KLIPP Februar/März 2024

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Februar/ März 2024 Österreichische Post AG, MZ 02Z033225 M, Klipp Zeitschriften GmbH / Co KG, Mohsgasse 10, 8020 Graz, RETOUREN an: Weidenweg 8, 8502 Lannach Zuversicht in unsicheren Zeiten 10-Tage-G-Party für Motorwelt in Graz Die Bettlerin Gottes Pfarre Graz-Karlau und Traude Schröttner. Nächstenliebe ohne Scheinwerfer. AREA Süd. Auch für Neue Chinesische Seidenstraße KULT-KRAXLER
DasBestefürhelleKöpfe,
Was ist das 2024? EINFALLSTOR

Unsere Kinder und Enkelkinder, leben uns das ganz stark vor. Sie warten ungeduldig auf den nächsten Geburtstag. So alt und erwachsen zu werden, wie die große Schwester, der große Bruder. 14 zu sein, um länger aufbleiben zu dürfen, 16 für die erste Disco, 17 für den Führerschein und 18, um endlich volljährig zu sein und als erwachsen zu gelten. Jedes Jahr

Zuversicht in unsicheren Zeiten

verspricht neue Möglichkeiten und Errungenschaften. Zukunft bedeutet für sie eine Chance, die Dinge besser zu machen und die Hoffnung auf ein größeres Stück Glück. Ich denke, die Erwachsenenwelt in unseren Breiten hat da noch einiges aufzuholen. Unser Nachwuchs ist dieser Hoffnung. Dessen Zuversicht ist das größte Geschenk in unsicheren Zeiten.

NICHT zu handeln, WEIL man sicher ist, dass es gut ausgeht, SONDERN mit der Überzeugung, dass es SINN macht, was man tut.

Diesen Themenschwerpunkt haben wir bewusst für die erste Ausgabe unseres Magazins im Jahr 2024 gesetzt. In der Hoffnung, dass auch für Sie etwas dabei ist.

Medieninhaber und Herausgeber: KLIPP Zeitschriften GmbH & Co KG, Mohsgasse 10, 8020 Graz, Telefon: 0650/ 242 99 35, Redaktion und PostAdresse: Weidenweg 8, 8502 Lannach, office@klippmagazin.at

RETOUREN an:

Redaktion Steiermarkmagazin KLIPP, Weidenweg 8, 8502 Lannach Officemanagement: Isabella Hasewend Redaktion/Autoren: Jürgen Lehner, Isabella Hasewend, Helmut Dietl, Reinhard Schuch, Martina Tosch, Elisabeth Hewson Produktionsleitung: Isabella Hasewend Produktion: Christian Wallner Lektorat: L.R.

Druck: Dorrong, Graz

Abonnentenpreise: Jahresabo: 30 Euro, Zweijahresabo: 42 Euro

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Vertrieb: Österreichische Post AG Erscheinungsort: 8020 Graz

Nächster Erscheinungstermin: April 2024

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* Bei Neuabschluss einer Wohnfinanzierung erhalten junge Menschen (Höchstalter mind. eine Person bis 35 Jahre, einkommensabhängig) für die ersten zwei Jahre einen Startbonus in Höhe von jährlich 2 % des Kreditvolumens (bis zu 100.000 Euro) auf Ihr Girokonto gutgeschrieben. Insgesamt entspricht das einem Bonus von max. 4.000 Euro in 2 Jahren. Nur anwendbar auf s Wohnkredite mit einer Laufzeit von mind. 10 Jahren. Das Angebot ist bei der Steiermärkischen Sparkasse bis zum 31.10.2024 erhältlich.

fürs Eigenheim. steiermaerkische.at/startbonus
Schicksale, die bewegen und bewegten Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. 02Z033225 Dez. 2005 www.klippmagazin.at Der etwas andere KLIPP-Rückblick auf 2005 Menschenbilder Der etwas andere KLIPP-Rückblick auf 2005 MAGAZIN DasBestefürhelleKöpfe, aberoftangefeindet EuroVerlagspostamt 8020Graz, P.b.b.GZ02Z033225M,Februar/März2021
Sabis“ Zwei Fußball-verrückte Familien. Marcel Sabitzer ist bei RB Leipzig schon ein Star. EU-Abgeordnete Bettina Vollath zu Flüchtlingsdramen: Gorbatschow nach Graz. Anwältin Karin Prutsch Tscheliessnigg unter Druck: GEPA pictures/ Thomas Bachun Heißer Konflikt droht: Geimpft gegen Ungeimpft Run auf E-Bikes Aber es gibt Lieferengpässe Osterbrot Genuss mit Tradition Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. GZ 02Z033225 Juni 2012 1,45 Euro KLAR • STEIRISCH • UNABHÄNGIG Jasmin Treffer Grenzgänger Top-Manager Peter Lazar stellte sich dem Ironman Hawaii Wird ihren Philipp nie sehen DasBestefürhelleKöpfe, aberoftangefeindet EuroVerlagspostamt 8020Graz, P.b.b.02Z033225M,Juli/August2018 Der neue FRONTMANN für Bau-HolzChef Beppo Muchitsch: Peter Rosegger: Längst keine Lichtfigur mehr „Etivera“ gelandet Kleinhapl: Spielt ohne Limits Mehr Bella Italia geht nicht trägt www.klippmagazin.at € 1,45 € 1,45 Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. GZ 02Z033225 April 2004 Oscarreif: Steirer bauen Schule auf 4500 m Finanz: Grassers Millionengeschenk rettet Sturm ESTAG: Geplante Strompreiserhöhung eine Zumutung. NEIN von Klasnic gefordert Himalaja 1x1 lernen am 1x1 lernen am HimalajaDenEnergiehaushaltoptimiert Beilagezum HerausnehmenBau–>Energie<–Haus Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. GZ 02Z033225 September/Oktober 2015 2 Euro tiefGRAWEHypo-Pleite:steckt drinnen www.klippmagazin.at Heimat, bist du großer Söhne und Töchter Ralph Hasenhüttl Clemens Setz Olga Neuwirth Schriftsteller Lena Hoschek Steirer Pepo Puch: Nach Genickbruch Gold in London geholt Unglaublich Styria MedienKonzern: Kahlschlag ganz oben Seite 30 lässtinGraz am25.Novemberwählen

… und in der Kassa klingelt es ordentlich

Ankünder aus Graz „plakatiert“ seit 100 Jahren

Geschäftspartner-Trio (v.l.): Dieter Weber, Jean-François Decaux, Bernd Schönegger

Schaut man sich die vielen Bilder, Grafiken, Fotos an den Wänden im langgezogenen Büro von Ankünder-Geschäftsführer

Dieter Weber in der Herrengasse in Graz genauer an, dann weiß der Besucher sofort: Hier arbeitet ein Mensch, der eng mit der kreativen Werbewelt „da draußen“, ihren effektvollen Auftritten, aber auch mit dem Motorrennsport zu tun hat.

Vor vier Jahren inszenierte er als Geschäftsführer des Ankünder mit seinem Team anlässlich des 50. Todestages von Jochen Rindt eine Erinnerungsshow mit viel Prominenz. Seit damals hat ja Graz auch einen Jochen-RindtPlatz im neuen Stadtteil Reininghaus. „Der Jochen war für mich schon als Bub ein Hero“, erklärt er zu den Fotos. Damals war auch Nina Rindt, die Witwe, mit ihrer Tochter Natascha in Graz und auch ein „Franzose“, ebenfalls ein Rindt-Fan. In seinem Besitz: Das heute Millionen teure Le-Mans-Sieger-Auto von Rindt, der legendäre Ford GT40 (Foto unten). Dieser war auch im Graz Museum ausgestellt. Möglich gemacht hat das Dieter Weber, weil Jean-Claude Decaux – so heißt der Mann – mit dem Ankünder auch geschäftlich verbunden ist.

Seit 2017 ist der Franzose 33,3-Prozent-Gesellschafter des Unternehmens Ankünder, mehrheitlich (66,7 Prozent) im Eigentum der Stadt Graz. Sein Familienkonzern ist in 80 Ländern tätig und Weltmarktführer in der Außenwerbung. Jean-Claude Decaux gehören auch 70 Prozent der Gewista in Wien, bekanntlich das größte Outdoor-Werbe-Unternehmen Österreichs. Zweiter Gesellschafter ist die Stadt selbst. Der Ankünder aus Graz verdiente als Plakatierer schon immer gutes

Geld. Mit der Grazer Messe als größten Kunden war er bereits im ehemaligen kommunistischen Jugoslawien. Damals sorgten ja zigtausende Besucher aus Slowenien und Kroatien für das internationale Flair. Das registrierte man natürlich auch bei der Gewista, für deren Kunden der Ankünder plakatieren durfte. Dieter Weber lernte dann Jean-Claude Decaux auf einer der internationalen Werbemessen kennen und kam über die Zeit näher in Kontakt. „Bis er uns das Angebot

machte, nicht nur auf Vertriebsebene, sondern auch auf Firmenebene zusammenzuarbeiten.“ Mit dem Einstieg der Gewista beim Ankünder erhielt der Ankünder Beteiligungen (49 Prozent) an deren Tochtergesellschaften in den Bundesländern und es gibt mit „Europlakat“ auch ein gemeinsames Auftreten in Kroatien und Slowenien. Holding-Chef Wolfgang Malik und Ex-Bürgermeister Siegfried Nagl zeigten sich „very amused“ über den Deal. Mit seinem 60-köpfigen Unternehmen mit Sitz in der Herrengasse stieg der Ankünder zur ertragreichsten Tochter der Holding auf. Und als besonderes Zuckerl gibt‘s zum 100-Jahr-Jubiläum das beste Ergebnis ever.

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Sujet-Fotos stammen aus Buch „PlakateDokumente zur steirischen Geschichte 19181945“ (Martin F. Polaschek & Stefan Riesenfellner). Die Originale stammen aus dem Steiermärkischen Landesarchiv. Fotos: Stadt Graz/Foto Fischer bzw. Ankünder/Milatovic

Umjubelte Zauberflöte

Was erfreut die Veranstalter eines Kulturabends besonders? Wenn der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt ist, die Besucher in freudiger Erwartung auf das Kommende und dass es am Ende langanhaltenden Applaus und Bravo-Rufe wie in großen Opernhäusern gibt. Und so war es jüngst auch beim Gastspiel der Kunstuniversität Graz in der Kulturhalle in Eggersdorf. Die jungen Künstler und Studierenden der KUG beeindruckten das Publikum mit einer umjubelten semikonzertanten Aufführung von Mozarts „Die Zauberflöte“. Das jährliche Gastspiel – ermöglicht durch eine Kooperation mit der Richard Wagner Gesellschaft Graz und örtlichen Sponsoren – hat bereits so etwas wie Tradition. Projektleiter Günther Fruhmann: „Für die jungen Künstler ist möglichst viel Bühnenerfahrung schon während des Studiums gut. Und die kommen aus mehr als 20 Ländern. Man sieht also, was Musik schaffen kann.“ Mit einem beachtlichen personellen Einsatz. Da gibt’s eine szenische Einrichtung, Dirigenten, die Korrepetition, die musikalische Einstudierung, die Dialoge, die Orchesterfassung, Chor-Einstudierung, die doppelte Rollenbesetzung, den Chor, das Bühnenbild, die Technik, das Licht-Design. Insgesamt sind das knapp 100 Personen. Eggersdorfs Bürgermeister Reinhard Pichler zeigt sich beeindruckt.

Und überrascht seinerseits auch mit einer Zahl: Der Gastspielort sei kein „Dorf“, wie man es aus dem Namen vermuten würde, sondern mit mehr als 7.200 Einwohnern zähle das „Dorf“ zu den zehn größten Gemeinden der Steiermark. Na ja, dann sollte einer weiteren gedeihlichen Zusammenarbeit nichts im Wege stehen …

Besondere Musikstunde

Die Töne, die der Vogelhändler Papageno seiner Flöte entlockt, haben natürlich auch sofort das Interesse der Schüler geweckt.

Papageno und Papagena aus der Mozart-Oper waren am Vormittag zu einem „Workshop“, besser gesagt zu einer besonderen VorspielMusikstunde ins neue Haus der Vereine in Eggersdorf gekommen. Kulturreferent Hans Zaunschirm und Franz Wuthe von der Richard Wagner Gesellschaft wollen damit auf spielerische Art den Kindern auch den Zugang zu „klassischer Musik“ vermitteln und wecken. Und das junge Publikum staunte, als es hörte, aus wie vielen Ländern die jungen Künstler nach Graz zum Studieren kommen und was sie alles lernen müssen, um sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, später einmal auf der Bühne ihr Können zu zeigen. Mit dem Wichtigsten für die Künstler als Anerkennung – kräftigem Applaus.

Wo die Höflichkeit gewinnt

Es gibt Anlässe, außerhalb der eigenen vier Wände, da will man sich selbst, aber noch mehr auch anderen besonders gefallen. Ganz egal, wie großzügig der liebe Gott, die Mutter Natur oder wer immer sich beim Vergeben der Äußerlichkeiten angestellt hat. Innen drinnen sind wir ohnehin alle schön.

Bälle und Feste im Fasching sind ein solcher Anlass. Die Adams und Evas putzen sich heraus, als ob es um den Wiedereintritt ins Paradies geht. Der aufwändigste und eleganteste Anlass in der Steiermark ist die Grazer Opernredoute mit 2.500 Gästen – wie unser Bilderblock zeigt. Dabei werden beim Smalltalk gegenseitig Komplimente,

Treu bis zum Geht-nicht-mehr

Sturm-Fans

Es gibt dazu sicher keine Umfragen, weil das Ergebnis ohnehin feststeht: Selbst unter Frischverliebten würden das nur einige tun, dem Objekt ihres Herzens hunderte, tausende Kilometer mit dem Auto, der Bahn oder im Flieger nachreisen, um ihm für nicht einmal zwei Stunden auf Sichtweite nahe zu sein. Wenn das Wiedersehen einige

Tage später ohnehin bereits wieder fix ist. Doch die sprichwörtlich fast „hündische Treue“ zu einem Fußball-, Handball-, Eishockey-Klub ist eine „Lebensaufgabe“, hält länger als jede private Beziehung. Als nächstes Reiseziel steht für Sturm Graz im Achtelfinale der Conference League Lille aus Nordfrankreich als Gegner fest. Waren es in Bratislava

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Königin der Nacht „Gast“ in Eggersdorf Foto:
Der Plankenauer
Schüler-Applaus für Papageno und Papagena

Bewunderung über das Aussehen und Höflichkeiten versprüht, die die Wirklichkeit da und dort ganz weit hinter sich lassen. Besonders bei den Roben der Damen. Aber was soll’s, es gibt ohnehin genügend und unakzeptable Hasstiraden und Beschimpfungen im sogenannten sozialen Netz. Weil anonym.

geben alles: für 90 Minuten tausende km unterwegs.

2.300 eingefleischte Anhänger, so werden im 1.300 Kilometer entfernte Lille noch etliche mehr dabei sein wollen. Obwohl sich der Bewerb in der untersten Etage des europäischen ProfiFußballs abspielt. Aber selbst dort gibt‘s einige Millionen Euro für die geldhungrigen Vereine. Das Horoskop sagt das nicht voraus und daher wird‘s leider

Bei 6 Grad: Eisschwimmen als Muntermacher

Wo? Im neuen Naturbadeteich beim Retter. Soll auch gesund sein. „Ja, wir waren auch schon drin“, erzählt im KLIPP-Gespräch Hotelier Hermann Retter und spricht damit auch für seine Frau Ulli. Mit „drin“ meint er den neuen 20 Meter langen Naturbadeteich, wo bei Minustemperaturen sogar die Eisfläche erst aufgebrochen werden muss, um schwimmen zu können. Und das Vergnügen dann bei knapp sechs Grad Wassertemperatur den Mutigen schon viel abverlangt, denn da zieht sich alles im Körper zurück. „Aber so“, werben die Retters damit, „bringt man Körper, Geist und Seele auf ein neues Niveau.“

Wie man sich vor dem Eintauchen dazu motiviert, da gibt’s unterschiedliche Schilderungen der Gäste. Hilfreich sollen da die Yoga-Plattformen und die Entspannungsinseln sein. „Eisschwimmen im neuen Retter BioNatur-Resort“, so heißt es von Weltmeister in dieser Disziplin Josef Köberl, „beruhigt die Gedanken und schärft die Sinne.“ Na, dann. Aber es gibt zur Beruhigung tatsächlich auch etwas, nämlich einen beheizten Waldpool, von dem aus man sich die Eisschwimmer einmal anschauen kann. Der Name Retter verpflichtet ohnehin, wenn Retten einmal nötig wäre.

Übrigens: Neben dem neuen Bio

Organic SPA hat sich auch im Hotel selbst in den letzten Monaten vieles gewandelt. „Wir sind nicht größer geworden“, so Hermann Retter, „aber es gibt eine völlig neue Küchenwelt, ein eigenes MitarbeiterRestaurant, noch mehr Komfort im Seminarbereich für die Gäste, und, und.“ Mit einer 17 Millionen Euro teuren Investition – da lässt sich schon ordentlich viel Musik machen.

„Wir haben 2024 viel vor“

Reiner Handwerk – die Werkstätten liegen mitten im Ensemble des Stift Rein

nicht passieren: Sollten die Blackys ins Halbfinale kommen und dort weiter, so steht jetzt bereits eines fest - das Finale geht in Athen über die Bühne. Wer die Hardcore-Fans von Sturm kennt, der weiß, dass einige sich zumindest schon Tickets dafür reservieren haben lassen.

Mitten im historischen Ensemble des Stift Rein gelegen, bieten die Werkstätten des Vereins Reiner Handwerk ein ideales Ambiente für Bildungsveranstaltungen rund um alte Kulturtechniken und Handwerkskunst. Angeboten werden Veranstaltungen zu den Schwerpunkten Bauhandwerk, bäuerliches Handwerk, Natur und Kulinarik, Krippenbau, Familienforschung, Ehrenamt und natürlich auch Brauchtum. Und alles zu vernünftigen Kosten. Ein Blick in den Veranstaltungskatalog: Im März gibt’s Kurse für Obstbaumschneiden, ist man dem Geheimnis der Wünschelrute auf der Spur und erfährt, wie man Hecken für die Zukunft gestaltet. Im April dann greift Peter Meder selbst zum Werkzeug. „Mit Kalk und Sand zur schönen Wand, gibt es einen dreitägigen Praxisworkshop zum Handwerk des Kalkputzens und zur Fresko- und Seccotechnik“, erklärt er. Nähere Infos über den Verein und seine Veranstaltungen: www.reinerhandwerk.at

SPOTS Sturm-Fans
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Fotos: Opernredoute KANIZAJ photography Fotos: Retter Bio-Natur-Resort „Ja, wir waren auch schon drin.“
Verein Reiner Handwerk
Foto:

Kamele als Trauzeugen Hochzeit:

familieneigene, 20-köpfige Kamelherde mit betreut, erst jetzt seine Hochzeitsfotos verschickt. Das Jawort haben er und seine Manuela sich bereits im Dezember im eigenen Kamel-Stall gegeben. Als stille „Trauzeugen“ und „Gäste“ dieser ganz im kleinen Kreis erfolgten Trauung waren die Kamele. Mit dabei musste klarerweise eine Standesbeamtin – in diesem Fall aus Deutsch Goritz – sein und natürlich die Familie und die engsten Freunde und Bekannten.

