www.klassikakzente.de • C 43177 • 3 • 2009
Daniel Hope Auf b r u cH ins Ba r o c k
Renée Fleming Leidens c h a f t und D rama
Danielle de Niese Glücksho r m o n e mit M o za rt
Gesang für Oboe & Chor A l b r e c h t Mayer
DG CD 480 2712
DG CD 477 8361
Archiv Produktion CD 477 8077
Archiv Produktion 477 8325
Mit Rachel Harnisch, Julia Kleiter und Sara Mingardo. Anlässlich des 300. Geburtstages von Pergolesi im Jahr 2010 legt Abbado mit dieser ersten CD seines 3-teiligen PergolesiProjektes eine Neueinspielung des berühmtesten Werkes vor.
ildebrando d’arcangelo – Händel Das Debüt-Soloalbum des gefeierten BassBaritons Ildebrando D’Arcangelo mit einer exquisiten Auswahl aus den Bass-Arien Händels. Ab 28.08.09 erhältlich.
DG 2 CD 477 8186
DG 21 CD 477 8121
pergolesi – stabat Mater
Gemeinsam mit dem Venice Baroque Orchestra entdeckt Magdalena Kozˇená Vivaldi Arien und interpretiert sie vollkommen neu und ungehört.
Decca CD 478 1511
ˇenÁ – ViValdi Magdalena Koz
danielle de niese – Mozart
bellini – norMa
Danielle de Niese zeigt sich nach ihrem umjubelten Händel-Debütalbum in dieser Einspielung als ideale Mozart-Interpretin! Ab 14.08.09 erhältlich.
Diva Beverly Sills singt Norma! Die legendäre Aufnahme von 1973 erscheint jetzt das erste Mal auf CD. Ein außergewöhnliches Belcanto-Ereignis.
Verdi – grosse opern aus der scala Neun atemberaubende Abende – eine CD-Edition. Die schönsten Verdi Opern mit Stars aus der Scala. In einer limitierten Edition mit 21 CDs.
Weitere inforMationen unter WWW.scHoene-stiMMen.de
Foto: Felix Broede
Editorial Andreas Kluge
Intro
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40 Jahre ECM und 25 Jahre ECM New Series 111 Jahre Deutsche Grammophon Deutsche Grammophon dominiert den ECHO Klassik 2009
Titel 6 Albrecht Mayer: Johann Sebastian Bach, die Oboe und die menschliche Stimme 8 Albrecht Mayer interviewt von Measha Brueggergosman: Das Holz singt
Magazin 10 Renée Fleming: Leidenschaft und Drama 12 Bauhaus-Jubiläum: Neue Musik neu entdecken 13 Opernboxen: Bigger is Better 14 Reflections on Classical Music: New Romantics 15 Veröffentlichungsregister: Jetzt endlich zum Herausnehmen! 18 Live: Aktuelle Tourdaten 19 Danielle de Niese: Glückshormone mit Mozart 15 Daniel Hope: Aufbruch ins Barock R eingehört 22 Alle neuen Veröffentlichungen ausführlich vorgestellt 29 Der klassische Fragebogen, beantwortet von Yuja Wang
Service 3 0
KulturSPIEGEL-Klassik-CD-Bestsellerliste Vorschau Titelfoto: Mat Hennek / Decca
Liebe Musikfreundin, lieber Musikfreund, in einem Beitrag für „The Times“ über den Ausnahmetenor Juan Diego Flórez erklärt der 36-jährige Peruaner, auf das Phänomen Luciano Pavarotti angesprochen: „Für eine gewisse Zeit war die Oper etwas für jeden Haushalt. Heute ist das nicht mehr so. Und offen gestanden bin ich froh darüber, dass wir wieder eine Kunstform für Minderheiten geworden sind.“ Die Redaktion nutzte dies für ihre etwas reißerische Überschrift „Der peruanische Sänger ist froh, dass sich die Oper weg vom Populismus und zurück zur Exklusivität bewegt.“. Diese Aussage verwundert, ja schockiert geradezu. Immerhin ist es der Klassik im zurückliegenden Jahrzehnt gelungen, sich aus ihrer Nischenkultur für einige wenige Eingeweihte zu befreien und wieder das Interesse einer stetig wachsenden Anhängerschaft zu finden. Und das hat viel mit einer populären, die Schwellenängste einer Vielzahl von generell Musikinteressierten klug und mit modernen Mitteln absenkenden Strategie der großen Plattenfirmen und Konzertveranstalter ebenso wie zahlreicher Künstlerinnen und Künstler zu tun. Künstlerinnen und Künstler wie beispielsweise Anne-Sophie Mutter, Cecilia Bartoli, Anna Netrebko, Hilary Hahn, Christine Schäfer, aber auch Lang Lang, Plácido Domingo, José Carreras, Luciano Pavarotti, Bryn Terfel, Jonas Kaufmann und, natürlich, auch Juan Diego Flórez. Das war (und ist) kein einfacher Weg, den diese klassischen Ikonen gemeinsam mit ihren Agenturen gegangen sind und gehen, denn häufig haben sie mit dem neuen Auftritt – sei es nun in der PR-Optik oder den musikalischen Präsentationsformen – den Unmut alteingesessener oder puristischer Gralshüter provoziert, die „ihre Klassik und deren Vertreter“ noch immer gern im Elfenbeinturm verwahrt sähen und eine „Popularisierung“ scheuen wie der Teufel das Weihwasser. (Dass sie sich so über kurz oder lang selbst jenen Ast absägen, auf dem sie sitzen, scheint ihnen dabei noch nicht aufgegangen zu sein. Denn wenn die Klassik zu einer Quantité négligeable verkommt, braucht es in unserer vom Zeitgeist dominierten Medienlandschaft auch niemanden mehr, der darüber berichtet!) Natürlich muss jede Präsentationsform immer noch den individuellen Charakteristika jedes einzelnen Künstlers angepasst sein und darf nicht daherkommen wie ein richtiger Deckel auf einem falschen Topf. Und gewiss bedarf es, um einmal gängiger Maßstab zu sein, am Anfang einiger provokanter Thesen oder Aktionen. Aber so ist es nun einmal: Man benutzt das Extrem, um auf den goldenen Mittelweg zu gelangen. Und der führt nun einmal durch die Mitte der Bevölkerung und schlängelt sich nicht verschämt an deren Rändern entlang. Dass dies kein Freibrief für Nivellierung und Qualitätsverlust ist, dafür sorgt eine neue Generation von klassischen Künstlern, die Qualität und Popularität auf hohem Niveau zu verbinden wissen. Und dafür gebührt ihnen unser aller Dank.
KlassikAkzente wird herausgegeben von
In diesem Sinne … Ihr Andreas Kluge
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Intro 40 Jahre ECM und 25 Jahre ECM New Series Das Prinzip Neugier bedeutet, in Musik verwandelt, Offenheit nach vielen Seiten. Als vor 25 Jahren Arvo Pärts „Tabula Rasa“ erschien, war es genau diese ästhetische Freiheit, die das Label ECM New Series schon mit dem ersten Geniestreich profilierte. Denn tonales, spirituelles Komponieren entsprach damals nicht dem auf Fortschritt gepolten Zeitgeist. Produzent Manfred Eicher, der bereits auf 15 Jahre Erfahrung mit seinem wegweisenden Jazz-Label ECM zurückgreifen konnte, ließ sich jedoch nicht beirren und folgte seinem Gespür für musikalische Intensität. Er nahm Musiker wie den Geiger Gidon Kremer unter Vertrag, entdeckte osteuropäische und kaukasische Klangsphären von György Kurtág bis Sofia Gubaidulina für die Klassikwelt, konzipierte Welterfolge wie „Officium“, schuf Raum sowohl für Alte Musik etwa eines Perotins wie auch für die progressive Moderne à la Heinz Holliger und initiierte darüber hinaus preisgekrönte Einspielungen wie András Schiffs Beethoven-Sonaten-Zyklus. ECM New Series wurde zum Trendsetter des Außergewöhnlichen und zum Garanten für eine Musik, die sich nicht an Klischees der Darstellung, sondern an der Faszination des Unerhörten orientiert. In diesem Sommer feiert das Label ein Vierteljahrhundert künstlerische Kontinuität mit Aufnahmen von Thomas Zehetmair und Valentin Silvestrov, András Schiff und Carolin Widmann, Kim Kashkashian und Rolf Lislevand. Die Geschichte geht weiter, mit bewegender Musik – und mehreren Geschichten zu den ECMJubiläen in unserem Schwesterheft „JazzEcho“. www.jazzecho.de • www.ecm40.de
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Foto: Marek Vogel / ECM
Manfred Eicher
Jubiläumsboxen Das Jahr der Superjubiläen wird auch im Herbst nicht langweilig: Das älteste und erfolgreichste Klassiklabel feiert 111. Geburtstag. Die Feierlichkeiten beginnen am 10. September, wenn unter www.deutsche-grammophon-111.de 111 Tage lang jeden Tag ein neuer exklusiver Preis verlost wird – von Fanartikeln, über limitierte Editionen bis zu wertvollen Überraschungen. Parallel erscheinen drei beeindruckende Sondereditionen: Die 6-CDEdition „111 Klassik-Hits“ präsentiert 111 bahnbrechende Klassikaufnahmen aus dem Katalog der Deutschen Grammophon. Mit dabei: aktuelle Künstler wie Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko und Rolando Villazón und natürlich Legenden wie Herbert von Karajan, Vladimir Horowitz, Wilhelm Furtwängler und Enrico Caruso. Wem das nicht reicht, der darf sich auf „111 Meisterwerke“ freuen, mit 111 legendären Komplettaufnahmen auf 55 CDs und 150 Seiten Hintergrundinformationen im Booklet. Mit dabei: Claudio Abbado, Magdalena Kožená, Dietrich Fischer-Dieskau, Fritz Wunderlich und viele andere. Und damit die Ohren nicht alleine feiern müssen, wird das Jubiläum auch mit einer DVD-Box gebührend gewürdigt: Auf 11 DVDs sind legendäre Film- und Bühnenproduktionen versammelt, von „The Making of West Side Story“ (Karajan), über „Mozart Violin Concertos“ (Mutter) und „Don Giovanni“ (Furtwängler), bis zu „La traviata“ (Netrebko/Villazón). www.deutsche-grammophon-111.de
Deutsche Grammophon dominiert den ECHO Klassik 2009 Die Deutsche Phono-Akademie hat die diesjährigen Preisträger für die renommierten ECHO Klassik-Auszeichnungen bekannt gegeben, einen der angesehensten Preise auf dem Gebiet der klassischen Musik. Dabei triumphierten in sieben der wichtigsten Kategorien Deutsche Grammophon-Künstler: Pierre-Laurent Aimard, Elīna Garanča, Daniel Hope, Lang Lang, Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko, René Pape und Rolando Villazón. Und Tenorlegende Plácido Domingo, dessen enge Verbindung zum Gelblabel seit mehr als 30 Jahren besteht, erhält einen ECHO Klassik für sein Lebenswerk. Die Preise werden im Rahmen der 16. jährlichen Preisverleihung des ECHO Klassik überreicht, die am 18. Oktober in der Dresdner Semperoper stattfindet und am selben Abend vom Zweiten Deutschen Fernsehen zeitversetzt übertragen wird. Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnern!
Sängerin des Jahres Elīna Garanča Bel Canto Deutsche Grammophon CD 477 7460 Instrumentalistin des Jahres (Geige) Anne-Sophie Mutter Bach & Gubaidulina – Violin Concertos Deutsche Grammophon CD 477 7450 Operneinspielung des Jahres (19. Jahrhundert) Anna Netrebko und Rolando Villazón Puccini – La bohème Deutsche Grammophon 2 CDs 477 6600 Einspielung des Jahres Opernarien oder -duette René Pape Gods, Kings & Demons Deutsche Grammophon CD 477 6408 Konzerteinspielung des Jahres (Musik des 18. Jahrhunderts) Daniel Hope Vivaldi – Violin Concertos Deutsche Grammophon CD 477 7463
Konzerteinspielung des Jahres:
L ang Lang
Konzerteinspielung des Jahres (Musik des 19. Jahrhunderts) Lang Lang Chopin – The Piano Concertos Deutsche Grammophon CD 477 7449 Solistische Einspielung des Jahres (Musik des 20. & 21. Jahrhunderts) Pierre-Laurent Aimard Hommage à Messiaen Deutsche Grammophon CD 477 7452
Foto: Mat Hennek / DG
Ensemble des Jahres – Alte Musik Il Giardino Armonico Georg Friedrich Händel – 12 Concerti Grossi Decca CD 478 0319 Liedeinspielung des Jahres Renée Fleming Richard Strauss – Vier letzte Lieder Decca CD 478 1074 Auszeichnung in der Kategorie „Lebenswerk“ Plácido Domingo
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Titel Johann Sebastian Bach, die Oboe und die menschliche Stimme Neben seiner Oboe hat Albrecht Mayer zwei große musikalische Leidenschaften: Die Musik Johann Sebastian Bachs und den Gesang der menschlichen Stimme. Sein neues Album gab dem weltweit hochgelobten deutschen Oboisten nun endlich die Gelegenheit, alle diese Aspekte der Musik in einem Aufnahmeprojekt miteinander zu vereinen.
