FF Meta

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FF Meta. →

Portrait einer Schrift.



→   FF Meta. Portrait einer Schrift.

Dezember 2010 | Ein Studienprojekt von Lukas Ullrich im Fach Typografie | BMD1102010 3


Erik Spiekermann. * 30. Mai 1947 4


→   Inhaltsverzeichnis. Seite Der Gestalter. Erik Spiekermann.

→  4

Alles Meta, oder was?

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Die Geschichte der Meta.

→ 7

FF Meta. A Star is born.

→ 10

Eine Großfamilie.

→ 11

Unverwechselbar.

→ 13

Helmetica. Ein Vergleich.

→ 18

Meta und Officina. Zweieiige Zwillinge. → 22 Wo es die Meta zu sehen gibt.

→ 26

Quellen.

→ 32

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→   Der Gestalter. Erik Spiekermann. Erik Spiekermann kam am 30. Mai 1947 in Stadthagen bei Hannover zur Welt. Am Anfang seines Werdegangs als Designer und Typograf stand ein Studium der Kunstgeschichte in Berlin, welches er sich mit dem Betrieb einer Kellerdruckerei und musikalischen Gelegenheitsgeschäften als Bassist selbst finanzierte. Dieses Studium brach er jedoch vorzeitig ab und zog mit seiner jungen Familie nach London, wo er als Berater für Designunternehmen und als Dozent am London College of Printing tätig war. In London widmete er sich auch zum ersten Mal eigenen Schriftentwürfen. (z.B. LoType, Berliner Grotesk)

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1979 kehrte Spiekermann zurück nach Deutschland und rief zusammen mit Florian Fischer und Dieter Heil in Berlin die Designagentur „MetaDesign“ ins Leben, die vornehmlich für namhafte Kunden der grafischen Industrie (z.B. Apple, Adobe, Berthold AG, HP und Linotype) tätig war.


1990 kam es zu Umstrukturierungen und Personalwechseln in der Agentur. Im Zuge dieses Wandels wurde auch der Name in „MetaDesign plus“ geändert. Bereits im Jahr zuvor hatte Spiekermann zusammen mit seiner Frau den „FSI Fontshop International“ gegründet, der mit seiner FontFontSchriftbibliothek heute weltweit zu den bedeutendsten seiner Art gehört. In den folgenden Jahren betreute Spiekermann viele große Konzerne und namhafte Kunden, entwarf etliche Schriften, die mittlerweile als moderne Klassiker gehandelt werden und erhielt diverse Preise für seine Arbeiten. Im Jahr 2000 trennten sich „MetaDesign plus“ und Spiekermann wegen „inhaltlicher Differenzen“. Spiekermann gründete mit neuen Partnern

abermals eine Designagentur, die mittlerweile nach diversen Umbenennungen „EdenSpiekermann“ heißt. Neben seiner Tätigkeit als Gestalter ist Spiekermann mittlerweile Honorarprofessor an der Hochschule für Künste in Bremen, verfasste einige Fachbücher, Artikel und Essays zum Thema Schrift und hat zahlreiche Ämter in unterschiedlichen Gremien und Räten inne.

Die Hochschule für Künste in Bremen. 7


→   Alles Meta, oder was?

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Die Meta ist selbstverständlich nicht die einzige Schrift von Spiekermann. Bereits in London gestaltete er die „Berliner Grotesk“ und die „LoType“. Später kamen die FF Meta, FF Officina, FF Unit und die FF Info hinzu.

Allen diesen Schriften kann der interessierte und aufmerksame Betrachter ansehen, dass sie den gleichen „Vater“ in Spiekermann haben. Der überwiegende Teil dieser Schriften ist sehr gut ausgebaut und vielseitig verwendbar.

Für einige Konzerne und Großunternehmen fertige Spiekermann individuelle Hausschriften an. So zum Beispiel die „DB Type“ der Deutschen Bahn AG, bei der zuvor die Helvetica als Hausschrift verwendet wurde.

Die „Berliner Grotesk“.

Die „DB Type“.

Die „LoType“.


