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DIGITAL LEBEN

FOTO: OLRAT_ADOBE STOCK.COM

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Unterhaltung Quarantäne! Was nun?!

Während ich diesen Text schreibe, bin ich zu Hause in Quarantäne. Mein Sohn, den ich gerade in Berlin besucht habe, ist am Tag meiner Abreise positiv auf Covid getestet worden. Er ist zweimal geimpft und als wir zusammen waren, sah alles nach einer heftigen Erkältung aus.

Aber kaum war ich wieder in München, erreichte mich die schlechte Nachricht, die von einer Minute auf die andere meine Pläne für die nächsten Tage zunichte machte. Jetzt war ich auf Lebensmittel-Lieferdienste angewiesen oder mein anderer Sohn ging für mich einkaufen. Termine mit Handwerkern, die ich schon vor Wochen ausgemacht hatte, mussten verschoben werden, ebenso der Besuch beim Zahnarzt. Damit konnte ich noch am besten umgehen.

Den ersten Quarantänetag versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen. Ich habe einen Vollkornkuchen gebacken, von dem ich überzeugt war, dass er gar nicht schmecken könne. Aber ich erwartete ja keinen Besuch und hatte Zeit, mich mit viel Herzblut und Hingabe selbst vom Gegenteil zu überzeugen. Der beste Zeitpunkt für einen Versuch. Zu meiner Überraschung ist er gelungen. Um nicht verstärkt in mich hineinzuhören, ob vielleicht doch der Hals kratzt oder ich womöglich husten muss, versuchte ich mich abzulenken. Ich telefonierte, meldete mich bei alten Freunden, die ich schon lange nicht mehr gesprochen hatte, aber nur dann, wenn ich sicher sein konnte, dass ihr üblicherweise besonders ausgeprägtes

Mitleid mich nicht runterziehen würde. Zum Glück war das Wetter schön und ich konnte im Garten die Blätter zusammenharken. Tag zwei und drei blieb ich auch gesund und ich begann Gefallen an der Sondersituation zu finden. Ich konnte ja außerhalb meiner vier Wände nichts machen, musste folglich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich das Haus nicht verließ. Zudem war Wochenende und im Fernsehen lief das übliche Familienprogramm. Für eine gewisse Zeit war das ganz nett. Aber irgendwann meldete sich mein schlechtes Gewissen. Schon als Kind habe ich gelernt, die Zeit nicht einfach totzuschlagen, sondern mich sinnvoll zu beschäftigen. Also steuerte ich jetzt meinen Fernsehkonsum sinnvoll mit der Mediathek. Die zu haben ist in solchen Zeiten eine wirkliche Hilfe. Manche Filme sah ich zum zweiten Mal, ein Luxus, den ich mir in „ normalen“ Zeiten nicht erlaubt hätte oder wenn, mit einem komischen Gefühl. Am vierten Tag der Quarantäne hatte ich auch keine Symptome. Langsam vertraute ich wieder meiner Impfung. Offenbar schien sie mich ja doch zu schützen. Der Impfdurchbruch bei meinem Sohn hatte mich etwas verunsichert. Aber auch ihm geht es jetzt von Tag zu Tag besser, von einem schlimmen Verlauf der Krankheit wurde er verschont. Wenn man sich vom ersten Schrecken des positiven Testergebnisses erholt hat und nicht der betroffene Kranke ist, können ein paar Tage Quarantäne auch ganz anregend und erholsam sein. Endlich hatte ich Zeit, Podcasts in Ruhe zu hören, ohne mich gleichzeitig am Steuer auf den Verkehr konzentrieren zu müssen oder zu bügeln. Einfach nur hören, wie schön war das. Für die täglichen Verpflichtungen hatte ich ja viel Zeit und konnte sie später auch noch erledigen. Als ich am fünften Tag aus dem Küchenfenster schaute, sah ich die Nachbarin, die in ihrem Garten arbeitete – ein Anblick, den ich oft hatte und der mich wenig berührte. Aber dieses Mal wirkte er auf mich wie eine Befreiung. Das Barbara Herles, 63, besuchte die Deutsche Journalistenschule Leben draußen geht seinen gewohnten Gang und in Kürze bin ich auch wieder daund studierte an der Ludwig- bei. Da kam ein wenig Dankbarkeit auf und Maximilians-Universität in Mün chen. Mehr als 20 Jahre lang organisierte sie für eine überre- ich fühlte mich wie nach einer langen Wanderung am Gipfel des Berges angekommen. gionale Tageszeitung nationale und internationale Veranstaltungen. Seit Anfang 2020 arbeitet sie freiberuflich. Barbara Herles

„Schon als Kind habe ich gelernt, die Zeit nicht einfach totzuschlagen, sondern mich sinnvoll zu beschäftigen.“

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