Klinische Diätetik - Verdauung

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Verdauung


DVM, Prof, Dipl. ECVCN

Valérie FREICHE DVM

Erkrankungen des Verdauungstraktes bei der Katze: Die Rolle der Ernährung

1. Physiologie des Verdauungstraktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 2. Physiologie der Verdauung der Nährstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 3. Mikrobiologie des Verdauungstraktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 4. Immunsystem der gastrointestinalen Schleimhaut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 5. Gastrointestinale Syndrome bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 6. Enterale und parenterale Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 7. Erkrankungen des Ösophagus und diätetische Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 8. Erkrankungen des Magens und diätetische Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 9. Erkrankungen des Darms und diätetische Behandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Häufig gestellte Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Diätetische Informationen von Royal Canin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS BIPS: Barium-impregnated polyethylene spheres IBD: Inflammatory bowel disease Ig (A, G oder M): Immunoglobulin IL (6, 10, 12): Interleukin MHC: Major histocompatibility complex

NSAID: Non-steroidal antiinflammatory drugs PCR: Polymerase chain reaction PEG: Perkutane endoskopische Gastrostomie PPN: partial parenteral nutrition SCFA: Short chain fatty acids TDF: total dietary fibre

TGF b: transforming growth factor beta TNF a: Tumornekrosefaktor alpha TPN: Total parenteral nutrition

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Verdauung

Jürgen ZENTEK


Verdauung

Erkrankungen des Verdauungstraktes bei der Katze: Die Rolle der Ernährung Jürgen ZENTEK DVM, Prof, Dipl. ECVCN Jürgen Zentek schloss sein Studium 1985 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover ab. Nach einer Anstellung in einer privaten tierärztlichen Praxis übernahm er 1987 die Leitung eines Forschungsprojektes über die Energieaufnahme und die Skelettentwicklung bei Doggen im Wachstum am Institut für Tierernährung. Im Jahr 1993 wurde er Fachtierarzt für Tierernährung und Diätetik. Nach einem Jahr an der School of Veterinary Sciences in Bristol, Großbritannien, übernahm Jürgen Zentek im Jahr 2000 den Lehrstuhl für Klinische Diätetik der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Seit 2005 ist er Professor an der Universität Berlin. Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit sind die klinische Diätetik der Haustiere und die Zusammenhänge zwischen Ernährung, intestinaler Mikroflora und Immunität des Magendarmtraktes.

Valérie FREICHE DVM Valérie Freiche schloss ihr Studium 1988 an der Ecole Nationale Vétérinaire d’Alfort (Frankreich) ab und war anschließend bis 1992 zunächst als Intern und später als Assistentin an der dortigen Abteilung für Innere Medizin tätig. Anfangs arbeitete Valérie Freiche mit Hunden und Katzen (eigene Praxis im Raum Paris) und konzentrierte sich schließlich auf die Gastroenterologie. Von 1992 bis 2006 war sie verantwortlich für die gastroenterologische Sprechstunde und die Endoskopie des Verdauungstraktes an der Ecole Nationale Vétérinaire d’Alfort. Die gleiche Funktion erfüllte sie darüber hinaus in einer privaten Überweisungspraxis in Paris. Seit 2006 arbeitet Valérie Freiche in einer tierärztlichen Überweisungspraxis in Bordeaux im Bereich Innere Medizin und Gastroenterologie. Valérie Freiche ist Präsidentin der Groupe d’ Etude en Medicine Interne (GEMI) der Association Francaise des Vétérinaires pour Animaux de Compagnie (AFVAC). Regelmäßig nimmt sie an Kongressen und tierärztlichen Fortbildungsveranstaltungen im Bereich Gastroenterologie teil.

D

ie Ernährung bzw. die klinische Diätetik ist die Basis der Behandlung von Erkrankungen des Verdauungstraktes. In Anbetracht des aktuellen Kenntnisstandes über die vielfältige Pathophysiologie der verschiedenen Erkrankungen des Verdauungstraktes ist klar, dass es keine für alle gastroenterologischen Patienten geeignete universelle Diätnahrung gibt. Allgemeine Ziele der unterschiedlichen Diätfuttermittel sind eine Förderung der Nahrungsaufnahme, eine Verbesserung der Verdauung und Absorption der Nährstoffe, die Aufrechterhaltung der physiologischen Darmpassage und Darmmotilität und die Reduzierung von entzündlichen Vorgängen, sofern diese vorhanden sind. Darüber hinaus muss die diätetische Strategie sicherstellen, dass Nährstoffe zugeführt werden, die das Gleichgewicht der Darmflora optimieren und die intestinale Schleimhautbarriere schützen.

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Maulhöhle

(Abbildung 1)

Die domestizierte Hauskatze ist ein unter morphologischen und physiologischen Gesichtspunkten hoch spezialisierter Karnivore. Deutlich wird dies unter anderem an ihrer Dentition, ihrem Nährstoffbedarf und ihrem Geschmackssinn (Bradshaw 2006). Die Zunge der Katze ist rau und besitzt an ihrer Oberfläche zahlreiche häkchenförmige Anhänge. Mit Hilfe dieser filiformen oder fungiformen Papillen ist die Katze in der Lage, Flüssigkeiten aufzunehmen und das Fleisch von den Knochen ihrer Beutetiere zu lösen (Ojima et al. 1997). Die Zunge einer adulten Katze besitzt etwa 250 fungiforme Papillen. In Richtung Zungenspitze steigt ihre Anzahl, aber ihre Größe nimmt ab. Die Geschmackswahrnehmung (außer süß) erfolgt mit Hilfe der vorwiegend in Richtung des Zungengrundes liegenden Geschmacksknospen (Robinson & Winkles 1990). Die Futtermittelpräferenzen der Katze hängen sehr stark mit ihrer Fähigkeit zur geschmacklichen Diskriminierung von Aminosäuren und Peptiden zusammen (Zaghini & Biagi 2005). Die Dentition der Katze ist typisch für einen Fleischfresser. Die Katze besitzt 26 Milchzähne, die in einem Alter von fünf bis sieben Monaten durch 30 bleibende Zähne ersetzt sind. Das bleibende Gebiss der Katze setzt sich aus 12 Incisivi, 4 Canini, 10 Prämolaren und 4 Molaren zusammen (siehe Kapitel 11).

Ösophagus

(Abbildung 1)

Der Ösophagus ist ein röhrenförmiges Organ, dessen Aufgabe darin besteht, die Nahrung von der Maulhöhle zum Magen zu transportieren. Bei einer 4-5 kg schweren Katze hat der Ösophagus eine mittlere Länge von 22-23 cm. Der zervikale Abschnitt repräsentiert etwa ein Drittel der Gesamtlänge, die restlichen zwei Drittel bestehen überwiegend aus dem thorakalen Abschnitt, da der abdominale Abschnitt bei der Katze

ABBILDUNG 1 – SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DER ANATOMIE DES VERDAUUNGSTRAKTES DER KATZE

Wasser Mineralstoffe Bakterielle Fermentationsprodukte

Wasser Mineralstoffe Vitamine Aminosäuren Fettsäuren Glukose

Magensekrete

Wasser Mineralstoffe Proteine Darmsekrete

1. Speicheldrüsen 2. Ösophagus 3. Magen 4. Pankreas 5. Leber 6. Dünndarm 7. Dickdarm

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Verdauung

1 - Die Physiologie des Gastrointestinaltraktes

1 - Die Physiologie des Gastrointestinaltraktes


1 - Die Physiologie des Gastrointestinaltraktes

Verdauung

sehr kurz ist (Hegner & Vollmerhaus 1997). Eine koordinierte Kontraktion der longitudinalen und zirkulären Ösophagusmuskeln sorgt für den peristaltischen Transport des Nahrungsbolus durch die Speiseröhre in Richtung Magen (Dodds et al. 1973). Die Motilität der Speiseröhre steht unter der Kontrolle myogener und neurogener Mechanismen (Preiksaitis & Diamant 1999). Die Drüsen des Ösophagus bilden ein schleimiges Sekret, das die Gleitfähigkeit des Nahrungsbolus verbessert. Obwohl die Katze durchaus in der Lage ist, auch große Nahrungsbrocken oder ganze Beutetiere abzuschlucken, kommt es gelegentlich vor, dass Kapseln oder Tabletten aufgrund ihres Durchmessers oder ihrer Oberflächenstruktur den Ösophagus nur schwer passieren können (Graham et al. 2000). Ulzerogene Arzneimittel können eine Ösophagitis hervorrufen.

Magen

(Abbildung 1)

Der Magen der Katze kann vergleichsweise große Beutetiere oder große Futtervolumina aufnehmen. Der Magen kann in verschiedene anatomische und funktionelle Regionen unterteilt werden. Die Kardia ist der Bereich des Mageneingangs, Fundus, Corpus und Antrum bilden den mittleren Abschnitt, und der Pylorus ist der Bereich des Magenausgangs, also der Übergang zum Duodenum. Unter physiologischen Bedingungen sorgt die Magenentleerung für einen Transport des Mageninhaltes in Richtung Dünndarm in einem Rhythmus, der eine optimale intestinale Absorption der Nährstoffe sicherstellt (Wyse et al. 2003). Der ringförmig von Muskulatur umgebene Pylorus reguliert den Weitertransport der Nahrung in das Duodenum und verhindert den Reflux von Duodenuminhalt und Gallenflüssigkeit in das Magenlumen. Die endokrinen G-Zellen sind diffus in der Basalschicht der Magenschleimhaut verteilt und bilden Gastrin, eines der wichtigsten Stimulanzien der Magensekretion bei Nahrungsaufnahme (Cerny et al. 1991). Die Einleitung der Proteinverdauung im Magen erfolgt durch die Sekretion von Salzsäure durch die Belegzellen (Parietalzellen) und durch die Umwandlung von Pepsinogen (gebildet von den Hauptzellen) in Pepsin. Bei einem neugeborenen Katzenwelpen führt die Aufnahme von Milch zu einer Aktivierung der Lipasen in den oberflächlichen Schleimzellen (Knospe & Plendl 1997). Wie Pepsin sind die Lipasen in den Hauptzellen zu finden, kommen aber auch in den anderen pepsinfreien Zelltypen und in den oberflächlichen Schleimzellen des Fundus und des Antrum vor (Descroix-Vagne et al. 1993). Die Magenmotilität und die Magenentleerung werden über reflektorische, neurologische und endokrine Mechanismen reguliert. Die Zusammensetzung der Nahrung hat einen Einfluss auf die Magenentleerung. Sie kann zum Beispiel durch einen hohen Anteil großer Fettpartikel verzögert werden (Strombeck & Guilford 1996a; Hall & Washabau 1999). Die Magenretention kann bis zu 15 Stunden betragen (Brugère 1996). Die Magenpassagezeit, gemessen mit Hilfe von Barium imprägnierten Polyethylen-Kügelchen (BIPS), beträgt im Mittel sechs Stunden (3-8 Stunden) bei sedierten Katzen und 2,5 Stunden (2 bis 6 Stunden) bei wachen, nicht sedierten Katzen. Die mittlere Dauer bis zur 50%igen Magenentleerung liegt bei 6,4 Stunden (2,5 bis 10,9 Stunden), und bei 12 Stunden für eine vollständige Entleerung (6 bis 27 Stunden). Die Ankunft der ersten BIPS im Bereich der Ileozäkalklappe wird nach 6,5 Stunden beobachtet, und 50 % des orozäkalen Transits werden innerhalb von 8,8 Stunden realisiert (4,6 bis 12,8 Stunden; Sparkes et al. 1997).

Dünndarm

(Abbildung 1)

Unter histologischen Gesichtspunkten wird der Dünndarm in die Abschnitte Duodenum, Jejunum und Ileum unterteilt. Die Galle und die Pankreassekrete gelangen über den gemeinsamen Gallengang in das Duodenum und sorgen für die Emulgierung der Fette und die Verdauung des Darminhaltes. Die Schleimhautoberfläche des Dünndarms wird von einem einschichtigen Epithel überzogen und hat eine spezifische, aus Krypten und Mikrovilli bestehende Oberflächenstruktur. Die Zellproliferation findet in den Krypten statt. Die für die Absorption zuständigen Enterozyten besitzen eine hohe Dichte an Mikrovilli, die für eine beträchtliche Vergrößerung der zellulären Oberfläche sorgen. Der parazelluläre Raum wird durch verschiedene Proteine verschlossen, die spezifische Funktionen haben und die Undurchlässigkeit der Darmwand für Bakterien und Makromoleküle sicherstellen. Der Bürstensaum ist von einer aus Kohlenhydraten und Proteinen bestehenden Schleimschicht überzogen, der so genannten Glykokalix. Die Glykokalix weist eine starke enzymatische Aktivität auf, deren Aufgabe darin besteht, Makromoleküle in kleinere, absorbierbare Einheiten zu spalten. Darüber hinaus schafft die Glykokalix ein spezifisches Mikromilieu für die Bakterien der Darmschleimhaut. Neben seinen absorptiven Fähigkeiten besitzt der Dünndarm eine beträchtliche sekretorische Kapazität über die Krypten und die Becherzellen. Die endokrinen Zellen tragen zur Regulation des Verdauungsprozesses bei. Die Duodenaldrüsen liegen distal des Pylorus und bilden einen aus neutralen, sulfatierten und karboxylierten Mukosacchariden bestehenden Schleim (Takehana & Abe 1983). Substrate, die den Dünndarm passie80


(Abbildung 1)

Nach: *Barone 1984 ; **Meyer et al. 1993 ; ***Dukes 1984

Hund Dünndarm*

Katze

1,7-6 m

1,0-1,7 m

Zäkum, Kolon und Rektum sind die drei Abschnitte des DickDickdarm* 0,3-1 m 0,3-0,4 m darms, in denen die unverdaute organische Materie fermentiert Relatives Gewicht des wird und Flüssigkeit, Mineralstoffe und bakterielle Stoffwechsel2,7 % (Riesenrassen) 7% Verdauungstraktes/ bis 7 % (kleine Rassen) produkte absorbiert werden. Bei der Katze ist der Dickdarm Körpergewicht** vergleichsweise kurz (Tabelle 1), wahrscheinlich aufgrund der Körperlänge/ 1/6 1/4 Tatsache, dass die karnivore Ernährung keine große FermentaDarmlänge*** tionskammer erforderlich macht (Chivers & Hladik 1980). Der Dickdarm besitzt keine Mikrovilli, und seine Oberflächenmorphologie unterscheidet sich deutlich von der des Dünndarms. Die Lieberkühnschen Krypten enthalten die absorptiven und die sekretorischen Zellen. Der Dickdarm der Katze ist gekennzeichnet durch eine sehr dichte mikrobielle Flora mit hoher metabolischer Aktivität.

