Auswirkungen von Hochwasserereignissen auf Gemeindebudgets

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Publizierbarer Endbericht A) Projektdaten Allgemeines zum Projekt Kurztitel:

CAD-MUCI

Langtitel:

Climate Change Effects – Adaptation and Municipal Cost Implications

Zitiervorschlag:

Wolfgang Loibl, Birgit Bednar-Friedl, Gabriel Bachner, Catrin Haider, Anita Haindl, Gerhard Heiss, Hannah Hennighausen, Nikola Hochholdinger, Branislav Iglár, Mario Köstl, Karoline Mitterer, CAD-MUCI - Climate Change Effects – Adaptation and Municipal Cost Implications

Programm inkl. Jahr:

ACRP8-2016

Dauer:

15.04.2016 bis 15.03.2018

KoordinatorIn/ ProjekteinreicherIn:

AIT Austrian Institute of Technology

Kontaktperson Name:

Dr. Wolfgang Loibl

Kontaktperson Adresse:

Giefinggasse 6, 2010 Wien

Kontaktperson Telefon:

+43 664 8251186

Kontaktperson E-Mail:

wolfgang.loibl@ait.ac.at

KdZ - Zentrum für Verwaltungsforschung (Wien) Projekt- und KooperationspartnerIn Wegener Center, Univ. Graz (Steiermark) (inkl. Bundesland): Schlagwörter:

Climate Adaptation Costs, flood risk, risk management, municipal budget analysis, Subcatchment analysis

Projektgesamtkosten:

220,000 €

Fördersumme:

220,000 €

Klimafonds-Nr:

B567165

Erstellt am:

29.03.2018

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B) Projektübersicht 1 Kurzfassung Das gegenständliche Projekt untersucht die Wirksamkeit von Hochwasserschutz‐Maßnahmen in den Gemeinden von Teileinzugsgebieten dreier Flüsse in Oberösterreich, auch mit dem Ziel, eventuelle positive oder negative Spillover‐Effekte zu identifizieren. Zuerst werden raumbezogene Risikofaktoren für Hochwasserschäden in den Gemeinden dreier Flusseinzugsgebiete mithilfe von GIS‐Analysen abgeleitet, und in weiter Folge extreme Hochwasserereignisse im Zeitraum 2002 –2014 analysiert. In einem weiteren Schritt werden hochwasserbezogene Ausgaben in den Rechnungsabschlüssen der Gemeinden identifiziert, unterschieden in Schadensbewältigungskosten während und nach den Ereignissen (Bewältigung und Nachsorge) und anpassungsrelevante Ausgaben zwischen bzw. vor den Ereignissen (Prävention). Die Ausgaben der Gemeinden werden für den Zeitraum 2002 ‐ 2014 für die Bereiche Bewältigung, Nachsorge und Prävention analysiert. Die Budgetdaten ermöglichen eine bislang nur in wenigen Studien durchgeführte Einschätzung über die kommunalen Ausgaben für die Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen sowie den Wiederaufbau nach Hochwasserereignissen. Die Zuordnung hochwasserbezogener Ausgaben zu Budgetposten der Gemeindehaushalte zeigt, dass Maßnahmen zu Bewältigung, Nachsorge und Prävention mehreren kommunalen Aufgabenbereichen zugeordnet werden können, wodurch eine Abgrenzung der Ausgaben für Hochwasserrisikomanagement auf Basis der Rechnungsabschlüsse schwierig ist. Mit Hilfe von Regressionsanalysen (getrennt für drei Flusseinzugsgebiete und Anpassungsmaßnahmengruppen) wurden kostenmindernde Effekte auf Schadensbewältigung durch Anpassungsmaßnahmen mit Hilfe der Budget‐Daten untersucht. Die Regressionsfunktionen zeigen, dass Anpassungsmaßnahmen (quantifiziert via Anpassungskosten) in den exponierten Gemeinden die zukünftigen Schäden und Reparaturkosten nicht verbindlich senken. Die Regressionsanalysen belegen jedoch einen positiven Einfluss umfangreicher Anpassungsmaßnahmen außerhalb der eigenen Gemeinde in den untersuchten Flusseinzugsgebieten: Hohe flussaufwärts getätigte Anpassungsinvestitionen führen in stark exponierten Gemeinden bei nachfolgenden Hochwasserereignissen häufig zu einer Reduzierung der Schadensbehebungskosten. Die Regressionsmodelle für die Einzugsgebiete geben, aufgrund der zu geringen Zahl an einbezogenen Gemeinden sowie der schwierigen Abgrenzung der Budgetdaten, wenig Sicherheit für eine fundierte quantitative Projektion finanzieller Auswirkungen. Zusätzlich wurden Fallstudien zu drei ausgewählten Gemeinden in den betrachteten Einzugsgebieten durchgeführt. Dazu wurden die beobachteten Extremereignisse mit den Bewältigungs‐ und den folgenden Präventionsmaßnahmen verglichen. Dabei erfolgte auch eine weitgehende Abgrenzung der hochwasserbezogenen Ausgaben für Gemeinden sowie der Hochwasserschutzverbände, sodass hier eine möglichst vollständige Darstellung der finanziellen Belastungen der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände ermöglicht wurde. In Interviews ‐ vor allem mit Bürgermeistern der Gemeinden sowie Obmännern der Hochwasserschutzverbände ‐ und anhand deren Tätigkeitsberichte wird die große Bedeutung der Hochwasserschutzverbände für die Verteilung von Risiko und Kosten zwischen den Gemeinden im Oberlauf und den stärker betroffenen Gemeinden im Unterlauf bestätigt. Die interkommunale Koordination von Hochwasserschutzmaßnahmen durch Hochwasserschutzverbände hat sich in Oberösterreich bewährt. So wird in den Interviews hervorgehoben, dass ohne diese Form der Organisation größere Projekte für den Hochwasserschutz nicht realisiert werden könnten. Besonders für die Koordination und den Ausgleich zwischen Ober‐ und Unterlieger‐Gemeinden sind die Gemeindeverbände von zentraler Bedeutung. Um mögliche künftige Auswirkungen abzuschätzen wurden regionale Klimasimulationen herangezogen, die zeigen, dass in den kommenden Jahrzehnten die Häufigkeit und die Größenordnung von Extremereignissen zunehmen werden.

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Folgende Schussfolgerungen werden hergeleitet: Hochwasserrisikomanagement ist eine große Herausforderung für Gemeinden. Bei entsprechender Betroffenheit können sich deutliche Mehrbelastungen für die Gemeinde ergeben. Eine Abgrenzung der hochwasserbezogenen Ausgaben auf Basis der Rechnungsabschlüsse der Gemeinden ist nur teilweise möglich. Statistische Analysen von Gemeindebudgetdaten in Bezug auf Reparatur und Anpassung von Hochwasserschäden zeigen, dass die Ausgaben für die Anpassung in stark exponierten Gemeinden nicht notwendigerweise zu niedrigeren Schadenskosten beim nächsten Hochwasserereignis führen. Regressionsanalysen bestätigen, dass Anpassungsmaßnahmen, vor allem in Oberlieger‐Gemeinden, kostensenkende Auswirkungen auf stark exponierte Gemeinden haben. Fehlanpassung können in den untersuchten Einzugsgebieten weitgehend ausgeschlossen werden. In künftigen Jahrzenten ist mit der Zunahme von Extremereignissen mit höheren Schäden und damit Reparaturkosten zu rechnen, die zusätzliche Anpassungsmaßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes notwendig machen. Zur Koordination des Hochwasserrisikomanagements zwischen den Gemeinden sind Hochwasserschutzverbände ein ideales Instrument und haben sich sehr bewährt – nicht nur in der gemeinsamen Planung von Maßnahmen, der Risiko‐ und Kostenstreuung, sondern auch in der Koordination von Schutzmaßnahmen bei Eintritt von Ereignissen.

2 Executive Summary This project investigates, based on cost data, the effectiveness of flood prevention measures in municipalities in sub‐catchments of three rivers in Upper Austria, also with the aim of identifying positive or negative spillover effects at the regional level. First, relevant data on spatial and climate characteristics are compiled, spatial risk indicators in the catchments’ municipalities are generated from them and extreme flood event occurrences are identified over the period 2002‐2015. In a second step, flood related expenditures are identified in the budgets of the catchments’ municipalities by distinguishing between rescue and aftercare, expenditures on reconstruction (repair costs during and after extreme events) and preventive costs between and before events (i.e. adaptation relevant expenditures). Subsequently, selected budget expenditures in the municipalities over the period 2002‐2015 are analyzed according to selected flood‐related rescue, aftercare, repair‐ and flood‐prevention‐related cost groups. Currently only few studies explore budget data on municipal spending for the implementation of climate change adaptation measures, and the reconstruction of damages. The relation of flood‐related expenditures to budget items of municipality budgets shows that expenditures for coping, aftercare and prevention are included in many budget sub‐sections that are not always booked in the same way. Delineation of flood risk management expenditures is therefore generally difficult In a third step, multiple regression analyses are conducted for the river catchments to assess flood damage mitigating effects through adaptation measures for selected measure groups based on municipality budget data. High adaptation costs in the exposed municipalities are found to not lower (despite the measures) future damages and repair costs. However, the analyses confirm a positive ‐ flood damage mitigating ‐ effect of upstream adaptation: high adaptation investments in municipalities located upstream, show lower damage management costs during the subsequent flood event in the heavily exposed municipalities. Though, due to the low number of incorporated municipalities and weak cost data, the regression models provide little liability for a well‐founded quantitative projection of financial impact. In addition, case studies have been conducted in three municipalities of the selected catchments to discuss the observed extreme events and to relate them to preventive measures taken before and repair measures taken after the events. To allow a complete representation of the financial burdens of the municipalities and flood protection associations a delimitation of flood‐related expenditures has been carried out. By combining interviews with mayors of the municipalities (which are frequently in parallel leaders of the flood protection

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associations) and budget data explorations, it was observed, that flood protection associations are key for sharing of risk and costs between the municipalities upstream and downstream the rivers. The inter‐municipal coordination of flood protection measures within the framework of flood protection associations has proven in Upper Austria as highly successful. Thus, in the interviews, it was emphasized that without these organizations, larger flood prevention projects could not have been realized. Especially for the coordination and for risk‐ and cost‐sharing between upstream and downstream municipalities, the flood protection municipalities are of central importance. Further, regional climate simulations have been examined which show, that in future decades frequency and magnitude of extreme events will increase, which let expect more damages and higher repair costs. Summarizing the results, the following conclusions are derived: •

Flood risk management is a major challenge for the municipalities, which requires collaboration at various administrative levels. Flood risk management spending on response, aftercare and prevention is included in many budget subsections, making it difficult to delineate flood risk management spending.

Statistical analyses of municipality budget data related to flood damage repair and adaptation show that spent adaptation costs in heavily exposed municipalities do not necessarily lead to lower damage costs during the next subsequent flood event. But the analyses confirm, that adaptation measures, especially in upstream municipalities, have damage cost mitigating effects to heavily exposed municipalities. Maladaptation can be largely excluded in the examined catchments.

Analysis of future regional climate simulations for the study area with a focus on extreme events are required to make statements on the extent to which the occurrence of more frequent and / or more extreme events can be expected in the future, leading to more damages which requires more repair costs as well as more expenditures for adaptation measures.

Flood risk management as a regional issue requires cooperation between the municipalities. Flood protection associations were emphasized of being of central importance for the heavily exposed municipalities as they distribute flood related costs between (heavily and less exposed) municipalities in the catchment, organise subsidy for those measures from regional government and federal state and coordinate larger flood prevention projects.

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Hintergrund und Zielsetzung

Gemäß der Österreichischen Nationalen Anpassungsstrategie erfordern Klima‐Anpassungsaktivitäten die aktive Beteiligung der Gemeinden. Im Hinblick auf die engen Budgetrahmen müssen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel möglichst wirksam und effizient umgesetzt werden. Die Beziehung zwischen Anpassung und Schäden bzw. den Kosten zu deren Bewältigung und der sich daraus ergebenden Effizienz von Maßnahmen wurde bisher wenig untersucht. Das gegenständliche Projekt liefert dazu einen Beitrag. Das Ziel des Projektes ist demnach, 

die budgetären Auswirkungen von Anpassungsmaßnahmen auf das Hochwasserrisiko zu analysieren, indem die Kosten für die Schadensbewältigung vor und nach der Umsetzung der Maßnahmen in den betroffenen Gemeinden, wie auch in den Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden des jeweiligen Flusses analysiert werden. Dabei wird auch beurteilt, ob Anpassungsmaßnahmen sich auch als Fehlanpassung herausstellten.

Weitere Teilziele: 

Untersuchung der Wirksamkeit von Hochwasserschutz‐Maßnahmen in den Gemeinden von Einzugsgebieten dreier Flüsse in Oberösterreich, auch mit dem Ziel, positive oder negative Spillover‐Effekte zu identifizieren.

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Durchführung von Fallstudien in drei Gemeinden mit einer qualitativen Analyse der Hochwasserrisiko‐ bedingten Effekte, der budgetären Belastungen, der Rollen der handelnden Akteure und der Wirksamkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen.

Analyse hoch regionaler Klimasimulationen für den Untersuchungsraum mit Fokus auf Extremereignisse, um künftige Auswirkungen von Extremereignissen abzuschätzen.

Treffen von Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen und Empfehlungen für die Praxis.

4 Projektinhalt und Ergebnisse 4.1 Datenakquise, Zusammenführung und Analyse physischer Rahmenbedingungen, die Schäden nach Extremereignissen begünstigen Es wurden die Aist, Krems und Vöckla (Teileinzugsgebiet der Traun) – drei Teileinzugsgebiete in Oberösterreich – ausgewählt. Das ursprünglich als Fallbeispiel avisierte Ybbs‐Einzugsgebiet in Niederösterreich wurde wegen der besseren Vergleichbarkeit der Daten durch das Aist‐Einzugsgebiet ersetzt. Alle drei Einzugsgebiete waren während der 15 Jahre etwa zeitgleich und ähnlich intensiv von lokalen Hochwasserereignissen betroffen, jedoch wenig von überregionalen Einflüssen, wie Kraftwerken, berührt. Als Analyseperiode wurde 2002 bis 2014 ausgewählt, ein Zeitraum, wo zwei extreme Niederschlags‐ und in weiterer Folge Hochwasserereignisse aufgetreten sind und Gemeindehaushaltsdaten zur Analyse der budgetären Hochwasserfolgen bzw. der Kosten von Anpassungsmaßnahmen verfügbar sind. Abbildung 1 zeigt die Niederschlagsmuster der drei Extremereignisse im August 2002 sowie im Mai und Juni 2013.

Abbildung 1 Vergleich der extremen Niederschlagsereignisse im August 2002 and Juni 2013 (Quellen: BMLWF, Abteilung Wasserhaushalt)

Indikatoren für raumbezogene Risikoanalyse Zur Quantifizierung raumbezogener Risikofaktoren für Hochwasserschäden wurden unter Verwendung verfügbarer Geodaten (Landnutzung, digitales Höhenmodell, Straßen‐ und Gewässernetz) mit Hilfe von GIS‐Analysen einige hochwasserrelevante räumliche Indikatoren für die Gemeinden erzeugt, um damit den statistischen Zusammenhang mit hochwasserbezogenen Schadensbewältigungskosten zu untersuchen:  

Höhenunterschied zwischen Talboden und nächster Siedlung Entfernung zwischen Fluss und nächster Siedlung in der Gemeinde

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    

Neigung zwischen höchstem und tiefstem Punkt im Flussbett in der Gemeinde Höhendifferenz zwischen höchstem und tiefstem Punkt im Flussbett in der Gemeinde Höhenabfolge der Gemeinden (anhand der Hauptorte) im Flusssystem (von Ursprung bis Mündung) Flusslänge(n) innerhalb der Gemeinde Siedlungsflächen in der Gemeinde.

