einer Abtenau, Lofer, Golling und Planungsregion mit Gütern und Diensten Kuchl (Funktionsteilung), des höheren Grundbedarfes. Altenmarkt im Pongau und Radstadt (Funktionsteilung); Badgastein und Bad Hofgastein (Funktionsteilung) Versorgung der Bevölkerung von Bürmoos, Hof bei Salzburg, Teilen einer Planungsregion mit Gütern und Mattsee, St. Gilgen, Thalgau, Diensten des qualifizierten Grundbedarfs. Schwarzach im Pongau, Wagrain, Werfen, Neunkirchen am Großvenediger, Taxenbach, Mauterndorf und St. Michael im Lungau (Funktionsteilung),

Quelle: Land Salzburg: Salzburger Landesentwicklungsprogramm, 2003.

Darauf aufbauend und ergänzend dazu werden die Gemeinden des Salzburger Zentralraums im Sach-Raumordnungsprogramm für Wohnen und Arbeiten4 fünf weiteren Kategorien entsprechend ihrer Funktion und räumlichen Lage zugeordnet: 3 4

Land Salzburg: Salzburger Landesentwicklungsprogramm, 2003, S. 13. Land Salzburg: Sachprogramm Standortentwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentralraum, 2009, S.9.

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RAUMTYP

Tabelle 2: Kategorisierung der Gemeinden im Salzburger Zentralraum KATEGORIE Regionalzentren

GEMEINDEN Stadt Salzburg, Hallein, Oberndorf, Seekirchen am Wallersee, Neumarkt am Wallersee, Straßwalchen

Bürmoos, Thalgau, Hof, St. Gilgen, Mattsee, Kuchl, Golling Regionale Nebenzentren Ergänzungsgemeinden Göming, Lamprechtshausen, Wals-Siezenheim, Oberalm Stadtumlandgemeinden Anif, Bergheim, Elsbethen, Grödig, Hallwang, Koppl, Puch bei Hallein Sonstige Gemeinden

Anthering, Berndorf bei Salzburg, Dorfbeurern, Ebenau, Elixhausen, Eugendorf, Faistenau, Fuschl am See, Großgmain, Henndorf am, Wallersee, Hintersee, Köstendorf, Nußdorf am Haunsberg, Obertrum am See, Plainfeld , St Georgen bei Salzburg, Schleedorf, Seeham, Strobl, Adnet, Krispl, Sankt Koloman, Scheffau am Tennengebirge, Bad Vigaun

Quelle: Land Salzburg: Sachprogramm Standortentwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentralraum, 2009.

Hinsichtlich der Zentren bestehen die folgenden Definitionen: 

5

Regionalzentren:5 sind Zentrale Orte, welche sich an den schienengebundenen Entwicklungsachsen befinden und sowohl durch Versorgungs- und Standortgunst, als auch durch Bauland- oder Baulanderweiterungspotenziale gekennzeichnet sind. Diesen Orten kommt vor allem als Wohn- und Arbeitsplatzstandort eine zentrale Bedeutung zu. Bei der Stadtgemeinde Salzburg handelt es sich gemäß Landesentwicklungsprogramm um einen zentralen Ort der Stufe A. Regionale Nebenzentren: sind Gemeinden, in welchen die Eigendynamik der Siedlungsund Arbeitsplatzentwicklung erhalten bleiben soll. Zusätzlich weisen diese Gemeinden sowohl eine hohe Versorgungs- und Standortqualität, als auch hinreichende Baulandoder Baulanderweiterungspotenziale auf. Ergänzungsgemeinden: sind bestimmte Gemeinden, welche an die Regionalzentren angrenzen und sich dadurch eignen, um das vorhandene Flächenpotenzial der Regionalzentren zu ergänzen. Diese Gemeinden sind eng mit dem Regionalzentrum verflochten. Stadtumlandgemeinden: sind Gemeinden im Stadt-Umlandbereich Salzburg, welche weder Kernstädte noch Ergänzungsgemeinden sind. In diesen Gemeinden soll eine, über den Bedarf der eigenen Gemeinde hinausgehende, Möglichkeit eines regionalen Funktionsabgleichs eröffnet werden. Sonstige Gemeinden: sind Gemeinden des Zentralraums, welche nicht für eine verstärkte Siedlungsentwicklung prädestiniert sind. Des Weiteren soll sich in diesen Gemeinden die Wohnungs- und Arbeitsplatzentwicklung lediglich auf den eigenen Bedarf der Gemeinde beschränken.

Vgl. Land Salzburg: Sachprogramm Standortentwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentralraum, 2009, S.16.

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RAUMTYP

1.2

System der Zentralen Orte in Niederösterreich

In Niederösterreich ist ein zentraler Ort folgendermaßen definiert: „Ein zentraler Ort ist das baulich zusammenhängende Siedlungsgebiet, das innerhalb einer Gemeinde die Funktion des Hauptortes erfüllt und im besonderen Maße Standort zentraler Einrichtungen ist, die in der Regel nicht nur die Bevölkerung der eigenen Gemeinde, sondern auch die Bevölkerung der Umlandgemeinden versorgen.“6 Des Weiteren werden die zentralen Orte im Niederösterreichischen Raumplanungsgesetz je nach Bedeutung, Reichweite, erforderlicher BenützerInnen- und KundInnenzahl und Häufigkeit der Inanspruchnahme der in ihnen vorhandenen bzw. vorgesehenen zentralen Einrichtungen in sechs Zentralitäts-Stufen unterteilt, wobei die Stufe VI die höchste Versorgungsebene (St. Pölten) darstellt.7 Tabelle 3: Zentralitätsstufen in Niederösterreich:

ZENTRALITÄTSSTUFE

AUSSTATTUNG bzw. VORAUSSETZUNGEN (laut §§ 9-13 NÖ ROG)

Stufe I

Ein zentraler Ort der Stufe I soll mit allen zentralen Einrichtungen, welche zur Grundversorgung der Bevölkerung dienen, ausgestattet sein Ein zentraler Ort der Stufe II erledigt die gleichen Aufgaben, jedoch in größerer Zahl und Vielfalt. Ein zentraler Ort der Stufe III weist neben den zentralen Einrichtungen der Stufe I und II, sowohl höherrangige Gesundheits- und Verwaltungseinrichtungen als auch Erholungs-, Vergnügungs-, Freizeit- und Sporteinrichtungen auf. Ein Ort der Stufe IV soll so ausgestattet sein, dass er die in seinem Gesamtbereich wohnende Bevölkerung mit allen öffentlichen und privaten zentralen Leistungen versorgt.

Stufe II

Stufe III

Stufe IV

Stufe V Stufe VI

Zusätzlich bietet ein Ort der Stufe V Leistungen an, welche nur selten nachgefragt werden. Als zentraler Ort der Stufe VI ist lediglich die Landeshauptstadt eingestuft.

GEMEINDEN

Felixdorf, Sollenau

Zwettl, Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Korneuburg, Tulln, Baden, Mödling, Neunkirchen, Amstetten Wiener Neustadt, Krems an der Donau St. Pölten

Quelle: Niederösterreichisches Raumordnungsprogramm LGBL. 8000/24-1 1992 § 2, Abs. 1.

6 7

Siehe NÖ Raumordnungsprogramm LGBL. 8000/24-1 1992 § 2, Abs. 1. Vgl.: NÖ Raumordnungsprogramm. LGBL. 8000/24-1 1992 § 1, Abs. 2(b).

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RAUMTYP

1.3

Das System der Zentralen Orte in Tirol8

Das Tiroler System basiert auf einem Dienstekatalog des Amtes der Tiroler Landesregierung und stellt ähnlich dem niederösterreichischen System eine Bestandsaussage dar, d. h. die Gemeinden wurden entsprechend der vorhandenen Dienste unterschiedlichen Ausstattungsstufen zugeordnet. Dabei werden zunächst vier Stufen unterschieden, die in weiterer Folge aufgrund der Anzahl der angebotenen Dienste in jeweils zwei bis drei Ränge untergliedert werden. Die oberste Stufe (OST) entspricht dem Rang 6 und wird von der Landeshauptstadt Innsbruck eingenommen, die Ränge 5 und 4 bilden die mittlere Stufe (MST), die Ränge 1 bis 3 die untere Stufe (UST). Die unterste Stufe (UUST) hingegen ist in die Ränge A bis C unterteilt. Zur untersten Stufe gehören Dienste, welche häufig bzw. in allen Gemeinden vorkommen wie z.B. das Gemeindeamt, während zur mittleren Stufe Dienste gehören, welche nur in gewissen Gemeinden genutzt werden können, wie z.B. Bezirkshauptmannschaften. Zur oberen Stufe werden Dienste gezählt, welche nur in wenigen Gemeinden angeboten werden können, als Beispiele dienen Finanzämter sowie Theater- und Opernhäuser. Tabelle 4: Zentralitätsstufen und Ränge in Tirol

ZENTRALITÄTSSTUFE bzw. RANG MST: Rang 5 MST: Rang 4 UST: Rang 3 UST: Rang 2

GEMEINDEN

UST: Rang 1

Götzens, Natters, Mutters, Rietz, Ampass, Weer, Gries am Brenner, Kolsass, Oberperfuss

UUST: Rang A

UUST: Rang B

Sistrans, Weerberg, Lans, Mieders, Birgitz, Fritzens, Navis, Rinn, Tulfes, Hatting, Patsch, Pettnau, Sellrain, Gnadenwald, Grinzens, Flaurling, Baumkirchen, Mühlbachl, Gries im Sellrain, Oberhofen im Inntal, Ranggen, Ellbögen, Telfes im Stubai, Gschnitz, Wattenberg, Obernberg am Brenner, Pfons, Schmirn Polling in Tirol, Vals, Kolsassberg, Pfaffenhofen

UUST: Rang C

Unterperfuss

Hall in Tirol Rum, Wattens Zirl, Steinach/Brenner, Völs Absam,Mils, Axams, Aldrans, Kematen in Tirol, Thaur, Inzing, Matrei am Brenner, Volders

Quelle: Amt der Tiroler Landesregierung: Das System der Zentralen Orte in Tirol 2010.

8

Vgl. Amt der Tiroler Landesregierung: Das System der Zentralen Orte in Tirol 2010, 2010, S.5ff

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RAUMTYP

2

Typisierung der Gemeinden – Raumtyp

In Ermangelung einer einheitlichen Typisierung der österreichischen Gemeinden nach ihrer Funktion und Lage im Raum wurde im Rahmen dieses Projektes eine grobe Klassifizierung der Gemeinden anhand von drei ausgewählten raumstrukturellen Merkmalen vorgenommen, um sich dieser Ausgangssituation anzunähern und eine Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Stadtregionen zu ermöglichen. Neben der Größe einer Gemeinde zielt die Typisierung einerseits auf die Bedeutung der Gemeinde als Arbeitszentrum und andererseits auf die Intensität und Ausrichtung der Beziehungen (im Berufsverkehr) zu anderen Gemeinden oder Städten ab. Nachfolgende Abbildung veranschaulicht das Schema zur Bildung der Raumtypen, die der Analyse der Struktur-, Leistungs- und Finanzdaten zugrunde liegen. Abbildung 1: Schema zur Bildung der Raumtypen

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

Ausschlaggebend für die Zuordnung der Gemeinden zu den Raumtypen sind die gemeindespezifischen Werte zu sieben ausgewählten statistischen Kennzahlen für die drei Hauptindikatoren: Der Typisierung liegen dabei mehrere Indikatoren zugrunde:   

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Gemeindegröße (Anzahl der Einwohnerinnen und Einwohner absolut); Bedeutung als regionales Arbeitszentrum (Anteil der Arbeitsplätze an den wohnhaften Erwerbspersonen, Anzahl der Einpendlerinnen und Einpendler); Intensität und Ausrichtung der räumlichen Beziehungen (Anteil der Auspendlerinnen und Auspendler an den Erwerbspersonen, Anteil der Pendlerinnen und Pendler ins Stadtregionszentrum an den Erwerbspersonen, Entfernung vom Stadtregionszentrum: Fahrzeit im motorisierten Individualverkehr).


RAUMTYP

Die Typisierung und Bildung der Klassen basiert auf einer Analyse der Gemeindemerkmale in den Stadtregionen hinsichtlich Korrelation und Häufigkeitsverteilung. In Einzelfällen wurden Gemeinden mit „grenznahen“ Merkmalsausprägungen einem benachbarten Typ zugewiesen, um die Anzahl der Typen gering zu halten. Insbesondere im TYP C Kleinregionale Zentren sind einige Gemeinden enthalten, die etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt (geringfügig erhöhte Fahrzeit) liegen und neben dem Stadtregionszentrum auch auf andere Zentren ausgerichtet sind. Nachfolgende Tabelle beinhaltet die detaillierte Beschreibung zu den einzelnen Raumtypen: Tabelle 5: Beschreibung der Raumtypen Typ Typ A

Bezeichnung Beschreibung Regionale Arbeitszentren Die Städte Salzburg, Innsbruck und Wiener Neustadt als Hauptzentren der Stadtregionen und Städte oder Gemeinden mit mehr als 5.000 EW, die als eigenständiges Arbeitszentrum für die Region fungieren (Arbeitsplätzeüberschuss sowie hohe Anzahl an EinpendlerInnen). Der AuspendlerInnenanteil dieser Städte ist vergleichsweise niedrig. Diesem Typ sind aufgrund einer hohen Arbeitsplatzsättigung und vieler EinpendlerInnen bei gleichzeitig niedrigerem AuspendlerInnenanteil auch die Salzburger Gemeinden Eugendorf, Thalgau, Neumarkt und Seekirchen am Wallersee zugeteilt.

Typ B

Arbeitszentrum im Stadtumland

Gemeinden und Städte, die einerseits große Bedeutung als Arbeitszentrum (Arbeitsplätzeüberschuss sowie hohe Anzahl an EinpendlerInnen) für die Region haben, gleichzeitig jedoch auch durch einen hohen Anteil an AuspendlerInnen in das nahegelegene Stadtregionszentrum gekennzeichnet sind (zentral ausgerichtet).

Typ C

Kleinregionales Zentrum

Gemeinden und Städte mit mehr als 5.000 EW, in denen deutlich weniger Arbeitsplätze zur Verfügung stehen als Erwerbspersonen in der Gemeinde wohnhaft sind, so dass die Mehrheit der Berufstätigen auspendelt. Aufgrund ihrer Größe fungieren sie zwar als Versorgungszentren für die umliegenden Gemeinden, sind jedoch in ihren Beziehungen sehr stark auf das Stadtregionszentrum ausgerichtet: Ein großer Anteil der Berufstätigen (mehr als 40 Prozent) pendelt ins Zentrum der Stadtregion. Diesem Typ sind auch die Gemeinden Absam in Tirol, Oberndorf in Salzburg und Kuchl zugeordnet, deren Berufstätige neben den Stadtregionszentren auch andere Städte (Hallein und Hall in Tirol) zum Ziel haben.

Typ D

Kleine Wohngemeinden zentrumsbezogen

Kleine Gemeinden (weniger als 5.000 EW), die einerseits im Nahbereich der Stadtregionszentren (maximal 30 Minuten Fahrzeit im Individualverkehr) liegen und gleichzeitig durch einen hohen AuspendlerInnenanteil insbesondere ins Stadtregionszentrum gekennzeichnet sind.

Typ E

Kleines Arbeitszentrum polyzentral

Kleine Gemeinden (weniger als 5.000 EW), die einerseits Bedeutung als Arbeitszentren (Arbeitsplätzeüberschuss sowie hohe Anzahl an EinpendlerInnen) für die Region haben, gleichzeitig jedoch auch durch einen hohen Anteil an AuspendlerInnen in mehrere Zentren gekennzeichnet sind (polyzentral ausgerichtet).

