Informationsbrief Oktober 2012

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Aus dem Inhalt

Neues aus Kirche und Welt Aus Lehre und Verkündigung Der Name des Heils, der kein Mantra ist Allein Christus Die Bedeutung der Bekenntnis­schriften Jesus – der Jude Mit 57 Jahren dem Ruf in die Missionsarbeit gefolgt Aus Kirche und Gesellschaft Buchrezension Bibelfreizeit: Jesu Ruf an seine Jünger InfoSpezial – thematisch geordnet

ISSN 1618-8306

Oktober 2012 Nr.  274

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium«


kurz+bündig Personen Erika Kimmich †

Sie gilt als erste Evangelikale im Rat der EKD – und zudem als standfest: Erika Kimmich. Nun ist sie in einem Altenheim in Korntal bei Stuttgart im Alter von 87 Jahren verstorben. Die Germanistik-Professorin, die in ihrem Hauptberuf von 1964 bis 1987 Lehrer für Gymnasien ausbildete, gehörte dem Rat von 1979 bis 1991 an und war von 1973 bis 1997 Mitglied der EKD-Synode. In einer ganzen Reihe von evangelikalen Einrichtungen engagierte sie sich ehrenamtlich.

Gerhard Greiner – langjähriger Vorsitzender der Evangelischen Sammlung †

Der langjährige Vorsitzende der Evangelischen Sammlung in Württemberg, Dekan i. R. Gerhard Greiner, ist im Alter von fast 85 Jahren verstorben. Der 1927 in Plochingen geborene Greiner war ab 1953 Pfarrer der württembergischen Landeskirche: zuerst in Schwarzenberg (bei Freudenstadt im Schwarzwald), dann an der Stuttgarter Leonhardskirche und anschließend in Kornwestheim; von 1979 bis 1992 war er Dekan in Backnang bei Stuttgart. Zudem war er als Nachfolger des zurückgetretenen Dekan Werner Zeeb Vorsitzender der Evangelischen Sammlung in Württemberg.

Jens Motschmann wurde 70

Auf 70 Lebensjahre kann Jens Motschmann (Bremen),

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einer der bekanntesten theologischkonservativen Pastoren, zurückblicken. 36 Jahre lang war der in Berlin geborene Motschmann als Gemeindepastor in Norddeutschland tätig: 1971/72 in Neumünster, 1972 bis 1987 in Itzehoe und dann 20 Jahre lang in Bremen an der St. Martini-Gemeinde. Seiner Ansicht nach fehlt es an »vollmächtiger Verkündigung«. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Gemeindehilfsbundes.

Kirche in Deutschland Freikirchliches ­Theologisches Seminar wird Theologische Hochschule

Dem Theologischen Seminar des Bundes Freier evangelischer Gemeinden Ewersbach hat das Land Hessen den Status einer staatlich anerkannten Hochschule verliehen. Damit ist das Seminar nichtstaatliche Fachhochschule. Es wurde in Theologische Hochschule Ewersbach umbenannt.

Dekanat Tübingen bleibt in Frauenhand

Auf die langjährige Tübinger Dekanin (17 Jahre) Marie-Luise Kling-de Lazzer, die auch schon für das Bischofsamt kandidierte, folgt nun Elisabeth Hege (52), die seit 2000 das Dekanatamt Ditzingen (bei Ludwigsburg) leitet. Bei der Wahl konnte sie

sich gegen einen männlichen Mitbewerber durchsetzen. Das Dekanat Tübingen ist mit 88 000 Evangelischen das zahlenmäßig größte Dekanat der württembergischen Landeskirche. Pfarrerin und Köchin lassen ihre Partnerschaft segnen

Die lesbische Pfarrerin Daniela Loster (44, aus Völklingen-Warndt im Saarland, rheinische Kirche) und ihre Lebenspartnerin, die Köchin Angela Bürger, haben ihre Partnerschaft, in der sie inzwischen seit gut einem dreiviertel Jahr leben, in Köln segnen lassen, um mit ihrer »Hochzeitsgesellschaft« auf einem eigenen Wagen an der Homosexuellen-Parade am Christopfer Street Day teilzunehmen. Wie die beiden in der »Hochzeitseinladung« schrieben, seien sie als lesbisches Paar in ihrem Umfeld weithin anerkannt, was sie mit Dankbarkeit erfülle.

Api-Gemeinschafts­ gemeinde in Reutlingen

In Reutlingen ist die zweite Api-Gemeinschaftsgemeinde entstanden, nachdem es bereits seit etlichen Jahren eine auf dem Schönblick bei Schwäbisch Gmünd gibt. Der Vorsitzende des altpietistischen Gemeinschaftsverbandes, der evangelikale württembergische Pfarrer

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und Synodale Steffen Kern hob bei der Gründungsveranstaltung hervor, dass eine Gemeinschaftsgemeinde sowohl zur Evangelischen Landeskirche in Württemberg als auch zum Api-Verband gehöre.

150 Jahre Stadtmission Heidelberg

Seit 150 Jahren gibt es die Stadtmission Heidelberg, zu deren Gründung Johann Hinrich Wichern (1808–1881) den Anstoß gab. Die Stadtmission hat knapp 20 Einrichtungen, von ambulanten Diensten mit Häusern mit insgesamt über 1 000 Betten. Rund 1400Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betätigen sich auf vielen Einsatzfeldern. Die Heidelberger Stadtmission zählt zu den größten der 31 Stadtmissionen bundesweit.

Kirche kümmert sich nicht um taufwillige Moslems

Der aus dem Libanon stammende Pfarrer Hanna Josua, Geschäftsführer der evangelischen Ausländerseelsorge, kritisiert den mangelnden Willen des Protestantismus, auf Moslems missionarisch zuzugehen. »Es ist erschreckend, dass viele in der Kirche die Konversion von Christen zum Islam als völlig selbstverständlich hinnehmen. Wenn aber ein Moslem Christ werden will, ducken sie sich weg.« Sind sie von ihrem eigenen Glauben so wenig überzeugt?

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Württemberg: evangelischer Pfarrer wird katholisch

Andreas Theurer (45), bislang Pfarrer in SeewaldGöttelfingen (Dekanat Freudenstadt im Schwarzwald) ist vom Dienst suspendiert worden, nachdem er und seine Frau Gudrun, die zu der Zeit Landessynodale (»Lebendige Gemeinde«) war, angekündigt hatten, aus der evangelischen Kirche auszutreten und in die römisch-katholische Kirche einzutreten. Zudem hat Theurer, der anscheinend zum 1. November 2012 eine neue Anstellung im Bistum Augsburg bekommen soll, ein Buch mit dem Titel geschrieben: »Warum werden wir nicht katholisch? – Denkanstöße eines evangelisch-lutherischen Pfarrers«.

kurz+bündig

Personen +++ Kirchen +++ Glauben +++ »Modernes Leben«

Evangelisches Stift Tübingen 750 Jahre

Sein 750-jähriges Bestehen konnte das Evangelische Stift in Tübingen begehen. Bekannte württembergische Intellektuelle und Denker sind in den Jahrhunderten durch das Stift gegangen, teils auch recht umstrittene, etwa Georg Wilhelm Friedrich Hegel, David Friedrich Strauß, Friedrich Hölderlin, ebenso der Naturwissenschaftler Johannes Kepler, aber auch pietistische Pfarrer wie Ludwig Hofacker und Albert Knapp. Das Stift ist aus einem 1262 gegründeten Augustiner-Eremitenkloster hervorgegangen. Daraus gründete Herzog Ulrich von Württemberg 1536 eine Eliteschule. Heute wohnen etwa 170 Theologiestudierende im Evangelischen Stift, das zur württembergischen Landeskirche gehört.

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kurz+bündig Kirche weltweit Anglikanische Generalsynode vertagt Entscheidung zu weiblichen Bischöfen

Die Generalsynode der Kirche von England vertagte die Entscheidung über das Bischofsamt für Frauen, was innerhalb der anglikanischen Kirche umstritten ist. Konservative Anglikaner sind gegen die Einsetzung weiblicher Bischöfe und drohen mit Abspaltung. Die anglikanischen Bischöfe sollten, so der Wille der Generalsynode, im September den im Mai geänderten Gesetzentwurf zur Einsetzung weiblicher Bischöfe neu beraten. Die Bischöfe hatten im Mai eine Änderung des Gesetzentwurfs gebilligt, nach welchem Gemeinden, die eine Frau als Bischöfin in ihrer Diözese ablehnen, einem männlichen Bischof unterstellt werden können. Die Generalsynode wird nun wahrscheinlich im November abschließend über die Einführung weiblicher Bischöfe beraten.

Ägypten: Christen besorgt

Auf den Ausgang der Präsidentenwahl in Ägypten haben Christen besorgt reagiert. Die Wahlkommission hatte den Kandidaten der religiös-konservativen Muslimbruderschaft Mohammed Mursi mit 52 Prozent zum Wahlsieger der Stichwahl erklärt. Er hat zwar in seiner ersten Ansprache erklärt, Präsident aller Ägypter sein zu wollen: »Muslime oder Christen, Männer oder Frauen, Alte oder Junge, ihr seid alle meine Familie.« Aber der Bischof der 4

koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland, Anba Damian hat Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Aussage geäußert. Die Muslimbrüder hätten bereits im Vorfeld der Wahlen deutlich gemacht, einen streng islamischen Staat durchsetzen zu wollen, in dem der Islam die einzig legitime Religion sei und dessen Gesetzgebung, die Scharia, als Grundlage dienen soll. Etwa zehn Prozent der Ägypter sind Kopten. Island hat erste Bischöfin

Erstmals wird die EvangelischLutherische Kirche Islands von einer Frau geleitet, von Bischöfin Agnes M. Sigurdardóttir. Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, lobte die Ernennung Sigurdardóttirs als weiteren Beleg für die herausragende Stellung von Frauen in der Kirche.

Katholische Kirche Viele Anglikaner konvertieren

Zu Ostern 2011 konvertierten 900 englische Anglikaner, wovon 60 Geistliche waren, zur römisch-katholischen Kirche. Inzwischen stieg die Zahl der Konvertiten auf 1300 an. Auf Ostern 2012 folgten 220 weitere Konvertiten: der anglikanische Geistliche Donald Minchew, die Hälfte seiner Gemeindeglieder und 20 Prediger.

Regensburger Bischof Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation berufen

Gerhard Ludwig Müller (64, früher Dogmatikprofessor), bislang Bischof von Regensburg, wurde von Papst Benedikt XVI. als Nachfolger des US-Kardinals William Lavada (76), der aus Altersund Gesundheitsgründen das Amt aufgab, berufen. Benedikt XVI. hatte vor seiner Wahl zum Papst selbst auch dieses Amt inne. Aufgabe des Präfekten der Glaubenskongregation ist es, Schriften und Äußerungen katholischer Theologen auf deren Übereinstimmung mit der katholischen Lehre zu prüfen. Die Berufung Müllers wurde von katholischen Theologen (etwa von Hans Küng), aber auch von Zeitungskommentatoren kritisiert: eine Öffnung der römisch-katholischen Kirche sei bei diesem Präfekten nicht zu erwarten.

Islam Große ­Moschee für München

Nach einer Mitteilung der Süddeutschen Zeitung reiste eine Delegation des Münchner Stadtrats ins Emirat Katar, um dort Verhandlungen über die Finanzierung des in Bayerns Hauptstadt geplanten islamischen Zentrums »Ziem« zu führen. Die Führung des autoritären »Gottesstaates« soll bereit sein, den Bau des »Ziem«, zu dem eine repräsentative Groß-Moschee im orientalischen Stil gehört, zu finanzieren.

Weitere Meldungen auf Seite 30.

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Aus Lehre und Verkündigung mm So wird es immer der Fall sein, wenn das Christwerden zu der Bedeutung gelangt: mit Christus gleichzeitig werden. Kommt das Christentum nicht zu dieser Bedeutung, so ist all das Geschwätz vom Christwerden Tand, Einbildung, Eitelkeit, Gotteslästerung und Sünde gegen das zweite Gebot und auch Sünde wider den Heiligen Geist. m Sören Kierkegaard

mm Indem die Theologie zu einer historischen Wissenschaft geworden ist und ihre Wissenschaftlichkeit aus anderen Disziplinen ableitet, kann sie auch nicht mehr die Verantwortung für den Grund und Ursprung des Seins (Ontologie) und für die Ordnung menschlichen Zusammenlebens übernehmen. Wir stehen also mit der Frage nach den Grundlagen des Rechts nicht nur vor einem theologischen Problem, sondern vor einem Problem der Theologie.m Reinhard Slenczka

mm Gewiss, der Gekreuzigte ist von Gott durch den machtvollen Akt der Auferstehung bestätigt worden. Aber selbst über dieser Glorie liegt noch etwas von dem Geheimnis der Niedrigkeit Christi. Pilatus, Kaiphas und Herodes haben nichts von dem Anbruch der neuen Schöpfung zu sehen bekommen. Nur die kleine Schar der Jünger, die bereit war, ihr Leben für den Fürsten des Lebens aufs Spiel zu setzen, wurde gewürdigt, die Siegerherrlichkeit des Kyrios Christos zu schauen.m Adolf Köberle

mm Sofern die Kirche im Wort und Glauben Christi lebt und redet, ist sie heilig (wie Paulus 1.Korinther 7,34 sagt) und im Geist gerecht. Aber sofern sie ohne Christi Wort und Glauben wirkt und redet, irrt sie und sündigt. Martin Luther Informationsbrief 274

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mm Wo der wahre Gott nicht anerkannt, verehrt und angebetet wird, setzt sich der Mensch an die Stelle Gottes, und er verfällt den von Gott geschaffenen Dingen, die ihre nicht nur beherrschende, sondern auch faszinierende Macht ausüben. m Reinhard Slenczka

mm Die Kirche auf Erden ist die Gemeinschaft der Menschen, die einst jenseits der Auferstehung von den Toten im Reiche Gottes zum Hochzeitsmahl des Lammes vereinigt sein werden. m Peter Brunner

mm Wenn die Unterscheidung zwischen dem ­Apostolischen und dem Widerapostolischen kraftlos wird, dann liegt über uns eine Wolke göttlichen Zornes. Alle Versuche, Kirchengemeinschaft zu verwirklichen unter Umgehung der Frage nach der Übereinstimmung im apostolischen Evangelium, stehen von vornherein unter dem Gericht Gottes. Peter Brunner