→   Die Geschichte der Meta. Im Jahre 1984 trat Erik Spiekermann an die Deutsche Post heran und schlug vor, die Aussendarstellung des Unternehmens in punkto Hausschrift zu überarbeiten. Bis zu diesem Zeitpunkt verwendete das Unternehmen die Helvetica in diversen Schnitten und Ausführungen. Es gab jedoch keine eindeutigen Richtlinien oder Ordnungen, die die Verwendung der Schrift im Unternehmenskontext festgesetzt haben. Infolgedessen musste das Corporate Design von jedermann, der für die Post arbeitete, neu interpretiert werden, was selbstverständlich vermehrt für Unklarheiten sorgte.

Zudem mag die Helvetica zwar zeitlos sein, ist aber seit einigen Jahrzehnten wohl kaum mehr erste Wahl, wenn es darum geht, ein modernes, wirtschaftliches Großunternehmen zu repräsentieren. Spiekermann schlug also vor, eine Post-Hausschrift zu entwerfen, die ein klares, unverwechselbares und modernes Unternehmensbild „zeichnen“ sollte.

Skizzen zur Post-Schrift „PT55“

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Die Arbeit beginnt.

Das Anforderungsprofil der neuen Postschrift in Kurzform:

Gemeinsam mit den Verantwortlichen der Post wurde ein Anforderungsprofil für eine Hausschrift erstellt und bewährte Schriften (u.a. die „Frutiger“, die „Univers“ und die „Helvetica“) analysiert, um deren Vorteile einzubinden, bzw. Nachteile im neuen Entwurf zu umgehen.

→   gute Lesbarkeit auch in kleinem Satz und bei mangelhafter Druckqualität

Regensburg

→ ein neutrales, aber unverwechselbares Design

HELVETICA

Im Anschlss daran beginnt Spiekermann mit Entwürfen für die neue Hausschrift.

→ guter Ausbau in unterschiedlichen, klar differenzierbaren Schnitten mit vielen Sonderzeichen

→ ökonomisch und platzsparend

→ technisch auf modernstem Level und für alle Arbeitssysteme erhältlich (z.B. als Lichtsatz und für die Vielzahl unterschiedlicher Computersysteme)

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Analyse anderer bewährter Schriftfamilien: FRUTIGER

Regensburg UNIVERS

Regensburg PT55 / FF META

Regensburg


Spiekermann entwirft eine dynamische Groteskschrift (PT55), die allen Anforderungen der Post gerecht werden sollte. Im Sommer 1985, als die wichtigsten Grundschnitte fertiggestellt sind und sich die Schrift gerade in einer finalen Testphase befindet, (es werden diverse Broschüren und Telefonbuchseiten in der PT55 gesetzt) wird das gesamte Projekt abgebrochen. Diese Entscheidung war weder zu diesem, noch zu einem späteren Zeitpunkt nachvollziehbar und hatte vermutlich unternehmenspolitische Hintergründe. Spiekermann wurde zwar bezahlt, aber die Post blieb vorerst bei der Helvetica als Hausschrift und wechselte erst 1999 zur Frutiger.

Nach diesem Rückschlag beschließt Spiekermann, sein Schriftwerk in „FF Meta“ umzubenennen und es in seinem FontShop zu vermarkten. Von diesem Tag an bis jetzt, wärt nun die Erfolgsgeschichte dieser Schrift. Die Meta wird gern und

oft verwendet und gehört zu den wichtigsten dynamischen Grotesken unserer Zeit. In Fachkreisen wurde zeitweise sogar darüber gemutmaßt, ob die Meta das Potential hat, die Helvetica aus ihrer Vormachtsstellung zu verdrängen.

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→   FF Meta. A Star is born. In den folgenden Jahren wurde die Schrift – stets in Zusammenarbeit mit Spiekermann – von vielen unterschiedlichen Typographen weiterentwickelt und ausgebaut. Unter anderem arbeite auch Lukas de Groot an diesem Ausbau mit. Es entstanden zahlreiche Schriftschnitte mit Ligaturen, Sonderzeichen und Mediävalziffern, sodass die Schrift mittlerweile allen nur denkbaren Anforderungen gewachsen ist.