Nicht wenige machen um ihren Hochzeitstermin – manche sogar dann später auch um ihre Scheidung – ordentlich Tamtam. Kamel-Liebhaber sind da offensichtlich anders gepolt. Deren Tiere sind edel, genügsam und marschieren ruhig durch ihre Welt. Daher hat Thomas Schober aus Ratschendorf in der Südsteiermark, der mit seinen Eltern dort seit Jahren die

Die Liebe und Passion für die Kamele ist gleichsam von den Eltern Irmi und Herbert Schober auf Sohn Thomas übergegangen und hat auch seine Frau Manuela erfasst. Kennen und lieben gelernt haben sich die Zahnarztassistentin und der Gastronom schon im Jahr 2016 in der Mostschenke im Gewölbe. Damals war Manuela noch Gast und Thomas hat ihr als Juniorchef den besten Aperol-Spritz ihres Lebens serviert. Von da an konnte sie zu Thomas

und den Kamelen einfach nicht mehr „Nein“ sagen.

Die Mostschenke in Ratschendorf ist eine eigene kleine Welt für sich. Mit einem Sammelsurium von exotischen Dingen und Besonderheiten – Flugzeuge, Oldtimer, alte Bauernwerkzeuge, Militär-Autos, Büffel und Kleintierpark, Traktoren, eine Hochseeyacht. Das alles lässt sich dort bestaunen und ist daher ein weit über die Bezirksgrenzen hinaus bekanntes und beliebtes Ausflugsziel. Geflittert haben die beiden bereits in der Winterpause auf Sri Lanka und im Frühling soll es noch einmal – auch wieder auf eine sehr spezielle Art – dann nach Las Vegas gehen. Erst dann müssen die Kamele für eine Zeit lang auf die beiden „Pfleger“ und Betreuer verzichten. Gegenwärtig geht’s im Gewölbe, so die Mutter Irmi, drunter und drüber, weil ab 9. März schon wieder die Mostschenke offen hat.

Nach 21 Jahren haben Claudia und Hannes (Kartnig) genug miteinander ge- und erlebt, wie in anderen Medien schon zu lesen war. Schwierige Zeiten

Scheidung

haben die beiden ganz sicher in jenen Jahren durchgestanden, als Hannes Kartnig seine mehrjährige Strafe im Gefängnis absitzen musste. Er war ja im spektakulären und lang dauernden Sturm-Prozess wegen Steuerbetrug und Fördermissbrauch auf der Anklagebank im Straflandesgericht in Graz gesessen. Kartnig hat dieses Verfahren viel Geld gekostet und er bezeichnet sich heute selbst als Pensionist, der mit 2.500 Euro sein Auskommen haben muss und nichts mehr besitzt. Es könnte sein, dass seine Noch-Frau Claudia im Scheidungsverfahren seine Armut anders sieht.

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Nach wie vor bissig und frech

Die Grazbürsten feiern mit „Summa cum Gaude“ 40-jähriges Jubiläum

„Wo’s dem Aarnoch graust“, titelte das Kabarett Die Grazbürsten in grün/beiß ihr erstes Programm und hatten damit sofort die Lacher auf ihrer Seite. Mit der Persiflage auf die Landeshymne „Hoch vom Krachstein an, wo der Aarnoch haust“, gab es die Geburtsstunde der bis heute erfolgreichsten steirischen Kabarettgruppe.

Anmerkung: Alle Steirer und Steirerinnen kennen die Landeshymne, „können“ sie aber nicht und nur wenige wissen, wer der „Aarnoch“ ist.

7 Lehren aus „C“

1. Drei Tage nach der Silvesterparty beginnt C. Nur bei dir, also kann es auch von anderswo als der Silvesterparty herkommen. Das hattest du schon 2020, dieses bescheuerte Virus kommt aus wer weiß welchen Ecken, in denen du nicht einmal warst. Der Schüttelfrost am ersten Abend ähnelt dem Tanzen zu Silvester.

v.l. oben: Gerhard Wanker, Gerhard Brandstetter, Ulrike Emmer, Doris Grillitsch, János Mischuretz, Bernhard

Geplant, entwickelt, verworfen und geprobt wurde das erste Programm im Wohnzimmer von Gudrun Gröbelbauer. Diese war vor 40 Jahren Abteilungsleiterin für den Familienfunk im ORF Steiermark, gestaltete einen „Tag der offenen Tür“ im Funkhaus und wollte dies auch in kabarettistischer Form tun. Der bereits verstorbene Horst Goldemund übernahm die Regie für ein Kurzprogramm und die Kabarett-Glut war gelegt. Diese Glut zu einem Feuer zu entwickeln, war der Plan. Der gelang.

Das erste Ensemble bildeten Horst Goldemund, Gudrun Gröbelbauer, Gerd Linke, Roland Pirker, Doris Gareis-Rudlof und Gerhard Wanker. Er ist der einzige, der heute noch dabei ist – als Obmann des Vereins, als Manager, Pianist und Komponist. Die ehemalige ORF-Journalistin Gudrun Gröbelbauer hat nach ihrer Pensionierung nur das „Fach“ gewechselt und damit auch die Requisiten. Sie ist heute, 78, eine gefragte Grabrednerin.

Als Nummernkabarett sind Die Grazbürsten heute allein auf weiter Flur. Der Name stammt aus einem Wortspiel von Kratzen, Katzen und Graz, daher auch „Kabarett in grün/beiß“. Der, Jahrgang 1946, multistudierte Gerhard Wanker war in seiner Jungzeit Volksschullehrer in Möderbrugg, zwischen Trieben und Judenburg gelegen. Und mit der an sich selbst gestellten Frage „das soll’s jetzt gewesen sein?“ beendet er nach 14 Tagen seine Lehrer-Karriere dort und verschrieb sich fortan der Musik. „Ich hab’ Klavier und Kontrabass studiert.“ Danach holte die Musikuniversität den ausgebildeten Pädagogen als Professor an die Uni, bis heute ist Gerhard Wanker auch erfolgreicher Schulbuchautor in Sachen Musik. Und so nebenbei hat er rund 350 Melodien für die Texte der Grazbürsten komponiert. „Summa cum Gaude“, das Jubiläumsprogramm, enthält auch ein Best of von neu bearbeiteten Nummern aus früheren Programmen. Gaudium aus dem Lateinischen bedeutet so viel wie Vergnügen, Hochgenuss – und all das ist Summa Summarum in der Gegenwart schwer möglich, bis unerreichbar, heißt es im Jubiläumsheft. Und kein Bereich des Alltags bleibt dabei von hirntoleranter Schmachhaltigkeit verschont. Denn kaum ein Vergnügen ist heutzutage noch korrekt, kaum eine Freude berechtigt, kaum ein Hochgenuss erlaubt.

„Doch das alles ist den Grazbürsten mit schdairischer Gramatig geschrieben wurscht.“ Und deshalb sollte man sich früh um Karten für ihre Auftritte kümmern. Am 8.3. landen sie wieder im Flugzeughotel. Novapark.

Weitere Infos: www.grazbuersten.at

2. Es ist dein zweites C, und du schwitzt deine Nächte routiniert durch, diesmal sind es drei. Die Familie ist nicht einverstanden, dass du deine nassen Pyjamas, T-Shirts und Bettwäsche vor die Tür wirfst. Aber wohin sonst mit dem Zeug? Okay, auf den Balkon. Du würdest ja alles selbst in die Waschmaschine stecken, aber man lässt dich auch mit Maske nicht aus dem Zimmer. Vielleicht könnte man mit dem Einsammeln und Waschen von solcher Wäsche Geld verdienen. Geschäftsmodell!

3. Normalerweise geht es hatschi hatschi, diesmal aber hatschi-i-i-i hatschi-ii-i, dabei schüttelt es dich wie einen Punker an der Stromgitarre, der Brustkorb schmerzt. Alle diese Medikamente, ob in Tablettenform oder flüssig, öffnen in wenigen Minuten sämtliche Schweißdrüsen, und das vor drei Stunden frische T-Shirt ist schon wieder nass. Du übst dich in Gelassenheit. Wenn du durch die Tür etwas gefragt wirst, krächzt du wie ein Rabe.

4. In deinem Halbdelirium und im Halbdunkel des Zimmers hast du viel Zeit zu entspannen und nachzudenken. Was du von deinem Leben (noch) erwartest, welche Fehler du gemacht hast und künftig vermeiden willst. Wie nett du zu deiner Gesundheit sein wirst, wenn das alles nur vorbei ist. Du fluchst auf die Zigaretten bei der Silvesterparty.

5. Wenn du nichts schmeckst und nichts riechst, kannst du alles essen, ein Vorteil. Das erste Mal konntest du tagelang nichts essen, diesmal brätst du schon am zweiten Tag Spiegeleier und kochst Apfelkompott, da warst du noch allein in der Wohnung, ohne Familie. Natürlich wirst du auf telefonische Anweisung deiner Frau alles gut lüften, bevor sie kommen.

6. Drei Nächte durchschwitzen, dann erscheint Licht am Horizont - man nennt das milden Verlauf. Den hattest du auch 2020, gingst aber drei Wochen mit Gummiknien. Diesmal, du spürst es, wird es leichter. Den Unterschied machen vermutlich zwei Impfungen, und vielleicht solltest du im nächsten Herbst wieder zur Impfung gehen. Deinem ungeimpften Bekannten zum Trotz, der sich kurz vor dir infiziert hat und nur zwei Tage gelegen ist, wie er am Telefon sagt, um C für ein bisschen Faulsein zu nützen, so gut wie ohne Symptome. Mysterium C.

7. Mit C allein sein wird es bald eintönig. Daher freust du dich, wenn wieder Stimmen in der Wohnung zu hören sind, auch wenn du dein Zimmer jetzt nicht verlassen darfst. Dafür bekommst du dein Wunschessen vor die Tür gestellt: Nudeln mit Olivenöl, Parmesan und Pfeffer. Das bisschen, was du schmeckst, schmeckt wunderbar. Es schmerzt, dass du den nächsten Stammtisch versäumen wirst. Aber dann wirst du schneller gesund als gedacht, und das erste Bier mit den Kollegen ist großartig.

Reinhard Schuch

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Riedler.

tagen über das Himalaja-Land

Nepal um aufregende Expeditionen zu den 8000ern und abenteuerliche Trekking-Touren in völlig unberührte, unglaublich schöne Naturlandschaften. Letzteres schon, aber alles andere tut der folgende Bericht nicht. Es geht nur um die Expedition von Nicht-Bergsteigern im Rahmen eines Buchprojekts über die Wunderpflanze Brennnessel, die in Nepal als Quelle zum Überleben für Nahrung, Kleidung, Schutz vor der Kälte, Medizin und Material für Seile, Werkzeuge in abgeschotteten Bergregionen dient. Bis heute. Und auch dort ist Nachhaltigkeit gefragt.

Der Grazer Franz Wuthe war der erste Österreicher, der sich im Jahre 2017 in Deutschland in Hamburg in einem Schneidersalon an der Reeperbahn in St. Pauli einen Brennnessel-Anzug anfertigen ließ. Aus diesem Material waren schon Soldatenuniformen in beiden Weltkriegen hergestellt, als es an Baumwolle mangelte. Wuthes Interesse für das auf unserer Haut unangenehm stechende Unkraut wurde geweckt, als er im oststeirischen Eggersdorf eine völlig desolate bäuerliche Keuschn erwarb, die von Brennnesseln umzingelt und

zugewachsen war. Seinen Stoff für den Brennnessel-Anzug besorgte

sich der Schneider in Hamburg aus Nepal, wo er aus einer entfernten Bergregion kam. KLIPP reiste mit ihm an den Ursprung, an die Quelle ins Himalaja-Gebirgsmassiv im Osten Nepals. In eine völlig andere Welt und in ein Bergdorf, wo wir die ersten Europäer waren.

drei Meter groß werdende Himalaja-Brennnessel verarbeiten. Die Ernte beginnt nach dem Monsun im August und geht bis November. Sie wächst wild auf den umliegenden Bergen. Gespannt warten wir auf den Beginn der Vorführung im Freien. Und die bleibt uns für immer im Gedächtnis. Die getrockneten Brennnessel-Fasern in den Mund nehmend spinnen die Frauen diese dann zu Fäden. Und dazu braucht‘s

Glück im Unglück: Wir landeten wieder bei viel Wind in Kathmandu. Unsere Pilotin stürzte nur Tage später leider ab – bei zu viel Wind. Sie erholte sich und sitzt bereits wieder im Hubschrauber.

jede Menge Erfahrung. Der Vorgang wird im Buch „Der Brenn Nessel Mann“ genau geschildert. Dieses erscheint demnächst.

einzige Chance. Die Wetterprognoin Cheskam, einem Ort irgendwo

nach Regen und Gewitter aus. Da-

sofort mit dem jungen Stellvertreter

ben bereits alles für die Vorführung

Ein Hubschrauber-Flug war unsere einzige Chance. Die Wetterprognose am Abflugtag war gut, aber es gab starke Windböen. Doch zum Glück ließ man uns dennoch starten und mit einer erfahrenen Pilotin landeten wir nach einstündigem Flug in Cheskam, einem Ort irgendwo in der Himalaja-Region in 2.500 Metern Höhe. Am Himmel sah es nach Regen und Gewitter aus. Daher wollten wir die vorgesehenen Stunden dort nützen. Nach dem eiligen Begrüßungsszenario mit dem traditionellen „Namasté“ und Händefalten vor der Brust geht es sofort mit dem jungen Stellvertreter des Dorfältesten und dem Dorfpolizisten, begleitet von Kindern und Neugierigen, sogleich zum Lokalaugenschein zu Fuß weiter. Frauen haben bereits alles für die Vorführung vorbereitet. Und sie werden uns zeigen, wie sie die zweieinhalb bis

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Illustrationen: Gerald Hartwig

Kein

Hoffen auf Vernunft

Der BrennNessel Mann

Und seine späte Lie- be zu einer spröden Schönheit. Sie führt ihn bis nach Nepal.

Werden bis zu 2,5 Meter hoch

In den Mund genommen: spinnen Brennnessel-Fasern zu Fäden

Franz Wuthe: hat Brennnessel-Jacket in Kathmandu schneidern lassen.

Damit es diesen planetzerstörenden Krieg nicht geben darf, muss sich Europa aus der Vormundschaft der USA befreien. Die Ukraine kann ihre Auseinandersetzung, ihren Verteidigungskrieg gegen Russland nicht gewinnen. Die Amerikaner werden diesen Krieg bis zum letzten Ukrainer unterstützen. Auch die Waffenlieferungen der EU werden und können nicht dazu beitragen, dass die Ukraine einen Krieg gegen die drittstärkste Militärmacht der Welt gewinnt. Und Russland die alleinige Schuld für diesen Konflikt zuzuschreiben, ist einäugig.

Man muss sich nur an das seinerzeitige Versprechen der Nato gegenüber Michael Gorbatschow erinnern, diese nicht nach Osten auszuweiten. Dieser hat das bei seinem Besuch in Graz im KLIPPGespräch bestätigt und zeigte sich enttäuscht. Man kann davon ausgehen, dass die Menschen es noch wissen, dass die USA 2014 einen Putsch auf dem Maidan in Kiew organisiert und finanziert haben, um eine Marionetten-Regierung einzusetzen. Diese hatte die Aufgabe, die endgültige Aufnahme der Ukraine in die Nato voranzutreiben. Es ist einfach zu verlockend für die Hardliner in Washington, nach den Raketenbasen in Polen und Rumänien auch Raketen an der ukrainisch-russischen Grenze aufstellen zu können. Und vergessen ist in diesem Zusammenhang das schamlose Märchen der USA, die Raketen in den osteuropäischen Staaten wurden stationiert, um iranische Raketen abzufangen.

Es ist wirklich naiv von den europäischen Medien. Das Pentagon kann jede Lüge verbreiten. Unsere Medien werden sie gehorsam,

aber glaubhaft für sie abdrucken. Die Raketen ohne Vorwarnzeiten sind so etwas wie das Messer am Hals des jeweiligen Gegners. Sie sind die glaubwürdige Drohung, mit einem Schlag die politische Führung und die militärischen Kommandozentralen des Gegners auszuschalten.

„Nicht wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt“, schrieb schon vor 500 Jahren Machiavelli.

Die Abkehr von der Entspannungspolitik begann vor 30 Jahren, als Michael Gorbatschow die politische Bühne gleichsam verlassen musste und die Hardliner in Washington glauben, jetzt könne man die Früchte des Zusammenbruchs der Sowjetunion ernten. Die USA brachen all ihre Versprechungen und weiteten die Nato nach Osten aus. Der US-Politiker George Kennan bezeichnete diese Osterweiterung als den größten Fehler der US-Außenpolitik nach dem Krieg. Diese Osterweiterung, so der USDiplomat, werde zu Militarismus und Nationalismus führen. Eine präzise Voraussage. Wenn man den Frieden will, muss man versuchen, wahrhaftig zu sein. Man wird keinen Frieden finden, wenn man sich nicht die Wahrheit vor Augen führt. Es ist eine Tatsache, dass die wichtigste Militärmacht der Welt – und das sind die USA – diese alleine beherrschen will. Aber viele Länder sind damit nicht mehr einverstanden. Immer mehr Länder und Staaten wollen den Anspruch der USA, die einzige Weltmacht zu sein, nicht länger akzeptieren. Das ist die neue Situation, in der wir uns befinden und der wir uns in Europa nun auch entsprechend verhalten müssen.

&KLAR Februar/März 2024 9
Verlag
–die Brennnessel-Pflanzen
Nuklearkrieg in Europa
Reisen Exklusives Spanien Politik 6 neue Gesichter im Land Szene Graz Bunt wie nie EhrungfürStilleEngel Seite32 „Bushs Weg ist falsch!” Großes Gedränge und gute Stimmung Schräg heizte die Travestieshow „DonaLoca“ ein 15 Jahre KLIPP: Manches enthüllt, manches verschlafen. Dialog für Europa in GrazGorbatschow: Foto: Harry Stuhlhofer V erlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. GZ 02Z033225 M April 2003 3 € 1,45 € 1,45

Kurz ist seinen Heiligenschein los

Freude war verfrüht. Gericht holt ihn auf den Boden zurück.

Der Arme wird vor Gericht gezerrt, obwohl er unschuldig ist, trommeln die ÖVP-Spitzen seit Jahren. Der Prozess werde dies beweisen. Sebastian Kurz selbst wurde nicht müde zu betonen, nach der Anklageerhebung, er freue sich auf den Prozess, damit die Sache zum Abschluss komme und seine Unschuld bewiesen werde.