Die folgende Tabelle 1 listet die wesentlichen Indikatoren für die Gemeinden der drei Flusseinzugsgebiete auf. Jene Gemeinden, wo flussbauliche lineare Maßnahmen – etwa Dämme – durchgeführt wurden, sind blau unterlegt ‐ diese könnten als Fehlanpassung wirken! Tabelle 1 Indikatoren zur räumlichen Charakteristik der Gemeinden in den drei Teileinzugsgebieten catch‐ ment

Catchment‐ Len_river_ sequence in_municip

Avg_slope‐ in Height_diff _in Dist_ settlm‐ municip municip river

Height_ settlm‐ river

Gemeinde Grünbach Rainbach im Mühlkreis Freistadt Lasberg Kefermarkt Pregarten Hagenberg im Mühlkreis Wartberg ob der Aist Tragwein Ried in der Riedmark Schwertberg Perg Naarn im Machlande Mauthausen

Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

17750 2966 6074 9684 12100 17491 6330 5818 1684 4239 15600 716 3411 1966

1,7 2,8 1,0 0,8 0,8 0,9 0,6 1,5 2,1 0,5 0,3 0,1 0,1 0,1

489,3 393,8 320,1 264,7 244,3 139,1 174,7 109,9 46,8 56,5 23,2 4,6 0,4 0,0

40 674 190 177 224 131 503 713 661 574 79 367 1357 2400

0,3 38,7 4,4 15,2 20,5 19,2 16,8 61,9 83,6 79,9 3,6 1,0 0,4 2,9

Micheldorf in Oberösterreich Kirchdorf an der Krems Inzersdorf im Kremstal Schlierbach Nußbach Wartberg an der Krems Ried im Traunkreis Kremsmünster Kematen an der Krems Piberbach Neuhofen an der Krems Sankt Marien Ansfelden

Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

8740 2247 7723 7272 4071 8518 3591 8406 6884 5079 4452 2700 10157

8,7 0,7 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,4 0,4 0,3 0,4 0,2 0,2

533,0 153,4 135,5 126,7 107,0 98,7 85,7 67,8 43,4 28,9 20,1 11,9 0,0

136 156 918 581 2736 65 3101 313 145 265 203 316 308

2 3 22 9 53 0 105 9 4 13 4 4 1

Weißenkirchen im Attergau Frankenmarkt Redleiten Fornach Pfaffing Frankenburg am Hausruck Vöcklamarkt Neukirchen an der Vöckla Straß im Attergau Sankt Georgen im Attergau Berg im Attergau Gampern Timelkam Ampflwang im Hausruckwald Zell am Pettenfirst Puchkirchen am Trattberg Ungenach Vöcklabruck

Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla

4897 7275 3679 7110 1646 9871 8113 4479 4923 5214 4092 5514 6432 7275 3854 4968 5666 5049

1,0 0,6 2,1 0,9 0,6 1,3 0,5 0,2 1,2 0,7 0,5 0,2 0,3 2,5 1,0 0,9 1,1 0,4

144,7 101,4 188,8 120,9 88,2 131,0 59,0 29,7 161,8 118,8 90,2 33,2 17,7 183,0 85,0 68,7 62,2 0,0

1239,0

525,2 0,7 14,4 30,1 8,9 0,3 0,6 0,8 3,8 4,0 20,5 5,3 2,0 8,4 2,2 70,4 0,1 5,1

red

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17

18 = linear measures sub-catchment indirect connection to Vöckla

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91 812,0 651,0 639,0 61,0

199 248 65,0 400,0 288,0 595 2 341,0 189,0 1339,0 143,0

0

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(Quelle: Landnutzung, digitales Höhenmodell, Straßen‐ und Gewässernetz, Gemeindegrenzen; räumliche Analysen: AIT)

Abbildung 2 zeigt exemplarisch zwei Karten dieser Indikatoren für das Aist‐Einzugsgebiet.

Abbildung 2 Einzugsgebiet der Aist: Höhenabfolge der Gemeinden (links), Landnutzung (rechts) (Quellen: AIT; EEA: CORINE Landcover 2012 – CLC)

Analyse der Klima‐ und Hydrologie‐Situation im Untersuchungsraum Die meteorologische und hydrologische Situation wurde anhand der täglichen Pegelstände des Hydrographischen Zentralbüros (HZB) und der täglichen Niederschlagssummen von den Messstationen der ZAMG und des HZB in den Einzugsgebieten der Flüsse Aist, Krems und Vöckla analysiert. Die folgenden Diagramme (Abbildung 3) zeigen die Abflussverhältnisse zwischen den 1.1.2000 und 31.12.2013 exemplarisch für jeweils einen Pegelstand im Unterlauf der Aist, der Krems und der Vöckla. Extreme Hochwässer fanden in der Vergangenheit im Abstand von etwa 10 Jahren statt. Schwächere Ereignisse (3‐, 5‐, und 10‐jährige Hochwässer) ereigneten sich in der vergangenen Dekade zum Teil jährlich, womit ehemals mehrjährige Ereignisse zu fast jährlichen Hochwasserereignissen mutieren (orange Balken). Im Zeitraum 2000 – 2014 wurden in allen drei Einzugsgebieten zeitgleich zwei extreme Hochwasserereignisse registriert (gelbe Balken): im August 2002 wurde die 100‐jährige Hochwasser‐Marke im Unterlauf der Aist bei Schwertberg, im Unterlauf der Krems bei Kremsdorf und im Unterlauf der Vöckla in Vöcklabruck überschritten. Das zweite extreme Ereignis fand in allen drei Einzugsgebiets im Juni 2013 statt, wobei das Ereignis 2013 im Aist‐Einzugsgebiet etwas schwächer ausgeprägt war. Die anderen beiden Einzugsgebiete zeigen ähnliche Pegelstände wie 2002. Die Vergleichbarkeit der Hochwasserereignisse 2002 und 2013 aufgrund der vorangehenden extremen Niederschlagsereignisse ist soweit gegeben, sodass ein grober Einfluss‐ und Kostenvergleich zwischen den beiden Ereignissen möglich scheint.

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Abbildung 3 Tagesmittelwerte der Durchflusspegel Schwerberg, Timelkam und Kremsdorf, jeweils im Unterlauf der Aist, Vöckla und Krems zwischen 1.1.2000 und 31.12.2013 (Quelle: Hydrographisches Zentralbüro, 2000 bis 2013, Zusammenstellung und Auswertung: AIT)

4.2 Gemeindebudget-Analyse bezüglich Kosten für Klimaanapassung und Schadensbewältigung Akteure und Finanzierungsverflechtungen im Hochwassermanagement Vor der Analyse der Budgetsituation im Hinblick auf Kosten der Klimaanapassung sowie der Schadensbewältigung wurden zuerst Grundlagen zum Hochwasserschutz und Hochwasserschutzmanagement aufbereitet und die Zuständigkeiten der Akteure recherchiert. Hierbei wurde jeweils zwischen dem Bereich Prävention sowie dem Bereich Bewältigung und Nachsorge unterschieden. Exemplarisch finden sich in Abbildung 4 die wichtigsten Akteure für den Präventionsbereich. So finden sich sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene mehrere Akteure, die im Rahmen des Hochwassermanagements zusammenarbeiten. Die Gemeinden selbst treten in der Regel als Interessent auf.

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Abbildung 4 Übersicht über wesentliche Systempartner und deren Aufgaben im Hochwasserschutz am Beispiel Oberösterreich (Quelle: Oberösterreichischer Landesrechnungshof 2015: 11, eigene Bearbeitung)

Zwischen den Akteuren bestehen mehrere Finanzierungsverflechtungen, wie dies in Abbildung 5 – wieder exemplarisch für den Präventionsbereich – dargestellt wird. Das zentrale Instrument ist hier der Katastrophenfonds, der aus Bundesmittel dotiert wird. Die umsetzenden Institutionen, welche diese Mittel verwenden, sind vor allem die Bundeswasserbauverwaltung (BWV), die Wildbach‐ und Lawinenverbauung (WLV) des BMNT sowie die ViaDonau (BMIVIT). BWV und WLV haben Außenstellen oder Sektionen in den Ländern und liegen somit in ihrer ausführenden Rolle „quer“ über Bund und Land. Die finanzierten Maßnahmen können aufgeteilt werden in „Maßnahmen des Bundes“ und „Maßnahmen von weiteren Interessenten“, wobei zweitere über zusätzliche Mittel von EU (z.B. Unterstützungen für Hochwasserschutzverbände), Bund (z.B. im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung) sowie Ländern (Landesförderungen) finanziert werden. Des Weiteren ko‐finanzieren Gemeinden, Hochwasserschutzverbände und private Akteure (z.B. Unternehmen) Maßnahmen über Interessentenanteile.

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EU Bund

Katastrophenfonds Bund

Länder

Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) ViaDonau Mittel aus dem Katastrophenfonds

Maßnahmen des Bundes

Ländliche Entwicklung

Bundeswasserbauverwaltung (BWV)

Unterstützungen für Hochwasserschutzverbände

Dotierung

Maßnahmen von weiteren Interessenten (Gemeinden/Hochwasserschutzverbände, Private)

Landesförderungen Interessentenanteile

Länder

Gemeinden

Private

Abbildung 5 Übersicht über die wesentlichen Finanzflüsse zur Hochwasser‐Prävention

Aufgaben der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände Die Schwerpunkte der kommunalen Aufgaben liegen einerseits bei Koordination und Management im Katastrophenfall, andererseits bei den Rettungsmaßnahmen und Nachsorge (Aufräumarbeiten, Wiederherstellung von Infrastrukturen und beschädigten Objekten). Bei der Prävention sind die Gemeinden für vorsorgende Maßnahmen im Bereich der örtlichen Raumplanung und für die Erstellung eines Katastrophenschutzplanes zuständig. Auch treten die Gemeinden sowie Hochwasserschutzverbände als Interessenten bei schutzwasserbaulichen Maßnahmen auf. Abbildung 6 beschreibt die drei Phasen des Hochwassermanagements und entsprechende Teilaufgaben.

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Abbildung 6 Aufgaben der Gemeinden für die drei Phasen des Hochwassermanagements (Quelle: Darstellung: KDZ, auf Basis: BMLFW: Hochwasserschutz, 2006, S. 10; Interviewergebnisse aus den drei Fallstudien.)

Phase 1 Bewältigung ‐ Sofortmaßnahmen Die Bewältigung und Soforthilfe bei Hochwasserereignissen liegt überwiegend in der Verantwortung der Gemeinden. Zentrale Aufgaben sind neben der Koordination in Setzen von vorbereitenden Schutzmaßnahmen (z.B. mobiler Hochwasserschutz, Barrikaden und Schutzmaßnahmen für Objekte), akute Rettungsmaßnahmen und auch Aufräumarbeiten. Phase 2 Nachsorge ‐ Aufräumarbeiten bzw. Reinigung und Instandsetzung Schwerpunkt der Nachsorge liegt bei der Instandsetzung bzw. Wiederherstellung öffentlicher Objekte und Anlagen, der Verkehrsinfrastruktur und der zentralen Ver‐ und Entsorgungsinfrastrukturen. Die Behebung kommunaler Schäden im Gemeindevermögen wird im Allgemeinen durch den Katastrophenfonds zu 50 Prozent mitfinanziert. Teilweise werden auch Interessentenbeiträge an andere Gemeinden oder Private für die Wiederherstellung von Infrastrukturen gezahlt. Phase 3 Prävention ‐ Vorsorge und Schutzmaßnahmen Schwerpunkt der Prävention ist die Vorsorge über raumplanerische Maßnahmen sowie die Erarbeitung von Katastrophenschutz‐ bzw. Alarm‐ und Einsatzplänen. Bei baulichen Schutzmaßnahmen treten Gemeinden bzw. Hochwasserschutzverbände in der Regel als Interessenten auf. So startet ein Hochwasserschutzprojekt immer im Zuge einer Bedarfsmeldung (Förderantrag) durch Gemeinden oder einen Gemeindeverband. Dadurch beschränkt sich die Aufgabe der Gemeinden häufig auf die Antragstellung als Projektträger und die Mitfinanzierung der Maßnahmen. Zur Finanzierung von Maßnahmen zur Vorbeugung sowie zur Beseitigung von Katastrophenschäden wurde der Katastrophenfonds als zentrales Instrument beim Bund eingerichtet und mit 1,1 Prozent des Aufkommens an Einkommensteuer und Körperschaftsteuer dotiert. Das Katastrophenfondsgesetz sieht folgende Verwendungszwecke vor: •

Schadensbeseitigung im Gemeindevermögen, durch Hochwasser, Hangrutschung, Vermurung, Lawinen, Erdbeben, Schneedruck, Orkan, Bergsturz und Hagel.

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• • 

Beschaffung von Einsatzgeräten zur Beseitigung von Katastrophenschäden. Beseitigung außergewöhnlicher Schäden bei Privaten durch Hochwasser, Hangrutschung, Vermurung, Lawinen, Erdbeben, Schneedruck, Orkan, Bergsturz, Hagel. Weiters: Passiver Hochwasserschutz, Warn‐ und Alarmsysteme, Förderung von Hagel‐ versicherungsprämien, Kompensation von Ernteschäden, Zukauf von Futter.

Die Katastrophenfonds‐Mittel werden vom Bund vergeben. Den Antrag auf Gewährung stellen die Gemeinden beim jeweiligen Land. Die Länder stellen die gesammelten Anträge beim Bund, bewilligte Fördermittel fließen über die Länder an die Gemeinden. Hochwasserschutzbauten werden nach dem Wasserbauten‐ förderungsgesetz gefördert. Mit Ausnahme von Bundesflüssen leistet auch das Land einen Förderbeitrag. Voraussetzung dafür ist, dass ein Interessent (Gemeinde, Hochwasserschutzverband) als Projektträger und Antragsteller auftritt. Bei Projekten bis 110.000 Euro ist eine 1/3 Finanzierung durch Bund, Länder und Gemeinden üblich, bei größeren Projekten leisten Bund und Länder mehr. Bei Schäden am Vermögen von Ländern und Gemeinden ersetzt der Katastrophenfonds 50%. Länder und Gemeinden müssen demnach einen erheblichen Teil der Schäden selbst tragen und haben somit einen Anreiz, in Prävention zu investieren. Budgetanalyse In weiterer Folge wurden die Budgets von Land und Gemeinden im Hinblick auf Ausgaben für Klimawandelanpassung und Extremereignisbewältigung analysiert. Um die budgetären Auswirkungen der Gemeindeaufgaben in Zusammenhang mit dem Hochwassermanagement einschätzen zu können, bedarf es einer Verknüpfung von Aufgaben und Budgetdaten. Dazu erfolgte eine Zuordnung einzelner Budgetposten (Unterabschnitte gemäß VRV1) zu den oben beschriebenen kommunalen Aufgaben im Hochwassermanagement. Dabei wurde für sämtliche Unterabschnitte abgeschätzt, inwieweit die Ausgaben in Zusammenhang mit den zuvor beschriebenen Aufgaben verbucht sein können.2 In einem weiteren Schritt erfolgte eine Gruppierung der Unterabschnitte zu neun Aufgabenbereichen. Kosten für Schadensbewältigung und Soforthilfe können nur teilweise abgegrenzt werden. Maßnahmen wie das zentrale Katastrophenmanagement, vorbereitende Schutzmaßnahmen sowie akute Rettungsmaßnahmen schlagen sich insbesondere in Personalkosten für Gemeindebedienstete und Versorgungskosten, aber ebenso in erhöhtem Materialaufwand nieder. Personalkosten gleichen sich häufig im Laufe eines Jahres aus (z.B. durch Überstundenabbau). Im Zuge der Nachsorge, Aufräumung und Instandsetzung fallen für die Gemeinden neben den Personalkosten Kosten für die Wiederherstellung von Infrastrukturen und Objekten an. Zusätzlich entstehen Mehrkosten für die Müllentsorgung, Entschädigungszahlungen an Landwirte für Retentionsbecken und die Aufwandsentschädigung für die Bereitstellung unterschiedlichster Hilfsgeräte und Materialien. Bei Prävention, Vorsorge und baulichen Schutzmaßnahmen entstehen den Gemeinden insbesondere Ausgaben für die Errichtung, Instandhaltung und Instandsetzung gemeindeeigener Hochwasserschutzeinrichtungen, sowie Beiträge an Schutzwasserverbände. Am eindeutigsten zuordenbar sind Hochwasserschutzmaßnahmen im Abschnitt 63 Schutzwasserbau. Darüber hinaus können jedoch auch andere Infrastrukturbereiche, wie insbesondere auch die Straßeninfrastruktur, betroffen sein.