FF Meta Normal:

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→   Eine Großfamilie. FF Meta Normal, Book, Medium, Bold, Black mit den zugehörigen Italic-Schnitten:

Machen sie sich ihr eigenes Bild von der Schrift. Dies ist eine Beispielzeile für den kursiven Schnitt. Machen sie sich ihr eigenes Bild von der Schrift. Dies ist eine Beispielzeile für den kursiven Schnitt. Machen sie sich ihr eigenes Bild von der Schrift. Dies ist eine Beispielzeile für den kursiven Schnitt. Machen sie sich ihr eigenes Bild von der Schrift. Dies ist eine Beispielzeile für den kursiven Schnitt. Machen sie sich ihr eigenes Bild von der Schrift. Dies ist eine Beispielzeile für den kursiven Schnitt. Kapitälchen: Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar. Echte Kapitälchen sind ebenfalls verfügbar.

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Ziffern, Ligaturen, Sonderzeichen:

ffj 14

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

34567890 34567890 34567890 34567890 34567890 34567890 34567890 34567890 34567890 34567890

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→   Unverwechselbar. Woran man die Meta erkennen kann. 1. Nach links gebogene, leicht verdickt auslaufende Enden bei diversen Minuskeln:

lhbk rpnm

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hbrpnm eca 2. Reduzierte Strichst채rke an Ein- und Ausg채ngen, sowie in horizontalen Bereichen:

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LFftuQE ijyxvw 3. Schr채ge Abschl체sse.

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LfKlEh jgypJ

4. Die Oberlängen der Minuskeln sind höher als die Versalien. Die Unterlängen variieren ebenfalls leicht.

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yK g 5. Diverse Besonderheiten und ein auff채lliges Minuskel-g.

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→   Helmetica. Ein Vergleich.

Helmetica Helmetica Natürlich gibt es viele Schriften, bei denen sich ein Vergleich mit der Meta lohnen würde. Ich habe mich jedoch auf zwei beschränkt. Für die Helvetica habe ich mich aus folgenden zwei Gründen entscheiden:

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→   Die Helvetica war die Schrift, die von der Meta bei der Post abgelöst werden sollte. → Man sagte der Meta eine Zeit lang nach, dass sie die neue „Helvetica“ werden, und deren „Vormachtstellung“ beenden könne.

Meta

Helvetica


Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale: →   Die Laufweite der Helvetica ist größer, aber die Buchstabenzwischenräume kleiner. Daraus folgt: → Die Zeichen der Helvetica sind deutlich breiter.

→   Bei der Helvetica als statischer Groteskschrift wird die Vertikale stark betont. Die Meta ist dynamischer und weniger „streng“. → Die Strichstärken der Meta variieren stärker, als die der Helvetica.

e R R

→   Zeichenbreite/-gewicht → Strichstärkenunterschiede

Deutsche Bundespost Deutsche Bundespost

→   Helvetica: Betonung der Vertikalen

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→   Wahrscheinlich ist die Meta im Lesetext durch ihren dynamischen Charakter und klarere Zeichendifferenzierungen (z.B. beim i, l, j und I) besser lesbar.

→   i- und Umlautpunkte, sowie Satzzeichen der Meta sind kreisrund. Die der Helvetica nahezu quadratisch.

Illuminati Illuminati 22

Das Wort „Illuminati“ birgt eine kleine Kuriosität: Ausnahmsweise ist hier die Laufweite der Meta größer, als die der Helvetica. Dies verursachen vermehrt auftretende, schmale Buchstabenformen in Kombination mit den größeren Zeichenabständen der Meta.


→ Die Meta ist verspielter, bzw. detailverliebter.

→   Die Buchstaben der Helvetica sind, zusätzlich zu ihrer ohnehin vertikalen Ausrichtung, auch noch höher, als die der Meta.

g g y y QQ 23


→   Meta und Officina. Zweieiige Zwillinge.