Außergewöhnliche Albumkonzepte sind schon immer seine Sache gewesen. Auf der Suche nach stimmigem, form- und klangschönem neuem Repertoire für die Oboe und ihre Schwesterinstrumente, die Oboe d’amore und das Englischhorn, hat Albrecht Mayer mit großem Erfolg bereits Musik von Bach, Mozart, Händel und Vivaldi adaptiert. Auf seiner neuen CD beschäftigt er sich jetzt mit der Sakralmusik Johann Sebastian Bachs. Der Clou dabei: Zum ersten Mal haben Mayer und sein Arrangeur Andreas Tarkmann nicht nur Material, das im Original für die menschliche Stimme komponiert wurde, adaptiert, sondern auch ein direktes Zusammenwirken der Oboe mit einem Chorensemble der historischen Aufführungspraxis, dem Trinity Baroque Choir, arrangiert! Aus verschiedenen Kantaten und Chorälen haben Mayer und Tarkmann drei neue Oboenkonzerte sowie einen harmonisch in sich geschlossenen Choralzyklus destilliert. Eine Vorgehensweise, die so ähnlich auch von Bach selbst praktiziert worden ist, der einzelne Melodien und Motive in immer wieder neuen Zusammenhängen verwendet hat. Und diese Praxis geht in der Musik viel weiter, als allgemein bekannt ist, wie Albrecht Mayer erklärt: „Auch die gefeierten BachRekonstruktionen des 20. Jahrhunderts sind größtenteils nichts anderes als Adaptionen und Neuarrangements“, betont er emphatisch. „Etwa das berühmte Doppelkonzert BWV 1060! Heute kennt man das Werk wie selbstverständlich als Konzert für Violine, Oboe und Streicher. In Wirklichkeit aber besitzen wir nur eine Version für zwei Cembali und wissen, dass dies eine von Bach selbst stammende Bearbeitung eines anderen Werkes ist. Lediglich aus der Themenbehandlung und aus der motivischen Arbeit in den beiden Solostimmen konnte geschlossen werden, dass die eine höchstwahrscheinlich ein Streichinstrument ist und die andere Stimme unweigerlich die Oboe sein muss. Bei den drei Konzerten, die wir neu arrangiert haben, haben wir also nicht viel anderes gemacht, als was vor fünfzig Jahren getan worden ist, um zu diesen Rekonstruktionen zu gelangen.” Wie man aus einer Kantate ein Oboenkonzert macht, lässt sich exemplarisch anhand des neuen Oboe d’amore-Konzerts erklären, das aus der Kantate „Non sa che sia dolore“ BWV 209 gewonnen wurde: Die Kantate beginnt mit einem Instrumentalsatz, einer Sinfo-
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nia, deren im Original für Flöte gesetzter Solopart für die Oboe d’amore transkribiert wurde. Es folgen abwechselnd zwei Rezitative, die weggelassen wurden, und zwei Sopranarien, die jetzt die Sätze zwei und drei des neuen Konzerts bilden. „Natürlich ging es uns niemals darum, Bachs fantastische Kantaten in ihrer Originalgestalt zu verbessern“, betont Albrecht Mayer: „Es versteht sich von selbst, dass wir davon weit entfernt sind. Wir haben uns vielmehr einfach die Freude gemacht, zu ergründen, in welchen Werken die Oboe die Solostimme übernehmen könnte. Oder, im Fall der Choräle, wo der Solopart natürlich beim Chor verbleibt, die Oboe eine begleitende Solostimme spielen oder die Solostimme verzieren kann.“ Neben den drei Konzerten haben neun einzelne Choräle Eingang auf der CD gefunden, die nun einen eigenen Zyklus bilden. Einige dieser Choräle musiziert Albrecht Mayer mit Chor und Orchester, andere erklingen fast a cappella, dann ist neben dem Chor nur seine Oboe zu hören. „Das wird viele an das berühmte Album ‚Officium‘ erinnern, auf dem der Saxophonist Jan Garbarek frei zu Alter Vokalmusik, gesungen vom Hilliard Ensemble, improvisierte.“ Dazu besteht bei Albrecht Mayer allerdings ein gewichtiger Unterschied: „Improvisation betreibe ich nur insoweit, als dass ich eine Stimme im barocken, historisch definierten Sinne verziere“, stellt der Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker klar, der darin auch die Erfüllung von Bachs Intentionen sieht. Schließlich war Bach neben Vivaldi derjenige Barockkomponist, der, im Gegensatz zur damals gängigen Praxis, jede noch so kleine Verzierung auskomponiert und damit vorgeschrieben hat. Harald Reiter www.albrecht-mayer.de
Bach – Werke für Oboe und Chor Decca CD 478 2045 Special Edition CD & DVD 478 2043
Albrecht Mayer, Oboe Trinity Baroque Choir The English Concert Veröffentlichung: 18. September
Foto: Mat Hennek / Decca
Bach-Bewahrer:
A lbrecht M ay er
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Titel
Das Holz singt Measha Brueggergosman
Dass die Oboe der menschlichen Stimme so nahekommen kann wie kein anderes Instrument, ist fast schon eine Binsenweisheit. Dass es aber auch in der Ausführung und in der Herangehensweise enorme Parallelen zwischen den beiden Disziplinen gibt, enthüllt Albrecht Mayer im KlassikAkzente-Interview mit der Sopranistin Measha Brueggergosman. Measha Brueggergosman: Ich denke ja, dass Singen viel leichter ist als Oboespielen. Und du hast bereits beides exzellent gemacht … Albrecht Mayer: Na ja, ich fürchte, von „beides exzellent gemacht“ kann nicht wirklich die Rede sein. Als ich anfing, Gesang zu stu dieren, da hatte ich die Hoffnung, eines Tages Tenor zu werden. Aber meine Stimme ist dafür zu fragil. Als Student war ich an manchen Tagen sehr gut, aber oft auch das genaue Gegenteil. Nur in meinen Träumen habe ich eine so robuste Stimme, wie sie zum Beispiel das Genie Fritz Wunderlich hatte. Ich hätte also, ohne je über die Stränge schlagen zu können, leben müssen, um überhaupt eine Chance zu haben. Insofern bin ich mit meiner Oboe sehr glücklich. Zumal da im besten Fall, wenn man ein bisschen lernt, seinen Körper wie ein Sänger einzusetzen, das Oboenspiel so etwas wie die Extension des Singens ist. Brueggergosman: Dann lass’ uns über den Klang der Oboe im Verhältnis zur menschlichen Stimme sprechen. Wie schafft man es, auf der Oboe zu klingen wie ein Mensch, der singt? Mayer: Die meisten Instrumentalisten sprechen zwar darüber, „so zu spielen, wie man singt“, man hört das ständig, aber in der Ausbildung wird leider viel zu selten gelehrt, worauf es dabei ankommt. Wie atmet ein Sänger? Wie benutzt er seine Stimmbänder? Was hat es mit der Stellung des Kehlkopfs auf sich? Mit den Resonanzräumen des Körpers? Ein Bläser lernt das nicht. Nie. Das läuft mehr nach dem Motto: Nimm dein Instrument, blas rein, fertig, bumm, aus. Aber genau das – als Instrumentalist zu lernen, die Stimme zu benutzen –, das macht den entscheidenden Unterschied aus. Brueggergosman: Du hast diese Prinzipien also als Sänger entdeckt und dann auf die Oboe angewendet … Mayer: Ja. Ein Beispiel: „Coperto“, ein Begriff aus dem Belcanto, der „gedecktes Singen“ meint. Das kann man auf der Oboe auch machen. Damit verändert sich der Klang in der Höhe, der normalerweise sehr spitz ist, ungemein. Hohe Töne klingen viel runder, weil man Resonanzräume schafft, die vorher nicht da waren. Aber so etwas kann man nur machen, wenn man es als Sänger gelernt hat. Brueggergosman: Dein neues Album widmet sich erneut der Musik Johann Sebastian Bachs, in dessen Werken es häufig eine starke Verbindung von Gesang und Oboe gibt. Mayer: Bach hat die Oboe sehr geliebt und ständig eingesetzt,
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auch die Oboe d’amore und sogar das Englischhorn. Das waren seine Lieblingsinstrumente neben dem Cembalo. Und in fast allen 224 Kantaten gibt es Oboensoli. Oft fängt die Oboe an, eine Arie zu gestalten, dann erst kommt die Solostimme. Und ich habe insgeheim immer gedacht: Mensch, diese Stimme will ich spielen! Als ich dann mit meinem Arrangeur Andreas Tarkmann versucht habe, Übertragungen zu machen, haben wir schnell gemerkt, dass es perfekt funktioniert. Brueggergosman: Diese Transkriptionen klingen überhaupt nicht gewollt ... Mayer: Nein, es sollte klingen wie für die Oboe gemacht. Was wahrscheinlich auch deshalb möglich ist, weil Bach selbst immer wieder seine Kompositionen und Melodien in allen möglichen Varianten eingesetzt hat. Und wir mussten nirgends etwas Substanzielles verändern. Unser Ziel war es stets, ganz behutsam mit Bachs erhabenen Meisterwerken umzugehen. Brueggergosman: Der Clou hier ist natürlich der Chor. Im Zusammenspiel mit der menschlichen Stimme hast du auf deinen CDs bisher noch nicht agiert. Mayer: Ich wollte das schon immer tun, und hier hat es jetzt einfach gepasst. Bach selbst hat in seinem Choralwerk öfters die Oboe mit einem Chor gepaart, oder ihr die Rolle des „Cantus firmus“, also einer feststehenden Melodie, die dann begleitend umspielt wird, zugewiesen. In der Kombination mit dem English Chamber Orchestra hat sich die englische Chorformation Trinity Baroque als perfekt für das erwiesen, was wir vorhatten. Der Chor ist ganz schlank besetzt, mit zwei Sängern pro Stimme fast schon solistisch. Es gibt auch Passagen, wo wir ganz auf das Orchester verzichtet haben und nur der Chor und die Oboe zu hören sind. Wichtig war, dass wir es geschafft haben, jede Art von „Wettbewerb“ zwischen Chor und Oboe zu vermeiden. Wir wollten kein gegenseitiges Übertönen, kein Ringen um die musikalische Vorherrschaft, sondern einen Dialog. www.measha-brueggergosman.de
TV-Tipp: Ab September moderiert Measha Brueggergosman regelmäßig die Sendung „arte-lounge“. Zu den ersten Gästen zählen Daniel Hope und Albrecht Mayer. Termine: www.arte-lounge.com
Studierte Gesang:
Fotos: Mat Hennek / Decca, Paul Elledge / DG
Al brecht Mayer
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Trouvaillen des Verismo:
Foto: Andrew Eccles / Decca
Ren ĂŠ e F l e m i n g
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Verismo Decca CD 478 1533 Renée Fleming, Sopran Coro e Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi Dirigent: Marco Armiliato Veröffentlichung: 18.September
Cover lag bei Drucklegung noch nicht vor.
Richard Strauss Der Rosenkavalier Decca DVD 074 3340 Blu-ray 074 3343 Renée Fleming, Sopran • Diana Damrau, Sopran Sophie Koch, Mezzosopran • Franz Hawlata, Bass Jonas Kaufmann, Tenor • Münchner Philharmoniker Veröffentlichung: 18.September
Leidenschaft und Drama Die amerikanische Sopranistin Renée Fleming stürzt sich in das Abenteuer Verismo und entdeckt dabei Erstaunliches. Mit ihrem Album „Homage – The Age of the Diva“ hatte es sich bereits angekündigt: Renée Fleming ist – zumindest auf CD und in ihren Opernrollen – die geborene Diva. Waren es auf „Homage“ noch Cileas Adriana und Puccinis Tosca, Korngolds Heliane und Massenets Cléo pâtre, so heißen die Heldinnen ihres neuen Albums Lodoletta, Zaza, Gloria und Iris … Nicht unbedingt Namen, die jedem Opernfreund geläufig sind. Es sei denn, er ist ein ausgewie sener Spezialist und Liebhaber jener aufregenden Epoche italie nischer Bühnenwerke, die man gemeinhin unter dem Titel Veris mo zusammenfasst und deren Definition in etwa so lautet: Ab geleitet vom Italienischen „wahr“ ist der Verismo eine seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert in der italienischen Kunst, Litera tur und Musik vorherrschende Strömung, die dem deutschen Naturalismus sehr verwandt ist. Den Künstlern geht es hierbei vor allem um ein getreues Abbild der Wirklichkeit menschlichen Lebens, vor allem in dessen Schicksalhaftigkeit. Die Meister der sogenannten „giovane scuo la“, der jungen Schule, wie etwa
Leoncavallo, Mascagni, Cilea, Zandonai und Giordano waren in ihren Kompositionen bemüht, sich inhaltlich klar und deutlich von ihren Vorgängern abzugren zen, deren Hauptthemen sich um klassische Figuren oder hö fisches Leben drehten. Die Ge stalten des Verismo sind un glückliche Damen des Adels ebenso wie Kurtisanen, orienta lische Schönheiten oder MusicHall-Sängerinnen und Fabrikar beiterinnen. Mascagnis „Cavalleria rusti cana“ und Leoncavallos „Pagli acci“ (Letzteres im Übrigen nach einer wahren Episode!) sind die bekanntesten, ja die Paradebei spiele für den italienischen Verismo. Und wer sich einmal den schmachtenden Melodien und herzzerreißenden Arien, Duetten und Ensembles hingegeben hat, wird sich ihrem Zauber und ihrer Verführungskraft nur schwerlich wieder entziehen können. Kurz und schmerzvoll sind sie in der Regel, die Opern des Verismo. Und wer sie singt, muss mehr tun als „nur“ zu singen – er muss den Schmerz, das Leid, die un erfüllten Sehnsüchte und die tra gischen Verstrickungen ihrer Heldinnen nachempfinden, qua
si das Drama in die Nähe des wirklichen Lebens rücken. Nur so kann es uns heute noch be rühren, nur so ist es bei aller Melodienseligkeit große Kunst. Renée Fleming hat das ge wisse Etwas in Stimme und Persönlichkeit, mit dem sie ge nau diese musikalische NachSchöpfung als einen zu Herzen gehenden Akt präsentiert. Ob Schwester Angelikas berüh rende Klage um das tote Kind, ob Fedoras halluzinatorische Vorahnung ihres eigenen Todes – der amerikanische Superstar leiht dieser Musik den Schmelz und die leidenschaftliche Süße seines wunderbaren Timbres. Und auch wenn es ans Sterben geht, wie in der hier erstmals in der originalen Fassung vorge stellten Schlussszene aus Puc cinis „Manon Lescaut“ – „Sola, perduta, abbandonata“ –, ist es die hohe Kunst der Charakteri sierung, die Renée Fleming hier ebenso gekonnt und wohl do siert einzusetzen weiß wie auf ihren anderen Alben zuvor – seien es nun die Diven des Bel canto oder diejenigen des Ba rock – oder aber die großen Frauengestalten aus der Feder Richard Strauss’.
