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SCHIFFE UND MEERE
Kapitän Hilko Tjard Mahler und Heidrun von Goessel auf „Mein Schiff 4“
An Bord Die neue Generation Kapitän
Zum ersten Mal in meiner 55 Jahre währenden Kreuzfahrtgeschichte war ich als zahlender Gast an Bord. Angefangen hat meine Liebe zur Kreuzfahrt 1967 in Bremerhaven auf der Bremen.
Damals habe ich nach meiner Schauspielausbildung keinen Job bekommen und so habe ich als Mannequin für eine Pelzfirma aus Lübeck an Bord gearbeitet. Als ich 1970 Lady Universum wurde, startete meine Fernsehkarriere. In den 35 Jahren als Fernsehmoderatorin zog es mich immer wieder aufs Meer. Ich habe auf der alten Europa das Bordfernsehen moderiert, später dann auch das Showprogramm. In fünf Jahren war ich insgesamt fast ein Jahr auf der Europa tätig. Zuletzt habe ich dann, bis zur Insolvenz der Reederei Deilmann als Kreuzfahrtdirektorin auf der Deutschland gearbeitet. Auf vielen Kreuzfahrtschiffen mache ich immer noch meine Lesungen mit Chansons z. B. unter dem Motto: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“
Seit einiger Zeit schreibe ich für den Köhlers Guide Kreuzfahrt sowie für lokale Presse. Nun also zum ersten Mal als verwöhnter Gast auf der „Mein Schiff 4“ von Gran Canaria nach Hamburg.
Ein Captain zum Verlieben …
... aber leider schon vergeben. Hilko Tjard Mahler, 45 Jahre alt, sieht aus, als wäre er einem Film über Stoertebeker entsprungen: 1,92 Meter groß, schlank, aber muskulös, strahlend blaue Augen und die rot-blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden.
Er strahlt eine ausgeglichene Ruhe aus und seine sonore Stimme klingt wie die eines ausgebildeten Tagesschau-Sprechers.
Ich habe viele Kapitäne während meiner 55 Jahre, die ich schon auf Kreuzfahrt gehe, kennengelernt, aber selten einen so offenen, sympathischen, ja, empathischen Kerl.
Der Name Hilko Tjard, er ist in Bremerhaven geboren, wurde ihm von seinem ostfriesischen Vater gegeben.
Beim Betreten der Brücke merkt man sofort, er ist der Chef, aber nicht „hochachtungsvoll“, eher freundschaftlich mit Achtung. Ein Kapitän der neuen Generation.
In der Schule war er nicht gerade ein Glanzlicht, erzählte er mir. Er war zunächst vier Jahre beim Bund und weil er in seinem Umkreis einige Seefahrer hatte, erkundigte er sich bei der Seefahrtschule in Cuxhaven, welche Voraussetzungen er mitbringen müsse. Er hatte Glück. Die
Mitarbeiterin sagte ihm, „dass gerade ein Mann das Seminar abgesagt hat, das morgen beginnt.“ Mit Koffer und all seinen angeforderten Unterlagen war er pünktlich zur Stelle. Vor zwei Jahren ist er dann, gefördert von Kapitän Andreas Greulich, selbst Kapitän geworden. Hilko Tjard Mahler ist ein Mann mit zwei Gesichtern (hat zwei verschiedene Leben). Nach zwei bis drei Monaten auf See ist er im Urlaub „ganz und gar Hausmann”, erzählt er mir stolz.
Während seine drei Kinder (elf, neun und fünf) in der Schule sind und seine Frau halbtags als Erzieherin tätig ist, „schmeißt“ er den Haushalt mit all seinen Aufgaben. Vom Bügeln bis zum leidenschaftlichen Kochen. In seinem letzten Urlaub, während der Pandemie, hat er seinem fünfjährigen Sohn das Lesen beigebracht. Im Familienurlaub fährt H.T. Mahler mit seinem VW-Bus nach Norwegen oder Lappland. Eine Hütte ohne Strom und fließend Wasser ist mit Frau und Kindern sein Ziel. Er angelt, seitdem er laufen kann, und in seiner knapp bemessenen Freizeit an Bord geht er dieser Leidenschaft nach. In seinem letzten Urlaub hat er zusammen mit seiner Frau den Dachboden seines Hauses ausgebaut und am letzen Tag, bevor er wieder an Bord ging, hat er schnell noch tapeziert, damit seine elfjährige Tochter einziehen konnte.
H.T. Mahler liebt die Kälte. In einem Teil seines Urlaubs hat er zusammen mit einem Freund ein Expeditionsschiff nach Grönland begleitet und sich auf dieser spannenden Reise als „Eisbären-Wächter” verdingt. Die Gäste dürfen nicht ohne die Wächter, die mit zur Verfügung gestellten Gewehren ausgestattet sind, in Eisbären-Regionen gehen. Die weißen Bären wurden gesichtet und die Gewehre wurden Gott sei Dank nicht eingesetzt.
Wenn „unser“ Kapitän nach 2,5 Monaten wieder an Bord kommt, fällt er erst einmal in ein Loch, gestand er mir, aber durch seine Mitarbeiter, mit denen er zum Teil ein freundschaftliches Verhältnis hat, ist er ganz schnell wieder der „Chef“ an Bord.
Ich wünsche ihm eine Fahrt nach Neuseeland, das er zu seinem Traumziel erklärte. Wie gut ich das nachvollziehen kann. Neuseeland ist zwar am anderen Ende der Welt aus unserer Sicht, aber es ist für mich immer noch das schönste Reiseziel. Heidrun von Goessel