Helmetica Helmetica Helmetica In einem zweiten Vergleich möchte ich die Meta gerne ihrer jüngeren Schwester, der Offcina gegenüberstellen. Dass diese beiden Schriften in Spiekermann den gleichen Vater haben, fällt sofort auf. Die Unterschiede sind in diesem Vergleich auch wesentlich 24

geringer als im Vorhergehenden mit der Helvetica. Dennoch muss Spiekermann Gründe gehabt haben, solch eine ähnliche Schrift zu entwerfen. Diese Gründe möchte ich in den Unterschieden zwischen den „Schriftschwestern“ suchen.

Officina

Meta

Helvetica


Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale: →   Die Zeichen der Officina sind kleiner als die der Meta. Daraus folgt eine deutlich geringere Laufweite. → Die Winkel und Kanten der Officina, sind minimal gerundet und nicht gestochen scharf, wie die der Meta.

→   Die Officina hat deutlich mehr und stärker abgeschrägte Endungen, als die Meta. → Die schrägen der Officina sind jedoch nicht verdickt, wie bei der Meta.

→   Zeichenbreite/-gewicht → minimal gerundete Kanten

→   schräge Endungen

→   Die Punkte und Satzzeichen der Officina sind relativ zu den Buchstaben „schwerer“, bzw. größer. → Die Meta ist weicher „gerundet“.

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→   Spiekermann legte bei der Gestaltung seiner Officina sehr großen Wert auf die deutliche Differenzierung zwischen den einzelnen Zeichen.

Im hier dargestellten Wort wird deutlich, warum diese deutliche Unterscheidung, so wichtig sein kann. In der Meta setzt sich das Minuskel-l leicht vom Versal-I ab. Dies wird aber

Illuminati 26

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erst deutlich, sobald man ein Minuskel-l sieht. In der Helvetica sind diese beiden Buchstaben äußert schwer voneinander zu unterscheiden.

Illuminati

ijlIJ


gg Ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden „Schriftschwestern“ lässt sich im Minuskel-g erkennen. Das g der Meta ist 3-geschossig, wohingegen das der Officina nur 2 geschossig ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Officina der Meta sehr ähnlich ist. Im Direktvegleich geht die Officina allerdings keinerlei Kompromisse in punkto Eindeutigkeit ein.

Illuminati

ijlIJ

Der optische Gesamteindruck könnte sogar Assoziationen zu MonospaceSchreibmaschinenschriften hervorrufen.

Hamburg liegt im Norden der Bundesrepublik. Hamburg liegt im Norden der Bundesrepublik. 27


→   Wo es die Meta zu sehen gibt. Anwendungsbeispiele. Der WDR verwendet die Meta als Hausschrift. Sowohl das Logo, als auch Untertitel, Claims und Copytexte des Konzerns werden in unterschiedlichen Schnitten der Meta gesetzt.

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Mozilla hat sich ebenfalls für die Meta als Hausschrift entschieden. Sowohl das Konzern-Logo „mozilla“, als auch das „Firefox“-Logo sind in der Meta Bold gesetzt.

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Die „Gothaer“ Versicherung, die Universität Paderborn, die Hochschule Wismar und die „deutsche kinder und jugendstiftung“ haben ebefalls die Meta für ihre Logos, bzw. Wortmarken verwendet.

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Die Rhein-Zeitung verwendete einige Jahre lang die Meta für Textauszeichnungen. Fließtexte waren klassisch in Antiqua-Schriften gesetzt, Rubriken und diverse Überschriften oder Randglossen waren jedoch in der Meta gesetzt.

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Über die Qualität der Farbkombinationen und der des gesamten Designs der Firma AVM lässt sich streiten. Fest steht jedoch, dass sie mit der Meta ein gute Schrift für ihre Produktverpackungen gewählt haben.

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Logos, Lesetexte, Untertitel, Kleingedrucktes, Headlines und vieles, vieles mehr noch wird in der Meta gesetzt. Wer mit offenen Augen durch die Straßen geht, der wird sich kaum noch vor dieser Schrift retten können. Die Meta ist überall.

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→   Quellen. →  →  →  →  →

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Broschüre „FontFont Focus Meta“ http://www.100besteschriften.de/ http://spiekermann.com/ http://www.typografie.info/ de.wikipedia.org/wiki/Erik_Spiekermann


Ein Studienprojekt von Lukas Ullrich | BMD1102010 | Dezember 2010


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