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LITERARISCHE SEITEN
Schon gelesen?
Krimi Das Nest
Katrine Engberg, Diogenes, ISBN 978-3257071733, Gebunden, € 20
Der 15-jährige Oscar ist weg. Als die Leiche eines jungen Mannes auftaucht, ist das Schlimmste zu befürchten. Katrine Engberg konstruiert in ihrem neuen Kopenhagen-Krimi um die Ermittler Werner und Kørner eine packende Geschichte. Immer wieder lockt sie die Leser auf falsche Spuren. Leider investiert sie zuviel in die Charaktere der Ermittler, was nur Sinn macht, wenn man Fan der Reihe ist. Die Geschichte kommt dadurch jedoch öfter ins Stocken. Die Aufklärung des Falls durch einen Zufall ist leider etwas dürftig angesichts der übrigen Raffinesse. Doch es bleibt spannend.
Krimi Als die Flut kam
Katharina Hanke, Gmeiner, ISBN 978-3-8392-0001-8, broschiert, € 14
Die Flutnacht von 1962 ist der historische Rahmen dieses Krimis. Ein Wilhelmsburger nutzt das Chaos während der Katastrophe zu einer durch unerwiederte Liebe motivierten Entführung. Das Opfer, Anne, stirbt, die Flut soll die Tat vertuschen. Aber Kommissar Peter Lüders ahnt, das etwas nicht stimmt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Kathrin Hanke ist gebürtige Hamburgerin, schrieb als Werberin und für die Zeitung und ist seit 2014 als freie Autorin tätig.
Reisebericht Spitzbergen
Schranz u. Wüstenberg, Edition Bildperlen, ISBN 978-396-546-5060, Hardcover, € 29,90
Aus erster Hand berichten die Filmemacher Silke Schranz und Christian Wüstenberg und der seit zehn Jahren auf Spitzbergen lebende Arctic Nature Guide Christian Bruttel von Übernachtungen im Zelt bei minus 25 Grad, vom außergewöhnlichen Stadtleben in Longyearbyen und von Skiwanderungen in unberührten Schneelandschaften. Die Autoren verschließen dabei nicht ihre Augen vor dem Klimawandel und seinen Auswirkungen, die sie auf Spitzbergen deutlich zu sehen und zu spüren bekommen. Gesellschaft Ist das verboten oder darf ich das?
Adrienne Friedlaender, Blanvalet, ISBN 978-3-7645-0760-2, broschiert, € 15
Wer kennt sie nicht, diese kleine Stimme im Hinterkopf, die uns immer wieder davon abhält, das zu tun, was wir eigentlich wollen. Weil sich das eben nicht gehört. Warum eigentlich nicht?, fragt sich Adrienne Friedlaender und beginnt fröhlich, die ungeschriebenen Regeln zu brechen, die uns von klein auf eingetrichtert werden. Den Heiratsantrag muss ER machen? Auf humorvolle Weise erzählt die Autorin von eigenen Regelbrüchen und regt an, selbst welche zu begehen. Denn: Wer die Regeln ab und zu bricht, geht gelassener und glücklicher durchs Leben.
Die Topseller im Westen ...
Jeden Monat ermittelt der HAMBURGER KLÖNSCHNACk unter den hiesigen Buchhändlern die Top-Titel der Elbvororte.
BLANKENESE Kurt Heymann
„Dunkelblum“, Eva Menasse, Kiepenheuer & Witsch, € 25 WEDEL Kurt Heymann
„Über Menschen“, Juli Zeh, Luchterhand, € 22 SCHENEFELD Kurt Heymann
„Die Anomalie“, Hervé Le Tellier, Rowohlt, € 22 BLANKENESE Kortes
„Was wäre wenn“, Lizzie Doron, dtv, € 18 KLEIN-FLOTTBEK Thalia
„Der Gesang der Flusskrebse“, Delia Owens, Heyne, € 11,99 OTHMARSCHEN Harder
„Dunkelblum“, Eva Menasse, Kiepenheuer & Witsch, € 25
Lesung Silke Böschen liest in der Bücherhalle
Do., 28. Oktober, 19.30 Uhr, Sülldorfer Kirchenweg 1b, Blankenese
Inspiriert von wahren Begebenheiten, aufwendig recherchiert und spannend erzählt –„Träume von Freiheit“, die RomanReihe von Silke Böschen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Dresden eine „amerikanische Kolonie“ mit vielen schillernden Frauen und Männern, die längst in Vergessenheit geraten sind. Ein verheerendes SprengstoffAttentat mit über 80 Toten ist der Ausgangspunkt in „Flammen am Meer“. In Band II „Ferner Horizont“ geht es um ein Ehedrama, das sogar in die Psychiatrie führt. Silke Böschen liest in der Bücherhalle Elbvororte. Eintritt 5 Euro.
FOTO: MIRJAM KNICKRIEM
Für Sie entdeckt und gelesen ...
Autobiografie Zeitreise
Stefan Aust, Piper, ISBN 978-3-492-07007-2,
gebunden, € 26 Stefan Aust ist seit Jahrzehnten die Stimme eines Journalismus, der sich nicht anbiedert und nicht bewertet, sondern genau beobachtet und beschreibt. Mit seiner Autobiografie hat er nun eine Reportage über sich selbst verfasst, dabei entsteht ganz natürlich ein „Reisebericht“ durch seine Geschichte und den Teil der Welthistorie, den Stefan Aust „am Rande“ begleitete. Nur selten gestattet sich Aust einen persönlichen Ton. Ein selbstironisches „Naja“ zuzeiten muss meist genügen –typisch norddeutsch. Lieber zitiert der Autor aus seinen alten Briefen und bleibt auch hier ein neutraler Chronist, der die Ereignisse für sich sprechen lässt. Doch Aust lässt durchscheinen, welche Momente ihn tief bewegten. Wer mit der Menge an Eindrücken und Daten fertig wird, erlebt tatsächlich eine Art Zeitreise, vom väterlichen Hof nahe Stade bis in die Gegenwart. Es ist ein brillantes Buch, bis auf das Ende, das sich Aust vielleicht hätte sparen sollen. Dort wird er sich leider untreu und mischt Fakten mit Meinung: Der Klimawandel wird zu einer aufgeblasenen Nebensache, die als Ausrede zum Schulschwänzen benutzt werde. Die Corona-Einschränkungen hierzulande seien unbedachte Eingriffe in Persönlichkeitsrechte. Als positives Gegenbeispiel nennt Aust ausgerechnet China, wo Impfzwang herrscht. Naja. MW