Typ F

Kleine Wohngemeinde polyzentral Kleine Wohngemeinde weniger verflochten

Kleine Gemeinden (weniger als 5.000 EW), die durch einen hohen Anteil an AuspendlerInnen in mehrere Zentren gekennzeichnet sind (polyzentral ausgerichtet). Kleine Gemeinden (weniger als 5.000 EW), die zumeist schlecht erreichbar, abseits der zentralen Regionen (mehr als 30 Minuten Fahrzeit ins Stadtregionzentrum im Individualverkehr) liegen und einen AuspendlerInnenanteil von weniger als 70 Prozent aufweisen.

Typ G

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

Während die Gemeinden im Raumtyp A eine vergleichsweise hohe Eigenständigkeit mit einem zumindest ausreichenden Arbeitsplatzangebot für die Wohnbevölkerung und einer hohen Anzahl an Einpendlerinnen und Einpendlern zu Berufszwecken darstellen, sind die Gemeinden der Typen B, C und D sehr stark an das Stadtregionszentrum gebunden: Sie liegen überwiegend im Nahbereich des Zentrums – im direkten Stadtumland, nicht mehr als 30 Minuten Fahrzeit im Motorisierten Individualverkehr entfernt und weisen einen Anteil von mindestens 40 Prozent der Erwerbspersonen auf, die ins Zentrum zur Arbeit pendeln.

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RAUMTYP

Über die weitere Unterscheidung nach dem Indikator „Arbeitszentrum“ und „Gemeindegröße“ können diese Stadtumlandgemeinden weiter differenziert betrachtet werden. Der Typ E stellt ein kleineres Arbeitszentrum in mittlerer Entfernung zum Stadtregionszentrum dar, aus dem die Berufstätigen in mehrere Zentren auspendeln (polyzentral ausgerichtet). Der überwiegende Teil der Gemeinden ist den Typen D, F und G zuzuordnen. Es handelt sich dabei ausschließlich um kleine Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die keine Bedeutung als Arbeitszentrum für die Region aufweisen und folglich entsprechend ihrer Hauptfunktion als Wohngemeinden bezeichnet werden. Unterscheidungskriterium bildet hier einerseits das Ausmaß der PendlerInnenbeziehungen zu anderen Gemeinden (AuspendlerInnenanteil) und die Stärke des Einflusses des Stadtregionszentrums (Anteil der Zentrumspendlerinnen und -pendler). In nachfolgender Tabelle mit der Häufigkeitsverteilung der Gemeinden nach Raumtypen in den einzelnen Stadtregionen lassen sich die strukturellen Unterschiede der Stadtregionen ablesen. Tabelle 6: Verteilung der Gemeinden auf die Raumtypen

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten Gesamt

Innsbruck Salzburg 3 6 2 5 4 3 18 4 1 1 29 17 4 10 61

46

Wiener Neustadt 1

2 10 3

Gesamt 10 7 7 22 4 56 17

16

123

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

Insgesamt liegen 123 Gemeinden in den drei Stadtregionen Salzburg, Innsbruck und Wiener Neustadt. Die Mehrheit der Gemeinden – insgesamt 61 Gemeinden – liegt in der Stadtregion Innsbruck, welche auch flächenmäßig etwas größer ist als die Stadtregion Salzburg. Die Stadtregion Innsbruck ist jedoch vergleichsweise sehr kleinteilig strukturiert, es überwiegen die sehr kleinen Gemeinden, wobei der Großteil in starker Verbindung zum Stadtregionszentrum Innsbruck steht: von 61 Gemeinden sind 24 Gemeinden (rund 40 Prozent) stark zentrumsorientiert, d.h. mehr als 40 Prozent der Erwerbstätigen pendeln nach Innsbruck. In der Stadtregion Salzburg sind hingegen nur zwölf bzw. 26 Prozent der 46 Gemeinden den stark zentrumsbezogenen Typen B, C und D zuzurechnen. In der Stadtregion Wiener Neustadt hat der Großteil der Pendlerinnen und Pendler Wien und andere Gemeinden im Südraum von Wien zum Ziel. Es gibt keine Gemeinde, von der aus mindestens 40 Prozent der Erwerbspersonen nach Wiener Neustadt pendeln. Darüber hinaus handelt es sich mit Ausnahme des Stadtregionszentrum Wiener Neustadt um kleine Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Nachfolgende Abbildungen zeigen die typisierten Gemeinden (Raumtypen) in ihrer räumlichen Verteilung innerhalb der einzelnen Stadtregionen.

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RAUMTYP

Abbildung 2: Gemeinden nach Raumtyp

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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RAUMTYP

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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STADTREGIONSPROFIL

III Stadtregionsprofil Vor dem Hintergrund der Leistungserbringung interessiert, wie die Aufgaben innerhalb einer Stadtregion auf die einzelnen Gemeinden verteilt sind und welche finanziellen Auswirkungen sich daraus für die einzelnen Gemeinden ergeben. Da sich die einzelnen Stadtregionen hinsichtlich ihrer Größe, Gemeindezusammensetzung und Komplexität deutlich voneinander unterscheiden, soll auf Basis der drei ausgewählten Stadtregionen Innsbruck (61 Gemeinden), Salzburg (46 Gemeinden) und Wiener Neustadt (16 Gemeinden) eine vertiefende Betrachtung der Leistungserbringung nach den einzelnen Gemeinden erfolgen. Um eine Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Stadtregionen herzustellen, wurden die im Kapitel II vorgestellten Raumtypen konstruiert. Für die Erläuterungen der nachfolgenden Grund- und Strukturdaten sowie auch für die Finanzdaten werden die Gemeinden nach Raumtypen dargestellt.

1

Grund- und Strukturdaten

Die räumlichen Strukturen der drei Stadtregionen Innsbruck, Salzburg und Wiener Neustadt sind teilweise sehr heterogen. Beispielsweise wird die räumliche Struktur der Stadtregion Innsbruck aufgrund ihrer Topografie vom eingeschränkten Siedlungsraum und dessen Entwicklungsmöglichkeiten stark geprägt. Für die Struktur und deren Entwicklung der Stadtregion Salzburg hingegen kommt dem Verlauf der Hauptverkehrsachsen eine große Bedeutung zu. In der Stadtregion Wiener Neustadt besteht ein großer Einfluss der Großstadt Wien auf die strukturelle Entwicklung in der Region. Diese unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die räumliche Struktur tragen dazu bei, wie sich die Bevölkerung und damit verbunden die Siedlungsstruktur in den Stadtregionen entwickelt. Bevölkerung und Siedlungsdichte Grundsätzlich gilt, dass die Bevölkerung in Österreich wächst. Diese Entwicklung verteilt sich allerdings in den vergangenen Jahrzehnten nicht auf das gesamte Bundesgebiet im selben Ausmaß. Beispielsweise ist in den westlichen Bundesländern das Wachstum stärker als in den südlichen und östlichen Bundesländern. Aber auch innerhalb eines Bundeslandes kann es zu sehr unterschiedlichen Entwicklungen kommen. In den Stadtregionen Innsbruck, Salzburg und Wiener Neustadt ist dieser Bundesländertrend weniger sichtbar, hingegen sind starke Unterschiede zwischen den Raumtypen erkennbar. Insgesamt leben rund 673.000 Einwohnerinnen und Einwohner in den drei Stadtregionen, wobei 39 Prozent in der Stadtregion Innsbruck, 48 Prozent in der Stadtregion Salzburg und zwölf Prozent in der Stadtregion Wiener Neustadt leben. In Bezug auf die Raumtypen zeigt sich, dass 56 Prozent der Bevölkerung in den zehn Gemeinden des Typs A Regionale Arbeitszentren wohnen. Der Bevölkerungsstand, die Bevölkerungsentwicklung sowie die Siedlungsdichte werden in Abbildung 3 für die drei Stadtregionen dargestellt. Bei der Bevölkerungsentwicklung seit 2002 geht aus Abbildung 3 sehr gut hervor, dass ausgehend vom Zentrum ein Bevölkerungswachstum stattgefunden hat, während in Gemeinden des Raumtyps G eine eher stagnierende oder rückläufige Entwicklung sichtbar ist. In insgesamt 19 Gemeinden (davon zwölf in der Stadtregion Innsbruck) ist seit 2002 eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung beobachtbar. Demgegenüber stehen 26 Gemeinden mit einem

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STADTREGIONSPROFIL

Wachstum von über zehn Prozent, wovon fünf Gemeinden (davon vier in der Stadtregion Innsbruck) sogar über 20 Prozent verzeichnen. Zusammengefasst zeigt sich für die Stadtregion Wiener Neustadt, dass die starke Ausrichtung Richtung Norden (Wien) insbesondere durch die Bevölkerungsverteilung sichtbar wird. Die nördlich von Wiener Neustadt gelegenen Gemeinden sind deutlich dichter besiedelt und weisen zumeist eine stark dynamische Bevölkerungsentwicklung auf, während die Gemeinden im südlichen Bereich der Stadtregion Bevölkerungsrückgänge verzeichnen. Die Stadtregion Salzburg ist hingegen viel großteiliger strukturiert, da die einzelnen Gemeinden hinsichtlich der Fläche als auch Bevölkerung größer sind. Anhand der räumlichen Verteilung der Bevölkerung und viel mehr noch der Arbeitsplätze, ist in der Stadtregion Salzburg deutlich die sehr starke Konzentration auf das Zentrum mit dem Stadtumland und entlang der Hauptverkehrsachsen – insbesondere der Autobahn – aber auch entlang der Westbahn im Raum um den Wallersee abzulesen. Die räumlichen Strukturen der Stadtregion Innsbruck sind bestimmt durch die Topografie, die den Siedlungsraum und damit auch die Entwicklungsräume stark beschränkt. Die Bevölkerung als auch die Arbeitsplätze konzentrieren sich in den Tallagen entlang der Autobahn und insbesondere östlich von Innsbruck. Im Vergleich zur Stadtregion Salzburg sind die Gemeinden sehr klein strukturiert, rund 74 Prozent der Gemeinden haben weniger als 2.500 Einwohnerinnen und Einwohner. Bei der Stadtregion Salzburg liegt dieser Anteil lediglich bei 24 Prozent.

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STADTREGIONSPROFIL

Abbildung 3: Bevรถlkerungsstand, Bevรถlkerungsentwicklung und Siedlungsdichte

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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STADTREGIONSPROFIL

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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STADTREGIONSPROFIL

Ein weiterer wichtiger demografischer Aspekt ist die Altersstruktur. Eine Zunahme der unter 15-Jährigen ist mit einer Erhöhung der Leistungsnachfrage vor allem in den Bereichen Kinderbetreuung und schulische Ausbildung verbunden, während der Anstieg der über 65-jährigen Personen mit einem Veränderungsprozess im Pflegebereich einhergeht. Mittel- bis langfristig angelegte Bevölkerungsprognosen gehen von einer verstärkten Zunahme der älteren Bevölkerung aus. In Tabelle 7 wird ein aktueller Überblick der Altersstrukturen in den einzelnen Raumtypen gegeben. Auf den ersten Blick sind zwischen den Raumtypen keine großen Unterschiede erkennbar. Genauer betrachtet zeigt sich, dass den Raumtypen D und F die höchsten Anteile an unter 15-Jährigen zugewiesen sind. Tabelle 7: Altersstruktur nach Raumtyp, 2012

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

unter 15 Jährige 15,2% 14,6% 15,0% 15,8% 15,3% 15,9% 15,3%

15 bis 64 Jährige 68,4% 68,0% 68,9% 69,0% 66,8% 68,4% 67,5%

ab 65 Jährige 16,4% 17,4% 16,1% 15,3% 17,8% 15,7% 17,1%

Quelle: Statistik Austria: Bevölkerungsstatistik; KDZ: eigene Berechnung 2013.

Zusätzlich sei darauf hingewiesen, dass zwischen den drei Stadtregionen auch deutliche Unterschiede beobachtbar sind. Die Stadtregion Innsbruck hat mit durchschnittlich 17,6 Prozent die höchsten Anteile der über 65-Jährigen. Demgegenüber stehen nur 14,8 Prozent der unter 15-Jährigen. Die Bevölkerung der Stadtregion Salzburg ist hingegen mit einem Anteil von 16 Prozent der unter 15-Jährigen Personen deutlich jünger. Auffällig ist, dass in der Stadtregion Innsbruck im Raumtyp G, welche kleine, wenig verflochtene Wohngemeinden sind, der Anteil der über 65 Jährigen bei 22,5 Prozent liegt.

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Abbildung 4: Arbeitsplätze, Erwerbspersonen sowie Einpendlerinnen und Einpendler 2010

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Gemeinden als Arbeitszentrum Bereits bei der Bildung der Hauptindikatoren für die Bildung der Raumtypen wurde die zentrale Bedeutung jener Gemeinden, welche als Arbeitszentrum innerhalb einer Stadtregion wirken, beschrieben. Damit eine Gemeinde als Arbeitszentrum bezeichnet wird, sind der Anteil der Arbeitsplätze an den wohnhaften Erwerbspersonen sowie die Anzahl der Einpendlerinnen und Einpendler von Bedeutung. In der Stadtregion Innsbruck konzentrieren sich die Arbeitsplätze ähnlich wie die Bevölkerung in den Tallagen entlang der Autobahn, wobei der Schwerpunkt östlich von Innsbruck liegt. Neben Innsbruck treten insbesondere die Gemeinden Hall in Tirol, Wattens und Rum als Arbeitszentren hervor. Weniger topografische Gegebenheiten, sondern viel mehr die Hauptverkehrsachsen beeinflussen die Lage der Arbeitszentren in der Stadtregion Salzburg. Im Vergleich zur Bevölkerungsverteilung sind die Arbeitsplätze noch stärker entlang der Autobahn konzentriert. Neben Salzburg zählen Hallein, Eugendorf, Neumarkt am Wallersee, Thalgau und Seekirchen am Wallersee zu den regionalen Arbeitszentren. In der Stadtregion Wiener Neustadt können hinsichtlich des Arbeitsmarktes neben der Stadt Wiener Neustadt selbst nur noch die Gemeinden Neudörfl im Burgenland und Sollenau ein nennenswertes Arbeitsplatzpotenzial in der Stadtregion anbieten. Für viele Einwohnerinnen und Einwohner dieser Stadtregion ist Wien das Arbeitszentrum, was sich durch starke Pendlerbeziehungen nach Wien darstellt. In Abbildung 4 werden (in den Säulen) einerseits die Arbeitsplätze und die Einpendlerinnen und Einpendler dargestellt, andererseits zeigt die Einfärbung der Flächen, wie vielen Erwerbspersonen theoretisch in der eigenen Gemeinde ein Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Je höher dieser Anteil ist, desto größer ist auch die Bedeutung dieser Gemeinde als Arbeitszentrum für die umliegenden Gemeinden und die gesamte Region. Die durchschnittliche Anzahl an Erwerbstätigen – unterteilt nach Wirtschaftsbereichen für die drei Stadtregionen – wird in Tabelle 8 gezeigt. Die Wirtschaftsbereiche Dienstleistung, Industrie und Verwaltung sind grundsätzlich jene Bereiche mit den meisten Erwerbstätigen, allerdings kommt ihnen in den einzelnen Raumtypen unterschiedliche Bedeutung zu. Dem Dienstleistungsbereich werden über 45 Prozent der Erwerbstätigen in Gemeinden der Typen A, B und D zugeordnet. Die Verwaltung kommt im Raumtyp C mit 31 Prozent der Erwerbstätigen die höchste Bedeutung zu. Der Industriebereich ist mit einem Anteil von 26 Prozent in Gemeinden der Typen E, F und G am höchsten, da hier der Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich nur sehr schwach vertreten ist. Absolut betrachtet liegt der Großteil der Arbeitsplätze in Gemeinden des Raumtyps A. Tabelle 8: Durchschnittliche Anzahl an Erwerbstätigen nach Wirtschaftsbereichen, 2010

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

Agrar 144 72 57 38 51 39 69

Dienstleistung 8.473 1.578 1.388 487 843 388 551

Industrie 2.895 539 656 185 516 245 301

Quelle: Statistik Austria: Erwerbsstatistik; KDZ: eigene Berechnung 2013.