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Der Name des Heils, der kein Mantra ist Hansfrieder Hellenschmidt

schlüsselt sein Geheimnis. Es zeigt auf den Nazarener am Jordan. Unbekannt und als »Mann ohne Namen« ist er in das Wasser gestiegen und hat die Taufe zur Buße begehrt. Als der Sündlose gesellte er sich den Sündern bei, ohne ihr ine Fülle von Namen ist uns bekannt. Auf- Geselle zu werden. Es war die Tat, die Gottes fällig sind die Namen der Großen. Sie ste- Wohlgefallen fand. Denn der Himmel tat sich hen in Büchern und pranauf und der Geist Gottes gen am Firmament der mm Der Name Jesu ist uns senkte sich auf ihn herab. Geschichte. Mit ihren Na- dazu gegeben, dass wir mit Gott selbst zeugte für ihn men verbinden sich Aufstieg und machte offenbar, dass und Untergang, Großarti- ihm vor den himmlischen er der Sohn seiner Liebe ist, ges und Niederträchtiges. Vater treten und ihn um an dem er Wohlgefallen hat Die Geschichte weiß davon seine Hilfe und um seinen (Matthäus 3,17). Er darf den zu erzählen. Namen Jesus Christus tragen Unsere Aufmerksamkeit Beistand bitten. Wir dürfen und denen, die sich unter die gehört aber einem ganz und sollen das tun, denn der Hut seines Namens stellen, anderen Namen. Er ist uns Frieden, Gerechtigkeit und Name Jesu ist der Schlüssel verkündigt und in unser ewiges Leben bringen. Herz geschrieben und heißt zum Herzen Gottes. Jesus Christus ist der verJesus Christus. Mit diesem heißene und von Gott erNamen verbindet sich eine heilvolle Geschichte. wählte Messias Israels und der Heiland der Anders als die Großen der Welt, die mit dem Völker. Mit seinem ganzen Werk wird er seinen Blut der Menschen Geschichte geschrieben ha- Namen auslegen: Frieden schaffen wo Zank und ben, hat er sein eigenes Blut zur Tinte gegeben, Streit das Leben verwüsten; Gerechtigkeit demit der er ein ewiges Evangelium zum Heil der nen zuteilwerden lassen, die der HerrschsüchMenschen und Völker in die Welt eingeschrie- tige niedergetreten hat und den Menschen, die ben hat. Was aber bedeutet dieser Doppelname im Finstern wandeln, Licht und Leben spenden, Jesus Christus? Was sagt er aus? Wo kommt es dass sie den Weg zum ewigen Leben finden. her, dass sich mit ihm Friede, Gerechtigkeit und Es ist wahr und soll wieder und wieder wahr ewiges Leben verbinden? werden: »In keinem andern ist das Heil, auch Der Name Jesus Christus ist von niemand ist kein andrer Name unter dem Himmel den erdichtet und von keinem visionären Men- Menschen gegeben, durch den wir sollen selig schen erfunden worden. Niemand hat ihn auf werden.« Parteitagen ausgerufen oder propagandistisch Alle Würde- und Heilsnamen der Bibel sind Menschen aufgezwungen. Das Evangelium ent- in diesen einen Doppelnamen eingegangen und geben seinem Träger eine Vollmacht, die Himmel und Erde umfasst, so wahr dieser Jesus Christus der Immanuel, der Gott-mit-uns ist. Die Bibel kann es darum nicht oft genug sagen und wiederholen: »… wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden« (Apostelgeschichte 2,21). Zu allen Zeiten und Augenblicken, an guHansfrieder Hellenschmidt ten und an bösen Tagen, ob wir lachen oder weinen, dürfen wir den Namen Jesus Christus Die Anschrift des Autors nennen und anrufen und den Träger dieses finden Sie auf Seite 30

»Und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden« (Apostelgeschichte 4,12).

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Wenn Satan lockt und droht, sein Gaukelspiel uns vor Augen stellt oder mit dunkler Grimasse droht, ist der Name des Herrn Schutz und Schild. Schutzmantelchristus in der Stiftskirche Stuttgart.

Namens um sein Kommen und seine Hilfe bitten. Sein Name ist aber kein Mantra, mit dem er bestürmt und gezwungen werden könnte. Jesus ist kein Götze und sein Name kein Zaubermittel. Den Namen Jesus Christus religiös ausbeuten zu wollen, wäre ein Frevel und ein Missbrauch des Namens Jesu. Auch hier heißt es: »Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen.« Gottes und Jesu Namen sind heilig und können weder religiös noch magisch zu eigenen Zwecken verwendet werden. Luthers Katechismusauslegung zum zweiten Gebot lehrt uns: »Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern ihn in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.« In der Tat, der Name Jesus Christus ist heilig. Niemand soll mit ihm religiösen Unfug treiben oder ihn in die Grauzone magischer Praktiken ziehen. Der Name Jesu ist uns dazu gegeben, dass wir mit ihm vor den himmlischen Vater treten und ihn um seine Hilfe und um seinen Beistand bitten. Wir dürfen und sollen das tun, denn der Name Jesu ist der Schlüssel zum Herzen Gottes. Auf diesen Namen hin öffnet sich Gott dem Beter, wie Jesus verheißen hat: »Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben« (Johannes 16,23). Dass sich Jesus rufen und bitten lässt, bezeugen die Evangelien. Im Matthäusevangelium Informationsbrief 274

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hören wir von einem Aussätzigen. Die Krankheit hatte ihm den Leib zerfressen und ihn an den Rand des Todes gestoßen. Das Ende nahte und kein Helfer war da. Von der Todesangst getrieben, bat er Jesus: »Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.« Und Matthäus berichtet: »Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will’s tun; sei rein!« Und der Evangelist fährt fort: »… sogleich wurde er von seinem Aussatz rein.« An anderer Stelle hören wir von zwei Blinden. Die Welt war ihnen dunkel. Vom Leben benachteiligt, fristeten sie ihr Dasein. Tappend und stolpernd liefen sie umher und begehrten von Jesus Hilfe und schrien aus voller Kehle: »Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser!« Und Jesus nahm sich ihrer an. Der Evangelist berichtet, wie er die Blinden fragte: »Glaubt ihr, dass ich das tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Ja, Herr. Da berührte er ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! Und ihre Augen wurden geöffnet« (Matthäus 9,2ff.). So dürfen auch wir Jesus bei seinem Namen nennen und ihn in unsere Situation bitten und dann, wenn er durch seine Hilfe in unser Leben getreten ist, den Vater im Himmel loben und ihm danken, dass er uns den Sohn zu unserem Heil gesandt hat. Christen wissen von keinem anderen Namen, der Hilfe bringt. Darum bergen wir uns in den Anfechtungen und Widerwärtigkeiten dieses Lebens in diesen Namen ein. Mögen uns die Namen der Großen und der Widersacher noch so schrecken. Oder auch dann, wenn Satan lockt und droht, sein Gaukelspiel uns vor Augen stellt oder mit dunkler Grimasse droht, ist der Name des Herrn Schutz und Schild. In diesen Stunden und Augenblicken wird uns dieser Name Jesus Christus zum Gebet, zum Türöffner, so dass wir das, was uns bedrängt, vor den himmlischen Vater bringen und seinen Segen empfangen. Dankbar wollen darum auch wir das Zeugnis übernehmen und weitertragen und allen sagen: » … in keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden«, als allein der Name W Jesus Christus. 7


Allein Christus –– allein durch die Gnade –– allein durch den Glauben –– allein durch die Schrift Günter R. Schmidt

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ie westlichen Gesellschaften sind demokratisch und daher plural. Pluralität bedeutet, dass es eine Vielzahl von Lebensorientierungen, Sinnsystemen und Religionen gibt. Das Christentum hat seine Monopolstellung verloren und wird nur noch als eine Religion unter anderen wahrgenommen. Pluralismus ist die Wertschätzung von Pluralität. Es ist ein wichtiges Kennzeichen einer freien Gesellschaft, dass niemandem mehr eine Religion aufgezwungen werden kann, sondern dass er unter etlichen »Optionen« »freie Auswahl« hat. Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht und in einer demokratischen Gesellschaft zu schützen. Früher sei das Christentum auch mit Hilfe innerer und äußerer Zwänge ausgebreitet worden. Missionare hätten mit den Kolonialisten zusammengearbeitet, westliche militärische und politische Gewalt habe ihnen den Wirkungskreis eröffnet. Kolonialismus sei Ausdruck europäischer Überheblichkeit gewesen, die nicht zuletzt auch im Absolutheitsanspruch des Christentums wurzele. Das Streben der Europäer nach Weltherrschaft und das Streben der Christen, ihre Religion überall zu verbreiten, hätten sich entsprochen. In vielen europäischen Köpfen habe das Christentum die ideologische Rechtfertigung für Expansionsbestrebungen geliefert. Damit müsse Schluss sein. Wie die Kolonialisten ihre Herrschaftsansprüche preisgeben mussten, so sei es an der Zeit, dass die Christen das Bestreben aufgäben, ihre Religion überall zu verbreiten. Nicht nur global, sondern auch in den

Günter R. Schmidt Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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früher fast ausschließlich christlichen Ländern sei das Christentum nur noch eine Religion unter anderen. Nicht Mission, sondern Toleranz sei gefragt. Solche Überlegungen sind nicht durchweg falsch. Sie sind aber auch nicht durchweg richtig. Wie überall muss man rechten Gebrauch und Missbrauch unterscheiden und vor falschen Folgerungen und falschen Demutsgebärden auf der Hut sein. Die Europäer – kulturell gehören die Amerikaner dazu – haben zwar bei »primitiveren« Völkern, als sie dies waren, manches Leiden verursacht. Es ist ein Zeichen eines weiter entwickelten moralischen Bewusstseins, dass sie das weithin auch einsehen, sich mit ihrem kulturellen Überlegenheitsbewusstsein mehr zu­ rückhalten und Werte anderer Kulturen anerkennen. Europa hat der Welt aber auch die drei Errungenschaften gegeben, die das menschliche Leben immer positiver bestimmen: Demokratie, Wissenschaft und Technik. Demokratie ist mit ihrem Kernwert der Menschenwürde und den sich daraus ergebenden Menschenrechten die entscheidende moralisch-politische Wohltat, Wissenschaft und Technik höchst wichtige Mittel der Lebensbewältigung. Durch die Medien und durch Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen sind nicht-europäische Lebensformen unserem Bewusstsein heutzutage präsenter als den Generationen bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Auch ist Christen klar geworden, dass zwar alle Einheimischen vom Christentum als Element der europäischen Kultur mitgeprägt, aber beileibe nicht alle bewusste Christen sind. Wir leben mit ihren Sinn- und Wertorientierungen nach höchst unterschiedlichen Menschen zusammen: Christen, Juden, Muslimen unterschiedlicher Couleur, Humanisten, Materialisten, Agnostikern, Atheisten und vielen, deren Leitvorstellungen so vage sind, dass sie kaum darüber Auskunft geben können. Als Christen ist uns deutlich, dass es zwischen diesen so verschiedenen Menschen keine grundsätzlichen WertunOktober 2012

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Das Christentum hat in der westlichen Gesellschaft seine Monopolstellung verloren und wird nur noch als eine Religion unter anderen wahrgenommen. terschiede gibt. Sie sind vor Gott alle gleich und von uns als gleichwertig anzuerkennen. Aber gilt das auch für ihre Weltanschauungen, Lebenskonzepte und Religionen? Ergibt sich aus der Tatsache der Pluralität zwingend ein religiös-weltanschaulicher Relativismus? Sind, weil ihre Anhänger als Menschen gleich viel wert sind, auch ihre verschiedenen Ideologien gleich wahr? Man wird antworten müssen: Sie sind gleichberechtigt in dem Sinne, dass jede davon frei geäußert werden darf, aber sie sind nicht gleich wahr. Und dies schon aus logischen Gründen nicht! Wenn beispielsweise der eine sagt, die Welt sei von Gott geschaffen, der andere, sie sei »von selbst« entstanden, und der dritte, das Weltall sei anfangs- und endlos ewig, dann können diese einander widersprechenden Behauptungen nicht gleichzeitig wahr sein. Nicht erst der Glaube muss dies bestreiten, sondern schon der gesunde Menschenverstand! In der gegenwärtigen – multikulturellen und multireligiösen – Situation konkurrierender Wahrheitsansprüche stößt das vierfache »Allein«: »Allein Christus«, »allein durch die Gnade«, »allein durch den Glauben«, »allein durch die Schrift« – mit dem das Christentum steht und fällt, auf mehr Unverständnis und Widerstand als früher. Deshalb ist es unumgänglich, dass sich Christen heute fragen, in welchem Sinne dieses vierfache Allein in der Gegenwart vertreten werden kann und muss. Gefälligkeitstheologen versuchen die Antwort auf diese Frage zu umgehen, herunterzuspielen oder zu vernebeln, wenn sie nicht gar behaupten, dieses vierfache Allein sei nicht mehr zu halten. Dann haben sie allerdings den christlichen Boden verlassen und treiben gar keine christliche Theologie mehr!

Allein Christus – solus Christus! Relativisten bestreiten dem Christentum seine Sonderstellung. Es sei eine Religion wie alle anderen mit Licht- und Schattenseiten. Etwas Informationsbrief 274

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zögernd stimmen dem auch viele Christen zu. Dabei wird aber übersehen, dass mit dieser Einebnung des Christentums eine Tendenz entsteht, Christus in die Reihe der Religionsstifter einzurücken. Interreligiös Gestimmte begrüßen diese Folgerung. Der zweite Glaubensartikel tritt bei ihnen zurück, weil er die Verständigung zwischen den Religionen behindere. Das Motto »Allein Christus – solus Christus« sei Ausdruck von religiösem Imperialismus. Eine Schwester aus einer evangelischen klösterlichen Gemeinschaft sagte mir vor einiger Zeit, sie gehe davon aus, dass andere das, was sie in der christlichen Religion habe, in der ihren hätten. Der religiöse Relativismus hat teilweise schon auf die »Frommen« übergegriffen. Hier kann nicht genug hervorgehoben werden, dass das Christentum mit dem zweiten Artikel steht und fällt. Die Zahlenverhältnisse zwischen Christen und Nicht-Christen waren im ersten Jahrhundert wesentlich ungünstiger als heute. Die Christen waren eine unbedeutende Randgruppe. Dennoch war für sie das »Christus allein!« selbstverständlich und sowohl nach innen als auch nach außen zu vertreten. Zeitgeist hin oder her! »Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Es ist nur ein Gott und nur ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus …« (1.Timotheus 2,5). Der Heilswille Gottes umfasst alle Menschen. Das Heil wird erlangt durch die Erkenntnis der Wahrheit. Die Wahrheit ist Jesus Christus. Er verkündet sie nicht nur, sondern er ist die Wahrheit, die Offenbarung des Heilswillens Gottes. »Gott, der gesagt hat, aus der Finsternis solle Licht aufstrahlen, hat unsere Herzen erhellt, damit sie erleuchtet werden und den Glanz Gottes auf dem Angesicht Jesu Christi erkennen« (2.Korinther 4,6). Der Vater wird durch die Erhellung der Herzen – den Heiligen Geist – auf dem Angesicht des Sohnes erkannt. Wer Gott – den Ursprung, 9


den tragenden Grund und das Ziel (Römer schlechten Eigenschaften, nach ihrer Selbst11,36), den Sinn des Ganzen und des eigenen über- oder -unterforderung, sondern schafft sie kleinen Lebens darin – erkennen will, muss auf durch Christus neu. Christus schauen. Nur an ihm wird er offenbar, »Als aber erschien die Freundlichkeit und Mennur von ihm her teilt er sich mit. schenliebe Gottes, unseres Heilands, machte er uns Ist diese Behauptung nicht eine ungeheuer- selig – nicht um der Werke der Gerechtigkeit williche Anmaßung? Es gab len, die wir getan hatten, sonund gibt doch schließlich mm Das Neue Testament trägt dern nach seiner Barmhergewaltige Menschenmas- uns nicht auf, darüber zu spezigkeit – durch das Bad der sen, die anderen ReligioWiedergeburt und Erneuenen anhängen und noch kulieren, ob Menschen auch rung im Heiligen Geist, den nie von Christus gehört ohne Christus und an ihm vor- er über uns reichlich ausgegoshaben, deren religiöse Prähat durch Jesus Christus, bei das Heil erlangen können, sen gung auch verhindert, die unsern Heiland, damit wir, Botschaft anzunehmen, ob es ihnen nicht durch Chris- durch dessen Gnade gerecht wenn sie denn zu ihnen tus auch zuteilwerden könne, geworden, Erben des ewigen gelangt. Sollen sie alle verLebens würden nach unsrer loren sein? Wie vertrüge wenn sie ohne eigene Schuld Hoffnung« (Titus 3,4–7). sich das mit der Güte Got- nicht von ihm gehört haben Den Ausweg aus Leid, tes und seinem allgemeinen oder durch unüberwindliche Schuld, Sinnlosigkeit und Heilswillen? Tod, aus einem Leben ohne Das Neue Testament ideologische Verblendung am Gott, verdanken wir allein trägt uns nicht auf, darüber Hören gehindert werden. Es der »Menschenliebe«, der zu spekulieren, ob Men- trägt uns vielmehr auf, alle zu »Philanthropía Gottes« und schen auch ohne Christus seinem Wirken durch Chrisund an ihm vorbei das Heil Christus zu rufen und für alle tus. Wir haben keinen Anerlangen können, ob es ih- zu beten. spruch darauf. nen nicht durch Christus »Wenn jemand in Christus auch zuteilwerden könne, wenn sie ohne eigene ist, dann ist er ein neues Geschöpf. Das Alte ist Schuld nicht von ihm gehört haben oder durch vergangen, siehe, es ist neu geworden« (2.Korinunüberwindliche ideologische Verblendung am ther 5,16). Hören gehindert werden. Es trägt uns vielmehr Sola gratia! Zu seinem Übergossenwerden auf, alle zu Christus zu rufen und für alle zu mit dem Taufwasser, zu seiner Rechtfertigung, beten. zu seiner »Wiedergeburt und Erneuerung im »Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker Heiligen Geist« kann der Mensch nichts bei…« (Matthäus 28,19). tragen. Er kann es nur geschehen lassen. Wie »So ermahne ich nun, dass man vor allen Din- die Geburt ist auch die Wiedergeburt reines Gegen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung schenk – sola gratia. Geschenke kann man nicht für alle Menschen …« (1.Timotheus 2,1). verdienen, sondern nur annehmen. Sie kommen uns dadurch zugute, dass wir sie annehmen.

