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LEICHTATHLETIK
Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah liefen bei den Europameisterschaften mit der Staffel Deutschen Rekord. Sie starten für den Hamburger SV – aus der Hamburger Sportförderung fallen sie jedoch raus.
Leichtathletik in Hamburg Sportliches Brachland?
Zwei Hamburger vertreten Deutschland bei den Europameisterschaften – trainieren müssen die beiden Sprinter aber weit weg von Hamburg. Ein strukturelles Problem?
Es war der Wahnsinn. Man hatte das ganze Stadion hinter sich, die Stimmung war einfach super!“, waren sich Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah einig. Egal, ob nach den Halbfinale oder vormittags beim Deutschen Rekord mit der 4-mal-100-Meter-Staffel.
Die Stimmung war also super, mit ihren Leistungen waren die beiden Sprinter nicht ganz zufrieden: Denkbar knapp verpassten sie die Finalläufe über 100 und 200 Meter. Mit der Staffel schien es erst gut zu laufen, ein Deutscher Rekord trotz Jubel schon vor der Ziellinie, eine Medaille im Blick. Aber ein verpatzter Wechsel ließ die Träume der beiden zerplatzen und sie durften nicht einmal starten. „Das war schade. Die Zuschauer haben so abgeliefert, da hätte ich auch gerne eine bessere Leistung abgeliefert“, sagte Lucas Ansah-Peprah. „Es war schön, mit dabei zu sein, aber wenn man sich anschaut, mit welcher Zeit Bronze weggegangen ist über 100 Meter, ist man schon etwas gefrustet.“
Owen und Lucas sind Trainingspartner. Und das noch gar nicht so lange; Lucas fand erst 2016 auf Tipp von seinem Sportlehrer zur Leichtathletik. Zuerst trainierten die beiden TopSprinter beim Athletik Team Hamburg, seit 2018 starten sie für den Hamburger SV unter dem ehemaligen WeitsprungEuropameister Sebastian Bayer.
Trainieren müssen sie aber seit gut einem Jahr außerhalb von Hamburg. Ziemlich weit außerhalb, nämlich in Mannheim. Der Deutsche Leichtathletik-Verband gibt vor, dass Athleten aus dem Bundeskader auch an einem Bundesstützpunkt trainieren müssen. Und das ist Hamburg seit 2017 nicht mehr. Der nächste Stützpunkt wäre in Hannover, einer ist noch in Neubrandenburg und sonst sieht es im Norden mau aus.
Sebastian Bayer bekam einen Job als Bundestrainer im Hürdensprint der Frauen, woraufhin er von Hamburg nach Mannheim wechselte. Lucas und Owen waren daraufhin erstmal trainerlos und schnell stand fest, dass sie mitwechseln. „Es tat schon weh, wir haben hier all unsere Freunde und Familie, aber Hamburg ist leider nicht so aufgestellt wie andere Städte was Leichtathletik angeht“, sagt Lucas. Und was fehlt sonst am meisten an Hamburg? „Franzbrötchen!“, lautet die direkte Antwort.
Aber noch was stört Lucas: Bis zum Standortwechsel waren die beiden Sprinter Teil des „Team Hamburg“, einem Projekt der Stiftung Leistungssport, dann „wurden wir rausgeschmissen, das ist sehr schade“, findet Lucas.
Aber die Regel besagt, dass Lebensmittelpunkt und Trainingsstandort für die Geförderten in Hamburg sein müssen. „Der HSV hat sich echt bemüht und wir wollen Hamburg in der Leichtathletik gerne präsentieren – den Sprung nach Mannheim mussten wir ja strukturell machen. Man entzieht uns quasi den Titel Hamburger, das hat uns echt mitgenommen.“
Insgesamt seien die Strukturen in Hamburg nicht optimal. Es fehle an Förderung und auch an Bekanntheit. Dem stimmt Landestrainer Jann Folkers verhalten zu, als sportliches Brachland sieht er die Leichtathletik aber auf keinen Fall: „Hamburg ist kein Bundesstützpunkt mehr, das stimmt. Das hängt mit den Erfolgen auf internationaler Ebene zusammen – die sind in den vergangenen Jahren ausgeblieben und Hamburg ist in die niedrigste Förderungsstufe gerutscht.“
Das bedeutet de facto wenig Geld zur Förderung der Athletinnen und Athleten.
Aber da ist eine Besserung in Sicht: „Wir hatten diese und vergangene Saison wieder viele Erfolge. Acht Starterinnen und Starter haben es zu internationalen Wettkämpfen geschafft – viel mehr geht in der aktuellen Situation nicht“, sagt Jann Folkers.
Aber was bedeuten die Erfolge dann? „Nach jedem Olympiazyklus wird neu bewertet – also bis Paris 2024 wird sich nichts ändern, aber vielleicht wird Hamburg danach wieder hochgestuft bei den Förderungsstufen.“