Mensch 6-6,5 m 1,5 m 10 %

1/5

2 - Physiologie der Nährstoffverdauung Proteinverdauung

(Abbildung 2)

Die Verdauung der Proteine findet in den oberen Abschnitten des Verdauungstraktes statt. Unter physiologischen Bedingungen ist die Proteinverdauung bei der Katze sehr effizient, und die scheinbare Verdaulichkeit der Proteine ist vergleichbar mit der des Hundes (Zentek et al. 1998; Funaba et al. 2005). Die Verdauungsleistung einer jungen Katze ist geringer als die einer adulten Katze, zum einen aufgrund der Unreife des Verdauungssystems, und zum anderen als Folge einer durch die Ernährung induzierten enzymatischen Modulation (Harper & Turner 2000). Die Proteinverdauung beginnt im Magen. Für die Spaltung der Nahrungsproteine wird eine Reihe von proteolytischen Enzymen benötigt. Die wichtigste Rolle spielen Endopeptidasen wie Pepsin (im Magen) und Trypsin (im Dünndarm). Zunächst werden die Proteine durch Pepsine verdaut (Shaw & Wright 1976). Um ihre Wirkung entfalten zu können, benötigen Pepsine ein saures Milieu. Die Katze bildet stark saure Magensekrete mit einem pHWert zwischen 2 und 3 (Hall 2000). Pepsin wird deaktiviert, sobald ABBILDUNG 2 – VERDAUUNG UND ABSORPTION VON PROTEINEN es in das alkalische Milieu des Duodenums und Jejunums eintritt. Der Dünndarm hat aufgrund der Sekrete der epithelialen Drüsen und des bikarbonatreichen Pankreassekrets einen leicht alkalischen pH-Wert (Williams 1996). Diese Alkalisierung des Chymus ist die Voraussetzung für die Fortsetzung der Proteinverdauung durch die proteolytischen Enzyme des Pankreas und der Dünndarmschleimhaut. Das Trypsin der Katze scheint nur in einer Isoform vorzukommen, und das feline Trypsinogen, das durch die Aktivität von Enterokinasen in das aktive Trypsin umgewandelt wird, ist nahe verwandt mit dem Trypsinogen anderer Säugetierspezies (Steiner et al. 1997). Das Resultat der luminalen Proteinverdauung im Dünndarm sind kleine Peptide und Aminosäuren, die durch den Bürstensaum transportiert werden und über spezifische, aktive, Carrier-vermittelte Transportmechanismen durch die Darmwand transportiert werden.

Pepsin Trypsin Chymotrypsin Karboxypeptidasen Elastase Darmlumen Oligopeptide

Dipeptide

Aminosäuren

Peptid-Carrier

AminosäurenCarrier

Peptidasen

AminosäurenCarrier

Während der Säugephase ist die Absorption von Arginin und Lysin erhöht, und die bei vielen Säugetierspezies beobachtete perinatale intestinale Hyperplasie scheint es bei der Katze nicht zu geben (Buddington & Diamond 1992).

Bürstensaum Epithelzelle

Peptidasen

Aminosäuren

Dipeptide

Aminosäuren

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Verdauung

Dickdarm

TABELLE 1 – DARMPROPORTIONEN BEI HUND, KATZE UND MENSCH

2 - Physiologie der Nährstoffverdauung

ren, ohne verdaut oder absorbiert zu werden, gelangen in den Dickdarm, wo sie von mikrobiellen Enzymen fermentiert werden. Am Übergang zwischen Dünn- und Dickdarm befindet sich ein Sphinkter, der einen Reflux von Chymus und Bakterien in den Dünndarm verhindert.


2 - Physiologie der Nährstoffverdauung

Verdauung

ABBILDUNG 4 – VERDAUUNG UND ABSORPTION VON FETTEN

ABBILDUNG 3 – VERDAUUNG UND ABSORPTION VON KOHLENHYDRATEN

Disaccharide Stärke

Saccharose

Leber

Laktose

Pankreas

AlphaAmylase

Gallenblase

Dextrine

Disaccharide

OH

OH OH

OH

z. B.: Maltose

Darmlumen AlphaDextrinase

Darmlumen

Lipasen

OH OH

OH

OH OH

OH

OH OH

OH

Saccharase

OH OH

OH OH

Lactase

Triglyzeride

OH OH

OH OH

OH OH

OH OH

OH OH

OH

OH OH

OH

Glukose

Chylomikron

Mizelle

OH OH

Maltase

Bürstensaum GlukoseCarrier

FructoseCarrier

GlukoseCarrier

GalaktoseCarrier

Bürstensaum Epithelzelle

Glukose

Lipoproteine

Epithelzelle

Lymphe Triglyzeride Langkettige Fettsäuren

Fruktose Glukose Galaktose

Triglyzeride Monoglyzeride Freie Fettsäuren Gallensalze

Verdauung der Kohlenhyrate

Pfortader Monoglyzeride Kurz- und mittelkettige Fettsäuren

OH

OH OH

(Abbildung 3)

Die Kapazität der Katze, komplexe Kohlenhydrate wie Stärke zu verdauen ist relativ hoch, obwohl die Amylaseaktivität im Pankreasgewebe und im Dünndarminhalt im Vergleich zu den meisten anderen Spezies eher niedrig ist (Kienzle 1993). Sie sinkt in den distalen Darmabschnitten, wahrscheinlich aufgrund des intensiven mikrobiellen Abbaus. Der diätetische Kohlenhydratgehalt hat keinen induktiven Effekt auf die Aktivität von Disaccharasen. Die Aktivität von Maltase, Isomaltase und Saccharase ist bei Katzen altersunabhängig. Dagegen sinkt die Laktaseaktivität vom Neugeborenenalter zur adulten Katze, und nur wenige adulte Tiere besitzen eine signifikante Laktaseaktivität im Jejunum (Kienzle 1993). Die Verträglichkeit von Einfachzuckern ist aufgrund der im Vergleich zu den meisten anderen Spezies begrenzten Kapazität der intermediären Zuckerverwertung deutlich eingeschränkt (Morris et al. 1977; Kienzle 1994; Appleton et al. 2004). Die scheinbare Gesamtverdaulichkeit von Kohlenhydraten erreicht bei adulten Katzen nahezu 100 %. In Abhängigkeit von der Art der Kohlenhydratquelle und dem Grad des Stärkeaufschlusses (z.B. durch Kochen) kann die präzäkale Verdaulichkeit jedoch deutlich niedriger liegen (Kienzle 1993).

Fettverdauung (Abbildung 4) Das Verdauungssystem der Katze ist sehr gut an die Verdauung von Fetten angepasst. Fette spielen nicht nur eine wichtige Rolle als Energiequelle, sondern haben darüber hinaus auch einige wichtige funktionelle Eigenschaften (Bauer 2006). Gesunde Katzen können eine hohe diätetische Fettzufuhr offensichtlich ohne negative Auswirkungen auf die Verdauungsfunktion gut vertragen. Eine altersabhängige Reduktion der scheinbaren Verdaulichkeit wird bei Katzen beobachtet, deren Nahrung verschiedene Fettquellen mit unterschiedlichen Sättigungsgraden enthält. Gesättigte Fettsäuren weisen dabei bei jungen und alten Katzen eine geringgradig niedrigere scheinbare Verdaulichkeit auf (Peachey et al. 1999). Bei Katzen mit exokriner Pankreasinsuffizienz (Nicholson et al. 1989) oder bei Katzen mit eingeschränkter Gallensekretion kann die Fettverdauung hochgradig beeinträchtigt sein. Gallensäuren sind nicht nur wichtig für die Emulgierung von Fetten, sondern darüber hinaus auch für die Aktivierung der Pankreaslipase

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3 - Mikrobiologie des Gastrointestinaltraktes Die mikrobielle Kolonisierung des Gastrointestinaltraktes beginnt bereits unmittelbar nach der Geburt, und die Zusammensetzung der intestinalen Flora nähert sich im Laufe der ersten Lebenswochen dem Spektrum adulter Katzen an (Osbaldiston & Stowe 1971). Die Entwicklung der intestinalen Mikroflora bei Katzenwelpen ist vergleichbar mit der anderer Spezies: Zu den ersten Organismen, die den Verdauungstrakt des Katzenwelpen besiedeln gehören Clostridium perfringens, Escherichia coli und Streptococcus spp. Die Darmflora der Katze ist gekennzeichnet durch eine relativ hohe Zahl von Clostridium perfringens und Lecithinasenegativen Clostridien, was wahrscheinlich auf die karnivore Ernährung zurückzuführen ist. Unter physiologischen Bedingungen hält die intestinale Mikroflora ein sich selbst stabilisierendes Gleichgewicht mit dem Wirtsorganismus aufrecht (Strombeck 1996a). Bei einer gesunden Katze ist die bakterielle Konzentration in sämtlichen Abschnitten des Gastrointestinaltraktes hoch, und eine Bakteriendichte – überwiegend anaerober Keime - von 1012/g Kot gilt als physiologisch. Die intestinale Mikroflora kann in nicht unerheblichem Maße zur Gesundheit und zum Wohlbefinden des Wirtes beitragen, indem sie die Verdauungsprozesse unterstützt. Sie kann sich aber auch als ein bedeutender Faktor in der Pathogenese von Darmerkrankungen erweisen. Ihre Zusammensetzung und ihre metabolische Aktivität unterliegen den Einflüssen des Individuums und begleitender Erkrankungen. Darüber hinaus wird die Mikroflora durch die Zusammensetzung der Nahrung, die Proteinquantität und -qualität, die Verarbeitung des Futtermittels (Backus et al. 1994), den Gehalt an diätetischen Fasern und verdaulichen Kohlenhydraten (Fahey 2003) und Futtermittelzusätzen wie Probiotika (Rastall 2004; Marshall Jones et al. 2006) beeinflusst.

4 - Das Immunsystem der gastrointestinalen Schleimhaut

(Abbildung 5)

Der Gastrointestinaltrakt beherbergt eine dichte Population von Immunzellen mit unterschiedlichen Aufgaben und multipler Funktionen. Eine der Hauptaufgaben des gastrointestinalen Immunsystems beim gesunden Tier ist der Erhalt einer immunologischen Toleranz gegenüber diätetischen und endogenen bakteriellen Antigenen. Auf der anderen Seite muss das gastrointestinale Immunsystem protektiv auf pathogene Bakterien und schädliche Umweltantigene reagieren. Das darmassoziierte Immunsystem besitzt anatomisch definierte und diffuse Strukturen. Funktionell besteht es aus einem induktiven und einem efferenten Anteil, das heißt, die Immunantwort wird im induktiven Teil ausgelöst, und im efferenten Teil ausgeführt. Die intestinale Schleimhaut beherbergt eine hohe Dichte an Immunzellen, die oft in Zellclustern organisiert sind, die entweder als Lymphfollikel zu erkennen sind oder sich in Form der sich noch deutlicher abzeichnenden Peyerschen Platten darstellen. Unter den Antikörper bildenden Zellen dominieren die IgA+ Plasmazellen im Dünndarm. IgM+ Plasmazellen werden in höherer Konzentration gefunden als IgG+ Plasmazellen (Waly et al. 2004). Plasmazellen kommen in sämtlichen Regionen des Dünndarms vor, sind aber in der Lamina propria und in den Peyerschen Platten in höherer Konzentration zu finden als im Epithel (Howard et al. 2005). Katzen besitzen eine große Menge an intraepithelialen Lymphozyten, von denen einige Oberflächen-IgM exprimieren, deren Bedeutung bislang jedoch nicht klar ist. T-Zellen (CD3+) und T-Zell-Unterpopulationen (CD4+ und CD8+) folgen einem speziellen Verteilungsmuster und weisen eine höhere Dichte in der villösen Lamina propria auf als in der der Krypten. Bei den intraepithelialen Lymphozyten handelt es sich vorwiegend um CD8+ T-Lymphozyten; CD4+ T-Zellen dominieren dagegen die Lamina propria. Antigen präsentierende Makrophagen und dendritische Zellen in der Lamina propria exprimieren IL1 und Klasse-IIHaupthistokompatibilitätskomplex (MHC). B-Zellen dominieren in den Peyerschen Platten (40 % B-Zellen, 28 % CD4+ T-Zellen und 20 % CD8+ T-Zellen).

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Verdauung

3 - Mikrobiologie des Gastrointestinaltraktes

(Strombeck 1996b). Gallensäuren werden im Ileum reabsorbiert und zur Leber rezirkuliert. Die absorbierten langkettigen Fettsäuren werden im Darmepithel rückverestert und in Chylomikronen inkorporiert, bevor sie schließlich in das Lymphsystem eingeschleust werden. Mittelkettige Fettsäuren werden direkt in das Blut absorbiert, die Akzeptanz (Schmackhaftigkeit) von Futtermitteln mit mittelkettigen Fettsäuren ist bei der Katze in der Regel jedoch eher gering (MacDonald et al. 1985).


4 - Das Immunsystem der gastrointestinalen Schleimhaut

Verdauung

ABBILDUNG 5 – DAS GASTROINTESTINALE IMMUNSYSTEM

Biologische Mediatoren, aktivierte Zellen, Immunglobuline

Antigen präsentierender Makrophage

Diätetisches Antigen

M-Zelle

Efferente Lymphgefäße

Lymphknoten

Peyersche Platte Afferente Lymphgefäße

Das Erkennen diätetischer Antigene durch das gastrointestinale Immunsystem basiert hauptsächlich auf den Peyerschen Platten und auf Antigen präsentierenden Makrophagen. Die effektorischen Mechanismen sind diffus im intestinalen Gewebe verteilt.

Erkrankungen im Zusammenhang mit Infektionen oder allergischen Reaktionen im Gastrointestinaltrakt führen zu Reaktionen des lokalen oder des systemischen Immunsystems (Day 2005; Stokes & Waly 2006). Wie bei anderen Spezies ist auch bei der Katze IgA das in den intestinalen Sekreten dominierende Immunglobulin. Normalerweise wird eine (orale) immunologische Toleranz sehr schnell nach Einführung neuer Antigene in der Nahrung induziert. Im Falle einer gestörten (deregulierten) Immunantwort kann die Katze jedoch überempfindlich gegenüber dem neu eingeführten diätetischen Antigen werden, bevor sich eine immunologische Toleranz entwickelt. Die Expression des Klasse-II-Haupthistokompatibilitätskomplexes durch Leukozyten mit der Morphologie von dendritischen Zellen oder Makrophagen in der Lamina propria ist signifikant höher bei Katzen mit entzündlicher Darmerkrankung („Inflammatory bowel disease“) als bei gesunden Katzen. Auch die Klasse-IIMHC-Expression durch Enterozyten ist bei erkrankten Katzen stärker ausgeprägt (Waly et al. 2004). Die Cytokinexpression scheint einen wichtigen Einfluss auf die Art der Reaktion des gastrointestinalen Immunsystems auf die Antigenbelastungen zu haben. Katzen mit intestinaler Entzündung zeigen eine signifikant höhere Transskription proinflammatorischer und immunregulatorischer Gene, die für IL-6, IL-10, IL12, p40, TNF-a und TGF-b kodieren als Katzen mit physiologischen histologischen Befunden (Cave 2003; Nguyen Van et al. 2006).

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Dysphagie Als Dysphagie bezeichnet man eine Störung des Schluckaktes. Mögliche Ursachen sind eine Obstruktion, eine schmerzhafte Veränderung im Bereich des Oropharynx oder der Speiseröhre oder Störungen der Motilität (Washabau 2005). Das Hauptsymptom sind Regurgitationen. Regurgitation wird definiert als ein passives, retrogrades Austreten von Speichel oder unverdauter Nahrung. Oft treten Regurgitationen unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme auf. Ist das regurgitierte Material vorwiegend speichelartig, kann es sich jedoch auch um eine späte Regurgitation handeln. Im Unterschied zum Erbrechen entsteht eine Regurgitation sehr plötzlich und ohne prodromale Anzeichen oder abdominale Kontraktionen (Guilford & Strombeck 1996b). Bei einer Erkrankung des Ösophagus sind weitere klinische Symptome zu beobachten: - Ptyalismus - Halitosis - Dysorexie oder Anorexie - Odynophagie (schmerzhafter Schluckakt) - Polypnoe - Husten und/oder Auswurf/Ausfluss bei sekundärer Lungeninfektion.