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Tourismus 1.133 178 127 49 74 39 70

Verwaltung 4.697 770 996 311 504 213 255

Sonstiges 112 28 18 5 15 6 10

SUMME 17.454 3.165 3.242 1.076 2.002 931 1.256


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PendlerInnenbeziehungen Für die Zuordnung, ob eine Gemeinde ein Arbeitszentrum ist, werden u.a. die PendlerInnenbeziehungen betrachtet. Hierbei wird zwischen Einpendlerinnen und Einpendlern in eine Gemeinde sowie Auspendlerinnen und Auspendlern aus einer Gemeinde unterschieden. Bei den Stadtregionen Innsbruck und Salzburg steht das jeweilige Zentrum der Stadtregion bei den PendlerInnenbeziehungen im Fokus. Hingegen zeigt Abbildung 5, dass in der Stadtregion Wiener Neustadt der stärkste PendlerInnenstrom Richtung Wien gerichtet ist. In der Stadtregion Innsbruck sind die PendlerInnenbeziehungen sehr stark linear gebündelt und zentral ausgerichtet, wobei dies topografisch bedingt ist. Es sind stark gebündelte Verkehrsströme entlang der Ost-West-Achse aus den Daten der PendlerInnenstatistik erkennbar. Neben Innsbruck sind Hall in Tirol, Rum und Wattens wichtige Ziele für Pendlerinnen und Pendler. Innerhalb der Stadtregion Salzburg sind neben der Stadt Salzburg die Gemeinden WalsSiezenheim, Hallein und Bergheim zentrale PendlerInnenziele. Beim Anteil der Auspendlerinnen und Auspendler zu Erwerbszwecken an den Erwerbspersonen gab es nur in der Stadtregion Innsbruck zwölf Gemeinden, die im Jahr 2010 eine Quote von über 80 Prozent hatten. In Abbildung 6 wird die Erreichbarkeit im motorisierten Individualverkehr grafisch dargestellt, indem die Fahrzeit ins Zentrum der Stadtregion aus dem jeweiligen Gemeindezentrum in Minuten in den Flächen farblich unterschieden wird. Dabei werden einerseits die wesentlichen Verkehrsachsen deutlich, da entlang dieser eine bessere Erreichbarkeit besteht. Andererseits verringert sich die Erreichbarkeit, desto weiter man sich vom Stadtregionszentrum entfernt. So liegen Fahrtzeiten in peripheren Gebieten einer Stadtregion durchaus auch bei mehr als 40 Minuten.

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Abbildung 5: Räumliche Beziehungen / PendlerInnenverflechtungen

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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STADTREGIONSPROFIL

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Abbildung 6: Erreichbarkeiten im motorisierten Individualverkehr

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Infrastrukturen und kommunales Leistungsangebot

Nach den Grund- und Strukturdaten, welche einen allgemeinen Überblick über die Stadtregionen bzw. die Raumtypen gegeben haben, werden nun die ausgewählten Leistungsbereiche Bildung und Kinderbetreuung, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Gemeindekooperationen nach Raumtypen nähergebracht. Eine weiterführende Darstellung des kommunalen Leistungsangebotes ist aufgrund der mangelnden Datenlage leider nicht möglich.

2.1

Ausgewählte Leistungsbereiche

Bereich Kinderbetreuung In den nachfolgenden Abbildungen wird die Anzahl der betreuten Kindern (Säulen) sowie die Kinderbetreuungsquoten der unter 6-Jährigen dargestellt. In absoluten Zahlen betrachtet zeigt sich die zentrale Bedeutung der großen Zentrumsstädte. Bei den Betreuungsquoten zeigen sich einerseits aufgrund unterschiedlicher landesgesetzlicher Bestimmungen und Rahmenbedingungen zwischen den einzelnen Stadtregionen Unterschiede, andererseits variieren die Betreuungsquoten auch innerhalb einer Stadtregion beträchtlich. So liegt die durchschnittliche Betreuungsquote der Kinder unter 6 Jahren in der Stadtregion Wiener Neustadt bei 64 Prozent, in den Stadtregionen Salzburg und Innsbruck bei 51 bzw. 53 Prozent. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass im Bereich der Kinderbetreuung bereits interkommunale Kooperationen bestehen. So können vereinzelt Betreuungsquoten über 100 Prozent entstehen, wenn sehr viele Kinder aus benachbarten Gemeinden mitbetreut werden. Dies dürfte insbesondere in der Stadtregion Wiener Neustadt zutreffen, in welcher die Stadt-UmlandGemeinden teils sehr hohe Betreuungsquoten aufweisen. Weiters ist erkennbar, dass – unabhängig von der jeweiligen Stadtregion – bei den Kinderbetreuungsquoten zwischen den Raumtypen nur geringfügige Unterschiede bestehen, wie dies in Tabelle 9 deutlich wird. Dies zeigt jedoch auch, wie schwierig ein Vergleich im Kinderbetreuungsbereich ist. So sind beispielsweise unterschiedliche Betreuungsstrukturen (z.B. Anteil der Tagesmütter und -väter wird in dieser Statistik nicht erfasst) zu berücksichtigen. Für die Leistungserbringung und die damit verbundenen finanziellen Erfordernisse sind außerdem die unterschiedlichen Leistungsstandards zu berücksichtigen. So ist ein Krippenplatz teurer als ein Kindergartenplatz. Auch bestehen teils beträchtliche Unterschiede zwischen Gemeinden hinsichtlich Öffnungszeiten und Schließtagen.

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Abbildung 7: Kinderbetreuung in Kindertagesheimstätten

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Tabelle 9: Betreute Kinder unter 6 Jahren und Betreuungsquote (Schuljahr 2011/2012)

Quelle: Statistik Austria: Kindertagesheimstatistik 2011/2012; KDZ: eigene Berechnung 2013.

Schulbereich Für das kommunale Leistungsangebot in finanzieller Hinsicht besonders wichtig ist die Zahl der Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler, da hier die Infrastruktur sowie der laufende Betrieb durch die Gemeinden zu gewährleisten sind. In Bezug auf Stadtregionen von Interesse sind jedoch auch die Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen, da es hier zu beträchtlichen PendlerInnenbewegungen und einem damit verbundenen Leistungsaustausch kommt. Auch hier sind sowohl Unterschiede zwischen den Stadtregionen als auch innerhalb der Stadtregionen erkennbar. Kommt es bei den Pflichtschulen noch zu einer ähnlichen Verteilung im Raum, so finden sich die weiterführenden Schulen in den Zentren. Dadurch ergibt sich, dass rund 73 Prozent sämtlicher SchülerInnen und Schüler in Gemeinden des Raumtyps A zur Schule gehen (bei einem Anteil von 56 Prozent an der Stadtregions-Bevölkerung). Doch auch bei anderen Raumtypen finden sich Schulzentren. Tabelle 10: Pflichtschülerinnen und -schüler sowie Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen

Anmerkung: exklusive Schülerinnen und Schüler in Berufsschulen. Quelle: Statistik Austria: Schulstatistik 2010/2011; KDZ: eigene Berechnung 2013.

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Abbildung 8: Schulzentren 2010/2011

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

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Krankenanstalten und Kultur- und Freizeiteinrichtungen Besonders schwierig ist die Darstellung der kommunalen Leistungserbringung im Bereich der Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie im Gesundheits- und Sozialbereich, da hierzu nur unzureichend Datenmaterial zur Verfügung steht. Nachfolgend erfolgt daher eine Konzentration auf ausgewählte Bereiche, in welchen einerseits Daten vorhanden, andererseits ergänzende Recherchen9 möglich waren. Betrachtet man das Angebot an Krankenanstalten und Kultur- und Freizeiteinrichtungen nach Raumtypen, fällt auf, dass die zehn Gemeinden des Typ A fast als alleinige Anbieter auftreten. In den Gemeinden der Typen F und G gibt es zwar auch Einrichtungen (Bäder und Museen), allerdings umfassen diese beiden Typen 73 Gemeinden. Diese Tabelle betont die große Bedeutung der zentralörtlichen Aufgaben der größeren Städte. Bei einem Vergleich der dargestellten Kultur- und Freizeiteinrichtungen ist darauf hinzuweisen, dass es hier keinen einheitlichen Datensatz gibt, wodurch eine Vollständigkeit der Ergebnisse nicht garantiert werden kann. Auch ist auf sehr unterschiedliche institutionelle Rahmenbedingungen einerseits zwischen den Stadtregionen, andererseits innerhalb der Stadtregion hinzuweisen. Auch die Einzugsbereiche stellen einen wesentlichen Unterscheidungsfaktor dar. So handelt es sich bei Sport- und Kultureinrichtungen in zentralen Orten meist um größere Einrichtungen als bei kleineren Gemeinden. Tabelle 11: Ausgewählte Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Krankenanstalten Krankenanstalten Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

Bäder 17 1 3 1 0 4 0

Museen 18 2 4 4 1 10 5

Theater 63 3 6 2 1 16 11

Konzertsäle 25 2 2 0 0 2 1

28 0 1 0 0 0 0

Quelle: Statistik Austria: Österreichs Städte in Zahlen 2012; Recherchen auf den Gemeindehomepages in den Stadtregionen; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

2.2

Gemeindekooperationen in den Stadtregionen

Neben der kommunalen Leistungserbringung selbst interessiert auch, in welchem Ausmaß bereits jetzt Gemeindekooperationen in den Stadtregionen bestehen. Da es hierzu keine einheitliche und umfassende Datenbasis gibt, basiert die nachfolgende Darstellung auf unseren Recherchen.10 Dabei handelt es sich sicherlich nicht um eine vollständige Darstellung, allerdings ist dennoch erkennbar, dass bereits eine Vielzahl an Kooperationen besteht. Ein wichtiger Kooperationsbereich ist hierbei die regionale Zusammenarbeit. Hier finden sich zahlreiche Planungs- und Regionalverbände. Ein weiterer wichtiger Bereich sind kostenintensive Infrastrukturleistungen wie die Wasserver- und -entsorgung oder die Abfallentsorgung. Ebenfalls Kooperationen finden sich im Tourismusbereich. Daneben zeigen sich institutionelle Unterschiede zwischen den Bundesländern, wie beispielsweise im ÖPNV oder im Sozialbereich. 9

Vorrangig Recherchen über die Homepages der einzelnen Gemeinden. Vorrangig Recherchen über die Homepages der einzelnen Gemeinden sowie der Region.

10

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Staatsbürgerschafts- und Standesamtverbände (viele kleine Verbände) Verband für ÖPNV Flachgau l (12 Gemeinden) Verband für ÖPNV Flachgau ll (12 Gemeinden)

Standesamtverband Telfs (5 Gemeinden)

Abwasserverband Unteres Wipptal (4 Gemeinden) Abwasserverband Hall in Tirol Fritzens (16 Gemeinden) Abwasserverband Oberes Wipptal Abwasserverband Telfs und Umgebung (3 Gemeinden) Abwasserverband Westliches Mittelgebirge (5 Gemeinden) Abwasserverband Zirl und Umgebung (12 Gemeinden)

Altenwohnheimverband Telfs (5 Gemeinden) Altersheimverband Westliches Mittelgebirge ( 3 Gemeinden) Gemeindeverband Altersheim Annaheim (2 Gemeinden)

Erschließung Gewerbepark Aldrans-Lans-Sistrans (3 Gemeinden)

Staatsbürgerschafts- und Standesamtverbände Öffentlicher Personennahverkehr

Wasserver-und -entsorgung

Altenbetreuung

Gewerbepark

Regionplanung und entwicklung

Verwaltungsgemeinschaft SeniorInnenwohnheim (8 Gemeinden)

Reinhalteverband Großraum Salzburg (13 Gemeinden) Wasserverband Salzburger Becken (16 Gemeinden)

Euroregio (über 90 Gemeinden aus Salzburg und Bayern) Regionalverband Flaugau Nord (7 Gemeinden) Regionalverband Salzburg Stadt und Umgebungsgemeinden (12 Gemeinden) Regionalverband Osterhorngruppe (8 Gemeinden) Regionalverband Salzburger Seengebiet (12 Gemeinden) Regionalverband Tennengau (9 Gemeinden)

Tourimus

Planungsverband Schwaz-Jenbach und Umgebung (13 Gemeinden) Planungsverband Südöstl. Mittelgebirge (7 Gemeinden) Planungsverband Telfs u. Umgeb. – Salzstraße (9 Gemeinden) Planungsverband Völs – Kematen u. Umgeb.– Sellrain (6 Gemeinden) Planungsverband Wattens und Umgebung (7 Gemeinden) Planungsverband Wipptal (11 Gemeinden) Planungsverband-Hall und Umgebung (6 Gemeinden) Planungsverband-Innsbruck und Umgebung (alle Gemeinden) Regionalmanagement Wipptal (11 Gemeinden)

Abfallverband Großraum Salzburg (alle Gemeinden)

Stadtregion Salzburg

Fremdenverkehrsverband St.Koloman Fremdenverkehrsverband Ebenau Tourismusverbände (viele Gemeinden mit eigenem Verband)

Abfallverband Südöstl. Mittelgebirge (7 Gemeinden) Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) (104 Gemeinden aus ganz Tirol) Abfallwirtschaftszentrum Unteres Wipptal (4 Gemeinden)

Stadtregion Innsbruck

Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer (Innsbruck und zahlreiche Umlandgemeinden) Tourismusverband Region Hall - Wattens (11 Gemeinden)

Abfall

Thema

Gemeindewasserversorgungsverband Felixdorf-Sollenau (2 Gemeinden) Abwasserverband Wiener Neustadt-Süd (7 Gemeinden)

Verkehrsverbund Ostregion (alle Gemeinden)

LEADER-Region Bucklige Welt - Wechselland (6 Gemeinden) Regionalmanagement Niederösterreich (alle Gemeinden) Regionalverband Industrieviertel (alle Gemeinden) Verband für Landes-, Regional- und Gemeindeentwicklung (Gemeinden aus ganz NÖ) Verein Bucklige Welt Regionalentwicklung (6 Gemeinden) Kleinregion Steinfeld (3 Gemeinden) Gemeinsame Region Schneebergland (1 Gemeinde) Gemeinsame Region Bucklige Welt (9 Gemeinden)

Tourismusverband Bucklige Welt (6 Gemeinden)

Abfallwirtschaftsverband Wiener Neustadt(10 Gemeinden)

Stadtregion Wiener Neustadt

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Tabelle 12: Gemeindekooperationen in ausgewählten Aufgabenbereichen

Quelle: KDZ: eigene Recherche 2013.

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3

Finanzielle Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung des Raumtyps

Die Gemeinden einer Stadtregion können auf verschiedene finanzielle Ressourcen zurückgreifen. So kommt es einerseits durch den Finanzausgleich zu einer Grundausstattung der Gemeinden, andererseits tragen jedoch auch eigene Steuern, Gebühren und sonstige eigene Einnahmen wesentlich zur Finanzierung der Leistungserbringung bei. Daneben werden die finanziellen Möglichkeiten jedoch auch durch zahlreiche Transfers – insbesondere mit den Ländern – beeinflusst (vor allem Umlagen, Bedarfszuweisungen, Landesförderungen). Um die finanziellen Rahmenbedingungen einer Gemeinde darzustellen, werden zentrale Finanzkennzahlen berechnet. Hierzu zählen sowohl zentrale Einnahmen- als auch Ausgabenkategorien. So sollen beispielsweise einerseits die Verteilung des Kommunalsteueraufkommens, andererseits auch die Transferströme innerhalb einer Stadtregion dargestellt werden.

