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Ob Naturkatastrophe oder Stromausfall die Bundesregierung möchte die Bürger vorbereiten

Liegenschaft Lengsdorf | Foto: BBK, Hahn

BBK – Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Was ist das?

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Wer kümmert sich eigentlich um die Sicherheit der Bürger bei Naturkatastrophen, Chemieunglücken oder in anderen Notsituationen, die viele Menschen betreffen? Wo kann ich herausfinden, wie ich mich in solchen Extremsituationen verhalte und mich vielleicht auch selbst präventiv vorbereite? Dafür gibt es seit 2004 das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit Sitz in Bonn. Zuvor galt, dass der Bund nur für den Zivilschutz im Verteidigungsfall zuständig ist und die Länder sich um den Katastrophenschutz in Friedenszeiten kümmern. Nach den Ereignissen am 11. September 2001 und der Elbflut 2002 hat man diese Zweiteilung aufgehoben und sich auf die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ geeinigt. Daraus entstand dann 2004 das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, welches dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Ziel ist dabei, eine bessere nationale Vernetzung und neue Koordinierungsinstrumente zu schaffen. Die Aufgaben des BBK umfassen Warnung der Bevölkerung, Selbstschutz, Bau und Erhalt von Schutzeinrichtungen oder Maßnahmen zum Schutz von Kulturgut und zum Schutz der Gesundheit. Das BBK kam so auch in der Corona-Pandemie zum Einsatz. Unter anderem sieht es das Bundesamt auch als seine Aufgabe, „die Bevölkerung zu sensibilisieren“, sich auf Notsituationen und Katastrophen vorzubereiten, und zu vermitteln, wie man sich in diesen Situationen verhält. Zu diesem Zweck hält das BBK eine breite Palette an Angeboten zur Notfallvorsorge oder zum richtigen Handeln in Notsituationen bereit. Dabei wird für jedes Alter etwas geboten: von Übungsheften für Kinder, Online-Spielen, Infobroschüren und Checklisten bis hin zu einem eigens herausgegebenen Buch „Kochen ohne Strom“ oder einem Wettbewerb für Schülerzeitungen. Mehr Informationen dazu finden sich online unter: bbk.bund.de

Ob Naturkatastrophe oder Stromausfall – die Bundesregierung möchte die Bürger vorbereiten Text & Bild: Lasse Falter

Wir haben das Material gesichtet und stellen eine Auswahl vor. Das Material für Kinder bekommt dabei von uns nur teilweise gute Noten.

Warnmeldungen: Auf diesen Wegen wird gewarnt

Im Auto geht plötzlich das Radio mit einer Warnmeldung an, beim Joggen kommt eine SMS auf dem Handy an. Das sind nur zwei der vielen Wege, auf denen die Bevölkerung bei Gefahren gewarnt wird. Hierfür ist das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verantwortlich. Wie diese Warnung über SMS, Radio, TV oder städtische Infotafeln abläuft, zeigt das BBK in einem kurzen Clip auf seiner Internetseite: www.bbk.bund.de/SharedDocs/Videos/DE/ Warnung-Vorsorge/youtube-warnmittelmix_ video.html Ein weiterer Weg, auf dem Bürgern Informationen zukommen können, ist die Warnapp NINA, die Notfallinformations- und Nachrichtenapp des Bundes. In der App lässt sich ein individuelles Gebiet auswählen, für das man alle wichtigen Warnungen erhalten möchte, alternativ kann man auch mit Standortaktivierung arbeiten, dies ist jedoch nicht notwendig. Für den ausgewählten Ort, der sich in einem Radius von einem Kilometer bis zum Landkreis ausweiten lässt, kann man dann Informationen wie Sieben-Tage-Inzidenz, aktuelle Informationen des Landes zu Corona und alle weiteren aktuellen Informationen zu anderen Gefahrenlagen sowie allgemeine Notfalltipps für alle erdenklichen Situationen schnell abrufen. Mit den nötigen Rechten fürs eigene Smartphone ausgestattet, warnt die App auch, ohne geöffnet zu werden. Nachdem bei der Flut im Ahrtal die Warnung der Bürger nicht ausreichend funktioniert hat, soll das System zudem genau auf solche Gefahrenlagen in Zukunft genauer achtgeben.