> Ergänzende Untersuchungen

Leerröntgenaufnahmen

© Valérie Freiche

Die gesunde Speiseröhre ist im Röntgenbild nicht darstellbar. Wird sie in der Leeraufnahme sichtbar, kann eine lokale oder generalisierte Dilatation oder eine Retention von Flüssigkeit oder Nahrung zugrunde liegen. Mit Hilfe von Leeraufnahmen lassen sich strahlenundurchlässige Fremdkörper erkennen, oder es ergibt sich der Verdacht auf einen (strahlendurchlässigen) Fremdkörper aufgrund indirekter Hinweise (lokale Dilatation oder lokale Luftansammlung, Pneumomediastinum; Konde & Pugh 2003).

Kontraströntgen Kontrastaufnahmen bestätigen eine mögliche Dilatation, die in der Leeraufnahme nicht eindeutig zu erkennen ist. Bariumsulfat ist bei Verdacht einer Wandperforation kontraindiziert aufgrund des Risikos einer Mediastinitis. Ein Stopp der Kontrastmittelverteilung weist auf einen Fremdkörper oder eine intraluminale Zubildung hin.

Abbildung 6 - Diese Röntgenkontrastaufnahme lässt eine Ösophagusstenose erkennen.

Fluoroskopie Diese dynamische Röntgenuntersuchung wird bei Verdacht auf eine funktionelle Störung eingesetzt. Vorteilhaft ist dieses Verfahren vor allem auch bei der Untersuchung von Stenosen, insbesondere bei der Einschätzung ihrer Ausdehnung (Abbildung 6).

Ösophagoskopie Die unter Allgemeinanästhesie durchgeführte Endoskopie (Abbildung 7) ist das Untersuchungsverfahren der Wahl bei sämtlichen Speiseröhrenerkrankungen anatomischen, entzündlichen oder neoplastischen Ursprungs. Die Endoskopie bietet die Möglichkeit einer direkten adspektorischen makroskopischen Beurteilung der Schleimhautoberfläche, einer Entnahme von Biopsieproben, der Extraktion von Fremdkörpern und einer mechanischen Dilatation postinflammatorischer oder posttraumatischer Stenosen.

Erbrechen © Valérie Freiche

Erbrechen wird definiert als ein aktiver, reflexbedingter, retrograder Auswurf von Mageninhalt. Dem eigentlichen Erbrechen gehen Prodromalsymptome wie Nausea, Ptyalismus und abdominale Kontraktionen voraus. Aufgrund des Ernährungsverhaltens von Fleischfressern und aufgrund ihrer Lebensweise gilt gelegentliches Erbrechen nicht als pathologisches Alarmsignal. Wird das Erbrechen jedoch tendenziell akuter und steigt die Häufigkeit, so ist es letztlich einer der häufigsten Gründe, aus dem Katzenbesitzer ihren Tierarzt aufsuchen.

Figure 7 - Ösophagoskopie: Endoskopischer Normalbefund des distalen Ösophagusabschnitts einer Katze mit der typischen ringförmigen Struktur. 85

Verdauung

5 - Häufige gastrointestinale Erkrankungen bei der Katze

5 - Häufige gastrointestinale Erkrankungen bei der Katze


5 - Häufige gastrointestinale Erkrankungen bei der Katze

Erbrechen mit Ursache im Verdauungstrakt selbst kann auf Erkrankungen des Magens zurückzuführen sein. Die wichtigsten Ursachen sind entzündliche Erkrankungen, Tumore, Trichobezoare, Pylorusobstruktion, Ulzera und Fremdkörper (Abbildung 8). Ein Verdacht auf primäre Motilitätsstörungen des Magens besteht stets bei chronischem Erbrechen, beim Hund treten diese Störungen jedoch häufiger auf als bei der Katze. Ist keine spezifische Erkrankung nachweisbar, besteht der Verdacht auf eine Magenentleerungsstörung (Hall & Washabau 1999). Bei der Katze kann Erbrechen auch auf weiter distal lokalisierte Störungen zurückzuführen sein, selbst wenn keine weiteren klinischen Symptome für ein solches Krankheitsgeschehen vorliegen. Es handelt sich hierbei um eine Besonderheit der Spezies Katze. Zu den wichtigen Ursachen des extragastralen Erbrechens gehören Erkrankungen des Pankreas, entzündliche Erkrankungen und die Cholezystitis (Strombeck & Guilford 1996b).

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> Symptome des Erbrechens

Abbildung 8 - Katze, 5 Jahre alt, Anorexie. Die sonographische Untersuchung des Darms zeigt abnorm gefaltete Dünndarmschlingen, die auf einen fadenförmigen Fremdkörper hinweisen.

Das Erscheinungsbild bzw. der Ablauf des Erbrechens und die Chronologie in Bezug zur Nahrungsaufnahme liefern gelegentlich hilfreiche Anhaltspunkte. Einige dieser Kriterien sind zuverlässig: - Unkontrollierbares und unvorhersehbar auftretendes Erbrechen spricht für eine okklusive Veränderung, eine Peritonitis, eine Pankreatitis, eine Cholangiohepatitis, eine Stoffwechselstörung oder eine hochgradige virale Erkrankung. - Längere Zeit nach der Nahrungsaufnahme erbrochene unverdaute Nahrung spricht für eine Magenretention (funktionellen oder anatomischen Ursprungs) oder eine Pankreatitis. - Erbrechen am Morgen beim nüchternen Tier tritt häufig bei chronischen Gastritiden auf (oder Refluxgastritis). - Große Volumina sind häufig bei okklusiven Veränderungen oder verzögerter Magenentleerung zu beobachten. In vielen Fällen lassen Art, Ablauf oder Zeitpunkt des Erbrechens im Verhältnis zur Nahrungsaufnahme jedoch keine Rückschlüsse auf die ursächlich zugrunde liegende Erkrankung zu. - Blut im erbrochenen Material kann auf eine zugrunde liegende Erkrankung mit sehr schlechter Prognose hinweisen (Tumor im Verdauungstrakt) oder aber auf einen gutartigen und reversiblen Entzündungsprozess. - Einige Tumorerkrankungen äußern sich mit unklaren und unspezifischen Symptomen, die spät auftreten. - Chronische subokklusive Zustände sind schwer zu charakterisieren, insbesondere, wenn sie die Folge eines fadenförmigen Fremdkörpers sind.

> Klinische Untersuchung

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Verdauung

Die ätiologische Diagnose erfolgt mit Hilfe zahlreicher klinischer und labordiagnostischer Tests, die in logischer Reihenfolge durchgeführt werden müssen, da die Liste der potenziell Erbrechen hervorrufenden Erkrankungen sehr lang ist. Die gastrointestinalen Ursachen von akutem oder chronischem Erbrechen werden diagnostisch in Angriff genommen, wenn sämtliche andere potenzielle Ursachen von Erbrechen, wie zum Beispiel Virusinfektionen, Hernien, Tumore, Stoffwechselkrankheiten, Niereninsuffizienz, Intoxikationen oder neuroendokrine Erkrankungen ausgeschlossen werden konnten (Moore 1992; Gaschen & Neiger 2004; Simpson 2005).

Abbildung 9 – Fremdkörper in der Maulhöhle. Die Adspektion der Maulhöhle ist ein integraler Bestandteil des klinischen Untersuchungsgangs. Unter anderem dient sie dem Ausschluss eines an der Zungenbasis fixierten fadenförmigen Fremdkörpers. 86

Die sorgfältige und vollständige klinische Untersuchung ist ein integraler Bestandteil eines internistischen Untersuchungsgangs (Tams 1996). Bei unkooperativen Katzen sorgt eine moderate Sedierung dafür, dass die Untersuchung unter erleichterten Bedingungen durchgeführt werden kann. - Die Adspektion der Maulhöhle (Abbildung 9) muss bei jeder Katze routinemäßig erfolgen. Zu achten ist insbesondere auf Hinweise für eine Aufnahme eines fadenförmigen Fremdkörpers (Zungengrund) oder Ulzera urämischen Ursprungs. - Die Palpation des Abdomens liefert orientierende Hinweise, zum Beispiel auf eine intestinale oder extraintestinale komprimierende Zubildung oder einen Fremdkörper. Der durch die Palpation ausgeübte Druck kann auf eine Verhärtung oder isolierte schmerzhafte Herde hinweisen. Zu achten ist auch auf indirekte Symptome, wie zum Beispiel eine Akkumulation von Gas oder Flüssigkeit proximal einer pathologischen Veränderung des Verdauungstraktes (z. B. prästenotische Flüssigkeits- oder Gasansammlung). - Bei nicht adipösen Katzen sollte eine systematisch Untersuchung der Lymphknoten auf Hyperplasie erfolgen. - Eine rektale Tupferprobe (die in der Regel eine Sedierung erfordert) liefert Hinweise auf den Zustand der Rektalschleimhaut und ermöglicht die Entnahme von Kotproben (Spuren frischen oder verdauten Blutes?). - Untersuchung des Hydratationsstatus der Katze.


Ergänzende Untersuchung

Diagnostische Indikation: Spezifische Untersuchungen

Hämatologische Untersuchung (großes Blutbild)

Anämie – Leukopenie oder Leukozytose

Biochemische Analysen; T4 basal

Stoffwechselerkrankungen - Hyperthyreose – Hypoproteinämie

Serumelektrolyte

Dehydratation – Morbus Addison (wenig wahrscheinlich)

Harnanalyse

spezifisches Harngewicht – Harn-pH-Wert

Leerröntgenaufnahmen

strahlendichte Fremdkörper - Zubildung - Aszites - Ileus

Kontraströntgenaufnahmen

Fremdkörper – Wandveränderungen

Sonographie

parietale Läsionen - Fremdkörper – abdominale Lymphadenopathie - Peristaltik – andere Abdominalorgane

Endoskopie

parietale Läsionen in Magen, Duodenum, distalem Ileum und Colon – Fremdkörper in Magen oder Duodenum (begrenzt möglich bei fadenförmigen Fremdkörpern)

> Diagnose Tabelle 2 fasst die Vorteile und Indikationen ergänzender Untersuchungen bei einem Patienten mit Erbrechen zusammen.

Magenretention

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Eine Magenretention wird definiert als die Unfähigkeit des Magens, seinen Inhalt im physiologischen Zeitrahmen in den Dünndarm hinein zu entleeren. Mögliche Ursachen sind Läsionen im Bereich des Verdauungstraktes, aber auch funktionelle Störungen (primäre oder sekundäre Motilitätsstörungen). Das Syndrom der Magenretention kommt zwar häufiger beim Hund vor, es wird aber auch bei der Katze beschrieben. Zu den klinischen Symptomen gehört unter anderem das Erbrechen von teilweise verdautem Material in längeren zeitlichen Abständen zur Nahrungsaufnahme.

> Ätiologie der Magenretention

Intra- oder extraluminale obstruktive oder komprimierende Läsionen Die Pylorusstenose ist die häufigste Ursache der Magenretention bei domestizierten Karnivoren. Handelt es sich um eine intrinsische Pylorusstenose, können mehrere pathophysiologische Mechanismen zugrunde liegen.

Abbildung 10 – Pylorusstenose bei einer wenige Monate alten europäischen Hauskatze. Pylorusdurchmesser im Vergleich zum Durchmesser der Biopsiezange (2,8 mm).

- Kongenitale Pylorusstenose (Abbildung 10): tritt bei jungen Tieren auf und ist auf eine Hypertrophie der glatten Muskulatur zurückzuführen. Die kongenitale Pylorusstenose wird bei den asiatischen Katzenrassen beschrieben und hier insbesondere bei der Siamkatze (Strombeck 1978). - Magenretention infolge eines Trichobezoars (Abbildung 11). Ein Trichobezoar kann chronisch eingeklemmt sein und wiederholtes, intermittierendes Erbrechen hervorrufen.

- Extrinsische Kompression des Verdauungstraktes (sehr viel seltener): Durch angrenzende abdominale Organe (z. B. Lebertumor, Adenopathie).

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- Postinflammatorische Pylorusstenose (Abbildung 12): Gelegentliche Ursache erworbener stenosierender Läsionen sind abgeheilte Läsionen im Pylorusbereich mit Narbengewebsbildung (ehemalige Ulzera, chronisch entzündliche Läsionen mit der Folge einer hochgradigen parietalen Fibrose, in der antropylorischen Schleimhaut festsitzende Fremdkörper).

Abbildung 11 – Trichobezoar (Länge 5,5 cm), ausgeschieden von einer Japanischen Bobtail. Trichobezoare sind die häufigste Ursache der Magenretention bei der Katze.

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Verdauung

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TABELLE 2 – DIAGNOSTISCHES VORGEHEN BEI EINER KATZE MIT ERBRECHEN: INDIKATIONEN UND VORTEILE ERGÄNZENDER UNTERSUCHUNGEN


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Abbildung 12 – Postinflammatorische Pylorusstenose bei einer Europäisch-Kurzhaar-Katze, die unter einer Gastritis gelitten hatte. Zu beachten ist das hochgradige Ödem der antralen Magenschleimhaut.

Es gibt sekundäre Motilitätsstörungen: - Exzessive sympathische Stimulation (Stress, Schmerzen, tiefe abdominale Läsionen, z. B. Peritonitis, Pankreatitis oder hochgradige Parasitose). Bei Pankreatitis ist eine sehr stark ausgeprägte Magenretention zu beobachten. - Iatrogene, postoperative Traumata - Medikamentöse Behandlungen: Anticholinergika, Opiate, nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAIDs) - Stoffwechselstörungen: Azidose, Urämie, Hyperkaliämie, Hypo- oder Hyperkalzämie, Endokrinopathien - Neoplastische Prozesse oder Ulzera (Schmerzen verhindern die Passage durch eine sympathische Stimulation)

> Wann besteht der Verdacht auf eine Magenretention? Ein typisches klinisches Symptom ist das Erbrechen unverdauter Nahrung in größerem zeitlichem Abstand zur Nahrungsaufnahme. Oft beschreiben Besitzer betroffener Katzen aber auch das Erbrechen von Magenflüssigkeit. Diese Symptome sind die Folge der chronischen Magenerweiterung, beziehungsweise eines mit der Grunderkrankung einhergehenden entzündlichen Zustands der Magenschleimhaut.

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Verdauung

Motilitätsstörungen Magenmotilitätsstörungen, die zu einer verzögerten Magenentleerung führen, können die Folge einer Hypomotilität oder einer Dysregulierung des physiologischen Kontraktionsrhythmus sein. Unabhängig davon, ob diese Motilitätsstörungen primärer oder sekundärer Natur sind, geht man davon aus, dass ihre Pathogenese mit einer Dysfunktion der Magenschrittmacher zusammenhängt, die zu einer so genannten „Magenarrhythmie“ führt, wie dies zum Beispiel bei wiederholten Trichobezoaren bei der Katze zu beobachten ist (Washabau 2003). Die Diagnose einer Magenentleerungsstörung erfolgt durch eine Untersuchung der Magenpassage solider Nahrungsbestandteile (Wyse et al. 2003). Sie erfolgt nach dem Prinzip der Ausschlussdiagnose, wenn die anderen Untersuchungen ergebnislos bleiben.

Abbildung 13 – Kater, drei Jahre alt, vorgestellt aufgrund von Lethargie und Erbrechen. Bei der sonographischen Untersuchung fällt eine pathologische Magenretention auf.