1

Voranschlags‐ und Rechnungsabschlussverordnung 1997 idgF.

2

Die Einschätzung basiert einerseits auf dem Kontierungsleitfaden für Gemeinden und Gemeindeverbände (KDZ, 2011), andererseits auf einer Experteneinschätzung der AutorInnen.

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Abbildung 7 Bereiche des Gemeindebudgets mit finanziellen Auswirkungen bei Hochwasserereignissen (Quelle: Darstellung KDZ)

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Ausgaben der Gemeinden Die Ausgaben der Gemeinden in Zusammenhang mit Hochwasserereignissen wurden, soweit möglich, in die Bereiche Prävention, Bewältigung und Nachsorge zusammengefasst und analysiert. Aufgrund zahlreicher Abgrenzungsprobleme können nur wenige ausgewählte Aufgabenbereiche gesondert dargestellt werden. Betrachtet man die Ausgaben der Gemeinden in den drei Aufgabenbereichen Schutzwasserbau, Straße und Soforthilfe, zeigt sich in den Einzugsgebieten im Zeitverlauf eine ähnliche Entwicklung. Von 2001 bis 2003 kam es im Bereich Soforthilfe und Straßenbau zu einem deutlichen Anstieg der Ausgaben. Der Bereich der Straße betrifft im Rahmen der Soforthilfe und Nachsorge bei Hochwasserereignissen die Straßenreinigung und unmittelbare Instandsetzungsmaßnahmen (v.a. Reparaturarbeiten). Es können jedoch auch Präventionsmaßnahmen durchgeführt werden (beispielsweise Bau einer Brücke). Bei der Betrachtung des Bereiches Straße ist zu betonen, dass hier sämtliche Straßenbaumaßnahmen verbucht sind und daher eine Abgrenzung der Instandsetzungsmaßnahmen in Zusammenhang mit Hochwasserereignissen nicht möglich ist. Jedoch ist bei sämtlichen Einzugsgebieten ein wenig ausgeprägter Anstieg der Ausgaben pro Kopf im Zeitraum 2001 bis 2003 zu verzeichnen. Mit einer gewissen Zeitverzögerung ist ein Anstieg der Ausgaben im Schutzwasserbau zu verzeichnen. Dass hier keine größeren Schwankungen auftreten, ist auf die beinahe flächendeckend bestehenden Hochwasserschutz‐ verbände zurückzuführen. Die Gemeinden leisten zumeist laufende Finanzierungsbeiträge an die Hochwasserschutzverbände, welche die konkrete Projektfinanzierung übernehmen. In den Gemeindebudgets finden sich daher meist nur laufende Beiträge, wohingegen die Ausgaben der Hochwasserschutzverbände deutliche Schwankungen aufweisen3. Die so verbliebenen Schwankungen im Schutzwasserbau in den Gemeindebudgets sind auf wenige Projekte zurückzuführen, welche von einzelnen Gemeinden individuell umgesetzt werden. Bei der Soforthilfe zeigen sich deutliche Schwankungen, vorwiegend im Bereich des Katastrophendienstes, welcher mit dem Hochwasserereignis häufig in direktem Zusammenhang steht. Bei Feuerwehren und Rettungs‐ diensten sind in den Gemeindebudgets keine wesentlichen Ausgabenschwankungen ausgewiesen, da es sich hierbei um laufende Finanzierungsbeiträge der Gemeinden an diese Institutionen handelt. Ein erhöhter Aufwand bei Feuerwehren ist somit nicht ablesbar. Doch in allen Einzugsgebieten lagen die Ausgaben pro Kopf für die Soforthilfe im Jahr 2013/2014 (als „Vergleichshochwasserjahr“4) niedriger als im Jahr 2002/2003, was auf ein Greifen der Hochwasserschutzmaßnahmen hindeutet. Hochwasserschutzprojekte haben eine längere Vorlaufzeit (Planung und Genehmigung) und werden daher in der Regel erst mehrere Jahre nach einem auslösenden Hochwasserereignis umgesetzt. Die folgenden Diagramme zeigen Summen der Ausgaben für die drei Ausgabengruppen Schutzwasserbau, Straße und Soforthilfe pro Kopf der Bevölkerung als Summe für die Gemeinden der großen Einzugsgebiete. Ausgaben für Anpassung und Schadensbewältigung werden in 4.3 als Eingangsdaten in die Regressionsanalysen für die drei Teileinzugsgebiete zur Erklärung der Ausgaben vorgestellt. In 4.4 werden die Ausgaben und deren Wirksamkeit im Zuge der Darstellung der Fallstudien für drei Gemeinden und den zugehörigen Hochwasserschutzverbänden diskutiert. In 4.5 werden die Auswirkungen eines künftigen Klimawandels im Hinblick auf Kosten für Anpassung und Schadensbewältigung diskutiert.

3 Siehe hierzu auch die Ergebnisse der Fallstudien (4.4) zu den Ausgaben der Hochwasserschutzverbände. 4 Die Hochwasserereignisse 2002 als auch 2013 sind trotz ähnlicher Niederschlagshöhen und Pegelstände doch nur schwer

miteinander vergleichbar.

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Abbildung 8 Ausgaben der Gemeinden in hochwasserrelevanten Aufgabenbereichen in großen Flusseinzugsgebieten (Quellen: Rechnungsabschlüsse der Gemeinden, via Statistik Austria 2001‐2014, Berechnungen: KDZ)

4.3 Statistische Analyse der Kosten & Wirkungen von Anpassungsmaßnahmen nach Hochwasserereignissen Hier wurde analysiert, wieweit sich ein Einfluss von Anpassungsmaßnahmen (unter Verwendung der Kostendaten aus den Gemeindebudgets) (sowie von raumbezogenen Hochwasserrisiko‐Einflussfaktoren) auf den Umfang von hochwasserbezogenen Schäden (via Schadensbewältigungskosten) feststellen lässt bzw. ob mit den Daten die Höhe von Schadensbewältigungskosten bzw. die Veränderung der Schadensbewältigungskosten zwischen zwei Ereignissen mit ähnlicher Wirkung erklärt werden kann, und ob sich ein (positiver oder negativer) Einfluss von Anpassungsmaßnahmen der Oberlieger‐Gemeinden bzw. Unterlieger‐Gemeinden (via Kosten) ableiten lässt. Dies erfolgte mittels multipler Regressionsanalysen für die Gemeinden der drei Teileinzugsgebiete von Aist, Krems und Vöckla. Regressionsanalysen beschreiben statistische Zusammenhänge bzw. erklären Wirkungen einer oder mehrerer (unabhängiger) Variablen auf eine zu erklärende, abhängige Variable ‐ in unserem Fall die Ausprägungen jeweils einer abhängigen Kosten‐Variable durch die Ausprägungen mehrerer unabhängiger Variablen. Die hier zu erklärenden Variablen sind die hochwasserbezogenen Schadensbewältigungs‐ und Soforthilfekosten in der jeweiligen Gemeinde für drei oben definierten Kostengruppen (Wasserbau, Straßenbau, Soforthilfe) eines Katastrophenjahres. Die Daten stammen von den Jahresabschlüssen der Gemeinden in den Einzugsgebieten. Als in Katastrophenjahren entstehende Kosten der Gemeinden für Schadensbewältigung und Aufräumungsarbeiten wurden die budgetwirksamen Kosten für zwei Ereignisse extrahiert: für die Jahre 2002 ‐ 2003 (als Folge des extremen Hochwasserereignisses 2002), sowie für die Jahre 2013 ‐ 2014 (als Folge des extremen Hochwasserereignisses 2013).

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Die Tabelle 1 in 4.1 zeigt die generierten räumlichen Variablen zur Beschreibung des Hochwasserrisikos in den Gemeinden. Die Indikatoren erlauben nicht immer eine klare Aussage – z.B. liegen die Siedlungen in den betrachteten Einzugsgebieten mit recht hügeligem Terrain weit zerstreut und teilweise abseits der Flüsse bzw. der größeren Gerinne. So bilden bei einigen der Gemeinden ‐ zumindest bei jenen rot markierten Gemeinden des Vöckla‐Einzugsgebiets ‐ die Indikatoren die Lage‐Risikofaktoren nicht eindeutig ab, überzeichnen den tatsächlichen Einfluss, bzw. lassen einen Einfluss vermuten, wo keiner oder nur ein geringer Einfluss gegeben ist. Tabelle 2 Schadensbewältigungskosten für die drei Maßnahmengruppen Hochwasserschutz, Straße, Soforthilfe Waterprotection Gemeinde

catch‐ ment

Grünbach Rainbach im Mühlkreis Freistadt Lasberg Kefermarkt Pregarten Hagenberg im Mühlkreis Wartberg ob der Aist Tragwein Ried in der Riedmark Schwertberg Perg Naarn im Machlande Mauthausen

Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Micheldorf in Oberösterreich Kirchdorf an der Krems Inzersdorf im Kremstal Schlierbach Nußbach Wartberg an der Krems Ried im Traunkreis Kremsmünster Kematen an der Krems Piberbach Neuhofen an der Krems Sankt Marien Ansfelden

Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

Weißenkirchen im Attergau Frankenmarkt Redleiten Fornach Pfaffing Frankenburg am Hausruck Vöcklamarkt Neukirchen an der Vöckla Straß im Attergau Sankt Georgen im Attergau Berg im Attergau Gampern Timelkam Ampflwang im Hausruckwald Zell am Pettenfirst Puchkirchen am Trattberg Ungenach Vöcklabruck

Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla red

Catchment‐ Costs 2002‐03 sequence

Street repair, construction

Costs 2013‐14

Dif_Costs 02‐ 02/13‐14

Costs 2002‐03

Costs 2013‐14

160 1.854 3.440 3 393 4.506 1.181 10.939 118.352 2.603 2.621

346 3.058 7.848 2.464 1.640 946 709 864 2.159 2.463 43.269 121.712 59.896 5.021

186 3.058 5.994 976 1.640 944 709 471 2.347 1.283 32.330 3.360 57.292 2.400

15.461 41.244 239.885 17.530 26.778 60.769 122.968 367.281 13.753 733.398 110.927 1.283.590 2.731.612 11.342.501

24.006 32.331 337.950 14.300 18.371 40.831 51.975 347.888 12.828 266.434 73.839 1.444.976 2.874.794 7.240.257

9.975 12.124 2.384 2.364 9.381 44.911 1.950 1.736 10.487 194 46.598 219 269

9.110 15.392 6.981 20.614 24.461 8.096 2.397 8.632 27.949 5.201 15.628 9.505 21.381

865 3.268 4.597 18.250 15.080 36.815 447 6.896 17.462 5.006 30.970 9.287 21.112

52.936 725.142 16.291 61.420 22.117 54.667 138.165 93.986 38.669 52.549 45.265 127.857 180.035

44.805 548.965 22.227 61.727 34.108 28.766 147.934 64.745 40.697 50.943 138.843 100.409 191.389

172 51.789 11 342 4.714 4.983 1.998 1.784 6.074 626 787 1.621 47.739 759 8.506 599 2.247

179.043 1.020.804 109.368 320.870 303.892 1.152.678 1.151.494 612.093 529.377 1.416.453 284.087 1.208.014 1.749.443 1.501.643 512.863 213.335 245.522 5.492.517

280.372 1.359.783 110.862 337.266 231.120 1.880.442 1.282.899 885.849 606.803 1.290.553 554.477 1.060.520 1.616.446 1.170.309 119.802 158.367 713.691 4.701.820

1.786 1.614 909 52.698 33 22 806 1.148 126 4.840 26.569 31.552 7 3.483 1.485 8 2.446 662 9 6.074 ‐ 10 4.547 5.173 11 41 828 12 1.023 2.645 13 332 48.071 14 2.439 1.680 15 11.005 2.499 16 127 725 17 ‐ ‐ 18 3.768 1.521 = linear measures in municipalities sub-catchment indirect connection to 1 2

3 4 5 6

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

Rescue

Dif_Costs 02‐ 02/13‐14

Costs 2002‐03

Costs 2013‐14

8.546 8.912 98.066 3.229 8.408 19.939 70.993 19.393 925 466.964 37.088 161.386 143.182 4.102.244

627.157 499.577 624.249 329.613 499.988 386.692 537.519 240.819 204.236 448.673 814.152 867.834 379.963 679.176

420.329 374.467 279.974 230.448 286.328 177.977 215.992 262.869 222.961 475.842 291.121 1.654.275 604.255 810.392

8.130 176.178 5.936 307 11.991 25.901 9.769 29.241 2.029 1.607 93.578 27.448 11.354 101.329 338.979 1.495 16.396 72.772 727.763 131.405 273.756 77.426 125.901 270.390 147.494 132.997 331.334 393.061 54.968 468.169 790.697

203.612 452.839 700.263 95.853 135.181 305.432 349.082 434.937 580.737 237.416 925.489 454.351 821.139 23.514 2.225.840 14.467 31.844 276.236 928.701 301.379 201.215 154.607 221.446 155.491 416.412 151.977 231.852 62.465 26.714 41.046 441.539

166.157 450.026 305.206 120.343 355.780 252.767 376.707 536.515 181.363 387.425 268.265 325.909 247.353 110.711 372.295 31.374 530.992 52.019 632.734 431.593 190.087 447.871 174.659 59.769 685.923 210.069 288.701 71.194 146.039 45.060 491.944

Dif_Costs 02‐ 02/13‐14

-

-

-

-

-

206.829 125.110 344.274 99.165 213.660 208.716 321.527 22.050 18.726 27.169 523.031 786.441 224.292 131.216 37.454 2.813 395.057 24.491 220.598 52.666 27.625 101.578 399.374 150.009 657.225 128.442 573.786

87.198 - 1.853.544 16.907 499.148 - 224.217 - 295.968 130.214 11.128 293.264 46.787 95.722 269.512 58.092 56.849 8.729 119.325 4.014 50.404

Vöckla

(Kosten der Anpassungsmaßnahmen der Gemeinden in den drei Einzugsgebieten; Kosten standardisiert. (Quellen: Kosten‐Recherche: KDZ, Aggregationen, Standardisierung: AIT)

Tabelle 2 oben listet nach Einzugsgebieten die Schadensbewältigungskosten in den Jahren der extremen Hochwasserereignisse (bzw. dem jeweiligen Folgejahr) 2002‐2003 und 2013‐2014 (sowie deren Differenz) für die drei Kostengruppen Wasserbau, Straße und Soforthilfe auf. Die Kosten wurden unter Verwendung von räumlichen Variablen standardisiert, um den Einfluss der Gemeindegröße auf die Höhe der Kosten auszuklammern: Wasserbau‐bezogene Kosten wurden auf die Flusslänge in der jeweiligen Gemeinde, wo die Maßnahme gesetzt wurde, straßenbauliche Kosten auf das Gemeindegebiet und Soforthilfe‐Kosten auf die Siedlungsflächen der betreffenden Gemeinde bezogen. Die Spalte „Catchment‐Sequence“ nennt die Abfolge der Gemeinden innerhalb des Flusseinzugsgebiets zur Analyse von Oberlieger‐ Unterlieger ‐ Wirkungen. Diese ergibt sich aus der Seehöhe der jeweils Fluss‐nächsten Siedlung der Gemeinde. Die beiden Indikatoren Flusslängen und Siedlungsflächen in der Gemeinde dienen der Standardisierung der Kostendaten für wasserbauliche Maßnahmen, bezogen auf Flusslänge und Anpassungs‐ und Schadensbewältigungsmaßnahmen, bezogen auf Gemeindefläche bzw. Siedlungsraum.