Allein durch die Gnade – sola gratia Christus offenbart nicht nur den Heilswillen Gottes, sondern bringt ihn auch zur Wirkung, und zwar, ohne dass der Mensch etwas dafür tun muss. Die Erscheinung Christi bedeutet das Ende der Leistungsreligion. Zwischen Gott und Mensch besteht kein Tauschverhältnis in dem Sinne, dass der Mensch durch die Erfüllung von Ansprüchen Gottes dessen Wohlwollen und Hilfeleistung eintauschen müsste (oder könnte). Wie der Schöpfer die ganze Welt und damit auch die Menschen ohne Vorbedingung durch seinen freien Willen aus dem Nichts hervorgehen lässt, so greift er auch zu ihrem Heil auf nichts zurück, was bei den Menschen schon da wäre. Er fragt nicht nach ihren guten oder 10

Allein durch den Glauben – sola fide Dies ist die logische Folgerung aus dem sola gratia. Das geschenkte Bankguthaben dient dem Lebensunterhalt des Begünstigten nur, wenn er etwas davon abhebt. Lässt er es auf der Bank liegen oder will nicht einmal wissen, dass es da ist, dann hilft es ihm nichts. Glauben heißt, die Gnade Gottes annehmen, offen für sie sein, Gottes Wirken durch Wort und Sakrament keinen Widerstand entgegensetzen, sein heilsames Wirken geschehen lassen. Das bedeutet Verzicht auf vermeintliche Ansprüche! Wir haben gegenüber Gott keine Rechte. Er schuldet uns nichts. Er gewährt uns alles ausschließlich geschenkweise – sola gratia. Oktober 2012

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Wir können ihm gegenüber keine Verdienste lung des Neuen Testaments schriftlich niedergeschlagen. Nur durch ihr Zeugnis tritt uns Jesus vorweisen. In der Reformationszeit wurde von Evange- vor Augen. Christlicher Glaube beruft sich nicht lischen diese Einsicht immer wieder gegenüber auf private Erleuchtungen, sondern auf die apoder verbreiteten »katholischen« Meinung be- stolische Tradition. »Denn vor allem habe ich euch überliefert, tont, wir könnten und müssten uns das Wohlwas auch ich empfangen habe«, wollen Gottes durch »gute schreibt Paulus an die Korinther Werke« verdienen. Das negative (1.Korinther 15,3). In der VerReizwort hieß »meritum« (Verkündigung, die Glauben entstedienst). Vor Gott auf eigene Verhen lässt, wirkt der Heilige Geist. dienste zu pochen und Rechte »Während Petrus noch diese einzufordern, galt zu Recht als Worte redete, fiel der Heilige Geist Lästerung und Unglaube. Demauf alle, die dem Wort zuhörten« gegenüber stellt das Konzil von (Apostelgeschichte 10,44). Trient heraus, dass ein »gutes Sowohl die mündliche VerkünWerk« nur dadurch zu einem digung als auch ihre Verschriftli»Verdienst« wird, dass Gott es chung sind geistliche Vorgänge. in seiner Gnade ermöglicht und Dies gilt vor allem von den ersals solches annimmt. »So groß ist ten christlichen Generationen. seine Güte gegenüber allen MenDeshalb muss sich gegenwärtige schen, dass er seine Gaben an sie, christliche Lehre nach dem Neuals ihre Verdienste ansehen will.« en Testament ausrichten. Damit sagt auch die katholische Das Gegenüber der Bibel ist Lehre: sola gratia! die Glaubensgemeinschaft durch »Allein durch die Gnade, al- »Allein durch die Gnade, die Zeiten und über die Welt lein durch den Glauben« heißt allein durch den Glauben« hinweg, dann erst der einzelne nach dem Augsburger Bekennt- heißt nach dem Augsburger christliche Leser. Die Bibel wird nis auch für die evangelische Bekenntnis auch für die Theologie nicht, dass »gute evangelische Theologie nicht, in der Kirche (des Glaubensbekenntnisses) gelesen, nicht neben Werke« überflüssig wären. Not- dass »gute Werke« überflüsihr, nicht unter ihr und schon wendigerweise sind sie vielmehr sig wären. gar nicht über ihr. Klinkt sich der mit dem Glauben wesensmäßig und ethisch verbunden. »Weiterhin wird gelehrt, einzelne Christ aus dieser Kommunikation aus, dass der Glaube gute Früchte bringen soll und dass dann wird er leicht zum Sektierer. Kirche ist man gute, von Gott gebotene Werke tun muss, weil Kommunikationsgemeinschaft von Lesern, die Gott es will, nicht weil wir darauf vertrauen, da- sich gemeinsam über die aufgeschlagene Bibel mit seine Gnade zu verdienen« (Art. VI). »Durch beugen und Weisung für ihr Leben erwarten. den Glauben wird der Heilige Geist empfangen, So entstehen immer wieder geistliche Einsichdie Herzen werden erneuert und es entstehen in ten, die auch für Christen an anderen Orten und ihnen neue Regungen, so dass sie gute Werke tun zu anderen Zeiten hilfreich sein können. Solche können« (Art. XX). Der Glaube bringt Moti- Einsichten verdichten sich zu Verstehenshilfen, ve hervor, Gutes zu tun. Diese neuen Motive die in der Kirche eine gewisse Autorität erlangen und das ihnen entsprechende Handeln entströ- können (Dogmen, Bekenntnisse). Dies ist aber men dem Wesen des Glaubens, sollen aber vom eine gegenüber der Bibel zweitrangige Autorität, die stets ihre Übereinstimmung mit ihr erGläubigen auch bewusst gewollt werden. »Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und weisen muss. In diesem Sinne gilt: sola scriptura! Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Schluss Wohlgefallen« (Philipper 2,13). Das vierfache Allein kann nicht genug hervorgehoben werden. Es gilt nicht nur für inAllein durch die Schrift – nerchristliche Auseinandersetzungen, sondern sola scriptura auch für die Vertretung des Christentums nach Die Botschaft von Christus ist zunächst von außen. Es in der gegenwärtigen pluralen Situaden Jüngern Jesu über ihre Schüler weitergege- tion freundlich, aber bestimmt durchzuhalten, ben worden. Die mündliche Verkündigung der unterscheidet einen Theologen von einem theoersten Christen hat sich in der Schriftensamm- logischen Schlotterer! W Informationsbrief 274

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Die Bedeutung der ­Bekenntnis­schriften für die Gestaltung kirchlichen Lebens Karl-Hermann Kandler

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ass unsere lutherischen Bekenntnisschriften eine Bedeutung für die Gestaltung kirchlichen Lebens haben könnten, diese Behauptung werden viele nicht teilen. Die einen halten sie für verstaubte Dokumente der Vergangenheit, die anderen billigen ihnen höchstens eine gewisse Bedeutung für die Lehre der Kirche, für ihre Dogmatik zu, aber kaum für das kirchliche Leben. Der Beitrag würde nicht geschrieben und veröffentlicht, wenn Verfasser und Herausgeber auch so dächten. Beschränken wir uns vor allem auf die beiden bedeutendsten Bekenntnisschriften, auf Luthers Kleinen Katechismus und auf das Augsburger Bekenntnis. Beide stehen im Evangelischen Gesangbuch (Nr. 806 und 807). Zuerst ist zu nennen, dass uns die Bekenntnisschriften an die Heilige Schrift als die normierende Norm für Lehre und Leben der Kirche weisen. Die Konkordienformel, die abschließende Bekenntnisschrift unserer Kirche, sagt, »dass die einzige Regel und Richtschnur, nach der in gleicher Weise alle Lehren und Lehrer gerichtet und beurteilt werden sollen, alleine die prophetischen und apostolischen Schriften des Alten und Neuen Testaments sind«. Das zu sagen war damals nötig, weil das römisch-katholische Konzil von Trient (1545–1563) festgelegt hat-

Karl-Hermann Kandler Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30

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te, Bibel und kirchliche Tradition seien gleichwertige Glaubensnormen. Demgegenüber betont unsere Kirche, allein die Heilige Schrift soll die Richtschnur sein. Aber die Lehrer der Kirche und die Bekenntnisschriften können uns helfen, sie recht zu verstehen. Einzige Regel und Richtschnur! Das ist heute in unserer Kirche oft nicht mehr der Fall. In den letzten Jahrzehnten hat es eine Fülle von kirchlichen Entscheidungen gegeben, die nicht im Einklang mit der Heiligen Schrift stehen. Ich nenne nur die Frauenordination und die homosexuellen Partnerschaften. Natürlich bemühen sich auch die Befürworter solcher Entscheidungen darum, diese biblisch zu begründen. Für die Frauenordination wird oft Galater 3,27f. genannt: »Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.« Sicher, das stimmt auch – aber das gilt für das Reich Gottes. Für diese Welt gelten die Unterschiede. Hier gibt es verschiedene Völker, hier gilt der Unterschied der Geschlechter, hier gelten verschiedene Gesellschaftsformen. (Paulus hat sich damals nicht grundsätzlich gegen die Sklaverei gewandt.) Das andere sind die homosexuellen Partnerschaften. Nicht nur das Alte Testament, sondern auch das Neue sprechen eine eindeutige Sprache dagegen (3.Mose 18,22; 20,13; Römer 1,26f.). Man kann nicht sagen, weil Jesus zu dieser Frage nichts gesagt habe, wäre das in unser Ermessen gestellt und Jesu Forderung der Liebe zum Nächsten gebiete eine Anerkennung dieser Lebensform. Zur Zeit Jesu war das unter den Juden kein Thema, weil das alttestamentliche Gesetz galt. Aber es war ein Thema in der heidnischen Umgebung. Oktober 2012

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Nicht nur in der Gesellschaft unserer Tage, Sünde geht. Sünde wird nicht mehr ernst geauch innerhalb der Kirche wird das Thema Sün- nommen; sie wird dann verharmlost, wenn ande verharmlost. Man wagt kaum noch, von ei- gesichts von Sünde nur noch von Nächstenliebe nem Fehltritt zu reden. Dass unser neuer Bun- geredet wird. despräsident in »wilder Ehe« lebt – obwohl er Artikel 6 des Augsburger Bekenntnisses ordinierter Pfarrer ist und bei der Ordination spricht vom »neuen Gehorsam«, nämlich »dass gelobt hat, »in der Nachfolge seines Herrn zu der Glaube gute Früchte und gute Werke herleben« –, das ist in unserer Kirche offiziell kein vorbringen soll«, zugleich dass man durch sie Thema. Ebenso war es, als Frau Dr. Käßmann nicht »Gnade vor Gott« verdienen kann. Heute sich scheiden ließ und alkoholisiert Auto fuhr. scheint es oft umgekehrt zu sein. Wohl spricht Ja, sie wurde aufgefordert, im Amt zu bleiben. Artikel 8 davon, dass »in diesem Leben vieIn den Artikeln 18 und le falsche Christen und 19 des Augsburger Be- mm Wohl ist in unserer Kirche viel Heuchler, auch öffentkenntnisses wird vom von der Rechtfertigung die Rede, liche Sünder« unter den freien Willen gesagt, dass Frommen bleiben, aber wir ihn »in gewissem aber man hat den Eindruck, es Artikel 12 sagt, dass nach Maße« haben, »äußerlich geht nicht um die Rechtfertigung der Vergebung der Sünehrlich zu leben und zu »Besserung folgen des Sünders allein »aus Gnade um den wählen unter den Dinund dass man von Sünden gen, die die Vernunft be- Christi willen«, sondern dass es lassen« soll. Doch in unsegreift. Aber ohne Gnade, in ihr um die Rechtfertigung der rer Kirche wird das nicht Hilfe und Wirkung des mehr ernst genommen, Heiligen Geistes kann Sünde geht. wenn man bekannte Sünder Mensch Gott nicht der weiterhin ihr sündiges gefallen« und dass der »verkehrte Wille« die Leben treiben lässt, ohne irgendwelche KonseSünde bewirkt. Es bedarf der täglichen Reue quenzen zu ziehen, sie z. B. aus dem Pfarrdienst und Buße, damit wir »allen Sünden und bösen oder dem Kirchenvorstand zu entlassen. Nein, Lüsten« absterben (806, IV). Es gelten Gottes im Gegenteil, man entlässt einen Pfarrer oder Gebote, die uns in unseren Sünden überführen. Kirchenvorstand »wegen ungedeihlichen WirIm ersten Hauptstück des Katechismus werden kens«, wenn er die Heilige Schrift und die Besie aufgeführt und von Luther erklärt. Da heißt kenntnisse ernst nimmt. Wie war das mit den es eben zum sechsten Gebot, dass »wir keusch Missbrauchsfällen? Sind sie nicht auch in unseund züchtig leben [sollen] in Worten und Wer- rer Kirche jahrzehntelang vertuscht worden? ken und in der Ehe einander lieben und ehren«. Kirchliche Ordnungen sind dann verbindlich, Natürlich wissen wir, dass wir »böse Lüste« ha- wenn sie ihren Maßstab an der Bibel nehmen. ben. Bibel und Bekenntnisschriften nennen sie Sie sollen dem Frieden und der guten Ordnung beim Namen und verniedlichen sie nicht. Die in der Kirche dienen, aber man kann sich mit Erklärung zum Schluss der Gebote spricht deut- ihnen nicht das Heil verdienen (Art. 15). lich vom Zorn Gottes über die, die seine Gebote Zur Staatsordnung wird darauf verwiesen, nicht halten. Es geht nicht darum, den »ersten dass alle Obrigkeit für gute Ordnung zu sorgen Stein« zu werfen (Johannes 8,7); wir alle brau- hat. Es ist keine Sünde, wenn Christen öffentchen Vergebung unserer Sünden. Luther sagt liche Verantwortung in Staat und Gesellschaft in der genannten Erklärung, dass Gott denen übernehmen. Wenn es heißt, dass von der ObGnade und alles Gute verheißt, die diese Gebo- rigkeit »rechtmäßige Kriege geführt« werden te halten. Wird die Sünde beim Namen genannt können, dann soll das dem Frieden dienen (Art. und bereut, dann kann Vergebung erlangt und 16). darf sie nicht verweigert werden (807, Art. 12). Artikel 20 handelt von den »guten Werken«. In diesem Zusammenhang ist vom »Erschrecken Ja, sie sind nötig, sie sind Frucht unseres Glauüber die Sünde« die Rede. Jesus sagt zu der Ehe- bens, aber sie machen uns nicht vor Gott gebrecherin, dass er sie nicht verdamme, aber er recht, doch erkennt man an ihnen den Glauben. sagt auch zu ihr: »Gehe hin und sündige hinfort Der Heilige Geist befähigt uns, aus dem Glaunicht mehr« (Johannes 8,11). ben heraus Gutes zu tun. Wohl ist in unserer Kirche viel von der RechtDas ist ein erster kleiner Überblick, wie die fertigung die Rede, aber man hat den Eindruck, Bekenntnisschriften unserer lutherischen Kirche es geht nicht um die Rechtfertigung des Sün- helfen können, kirchliche Ordnung im Geist des ders allein »aus Gnade um Christi willen«, son- Evangeliums aus dem Glauben heraus zu gestalW dern dass es in ihr um die Rechtfertigung der ten. Informationsbrief 274