Die Motilitätsstörungen im Zusammenhang mit einer Magenretention können zur Entstehung von Beschwerden im Bereich des kranialen Abdomens führen: Intermittierender Ptyalismus, schmerzmindernde Körperpositionen/Schonhaltung, Auftreibungen, hochgradig schmerzhafte spastische Krisen und Miauen. Die abdominale Palpation bestätigt eine Erweiterung des Magens. Das klinische Bild ist alarmierender, wenn es sich um sekundäre Motilitätsstörungen infolge von Stoffwechselstörungen oder eines septischen Zustands (Peritonitis, Pankreatitis) handelt.

> Diagnose

TABELLE 3 – DIAGNOSTISCHES VORGEHEN BEI MAGENRETENTION: INDIKATIONEN UND VORTEILE ERGÄNZENDER UNTERSUCHUNGEN UND TESTS Ergänzende Untersuchung

Diagnostischer Vorteil

Biochemische Analyse

Stoffwechselkrankheiten – Hyperthyreose - Hypoproteinämie – Differenzialdiagnose bei Erbrechen

Serumelektrolyte

Rehydratation - Differenzialdiagnose bei Erbrechen

Leerröntgenaufnahmen

Magenerweiterung – strahlendichte Fremdkörper – gastrointestinale Zubildungen - Ileus

Kontraströntgen

Magenerweiterung – Beurteilung der Magenentleerungszeit: Mit Hilfe der oralen Applikation von BIPS (barium impregnated polyethylene spheres) wird die Magenentleerung in Echtzeit bestimmt und die prozentuale Entleerung in Bezug zur Zeit berechnet. - Verdickung der Magenwand - Fremdkörper

Abdominale Sonographie (Abbildung 13)

Vermessung der Magenwand – Untersuchung der Magenwandschichten – Erscheinungsbild des Pylorus – Peristaltikwellen

Gastrointestinale Endoskopie

Magenläsionen – Extraktion von Fremdkörpern – Pylorusläsionen und Magenwandbiopsien

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Tabelle 3 fasst die Indikationen und Vorteile verschiedener ergänzender Untersuchungen und diagnostischer Tests zusammen.

> Behandlung Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache, falls eine solche diagnostiziert werden konnte.

Medikamentöse Behandlung Bei Stoffwechselstörungen richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Erkrankung und umfasst die Applikation motilitätsfördernder, prokinetischer Wirkstoffe (Hall & Washabau 1999), wie zum Beispiel Metoclopramid, Domperidon oder Ranitidin. Prokinetika bergen jedoch auch das Risiko der Entstehung okklusiver Veränderungen (z. B. Obstipation).

Chirurgische Behandlung Je nach Ursache und aktueller klinischer Situation kommt eine Reihe von chirurgischen Eingriffen in Frage, zum Beispiel eine Pyloroplastie, die Extraktion eines Fremdkörpers, eine Exzision oder Biopsie polypöser oder tumoröser Läsionen.

Diätetische Maßnahmen Je nach zugrunde liegender Ätiologie kann sich die Diätetik als ein wichtiges ergänzendes Element der Behandlung erweisen (Hall & Washabau 1999). Ziel der diätetischen Maßnahmen ist eine Unterstützung der Magenentleerung. Initial sollten kleine Mahlzeiten einer flüssigen


Diätetische Fasern spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention der Magenretention. Bei der Katze haben sie einen signifikanten fördernden Einfluss auf die fäkale Ausscheidung von Haaren, und eine faserreiche Nahrung (12-15 % Gesamtfasergehalt im Endprodukt) hat eine nachweislich präventive Wirkung gegen die Bildung von Haarballen (Tournier et al. 2005; siehe auch Diätetische Informationen von Royal Canin am Ende des Kapitels).

Diarrhoe Eine Diarrhoe ist gekennzeichnet durch eine Zunahme der Defäkationshäufigkeit, sowie eine Steigerung des Flüssigkeitsgehaltes der Fäzes und in vielen Fällen auch des Kotvolumens. Bei Katzen mit Freigang, die üblicherweise draußen Kot absetzen, wird eine Diarrhoe vom Besitzer oft erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkt. Je nach Zusammensetzung der Nahrung hat normaler Katzenkot einen Wassergehalt zwischen 55 und 70 % (interne Daten des Royal Canin Forschungszentrums). Im Falle einer Obstipation kann dieser Gehalt bis auf 40 % sinken, oder bei Katzen mit Diarrhoe bis auf 90 % ansteigen (Williams & Guilford 1996). Die Hauptursachen von Diarrhoe sind intestinale Erkrankungen, aber auch andere systemische Erkrankungen können eine intestinale Hypersekretion oder Malabsorption auslösen (Battersby & Harvey 2006). Die Erkrankung kann den Dünndarm, den Dickdarm oder beide Darmabschnitte gleichzeitig betreffen (Tams 2004). Akute Diarrhoen können durch Futtermittelüberempfindlichkeiten oder Infektionen mit enteropathogenen Viren, Bakterien oder Parasiten ausgelöst werden. Potenzielle Ursachen einer chronischen Diarrhoe sind lymphoplasmazelluläre oder eosinophile entzündliche Erkrankungen, ein Ungleichgewicht der bakteriellen Darmflora oder eine Futtermittelüberempfindlichkeit (Futtermittelallergie) bzw. Futtermittelunverträglichkeit. Exokrine Pankreasinsuffizienz wird auch bei der Katze beschrieben und dürfte bei dieser Spezies wahrscheinlich unterdiagnostiziert sein (Williams 2005). Zu den weiteren Ursachen akuter oder chronischer Diarrhoen gehören Arzneimittelunverträglichkeiten und akute oder chronische systemische Erkrankungen. Bei Katzen fortgeschrittenen Alters sind Tumore im Bereich des Verdauungstraktes häufige Ursachen chronischer Diarrhoen.

> Dünndarmdiarrhoe oder Dickdarmdiarrhoe? Die klassischen klinischen Kriterien zur Unterscheidung zwischen Dünndarmdiarrhoe und Dickdarmdiarrhoe sind bei der Katze sehr viel weniger aussagekräftig als beim Hund. Einer der Hauptgründe hierfür ist die Tatsache, dass die Darmwandläsionen bei der Spezies Katze sehr viel diffuser verteilt sind.

ABBILDUNG 14 – GASTROINTESTINALE FAKTOREN MIT EINFLUSS AUF DIE KONSISTENZ DER FÄZES Verkürzte Passagezeit durch Magen und Dünndarm

Tabelle 4 zeigt die Kriterien zur Differenzierung zwischen Dünndarm- und Dickdarmdiarrhoe bei domestizierten Karnivoren.

> Pathophysiologische Aspekte Mehrere Mechanismen sind an der Hyperhydratation der Fäzes beteiligt (Freiche 2000). Im Falle der Dünndarmdiarrhoe können drei Formen physiologischer Störungen separat oder kombiniert auftreten und die klinische Expression der Diarrhoe prägen: - gesteigerte Sekretion von Wasser und Elektrolyten, - mangelhafte Absorption von Nährstoffen (hauptsächlich Kohlenhydrate und Lipide), - reduzierte Absorption von Wasser und Elektrolyten (Abbildung 14). Ist die Dickdarmschleimhaut betroffen, kommt es zu einer Störung der Reabsorptionsfunktion des Kolons und einer übermäßigen sekretorischen Aktivität der parietalen Schleimdrüsen.

Verkürzte Passagezeit durch Dünndarm und Dickdarm

Erhöhte Permeabilität von Dünndarm und Dickdarm

Reduzierte Wasser- und Elektrolytabsorption

Störung der Nährstoffverdauung und der Nährstoffabsorption

Verlängerte Dünn- und Dickdarmpassagezeit

Gesteigerte bakterielle Fermentation

Schlechte Verdauungsverträglichkeit

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Verdauung

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Nahrung oder Feuchtnahrung verabreicht werden. Bei Patienten mit kleinen Fremdkörpern oder Trichobezoaren können sich Gleitmittel wie Paraffin als vorteilhaft erweisen, da sie die Passage durch den Verdauungstrakt unterstützen. Als tägliche Behandlung wird Bromelain, eine in Ananassaft enthaltene Cysteinprotease, empfohlen. In einer Studie war Bromelain in der Lage, Trichobezoare in unterschiedlichem Ausmaß abzubauen (Reed et al. 2004). Um die Wirksamkeit von Bromelain abschließend beurteilen zu können, bedarf es jedoch weiterer in vivo-Daten.


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Verdauung

TABELLE 4 – KRITERIEN ZUR DIFFERENZIERUNG ZWISCHEN DÜNNDARMDIARRHOE UND DICKDARMDIARRHOE (German & Zentek 2006)

Klinische Symptome

Dünndarmdiarrhoe

Dickdarmdiarrhoe

Fäzes - Volumen - Schleim - Melaena - Hämatochezie - Steatorrhoe - unverdaute Nahrung - Farbe

- stark erhöht - selten vorhanden - gelegentlich vorhanden - fehlt, außer bei akuter hämorrhagischer Diarrhoe - vorhanden bei Malabsorption - gelegentlich vorhanden - sehr variabel: braun/cremefarben, grün, orange, tonfarben

- normal oder reduziert - häufig - fehlt - recht häufig - fehlt - fehlt - wenig variabel; gelegentlich hämorrhagisch

Defäkation - ja, aber nicht immer

- Tenesmus - Frequenz

- nein, außer bei akuter oder sehr hochgradiger Erkrankung - fehlt - 2 bis 3 x häufiger

- Dyschezie

- fehlt

- vorhanden bei Erkrankung des distalen Kolons oder Rektums

- Kotdrang

- häufig, aber nicht immer - in der Regel 3x häufiger

Zusätzliche Symptome - Gewichtsverlust

- gelegentlich bei Malabsorption

- Erbrechen

- gelegentlich bei entzündlichen Darmerkrankungen - eventuell

- Flatulenz und Borborygmus - Halitosis bei gesunder Maulhöhle

- gelegentlich bei Malabsorption

- selten, außer bei hochgradiger Kolitis und diffusen Tumoren - beschrieben bei Katzen mit Erkrankung des Kolons - fehlt - fehlt, außer bei Belecken der Perianalgegend

> Das Zusammenspiel diagnostischer Verfahren

Die Bedeutung von Anamnese und klinischer Untersuchung Einer chronischen Diarrhoe kann eine sehr große Zahl verschiedener Erkrankungen zugrunde liegen. Ein allgemeingültiges diagnostisches Schema, das auf alle Fälle anwendbar ist, gibt es deshalb nicht. Nicht zuletzt aus diesem Grund sind eine ausführliche Anamnese und eine sorgfältige klinische Untersuchung von zentraler Bedeutung. Mit Hilfe der Erkenntnisse aus diesen beiden ersten diagnostischen Schritten muss der Untersucher nun versuchen, die beiden folgenden Fragen zu beantworten, da die Antworten einen entscheidenden Einfluss auf das weitere Vorgehen haben werden: - Ist die Diarrhoe streng gastrointestinalen Ursprungs, oder kann sie auch eine metabolische Komponente haben? - Handelt es sich um eine Dünndarmdiarrhoe oder um eine Dickdarmdiarrhoe (Tabelle 4)?

Die Abfolge der ergänzenden Untersuchungen und Differenzialdiagnosen Jeder klinische Fall verlangt eine in seinen spezifischen Kontext passende logische Abfolge geeigneter ergänzender Untersuchungen und Tests. In Frage kommen je nach Ausgangssituation eine ganze Reihe unterschiedlicher diagnostischer Maßnahmen: - Hämatologische/biochemische Analysen, serologische Tests - Koproskopische und/oder bakteriologische Kotuntersuchungen 90


> Therapeutische Konsequenzen

Aktuelle Therapiekonzepte Spezifische therapeutische Schemata für die folgenden, am häufigsten für Diarrhoe bei der Katze verantwortlichen Erkrankungen werden weiter unten vorgestellt: - infektiöse Gastroenteritiden, - Diarrhoe bei Katzenwelpen, - Futtermittelunverträglichkeiten, - chronisch entzündliche Darmerkrankungen (IBD), - Erkrankungen des Dickdarms, - gastrointestinale Tumore.

Diätetische Behandlung Die diätetische Behandlung ist in vielen Fällen chronischer Dünndarmerkrankungen eher eine ergänzende Therapieform. Die Nahrung dieser Patienten sollte an allererster Stelle eine hohe Verdaulichkeit aufweisen, da unverdaute Futterbestandteile von der Mikroflora des Dickdarms fermentiert werden und schädliche Auswirkungen haben können (wie z. B. Gasbildung und Flatulenz, und u. U. eine zusätzliche Förderung von Diarrhoe). • Hoch verdauliche Futtermittel Die Nahrung für Patienten mit Verdacht auf eine intestinale Dysbiose, die sich entweder als „small intestinal bacterial overgrowth“ (bakterielle Überwucherung des Dünndarms) oder als gestörte Mikroökologie im oberen oder unteren Verdauungstrakt darstellt, sollte auf qualitativ hochwertigen Inhaltsstoffen basieren. Hochwertige Inhaltsstoffe unterstützen den Patienten, indem sie verfügbare Kohlenhydrate und Proteine liefern, die im Dünndarm leicht absorbierbar sind. Hoch verdauliche Futtermittel weisen in der Regel eine Trockensubstanzverdaulichkeit von über 85-88 % und eine Proteinverdaulichkeit von über 92 % auf. Für ihre Verdauung erfordern diese Futtermittel weniger Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Gallen- und Darmsekrete. Die Folge ist eine nahezu vollständige Verdauung und Absorption im oberen Dünndarm, so dass nur ein Minimum an residualen, unverdauten Bestandteilen in die unteren Darmabschnitte gelangt (Abbildung 15). Dadurch werden nur wenige Nebenprodukte der bakteriellen Fermentation gebildet, die zu entzündlichen Prozessen und osmotischer Diarrhoe beitragen können. Neben der Passage nicht absorbierter Nährstoffe in die distalen Darmabschnitte wird dadurch auch die potenzielle Belastung mit antigen wirksamem Material reduziert. Solange eine diätetische Hypersensibilität (Futtermittelallergie) nicht definitiv ausgeschlossen werden kann, ist jede hypoallergene Diät von Vorteil. Hypoallergene Diätfuttermittel enthalten entweder hoch verdauliche Proteinquellen (z. B. Proteinhydrolysate, mineralstoffarmes Geflügel, Fisch) oder andere Fleischarten, die in kommerziellen Futtermittelprodukten für Katzen selten eingesetzt werden (z. B. Wild, Ente, Kaninchen etc.). • Kohlenhydrate Die Atrophie der Darmschleimhaut führt dazu, dass Disaccharide nur begrenzt verwertet werden können und eine Kohlenhydratmalabsorption zur Folge haben. Eine bakterielle Überwucherung und ein eingeschränkter Transport von Monosacchariden durch funktionell beeinträchtigte Enterozyten können ebenfalls zur Kohlenhydratmalabsorption beitragen. Eine Kohlenhydratmalabsorption begünstigt wiederum eine osmotische Diarrhoe. Futtermittel für Katzen mit gastrointestinalen Erkrankungen sollten deshalb einen reduzierten Gehalt an hoch verdaulichen Kohlenhydraten haben. Seit langer Zeit wird Reis als ideale Kohlenhydratquelle für Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen betrachtet. Reis ist sehr hoch verdaulich, da er nur einen geringen Anteil verzweigtkettiger Stärke (Amylopektin) und einen sehr niedrigen Gehalt an diätetischen Fasern aufweist. Reis zeigt keine Kreuzantigenität mit Weizengluten und wird nur sehr selten mit Unverträglichkeitsreaktionen in Verbindung gebracht. Darüber hinaus verbessert Reis die Verdaulichkeit von Trockenfutter und enthält lösliche Faktoren, die eine sekretorische Diarrhoe hemmen.