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Als Kosten für Anpassungsmaßnahmen wurden die budgetwirksamen Kosten für wasserbauliche Maßnahmen zwischen den beiden Hochwasserereignissen 2002 und 2013 herangezogen und unter der Annahme, dass zwischen diesen beiden großen Ereignissen die budgetwirksamen Ausgaben vor allem in durch die Gemeinden veranlassten Präventionsmaßnahmen fließen, für die Jahre 2004 bis 2012 aufsummiert. Tabelle 3 enthält die Kosten von lokalen Anpassungsmaßnahmen sowie jene in den Oberlieger‐Gemeinden in 5km Entfernungsklassen bis 30km sowie in den Unterlieger‐Gemeinden der 5‐km Entfernungsklasse. Tabelle 3 Abfolge der Gemeinden, Anpassungskosten (Hochwasserschutzmaßnahmen) 2004‐2012: lokale Anpassungskosten und Kosten nach Oberlieger‐Entfernungsklassen sowie Kosten des nächsten Unterliegers

Gemeinde 2 Grünbach 5 Rainbach im Mühlkreis Freistadt 9 Lasberg 7 Kefermarkt 4 Pregarten 4 Hagenberg im Mühlkreis 4 Wartberg ob der Aist 0 Tragwein 8 Ried in der Riedmark 4 Schwertberg 6 Perg 4 Naarn im Machlande Mauthausen

catch‐ ment

Catchment‐ local (in sequence municipal.)

Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist Aist

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

1.203 5.528 5.679 17.934 2.802 1.519 1.007 1.122 6.625 25.679 228.342 538.835 79.022 104.125

Micheldorf in Oberösterreich Kirchdorf an der Krems Inzersdorf im Kremstal Schlierbach Nußbach Wartberg an der Krems Ried im Traunkreis Kremsmünster Kematen an der Krems Piberbach Neuhofen an der Krems Sankt Marien Ansfelden

Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems Krems

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

18.668 177.313 8.687 25.209 27.517 43.723 5.334 21.514 42.952 15.452 40.921 25.467 143.348

Weißenkirchen im Attergau Frankenmarkt Redleiten Fornach Pfaffing Frankenburg am Hausruck Vöcklamarkt Neukirchen an der Vöckla Straß im Attergau Sankt Georgen im Attergau Berg im Attergau Gampern Timelkam Ampflwang im Hausruckwald Zell am Pettenfirst Puchkirchen am Trattberg Ungenach Vöcklabruck

Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla Vöckla red

Adaptation 2004-2012: costs of flood-protection measures 5km 10 km 15 km 20 km 25 km 30 km all upstream upstream upstream upstream upstream upstream upstream measures measures measures measures measures measures measures 1.203 1.203 2.674 2.674 15.319 8.589 1.203 5.528 29.197 17.934 8.589 2.674 31.998 2.802 17.934 8.589 2.674 33.517 1.519 2.802 17.934 8.589 2.674 24.179 1.409 11.508 8.589 2.674 28.634 1.361 2.802 16.159 2.784 5.528 24.044 1.273 11.508 8.589 2.674 33.208 5.067 1.358 1.062 2.802 17.934 4.986 20.662 413 2.394 1.361 11.508 4.986 19.500 813 5.067 1.320 1.007 2.802 8.491 19.863 2.229 5.067 1.273 2.802 8.491

1 2

0 18668 195981 59800 90568 91397 98982 98938 145249 188201 143119 156482 119474

18.668 177.313 8.687 25.209 26.037 42.952 31.670 40.920 -

18.668 51.113 46.692 46.692 33.623 31.126 21.514 21.514 31.670 35.087

18.668 18.668 46.692 16.700 32.339 32.339 21.514 31.670

4.351 ‐ ‐ ‐ ‐ 113.673 4.351 4.351 ‐ ‐ 3 1.302 69.691 ‐ ‐ 69.691 4 4.584 116.716 113.673 3.043 ‐ 5 30.027 46.986 45.684 1.302 ‐ 6 94.530 80.360 1.302 9.367 69.691 7 8.894 108.700 56.702 51.998 ‐ 8 4.912 88.289 ‐ 50.288 38.001 9 6.543 128.697 ‐ 69.691 9.108 10 3.175 92.144 6.543 40.690 43.609 11 3.382 98.089 3.175 25.697 69.217 12 7.582 73.362 4.912 33.749 34.702 13 11.157 65.407 6.607 8.894 43.362 14 1.092 92.736 ‐ 35.377 9.906 15 61.947 85.901 1.092 28.248 9.108 16 5.857 82.648 17.383 26.946 31.775 17 3.506 96.830 20.246 29.192 7.182 18 3.170 85.382 11.157 12.917 32.991 = linear measures in municipalities sub-catchment indirect connection to Vöckla only downstream municipalities with linear measures considered

18.668 51.113 26.037 26.037 31.126 21.514 ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ 49.898 1.302 ‐ ‐ 6.543 40.910 40.910 6.543 40.210 28.317

46.692 46.692 25.209 31.126 21.514 ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ 6.543 6.543 ‐ ‐ ‐

18.668 18.668 33.601 31.252 31.203 ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐ ‐

5km downstream measures 228.342 538.835 79.022 104.125 43.723 21.514 40.921 25.467 143.348 113.673 97.278 4.912 369.919 -

(Kosten standardisiert – bezogen auf die Flusslänge in der Gemeinde, wo die Maßnahme gesetzt wurde, Quelle: Kosten‐ Recherche: KDZ, räumliche Aggregationen: AIT)

Allerdings sind die betrachteten Einzugsgebiete orographisch komplexe Räume, weshalb Anpassungsmaßnahmen mancher Oberlieger wenig Wirkung und damit wenig Einfluss auf Schadensbewältigungskosten der jeweiligen Unterlieger‐Gemeinden haben. Bei der Krems wurde darum ein Teileinzugsgebiet eines Nebengewässers um Bad Hall ausgeschieden, bei der Vöckla war dies wegen zu vieler Teil‐Einzugsgebiete nicht möglich, da sonst zu wenig Gemeinden für die Analyse des Vöckla‐Einzugsgebiets verblieben wären. Jene Gemeinden, wo die Vöckla nicht direkt durch oder entlang fließt, wurden rot markiert. Die Gemeinden mit blau unterlegten Namensfeldern sind jene, wo vor allem flussbauliche Maßnahmen (also Dämme, Wehre etc. jedoch weniger Rückhaltebecken) errichtet wurden. Diese Maßnahmen können ‐ etwa durch Rückstau ‐ für die Oberlieger‐Gemeinden als Fehlanpassung wirken.

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Die Tabellen 1, 2 und 3 enthalten somit Eingangsdaten für die Regressionsanalysen. An raumbezogenen Risiko‐ Indikatoren wurden nur jene zwei mit dem besten statistischen Erklärungswert herangezogen:  

Höhenunterschied zwischen Talboden und nächster Siedlung, horizontale Entfernung zwischen Talboden und nächster Siedlung.

Mit Hilfe der Regressionsanalysen (getrennt für drei Flusseinzugsgebiete und Anpassungsmaßnahmengruppen) wurden potentiell kostenmindernde Effekte auf Schadensbewältigung durch lokale Anpassungsmaßnahmen, sowie durch Anpassungsmaßnahmen in den Oberlieger‐ wie auch Unterlieger‐Gemeinden untersucht. Die Kosten der Oberlieger wurden in 5km‐Entfernungsklassen sowie in Summe bis 30km flussaufwärts analysiert. Die Regressionsmodelle mit Kosten nach Entfernungsklassen brachten keine besseren Ergebnisse, weshalb in weiterer Folge die Gesamtkosten der Oberlieger betrachtet wurden. Tabelle 4 zeigt die wesentlichen Parameter der sechs Regressionsmodelle für die drei untersuchten Einzugsgebiete. Die Tabelle ist vertikal in drei Teile geteilt, je einer für jedes Einzugsgebiet. In den ersten Zeilen jedes Tabellenteils stehen die Korrelationskoeffizienten R2 sowie die P‐Werte der Funktionen. Das Bestimmtheitsmaß bzw. der Korrelationskoeffizient R2 beschreibt die Güte der Funktion. Generell gilt, je näher der Wert des Bestimmtheitsmaßes bei 1 liegt, desto besser ist die Güte der den linearen Zusammenhang beschreibenden Regressionsfunktionen. R2 nahe 1 wurden rot dargestellt, Werte um 0,5 orange, geringere R2 wurden schwarz ausgewiesen. Der P‐Wert beschreibt die Signifikanz der Funktionen bzw. Regressionskoeffizienten im Hinblick auf die 0‐ Hypothese – also ob die Schwankungen der Ergebnisse zufällig sind oder nicht. Die Regressionskoeffizienten mit höchster statistischer Signifikanz sind wie folgt markiert: ***= p <0,001; **= p <0,01; *=p <0,1. P‐Werte < 0,05 besagen, dass das Ergebnis mit >95% Wahrscheinlichkeit signifikant ist, also die 0‐Hypothese (die vom Zufall ausgeht) nicht zutrifft. P‐Werte <0,05 sind in der Tabelle grün dargestellt. Der Tabellenteil darunter enthält die Regressionskoeffizienten der Maßnahmenkosten zu Wasserschutzbau, Straßenbau und Soforthilfe, welche die Schadensbewältigungskosten erklären. Anstatt der absoluten Regressionskoeffizienten wurden die standardisierten Koeffizienten vorgestellt. Damit kann zwar keine quantitative Schätzung der Effekte künftiger Ereignisse durchgeführt werden, jedoch kann damit die relative Bedeutung der Anpassungsmaßnahmen für die Schadensbewältigung, unabhängig vom absoluten Betrag, quantifiziert werden. Die Regressionskoeffizienten sind wie folgt zu interpretieren: positive Werte:  höhere Ausgaben für Anpassungsmaßnahmen induzieren höhere Reparaturkosten, bzw. geringere Ausgaben für Anpassungsmaßnahmen induzieren geringere Reparaturkosten,  größere Distanzen (Höhe wie Entfernung) zwischen Fluss und Siedlung induzieren höhere Reparaturkosten. negative Werte:  

höhere Ausgaben für Anpassungsmaßnahmen induzieren geringere Reparaturkosten, größere Distanzen (Höhe wie Entfernung) zwischen Fluss und Siedlung induzieren geringere Reparaturkosten.

Regressionskoeffizienten um 0 weisen auf geringen bis auf keinen Einfluss hin. Die drei linken Spalten zeigen jeweils die Regressionskoeffizienten der Anpassungsmaßnahmenkosten 2004‐ 2012, welche die Schadensbewältigungskosten 2013‐14 erklären sollen. Die drei rechten Spalten nennen die Regressionskoeffizienten der Anpassungsmaßnahmenkosten 2004‐2012 zur Erklärung der Veränderung der Schadensbewältigungskosten 2002‐03 gegenüber 2013‐14. Die R2 der Funktionen zeigen Werte deutlich unter 1 (meist um 0,5). Die P‐Werte zeigen eine geringere Signifikanz deutlich unter der 95% Wahrscheinlichkeit (p‐Werte >0,05).

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Tabelle 4 Regressionskoeffizienten der Anpassungsmaßnahmenkosten zur Erklärung der Schadensbewältigungskosten 2013‐2014, sowie der Veränderung der Schadensbewältigungskosten 2013‐2014 gegenüber 2002‐2003 water‐ protection‐ costs Sub‐Catchments 2013‐2014 AIST 0.867 R2 ** 0.002 P‐value std‐coeff 0.002 dist_riv‐settl -0.062 hei‐riv‐settl 0.914 FloodP_AC *** -0.025 FloodP_AC_up -0.012 FloodP_AC_down Krems R2 P‐value

Vöckla R2 P‐value dist_riv‐settl hei‐riv‐settl FloodP_AC FloodP_AC_up FloodP_AC_down

2013‐2014

0.039

water‐ rescue‐ protection‐ road‐repair‐ rescue‐ costs costs costs costs dif. 13/14 ‐ dif. 13/14 ‐ dif. 13/14 ‐ 02/03 02/03 02/03 2013‐2014

0.948

0.940

0.492

*** 0.000

*** 0.000

0.276

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

*** 0.912

**

0.691 *

0.054

std‐coeff

0.004

std‐coeff

0.242

0.314

0.079

-0.393

0.116

*** 1.014

-0.180

0.072

0.968

0.005

-0.176

-0.010

-0.031

-0.089

-0.001

-0.240

0.615

-0.055

-0.484

0.861

0.207

0.435

0.495

0.606

0.015

0.888

0.908

0.418

0.647

*

*

**

0.853 **

** -0.270

0.805 *

std‐coeff dist_riv‐settl hei‐riv‐settl FloodP_AC FloodP_AC_up FloodP_AC_down

road‐repair‐ costs

-0.826

0.293

0.151

0.370

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

**

2,496

-0.861

-0.549

1.032

0.655

0.132

**

2.478

1.059

0.865

-0.761

-0.637

0.089

0.331

** 0.934

0.366

0.223

-0.524

-0.339

-0.053

** -0.185

0.226

0.015

0.399

-0.544

-0.088

0.200

0.123

0.126

-0.231

0.209

0.931

0.365

0.188

0.884

0.201

0.821

0.000

0.300

0.733

** 0.010

0.826

*** 0.000

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

std‐coeff

-0.004

** -0.813

-0.132

0.044

0.085

0.221

-0.249

0.011

0.188

**

-0.485

0.299

0.357

***

** *** ***

0.554

-0.365

0.406

0.181

0.609

-0.308

-0.115

-0.435

0.453

**

-0.442

0.386

0.826

0.658

-0.162

-0.001

***

0.681

0.035

0.158

***: p <0,001 **: p <0,01 *: p <0,1

(Unterschieden nach Kostenkategorien (Hochwasserschutz, Straßeninstandsetzung, Soforthilfe) und den drei Einzugsgebieten Aist, Krems und Ager (Quelle: AIT)

Bei kleinen Datensets mit wenigen Beobachtungen besteht die Gefahr, dass die Regressionskoeffizienten keine ausreichende Sicherheit für die Vorhersage der Ergebnisse bieten. Die Zahl der Gemeinden in den drei Einzugsgebieten liegt zwischen 13 und 18, ist also recht klein. Die Ausprägungen der unabhängigen erklärenden Variablen jeder Gemeinde ‐ vor allem jener mit extrem streuenden Werten ‐ können die Regressionskoeffizienten stärker in die eine oder andere Richtung beeinflussen – die Bestimmtheits‐ und Signifikanz‐Maßzahlen R2 und P‐Wert sowie die Funktionen insgesamt sind damit vorsichtig zu interpretieren. Die Regressionsfunktionen geben, aufgrund der geringen Zahl an Gemeinden in den Einzugsgebieten, wenig Sicherheit für eine fundierte quantitative Projektion finanzieller Auswirkungen.