Das neue Album „Verismo“ ist eine beeindruckende Samm lung von bekannten und weniger geläufigen Kostbarkeiten dieser musikalischen Epoche – jedes einzelne Stück davon eine Trou vaille und wert, mit besonderer Aufmerksamkeit angehört, ge nossen zu werden. Das Spek trum der hier vorgestellten Aus schnitte reicht von Catalanis „La Wally“ (berühmt wurde das „Ebben! Andró lontano“ durch den französischen Kino-Kult klassiker „Diva“) aus dem Jahre 1892 bis zu Puccinis unvollen deter letzter Oper „Turandot“ aus dem Jahre 1926, mit wel cher der Komponist bereits weit über den Verismo hinaus auf die Musik der Zweiten Wiener Schule verwies. Und wenn – wie in dem hinreißenden Duett „Bevo al tuo fresco sorriso“ aus Puccinis „La rondine“ – sich „Deutschlands schönste Stim me“, Jonas Kaufmann, mit der jenigen von „Americas beautiful voice“ mischt, bleiben nun wirk lich keine Wünsche mehr offen. Andreas Kluge www.renee-fleming.de
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Busoni • Berg • Hindemith • Křenek Schulhoff • Weill u.a. Bewegte Zeiten – Neue Musik in der Weimarer Republik 1919–1933 Deutsche Grammophon 2 CDs 480 2471 Verschiedene Interpreten, Orchester und Dirigenten
Neue Musik neu entdecken Anlässlich der Feierlichkeiten zum 90. Bauhaus-Jubiläum zeichnet eine neue CD den faszinierenden Neuanfang nach, den die deutsche Musikkultur während der „Bewegten Zeiten“ der Weimarer Republik durchmachte. Nach den schweren Jahren des Ersten Weltkriegs waren zu Be ginn der neuen Republik viele Menschen in Deutschland orien tierungs- und illusionslos. Alte Regeln hatten ihren Sinn verlo ren, nichts schien mehr sicher. Gleichzeitig gab dies Raum für neue Möglichkeiten: Es konnte frei experimentiert werden, es wurde nach neuen Regeln und Zielen gesucht, als könne man ganz neu beginnen und aus dem Nichts schöpfen. Walter Gropius, der Begründer des Bauhauses, formulierte: „Diese ungeheuer interessante, ideen geschwängerte Zeit ist reif dafür zu etwas positiv Neuem zusam mengehämmert zu werden.“ Im 1920 neu zusammenge fassten Groß-Berlin, mit seinen fast 4 Millionen Einwohnern da mals eine der größten Städte der Welt, fanden viele der aufre genden musikalischen Neue rungen einen Wirkungsort, ein geleitet und gefördert vor allem durch die kulturpolitischen Maß
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nahmen von Leo Kestenberg, der ab 1919 Referent für musi kalische Angelegenheiten im Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volks bildung wurde. So fanden sich viele der heute bekanntesten Kompo nisten der Neuen Musik wie Arnold Schönberg, Paul Hinde mith, Ernst Křenek oder Kurt Weill in den 20er Jahren in Berlin ein. Aber auch heute weniger bekannte oder nahezu verges sene Komponisten wie etwa die aus dem Osten zugewanderten Heinz Tiessen, Emil Bohnke und Eduard Erdmann sind auf dieser CD wieder zu entdecken. Weniger dogmatisch ausge richtet oder stur linear voran schreitend, ergibt sich so ein dif ferenzierteres und äußerst facet tenreiches Bild der Entwicklung der Neuen Musik zu Zeiten der Weimarer Republik, bis diese mit der Machtergreifung der Natio nalsozialisten ein schreckliches Ende nahm.
Von Ferruccio Busoni bis zu seinem Schüler Kurt Weill, von Franz Schreker bis zu seinem zeitweiligen Schüler Ernst Kře nek, von Heinz Tiessen bis zu seinem Kompositionsschüler Eduard Erdmann, von Alexander von Zemlinsky, über Arnold Schönberg bis zu Alban Berg sind auf dieser CD verschiedene Richtungen vertreten, die dann auch nicht in jedem Falle geradlinig sich von Lehrer zu Schüler fortsetzen und zudem mit Bohnke, Kempff, Hindemith und Schulhoff wieder ganz an dere „Kontrapunkte“ finden. Die Aufnahmen sind von erstklassigen Interpreten eingespielt, darunter die Berliner Symphoniker und das Royal Concertgebouw, die Dirigenten Sinopoli, Karajan und Gardiner, das Hagen Quartett sowie die Solisten Kim Kashkashian, Anne Sofie von Otter und Dietrich Fischer-Dieskau. Jörgen Torp www.die-moderne-hoeren.de
Modell Bauhaus – die Ausstellung Martin-Gropius-Bau Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin 22. Juli bis 4. Oktober 2009 Täglich 10–20 Uhr Information und Buchung: (01805) 999 62 37 70 besucher@ modell-bauhaus.de
Bild: Ludwig Mies van der Rohe © VG Bild-Kunst
Magazin
Joseph Haydn Die Opern Decca 20 CDs 478 1776 Elly Ameling, Sopran • Ileana Cotrubas, Sopran Jessye Norman, Sopran • Luigi Alva, Tenor Renato Bruson, Bariton u.a. Orchestre de Chambre de Lausanne Dirigent: Antal Doráti Wolfgang Amadeus Mozart Sämtliche Opern Decca 44 CDs 478 1600 Kiri Te Kanawa, Sopran • Montserrat Caballé, Sopran • Edita Gruberova, Sopran • Hermann Prey, Bariton • Thomas Allen, Bariton • Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton u.a. • MozarteumOrchester Salzburg • Staatskapelle Dresden u.a. Dirigenten: Davis • Hager • Marriner u.a. Giuseppe Verdi Große Opern aus der Scala Deutsche Grammophon 21 CDs 477 8121 Mirella Freni, Sopran • Shirley Verrett, Sopran Placido Domingo, Tenor • José Carreras, Tenor u.a. Orchestra del Teatro alla Scala Dirigenten: Claudio Abbado Rafael Kubelik • Tullio Serafin u.a.
Bigger is better Ein Plädoyer für die Box – dieses gilt unter Umständen, die zumeist nur die traditionellen Klassikfirmen bieten können. Wenn nicht nur der Preis stimmt, sondern auch die Qualität. Die klassische Musik ist ein weites, weites Feld, dessen Er schließung Materialfülle und rei che Belohnung für ein ganzes Leben bereithält. Man wächst damit. Werke wie Beethovens „Mondschein-Sonate“ und sein letztes Streichquartett op. 135 erschließen sich dem Entde ckungsreisenden in Sachen Klassik nur selten im selben Lebensabschnitt. Deshalb ist es im Prinzip eine sehr gute Sa che, wenn man den Kosmos der klassischen Musik möglichst komplett verfügbar hat. Dagegen sprachen lange ganz konkrete Argumente wie hohe Kosten oder der Platzbe darf. Dann begannen einige
Zweitverwerter mit bezahlbaren Preisen und platzsparenden Ver packungen für Kompletteditio nen – denen es allerdings oft an Qualität mangelte. Mittlerweile aber haben sich die traditionellen Plattenfirmen das Prinzip zu ei gen gemacht – und verwerten die großen klassischen Aufnah mezyklen der Vergangenheit auf diese Weise. Man bekommt heu te sämtliche Beethoven-Sym phonien zu Preisen zwischen 20 und 30 Euro. Und kann dabei auf Idealinterpreten wie Karajan, Klemperer oder Bernstein zu rückgreifen. Das ist fürwahr ein paradiesischer Zustand. Jüngste Beispiele für Boxen, bei denen Preis und Wert ein
fach passen, sind drei Veröffent lichungen, die die kommende Opernsaison bereichern: Bei Deutsche Grammophon er scheint die La Scala Edition, die neun legendäre Verdi-Aufnah men aus den Jahren 1961 bis 1981 auf 21 CDs zusammen fasst. Die Liste der Künstler um fasst fast alle prägenden Namen aus der goldenen Ära jenes Opernhauses, das Giuseppe Verdis künstlerische Heimat ge wesen ist: Mirella Freni, Renata Scotto, Carlo Bergonzi, Plácido Domingo, Claudio Abbado, Ra fael Kubelik. Von Decca kommen kom plette Editionen der Opern Wolf gang Amadeus Mozarts und
Joseph Haydns. Die starge spickte, 44 CDs umfassende Mozart-Ausgabe erscheint als limitierte Edition, die nur ein ein ziges Mal gefertigt wird. Das Opernwerk Joseph Haydns, das noch seiner Wiederentdeckung durch das breite Publikum harrt, ist nie wieder so profund erar beitet worden wie von Antal Doráti, jenem Dirigenten, der mit seiner Weltersteinspielung sämt licher Haydn-Symphonien (ebenfalls als preiswerte Box erhält lich) bis heute die stilbildende Instanz in Sachen Haydn dar stellt. Harald Reiter www.klassik-editionen.de
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Magazin XVI Reflections on Classical Music Point Music/Decca CD 480 2220 Lawrence • Hauschka • Noto & Sakamoto GAS • Tristano • Glass • Murcof • slowcream Richter • Haines • Bryars u.a.
New Romantics „XVI Reflections on Classical Music“ bietet einen überraschenden Querschnitt durch ein junges musikalisches Genre, das in dem Spannungsfeld zwischen elektronischer und klassischer Musik entsteht. Abseits von künstlichern Crossover-Projekten verbinden hier Künstler auf ganz organische Weise zwei vermeintlich gegensätzliche Welten.
Foto: Hans Jörg Michel
Erstklassig oder klassisch? Postseriell oder Post-Techno? Ernste Musik oder nur Unterhal tung? Und für wen außer der GEMA macht das eigentlich noch einen Unterschied? Je denfalls nicht für das unvorein genommene Ohr. Der Musiker und Labelbetreiber Martin „Me“ Raabenstein von nonine recor dings bleibt uns den klingenden Beweis nicht schuldig: Auf der Compilation „XVI Reflections on Classical Music“ lässt er 16 Komponisten auftreten, deren Musik zwischen experimenteller Elektronik und den Klang welten der klassischen Musik oszilliert. Manche, wie Philip Glass, Gavin Bryars oder der Techno-DJ Wolfgang Voigt (GAS), die in Raabensteins Kon
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zept für die Grundlagenarbeit stehen, haben ihrerseits bereits den Status von Klassikern. Andere, wie der Komponist und Musiker Greg Haines, befin den sich auf dem besten Weg dorthin. Der Brite vertritt eine junge Generation, deren Ansatz sich ganz selbstverständlich zwischen klassischer Komposition und digitaler Klangmani pulation bewegt: „Wenn ich hier mein Cello habe“, führt er aus, „und dort meinen Laptop, dann ist ihr Einsatz eine Frage der Verfügbarkeit und der Intuition – nicht von akademischen Überle gungen.“ Und so wie er halten es auch Künstler wie Murcof, Francesco Tristano sowie die mit exklusiven Beiträgen vertretenen Lawrence, Hauschka und Slow
cream, wobei sich hinter Letzte rem Raabenstein selbst verbirgt. Auf seinem Radar haben diese unkonventionellen Ansätze eine kritische Masse erreicht. Er spricht von einer Bewegung, die noch keinen Namen hat, von einem Crossover, das nach äs thetischen, nicht marktstrategischen Gesichtspunkten ope riert, von einer leisen Revolution: „Sie sind nicht die Beatles und nicht die Sex Pistols. Sie trom meln auch nicht an die Tore von Konzert- und Opernhäusern und wollen rein. Darum geht es nicht.“ Sondern um ein musika lisches Feld, das sich in der Zu sammenstellung von den umlie genden Gebieten abhebt, nicht Ambient ist, nicht Neue Musik, nicht Filmmusik oder Chill-out,
sondern eine stille Zwischen strömung, für deren Beschrei bung ihr Entdecker auf einen alten Bekannten zurückgreift: „Alle Musik auf dieser Compilation ist mehr oder weniger ro mantische Musik – ein Wort, das viele Leute aus der Neuen Musik wirklich hassen. Denn es ist das genaue Gegenteil von Stock hausen: Es gibt Rhythmus, Pa thos und melodische Teile.“ Und spannende Experimente mit Stimmen, präparierten Klavieren und algorithmischen Brechungen – eine freundliche, fordernde Einladung an das unbefan gene Ohr, über die Klassik zu re flektieren. Eric Mandel www.xvi-reflections.com
Klassik und Moderne:
A lva Noto (re.) und Ry u ichi Sakam oto (li.) – hier mit Ensemble Modern
Register Alle Neuerscheinungen von
Juni bis September 2009
Einzelveröffentlichungen Giovanni Battista Pergolesi Stabat Mater Archiv Produktion CD 477 8077 Rachel Harnisch, Sopran • Julia Kleiter, Sopran • Sara Mingardo, Mezzosopran • Dirigent: Claudio Abbado Veröffentlichung: 21. August
Giacomo Puccini Puccini ritrovato Deutsche Grammophon CD 477 7455 Violeta Urmana, Sopran • Plácido Domingo, Tenor Wiener Philharmoniker • Dirigent: Alberto Veronesi
Giuseppe Verdi Große Opern aus der Scala Deutsche Grammophon 21 CDs 477 8121 Freni, Sopran • Verrett, Sopran • Domingo, Tenor • Carreras, Tenor u.a. Coro e Orchestra del Teatro alla Scala • Dirigenten: Abbado • Kubelik u.a.