ABBILDUNG 15 – STEIGERUNG DER VERDAULICHKEIT ZUR BEGRENZUNG VON FERMENTATIONSPROZESSEN IM DICKDARM 100 g aufgenommene Proteine

Verdaute Proteine: 88 g

Verdaute Proteine : 95 g 7 %ige Steigerung der Verdaulichkeit

Unverdaute Proteine: 12 g

Unverdaute Proteine: 5 g 58 %ige Absenkung unverdaulicher Proteine

Ein sehr niedriger Gehalt an unverdaulichen Proteinen begrenzt die Fermentation im Darm und damit die Bildung von Substanzen, die Entzündungen und osmotische Diarrhoe fördern können.

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Verdauung

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- Biochemische Abklärung einer Malassimilation (Folsäure, Vitamin B12) - Bild gebende Untersuchung des Verdauungstraktes: Röntgen, Ultraschall, Endoskopie. Diese diagnostischen Techniken haben unsere Kenntnisse auf dem Gebiet der Gastroenterologie in den vergangenen zehn Jahren radikal gewandelt.


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Verdauung

TABELLE 5 – EINFLUSS DER FERMENTIERBARKEIT UND DER FERMENTATIONSZEIT IN VITRO VERSCHIEDENER DIÄTETISCHER FASERTYPEN AUF DEN ABBAU ORGANISCHER MATERIE UND DIE BILDUNG KURZKETTIGER FETTSÄUREN (SCFA) BEI KATZEN Nach Sunvold et al. (1995b)

Substrat

Lösliche Fasern

Unlösliche Fasern

Abbau der organischen Materie (OM) (%)

SCFA Gesamtproduktion (mmol/g OM)

6h

12h

24h

6h

12h

24h

FructoOligosaccharide

++++

92.5

86.8

86.1

1.35

3.03

4.33

Pektin

++++

49.6

76.6

85.5

2.02

4.2

4.71

Guargummi

+++

15.2

44.3

71.5

0.43

2.3

4.99

Zuckerrübentrockenschnitzel Zellulose

+++

+ +

21.1

24.2

31.5

0.51

1.32

1.93

+++

0.7

0.4

0.6

-0.03

0.08

0.06

• Diätetischer Fasergehalt Einige Patienten profitieren von einer Erhöhung der diätetischen Faserkonzentration oder einer Modifikation des Fasertyps, auch wenn häufig Futtermittel mit reduziertem Faseranteil (< 10 % Gesamtfasergehalt) empfohlen werden. Je nach klinischer Situation bzw. Krankheitsverlauf kann es durchaus hilfreich sein, die Faserkonzentration durch Zugabe geringer Mengen unlöslicher oder löslicher Faserquellen zu erhöhen. - Bei Kontakt mit Wasser bilden lösliche Fasern, wie zum Beispiel Pektin, ein Gel oder mehr oder weniger visköse Lösungen. Durch eine einfache Erhöhung des Fliesswiderstandes sorgt diese erhöhte Viskosität tendenziell für eine Verlangsamung der Magendarmpassage. Lösliche Faserquellen sind aufgrund ihrer hohen Fermentierbarkeit darüber hinaus wichtige Regulatoren der intestinalen Mikroflora (Tabelle 5). - Unlösliche Fasern wie Zellulose erhöhen das fäkale Volumen und den fäkalen Wassergehalt, sie absorbieren Toxine und normalisieren sowohl die segmentale als auch die propulsive Motilität.

Nahrungsfasern mit hohem Anteil löslicher Fasern werden von der fäkalen Mikroflora in hohem Maße abgebaut, wobei große Mengen SCFA entstehen.

Sowohl lösliche als auch unlösliche Fasern haben Vorteile bei der symptomatischen Behandlung einiger Formen von Dickdarmdiarrhoe. Für zu Hause zubereitete Rationen wird eine entsprechende Supplementierung in folgender Höhe empfohlen: - 1/2 Teelöffel Zellulose oder Weizenkleie (unlösliche Fasern) - 1/2 Teelöffel Psyllium (Flohsamen), wenn lösliche Fasern als viel versprechender betrachtet werden. In kommerziellen Futtermitteln für Katzen mit gastrointestinalen Störungen sind bereits verschiedene Quellen fermentierbarer Fasern enthalten (z. B. Zuckerrübentrockenschnitzel, Fructo-Oligosaccharide [FOS], Mannan-Oligosaccharide [MOS]). • Energiedichte Der Fettgehalt wird in Futtermitteln für Patienten mit Erkrankungen des Dünndarms häufig als eine kritische Größe betrachtet. Im Falle einer eingeschränkten Fettverdauung kann die bakterielle Umwandlung nicht absorbierter Fettsäuren und Gallensäuren in hydroxylierte Fettsäuren und unkonjugierte Gallensäuren zu einer Steigerung der Flüssigkeitssekretion und damit einer Verstärkung der klinischen Symptome einer Diarrhoe führen. Auf der anderen Seite können sich ein Gewichtsverlust und eine schlechte Haut- und Fellqualität bei Katzen mit Dünndarmerkrankungen als signifikante Probleme darstellen. Da fettreiche Futtermittel Energie und fettlösliche Vitamine liefern, werden sie bei Katzen mit entsprechend schlechtem Allgemeinzustand häufig befürwortet. Die Fettverdaulichkeit ist im Allgemeinen extrem hoch (bis zu 99 %). Darüber hinaus ermöglicht eine energiedichte Nahrung (> 20 % Fett in der TM) eine Verringerung des Rationsvolumens und senkt damit die intestinale Belastung. Bei Katzen mit Erkrankungen des Dünndarms muss der Fettgehalt der Nahrung deshalb stets der individuellen Situation angepasst werden, wenn eine Restriktion angezeigt ist. Eine erhöhte Fettzufuhr ist dann gerechtfertigt, wenn ein klinisch relevanter Gewichtsverlust vorliegt und keine Steatorrhoe besteht. • Probiotika und Präbiotika Probiotika und Präbiotika werden oft als diätetische Behandlungsoptionen für Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen empfohlen.

Daten über die Wirksamkeit und den postulierten „stabilisierenden“ Effekt von Probiotika bei gastrointestinalen Erkrankungen sind spärlich. Oft wurde die Wirksamkeit entsprechender Produkte nicht spezifisch bei der Katze untersucht, oder die Produkte sind für Katzen und die spezifischen Bedingungen des erkrankten Gastrointestinaltraktes dieser Spezies nicht geeignet. Die Verwendung von L. acidophilus (Stamm DSM 92


Präbiotika sind unverdauliche Kohlenhydrate, die von den Darmbakterien in Dünn- und Dickdarm fermentiert werden. Die Grundidee besteht darin, die „nützlichen“ Mitglieder der Darmflora gezielt mit einem Substrat zu versorgen und auf diese Weise eine Verschiebung der Zusammensetzung der Darmbakterien in Richtung einer „gesunden“ Mikroflora, wie zum Beispiel Laktobazillen und Bifidobakterien, zu fördern. Über verschiedene inhibitorische Prozesse verhindern diese „nützlichen“ Bakterien die Proliferation potenziell pathogener Bakterien (z. B. Clostridium perfringens). Unter anderem bilden „nützliche“ Darmbakterien die kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) Buttersäure, Essigsäure und Propionsäure, die den Kolonozyten als Energiesubstrate dienen. SCFA verstärken die Natrium- und Wasserabsorption, steigern die Schleimhautdurchblutung und erhöhen die gastrointestinale Hormonfreisetzung. Diese Mechanismen tragen zu einem trophischen Effekt der SCFA auf die Darmschleimhaut bei und stimulieren die Proliferation von Enterozyten bzw. Kolonozyten. Als Futtermittelzusätze werden verschiedene präbiotische Kohlenhydrate eingesetzt, hauptsächlich Inulin und verschiedene Oligosaccharide (Fructo-Oligosaccharide, Galacto-Oligosaccharide, Mannan-Oligosaccharide). Zu erwarten sind verschiedene gastrointestinale Effekte, wie zum Beispiel die Kontrolle pathogener Erreger und eine Minderung von Fehlgärungen (Hesta et al. 2001; Flickinger et al. 2003). Die Wirksamkeit dieser Futtermittelzusätze muss jedoch zunächst bei einer größeren Anzahl klinischer Patienten getestet werden, um festzustellen, ob solche Futterzusätze und Futtermittelbestandteile bei Katzen mit Erkrankungen des Verdauungstraktes tatsächlich Vorteile haben (Sparkes et al. 1998).

> Exsudative Enteropathie (Proteinverlustenteropathie) Exsudative Enteropathien sind die Folge einer ganzen Reihe gastrointestinaler Veränderungen, die letztlich einen nicht selektiven intestinalen Proteinverlust zur Folge haben. Sie sind gekennzeichnet durch eine Gesamtproteinkonzentration im Serum von unter 5 g/dl und einer Albuminämie von unter 2 g/dl. Diese Werte müssen jedoch stets auf der Grundlage der Referenzwerte des jeweiligen Labors interpretiert werden. Die Lymphangiektasie ist zwar die Hauptursache der exsudativen Enteropathie, aber auch zahlreiche parietale Erkrankungen des Verdauungstraktes können zu einer Abnahme des Plasmaproteinspiegels führen. Bei Katzen sind exsudative Enteropathien eher die Ausnahme, sowohl bei entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), als auch bei intestinalen Tumoren. Die gesicherte Diagnose einer exsudativen Enteropathie bei der Katze führt immer zu einer Verschlechterung der Prognose der zugrunde liegenden Erkrankung. Erkrankungen, die zu einer exsudativen Enteropathie führen können, werden in Tabelle 6 zusammengefasst.

Diätetische Maßnahmen Patienten mit exsudativer Enteropathie sind klinisch oft sehr instabil, und in den meisten Fällen ist eine Kombination aus sorgfältiger symptomatischer Therapie und einer intensiven diätetischen und medikamentösen Behandlung erforderlich (Peterson & Willard 2003). Die diätetische Behandlung von Katzen mit exsudativer Enteropathie basiert hauptsächlich auf einer Nahrung mit niedrigem Fettgehalt („low fat“). Fettarme Futtermittel (< 10 % im Endprodukt) sind nachweislich von Vorteil, da sie den pathophysiologischen Mechanismen der exsudativen TABELLE 6 – ÄTIOLOGIE DER EXSUDATIVEN ENTEROPATHIE Enteropathie entgegenwirken. Langkettige Fettsäuren werden über die intestinalen Lymphgefäße transportiert. Dadurch kann es zu einer Dilatation von Lymphgefäßen, einem gesteigerten intestinalen Proteinverlust und möglicherweise einer Exsudation von Lipiden kommen. Linolsäure und Arachidonsäure müssen in ausreichenden Mengen zugeführt werden, um den Bedarf zu decken. Mittelkettige Triglyzeride haben theoretisch vorteilhafte Wirkungen, da sie bei ihrer Absorption die Lymphgefäße im Sinne eines Bypasses umgehen können. Ihr praktischer Nutzen wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass sie bei Katzen einen potenziell negativen Effekt auf die Akzeptanz haben und Erbrechen und Diarrhoe induzieren können. Zudem wäre eine höhere Supplementierung mit fettlöslichen Vitaminen notwendig, und es gibt vereinzelt Berichte über eine Verbesserung durch Glutaminsupplementierung.

Störungen der Membranpermeabilität Veränderungen der Schleimhautoberfläche • Magenulzera • Lymphoplasmazelluläre Enteritis (IBD) • Eosinophile Enteritis • Hämorrhagische Gastroenteritis • Bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO) • Glutenunverträglichkeit • Hochgradiger Parasitenbefall des Verdauungstraktes • Chronische Intussuszeption • Chronischer Subileus (Fremdkörper, Tumor) • iatrogen (Arzneimittel, Toxine)

Erkrankungen des Lymphgefäßsystems • Kongenitale Lymphangiektasie (fokal oder diffus) • Erworbene Lymphangiektasie: - Entzündliche oder neoplastische Obstruktion im Darmbereich - Obstruktion peripherer Lymphgefäße (lipogranulomatöse Lymphangitis – Neoplasie) - Lymphatische Hypertonie (Perikarditis, Rechtsherzinsuffizienz, Neoplasie)

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Verdauung

5 - Häufige gastrointestinale Erkrankungen bei der Katze

13241) als Probiotikum erhöht die fäkale Laktobazillenpopulation und senkt die Anzahl von Clostridium spp. und Enterococcus faecalis (Marshall Jones et al. 2006).


5 - Häufige gastrointestinale Erkrankungen bei der Katze

Melaena (Teerstuhl) tritt auf, wenn Blut aus dem Magen oder aus dem Dünndarm in die Fäzes gelangt. Die schwarze Farbe entsteht beim Hämoglobinabbau. Häufig tritt Melaena im Zusammenhang mit Gerinnungsstörungen auf oder in Fällen mit hochgradig geschädigter Struktur des gastrointestinalen Epithels, zum Beispiel bei Patienten mit Erosionen oder Ulzera der Magen-, bzw. Darmschleimhaut (Kohn et al. 2003; Dennis et al. 2006).

Kotinkontinenz Mögliche Ursachen einer Kotinkontinenz bei Katzen sind anale, gastrointestinale, neurale oder muskuläre Erkrankungen (Guilford 1990). Aber auch Erkrankungen im Bereich der Zwischenwirbelscheiben oder Tumore können Kotinkontinenz auslösen (Munana et al. 2001).

Flatulenz Gasbildung im Verdauungstrakt ist ein physiologischer Prozess im Zusammenhang mit der Aktivität der intestinalen Mikroflora. Beim bakteriellen Abbau der Ingesta im Dickdarm entstehen etwa 200 flüchtige Verbindungen. Hauptbestandteile sind Alkohole (Methanol, Ethanol etc.), schwefelhaltige Verbindungen (Schwefelwasserstoff, Methyl-/Ethylmercaptane etc.), stickstoffhaltige Verbindungen (Ammoniak, Indol, Phenol, Skatol etc.), flüchtige Fettsäuren (Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure, Pentansäure etc.) und weitere organische Substanzen. Einige der im Verdauungstrakt gebildeten Substanzen haben nachteilige bis gesundheitsschädliche Wirkungen (Abbildung 16), wie zum Beispiel schwefelhaltige Verbindungen, Ammoniak, biogene Amine, Indole und Phenole (Lowe & Kershaw 1997). - Ammoniak entsteht hauptsächlich bei der Desaminierung von Aminosäuren. - Biogene Amine (Cadaverin, Histamin, Putreszin, Tyramin etc.) entstehen im Wesentlichen bei der Decarboxylierung von Aminosäuren. - Indol- und Phenolverbindungen entstehen beim Abbau aromatischer Aminosäuren (Tyrosin und Phenylalanin). - Schwefelhaltige Verbindungen (Schwefelwasserstoff, Mercaptane) entstehen beim Abbau von Methionin und Cystin.