3.1

Ausgabenstruktur

Die Ausgabenhöhe von Gemeinden hängt von mehreren Faktoren ab. Bei der Interpretation des Ausgabenniveaus ist dabei eine nähere Betrachtung der Ausgabenstruktur hilfreich. Nachfolgend erfolgt einerseits eine Betrachtung der Ausgaben hinsichtlich Ausgabentypen (Unterscheidung nach Basisaufgaben, zentralörtlichen Aufgaben etc.), andererseits werden die einzelnen Aufgabenbereiche näher betrachtet. Ausgaben nach Aufgabentypen Bei dieser Betrachtung der Ausgaben nach Aufgabentypen nach Bröthaler et.al.11 steht die räumliche Bezugsebene im Vordergrund. Dabei erfolgt eine Unterscheidung in Basisaufgaben, naturraumbezogene Aufgaben, ballungsspezifische Aufgaben sowie zentralörtliche Aufgaben. Basisaufgaben sind dabei solche Aufgaben, welche als Folge gesetzlicher Bestimmungen und zur Gewährleistung der Grundversorgung der Bevölkerung wahrgenommen werden und von sämtlichen Gemeinden erbracht werden müssen. Naturraumbezogene Aufgaben sind ausdrücklich auf den Naturraum (z.B. land- und forstwirtschaftlicher Wegebau, Wildbachverbauungen) bezogen. Ballungsraumspezifische Aufgaben werden nicht nur von der Kernstadt, sondern auch von Bewohnerinnen und Bewohnern des Umlandes genutzt. Zentralörtliche Aufgaben werden auch für die Bewohnerinnen und Bewohner des weiteren Umlandes erbracht. Nachfolgende Abbildung zeigt die Pro-Kopf-Ausgaben der Gemeinden nach Raumtyp und Aufgabentyp. Dabei zeigt sich, dass die hohen Pro-Kopf-Ausgaben bei Raumtyp A-C auf besonders hohe Werte bei den Basisaufgaben zurückzuführen sind. Hier muss berücksichtigt werden, dass die Aufgabenintensität in den einzelnen Gemeinden sehr unterschiedlich ist. Insbesondere größere Gemeinden und Städte (wie dies auf Raumtyp A-C zutrifft) erbringen oft höhere Leistungsqualitäten (z.B. verbesserte Betreuungszeiten in der Kinderbetreuung, zusätzliche Leistungen in der Altenbetreuung).

11

Eine nähere Beschreibung dieses Ansatzes findet sich im Hauptbericht „Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen“ im Grundlagenkapitel.

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STADTREGIONSPROFIL

Auch das Ausmaß an ballungsraumspezifischen und zentralörtlichen Aufgaben hängt von der Gemeindegröße ab. Abbildung 9: Ausgaben nach Aufgabentypen pro Kopf, 2011

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten 0 Basisaufgaben

Naturraumbezogene Aufgaben

500

Euro pro Kopf

1.000

Ballungsraumspezifische Aufgaben

1.500 Finanzwirtschaftliche Aufgaben

2.000

2.500

Zentralörtliche Aufgaben

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

Ausgaben nach ausgewählten Aufgabenbereichen Um ein umfassenderes Bild hinsichtlich der Leistungserbringung innerhalb einer Stadtregion zu erhalten, soll über die Auswertung der laufenden Ausgaben in zentralen Aufgabenbereichen12 der Gemeinden eine Annäherung zur Frage der unterschiedlichen Leistungserbringung nach Gemeinden erfolgen. Insgesamt zeigen sich beim Raumtyp A die höchsten Pro-Kopf-Werte, was sich auch in überdurchschnittlichen Werten bei der Hauptverwaltung zeigt. Höhere Pro-Kopf-Werte finden sich auch in den Bereichen Soziales und Gesundheit (vorrangig Umlagen) sowie beim Thema Sport und Kultur, was auch auf den Raumtyp B zutrifft. Für die finanzielle Situation einer Gemeinde von hoher Relevanz sind jene Bereiche mit geringen Deckungsgraden. Hierzu zählen beispielsweise die Bereiche Soziales und Gesundheit, worunter in hohem Maße die Umlagenzahlungen ans Land fallen, deren Höhe sich häufig nach der Finanzkraft einer Gemeinde richtet. Insbesondere Statutarstädte erbringen jedoch auch selbst Leistungen im Sozial- und Gesundheitsbereich, wodurch diese Ausgaben zusätzlich steigen. Doch auch bei den verbleibenden Aufgabenbereichen zeigen sich Unterschiede je nach Raumtyp. Sehr unterschiedliche Werte finden sich je nach Raumtyp bei den Eigenbetrieben, wo die höchsten Werte bei den Raumtypen A-C bestehen. Hier ist darauf hinzuweisen, dass diese Bereiche in der Regel einen sehr hohen Deckungsgrad aufweisen und sich dementsprechend geringer auf die gesamte finanzielle Situation einer Gemeinde auswirken. Das Ausmaß an Eigenbetrieben hängt dabei in hohem Maße von institutionellen Faktoren ab, wobei insbesondere das Ausmaß an ausgegliederten Bereichen gemeint ist. So steigt das Ausmaß an Ausgliederungen mit der EinwohnerInnenklasse, sodass die tatsächlichen (konsolidierten) 12

Die Zuteilung der einzelnen Abschnitte des Rechnungsabschlusses/Voranschlages zu den Aufgabenbereichen ist dem Anhang zu entnehmen.

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Ausgaben bei größeren Gemeinden13 (dies wären insbesondere die Raumtypen A-C) noch deutlich höher wären. Die bestehenden Ausgliederungen erschweren daher eine Vergleichbarkeit. Abbildung 10: Ausgaben nach ausgewählten Aufgabenbereichen pro Kopf, 2011

Typ A Regionales Arbeitszentrum

Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten 0

500 Euro pro Kopf

1.000

1.500

2.000

Hauptverwaltung

Pensionen

Pflichtschulen

Soziales

Gesundheit

Kinderbetreuung

Verkehr

Sport und Kultur

Öffentliche Einrichtungen

Eigenbetriebe

Finanz

Rest

2.500

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

In Zusammenhang mit Stadtregionen von Bedeutung wäre auch eine gesonderte Betrachtung der Ausgaben für Wirtschaftsförderung. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Verbuchung durch die Gemeinden und der unterschiedlichen Rahmenbedingungen (z.B. unterschiedliche Organisation, Ausgliederungen) ist ein Vergleich jedoch nicht sinnvoll. Ausgaben nach ökonomischer Gliederung Eine weitere Betrachtungsperspektive bei den Ausgaben findet sich bei näherer Analyse der Ausgaben nach ökonomischer Gliederung. Hierbei erfolgt eine Orientierung an der laufenden Gebarung und in Folge eine Unterteilung der Ausgaben nach Personalausgaben, Verwaltungsund Betriebsaufwand, laufende Transferausgaben, Schuldendienst und sonstige laufende Ausgaben.14 Insgesamt zeigt sich, dass sich bei Raumtyp A-C sowie G überdurchschnittliche Personalausgaben zeigen. Die Umlagenbelastung (laufende Transferausgaben) ist bei den Gemeinden von Raumtyp A und B am höchsten. Einen überdurchschnittlichen Schuldendienst findet man vor allem bei den Gemeinden von Raumtyp F und G. Es zeigen sich daher je nach Raumtyp unterschiedliche Belastungen nach Ausgabenarten, was vor allem auch auf die spezifischen Aufgabenerfüllungen zurückzuführen sein dürfte.

13 14

Vgl. Biwald et.al.: Steuerung und Organisation kommunaler Daseinsvorsorge. 2008. Die Zuteilung der Ausgaben der laufenden Gebarung zu den Ausgabenarten erfolgte folgendermaßen: Personalausgaben (KZ 20 + 21 + 22), Verwaltungs- und Betriebsaufwand (KZ 23 + 24), Laufende Transferausgaben (KZ 26 + 27), Schuldendienst (KZ 25 + 64 + 65), Sonstige lfd. Ausgaben (KZ 28).

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Abbildung 11: Ausgaben der laufenden Gebarung nach Ausgabenarten pro Kopf, 2011 Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral

Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten 0 Personalausgaben

Verwaltungs- und Betriebsaufwand

500 Euro pro Kopf

1.000

Laufende Transferausgaben

1.500 Schuldendienst

2.000

2.500

Sonstige lfd. Ausgaben

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

3.2

Einnahmenstruktur

Neben der Ausgabenstruktur ist auch die Einnahmenstruktur von Bedeutung, da hier Aussagen zur Mittelherkunft und zur finanziellen Grundausstattung einer Gemeinde getroffen werden. Einnahmen nach ökonomischer Gliederung Bei Betrachtung der Einnahmen der laufenden Gebarung nach Einnahmenarten15 zeigen sich die höchsten Pro-Kopf-Einnahmen bei den Gemeinden nach Raumtyp A und B, wobei dies insbesondere auf deutlich höhere Einnahmen bei den eigenen Steuern zurückzuführen ist. Bei den Ertragsanteilen zeigen sich keine gravierenden Unterschiede nach Raumtyp. Die höchsten Werte finden sich bei Raumtyp A, die geringsten Werte beim Raumtyp E. Daneben stellen die eigenen Steuern und Gebühren die wesentlichsten Einnahmenquellen dar. Bei den Gebühren bestehen die höchsten Werte bei den Gemeinden nach Raumtyp A-C. Ein Grund für diese deutlichen Unterschiede nach Raumtyp könnte auch die Organisation der Gebührenbereiche sein. In kleineren Gemeinden (wie dies für die Gemeinden von Raumtyp D-G zutrifft) werden die Gebührenbereiche häufig durch Gemeindeverbände organisiert und teils auch die Gebühreneinhebung von diesen selbst durchgeführt, sodass diese nicht mehr im Gemeindehaushalt ausgewiesen sind.

15

Laufende Einnahmen setzt sich aus der Summe folgender Einnahmenarten zusammen: Ertragsanteile (= KZ 11), Eigene Steuern (= KZ 10), Gebühren etc. (= KZ 12+13+14), Lfd. Transfereinnahmen (= KZ 15+16), Sonstige lfd. Einnahmen (= KZ 17+18).

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STADTREGIONSPROFIL

Abbildung 12: Einnahmen der laufenden Gebarung nach Einnahmenarten und Raumtyp pro Kopf, 2011

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum

Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

Ertragsanteile

500

Eigene Steuern

Euro pro Kopf

Gebühren etc.

1.000

1.500

laufende Transfereinnahmen

2.000

2.500

Sonstige laufende Einnahmen

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

Kommunal- und Grundsteuer Bei den Einnahmen lohnt sich eine nähere Betrachtung der eigenen Steuern, wobei nachfolgend die zwei wichtigsten Steuern herausgegriffen werden. Demnach findet sich das höchste Kommunalsteueraufkommen bei den Gemeinden von Raumtyp A und B. Danach folgen die Gemeinden von Raumtyp E, welche ebenfalls als kleines Arbeitszentrum agieren. In den Wohngemeinden (Raumtyp C, D und F) hingegen findet sich ein vergleichsweise niedriges Kommunalsteueraufkommen. Anders verhält es sich bei der Grundsteuer. Hier finden sich die höchsten Aufkommen bei den Gemeinden nach Raumtyp D, F und G. Hierbei handelt es sich durchwegs um Kleingemeinden, welche nicht als Arbeitszentrum agieren. Abbildung 13: Kommunal- und Grundsteuer pro Kopf, 2011

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral

Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten Kommunalsteuer

100

200

Euro pro Kopf

300

400 Grundsteuer

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

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500

600

700


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3.3

Finanzielle Leistungsfähigkeit, Verschuldung und Transferbeziehungen

Um ein Gesamtbild zur finanziellen Situation der Gemeinden nach Raumbild zu zeigen, erfolgt nachfolgend eine Einschätzung der finanziellen Leistungsfähigkeit sowie zur Verschuldung anhand ausgewählter Kennzahlen. Auch die Transferbeziehungen stellen dabei eine wichtige Bezugsgröße dar. Finanzielle Leistungsfähigkeit Zur Einschätzung der finanziellen Leistungsfähigkeit werden nachfolgend die zwei Kennzahlen Öffentliche Sparquote (ÖSQ)16 und Freie Finanzspitze Quote (FSQ)17 nach Raumtyp dargestellt. Insgesamt zeigen sich die positivsten Werte beim Raumtyp B, also jenen Arbeitszentren im Stadtumland, welche über ausreichend eigene Steuern verfügen, aber ein geringeres Ausmaß an zentralörtlichen Leistungen aufweisen als die Gemeinden im Raumtyp A und daher ein geringeres Ausgabenniveau als die Gemeinden in Raumtyp A haben. Die Gemeinden im Raumtyp A weisen hingegen die vergleichsweise niedrigste ÖSQ auf und auch bei der FSQ haben diese einen unterdurchschnittlichen Wert. Hier handelt es sich um regionale Arbeitszentren, welche zwar vergleichsweise hohe eigene Einnahmen haben, aber gleichzeitig aufgrund ihrer zentralörtlichen Funktion ein deutlich höheres Ausgabenniveau aufweisen. In den anderen Raumtypen liegen die Gemeinden bei einer ÖSQ zwischen 16 und 17 Prozent, was einer durchschnittlichen Bewertung entspricht. Etwas größere Unterschiede finden sich bei der FSQ, was auf ein unterschiedliches Ausmaß an Schuldentilgungen hindeutet. Abbildung 14: Öffentliche Sparquote, Durchschnitt 2007-2011 27 24

21 18 15

12 9 6 3 0 Typ A Regionales Typ B Arbeitszentrum Arbeitszentrum im Stadtumland

Typ C Typ D Kleine Typ E Kleines Typ F Kleine Typ G Kleine Kleinregionales Wohngemeinde - Arbeitszentrum - Wohngemeinde - Wohngemeinde Zentrum zentrumsbezogen polyzentral polyzentral weniger verflochten

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2007 bis 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013. 16

Diese Kennzahl spiegelt das Verhältnis zwischen dem öffentlichen Sparen (Saldo 1 der Querschnittsrechnung) und den laufenden Ausgaben (Summe 2) wider. Es zeigt an, in welchem Ausmaß die laufenden Einnahmen höher sind als die laufenden Ausgaben. 17 Diese Kennzahl zeigt den Überschuss der fortdauernden Gebarung an (berücksichtigt auch Tilgungen) und damit in welcher Höhe eine Manövriermasse für neue Projekte besteht.

