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GASTKOLUMNE
MEINE MEINUNG
Stellungnahme Stefan Katt: „Wenn man mit Kollegen eng zusammenarbeiten will, sich aufeinander verlassen muss, zahlt sich Ehrlichkeit aus.“
Sag ich es oder nicht? – Das Outing am Arbeitsplatz ist selbst heute noch mit Ängsten behaftet.
Stefan Katt. Outing am Arbeitsplatz GAST KOLUMNE
Sollte man(n) sich als schwuler Mann im Beruf outen?
Ich denke schon, die politischen Paraden zum Christopher Street Day haben nicht nur hier in Hamburg tausende Menschen auf die Straße gebracht.
Unter dem Motto „Auf die Straße! Vielfalt statt Gewalt!“ zeigte sich im August die queere Bevölkerung Hamburgs, als Höhepunkt der Pride-Week bei der politischen Demonstration in der City – und na klar, haben wir uns dabei auch selbst gefeiert. Das ist dann die eine, die öffentliche Seite und letztlich mediale Wahrnehmung der Community, mit all den wichtigen politischen Forderungen, an denen es aus meiner Sicht noch zu arbeiten gilt. Dazu darf jeder gerne seine eigene Haltung haben.
Ich persönlich möchte mehr, nicht nur auf der Straße demonstrieren, will mich aktiv einbringen für eine freie, plurale und demokratische Gesellschaft, die vielfältig bleibt, zusammenhält und eine offene Diskussionskultur wertschätzt. Das ist übrigens auch das Leitbild meines derzeitigen Arbeitgebers, des Vereins „Gesellschaft für Politik und Wirtschaft e.V. – Haus Rissen“, vielleicht kann ich mich deshalb so gut mit meiner aktuellen Tätigkeit identifizieren. Denn Netzwerken mit öffentlichen Einrichtungen und Stiftungen oder Partnern aus der Wirtschaft ist Teil meines Jobs. Aber wie sieht es denn bei den vielen anderen, ich bleibe mal bei den Männern, aus, die gerade die erste Rolle als Teamleiter in ihrem Job übernehmen sollen? Hier kommen dann die Zweifel: Soll ich mich direkt den Mitarbeitenden im Team gegenüber outen? Scheiter ich in meiner ersten beruflichen Führungsrolle, nur weil ich anders liebe, nämlich einen Mann? Statistiken haben gezeigt,
dass junge, sehr gut ausgebildete Menschen, die sich im privaten Umfeld offenbart haben, das Outing beim Eintritt in den Beruf scheuen. Diese Jungs brauchen insbesondere Vernetzung und Erfahrungsaustausch, um mutig und auch stolz auf sich selbst und ihren beruflichen Werdegang zu sein! Ich würde neuen Mitarbeitern raten, am Anfang etwas vorsichtig zu sein, man muss nicht alle Details offenlegen, habe ich auch nie gemacht. Aber wenn man mit Kollegen eng zusammenarbeiten will, sich aufeinander verlassen muss, zahlt sich Ehrlichkeit bestimmt aus. Ich habe eine bunte berufliche Vita, so nur ein Beispiel daraus: Unter anderem war ich bei der Landespolizei in Niedersachsen als geouteter Beamter in verschiedensten Dienststellen eingesetzt. Wie wäre wohl das Vertrauen erschüttert, hätte ich in einer 12-Stunden-Schicht im Streifenwagen von meiner Freundin mit meinem Streifenpartner gesprochen, mich in einem fiktiven Doppelleben verstrickt? Was wäre gewesen, wenn es zu einem Einsatz mit Waffen oder gar Gefahr für Leib und Leben gekommen wäre? Wie wichtig wäre hier meine Offenheit? Wie hätte sich das wohl für den Kollegen angefühlt, wenn er zufällig erfahren hätte, dass meine Freundin erfunden war, diese eben ein Freund ist. Vielleicht muss ich das nicht weiter ausführen und sie verstehen, was ich sagen will? Zum Glück konnte ich offen und mutig sein – und bin so meistens sogar mit meinen lesbischen Kolleginnen auf Streife gefahren. Das war eh viel interessanter für mich. Wenn man(n) den auch heute oft nicht einfachen Weg des Outings durchgestanden hat, kann man es auch im Betrieb oder Büro schaffen! Hier engagiere ich mich nach meinen Möglichkeiten stolz als einer von vier Regionalkoordinatoren in der Hamburger Gruppe des Völklinger Kreises. Der anerkannte Berufsverband setzt sich FOTO: NORMAN ULLOA JEREZ für ein diskriminierungsfreies Arbeits- und Lebensumfeld schwuler Führungskräfte ein. Er steht für ein ganzheitliches Diver sity Management in der Wirtschaft, Verwaltung oder in verschiedensten Organisationen. Erfahrungen austauschen, Rat weitergeben, Unterstützung anbieten oder einfach Stefan Katt ist als Bereichsleiter Opera tive Dienste im Haus Rissen tätig. Er ist in der politischen vernetzen – diesen Beitrag für die Gesellschaft will ich durch meine beruflichen Erfahrungen als Führungskraft gerne zurückgeben. Wenn ich dem ein oder Erwachsenenbildung bestens anderen zum beruflichen Outing Mut mavernetzt und setzt sich für chen konnte, freut es mich. Chancengleichheit ein. Ihr Stefan Katt