Joseph Haydn Die Opern Decca 20 CDs 478 1776 Ameling, Sopran • Cotrubas, Sopran • Norman, Sopran • Alva, Tenor u.a. Orchestre de Chambre de Lausanne • Dirigent: Antal Doráti
Der kleine Hörsaal Das Klavier mit Pierre-Laurent Aimard Deutsche Grammophon CD 480 2467 Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Verismo Decca CD 478 1533 Renée Fleming, Sopran • Coro e Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi • Dirigent: Marco Armiliato Veröffentlichung: 18.September
Veröffentlichung: September
Debussy • Ravel Debussy & Ravel: Music For Two Pianos Decca CD 478 1090 Vladimir Ashkenazy • Vovka Ashkenazy, Klavier Veröffentlichung: 14. August
Georg Friedrich Händel: Serse (GA) Deutsche Grammophon 3 CDs 477 8339 Lucia Popp, Sopran • Maureen Forrester, Alt u.a. • Wiener Akademiechor Orchester des Österreichischen Rundfunks • Dirigent: Brian Priestman
Sommernachtskonzert Schönbrunn 2009 Deutsche Grammophon CD 476 3475 Wiener Philharmoniker Dirigent: Daniel Barenboim
XVI Reflections on Classical Music Point Music/Decca CD 480 2220 Lawrence • Hauschka • Noto & Sakamoto • GAS • Tristano • Glass Murcof • slowcream • Richter • Haines • Bryars u.a.
Gottfried Benn: Lyrik & Jazz – Gedichte von Gottfried Benn Philips CD 179 6620 Musik: Jay Jay Johnson • Kai Winding • Dave Brubeck Sprecher: Gert Westphal
Air – Baroque Violin Deutsche Grammophon CD 477 8094 Daniel Hope, Violine
Busoni • Berg • Hindemith • Křenek • Schulhoff • Weill u.a. Bewegte Zeiten – Neue Musik in der Weimarer Republik 1919–1933 Deutsche Grammophon 2 CDs 480 2471 Verschiedene Interpreten, Orchester und Dirigenten
Vincenzo Bellini Norma (GA) Deutsche Grammophon 2 CDs 477 8186 Beverly Sills, Sopran • Shirley Verrett, Mezzosopran Enrico di Giuseppe, Tenor • Dirigent: James Levine
Gaetano Donizetti Lucia di Lammermoor (GA) Decca 2 CDs 478 1513 Joan Sutherland, Sopran • Luciano Pavarotti, Tenor Dirigent: Richard Bonynge
Ludwig van Beethoven Fidelio (GA) Decca 2 CDs 478 0323 Birgit Nilsson, Sopran • James McCracken, Tenor • Hermann Prey, Bariton • Dirigent: Lorin Maazel
Cristina Branco Kronos Universal CD 480 1996 Cristina Branco, Gesang u.a.
Wolfgang Amadeus Mozart Così fan tutte (GA) Decca 3 CDs 478 0329 Karita Mattila, Sopran • Anne Sofie von Otter, Mezzosopran • Francisco Araiza, Tenor • Thomas Allen, Bariton • Dirigent: Sir Neville Marriner
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzerte 5–27 Decca 10 CDs 480 2599 Alfred Brendel, Klavier • Imogen Cooper, Klavier (Nr. 7 & 10) Academy of St Martin in the Fields • Dirigent: Sir Neville Marriner
Wolfgang Amadeus Mozart Sämtliche Opern Decca 44 CDs 478 1600 Kiri Te Kanawa, Sopran • Montserrat Caballé, Sopran Hermann Prey, Bariton • Dirigenten: Davis • Hager • Marriner u.a.
Felix Mendelssohn Discoveries Decca CD 478 1525 Roberto Prosseda, Klavier • Gewandhausorchester Leipzig Dirigent: Riccardo Chailly Veröffentlichung: September
Bach – Werke für Oboe und Chor Decca CD 478 2045 Special Edition CD & DVD 478 2043 Albrecht Mayer, Oboe
Olivier Messiaen • Witold Lutosławski Decca Concerts: Messiaen & Lutosławski Deutsche Grammophon CD 478 1666 Myung-Whun Chung, Klavier
Gioacchino Rossini La donna del lago (GA) Decca 2 CDs 478 0326 June Anderson, Sopran • Martine Dupuy, Mezzosopran • Rockwell Blake, Tenor • Chris Merritt, Tenor • Dirigent: Riccardo Muti
Georg Friedrich Händel Arie italiane per basso Deutsche Grammophon CD 477 8361 Ildebrando d’Arcangelo, Bassbariton • Modo Antiquo Dirigent: Federico Maria Sardelli Veröffentlichung: 28. August
Chopin • Dvořák • Ravel • Smetana Klaviertrios Deutsche Grammophon CD 477 8191 D. Oistrach, Violine • L. Oborin, Klavier • S. Knushevitzky, Violoncello
Wolfgang Amadeus Mozart The Mozart Album Decca CD 478 1511 Danielle de Niese, Sopran • Orchestra of the Age of Enlightenment Dirigent: Sir Charles Mackerras Veröffentlichung: 14. August
Franz Liszt Études d’exécution transcendante Deutsche Grammophon CD 477 8362 Alice-Sara Ott, Klavier
Veröffentlichung: 18.September
Veröffentlichung: 18. September
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Register
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Bravo Pavarotti Decca DVD 074 3349 Luciano Pavarotti, Tenor Georg Friedrich Händel Partenope Decca DVD 074 3348 Andreas Scholl, Countertenor • Concerto Copenhagen Dirigent: Lars Ulrik Mortensen Veröffentlichung: 8. September
Guillaume de Machaut Art of Love Deutsche Grammophon CD 474 1952 Brad Mehldau • Natalie Merchant • Milton Nascimento • Madeleine Peyroux u.a. • Leitung: Robert Sadin
Blu-ray
Richard Strauss Capriccio (GA) Decca 2 CDs 478 0333 Kiri Te Kanawa, Sopran • Brigitte Fassbaender, Mezzosopran Olaf Bär, Bariton • Håkan Hagegård, Bariton • Dirigent: Ulf Schirmer
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Claudio Monteverdi L’incoronazione di Poppea (GA) Decca Blu-ray 074 3338 Danielle de Niese, Sopran • Orchestra of the Age of Enlightenment Dirigent: Emmanuelle Haïm Veröffentlichung: 3. September
Giuseppe Verdi The Verdi Album Decca 2 CDs 478 1497 Luciano Pavarotti, Tenor Dirigenten: Solti • Maazel • Muti u.a.
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Richard Strauss Der Rosenkavalier Decca Blu-ray 074 3343 Renée Fleming, Sopran • Diana Damrau, Sopran • Franz Hawlata, Bass Jonas Kaufmann, Tenor Veröffentlichung: 18. September
Beyond Decca CD 476 3356 Deluxe Edition CD 476 3382
Tina Turner, spoken message • Regula Curti, Gesang Dechen Shak-Dagsay, Gesang Wolfgang Amadeus Mozart Decca CD 478 1524 Mitsuko Uchida, Klavier The Cleveland Orchestra
Georg Friedrich Händel Partenope Decca Blu-ray 074 3347 Andreas Scholl, Countertenor • Concerto Copenhagen Dirigent: Lars Ulrik Mortensen Veröffentlichung: 8. September
Eloquence Veröffentlichung: 8. September
Die erfolgreiche Klassikserie reflektiert die ganze Welt der Klassik in überragenden Aufnahmen von Deutsche
Chopin • Scriabin • Liszt • Ligeti Sonaten und Etüden Deutsche Grammophon CD 477 8140 Yuja Wang, Klavier
DVD
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Grammophon, Decca und Philips. Bach • Mozart • Ravel • Strauss u.a. Also brass Zarathustra Koch CD 476 3404 Blechschaden – Blechbläser der Münchner Philharmoniker
Sommernachtskonzert Schönbrunn 2009 Deutsche Grammophon DVD 076 2733 Wiener Philharmoniker Dirigent: Daniel Barenboim
Johannes Brahms Symphonien Nr. 3 & 4 Deutsche Grammophon CD 480 2243 Radio-Symphonie-Orchester Stuttgart Dirigent: Sergiu Celibidache
Joseph Haydn Die Schöpfung Deutsche Grammophon DVD 073 4551 Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Dirigent: Leonard Bernstein
Ludwig van Beethoven Violinkonzert D-Dur op. 61 u.a. Decca CD 480 1746 Gidon Kremer, Violine • Academy of St Martin in the Fields u.a. Dirigenten: Marriner • Tschakarow
Claudio Monteverdi L’incoronazione di Poppea (GA) Decca DVD 074 3339 Danielle de Niese, Sopran • Orchestra of the Age of Enlightenment Dirigent: Emmanuelle Haïm Veröffentlichung: 3. September
Franz Liszt Klaviersonate h-Moll • Gnomenreigen • Funérailles u.a. Deutsche Grammophon CD 480 2354 Mikhail Pletnev, Klavier
Richard Strauss Der Rosenkavalier Decca DVD 074 3340 Renée Fleming, Sopran • Diana Damrau, Sopran • Franz Hawlata, Bass Jonas Kaufmann, Tenor Veröffentlichung: 18. September
Schumann • Mendelssohn • Brahms Dichterliebe – Lieder der Romantik Deutsche Grammophon CD 480 2221 Hermann Prey, Bariton • Leonard Hokanson, Klavier Karl Engel, Klavier
Giuseppe Verdi Falstaff Deutsche Grammophon DVD 073 4532 Mirella Freni, Sopran u.a. • Metropolitan Opera Regie: Franco Zeffirelli • Dirigent: James Levine
Mauro Giuliani • Fernando Carulli Gitarrenkonzerte Decca CD 480 1754 Pepe Romero, Gitarre • Academy of St Martin in the Fields Dirigenten: Marriner • Brown
Met Centennial Gala Decca DVD 073 4538 Joan Sutherland, Sopran • Plácido Domingo, Tenor Dirigent: James Levine Veröffentlichung: September
Richard Wagner Tannhäuser (QS) Deutsche Grammophon CD 480 2236 Studer, Sopran • Domingo, Tenor • Schmidt, Bariton u.a. Philharmonia Orchestra • Dirigent: Giuseppe Sinopoli
Engelbert Humperdinck Hänsel und Gretel Decca DVD 074 3361 London Philharmonic Orchestra Dirigent: Kazushi Ono
Felix Mendelssohn Best of Mendelssohn Deutsche Grammophon CD 480 2352 Milstein, Violine • Barenboim • Schiff, Klavier • Berliner Philharmoniker Wiener Philharmoniker u.a. • Dirigenten: Abbado • Karajan • Levine u.a.
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Weber • Gounod • Strauß Best of Walzer Deutsche Grammophon CD 480 2351 Berliner Philharmoniker • Wiener Philharmoniker u.a. Dirigenten: Karajan • Maazel u.a.
Wolfgang Amadeus Mozart Späte Symphonien Deutsche Grammophon 3 CDs 477 7925 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan
Bach • Bizet • Brahms • Gounod u.a. Best of Ave Maria Deutsche Grammophon CD 480 2353 Gheorghiu • Kožená, Sopran • Carreras • Pavarotti, Tenor u.a. Les Musiciens du Louvre u.a. • Dirigenten: Goebel • Minkowski u.a.