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Zusammenfassende Interpretation der Regressionsanalysen: Hypothese war, dass sich die Schäden und damit die Schadensbewältigungskosten durch die Anpassungsmaßnahmen reduzieren, was nicht bestätigt werden konnte. Tabelle 2 auf Seite 16 zeigt, dass die Anpassungsmaßnahmen 20013‐14 oft höher sind als 2002‐03, das Ereignis 2013 also größere Schäden verursacht hat, als jenes im Jahr 2002. Somit können die Funktion nicht zur generellen Quantifizierung einer Schadensminderung durch Anpassungsmaßnahmen verwendet werden! Insgesamt zeigt sich, dass die Güte der Funktionen und die Signifikanz der Ergebnisse mit Zunahme der Komplexität der Orographie in den Einzugsgebieten abnimmt, welche eine lineare statistische Ableitung der Beziehung Anpassungs‐Kosten zu Schadensbereinigungskosten behindert: Das Aist‐Einzugsgebiet hat eine vergleichsweise einfache räumliche Struktur und klare Oberlieger‐Unterlieger‐Beziehungen, beim Krems‐ Einzugsgebiet sind die Oberlieger‐Unterlieger‐Beziehungen durch das Einzugsgebiet eines Nebenflusses bei Bad Hall „gestört“, beim Vöckla‐Einzugsgebiet sind die Oberlieger‐Unterlieger‐Beziehungen durch drei kleinere Teileinzugsgebiete von Nebenflüssen mit unterschiedlichem Einfluss auf die Unterlieger, noch mehr gestört. Die Regressionsfunktionen zur Erklärung der Höhe der Schadensbewältigung in den Gemeinden lassen sich zusammenfassend wie folgt interpretieren: Regressionsfunktionen zu Schadensbewältigungskosten für Wasserbau Die getätigten gemeindeeigenen Anpassungskosten in den Einzugsgebieten von Aist und Vöckla gehen einher mit höheren Schadensbewältigungskosten, im Krems‐Einzugsgebiet zeigt sich kein signifikanter Effekt: Gemeinden mit hohen Anpassungskosten zwischen den Hochwasserereignissen 2002 und 2013 waren 2013 (trotzdem) mit hohen Schadensbewältigungskosten konfrontiert. Die Maßnahmen wurden also von Gemeinden mit hohem Hochwasserrisiko gesetzt, welches beim Hochwasser 2013 wieder zu Schäden führte. Anpassungsmaßnahmen in den Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden der Einzugsgebiete von Aist und Krems zeigen einen Schadensminderungs‐Effekt. Im Gegensatz dazu zeigt sich für das Einzugsgebiet der Vöckla ein statistisch hoch signifikanter schadenskostenerhöhender Effekt von Anpassungsmaßnahmen in den Unterlieger‐Gemeinden. Hier müsste vor Ort im Detail analysiert werden ob dort eine Fehlanpassung vorliegt – ob also Maßnahmen gesetzt wurden, die negative Auswirkung auf die jeweiligen Oberlieger haben – etwa durch Rückstau. Regressionsfunktionen zu Schadensbewältigungskosten für Straßen Höhere Kosten für gemeindeeigene Anpassungsmaßnahmen gehen im Krems‐Einzugsgebiet mit höheren Schadensbehebungskosten einher: trotz hoher Anpassungskosten ergaben sich beim Hochwasser 2013 hohe Schadensbewältigungskosten. Das Schadensrisiko hat sich in den drei Einzugsgebieten zwischen den Ereignissen 2002 und 2013 nicht deutlich vermindert. Für das Aist‐Einzugsgebiet ist der Zusammenhang statistisch zu wenig signifikant. Die Anpassungsmaßnahmen in Oberlieger‐ wie auch Unterlieger‐Gemeinden wirken teilweise schadensmindernd: Gemeinden im Krems‐Einzugsgebiet, deren Oberlieger höhere Anpassungskosten aufweisen, haben geringere Schadensbewältigungskosten. Für das Aist‐Einzugsgebiet zeigt die statistische Analyse weder für Oberlieger‐ noch Unterlieger‐Anpassungsausgaben einen signifikanten Zusammenhang. Die Regression für das Vöckla‐Einzugsgebiet ist für die Soforthilfeausgaben statistisch nicht signifikant. (P‐Wert >0.3!) Regressionsfunktionen zu Kosten für Soforthilfe Höhere gemeindeeigene Anpassungskosten gehen im Aist‐Einzugsgebiet mit höheren Ausgaben für Soforthilfe einher. Die Anpassungsmaßnahmen (bzw. deren Kosten) in den Oberlieger‐Gemeinden wie auch in den Unterlieger‐Gemeinden wirken im Aist‐Einzugsgebiet schadenskostenmindernd: je geringer die Anpassungskosten in den umliegenden Gemeinden, desto höher sind die Schadensbewältigungskosten bzw. je

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höher die Anpassungskosten, desto geringer sind die Schadensbewältigungskosten (auch wenn diese statistisch wenig signifikant sind). Die Regressionen für die Einzugsgebiete von Krems und Vöckla sind für die Soforthilfeausgaben statistisch nicht signifikant. (P‐Wert >0.7!) Analyse der Residuen Residuen sind die Abweichungen zwischen den Beobachtungen und der mittels Regressionsfunktion berechneten Schätzung der Werte der zu erklärenden Variablen. Die Residuen erlauben eine Analyse, wie groß die Abweichungen von Schätzergebnissen durch die Funktion von den beobachteten Werten ist und ob die Schadensbewältigungskosten anhand der Anpassungskosten und der Risikovariablen mit großer Genauigkeit geschätzt werden konnten. Die folgende Abbildung 9 zeigt die Streuung der Residuen der Regressionsfunktionen zur Erklärung der Schadenskosten in den Gemeinden der Einzugsgebiete Aist, Krems und Vöckla in den Spalten 1‐3. Die zu erklärenden Maßnahmengruppen (Wasserschutzbau, Straße und Soforthilfe) beziehen sich auf die Zeilen 1‐3.

Abbildung 9 Residuen der Regressionsfunktionen zu Erklärung der Schadenskosten (Spalten: Aist‐, Krems‐, Vöckla‐Einzugsgebiet, Zeilen: wasserbauliche Kosten, Straßenbau/‐Reparaturkosten, Soforthilfekosten) (Quelle: AIT)

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Die Diagramme in Spalte 1 (erklärte Schadensbewältigungskosten für wasserbauliche Maßnahmen bezogen auf Flusslänge) zeigen für die Einzugsgebiete Aist und Krems eine dichte Punktwolke, also eine geringe Streuung der Abweichungen und damit recht präzise Schätzergebnisse (vor allem bei den Gemeinden mit geringen Maßnahmenkosten (bis einige 1.000 Euro/km im Aist‐ und bis 20.000 Euro/km im Krems‐Einzugsgebiet)) und nur einige Ausreißer (bei Gemeinden mit hohen Anpassungskosten). Bei den erklärten Schadensbewältigungskosten für straßenspezifische Kosten bezogen auf Gemeindefläche (Spalte 2) ist die Bandbreite der Residuen bezogen auf die (hohen) beobachteten Werte deutlich größer, die Abweichungen streuen bei allen drei Einzugsgebieten mehr. Bei den erklärten Soforthilfekosten bezogen auf die Siedlungsfläche (Spalte 3) ist die Streuung deutlich breiter. Generell ist zu beobachten, dass die Residuen bei Gemeinden mit geringen Schadensbewältigungskosten relativ stärker streuen (siehe Zeile 1 (Aist), Spalten 1 und 3, Zeile 2 (Vöckla), Spalte 1) als bei Gemeinden mit hohen Kosten. Bei den Gemeinden des Aist‐Einzugsgebiets finden sich generell die geringsten Streuungen. Die Funktionen zur Erklärung der Differenzen der Anpassungsmaßnahmen konnten aufgrund des häufigen Anstiegs der Schadensbewältigungskosten vom Ereignis 2002 zum Ereignis 2013 trotz zwischenzeitlicher Anpassungsmaßnahmen nicht wie geplant verwendet werden, darum werden die Residuen dieser Funktionen nicht weiter interpretiert.

4.4 Fallstudien zu Kosten und Wirkungen von Anpassungsmaßnahmen Aufgrund der zuvor genannten schwierigen Einschätzung der Auswirkungen von Hochwasserschutzereignissen auf die Gemeindebudgets erfolgt nachfolgend ein vertiefender Blick auf diese Fragestellung mithilfe von drei Fallstudien. Innerhalb dieser wurden folgende Inhalte bearbeitet:

     

Geografische Lage und Strukturdaten der Gemeinden, Hydrologie des Einzugsgebiets sowie Hochwasserereignisse und Schäden in den Gemeinden, Rolle der Akteure, Bewältigung und Nachsorge – Aufgaben und finanzielle Belastungen der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände, Prävention – Aufgaben und finanzielle Belastungen der Gemeinde und Hochwasserschutzverbände sowie Wirksamkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen.

Hinsichtlich der geografischen Lage und der Strukturdaten wurden insbesondere die Bevölkerungsdynamik sowie die Veränderungen der Gebäude‐ und Wohnungszahlen dargestellt und das Einzugsgebiet des ausgewählten Flusslaufes beschrieben. Es erfolgte eine Beschreibung der Hydrographie, der Hochwasserereignisse und der Einflussfaktoren für ein erhöhtes Hochwasserrisiko. Dies wurde ergänzt durch eine Darstellung der Hochwasserschutzmaßnahmen der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände. Zur Erstellung der Fallstudien wurden auch Gespräche und Interviews mit VertreterInnen der ausgewählten Gemeinden sowie der Hochwasserschutzverbände geführt. HauptansprechpartnerInnen waren BürgermeisterInnen sowie die Obleute der Hochwasserschutzverbände. Im Rahmen der Interviews konnten Informationen zu den involvierten Akteuren sowie deren Aufgaben gesammelt werden. Es wurde die Rolle der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände in den Phasen Bewältigung, Nachsorge und Prävention herausgearbeitet. Der Fokus lag hierbei auf den Aufgaben der Akteure, der Zusammenarbeit sowie der Finanzierung. Die Interviews wurden ergänzt um eine Analyse der Einnahmen und Ausgaben der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände im Zusammenhang mit Hochwasserereignissen innerhalb des Betrachtungszeitraums 2002 bis 2014. Insgesamt zeigt sich, dass den Gemeinden im Katastrophenfall bedeutende Ausgaben verbleiben. Im Fall von Ansfelden lagen die Netto‐Ausgaben 2002 bis 2006 (nach Berücksichtigung von Förderungen) bei 955.000 Euro bzw. 63 Euro pro Kopf, im Fall von Schwertberg von 2002 bis 2004 bei 670.000 Euro bzw. 129 Euro pro Kopf.

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Insbesondere große Vorhaben zum Hochwasserschutz stellen die Gemeinden vor bedeutende finanzielle Herausforderungen. Im Rahmen des Schutzwasserverbandes Kremstal wurden im Zeitraum seit 2010 bereits Projekte im Ausmaß von 738.000 Euro gemeinschaftlich umgesetzt. Der Finanzierungsbeitrag der Gemeinden beträgt dabei 350.000 Euro. Der Hochwasserschutzverband Aist besitzt bereits ein Anlagevermögen von 5,1 Mio. Euro. Die finanzielle Netto‐Belastung der Stadt Ansfelden lag von 2005 bis 2014 bei 1,6 Mio. Euro bzw. 103 Euro pro Kopf, der Gemeinde Schwertberg bei 400.000 Euro bzw. 77 Euro pro Kopf. Die Rolle der Hochwasserschutzverbände wurde durchwegs positiv beurteilt. Diese ermöglichen eine Koordination zwischen den Gemeinden, andererseits erleichtern sie die Koordination mit dem Land. Hauptaufgabe ist die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Hochwasserverbände übernehmen jedoch auch eine wesentliche Funktion in den Bereichen Katastrophenschutzpläne, Bewusstseinsbildung der Gemeinden oder Sensibilisierung der BürgerInnen

4.5 Erwartete Kosteneffekte von klimawandelbedingten Änderung von Niederschlags-Extremereignissen Einzelne Extremereignisse und deren Intensität und daraus folgende Hochwässer können nicht „prognostiziert“ werden, jedoch sind Aussagen über die Häufigkeit des künftigen Auftretens von Extremniederschlägen bedingt möglich. So kann die Häufigkeit der Niederschlagsereignisse und deren Intensität nach der Analyse von täglichen Daten aus Klimasimulationen abgeleitet werden und diese kann als Proxy für die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Hochwasserereignissen dienen. Allerdings muss vorab geprüft werden, wie gut Simulationsergebnisse die tatsächlichen Beobachtungen widerspiegeln. Die beiden folgenden Abbildungen zeigen, dass die Modellergebnisse ‐ jedenfalls für die jüngere Vergangenheit ‐ gut in der Lage sind, die Wetterbedingungen im Hinblick auf das Auftreten von Starkniederschlägen ‐ mit zufriedenstellender Treffergenauigkeit wiederzugeben. Abbildung 100 zeigt dazu den Vergleich der Auswertung der ÖKS15 Simulationsergebnisse für das Jahr 2002 (Zahl der Tage mit extreme Niederschlagsereignissen (>90% Perzentil)) und die beobachtete Niederschlagsintensität im August 2002. Die Muster der August‐Extremereignisse 2002 entsprechen dem Muster der Zahl der Starkniederschläge über das betreffende Jahr in hohem Ausmaß. Ein deutlicher Schwerpunktraum für Starkniederschläge betreffend Ereignishäufigkeit ist in Oberösterreich auszumachen.

Abbildung 10 Modellierte Extremereignishäufigkeit 2002 (> 90% Perzentil) und beobachtete Niederschlagsintensität im August 2002 Quelle: Amt der OÖ Landesregierung, Abt. 4 und ÖKS15 Ensemble; Analyse und Auswertung: AIT

Abbildung 11 zeigt die zu erwartende Entwicklung der Häufigkeit von extremen Starkniederschlagstagen. Die in Oberösterreich beobachteten Ereignisse der Jahre 2002 und 2013 lassen sich in den ÖKS15 Ergebnissen aus den EURO‐CORDEX‐Simulationen des Control‐Laufs 1970‐2010 sowie den Projektionen 2011‐2100 wiederfinden. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ist in Oberösterreich ein Anstieg um 1 bis 2 der Starkregentage pro Jahr zu

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erwarten, wobei nach Jahren mit wenigen Starkniederschlägen, in unregelmäßigen Abständen Jahre mit deutlich größerer Zahl an Ereignistagen zu erwarten ist. Über die Intensität der Ereignisse können keine gesicherten Aussagen getroffen werden, jedoch ist davon auszugehen, dass höhere Temperaturen zu höherem Wassergehalt in der Atmosphäre führen, der zu höheren Niederschlagssummen führen wird und damit stärkere Hochwasserereignisse in größerer Häufigkeit als bisher wahrscheinlich werden.