Katastrophenalarm! – Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe bietet auf seiner Website eine Infobroschüre für Notfälle an, die sich kostenlos bestellen oder herunterladen lässt. Im Ratgeber werden kurz und verständlich die wichtigsten Informationen rund um das Thema Notfallvorsorge und Handeln in Notsituationen zur Verfügung gestellt. Im ersten Teil der Broschüre kann man lernen, was alles zur eigenen Notfallvorsorge. Die Notfallvorsorge soll einen Notfallrucksack, Medikamente, Unterlagen sowie Lebensmittel und Wasser für ca. zwei Wochen umfassen. Ein eingelegtes Heft enthält eine Checkliste zum Abhaken und mit Platz für eigene Ergänzungen. Im zweiten Teil werden verschiedene Katastrophenszenarien und das richtige Verhalten bei diesen aufgezeigt. Ob Unwetter, Feuer, Hochwasser oder Chemieunglück, hier wird alles abgedeckt. Die 60-seitige Broschüre im DIN-A5-Format gibt einen Überblick über alles, was sich zu wissen lohnt, und ist definitiv eine sinnvolle Anschaffung für zu Hause, in die man mal einen Blick werfen kann. Natürlich ist damit nicht alles zur Vorsorge getan, man hat aber schon mal einen Leitfaden vorliegen, an dem man seine Notvorräte ausrichten kann. Vor allem die Checkliste hat einen hohen praktischen Nutzen. Der Ratgeber ist erhältlich unter: www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/ Vorsorge/Ratgeber-Checkliste/ratgebercheckliste_node.html

Kochen ohne Strom – das Notfallkochbuch des BBK

Was soll die ganze Familie essen, wenn Strom fehlt, um Ofen und Herd zu betreiben, und kein frisches Wasser aus dem Hahn kommt? Diese Frage hat das BBK 2020 deutschen Bürgern in Form eines Rezeptwettbewerbs gestellt. Dort konnte jeder Interessierte seine

eigenen Gerichte für Frühstück, Hauptspeise, Dessert oder für zwischendurch einsenden. Die einzige Regel: Das Essen sollte ohne Strom gekocht werden können und aus haltbaren Lebensmitteln bestehen. Eine Fachjury beurteilte diese Rezepte anhand der Kriterien Kreativität, Machbarkeit und Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse wurden im eigens vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe herausgegebenen Buch „Kochen ohne Strom“ veröffentlicht. Neben Rezepten für Frühstück, Salate und Suppen, Hauptspeisen und Desserts enthält es verschiedene Abschnitte, in denen das Projekt vorgestellt wird, man etwas über den Aufbau eines Notvorrats erfährt und über die globale Ernährungssicherheit informiert wird.

Bei den Rezepten fällt auf, dass mit Kochen ohne Strom häufig Kochen mit Gaskocher gemeint ist. Viele der Rezepte sind auf Hitze angewiesen und nutzen einen Gaskocher oder eine Art selbstgebauten Herd aus Ziegelsteinen und Teelichtern. Wer die Gerichte also nachkochen möchte, braucht definitiv einen Campingkocher oder kann sie natürlich auch unter normalen Umständen zu Hause kochen. Es sind aber auch Gerichte dabei, für die kein Gaskocher oder Teelicht benutzt werden muss und die sich ohne Erhitzung der Lebensmittel genießen lassen. In dieser Kategorie sind einige Gerichte aufgefallen, die es sich lohnt einmal auszuprobieren, so in etwa Cig Köfte, „türkische Frikadellen aus feinem Bulgur, die ohne Wasser und Strom zubereitet werden“. Oder ein fruchtiger Currycouscous mit Erdnüssen, den man mit kaltem Wasser quellen lässt. An Kreativität mangelt es vielen Rezepten jedenfalls nicht, so handelt es sich bei einem Rezept um eine Zwieback-Bananen Lasagne, die nicht wie eine normale Lasagne in den Ofen gehört.

Das Buch bietet eine Vielzahl von interessanten Gerichten, viele davon vegan oder vegetarisch. Dass ein Campingkocher zur Notfallversorgung fest dazugehören sollte, geht aus den Rezepten in diesem Buch jedenfalls vor. Das Buch kostet 9,99 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Infos unter: www.bbk.bund.de/DE/ Warnung-Vorsorge/Kochen-ohne-Strom/ kochen-ohne-strom_node.html

#vorbereitet – das 360°-Notfalltraining

Was tue ich, wenn in meinem Haus ein Feuer ausbricht? Was sollte ich alles in meinem Notfallrucksack haben? Wie verhalte ich mich, wenn ein schwerer Sturm angekündigt ist?

„#vorbereitet – das 360°-Notfalltraining“ fordert das Wissen zum Verhalten in Notsituationen in einem interaktiven Online-Spiel heraus. Hier befindet man sich in einem 360°-Apartment, in dem man verschiedene Beispiele für Notsituationen anklicken kann, Aufgaben löst und Quizfragen beantwortet. Die Zielgruppe sind hier Jugendliche, natürlich können auch interessierte Erwachsene einen Blick hiereinwerfen und sich selbst testen. In etwa 15 bis 20 Minuten hat man in Ruhe alle Stationen des Apartments abgearbeitet und vermutlich das ein oder andere gelernt. Falls nicht, ist man bereits gut auf Notfälle vorbereitet. Das Notfalltraining findet sich online unter: www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/ Vorsorge/Notfalltraining/notfalltraining_ node.html

Max und Flocke – Material für Kinder nur bedingt empfehlenswert

Auf seinen Seiten bietet das BBK auch Material für Kinder an. Das Material ist unter der Bezeichnung „Max und Flocke“ vereint und umfasst Ausmalbilder, ein Online-Spiel oder Lernhefte. Max und Flocke sind ein Junge und sein Hund, in deren Rolle man schlüpft oder die man beim Katastrophenschutz begleiten kann. Das Online-Spiel enthält teilweise interessante Spiele, bei denen Kinder beispielsweise auf Suchbildern entscheiden müssen, wer sich bei einem Gewitter richtig und falsch verhält. Sicher ein Suchspiel mit Lerneffekt. Andere Spiele jedoch sind Pseudobildungsspiele, bei denen zum Beispiel mit einer Impfspritze alles Lebendige angeklickt und geimpft werden soll.

