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Die KLÖNSCHNACK-Neujahrsempfangsreise DIE KINDERSEITEN Meldungen für Kinder und Jugendliche

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MEIN ARBEITSPLATZ

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Kinder und Jugend

FLOTTBEK Mädchen erobern das Schachbrett

Schach gilt als Männerdomäne – doch jetzt sind die Mädchen am Zug. Reihenweise setzen engagierte junge Damen den König matt. Beispiel Hamburg: „Wir werden hier von einem wahren Mädchenschach-Tsunami überrollt“, sagt Henning Jungblut, ehemaliger Lehrer an der Grundschule Windmühlenweg. Der 75-Jährige gibt seit seiner Pensionierung Kurse an seiner einstigen Wirkungssstätte in Flottbek; sie sind durchgehend ausgebucht. In seiner aktiven Zeit hat er damit Ausfallstunden gefüllt; jetzt ziehen Läufer, Turm und Springer in der Nachmittagsbetreuung bis 16 Uhr ihre Bahnen. Ein Phänomen! Anfangs standen lediglich 4 Mädchen 40 Jungs gegenüber. Doch das

hat sich gewaltig verändert. 80 junge Schachspielerinnen sind inzwischen dabei – außergewöhnlich motiviert und mit ansteckender Begeisterung. An der „Windmühle“ gibt es die meisten schachspielenden Schülerinnen und Schüler unter allen Grundschulen bundesweit: 180 von 450 Kindern haben sich in Kursen angemeldet. Längst kann Jungblut diesen Ansturm allein nicht mehr bewältigen, sechs weitere Trainer sind mittlerweile hinzugekommen. „Irgendwie ist Corona dafür verantwortlich“, sagt der Ex-Lehrer. Denn die Kurse für Mädchen fielen zeitlich mit den ersten Ausläufern der Pandemie im Februar 2020 zusammen. Eine Gruppe rekrutierte er aus der Vorschul- bis hin zur 2. Klasse, die zweite bestand aus Dritt- und Viertklässlern. Als die Schulschließungen durchgesetzt wurden, ging es weiter im Lockdown. Auf der Internet-Plattform „Lichess“ – einem Lernprogramm, bei dem etwa 100.000 Spieler gegeneinander antreten können – tummelten sich die weiblichen Strategen aus dem Norden. Als Geburtsstunde der beispiellosen MädchenOffensive betrachtet der Ex-Lehrer eine eigene Idee, die er in aller Bescheidenheit als „genial“ bezeichnet: das Eins-zu-Eins-Coaching, quasi ein individualisierter Privatunterricht, per Telefon oder online. Alle blieben dem Schach in dieser Phase treu – und es wurden immer mehr. Im Sommer 2021 gab es wieder Live-Kurse an der Schule, das Schachfieber grassierte wie das Virus zuvor. „Schließlich“, schildert Jungblut mit einem Lachen, „kamen auch noch die Kleinsten aus der 1. Klasse angedackelt.“ Ein hochbegabter Schüler stellte sich unter anderem als Coach zur Verfügung. Er holte schließlich seine Mutter ins Boot und ans Brett, um den vielen lernbegierigen Mädchen gerecht werden zu können. Maßgebliche Unterstützung leistete auch Gerhard Bissinger, ein ehemaliger Vereinsspieler, der professionelle Elemente in die Arbeit einbrachte, Eröffnungsvarianten einstudierte, das richtige Timing für eine Rochade vermittelte, Begriffe wie Spieß, Fesselung oder Gabel erklärte. Seine Frau Silke Schwartau verfasste, inspiriert von dem beispiellosen Run, jetzt das erste bundesweite – wenn nicht sogar europaweite – Schachheft nur für Mädchen, liebevoll illustriert von Sarah Fricke. 200 Exemplare waren ruckzuck vergriffen. Die Übungen sind eine spielerische Annäherung an den Denksport. Neben zehn wertvollen Supertricks kann man den begehrten Schachpass erwerben. Die Trainingsbroschüre soll nicht zuletzt mit dem Vorurteil aufräumen, das ernstzunehmende Schachspiel sei allein dem männlichen Part vorbehalten. Und wer sind nun die besseren Schachspieler? „Da hat“, so Bissinger, „kein Geschlecht die Nase vorn. Mit Intellekt hat es überhaupt nichts zu tun, dass es unter Spitzenspielern kaum Frauen gibt.“ Das ergebe sich schlicht aus der eindeutig dominierenden Masse männlicher Konkurrenz. „Jungs meinen ja oft, alles besser zu wissen“, weiß Silke Schwartau aus Erfahrung. „Jetzt müssen sie sich immer öfter von Mädchen etwas erklären lassen.“

Das Schach-Übungsheft „Jetzt sind wir Mädels am Zug“ kann bestellt werden per E-Mail an: info@social-business-stiftung-org. Digitales Training ist auf der gemeinnützigen Plattform www.lichess.org möglich.