Abbildung 11 Jährliche Summen von extremen Niederschlagsereignissen (>95% Perzentil) 1970‐2010, Projektion 2011 – 2100 (Quellen: ÖKS 15 ‐Auswertungen, Analyse und Darstellung: AIT)

Für dieses Projekt wurden die AIT‐eigenen reclip:century Klima‐Simulationen auf 4x4 km Auflösung erweitert, um hier detaillierte Aussagen für die betrachteten Flusseinzugsgebiete machen zu können. Insgesamt zeigen die AIT‐Simulationen (Abbildung 12 und Abbildung 13) in hoher Übereinstimmung mit den ÖKS15 Auswertungen, sodass zu erwarten ist, dass bis 2050 die extremen Niederschlagsereignisse um etwa zwei Tage pro Jahr zunehmen werden (vgl. dazu Abbildung 1210). Die mittlere Überschreitung der 20 mm/d Niederschlag pro Ereignis wird im Zeitraum 2021‐2050 im Mittellauf des Aist‐Einzugsgebiets pro Tag 3‐4 mm betragen, ein Indiz, dass mit einer Zunahme der Intensität der Hochwasserereignisse zu rechnen sein wird, was das Setzen weiterer Anpassungsmaßnahmen und parallel dazu künftige Schadensbewältigung erfordern wird, was jeweils mit höheren Kosten einhergehen wird.

Abbildung 12 Jährliche Zahl der Tage mit extremen Niederschlägen (>20mm/d) links: 1970‐2010, rechts: 2021‐2050 (Quelle: AIT; erweiterte reclip:century Simulationen ‐ HADCM3‐COSMO CML run, A1B scenario)

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Abbildung 13 Veränderung extremer Niederschlagsereignisse 2021 ‐ 2050 gegenüber 1970 ‐ 2010 Links: Tage mit Niederschlag >20mm, rechts: mittlere Überschreitung der 20 mm Niederschlag je Ereignis in mm (Quelle: AIT; erweiterte reclip:century Simulationen ‐ HADCM3‐COSMO CML run, A1B scenario)

5 Schlussfolgerungen und Empfehlungen Hochwasserschutz – Anpassung und Kostenwirksamkeit Der Fokus auf Oberösterreich ist aus zweierlei Gründen besonders interessant: einerseits fanden zwei extreme Hochwasserereignisse innerhalb des Zeitraums 2002‐2013 statt, die einen Vergleich der Wirkungen der verschiedenen Phasen des Hochwasserrisikomanagements auf Gemeindebudgets erlaubt. Andererseits wurden in der Nachsorge des ersten 100‐jährigen Hochwasserereignisses 2002 in den betroffenen Einzugsgebieten Hochwasserschutzverbände neu gegründet, bzw. neu ausgerichtet. Die Zuordnung der zentralen Bereiche des Hochwasserrisikomanagements zu Budgetposten des Gemeinde‐ budgets (Unterabschnitte gemäß VRV) zeigt, dass Maßnahmen zu Bewältigung, Nachsorge und Prävention in vielen Budget‐Unterabschnitten enthalten sein können, wie es im Bereich der Klimawandelanpassung typisch ist. Anpassung, oder im konkreten Fall, Hochwasserrisikomanagement, ist somit keine gesonderte Maßnahme, sondern wird in übliche Aufgaben und Aktivitäten der betroffenen Abteilungen integriert. Die Kosten von Hochwasserrisikomanagement für Gemeinden im Bereich der Prävention sind somit Mehrausgaben beispielsweise für die Verbesserung von kommunaler Infrastruktur (wie etwa Straßen, Errichtung von Hochwasserschutzmaßnahmen) oder Maßnahmen im Rahmen von Planungen (wie etwa Raumplanung, Katastrophenschutzpläne). Im Bereich der Bewältigung und Nachsorge können auch unterschiedlichste kommunale Infrastrukturen (z.B. Müllbeseitigung, Schäden an diversen Gemeindeobjekten) oder Aufgabenbereiche (z.B. Feuerwehr, Katastrophendienst, Administration) betroffen sein. Eine Abgrenzung der Ausgaben für Hochwasserrisikomanagement ist daher im Allgemeinen schwierig, insbesondere wenn Personalkosten oder Investitionen betroffen sind. Zusätzlicher Zeitaufwand des Personals im Katastrophenfall wird häufig im Laufe des Kalenderjahres durch Zeitausgleich ausgeglichen. Investitionen werden im Untersuchungsgebiet häufig über Hochwasserschutzverbände realisiert und deren Kosten schlagen sich über jährliche Mitgliedsbeiträge in den Gemeindebudgets nieder. Investitionen werden auch über Landes‐ und Bundesförderungen (Katastrophenfonds) unterstützt, und Gemeindeverbände oder Gemeinden tragen die Kosten entsprechend den Interessentenbeiträgen. Auch werden in Hochwasserjahren andere Investitionsprojekte nicht durchgeführt und gegebenenfalls auf Folgejahre verschoben, um mit den Folgen von Hochwasserereignissen budgetär besser umgehen zu können. All diese Budgetpraktiken führen dazu, dass die Gemeindeausgaben über die Jahre verstetigt werden, sodass es zu keinen massiven Zunahmen in den Gesamtausgaben in Hochwasserjahren kommt. Tabelle 2 zeigt, dass die Anpassungsmaßnahmen 2013‐2014 oft höher sind als 2002‐2003, das Ereignis 2013 somit größere Schäden verursacht hat als jenes 2002. Somit können die Regressionsfunktionen nicht zur generellen Quantifizierung einer Schadensminderung durch Anpassungsmaßnahmen verwendet werden!

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Anpassungsmaßnahmen in Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden Auswirkungen von Maßnahmen in Oberlieger‐ und in geringerem Maße Unterlieger‐Gemeinden unterstützen den lokalen Hochwasserschutz. Die Untersuchungen zeigen, dass die baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen, die lokalen, die flussaufwärts und in geringerem Maße flussabwärts gesetzten Anpassungsmaßnahmen an Aist, Krems und Vöckla im Zeitraum 2003‐2012 den lokalen Hochwasserschutz beim Ereignis 2013 unterstützt haben. Die Befragten in den drei Fallstudien kommen zu einem ähnlichen Schluss: Die Anpassungsmaßnahmen in den von den Hochwasserschutzverbänden nachhaltig verwalteten und mitfinanzierten flussaufwärts liegenden Einzugsgebiet wurden von den Befragten als sehr effektiv bewertet. Es wurde festgestellt, dass ohne die ergriffenen Maßnahmen vor allem die Haushaltsausgaben der niedergelegenen Gemeinden für Entlastung und Rehabilitation deutlich höher ausgefallen wären. Schwere Fehlanpassungen konnten im Untersuchungsgebiet nicht nachgewiesen werden. Konsequenzen der überregionalen Wirkung von Hochwasserereignissen Hochwasserschutzmaßnahmen sind meist überregionale Projekte, wo es einer Koordination zwischen den Gemeinden bedarf. Die Hochwasserschutzverbände sind hierfür ein ideales Instrument und haben sich augenscheinlich sehr bewährt – nicht nur in der gemeinsamen Planung von Maßnahmen, der Risiko‐ und Kostenstreuung, sondern auch in der Koordination von Schutzmaßnahmen bei Eintritt von Ereignissen. Oberösterreich nimmt in Österreich bei Hochwasserschutzverbänden eine Vorreiterrolle ein und die dort gemachten Erfahrungen können für andere Bundesländer in Österreich ein Vorbild sein. Hochwasserschutzverbände ermöglichen die Abstimmungen zwischen verschiedenen Gemeinden in einem Flusseinzugsgebiet und ermöglichen eine gemeindeübergreifende Planung und Priorisierung von Hochwasserschutzmaßnahmen, sowie deren gemeinsame Finanzierung. Beispiele für Maßnahmen sind die Schaffung und Erhaltung von Retentionsflächen, die mehrere Gemeinden flussabwärts schützen, aber auch die Information von Bürgerinnen und Bürgern. In den meisten Fällen waren Hochwasserereignisse der Auslöser für die Bildung oder Neu‐Ausrichtung von Hochwasserschutzverbänden, aber auch der Rechnungshof gab wichtige Impulse in Richtung Ausweitung von Verbänden. Da bisher nicht betroffene Gemeinden wenig Anreiz verspüren, Hochwasserrisikomanagement selbst aktiv zu betreiben (indem sie beispielsweise Förderanträge beim Katastrophenfonds stellen würden) oder einem Hochwasserverband beizutreten, wäre eine verbindliche Regelung hilfreich. Aus den Projektergebnissen ergeben sich folgende Empfehlungen für die Praxis: Monitoring •

Das Ereignis‐bezogene Monitoring der Wirksamkeit der einzelnen baulichen Maßnahmen, wie für das Hochwasserereignis 2013 seitens des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) durchgeführt, sollte auch auf nicht‐strukturelle Maßnahmen (Frühwarnsysteme etc.) ausgeweitet werden. Institutionell könnte diese Aufgabe bei der Wildbach‐ und Lawinenverbauung (WLV), unterstützt durch die entsprechenden Landesabteilungen, angesiedelt sein.

Auf Ebene der Europäischen Kommission hat sich das Tracking von Ausgaben, verknüpft mit einem Ausgaben‐Ziel, bewährt. So hat sich die Europäische Kommission zum Ziel gesetzt, dass 20 % der Ausgaben in den Struktur‐ und Innovationsfonds bis 2020 zu Climate Action beitragen sollen. Klare Zielvorgaben und ein einfaches, aber nachvollziehbares Tracking von Ausgaben können die Umsetzung von Klimawandelanpassung unterstützen. Solche Zielvorgaben gibt es beispielsweise auch beim Katastrophenfonds für vorbeugende Maßnahmen. Es wäre anzustreben, dass es für Hochwasserrisikomanagement nicht nur bei Hochwasserschutz im engeren Sinn, sondern auch bei den anderen betroffenen Die mittlere Überschreitung der 20 mm/d Niederschlag pro Ereignis wird im Zeitraum 2021‐2050 im Mittellauf des Aist‐Einzugsgebiets pro Tag 3‐4 mm betragen, ein Indiz, dass mit einer Zunahme der Intensität der Hochwasserereignisse zu rechnen sein wird, was das Setzen weiterer Anpassungsmaßnahmen und parallel dazu künftige Schadensbewältigung erfordert, was beides mit

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höheren Kosten einhergehen wird. ein einfaches Tracking der Ausgaben aber mittelfristig auch klare Zielvorgaben für anpassungsrelevante Ausgaben gäbe. Hochwasserschutzverbände •

Hochwasserschutzverbände sind bisher auf freiwilliger Basis entstanden, die Kostenteilung war Verhandlungssache. Gerade bei überregionalen Wirkungen wäre es von Vorteil, wenn derartige Verbände verpflichtend wären. Eine Verpflichtung zu einem gemeindeübergreifenden Hochwasserrisikomanagement, umgesetzt durch Gemeindeverbände, sollte gesetzlich verankert werden, um Anpassungskosten und Schadensrisiko zu streuen und um Fehlanpassung zu vermeiden. Dies ist insbesondere für Gemeinden wichtig, die nicht über sich wiederholende Erfahrungen mit Hochwasser verfügen, aber dennoch Hochwasserrisiken ausgesetzt sind. Vor allem kleine Gemeinden sind bei der Ereignisbewältigung schlicht überfordert, gerade für diese sollten Gemeindeverbände weiterhin als Mittler und Koordinator bei Anpassungs‐Umsetzung und bei Katastrophenschutz wirken.

Präzisierung der Verantwortlichkeiten und weitere Risikostreuung •

Die Verantwortung für Planung, Errichtung, Instandhaltung von Hochwasserschutzmaßnahmen und die Haftung für Schadensprävention ist nicht immer eindeutig. Dies müsste vom Gesetzgeber besser geregelt werden.

Die Bewusstseinsbildung zur Notwendigkeit von Hochwasserschutzmanagement bei Gemeinden sollte intensiviert und durch Maßnahmen des Landes entsprechend gestärkt werden. Derzeit ist das Bewusstsein vorrangig bei in der Vergangenheit betroffenen Gemeinden hoch. Nachhaltige Lösungen zur Bewältigung der Hangwasserproblematik aufgrund von Starkregenereignissen sollten entwickelt werden (z.B. Konzept zur Verbesserung der Hangwassersituation, Diskussion über Förderrichtlinien für Hangwasserschutzmaßnahmen).

Während Hochwasserschutzverbände eine Form der Risikostreuung darstellen, ist die Versicherung von öffentlichen Gebäuden ein weiteres Instrument. Es sollte geprüft werden, ob bestehende Versicherungsprodukte ausreichend sind oder neue Produkte erforderlich sind. Es wird hier eine Abstimmung zwischen der Versicherungswirtschaft und beispielsweise dem Gemeinde‐ und Städtebund vorgeschlagen.

Zukünftige Forschungsfragen 

Generell beschäftigt sich Forschung bislang zu wenig mit den Kosten und der Kosteneffektivität unterschiedlicher Maßnahmen im Hochwasserrisikomanagement. Der in dieser Studie gewählte Ansatz orientiert sich an dem im Vorgängerprojekt PACINAS entwickelten Top‐Down Ansatz, in dem in Budgetdaten ausgewertet und durch eine Zuordnung von Aufgaben des Hochwasserrisikomanagements zu Budgetpositionen konkrete Ausgaben für Hochwasserrisikomanagement identifiziert werden. In die weitere Analyse in CAD‐MUCI wurden schließlich nur jene Kosten einbezogen, die einen expliziten Bezug zu Hochwasserschutz aufweisen. Diese statistische Analyse der Maßnahmeneffekte von drei Einzugsgebieten liefert erste vielversprechende Ergebnisse. Die hier betrachteten Oberlieger‐Unterlieger‐Effekte bzw. generell gemeindeübergreifende wasserbauliche Schutzmaßnahmen für ganze Flusseinzugsgebiete sollten für weitere Flüsse und Hochwasserereignisse analysiert werden, um die Aussagen vertiefend verifizieren und besser absichern zu können. Weitere Forschung zu Klimasimulation und Treffsicherheit von Aussagen zu extremen Niederschlagsereignissen nach Häufigkeit und Intensität ist ein wichtiger Punkt: bisher wurde bei Klimasimulationen oft nur die Veränderung von Mittelwerten oder Summen betrachtet, bei Temperatur auch von Maxima und Hitzeperiodenlänge. Um besser abgesicherte Aussagen über die Eintrittswahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen und in der Folge Hochwasserereignissen machen zu können, muss dem Aspekt der Projektion von Extremereignissen durch Klimasimulationen und den Unsicherheitsbandbreiten mehr Bedeutung beigemessen werden.