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Jesus –– der Jude Ist damit schon alles über ihn gesagt? Hanns Leiner

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esus stammt aus dem Judentum. Daran besteht kein Zweifel, aber das hat man in der Vergangenheit zu wenig beachtet. Erst eine christliche Neubesinnung nach 1945 führte zu einer ganz neuen Würdigung der jüdischen Wurzeln Jesu. Diese Entwicklung wurde verstärkt dadurch, dass liberale jüdische Theologen wie Martin Buber, Schalom ben Chorin und Pinchas Lapide u. a. sich intensiv mit Jesus beschäftigten und ihn als Juden und Menschenbruder positiv würdigten (z. B. »Bruder Jesus« von M. Buber). Dabei betonen sie jedoch das Jüdische an Jesus so sehr, dass sie ihn sogar zum Pharisäer machen wollen (P. Lapide), ihn aber nur als Mitjuden und Menschenbruder, als den »Ur- und Nurjuden« bezeichnen. Man kann bei ihnen geradezu von dem Versuch einer Heimholung Jesu ins Judentum sprechen. Das zwingt uns als Christen zu erklären, wie wir den Zusammenhang Jesu mit dem Judentum verstehen – und wie nicht. Zunächst hilft es zur Klärung festzustellen, dass die Aussage »Jesus war Jude« in dieser Form im Neuen Testament nicht vorkommt. Wenn von der Herkunft Jesu die Rede ist, dann heißt es bei Paulus über Jesus: » … der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch« (Römer 1,3; 9,3). Das heißt: Der nach seiner menschlichen Herkunft aus den Nachkommen Davids stammt. Der Satz müsste also genauer heißen: Jesus war Jude nach seiner menschlichen Abstammung. Dass dies jedoch nicht alles und nicht einmal die Hauptsache ist, macht schon die Fortsetzung bei Paulus deutlich: » … und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten« (Römer 1,4). Einerseits

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verfälscht es Jesus sicher, seine jüdischen Wurzeln zu leugnen; doch ist er andererseits allein von daher nicht in seiner Bedeutung für unseren Glauben zu erfassen. Deswegen muss man hier differenzieren und sich vor jeder falschen Vereinfachung hüten: Jesus war Jude, aber er ging nicht im Judentum auf. Beides soll im Folgenden entfaltet und begründet werden.

Gründe und Belege für Jesu Herkunft aus dem Judentum 1. Äußere Gründe Für den Zusammenhang Jesu mit dem Judentum spricht vieles. Er hatte eine jüdische Mutter, Mirjam, wie ihr hebräischer Name lautete; damit war er nach jüdischem Recht von Geburt Jude. Er trägt einen hebräisch-aramäischen Namen: Jeschua, ursprünglich Jehoschua, d. h. Jahwe wird helfen oder retten (Matthäus 1,21); dieser Name kommt in der Form Josua auch im Alten Testament vor und bedeutet eigentlich »Gotthilf«. Als jüdischer Knabe wurde er am achten Tag nach der Geburt beschnitten (Lukas 2,21). Die Orte seines Auftretens lagen alle im »jüdischen Lande«, seine Heimat war das nordisraelitische Galiläa, die Gegend um den See Genezareth, seine Heimatstadt Nazareth, ferner hören wir von Kapernaum am See, Kana usw. und schließlich von seinem Tod in der Hauptstadt Jerusalem. Seine Sprache war das Volksaramäische, eine Fortentwicklung des Hebräischen, die Umgangssprache des Judentums seiner Zeit; Spuren davon finden sich in den Evangelien: Die Anrede Gottes im Gebet »Abba« (Papa, eine ganz vertraulich-familiäre Anrede, Markus 14,36); »Talitha kumi« (»Mädchen, steh auf!« Markus 5,41) und vor allem sein Gebetsruf am Kreuz: »Eloi, eloi, lama sabachtani« (aramäisch »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Markus 15,34). Weitere geschichtliche Spuren: Er lebte in dem von den Römern besetzten »Palästina«, setzte sich mit der Macht des römischen Kaisers auseinander (Zinsgroschen, Markus 12,17) und wurde vom römischen Statthalter Pontius Pilatus als »König der Juden« (Matthäus 27,37) hingerichtet. Religiöse Gebräuche: Jesus ist dem jüdischen Gesetz Oktober 2012

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unterworfen (Galater 4,4); wir hören von seiner Teilnahme an der Wallfahrt nach Jerusalem (Lukas 2,41-52); er kennt das jüdische Fasten, Beten, Opfern und geht selbstverständlich in den Synagogengottesdienst (»nach seiner Gewohnheit«, Lukas 4,16). Vor allem las und kannte er das Alte Testament und berief sich darauf (»Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?« Lukas 10,26). In seiner Predigt tauchen eine Reihe von Gestalten aus der jüdischen Geschichte auf: Noah, Jona, David, Salomo und natürlich vor allem Mose. 2. Innerer Grund Jesu Gottesglaube: Sein Glaube an den einen Gott Israels, den er gut jüdisch »Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs« (Matthäus 22,32) nennt; den Herrn der Welt, der alles in seinen Händen hält, der für seine Schöpfung sorgt (Matthäus 6,25–26), dem er unbedingt vertraut und gehorcht, den er liebt und mit dem er sich in einem innigen Vertrauensverhältnis verbunden weiß (Matthäus 11,25–27) und ihn darum »mein himmlischer Vater« (Matthäus 10,32; 15,13; 18,35) nennt. Damit erweist Jesus, dass er ganz aus den Wurzeln des Glaubens des Alten Testaments lebt. Jesus stammt nicht nur äußerlich von Abraham ab, sondern er ist des Glaubens Abrahams: »Er glaubte [vertraute] Gott und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit« (1.Mose 15,6). Dies Vertrauen enthält allerdings eine Ausschließlichkeit: Andere Götter haben daneben keinen Platz. Das weiß auch Jesus: »Ihr könnt nicht zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!« (Matthäus 6,24) Doch darin liegt kein äußerer Zwang, das ergibt sich vielmehr mit innerer Notwendigkeit. So verhält es sich immer mit der Liebe: Sie fordert das ganze ungeteilte Herz. Darum bejaht und bestätigt Jesus das alttestamentliche Gebot der ausschließlichen Gottesliebe: »Höre, Isra­el, der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Und du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen ...« (5.Mose 6,4–5; vgl. auch Markus 12,29). Damit erfasst, bestätigt, lehrt und lebt Jesus das Herzstück des alttestamentlichen Glaubens. 3. Die positive Antwort auf Jesus Jesu Verhalten findet bei vielen Menschen, die ihm begegneten, einen positiven Widerhall, insbesondere in den Titeln und Würdenamen, die ihm das Volk beilegt und die alle aus dem jüdischen Bereich stammen. Rabbi (Großer, Lehrer, Meister, Gesetzeskundiger): Jesus legt wie ein Rabbi das Gesetz aus. Prophet: Manchmal Informationsbrief 274

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Liberale jüdische Theologen wie Schalom ben Chorin (o.), Martin Buber (u. l.) und Pinchas Lapide (u. r.) bezeichnen Jesus als Mitjuden und Menschenbruder, als den »Ur- und Nurjuden«.

wird er sogar »der Prophet« genannt, oder der wiedergekommene Elia oder Jeremia; das ist bemerkenswert, nachdem die Prophetie schon vor 200 Jahren erloschen war und das Volk sie nun in Jesus anscheinend wiedererwacht sieht. Messias (maschiach), der Gesalbte, nämlich der von Gott zum König über sein Volk Gesalbte; einige sehen den Messias nun in Jesus als gekommen an, ähnlich wie die heutigen messianischen Juden. Menschensohn: Der endzeitliche Retter, der vom Himmel kommt »wie eines Menschen Sohn« (Daniel 7,13–14): Die in der jüdischen Apokalyptik erwartete Retter- und Richtergestalt. Diese geheimnisvolle Bezeichnung verwendet Jesus selbst immer wieder.

Jesu Stellung zum Judentum Mit der Aussage »Jesus kam aus dem Judentum« ist aber noch nicht alles über ihn gesagt. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie er seinerseits zum Judentum Stellung bezogen hat. Denn Jesus befindet sich nicht in völliger Übereinstimmung mit dem real existierenden Judentum seiner Zeit, sondern es bestehen wichtige und tiefgreifende Unterschiede zwischen ihm und der jüdischen Religion. 1. Paradigmenwechsel zwischen Israel und dem Judentum Um das richtig einzuschätzen, muss man sich folgendes klar machen: Das Judentum hatte in 15


seiner Entwicklung immer wieder entscheiden- 2. Jesu prophetische Kritik am Judentum de Wandlungen durchgemacht. H. Küng hat das Im Einzelnen geht es Jesus dabei um folgendes: in seinem umfangreichen Buch über das Juden- Jesus wendet sich gegen tum als Paradigmenwechsel treffend beschrie2.1 die Gesetzesfrömmigkeit: Er wirft ihr ben. Das heißt: Das Judentum zur Zeit Jesu war Äußerlichkeit, Hängen am Buchstaben und Forkeineswegs identisch mit dem Volk Israel zur malismus vor und das Fehlen des Gehorsams des Zeit Davids oder des Exils. Bei diesen Wand- Herzens. Deswegen übt er Kritik an den Reinlungen vollzog sich eine fortschreitende Veren- heitsvorschriften des Judentums: Er findet sie gung. Wichtige Inhalte ganz »oberflächlich«, des alttestamentlichen mm Gerade aus der Bindung an den denn die Unreinheit Glaubens und Lebens Ursprung des Bundes Gottes wird kommt nicht von außen, fielen dabei weg oder sondern von innen, aus wurden Israel genom- Jesus zum prophetischen Kritiker dem menschlichen Hermen: Die erkennbare des Judentums seiner Zeit. Denn er zen (Matthäus 15,8–11; Führung des Volkes in sieht es auf einem Weg weg vom 23,25–28). Er kritisiert der Geschichte durch auch die Art der EinGott, das Königtum, alttestamentlichen Bund und ruft es haltung des Sabbats: In das Wohnen im Land im Namen Gottes zurück zu seinen der strengen, gesetzlider Verheißung, die Ausgestaltung der Wurzeln. Auf diese Weise wird er zum chen Prophetie, der TempelVerbote der Arbeit wird kult usw. Übrig blieb »Reformator« des Judentums. Das aus dem Sabbat für den seit dem Babylonischen bedeutet natürlich, er bestätigt das Menschen eine anstrenExil hauptsächlich das gende Sache; Jesus setzt Gesetz und seine Aus- damalige Judentum nicht einfach, dagegen den ursprünglegung und Erfüllung. sondern will es zurückführen zum lichen Sinn des Sabbats, Diese Konzentration Ursprung. »der für den Menschen auf das Gesetz setzte gemacht ist, und nicht sich nach der Zerstörung des zweiten Tempels der Mensch für den Sabbat« (Markus 2,27). endgültig durch und herrscht bis heute. Ebenso kritisiert er Opfer an den Tempel, Das sehen sogar Juden selbst so: »Was wir wenn sie etwa auf Kosten der Eltern gehen: heute als jüdischen Glauben betrachten, un- Gott will nicht, dass Opfer dazu herhalten müsterscheidet sich von der biblischen Religion in sen, die Nächstenliebe zu versäumen (Matthämancherlei Hinsicht. […] Daher kann keine us 15,4–6). In der gleichen Richtung übt Jesus Rede davon sein, dass die jüdische Religion, Kritik an der jüdischen Praxis der Ehescheidung: wie wir sie heute kennen, drei- oder viertausend In der Erlaubnis für Männer, einen Scheidebrief Jahre alt sei. Was wir allenfalls sagen können, ist, zu schreiben (5.Mose 24,1), sieht er nur ein Zudass die ›Wurzeln‹ der jüdischen Religion – die geständnis an die männliche Hartherzigkeit; er frühesten Teile der Bibel – so alt sind« (N. Solo- widerspricht dem darum unter Hinweis auf den mon, Das Judentum, S. 29f.). ursprünglichen Schöpferwillen, der die Ehe als Mit diesem so genannten Früh-Judentum unauflöslichen Bund für beide Partner eingehatte es Jesus zu tun. Gerade aus der Bindung setzt hat (Matthäus 19,3–9); er wagt es dabei an den Ursprung des Bundes Gottes wird Jesus sogar, im Namen Gottes der Autorität des Mose zum prophetischen Kritiker des Judentums sei- zu widersprechen. Insgesamt genügt Jesus ein ner Zeit. Denn er sieht es auf einem Weg weg nur buchstäbliches Verständnis des Gesetzes vom alttestamentlichen Bund und ruft es im nicht. Er zeigt in seiner Auslegung in der BergNamen Gottes zurück zu seinen Wurzeln. Auf predigt (Antithesen von Matthäus 5) vielmehr, diese Weise wird er zum »Reformator« des Ju- dass der Wille Gottes im Sinn des göttlichen dentums. Das bedeutet natürlich, er bestätigt Liebeswillens viel tiefer geht und weitaus mehr das damalige Judentum nicht einfach, sondern fordert als der Wortlaut des Gesetzes besagt. Jewill es zurückführen zum Ursprung. Er kritisiert sus sucht hinter allen menschlichen Auslegundas real existierende Judentum im Namen Got- gen den göttlichen Sinn der Gebote und fasst tes und ruft es zur Umkehr: »Tut Buße, denn diesen im Doppelgebot der Liebe endgültig zudas Reich Gottes ist nahe herbeigekommen!« sammen. (Matthäus 3,2) Dieser Bußruf Jesu richtet sich 2.2 die kultische Frömmigkeit: Jesus hält ja zunächst eindeutig an das Judentum. Diese ihr Ritualismus vor, so wie die Propheten. DaKritik Jesu geht über ein innerjüdisches Streit- rum zitiert er zustimmend Hosea 6,6. Gott gespräch weit hinaus. spricht: »Ich habe Wohlgefallen an Barmher16