Lorena und Nua bei der Spieleröffnung. 80 Mädchen lernen im Windmühlenweg das Spiel der Könige.

von Gunnar Dommasch

ERNÄHRUNG Gesunder Genuss mit Haselnuss

Das gemeinsame Frühstück gehört bei vielen Familien fest zum alltäglichen Ritual dazu. Doch morgendliche Diskussionen darüber, was auf dem Teller landen darf und was nicht, sind nicht unbedingt der beste Start in den Tag. Zum Glück gründete die Hamburgerin Ebru Erkunt 2014 ihre Love-Brand HaselHerz, unter deren Namen sie heute vier verschiedene Schoko- und Nuss-Aufstriche sowie zwei Schoko-Riegel verkauft. Alle Produkte

sind glutenfrei, aus ausgewählten und ausschließlich bio-zertifizierten Zutaten, ohne raffinierten weißen Zucker, verzichten auf Palmöl und sind zudem, bis auf einen Aufstrich, vegan. Doch darunter leidet der Geschmack keineswegs: Pekmez, eine Traubenmelasse, oder Kokosblütenzucker süßen die köstlichen Aufstriche. Morgendliche Debatten fallen damit weg, denn Kinder bekommen ihren geliebten Schoko-Aufstrich und Eltern wissen, dass die Gesundheit ihrer Sprösslinge nicht darunter leidet.

BUCHTIPP

FOTO:HASELKERZ

Ohne Zucker, ohne Palmöl

„Freunde“

Leander, ein Kaninchen, ist ein Sammler. Er bewahrt gewöhnliche Dinge in Gläsern auf, wie Butterblumen, Federn und herzförmige Steine. Diese erinnern ihn an all die wundervollen Dinge, die er gesehen und erlebt hat. Eines Nachts trifft er auf Leni und beginnt mit ihr außergewöhnliche Dinge in Gläser einzufangen – Regenbögen, den Klang des Ozeans und den Wind, kurz bevor der Schnee fällt. Gemeinsam denken sie an all ihre besonderen Erlebnisse zurück. Doch dann zieht Leni weg. Wie können die beiden ihre magische Sammlung und ihre herzliche Freundschaft aus der Ferne fortsetzen? „Freunde“ zeigt Kindern ab drei Jahren die Kraft innerer Verbundenheit und geteilter Erinnerungen. Erscheint am 4. Februar

Von Deborah Marcero, Adrian Verlag

Roman Sein Reich

Martin Schäuble, S. Fischer, ISBN 978-3-73350607-0, Taschenbuch, € 9, ab 12 Jahre

Der Roman, der vom mehrfach preisgekrönten Autor und Journalisten Martin Schäuble geschrieben wurde, handelt von extremistischen Reichsbürgern, die einen Plan schmieden, von dem der Protagonist, der Junge Juri, nichts weiß. Erst als es so gut wie zu spät ist, versteht er, was sein Vater und dessen Freunde für eine teuflische Idee haben. Juri möchte in den Ferien seinen Vater besuchen und anfangs merkt der etwas naive Teenager überhaupt nicht, was für radikale, politische Ideen sein Vater vertritt, vor allem, weil das Leben seines Vaters auf den ersten Blick völlig normal aussieht. Außerdem genießt Juri mit seinem Vater als gemeinsames Hobby, Modellflugzeuge und Modellfahrzeuge zu bauen. Endlich wird Juri aber stutzig, als er bemerkt, dass sein Vater als Beschriftung seines Autonummernschildes „Deutsches Reich“ hat. Als sie dann noch Jens, der eine Rohrbombe gelegt hatte, vom Gefängnis abholen, bekommt Juri Angst und versucht, abzuhauen, doch das gelingt ihm nicht. Mir hat das Buch gut gefallen, da es trotz des politischen Themas spannend geschrieben ist. Was nicht ganz meinem Geschmack entsprach, war, dass Liebe zwischen Juri und zwei Mädchen fast die größte Rolle spielte, aber das ist ja Geschmackssache!

BUCHTIPP Wo fliegen im Spätsommer die Störche hin

Ein Storchenpaar hat sich gefunden – mitten im Dorf. Jetzt heißt es Eier legen und brüten. Bald schlüpfen die kleinen Störche, einer nach dem anderen. Wie schnell sie groß werden und fliegen können! Im Spätsommer bis nach Afrika. Sie nehmen die Leser mit auf eine wunderbare Reise in die weite Tierwelt. Das Sachbilderbuch voller Wissen für Kindergarten und Grundschule bietet nicht nur faszinierende, lebensnahe Illustrationen, sondern auch ein Hörerlebnis mit Geschichte und Tierstimmen zum Download. Ein interessanter Mix aus Erzählung und Sachwissen mit Texten von Friederun Reichenstetter und Illustrationen von Hans-Günther Döring. Ab vier Jahre.

Arena Verlag, ISBN 978-3-401-71602-2, € 14

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