Klönschnack Dezember 2021

Page 32

30_Pandemie / Quarantäne.qxp_kloen 23.11.21 10:38 Seite 30

FOTO: OLRAT_ADOBE STOCK.COM

PANDEMIE Mitleid mich nicht runterziehen würde. Zum Glück war das Wetter schön und ich konnte im Garten die Blätter zusammenharken. Tag zwei und drei blieb ich auch gesund und ich begann Gefallen an der Sondersituation zu finden. Ich konnte ja außerhalb meiner vier Wände nichts machen, musste folglich kein schlechtes Gewissen haben, dass ich das Haus nicht verließ. Zudem war Wochenende und im Fernsehen lief das übliche Familienprogramm. Für eine gewisse Zeit war das ganz nett. Aber irgendwann meldete sich mein schlechtes Gewissen. Schon als Kind habe ich gelernt, die Zeit nicht einfach totzuschlagen, sondern mich sinnvoll zu beschäftigen. Also steuerte ich jetzt meinen Fernsehkonsum sinnvoll mit der Mediathek. Die zu haben ist in solchen Zeiten eine wirkliche Hilfe. Manche Filme sah ich zum zweiten Mal, ein Luxus, den ich mir in „ normalen“ Zeiten nicht erlaubt hätte oder wenn, mit einem komischen Gefühl. Am vierten Tag der Quarantäne hatte ich auch keine Symptome. Langsam vertraute ich wieder meiner Impfung. Offenbar „Ge schien sie mich ja doch zu schützen. Der Impfdurchbruch bei meinem Sohn hatte mich etwas verunsichert. Aber auch ihm geht es jetzt von Tag zu Tag besser, von eiUnterhaltung nem schlimmen Verlauf der Krankheit wurde er verschont. Wenn man sich vom ersten Schrecken des positiven Testergebnisses erholt hat Während ich diesen Text schreibe, bin ich zu Hause in Quarantäne. Mein und nicht der betroffene Kranke ist, können ein paar Tage Quarantäne auch ganz Sohn, den ich gerade in Berlin besucht habe, ist am Tag meiner Abreise anregend und erholsam sein. Endlich hatte positiv auf Covid getestet worden. Er ist zweimal geimpft und als wir ich Zeit, Podcasts in Ruhe zu hören, ohne zusammen waren, sah alles nach einer heftigen Erkältung aus. mich gleichzeitig am Steuer auf den Verkehr konzentrieren zu müssen oder zu ber kaum war ich wieder in er gar nicht schmecken könne. „Schon als Kind habe bügeln. Einfach nur München, erreichte mich die Aber ich erwartete ja keinen ich gelernt, die Zeit hören, wie schön war schlechte Nachricht, die von ei- Besuch und hatte Zeit, mich das. Für die täglichen ner Minute auf die andere mei- mit viel Herzblut und Hingabe nicht einfach totzuVerpflichtungen hatne Pläne für die nächsten Tage selbst vom Gegenteil zu überschlagen, sondern te ich ja viel Zeit und zeugen. zunichte machte. Jetzt war mich sinnvoll zu bekonnte sie später Der beste ich auf Lebensmittel-Lieferschäftigen.“ auch noch erledigen. Zeitpunkt für dienste angewiesen oder Als ich am fünften einen Versuch. mein anderer Sohn ging für Zu meiner Überraschung ist Tag aus dem Küchenfenster schaute, sah mich einkaufen. Termine er gelungen. Um nicht ver- ich die Nachbarin, die in ihrem Garten armit Handwerkern, die ich stärkt in mich hineinzuhö- beitete – ein Anblick, den ich oft hatte und schon vor Wochen ausgeren, ob vielleicht doch der der mich wenig berührte. Aber dieses Mal macht hatte, mussten verHals kratzt oder ich womög- wirkte er auf mich wie eine Befreiung. Das schoben werden, ebenso der lich husten muss, versuchte Leben draußen geht seinen gewohnten Besuch beim Zahnarzt. DaBarbara Herles, 63, besuchte ich mich abzulenken. Ich te- Gang und in Kürze bin ich auch wieder damit konnte ich noch am bes- die Deutsche Journalistenschule und studierte an der Ludwiglefonierte, meldete mich bei bei. Da kam ein wenig Dankbarkeit auf und ten umgehen. in Münalten Freunden, die ich ich fühlte mich wie nach einer langen WanDen ersten Quarantäne- Maximilians-Universität chen. Mehr als 20 Jahre lang schon lange nicht mehr ge- derung am Gipfel des Berges angekommen. tag versuchte ich das Beste organisierte sie für eine überresprochen hatte, aber nur aus der Situation zu ma- gionale Tageszeitung nationale und internationale Veranstaltundann, wenn ich sicher sein chen. Ich habe einen Voll- gen. Seit Anfang 2020 arbeitet konnte, dass ihr üblicherweikornkuchen gebacken, von sie freiberuflich. Barbara Herles se besonders ausgeprägtes dem ich überzeugt war, dass

Quarantäne! Was nun?!

Klönschnack 12 · 2021

A

30


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

DIE EXPERTEN Weihnachten SONDERTEIL

43min
pages 97-121

KLEINANZEIGEN

14min
pages 134-139

IMMOBILIEN

4min
pages 132-133

KLÖNSCHNACK-SERVICE

7min
pages 127-129

GLAUBE &RELIGION

2min
page 130

MEIN ARBEITSPLATZ

2min
pages 140-144

HANDEL UND WANDEL Nachrichten aus der Geschäftswelt

13min
pages 122-125

SONDERTEIL DOKTOR KLÖNSCHNACK Neues aus der Medizin SONDERTEIL

20min
pages 83-96

TIMS THESEN

2min
page 82

DIE GRÜNE SEITE

3min
page 79

Themen rund um die Umwelt DER FOTORÜCKBLICK Über den Dächern der Stadt in den 50er Jahren

1min
pages 80-81

Meldungen für Kinder und Jugendliche AUS DEM AMTSGERICHT Ein aktueller Fall

2min
page 72

BEMERKENSWERTES

7min
pages 73-77

DIE KINDERSEITEN

3min
pages 69-71

DIE KINOSEITE

3min
page 78

SPORT IM WESTEN

2min
page 68

DIE REISESEITE

3min
pages 66-67

LEIB & SEELE

5min
pages 52-55

SCHIFFE UND MEERE

3min
pages 64-65

LITERARISCHE SEITEN

4min
pages 62-63

LEBEN UND TREIBEN

5min
pages 56-61

Kultur für die Elbvororte und die Stadt

6min
pages 40-43

Panorama

7min
pages 44-47

Neues aus der lokalen Wirtschaft

1min
pages 38-39

AUF DEM RECYCLINGHOF

8min
pages 18-23

Interview mit Dr. Christine Dahlke, Medizinerin

6min
pages 13-15

STREIT UM DEN MOORHOF

4min
pages 30-31

SCHREIBWERKSTATT

6min
pages 24-27

DIGITAL LEBEN

3min
pages 32-33

Mensch des Monats: Christopher Calm

3min
pages 16-17

HÜBENBECKER HÖRT AUF

3min
pages 28-29

Neues aus der Lokalpolitik

4min
pages 36-37
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.