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zigkeit und nicht am Opfer« (Matthäus 9,13). Darum ist es Jesus wichtiger, dass sich einer mit seinem Gegner versöhnt, als dass er ein Opfer im Tempel darbringt (Matthäus 5,23–24). Der Tempel scheint für Jesus nicht besonders wichtig gewesen zu sein. Auf die Frage, wo man Gott anbeten soll, auf dem Berg Zion oder – wie die Samariter – auf dem Garizim, weist Jesus von beiden weg dahin, »ihn im Geist und in der Wahrheit« anzubeten (Johannes 4,20–24). Die Tempelreinigung ist mehr als nur eine »Reinigung«, denn sie stellt eine Fundamentalkritik dar und führt, wenn man Jesu Kritik an dem Betrieb im Vorhof ernst nimmt dazu, die Opfer unmöglich zu machen. Über die vorausgesehene Zerstörung des Tempels weint Jesus nicht, wie er über Jerusalem weint (Lukas 19,41; 21,5f.). Zum Opfern im Tempel fordert Jesus übrigens niemals auf. 2.3 den jüdischen Messianismus: Der besteht eigentlich in der Hoffnung auf die Wiedererrichtung des Reiches Davids durch einen seiner Nachfahren, eben den Messiaskönig; es handelt sich dabei um einen irdisch-politischen Herrscher, der die Feinde Israels besiegen und ein irdisches Reich des Weltfriedens herbeiführen wird; dafür kämpfen schon jetzt die Zeloten (Eiferer), die mit den Mitteln eines Guerillakampfes versuchen, die Römer zu verjagen; Jesus war auf keinen Fall ein Zelot, weil er der Gewalt überhaupt entsagte und die Wehrlosigkeit seiner Anhänger forderte (Matthäus 5,38f.); er anerkannte andererseits die weltliche Macht des römischen Kaisers und sprach sich nicht dagegen aus, ihm Steuern zu zahlen (Zinsgroschen, Markus 12,13–17). 2.4 das jüdische Erwählungsbewusstsein und die national-religiöse Abgrenzung von den Heiden: Jesus ver­stand Erwählung – wie der Prophet Amos – nicht als Vorrecht, sondern als besondere Ver­ pflichtung (Amos 3,3). Er schaute auf die Heiden nicht als die Unreinen und Gesetzlosen herunter und überschritt in einzelnen Fällen die jüdische Abgrenzung von ihnen. Er anerkennt die Samariter und stellt sie als Vorbilder hin: Barmherziger Samariter (Lukas 10,25–37), der dankbare Samariter (Lukas 17,11–19), die samaritanische Frau am Brunnen (Johannes 4,1–42). Er lobt den Glauben einzelner Heiden. Hauptmann von Kapernaum: »Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden« (Matthäus 8,10), die kanaanäische Frau: »Frau, dein Glaube ist groß!« (Matthäus 15,28) Er sagt, dass Gott sein Volk auch unter den Heiden hat: »Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich Informationsbrief 274

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Jesus schaute auf die Heiden nicht als die Unreinen und Gesetzlosen herunter und überschritt in einzelnen Fällen die jüdische Abgrenzung von ihnen. Lucas van Leyden, Druckgrafik, 1519. zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis …« (Matthäus 8,10–12). Er sieht also aus allen Völkern und Himmelsrichtungen die kommen, die Eingang finden werden in Gottes Reich. Umgekehrt werden nicht alle aus Gottes Volk (Kinder des Reiches) dabei sein dürfen. Damit erteilt er dem automatischen jüdischen Vorrecht bei Gott eine Absage. 2.5 die Identifizierung von jüdischem Volk und Gottes Volk: Die Unterscheidung des Apostels Paulus: »Nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder« (Römer 9,7) hat er von Jesus übernommen. Denn Jesus kennt eben auch schon »die verlorenen Schafe des Hauses Israel« (Matthäus 15,24). Damit verändert er die Vorstellung vom Volk Gottes in einer doppelten Weise: Er individualisiert sie, indem das Volk Gottes nicht von der biologischen Abstammung her definiert wird, sondern vom Glauben des einzelnen; und universalisiert sie zugleich, weil jeder, der glaubt, aus allen Völkern natürlich dazugehört. Das heißt: Gott hat sein Volk unter allen Völkern, und kein Volk ist – umgekehrt – als solches automatisch kollektiv Gottes Volk. In dieser Richtung ging sogar schon die Warnung Johannes des Täufers: »Denkt nur nicht, dass ihr bei euch sagen könntet: Wir haben Abraham zum Vater. 17


Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken« (Matthäus 3,9). So gibt es für Jesus weder im Judentum noch in der christlichen Kirche eine Heilssicherheit durch die bloße Zugehörigkeit zu Israel oder zur Kirche. Diese kritische Auseinandersetzung mit dem Judentum hat Jesus in seiner ganzen Predigt und Lehre laut werden lassen und in vielen Streitgesprächen mit Sadduzäern und Pharisäern zum Ausdruck gebracht. 3. Kritik und Neudeutung der verschiedenen Würdenamen und Hoheitstitel durch Jesus Zwangsläufig wirkt sich Jesu Deutung des Glaubens auch auf die aus der jüdischen Tradition stammenden und ihm verliehenen Würdenamen aus. Sie erfahren durch ihn eine Umdeutung, Veränderung und Auffüllung. Denn Jesus passt in kein jüdisches (und überhaupt in kein menschliches) Schema oder Schablone. 3.1 Rabbi: Jesus war mehr und anderes als ein jüdischer Rabbi, und zwar nicht nur deshalb, weil er nicht im jüdischen Sinn ordnungsgemäß ausgebildet und ordiniert wurde, sondern weil er sich auch anders verstand und verhielt. Ein jüdischer Rabbi sagte: »So spricht Mose, so Rabbi A, so Rabbi B usw., darum sage ich in dieser Tradition folgendermaßen: …« Jesus dagegen sagt einfach: »Ich aber sage euch: …« (Matthäus 5,22 u. ö.) in eigener, geradezu göttlicher Vollmacht. Das ist gemeint mit der Aussage: Hier ist mehr als ein jüdischer Rabbi, hier ist sogar mehr als Mose. Das merkte das Volk und reagierte erschrocken: »Es begab sich, ... dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten [Rabbinen]« (Matthäus 7,29). 3.2 Prophet: Hier gilt etwas Ähnliches. Propheten als Boten Gottes leiteten ihre Botschaft immer ein mit der so genannten Botenformel: »So spricht der Herr: …« Sie sprechen also nicht im eigenen Namen, sondern eben in Gottes Namen, sie sind – nur – Boten. Diese Einleitung finden wir bei Jesus nicht. Er stellt seine Lehre einfach hin und spricht: »Mein Sohn, dir sind deine Sünden vergeben!« (Markus 2,5) Darüber erschraken die Menschen und fragten sich: Wer ist das, in wessen Namen tut er das? (Lukas 4,22) Das ist das direkt Provozierende an Jesus. So ist hier auch mehr als ein Prophet. 3.3 Messias: Ein politischer Herrscher war Jesus nicht und wollte es nicht sein, denn als solcher hätte er Gewalt ausüben, Kriege führen und Blut vergießen müssen. Darum bekennt er vor Pontius Pilatus: »Mein Reich ist nicht von dieser Welt« (Johannes 18,36). Mit einem gewissen Recht sagen darum die Juden: Er war 18

nicht der Messias, auf den wir warten, denn er hat die Werke des Messias nicht getan. Von Jesus her müssen wir antworten: Er war es, aber anders, als sie meinten und erwarteten. Er kritisiert und korrigiert damit die politischmessianische Hoffnung Israels. Deswegen fährt er auch Petrus so hart an, der diese jüdische Vorstellung noch teilt und an ihn herantragen will (Matthäus 16,21–23). Er ist der König ohne Gewalt, ohne Blutvergießen, ohne Schwert (Gethsemane), er regiert mit der Macht der Liebe, und gewinnt dadurch Autorität über Menschen: »Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren …!« (EG 66,5) Indem Jesus als Messias bezeichnet wird, wird zugleich die jüdische Vorstellung vom Messias verändert, vertieft und gereinigt. Denn er wurde der König mit der Dornenkrone. Darum gilt von ihm auch: Hier ist mehr als David und Salomo. 3.4 Menschensohn: Auch die apokalyptische Menschensohnerwartung wurde von Jesus her verändert, indem dieser geheime Würdename für den endzeitlichen Herrscher und Richter nun zugleich verbunden wird mit dem irdischmenschlichen Schicksal Jesu und es heißen kann: »Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden … und getötet werden …« (Markus 8,31). Das verändert diese jüdische Erwartung noch mehr als beim Messias. Gerade dadurch wird das Todesurteil des Hohen Rates provoziert. So wird er zum Weltenrichter mit den Nägelmalen. Es bestätigt sich also auch bei den Würdenamen: Jesus geht in den Erwartungen des Judentums nicht auf, sondern er erneuert und verändert sie. Für Jesus gilt insgesamt: Hier ist mehr als alles, was das Judentum an Würden und Ehrennamen anbieten konnte. Jesus erfüllt die Erwartungen Israels nicht nur einfach, sondern er erweitert und läutert sie im Sinn dessen, was Gott mit seinem Bund mit Israel ursprünglich gemeint hat, was aber im Judentum seiner Zeit verkürzt, verengt und verfälscht worden war. Wenn man die Aussage »Jesus war Jude« beibehalten will, müsste sie lauten: Jesus war als der Erfüller des Bundes Gottes mit Israel der einzige wahre Jude seiner Zeit. W (zuerst veröffentlicht in: CA – Confessio Augustana, I/2012, S. 29–41, hier etwas gekürzt)

Im kommenden Informationsbrief, Dezember 2012, folgt der zweite Teil des Aufsatzes zu »Jesus der Jude« von Hanns Leiner. Oktober 2012

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Mit 57 Jahren dem Ruf in die Missionsarbeit gefolgt Einsatz Tansania –– nach 25 Jahren Pfarrdienst in einer Landgemeinde Reinhard Friedrich

M

eine Frau Ursula und ich, Reinhard Friedrich, haben seit 1994 im Auftrag des Nord­elbischen Missionszentrums, Hamburg, in der lutherischen Diözese Dodoma in Tansania Frauen und Männer für kleinere oder größere Gemeinden mit Hilfe des TEE-Programms (Theological Education by Extension) in dreimal drei Jahreskursen als Evangelisten ausgebildet. Da dieses Studium ein »Hausstudium« ist, hat es den Vorteil, dass die bereits in den Gemeinden engagierten Frauen und Männer der Gemeinde und der Familie während der Ausbildungszeit erhalten bleiben. Sie konnten auch gleichzeitig weiter praktische Gemeindearbeit leisten. Die Selbstkosten für ein Studienjahr beliefen sich auf etwa zehn Euro. Die Gesamtkosten für Verpflegung und eventuelle Übernachtung, manchmal auch Fahrgeld sowie für das jährliche Wochenseminar betrugen rund 60 Euro pro Student. Diese Kosten wurden durch Spenden getragen. Durch dieses Programm konnten kleine Dorfgemeinden, die kei-

Reinhard Friedrich Die Anschrift des Autors finden Sie auf Seite 30 Informationsbrief 274

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ne finanziellen Möglichkeiten hatten, um ihre Evangelisten zu einer Bibelschule oder auf eine Universität zu schicken, einen gut ausgebildeten Gemeindeleiter bekommen. In Kapitel 8, Vers 28 der Apostelgeschichte lesen wir, dass die Apostel Petrus und Johannes, nachdem sie in Samaria eine große »Erweckung« durch Philippus gesehen hatten, auf ihrem Rückweg nach Jerusalem »in vielen samaritanischen Flecken das Evangelium verkündigten«. So sind wir auch in viele kleine Orte gefahren und haben dort »unsere Studenten« in Klassen zu jeweils zwölf bis 18 Studenten versammelt. Für diese Arbeit haben wir in den 17 Jahren mit unserem Toyota Landcruiser rund 480 000 Kilometer auf oft abenteuerlichen Wegen in unserer Dodoma-Diözese zurückgelegt, immer von Gott behütet ohne Unfall. Nur mussten sehr oft Reifen geflickt werden.

Gründliche biblische Ausbildung Durch das TEE-Programm werden Unterrichtsmaterialien bereitgestellt. Diese Bücher behandeln alle wichtigen biblischen Bücher, Predigt- und Gottesdienstlehre, Kirchengeschichte, das Leben einer christlichen Familie, Bewahrung der Schöpfung und auch die wichtigsten dogmatischen Fragen. Jedes Buch hat zehn Wochenlektionen mit Fragen, die schriftlich beantwortet werden müssen. Es sind von den Studenten auch Predigten zu einzelnen gelernten Abschnitten zu verfassen sowie einige 19


persönliche Evangelisationsaufgaben auszuführen, wo sie mit anderen Menschen in ihrer Umgebung über das Gelernte reden bzw. sie fragen sollten. Das Gelesene und Gelernte wurde dann einmal im Monat bei einem achtstündigen Klassentreffen im Gespräch behandelt. Dieses Gespräch, dieser Austausch, ist ein ganz wichtiger Punkt in diesem Ausbildungsprogramm, da im Allgemeinen alle unsere Studenten nur »den frontalen Unterricht«, die Wiedergabe des vom Lehrer an die Tafel Geschriebenen gewohnt waren. Außerdem stellten das selbstständige Lesen und Durcharbeiten eines Buches zusammen mit Bibel, Konkordanz, Lexikon und eventuell einem biblischen Kommentar eine nicht geringe Herausforderung dar. Denn unsere Studenten, Männer und Frauen, hatten in der Regel nur sieben Jahre Volksschule abgeschlossen. Einige wenige, die unbedingt am Unterricht teilnehmen wollten, haben sich mit Hilfe anderer in kurzer Zeit selbst Lesen und Schreiben beigebracht und nach neun Jahren ein recht gutes Abschlussexamen abgelegt. Gewiss, die Begabungen waren verschieden und die Altersspanne der Studenten reichte von 20 bis zu 73 Jahren, und doch waren alle hoch motiviert beim Studium. Obwohl wir schon die Klassenorte in der großen Diözese (sie umfasst etwa ein Gebiet wie die jetzige Evangelisch-Lutherische Nordkirche) sehr dezentralisiert hatten, kamen einige Studenten morgens noch drei bis vier Stunden zu Fuß von den Bergen oder auch mit dem Fahrrad zur Klasse und kehrten abends wieder nach Hause zurück. In den ersten Jahren fanden unsere »Klassen« noch manchmal im Schatten eines Baumes oder in Buschkirchen statt. Später wurden regenfeste Lehm- oder Ziegelkirchen gebaut, deren Kirchenbänke wir während des Unterrichtes benutzen konnten. »Luxus« war, wenn wir in einem Gästehaus oder kleinem Gemeindesaal später Tische und Stühle für den Unterricht benutzen konnten. Nach drei Jahren gab es ein Abschlussexamen, dessen Ergebnis die Voraussetzung für die Teilnahme am nächsten dreijährigen Kursus war. Nach dann drei mal drei Jahren, also insgesamt neun Jahren, waren die Studenten, die in der Lutherischen Kirche Evangelisten genannt werden, stolze Besitzer einer kleinen Bibliothek 20

Dieser Bibelkommentar, verfasst von siebzig afrikanischen Theologen, wurde 2012 in Kisuaheli übersetzt. Der englische Titel der bereits 2006 erschienenen Ausgabe lautet: Africa Bible Commentary – A OneVolume Commentary written by 70 African Scholars.