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STADTREGIONSPROFIL

Abbildung 15: Freie Finanzspitze Quote, Durchschnitt 2007-2011 18 16

14 12 10 8 6 4 2

0 Typ A Regionales Typ B Typ C Arbeitszentrum Arbeitszentrum im Kleinregionales Stadtumland Zentrum

Typ D Kleine Typ E Kleines Typ F Kleine Typ G Kleine Wohngemeinde - Arbeitszentrum - Wohngemeinde - Wohngemeinde zentrumsbezogen polyzentral polyzentral weniger verflochten

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2007 bis 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

Verschuldung Ein Vergleich im Bereich der Verschuldung stellt sich als schwierig dar, da ausgelagerte Bereiche und die in diesen aufgenommenen Schulden in den Rechnungsabschlüssen nicht ausgewiesen werden. Das Ausmaß an Ausgliederungen nimmt tendenziell mit der Größenklasse einer Gemeinde zu18, sodass der gesamte konsolidierte19 Schuldenstand mit der Größenklasse tendenziell steigt. Doch auch bei kleineren und mittelgroßen Gemeinden ist zu berücksichtigen, dass jene Leistungen, welche in Form von Gemeindeverbänden organisiert sind, in den vorliegenden Kennzahlen nicht berücksichtigt werden können. Es ist daher davon auszugehen, dass auch bei den Regionstypen Ausgliederungen in unterschiedlichem Ausmaß erfolgen. Nachfolgend werden die beiden Kennzahlen Verschuldungsdauer (VSD)20 und Verschuldung pro Kopf21 dargestellt. Bei der Verschuldungsdauer zeigen sich dabei je nach Regionstyp sehr unterschiedliche Werte. Das beste Ergebnis erzielen dabei die Gemeinden in Raumtyp B und C, das schlechteste Ergebnis findet sich im Raumtyp E und G. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass diese Werte sehr stark durch einzelne Gemeinden beeinflusst werden können. Bei der Pro-Kopf-Verschuldung zeigen sich die höchsten Pro-Kopf-Werte bei den Gemeinden des Raumtyps F – das sind kleine Wohngemeinden mit geringen eigenen Steuern und der niedrigsten Freien Finanzspitze. Danach folgen die Gemeinden des Raumtyps G, bei welchen es sich ebenfalls um kleine Wohngemeinden handelt, welche jedoch vergleichsweise geringe Verflechtungen im Raum aufweisen. An dritter Stelle folgen bereits die Gemeinden im Raumtyp A. Hier handelt es sich um die regionalen Arbeitszentren mit einer hohen zentralörtlichen Funktion und einem dementsprechend hohen Aufgabenniveau. 18

Vgl. Biwald et.al.: Steuerung und Organisation kommunaler Daseinsvorsorge. 2008. Daher inkl. ausgegliederten Einheiten. Die Kennzahl VSD zeigt, wie lange auf Basis des durchschnittlichen öffentlichen Sparens die Rückzahlung der bestehenden Verschuldung dauert. 21 Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Verschuldung gemäß Schuldennachweis in Relation zur aktuellen Bevölkerungszahl. 19 20

44 01.09.15


STADTREGIONSPROFIL

Tabelle 13: Ausgewählte Kennzahlen zur Verschuldung, Durchschnitt 2007-2011 VSD

Verschuldung pro Kopf

Typ A Regionales Arbeitszentrum

13,9

1.164

Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland

2,6

587

Typ C Kleinregionales Zentrum

8,4

987

Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen

10,8

1.008

Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral

33,9

1.036

Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral

14,7

1.421

Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

k.A.

1.222

Anmerkung: Im Typ G würde sich rechnerisch eine negative Verschuldungsdauer ergeben, was einer unendlichen Verschuldungsdauer entsprechend würde. Deshalb wurde hier das Kürzel „k.A.“ verwendet. Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2007 bis 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

Transferbeziehungen Ein weiterer wesentlicher Hinweis zur finanziellen Situation einer Gemeinde wird bei Betrachtung der Transferbeziehungen gegeben. So gibt der laufende Transfersaldo22 darüber Auskunft, inwieweit der Handlungsspielraum der Gemeinden im Bereich der laufenden Gebarung durch Umlagen eingeschränkt ist. Da die Höhe der Umlagen in hohem Maße von der Finanzkraft abhängt, besteht der negativste laufende Transfersaldo bei den Gemeinden im Raumtyp A und B, gefolgt von den Gemeinden im Raumtyp E und G – also solchen Gemeinden mit vergleichsweise hohen eigenen Steuern. In den Wohngemeinden hingegen ist die Belastung im laufenden Transferbereich deutlich niedriger. Noch deutlicher wird das Bild beim Transfersaldo gesamt23. Hier weisen die Gemeinden im Raumtyp B die deutlich höchste Transferbelastung auf, was auf ein geringes Ausmaß an Bedarfszuweisungen und Landesförderungen hinweist. Insgesamt zeigt sich, dass sämtliche kleinen Gemeinden (Raumtyp D-G) eine deutliche Verbesserung beim Transfersaldo gesamt gegenüber dem laufenden Transfersaldo aufweisen können. Beim Raumtyp E (kleines Arbeitszentrum) ist die Verbesserung weniger stark ausgeprägt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Verhältnis von Einnahmen aus Kapitaltransfers (Bedarfszuweisungen und Landesförderungen) sowie den Ausgaben der Vermögensgebarung (im Wesentlichen Investitionen), welches den Finanzierungsbeitrag bei Investitionsprojekten verdeutlicht. Hier zeigen sich die höchsten Finanzierungsbeiträge bei den kleinen Wohngemeinden (Raumtyp D, F und G).

22

Der laufende Transfersaldo ergibt sich aus laufenden Transfereinnahmen gemäß laufender Gebarung (z.B. Kostenbeiträge im Kinderbetreuungsbereich) abzüglich der laufenden Transferausgaben (v.a. Umlagen). 23 Der Transfersaldo gesamt berücksichtigt neben den laufenden Transfereinnahmen und -ausgaben auch Kapitaltransfers (v.a. einmalige Bedarfszuweisungen und Landesförderungen).

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STADTREGIONSPROFIL

Tabelle 14: Transferbeziehungen pro Kopf nach Raumtyp, Durchschnitt 2007-2011

Typ A Regionales Arbeitszentrum Typ B Arbeitszentrum im Stadtumland Typ C Kleinregionales Zentrum Typ D Kleine Wohngemeinde - zentrumsbezogen Typ E Kleines Arbeitszentrum - polyzentral Typ F Kleine Wohngemeinde - polyzentral Typ G Kleine Wohngemeinde - weniger verflochten

Laufender Transfersaldo

Transfersaldo gesamt

-333 -388 -170 -192 -229 -175 -222

-261 -361 -117 -27 -171 53 -77

Anteil der Einnahmen aus Kapitaltransfers an den Ausgaben der Vermögensgebarung 22% 6% 16% 47% 13% 53% 31%

Quelle: Statistik Austria: Gemeindegebarung 2007 bis 2011; KDZ: eigene Berechnungen 2013.

3.4

Zusammenfassende Betrachtung

Insgesamt zeigen sich beim Raumtyp A die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben, was sich auch in überdurchschnittlichen Werten bei der Hauptverwaltung, aber auch in den Bereichen Soziales und Gesundheit sowie beim Thema Sport und Kultur zeigt. Bei sämtlichen vergleichenden Darstellungen ist darauf hinzuweisen, dass die bestehenden Ausgliederungen einen direkten Vergleich zwischen den Raumtypen deutlich erschweren, da diese nicht in den Rechnungsabschlüssen ausgewiesen werden. Dies wird besonders bei den unterschiedlichen Ausgaben im Bereich der Eigenbetriebe deutlich. Insbesondere große Städte haben meist große Aufgabenbereiche in eigene Gesellschaften ausgelagert. Bei den mittleren und kleineren Gemeinden bestehen oftmals Gemeindeverbände, welche ebenfalls bei den Betrachtungen nicht Eingang gefunden haben. Bei Raumtyp A u B besteht eine hohe Grundausstattung mit eigenen Steuern. Bei Ertragsanteilen hingegen sind die Unterschiede zwischen den Raumtypen deutlich geringer. Die geringsten Einnahmen finden sich bei kleinen Gemeinden des Typs D bis F. Ausnahmen hierbei sind die Gemeinden im Raumtyp G, in denen vergleichsweise hohe Gebühren eingehoben werden. Weiters ist festzustellen, dass das Kommunalsteueraufkommen stark davon abhängt, ob eine Gemeinde als Arbeitszentrum oder Wohngemeinde agiert. Beim Grundsteueraufkommen weisen die Kleingemeinden, welche nicht als Arbeitszentrum agieren, die höchsten Werte auf. Bei Betrachtung der finanziellen Leistungsfähigkeit zeigt sich, dass die Gemeinden im Raumtyp B die besten Finanzkennzahlen aufweisen. Diese Gemeinden können einerseits auf hohe Kommunalsteuereinnahmen zurückgreifen, andererseits können sie aber die Infrastrukturleistungen von den zentralen Städten mitnutzen und weisen daher im Vergleich zu den zentralen Städten im Raumtyp A geringere Pro-Kopf-Ausgaben auf. Die Städte im Raumtyp A haben zwar sehr hohe Einnahmen, haben jedoch aufgrund ihrer zentralörtlichen Funktion auch ein erhöhtes Ausgabenerfordernis und dementsprechend die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben. Insgesamt ergibt sich für diese Gemeinden die schlechteste Öffentliche Sparquote – daher den geringsten finanziellen Spielraum für weitere Investitionsprojekte.

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STADTREGIONSPROFIL

Die Kleingemeinden in den Raumtypen D bis F weisen hingegen die geringsten Werte bei der Freien Finanzspitze auf. Obwohl diese Gemeinden die geringste Transferbelastung haben, ist die Verschuldungssituation in diesen Gemeinden besonders hoch. Insgesamt kann festgestellt werden, dass einerseits die Zentrumsstädte vor großen finanziellen Herausforderungen stehen, da die erhöhte Ausgabenerfordernis über den Finanzausgleich nur unzureichend berücksichtigt wird. Andererseits wird deutlich, dass es einer differenzierten Betrachtung der Stadt-Umland-Gemeinden bedarf, da es hier je nach Funktion im Raum zu sehr unterschiedlichen Herausforderungen kommt.

47 01.09.15


VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

IV Vergleichende Ergebnisse nach Raumtyp Zusammenfassend zeigen sich folgende Ergebnisse nach Raumtypen. Raumtyp A – Regionales Arbeitszentrum In diesem Gemeindetyp befinden sich die großen, überregionalen und regionalen Arbeitszentren, die durchschnittliche Gemeindegröße liegt bei rund 38 Tausend Einwohnerinnen und Einwohnern. Diese zehn Gemeinden sind geprägt durch eine stark wachsende Bevölkerung, eine hohe Siedlungsdichte und eine besonders hohe Anzahl an Arbeitsplätzen (insbesondere bezogen auf die dort wohnhaften Erwerbspersonen). So leben in diesem Typ rund 56 Prozent der gesamten Bevölkerung der drei Stadtregionen, gleichzeitig gibt es hier 72 Prozent der Arbeitsplätze. 70 Prozent der Einpendlerinnen und Einpendler pendeln in die Typ A-Gemeinden ein, bei den Auspendlerinnen und Auspendlern liegt der Anteil nur bei 36 Prozent. Der hohe Zentralitätsgrad zeigt sich auch bei der Infrastruktur. 56 Prozent der Betreuungsplätze für Kinder unter 6 Jahren befinden sich in diesen Zentren, 63 Prozent der Pflichtschülerinnen und -schüler sowie 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen besuchen in diesen Städten eine Schule. Gleichzeitig besteht hier eine besonders hohe Anzahl an zentralen Einrichtungen wie Krankenanstalten oder Kultur- und Freizeiteinrichtungen. In finanzieller Hinsicht ergibt sich dadurch ein vergleichsweise hohes Ausgabenniveau. Generell zeichnen sich diese Zentren durch überdurchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben in den einzelnen Leistungsbereichen aus. Besonders deutlich ist dies bei den Aufgabenbereichen der Hauptverwaltung, bei den Pensionsausgaben und bei der Wirtschaftsförderung sowie bei den Ausgabenarten Personalausgaben und Umlagenbelastung. Der Anteil an zentralörtlichen und ballungsraumspezifischen Aufgaben ist stark überdurchschnittlich. Im Gegenzug dazu finden sich auch vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Einnahmen, was insbesondere bei den Ertragsanteilen, aber auch bei den eigenen Abgaben und Gebühren deutlich wird. Im Vergleich zu den anderen Raumtypen finden sich hier die Gemeinden mit den schlechtesten Bewertungen der Finanzkennzahlen. Die Öffentliche Sparquote und die Pro-Kopf-Verschuldung sind durchschnittlich24, die Belastung durch intragovernmentale Transferausgaben ist überdurchschnittlich, der Anteil der Bedarfszuweisungen an den Investitionen jedoch vergleichsweise niedrig. In Summe zeigt sich, dass diese Gemeinden eine sehr hohe Bedeutung innerhalb der Stadtregion haben, da sich hier sowohl der Großteil der Bevölkerung, als auch der Arbeitsplätze befindet. Es werden in hohem Maße zentralörtliche und ballungsraumspezifische Aufgaben erledigt, jedoch werden auch bei den Basisaufgaben (z.B. Pflichtschulbereich) überdurchschnittliche Quoten erfüllt. Dies ergibt überdurchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben, welche durch die ebenfalls überdurchschnittlichen Pro-Kopf-Einnahmen jedoch im Vergleich zu den anderen Raumtypen nur unbefriedigend gedeckt werden. Hier finden sich die Gemeinden mit den schlechtesten Finanzkennzahlen.

24

Durchschnittlich entspricht in diesem Fall einer Note „Befriedigend“ gemäß KDZ-Quicktest. Vgl. Biwald: Quicktest, 2005.

48 01.09.15


VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Raumtyp B – Arbeitszentrum im Stadtumland Auch die Gemeinden im Typ B (7 Gemeinden, etwa sechs Prozent aller Gemeinden der Stadtregionen) sind als Arbeitszentren definiert, diese haben jedoch aufgrund ihrer intensiven Pendlerverflechtungen einen engen Bezug zum zentralen Arbeitszentrum (Typ A). Die durchschnittliche Gemeindegröße liegt bei rund 6.200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Es besteht eine wachsende Bevölkerungsentwicklung sowie eine hohe Siedlungsdichte. Insgesamt leben hier sechs Prozent der Bevölkerung der betrachteten Stadtregionen und es befinden sich acht Prozent der Arbeitsplätze hier. Elf Prozent der Einpendlerinnen und Einpendler kommen in diese Gemeinden, jedoch auch der Anteil der Auspendlerinnen und Auspendler ist mit neun Prozent höher als der Bevölkerungsanteil, was die vielfältigen Verflechtungen mit den zentralen Arbeitszentren (Typ A) widerspiegelt. Bei der Leistungserbringung zeigt sich eine durchschnittliche Belastung. So liegen sowohl der Anteil der betreuten Kinder unter 6 Jahren als auch die Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler bei sechs Prozent innerhalb der Stadtregion. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen liegt noch bei vier Prozent. Die Gemeinden im Raumtyp B verfügen über ein vergleichsweise hohes Ausgabenniveau. Dies spiegelt sich in generell überdurchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben wieder. Davon betroffen ist insbesondere der Aufgabenbereich der Kinderbetreuung. Auch erbringen diese Gemeinden verstärkt zentralörtliche Aufgaben und haben eine sehr hohe Umlagenbelastung sowie vergleichsweise hohe Personalausgaben. Gleichzeitig bestehen jedoch auch vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Einnahmen, was sich einerseits bei den Ertragsanteilen, andererseits bei den Abgaben und Gebühren zeigt. Im Vergleich zu den anderen Raumtypen finden sich hier die Gemeinden mit den besten Bewertungen bei den Finanzkennzahlen. Es bestehen gute bis sehr gute Werte bei der Öffentlichen Sparquote, bei der Freien Finanzspitze sowie bei der Verschuldungsdauer25. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist unterdurchschnittlich. Gleichzeitig zeigt sich eine stark überdurchschnittliche laufende Transferbelastung sowie ein sehr niedriger Anteil an Bedarfszuweisungen an den Investitionen. In Summe weisen diese Gemeinden ebenfalls eine hohe Bedeutung als Arbeitszentren auf und erbringen auch verstärkt zentralörtliche Aufgaben – wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als die Gemeinden im Raumtyp A. In Gesamtsicht verläuft hier das Ausgaben-Einnahmenverhältnis deutlich günstiger, sodass diese Gemeinden finanziell gut dastehen. Obwohl diese Gemeinden eine sehr hohe Transferbelastung aufweisen und nur vergleichsweise niedrige Bedarfszuweisungsmittel bekommen, reichen die überdurchschnittlichen Pro-Kopf-Einnahmen aus, um die Ausgaben zu tätigen. Es ist anzunehmen, dass diese Gemeinden von der Leistungserbringung der Gemeinden im Raumtyp A profitieren. Raumtyp C – Kleinregionales Zentrum Im Raumtyp C sind insgesamt sieben Städte mit einer Durchschnittsgröße von 6.400 Einwohnerinnen und Einwohnern zu finden, welche im Vergleich zum Raumtyp B weniger Arbeitsplätze und einen höheren Anteil an Auspendlerinnen und Auspendlern aufweisen. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt ebenfalls eine wachsende Tendenz und es besteht eine hohe Siedlungsdichte. Rund sieben Prozent der Stadtregionsbevölkerung leben hier, hingegen finden 25

Gemäß Schulnotensystem entsprechend dem KDZ-Quicktest. Vgl. Biwald: Quicktest, 2005.