Nun tun er und seine ÖVP sich schwer damit, dass er zu acht Monaten bedingt verurteilt (noch nicht rechtskräftig) seinen Heiligenschein als ÖVP-Messias los ist.

Die Anklage lautete auf Verdacht der Falschaussage (im Untersuchungsausschuss). Der Strafrahmen dafür beträgt bis zu drei Jahre. Und Richter Adamovic erklärt das Urteil – Was ist eine Falschaussage – für Nicht-Juristen mit einem logischen Beispiel: A geht mit B und C essen. Sagt nun A, dazu befragt, er war mit B essen, dann ist diese Aussage falsch. Weil er verschweigt, dass C dabei war. Im Fall von Kurz: Dieser hat nicht zugegeben, dass er bei der Bestellung des für die Staatsholding ÖBAG Verantwortlichen intensiv eingebunden war – also eine falsche Aussage

gemacht hat. Dabei wäre eine solche Aussage nicht strafbar gewesen.

KLIPP-Anmerkung: Die Staatsholding ist das wichtigste Unternehmen für die Republik. Dass der Kanzler bei einer Neuausrichtung entscheidend mitwirkt, ist inhaltlich nachvollziehbar. Die falschen Aussagen machten Kurz und sein Kabinettschef nur aus PR-Gründen. Kurz wollte bei seinen Wählern und in der Öffentlichkeit nicht mit Postenschacher in Verbindung gebracht werden. Er hatte einen neuen Politik-Stil den Österreichern zugesichert, wo es keinen Einfluss und keine Absprachen zwischen politischen Akteuren geben werde.

Weil Kurz immer von wahr und unwahr spricht in seiner Verantwortung. Darum ging es im Prozess nicht. Der Vorwurf der Falschaussage bezieht sich darauf, ob etwas falsch oder richtig ist. So gesehen war das ein Eigentor und nur ein Vorspiel. Denn wirklich brisant und exklusiv vom Inhalt her wird der Prozess um die Inseratenaffäre. Vom Finanzministerium in Auftrag gegebene, bestellte und dann getürkte Umfragen zu Gunsten von Sebastian Kurz. Es geht um Missbrauch von hunderttausenden Euro Steuergeldern und damit um Betrug an der Republik – und um die Frage, wie weit der damalige Kanzler Sebastian Kurz, zurückhaltend ausgedrückt, eingebunden war.

Zwei Opfer der Macht

Dasind sich die Großmächte in ihrem Vorgehen ähnlich, in ihrer Unmenschlichkeit. Wladimir Putin ließ Alexej Nawalny durch sein Justizsystem zu Tode kommen. Weil er sich erlaubte, als Gegner dieses Regimes dessen Verbrechen über Jahre als Oppositioneller anzuprangern.

Julian Assange droht langsam aber sicher nicht in einem Straflager, abgeschnitten irgendwo von der Außenwelt, sondern in einem Hochsicherheitsgefängnis südlich von London ebenfalls der Tod. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends durch diese Tortur. Nur, weil er sich erlaubt hat, hunderttausende geleakte Dokumente zu veröffentlichen. Kriegsverbrechen des US-Militärs in Afghanistan, die man geheim halten wollte. Assange soll von den Briten an die USA ausgeliefert werden. Ihm drohen dort 175 Jahre Gefängnis.

Was die beiden mutigen Verfechter demokratischer Freiheiten gemeinsam haben: Sie sind, ohne irgendwelche Verbrechen begangen zu haben, vom jeweiligen System gnadenlos verfolgt. Nawalny ist tot. Assange hat keine guten Chancen zum Überleben.

Niko Swatek

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Ruschitz

Die Bettlerin Gottes

Millionen Euro. Nächstenliebe ohne Scheinwerfer. Und gar nicht für die „Nächsten“. Sondern für Menschen in Afrika. Am Beispiel der kleinen Pfarre Graz-Karlau und Traude Schröttner.

Dass der Glaube Berge versetzen kann, ist eine altbekannte Weisheit, die oft so dahin gesagt wird. Die Grazerin Traude Schröttner, 81, ist im Arbeitskreis Weltkirche der kleinen Pfarre Karlau der außergewöhnliche, unglaubliche Beweis dafür. Als Journalist steht man hin und wieder vor Schilderun-

gen und Berichten, aus denen man nur Blitzlichter wiedergeben kann. Schon im Balkankrieg in den 80erJahren des vorigen Jahrhunderts half sie mit hunderten von ihr organisierten LKW-Fahrten, geflüchteten Menschen ihr Elend zu lindern. Im Buch (Be&Be-Verlag) „Wie eine Steirerin Millionen für Afrika sam-

melte“ wird sie sogar zur „Die Bettlerin Gottes“ geadelt – mit ihren Initiativen und Hilfsaktionen im kleinen afrikanischen Staat Ruanda. Dieser lag nach dem Genozid im Jahre 1994 mit einer Million Todesopfern zwischen den

HOFFNUNG
Februar/März 2024 11 Mit Spenden gebaut: Kirche in Nyamasheke Fotos: Karin Reibnegger, www.onepieceofyourheart.com (Stefan
Süß), Missio Austria, Karl Paar, Jutta Becker Mutter Teresa vor der Karlau-Kirche in Graz Kleine Pfarre Graz-Karlau

Jedes Jahr Fixkosten von knapp 100.000 Euro erbetteln: Besoldung von 7 Meistern in den Lehrwerkstätten, Übungsmaterial für alle Werkstätten, Schulküche für 760 Kinder, Ziegen für arme Familien, Studienbeihilfen für 7 Studenten, Unterstützung des Behindertenzentrums, Unterstützungsfonds für Witwen und Waisen, Nähmaschinen für ausgelernte Schneiderinnen, Werkzeugkoffer für Tischler, Schlosser, Schweißer, Elektriker, Maurer.

... auch „Land der 1.000 Hügel“ genannt

verfeindeten Bevölkerungsgruppen Hutus und Tutsis sozial, wirtschaftlich und geistlich am Boden.

Einer der Überlebenden war ein gewisser Pater Ubald, der in den 1980er-Jahren auch in der Pfarre Graz-Karlau war. Als ihn Katholiken aus der eigenen Gemeinde in Ruanda nach dem Leben trachteten, hatte ihm der dortige Bischof die Flucht befohlen. Traude Schröttner: „Wir begegneten am Flughafen in Wien einem Mann, der immer gestrahlt hatte, gebrochen und weinend.“

Bangen und hoffen

und dort den Armen zu dienen. Von diesen Worten angesprochen entschied sie sich, für drei Jahre nach Afrika zu gehen. „Dies schien aber noch nicht Gottes Wille zu sein“, so das Phänomen Traude Schröttner.

„Und Pater Ubald erzählte uns, dass aus seiner eigenen Familie 84 Menschen ermordet worden waren. Darunter auch seine Mutter. Tagelang weinte er, konnte nicht schlafen und wurde die schrecklichen Bilder aus seiner Heimat nicht los.“ Er könne nicht mehr Priester sein, nicht mal das „Vater Unser“ beten, denn es enthielt die Bitte: „Vergib’ uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. So schildert Traude Schröttner. Doch auf einem Kreuzweg und einer Pilgerfahrt nach Lourdes erfuhr Pater Ubald eine tiefgreifende Heilung an Leib und Seele, wovon er in den folgenden Jahren in Predigten und Gesprächen berichtete. Auslöser dafür war eine Stimme, die ihm sagte: „Ubald, nimm’ auch du dein Kreuz auf dich.“

„Nach einem guten halben Jahr in Österreich verabschiedeten wir den mit acht Koffern bepackten Pater Ubald am Wiener Flughafen“, erinnert sich Traude Schröttner. „Mit weinenden Augen und schweren, aber dankbaren Herzens sahen wir, dass er seinen Frieden durch Gottes Gnade wieder gefunden hatte!“

Sie selbst war in einer völlig ungläubigen Familie mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Hunger und Not waren ihre täglichen Begleiter. Als 18-Jährige hörte sie eine Predigt von Pater Leppich, in der er Jugendliche aufforderte, in die Mission zu gehen

„Pater Ubald besuchte uns dann in der Folge in den Jahren mehrmals und erzählte freudestrahlend von seinen ,Erfolgen’ bei der Vergebung und der Versöhnung mit den Feinden, die in seinem Land geschehen war. Und auch der Wiederaufbau der Katholischen Kirche gehe gut voran. Trotzdem fehle es doch noch an sehr vielem, sagte er mir. Beim Abschied am Flughafen in Wien beteten wir gemeinsam den Rosenkranz und da fragte ich Ubald, ob er noch einen Wunsch offen hätte. Etwas verlegen erzählte er vom Anliegen seines Bischofs, dass für den Bau der Kirche dringend 15.000 Euro noch notwendig wären. Ich erschrak über diese riesige Summe. Wie sollte ich so viel Geld auftreiben? Ich sagte ihm aber beim Abschied fest zu, dass ich das Geld schon auftreiben würde.“ Traude Schröttner in ihrem Buch „Die Bettlerin Gottes“: „Pater Ubald bemerkte vielleicht meine Unsicherheit und erklärte, wir sollten gleich in der Flughafenhalle niederknien und beten. So machten die Christen das in Afrika. Egal, was die anderen Leute dachten. Gott mag solche Gebete auf den Knien, so peinlich sie uns auch erscheinen mögen! Zum Abschied umarmte mich Pater Ubald, pries, lobte und dankte Gott, als ob die 15.000 Euro gespendet worden wären und lud mich gleich ein, bei der Einweihung der Kirche im nächsten Jahr dabei zu sein. Er hatte großes Vertrauen in Gott, ins Gebet. Wunder überraschten ihn nicht.“

Und damit wurde Ruanda zum gelobten Land für Traude Schröttner. „Staunend stehen wir vor diesen Kirchen in Ruanda, die wir in Österreich vielleicht eher als kleinere Lagerhallen ansehen.“ Doch die Menschen dort stört diese Einfachheit der Gebäude nicht. Mit einem fast einen Kilometer langen Spalier auf beiden Seiten

HOFFNUNG Februar/März 2024 12
Eines von 780 Waisenhäusern Stefan Süß mit seinem Team: seit zehn Jahren mit voller Leidenschaft und Hingabe dabei

der Straße begrüßten die Gläubigen damals ihren Bischof Celestin, der zur Kirchenweihe gekommen war. In einer Kirche, die ihren „Ursprung“ in einem Gebet am Flughafen Wien hatte.

Bis heute hat Traude Schröttner mit ihrem kleinen Team der Weltkirche in der Pfarre Karlau und ihren vielen anonymen Unterstützern und Helfern in Österreich, aber auch in Südtirol, mehr als 20 Kirchen errichtet. Aber nicht nur das. Mit ihrem Team an Freiwilligen gründete sie mehrere Berufsschulen und Kindergärten, initiierte man Patenschaften für begabte Schüler:innen und baute rund 800 Häuser für Witwen und Waisen.

Wie der Glaube Berge versetzt

Eingerichtet wurden

1 Tischlerei

1 Schneiderei

1 Schlosserei

1 Maurerwerkstätte, 1 Zimmermannswerkstätte

1 Elektrikerwerkstätte.

Neugebaut wurden

21 Kirchen

4 Pfarrhäuser, 2 Therapiezentren für Kinder mit Behinderung,

1 Schulzentrum für Kinder mit Behinderung 6 Schulen

4 Kindergärten

1 Konvent für junge Frauen

2 Konvente für junge Männer 780 Waisenhäuser

1 kleine Gesundheitsstation

1 Kindergarten-Küche

2 Schulküchen

1 Bibliothek

Umgesetzt wurden außerdem 460 Patenschaften für Mädchen in weiterbildenden Schulen, viele Patenschaften für Kinder mit Behinderung, 1 Garten-Projekt, 2 umfassende medizinische Behandlungen für ruandische Priester in Österreich, umfassende Hilfe im Zusammenhang mit Corona (Hunger-Prävention und HygieneMaßnahmen).

Infos: www.onepieceofyourheart.com https://pfarrekarlau.graz-seckau.at

In den letzten zehn Jahren auch mit der Unterstützung von Stefan Süß aus Oberösterreich mit seinem Team „Ruanda – One piece of your heart“. „Ich wollte schon immer für Afrika was tun. Weil es uns hier so gut geht.“

„Gottes Vorsehung hat mich verändert“, so Traude Schröttner. „Ich hab’ gesehen, wie der Heilige Geist alle Rechnungen bezahlt. Ich sag’ ja zu seinen Plänen, ich bin bereit zu betteln. Aber er muss mir die Leute schicken, wenn er wirklich will, dass ich das mache. Oft lässt er mich bis zum letzten Augenblick zappeln.“ Und damit zurück: … der Glaube kann Berge versetzen.

Ruanda: Binnenstaat in Ostafrika, grenzt an Burundi, Demokratische Republik Kongo, Uganda und Tansania, 13 Millionen Einwohner, 60 % unter der Armutsgrenze, 26.000 Quadratkilometer, Hauptstadt: Kigali, Sprache: Französisch, ca. 70 % Christen, 5 % Muslime, Rest Naturreligionen, landwirtschaftlich geprägt, Reis, Tee und Kaffee für den Export.

HOFFNUNG Februar/März 2024 13

EINFALLSTOR

auch für Neue Seidenstraße

Mit der Koralmbahn, Steiermark, Kärnten und der AREA Süd entsteht der größte Wirtschaftsraum im Süden von EU-Europa und eine frische Lebensader für Häfen an der nördlichen Adria.

Historischer Moment:

Graz–Klagenfurt

in 45 Minuten

Wiewohl nicht für sie gebaut, werden sie nun in 12 Monaten, möglicherweise sogar schon noch früher, darüber begeistert sein und die ersten Nutznießer: die Fans von Sturm, GAK, Wolfsberger AC (WAC), Klagenfurt, Villach (Eishockey), aber auch Anhänger aus dem Wiener Raum, wenn sie mit der Koralmbahn als lautstarke Unterstützer unterwegs sind. Und das alles in nur knapp einer Stunde. Früher ein Marathon bis zu drei Stunden. Aber nicht nur sie, sondern auch Pendler zu ihrem Arbeitsplatz, Tagesausflügler an den Wörthersee, nach Venedig oder Triest, Touristen aus dem In- und Ausland, Verwandtenbesucher, Konzert- und Theaterbesucher werden durch die Hochgeschwindigkeitsbahn (bis zu 250 km/h) unterm Strich „mehr Lebenszeit“ bekommen.

Mehr Miteinander

Es ist eine Zeitenwende, die da anbricht. Aber es wird auch mehr

Arbeitsplätze, mehr Wohnraum, mehr Wohlstand sich für die AREA-Süd-Bevölkerung entwickeln. Voraussetzung dafür: Dass eine künftige, neue, gut durchdachte Infrastruktur im Wirtschaftsraum mit insgesamt 1,8 Millionen Menschen umgesetzt wird.

Heute sind schon Reisende aus Polen, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Niederlande, selbst Skandinavier auf den Autobahnen unterwegs in den Süden. Der Nutzen daraus ist überschaubar. Mit der Koralmbahn wird der Güterverkehr zwischen den Adriahäfen Triest, Koper, Venedig und den genannten Ländern gewaltig wachsen. Der Güterterminal Graz-Werndorf wird noch gefragter. In Fürnitz bei Villach entsteht eine der zentralen Drehscheiben mit Container-Terminals. Ein bereits beschlossener Zoll-Korridor mit Triest wird es ermöglichen, dass Güter direkt vom Schiff auf die Bahn kommen. Es wird dafür viel kluge Logistik erfordern.

Die AREA Süd mit der Koralmbahn und in einigen Jahren dann auch

Die künftige Top-Region wird zum Einfallstor für den weltweiten Schiffsund Containerverkehr von und an die Adria. Auch die „Neue Chinesische Seidenstraße“ endet auf dem Seeweg in Venedig.

noch mit dem Semmering-Basis-Tunnel wird zum Toröffner für Österreich an die Adria. Das keinen Seehafen hat, nur einen Zollfreihafen in Rijeka. Dessen Wohlstand aber vom Export und Import abhängt. Etwas mehr als 100 Jahre nach dem Zusammenbruch der Habsburg-Monarchie. Und nicht zuletzt wird damit auch der Wirtschaftsstandort Österreich abgesichert mit seiner neuen Lebensader zu den Häfen Triest, Koper und Venedig.

„Da will ich auch hin“

Gleichsam als Draufgabe: Das weltweit ambitionierteste Projekt, die Neue Chinesische Seidenstraße hat einen Landweg und einen Seeweg. Dieser endet in Venedig.

Die Steiermark, Kärnten, Friaul-Julisch Venetien, Nord-Slowenien bekommen damit die Chance, zu einer der Top-Regionen in Europa aufzusteigen – mit den bereits vorhandenen kulturellen, touristischen, historischen Attraktionen die Lebensqualität noch weiter zu steigern. Unter dem Motto: „Da will ich auch hin.“

Demografische Fitness

Bessere, schnellere und mehr Transportwege verstärken die Wirtschaftsdynamik in einer Region. Was es dazu auch noch braucht, ist die demografische Fitness. Das ist die Zahl der Erwerbstätigen im Vergleich zu denen, die man im System erhalten muss. Hier zeichnen sich in der Steiermark, aber noch mehr

14 Februar/März 2024
Illustration: Gerald Hartwig
Innovationsgespräche der Innoregio
Wolfsberg:
Foto: Gert Eggenberger
Süd in
alle für einen Koralmindex

in Kärnten, Probleme ab. Alterung und Abwanderung werden zu Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt führen. Die Koralmbahn wird entscheidend dazu beitragen, mit einem größer werdenden, wachsenden Arbeitsmarkt diese Entwicklung zu drehen. Nicht nur für die Gemeinden, weil die Koralmbahn zwei Zentralräume verbindet und nicht nur Städte, wie Klagenfurt und Graz.

„Mit und durch neue Bahnstrecken wachsen Regionen deutlich dynamischer als vorher. Weiters nehmen wissensbasierte Aktivitäten stärker zu als Routine-Aktivitäten“, so Christoph Schneider, Geschäftsführer des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, beim Symposium „‚Innovationsgespräche“ in Wolfsberg im Lavanttal. „Es ist also nicht allein die Infrastruktur, die sich dadurch verbessert, sondern der Nutzen daraus.“ Daher gelte es, flankierende Maßnahmen zu setzen. Dazu gehören auch Daten, die man vorher erheben müsse – über die Wertschöpfung, die Beschäftigung, Steuern und Abgaben, Löhne und Gehälter. Denn ein Erfolg sei nur dann ein Erfolg, wenn man ihn auch messen könne. Die Kernfrage, die es zu beantworten gilt: Was soll das Koralmbahn-Projekt bringen und was soll es in der Wirtschaft insgesamt auslösen? Mit den Daten für den Indikatorenpool sei das möglich. Das Erheben der Daten muss aber in beiden Bundesländern über alle Ebenen – die Gemeinden, die Region, das Land – erfolgen. Je genauer diese Daten sind, desto besser lässt sich der Erfolg messen. Und man könne, wenn nötig, unerwünschten Entwicklungen schon früh mit entsprechenden Maßnahmen gegensteuern. Beim Projekt

des Semmering-Basis-Tunnels verfüge man bereits über solche Daten und Indikatoren. Verknüpft man die Milliarden-Investition in die BahnInfrastruktur mit den erhobenen Daten aus den Gemeinden, erkennt man, welche positiven Auswirkungen es durch die Inbetriebnahme im Jahr 2028 geben wird.