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Die Forschung zur Wirksamkeit von Hochwasserschutz konzentriert sich vor allem auf strukturelle Maßnahmen (Hochwasserschutzbauten, Retentionsbecken, mobiler Hochwasserschutz). Die Effektivität von „weichen“ Maßnahmen (Frühwarnsysteme, Information von Bürgerinnen und Bürgern etc.) und verstärkt grünen Maßnahmen (Renaturierung, Retentionsflächenpflege, Entsiegelung) wurde bislang zu wenig beforscht. Eine weitere zentrale Frage ist jene nach den Kriterien für einen guten Mix von Prävention, Soforthilfe und Nachsorge. Während es umfassende konzeptionelle Literatur zu diesem Thema gibt, fehlen bislang konkrete Kriterien, anhand derer ein solcher Mix identifiziert, evaluiert und revidiert werden könnte. Konzepte wie Robust Decision Making und Adaptation Phasing liefern hier eine vielversprechende Richtung, wie Forschung die Umsetzung unterstützen könnte.

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C) Projektdetails 6 Methodik Die Beantwortung der Forschungsfrage hinsichtlich Kostenfaktoren für Gemeinden nach Hochwasser‐ ereignissen und hinsichtlich der Effektivität von Maßnahmen zur Minderung von Schadensbewältigungskosten erforderte einen breiten Methoden‐Einsatz. Als kostenerhöhend wurden räumliche Kriterien als Risikofaktoren angenommen, als kostenmindernd wurden Anpassungsmaßnahmen zur Senkung des Hochwasserrisikos angenommen, wobei hier sowohl Maßnahmen in der eigenen Gemeinde, wie auch in Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden betrachten werden sollten. Anpassungsmaßnahmen und deren Kosten wurden anhand einer Budgetanalyse identifiziert, das raumbezogene Risiko wurde durch räumliche Kriterien mittels einer Geodatenanalyse quantifiziert. Mittels Regressionsanalysen wurde versucht, Effekte von Anpassungsmaßnahmen (lokale, sowie der Oberlieger‐ und Unterlieger) auf die Höhe der Schadensbewältigungskosten statistisch nachzuweisen. In Fallstudien in Gemeinden dreier Flusseinzugsgebiete wurde die Frage der Schäden, der Anpassungsmaßnahmen und deren Kosten sowie der Organisation zur Bewältigung der Ereignisse im Zuge von Recherchen und Interviews näher betrachtet. Die Auswirkung von künftigen Extremereignissen wurde abschließend anhand von Szenarien des künftigen Klimas diskutiert. In weiterer Folge werden die eingesetzten Methoden kurz vorgestellt 

Auswahl von Flusseinzugsgebieten und Analyse der räumlichen Bedingungen, und Hochwasserereignisse der jüngeren Vergangenheit im Hinblick auf Niederschlag und Hydrologie;

Geodatenanalyse und Generieren von Indikatoren für das räumliche Risiko von Hochwasser betroffen zu werden – für die statistische Analyse;

Budgetanalyse ‐ Kosteneffekte von Extremereignissen und Wirkung von Anpassungsmaßnahmen;

Statistische Analyse – multiple Regressionen;

Fallstudien ‐ qualitative empirische Analyse ausgewählter Gemeinden;

Klimasimulation und Analyse des künftigen Klimas in der Region hinsichtlich Extremereignissen.

6.1 Auswahl von Flusseinzugsgebieten, Geodatenanalyse und Definieren räumlicher Indikatoren Es wurden Flusseinzugsgebiete ausgewählt, deren Gemeinden in den letzten 15 Jahren von zwei schweren Hochwasserereignissen betroffen waren und wo in der Zwischenzeit Anpassungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Die Auswahl der Fallbeispiele erfolgte derart, dass die betrachteten Testgebiete in sich relativ geschlossene Sub‐Einzugsgebiete sind, deren räumliche Rahmenbedingungen durch wenige Indikatoren abgebildet werden können, damit die Analyse sich auf Anpassungsmaßnahmen konzentrieren kann. Die räumlichen Indikatoren zur Darstellung der räumlichen Charakteristika der Gemeinden bzw. zur Abgrenzung der Flusseinzugsgebiete und der Siedlungen wurden unter Verwendung von Landnutzungsdaten, dem digitalen Höhenmodell, dem Straßennetz und dem Gewässernetz mit Hilfe von GIS‐Analysen durchgeführt. Die Abgrenzung der Flusseinzugsgebiete erfolgte mittels Höhenmodell und Flussnetz einer hydrologischen Analysefunktion im Geographischen Informationssystem zur Modellierung der Abflussrichtungen und anteiligen Abflussmengen.

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Als Lageindikatoren, welche Einfluss auf das Hochwasserrisiko nehmen, und die es zu quantifizieren gilt, wurden folgende ausgewählt:  Entfernung zwischen Talboden und nächster Siedlung;   

Höhendifferenz zwischen höchstem und tiefstem Punkt im Flussbett in der Gemeinde; Flusslänge(n) innerhalb der Gemeinde; Siedlungsfläche innerhalb der Gemeinde.

Aus den Landnutzungsdaten wurden dazu die einzelnen Siedlungen, insbesondere der Hauptort, in den Gemeinden extrahiert und dem Flussnetz bzw. der Höheninformation gegenübergestellt. Anhand der Siedlungsmittelpunkte und dem Flussnetz wurde die kürzeste horizontale wie vertikale Entfernung zwischen Flussbett und der dem Fluss jeweils nächstgelegenen Siedlung mit Hilfe einer Buffer‐Funktion ausgewiesen. Die Flusslängen in einer Gemeinde wurden durch die räumliche Verschneidung der Gemeindegrenzen mit dem Gewässernetz abgeleitet. Für die Schnittpunkte wurden durch Verschneidung mit dem Höhenmodell die Seehöhen der Eintritts‐ und Austrittspunkte der Flüsse in den Gemeinden berechnet, daraus wurden dann die Flusslängen, die Höhendifferenzen und die mittleren Neigungen der Flüsse extrahiert. Da doch einige der Gemeinden nicht am Hauptfluss liegen, wurde für diese die Entfernung zum größten Nebenfluss, der die jeweilige Gemeinde passiert, zur Berechnung der Entfernungen zum Fluss verwendet. Die Abfolge der Gemeinden zur Identifizierung der Oberlieger‐Unterlieger‐Beziehungen wurden anhand der Seehöhen der Gemeindehauptorte festgelegt. Die Gemeinden wurden dazu anhand der Seehöhe des Hauptortes von der höchsten zur niedersten gereiht.

6.2 Klima- und Hydrologie – Status, Betroffenheit Um die Effekte von Anpassungsmaßnahmen gegen Hochwassergefahr quantifizieren zu können, wurden die kommunalen Ausgaben für Schadensbewältigung bei Hochwasserereignissen ‐ vor und nach Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen analysiert. Es mussten dabei Hochwasserereignisse betrachtet werden, die eine einigermaßen klare Beziehung zwischen Ereignis, Schaden und Reparaturmaßnahmen sowie (vorbeugende) Anpassungsmaßnahmen anhand der Kosten herstellen lassen. Für die betrachteten drei Flusseinzugsgebiete wurde dazu die meteorologische ‐ und hydrologische Situation anhand der täglichen Niederschlagssummen von Messstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und des Hydrographischen Zentralbüros (HZB) sowie die täglichen Pegelstände des HZB an den Pegeln der Flüsse Aist, Krems und Vöckla für den Zeitraum 2000 – 2014 analysiert: Aist: 4 Pegel (Weitersfelden, Pfahnlmühle, Kefermarkt und Schwertberg), 4 Niederschlagsmessstellen (Schöneben‐Gugu, Rainbach i.M., Weitersfelden‐Ritzenedt, und Gutau) Krems: 4 Pegel (Kirchdorf a.d.K., Kremsmünster, Unterrohr und Kremsdorf), 3 Niederschlagsmessstellen (Waldneukirchen, Kirchdorf a.d.K., Neuhofen a.d.K.) Vöckla: 3 Pegel (Stauf, Timelkam und Vöcklabruck), 4 Niederschlagsmessstellen (Hocheck, Oberwang, Frankenburg und Vöcklabruck) Die täglichen Pegelstandsmittelwerte bzw. die Niederschlagssummen wurden in Diagrammen dokumentiert und Interpretiert. Bei den Pegelständen wurden die Überschreitungen der Hochwasserjährlichkeiten (5‐, 10‐, 30‐ und 100‐jährlich) zwischen 1.1.2000 und 31.12.2013 gesichtet und in Tabellen je Einzugsgebiet dargestellt.

6.3 Budgetanalyse - Kosteneffekte von Extremereignissen Die Budgetanalyse basiert auf einer finanzstatistischen Analyse der Rechnungsabschlüsse der Gemeinden (Quelle: Statistik Austria) innerhalb des zuvor definierten Untersuchungsraumes. Zentrales Element hierbei ist die Zuordnung einzelner Budgetposten (Unterabschnitte gemäß VRV) zu kommunalen Aufgabenbereichen im Rahmen des Hochwassermanagements. Zentrale Fragestellungen hierbei waren:

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  

In welchen kommunalen Aufgabenbereichen bestehen Ausgaben des Hochwassermanagements? Können die Ausgaben des Hochwassermanagements auf Basis der Rechnungsabschlüsse der Gemeinden ausreichend abgegrenzt werden? Zeigen sich Zusammenhänge zwischen den Ausgaben der Gemeinden und den Hochwasserereignissen in den einzelnen EInzugsgebieten bzw. in Abhängigkeit der Betroffenheit der Gemeinden?

Für die systematische Analyse der Haushaltsdaten der Gemeinden im Untersuchungsraum konnten die anhand der Gemeindeaufgaben identifizierten Unterabschnitte in acht Aufgabenbereichen zusammengefasst werden:        

Soforthilfe Abfallentsorgung Straßen Öffentlicher Verkehr Bau‐ und Wirtschaftshöfe sowie Städtische Betriebe Abwasserentsorgung Wasserversorgung Hochwasserschutz

Sonstige Gemeindeinfrastrukturen (z.B. Schule, Sportplatz, Schwimmbad, …), welche in Abhängigkeit der Lage in einzelnen Gemeinden auch von Hochwasser betroffen sein können, wurden bei der Bildung von Kategorien aufgrund der hohen Heterogenität der Infrastrukturen ausgeklammert. Aufgrund der schwierigen Abgrenzbarkeit der finanziellen Folgen von Hochwasserereignissen erfolgte für die konkrete Analyse der Gemeindefinanzdaten eine Konzentration auf die drei Aufgabenbereiche Soforthilfe, Straßen und Hochwasserschutz. Nur in diesen drei Bereichen ist eine ausreichende Abgrenzbarkeit zu erwarten.

6.4 Statistische Analyse – multiple Regressionsanalysen Mithilfe multipler Regressionsanalysen wurde für die Gemeinden dreier Flusseinzugsgebiete getestet, 

wieweit sich ein Einfluss von raumbezogenen Hochwasserrisiko‐Einflussfaktoren, sowie von Anpassungs‐ maßnahmen (unter Verwendung von Kosten als Proxydaten) auf den Umfang von hochwasserbezogenen Schäden (via Schadensbewältigungskosten als Proxy) feststellen lässt bzw. inwieweit mit den Daten die Höhe von Schadensbewältigungskosten bzw. die Veränderung der Schadensbewältigungskosten zwischen zwei Ereignissen mit ähnlicher Wirkung erklärt werden können, und ob sich ein (positiver oder negativer) Einfluss von Anpassungsmaßnahmen (via Kosten als Proxy) der Oberlieger‐Gemeinden bzw. Unterlieger‐Gemeinden ableiten lässt.

Mit Regressionsanalysen kann die Wirkung einer oder mehrerer (unabhängiger) Variablen auf eine zu erklärende, abhängige Variable statistisch nachgewiesen bzw. beschrieben werden ‐ in unserem Fall soll die (räumliche) Varianz jeweils einer abhängigen Kosten‐Variablen durch die (räumliche) Varianz mehrerer unabhängiger Variablen erklärt werden. Die zu erklärenden Variablen sind Kosten zur Schadensbewältigung‐ und Soforthilfe in der jeweiligen Gemeinde eines Katastrophenjahres. Die Daten dafür stammen aus den Jahresabschlüssen der Gemeinden in den Einzugsgebieten (siehe 4.4 bzw. 6.4). Als in Katastrophenjahren entstehende Kosten der Gemeinden für Schadensbewältigung und Aufräumungsarbeiten wurden die budgetwirksamen Kosten für zwei Ereignisse extrahiert: für die Jahre 2002 ‐ 2003 (als Folge des extremen Hochwasserereignisses 2002) sowie für die Jahre 2013 ‐ 2014 (als Folge des extremen Hochwasserereignisses 2013). Die Kostendaten wurden mit den Ausgaben aus den Hochwasserschutzverbänden ergänzt. Die erklärenden Variablen sind die Anpassungskosten ausgewählter Maßnahmen für die Jahre zwischen den Ereignissen – für die Gemeinden selbst sowie für Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden, in Entfernungsklassen und in Summe (siehe 4.4, 4.5 bzw. 6.4).

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Die Standardfunktion für die multiple lineare Regression lautet:

(Gleichung 1)

wobei y die zu erklärende, abhängige Variable, xi, i = 1,n, die erklärenden unabhängigen Variablen und  der Fehlerterm ist ‐ der Anteil, der durch die Funktion nicht erklärt werden kann. Die Regressionsfunktionen zur Analyse der Fragestellung sehen, von Gleichung 1 ausgehend, wie folgt aus:

(Gleichung 2)

bzw. (Gleichung 3)

wobei: :

Reparaturkosten der Gemeinde (m) :

Differenz der Reparaturkosten in (Jahr b minus Jahr a) in Gemeinde m

:

räumliches Risiko (i) in Gemeinde m

:

Anpassungskosten zwischen den beiden Überschwemmungen (2004‐2012) in Gemeinde m :

Anpassungskosten der Oberlieger‐Gemeinden in Entfernungsklasse k bezogen auf Gemeinde m

:

Anpassungskosten der nächsten Unterlieger‐Gemeinden bezogen auf Gemeinde m

Als Kosten für Anpassungsmaßnahmen (AC) wurden die budgetwirksamen Kosten für wasserbauliche Maßnahmen zwischen den beiden Hochwasserereignissen 2002 und 2013 herangezogen und für die Jahre 2004 bis 2012 aufsummiert – der Zeitraum t. Dabei wurde davon ausgegangen, dass zwischen diesen beiden großen Ereignissen, die budgetwirksamen Ausgaben durch die Gemeinden veranlassten Anpassungsmaßnahmen verursacht sind. Die Kosten für Anpassungsmaßnahmen des Zeitraumes t wurden getrennt in lokale Kosten innerhalb der Gemeinde (ACm), in Kosten der Oberlieger‐Gemeinden (ACUk,m), getrennt in Entfernungsklassen weg von der betroffenen Gemeinde, sowie Kosten in den Oberlieger‐Gemeinden insgesamt, als auch in Kosten (ACDy,m), die in den nahen Unterlieger‐Gemeinden entstanden sind. Dazu wurden die Kostendaten aus den Haushaltsabschlüssen der Oberlieger‐Gemeinden für jede Gemeinde m in 5‐km Entfernungsklassen aggregiert. (Nach Entfernungsklassen deshalb, damit für alle Gemeinden vergleichbare Kostenvariablen zur Verfügung stehen). Die Regressionskoeffizienten der Funktionen für Maßnahmengruppen und Flusseinzugsgebiet wurden in Tabellen gegenübergestellt und interpretiert. Abschließend erfolgt anhand der Diagramme eine Analyse der Residuen der Regressionsfunktionen, um zu prüfen, wie weit die Schätzergebnisse aus den Funktionen von den beobachteten Werten abweichen und die Reparaturkosten relativ genau oder nur grob geschätzt werden konnten.