Robert Schumann Symphonien Nr. 1–4 Deutsche Grammophon 3 CDs 477 7932 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan
Audior Große Werke vom Mittelalter bis zur Romantik in zeit gemäßen Interpretationen und höchster Klangqualität. Felix Mendelssohn Symphonien Nr. 3 & 4 – Hebriden-Ouvertüre Philips CD 480 2429 Orchestra of the 18th Century Dirigent: Frans Brüggen Wolfgang Amadeus Mozart Messe c-Moll • Kyrie d-Moll Philips CD 480 2432 McNair, Sopran • Rolfe-Johnson, Tenor • Hauptmann, Bass • Monteverdi Choir • English Baroque Soloists • Dirigent: Sir John Eliot Gardiner Antonio Vivaldi Die vier Jahreszeiten – Violinkonzerte L’Oiseau-Lyre CD 480 2430 The Academy of Ancient Music • Dirigent: Christopher Hogwood Carl Philipp Emanuel Bach Flötenkonzerte • Oboenkonzert Archiv Produktion CD 480 2436 Stephen Preston, Flöte • Paul Goodwin, Oboe • The English Concert Dirigent: Trevor Pinnock John Dowland Songs of Love and Desire L’Oiseau-Lyre CD 480 2464 Consort of Musicke • Dirigent: Anthony Rooley
Karajan-Symphonien-Editionen Wiederauflage der legendären Boxen-Serie von 1990. Letztes Jahr als limitierte Komplettausgabe mit 38 CDs
Peter Iljitsch Tschaikowsky Symphonien Nr. 1–6 Deutsche Grammophon 4 CDs 477 7937 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan
Originals Mit ihren Höhepunkten der Aufnahmegeschichte aus den Archiven von Deutsche Grammophon, Decca und Philips ist diese Serie längst selbst schon ein Mythos geworden. Peter Iljitsch Tschaikowsky 4 Suiten für Orchester Decca CD 478 1708 New Philharmonia Orchestra Dirigent: Antal Doráti Christoph Willibald Gluck Iphigénie en Tauride (GA) Decca 2 CDs 478 1705 Colette Alliot-Lugaz, Sopran • Diana Montague, Mezzosopran John Aller, Tenor • Dirigent: Sir John Eliot Gardiner Leoš Janáček Věc Makropulos (GA) – Lachische Tänze Decca 2 CDs 478 1711 E. Söderström, Sopran • A. Czaková, Mezzosopran • P. Dvorský, Tenor Dirigenten: Sir Charles Mackerras • François Huybrechts Franz Schubert Winterreise, D 911 • Klaviersonate in C, D 840 Decca CD 478 1714 Peter Schreier, Tenor • Svjatoslav Richter, Klavier Giuseppe Verdi Nabucco (GA) Decca 2 CDs 478 1717 Elena Souliotis, Sopran • Dora Carral, Sopran • Bruno Prevedi, Tenor Dirigent: Lamberto Gardelli
erschienen, sind die Boxen nun wieder einzeln erhältlich. Ludwig van Beethoven Symphonien Nr. 1–9 Deutsche Grammophon 6 CDs 477 7578 Wiener Singverein • Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Johannes Brahms Symphonien Nr. 1–4 Deutsche Grammophon 3 CDs 477 7579 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Anton Bruckner Symphonien Nr. 1–9 Deutsche Grammophon 9 CDs 477 7580 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Joseph Haydn 6 Pariser Symphonien • 12 Londoner Symphonien Deutsche Grammophon 7 CDs 477 7917 Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan Felix Mendelssohn Symphonien Nr. 1–5 Deutsche Grammophon 3 CDs 477 7581 Chor der Deutschen Oper Berlin • Berliner Philharmoniker Dirigent: Herbert von Karajan
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Live Claudio Abbado
2./14./15./21./22.08. 1 Luzern (CH), KKL Pierre-Laurent Aimard
18.09. Köln, Philharmonie 19./22./24./27.09. Frankfurt/M., Alte Oper 29.09. Bonn 30.09. St. Pölten (A) 02.10. Baden-Baden, Festspielh. Il Giardino Armonico 04.08. Winterthur (CH), Schloss Kyburg 05.09. Dresden 15.09. Eisenstadt (A), Schloss Esterházy
Emerson String Quartet
24./25.08. Salzburg (A), Mozarteum 28.08. Bad Reichenhall, Altes Königliches Kurhaus 30.08. Leipzig, Gewandhaus 31.08./01.09. Schwarzenberg (A), Angelika-Kauffmann-Saal 06.09. Luzern (CH), Lukaskirche Fauré Quartett 28.08. Eisenach, Wartburg 29.08. Ulrichshusen, Festspiel scheune (mit Alfred Biolek) 03.10. Borken 09.10. Ravensburg 10.10. Lünen Julia Fischer
Cecilia Bartoli 30.08. Gstaad (CH), Kirche Saanen 04.10. Wien (A), Musikverein 10.10. Zürich (CH) 14.10. München, Philharmonie im Gasteig
28.08. Potsdam, Nikolaisaal 04.09. Köln, Philharmonie 05.09. Düsseldorf, Tonhalle 13.09. Wismar, Heiligen-Geist-Kirche 18.09. Frankfurt/M., Alte Oper Renée Fleming
Rafał Blechacz
03.10. Baden-Baden, Festspielh. 06.10. Hamburg, Laeiszhalle Pierre Boulez
16.08. Salzburg (A), Mozarteum 29.08. Luzern (CH), KKL 05./10.09. Luzern (CH)
Riccardo Chailly & Maurizio Pollini 28./30.08. Leipzig, Gewandhaus Diego el Cigala 24.09. Düsseldorf, Savoy Theater 26.09. Mainz, Frankfurter Hof 28.09. Hamburg, Fabrik 29.09. Berlin, Haus der Kulturen der Welt 30.09. Zürich (CH), Kaufleuten 01.10. Wien (A), ORF Radiokultur haus Alan Curtis
26.09. Wien (A), Theater a.d. Wien Plácido Domingo
4./27./30.10. 2 Berlin, Staatsoper 07./10./13.11. Berlin, Staatsoper Gustavo Dudamel 7./29.08. Salzburg (A), 2 Großes Festspielhaus 17.–19.09. Berlin, Philharmonie 22.09. Hamburg, Laeiszhalle 23.09. Bonn, Beethovenhalle
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30.10. Bremen, Die Glocke 07.11. Baden-Baden, Festspielh. 09.11. Wien (A), Musikverein Juan Diego Flórez
24.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus Elīna Garanča
Giuliano Carmignola 22.08. Eisenach, Wartburg (mit Paul McCreesh) 23.08. Leipzig, Gewandhaus (mit Paul McCreesh) 29.09. Liestal (CH), Kirche 11.10. Aachen, Altes Kurhaus
Eine Auswahl. AktuelleTourdaten wie immer auf www.klassikakzente.de
06./09./12.09. Berlin, Deutsche Oper Hélène Grimaud 12.09. Bremen, Die Glocke (mit Vladimir Ashkenazy) Heinz Holliger
04.08. Ansbach, St. Gumbertus Daniel Hope
22./23.08. Leipzig, Gewandhaus 26.08. Johannisberg, Schloss 27.08. Rellingen, Kirche 30.08. Wismar, Heiligen-Geist-Kirche 02.09. Schwarzenberg, Angelika-Kauffmann-Saal 04.10. Baden-Baden, Festspielh. (mit Anne Sofie von Otter) 07.10. Berlin, Philharmonie (mit Anne Sofie von Otter) 11.10. Basel (CH), Stadt-Casino (mit Anne Sofie von Otter) Janine Jansen 22.08. Wiesbaden, Kurhaus 30.08. Bremen, Die Glocke 01.09. Berlin, Philharmonie 15.10. Berlin, Philharmonie (mit Daniel Harding) Edin Karamazov
12.10. Wien (A), Konzerthaus Jonas Kaufmann
30.08. Salzburg (A), Haus f. Mozart 04.10. Frankfurt/M. 15.10. München, Nationaltheater
Magdalena Kožená 12.08. Johannisberg, Schloss (mit Mitsuko Uchida) 14.08. Salzburg (A), Haus f. Mozart (mit Mitsuko Uchida) 16./21./22.08. Luzern (CH), KKL (mit Mitsuko Uchida) 03.09. Luzern (CH), KKL 09.09. Luzern (CH), Luzerner Theater Lang Lang 19.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 26.08. Dresden, Semperoper 28.08. Hamburg, Laeiszhalle 30.08. Luzern (CH), KKL 04.10. Wien (A), Musikverein (mit Cecilia Bartoli) 06.10. Wien (A), Musikverein 11.10. Berlin, Philharmonie Anja Lechner 15./16.09. Stuttgart, Bachfest 16.10. München, Akademie der Bildenden Künste Alexander Liebreich – Münchener Kammerorchester 06./07.08. Schlewig-Holstein Musikfestival Mischa Maisky 22.08. Lenzing (A), Kulturzentrum 23.08. Salzburg (A), Felsenreitschule 11.09. Frauenchiemsee, Abtei Frauenwörth 13.09. Leipzig, Gewandhaus 03.10. Kronberg, Johanniskirche 04.10. Kronberg, Stadthalle Albrecht Mayer 05.08. Plön, Nikolaikirche 07.08. Kiel, Schloss 08.08. Elmshorn, Alte Reithalle 01.11. Stuttgart, Liederhalle 08.12. Celle, Congress Union 09.12. Wolfsburg, Theater Wolfsburg 13.12. Berlin 14.12. München 15.12. Hamburg 16.12. Düsseldorf 17.12. Wiesbaden 18.12. Mannheim 20.12. Wuppertal 21.12. Essen 22.12. Aachen Anna Netrebko 12.08. Mannheim, Rosengarten 17.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 13.09. Bochum, Jahrhunderthalle
Alice Sara Ott 05.09. Augsburg, Herrenhaus Bannacker 25.09. Baden-Baden, Kurhaus 02./04.10. Bad Homburg 11./12.10. Hamburg, Laeiszhalle Anne Sofie von Otter & teilweise mit Daniel Hope 26.08. Johannisberg, Schloss 27.08. Rellingen, Kirche 30.08. Wismar, Heiligen-Geist Kirche 02.09. Schwarzenberg (A), Angelika-Kauffmann-Saal 11.09. Tostedt, Johanneskirche 19.09. Dresden, Frauenkirche 23./25.09. Berlin, Philharmonie 04.10. Baden-Baden, Festspielh. 07.10. Berlin, Philharmonie 11.10. Basel (CH), Stadt-Casino Maria João Pires
13.09. Basel (CH) Maurizio Pollini
22.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 28./30.08. Leipzig, Gewandhaus (mit Riccardo Chailly) 19.09. Bonn Christoph Poppen
10.10. Frankfurt/M. 11.10. Kaiserslautern Thomas Quasthoff
13.08. Elmau, Schloss 18.08. Salzburg (A), Haus f. Mozart 20.08. Luzern (CH), KKL 30.08. Salzburg (A), Großes Festspielhaus 01.09. Luzern (CH), KKL 05.09. Schwarzenberg (A), Angelika-Kauffmann-Saal 08./09.09. Berlin, Philharmonie 07.10. Hamburg, Laeiszhalle 11.10. Baden-Baden, Festspielh. Rosamunde Quartet 15./16.09. Stuttgart, Bachfest 16.10. München, Akademie der Bildenden Künste Trio Mediaevel 25.08. Kiedrich, Rheingau Musik Festival Erkki-Sven Tüür 26.08. Bad Reichenhall, Festival Alpenklassik Mitsuko Uchida
07.08. Schwerin, Schelfkirche 09.08. Salzburg (A), Mozarteum 12.08. Johannisberg, Schloss 14.08. Salzburg (A), Haus f. Mozart 16.08. Luzern (CH), KKL 24.09. Bietigheim, Kronenzentrum 27.09. Zürich (CH), Tonhalle Yuja Wang
12./14./15.08. Luzern (CH), KKL (mit Claudio Abbado)
Wolfgang Amadeus Mozart The Mozart Album Decca CD 478 1511 Danielle de Niese, Sopran Orchestra of the Age of Enlightenment Dirigent: Sir Charles Mackerras Veröffentlichung: 14. August
Glückshormone mit Mozart Mit ihrem Händel-Recital sorgte die Sopranistin Danielle de Niese 2008 für einigen Wirbel in der staunenden Musikwelt. Jetzt widmet sich die Amerikanerin mit australisch-sri-lankischen Wurzeln jenem Komponisten, mit dem ihre Karriere überhaupt erst begann: Wolfgang Amadeus Mozart. Renée Fleming, Cecilia Bartoli, Bryn Terfel und James Levine – mit dieser One-Million-DollarBesetzung hob sich 1999 an der New Yorker Met der Vorhang für Mozarts „Le nozze di Figaro“. Und wer damals zu den finanz kräftigen Kartenbesitzern ge hörte, der konnte zwischen all den gestandenen Stars auch einen nach den Sternen greifen den Teenie entdecken: 19 Jahre jung war Danielle de Niese gera de einmal, als sie in der Rolle der Barbarina erstmals die ganz große Opernluft schnuppern durfte. Zehn Jahre später nun, im Sep tember, wird Danielle de Niese an den Ort ihres Debüts zurück kehren. Und bei der Wiederauf nahme vom „Figaro“ ist sie dann
natürlich nicht mehr in einer Ne benrolle zu hören, sondern als Susanna. Auch wenn die Sopra nistin diesem emotionalen Mo ment entgegenfiebert: Steht sie einmal auf der Bühne, wird sie mit ihrem facettenreichen und sinnlichen Timbre eine Bellissi ma Figura machen. So wie de Niese es in den vergangenen Jahren stets getan hat. Ob im Barockfach, mit Monteverdi und Händel. Oder mit ihrer Jugend liebe Mozart. Als etwa das Ams terdamer Opernhaus in der Sai son 2006/2007 den Da-PonteZyklus herausgab, war es die heute 29-Jährige, die für das schwerfällige Regiekonzept von Jossi Wieler entschädigte – und dafür prompt vom Publikum den
„Prix d’Amis“ als beliebteste Künstlerin der Spielzeit verliehen bekam. Auch mit dieser Bestätigung ist die stimmlich und optisch verführerische Sängerin Danielle de Niese ins Studio gegangen, um nach ihrem Händel-Album nun Mozart zu huldigen. Ge meinsam mit dem Altmeister der historischen Aufführungspraxis, Sir Charles Mackerras, hatte sie zwar zunächst bei der Programm dramaturgie die Qual der Wahl. „Denn bei Mozart ist eine Melo die schöner als die andere“, so de Niese. Doch auch wenn sie sich für so manche Berühmtheiten wie die Motette „Exsultate, jubilate“ und die furiose Arie „Ah! Fuggi il traditor“ der Donna Elvi