Öresund-Brücke als Erfolgsbeispiel

Wie die Messung des Erfolgs in der Praxis gelingen kann, zeigt die Öresund-Region, wo seit dem Jahr 2000 die gleichnamige Brücke die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit der schwedischen Stadt Malmö verbindet. In Wolfsberg haben die beiden Experten Jakob Svane von Dansk Industri und Johan Wessmann vom Öresund-Institut in Malmö in ihren Keynotes sehr eindringlich darauf hingewiesen, dass sich der Erfolg nicht ohne entsprechende Maßnahmen in den beiden Regionen eingestellt hat. „Je besser man vorbereitet ist, desto besser ist das Ergebnis.“ So sei es beispielsweise wichtig, dass Widmungen frühzeitig erfolgen, damit dann genügend Flächen für künftige Infrastrukturprojekte, Betriebsansiedlungen zur Verfügung stehen. Wichtig sei auch die Kooperation auf politischer Ebene zwischen Interessensvertretungen und auch das Miteinander in der Bevölkerung müsse gefördert werden. „Man braucht von Anfang an gemeinsame Statistiken, um messen zu können.“ Wiewohl man damals bei der Öresund-Brücke um fünf Jahre zu spät dran sei, so Svane, haben seit dem Jahr 2000 in Malmö rund 100 neue Unternehmenszentralen eröffnet.

„Brauchen Koralmindex“

„Die Koralmbahn ist ein Gamechanger, der vieles verändern und neu denken lassen wird“, sind Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten, und sein Kollege Stefan Stolitzka aus der Steiermark sich einig und überzeugt.

Es brauche dazu so rasch wie möglich bundesländerübergreifend Zahlen, Daten und Fakten – einen Koralmindex, so das Resümee des Symposiums in Wolfsberg. Ein solcher könne nur gemeinsam mit der Politik umgesetzt werden. Also brauche es eine gemeinsame Plattform zwischen Kärnten und der Steiermark, die bespielt werde. Der steirische IV-Geschäftsführer Gernot Pagger: „Wir müssen die PS gemeinsam auf den Boden bringen, mit allen Partnern, und auch die nationale und internationale Sicht mitdenken.“

Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Wird Sogwirkung in Europa auslösen“

Fuchs

Foto: STG Jürgen

„Die Koralmbahn ist ein Jahrhundertprojekt, das für den „Wirtschafts- und Zukunftsraum Südösterreich“ die historische Chance mit sich bringt, bestehende Kooperationen zwischen Kärnten und der Steiermark weiter zu vertiefen und unsere internationale Wahrnehmbarkeit zu steigern. Dies betrifft insbesondere jene Stärkefelder, die unsere beiden Bundesländer auszeichnen, wie etwa die Mikroelektronik, Green-Tech und Health Tech, wo wir zum Teil schon jetzt in gemeinsamen Clustern zusammenarbeiten. Auch der Schwerpunkt auf Forschung & Entwicklung, den wir durch gemeinsame Forschungsgesellschaften wie JOANNEUM RESEARCH, Silicon Austria Labs oder den Digital Innovation Hub Süd bereits jetzt erfolgreich in die Praxis umsetzen, soll durch weitere Kooperationen unserer Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen noch weiter gestärkt werden. Das alles – gepaart mit unserer hohen Lebensqualität und ergänzt um eine neue und moderne Verkehrsinfrastruktur – soll dazu beitragen, den „Wirtschafts- und Zukunftsraum Südösterreich“ zu einer Region zu entwickeln, die in Europa, aber auch darüber hinaus eine Sogwirkung auf Unternehmen, Forschungseinrichtungen und internationale Fachkräfte ausübt.“

MEHR MÄRKTE

Steiermark: 101.000 Unternehmen, Kärnten: 45.000

MEHR MENSCHEN

Steiermark: 1,265 Millionen Einwohner, Kärnten: 0,6 Millionen.

MEHR MITEINANDER

Steiermark: 547.000 Beschäftigte, Kärnten: 219.000

MEHR INVESTITIONEN

Steiermark: Bruttoregionalprodukt: 52 Milliarden Euro, Kärnten 22,6 Milliarden Euro

MEHR WISSEN

13 Universitäten und Fachhochschulen

Steiermark: F&E-Quote von 5,14 %, Kärnten: 3,23 %

MEHR LEBEN

Eingebettet zwischen Adria und Alpen, mit den Großstädten Wien, München und Mailand in Griffweite – und den vorhandenen kulturellen, touristischen und historischen Attraktionen die Lebensqualität noch einmal steigern.

MEHR DARAUS MACHEN

Steiermark und Kärnten mit den benachbarten Regionen zu einem der Top-Wirtschaftsräume in Europa entwickeln.

15 Februar/März 2024 ZUVERSICHT
Rendering
Bahnhof Weststeiermark: ÖBB/Zechner
Bahnhof Weststeiermark: der neue Hotspot für die AREA Süd Foto: Verena Kaiser WKO-Präsidenten (v.l.) Jürgen Mandl (Kärnten) und Josef Herk (Steiermark)

Steiermärkische

Sparkasse feiert im Mai 2025 ihr 200-JahrJubiläum mit Vorstandsvorsitzendem Gerhard Fabisch Historischer Auftritt vor dem Abschied

„Geldhaben wir immer genug im Ladl, aber möglichst viel davon soll unser eigenes sein“ formulierte einer seiner Vorgänger salopp immer wieder bei öffentlichen Auftritten. Genau in diesem Sinn führt seit 2004 Gerhard Fabisch als Vorstandsvorsitzender die Steiermärkische Bank und Sparkassen AG.

Vor nichts haben Banker seit der Finanzkrise mehr Sorge, als plötzlich selbst mit ihrem „Geld-Tempel“ von einem größeren und stärkeren Mitbewerber geschluckt zu werden. Das wirksamste Abwehrschild dagegen: ausreichendes Kern- und Eigenkapital, verbunden mit hohen Renditen. Und da hat sich die Steiermärkische Sparkasse in den letzten 20 Jahren unter Fabischs Führung zu einem Vorzeige-Institut im Sparkassen-Sektor entwickelt. Das Eigenkapital stieg von

486.710.000 Euro im Jahr 2004 auf 2.399.124.000 Euro im Jahr 2022. Der Steiermärkische SparkasseKonzern ist der größte Anbieter von Finanzdienstleistungen im Süden Österreichs. 2.989 Mitarbeiter:innen betreuen an 230 Standorten in der Steiermark und in Südosteuropa 933.968 Kund:innen. Der Marktanteil des Steiermärkische Sparkasse-Konzerns beträgt im steirischen Privatkundengeschäft ca. 34 % und im steirischen Firmenkundengeschäft ca. 39 %. In der Steiermärkische Sparkasse-Gruppe arbeiten 8.252 Mitarbeiter:innen und betreuen an 465 Standorten rund 2,8 Millionen Kund:innen. Sparkasse bedeutet eine wirtschaftlich erfolgreiche Idee, die durch einen gemeinnützigen Gründungsgedanken festgelegt ist. (Stand: 31. Dezember 2022)

Im kommenden Jahr gibt es dann

für ihn und die Bank einen historischen Moment – die Steiermärkische Sparkasse feiert ihr 200-JahrJubiläum. Gründungstag der Steiermärkischen Sparkasse war der 15. Mai 1825. Gerhard Fabisch wird also anlässlich der Feierlichkeiten als Vorstandsvorsitzendem ein historischer Auftritt vorbehalten sein. Der 65-Jährige beendet damit auch gleichsam seine aktive Laufbahn. Dem Statut gemäß entscheidet schon in den nächsten Monaten der Aufsichtsrat der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG mit Friedrich Santner an der Spitze über Gerhard Fabischs Nachfolger. Kandidaten aus dem Haus selbst sind Walburga Seidl, verantwortlich für Risiko, Recht und Compliance – sie wäre die erste Frau – und Oliver Kröpfl, verantwortlich für das Kommerz- und Immobiliengeschäft sowie das Ressort Werbung.

„Verantwortung.

Von Anfang an.“ So heißt es in der hauseigenen Broschüre. Am 15. Mai im Jahre 1825 wurde die Steiermärkische Sparkasse als eigentümerlose Vereinssparkasse eröffnet.

• 1853 kommt es durch sie zur Gründung der Stiftung für taubstumme Kinder. Fünf Ausbildungsplätze für das Taubstummen-Institut im Seiler’schen Haus am Graben werden an betroffene steirische Kinder vergeben.

• 1878 finanziert die Steiermärkische Sparkasse die Errichtung des Erzherzog-Johann-Denkmales auf dem Grazer Hauptplatz.

• 1885 erfolgt die Eröffnung des Grazer Stefaniensaals. Namensgeberin war Stephanie, die Kronprinzessin von Österreich-Ungarn.

• 1895 kam es zum Bau und 1898 zur Eröffnung „Haus der Barmherzigkeit“ – eine damals revolutionäre Einrichtung. Es gab unentgeltliche Pflege und ärztlichen Beistand für unheilbare und mittellose Menschen,

unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität oder Konfession.

• 1896 entschied man sich für den Ankauf des Augarten für die Grazer Bevölkerung.

• 1899 schenkte die Steiermärkische Sparkasse der Stadt Graz das Opernhaus. Die Steiermärkische Sparkasse stellte damals 2.650.000 Kronen zur Verfügung.

• 1907 folgte der Kauf des Grazer Leechwaldes als Schutz vor dessen Bebauung und als Naherholungsraum für die Bevölkerung.

• 1908 richtet die Steiermärkische Sparkasse einen Reservefonds für den Bau von Wohnhäusern zu günstigen Mietzinsen für die ärmere Bevölkerung ein.

• 1957 kommt es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Errichtung des

• 1979 erfolgt die Renovierung des Stadtpark-Brunnens.

Zu einer tiefgreifenden Veränderung kommt es im Jahre 1991. Die Aufsichtsgremien beschließen die Einbringung des Bankbetriebes in eine Aktiengesellschaft. Die Steiermärkische Verwaltungssparkasse (sie hält das Aktienpaket) ist seit damals für die Unterstützung von gemeinnützigen Projekten unterschiedlichster Art verantwortlich:

WIRTSCHAFT Februar/März 2024 16
Hauses Nussbaum im SOS-Kinderdorf Stübing.
Der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse (v.l.): Georg Bucher, Walburga Seidl, Vorstandsvorsitzender Gerhard Fabisch und Oliver Kröpfl. Umgerechnet 23 Millionen Euro* für Grazer Oper Großzügige Vergangenheit – und heute? *2,65 Millionen Kronen stellte die Steiermärkische Sparkasse im Jahr 1899 zur Fertigstellung des Opernhauses zur Verfügung. Nach heutigem Umrechnungswert 23 Millionen Euro.
Foto: Wikipedia / C.Stadler/Bwag Foto: Chiala Günter Flöck
1899: Oper Geschenk an Stadt Graz

erste Spende an den Hospizverein im Jahr 2004, 2005 erstmalige Unterstützung des Jugend-Beschäftigungsprojekts „tag.werk“ der Caritas, ab 2006 Hauptsponsorin von La Strada, 2008 Eröffnung der Zweite Sparkasse in der Annenstraße. 2017 wird die Steiermärkische Verwaltungssparkasse Hauptsponsorin der Diagonale – um nur die bekanntesten zu nennen.

In der Broschüre der Steiermärkische Verwaltungssparkasse „Was war. Was wird.“ heißt es: Die Nachhaltigkeit des Gründungsgedankens der „Steyermärkischen Sparcasse“ setzt sich nahtlos im Denken und Tun der Steiermärkische Verwaltungssparkasse fort. Diese Nachhaltigkeit, Verantwortung und Modernität auch für zukünftige Generationen zu erhalten, ist unsere wichtigste Aufgabe. (Zitat

Ende) Nicht überraschend: Über die Höhe der auszuschüttenden Dividende wird jährlich gerungen. Die Mitgesellschafter sprechen sich für „mehr cash“ aus, die Verwaltungssparkasse für einen niedrigeren Anteil. Und im Beitext „Wer wir sind.“ heißt es: Im Sinne der Gründung vor fast 200 Jahren wird auch heute ein „erheblicher Teil“ der von der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG an die Steiermärkische Verwaltungssparkasse ausgeschütteten Dividende zur Unterstützung gemeinnütziger Projekte verwendet. (Zitat Ende) Die gelebte Wirklichkeit – als Betrag werden jährlich durchschnittlich 1,2 Millionen Euro angegeben. Die Fakten: Die ausgeschüttete Dividende beträgt im Jahr 2022 13,715 Millionen Euro*. Doch ein Missverhältnis. Zu den genannten 1,2 Millionen Euro jährlich.

KLIPP im Gespräch mit Vorstands-

direktor Oliver Kröpfl

Was ist der Grund, was macht es so schwer, für die Steiermärkische Sparkasse, dass es diese großzügige Form der Gemeinnützigkeit der Vergangenheit nicht mehr gibt?

Kröpfl: Es gibt aus meiner Sicht kein K.O.-Hindernis, das dem Auftrag fundamental entgegensteht. Ein wesentliches Faktum aber, wenn man unsere heutige Zeit mit der vor 70 oder 100 Jahren vergleicht: Früher regelte das Sparkassengesetz spezifische Fragen unseres Sektors. So gab es eine klare Verpflichtung, einen Teil des wirtschaftlichen Erfolgs in die Region zurückzugeben. Den gesetzlichen Auftrag gibt’s in dieser Form nicht mehr. Ich will die damalige Zeit nicht kleinreden, aber es macht für mich schon einen großen Unterschied, ob ich was mache, weil ich muss oder weil ich will. Jetzt sind wir, Gott sei Dank, in einer Situation, wo wir im Vorstand frei sind von der Entscheidungsfindung.

kommuniziert, dass die Steiermärkische Sparkasse eine relativ niedrige Dividende ausschütte?

Diese erfolgt also nicht in der operativen Bank, sondern in der Verwaltungssparkasse, die ja 73 Prozent der Anteile hält. Die Damen und Herren, die dort ehrenamtlich ihre Tätigkeit ausüben, entscheiden darüber, wie das Geld der Dividende, die wir ausschütten, eingesetzt wird. Unser Job als operative Bank ist, dass wir möglichst erfolgreich wirtschaften und die oben haben quasi die Verantwortung zu entscheiden, wie und wofür sie die Dividende ausgeben.

Bei Bilanzpressekonferenzen wird

Kröpfl: Der Hauptgrund dafür liegt darin, dass wir bestrebt sind, unser Eigenkapital möglichst auszubauen. Weil wir für organisches Wachstum auch diese Kapitalisierung brauchen. Und, was auch kein Geheimnis ist, dass wir uns in den nächsten Jahren in einer Rolle sehen: Wenn es zu einer Konsolidierung am Bankenmarkt kommt, sehen wir uns nicht in der Rolle des Konsolidierten, sondern in der Rolle, dass wir auch bereit sind, andere aufzunehmen. Die Dividende verwendet die Verwaltungssparkasse auch für den Ankauf von Aktien der Erste Group Bank AG. Auch diese Strategie erfolgt für unsere Kunden. Damit der Sparkassen-Sektor ein starker Partner bleibt. Aufgrund der Tatsache, dass wir als Steiermärkische Sparkasse erfolgreich wirtschaften und die Kapitalausstattung in den letzten Jahren auf ein hohes Niveau gehoben werden konnte, zeichnet sich auch ab, dass die Budgets für gemeinnützige Projekte deutlich erhöht werden.

WIRTSCHAFT
Foto: Werner Krug 2006: La Strada 1907: Leechwald für Grazer
Foto: Wikipedia Foto:
Nikola Milatovic
1896: Augarten
*Davon fließen 25 % der Erste Bank als Mitgesellschafter zu und 1,42 % den Mitarbeitern.
für Grazer ab 2004: Spende Hospizverein
„... Budgets für gemeinnützige Projekte künftig deutlich erhöhen.“
„Größte Fehleinschätzung gab‘s beim E-Learning“

Erbückt sich beim KLIPP-Gespräch in seinem Büro und kramt aus der untersten Lade und offensichtlich dem hintersten Eck seines persönlichen Archivs sein erstes steirisches Kursbuch aus dem Jahr 1985/86 hervor. Eine viele Seiten starke Broschüre im DIN-B5-Format. Seit damals ist Ing.

„Wifi bedeutet Vorsprung“-Mitgestalter Michael Karrer, im Juni 65, vor seinem Rückzug in die Pension.

Michael Karrer in der Erwachsenenbildung tätig. „Vor 39 Jahren waren es 1.500 Veranstaltungen, die wir angeboten haben, heute sind es 3.000. Übrigens: Noch heute denke ich, dass der Slogan ,Wifi bedeutet Vorsprung‘ einer unserer besten war, weil er auch heute in die Zeit passt.“ Klarerweise wissend, dass es im Marketing-Auftritt immer wieder Erneuerungen geben muss. „Aber was geblieben ist – unser Grün als Farbe.“

Michael Karrer, knapp 40 Jahre in leitender Verantwortung der Berufs- und Erwachsenenbildung in der Wirtschaftskammer in Graz,

wird seinem Büro im dritten Stock zur Mitte des Jahres Adieu sagen. „Es ist genug“, schaut er auf die Zeit zurück.

Seine Berufs-Vita im SMS-Format: Nach der Matura und einem zweijährigen Bulme-Kolleg in Nachrichtentechnik und Elektronik landete er beim Institut für Umweltforschung am Forschungszentrum Graz. „Es gefiel mir dort gut, aber mit 27 wollte ich dann eine Veränderung.“ Seinen Traum von einem Geologie- oder Paläontologie-Studium hat er rasch begraben. „Weil mir selbst die Uni-Professoren signalisierten, dass die

Berufschancen schlecht wären.“

Seine Zukunft kam, als er durch einen Tipp aus seinem Bekanntenkreis sich beim Wifi Steiermark bewarb und schon beim Vorstellungsgespräch über die ungewöhnliche Höflichkeit staunte. Da hieß es: „Danke für Ihre Bewerbung. Darf ich Ihnen einen Platz anbieten? Möchten Sie einen Kaffee?“ Und noch mehr staunte er, als er dann den Job bekam: ein Büro mit einer eigenen Sekretärin und vier Bereichsleitern, die bereits viel Erfahrung in ihrer Tätigkeit hatten. „Ich hab’ die ersten drei Monate vor lauter Überforderung fast nicht schlafen können.“

Doch der damalige Institutsleiter Peter Hochegger, ein Mann mit viel Motivationskunst, beruhigte ihn: „Herr Karrer, Sie haben eine gute Chance. Ich beurteile Sie, wie wenn Sie einen Lehrberuf machen. Nach drei Jahren weiß ich, ob Sie was können.“ Und Karrer konnte offensichtlich die Erwartungen erfüllen. Als Mitarbeiter wurde man gefordert, aber auch gefördert. Ganz nach dem Slogan „Aus der Praxis, für die Praxis.“ Das Wifi-Team sei viel auf Bildungsmessen gewesen

WIRTSCHAFT
„... durch die Pausen wird am meisten gelernt ...“

und auch darin zeigte sich ein großes Maß an Wertschätzung und Vertrauen, zumal die Kosten beträchtlich waren und es ein Internet damals ja noch nicht gab.

