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Neues aus der Lokalpolitik
INTERVIEW Dennis Thering über die Zukunft der CDU
Herr Thering, die CDU steckt in der Krise. Worauf führen Sie das zurück?
Ich glaube, man muss da unterscheiden: Auf Bundesebene haben wir gerade die Bundestagswahl verloren, klar. Da gibt es auch überhaupt nichts schönzureden. Und natürlich müssen wir jetzt die Rolle der Opposition auch tatkräftig annehmen. Der enttäuschende Beginn der Ampel-Regierung zeigt doch, dass eine starke Opposition notwendig ist. Die CDU hat sich nach einem Mitgliederentscheid mit Friedrich Merz und auch vielen jungen Köpfen neu aufgestellt. Die CDU ist wieder sehr geschlossen. Das ist, glaube ich, eine gute Grundlage, um jetzt auch schnell wieder als wichtige politische Kraft in unserem Land wirken zu können.
Und in Hamburg?
Auch in Hamburg haben wir uns nach der letzten Bürgerschaftswahl personell neu aufgestellt. Christoph Ploß als Parteivorsitzender und ich als Fraktionsvorsitzender sind das Führungsteam der Hamburger CDU. Und wir haben die Zeit genutzt, haben neue Konzepte auf die Beine gestellt, sind aktiv in den Sozialen Medien unterwegs, seit neuestem auch bei SnapChat, mit einem eigenen Podcast und vielen interessanten Gesprächspartnern aus Hamburg für Hamburg. Mit regelmäßigen Stadtteiltagen in der ganzen Stadt, um mit den Hamburgerinnen und Hamburgern ins Gespräch zu kommen. Wir kümmern uns um die Anliegen der Menschen. Von daher würde ich sagen, in Hamburg haben wir den „Turnaround“ eingeleitet, um als politische Kraft mit Gestaltungsanspruch wahrgenommen zu werden.
Sie sagten, Sie möchten wieder mehr Nähe zu den Bürgern schaffen. Hat die CDU ein bisschen den Kontakt zu ihren Wählern verloren?
Ja, ich glaube schon, dass wir in den letzten Jahren nicht eng genug an den Menschen vor Ort dran waren, um die Sorgen und Nöte aufzunehmen. Und vor allem hatten wir keine inhaltlich klare Wiedererkennbarkeit. Wir hatten von allem ein bisschen was im Angebot, aber nichts Konkretes, nichts Herausragendes. Und deshalb ist es mein Ansatz, um Vertrauen für die Hamburger CDU zurückzugewinnen, in die Stadtteile zu gehen, mit den Menschen zu sprechen, zuzuhören und das dann auch in die politische Arbeit einfließen zu lassen. Klar ist, Hamburg ist extrem heterogen: die Vororte, die Walddörfer, wo ich herkommen, die innerstädtischen Gebiete und landwirtschaftlich geprägte Bereiche wie Bergedorf. Und genau diese Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit macht Politik in Hamburg so spannend und mit Blick auf die kommende Hamburgwahl 2025 werden wir hier als Hamburger CDU auch gezielte politische Angebote und Ideen setzten.
Man hat den Eindruck, dass die CDU leicht nach rechts rückt. Im Wahlkampf wurde kritisch von einer linken SPD gesprochen. War das eine Strategie?
Ich kann mit dieser Lagerdiskussion – rechts, links, Mitte, oben, unten – insgesamt wenig anfangen. Ich glaube auch nicht, dass es das ist, was die Menschen wirklich interessiert. Vielmehr wollen sie Antworten auf die Herausforderungen des Alltags, zum Beispiel eine neue Verkehrsampel, damit Kinder einen sicheren Schulweg haben. Ich bin gespannt, wo Friedrich Merz seine Schwerpunkte legen wird. Für mich steht außer Frage, dass die CDU als Volkspartei auch weiterhin in der Mitte der Gesellschaft steht.
Sie haben die Kritik am rot-grünen Senat angesprochen. Gibt es denn etwas, was Sie der rot-grünen Politik in Hamburg abgewinnen können?
Ich glaube, dass es richtig ist, weiter viele neue Wohnungen in Hamburg zu bauen. Aber auch da verfolgen wir einen etwas anderen Ansatz. Wir wollen nicht immer mehr Wohnungsbau zulasten der
Dennis Thering ist Vorsitzender der CDU-Faktion in der Hamburger Bürgerschaft
Grünflächen in unserer Stadt mit all seinen negativen Folgen, mit einer höheren Versiegelung, mit Wegfall von Grünflächen und Parks. Wir wollen verstärkt die bereits versiegelten Flächen für Wohnungsbau nutzen. Wir können uns auch vorstellen, zumindest in Teilen, auch höher zu bauen. Und wir wollen vor allem an den Magistralen bauen, also an den Hauptverkehrsstraßen.
Wohnen und Arbeiten muss in Zukunft noch enger zusammen gedacht werden. Das heißt zum Beispiel in der City Nord leerstehende Bürokomplex zu nutzen, um sie in Wohnraum umzuwandeln, oder auch den Innenstadtbereich mit zusätzlichem Wohnungsbau zu beleben. Ich glaube, da ist der Senat noch ein bisschen zu unkreativ unterwegs. Nichtsdestotrotz finde ich den Senat-Ansatz – bezahlbare Wohungen durch Wohnungsbau – grundsätzlich richtig und den unterstützen wir auch.