ra entschieden hat, gibt es glei chermaßen zahlreiche Trouvail len. Wie die Konzertarie „Oh, te merario Arbace“ des zehnjähri gen Mozart oder die AlternativArie „Al desio di chi t’adora“ der Susanna, mit der de Niese 1999 an der Met mit bekanntem Er folg vorgesungen hatte. Mit dieser Arie sowie einem überfälligen Wiedersehen mit Bryn Terfel, mit dem sie ein Duett aus „Don Giovanni“ aufgenommen hat, schließt sich so vorerst der Kreis. Von der ehemals enorm talentierten Mozart-Sängerin hin zu der gereiften Mozart-Stimm schauspielerin. Reinhard Lemelle www.danielle-deniese.de
Zurück zu Mozart:
Foto: Chris Dunlop / Decca
Danielle D E Ni es e
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Foto: Harald Hoffamnn / DG
Magazin
„Es geht um das Gefühl“:
D aniel H op e
20 www.KlassikAkzente.de
Air – Baroque Violin Deutsche Grammophon CD 477 8094
Daniel Hope Wann darf ich klatschen? Ein Wegweiser für Konzertgänger rowohlt ISBN 978-3-498-00665-5
Daniel Hope, Violine Veröffentlichung: 18. September
Aufbruch ins Barock Für KlassikAkzente sprach der Publizist, Autor und Moderator Roger Willemsen mit dem Geiger Daniel Hope über dessen neues Album „Air“ – einen „Blick ins Herz von Bach“. Roger Willemsen: Daniel, was ist ein Air? Daniel Hope: (lacht) Ein Air hat etwas vom Lied, vom Wiegen lied. Ich meine nicht die musika lische Struktur, sondern in seiner Art und Weise zu singen, in die sem Fall auf der Geige, und für mich ist die Geige das Instru ment, das der menschlichen Stimme am ähnlichsten ist. Dies Gesangliche zieht sich durch das ganze Album. Willemsen: Und das Air ist die Essenz? Hope: Es erlaubt den Blick ins Herz von Bach, und es gibt wohl kaum einen Menschen, der auf dieses eine Stück nicht stark re agiert – es trifft einen direkt. Willemsen: Weil es einfach wunderschöne Musik ist? Hope: Nicht nur, sondern auch weil innerhalb der Bögen, die Bach kennzeichnen, diese me lancholische Art erscheint. Ge nau so reflektiert das Stück die ganze Barockzeit. Willemsen: Es geht Ihnen also nicht um die Gattung, es geht um den Geist des Air? Hope: Absolut, es geht um das Gefühl, das mir das Air vermittelt. Es ist auch das Sinnliche darin, das ich zu vermitteln suche. Willemsen: Zu den glücklichen Momenten der Musik gehört es immer, wenn das Geräusch der Welt heruntergedrosselt wird. Dies ist so ein Stück. In welcher Verfassung müssen Sie sein, es zu spielen? Hope: Absolute Ruhe muss da herrschen, sogar Intimität. Bei
solchen Stücken ist die Schlicht heit das Beeindruckendste. Die se Einfachheit scheint mir heilig, deshalb muss ich in einer redu zierten und ganz losgelassenen Stimmung sein. Sollte ich nur ei nen Moment lang an meine Per sönlichkeit denken, wäre ich in der Sekunde weg. Willemsen: Sie hätten es vor zehn Jahren nicht so spielen können? Hope: Nein, da hätte ich immer versucht, etwas daraus zu ma chen statt einfach zu schauen, was da ist. Die eigene Persön lichkeit zeigt sich nur im Durch gang durch diese Schlichtheit, diese Transparenz. Willemsen: Daher die „Luft“ im Air? Hope: Ja, die Luft ist zum Bei spiel im Klang. Ich spiele das Stück sehr luftig, mit viel Bogen und wenig Druck. Das passt ge nau. Willemsen: Haben Sie es in einem einzigen Take aufgenommen? Hope: Aber ja, das kann man nicht anders machen – das heißt, man kann es machen, aber ich nicht. Es ist Kammer musik, die feinste Art, die Es senz der Musik. Das kann man nicht stückeln. Willemsen: Die Stücke des Albums hängen auch durch ein Flair zusammen, durch Ihre Weise, Barock zu verstehen. Was macht diese Musik so frisch für Sie? Hope: Der Umbruch fasziniert mich, man fühlt den Aufbruch
aus der Renaissance-Zeit. Plötz lich treten da Einzelpersonen hervor, Wandermusiker zum Bei spiel, die durch Europa ziehen und ganz andere Musik mitbrin gen, wie Matteis. Es war eine Zeit der Bewegung. Diese Musik hat Vielfalt, Esprit, Vitalität, und vieles wurde durchaus auf den Effekt zugeschrieben. Man woll te gefallen, wollte wieder beauf tragt werden. Willemsen: Nehmen wir Falconieri, der an mehreren europäischen Höfen gastiert hat, nach Portugal und Spanien kam – heute würden wir „Weltmusik“ nennen, was er vermittelte, oder? Hope: Natürlich. Das sind die großen Crossover-Pioniere, die über die Horizonte schauten, von überall Impulse aufnahmen und sie zu ihrem eigenen Stil verschmolzen. Diese Leute hat ten den wahren Sinn des Cross over verstanden, lange bevor es das Wort gab. Willemsen: Musik aus einer Aufbruchszeit also? Hope: Und ob, und wie schön: Man höre sich nur die Stücke von Falconieri an, da ist Rhyth mus drin, das hat einen Groove, ja, es ist „funky“ und hat eine hohe Improvisationsqualität. Es war damals nicht Wunsch, es war Gesetz, dass man improvi sieren konnte, genau wie beim Jazzmusiker. Willemsen: Der barocke Basso continuo und Keith Jarretts linke Hand sind also verschwistert? Spaß mit Satie: Hope: Unbedingt. Wir arbeiten
auf diesem Album ja selbst mit barockem Schlagzeug, Bass trommel, Tamburin und ande rem. Diese Musik ist drei-, vier hundert Jahre alt, aber der Groove ist absolut modern. Ich habe das Gefühl, dass man im Barock mehr Risikobereit schaft zeigte als in der Renais sance. Die Spontaneität, die zum Individuellen dazugehört, wurde frei und stark. Ich habe so viel Musik für dieses Album studiert, so viel gehört und in Partituren verfolgt, und überall bin ich Individuen begegnet. Willemsen: Wenn ich mir die Aufführungspraxis damals ansehe, könnte ich fragen: Nehmen Sie diese Musik ernster, als sie sich selbst genommen hat? Hope: (lacht) Schwer zu sagen – wir können vermuten. Viele der reisenden Musiker haben die Musik als täglich Brot gesehen, als Gelderwerb. Sie wurden nicht angehimmelt wie später Mozart und Beethoven, sondern sie sahen sich als Dienstleister für König oder Adel, vor allem mit ihrer Tanzmusik. Lesen Sie die Fortsetzung des Gesprächs unter www.daniel-hope.de Zeitgleich zur neuen CD erscheint auch das neue Buch von Daniel Hope „Wann darf ich klatschen?“
J e a n Yv e s T hi baud e t
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Foto: Felix Broede / DG
reingehört Wilde Diva
Erste Wahl:
I lde b r a ndo D ’A rca ng e l o
Hier kommt ein Belcanto-Leckerbissen, der Opernfans auf der ganzen Welt in Verzückung versetzen dürfte: Zum ersten Mal erscheint die 1973 entstandene „Norma“ mit Beverly Sills in der Titelrolle und einer kongenialen Shirley Verrett als Adalgisa auf CD. Diese Einspielung ist nicht nur deshalb ein gesuchtes Kultobjekt, weil die beiden Ausnahmesängerinnen auf der Höhe ihres Könnens agierten. Sie wurden dabei von einem gerade erst 30 Jahre alten Dirigenten unterstützt, der sich im folgenden Jahr zehnt zu einem der besten Orchesterleiter entwickeln sollte, die die Bühnengräben der großen Opernhäuser je gesehen haben. Die Rede ist von James Levine, der mit Vincenzo Bellinis Meisterwerk sein Opern-Aufnahmedebüt (!) feierte. Man spürt Levines Jugend und seinen Willen, einen definitiven Eindruck zu hinterlassen, in jeder Note. An dramatischer Kraft und wilder Intensität ist diese Norma wohl noch immer unübertroffen. Kaum zu glauben ist diese Notiz am Rande: Die ursprünglich für das Label ABC Audio Treasury eingespielte Produktion ist die erste „Norma“ überhaupt im CD-Katalog der Deutschen Grammophon. • HR
Tiefer Barock-Glanz Rund 2000 Soloarien hat Georg Friedrich Händel komponiert. Und natürlich machen die Arien für Kastraten einen Löwenanteil aus. Doch auch die Bassbariton-Regionen hat Händel mit mal virtuos kullernden, mal herzzerreißend funkelnden Vokalperlen bedacht. Zumal er mit Antonio Montagnana und Giuseppe Maria Boschi zwei wahre BassGiganten im Londoner Opernensemble hatte. Kräftig und füllig, kultiviert und einfühlsam – das waren die damals gerühmten Qualitäten ihrer Organe. Und genau damit sorgt jetzt ihr Landsmann Ildebrando d’Arcangelo ähnlich für Furore. Nachdem d’Arcangelo bislang vorrangig in MozartRollen und als Figaro neben Anna Netrebko brilliert hat, wechselt er nun erstmals solistisch ins Barock-Fach. Anlässlich Händels 250. Todestages hat er mit dem AlteMusik-Ensemble Modo Antiquo jene Basswunder-Arien aus Opern wie „Orlando“ und „Giulio Cesare“ aufgenommen, die für die Stimmkollegen von einst maßgeschneidert wurden. Würde Händel wiederauferstehen – Ildebrando d’Arcangelo wäre heute für ihn erste Wahl. • GF
Erste „Norma“:
www.ildebrando-darcangelo.de
Georg Friedrich Händel Arie italiane per basso Deutsche Grammophon CD 477 8361
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B e v e rly Sill s
Ildebrando d’Arcangelo, Bassbariton Modo Antiquo Dirigent: Federico Maria Sardelli Veröffentlichung: 28. August
Vincenzo Bellini Norma Deutsche Grammophon CD 477 8186
Beverly Sills, Sopran Shirley Verrett, Mezzosopran Enrico Di Giuseppe,Tenor Paul Plishka, Bass John Alldis Choir New Philharmonia Orchestra London Dirigent: James Levine
Kongenial:
Gert Westpha l
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Laut oder leise, aber nie langweilig
Gottfried Benn Lyrik & Jazz Gedichte von Gottfried Benn Philips CD 179 6620
Musik: J.J. Johnson Kai Winding Dave Brubeck Sprecher: Gert Westphal
Man duzt sich, denn man ist unter Kollegen, die eine Leidenschaft verbindet: die Musik. In der siebten Folge der Reihe „Der kleine Hörsaal“ treffen sich Pierre-Laurent, Dennis, Leon, Leonie, Julia, Emely und Adam, um über das Klavier zu fachsimpeln. Pierre-Laurent Aimard kennt sich da gut aus, denn er spielt schon seit 40 Jahren, aber die anderen stehen ihm in Leidenschaft nicht nach, auch wenn keiner der jungen Hörsaalbesucher älter als dreizehn ist. Der französische Starpianist beantwortet nicht nur geduldig alle Fragen, sondern nimmt seine Mitspieler auf eine ebenso spannende wie unterhaltsame Entdeckungsreise rund um und mitten durch dieses faszinierende Instrument mit. Ohne Respekt, aber mit so viel Neugier und Zuneigung, dass auch der CD-Hörer ganz in den Bann des Kollegiums gezogen wird, das neben Aimard übrigens noch ein Supertalent enthält: Dennis Chmelensky machte als Sänger in der zweiten Staffel der gleichnamigen Castingshow von sich reden. • MW www.kleiner-hoersaal.de
Nach der erfolgreichen Heinrich-Heine-CD gibt es jetzt eine weitere Wiederveröffentlichung aus der legendären Serie „Lyrik + Jazz“, die von Joachim Ernst Berendt vor nun fast 50 Jahren für den Rundfunk „erfunden“ wurde: Gottfried Benn. Nicht alle Dichtungen eignen sich dafür, mit Jazz verschmolzen zu werden, die von Benn (und Heine) gehören aber unbedingt dazu. Wieder wurde der begnadete Sprecher Gert Westphal dafür gewonnen, die Gedichte Gottfried Benns kongenial vorzutragen, und Joachim Ernst Berendt fand eine adäquate Musik, die sich mit den Worten förmlich verbindet. Oft klingt der Jazz wie eine verstärkende Bestätigung der Texte und die Texte sind wie eine Antwort auf die Improvisationen vom Dave Brubeck Quartet, mit dem lyrischen Saxophon von Paul Desmond, sowie die Gruppen von J.J. Johnson und Kai Winding. Sind es bei Heinrich Heine vor allen Dingen emotionale Texte, die mitreißen, so ist es bei Gottfried Benn der kühle Intellekt, die „protokollarische“ Beobachtung seiner Umwelt, die fasziniert. Die völlig neue Form der Gedichte brach auch inhaltlich radikal mit der bisherigen Lyrik-Sprache und korrespondiert sehr gut mit dem (damals!) aktuellen Jazz. Auch heute hat diese Verbindung nichts von ihrer Faszination verloren. • MS www.lyrik-und-jazz.de
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Lyrik + Jazz = Klassiker
Großer Auftritt im kleinen Hörsaal:
P i e r r e -Lau r e nt A ima r d
Der kleine Hörsaal Das Klavier mit Pierre-Laurent Aimard Deutsche Grammophon CD 480 2467
Pierre-Laurent Aimard, Klavier Veröffentlichung: September