49 01.09.15


VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

sich hier nur vier Prozent der Arbeitsplätze. Zehn Prozent der Auspendlerinnen und Auspendler in den Stadtregionen kommen aus diesen Gemeinden, hingegen nur vier Prozent der Einpendlerinnen und Einpendler. Insgesamt besteht daher ein negativer PendlerInnensaldo. Sechs Prozent der betreuten Kinder unter 6 Jahren werden in diesen Gemeinden betreut, sieben Prozent der Pflichtschülerinnen und -schüler sowie zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler in weiterbildenden Schulen gehen hier zur Schule. Das Ausgabenniveau unterscheidet sich je nach Stadtregion, kann jedoch als mittel bis hoch eingestuft werden. Dabei bestehen vergleichsweise hohe Ausgaben in den Bereichen Öffentliche Einrichtungen und Eigenbetriebe sowie bei den Pflichtschulen. Auch weisen diese Städte überdurchschnittliche Ausgaben im Bereich der Basisaufgaben und für zentralörtliche Aufgaben aus. Nach Aufgabenarten finden sich überdurchschnittliche Werte insbesondere bei den Personalausgaben sowie beim Verwaltungs- und Betriebsaufwand. Auf der Einnahmenseite hingegen zeigen sich vergleichsweise niedrige eigene Steuern bei gleichzeitig sehr hohen Gebühren. Insgesamt ergibt sich eine durchschnittliche Bewertung bei den Finanzkennzahlen. Die Öffentliche Sparquote, die Freie Finanzspitze und die Verschuldungsdauer26 können mit befriedigend bewertet werden. Die Pro-Kopf-Verschuldung sowie die laufende Transferbelastung sind unterdurchschnittlich. Gleichzeitig erhalten diese Gemeinden vergleichsweise niedrige Bedarfszuweisungen. In Summe zeigt sich bei diesen Gemeinden, dass sich die starke Ausrichtung als Auspendlergemeinde auch in den Finanzen widerspiegelt. Diese Gemeinden sind geprägt durch niedrige eigene Steuern, gleichen dies jedoch durch vergleichsweise hohe Gebühren aus. Im Ausgabenbereich zeigen sich hier ebenfalls erhöhte Ausgaben bei den zentralörtlichen Aufgaben. Raumtyp D – Kleine Wohngemeinden – zentrumsbezogen Bei den 22 Gemeinden im Raumtyp D (ca. 18 Prozent aller Gemeinden) handelt es sich durchwegs um Kleingemeinden (weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner), welche sich im Stadtumland befinden und stark zum Stadtregionszentrum ausgerichtet sind. Diese Gemeinden weisen ein starkes Bevölkerungswachstum auf und haben eine leicht unterdurchschnittliche Siedlungsdichte. Rund sieben Prozent der Stadtregionsbevölkerung lebt in diesen Gemeinden, gleichzeitig befinden sich jedoch nur drei Prozent der Arbeitsplätze hier, was sich auch in einem negativen PendlerInnensaldo niederschlägt. So kommen elf Prozent der Auspendlerinnen und Auspendler innerhalb der Stadtregionen aus diesen Gemeinden, jedoch pendeln nur drei Prozent der Einpendlerinnen und Einpendler hier ein. Der Anteil bei den betreuten Kindern liegt bei sieben Prozent, bei den Pflichtschülerinnen und -schülern bei vier Prozent, bei den Schülerinnen und Schülern in weiterführenden Schulen (gezählt am Schulstandort) bei ein Prozent. Betrachtet man die finanzielle Situation, zeigt sich ein vergleichsweise niedriges Ausgabenniveau, was insbesondere auch auf die Aufgabenbereiche Pflichtschulen sowie Öffentliche Einrichtungen und Eigenbetriebe zutrifft. Es bestehen unterdurchschnittliche Ausgaben für Basisaufgaben und zentralörtliche Aufgaben sowie für den Personal-, Verwaltungs- und Betriebsaufwand. Den niedrigeren Pro-Kopf-Ausgaben stehen auch niedrigere Pro-Kopf-Einnahmen gegenüber, da vergleichsweise niedrige eigene Steuern und Gebühren vorhanden sind. 26

Gemäß Schulnotensystem entsprechend dem KDZ-Quicktest. Vgl. Biwald: Quicktest, 2005.

50 01.09.15


VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Bei den Finanzkennzahlen zeigt sich eine durchschnittliche Bewertung. Die Öffentliche Sparquote, die Freie Finanzspitze und die Verschuldungsdauer27 können mit befriedigend bewertet werden. Die Pro-Kopf-Verschuldung sowie die laufende Transferbelastung sind unterdurchschnittlich. Im Gegensatz zu den Gemeinden im Typ C erhalten diese Gemeinden jedoch vergleichsweise hohe Bedarfszuweisungen. In Summe wird bei diesem Raumtyp (D) deutlich, dass sich die geringere Gemeindegröße auch auf die Leistungserbringung und die Gemeindefinanzen niederschlägt. Der insgesamt negative PendlerInnensaldo bedeutet vergleichsweise niedrige eigene Steuern und Gebühren, gleichzeitig ist jedoch auch das Ausgabenniveau niedrig, sodass insgesamt eine durchschnittliche Einschätzung der finanziellen Situation erfolgen kann. Raumtyp E – Kleines Arbeitszentrum – polyzentral Diese vier Gemeinden können ebenfalls als kleine Arbeitszentren definiert werden. Sie sind jedoch weniger stark monozentral bzw. auf das übergeordnete Stadtregionszentrum ausgerichtet, sondern die täglichen Berufs-AuspendlerInnenströme verteilen sich auf mehrere erreichbare Arbeitszentren (polyzentrale Ausrichtung). Insgesamt sind diese Gemeinden gekennzeichnet durch eine vergleichsweise hohe Arbeitsplatzsättigung (es existieren etwa so viele Arbeitsplätze wie Erwerbspersonen in den Gemeinden wohnen) und sehr starke Pendlerverflechtungen mit anderen Arbeitszentren. Zwei Prozent der Stadtregionsbevölkerung leben in diesen Gemeinden. Gleichzeitig befinden sich hier auch zwei Prozent der Arbeitsplätze. Ähnliche Zahlen finden sich auch bei den Pendelbewegungen. Hier liegt der Anteil der Einpendlerinnen und Einpendler sowie der Auspendlerinnen und Auspendler der Stadtregionen bei drei Prozent. Ähnlich auch die Zahlen bei der Kinderbetreuung (drei Prozent) sowie bei den Pflichtschulen (zwei Prozent). Der Anteil bei den Schülerinnen und Schülern in weiterbildenden Schulen (gezählt am Schulstandort) liegt bei Null. Insgesamt besteht bei diesen Gemeinden ein niedriges Ausgabenniveau. Besonders niedrige Pro-Kopf-Ausgaben finden sich im Verkehrsbereich sowie bei Öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben. Auch die Umlagenbelastung ist unterdurchschnittlich, ebenso wie die Ausgaben für Personal und Verwaltungs- und Betriebsaufwand. Es bestehen unterdurchschnittliche Ausgaben für Basisaufgaben und zentralörtliche Aufgaben. Auf der Einnahmenseite finden sich vergleichsweise hohe eigene Abgaben, bei gleichzeitig vergleichsweise geringen Gebühren. Insgesamt ergibt sich dadurch eine gute Bewertung bei den Finanzkennzahlen, insbesondere bei der Öffentlichen Sparquote sowie bei der Freien Finanzspitze. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist unterdurchschnittlich, die laufende Transferbelastung durchschnittlich. Bedarfszuweisungsmittel kommen diesen Gemeinden in nur niedrigem Ausmaß zugute. In Summe profitieren diese Gemeinden von der vergleichsweise hohen Anzahl an Arbeitsplätzen, was zu höheren eigenen Steuern führt. Gleichzeitig erlaubt dies den Gemeinden, dass sie niedrigere Gebühren einheben. Auf der Ausgabenseite führt dies zu einer durchschnittlichen Umlagenbelastung. Gleichzeitig deuten die unterdurchschnittlichen Ausgaben im Bereich der Öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetriebe auf eine vergleichsweise niedrigere Leistungserbringung hin. 27

Gemäß Schulnotensystem entsprechend dem KDZ-Quicktest. Vgl. Biwald: Quicktest, 2005.

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VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Raumtyp F – Kleine Wohngemeinde – polyzentral Dem Raumtyp F wurde mit insgesamt 56 Gemeinden die Mehrheit der Gemeinden der Stadtregionen (ca. 45 Prozent) zugeordnet. Es handelt sich dabei ausschließlich um Kleingemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnerinnen und Einwohner sowie einer durchschnittlichen Gemeindegröße von 1.800 Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie weisen einen deutlich negativen PendlerInnensaldo auf, zeigen jedoch eine wachsende Bevölkerungsentwicklung bei gleichzeitig niedriger Siedlungsdichte. Es bestehen vergleichsweise wenige Arbeitsplätze pro Erwerbsperson und eine niedrige Anzahl an Einpendlerinnen und Einpendlern. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung der Stadtregionen liegt bei 15 Prozent, der Anteil an den Arbeitsplätzen bei nur sieben Prozent. Sieben Prozent der Einpendlerinnen und Einpendler kommen in diese Gemeinden, hingegen pendeln 23 Prozent der Auspendlerinnen und Auspendler aus diesen Gemeinden aus. 16 Prozent der betreuten Kinder werden in diesen Gemeinden betreut, aber nur zwölf Prozent der Pflichtschülerinnen und -schüler sowie nur drei Prozent der Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen gehen hier zur Schule. Das Ausgabenniveau ist niedrig. Besonders niedrige Pro-Kopf-Ausgaben finden sich im Verkehrsbereich sowie bei Öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben. Auch die Ausgaben für Personal und Verwaltungs- und Betriebsaufwand sind unterdurchschnittlich. Hingegen besteht ein vergleichsweise hoher Schuldendienst. Es bestehen unterdurchschnittliche Ausgaben für Basisaufgaben und zentralörtliche Aufgaben. Auf der Einnahmenseite finden sich vergleichsweise niedrige eigene Abgaben und Gebühren. Bei den Finanzdaten zeigen sich bei der Öffentlichen Sparquote sowie bei der Freien Finanzspitze durchschnittliche Bewertungen. Im Bereich der Verschuldung besteht hingegen eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung bei einer nur genügenden Verschuldungsdauer. Die laufende Transferbelastung ist unterdurchschnittlich, Bedarfszuweisungen werden hingegen deutlich überdurchschnittlich ausgeschüttet. In Summe zeigen diese kleinen Gemeinden ein hohes Maß an PendlerInnenverflechtungen mit einem sehr hohen Anteil an Auspendlerinnen und Auspendlern. Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Anzahl an Arbeitsplätzen bleiben die eigenen Steuern niedrig. Die unterdurchschnittlichen Ausgaben im Bereich der Öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetriebe deuten auf eine vergleichsweise niedrigere Leistungserbringung hin. Dennoch weisen diese Gemeinden auch die vergleichsweise höchste Verschuldung pro Kopf auf, werden jedoch auch am höchsten mit Bedarfszuweisungen gestützt. Raumtyp G – Kleine Wohngemeinde – weniger verflochten Im Raumtyp G finden sich Kleingemeinden an der Peripherie mit vergleichsweise niedrigen PendlerInnenverflechtungen. Die Durchschnittsgröße dieser Gemeinden liegt bei rund 2.400 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Bevölkerungsentwicklung zeigt eine stagnierende Tendenz, es besteht eine niedrige Siedlungsdichte. Insgesamt leben sechs Prozent der Bevölkerung der drei Stadtregionen in diesen 17 Gemeinden (etwa 14 Prozent aller Gemeinden), es befinden sich jedoch nur vier Prozent der Arbeitsplätze hier. Der Anteil dieser Gemeinden an den Einpendlerinnen und Einpendlern liegt bei drei Prozent, an den Auspendlerinnen und Auspendlern bei acht Prozent. Die Anteile an den betreuten Kindern unter 6 Jahren bewegen sich bei sechs Prozent, bei den Pflichtschülerinnen und -schülern bei sieben Prozent und bei den Schülerinnen und Schülern in weiterführenden Schulen (gezählt am Schulstandort) bei Null Prozent.

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VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Insgesamt ergibt sich je nach Stadtregion ein geringes bis mittleres Ausgabenniveau. Vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Ausgaben finden sich in den Aufgabenbereichen Hauptverwaltung, Soziales und Verkehr. Es bestehen überdurchschnittliche Ausgaben bei den Basisaufgaben, gleichzeitig auch in den Bereichen Personal und Verwaltungs- und Betriebsaufwand. Der Schuldendienst ist überdurchschnittlich. Auf der Einnahmenseite zeigen sich vergleichsweise höhere eigene Abgaben und Gebühren. Die Bewertung mittels Finanzkennzahlen zeigt ein je nach Stadtregion differenziertes Bild. Bei der Öffentlichen Sparquote sowie der Freien Finanzspitze ergibt sich eine durchschnittliche Bewertung. Die Pro-Kopf-Verschuldung ist überdurchschnittlich, die Umlagenbelastung sowie die Bedarfszuweisungen sind durchschnittlich. In Summe handelt es sich bei den Gemeinden im Raumtyp G um weniger verflochtene Gemeinden, sodass diese auf eine höhere Selbstständigkeit verweisen. Dies spiegelt sich in vergleichsweise höheren eigenen Abgaben und Gebühren sowie einer durchschnittlichen Bewertung durch Finanzkennzahlen wider. Beim Ausgabenniveau und bei der Verschuldung pro Kopf zeigt sich jedoch je nach Stadtregion ein sehr differenziertes Bild. Dennoch darf nicht vernachlässigt werden, dass drei Gemeinden innerhalb diesen Raumtyps eine deutlich höhere Verschuldung als jene Gemeinden der Typen A bis D aufweisen.