ABBILDUNG 16 – KORRELATION ZWISCHEN FÄKALEM GERUCH UND DER EMISSION VON SCHWEFELWASSERSTOFF (H2S) UND METHYLMERCAPTAN (CH3SH) AUS FÄKALEM MATERIAL (Quelle: Royal Canin)

CH3SH y = 2,9281+ 0,0599 R2 = 0,7378

Konzentration (ppm)

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Melaena

H2S y = 4,8689x - 3,6542 R2 = 0,7185

0.0

0.5

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

3.5

4.0

4.5

5.0

Kotgeruch, vom Menschen beurteilt (5 = am unangenehmsten)

Der Gehalt an Schwefelwasserstoff (H2S) ist ein guter Indikator für olfaktorische Emissionen, da seine Konzentration sehr gut mit der Wahrnehmung durch die menschliche Nase korreliert. Zudem besteht eine gute Korrelation zwischen dem vom Menschen wahrgenommenen Geruch und der Konzentration von Methylmercaptan (CH3SH) in der Luft.

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An erster Stelle steht die Vermeidung von Futtermittelinhaltsstoffen, die eine Gasbildung im Verdauungstrakt fördern. Viele Leguminosen und andere pflanzliche Inhaltsstoffe enthalten mehr oder weniger hohe Anteile unverdaulicher und mikrobiell fermentierbarer Substanzen. Mögliche Ursachen einer Flatulenz sind entweder eine schlechte Futtermittelqualität (allgemein schlechte Proteinqualität) oder eine funktionelle Verdauungsstörung (Williams & Guilford 1996). Flatulenz ist eine häufige Begleiterscheinung bei Futtermittelüberempfindlichkeit. Die tatsächlichen Ursachen dieses Problems sind bislang jedoch nicht umfassend geklärt. Da einige Patienten auf eine Umstellung der Ernährung ansprechen, sollte die diätetische Behandlung der Situation im Einzelfall angepasst werden. Eine Eliminationsdiät oder ein Futtermittel mit hydrolysierten Proteinen unterstützen die Behandlung der Futtermittelüberempfindlichkeit.

6 - Enterale und parenterale Ernährung (Siehe auch Kapitel 12)

Unterstützte Fütterung und enterale Ernährung Bei vielen gastrointestinalen Erkrankungen ist über einen bestimmten Zeitraum eine unterstützte Fütterung erforderlich. Eine möglichst schnelle und individuell angepasste Einleitung einer diätetischen Behandlung inappetenter Patienten kann die Morbidität und die Mortalität senken. Je nach zugrunde liegender Erkrankung und Vorlieben der Besitzer wird die Nahrung entweder mit Hilfe einer Spritze oder in Form kleiner Boli eingegeben. Ernährungssonden sind eine heute weithin akzeptierte Methode zur diätetischen Unterstützung von Tieren, die nicht in der Lage oder nicht bereit sind, freiwillig und spontan eine ausreichende Energiemenge aufzunehmen (Wortinger 2006). Die Ernährung auf enteralem Wege ist der parenteralen Ernährung nach Möglichkeit vorzuziehen und kann über nasale, pharyngeale, ösophageale, gastrale oder jejunale Sonden erfolgen (Ireland et al. 2003). Der Sondendurchmesser sollte ausreichend groß sein, damit die gewählte Nahrung problemlos verabreicht werden kann. In Frage kommen spezielle kommerzielle enterale Produkte oder pürierte Dosennahrung, unter Umständen zusätzlich verdünnt mit Wasser. Perkutane endoskopische Gastrostomiesonden (PEG-Sonden) gelten traditionell als die am besten verträgliche Methode, sie sind aber keineswegs frei von Komplikationen (Erbrechen und Infektion des Stomas) und verlangen darüber hinaus ein spezifisches Equipment und einige Erfahrung seitens des Operateurs. Ösophagostomiesonden sind einfacher einzusetzen und haben geringere Komplikationsraten. Beschrieben werden Erbrechen, Kratzen an der Sonde und am Verband, vorzeitiges Herausziehen der Sonde durch den Patienten und mechanische Probleme (Ireland et al. 2003).

Parenterale Ernährung Die vollständige parenterale Ernährung (TPN; Total parenteral nutrition) dient der vollständigen Deckung des Nährstoffbedarfs unter Umgehung des Verdauungstraktes bei Katzen, die über einen längeren Zeitraum anorektisch sind und mittels enteraler Ernährung nicht in ausreichendem Maße versorgt werden können. Die Technik der parenteralen Ernährung ist heute zwar in vielen tierärztlichen Kliniken gut etabliert, sie verlangt aber dennoch ein hohes Maß an Erfahrung und eine spezielle technische Ausstattung, wenn Komplikationen vermieden werden sollen. Risiken einer nicht fachgerecht durchgeführten parenteralen Ernährung sind metabolische (Hyperglykämie, Hyperkaliämie), mechanische (Dislokation des Katheters, Zellulitis) oder septische Probleme (Crabb et al. 2006). In vielen Fällen sind diese Komplikationen eher geringgradiger Natur und können auch ohne Absetzen der TPN oder eine Veränderung des Infusionsprotokolls behandelt werden. Eine eher restriktive Einschätzung des Energiebedarfs scheint mit einem geringeren Hyperglykämierisiko einherzugehen. Bei der partiellen parenteralen Ernährung (PPN; partial parenteral nutrition) wird nur ein bestimmter Anteil der erforderlichen Nährstoffe bzw. Energie auf parenteralem Weg zugeführt. Dadurch lässt sich das Risiko von Stoffwechselstörungen bei der Katze erheblich senken, aber auch hier muss mit septischen und mechanischen Komplikationen gerechnet werden (Chan et al. 2002). Tiere unter kombinierter enteraler und parenteraler Ernährung zeigen jedoch tendenziell bessere klinische Ergebnisse als ausschließlich auf parenteralem Weg ernährte Tiere.

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6 - Enterale und parenterale Ernährung

Die unterschiedlichen Geruchskomponenten können mit Hilfe der Gaschromatographie in Kombination mit der Massenspektrometrie ermittelt werden. Darüber hinaus lässt sich die Geruchsintensität durch einen Vergleich mit ansteigenden Konzentrationen von 1-Butanol beurteilen (Sorel et al. 1983).


Anomalien der Ösophagusmorphologie > Gefäßanomalien © Valérie Freiche

7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

7 – Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Abbildung 17 – Laterale Thoraxröntgenaufnahme einer Katze mit Megaösophagus. Die unter normalen Bedingungen nicht zu erkennende Speiseröhrenwand stellt sich hier durch zwei strahlenundurchlässige Linien dar. .

Die Persistenz von Gefäßbögen, die sich unter physiologischen Bedingungen im Laufe der Embryogenese zurückbilden, kann eine extrinsische Kompression der Speiseröhre hervorrufen und zur Entstehung einer prästenotischen Dilatation führen. Am häufigsten beschrieben wird die Persistenz des vierten rechten Aortenbogens (Twedt 1994). Dabei kommt es zu einer Einklemmung der Speiseröhre in einem von der Aorta, dem nicht vaskularisierten, residualen arteriellen Band und der Lungenarterie gebildeten Schlitz. Die Diagnose wird mittels Röntgenaufnahmen (Erweiterung des Ösophagus proximal der Engstelle) oder auf endoskopischem Weg gestellt. Die Behandlung erfolgt auf chirurgischem Weg. Bei anderen Karnivoren werden weitere Anomalien beschrieben (doppelter Aortenbogen, Persistenz der Aa. subclaviae), bei Katzen sind diese Fehlbildungen jedoch seltene Ausnahmen.

> Ösophagusfisteln Ösophagusfisteln kommen bei Karnivoren nur selten vor. Die Fistelgänge erstrecken sich von der Speiseröhrenwand in Richtung Mediastinum oder Brusthöhle. Ösophagusfisteln sind entweder kongenitalen Ursprungs oder die Folge eines Traumas. In den meisten Fällen fallen respiratorische Symptome auf (Dyspnoe, Husten, Hyperthermie). Die Diagnose erfolgt mit Hilfe von Kontraströntgenaufnahmen oder einer Ösophagoskopie.

> Megaösophagus: Medizinische Aspekte Der Begriff Megaösophagus beschreibt eine generalisierte Dilatation der Speiseröhre mit partiellem oder totalem Verlust der Peristaltik und der Motorik (Abbildung 17). Man unterscheidet zwischen einer kongenitalen und einer erworbenen Form, deren Ursache in einigen Fällen nicht zu ermitteln ist („idiopathischer Megaösophagus“; Strombeck 1978).

Epidemiologie und Pathophysiologie • Kongenitaler Megaösophagus Die kongenitale Form wird bei den asiatischen Katzenrassen beschrieben, insbesondere bei der Siamkatze (Tams 1996). Gelingt es nicht, Störungen der vagalen Innervation nachzuweisen, besteht der Verdacht einer Leitungsstörung der afferenten Reflexbögen, die für die Entstehung der Peristaltik verantwortlich sind. Verschiedene Motilitätsstörungen sind an der Pathogenese des kongenitalen Megaösophagus beteiligt (Kontraktionen mit unwirksamer Amplitude, Veränderungen der elastischen Wandeigenschaften). • Erworbener Megaösophagus Bei den erworbenen Formen konnte bislang in keiner epidemiologischen Studie eine rasse- oder geschlechtsspezifische Prädisposition festgestellt werden, und auch Hinweise auf einen erblichen Übertragungsmechanismus liegen nicht vor. Grundsätzlich können sämtliche Erkrankungen, die zu Läsionen der Speiseröhrenwand führen oder mit einer Störung der Innervation einhergehen, letztlich für die Entstehung eines Megaösophagus verantwortlich sein. Bei der Katze wirft die Diagnose eines erworbenen Megaösophagus bei gleichzeitigem Fehlen klinischer Hinweise auf eine andere Ätiologie stets die Hypothese einer Dysautonomie auf. Die beteiligten pathogenetischen Mechanismen sind bis heute jedoch noch nicht vollständig geklärt. Diese generalisierte Erkrankung des vegetativen Nervensystems führt häufig auch zu einer Atonie des Dickdarms und einem sehr komplexen klinischen Bild. Störungen der Speiseröhrenmotorik können, selbst wenn sie isoliert auftreten, auch ein Hinweis auf eine Myasthenia gravis sein (Moses et al. 2000).

Klinische Symptome Bei den kongenitalen Formen manifestieren sich die klinischen Symptome häufig etwa ab dem Zeitpunkt des Absetzens des Katzenwelpen. Typische Anzeichen sind zunehmend häufig auftretende Regurgitationen und eine Wachstumsverzögerung gegenüber den Wurfgeschwistern. In einigen Fällen treten die Regurgitationen in größerem zeitlichen Abstand nach den Mahlzeiten auf und werden von den Besitzern oft als Erbrechen interpretiert. Hier besteht eine gewisse Gefahr, dass die diagnostischen Bemühungen des Tierarztes durch die falschen anamnestischen Informationen zunächst in eine falsche Richtung gelenkt werden.

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Diagnose © Valérie Freiche

Die Diagnose wird mit Hilfe von Thoraxröntgenaufnahmen gestellt. In Zweifelsfällen erfolgt die Bestätigung der Diagnose einer Ösophagusdilatation mit Hilfe von entsprechenden Aufnahmen nach Kontrastmitteleingabe. Die Endoskopie erweist sich bei dilatativen Veränderungen der Speiseröhre nicht unbedingt als die am besten geeignete diagnostische Option. Abbildung 18 - Ausgedehnte Ösophagusdilatation bei einer Katze,

• Kontraströntgenaufnahmen Eine Indikation für eine Kontrastmitteleingabe (Abbildung 18) besteht bei Tieren mit Schluckstörungen oder Regurgitationen, bei denen Leeraufnahmen keine besonderen Befunde aufweisen oder für eine sichere Diagnose nicht ausreichend aussagekräftig sind. Als Kontrastmittel kommt eine Paste auf der Basis von Bariumsulfat in Frage. Bei Patienten mit Dysphagie stellt das Aspirationsrisiko allerdings eine Kontraindikation für diese Substanzen dar, da sie in den Bronchien stark reizend wirken. In diesen Fällen sollte alternativ ein Kontrastmittel auf Jodbasis eingesetzt werden. • Endoskopie Bei Patienten mit Megaösophagus ermöglicht die Endoskopie eine adspektorische Untersuchung der Integrität der Schleimhautoberfläche, sie erweist sich allerdings nicht unbedingt als das zuverlässigste diagnostische Mittel für eine Einschätzung der Ausmaße des Speiseröhrenlumens. In Zweifelsfällen ermöglicht die Endoskopie im Rahmen der Differenzialdiagnostik aber dennoch eine Annäherung an die Diagnose und den Ausschluss einer begleitenden Ösophagitis.

© Dr Dominique Blanchot

die wegen Dysphagie und hochgradiger Atembeschwerden vorge• Leerröntgenaufnahmen stellt worden war. Thorax-Kontraströntgenaufnahme mit Barium. In der Leeraufnahme ist der Ösophagus normalerweise nicht darstellbar. Eine Zunahme der Strahlendichte der Ösophaguswand ist folglich als ein abnormer Befund zu betrachten. Die Dilatation kann sehr variabler Ausdehnung sein und die gesamte Länge des Organs betreffen oder lediglich seinen thorakalen Abschnitt. Eine strahlendichte Linie betont die dorsale Wand. Diese radiologischen Modifikationen sind sowohl in der lateralen Aufnahme, als auch in der ventrodorsalen Aufnahme zu erkennen. Wichtig sind qualitativ hochwertige Röntgenaufnahmen, um möglicherweise vorhandene alveoläre Verschattungen im Bereich des Lungenfeldes (alveoläre Infiltrationen) nachzuweisen, die für eine Aspirationsbronchopneumonie sprechen.

Abbildung 19 - Ösophagustumor bei einer 14 Jahre alten Europäisch-Kurzhaar-Katze. Die histologische Untersuchung ergab ein undifferenziertes Karzinom.

Differenzialdiagnosen Die Beschreibung der klinischen Symptome durch den Besitzer ist in vielen Fällen nicht besonders präzise. Nicht selten werden verspätete Regurgitationen mit frühzeitigem Erbrechen verwechselt. Differenzialdiagnostisch müssen deshalb sämtliche Erkrankungen abgeklärt werden, die mit Dysphagie oder Ptyalismus einhergehen können: - Erkrankungen des Pharynx: Fremdkörper, Kehlkopflähmung (krikopharyngeale Achalasie: sehr selten bei der Katze). - Andere Erkrankungen der Speiseröhre: Fremdkörper, Gefäßanomalien, Tumore (selten; Abbildung 19).

Behandlung Die Behandlung des kongenitalen oder erworbenen idiopathischen Megaösophagus umfasst hygienische und palliative Maßnahmen. Unbedingt erforderlich ist eine umfassende Mitarbeit des Besitzers. Eine hilfreiche unterstützende Maßnahme ist die Fütterung des Patienten in einer vorn erhöhten Körperposition. Dadurch wird der Weitertransport des abgeschluckten Futterbolus in Richtung Magen durch die Schwerkraft unterstützt.

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Bei der Palpation der Speiseröhre kann eine Dilatation an der ventralen Halsseite auffallen. Im Falle infektiöser Komplikationen im Bereich der Atemwege (Aspirationspneumonie) sind ein mukopurulenter Ausfluss und Lungengeräusche festzustellen. Eine Beeinträchtigung des Allgemeinzustands ist nur unregelmäßig zu beobachten.

7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Beschrieben werden weitere klinische Symptome wie Halitosis, abnorme Geräusche im Bereich der Speiseröhre und sekundärer Husten infolge einer Aspirationspneumonie (Jenkins 2000). Zwar zeigen nicht alle Katzen mit Megaösophagus Atemwegssymptome, Letztere können sich bei den betroffenen Tieren jedoch sehr hochgradig darstellen.