6.5

Fallstudien - qualitative empirische Analyse

Aufgrund der schwierigen Einschätzung der Auswirkungen von Hochwasserschutzereignissen auf die Gemeindebudgets erfolgte ein vertiefender Blick auf diese Fragestellung mithilfe von drei qualitativen Fallstudien dreier Flusseinzugsgebiete, die nach den folgenden Kriterien ausgewählten wurden:   

Beschränken auf Flusseinzugsgebiete ohne Einfluss durch großräumig wirksame flussbauliche Maßnahmen außerhalb des Untersuchungsgebiets; Zugehörigkeit der Gemeinden zu mittleren/ kleinen relativ abgegrenzten Flusseinzugsgebieten mit überschaubaren Oberlieger – Unterlieger ‐Beziehungen; Ähnliche Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen im Zeitraum 2001 – 2015;

Innerhalb dieser Fallstudien werden die folgenden Inhalte bearbeitet:

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     

Geografische Lage und Strukturdaten der Gemeinden im Einzugsgebiet Hochwasserereignisse und Schäden in den Gemeinden Rolle der Akteure Bewältigung und Nachsorge – Aufgaben und finanzielle Belastungen der Gemeinden Prävention – Aufgaben und finanzielle Belastungen der Gemeinde Zur Wirksamkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen

Zu Beantwortung dieser Inhalte wurden im Rahmen der Fallstudien die folgenden Methoden angewendet: 

 

Räumliche Analyse, sowie meteorologische und hydrologische Analyse zur Beschreibung der geografischen Lage der Gemeinden, des Einzugsgebietes, der Extremniederschläge und Hochwasserereignisse in den Gemeinden; Durchführen von Interviews auf Basis eines qualitativen Interviewleitfadens zu den Rollen der Akteure, den Aufgaben und finanziellen Belastungen der Gemeinden, sowie der Wirksamkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen; Dokumentenanalyse zur Beschreibung der finanziellen Belastungen der Gemeinden; Finanzstatistische Analysen auf Basis der Rechnungsabschlüsse der Gemeinden und Hochwasserschutzverbände.

Zur Erstellung der Fallstudien wurden die folgenden Interviews geführt:       

Stadtgemeinde Ansfelden Marktgemeinde Gutau Marktgemeinde Schwertberg Marktgemeinde St. Marien Stadtgemeinde Vöcklabruck Hochwasserschutzverband Aist Wasserverband Unteres Kremstal und Schutzwasserverband Kremstal

6.6 Künftiges Klima und Auswirkung auf künftige Extremereignisse Hier wurde einerseits auf die AIT‐eigenen Klimasimulationen des reclip:century Projekts aufgebaut (Loibl, et al., 2009, 2010, 2011), und neue Simulationen in einer höheren Auflösung durchgeführt (Züger, 2017), weiters wurden ÖKS15 Analysen vom CCCA herangezogen und für Oberösterreich ausgewertet. Zu den eingesetzten Methoden zählen somit: • Einsatz eines regionalen Klimasimulationsmodells, welches die atmosphärischen Zustände unter gegebenen Treibhausgaskonzentrationen in diskreten Zeitschritten räumlich explizit in einem regionalen Maßstab simuliert. Globale Klimamodelle bilden das Klimasystem in Form mathematischer Gleichungen ab. Die Erde und die zugehörigen Atmosphärenschichten werden dafür mit einem dreidimensionalen Gitter in einem Raster von einigen 100 km bis zu minimal 100 km abgebildet und in jeder Gitterzelle werden die die Veränderungen von Temperatur, Druck, Feuchte etc. etwa in Minuten‐Schritten berechnet. Für kleinere Gebiete werden feiner aufgelöste Regionalmodelle eingesetzt die mit ähnlichen Gleichungen das Atmosphären‐Geschehen in höherer Auflösung – ‐ 10 km oder darunter ‐ berechnen, wobei an den Rändern des Regionalmodells der Atmosphären‐ Zustand vom jeweiligen GCM im 6‐Stunden‐Internvall übernommen wird und lokale Rahmenbedingungen (Terrain, Boden, etc.) in dieser höheren Genauigkeit einbezogen werden. Als Antriebsdaten dienten in unserem Fall die Ergebnisse des HadCM3 GCM Laufs. basierend auf dem Treibhausgasszenario A1B mit einem deutlich gebremsten Treibhausgasanstieg. Als regionales Klimamodell wurde COSMO‐CLM verwendet. Hier wurden die 10x10km reclip:century Simulationen für Österreich in einer Auflösung von 4 x 4 km wiederholt. 

Zeitreihen– und räumliche Analyse der Klimadaten

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Für die betrachteten Flusseinzugsgebiete wurden Karten der Häufigkeit und Intensität künftiger Niederschlags‐ Extremereignisse erzeugt: die Ergebnisse der 4 x 4 km Hindcast‐Läufe und Control‐Läufe der Vergangenheit 1981‐2010 wurden jenen der Zukunft 2021 ‐2050 gegenübergestellt und die relativen und absoluten Differenzen berechnet und für die betrachteten Flusseinzugsgebiete ausgewertet bzw. in Kartenform dargestellt. Als ÖKS15 stehen Indikatoren des künftigen Klimas für Österreich aus den Euro‐CORDEX Szenarien zur Verfügung (BMNT, 2016). Das analysierte Ensemble besteht aus 13 Klimasimulationen, die jeweils zwei unterschiedlichen Treibhausgasszenarien folgen: dem „business‐as‐usual“ Szenario RCP8.5, das bei ungebremsten Treibhausgasemissionen eintreten würde, und dem Klimaschutz‐Szenario RCP4.5. Die Klimasimulationen wurden für die nahe Zukunft (2021‐2050) und für die ferne Zukunft (2071‐2100) im Vergleich zur Periode 1971‐2000 ausgewertet. Im Rahmen dieses Projekts wurden aus den ÖKS15 Ergebnissen relevante Indikatoren für Oberösterreich herangezogen und damit Häufigkeit und Intensität der extremen Niederschlagsereignisse analysiert. Für die Abschätzung der mittleren Änderung wurde der Median des Modellensembles verwendet

7 Arbeits- und Zeitplan WP1: In den Quartalen Q1 bis Q3 erfolgte die Recherche der Gegebenheiten in der avisierten Untersuchungsregion in Oberösterreich, die Beschaffung und Analyse von räumlichen Daten, Niederschlags‐ und Hydrologiedaten in den drei Flusseinzugsgebieten. Im Q1 bis Q3 wurden die Budgetdaten oberösterreichischer Gemeinden extrahiert und die Ausgaben für Maßnahmenbündel in den Gemeinden der ausgewählten Flusseinzugsgebiete analysiert und zusammengefasst. Dabei zeigte sich, dass nicht jede Gemeinde für sich für die Kosten für Anpassungsmaßnahmen aufkommt, sondern dies durch Hochwasserschutzverbände koordiniert und verteilt wird. In Q4 bis Q6 wurden daher zusätzlich die diesbezüglichen Ausgabendaten recherchiert und die Budgetdatenbereitstellung in Q6 abgeschlossen. WP2: In Q2 bis Q5 wurden die räumlichen Beziehungen analysiert sowie die Frage gelöst, wie die Maßnahmen der Oberlieger‐ Unterlieger Gemeinden mittels Regressionsanalyse quantifiziert werden können. In Q3 bis Q5 wurden die ersten Regressionsanalysen durchgeführt. Diese wurden dann in Q6 bis Q7 mit komplettierten Daten fortgesetzt. WP3 wurde adaptiert: In Q3 bis Q4 wurde dazu die Budgetanalyse begonnen und mit dem Q7 schließlich abgeschlossen. Die Effekte von Anpassungsmaßnahmen der Oberlieger‐ und Unterlieger‐Gemeinden auf Schadensbehebungskosten wurden anhand der Regressionsanalysen im Detail interpretiert (Q3 bis Q5, dann nochmals mit revidieren Daten in Q6 und Q7). Um ein kompletteres Bild abseits der statistischen Analysen, zum Thema Oberlieger‐ Unterlieger, über die Hochwasserschutzverbänden zu erhalten, wurden In Q5 bis Q8 Fallstudien in drei Gemeinden durchgeführt, wo im Zuge von Interviews weitere Informationen zu den Hochwasserschutzverbänden gewonnen wurden. WP4: In den Quartalen Q5 bis Q7 wurden die Erkenntnisse aus den statistischen Analysen, sowie den drei Fallstudien im Hinblick auf die Wirksamkeit von Anpassungsmaßnahmen (durch Gemeinden und Hochwasserschutzverbände) auf eine Reduzierung von Schadensbewältigungskosten erarbeitet. In den Quartalen Q6 bis Q7 wurden die Auswirkung künftiger Klimaereignisse auf Budgets qualitativ abgeschätzt, wozu Auswertungen regionaler Klimamodelle im Hinblick auf das Auftreten von Extremereignisse durchgeführt wurden. In den Quartalen Q7 und Q8 wurden Schlussfolgerungen gezogen und alle Ergebnisse in Berichten dokumentiert. WP 5 wurde bei der Evaluierung gestrichen und wurde deshalb nicht durchgeführt.

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Q1

Q2

Q3

Q4

Q5

Q6

Q7

Q8

WP1 Data extraction, information compilation spatial framework conditions, climate and hydology data Budget data, compilation of expenditure groups WP2 Exploration of spatial relations: conditions & cost impact Analysis of spatial criteria, relations Regression model, residual analysis WP3 Analysis of budget implications of recent flood events Understanding the flood management system (new) Budgetanalysis, regression model examination Case studies: actors, costs upstream/downstream adaptation WP4 Synthesis and Conclusions Expenditures and adaptation measures Impact of future climate extreme events Summary and conclusions

Abbildung 14 GANTT‐Diagramm des Projektablaufs

8 Publikationen und Disseminierungsaktivitäten Bednar‐Friedl, F., Leitner, M., Loibl, W. (2017) Anpassung an den Klimawandel – eine neue Aufgabe für Städte und Gemeinden, Österr. Gemeindezeitung, 11/2017, pp 39‐42 Loibl, W., Mitterer, K., Bednar‐Friedl, B., Bachner, G., Iglár, B., Haider, C., Haindl, H., Heiss, G., Hennighausen, H., Hochholdinger, N., Köstl, M. (2018) CAD‐MUCI ‐ Auswirkungen von Hochwasserereignissen auf Gemeindebudgets ‐ Anpassungsmaßnahmen und finanzielle Auswirkungen am Beispiel oberösterreichischer Regionen. März 2018 – revidierte Version 24.4.2018, Wien, AIT Austrian Institute of Technology. 145 pp Loibl, W. Haider, C., Köstl, M., Iglar B., Heiss G., Mitterer, K., Hochholdinger, N., Haindl, A., Bednar‐ Friedl, F., Bachner, G., (2017) Public Adaptation Costs – Investigating the National Adaptation (CAD_MUCI) Österreichischer Klimatag 2017. 22.‐24 Mai 2017, Univ. Wien, Proceedings p. 64 Mitterer, K., Loibl, W., Bednar‐Friedl, B., Bachner, G., Iglár, B., Haider, C., Haindl, H., Heiss, G., Hennighausen, H., Hochholdinger, N., Köstl, M. (2018) Hochwassermanagement in Gemeinden. In: Forum Public Management, 1/2018, pp. 33‐36. Mitterer, K., Loibl, W., Haindl, A., Köstl, M., Heiss, G. (2018) Fallstudie Ansfelden im Einzugsgebiet der Krems, KDZ, AIT, Wien. 20 p. Mitterer, K., Loibl, W., Haindl, A., Köstl, M., Heiss, G. (2018) Fallstudie Schwertberg im Einzugsgebiet der Aist. KDZ, AIT, Wien. 21 p. Mitterer, K., Loibl, W., Haindl, A., Köstl, M., Heiss, G. (2018) Fallstudie Vöcklabruck im Einzugsgebiet der Vöckla. KDZ, AIT, Wien. 16 p. Züger J. (2017) Convection Resolving Regional Urban Climate Modeling. Proceedings, The Cities and Climate Conference 2017, Potsdam Institute for Climate Impact Research, 19‐21 September 2017, Potsdam Loibl et al. (2018) Adaptation to climate change – decision support through climate services at different scales. ENVIROINFO 2018, September 5‐7, 2018, Munich Konferenzbeiträge, Veranstaltungsvorträge Bachner, G. (2017) Revealing the Economy‐Wide Effects of Climate Change Adaptation – A Macroeconomic Assessment of Adaptation Funding for the Case of Austria. European Climate Change Adaptation Conference (ECCA 2017), Glasgow, June 5‐9, 2017. CAD-MUCI Publizierbarer Endbericht

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Bednar‐Friedl, B. (2017), Kosten von Klimawandelanpassung für die öffentliche Hand, Conference of the Committee of Financial Officers of the Austrian Association of Cities, June 6, 2017 (invited talk). Loibl, W. Haider, C., Köstl, M., Iglar B., Heiss G., Mitterer, K., Hochholdinger, N., Haindl, A., Bednar‐ Friedl, F., Bachner, G., (2017) Public Adaptation Costs – Investigating the National Adaptation (CAD_MUCI) Österreichischer Klimatag 2017. 22.‐24 Mai 2017, Univ. Wien Züger J. (2017) Convection Resolving Regional Urban Climate Modeling. Proceedings, The Cities and Climate Conference 2017, Potsdam Institute for Climate Impact Research, 19‐21 September 2017, Potsdam Lokale Disseminierungsaktivitäten: Diskussion in Ansfelden mit VertreterInnen der Gemeinde (21.10.2016) Diskussion in Schwertberg mit VertreterInnen der Gemeinde (21.10.2016) Diskussion in Gutau mit VertreterInnen der Gemeinde (11.10.2017) Diskussion in St. Marien mit VertreterInnen der Gemeinde (11.10.2017) Diskussion in Vöcklabruck mit VertreterInnen der Gemeinde (11.10.2017) Geplante Publikationsaktivitäten: Züger J. (2018) Convection Resolving Regional Urban Climate Modeling. Proceedings, The Cities and Climate Conference 2017, Potsdam Institute for Climate Impact Research, 19‐21 September 2017, Potsdam, under review. Loibl et al. (2018) Adaptation to climate change ‐ decision support through climate services at different scales. ENVIROINFO 2018, September 5‐7, 2018, Munich, in preparation Loibl et al. (2018) Geospatial assessment of flood protection measures through statistical analysis of municipality budget data (Journal of Spatial Science), in preparation.

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Diese Projektbeschreibung wurde von der Fördernehmerin/dem Fördernehmer erstellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte sowie die barrierefreie Gestaltung der Projektbeschreibung, übernimmt der Klima‐ und Energiefonds keine Haftung. Die Fördernehmerin / der Fördernehmer erklärt mit Übermittlung der Projektbeschreibung ausdrücklich über die Rechte am bereitgestellten Bildmaterial frei zu verfügen und dem Klima‐ und Energiefonds das unentgeltliche, nicht exklusive, zeitlich und örtlich unbeschränkte sowie unwiderrufliche Recht einräumen zu können, das Bildmaterial auf jede bekannte und zukünftig bekanntwerdende Verwertungsart zu nutzen. Für den Fall einer Inanspruchnahme des Klima‐ und Energiefonds durch Dritte, die die Rechtinhaberschaft am Bild material behaupten, verpflichtet sich die Fördernehmerin / der Fördernehmer den Klima‐ und Energiefonds vollumfänglich schad‐ und klaglos zu halten.

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