von 27 Unterrichtsbüchern, über 100 selbst ausgearbeiteten Predigten und fast alle hatten auch ein Bibellexikon und einen der zwei Bibelkommentare erworben. Wichtig war, dass alle diese Bücher in Kisuaheli, der offiziellen Landessprache geschrieben waren. Der größte Teil der Studenten versteht kein Englisch, da sie nur die Volksschule besucht hatten. So ist es eine große Hilfe geworden, dass ein 2006 erschienener von 70 afrikanischen Theologen geschriebener Bibelkommentar 2010 in Kisuaheli übersetzt wurde. Der englische Titel lautet: Africa Bible Commentary – A OneVolume Commentary written by 70 African Scholars. General Editor: Tokunboh Adeyemo, Nairobi. In diesem Kommentar schreibt Professor Paul Munio Kisau von der Nairobi International School of Theology in seiner Auslegung zu Apostelgeschichte 2,42f.: »Ein Glaube, der nicht verstanden wird, ist wackelig und hat ein schwaches Fundament; darum ist es notwendig, dass die neuen Gläubigen wissen müssen, was sie und warum sie glauben. Die Kirche in Afrika muss sich ebenso wie die Apostel der Lehre, der Unterrichtung verpflichtet wissen. Die afrikanische Kirche wird manchmal [mit dem Vergleich] beschrieben, dass sie eine Meile [1609,33 m] lang und einen Zoll [2,54 cm] tief sei, was erklären soll, dass sie [die Kirche] wohl viele Gemeindemitglieder hat, dass aber diese Gemeindemitglieder oft nur ein oberflächliches Verständnis des Wortes Gottes haben. Pastoren müssen bereit sein zu lehren, und die Gemeinden müssen begeistert bereit sein, die wichtigsOktober 2012

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geschickt, damit sie ten Grundlagen/Lehraussa- mm Ein Glaube, der nicht verstandort einen »degree« gen ihres Glaubens zu lernen [Abschluss] erwer[aufzunehmen].« (Meine den wird, ist wackelig und hat ein ben können. Es gibt Übersetzung aus dem Engli- schwaches Fundament; darum auf Grund der allgeschen.)* ist es notwendig, dass die neuen Genau diese Erfahrung meinen Ausbildungshaben wir zusammen mit Gläubigen wissen müssen, was sie situation im ganzen unseren Studenten gemacht, und warum sie glauben. Land Tanzania einige von denen nun am Ende untheologische Colleserer Zeit einige begonnen haben, das Gelernte ges, die nicht Mittlere Reife (Form IV) oder an andere weiterzugeben, nicht nur als Prediger Abitur (Form VI) als Voraussetzung für die Aufoder Gemeindeleiter, sondern auch indem sie nahme zum Studium fordern, sondern die eine selbständig neue TEE-Klassen in ihren Gemein- Aufnahmeprüfung machen. Wer diese besteht, den begonnen haben. Für sie ist wie für uns die darf studieren. Bis jetzt haben unsere vorgeAnweisung des Apostels Paulus an Timotheus schlagenen Studenten immer die ersten Plätze wichtig geworden: »Und was du von mir gehört bei den Prüfungen belegt. hast durch viele Zeugnisse, das befiehl treuen In den 17 Jahren haben wir mit den einzelMenschen, die da tüchtig sind auch andere zu nen Klassen auch Evangelisationen in bestelehren« (2.Timotheus 2,2). Es haben sich bis henden Gemeinden zur Stärkung oder auch jetzt fünf weitere Klassen gebildet mit 63 neuen auf Einladung einzelner Christen in neuen GeTEE-Studenten. Diese nun weiter fortlaufende bieten durchgeführt. Dadurch sind viele kleigründliche biblische Ausbildung ist besonders ne Gemeinden entstanden, die dann durch die wichtig, um den auch in Afrika sich immer mehr TEE-Studenten gleich auch Gemeindeleiter und massiv ausbreitenden Irrlehren fundiert be- bekommen konnten. Besonders freuen wir uns gegnen zu können. über die vielen kleinen, neuen Maasaigemeinden Wir haben in den 17 Jahren in dreimal drei in unserer Dodoma-Diözese. Wir sind dankbar, Neujahrkursen 180 Studenten ausbilden dür- dass wir in all den vergangenen Jahren durch das fen. Einige von ihnen, da sie während dieser intensive Bibelstudium ein gesundes Wachstum Ausbildungszeit immer auch ihre Gemeinde vieler Christen und Gemeinden erleben durften, betreut haben und von ihr ein gutes Zeugnis obwohl es auch manche Schwierigkeiten gab. bekamen, sind durch den Bischof unserer Diö- Aber bei aller Arbeit gilt immer noch: »Einen zese zu Pastoren ordiniert worden. Andere ha- andern Grund kann niemand legen außer dem, ben wir auf Grund ihrer guten Leistungen zum der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus« (1.KoW weiteren theologischen Studium auf Colleges rinther 3,11). *»A faith that is not understood is shaky and has poor foundations, and that is why the new believers had to know what

and why they believed. The Church in Africa needs to develop the same devotion to teaching (as the first Apostles). The African Church is sometimes described as a mile long and an inch deep, meaning that it has many members but that these members have only a shallow understanding of the Word of God. Pastors must be willing to teach, and congregations must be enthusiastic to learn the important tenets of their faith.« (Originaltext, Africa Bible Commentary – A One-Volume Commentary written by 70 African Scholars, Seite 1304)

Unterwegs auf den Straßen Tansanias. Informationsbrief 274

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Aus Kirche und Gesellschaft

Evangelist Michael Kaufmann verweigert aus Gewissensgründen den Gehorsam gegenüber der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Evangelist Andreas Riedel wurde von der ­Kirchenleitung mit einem Predigtverbot belegt.

Entspannte Lage oder weiterhin verhärtete Fronten?

tigstellung« widersprochen. Eine Agenturmeldung hatte verlautbart, Kaufmann und Rausch seien von ihren »Extrempositionen abgerückt«, worauf das Evangelisationsteam mitteilte, in den Gesprächen habe »ein Widerruf oder Abrücken von der Stellungnahme des Evangelisationsteams nicht stattgefunden«. Kaufmann betonte seine dienstrechtliche Loyalität gegenüber Landesbischof und dem Kirchenbezirk Aue. Bei seiner Ablehnung homosexueller Partnerschaften konnte sich Kaufmann sogar auf die EKDStellungnahme zur Homosexualität von 1996 »Mit Spannungen leben« berufen; denn in dieser heißt es: »Es gibt keine biblischen Aussagen, die Homosexualität in einer positiven Beziehung zum Willen Gottes setzen.« Weiter erklärte Kaufmann: »Was die Bibel als Sünde bezeichnet, wird durch das neue Pfarrdienstgesetz als Variante einer Lebensgestaltung ausdrücklich bejaht.« Dass Bischof, Kirchenleitung und Synode dem neuen Pfarrdienstgesetz zugestimmt haben, sei nicht nur falsch, »sondern eine Irrlehre«. Wie recht der Evangelist mit seinem Widerspruch doch hat – und es zeugt von Mut, der aus dem Glauben an Christus und dem daraus resultierenden Gehorsam entspringt, wonach Gott mehr zu gehorchen ist als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29). Und es ist deshalb nur folgerichtig, wenn Kaufmann weiter ausführt: »Aus diesem Grund ist für mich der status

Nachdem im Juni der Evangelist und Musiker Lutz Scheufler vom Dienst in der sächsischen Landeskirche suspendiert wurde und anderen Mitarbeitern des Evangelisationsteams Ähnliches drohte, beschlossen die Kirchenbezirksvorstände Aue und Marienberg, die Zusammenarbeit mit den von ihnen angestellten Mitarbeitern Michael Kaufmann (Aue) und Michael Rausch (Marienberg), die beide zum sächsischen Evangelisationsteam gehören, fortzusetzen. Beide gehören zu denen, die die Erklärung verantworten, die sächsischen kirchenleitenden Organe nicht länger als geistliche Leitung der Landeskirche anerkennen zu wollen, da Kirchenleitung und Synode beschlossen haben, Pfarrhäuser in Einzelfällen für homosexuelle Partnerschaften zu öffnen (vgl. Informationsbrief Nr. 273, S. 23–25). Einer Mitteilung der sächsischen Landeskirche ist zu entnehmen, mit Kaufmann und Rausch haben Gespräche stattgehabt, »in denen die Fragen erörtert wurden sowie Erklärungen beider Mitarbeiter, die als eine hinreichende Klarstellung angesehen werden«. Laut Kirchensprecher Matthias Oelke (Dresden) sei von einer »Entspannung der Lage auszugehen«. Dieser Mitteilung hat indes das sächsische Evangelisationsteam in einer »Rich22

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Evangelist und Musiker Lutz Scheufler erhält Unterstützung von der Konferenz Bekennender Gemeinschaften (KBG). confessionis gegeben. Wenn unser Bischof Anspruch auf geistliche Führung erhebt, muss ich an dieser Stelle aus Gewissensgründen meinen Gehorsam verweigern.« Man kann Kaufmann und all den anderen Mitgliedern des Evangelisationsteams nur wünschen, dass sie standhaft bleiben und den Gehorsam gegenüber dem Herrn der Kirche weit über den gegenüber denen stellen, die sich als die Herren der Kirche gebärden, aber geistliche Vollmacht längst verspielt haben. Erfreulich ist, dass sich auch Gemeinden ganz offen hinter das Evangelisationsteam gestellt haben. Der Kirchenvorstand der St. Ursula-Kirchengemeinde Auerswalde übermittelte Bischof Bohl eine Erklärung, in welcher die »großen Verdienste des Evangelisationsteams« mit Respekt bedacht werden. Weiter wird darauf hingewiesen, dass einige Mitglieder bereits zu DDR-Zeiten konsequent Gottes Wort gefolgt seien (zu denken ist hier vor allem an Theo Lehmann, Chemnitz): »Von ihnen haben wir gelernt, dass es nicht auf den eigenen Vorteil und gesellschafts- und kirchenpolitische Diplomatie ankommt, sondern auf das Bekenntnis zu Jesus Christus und seinem Wort.« Angesichtes dieser trefflichen Feststellung ist freilich auch an eine tiefe Einsicht Reinhard Slenczkas zu erinnern, wonach Nachfolge nicht zum Erfolg, sondern in die Verfolgung führt. Der Kirchenvorstand von St. Ursula in Auerswalde bittet die KirchenInformationsbrief 274

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leitung, ihren Beschluss sowie die Suspendierung Scheuflers und das Predigtverbot Andreas Riedels zurückzunehmen. (Quelle des Berichts: ideaSpektrum 27/2012, 4. Juli 2012, S. 28, Ost)

Rücknahme der Suspendierung Lutz Scheuflers gefordert Allmählich nimmt die Zahl derer, die den sächsischen Evangelisten Lutz Scheufler unterstützen und sich für die Aufhebung seiner Suspendierung einsetzen, zu. Scheufler war An­fang Juni vom Dienst (er ist zu 80 Prozent als Jugendevangelist in der sächsischen Kirche angestellt) suspendiert worden, nachdem er zusammen mit weiteren Mitgliedern des sächsischen Evangelisationsteams eine Erklärung unterzeichnet hatte, in der es heißt, sie erkennten die kirchenleitenden Gremien nicht mehr als geistliche Leitung der sächsischen Landeskirche an, da sowohl Kirchenleitung als auch Synode die Pfarrhäuser für homosexuelle Paare in seelsorgerlich begründeten Einzelfällen öffnen (vgl. zur Suspendierung Scheuflers und zur Öffnung sächsischer Pfarrhäuser die Informationsbriefe Nr. 272 und 273). Die Konferenz Bekennender Gemeinschaften (KBG) forderte, wenn auch erst einen Monat nach Scheuflers Suspendierung, »die Suspen23


dierung gegen Lutz Scheufler und Sanktionen gegen weitere Mitarbeiter aufzuheben, um weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden«. Weiter heißt es in dem von Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), dem Vorsitzenden der KBG verfassten Brief an sächsische Kirchenleitung und Landesbischof Jochen Bohl (Dresden), in der Suspendierung erkenne man »den ungeistlichen Versuch, bekennende Christen, die nicht dem liberalen, zeitgeistbestimmten Meinungsstrom von Synoden und Kirchenleitungen entsprechen – sondern in Bindung an Bibel und Bekenntnis öffentlich widersprechen –, einzuschüchtern und mundtot zu machen«. Eine Kirchenleitung mache sich mit der Sanktion eines treuen bekennenden Christen unglaubwürdig. Auch die Sächsische Bekenntnis-Initiative (sie repräsentiert 106 Kirchengemeinden, 253 Gemeinschaften, 32 Gruppen, 7970 Einzelpersonen), die zunächst recht sprachlos blieb, ist zwischenzeitlich wohl deutlicher geworden, allerdings nicht unbedingt ausdrücklich im Einsatz für den suspendierten Scheufler und andere aus dem Evangelisationsteam, die in erhebliche Schwierigkeiten geraten sind. Es erscheint auch recht halbherzig, da sich die Bekenntnis-Initiative weiterhin an dem vereinbarten dreijährigen Gesprächsprozess zwischen Befürwortern und Gegnern einer Öffnung der Pfarrhäuser beteiligen will und offensichtlich vor ernsthaften Konsequenzen zurückschreckt. Was von einem solchen Gesprächsprozess zu erwarten ist, dürfte doch bereits absehbar sein: zum einen die Bekenntnis-Initiative auf sanfte Art auszuschalten und das Pfarrhaus für homosexuelle Partnerschaften offen zu halten, eventuell sogar noch weiterreichende Wünsche dieser Seite zu erfüllen. Es ist deshalb nicht anzunehmen, dass »die Schriftwidrigkeit des Kirchenleitungsbeschlusses vom 21. Januar 2012 erkannt wird und dieser Beschluss rückgängig gemacht wird«, zumal die Gemeindeglieder, »die unter den Entwicklungen in unserer sächsischen Landeskirche leiden, nicht aus der Kirche austreten, sondern sich in ihren Gemeinden treu für die Geltung von Schrift und Bekenntnis einsetzen« sollen. Wie wenig sich Bischof und Kirchenleitung wahrscheinlich von der Bitte, »während des dreijährigen Gesprächsprozesses von ihrer Möglichkeit, im Einzelfall homosexuellen Pfarrern und Pfarrerinnen, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, das Zusammenleben im Pfarrhaus zu gestatten, keinen Gebrauch zu machen« leiten lassen werden, das könnte sich schon bald zeigen. Ebenso könnte sich dies bei einer weiteren, an die Kirchenleitung herangetragenen Bitte, »keine weiterge24

henden Beschlüsse zu fassen, etwa im Blick auf homosexuelle Partnerschaften« zeigen. Bitten können nämlich auch geflissentlich überhört und ignoriert werden, was zu befürchten sein dürfte. (Quelle des Berichts: ideaSpektrum 28/2012, 11. Juli 2012, S. 28, Ost)

