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Vor 50 Jahren – Senne wohin gehst du?
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Bestatter vom Handwerk geprüft Partner der Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG Vor 50 Jahren erschien ein Sonderdruck zur Eingemeindung senne I – wohin gehst du?
Senne. Im Juli 1971 landeten die „Senner Nachrichten“ mit einem Sonderdruck in vielen Briefkästen der Senner Bürger. Das einzige Thema: die Diskussionen um die kommunale Neuordnung im damaligen Kreis Bielefeld. Eine kleine Zeitreise. Im Jahr 1968 hatte der nordrhein-westfälische Landtag die kommunale Neugliederung im gesamten Bundesland beschlossen. Auf diesem Wege sollte die Verwaltungseffizienz erhöht und die Daseinsfürsorge verbessert werden. Auch Bielefeld sollte nach dem Willen aller drei in den politischen Gremien vertretenen Parteien wachsen, Stadt und Kreis verschmelzen. Doch insbesondere die noch jungen Städte Brackwede und Sennestadt, die erst 1956 bzw. 1965 die Stadtrechte erhalten hatten, zeigten sich wenig angetan. Die Debatten liefen 1971 auf Hochtouren. Dabei gingen die Meinungen auch innerhalb der Parteien munter durcheinander. Der Sonderdruck der Senner Nachrichten „Senne I – wohin gehst du?“ wollte Bürgern mit lokalem Diskussionsstoff versorgen. Die Begrüßung der Leser auf der ersten Seite haben Sennes damaliger Bürgermeister Norbert Schwabedissen und Gemeindedirektor Rudolf Lange unterschrieben. Der Rat der Gemeinde hatte sich einstimmig für den Erhalt der Selbstständigkeit von Senne I ausgesprochen – schließlich war diese noch ganz frisch. Bis Ende 1969 unterstand die Gemeinde der Amtsverwaltung Brackwede. Erst seit 1970 war Senne I voll selbstständig. Und diese Selbstständigkeit galt es aus Sicht der Gemeinde zu bewahren. Die Autoren des Sonderdrucks liefern etliche Argumente gegen die Gebietsreform. So sei der wirtschaftliche Wohlstand in Senne I gefährdet, u.a. erkennbar an einer überdurchschnittlich geringen Pro-Kopf-Verschuldung und an der guten Infrastruktur mit zehn Schulen, vier Turnhallen, vier Sportanlagen, Freibad und Hallenbad. Ein wichtiger Aspekt sei in ihren Augen die dynamische Weiterentwicklung der Gemeinde, die sie durch die Eingemeindungspläne gefährdet sehen. Für die Zukunft Sennes sei die Errichtung eines städtebaulichen Kernbereichs mit zentralen Versorgungseinrichtungen wichtig, „ein Kristallisationspunkt, auf den sich die übrige Bebauung und das gesamte Gemeindeleben ausrichten“. Dass ein solches Zentrum noch fehle, dürfe nicht als Argument für die Eingemeindung Sennes gesehen werden, behaupten die Verfasser. In diesem Zusammenhang verweisen sie auf das Fehlen echter Mittelpunkte in Sennestadt, BrackHerausgegen wurde die im Busch Verlag publizierte Zeitung Senner Nachrichten – der Vorläufer der Senner Ortszeit – von der Gemeinde Senne I.
wede oder Bielefeld: „Brackwedes Hauptstraße erstickt im Durchgangsverkehr, und in Bielefeld sind Jahn- und Schillerplatz ebenfalls vom Autoverkehr beschlagnahmt, die Fußgänger unter das Pflaster verbannt“. Die Pläne für die kommunale Neuordnung kritisieren sie mit starken Worten: „Die Stadt mit den Ausmaßen des jetzigen Kreises: Welch ein Monstrum! Welch ein Wasserkopf von Verwaltung! Wieviel zusätzlicher Verkehr in den ohnehin verstopften Straßen der Innenstadt! Selbst wenn man der Stadt Bielefeld Raum zur baulichen Erweiterung zugesteht, ist nicht zu ersehen, wie diese in den südlichen Teil des Kreises hinein vor sich gehen soll, wenn man nicht den Teutoburger Wald abtragen wollte.“ Zahlreiche Gründe für die Selbstständigkeit werden
im Folgenden aufgeführt – verbunden mit der Frage, ob ein Kampf dagegen – quasi als David gegen Goliath – überhaupt Erfolg haben kann. Um im Bild zu bleiben: Die Goliath-Seite blieb obenauf. Die Stadt Bielefeld schloss im Herbst 1971 den ersten Gebietsänderungsvertrag mit der Gemeinde Gadderbaum ab. Es folgten in den kommenden zwölf Monaten Verträge mit zahlreichen weiteren Gemeinden, auch mit Senne I. 1972 wurde im Landtag das „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Bielefeld“ beschlossen. Das sogenannte „Bielefeld-Gesetz“ trat zum 1. Januar 1973 in Kraft. Die kreisfreie Stadt Bielefeld wurde mit den Städten Brackwede, Sennestadt und 20 weiteren Gemeinden zusammengeschlossen. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich damit fast auf einen Schlag: von 167.500 auf 320.350. Die Fläche verfünffachte sich, etwa 850 Straßen mussten wegen Mehrfachnennungen im neuen Stadtgebiet umbenannt werden. Sennes damaliger Bürgermeister Norbert Schwabedissen, der den Sonderdruck der Senner Nachrichten herausgegeben hatte, blickte später pragmatisch auf die Ereignisse zurück: Von dem geplanten Zusammenschluss sei zwar keiner begeistert gewesen, es sei aber das kleinere Übel gewesen. Eine damals mögliche Aufteilung der Gemeinde Senne an Sennestadt, Brackwede und Friedrichsdorf galt es auf diese Weise zu verhindern. „Der Weg nach Bielefeld war der richtige“, bilanzierte er Jahre später im Gespräch mit dem Westfalen-Blatt, „zumal die Stadt den Gebietsänderungsvertrag eingehalten habe“. Norbert Schwabedissen war Gemeindevertreter, Kreistagsabgeordneter, Bürgermeister und Ratsmitglied und hat Senne entscheidend mitgeprägt. 