Der Boom in der Erwachsenenweiterbildung führte im Jahr 2000 und mit dem Beginn der Digitalisierung zu einer Rekordmarke: 50.000 Teilnehmer füllten die Kursräume. „Wir mussten diese wegen Raumnot sogar ins Buffet oder in den Servierraum der Küche setzen.“ Das Staunen war daher groß, als Institutsleiter Peter Hochegger plötzlich die Reißleine zog. „Ihr werdet nie mehr einen Chef haben, der sagt: Macht weniger“, wurde der Kursbetrieb reduziert. Der Aus-

löser dafür war, dass das Wifi für den Start der Fachhochschule, dem Campus02, in den Wifi-Räumlichkeiten Platz benötigte. Heute zählt der Campus02 mit einem eigenen Gebäude 1.500 Studierende. In der Startphase der Fachhochschule war es natürlich von Vorteil, dass man bei der Erstellung der Studienprogramme und der Organisation auf das Know-how aus dem Wifi zurückgreifen konnte. Karrer: „Eine echte Erfolgsgeschichte.“

Aber es kam in der jüngeren Vergangenheit der Berufsweiterbildung in der Branche zu einer der größten Fehleinschätzungen. „Man dachte, das E-Learning bringt den Segen für uns und wir werden nur noch die halben Räume brauchen. Die Leute würden künftig von zu Hause aus lernen. Corona war dafür der größte Feldversuch. In dieser Zeit waren die Bildungswilligen dankbar dafür.“ Aber danach folgte die große Ernüchterung: „Die Menschen wollten wieder da her, zu uns ins Wifi. Und nur für rund zehn Prozent ist das E-Learning nach wie vor der geeignete Bildungsweg.“ Unterm Strich haben die Programme und die nötigen technischen Werkzeuge in diesem Zusammenhang gewaltige Kosten verursacht. Eine Erkenntnis war aber wohltuend. Die Menschen suchen die soziale Interaktion und wollen von einander lernen. Das sich Anstrengen in der Gruppe und die Disziplin dort motivieren.

Auch die Drop-Out-Quoten bei Online-Kursen und Studien spiegeln diese Einschätzung wider. Bis zu 70 Prozent sind es dort. Michael Karrers Resümee: „Das Interesse am Lernen, die Freude daran, in der Gruppe gemeinsam was zu erreichen, ist heute genauso stark vorhanden wie vor 40 Jahren.“ Was sich logischerweise völlig verändert

habe, sind die Instrumente des Lernens. Und bewusst pointiert: „Nichts verändert hat sich auch an der Pause. Sie ist gleich wichtig wie seit jeher. Denn wie sein Chef Martin Neubauer sagt: Da wird am meisten gelernt.“

Die Zahl von 30.000 bis 35.000 Lernenden jährlich bestätigt einen älteren Wifi-Slogan, der da hieß: „Ihr Kurs steigt.“ „Aber die Bedingungen am Weiterbildungsmarkt“, so Karrer, „haben sich verschärft.“ Seine kritische Anmerkung: Der Name Wirtschaftsförderungsinstitut komme allzu oft in Sonntagsreden vor, aber in der Praxis laufe es darauf hinaus, dass es heiße: „Ihr müsst euch selbst verdienen.“ Karrer: „Was aber in der derzeitigen Form, wenn du Werkstätten führst, nicht machbar ist.“

Keine Frage, das Wifi sei mit seinem extrem positiven Image ein Aushängeschild der Wirtschaftskammer. „Aber wir würden uns wünschen,

mehr Spielräume gerade für Innovationen und das Ausprobieren zu ermöglichen. Und nicht, dass sofort die Frage im Vordergrund steht: Rechnet sich das wohl? Das geschieht ja auch nicht bei den anderen Serviceeinheiten der WKO.“

Und Karrer zeigt zu Ende des KLIPPGesprächs noch einmal auf die Titelseite des ersten Kursbuchs: „Wifi bedeutet Vorsprung“, steht dort. „Wir haben ihn noch“, so Karrer, „aber er ist nicht mehr so groß.“ Es sei nicht leichter geworden, der Druck sei groß. „Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich mich hinaus lehnen und sagen: Wir als Wirtschaftskammer Steiermark mit unserem Wifi, liebe Unternehmer, fördern Bildung – für euch. Machen wir das Angebot günstiger, damit ihr es euch leisten könnt, damit ihr eure Mitarbeiter motivieren könnt.“ Und Karrer wird dabei emotional: „Es macht nirgends mehr Sinn zu investieren als in Bildung.“

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in der Erlebnisregion
©
Haneggkogel
Graz
Mias Photoart
Michael Karrer mit seinem ersten Kursbuch: Wifi bedeutet Vorsprung

Russlands wahre Helden ...

...

nach Alexej

Nawalnys Tod. Die Russen bleiben in Geiselhaft. Schauprozesse zur Abschreckung.

Das „Glück“ eines Österreichers auf der Couch vor dem TVSchirm im Ukraine-Krieg: Er ist nicht in Russland geboren, muss nicht dort leben, sich fürchten, verhaftet zu werden, an der Kriegsfront oder im Krieg kämpfen und sterben zu müssen. Da ist man leicht versucht zu sagen: „Ich verstehe nicht, warum nicht mehr Russen gegen das System Putin aufstehen.“ Sie können nicht begreifen, was es heißt, in einer Diktatur zu leben, einer personalisierten Willkür-Herrschaft.

Im Wochenrhythmus werden dort Journalisten, unabhängige Politiker, Menschenrechtsaktivisten und Wissenschaftler zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.

Ihr einziges „Verbrechen“: Sie haben ihre Haltung, ihre Ablehnung gegen die Gewalt und den Krieg öffentlich kundgetan. Und das allein genügte, um sie zu verhaften, hinter Gitter zu bringen und ihnen den Prozess zu machen. Allein seit dem Beginn der Invasion hat das russische Parlament mehr als 30 neue Gesetze verabschiedet, um jene zu verfolgen, die eine abweichende politische Meinung äußern. So kann mit dem §207 des Russischen Strafgesetzbuches jede Äußerung über den Krieg der Zensur unterworfen und damit bestraft werden. Ungeachtet des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung, das bis heute

zumindest formell in der Verfassung verankert ist. Dies „garantiert“ der §293 der Strafprozessordnung. Das Recht auf das Letzte Wort hat eine lange Tradition im russischen (sowjetischen) Justizsystem. Es überdauerte Kriege und Revolutionen.

Warum gewährt man den Angeklagten überhaupt diese Bühne? Wieso schafft man den §293 der Strafprozessordnung nicht einfach ab? Das Regime verbietet den Bürgerinnen und Bürgern so vieles – warum nicht auch das Recht auf ein Letztes Wort? Weil dem Schlusswort in dieser Inszenierung eine wichtige Rolle zukommt. Es dient als vermeintlicher Beleg für die Unabhängigkeit der russischen Justiz. Je stärker die Urteilsfindung der Richterinnen und Richter politischen Weisungen unterliegt, umso penibler achten sie auf die Einhaltung formeller Verfahrensregeln. So war es schon in der Sowjetunion, so ist es auch in anderen autoritären Regimen. Die vorgetäuschte Gesetzestreue im Kleinen soll die Unrechtmäßigkeit des großen Ganzen verschleiern.

Einerseits gehören die Zuschauerbänke russischer Gerichtssäle zu den wenigen Orten, an denen sich Regimegegner überhaupt noch treffen und vernetzen können. Andererseits haben die Schauprozesse in weiten Teilen Russlands einen ganz anderen Effekt: Abschreckung! Die Kameraleute der Propaganda-Sender, die sich zu Verhandlungsbeginn auf die Angeklagten stürzen, die drakonischen Strafen, die gläsernen Käfige – all das ist Teil einer Inszenierung, die andere Regimegegner einschüchtern soll.

Die Angeklagten haben vor Gericht zwar das Letzte Wort. Das Recht auf

ein faires Urteil haben sie nicht. Putins bekanntester Gegner Alexej Nawalny, der in einem Straflager 230 Kilometer östlich von Moskau in Isolationshaft gesessen hatte, stand wieder einmal vor Gericht. Er sagte, wenn man ihn für jedes seiner Letzten Worte Geld zahlen würde, wäre er reich. Im Prozess drohten ihm 20 Jahre Haft. Auszug aus seinem jüngsten „Letzten Wort“:

Jeder in Russland weiß, dass man vor Gericht komplett schutzlos ist. In einem Land, das von einem Kriminellen regiert wird, werden Streitigkeiten durch Deals, Macht, Bestechung, Betrug und Verrat gelöst, nicht durch das Gesetz. (Anmerkung: Zu diesem Zeitpunkt war Jewgenij Prigoschin noch am Leben.) Das wurde uns gerade wieder deutlich klargemacht. Am Morgen töteten die Verräter des Vaterlandes mehrere Offiziere der russischen Armee, vor den Augen ganz Russlands. Am Mittag machten sie irgendeinen Deal mit irgendwem und gingen nach Hause, mit Koffern voller Geld, die sie unter sich aufgeteilt hatten. Man konnte das sogar im russischen Fernsehen sehen. Alexej Gorinow, 62, Stadtverordneter aus dem Moskauer Bezirk Krasnoselski:

Der Krieg an sich – ganz gleich, wie man ihn nennt – ist das Schmutzigste und Abscheulichste, was es gibt. Es ist des Menschen unwürdig. Ich hatte geglaubt, dass Russland im 20. Jahrhundert sein Limit an Kriegen ausgeschöpft hat. Nun aber gehören Butscha, Irpin und Hostomel zu unserer Gegenwart. Sagen Ihnen diese Namen irgendetwas? Sie, die Vertreter der Anklage, sollten sich dafür interessieren. Sagen Sie später bloß nicht, Sie hätten von nichts gewusst.

Ilja Jaschin, 40, Politiker aus Moskau:

Ich bereue nichts. Lieber als ehrlicher Mensch zehn Jahre hinter Gittern verbringen, als schweigend und in Schande in dem von der eigenen Regierung vergossenen Blut zu schmoren.

Nikita Uwarow, 17, Schüler aus Kansk, Sibirien:

Ich bin kein Terrorist, ich bin nicht schuldig. Ich will einfach nur meine Schule beenden, eine Ausbildung machen und irgendwo hinziehen, ganz weit weg, wo ich die Geheimdienste nicht nervös mache.

Wladimir Kara-Mursa, 41, Historiker und Politiker aus Moskau:

Während meiner Vernehmung hier vor Gericht hat der Vorsitzende Richter mich daran erinnert, dass ich, wenn ich für die von mir begangenen Taten Reue zeige, auf mildernde Umstände hoffen könne. Obwohl ich zurzeit wenig zu lachen habe, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Verbrecher sollten Reue zeigen. Ich aber bin im Gefängnis wegen meiner politischen Ansichten. Wegen meiner Auftritte gegen den Krieg in der Ukraine. Wegen meines langjährigen Kampfes gegen Putins Diktatur. In seinem Letzten Wort bittet man normalerweise um Freispruch. Für jemanden wie mich, der kein Verbrechen begangen hat, wäre Freispruch auch das einzig legitime Urteil. Aber ich bitte dieses Gericht um nichts. Ich kenne mein Urteil. Ich kannte es bereits vor einem Jahr, als ich im Rückspiegel Männer in schwarzen Uniformen und mit Masken sah, die hinter meinem Auto herliefen. Das ist in Russland

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Foto:
Commons Wikimedia

Besonders delikat: Die Haltung und Aussagen von Österreichs ehemaliger Außenministerin Karin Kneissl. Putin flog für einige Stunden nur zum Hochzeitstanz in die Steiermark.

Lässt sich nicht stoppen.

Droht mit nuklearem Holo-

Der Tänzer auf dem Vulkan Wladimir Putin Blutin

Führt den Westen vor.

Ilja Jaschin:

Unsere Armee wird nicht mit Blumen begrüßt. Wir werden als Besatzer bezeichnet. Die Wörter „Tod“ und „Zerstörung“ sind nun fest mit Ihrem Namen verbunden: Sie berauben die Russen ihrer Heimat: Hunderttausende unserer Mitbürger haben das Land verlassen, weil sie nicht töten und getötet werden wollen. Die Menschen fliehen vor Ihnen, Herr Präsident. Merken Sie das etwa nicht?

Maria Ponomarenko:

Glauben Sie, ich werde weinen und in Hysterie verfallen, weil Sie mich zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilen? Nein. Das ist nur ein neuer Lebensabschnitt. Und glauben Sie mir: Hinter Gittern gibt es viel mehr anständige Menschen als in der Regierungspartei Einiges Russland. Unsere Regierung schert sich einen Dreck um die Verfassung, für sie ist sie nur ein Stück Papier, nicht mehr.

Alexej Gorinow:

Werden sieben Jahre im Gefängnis reichen, mich von einem Pazifisten zu einem Falken umzuerziehen?

Werden sie mich dazu bringen, die militärische Spezialoperation nicht als Krieg, sondern als friedensschaffende Maßnahme zu bezeichnen?

Den Tod von Zivilisten, den Tod von Kindern zu leugnen? Zur Fortsetzung der Kämpfe aufzurufen statt zu deren Beilegung? Wir werden sehen.

Michail Simonow, 63, früherer Bahnangestellter aus einem Moskauer Vorort:

schauerbänken der Gerichtssäle sind meist durchaus Zuhörerinnen und Zuhörer zugelassen: internationale aus

Mein Vater war ein Veteran des Großen Vaterländischen Krieges (gegen das nationalsozialistische Deutschland, Anm. d. Red.). Deshalb kann ich gar kein schlechtes Verhältnis zur Armee haben. Das wäre, als würde ich auf das Grab meines Vaters spucken.

Sarifa Sautijewa, 45, Historikerin aus Sunscha, Inguschetien:

Ich wurde in eine etwa 28 Quadratmeter große Zelle gesteckt. Darin waren 12 Personen untergebracht. 28 geteilt durch 12 – Sie können sich ausrechnen, wie viel Platz da blieb. Es gab kein Warmwasser und keinen Kühlschrank, obwohl das in Untersuchungshaftanstalten vorgeschrieben ist. Ich verbrachte Monate dort. Dann wurde ich in eine andere Zelle verlegt. Darin lebte eine Frau mit ihrem Baby. Es war zu diesem Zeitpunkt knapp elf Monate alt. Es wurde im Gefängnis geboren, es hatte sein ganzes bisherige Leben in dieser Zelle verbracht. Eigentlich müsste es in der Zelle einen Teppich und ein Kinderbett geben, damit das Baby unter anständigen Bedingungen aufwachsen kann.

Das Foto der kämpferischen Angeklagten Alla Gutnikowa, mit geballter Faust vor dem „Aquarium“, verbreitete sich im Internet, weit über die Grenzen Russlands hinaus. Ihre Rede wurde von zahlreichen ausländischen Medien zitiert. Auf

internationale Korrespondenten, westliche Diplomaten, aber auch Angehörige der Angeklagten sowie mutige russische Bürger und lokale Journalisten. Was die Angeklagten in ihren Letzten Worten sagen, ist also nicht nur für den Gerichtssaal bestimmt. Sie wissen, dass sie von nun an wahrscheinlich lange schweigen müssen. Und wollen sich, einmal noch, an ihre Mit- und die Nachwelt wenden.

Es gibt aber auch Fälle, in denen das Letzte Wort unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesprochen wird. So war es bei Wladimir Kara-Mursa, dem Mitbegründer des „Komitees gegen den Krieg“, der ein „ausländischer Agent“ sein soll.

Michail Kriger:

Verehrte Richter, Ankläger und Ermittler, ich verteidige auch Ihre Rechte. Damit auch Ihre Söhne, Brüder, Väter und Ehemänner nicht in diesen verbrecherischen Krieg geworfen werden und in einem Leichensack zu Ihnen zurückkehren. Ich habe den Eindruck, dass Ihnen das ähnlich nahegeht wie mir. Nur: Sie haben mehr Angst als ich.

25 Jahre Lagerhaft, das ist das härteste Urteil, das im modernen Russland jemals gegen einen Oppositionellen verhängt worden ist.

Kara Mursa besitzt auch die britische Staatsbürgerschaft, seine Frau und die drei Kinder leben aus Sicherheitsgründen schon lange in den USA, wo auch er selbst viel Zeit

verbrachte. Doch er kehrte

verbrachte. Doch er kehrte immer wieder nach Russland zurück.

Iwan Safronow, 33, Journalist und Experte für Verteidigungspolitik:

mich nirgendwo anders.

Ich hatte nie vor, das Land zu verlassen, einfach weil ich es liebe. Ich sehe mich nirgendwo anders. Ich bin hier geboren, habe hier studiert, gelebt, geliebt – und das möchte ich weiterhin tun, solange mein Herz schlägt. Dies ist mein Heimatland. Meine Vorfahren sind hier begraben, und ich hoffe, dass meine Kinder hier geboren werden. Ich bereue nichts.

Maria Ponomarenko:

Ich hatte die Möglichkeit zu fliehen. Aber warum sollte ich von hier weggehen, wenn ich doch hier die Dinge in Ordnung bringen kann?

Michail Kriger:

Noch ein paar Worte. Ich wende mich an alle, die mir zuhören und die diese Worte lesen. Solltet ihr irgendwann hören oder lesen, „Kriger hat seine Meinung geändert“ oder „Kriger hat sich entschuldigt“ oder Ähnliches, dann wisst ihr: Ich und meine Liebsten werden ernsthaft bedroht.

Alexej Gorinow:

Ich möchte meine Schuld eingestehen. Vor dem leidgeprüften Volk der Ukraine. Vor der gesamten Weltgemeinschaft. Die Schuld, dass ich als Bürger meines Landes den anhaltenden Wahnsinn nicht verhindern konnte.

Maria Ponomarenko:

Wir sehen uns in Freiheit! Nie sind totalitäre Regime so stark wie kurz vor ihrem Zusammenbruch.