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Rückkehr auf die große Bühne Jahrhundertstimmung im Lincoln Center:
M et r op o l itan Ope r a
100 Jahre in vier Stunden
Von der Gründung im Jahr 1949 an gehörte das amerikanische Label Westminster Records zu den glorreichsten Produzenten hochrangiger Klassikaufnahmen. Dennoch endete die aktive Phase des Labels bereits im Jahr 1965, jenem Jahr, in welchem bei Westminster die vorliegende Aufnahme produziert wurde. Mittlerweile gehört der legendäre Westminster-Katalog der Deutschen Grammophon – und das ist eine gute Nachricht, denn anlässlich des Händel-Jahres 2009 veröffentlicht das Gelblabel daraus jetzt einen höchst raren Händel-Klassiker: „Serse“, mit der großartigen Maureen Forrester in der Titelrolle und einer ganz jungen Lucia Popp als Romilda, erscheint zum ersten Mal überhaupt auf CD! Die Aufnahme ist außerhalb der Vereinigten Staaten noch nie komplett zu haben gewesen. Mit der Wiederentdeckung von Händels Opern, die ab Mitte der 1960er Jahre auf die großen Bühnen zurückkehrten, ist der Name der kanadischen Altistin Maureen Forrester untrennbar verbunden. Als eine der Ersten setzte sie sich für werkgetreue Aufführungen und gegen Kürzungen ein – und feierte damit rauschende Erfolge auf der Bühne wie auch auf Schallplatte. • HR
Auf den Tag genau 100 Jahre nachdem sich am 22. Oktober 1883 der Vorhang zur ersten Vorstellung der Metropolitan Opera (Charles Gounods „Faust“) hob, traf sich im Lincoln Center buchstäblich eine Hundertschaft der größten Sänger der Welt – Plácido Domingo, Luciano Pavarotti, Joan Sutherland, Marilyn Horne – kongenial dirigiert von James Levine, Richard Bonynge, Leonard Bernstein und anderen. Ursprünglich auf VHS veröffent-licht, erscheinen die fast vier Stunden Highlights der Feierlichkeiten (die sich über insgesamt achteinhalb Stunden erstreckten) jetzt digital überarbeitet auf zwei DVDs. Zu diesen Highlights gehören nicht nur die wahrhaft überschwänglichen Opern-Momente aus 100 Jahren Met-Programm, sondern auch vergleichsweise stille Stücke wie etwa das schwedische Volkslied, das Birgit Nilsson zu Ehren ihrer Vorgängerin Christine Nilsson (die Marguerite aus dem Premieren-„Faust“) singt und das wenig opernhafte, dafür aber umso überschwänglichere finale „Happy Birthday“ vom gesamten Ensemble. • MW
Untrennbar mit Händels Opern verbunden:
Foto: Curt Ullmann / DG
Ma u r e e n F o r r est er
www.joan-sutherland.de
Met Centennial Gala Decca DVD 073 4538
Diverse Solisten und Orchester der Metropolitan Opera Dirigent: James Levine Veröffentlichung: September
Maureen Forrester, Alt Lucia Popp, Sopran u.a. Wiener Akademiechor Orchester des Österreichischen Rundfunks Dirigent: Brian Priestman
Georg Friedrich Händel: Serse (GA) Deutsche Grammophon 3 CDs 477 8339
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reingehört
Pergolesis Vermächtnis
Foto: Richard Lehun / DG
Am 4. Januar 2010 jährt sich der Geburtstag des italienischen Komponisten Giovanni Battista Pergolesi zum 300. Mal. Nach dem Verlassen des Konservatoriums waren Pergolesi nur fünf Jahre des Schaffens als vollwertiger Komponist vergönnt, ehe er im Jahre 1736 mit gerade einmal 26 Jahren an Tuberkulose starb. „Stabat Mater“ ist nicht nur Pergolesis berühmtestes Werk, sondern auch sein letztes: Buchstäblich auf dem Totenbett vollendete der jugendliche Komponist eine der berühmtesten Sakralkompositionen des 18. Jahrhunderts. Anlässlich des kommenden Pergolesi-Jahres verwirklicht Claudio Abbado mit dem von ihm begründeten Orchestra Mozart ein drei Alben umspannendes Pergolesi-Projekt. Den Anfang macht eine Neuaufnahme des „Stabat Mater“, 25 Jahre nachdem Abbado mit dem London Symphony Orchestra bei Deutsche Grammophon die bis heute gültige Referenzeinspielung vorgelegt hat. Nicht nur die Zeitspanne lässt einen sehr interessanten Vergleich erwarten, sondern auch die Tatsache, dass Abbado heute im Sinne der historischen Aufführungspraxis musizieren lässt. • HR
Grammy-Sammler:
Robert S ad in
www.claudio-abbado.de
Machaut modern Er war einer der wichtigsten Komponisten der Ars nova und Wegbereiter der Renaissance: Guillaume de Machaut (ca. 1300–1377). Auch heute fasziniert sein vielseitiges Schaffen Hörer und inspiriert Interpreten. Eine ganz besondere Machaut-Hommage kommt nun von dem amerikani schen Dirigenten und Produzenten Robert Sadin, der bereits Jazzgrößen wie Wayne Shorter und Dee Dee Bridgewater aufgenommen und mit Herbie Hancock drei Grammys für das Album „Gershwin’s World“ gewonnen hat. Für sein Machaut-Projekt „Art of Love“ konnte Sadin erneut einzigartige Musiker gewinnen, darunter Madeleine Peyroux, Brad Mehldau und Milton Nascimento. Keine Renaissance-Experten, aber darin lag für Sadin auch der Reiz: „Ich habe ihnen die Arrangements gegeben und sie sind völlig unvoreingenommen an diese Musik herangegangen.“ Jeder tut es auf seine Weise, mal klingen Machauts Kompositionen nach Weltmusik, mal nach Jazz oder unkonventioneller Kammermusik. Es sind vor allem diese vielfarbige Stilpalette und die Hingabe der Musiker, die Sadins Projekt so ungewöhnlich und spannend machen. • JB
Startet Pergolesi-Projekt:
Guillaume de Machaut Art of Love Deutsche Grammophon CD 474 1952
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Brad Mehldau Natalie Merchant Milton Nascimento Madeleine Peyroux u.a. Leitung: Robert Sadin Veröffentlichung: 4. September
Foto: Felix Broede / DG
C l au d i o Abbado
Giovanni Battista Pergolesi Stabat Mater Archiv Produktion CD 477 8077
Rachel Harnisch, Sopran Julia Kleiter, Sopran Sara Mingardo, Mezzosopran Orchestra Mozart Dirigent: Claudio Abbado Veröffentlichung: 21. August
Puccini als Herzensangelegenheit:
Plá c ido Do mingo
Unbekannter Puccini Ein Dutzend Opern hat Giacomo Puccini komponiert. Und nahezu jede ist bis heute ein Hit, ob nun „Tosca“ oder „La bohème“. Dennoch kann man abseits dieser Meisterwerke immer noch Entdeckungen im Nachlass des Lucceser Genies machen. So holte Domingo, der immerhin schon mit 19 Jahren Puccini zu seiner Herzensangelegen heit gemacht hatte, erst 2006 die Oper „Edgar“ aus ihrem Schattendasein. In einer Gesamteinspielung und mit dem Dirigenten Alberto Veronesi. Und auch auf Domingos neuester Einspielung spielen „Edgar“ und Alberto Veronesi wieder eine Hauptrolle. Denn gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern widmet er sich vollkommen unbekannten Versionen von Arien und Orchesterstücken, die bislang in den Archiven schlummerten. Der Puccini-Experte Michael Kaye hat sie jetzt alle ausgegraben, die verworfenen Originalarien und Zweitfassungen aus „Edgar“, „La rondine“ und „Manon Lescaut“. Und mit der litauischen Starsopranistin Violeta Urmana beweist Domingo einmal mehr, wie unerschöpflich Puccinis verführerisches Espressivo einfach ist. • GF www.placido-domingo.de
Giacomo Puccini Puccini ritrovato Deutsche Grammophon CD 477 7455
Die Klassikwelt ist im Jahr 2009 derart mit Händel (250. Todestag) und Haydn (200. Todestag) beschäftigt, dass der 200. Geburtstag Felix Mendelssohns leicht ein wenig unter den Tisch fällt. Grund genug für das Gewandhausorchester Leipzig und seinen Chefdirigenten Riccardo Chailly, den einstigen GewandhausKapellmeister mit einer außergewöhnlichen CD zu ehren, die ausschließlich Weltersteinspielungen beinhaltet: „Mendelssohn Discoveries“ präsentiert die „Londoner Fassung“ der „Schotti schen Symphonie“, ein Werk, an welchem der Komponist von 1829 bis 1842 gefeilt hat, auch nach der Leipziger Uraufführung noch, die ihn zu einer umfangreichen Revision der Ecksätze veranlasste. Zu diesem Zeitpunkt war das Werk allerdings längst in Druck gegeben, so dass die revidierte Fassung nur zur Londoner Erstaufführung der „Schottischen“ verwendet wurde. Weitere „Mendelssohn Discoveries“ sind eine frühe, längere Fassung der Ouvertüre „Die Hebriden“ sowie das erst kürzlich von Marcello Bufalini vervollständigte Fragment des Klavierkonzerts Nr. 3 e-Moll. Am Klavier: Roberto Prosseda, der Pianist der Welturaufführung, die im Februar 2007 in Berlin stattfand. • HR www.riccardo-chailly.de
Foto: Sasha Gusov / Decca
Foto: Rafa Martin / DG
Mendelssohn in neuem Gewand
Mendelssohn wiederentdeckt:
Ri ccard o C hai l ly
Violeta Urmana, Sopran Plácido Domingo, Tenor Wiener Philharmoniker Dirigent: Alberto Veronesi Veröffentlichung: 28. August
Roberto Prosseda, Klavier Gewandhausorchester Leipzig Dirigent: Riccardo Chailly
Felix Mendelssohn Discoveries Decca CD 478 1525
Veröffentlichung: September
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reingehört
Spirituell: Regu la C u rti , Tin a Turner und Dech en S hak- Dagsay
Jenseits von Rock Eine der berühmtesten Rockröhren unserer Zeit ist überzeugte Buddhistin. Auf dem aktuellen Album „Beyond“ offenbart Tina Turner ihre innere, spirituelle Seite und (um einen ihrer größten Hits zu zitieren) „was Liebe damit zu tun hat“. Sie spricht allerdings nur, ihre Schwestern im Geiste, die Tibeterin Dechen Shak-Dagsay und die Schweizerin Regula Curti singen, und zwar gemeinsam. Die eine buddhistische Mantras, die andere Texte aus der katholischen Messe. Die tibetischen (pentatonischen) Melodien mischen sich wunderbar mit den gelegentlich an die Gregorianik angelehnten christlichen Gesängen. Gleich das erste der dreizehn Stücke gibt – wie in klassischer Musik und in alten Texten üblich – das Thema vor, das sich dann wie ein Same zur Blüte entfaltet. Ein ätherisches Halleluja, ein mitsingbares tibetisches Lied, und Tina singt nicht, sie spricht von der Liebe: „Nichts dauert ewig, niemand lebt für immer. Umarme den Kreislauf des Lebens: Das ist die größte Liebe. Beginne jeden Tag wie die Vögel mit Gesang. Singen trägt dich über alles hinaus, weit, weiter und immer weiter.“ Das ist die Rock-Magie der Tina Turner: Sogar ihre Sprechstimme bringt die sinnliche Balance, wenn es zu überirdisch wird. • CS www.beyond-singing.de
Beyond Decca CD 476 3356 Deluxe Edition CD 476 3382
28 www.KlassikAkzente.de
Tina Turner, spoken message Regula Curti, Gesang Dechen Shak-Dagsay, Gesang
Eine ganz besondere Edition – zu einem sensationellen Preis! Alfred Brendel trifft als Solist von Mozart-Klavierkonzerten auf einen kongenialen Dirigenten: den Briten Sir Neville Marriner. Brendel lebt seit den 70er Jahren auf der britischen Insel. Und der englische Humor ließ zwischen Marriner und Brendel ganz offensichtlich interpretatorische Funken sprühen: Die Musiker haben Phrasierung und Ornamentik der Konzerte offenkundig gemeinsam studiert, um sie mal erzählerisch (langsame Sätze), mal kantabel (1. Satz, Finale) zum Leben zu erwecken. Für die Aufnahmen hat sich Brendel eine Dekade Zeit gelassen: eine würdige Enzyklopädie der Mozart’schen Klavierkonzerte, die gereift ist wie ein guter Rotwein. Klanglich sind die Aufnahmen Schätze der Schallplattenära – auch auf CD! Die Academy of St Martin in the Fields ist auf Barock und Wiener Klassik spezialisiert und ist – der Originalklang-Bewegung auf authentischen Barock-Instrumenten zum Trotz – bei dem transparenten, dynamischen Klangbild geblieben. Da Alfred Brendel auch nicht Hammerklavier, sondern Steinway spielt, ist das eine ideale Besetzung! • JPL
Foto: Alecio de Andrade / Decca
Foto: Alberto Venzago
Mozart-Funken
Wolfgang Amadeus Mozart Klavierkonzerte Decca 10 CDs 480 2599
Lässt interpretatorische Funken sprühen:
A l f r ed b r en d el
Alfred Brendel, Klavier
Foto: Felix Broede / DG
Der klassische Fragebogen beantwortet von Yuja Wang
XXXXXXXXXXXXXXXXX:
Plá c ido Do mingo Musik ist eine heilige Kunst, oder …? Manchmal ja. Und manchmal glaube ich das Gegenteil. Das ist wirklich zu abstrakt.