1961 wurde er erstmals in den Rat der Gemeinde Senne I gewählt, dem er bis 1973 angehörte. Anschließend wurde er Mitglied im neu geschaffenen Bezirksausschuss, der späteren Bezirksvertretung. Im Süden der neuen Stadt regte sich 1973 an anderer Stelle übrigens weiterhin Widerstand gegen die Eingemeindung. Sennestadt legte Verfassungsbeschwerde ein, die vom Verfassungsgerichtshof jedoch als unbegründet abgewiesen wurde. 1974 gab es im gesamten Bundesland noch eine vom Ruhrgebiet aus agierende „Aktion Bürgerwille“, die für ein Volksbegehren als Protest gegen die kommunalen Neuordnungen warb. Großen Widerhall in der Bevölkerung erhielten die Initiatoren nicht. Während sich in NordrheinWestfalen nur sechs Prozent der Wahlberechtigten in entsprechende Listen eintrugen, war es in Bielefeld lediglich ein Prozent. Einzig Sennestadt ragte mit 11,3 Prozent heraus. Gereicht hätte auch diese Zahl nicht. Für ein Volksbegehren wäre ein Fünftel der Wahlberechtigen erforderlich gewesen.
Gespräch mit Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt Wohin senne geht
Herr Haupt, Sie haben in einem Archiv den Sonderdruck aus dem Jahr 1971 zur kommunalen Neuordnung gefunden. Einige Themen von damals wie die Ortskernentwicklung oder die Nahverkehrsanbindung sind ja auch heute noch aktuell. Auf welche Themen für Senne kommt es aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren besonders an? Gerhard Haupt: Das sind vor allem drei Themenfelder, die für die Entwicklung von Senne wichtig sind: Bauen, Mobilität und Um-
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welt. Diese Bereiche hängen eng miteinander zusammen. Wenn wir in Senne mehr Wohnraum schaffen wollen, müssen auch dazu passende Mobilitätsangebote mitbedacht werden. Zugleich gilt es, Sennes Charakter als landschaftlich geprägten Stadtbezirk zu bewahren. Nicht zuletzt muss auch die örtliche Infrastruktur von der Kita über die Schule bis zu den Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sein. Das muss bei Planungen berücksichtigt werden. Das Ziel sind möglichst kurze Wege für die Bürgerinnen und Bürger in Senne.
Apropos kurze Wege: Was erhoffen Sie sich in Zukunft vom Öffentlichen Personen-Nahverkehr? Der ÖPNV ist in einem großräumigen Stadtbezirk wie Senne in jedem Fall eine Herausforderung. Der Bus hält eben nicht, wie manche annehmen, an jeder sprichwörtlichen Milchkanne. Wir machen uns daher für Lösungen stark, damit auch abgelegene Bereiche gut ans Verkehrsnetz angebunden sind. Beim geplanten Stadtbahnausbau nach Sennestadt, der ja Senne betrifft, ist die Verknüpfung mit Buslinien daher ein zentraler Aspekt. Generell geht es um eine intelligente Vernetzung von Mobilitätsangeboten. Wir haben uns ja auch im Bezirk für spezielle Ladestationen und Parkboxen für E-Bikes an Parkplätzen eingesetzt.
Ein Thema, das in der Sonderausgabe der Senner Nachrichten von 1971 auftaucht, ist Sennes fehlendes Ortszentrum. Wie sehen Sie das heute? Wir haben ja trotz aller Versuche in den vergangenen Jahren weiterhin kein festes Ortszentrum. Es hat Versuche gegeben, den Senner Markt etwa mit Veranstaltungen zu beleben, das hat aber nicht gefruchtet. Vielmehr erstreckt sich unser Ortszentrum heute entlang der gesamten Windelsbleicher Straße. Das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Generell verbindet Senne unterschiedlich geprägte Siedlungen wie Buschkamp, Windflöte oder Windelsbleiche. Ein Ziel für die Zukunft besteht darin, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, das Senne-Gefühl. Zum Beispiel mit Veranstaltungen, vor allem aber mit Unterstützung unserer Vereine, die auf verschiedenen Feldern Menschen zusammenbringen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist fundamental für Sennes Entwicklung.
Ein weiterer Aspekt, der in dem Sonderdruck auftaucht, ist die Sorge, dass Gemeindeinteressen nach der kommunalen Neuordnung auf der Strecke bleiben. Das Thema ist durchaus noch aktuell. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass in einigen Diskussionen die Außenbezirke der Stadt nicht mehr wahrgenommen werden. Natürlich ist das Zentrum Bielefelds außerordentlich bedeutsam für die Stadtentwicklung. Aber wenn es nach der Corona-Pandemie um Förderprogramme für den Einzelhandel und die Innenstadtentwicklung geht, sollten auch Außenbezirke wie Senne mitberücksichtigt werden. Schließlich ist eine gute Einkaufsinfrastruktur vor Ort auch gut für den Umwelt- und Klimaschutz.
Vielen Dank für das Gespräch!
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