Quelle: „Die Zeit“ Nr. 32, 27. Juli 2023

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DasBestefürhelleKöpfe, aberoftangefeindet 3EuroVerlagspostamt8020Graz, P.b.b.GZ 02Z033225M,März2022 Modeschöpferin Brigitte Stajan aus Graz
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER/APA-POOL
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caust.

nur intern: Doris Kampus tritt ja bei der nächsten Gemeinderatswahl in Graz – die ist im Jahr 2026, so erzählt die Ute mit dem Nachsatz – erstmals als Spitzenkandidatin in einer Wahl an. Und was sie auf jeden Fall schaffen will, ist der Sprung in die Stadtregierung. Die SPÖ ist ja dort nicht vertreten und Kampus will ihrer Partei wieder zu mehr Gewicht in Graz verhelfen. Über Jahrzehnte stellte die SPÖ zumindest den Vizebürgermeister oder Bürgermeister. Zur Zeit ist sie Lichtjahre davon entfernt – mit ihren vier Sitzen im Gemeinderat. Was dabei aber oft übersehen wird, so die Ute: Ohne die Hilfe der SPÖ gäbe es in Graz keine Koalition mit Elke Kahr an der Spitze und Judith Schwentner als Vizebürgermeisterin. Zu wenig Grazer wissen das. Was Kampus nicht erst kurz vor der Wahl ändern will, sondern möglicherweise sogar über Nacht einen Paukenschlag setzen will: Indem sie sich aus der Kahr/Schwentner-Koalition verabschiedet, weil die SPÖ

von beiden Damen – vor allem nach außen hin – in deren Entscheidungen zu wenig als Partner hervorgehoben wird. Ich hab’ zur Ute gesagt, was mich freut, ist, dass wir in Graz bald eine gut funktionierende, dreiköpfige Weiberwirtschaft im Rathaus haben werden. Also damit schon die Mehrheit.

*

Ich achte auf solche Dinge nicht, aber der Hubert hat mir bei der letzten Tarockrunde gesagt, dass wir in einen Superwahljahr sind. Im Juni gibt’s die EU-Wahl, dann folgt höchstwahrscheinlich im Herbst die Nationalratswahl und zum Schluss noch im November oder Dezember die steirische Landtagswahl. Dem Hubert ist aufgefallen, dass die SPÖ schon jetzt plakatiert –und zwar ihren Spitzenkandidaten Anton Lang. Der Slogan, so der Hubert, lautet: Er ist einer von uns und für uns. Dies erinnere ihn an einen Wahlwerbespruch von Jörg Haider. Und die SPÖ stellt damit nach 2015, wo sie stimmenstärkste Partei wurde, wieder den Anspruch

auf den Landeshauptmann. Christopher Drexler hat ja schon klar gemacht, dass er als Vize nicht zur Verfügung steht. Vor der steirischen Wahl gibt es aber ganz sicher die Nationalratswahl, wie im Jahr 2019. Damals hat ja Hermann Schützenhöfer im Sog von Sebastian Kurz es geschafft, die SPÖ von den Mandaten und Stimmen her klar auf Platz 2 zu verweisen. Wie die Umfragen zeigen, so der Hubert, sogar die eigene der ÖVP, wird die steirische Volkspartei nicht nur bei der Nationalratswahl kräftig verlieren,

sondern auch bei der Landtagswahl. Sollte die ÖVP bei der Nationalratswahl stark verlieren, dann könnte der Christopher Drexler, so der Hubert, der mit ihm ganz gut ist, auf einen Mitleidseffekt hoffen und das Wählerpendel wieder in seine Richtung gehen.

Also meine Lieben, für’s Kaffeesudlesen haben wir beim Tarockieren in den nächsten Monaten viel Stoff. Bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

Kämpferisch verbunden

Eine Steiermark, in der es allen gut geht.

Bauernkammer-Präsident Franz Titschenbacher und Josef Pesserl haben eines gemeinsam: Beide fühlen sich als Sozialpartner „kämpferisch verbunden“. Es ist die letzte Wahl Josef Pesserls in seiner bisherigen zehnjährigen Amtszeit als Präsident der Arbeiterkammer Steiermark und diese könnte zum krönenden Abschluss seiner Karriere werden. Denn die Grundstimmung für die Sozialdemokratischen Gewerkschafter:innen ist gut. Diese stellt mit 64,4 Prozent die stärkste Fraktion. Dahinter folgen der ÖAABFCG mit 14,1 %, die Freiheitlichen Arbeitnehmer mit 11,6 %, AUGE/UG mit 4,7%, die KPÖ mit 4,5 % und die Liste Kaltenbeck mit 0,7 %.

Die steirischen AK-Wahlen finden vom 16. bis 29. April 2024 statt. Aus diesem Grund lud die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter:innen (FSG) am 1. Februar in den Kammersaal. Schon zur Einleitung stellte der FSG-ÖGB-Vorsitzende Klaus Zenz fest, dass er ein gutes Gefühl für die Wahlen hat und weiß, dass der Spitzenkandidat Präsident Josef Pesserl „bis in die Zehenspitzen motiviert ist“. FSGAK-Vorsitzender Alexander Lechner strich die Leistungen der vergangenen 5 Jahre heraus und sieht die Fraktion der sozialdemokratischen

Gewerkschafter:innen als „für die Stärke und Unabhängigkeit der Arbeiterkammer“ entscheidend an.

Der Präsident zog Bilanz über die vergangenen 5 Jahre, in denen gemeinsam für die Interessen der Arbeitnehmer:innen gearbeitet worden ist. Den Einsatz für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen konnte er mit beeindruckenden Zahlen illustrieren, so 1 500 000 Beratungen oder auch 356 Millionen Euro, die für die Arbeitnehmer:innen erstritten werden konnten. In diesem Zusammenhang stellte Josef Pesserl aber auch fest, „dass nur die FSG der Garant dafür ist, dass die Interessen der Arbeitnehmer:innen nicht geschwächt werden“.

In seinem Referat sprach er auch die Themen an, die in der kommenden Funktionsperiode wichtig sein werden. In gewohnt kämpferischer Art und Weise zählte er die Baustellen auf: Gesundheitsversorgung, Pflege, Bildung, Wohnen, Preise von Strom und Mineralölprodukten. Auch die Auswirkungen des technologischen Fortschrittes auf die Arbeitnehmer:innen führte Pesserl an. Insgesamt stellt er den Anspruch, dass die Liste „AK-Präsident Josef Pesserl – FSG“ die verlässlichste Kraft in der Arbeiterkammer sei.

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Landeshauptmann-Stv. Fotos: FSG Stmk Foto: Christian Jungwirth
POLITIK
Foto: Peter_Drechsler_ Foto: Stadt Graz/Fischer Künftige „3-Weiberwirtschaft“ im Grazer Rathaus (v.l.): Doris Kampus kommt neu dazu, Elke Kahr und Judith Schwentner

Wie erlebten ein Schüler und junger

Der jüngere feiert heuer als Zeitzeuge seinen 100. Geburtstag.

Die historische Aufarbeitung (ist) erfolgt. Zahlreiche Sendungen im Fernsehen und Hörfunk mit Schilderungen von mittlerweile verstorbenen Zeitzeugen aus den damals verfeindeten politischen Lagern stehen in diesen Wochen auf dem Programm. Im Museum für Geschichte in Graz läuft die Ausstellung „1934. Preis und Wert der Demokratie.“ Im Februar 1934 herrscht auf Österreichs Straßen Bürgerkrieg. Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Einheiten der Gendarmerie, der Polizei, dem Bundesheer und den „Heimwehren“ auf der einen und dem „Republikanischen Schutzbund“ auf der anderen Seite fordern mehrere Hundert Todesopfer.

Der heute 100-Jährige besuchte in den 30er-Jahren die Volksschule in St. Stefan ob Stainz. Das Zuhause war die kleine Landwirtschaft seiner Eltern. Johann Aichhofer zeigt im KLIPP-Gespräch seine niedergeschriebenen Erinnerungen. „Die Zeit war sehr schlecht. Man war ja froh, wenn man Schuhe anzuziehen hatte. Zeitweise sind 20 bis 30 ,Nochthiabler‘ (Bettler) durchs Dorf gezogen, die um ein Stückerl Brot oder ein Ei gebeten haben, um der Familie zu Hause etwas abgeben zu können oder selber wenigstens

nicht hungern zu müssen. Der Bürgermeister hat jedem einen Zettel gegeben, mit dem sie übernachten haben dürfen. Wer einen größeren Besitz hatte, wie der Temmel bei uns, der hätte öfter einen übernachten lassen müssen. Aber zu ihm sind sie nicht gern gegangen, weil sie dort am Abend alle arbeiten hätten müssen – Mist ausradeln, Stall arbeiten, usw. Weil der hatte ja sehr viel Vieh. Sie kamen auch zu uns zum Gulner, wo sie alle gern geblieben sind. Die Großmutter hat immer was gegeben, aber sie wurden nicht zur Arbeit gedrängt. Beim Fortgehen sagte der Vater: ,Lasst‘s euch wieder einmal anschauen.‘ Die Großmutter: ,Das brauchst ihnen aber net sagen. Weil da kommen eh genug von selber wieder.‘“

aufpassen, weil es herrscht Kriegszustand in Österreich!‘ Und da hat es noch geheißen, wir sollten nicht zu viel nach Stainz gehen, es werde dort schon herum geschossen.“

Weitaus genauer schildert Josef Kranner die Ereignisse in seinem Lebensbuch. Kinder der beiden sind miteinander verheiratet. Er war damals bereits 23 Jahre alt. Seine Mutter war Schrankenwärterin und der Vater Streckenbegeher bei der Kaiserlichen-Königlichen Südbahn von Lieboch bis Preding. Sie schafften es, dass ihr Sohn in die Bürgerschule in der Marschallgasse in Graz gehen konnte. Erst nach einer einjährigen Suche fanden die Eltern zum Glück für ihn einen Lehrplatz bei einer Schlosserei in Graz,

wo er dann bis 1937 im Dezember arbeiten konnte. „Weil ich mich ordentlich bemühte und immer pünktlich war. Das hat mich vor der Entlassung geschützt“, schreibt der bereits 2001 Verstorbene in seinem Lebensbuch.

„Die 30er-Jahre waren für uns keine ruhigen Jahre. Vor allem das Jahr 1934 war ein furchtbares Jahr mit dem Feber- und Juli-Putsch. Als diese Ereignisse stattfanden, sind wir Kinder in die Schule gegangen. Und der Lehrer hat zu uns gesagt: ,Buam, ihr müsst jetzt

Die Familie wohnte in Hötschdorf bei Lannach. „In wärmeren Zeiten bin ich mit dem Fahrrad nach Graz zur Arbeit gefahren, im Winter mit der Bahn.“ Sein Arbeitskollege Karl hat ihn dann zu den Sozialisten gebracht. Die waren damals auf einem radikalen Kurs mit Wehrverbänden gegen die bewaffneten Organisationen der Gegenpartei, die Christlich-Sozialen und die Großdeutschen. „Karl brachte mich dazu, dem Republikanischen Schutzbund beizutreten. Es begann eine unheimlich schwierige Zeit für mich, weil ich ja praktisch Kommunist war, gegen den Krieg und die Waffen. Im Konsum-Nebengebäude in Eggenberg haben wir dann mit den langen Manlicher Gewehren zu üben begonnen. Mit meiner Körpergröße von 1,65 Meter habe ich mir da ganz schwer getan.“ Die Lage spitzte sich zusehends zu. „Von unserer Seite aus waren alle Gegner schlechte Menschen, Verbrecher, obwohl es dort notgedrungen auch viele Arbeiter gab. Die

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Johann Aichhofer

junger Geselle 1934 den Bürgerkrieg?

Graz, Eggenberg, in den Februarkämpfen vom Februar 1934

Not hat sie dorthin gedrängt. Wir wurden von denen wiederum als ,marxistische Banden’ bezeichnet. Zur steigenden Arbeitslosigkeit und Not kam unbeschreiblicher gegenseitiger Hass dazu.“

Bei den 1.-Mai-Aufmärschen, die bis 1933 noch erlaubt waren, marschierten Josef Kranner und sein Freund Karl natürlich mit. „Doch dann hat das Verbot der DollfußRegierung bei uns im Schutzbund den Hass noch richtig geschürt.“

Am 12. Februar 1934 wollte sich die Arbeiterbewegung noch einmal gegen die undemokratische Unterdrückung wehren. Ein Aufstand gegen die Regierung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, auch in Graz, war geplant. „Doch bei uns im Schutzbund funktionierte unter den Kampfwilligen die Benachrichtigung nicht oder sie kam viel zu spät.“ Auch in Anbetracht der Hoffnungslosigkeit traten viele gar nicht in Aktion. „Mein Freund Karl und ich beobachteten in der Mittagspause vom Hauptbahnhof aus die Kanonenschüsse auf den Konsum in Eggenberg. Von dem angesagten Eisenbahner-Generalstreik war keine Spur, alles lief normal. Auffällig waren nur die herumfahrenden Heimatschutz- und Polizei-Verbände. Am Abend zu Hause in Hötschdorf angekommen ärgerte sich mein Bruder darüber, auch passiv gewesen zu sein und innerhalb seines Bahndienstes nichts gesprengt zu haben. Er war über die Regierungsaktion derartig verärgert, dass er in einem lauten Geschrei erklärte: ,Und jetzt gehen wir alle zu den Nazis!‘ Das sollten wir uns aber wohl gut überlegen, war meine Antwort darauf. Denn in Graz, in Wien, so weit es möglich war, verhaftete man Scharen von uns Schutzbündlern

– die sogenannten Aufständischen.“

„Das war alles schlimm, deprimierend und noch zu überstehen gewesen“, schreibt Josef Kranner. „Wenn nicht mehrere Schutzbündler in Graz erschossen und hingerichtet worden wären. Darunter war auch mein Bekannter Josef Stanek. Nur, weil er eine Pistole gehabt hat, aber vollkommen unschuldig war. Diese unglaublichen Ereignisse haben einen weiteren starken Zuzug unserer Leute zu den Nazis bewirkt. Deren gescheiterter Putschversuch im Juli, die Regierung abzusetzen, endete mit der Ermordung von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß.“

Es kam in diesen Umsturzzeiten zu viel Unrecht. „Durch meinen Arbeitsplatz in der Quergasse“, schreibt er, „habe ich alle Juden in der Annenstraße gekannt und ich möchte sagen, dass es bei allen Menschen auf der Erde gute und schlechte gibt. Während der Jude, der das Geschäft Ullsteiner hatte, etwas bösartig war, erlebte ich beim Juden ,Jakob Löwi’ in der Annenstraße, einem Bekleidungshaus, nur Gutes und Freundliches. Dort habe ich einen Anzug mit zwei Hosen gekauft um 50 Schilling –alles natürlich auf Raten. Ich bin gut und höflich bedient worden. Nach

Reparaturarbeiten in diesem Geschäft bin ich nie ohne Trinkgeld aus dem Haus gegangen. Und so war auch der ,Spielmann’ in der Annenstraße. Dem gegenüber waren zwei Geschäftsleute auf der anderen Straßenseite, echte Arier, kein Vorbild. Aber ich möchte mich hüten, meine eigenen Erlebnisse zu verallgemeinern.“

Josef Kranner blieb bis zum 12. Dezember 1937 in der Schlosserei Pertassek. „Der Auftragsstand war bei meinem Meister dann praktisch null.“ Als er sich an diesem Tag am Daumen verletzt, musste er zum Arzt in der Nähe, wurde dort versorgt und verbunden. Nach dem Arzt ging er aber nicht mehr in die Werkstatt zurück, sondern nach

zwölf Jahren einfach zum Bahnhof und fuhr nach Hause. „Ich hab’ aber von Seiten der Werkstatt nie eine Anfrage erhalten über mein Warum. Ich nehme an, allen war schon der bevorstehende HitlerEinmarsch bewusst.“

Der 23-Jährige blieb ein Jahr zu Hause, fand dann wieder Arbeit in der Porzellanfabrik Frauenthal, wurde 1940 oder 1939 zur Wehrmacht eingezogen, überlebte den Krieg, gründete später eine eigene Schlosser-Werkstatt und verstarb 2001.

HINTERGRUND Februar/März 2024 25
zerschossenes Konsumgebäude Fotograf: Alfred Steffen, 1934, Reprofotograf: Armin Kühne, 1968 Josef Kranner als 20-jähriger Schlosser (li.) und 1944 (re.) Aufmarsch des Heimatschutzes in Knittelfeld. Fotograf: unbekannt, 22.04.1928, Multimediale Sammlungen, Universalmuseum Joanneum Bundesheer in Bruck an der Mur (gestelltes Foto), Februar 1934. Foto: MMS/UMJ „Die Opfer des Heimwehrputsches“, Der Kuckuck,27.9.1931, Titelblatt. Foto: ÖNB/Wien Fotos: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Europäische Kulturhauptstadt

Die europäische Kulturhauptstadt „Salzkammergut 2024“ sorgt im heurigen Jahr gleich für mehrere Premieren: Zum ersten Mal besteht eine Kulturhauptstadt aus mehreren Bundesländern und umfasst mehrere Gemeinden. Unter dem Motto „23 für 24“ werden vier steirische und 19 oberösterreichische Gemeinden auf eine Kulturbühne gehoben und den Besucherinnen und Besuchern in unterschiedlichsten Ausdrucksformen, Genres und Ausprägungen nähergebracht. Die Steiermark steht mit Altaussee, Bad Aussee, Bad Mitterndorf und Grundlsee im internationalen Schaufenster.

Das Salzkammergut ist eine sehr besondere Region, die schon vor 7.000 Jahren durch die Kraft des Geistes Ungewöhnliches hervorgebracht und durch den weltweit ältesten Salzabbau Menschen aus allen Teilen Europas angezogen hat. Hier lebten und wirkten Künstler:innen wie Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Jakob Wassermann, Gustav Klimt, die Familie Wittgenstein, Oscar Straus, Hugo von Hof-

mannsthal, Stefan Zweig, Sigmund Freud oder Anton Bruckner, um nur einige zu nennen, die Europa geprägt haben.

Ebenso wie diese Persönlichkeiten haben auch einfache Bergknappen durch ihren Mut die Rettung der Region und ihres „weißen Golds“ –dem Salz – mitgeprägt.

Einen inhaltlichen Schwerpunkt soll die Ausstellungsserie „Reise der Bilder“ zum Thema des Kunstraubs durch die Nationalsozialisten darstellen. Das Jahresprogramm wirkt mit 300 Projekten bemüht, doch die Kritik will nicht verstummen. So bemängelt ein Kreis um Hannes Androsch, dem Gesellschafter der Salinen AG und Salzwelten, dass der Lebensader des Salzkammerguts, dem Thema Salz, nicht wirklich ausreichend und zeitgemäß aufgearbeitet Platz gegeben wird. Für die Zukunft muss die Vergangenheit bekannt werden.

Land Steiermark und der Österreichischen Post als Partner – mit dem zweitägigen Erinnerungsevent „Österreich würdigt Stille Helden vom Salzkammergut“ der mutigen Rettung der einmaligen Kunstschätze und damit auch des Salzabbaus vor dem In-die-Luft-Sprengen gedacht.