© Valérie Freiche

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7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Abbildung 20 Endoskopischer Befund des distalen Ösophagus einer Katze. Die punktförmigen Erytheme sprechen für einen akuten entzündlichen Zustand.

Die Konsistenz der Ration ist ein wichtiger, aber keineswegs eindeutig definierter Faktor. So zeigen einige betroffene Katzen deutlich weniger Regurgitationen, wenn sie flüssige Nahrung erhalten, andere Patienten kommen dagegen mit fester Nahrung besser zurecht. Bei bronchopulmonalen Komplikationen wird eine ergänzende symptomatische medikamentöse Behandlung eingeleitet: - Prokinetische Medikamente fördern die Leerung des Ösophagus (Cisaprid) bei Katzen, da deren distaler Speiseröhrenabschnitt aus glatter Muskulatur besteht. Leider ist Cisaprid in bestimmten Ländern seit einigen Jahren nicht mehr erhältlich. - Eine antibiotische Therapie ist bei Aspirationspneumonie unerlässlich. - Substanzen, die die Schleimhautoberfläche mit einem schützenden Film überziehen, sind bei Patienten mit erosiven Wandschäden angezeigt. In einigen Fällen ist die Prognose jedoch so schlecht (insbesondere bei Katzenwelpen), dass schließlich eine Euthanasie durchgeführt werden muss.

Ösophagitis Mögliche Ursachen einer Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut (Abbildung 20) sind lokale Traumatisierungen (Aufnahme toxischer Substanzen, chronischer Fremdkörper) oder häufiger ein gastroösophagealer Reflux (Störungen des Verschlussmechanismus der Kardia, degenerative Erkrankungen; Lobetti & Leisewitz 1996; Han et al. 2003). Allgemeinanästhetika (Barbiturate) verursachen eine Abnahme des Tonus des kaudalen Ösophagussphinkters, die einen perioperativen Reflux begünstigt (Freiche 2006a). In seltenen Fällen entstehen im weiteren Verlauf stenosierende Wandläsionen: Die Zusammensetzung des Magensaftes und sein niedriger pH-Wert haben ein sehr stark reizendes Potenzial im Bereich der Speiseröhrenschleimhaut.

> Klinische Symptome und Diagnose Die klinische Symptomatik einer Ösophagitis ist nicht sehr spezifisch. Zu beobachten sind meist Schmerzen beim Schluckakt, Hypersalivation und Dysphagie im weiteren Sinne. In einigen Fällen kommt es lediglich zu einer Entkräftung infolge einer Dysorexie. Bei sämtlichen entzündlichen Erkrankungen der Speiseröhre besteht der Verdacht eines Zusammenhangs mit funktionellen Störungen durch eine Beeinträchtigung der Motilität. Solche Störungen der Peristaltik sind bei unseren domestizierten Karnivoren jedoch nur sehr schwer darstellbar. Die ergänzenden Untersuchungsverfahren der Wahl sind die Fluoroskopie und die Endoskopie.

> Medikamentöse Behandlung Bei stark erosiven oder ausgedehnten Läsionen (z. B. Fremdkörper) sollte der Ösophagus „ruhig gestellt“ werden.

Antazida Sekretionshemmende und antazide Wirkstoffe unterstützen die Erhöhung des Magen-pH-Wertes und senken damit das Risiko erosiver Wandläsionen im Falle eines Refluxes. Am häufigsten eingesetzt werden H2Rezeptorblocker (Cimetidin, Ranitidin) oder Protonenpumpenhemmer (Omeprazol und seine Derivate). Diese Wirkstoffe müssen über einen Zeitraum von mindestens 15 Tagen verabreicht werden. Cimetidin begünstigt die Zunahme des Tonus des kaudalen Ösophagussphinkters, der im Falle einer Ösophagitis beeinträchtigt sein kann. Eine interessante adjuvante therapeutische Option sind topische Arzneimittel, wie zum Beispiel Magenschleimhaut überziehende Substanzen auf Aluminiumbasis, Sucralfat oder eine Kombination aus Alginsäure und Natriumbikarbonat. Am Ende der Mahlzeit appliziert, bilden diese Substanzen einen schützenden Film auf der Oberfläche der Schleimhaut und schützen diese im Falle eines Refluxes.

Antibiotische Therapie Eine antibiotische Therapie ist unerlässlich, um einer lokalen Translokation von Bakterien entgegenzuwirken und damit der Entwicklung hochgradigerer Läsionen vorzubeugen. Bei stark geschädigter Schleimhaut oder Verdacht auf eine Perforation wird Ampicillin empfohlen. Alternativ kann eine Kombination aus Cephalosporin und Metronidazol eingesetzt werden.

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Abbildung 21 - Peptische postoperative Ösophagusstenose bei einer 4 Jahre alten Katze.

Ösophagusstenosen Isolierte stenosierende Läsionen der Ösophaguswand sind meist die Folge einer Aufnahme lokal reizender Substanzen oder eines perioperativen gastroösophagealen Refluxes (Sellon & Willard 2003; Freiche 2006a). Bei der Katze wird die orale Applikation von Tetrazyklinen für die Entstehung hochgradiger stenosierender Speiseröhrenläsionen verantwortlich gemacht (McGrotty & Knottenbelt 2002; German et al. 2005). Seltener beobachtet man mechanisch bedingte Läsionen nach chirurgischen Eingriffen (Abbildung 21) oder als Komplikationen nach Fremdkörperextraktion. Ösophagusstenosen sind bei der Katze mehrheitlich gutartiger Natur. Die Schleimhaut verliert ihren elastischen Charakter und wird im Bereich des betroffenen Segments fibrotisch (Lamina propria und Tunica muscularis sind gleichzeitig betroffen). Es scheint keine Prädilektionsstelle im Verlauf des Ösophagus zu geben. Stenosierende Läsionen können sowohl in den proximalen als auch in den distalen Abschnitten auftreten oder aber multipel verteilt sein.

> Klinische Symptome Zwei zentrale klinische Symptome, die den Verdacht in Richtung Stenose lenken, sind Regurgitationen und eine ösophageale Dysphagie, also eine Störung des Schluckaktes als Folge einer schmerzhaften Veränderung oder einer sekundären Motilitätsstörung. Die klinischen Symptome können sich akut manifestieren (Dyspnoe und Dysphagie, die häufig nach Aufnahme fester Nahrung stärker ausgeprägt sind, bei entsprechend hochgradiger Stenose aber auch nach Aufnahme von Flüssigkeit auftreten). Ausmaß und Grad der klinischen Symptome korrelieren in der Regel mit dem Grad der Stenose. Betroffene Tiere magern zum Teil sehr schnell ab. Mittel- bis langfristig machen diese stenosierenden Läsionen ein Überleben des Patienten unmöglich, wenn der residuale Durchmesser des Speiseröhrenlumens unter 8 mm sinkt.

> Diagnose Leer- oder Kontraströntgenaufnahmen und die endoskopische Untersuchung der Speiseröhre führen zur genauen Diagnose. Differenzialdiagnostisch müssen andere potenzielle Ursachen von chronischem Erbrechen und Regurgitation ausgeschlossen werden: - Megaösophagus (selten bei der Katze) - Ösophagusdivertikel infolge Gefäßanomalie (selten bei der Katze) - Divertikel (selten bei der Katze) - Hiatushernie sensu stricto/gastroösophageale Invagination (selten bei der Katze) - Fremdkörper in der Speiseröhre (in dieser Lokalisation bei der Katze seltener als beim Hund).

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Legen einer Gastrostomiesonde Bei hochgradiger Ösophagitis werden die mechanischen Traumata an der Schleimhaut reduziert, wenn über einige Tage weder feste noch flüssige Nahrung auf natürlichem Weg aufgenommen wird. Ein weiterer Vorteil einer mehrtägigen Nahrungskarenz ist eine Reduzierung fibroblastischer Reaktionen in der Speiseröhrenwand, die die Entstehung einer Vernarbungsstenose fördern. Um die Zeit der Nahrungskarenz zu überbrücken, kann am Ende der endoskopischen Untersuchung eine Gastrostomiesonde gelegt werden. Innerhalb weniger Tage bildet sich im Bereich des Stomas eine stabile Anastomose zwischen Magen- und Bauchwand. Mehrmals am Tag können nun Diätnahrung und Medikamente mit Hilfe einer Spritze über einen an der Sonde fixierten Dreiwegehahn appliziert werden. Nach einigen einfachen Erläuterungen können diese Maßnahmen in der Regel auch vom Besitzer zu Hause durchgeführt werden. Die lokale Verträglichkeit ist gut (Ireland et al. 2003). Die für die Sondenernährung verwendeten enteralen Präparate müssen eine hohe Energiekonzentration aufweisen. Erreicht wird dies in der Regel durch einen hohen diätetischen Fettanteil. Häufig werden im Mixer homogenisierte Feuchtfutterprodukte eingesetzt. Der Nährstoff- und Energiebedarf der Katze sollte mit Hilfe mehrerer kleiner, über den Tag verteilter Mahlzeiten gedeckt werden.

7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Kortikosteroide Der Einsatz von Kortikosteroiden zur Prävention von Stenosen ist umstritten. Experimentell konnte ihre präventive Wirksamkeit bislang nicht überzeugend belegt werden. Dagegen werden Kortikosteroide ursächlich für die Entstehung von Perforationen bei vorbestehender Nekrose der Speiseröhrenwand verantwortlich gemacht. Über einen kurzen Zeitraum appliziert, haben Kortikosteroide jedoch eine analgetische Wirkung und lokale antiinflammatorische Eigenschaften.


Zur endgültigen Bestätigung der Diagnose sind oft Röntgenaufnahmen nach Kontrastmitteleingabe erforderlich (Eingabe von Bariumsulfat unter Narkose mit Hilfe einer Sonde oder Fluoroskopie). Mit Hilfe von Kontrastaufnahmen können zudem Grad und Ausdehnung der Stenose bestimmt werden.

Indikationen und Grenzen der Ösophagoskopie

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Die Endoskopie ist das ergänzende Untersuchungsverfahren der Wahl zur Beurteilung stenotischer Ösophagusläsionen (Abbildung 22). Eine limitierender Faktor für dieses Untersuchungsverfahren ist jedoch der Durchmesser des Lumens an der stenosierten Stelle, der das Vorschieben des Endoskops in die distalen Abschnitte der Speiseröhre verhindern kann. Die Ösophagoskopie ist als ergänzendes Verfahren zur Röntgendiagnostik zu betrachten, da sie eine Beurteilung des residualen Durchmessers der Speiseröhre ermöglicht. Sehr charakteristisch sind die endoskopischen Befunde bei peptischer Ösophagitis infolge eines Refluxes aus dem Magen. Abbildung 22a – Ösophagusstenose bei einer acht Jahre alten Europäisch-Kurzhaar-Katze. Diese hochgradige Läsion peptischen Ursprungs trat nach einer Allgemeinanästhesie für einen routinemäßigen chirurgischen Eingriff auf.

Die endoskopische Untersuchung liefert eine Einschätzung des residualen Speiseröhrendurchmessers (Abbildung 23). Sie erfolgt im Anschluss an das Kontraströntgen, mit dessen Hilfe die Ausdehnung (Länge) der Stenose beurteilt wurde. Schließlich werden die möglichen Vorteile einer endoskopischen Behandlung abgeschätzt. Handelt es sich um eine isolierte Stenose geringer Länge, ist eine Dilatation auf endoskopischem Weg angezeigt. Weniger sicher sind die Behandlungsergebnisse dagegen, wenn es sich um eine über mehrere Zentimeter reichende Stenose oder um multiple Stenosen handelt.

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> Behandlung von Stenosen: Praktische Aspekte

Abbildung 22b – Distale Ösophagusstenose infolge eines Thoraxtumors bei einer Katze. In Anbetracht der Ätiologie der Stenose besteht in diesem speziellen Fall keine Indikation für eine endoskopische Dilatation.

Die Behandlung erfolgt auf dem Wege einer in mehreren Sitzungen durchgeführten Dilatation mit Hilfe eines pädiatrischen Ballonkatheters, der unter manometrischer Kontrolle aufgepumpt wird (Haraï et al. 1995; Adama-Moraitou et al. 2002). Der Ballonkatheter wird über den Arbeitskanal des Endoskops eingeführt. Es gibt Katheter unterschiedlicher Größen, so dass der im Einzelfall am besten geeignete gewählt werden kann. Das Ziel ist eine wiederholte parietale Zerreißung im Bereich der vernarbten Zonen (Freiche 1999; Leib et al. 2001). Bei einer nur geringgradig fibrotischen anularen Stenose besitzt die Schleimhaut jedoch eine so hohe residuale lokale Elastizität, dass am Ende der Dilatationsmaßnahmen keine lokale Zerreißung sichtbar wird. In diesem speziellen Fall muss ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Ziel ist es, am Ende der Behandlung einen residualen Durchmesser von mindestens 10 mm zu erreichen.

> Ergebnisse und Komplikationen Die Ergebnisse der Ballondilatation sind in der Regel gut, wenn die Kriterien für die Indikation des Eingriffes genau beachtet werden. Endoskopische Dilatationen sind nur wenig schmerzhaft und werden vom Patienten in der Regel gut toleriert. Zudem erlauben sie im Erfolgsfalle eine Wiederherstellung eines guten Allgemeinzustands innerhalb weniger Wochen. Ausgedehnte Stenosen können dagegen eine sehr schlechte Prognose mit sich bringen. Gleiches gilt für multiple Stenosen oder Stenosen, die auf tumoröse Veränderungen zurückgehen. Empfohlen werden drei bis fünf aufeinander folgende Dilatationen in Intervallen von jeweils einigen Tagen. Eine erneute Verringerung des Speiseröhrendurchmessers zwischen zwei Behandlungsterminen ist aufgrund der unvermeidlichen partiellen parietalen Narbenbildung immer zu erwarten. Durch eine lokale Injektion von Kortikoiden auf endoskopischem Weg kann dieses Phänomen reduziert werden. In jedem Fall sollte zunächst in einem ersten Schritt eine endoskopische Dilatation versucht werden, da bei einer unmittelbaren chirurgischen Behandlung die hohe Gefahr der Bildung einer neuen Stenose an der Operationsstelle besteht.

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7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Thoraxröntgen Ist die Stenose die Folge einer parietalen Fibrose, zeigen Leerröntgenaufnahmen keinerlei Veränderungen. Eine prästenotische luftbedingte Dilatation kann ein diagnostischer Hinweis sein, da der Ösophagus normalerweise strahlendurchlässig ist. Residuale Nahrungsreste können einen lokalen Kontrast hervorrufen, der ebenfalls zur Verdachtsdiagnose führt. Abnorme Röntgenbefunde können auffallen, wenn eine extrinsische oder intrinsische Kompression durch eine endoluminale Zubildung besteht.

Unmittelbare Komplikationen Abbildung 23 – Kontrastsonde zur Bestimmung der Ausdehnung einer Ösophagusstenose. Die Katze war aufgrund einer Dysphagie vorgestellt worden. Es handelte sich um eine Kompression extrinsischen Ursprungs. 100

Das größte, insgesamt aber dennoch eher seltene Risiko ist eine Wandruptur während der Untersuchung bzw. Behandlung. Für den Fall solcher Komplikationen sollte ein chirurgisches Team bereitstehen.