53 01.09.15


54 01.09.15 7 6%

10 56%

EinpendlerInnen absolut Anteil EinpendlerInnen in der Stadtregion AuspendlerInnen absolut Anteil AuspendlerInnen in der Stadtregion Differenz EinpendlerInnen zu AuspendlerInnen, absolut stärker ausgeprägte Wirtschaftsbereiche

durchschn. Arbeitsplätze pro Gemeinde Anteil Arbeitsplätze in der Stadtregion Arbeitsplätze je wohnhaft Erwerbstätige

Dienstleistungen

16.298 9% 7.496

62.762 36%

87.841

Dienstleistungen, Tourismus

23.794 11%

mehr Arbeitsplätze als Erwerbstätige (1,2)

8%

72%

150.603 70%

mehr Arbeitsplätze als Erwerbstätige (1,2)

4.171

25.876

wachsend differenziert je nach Stadtregion hohe Siedlungsdichte

Kleinregionales Zentrum

Typ C Kleine Wohngemeinden - zentrumsbezogen

Typ D

Typ E Kleines Arbeitszentrum polyzentral

Verwaltung

8.824 4%

-8.211

17.035 10%

deutlich weniger Arbeitsplätze als Erwerbstätige (0,6)

4%

1.991

wachsend differenziert je nach Stadtregion hohe Siedlungsdichte

7 7%

Agrar, Verwaltung

2%

1.919

stark wachsend hoher Anteil ab 65Jährige mittlere Siedlungsdichte

4 2%

4.198

starke Verflechtung zu mehreren Gemeinden und Städten

Kleine Gemeinde

Typ G

zumeist periphere Gemeinde ohne Zentrumsfunktion, weniger stark zentrenorientiert Kleine Gemeinde

wachsend hoher Anteil unter 15Jährige leicht niedrige Siedlungsdichte

7%

436

56 15%

1.823

4%

784

stagnierend differenziert je nach Stadtregion niedrige Siedlungsdichte

17 6%

2.409

hoher Auspendleranteil in Geringe bis mittlere mehreren Arbeitszentren Pendlerverflechtung

Kleine Gemeinde

Kleine Gemeinde weniger stark zentrenorientiert und zumeist weniger zentral gelegen

Kleine Kleine Wohngemeinde Wohngemeinde polyzentral weniger verflochten

Typ F

18.651 11%

Industrie

-160

6.064 3%

Agrar, Industrie

-26.498

40.926 23%

Agrar, Tourismus

-7.553

14.899 8%

knapp weniger deutlich weniger deutlich weniger Arbeitsplätze als Arbeitsplätze als Arbeitsplätze als Erwerbstätige (0,9) Erwerbstätige (0,4) Erwerbstätige (0,7) 5.700 5.904 14.428 7.346 3% 3% 7% 3%

-12.951

deutlich weniger Arbeitsplätze als Erwerbstätige (0,4)

3%

462

22 7%

2.051

stark wachsend hoher Anteil unter 15Jährige leicht niedrige Siedlungsdichte

Grund- und Strukturdaten 6.334

mittelgroße und große Kleine Gemeinde Gemeinden hoher Auspendleranteil hoher Auspendleranteil ins Stadtregionszentrum ins Stadtregionszentrum und in andere Arbeitszentren

Beschreibungsmerkmale des Raumtyps Kleinregionales Zentrum Kleine Wohngemeinde im Kleines Arbeitszentrum ohne (wesentliche) Einflussbereich des Bedeutung als Stadtregionszentrums Arbeitszentrum

6.209

wachsend differenziert je nach Stadtregion durchschn.Siedlungsdichte sehr hohe Siedlungsdichte (EW je qkm Dauersiedlungsraum)

durchschnittliche Gemeindegröße Anzahl der Gemeinden Anteil der Bevölkerung an der StadtregionBevölkerung Bevölkerungsentwicklung Altersstruktur

sehr starke Verflechtung mit dem Stadtregionszentrum

kein Kriterium

Arbeitszentrum im Einflussbereich des Stadtregionszentrums

38.009

mittelgroße und große Gemeinden Geringe bis mittlere Auspendleranteile, eigener Einzugsbereich mit starken Einpendlerströmen

Gemeindegröße

Pendlerverflechtung

Stadtregionszentrum und/oder bedeutendes Arbeitszentrum

Arbeitszentrum im Stadtumland

Regionales Arbeitszentrum

Funktion in der Region

Kriterium

Typ B

Typ A

VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Tabelle 15: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Raum- und Grunddaten


Aufgabenarten

Aufgabentyp

Aufgabenbereiche

vergleichsweise niedrige Pro-Kopf-Ausgaben bei den Pflichtschulen sowie bei öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben

gering

7

1%

45

4%

55%

7%

Typ E

3%

gering vergleichsweise niedrige Pro-Kopf-Ausgaben bei Verkehr sowie öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben, geringe Sozial- und Gesundheitsausgaben

0

0%

68

2%

59%

Kleines Arbeitszentrum polyzentral

Typ G

gering

7

3%

62

12%

60%

16%

mittlere Pro-KopfAusgaben für Personal und Verwaltungs- und Betriebsaufwand, hoher Schuldendienst

überdurchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben für Basisaufgaben

vergleichsweise hohe Pro-Kopf-Ausgaben bei Hauptverwaltung, Soziales und Verkehr

gering bis mittel

6

0%

88

7%

74%

6%

Kleine Kleine Wohngemeinde Wohngemeinde polyzentral weniger verflochten

Typ F

vergleichsweise niedrige Pro-Kopf-Ausgaben bei Verkehr sowie öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben unterdurchschnittliche besonders hohe Aus-gaben ebenfalls hohe Ausgaben Pro-Kopf-Ausgaben für bei zentralörtlichen Aufgaben im zentralörtlichen Basisaufgaben und und ballungsraumBereich sowie bei zentralörtliche Aufgaben spezifischen Aufgaben, aber finanzwirtschaftlichen überdurchschnittliche unterdurchschnittliche Pro- unterdurchschnittliche und sehr geringe auch Basisaufgaben weisen Aufgaben und deutlich Pro-Kopf-Ausgaben für Kopf-Ausgaben für Pro-Kopf-Ausgaben für Ausgaben für die vergleichsweise höchsten erhöhte Werte bei den Basisaufgaben und Basisaufgaben und Basisaufgaben und naturraumbezogene Werte auf Basisaufgaben zentralörtliche Aufgaben zentralörtliche Aufgaben zentralörtliche Aufgaben Aufgaben unterdurchschnittliche überdurchschnittliche unterdurchschnittliche Pro- unterdurchschnittliche Pro-Kopf-Ausgaben für Pro-Kopf-Ausgaben für Kopf-Ausgaben für Pro-Kopf-Ausgaben für Personal und besonders hohe Werte bei sehr hohe Personal und Personal und Personal und Verwaltungs- und Personalausgaben, sehr hohe Umlagenbelastung, hohe Verwaltungs- und Verwaltungs- und Verwaltungs- und Betriebsaufwand, hoher Umlagenbelastung Personalausgaben Betriebsaufwand Betriebsaufwand Betriebsaufwand Schuldendienst

sehr hohe Ausgaben bei Öffentlichen Einrichtungen und Eigenbetrieben, höchste Pro-Kopf-Ausgaben bei den Pflichtschulen

generell überdurchschnittliche ProKopf-Ausgaben, höchste Werte bei der Kinderbetreuung, hohe Sozial- und Gesundheitsausgaben

18 Ausgaben

höchste Pro-Kopf-Werte bei der Hauptverwaltung, einziger Typ mit hohen Pensionsausgaben, generell überdurchschnittliche ProKopf-Ausgaben

28

71

2%

mittel bis hoch

4%

90%

89

hoch

80

100

7%

52% Schulbereich

6%

Typ D Kleine Wohngemeinden - zentrumsbezogen

Kinderbetreuungsbereich

Kleinregionales Zentrum

hoch

6%

58%

53%

63%

6%

56%

Arbeitszentrum im Stadtumland

Regionales Arbeitszentrum

Typ C

Ausgabenniveau

Anteil der PflichtschülerInnen in der Stadtregion Anzahl an PflichtschülerInnen je Tsd. EW Anteil der SchülerInnen in weiterführenden Schulen in der Stadtregion Anzahl an SchülerInnen an weiterführenden Schulen je Tsd. EW

Anteil an betreuten Kindern unter 6 Jahren in der Stadtregion durchschnittliche Betreuungsquote Kinder unter 6 Jahren

Kriterium

Typ B

Typ A

VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Tabelle 16: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Infrastruktur und Ausgaben

55 01.09.15


56 01.09.15 durchschnittliche Bewertung

niedrig niedrig

stark überdurchschnittlich überdurchschnittlich

stark überdurchschnittlich

unterdurchschnittlich

hoch mittel

unterdurchschnittlich

unterdurchschnittlich

durchschnittlich durchschnittlich unterdurchschnittlich unterdurchschnittlich Transferbeziehungen

durchschnittliche Bewertung

vergleichsweise sehr überdurchschnittlicher geringe Grundsteuer Anteil an Grundsteuer Finanzkennzahlen

vergleichsweise niedrige vergleichsweise niedrige eigene Steuern und sehr eigene Steuern und hohe Gebühren Gebühren

überdurchschnittlich

sehr niedrig mittel

Typ D Kleine Wohngemeinden - zentrumsbezogen

Einnahmen

Kleinregionales Zentrum

Typ C

überdurchschnittlich

Anteil Bedarfszuweisungen an den Investitionen niedrig Wirtschaftsförderung sehr hoch

Belastung laufender Transfersaldo (intragovernmental) Belastung gesamter Transfersaldo (intragovernmental)

VSD Verschuldung pro Kopf

sehr gut unterdurchschnittlich

differenziert je nach Region zwischen gut und nicht genügend durchschnittlich

ÖSQ und FSQ

höchste Pro-Kopf-Werte höchste Pro-Kopf-Werte bei bei den eigenen Abgaben den Ertragsanteilen, hohe und hohe Werte bei Werte bei den eigenen Ertragsanteilen und Abgaben und Gebühren Gebühren überdurchschnittliche überdurchschnittliche Kommunalsteuer, Kommunalsteuer, vergleichsweise sehr geringe vergleichsweise sehr Grundsteuer geringe Grundsteuer

Arbeitszentrum im Stadtumland

Regionales Arbeitszentrum

gute bis sehr gute durchschnittliche Bewertung, Bewertung, vergleichsweise schlechteste vergleichsweise beste Bewertung Bewertung

Kommunal- und Grundsteuer

Einnahmenarten

Kriterium

Typ B

Typ A

Typ E

niedrig niedrig

überdurchschnittlich

durchschnittlich

sehr differenziert je nach Region von sehr gut bis nicht genügend unterdurchschnittlich

durchschnittliche Bewertung

vergleichsweise hohe eigene Abgaben und vergleichsweise sehr niedrige Gebühren überdurchschnittliche Kommunalsteuer, vergleichsweise sehr geringe Grundsteuer

Kleines Arbeitszentrum polyzentral

Typ G

sehr hoch hoch

unterdurchschnittlich

unterdurchschnittlich

genügend überdurchschnittlich

durchschnittliche Bewertung

überdurchschnittlicher Anteil an Grundsteuer

vergleichsweise niedrige eigene Steuern und Gebühren

mittel sehr hoch

unterdurchschittlich

durchschnittlich

sehr differenziert je nach Region von sehr gut bis nicht genügend überdurchschnittlich

durchschnittliche Bewertung

überdurchschnittlicher Anteil an Grundsteuer

vergleichsweise höhere eigene Abgaben und Gebühren

Kleine Kleine Wohngemeinde Wohngemeinde polyzentral weniger verflochten

Typ F

VERGLEICHENDE ERGEBNISSE NACH RAUMTYP

Tabelle 17: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Einnahmen, Finanzkennzahlen, Transferbeziehungen


SCHLUSSFOLGERUNGEN

V

Schlussfolgerungen

Nachfolgend werden die Schlussfolgerungen, welche aus den bisherigen Ausführungen gezogen werden konnten, dargestellt.

1

Grund- und Strukturdaten

Unterschiedliche Rahmenbedingungen bewirken unterschiedliche Funktionen im Raum Die Rahmenbedingungen der einzelnen Gemeinden innerhalb einer Stadtregion unterscheiden sich deutlich. Zu nennen wären hier beispielsweise Unterschiede hinsichtlich Erreichbarkeiten, der Nähe zu Verkehrsachsen, Siedlungsdichte, sozio-demografische sowie geografischtopografische Rahmenbedingungen. Ergänzend zu nennen sind jedoch auch andere – hier nicht dargestellte – Faktoren wie die politische Entscheidungsebene, die Verwaltungsgliederung (z.B. Funktion als Statutarstadt) oder historische Entwicklungen. Länderspezifische Unterschiede Wesentlichen Einfluss auf die konkreten Rahmenbedingungen in einer Stadtregion nimmt hierbei die Zugehörigkeit zu einem Bundesland. So unterscheiden sich die Rahmenbedingungen für die Gemeinden je nach Bundesland deutlich. Dies betrifft beispielsweise Kompetenzregelungen, die Gemeindestruktur, Regelungen zu Verbandsstrukturen sowie gesetzliche Vorgaben zur Leistungserbringung oder Finanzierungsregelungen. Bestehende Abgrenzungen der Stadtregionen berücksichtigen nur teilweise die funktionalen Verflechtungen Die bestehenden Abgrenzungen der Stadtregionen berücksichtigen in hohem Maße die bestehenden PendlerInnenverflechtungen. Eine Berücksichtigung der Siedlungsstrukturen sowie der tatsächlichen Leistungsverflechtungen in Bezug auf die kommunale Leistungserbringung erfolgt jedoch nicht. So geben nicht nur PendlerInnenverflechtungen wichtige Hinweise auf die Intensität funktionaler Verflechtungen, sondern beispielsweise auch Beziehungen im Bereich der kommunalen Dienstleistungen, der Nahversorgung oder im Freizeit- und Kulturbereich. Zahlreiche Verflechtungen zwischen den Gemeinden Zwischen den Gemeinden bzw. den Einwohnerinnen und Einwohnern einer Stadtregion findet ein reger Austausch von Leistungen statt, sodass ein vielfältiges Beziehungsgeflecht entsteht. Die Bewohnerinnen und Bewohner nutzen die Gelegenheiten in unterschiedlichen Gemeinden und passieren häufig mehrmals täglich die Gemeindegrenzen zur Erfüllung ihrer Aufgaben und Bedürfnisse. Damit verlieren die tatsächlichen Gemeindegrenzen immer mehr an Bedeutung. Fehlender Überblick über vorhandene Leistungsangebote Die österreichweit standardisierte Datenverfügbarkeit im kommunalen Leistungsbereich ist sehr lückenhaft und besteht nur in einigen Leistungsbereichen. Auch bestehen unterschiedliche Leistungsqualitäten, was zu einer schweren Vergleichbarkeit des Leistungsangebotes in einer Stadtregion führt. Weiters erschweren landesspezifische Regelungen die Vergleiche zwischen Stadtregionen.

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SCHLUSSFOLGERUNGEN

Einzugsbereiche von Leistungen werden nur selten erfasst Ein weiterer Faktor ist, dass oftmals der Einzugsbereich (woher kommen die Nutzerinnen und Nutzer? Zuordnung zur Ursprungsgemeinde?) nicht erfasst wird und damit eine Leistungsabstimmung innerhalb der Region erschwert ist. Abstimmung regionaler Leistungsangebote ist durch unzureichende Datenverfügbarkeit erschwert Es bestehen nur in wenigen Leistungsbereichen österreichweit standardisierte Erhebungen zum Leistungsangebot, teilweise bestehen regionsspezifische Erhebungen. In den meisten Leistungsbereichen fehlt jedoch ein gesamthafter Überblick der bestehenden Leistungsangebote. Dadurch ist jedoch eine Abstimmung der verschiedenen Leistungsangebote deutlich erschwert. Auch fehlt in der Regel der Überblick über bestehende Kooperationen. Weiters fehlt eine Abstimmung größerer Infrastrukturvorhaben in einer Region und ebenso einheitliche Standards zur Leistungserbringung. Verschiedenartigkeit der Gemeindekooperationen Bei den bestehenden Gemeindekooperationen gibt es heterogene Strukturen. So unterscheiden sich die Aufgabenbereiche genauso wie die Kompetenzen und die Zusammensetzung der Gemeinden. So kann eine Gemeinde bei verschiedenen Gemeindekooperationen mitwirken, an denen jeweils unterschiedliche Gemeinden beteiligt sind, sodass ein hoher Kooperationsaufwand und eine geringe Übersichtlichkeit hinsichtlich der Kooperationen entstehen. Die funktionale Abgrenzung hat bei der Bildung von Kooperationen nicht immer oberste Priorität. Hinzu kommen unterschiedliche rechtliche und organisatorische Ausgestaltungsvarianten sowie unterschiedliche Regelungen und Fördermaßnahmen in den einzelnen Bundesländern. Viele Kooperationen sind anlassbezogen, weshalb keine einheitliche Struktur verfolgt wird. Dadurch fehlt eine Übersicht über Gemeindekooperationen, was zu Intransparenzen führt. So kann beispielsweise nicht geklärt werden, inwieweit parallele Strukturen bestehen oder ob die bestehenden Kooperationen effizient sind.