Die Guten und die Bösen

Nie vorher oder nachher befanden sich so viele Kunstschätze – Bilder, Statuen, Juwelen und andere Kostbarkeiten – an einem Ort. Tausende Gemälde, Skulpturen, Juwelen, Goldbarren hatte der Führer,

Das Steiermarkmagazin KLIPP ist dieser Herausforderung nachgekommen. Schon in den Jahren 2016 und 2018 hat es – mit dem

Adolf Hitler, auch für das geplante Führermuseum, im Salzbergwerk in Altaussee in Österreich einlagern

Februar/März 2024 26 HINTERGRUND

Geheimes Versteck im Berg Wo Kunst zum Schatz wird, hat sie verloren

lassen. Dort sollten sie sicher sein vor Bombenangriffen. In den letzten Kriegstagen des April 1945 wollte der fanatische Gauleiter August Eigruber die Schatzkammer im Berg jedoch durch Bombensprengung vernichten.

Nichts sollte den Alliierten oder dem verhassten Weltjudentum in die Hände fallen. Eine Handvoll mutiger steirischer Bergleute verhinderte diese Wahnsinnstat, auch aus Angst um ihre Existenz. Die Stillen Helden riskierten ihr Leben und retteten damit gleichzeitig unwiederbringliche Kunstwerke für die Nachwelt.

Dieses Foto ging um die Welt

Es zeigt nach Kriegsende im Jahre 1945 die stolzen Stillen Helden. In acht Kisten waren keine MarmorStatuen, sondern 500 kg schwere Fliegerbomben. Damit sollten die Salzmine und Kunstwerke in die Luft gesprengt werden.

Verloren für immer

Deutlich ist aus den Dokumenten der Monuments Men erkennbar, dass viele Kunstwerke, hunderte Objekte, die in den letzten Kriegswochen im Berg gelagert wurden, gar nicht mehr richtig archiviert werden konnten. Diese Spezialeinheit der US-Armee der Amerikaner waren zu Kriegsende die Ersten vor Ort. Nach Kriegsende blieb vieles verschwunden. Manches ist bis heute unauffindbar.

So wie auch das ursprüngliche Bergungsbuch, das wohl wichtigste Dokument. In ihm waren die Einlagerungen aufgelistet.

Februar/März 2024 27 HINTERGRUND
Gerettet (von oben links): Brügger Madonna (Michelangelo), Genter Altar (Brüder van Eyck), Der Astronom (Johannes Vermeer), Madonna im Grünen (Raffael), Zigeunermadonna (Tizian), Der Sommer (Giuseppe Arcimboldo), Leda mit dem Schwan und zwei Zwillingspaaren (Leonardo da Vinci).

Warum hängt Hitler in der Kathedrale?

Die Guten und die Bösen

Hitler-Bild löst hitzige Debatte aus. Rechts: „Stille Helden“Monuments – Man Captain Posey und Bergmann Alois Raudaschl

St. Bavo Kathedrale hat eine bewegte Geschichte. Ein Besuchermagnet: der im Salzbergwerk vor Zerstörung gerettete Altar.

Christopher Drexler, damals Kulturlandesrat (re.) eröffnet mit Rector Ludo Collin die Ausstellung „Stille Helden retten Genter Altar“ in der St. Bavo Kathedrale.

130.000 Besucher bei Ausstellung in Gent 2018: „Stille Helden aus Salzkammergut retten Genter Altar“

Das fast 300 Quadratmeter große Bildnis „Reflexionen“ im Stile eines Fastentuchs des steirischen Künstlers Oskar Stocker (unter Mitarbeit von Luis Rivera).

Das waren die Schlagzeilen – schon vor, aber auch nach der Eröffnung der vom Steiermarkmagazin KLIPP initiierten Ausstellung „Stille Helden retten Genter Altar vor der totalen Zerstörung“ in der St. Bavo Kathedrale in der rund 260.400 Einwohner großen Stadt Gent in Belgien. Mit knapp einer Million Besuchern zählt die Kathedrale zu den größten Tourismusmagneten in Belgien.

Sie alle wollen den Genter Altar bestaunen – das aus dem 15. Jahrhundert stammende Kunstwerk der Gebrüder van Eyck.

Christopher Drexler, damals Kulturlandesrat, nahm die Eröffnung in Gent vor: „Diese Ausstellung ist einerseits eine Erinnerung an die dunklen Zeiten des nationalsozialistischen Unrechtsregimes, andererseits aber vor allem eine Würdigung des mutigen Einsatzes steirischer Bergleute für den Schutz ihrer Familien, ihres Umfelds und schließlich für die Rettung bedeutender historischer Kunstschätze.“

Altstadt von Gent liegt am Wasser – ein Fotomotiv für die vielen Touristen

HINTERGRUND Februar/März 2024 28
Fotos (4): Heimo Ruschitz

So wird Geschichte lebendig

Zeitreise in Donawitz

Es war für Herbert Pöckl wie eine Zeitreise, als er erstmals das über 22.000 Bilder umfassende Archiv des „Geschichteclub Alpine“ in Donawitz sah. Manch gehen bis auf die 1870er-Jahre zurück. „Ich war zutiefst beeindruckt und plötzlich hatte ich wieder die Bilder aus meiner Kindheit und Jugend im Kopf.“ Ein glücklicher Moment in seinem Leben.

„Weil die Motive, die in meiner Erinnerung längst verblasst waren,

wieder präsent waren.“ Schnell war die Idee geboren, die alten Ansichten mit der heutigen Situation zu vergleichen. Mit dem Fotoapparat vom selben Standort, mit dem gleichen Blickwinkel, zur ungefähr gleichen Jahres- und Tageszeit, damit das Licht passt. Mit einem Unterschied –in Farbe. So wie das Auge es ja auch damals wahrgenommen hat. Das Ergebnis dieser nahezu kriminalistischen Kleinarbeit ist in den Fotobüchern „Donawitz – 200 Jahre illustrierte Geschichte von Donawitz und seiner Eisen- und Stahlindustrie“ (Geschichteclub Alpine)

zu bestaunen. Das tun zu können, freut sich auch Altbischof Egon Kapellari, der kürzlich zu seinem 88. Geburtstag ein Exemplar als kleines Geschenk be-

kam. Kapellari ist ja gebürtiger Leobner und erlebte als junger Geistlicher den Bau der neuen St. Josef Kirche in Donawitz mit, in der er später wirkte. Foto: www.sonntagsblatt.at Gerd Neuhold

UMWELT Februar/März 2024 29
Werkskino 1922 und heute – eine Tanzschule Die 20er-Häuser: eine typische Arbeitersiedlung im Jahr 1966. 1959: die mächtige St. Josef Kirche in der Pestalozzistraße, davor rechts das Werkshotel. 1872 – das älteste Foto vom Werk Donawitz Bedrohlicher Rauch aus LD-Stahlwerk bis 1959 ... und heute, 150 Jahre später.

Schräger

geht‘s nicht mehr: Er „verträgt“ auch voll besetzt 35 Grad + Neigung. Bevor er kippt, kippen die Insassen.
Steiler geht‘s nicht mehr: 100 Prozent bergauf
8-Seiten-Reportage im E-Paper auf www.klippmagazin.at und Video in unserem Youtube-Kanal 80% Handarbeit: So wird
Thondorf Schritt
Franz Wuthes G aus dem Jahr 1979: „Für die Jagd.“ An der Steckdose: der EQG – noch im „Tarnkleid“
Hangar auf der Airbase One: dort, wo die Legenden zu Hause sind
die Legende in Graz-
für Schritt zusammengebaut.
Foto: G Class Experience Center !
Fotos (11): Heimo Ruschitz

10 Tage PS-Party für Motorwelt in Graz

Mit 4 Elektro-Motoren wird die Kraxler-Legende „G“ unschlagbar

FürMercedes läuft es derzeit nicht rund. Der Autobauer schwächelt auf dem wichtigen Markt in China und braucht dringend Erfolge bei den E-Autos. Mit der zehntägigen Party im März anlässlich der Weltvorpremiere des elektrischen „G“ holt der deutsche Nobelkonzern Medienvertreter aus aller Welt in die Steiermark. Genauer gesagt ins G Class Experience Center auf dem ehemaligen Fliegerhorst Nittner in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Flughafen Graz-Thalerhof. Monatelang hat dort der neueste Stromer mit dem Stern im Tarnkleid einen Großteil der Tests absolviert. Hinter das Steuer lässt Mercedes die Journalisten aber erst nach der offiziellen Weltpremiere Ende April bei der China Autoshow. China zählt neben Deutschland und den

USA zu den wichtigsten Märkten der G-Klasse.

Damit alles kurzweilig bleibt: Neben der Vorstellung des EQG wird Mercedes in Graz auch ein Update der elektrischen Luxuslimousine EQS und die umfassend verbesserten, konventionell betriebenen Modelle, wie den G 500 oder AMG G63 über das Gelände jagen. Es braucht zumindest 200.000 Euro, damit man als Eigentümer eines EQS – bis oben gibt’s kaum einen Plafond – im Zulassungsschein steht.

Mehr geht nicht

Was von den Produktionsbändern in Graz-Thondorf für heuer, das Jahr 2024, kommt, ist bereits lange verkauft. Erst vor kurzem hat Mercedes den Vertrag mit Magna Steyr bis 2029 verlängert. Seit 45 Jahren, also seit 1979, wird der Mercedes G in Graz-Thondorf gebaut. Einer

aus dem ersten Jahr, sogar mit dem seltenen „Fetzendachl“, steht in der Garage des Grazers Franz Wuthe. „Für die Jagd.“ Damals wurde der mittlerweile zur Ikone (Legende) gewordene Geländewagen in Österreich und der Schweiz und in noch einigen Ländern unter der Marke Puch G verkauft. „Vor allem fürs Gelände und in der Innenausstattung spartanisch.“ Mehr als eine halbe Million G haben seither das Werk in Graz-Thondorf verlassen. Von den 50.000 in diesem Jahr, so heißt es, sollen knapp 5.000 davon in der E-Version sein, im nächsten bereits 10.000. Als Teststrecken gibt es nach wie vor den Schöckl und das elf Hektar große G Experience Center beim Thalerhof. Dort wird schon an einen weiteren Ausbau gedacht.

Wunsch eines Steirers

Dass der Kult-Kraxler künftig auch mit E-Antrieb fährt, dafür ist Arnold Schwarzenegger mit verantwortlich.

Er hat vor fünf Jahren in Detroit bei der Autoshow von der Bühne herab für sein Lieblingsspielzeug einen Elektroantrieb gefordert. Und der damalige Mercedes-Chef Dieter Zetsche versprach das. Die Batterie des Elektro-Riesen ist durch Panzerung geschützt und solange ein Rad Grip hat, überwindet der Stromer praktisch jedes Hindernis. Und auf Knopfdruck –den Terminator wird’s freuen – zeigt das Krabbeltier auch ein Kunststück: Die äußeren Räder beginnen eine Rückwärts-Drehung und die Kollegen der anderen Seite bewegen sich vorwärts. Wie ein Panzer kreiselt das Auto auf der Stelle. Praktisch, wenn das Navi den Fahrer in eine Sackgasse geführt hat, in der es kein Umdrehen gibt. Aber so sollte es sein bei Spielzeugen, wo der Preis keine Rolle spielt.

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„Krankenhaus soll Kraftwerk der Barmherzigkeit sein“

Elisabethinen-Geschäftsführer Christian Laggers Credo zum Bau des neuen, mehrstöckigen Akut-Spitals aus Holz am historischen Standort in Graz

Man schreibt das Jahr 1690.

Vier Schwestern des jungen Elisabethiner-Ordens aus Aachen machen sich auf den Weg nach Graz – zu Fuß. Nach 20 Monaten, unvorstellbaren Strapazen – eine überlebte diese nicht – waren sie endlich am Ziel. Könnte man meinen. „Geht wieder heim“, empfing die ursprünglich einladende Klosterstifterin Habsburg-Gräfin Maria Theresia von Wagensperg. „Ich will euch nicht mehr.“ Doch sie gaben nicht auf und blieben. Sie richteten 1694 in einem kleinen Haus in der Murvorstadt ihr Spital mit einem Krankenzimmer mit sechs Betten und einer Apotheke ein. Getreu dem Ordensspruch: „Schau hin und handle.“ Und dies tun sie dort seit 334 Jahren.

Nun sind die Elisabethinen dabei, mit dem Bau des neuen Akut-Spitals aus Holz eine Weichenstellung für den Weg zu einem völlig neuen Krankenhaus zu setzen.

„Warum diese einschneidenden Veränderungen, warum dieser Schritt und Schnitt? Und noch dazu

Gibt es einen weiteren Grund für diese Schwerpunktbildung?

Lagger: „Diese ist auch einer demografischen Tatsache geschuldet, dass in Graz und Graz-Umgebung in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren fast 50 Prozent aller über 65-jährigen Steirerinnen und Steirer leben werden. Dieser Bevölkerungswandel erfordert eine medizinische Antwort. Und darauf bereiten wir uns vor.“

Und was war der Auslöser für ein Akut-Spital in Holz?

erstmals ein Akut-Spital aus Holz“, beginnt Klipp das Gespräch mit Geschäftsführer Christian Lagger in dessen Büro.

Lagger: „Wir haben uns entschlossen, gemeinsam mit dem steirischen Gesundheitsfonds eine Weiterentwicklung im Sinne der Kooperation Ordensklinikum Graz-Mitte zu machen. Wir verabschieden uns von den schneidenden Fächern HNO und Chirurgie. Es kommt ein Schwerpunkt in der Akut-Versorgung in den Bereichen der Inneren Medizin, der Intensivmedizin, ein Zentrum für Schmerztherapie, aber interdisziplinär, der Radiologie, der Neurologie,

der Psychiatrie im Alter sowie Psychotherapie. Schwerpunktbildungen sind das einzig Sinnvolle für die Zukunft. Es kann kein Haus mehr alles leisten, nicht in der Qualität, die heute nötig ist. Es wird also Häuser mit schneidenden Fächern geben, wo viele chirurgische Eingriffe mit gut eingespielten Teams passieren, und konservative Häuser – so heißt das, was wir in Zukunft bei den Elisabethinen sein werden.“

Lagger: „Von der Spiritualität der Unternehmenskultur unseres Ordens – die Elisabethinen sind ja Franziskaner – spielt die Schöpfungsverantwortung eine große Rolle. Also auch die Ökologie, die Umweltfreundlichkeit. Und daher war es schon ziemlich früh meine Inspiration, wenn wir neu bauen und das bestehende Haus generalsanieren, dann tun wir das mit Holz. Holz ist ein lokaler Rohstoff. Die Steiermark ist ja das Grüne Herz. Es gibt bisher kein AkutSpital, noch dazu ein mehrstöckiges, aus Holz gebaut.“

Wie war das mit Widerstand und Skepsis?

Lagger: „Ja, anfangs bezüglich Brandschutz und Hygiene. Aber heute sind wir alle stolz, dass das Projekt so wie geplant in Bau ist. Weil

GESUNDHEIT Februar/März 2024 32
Elisabethinen Graz/Architektur Hammerl
Rendering:
Laggers Lieblingsbilder des im Jahr 2019 jung verstorbenen Künstlers Martin Roth*. Black Jesus und Yellow Jesus: erzählen von der nie endenden Hoffnung (yellow) der Befreiung aus Leid (black) und der Fähigkeit der Menschen, einander im Leid beizustehen.

ja bewiesen ist, dass Ambiente und Raumklima durch Holz sowohl für Patienten, aber auch für Mitarbeiter gesundheitsfördernd sind. Im ersten Quartal 2026 werden wir beide Standorte der Elisabethinen – einer ist ja noch in Eggenberg – hier in der Innenstadt mit 220 Betten insgesamt zusammenführen und dann die interdisziplinäre Zusammenarbeit wirklich leben können.“

Scherzende Nachbemerkung: „Ich habe ja oft zu meinen kritischen Projekt-Gesprächspartnern gesagt, die ungefähr in dem Alter sind wie ich: Ihr wisst schon, wir bauen das ja für uns. Wir werden uns dann da treffen. Mit 80. Und ich werde immer noch glauben, ich bin Geschäftsführer und Sitzungen abhalten wollen – der Demenz geschuldet.“

Eine Art Gretchenfrage: Was macht für Sie den Unterschied zwischen einem Ordensspital und einem öffentlichen Krankenhaus aus?

Lagger: „Leute, die zu uns kommen, sagen, bei uns wäre es anders. Es ist offensichtlich unsere tief verankerte Unternehmenskultur, dass der Träger des Krankenhauses ein Orden ist. Für die Ordensschwestern ist Krankendienst Gottesdienst. Man kann das nicht nur machen, du musst das leben. Es braucht eine hohe Identifikation mit Nächstenliebe, also wenn man so will, Christentum scharf gestellt. Bei allen Fehlern, die passieren. Krankenpflege bedeutet für uns wohltuende Zuwendung zu Menschen. Ein Krankenhaus muss ein Kraftwerk der Barmherzigkeit sein.“

Wie spüren das im Alltag die Patienten und die Mitarbeiter?

Lagger: „Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber ist die größte und reinste Form der Großzügigkeit, sagt

die Philosophin Simone Weil. Und Ordenseinrichtungen sind daher gefordert, nicht zu demütigen, sondern auch in der Patientenpflege eine würdestärkende Organisation zu sein.“

Gibt’s ein Erlebnis für Sie aus der Vergangenheit, wo die Kultur der Zuwendung sichtbar geworden ist, die Sie berührt hat?

Lagger (Zitat aus seinem Buch „Leadership ohne Blabla“*): „Die Elisabethinen haben in Graz das VinziDorf-Hospiz gegründet. Das ist ein Sterbehospiz für Obdachlose und Unversicherte, die vielleicht kein sehr glückliches Leben gehabt haben und die in ihren letzten Lebensmonaten Liebe und Zuwendung erfahren sollen. Da gibt es dann fast wundersame Geschichten, wie beispielsweise jene von Herrn M., einem obdachlosen Wachkoma-Patienten. Diesem wurden bei mehren neurologischen Tests keine Chancen mehr zugesprochen, je wieder das Bewusstsein zu erlangen. Er wurde mehrere Monate liebevoll gepflegt und an Weihnachten 2021 wachte er auf und sprach. Es war für uns das Weihnachtswunder im Jahr 2021. Das VinziDorf-Hospiz prägt die Unternehmenskultur der Elisabethinen. So bleibt eine Kultur lebendig und konkrete Beispiele motivieren Menschen, die Unternehmenskultur auch selbst mit Leben zu erfüllen.“

„Krise hat mich zum Hadern mit Gott gebracht“

Schwester Bonaventura: Wer an Widerständen wächst, hat Hoffnung und Zukunft. Ich durchlebte eine harte Krise, die mich wirklich mit Gott zum Hadern gebracht hat (…) Unsere Gemeinschaft wird immer kleiner. Alle werden wir von Tag zu Tag älter, neues Leben ist weit und breit nicht in Sicht. Unsere im Krankenhaus fest eingebundenen Abteilungen Chirurgie, HNO, Anästhesie – wir vertrauen sie den Barmherzigen Brüdern an. Ist das nicht ein Stück schönreden? Es soll sich gut anfühlen. Wir – vertrauen – an. In Wirklichkeit heißt das für uns tiefer Schmerz und Trauer. Wir sind nicht mehr die Elisabethinen von vor einem Jahr, von vor einem Monat. Viele Mitarbeiter:innen verlieren, wie sie selber sagen, ihre geliebte berufliche Heimat. Der Weggang aus unserem Haus fällt ihnen unendlich schwer und wir, die Zurückgebliebenen, vermissen sie – die täglichen Begegnungen, gewachsenen Freundschaften und auch das eingespielte Zusammensein mit den im positiven Sinne „mit dem Elisabethinischen Virus infizierten“ Menschen.

