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Mensch des Monats: Marlin Schütt
Malin Schütt: „Wir versuchen, jeden Wunsch zu erfüllen. Ganz egal, ob klein oder groß.“
Die Medizinstudentin Malin Schütt engagiert sich seit 2020 ehrenamtlich beim Wünschewagen
Noch einmal ans Meer, zu einem Konzert oder zur Familie – mit dem Wünschewagen, einem gemeinnützigen Projekt des ASB, werden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt.
Der Wünschewagen – letzte Wünsche wagen. Unter diesem Motto ist seit 2017 ein speziell angefertigter Krankentransporter des Arbeiter Samariter Bundes (ASB) in der Hansestadt unterwegs, um schwerstkranken Menschen ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Begleitet werden sie von Ehrenamtlichen – eine von ihnen ist die Blankeneserin Malin Schütt. „In die Elphi oder den Tierpark oder einfach ein letztes Mal aus dem Hospiz zur Familie – es muss gar kein großer Wunsch sein, aber wir versuchen, alle zu erfüllen“, sagt die Medizinstudentin. Die längste Fahrt war über 500 Kilometer, die kürzeste nicht einmal einen. Die Wünsche sind so verschieden wie die Gäste, der jüngste Fahrgast war 17, der älteste stolze 105 Jahre.
Malins erste Fahrt fand im Sommer statt, in den Tierpark Hagenbeck. „Es war eine sehr angenehme Fahrt und eine tolle Erfahrung“, berichtet sie. „Der Tod hat gar keine Rolle gespielt, es ging nur darum, einen schönen Tag zu haben.“ Und den hatten alle. „Erst war eine gewisse Distanz da, wir sind ja irgendwo auch Fremde, aber nach und nach hat man eine Bindung aufgebaut“, erzählt die 23-Jährige. Sie ist schon seit der 8. Klasse ehrenamtlich für den ASB tätig, den sie durch ein Schul-Sanitäter-Projekt kennengelernt hat. Für den Wünschewagen hat Malin Schütt sich aber erst Ende 2020 gemeldet. „Ich fand das Projekt schon immer toll und spannend. Aber es ist auch eine Herausforderung. Ich hab mich erst nach einigen Erfahrungen im Medizinstudium auch wirklich bereit für eine Fahrt gefühlt“, erinnert sie sich. Ein Medizinstudium ist aber keine Voraussetzung für einen Wunscherfüller, auch Pflegefachkräfte, Kranken- und Altenpfleger sowie Sanitäter können auf dem Wagen helfen – Interessierte sind immer willkommen! Mit etwas Verzögerung aufgrund des Lockdowns folgte im
Mai die obligatorische zweitägige Schulung, die jeder Wünscheerfüller absolvieren muss. Anschließend stand der ersten Wunschfahrt nichts mehr im Weg. Ein Retter und ein Pfleger sind bei jeder Fahrt dabei. Der Wagen erinnert insgesamt nur wenig an einen Rettungswagen und ist an die Bedürfnisse der Fahrgäste angepasst: Spezielle Stoßdämpfer, eine Musikanlage, ein eigenes Licht- und Farbkonzept sowie die verspiegelte Rundum-Verglasung sorgen für ein angenehmes Fahrerlebnis. Die Anfragen für eine Wunschfahrt werden oft von Hospizmitarbeitern an den ASB herangetragen. Diese organisieren dann mit einem Arzt und dem Gast die Fahrt. „Es muss einiges beachtet werden“, erklärt Malin Schütt. „Der Pflegebedarf des Gastes und auch die Gegebenheiten am Zielort spielen eine Rolle. Kommt man mit einer Trage oder einem Rollstuhl überall durch? Welche Hilfsmittel werden benötigt und welcher Wunscherfüller hat Zeit?“ Jeder der Wunscherfüller hat die Mög„ lichkeit, regelmäßig Fahrten zu begleiten, aber muss natürlich keine Fahrt annehmen, für die er nicht bereit ist. „Es kann sehr emotional werden und es ist auch nicht für jeden was, man muss echt Lust drauf haben und sich auf die Fahrgäste einlassen“, sagt Malin Schütt. Aber die Wünscheerfüller werden vom ASB nicht alleingelassen. Nach jeder Fahrt erfolgt eine Nachbereitung, in der besprochen wird, ob alles gut geklappt hat und auch, ob seelsorgerischer Bedarf besteht. „Mir hat es schon geholfen, den Tag mit meiner Familie zu besprechen und nochmal Revue passieren zu lassen“, so Malin Schütt. „Da fällt einem nochmal viel mehr auf, als in der Situation selbst. Aber es war einfach eine schöne Erfahrung und ich freue mich auf die nächste Fahrt!“
Jede Fahrt ist etwas ganz
Besonderes.
Die Menschen lassen uns
Fremde in ihr
Leben und an einem Tag teilhaben.
Autorin: sophie.rhine@kloenschnack.de Infos: www.wuenschewagen.de/hamburg
ZUR SACHE: Der Wünschewagen
Den Wünschewagen gibt es seit 2017 in Hamburg. Seitdem wurden bereits 71 Wunschfahrten realisiert. Die Fahrten sind für die Gäste kostenlos, weswegen die ehrenamtlichen Helfer auf Spenden angewiesen sind. ASB Landesverband Hamburg e.V. Hamburger Sparkasse Spendenkonto: IBAN DE35 2005 0550 1002 2457 91 BIC HASPDEHHXXX Verwendungszweck: „Wünschewagen“