2

Finanzielle Rahmenbedingungen

Gemeindegröße beeinflusst die Ausgabenerfordernisse wesentlich Die Gemeindegröße ist ein wesentlicher Erklärungsfaktor für die unterschiedliche Ausgabensituation der Gemeinden. So weisen größere Gemeinden nicht nur höhere Ausgaben bei den zentralörtlichen Aufgaben auf, sondern es bestehen auch erhöhte Pro-Kopf-Ausgaben bei den Basisaufgaben. Wichtiger Erklärungsansatz hierfür sind unterschiedliche Leistungsangebote und -qualitäten. Weitere wichtige Erklärungsfaktoren sind der Zentrumsfaktor sowie die Bedeutung als Arbeitszentrum Die finanzielle Gesamtsituation einer Gemeinde ist auch davon abhängig, ob diese Gemeinde eine Zentrums- und Versorgungsfunktion im Raum übernimmt oder nicht, was sich insbesondere auf die Ausgabensituation auswirkt. Weiters ist es für die Einnahmensituation einer Gemeinde

58 01.09.15


SCHLUSSFOLGERUNGEN

von Bedeutung, ob diese als Arbeitszentrum oder eher als Wohngemeinde agiert, da mit der Zahl der Arbeitsplätze auch die Einnahmen aus der Kommunalsteuer steigen. Stadt-Umland-Gemeinden sind differenziert zu betrachten Bei der Analyse der finanziellen Situation der Gemeinden nach Raumtyp zeigt sich, dass die Stadt-Umland-Gemeinden differenziert zu betrachten sind. Insbesondere jene Stadt-UmlandGemeinden mit engen Verflechtungen zu den Zentrumsgemeinden, welche auch selbst als Arbeitszentrum agieren, weisen die besten finanziellen Kennwerte auf. Diese Gemeinden verfügen einerseits über eine sehr gute Finanzausstattung über eigene Steuern, gleichzeitig aber müssen diese die zentralörtlichen Leistungen der Zentrumsgemeinden nicht erbringen. Anders verhält es sich bei den Gemeinden, welche vorrangig als Wohngemeinde fungieren, da hier weniger eigene Mittel zur Verfügung stehen.

59 01.09.15


ANHANG

VI Anhang 1

Methodische Erläuterungen

Struktur- und Leistungsdaten Die Berechnung der Struktur- und Leistungsdaten basiert weitgehend auf vorhandenen Datensätzen der Statistik Austria (z.B. Bevölkerungszahl, PendlerInnenströme, Kinderbetreuung, Schulbereich). Insbesondere im Leistungsbereich erfolgten auch zusätzliche Recherchen im Internet. Hier ist darauf hinzuweisen, dass es sich dabei nicht um eine vollständige Erhebung handeln kann. Finanzdaten Datengrundlage für die finanzstatistische Untersuchung ist der Gemeindefinanzdatensatz der Statistik Austria. Für die Berechnung der Pro-Kopf-Werte wurden die von der Statistik Austria veröffentlichten Bevölkerungszahlen mit Stichtag 1.1.2012 zu Grunde gelegt. Die Analyse umfasst das Jahr 2011. Im Zuge der finanzstatistischen Betrachtung ist darauf hinzuweisen, dass auf Basis der bestehenden Datenlage einige Problembereiche bestehen, wie vor allem:  Unterschiedliche Verbuchungspraxis;  Uneinheitliche funktionelle Abgrenzung;  Ausgegliederte Bereiche und Gemeindeverbände: Diese finden sich im Gemeindefinanzdatensatz nicht wieder. Das Ausmaß der Ausgliederungen kann nicht quantifiziert werden. Kleinere Gemeinden greifen dabei in hohem Maße auf Gemeindeverbände zurück, in größeren Städten werden ganze Aufgabenbereiche ausgelagert. Bei der Analyse der laufenden Ausgaben wurden auch die Tilgungen mitberücksichtigt, da dies im Sinne des Auswertungsziels (Darstellen der laufenden Belastung) zweckmäßig erscheint, diese ebenfalls miteinzubeziehen. Im Ausgabenbereich erfolgt eine Darstellung der Ausgaben nach Aufgabenbereichen. Nachfolgende Tabelle gibt die Zuordnung der einzelnen Abschnitte auf die Aufgabenbereiche wieder. Insgesamt sind mit den ausgewählten Aufgabenbereichen über 80 Prozent der gesamten Netto-Belastung abgedeckt. Bei der Auswahl der Aufgabenbereiche wurde insbesondere die quantitative Bedeutung für die Netto-Belastung berücksichtigt.

60 01.09.15


ANHANG

Tabelle 18: Ausgewählte Aufgabenbereiche – Definition und Anteil an der Netto-Belastung

Bereiche

Abschnitte

Beschreibung

Hauptverwaltung

00-03, 06-07, 09, 16-18, 90 08

Gewählte Gemeindeorgane, Hauptverwaltung, Bauverwaltung, Feuerwehrwesen, Landesverteidigung, u.a. Pensionen

20-23

Gesonderte Verwaltung, Allgemeinbildender Unterricht, Berufsbildender Unterricht, Förderung des Unterrichts Allgemein öffentliche Wohlfahrt, Jugendwohlfahrt, Sozialpolitische Maßnahmen u.a. Gesundheitsdienst, Umweltschutz, eigene Krankenanstalten, Krankenanstalten anderer Rechtsträger u.a. Vorschulische Erziehung, Außerschulische Jugenderziehung

Pensionen Pflichtschulen Soziales

40-46

Gesundheit

50-59

Kinderbetreuung Verkehr

24-25

Sport und Kultur

26, 30-39

Öffentliche Einrichtungen Eigenbetriebe

80-84

Finanz

90-99

Sonstiges

05, 10-13, 27-28, 48, 70-78

60-69

85-89

Straßenbau, Allgemeiner Wasserbau, Schienenverkehr, Luftverkehr u.a. Sport und außerschulische Leibeserziehung, Musik und darstellende Kunst, Museen und sonstige Sammlungen u.a. Öffentliche Einrichtungen, Betriebsähnliche Einrichtungen und Betriebe u.a. Betriebe mit marktbestimmter Tätigkeit, land- und forstwirtschaftliche Betriebe, wirtschaftliche Unternehmungen Öffentliche Abgaben, Umlagen, Finanzzuweisungen und Zuschüsse u.a. Bezirksverwaltung, Öffentliche Ordnung, Erwachsenenfortbildung, Wohnbauförderung, Förderung der Energiewirtschaft u.a.

Quelle: KDZ: eigene Darstellung 2013.

61 01.09.15


ANHANG

2

Gemeindezuordnung nach Raumtyp

Liste der Gemeindezuordnung zu den Raumtypen nach Regionen

Stadtregion Innsbruck Gemeinde Absam Aldrans Ampass Axams Baumkirchen Birgitz Ellbögen Flaurling Fritzens Gnadenwald Götzens Gries am Brenner Gries im Sellrain Grinzens Gschnitz Hall in Tirol Hatting Innsbruck Inzing Kematen in Tirol Kolsass Kolsassberg Lans Matrei am Brenner Mieders Mils Mühlbachl Mutters Natters Navis Oberhofen im Inntal Obernberg am Brenner Oberperfuss

62 01.09.15

Raumtyp Typ C Typ D Typ D Typ C Typ F Typ D Typ D Typ F Typ F Typ F Typ D Typ G Typ D Typ D Typ G Typ A Typ F Typ A Typ D Typ B Typ F Typ F Typ D Typ F Typ F Typ E Typ F Typ D Typ D Typ F Typ F Typ F Typ D

Gemeinde Patsch Pettnau Pfaffenhofen Pfons Polling in Tirol Ranggen Rietz Rinn Rum Schmirn Schönberg im Stubaital Sellrain Sistrans Steinach am Brenner Telfels im Stubai Terfens Thaur Trins Tulfes Unterperfuss Vals Volders Völs Wattenberg Wattens Weer Weerberg Zirl

Raumtyp Typ D Typ F Typ F Typ F Typ F Typ D Typ F Typ D Typ B Typ F Typ F Typ D Typ D Typ G Typ F Typ F Typ D Typ F Typ F Typ G Typ F Typ F Typ C Typ F Typ A Typ F Typ F Typ C


ANHANG

Stadtregion Salzburg Gemeinde Adnet Anif Anthering Bad Vigaun Bergheim Berndorf bei Salzburg Bürmoos Dorfbeuern Ebenau Elixhausen Elsbethen Eugendorf Faistenau Fuschl am See Golling an der Salzach Göming Grödig Großgmain Hallein Hallwang Henndorf am Wallersee Hintersee Hof bei Salzburg

Raumtyp Typ G Typ B Typ D Typ F Typ B Typ F Typ F Typ F Typ G Typ D Typ C Typ A Typ G Typ G Typ G Typ F Typ B Typ F Typ A Typ B Typ G Typ F Typ G

Gemeinde Koppl Köstendorf Krispl Kuchl Lamprechtshausen Mattsee Neumarkt am Wallersee Nußdorf am Haunsberg Oberalm Oberndorf bei Salzburg Obertrum am See Palting Perwang am Grabensee Plainfeld Puch bei Hallein Salzburg Sankt Georgen bei Salzburg Sankt Koloman Scheffau am Tennengebirge Seeham Seekirchen am Wallersee Thalgau Wals-Siezenheim

Raumtyp Typ D Typ F Typ G Typ C Typ E Typ G Typ A Typ F Typ F Typ C Typ G Typ F Typ F Typ D Typ F Typ A Typ F Typ F Typ F Typ F Typ A Typ A Typ B

Raumtyp Typ F Typ F Typ G Typ F Typ F Typ F Typ F Typ G

Gemeinde Matzendorf-Hölles Neudörfl Schwarzenbach Sollenau Theresienfeld Walpersbach Wiener Neustadt Wiesmath

Raumtyp Typ F Typ E Typ F Typ E Typ F Typ F Typ A Typ G

Stadtregion Wiener Neustadt Gemeinde Bad Erlach Bad Fischau-Brunn Bromberg Felixdorf Hochwolkersdorf Katzelsdorf Lanzenkirchen Lichtenwörth

63 01.09.15


ANHANG

3

Verzeichnisse

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Schema zur Bildung der Raumtypen 12 Abbildung 2: Gemeinden nach Raumtyp 15 Abbildung 3: Bevölkerungsstand, Bevölkerungsentwicklung und Siedlungsdichte 19 Abbildung 4: Arbeitsplätze, Erwerbspersonen sowie Einpendlerinnen und Einpendler 2010 22 Abbildung 5: Räumliche Beziehungen / PendlerInnenverflechtungen 26 Abbildung 6: Erreichbarkeiten im motorisierten Individualverkehr 28 Abbildung 7: Kinderbetreuung in Kindertagesheimstätten 31 Abbildung 8: Schulzentren 2010/2011 34 Abbildung 9: Ausgaben nach Aufgabentypen pro Kopf, 2011 39 Abbildung 10: Ausgaben nach ausgewählten Aufgabenbereichen pro Kopf, 2011 40 Abbildung 11: Ausgaben der laufenden Gebarung nach Ausgabenarten pro Kopf, 2011 41 Abbildung 12: Einnahmen der laufenden Gebarung nach Einnahmenarten und Raumtyp pro Kopf, 2011 42 Abbildung 13: Kommunal- und Grundsteuer pro Kopf, 2011 42 Abbildung 14: Öffentliche Sparquote, Durchschnitt 2007-2011 43 Abbildung 15: Freie Finanzspitze Quote, Durchschnitt 2007-2011 44

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Zentralitätsstufen in Salzburg 8 Tabelle 2: Kategorisierung der Gemeinden im Salzburger Zentralraum 9 Tabelle 3: Zentralitätsstufen in Niederösterreich: 10 Tabelle 4: Zentralitätsstufen und Ränge in Tirol 11 Tabelle 5: Beschreibung der Raumtypen 13 Tabelle 6: Verteilung der Gemeinden auf die Raumtypen 14 Tabelle 7: Altersstruktur nach Raumtyp, 2012 21 Tabelle 8: Durchschnittliche Anzahl an Erwerbstätigen nach Wirtschaftsbereichen, 2010 24 Tabelle 9: Betreute Kinder unter 6 Jahren und Betreuungsquote (Schuljahr 2011/2012) 33 Tabelle 10: Pflichtschülerinnen und -schüler sowie Schülerinnen und Schüler in weiterführenden Schulen 33 Tabelle 11: Ausgewählte Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Krankenanstalten 36 Tabelle 12: Gemeindekooperationen in ausgewählten Aufgabenbereichen 37 Tabelle 13: Ausgewählte Kennzahlen zur Verschuldung, Durchschnitt 2007-2011 45 Tabelle 14: Transferbeziehungen pro Kopf nach Raumtyp, Durchschnitt 2007-2011 46 Tabelle 15: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Raum- und Grunddaten 54 Tabelle 16: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Infrastruktur und Ausgaben 55 Tabelle 17: Ergebnisse der Stadtregionsprofile im Überblick – Einnahmen, Finanzkennzahlen, Transferbeziehungen 56 Tabelle 18: Ausgewählte Aufgabenbereiche – Definition und Anteil an der Netto-Belastung 61

64 01.09.15


ANHANG

Literaturverzeichnis Amt der Tiroler Landesregierung: Das System der Zentralen Orte in Tirol 2010. Biwald, Peter: Der Quicktest. Ein kennzahlenorientierter Ansatz zur Haushaltsanalyse. Kurzinformation. Wien 2005. Biwald, Peter; Mitterer, Karoline; Parzer, Philip: Steuerung und Organisation kommunaler Daseinsvorsorge. Formen der Leistungserbringung – Beteiligungsmanagement. Grundlagenpapier zum Arbeitskreis 1 des Österreichischen Städtetages 2008 in Innsbruck. KDZStudie 2008. Land Salzburg: Sachprogramm Standortentwicklung für Wohnen und Arbeiten im Salzburger Zentralraum, 2009. Land Salzburg: Salzburger Landesentwicklungsprogramm, 2003. Niederösterreichisches Raumordnungsprogramm LGBL. 8000/24-1 1992. Prorok, Thomas; Mitterer, Karoline; Hochholdinger, Nikola; Haindl, Anita: Struktur, Steuerung und Finanzierung von kommunalen Aufgaben in Stadtregionen. Österreichischer Städtetag 2013. Wien 2013. Statistik Austria: Abgestimmte Erwerbsstatistik 2010. Statistik Austria: Bevölkerungsstand 1.1.2012. Statistik Austria: Dauersiedlungsraum 2008. Statistik Austria: Ein Blick auf die Gemeinden 2013. Statistik Austria: Gemeindegebarung 2007-2011. Statistik Austria: Kindertagesheimstatistik 2010/2011. Statistik Austria: Österreichs Städte in Zahlen 2012. Statistik Austria: Schulstatistik 2010/2011.

65 01.09.15


KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung Guglgasse 13 · A-1110 Wien T: +43 1 892 34 92-0 · F: -20 institut@kdz.or.at · www.kdz.or.at


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