Die Generaloberin kommt auch unweigerlich auf die erwähnte geistliche Berufungskrise in ihrer Ordensgemeinschaft zu sprechen. Aktuell sind es 12 Schwestern. Bei ihrem Eintritt waren es 34. Sieht das nach Zukunft aus? - fragt sie nachdenklich und zitiert dabei an sie gerichtete Stimmen, wie: Seht doch der Realität ins Auge, hört auf und bereitet das Ende vor. „Doch“, so die kämpferische Ordensfrau, „mein Herz sagt: Nein. Harrt aus! Wir haben hier Werke zu tun.“

Das Rosenwunder

* Lesen Sie auch die Reportage über Martin Roth „Nicht nur du, Papa, arbeitest hart“ in der KLIPP-Ausgabe November 2019.

Und mitten in dieses Klagen über das Schrumpfen der Schwesterngemeinschaft habe sie das einmal von Gott hinein gesprochene Hoffnungswort vernommen. „Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Schau doch einmal, wie viel gute Menschen, Mitarbeitende uns geschenkt sind. Berufene, die zwar keinen Schleier tragen, dennoch sind sie Berufene, die nicht nur einen Job tun – nein, ihnen geht es um viel mehr.“ Und sie dachte sich: „Wenn Gott dafür sorgt, dass die Elisabethinischen Werte blühen, sich so weiter entwickeln, dann sorgt er auch dafür, dass das Herdfeuer nicht ausgeht. Und das hat mich sehr wohl in der Realität in eine gewisse Gelassenheit geführt. Denn Hoffnung sieht die Realität, wie sie ist – ungeschminkt. Dennoch bleibt sie, was sie ist. Dieses Licht der Hoffnung, das treibt uns an. Trotz Widerständen, trotz so mancher Beschwernis, trotz der einschneidenden Veränderungen, die wir durchlebt haben und die wir gerade durchleiden, treibt uns dieser Gedanke an.“

Den zu erfüllenden Auftrag sieht sie im neuen, zukunftsorientierten Krankenhaus. „Wir arbeiten nicht für uns, damit wir groß dastehen“, sagt sie im Sinne der Ordensgeschichte. „Nein, wir tun es für die Menschen, die uns brauchen. Für die Menschen am Rand der Gesellschaft, für die Menschen, die krank, alt, am Ende des Lebens sind.“

Quelle: Buch „Spuren der Nächstenliebe – 333 Jahre Elisabethinen Graz“

Die Heilige Elisabeth (1207–1231), Namensgeberin des im 17. Jahrhundert gegründeten Ordens, geht eines Tages in die Stadt, um den Armen Brot zu geben. Dies ist jedoch unter Strafe verboten. Ihr Vater, der ihre Barmherzigkeit nicht gutheißt, fragt sie, was in dem Korb sei. Sie antwortet, es seien Rosen. Ihr Vater bittet sie, das Tuch zu heben, um die wunderbaren Rosen sehen zu können. Widerwillig hebt Elisabeth das Tuch, und im Korb sieht der Vater nur Rosen.

Februar/März 2024 33
Spatenstich im Juni 2023 mit Prominenz (v.l.): Generaloberin M. Bonaventura Holzmann, Dir. Christian Lagger, Klubobmann Johannes Schwarz, LR Juliane Bogner-Strauß, LH Christopher Drexler, Generalvikar Erich Linhardt, Sr. Consolata Maderbacher und Dir. Christian Schroffenegger. Foto Elisabethinen Graz/Neuhold) „Leadership ohne Blabla“ von Christian Lagger, Clemens Sedmak, Molden Verlag

Hoamatg‘fühl im Urslauerhof

Immer wieder gern in Maria Alm am Hochkönig – zum Skifahren, Wandern oder einfach nur entspannen

„Ski,Sauna und Schneegestöber“ war das Motto der Einladung zur Recherchereise nach Maria Alm / Hinterthal am Hochkönig in Salzburg. Und es hätte passender nicht sein können, denn als wir nach gut drei Stunden Autofahrt von Graz aus den Urslauerhof erreichen, setzt Schneefall ein. Und so machen wir es uns bei einem Glaserl Begrüßungssekt gemütlich und genießen erstmal den Blick nach draußen auf die traumhafte Winterlandschaft.

Claudia Kraker-Neumayr, die das 4-Sterne-Haus gemeinsam mit ihrem Mann Stefan führt, gesellt sich zu uns und zeigt uns eines der neu gestalteten Familienzimmer, mit den nach außen gestellten „Daybeds“.

finden sich ausreichend Infos am Tablet: Die Skiregion Hochkönig ist als Teil von Ski amadé das zweitgrößte zusammenhängende Skigebiet im Salzburger Land mit bis zu 120 Pistenkilometern und 34 Liftanlagen. Den 3-Tages-Skipass gibt’s für rund 200 Euro, je nach Tag und Saison. Ein besonderes Highlight ist die außergewöhnlich lange und abwechslungsreiche Königstour, wo Wintersportler an nur einem Tag das gesamte Skigebiet erkunden können. Und sie hat ihren Namen nicht ohne Grund, denn insgesamt legt man dabei 35 durchgehende Pistenkilometer und 7.500 Meter Höhenunterschied auf Skiern zurück. Wobei es keine Rolle spielt, wo man „einsteigt“ – in Maria Alm, Mühlbach oder Dienten –, alles ist mit gelben bzw. orangen Richtungspfeilen gut markiert.

Bei uns im Zimmer gibt’s ein, wie ich finde, äußerst praktisches Detail: Neben dem Fernseher steht ein eigenes Tablet, das uns mit Informationen zum Hotel versorgt und mit dem man auch im Internet surfen oder Spiele spielen kann. Ich mache es mir mit diesem sogenannten „Suitepad“ auf der Couch bequem und checke damit gleich einmal das Wetter für den nächsten Tag. Denn da ist Skifahren angesagt.

Und auch zum Skigebiet selbst

Vom Hotel auf die Piste

Ich persönlich mag es beim Skiurlaub ja, wenn man sein Auto stehen lassen kann und direkt vom Hotel aus auf die Piste startet. Wie eben auch hier im Urslauerhof. Nachdem wir uns beim abwechslungsreichen Frühstücksbuffet gestärkt haben, machen wir uns fertig für die Piste. Es schneit noch immer und die Sicht ist nicht besonders. Aber das schreckt uns nicht ab. Unmittelbar gegenüber vom Hotel, auf der anderen Straßenseite, fahren wir mit der Hochmais-Bahn hinauf und starten den Skitag.

Übrigens gibt es auch hier einen kostenlos nutzbaren Skibus, der einen von jedem Ort des Skigebiets Hochkönig wieder zurück zum Hotel bringt. So muss man nicht jeden Tag vom gleichen Ort aus zum Skifahren starten. Und: Zumal es im beschaulichen Örtchen Hinterthal selbst keine Einkaufsmöglichkeiten gibt – im nur acht Kilometer entfernten Maria Alm findet sich neben Geschäften, Cafés, Bäckerei auch eine Apotheke.

Die haben wir zum Glück aber nicht gebraucht, sind ohne Verletzungen zur „Skijause“ zurück im Urslauerhof. Mit einer Kürbiscremesuppe wärmen wir uns auf und studieren schon die Menükarte für das Abendessen. Denn wer sportelt, muss auch essen, hat schon meine Oma gesagt.

Köstliche Schmankerl

Die Küche verwöhnt uns mit feinen Schmankerln. Ob die geschmorten Ochsenbackerl mit PetersilienwurzelMousseline und Rotweinschalotte, die Tomatencremesuppe mit Sahnehauberl oder das Lachsfilet vom Grill mit Kartoffelpüree und Blattspinat –alles unter dem Motto „HoamatKulinarik“. Und es

ist stimmig und schmeckt einfach richtig gut. Ach ja, natürlich auch die Nachspeise – das Maroniparfait mit Kirschragout, Kiwi und Schokostangerl zergeht förmlich auf der Zunge!

Am nächsten Nachmittag genießen wir den großzügigen Wellnessbereich, wo seit letztem Jahr auch die neue Lehmsauna dazu gekommen ist. Vom beheizten Außenpool aus sieht man hinauf auf die Pisten und – bei schönem Wetter – auch auf das Gebirgsmassiv des Hochkönig.

Apropos Ausblick: Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein leider erst am Abreisetag gibt die umliegende Bergwelt „frei“. Schade. Aber wir fahren mit der Gewissheit, wieder zu kommen, im März gibt’s spezielle Oster-Angebote im Urslauerhof. Und: nach den Skischuhen kommen die Wanderschuhe raus ... IH Weitere Infos: www.urslauerhof.at

Küchenteam verwöhnt das ganze Jahr über: Flugente auf Waldorfsalat, Rosa gebratenes Schweinefilet im Speckmantel oder Fruchtsüppchen mit Topfennockerl.

Foto: Hochkönig Tourismus GmbH
FREIZEIT Februar/März 2024 34

Mehr Buchtipps auf:

BUCHTIPPS

Ulrike Guérot, Hauke Ritz

Endspiel Europa

Westend Verlag

Europa ist mit einem grausamen Krieg an seiner Grenze konfrontiert und steht dreißig Jahre nach Wiedervereinigung und Maastrichter Vertrag am Scheideweg. Ulrike Guérot und Hauke Ritz beleuchten in ihrem Essay „Endspiel Europa“ die Entwicklung der Europäischen Union seit 1992 und besinnen sich auf die ursprünglichen europäischen Werte und Ziele: ein souveränes Europa und eine kontinentale Friedensordnung. Die Entwicklungen, die dem Ukraine-Krieg vorangingen, beleuchten sie genau und bringen bisher weitgehend Unbekanntes ans Licht. Ulrike Guérot und Hauke Ritz fordern ein Umdenken hin zu einem eigenständigen Europa, das gegenüber Amerika und Russland als gleichwertiger Partner auftritt.

Ian Bray Klippenrache

Penguin Verlag

Tracy, Fiona, Millie und Louise – die vier Freundinnen haben schon zu Schulzeiten ihre Heimat, das Fischerdorf Cadgwith, unsicher gemacht. Nun sind sie 40, aber noch immer lieben sie es, gemeinsam um die Häuser zu ziehen. Doch dann wird Tracy zum Opfer eines Heiratsschwindlers und die Frauen wollen Rache nehmen. Das funktioniert überraschend gut – bis Fiona plötzlich tot aufgefunden wird. Während die Polizei im Dunkeln tappt, wird der ehemalige Kommissar Simon Jenkins beauftragt, sich unter den Bewohnern umzuhören. Er gerät aber in ein Beziehungsgeflecht, das weitere Tote fordert …

Evelyn Steinthaler Schau nicht hin

Kremayr & Scheriau

Gefeiert, gefallen, verehrt. Wie weit sind Künstlerinnen bereit, für ihren Erfolg zu gehen? Vier Film-Diven werden in der fesselnden Analyse Teil der aktuellen Debatte um die Trennung von Künstler:in und Kunstwerk. Was ist eine Künstlerin ohne Aufmerksamkeit? Die renommierte Autorin

Evelyn Steinthaler untersucht die Geschichten von vier Diven des NS-Films. Lída Baarová, Zarah Leander, Marika Rökk und Kristina Söderbaum entschieden sich für Karrieren im Deutschen Reich und erlangten weitreichenden Ruhm. Auch nach Kriegsende wurden sie jahrzehntelang von der immensen Verehrung des deutschen Publikums begleitet. Diesen und anderen Stars begegnen wir konfrontiert mit der Frage, wie Öffentlichkeit mit politisch problematischer Kunst umgeht. Inwieweit tragen Künstler:innen ein System mit? Wer beginnt, sich zu verantworten?

Verfolgt – Kein Heimweg ist sicher Lübbe

Als die junge Krankenschwester Nell verschwindet, rechnet ihre Mutter mit dem Schlimmsten – doch wie schlimm es wirklich wird, ahnt sie nicht. Kurz darauf tauchen merkwürdige Videos in den Sozialen Medien auf. Auf einem davon ist zu sehen, wie Nell von einem Mann verfolgt wird. Die Polizei stößt so auf eine Gruppe radikalisierter Männer, die für ihren Hass auf Frauen ein verstörendes Ventil gefunden haben: Sie filmen sich dabei, wie sie Frauen ohne Begleitung auf ihrem Heimweg Angst machen. Ist einer von ihnen noch weitergegangen und hat Nell entführt? Nur ein junger Polizist kann ihn offenbar noch aufhalten: Aber wird er seine Karriere, seine Beziehung und seine Freiheit dafür opfern?

Emanuel Bergmann

Tahara

Diogenes

Eine „amour fou“ unter der Sonne der Côte d‘Azur. Als Marcel Klein, der berühmte Filmkritiker, in Cannes am ersten Festivalmorgen einen Espresso trinkt, lernt er die verführerische Französin Héloïse kennen. Jedes Mal, wenn sie sich zwischen PresseEvents, Partys und Premieren begegnen, streiten sie sich leidenschaftlich. Als Marcels Geheimnisse ihn einzuholen drohen, verlassen die beiden Hals über Kopf die Stadt. Denn auch Héloïse hat ein abgrundtiefes Geheimnis. Ein berührender und temporeicher Roman über die Lügen und die Liebe.

Martin Riegler, Andrea Grossmann

Die Anti-Reflux-Ampel-Diät!

Kneipp Verlag Wien

Aufstoßen, schlechter Geschmack im Mund, aber auch Husten und verstärktes Räuspern: 80 % der Bevölkerung kennen diese Beschwerden. Reflux und Sodbrennen loszuwerden, bringt nicht nur Lebensqualität zurück, sondern senkt das Risiko an Speiseröhrenkrebs zu erkranken. Doch wie geht das ohne Tabletten oder operative Eingriffe? Mit den richtigen Nahrungsmitteln! Damit das ganz einfach im Alltag umgesetzt werden kann, haben der Experte  Martin Riegler und die Köchin  Andrea Grossmann die Anti- Reflux-Ampel-Diät entwickelt. Je nach aktueller Beschwerdelage können Sie ganz einfach Ihre Ernährung anpassen. Die Rezepte in diesem Buch beseitigen bzw. lindern Reflux-Symptome im frühen Stadium fast vollständig und helfen auch verlässlich im fortgeschrittenen Stadium.

Residenz Verlag

Die unberechenbare, aber charismatische Johanna ist Regisseurin in einem kleinen Theaterkollektiv. Mit Caro, die als Biochemikerin in einem Labor arbeitet, verbindet sie eine enge, vielleicht zu enge Freundschaft. Als Johanna ungewollt schwanger wird, bietet Caro ihr an, das Kind in Zukunft gemeinsam großzuziehen – ein mutiger Gegenentwurf zu traditionellen Familienmustern? Tara C. Meisters aufregender Debütroman konfrontiert Träume mit ihrer Realitätstauglichkeit. Mit klarem Blick beschreibt sie Momente von Intimität und Nähe, aber auch Konflikte und Übergriffe.

Walter Hämmerle

Die unreife Republik

Leykam Verlag

Wie wir wurden, was wir sind Österreich ist eine erfolgreiche Republik. Noch. Denn an den Schalthebeln des Landes regiert zu oft der rationale Unsinn, die kühl kalkulierte Problemvergessenheit. Über Unwichtiges und Nebensächliches wird aufgeregt diskutiert, zentrale Fragen werden nicht einmal ignoriert. Bei der Verantwortung für dieses Schlamassel kann niemand seine Hände in Unschuld waschen – schon gar nicht die Politik, aber auch nicht Medien und Bürger*innen. Einfach mit dem Finger auf andere zu zeigen, ist nicht nur billig, sondern auch falsch.

Tara C. Meister PROBEN
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www.klippmagazin.at

Invest in Zero Waste bei der #InvestInAustria

Nachhaltiges Kunst-Projekt in Feldkirchen bei Graz

Digi-Cycle-App: besser trennen

75 Jahre Gemeindebund –eine starke Interessensvertretung

Klimabotschafterin Sarah Puntigam in Gosdorf

Grenzenlos-Dialog für eine nachhaltige Zukunft

Caritas und Saubermacher stärken Biodiversität

Bienenforschungspark

Welttag der Umweltbildung –Unterrichtspaket

Held des Klimaschutzes: Verein Reefvillage

KI-basierte Altglas-Sammlung in der Steiermark

Saubere Sammelstelle dank künstlicher Intelligenz im Bezirk Horn

Einige unserer Projekte für eine lebenswerte Zukunft

Saubermacher. Jede:r von uns kann täglich durch Mülltrennung und Abfallvermeidung aktiv etwas für unsere Umwelt und für den Klimaschutz tun. Seit über 40 Jahren setzt sich Saubermacher für eine lebenswerte Umwelt ein. Unsere Unternehmenswerte sind geprägt von der Verantwortung für den Menschen, für die Umwelt und für das Unternehmen. „Für eine lebenswerte Umwelt“, ob im Bereich der Gemeinde, des Handels, des Gewerbes oder der Industrie, das war immer unser Motto. Deshalb setzen wir Impulse, um unsere Umwelt als Mitwelt zu gestalten.

BILLA ist wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft

Verwenden und spenden statt verschwenden

Akrobaten auf dem Weg zur Weltmeisterschaft

Thermoteam – weltweit Vorreiter bei Ersatzbrennstoffen

Ökosystem ORF-Teich in Graz 1. E-LKW im Mürztal im Einsatz
Hans Roth-Umweltpreis 2023
Snowboarden für den Klimaschutz „Tag der Erde“ bei sauber+stark Smarte Sauberkeit in Kapfenberg der Uni Graz Lass Wissen wachsen –Botanischer Garten der Uni Graz für Volksschule Obstgarten für „Wildtiere in großer Not“
Naturschutzprojekt Iris- und Narzissenwiese Liezen
Umwelt macht Schule: Projekt Leseschule Abfallsammlung mit „Klima-Diesel“ in Feldbach
rotahorn Literaturpreis 2023
Green Village: Graffiti-UmweltWettbewerb in Grazer Volksschule Erstes Gips-zu-GipsRecyclingwerk in Österreich „Mürztal trennt schlau“: KI rettet Recyclingrohstoffe aus Restmüll
weitere Infos: www.saubermacher.at
Fotos: Saubermacher

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