Die Informationen, die Kinder in diesem Alter benötigen, beschränken sich – nach Ansicht der KingKalli-Redaktion – allenfalls darauf, wie sie sich bei Gewitter oder Feuer zu verhalten haben. Das vermittelt das Programm zwar, jedoch auch vieles, was nicht angemessen für Kinder in diesem Alter aufbereitet wird, wie das Impfen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema sollte doch vor allem Sache der Eltern sein und nicht auf die Kinder abgewälzt werden, auch nicht in vermeintlich lustigen Spielen.

In einem anderen Übungsheft wird ganz nebenbei noch eine erzieherische Geschichte zum Thema Geflüchtete eingebaut, in der Max sich, vorbildlich wie er ist, für das ausländische Kind in der Klasse einsetzt, welches gehänselt wird, da es nicht richtig lesen kann. Nach einem Monat täglicher Unterstützung von Max kann es dann schon viel besser lesen als der böse Mobber, der ihn ausgelacht hat. Max kriegt dafür natürlich kräftig Lob. Was diese Geschichte in einem Heft zur Aufklärung zum richtigen Handeln in Notsituation und über Katastrophenhilfe verloren hat, bleibt unklar. Eher wirkt es so, als versuche man nebenbei noch, die richtigen erzieherischen Akzente zu setzen. Dazu gibt es noch ein Heft „Malen mit Max & Flocke“, in dem Kinder Bilder von Max und Flocke ausmalen können, wie sie verängstigt auf ein Gewitter am Horizont blicken. Einen Lerneffekt hat dies nicht, deshalb kann man sich fragen, ob man seinen Kindern nicht andere – vielleicht fröhliche – Ausmalbilder zur Verfügung stellt. Das Internet bietet eine reichliche Fülle, an jedermanns Interessen angepasst. Außerdem sollte bedacht werden, ob man seine Kinder mit solchem Material nicht möglicherweise in einen „Notfallmodus“ versetzt und sie plötzlich hinter jeder Ecke eine Gefahr und hinter jeder Schäfchenwolke ein hochgefährliches Gewitter vermuten. Wenn man diese Materialien für seine Kinder nutzen möchte, sollte man sie in jedem Fall dabei begleiten, auf ihre Reaktionen achten und ihnen das Material nicht aufdrängen. Über das richtige Verhalten bei Gewitter oder einem Brand zu sprechen und dies spielerisch durchzugehen, macht auch mit Kindern in jungem Alter definitiv schon Sinn, ob das Material des BBK dafür das richtige ist, kann jeder für sich selbst überprüfen. Die Materialien für Kinder finden sich online unter: max-und-flocke-helferland.de

Schülerzeitungswettbewerb: Für alle Fälle vorbereitet

Hitzewellen, Unwetter oder Starkregen – solche Ereignisse können in Deutschland immer wieder auftreten. Neben einem weit ausgebauten Netz im Bevölkerungsschutz geht es laut BBK auch darum, selbst gut vorbereitet zu sein für den Notfall. Beim Wettbewerb „Für alle Fälle vorbereitet“ werden Schülerzeitungen dazu aufgerufen, sich mit genau diesem Thema auseinanderzusetzen. Der Artikel soll deutlich machen: „Notfallvorsorge ist wichtig und kann sogar Spaß machen.“

Teilnehmen können alle Schülerzeitungen weiterführender Schulen in Deutschland, die Zeitung kann online oder als Printmedium erscheinen, wichtig ist aber, dass sie regelmäßig erscheint. Für Printausgaben heißt das zweimal pro Schuljahr und für Online-Ausgaben mindestens sechs Beiträge pro Schuljahr. Außerdem muss das Einsendeformular von einer volljährigen Vertretung der Schule ausgefüllt werden. Die Gewinne sind thematisch angepasst, der Hauptgewinn ist eine Camping- und Selbsthilfeausstattung mit einem befüllten Notfallrucksack, einem Schlafsack für kalte Temperaturen, einer Thermoskanne und einem Gaskocher. Jedes Redaktionsmitglied erhält eine Ausführung. Die Gewinner des zweiten, dritten, vierten und fünften Preises erhalten einen Notfallrucksack und die Plätze sechs bis zehn ein Kurbelradio oder eine Powerbank. Mitmachen lohnt sich also! Einsendeschluss ist der 6. April 2023. Mehr Informationen unter: schuelerzeitungswettbewerb-bbk.de

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