Welche Begegnung würden Sie in der Fantasie gern herbeiführen? Bernstein. Karajan. Carlos Kleiber.
Könnten Sie wählen, in welcher Zeit hätten Sie gern gelebt? Jedenfalls nicht im 20. Jahrhundert.
Mit welcher Märchen gestalt würden Sie sich identifizieren? Die kleine Meerjungfrau.
Welchen Komponisten der Vergangenheit würden Sie bitten, ein Stück für Sie zu komponieren? Chopin. Welche Aussage über Musik möchten Sie nie wieder hören? Schön und unterhaltend. Welches war Ihre musikalisch aufregendste Begegnung? Das erste Mal Maria Callas zu hören.
Wie sähe Ihr ideales Publikum aus? Eines, das ich nicht sehen kann, aber dessen Energie ich spüre. Auf welches nichtmusikalische Abenteuer würden Sie sich gern einmal einlassen? Allein wandern zu gehen – oder zu tauchen, die Unterwasserwelt zu sehen, wo nie die Sonne scheint. Welches Musikstück treibt Ihnen den Schweiß auf die Stirn? Fragen Sie mich lieber, welches Kostüm.
Welches der vier Temperamente – sanguinisch, melancholisch, cholerisch, phlegmatisch – entspricht Ihrem Wesen am ehesten? Es gibt vier Temperamente?! Ich schätze, ich schwanke zwischen allen vieren. Welches Buch liegt neben der Stimmgabel und welches auf Ihrem Nachttisch? Ich lese am liebsten Sachbücher (wie „Das Universum in der Nussschale“ von Stephen Hawking), weil mein eigenes Leben mir schon genug wie ein Roman vorkommt. Ihr musikalisches Credo? Entdecke das Unerschöpfliche. Lebe im Jetzt.
Welches Gericht käme nie auf Ihren Tisch? Unechte Ethno-Küche. Könnte man Ihnen in einem Sportstadion begegnen? Nein, ich bin zu ungeschickt. Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben, sagte Oscar Wilde. Was sagen Sie? Das ist absolut richtig, und ich bin der lebende Beweis dafür.
Yuja Wang www.yuja-wang.de
Chopin • Scriabin Liszt • Ligeti Sonaten und Etüden Deutsche Grammophon CD 477 8140
Yuja Wang, Klavier
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Bestsellerliste
Vorschau Die nächsten KlassikAkzente erscheinen Anfang Oktober mit folgenden Themen:
1_Mozart • Schubert • Beethoven • Wagner Sehnsucht Decca CD 478 1463 Jonas Kaufmann, Tenor • Dirigent: Claudio Abbado
2_Georg Friedrich Händel Arien Deutsche Grammophon CD & DVD 477 8057 Rolando Villazón, Tenor • Gabrieli Players • Dirigent: Paul McCreesh
3_Chant: Music for Paradise Decca CD 476 6774 Mönche des Zisterzienserstifts Heiligenkreuz
4_Georg Friedrich Händel Die Klaviersuiten Berlin Classics 3 CDs 782 124 164 522 Ragna Schirmer, Klavier
Deutsche Grammophon CD + DVD 477 8001 Anne-Sophie Mutter, Violine • Sir André Previn, Violine • Lynn Harrell, Cello • Gewandhausorchester Leipzig • Dirigent: Kurt Masur
6_Wolfgang Amadeus Mozart Idomeneo Harmonia Mundi 3 CDs HMC 902 036.38 B. Fink, Mezzosopran • K. Tarver, Tenor • N. Rivenq, Bariton • L. Tittoto, Bass u.a. • Freiburger Barockorchester • Dirigent: René Jacobs
7_Duets Deutsche Grammophon CD 477 6456 Deluxe Edition CD & DVD 477 6578 Anna Netrebko, Sopran • Rolando Villazón, Tenor Staatskapelle Dresden • Dirigent: Nicola Luisotti
8_Bel Canto Deutsche Grammophon CD 477 7460 Elīna Garanča, Mezzosopran • Filarmonica del Teatro Comunale di Bologna • Dirigent: Roberto Abbado
9_Chopin Deutsche Grammophon CD 477 7449 Deluxe Edition 477 7982 Lang Lang, Klavier Wiener Philharmoniker • Dirigent: Zubin Mehta
10_Dennis Sony Classical CD 886 9747 0012 Dennis Chmelensky, Knabensopran Dresdner Kapellsolisten • Dirigent: Helmut Branny 11 Antal Doráti Haydn – Die Symphonien Decca • 12 Philippe Jaroussky Opium – Mélodies françaises Virgin Classics • 13 Anna Netrebko, Elīna Garanča I Capuleti e i Montecchi Deutsche Grammophon • 14 Daniel Barenboim Neujahrskonzert 2009 Decca • 15 Artemis Quartett The Piazzolla Project Virgin Classics • 16 Anne Sofie von Otter Bach – Arien Deutsche Grammophon 17 Nikolaus Harnoncourt Die Jahreszeiten Deutsche Harmonia Mundi • 18 Arvo Pärt In principio ECM • 19 Christina Pluhar Monteverdi – Teatro d’amore Virgin Classics • 20 Helmut Schmidt Kanzler & Pianist Deutsche Grammophon
Impressum KlassikAkzente wird herausgegeben von UNIVERSAL MUSIC Classics & Jazz • Stralauer Allee 1 • 10245 Berlin Telefon: 030/520 07 01 • E-Mail: info@klassikakzente.de • www.klassikakzente.de Österreich: Universal Music GmbH
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Schwarzenbergplatz 2
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A-1010 Wien
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Telefon +43/1/811 212 07
Leitung: Christian Kellersmann • Chefredaktion: Andreas Kluge (Universal Music) • Konzept, Gestaltung: G9 Design GmbH, Hamburg, E-Mail: info@G9.com • Ständige Mitarbeiter: Stephan Steigleder (OnlineRedaktion), E-Mail: webteam@klassikakzente.de • Lukas Barwinski (Österreich), E-Mail: lukas.barwinski@ umusic.com • Mitarbeiter dieser Ausgabe: Measha Brueggergosman • Jakob Buhre (JB) • Guido Fischer (GF) Georg Grün (GG) • Andreas Kluge • Eric Mandel • Jens Peter Launert (JPL) • Reinhard Lemelle (RL) • Harald Reiter (HR) • Christian Salvesen (CS) • Manfred Scheffner (MS) • Jörg Torp • Roger Willemsen • Marc Wirbeleit (MW) • Litho: fws design & repro GmbH, Berlin • Druck: mediaprint PerCom GmbH & Co. KG, Rendsburg Anzeigen: Runze & Casper Verlagsservice OHG • Linienstr. 214 verlagsservice@runze-casper.de • www.runze-casper.de
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10119 Berlin
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Fax 030/280 18-400
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30 www.KlassikAkzente.de
Foto: Uli Weber / Decca
5_Mendelssohn
Erzählt die Geschichte der Kastraten:
C ecilia Bartoli
Opfer der Oper Allein in Neapel wurden im 18. Jahrhundert mehr als 4000 Jungen kastriert, um entweder als gefeierte Opernstars auf Europas Bühnen bewundert zu werden oder aber entehrt und gedemütigt ihr Leben zu fristen. Cecilia Bartoli erzählt ihre Geschichte(n).
Chopins Anwalt Zu seinem 200. Geburtstag gibt es keinen geeigneteren Anwalt für das Œuvre des großen polnischen Komponisten als den fünffachen Preisträger des letzten Chopin-Wettbewerbs Rafał Blechacz. Schon im Preisträgerkonzert 2005 geriet das Warschauer Publikum nach seinem Ersten Klavierkonzert außer Rand und Band!
Die schönste Müllerin Nach Auszügen aus Schuberts nahezu vergessenen Opern auf seiner CD „Sehnsucht“ widmet sich Jonas Kaufmann, „Deutschlands schönste Stimme“, nun dem eigentlichen Metier des Wiener Komponisten und präsentiert seinen meisterhaften Liedzyklus vom armen Müllerburschen auf großer Wanderschaft.
Unveröffentlichte Argerich Im WDR-Archiv schlummerten bis zu ihrer Wiederentdeckung durch die Deutsche Grammophon bislang unveröffentlichte Aufnahmen mit der argentinischen Klavierlegende Martha Argerich. Das Chopin-Jahr 2010 hat seine erste Sensation!
Die besten Kandidaten für das Superwahljahr 2009!
Lorin Maazel
Fritz Wunderlich
ˇ DVORÁK: SINFONIEN 7 & 8
OB BLOND, OB BRAUN
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Hilde Güden, Brigitte Fassbaender, Fritz Wunderlich Berliner Philharmoniker Dirigenten: Böhm, Jochum, Stolz u.a. CD 480 2719
Wiener Philharmoniker Dirigent: Lorin Maazel CD 480 1759
Kathleen Battle
Viktoria Mullova BRAHMS: VIOLINKONZERT
NÄHE DES GELIEBTEN
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AUSGEWÄHLTE LIEDER VON SCHUBERT, MENDELSSOHN, MOZART, R. STRAUSS James Levine, Klavier Karl Leister, Klarinette CD 480 2637
Viktoria Mullova, Violine Piotr Anderszewski, Klavier Berliner Philharmoniker Dirigent: Claudio Abbado CD 480 2615
Montserrat Caballé
Sir Neville Marriner
DONIZETTI: LUCIA DI LAMMERMOOR (QS)
FLÖTENKONZERTE MOZART, STAMITZ, MERCADANTE Irena Grafenauer, Flöte Academy of St Martin in the Fields Dirigent: Sir Neville Marriner CD 480 1747
Montserrat Caballé, José Carreras Claes H. Ahnsjö, Samuel Ramey u.a. New Philharmonia Orchestra Dirigent: Jesús López Cobos CD 480 2718
Kurt Masur
Vittorio Antonellini
GRIEG: PEER GYNT
MANDOLINENKONZERTE
Edith Wiens, Nicole Heesters, Friedhelm Eberle u.a. Gewandhausorchester Leipzig Dirigent: Kurt Masur CD 480 2775
BARBELLA, GIULIANI, VIVALDI U.A. Silvia & Takashi Ochi, Ugo Orlandi, Mandoline Solisti Aquilani Dirigenten: Antonellini, Kuentz u.a. CD 480 2624
Arturo Benedetti Michelangeli
Pinchas Zukerman
BALLADEN, MAZURKEN, PRÉLUDES
BACH, TELEMANN, VIVALDI U.A. Massimo Paris, Pinchas Zukerman, Viola I Musici, St Paul Chamber Orchestra u.a. CD 480 1751
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VIRTUOSE VIOLAKONZERTE
BRAHMS, CHOPIN, DEBUSSY Arturo Benedetti Michelangeli, Klavier CD 480 2235
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