Karl-Hermann Kandler wurde 75 Professor Karl-Hermann Kandler (Freiberg/Sachsen), profilierter Vertreter eines konservativen Luthertums, konnte am 19. August sein 75. Lebensjahr vollenden. Der in Dresden geborene Kandler war von 1962 bis 1990 Pfarrer in verschiedenen Gemeinden Sachsens. Seit 1990 ist er aufgrund einer Kehlkopf-Totaloperation schwerbehindert und auch in Behindertenorganisationen sowie seit der Wende in der Kommunalpolitik engagiert. Bis heute ist Kandler Vorsitzender des Lutherischen Einigungswerkes der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), das sich als Klammer zwischen den lutherischen Landeskirchen und der Selbständig Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) versteht. Zahlreiche kirchliche Ämter hatte Kandler inne: Mitglied der sächsischen Landessynode (1978–1983) und der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in der DDR (1979–1988). Der gute Kenner kirchlicher Verhältnisse der einstigen DDR kritisierte bei der so genannten »Kirche im Sozialismus«, habe es »zu viel Nachgiebigkeit gegenüber dem herrschenden System« gegeben. Von 1990 bis 2000 war Kandler Geschäftsführer des Landeskirchlichen Prüfungsamtes in Leipzig. An der evangelisch-theologischen Fakultät in Leipzig lehrte er von 1996 bis 2002 als Außerplanmäßiger Professor Systematische Theologie. Lesern des Informationsbriefes der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« ist Professor Kandler bekannt, schreibt er doch seit etlichen Jahren immer wieder beachtliche und beachtete Beiträge. (Quelle der Nachricht: ideaSpektrum 33/2012, 15. August 2012, S. 29, Ost)

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Buchrezension Ingo Resch: Islam und Christentum. Ein Vergleich Gräfelfing 2011, Verlag Dr. Ingo Resch 66 Seiten, 8,90 Euro ISBN 987-3-935197-98-4 Verlag Dr. Ingo Resch Maria-Eich-Straße 77 D-82166 Gräfelfing Telefon (089) 85465-0 Fax (089) 85465-11 www.resch-verlag.com

Freilich mag man sich fragen, ob nicht bereits genug Bücher zum Islam vorhanden sind. Ja, gewiss gibt es nicht wenige, selbst islamkritische, wie es vorliegendes von Dr. Ingo Resch, Verleger aus dem oberbayerischen Gräfelfing bei München, auch ist. Und dennoch ist eine Anschaffung und genaue Lektüre des angezeigten, aus Vorträgen in Gemeinden hervorgegangenen Büchleins, das für seinen Umfang und seine lediglich broschürte Aufmachung nicht einmal billig ist, zu empfehlen – und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist es gerade aufgrund seines schmalen Umfangs überschaubar; zum andern ist es auch für Nichtfachleute in Sachen Islam gut verständlich; es bietet gerade ihnen eine schnelle Information zu wesentlichen Unterschieden zwischen christlichem Glauben und Islam. Die Vorgehensweise von Ingo Resch ist denn auch die, – und das ist ein weiterer Vorzug – welche heuten Tags zu selten angewandt wird, die aber für überzeugte Christen (und auch überzeugte Moslems) die einzig gangbare Herangehensweise an solch ein Thema ist, nämlich nicht danach zu suchen, was religionsphänomenologisch gleich oder zumindest ähnlich bei Christentum und Islam ist, sondern auf die Unterschiede abzuhaben. Denn so lassen sich Wesen und dann auch das sich Ausschließen-

de der jeweiligen Religion erheben. Dabei ist allerdings auch anzumerken, dass Ingo Resch zurecht zwischen christlichem Glauben und Islam schon insofern einen, ja gerade den tiefgreifenden Unterschied macht, dass für ihn – völlig zutreffend – christlicher Glaube es mit Gottes Offenbarung zu tun hat, während der Islam Religion ist, also nicht von Gott, sondern vom Menschen ausgeht. In 15 jeweils recht kurzen Kapiteln stellt Ingo Resch Christentum und Islam einander gegenüber, und zwar, was ausdrücklich hervorgehoben werden muss: Er konfrontiert jeweils deren Lehre. Und da unterscheiden sich Islam und Christentum jedes Mal wesentlich und wesensmäßig voneinander. Ein Ausgleich ist nicht möglich. In ihrem je tiefsten Wesen haben christlicher Glaube und Islam ganz und gar und restlos nichts miteinander zu tun. Das Büchlein des Verlegers Ingo Resch, der etliche Bücher zum Islam, jeweils gut gearbeitete und schon aufgrund dessen, diesem gegenüber kritisch eingestellte Bücher in seinem Verlag in den vergangenen Jahren herausgegeben hat, ist auf jeden Fall zu empfehlen. Es kann im Fachhandel erworben oder auch vom Verlag direkt bezogen werden. Walter Rominger

Der Aussage von Ingo Resch »Islam und Christentum verkörpern unüberbrückbare Gegensätze« ist nichts hinzuzufügen. Allen die immer wieder betonen, dass im Grunde genommen Islam und Christentum das gleiche Ziel verfolgen, sei die Lektüre dieses Buches nahegelegt. Auszug aus einer Buchkritik auf www.inkultura-online.de Informationsbrief 274

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Bibelfreizeit der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« im Christlichen Gästehaus »Bergfrieden« in Oberstdorf in der Pfingstwoche vom 18. bis 25. Mai 2013 mit Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Jesu Ruf an seine Jünger – Ruf zum Gehorsam und zur Tat Die Bergpredigt im Matthäusevangelium ist ein Buch der Weltliteratur mit einer enormen Wirkungsgeschichte. Philosophen und Literaten hat sie beeinflusst. Wollten die einen aus der Bergpredigt politische Handlungsanweisungen gewinnen, suchten die anderen mit ihr ein »Christentum der Bergpredigt« zu schaffen. Auch Widerspruch hat die Bergpredigt erfahren. Nietzsche nannte sie eine Sklavenmoral, eine Religion des Ressentiments der Armen gegen die Reichen. Gegen anderslautende Auskünfte gilt die Bergpredigt allein den Jüngern Jesu. Denn mit der Bergpredigt stellt er die, die das Reich angenommen haben, unter den Willen seines himmlischen Vaters. Die Worte der Bergpredigt sind der Ruf zum Gehorsam und Anweisung zur frommen Tat. Auch die Seligpreisungen, die die Bergpredigt eröffnen, gehören den Jüngern Jesu. Ihnen zum Trost sind sie gegeben, denn sie werden um des Himmelreiches willen das Kreuz zu tragen haben. Darum sollen sie wissen, dass die Nachfolge einen reichen Lohn hat. Das Reich kommt und sie werden getröstet werden und Gott schauen dürfen.

Unterkunft und Verpflegung: Zweibettzimmer – je nach Ausstattung (Balkon, Dusche/Bad, WC), Lage und Größe 48,50 bis 52 Euro Einbettzimmer – je nach Ausstattung (Balkon, Dusche/Bad, WC), Lage und Größe 43,50 bis 55 Euro Diese Preise verstehen sich pro Person und enthalten Übernachtung, vier Mahlzeiten und die Mehrwertsteuer. Die ortsübliche Kurtaxe in Höhe von derzeit 2,60 Euro pro Tag kommt noch hinzu. Preise für Kinder können beim Christlichen Gästehaus Bergfrieden nachgefragt werden. Studierende und Auszubildende zahlen den halben Preis. Arbeitslosen wird ein Nachlass gewährt. Tagungsgebühren: 10 Euro für die gesamte Freizeit Anmeldeschluss: 4. Mai 2013 Auskunft: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 · 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 6 95 69 · Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de

Anmeldung direkt beim Ferienheim: Christliches Gästehaus Bergfrieden e. V., Oytalstraße 4, 87561 Oberstdorf, Telefon (0 83 22) 95 98-0, Fax (0 83 22) 95 98-222, E-Mail: info@bergfrieden-oberstdorf.de, www.bergfrieden-oberstdorf.de Bitte abtrennen und in frankiertem Briefumschlag einsenden an Christliches Gästehaus Bergfrieden e. V., Oytalstraße 4, 87561 Oberstdorf

Anmeldung Hiermit melde ich mich zur Bibelfreizeit vom 18. bis 25. Mai 2013 im Christlichen Gästehaus »Bergfrieden« in Oberstdorf an: Name und Vorname

Telefon/E-Mail

Straße

Postleitzahl und Ort

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Unterkunftswunsch

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Unterschrift Oktober 2012

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InfoSpezial

Übersicht lieferbarer Titel in Kurzfassung, auch als pdf-Datei per E-Mail

Diese Sonderdrucke bestellen Sie bitte auf Spendenbasis in der Geschäftsstelle der Bekenntnisbewegung, 72458 Albstadt, Mehlbaumstraße 148, Telefon und Fax (07431) 74485, E-Mail: w.rominger@t-online.de Das Erscheinungsjahr des jeweiligen InfoSpezial ist nach dem Autorennamen aufgeführt.

Bibel/Übersetzungen

Nr. 61: Wir brauchen verbindliche Lehre (Zschuppe – 2005)

Nr. 38: Vom Geheimnis der Bibel (Bergmann – 2003)

Nr. 62: Kriterien für den rechten Gottesdienst (Kelter – 2005)

Nr. 60: Der Name Gottes (Mayer – 2005) Nr. 72: Neue Bibelübersetzungen unter der Lupe (Felber, Rothen, Wick – 2005) Nr. 73: Zuverlässigkeit vor leichter Verständlichkeit (Felber, Hafner, Rothen, Wick – 2005) Nr. 82: Christus der verborgene wahre Messias (Leiner – 2006) Nr. 84: Die heilige Schrift (Slenczka – 2006) Nr. 93: Kritische Anmerkung zur »Bibel in gerechter Sprache«. Die Anbetung der Weiblichkeit Gottes und das Bilderverbot (Slenczka – 2007) Nr. 109: Kreuz und Auferste­hung Jesu Christi (Künneth – 2008)

Nr. 64: Warum glauben wir an den dreieinigen Gott? (Leiner – 2005) Nr. 65: Was heißt an Gott, den Schöpfer, glauben? (Leiner – 2005) Nr. 78: Auseinandersetzung um die Lehre von der Endzeit (Rominger – 2005)

Nr. 98: Impulspapier der EKD – Kirche der Freiheit (Mayer – 2007)

Nr. 135: Predigt über 1.Korinther 2,1–5 (Leiner – 2010)

Nr. 115: Kennzeichen schwärmerischer Frömmigkeit (Mayer – 2009)

Nr. 9: Thesen zur Taufe (Hellenschmidt – 2000)

Nr. 138: »Gesellschaft« kontra »Gemeinschaft der Heiligen« (Dienst – 2011)

Nr. 158: Eintracht und Zwietracht in der Kirche (Slenczka – 2011)

Nr. 20: Lobpreisgottesdienst (Eisen – 2002) Nr. 42: Mystik als Frömmigkeit (Dienst – 2003) Nr. 48: Ist die evangelische Kirche noch Kirche des Evangeliums? (Hellenschmidt – 2003) Informationsbrief 274

Nr. 134: Wie kann man heute noch Jesu versöhnendes Leiden und Sterben verkündigen? (Mayer – 2010)

Nr. 142: Bestens geschützt und doch laufend gebrochen. Das Beichtgeheimnis (Rominger – 2011)

Nr. 5: Am Ende Maria (Hamel – 2000)

Nr. 101: Paul Gerhardt-Chorä­le. Liedpredigten (Leiner – 2007)

Nr. 122: Das Gebet (Buchrucker – 2009)

Nr. 116: Zorn Gottes (Hellenschmidt – 2009)

Ekklesiologie/Kirche

Nr. 92: Das Apostolische Glaubensbekenntnis in Predigten ausgelegt (Buchrucker – 2007)

Nr. 96: Was heißt Kirche? (Leiner – 2007)

Nr. 107: Das geistig-ideologische Umfeld des Christentums (Leiner – 2008)

Nr. 133: Was ist Wahrheit? (Hellenschmidt – 2010)

Nr. 53: Verkündigung zwischen Auftrag und Flucht. Jona 1–4 (Naujokat – 2003)

Nr. 111: Predigt zum Israel­ sonntag. Römer 11,25–36 (Leiner – 2008)

Nr. 110: Welche Bedeutung hat das Gesetz Gottes für uns Christen? (Leiner – 2008)

Nr. 129: Übersicht über Bibel­ übersetzungen (Felber – 2010)

Nr. 27: Predigt über 2.Korinther 13,13 (Leiner – 2002)

Nr. 95: Kirche wohin? Die Gemeinde Jesu Christi und die Kirche (Hellenschmidt – 2007)

Nr. 105: Die Kirche und die ­Religionen (Hartenstein – 2010)

Nr. 117: Der Glaube an den Auferstandenen (Michel – 2009)

Predigten/Andachten/ Gebete

Nr. 163: Bewährung im Pfarramt (Kittel – 2012) Nr. 165: Mein Katholikentag (Rominger – 2012)

Oktober 2012

Nr. 137: Die Rechtfertigung des Sünders im Zeichen biblischer Anthropologie. Zwei Predigten. Römer 3 und 14 (Leiner – 2011) Nr. 139: Nun freut euch, lieben Christen g’mein. Liedpredigt (Leiner – 2011) Nr. 145: Fallt in die gewaltige Hand Gottes. Predigt zu 1.Petrus 5,5c–11 (Kandler – 2011) Nr. 146: Im Licht Jesu Christi. Predigt zu Epheser 5,8b–14 (Kandler – 2011) Nr. 147: Danken und Vergessen. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 148: Glaubensleben in der Nachfolge Jesu. Themapredigt (Naujokat – 2011) Nr. 149: Predigt zu Jesaja 58,1–9a (Stücklen – 2011) Nr. 150: Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Predigt zu Josua 24,15c (Stücklen – 2011) Nr. 151: Gott ist Liebe – wie passen Leid und Verdammnis dazu? Predigt zu 1.Johannes 4,16b (Horwitz – 2011)

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Nr. 152: Das Tun Gottes durchbricht unser Denkschema. Predigt zu Jona 4,1–11 (Horwitz – 2011) Nr. 153: Jenseits von Eden. Predigt zu 1.Mose 3 (Lachenmann – 2011)

Biographien Nr. 86: Glaube im Widerstand – Bonhoeffer zum 100. Geburtstag (Leiner – 2006) Nr. 94: Melanchthon als Theologe und Pädagoge (Rominger – 2007)

Evangelisation/ Mission Nr. 2: Wie sollen wir das ­Evangelium ver­kündigen? (Ernst – 2000) Nr. 141: Von Lausanne nach Kapstadt (Rominger – 2011)

Nr. 154: Nichts als das Wort. Predigt zu Johannes 4,45–54 (Hellenschmidt – 2011)

Nr. 120: Das politische Testament Dietrich Bonhoeffers (Mayer – 2009)

Nr. 155: Sermon von der rechten Unterscheidung von Gesetz und Evangelium. Predigt zu Galater 2,16.19.20 (Volk – 2011)

Nr. 121: Paul Gerhardt und Anna Maria Gerhardt (Hesemann/Rominger – 2009)

Nr. 1: Ist Sterben doch ganz anders? (Möckel – 2000)

Nr. 124: Zum 70. Todestag von Pfarrer Paul Schneider (Martin – 2009)

Nr. 11: Faszination und Verwirrung heutiger Partnerbeziehungen (Naujokat – 2000)

Nr. 132: Rudolf Bultmann (Rominger – 2010)

Nr. 17: Euthanasie, Gentechnik und Embryonenforschung (Rominger – 2001)

Nr. 156: Die Reformation – der Jahrtausendirrtum? Predigt zu Römer 3,21–28 (Tscharnkte – 2011) Nr. 157: Warum lässt Gott das zu? Predigt zu Galater 6,7–8 (Tscharntke – 2011)

Nr. 143: Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Rominger – 2011)

Nr. 159: Predigt zu Lukas 11,1–3 (Buchrucker – 2011)

Nr. 144: Henry Dunant (Rominger – 2011)

Nr. 160: Predigt zu 2.Korinther 3,12–18 und 4,6 (Buchrucker – 2011)

