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Jedes Zehntel rettet Tausende“

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KLIMAWANDEL

„Jedes Zehntel rettet tausende Menschenleben“

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Der Grazer Umwelt-Ökonom Franz Prettenthaler vom Joanneum Research zur Erderwärmung

Foto: Joanneum Reserach / Manuela Schwarzl

Jeder Besucher im 13. Stock des Science Tower (Turm des Wissens) in der Smart City in Graz staunt – oft auch ungläubig – über die ielfalt der Pflanzen, die da in Hochbeeten wächst und gedeiht. Das Projekt „Rooftop Farming“ wird vom Team des LIFE-Instituts (Joanneum Research) wissenschaftlich begleitet und mit Hilfe von Sponsoren betreut. Die ersten Erkenntnisse des intensiv genutzten Dachgartens: Wenn es außerhalb des Towers Temperaturen bis zu 35 Grad gibt, sind es im Dachgarten des Science Towers bis zu sechs Grad weniger. Und damit ist alles erträglicher. Nebenbei: für Naturliebhaber und Fotografen ein lohnender Ort.

In Graz entstehen mit Reininghaus und der Smart City zwei neue Stadtteile für rund 20.000 Bewohner. Aber außer hier im Science Tower gibt es noch keine weiteren intensiv genutzten Dachgärten.

Prettenthaler: Ja, leider. Nachdem die Begrünung nicht vorgeschrieben ist. Bis jetzt gibt es von der Politik, wenn Sie so wollen, sozusagen Lippenbekenntnisse. Da und dort mit Förderungen. Aber die Bauträger haben diese Idee nicht aufgenommen. Noch nicht. Obwohl wir mit vielen sprechen, gibt es noch keinen, der mit Freude auf den Zug aufspringt. Viele Projekte starten sehr hochtrabend, dann werden sie weiter verkauft und noch einmal weiter verkauft. Und bei jedem Weiterverkauf werden die vermeintlichen Luxusartikel gestrichen, damit der Gewinn für den jeweiligen Investor noch stimmt.

Woran liegt das?

Prettenthaler: Dieser Mangel hat seine Ursachen in der Raumordnung, die zu löchrig ist. Manche Investoren sind schon stolz darauf, wenn sie ein bisserl Photovoltaik aufs Dach geben. Doch das ist keine gestalterische Nachhaltigkeit für die nächsten 30, 40 Jahre, womit man eine gute Aufenthaltsqualität in der Stadtmitte entwickeln kann.

Preis des Landes für die „Grüne Oase“. Mitarbeiter im Turm können sich dort ihre gesunde Jause holen.

Aber gerade in Graz wird die Nachhaltigkeit von der Politik immer plakatiert.

Prettenthaler: Der Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, die Klimaentwicklung in der Stadt durch ein Monitoring zu begleiten, wo die Hotspots sind. Als Forscher begrüße ich das natürlich, aber im Sinne der notwendigen Veränderung bin ich ungeduldig. Es gibt kein ausreichendes Bewusstsein dafür, dass Bauherren ohne Zwang zukunftsweisende Projekte realisieren. Die Raumordnung ist Ländersache, auch von dieser Ebene sollte Neues kommen. Zum Beispiel, dass die Versiegelung des Bodens durch intensive Dachbegrünungen kompensiert wird. Dafür ist das vorhandene Regelwerk zu zahnlos.

Da verwundert es dann nicht, wenn die Menschen persönlich wenig bis nichts gegen den Klimawandel unternehmen.

Prettenthaler: Wir müssen mit aller Kraft gegen eine solche Haltung ankämpfen. Das sage ich als Bürger und als Klimafolgenforscher. Denn es zählt jedes Zehntel Grad weniger Erderwärmung. Es ist nicht egal, ob diese 1,5, 1,6 oder 1,7 beträgt. Denn jedes Zehntel weniger, das wir mit dem Kampf gegen den Klimawandel schaffen, rettet zehntausende Menschenleben. Wir müssen beim CO2-Ausstoß auf Null kommen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wenn sich unsere Erde um 2 oder 3 Grad oder mehr erwärmt.

„Letztlich gibt‘s nur eine Welt, auf der wir leben.“

Seit 40 Jahren setzt sich der aus dem oststeirischen Gnas gebürtige Hans Roth für eine lebenswerte Umwelt ein. Gemeinsam mit seiner Frau ist es ihm gelungen, eines der erfolgreichsten, oft ausgezeichneten Entsorgungsunternehmen in Österreich aufzubauen. Im von der EU beschlossenen „Green Deal“ sieht er einen Durchbruch. „Dass alle nun den Klimawandel ernst nehmen.“

Das Headquarter der Saubermacher Dienstleistungs AG hat ihren Sitz in Feldkirchen bei Graz in der Hans-Roth-Straße 1. Das Headquarter ist klimazertifiziert, eil es mit einer Erdwärme-Heizung, Regenwasser für die WC-Spülung, einer Photovoltaikanlage für die Stromerzeugung versehen ist. In der Nähe gibt es einen Energiewald, Bienen- und Insektenhotels zur Sicherung der Artenvielfalt und anderes mehr.

KLIPP erreichte Hans Roth, nachdem er gerade von einer Umweltkonferenz im Vatikan zurück gekommen war.

Saubermacher arbeitet selbst klimaneutral. Welche Lösungen haben Sie da implementiert?

Roth: Wir setzen auf drei Säulen – auf Recycling, also die Verwertung von Abfall, den Umweltschutz im Betrieb und Umweltberatung. Im Recycling sparen wir mit unseren Verwertungstätigkeiten pro Jahr

1. Platz für Umwelt-Pionier

Die Saubermacher AG ist ein internationales Entsorgungs- und Recyclingunternehmen mit Sitz in Feldkirchen bei Graz. Das Familienunternehmen wurde 1979 von Hans und Margret Roth gegründet und ist kompetenter Partner für ca. 1.600 Kommunen und rund 42.000 Unternehmen. Der Betrieb beschäftigt rund 3.200 MitarbeiterInnen in Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Saubermacher ist das nachhaltigste Entsorgungsunternehmen der Welt: Bei der Nachhaltigkeitsbewertung von GRESB erreichte der Umweltpionier 2020 erneut den sensationellen 1. Platz.

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