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LITERARISCHE SEITEN
Schon gelesen?
Science Fiction Interspace One
Andreas Suchanek, Piper, ISBN 978-3-49270634-6, broschiert, € 15
Nach einer Reise zu einem weit entfernten Sonnensystem erwacht Commander Liam Mikaelsson in seinem Klonkörper, um mit seinem Team die geplante Erkundungsmission aufzunehmen. Doch etwas stimmt nicht. Sein Raumschiff ist auf einem unbekannten Planeten gelandet, zahlreiche Systeme sind ausgefallen. Und im Maschinenraum findet sich eine verkohlte Leiche. Gemeinsam mit der Sicherheitsspezialistin Kendra muss Liam herausfinden, wer die Mission verhindern will und ob ein Mörder unter ihnen ist. Erscheint am 1. September.
Roman Ein Sommer in Niendorf
Heinz Strunk, Rowohlt, ISBN 978-3-49800292-3, Hardcover, € 22
Ein Jurist namens Roth begibt sich für ein paar Monate nach Niendorf. Er hat kiloweise alte Bandaufnahmen dabei. Sie sollen ihm helfen, ein Buch über seine Familie zu schreiben – sein Erstling, sein Durchbruch. Im kleinbürgerlichen Ostseebad ist Roth ein Exot. Der Wohnungsverwalter, Strandkorbdreher und Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts nötigt Roth seine Gesellschaft auf und allmählich vollzieht der Jurist eine Transformation. Als die Freundin des Schnapshändlers hinzukommt, ist Roth schon mehr oder weniger jenseits von Gut und Böse. Er selbst muss hoffen, der Paralleldimension Niendorf entfliehen zu können. Am Ende dieser Sommergeschichte ist Roth seiner alten Welt komplett abhandengekommen, er ist ein anderer. Heinz Strunks Roman hat eine gewaltige Sogwirkung – witzig und betrübend, spannend wie auch nachdenklich und zurecht nominiert für den deutschen Buchpreis.
Comic Die Känguru-Verschwörung
Marc-Uwe Kling, Ullstein, ISBN 978-3-55020224-7, Hardcover, € 20
Passend zum neuen Film gibt es auch ein neues Buch für alle Känguru-Fans: Gemeinsam mit Zeichner Axel Eichhorst hat Autor Marc-Uwe Kling das Storyboard als Comic veröffentlicht. Die Texte sind gewohnt humorvoll, dazu kommen dynamische Bilder, „nur noch halb so schwer zu lesen wie ein echtes Buch!“, heißt es auf der Verlagsseite. Und das stimmt. Also nicht, dass Bücher prinzipiell schwer zu lesen sind und die Känguru-Bücher erst recht nicht, aber auch wenn das Buch mit über einem Kilo erstmal nach schwerer Lektüre aussieht, ist man ratzfatz durch. Die Geschichte dreht sich um ein leider sehr aktuelles Thema: Verschwörungstheorien. Es geht um eine Wette, eine Wohnung, im Internet falsch abgebogene Mütter und am Ende sogar um Leben und Tod.
Roman Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor
Steffen Schroeder, Rowohlt, ISBN 978-37371-0156-1, Hardcover, € 22
Oktober 1944. Mit 86 Jahren steht Max Planck vor der schwersten Aufgabe seines Lebens. Der Nobelpreisträger soll ein „Bekenntnis zum Führer“ verfassen. Viel hängt daran, denn Plancks geliebter Sohn Erwin, der am Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt war, sitzt im Todestrakt von Tegel. Planck denkt zurück an frohe Tage und die dunkle Zeitenwende. Gefährten sind im Exil, vor allem vermisst er Albert Einstein. Max Planck schreibt mit der Schwiegertochter Nelly Gnadengesuche für Erwin. In der Berliner Reichskanzlei träumt Adolf Hitler vor einem Gemälde. Und Albert Einsteins Sohn Eduard Einstein erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält, während sein genialer Vater das Doppelspiel seiner russischen Geliebten nicht einmal ahnt ...
Die Topseller im Westen ...
Jeden Monat ermittelt der HAMBURGER KLÖNSCHNACk unter den hiesigen Buchhändlern die Top-Titel der Elbvororte.
BLANKENESE Kurt Heymann
„Eine Frage der Chemie“, Bonnie Garmus, Piper, € 22 SCHENEFELD Kurt Heymann
„Ein Sommer in Niendorf“, Heinz Strunk, Rowohlt, € 22 WEDEL Kurt Heymann
„Kummer aller Art“, Mariana Leky, Dumont, € 22 BLANKENESE Kortes
„Treue“, Hernan Diaz, Hanser, € 27 KLEIN-FLOTTBEK Thalia
„Über Menschen“, Juli Zeh, Luchterhand, € 22 OTHMARSCHEN Harder
„Bitte parken Sie nicht in unserem Schaufenster“, Norbert Klugmann, Gmeiner, € 14
Veranstaltung Lange Nacht der Literatur mit dem „Ziegel“
Sa., 3. September, 16 bis 18 Uhr, Sülldorfer Kirchenweg 1 b, Blankenese
Im Rahmen der Langen Nacht der Literatur wird in der Bücherhalle Elbvororte der „Ziegel“ vorgestellt – eine einmalige Anthologie im deutschsprachigen Raum. Auch in diesen besonderen Zeiten ruft er die literarischen Stimmen Hamburgs zusammen – für ein dickes Buch und eine höchst kurzweilige Lektüre. In der nunmehr 17. Ausgabe haben über 50 Autorinnen und Autoren fremde Galaxien erforscht, neues Leben und ein anderes Miteinander entdeckt. Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Karten in der Bücherhalle Elbvororte.
Für Sie entdeckt und gelesen ...
Comic Träume und Apokalypsen
François Rivière und Philippe Wurm, Carlsen, ISBN 978-3-551-71755-9, Hardcover, € 22
Gestern berühmt, heute vergessen. Als der passionierte Sänger und Grafiker Edgar Pierre Jacobs 1946 in Belgien seine ComicReihe „Blake und Mortimer“ begann, dauerte es nur wenige Jahre und er wurde in einem Atemzug genannt mit Tintin-Schöpfer Hergé. Tatsächlich steuerte Jacobs zu vielen „Tim und Struppi“-Bänden Hintergründe und Kostüme bei. Mehrere Abenteuer des Reporters kolorierte Jacobs im Alleingang und das in einer Qualität, die Hergé alleine so nie erreicht hätte.
Jacobs‘ Zeichenstil wird heute zur Ligne claire gezählt, jener klaren Linie, die den franko-belgischen Comic bis heute prägt. Im Vergleich zu Hergé fiel bei Jacobs jedoch immer die Liebe zum Detail auf, die düsteren Geschichten und die vergleichsweise steifen Figuren. Jacobs war nie witzig, wie Hergé, nie albern, nie oberflächlich.
„Träume und Apokalypsen“ erzählt die Lebensgeschichte des Brüsselers, dessen Liebe der Oper galt, dem Drama, dem großen Kostüm. Er, der zu Lebzeiten als einer der größten Comic-Künstler aller Zeiten galt, schlug sich mit Kaufhausprospekten durch, bis schließlich Verleger und besagter Hergé auf ihn aufmerksam wurden. Unklar bleiben leider die „Apokalypsen“. Jacobs Neigung zur Dystopie wird hier und da atmosphärisch angedeutet, aber nicht interpretiert oder gar erklärt. Ansonsten ist dem Autoren/Zeichner-Duo Rivière/Wurm eine kleine Perle gelungen. Auch Papierqualität und Druck sind ein Genuss. TH