Nr. 161: Jeremias Gotthelf (Rominger – 2011)

Nr. 164: Predigt zu Matthäus 20,1–16a (Reuter – 2011)

Nr. 162: Johannes Kuhlo – ­Entstehung der Posaunenarbeit (Rominger – 2011)

Seelsorge

Nr. 166: Eine Meditation über Grundtvig (Rominger – 2012)

Nr. 10: Wider die Psychohäresie in der Seel­sorge. Kongress 4.–5. Februar 2000, Gießen (2000) Nr. 15: Seelsorge unter Gesetz und Evangelium (Slenczka – 2001) Nr. 16: Glauben, Wissen und Seelsorge (Hoffmann – 2001)

Martin Luther Nr. 23: Luthers Lehre von der Kirche (Leiner – 2002) Nr. 29: Luthers Auseinander­ setzung mit dem Islam (Leiner – 2002)

Ethik

Nr. 18: Die Unwandelbarkeit der Zehn Gebote im Wandel der Zeit (Rominger – 2001) Nr. 50: Weil es Gott gibt, ist nicht alles erlaubt! (Rominger – 2003) Nr. 58: Das Alter: Die Krone des Lebens (Naujokat – 2005) Nr. 59: Mensch von Anfang an: Zur Problematik der Abtreibung (Naujokat – 2005) Nr. 66: Das Alter ist keine Auslaufzeit (Naujokat – 2005) Nr. 67: Allein ohne Partner (Naujokat – 2005) Nr. 77: Über den Sinn »christlicher Werte« (Mayer – 2005)

Nr. 37: Luther und der Papst (Leiner – 2003)

Nr. 87: Der letzte Feind – der Tod (Leiner – 2006)

Nr. 39: Luther und das Heilige Abendmahl (Leiner – 2003)

Nr. 88: Gewalt im Namen Gottes (Leiner – 2006)

Nr. 41: Luther und die Marienverehrung (Leiner – 2003) Nr. 45: Luther – Zölibat, Ehe und Familie (Leiner – 2003)

Nr. 104: Antiquiert oder modern – der Begriff Keuschheit. Charakterlicher Gewinn oder Verzicht auf Lust? (Naujokat – 2008)

Nr. 46: Luther und die Bibel (Leiner – 2003)

Nr. 119: Die Gewissensreligion (Heim – 2009)

Nr. 127: Eines Vaters letzte ­Worte an seinen Sohn (Naujokat – 2009)

Nr. 51: Luther – vom Mönch zum Reformator (Leiner – 2003)

Nr. 130: Ein Wort an die Gemeinde Jesu Christi. Orientierung in wirrer Zeit (Mayer – 2010)

Nr. 126: Freiheit, Schuld und biologisches Schicksal (Eibach – 2009)

Nr. 69: Luthers Theologie für Nichttheologen (Leiner – 2005)

Nr. 26: Charismatische Seelsorge nach Ignis (Antholzer – 2002) Nr. 113: In Christi Hand, ob wir leben oder sterben (Hellenschmidt – 2008) Nr. 114: Die dramatische Begrenzung: Alles hat seine Zeit (Naujokat – 2009) Nr. 118: Sterben in Würde (Mayer – 2009)

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Nr. 52: Luthers Christusglaube (Leiner – 2003)

Nr. 131: Neurotheologie – Gott ein »Hirngespinst«? (Eibach – 2010)

Oktober 2012

Informationsbrief 274


Nr. 136: Gender-Mainstreaming – Wer oder was ist gerecht? Zwei Aufsätze (Mayer – 2011) Nr. 167: Zeichen der Zeit (Lachenmann – 2012)

NEU

Feminismus/Frauen in der Kirche Nr. 71: Frauenordination (Rominger – 2005)

Nr. 8: Heiliges Abendmahl oder päpstliche Messe? (Volk – 2000) Nr. 13: Was ist Ökumene? (Leiner – 2001) Nr. 25: Überlegung zum ­Ver­hältnis dreier Religionen (Volk – 2002) Nr. 33: Ökumene der Religionen? (Rominger – 2003) Nr. 40: Buddhismus und ­Christentum (Leiner – 2003)

Nr. 89: Der Beruf der Frau (Slenczka Gisela – 2006) Nr. 123: Das Hirtenamt und die Frau (Brunner – 2009)

Homosexualität Nr. 3: Stellungnahme der ­Bekenntnisbewegung zur Homosexualität (2000) Nr. 56: Im Gegenwind: Über Schwulen- und Lesbenbewegung (Lachenmann – 2004) Nr. 140: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften im Pfarrhaus (Mayer, Rominger – 2011)

Nr. 43: Kirche und Judentum (Gesellschaft für Innere und Äußere Mission – 2003) Nr. 49: Erklärungen, ab »Basis der evangelischen Allianz« 1846 bis zur »Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre« (Rominger – 2003) Nr. 63: Gemeinsames Abendmahl? (Leiner – 2005) Nr. 70: Passahfest Israels und das Abendmahl Jesu (Burchartz – 2005) Nr. 74: Das Papsttum – dennoch antichristlich? (Leiner – 2005)

Ökumene/Ökumene der Religionen

Nr. 79: Der Buddhismus im Gegenüber zum Christentum (Leiner – 2005)

Nr. 6: Keine Übereinstimmung in der Rechtfertigung (Hamel – 2000)

Nr. 80: Der Weg zum Leben für Juden und Christen (Burchartz – 2006)

InfoSpezial Nr. 167: Hans Lachenmann: Zeichen der Zeit

Gehen in Deutschland die Fachkräfte aus? Jedenfalls ist das Klagen darüber laut und will kein Ende nehmen. Doch auffallend bleibt, wie wenig eine genaue Ursachenforschung darüber angestellt wird, weshalb die demographische Entwicklung derart schlecht verläuft, wie sie dies tut. Dabei müsste doch klar sein, dass eine Fehlentwicklung nur dann recht angegangen werden kann, wenn schonungslose Analyse betrieben wird. Unser Autor, der langjährige Kirchenrat der württembergischen Landeskirche, Hans Lachenmann, Informationsbrief 274

geht dem nach und bringt Argumente zutage, die von Verantwortlichen geflissentlich gerne übersehen werden. Abteibungen und homosexuelle »Verpartnerungen« sind für eine gute Bevölkerungsentwicklung geradezu tödlich. Lachenmann bleibt jedoch nicht bei dieser negativen Feststellung stehen, sondern zeigt auf, dass das nicht das Ende ist. Vielmehr, wenn die Nacht vorgerückt ist, dann kommt auch schon bald der Tag. Die gründliche Studie aus der Feder Hans Lachenmanns kann nur nachdrücklich empfohlen werden.

Oktober 2012

Nr. 85: Soll der Papst Sprecher der evangelischen Christenheit werden? (Hellenschmidt – 2006) Nr. 90: Rechtfertigung gestern und heute (Leiner – 2006) Nr. 99: Wider allen falschen Oekumenismus (Volk – 2007) Nr. 102: »Benediktinisches«. Vom klugen Irrtum des Papstes (Volk – 2007) Nr. 108: Synkretismus (Hartenstein – 2008) Nr. 125: Christlicher Glaube und Judentum (Leiner – 2009)

Islam Nr. 14: Gibt es eine ­abrahamitische Urreligion? (Eusebia – 2001) Nr. 21: Allah – oder der Vater Jesu Christi (Leiner – 2002) Nr. 34: Die islamische Ehe (Eusebia – 2003) Nr. 35: Wie ist das islamische Recht ent­standen? (Eusebia – 2003) Nr. 106: Christliche Anfragen an den Islam (2008)

Wir weisen auch empfehlend auf drei Bücher hin, die der Verfasser in den letzten Jahren verfasst hat und die über den Buchhandel erhältlich sind: - Hans Lachenmann Post für Dich. Briefe eines Großvaters über Gott und das Leben Neuendettelsau 2009 Freimund Verlag, 17,40 Euro - Hans Lachenmann Sieh hin und du weißt. Ein theologisches Gespräch mit Hans Jonas, Stuttgart 2009 Calwer Verlag, 9,95 Euro - Hans Lachenmann Zwischen Kreuz und Hakenkreuz. Eine Kindheit und Jugend im Dritten Reich, 2005 Baier Verlag 2005, 14,90 Euro

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Diakonie Verschafft sich Diakonie Vorteile gegenüber Konkurrenten?

Diakonieeinrichtungen der evangelischen Kirche nutzen eingeschränkte Arbeits- und Tarifrechte, um sich Vorteile gegenüber Konkurrenten zu verschaffen. Das kirchliche Arbeitsrecht führe zu Druck auf Löhne und Arbeitsbedingungen in der Diakonie, woraus Vorteile gegenüber ihren Wettbewerbern einstünden, welche diakonische Einrichtungen »aktiv als Geschäftsund Wettbewerbsstrategie« nutzten. In dem für kirchliche Einrichtungen geltenden Arbeitsrecht werden Einkommen und Arbeitsbedingungen nicht durch Verhandlungen über Tarifverträge festgelegt, sondern Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern einigen sich in so genannten Arbeitsrechtlichen Kommissionen auf

Arbeitsvertragliche Richtlinien (so genannter »Dritter Weg«).

Mission Missionsseminar wird Fachhochschule

Im August wurde in Hermannsburg (Lüneburger Heide) das traditionsreiche Missionsseminar geschlossen und an seiner Stelle eine neue Fachhochschule für interkulturelle Theologie mit 60 Plätzen akkreditiert. Damit werden sich wohl auch Ausrichtung und Inhalte ändern.

Gesellschaft Alarmierend: So wenig ­Geburten wie nie zuvor

Noch nie sind in der Bundesrepublik Deutschland so wenige Kinder zur Welt gekommen wie 2011: 663 000, das sind 15 000 oder

2,2 Prozent weniger als 2010 (gegenüber 1964: 1,4 Millionen). Die Zahl der Sterbefälle übersteigt bereits seit 40 Jahren die der Geburten. Wenn 2011 die Einwohnerzahl um etwa 90 000 zugenommen hat (auf 81,8 Millionen), so liegt das lediglich daran, dass wesentlich mehr Menschen nach Deutschland zogen als von dort wegzogen. Langfristig ist jedoch der Bevölkerungsrückgang nicht aufzuhalten. Im Trend: Alleinerziehende

In Baden-Württemberg lebt derzeit jedes siebte Kind mit nur einem Elternteil zusammen. 250 000 von 1,8 Millionen Minderjährigen stellen einen Anteil von 14 Prozent dar. Etwa 1,5 Millionen (81 Prozent) leben in traditionellen Familien (mit beiden verheirateten Eltern). Anfang der 1970er Jahre lag der Anteil bei 94 Prozent.

Sonderdrucke Alle Sonderdrucke sind bei der Geschäftsstelle auf Spendenbasis erhältlich und können natürlich auch über unsere Internetseite bestellt werden: www.kein­anderesevangelium.de

n »Gleichgeschlechtliche Beziehungen im evangelischen Pfarrhaus?« n »Biblische Anthropologie und das Gender-Mainstreaming-Programm« (Professor Dr. Dr. Rainer Mayer) n »Abfall von den Grundlagen christlicher Gemeinschaft im Protestantismus« (Professor Dr. Reinhard Slenczka, D. D.)

Mitarbeiter an diesem Heft: Pfarrer und Missionar Reinhard Friedrich Pillauer Straße 18 23843 Bad Oldesloe Telefon (04531) 887871

Professor Dr. Karl-Hermann Kandler Enge Gasse 26 09599 Freiberg Telefon (03731) 23545 Fax (03731) 218150

Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de

Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 69569 Fax (07158) 9157495 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de

Studiendirektor Pfarrer Hanns Leiner Mittenwalder Straße 34 86163 Augsburg Telefon (0821) 63731 E-Mail: Hanns.Leiner@arcor.de

Professor Dr. Günter Rudolf Schmidt Schinnerer Straße 11 91065 Erlangen Telefon und Fax (09131) 41793 E-Mail: guerusch@t-online.de

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Oktober 2012

Informationsbrief 274


Geschäftsführender Ausschuss Vorsitzender der Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Rötlenstraße 26 70794 Filderstadt Telefon (07158) 6 95 69 Fax (0 71 58) 9 15 74 95 E-Mail: hans.hellenschmidt@gmx.de Stellvertretender Vorsitzender – Schriftführer Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (0 74 31) 7 44 85 E-Mail: w.rominger@t-online.de Kassenwart Gabriele Reimer Beurhausstraße 31 44137 Dortmund Telefon (0231) 5 84 46 96 Handy (0177) 2 99 77 76 Fax (0231) 5 89 36 37 E-Mail: Gabriele.Reimer@gmx.de

Weitere Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses Pfarrer Johannes Frey Ofener Straße 3 28816 Stuhr Telefon (04 21) 5 22 89 10 E-Mail: johannes.frey@nord-com.net Hans Lauffer Osterstraße 25 70794 Filderstadt Telefon (0 71 58) 48 31 Fax (0 71 58) 94 78 73 E-Mail: hans.lauffer@t-online.de Gottfried Meskemper Voltastraße 26 28357 Bremen Telefon (04 21) 25 60 40 Fax (04 21) 2 05 34 56 E-Mail: Gottfried.meskemper@t-online.de

Neue Fax-Nummer von Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt: (07158) 9 15 74 95 Mit Fragen bezüglich der Spendenbescheinigungen wenden Sie sich bitte an unseren ­Kassenwart Gabriele Reimer. Sie erreichen sie telefonisch unter (02 31) 5 84 46 96 am besten samstags. Ansonsten sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter der angege­benen Rufnummer. Bankkonten Volksbank Filder e. G., (BLZ 611 616 96) Konto-Nr. 65 500 016 IBAN DE34 6116 1696 0065 5000 16 BIC (SWIFT)-Code: GENO DE S1 NHB Postgirokonto Schweiz: Postgiroamt Bern Nr. 30-195 56-2 IBAN CH21 0900 0000 3001 9556 2 BIC POFICHBEXXX

Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. Geschäftsstelle: Walter Rominger Mehlbaumstraße 148 72458 Albstadt Telefon und Fax (07431) 74485 E-Mail: w.rominger@t-online.de www.keinanderesevangelium.de

Impressum: Herausgeber und Verlag: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« e. V. – zweimonatlich, kostenlos – Redaktion: Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt Satz und Layout: Grafisches Atelier Arnold, Dettingen an der Erms Druck: BasseDruck, Hagen ISSN 1618-8306 Fotos/Abb. auf Seite: 2: jens-motschmann.de 3: stadtmission-hd.de; evstift.de 4: kirkjan.is 5: brunner-peter.de 9: Evangelisches Forum Bonn 12: Universitätsbibliothek Basel 15: Harald Bischoff; The David B. ­Keidan Collection of Digital Images from the Central Zionist Archives 17: Amsterdam, Rijksmuseum 20: Langham Partnership New Zealand 21: Loyolproductions.com 22/23: evangelisation.biz 25: Verlag Dr. Ingo Resch restliche privat.

Nachsendeanträge bei der Post kommen bei der Bekenntnisbewegung nicht als Adressänderung an. Deshalb auch bei Umzügen die Adressänderung durch untenstehenden Abschnitt an die Geschäftsstelle weitergeben. Für Neubestellung, Adressänderung und Abbestellung ausschneiden und einsenden an: Bekenntnisbewegung »Kein anderes Evangelium« Geschäftsstelle: Mehlbaumstraße 148, 72458 Albstadt

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Jedes Menschenleben ist ein Meisterstück göttlicher Geduld, Weisheit, Gnade und Liebe. Elias Schrenk


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