Mittelfristige Komplikationen Von einer Beeinträchtigung der Motilität der Speiseröhre ist immer auszugehen, wenn eine Läsion dieses Organs festgestellt wird, ganz unabhängig von deren Ursprung. Eine zunächst erfolgreiche mechanische oder chirurgische Behandlung einer Stenose gibt keine Garantie für eine Wiederherstellung der physiologischen


Bei Katzen beobachtet man häufiger fadenförmige Ösophagusfremdkörper (Abbildung 24), deren proximales Ende sich im Bereich des Zungengrundes aufhängt und deren distales Ende abgeschluckt wird und sich schließlich weiter distal im Verdauungstrakt festsetzt. Diese fadenförmigen Fremdkörper sind auf endoskopischem Weg in der Regel nicht extrahierbar. Die aufgenommenen Objekte sind sehr unterschiedlicher Natur (Nadel und Faden, Angelhaken etc.). Je nach Studie entsprechen die Prädilektionsstellen dieser Fremdkörper den natürlichen Engstellen des Ösophagus: Hiatus diaphragmaticus und vor allem der Thoraxeingang, eventuell aber auch der Bereich der Herzbasis.

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Aufgrund des wenig selektiven Ernährungsverhaltens von Fleischfressern sind oral aufgenommene Fremdkörper ein relativ häufiger Grund für den Besuch beim Tierarzt. Da die Katze jedoch ein deutlich weniger „gieriges“ Nahrungsaufnahmeverhalten zeigt als der Hund, ist die Inzidenz von Speiseröhren- oder Magenfremdkörpern bei dieser Spezies deutlich geringer.

Abbildung 24 – Faden in der Speiseröhre eines 1 Jahr alten Exotic Shorthair Katers. Der Faden sitzt im Verdauungstrakt fest.

> Klinische Diagnose Fremdkörper in der Speiseröhre äußern sich in einigen Fällen in Form eines dramatischen klinischen Bildes, das eine sofortige Notfallbehandlung erfordert. An erster Stelle steht eine Anamnese zusammen mit dem Besitzer. Im günstigsten Fall erfährt man dabei, um welche Art von Fremdkörper es sich handelt und wann dieser aufgenommen wurde. Diese Informationen haben einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Wahl der Extraktionsmethode. Im Mittel liegt die Zeitspanne zwischen Aufnahme des Fremdkörpers und Vorstellung des Patienten in der Praxis zwischen einigen Stunden und mehreren Tagen. Der Grad der klinischen Symptome richtet sich in der Regel nach dem Grad der Obstruktion und der assoziierten Wandschädigung. Patienten mit nur partiell verlegtem Speiseröhrenlumen und ohne Wandperforation können einen lediglich subnormalen klinischen Allgemeinzustand aufweisen und Wasser oder flüssige Nahrung problemlos aufnehmen. Aus diesem Grund werden Fremdkörper in einigen Fällen erst verspätet diagnostiziert. Differenzialdiagnostisch abzuklären sind sämtliche anderen potenziellen Ursachen einer Obstruktion der Speiseröhre (Tumore, kongenitale Anomalien, extrinsische Kompressionen).

Fremdkörper in der Speiseröhre verursachen oft charakteristische klinische Symptome: - Dysphagie - Anorexie - Hyperthermie (weniger regelmäßig) - Ptyalismus - Lethargie oder Erregung - Halitosis - Schmerzen - Regurgitationen - Respiratorische Probleme - Gewichtsverlust

> Ergänzende Untersuchungen

Leerröntgenaufnahmen Diese einfach und schnell durchzuführende Maßnahme führt nach statistischen Angaben aus der Literatur in mehr als 85 % der Fälle zur Verdachtsdiagnose (Durand-Viel & Hesse 2005). Folgende Röntgenbefunde können bei einer betroffenen Katze auffallen: - Direkt: Strahlenundurchlässige Fremdkörper (Knochen, metallische Objekte) - Indirekt: partielle Dilatation des Ösophagus, abnorme Mengen an Luft oder Flüssigkeit.

Fremdkörper im zervikalen Abschnitt der Speiseröhre (Nadel) können zu abnormen Palpationsbefunden führen.

Kontraströntgenaufnahmen Lässt sich der klinische Verdacht mit Hilfe der Leeraufnahmen nicht bestätigen, werden Kontrastaufnahmen angefertigt (Bariumsulfat). Bei Verdacht auf eine Perforation der Speiseröhrenwand sollte anstelle von Bariumsulfat ein Kontrastmittel auf Jodbasis eingesetzt werden. Die Diagnose gilt als bestätigt, wenn eine prästenotische Kontrastmittelansammlung oder ein entsprechender Befund im Subtraktionsbild nach mehreren aufeinander folgenden Aufnahmen zu erkennen ist.

Die Endoskopie dient sowohl diagnostischen als auch therapeutischen Zwecken. Sie bestätigt direkt die Art des Fremdkörpers – nach Ausschluss anderer Obstruktionsursachen oder einer Kompression des Ösophagus – und unterstützt die Wahl der am besten geeigneten Extraktionsmethode durch die Beantwortung der Frage, ob eine einfache Extraktion des Fremdkörpers möglich ist oder ein chirurgischer Eingriff durchgeführt werden muss. • Praktische Durchführung Die Endoskopie dient der Beurteilung der Form des Fremdkörpers, des Grades seiner Verhakung in der Schleimhaut, sowie seiner potenziellen Beweglichkeit. Ein von Beginn an nicht mobilisierbarer Fremdkörper (z. B. Angelhaken) ist auf endoskopischem Weg oft sehr schwierig zu extrahieren (Abbildung 25).

© Valérie Freiche

Ösophagoskopie

Abbildung 25 – Nahsicht auf einen in der Speiseröhrenschleimhaut festsitzenden Angelhaken bei einer Katze. Unterhalb der Verankerungszone ist wahrscheinlich eine ulzeröse Läsion vorhanden. 101

Verdauung

Fremdkörper in der Speiseröhre

7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Motilität der Speiseröhre. Immer wieder werden deshalb zunächst erfolgreich behandelte Tiere aufgrund einer persistierenden Dysphagie oder Aspirationspneumonie euthanasiert.


7 - Erkrankungen des Ösophagus und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Die Extraktion unter endoskopischer Kontrolle hat jedoch bestimmte Grenzen bzw. Kontraindikationen: - Verdacht auf Perforation der Speiseröhrenwand, - Hochgradig ulzeröse Schleimhaut (Gefahr der Ruptur), - Zum Zeitpunkt der Intervention bereits vorhandene Sekundärinfektion. Ein sehr wichtiges Entscheidungskriterium ist die Beurteilung des lokalen Zustands der Schleimhaut. Sitzt der Fremdkörper bereits über einen Zeitraum von mehr als 72 Stunden an Ort und Stelle, besteht ein sehr viel höheres Perforationsrisiko. Allgemein gilt, dass zunächst jede Extraktionsmethode unter endoskopischer Kontrolle in Betracht gezogen bzw. praktisch versucht werden sollte, bevor man sich für einen chirurgischen Eingriff entscheidet. • Ergebnisse und Komplikationen Den Angaben der Literatur zufolge liegt die Erfolgsrate dieser Eingriffe zwischen 60 und über 90 % (DurandViel & Hesse 2005). Entscheidend für den Erfolg ist der Zeitpunkt der Intervention nach Aufnahme des Fremdkörpers, da sich der Zustand der Schleimhaut bei konstantem Kontakt mit einem Fremdkörper sehr schnell verschlechtert, insbesondere, wenn es sich um einen Knochen handelt. Unter der Voraussetzung einer sehr sorgfältigen Beachtung der Indikationskriterien hat die Methode der endoskopischen Extraktion unbestreitbare Vorteile: - begrenzte Traumatisierung des Gewebes, - schnelle funktionelle Wiederherstellung, - einfachere postinterventionelle Nachsorge, - Zeitersparnis. Folgende Komplikationen werden beschrieben: - Massive lokale Blutungen (Nähe zu großen Gefäßen in der periösophagealen Region; Cohn et al. 2003) - Zerreißungen und Perforation der Schleimhaut oder tiefe Ulzera bei der mechanischen Mobilisierung des Fremdkörpers. Eine optimal angepasste medikamentöse Behandlung kann auch bei den nach einer Extraktion gelegentlich hochgradigen makroskopischen Läsionen im Ösophagus oder Magen eine aktive und schnelle Abheilung des betroffenen Organs unterstützen (siehe Ösophagitis). Bei Patienten mit ulzerösen Läsionen sollte vier bis fünf Tage nach der Extraktion eine endoskopische Nachuntersuchung durchgeführt werden. Im Falle sehr hochgradiger Läsionen ist die Zufuhr von Trinkwasser oder Nahrung zunächst kontraindiziert. In diesen Fällen kann am Ende der Untersuchung eine Ernährungssonde (PEG-Sonde) auf endoskopischem Weg eingesetzt werden (Mark 2005; Wortinger 2006).

Tumore der Speiseröhre > Histologische Typen Speiseröhrentumore sind bei der Katze, ganz im Gegensatz zum Menschen, sehr selten. Bei unseren domestizierten Karnivoren repräsentieren Tumore der Speiseröhre weniger als 0,5 % aller Neoplasien (Ettinger & Feldman 2000). Betroffen sind in der Regel ältere Tiere. Die häufigsten histologischen Typen sind undifferenzierte Karzinome, Osteosarkome und Fibrosarkome (Tams 1996; Gualtieri et al. 1999; Shinozuka et al. 2001). Das Karzinom ist der bei der Spezies Katze am häufigsten beschriebene Tumor, obgleich Karzinome bei Katzen seltener sind als bei Hunden. Benigne Tumore sind selten und häufig asymptomatisch (Leiomyome, Papillome). Bei Patienten mit der in Afrika, auf der Insel Reunion und in bestimmten Regionen der USA oder Guyanas beschriebenen Helminthose durch Spirocerca lupi kommt es bei der Wanderung der Larven vom Magen zur thorakalen Aorta zu einer Einnistung des adulten Parasiten in der Speiseröhrenwand. Dabei entstehen lokale Knoten, die einer neoplastischen Transformation unterliegen können. Die Infestation von Karnivoren erfolgt am häufigsten durch die Aufnahme kleiner Reptilien oder kleiner Nager. Die Behandlung besteht in einer möglichst frühzeitigen Applikation von Ivermectin. Zum Zeitpunkt der Diagnose haben diese Tumoren parasitären Ursprungs in der Regel eine schlechte Prognose und zeigen eine hohe Metastasierungsneigung (Guilford & Strombeck 1996c; Freiche 2005a). Beim Hund ist diese Larvenwanderung gut beschrieben, bei der Katze scheint es sich nach den bislang vorliegenden Daten dagegen eher um ein anekdotisches Krankheitsbild zu handeln.

> Klinische Symptome Die klinischen Symptome sind unspezifisch für die primäre tumoröse Läsion. Im Vordergrund steht eine Dysphagie, deren Intensität vom Grad der Obstruktion der Speiseröhre abhängt. Die häufig zu beobachtenden 102


> Diagnose Die Diagnose von Speiseröhrentumoren erfolgt in einigen Fällen erst sehr spät, da sich die klinischen Symptome erst in einem weiter fortgeschrittenen Erkrankungsstadium nach außen hin erkennbar manifestieren. Gestützt wird die Verdachtsdiagnose durch Röntgenaufnahmen (Leer- und/oder Kontrastaufnahmen) oder eine sonographische Untersuchung im Falle einer distalen Zubildung. Das Untersuchungsverfahren der Wahl für eine genaue Diagnose ist jedoch die Endoskopie (Abbildung 26). Die Endoskopie ermöglicht die Entnahme von Biopsieproben und eine zuverlässige Einschätzung der Ausdehnung der Läsion und in Frage kommender chirurgischer Optionen. Bei submukös lokalisierten Zubildungen bietet sich ergänzend eine Computertomographie an.

Abbildung 26 - Maligner Tumor der Speiseröhre bei einer 14 Jahre alten Europäisch-Kurzhaar Katze.

Die Abklärung einer möglicherweise bereits erfolgten Metastasenbildung erfolgt mit Hilfe von Röntgenaufnahmen der Lunge. Maligne tumoröse Läsionen zeigen ein aggressives Verhalten und metastasieren in einigen Fällen sehr schnell. Prädilektionsstellen für Metastasen von Speiseröhrenkarzinomen der Katze sind die thorakalen Lymphknoten, die Lunge, die Nieren und die Milz.

> Behandlung und Prognose Die chirurgische Behandlung von Speiseröhrentumoren gestaltet sich aufgrund der Risiken lokaler Nahtdehiszenzen und des Ausschlusses einer ausgedehnten Resektion sehr schwierig. Maligne Tumore haben deshalb häufig auch kurzfristig eher schlechte Prognosen. Chemotherapeutische Strategien in Abhängigkeit vom histologischen Typ der Neoplasie haben lediglich einen palliativen Nutzen.

Klinische Diätetik bei Erkrankungen des Ösophagus Wenn die Katze freiwillig frisst und keine Kontraindikation für eine enterale Ernährung besteht, müssen Futter und Wasser in erhöhter Position angeboten werden, um den Transport in Richtung Magen durch die Schwerkraft zu unterstützen. Betroffene Katzen können beispielsweise an der Schulter des Besitzers liegend gefüttert werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, betroffene Katzen nach der Mahlzeit über einige Augenblicke in vertikaler Position zu halten. Benötigt die Katze eine unterstützte Ernährung über einen längeren Zeitraum, müssen der Energiegehalt, der Gehalt an essenziellen Nährstoffen und das Flüssigkeitsvolumen so angepasst werden, dass die applizierten Volumina nicht zu umfangreich sind. Bevorzugt werden fettreiche Futtermittel aufgrund ihrer höheren Energiedichte. Je nach der im Einzelfall am besten geeigneten Konsistenz der Nahrung können verschiedene Futtermitteltypen gewählt werden: Flüssignahrung, Feuchtfutter oder eingeweichtes Trockenfutter.

8 - Erkrankungen des Magens und spezifische diätetische Behandlung Gastritis Chronische Gastritiden treten bei Katzen häufig auf und zeigen keinerlei alters-, rasse- oder geschlechtsspezifische Prädisposition. Besteht ein klinisch-pathologischer Zusammenhang mit weiter distal im Verdauungstrakt gelegenen Veränderungen, werden diese Gastritiden dem Komplex der Inflammatory bowel disease (IBD) zugeordnet.

> Ätiologie Die Ätiologie ist weitgehend unbekannt. Die in Biopsieproben der Magenwand betroffener Tiere festzustellende Infiltration mit entzündlichen Zellen – Lymphozyten, Plasmazellen, Neutrophile, Eosinophile – legt den Verdacht nahe, dass Störungen der lokalen Immunabwehr bei der Chronifizierung dieser Läsionen eine Rolle spielen. Die medikamentöse Behandlung eosinophiler Gastritiden gestaltet sich häufig etwas komplexer, da ein Zusammenhang mit einer peripheren Eosinophilie und einer eosinophilen Infiltration ande103

Verdauung

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Die Speiseröhrenwand kann einer tumorbedingten Kompression extrinsischen Ursprungs ausgesetzt sein. Mögliche Ursachen sind ein Lymphom im Thorax, eine tumoröse Lymphadenopathie, ein Lungentumor oder ein Thymom. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um primäre Speiseröhrentumore.

8 - Erkrankungen des Magens und spezifische diätetische Behandlung

Regurgitationen gehen mit weiteren klinischen Symptomen wie Ptyalismus, Dysorexie, Odynophagie und einer Veränderung des Allgemeinzustands einher. Bei Patienten mit lokalen Ulzera wird Hämatemesis beschrieben. Katzen mit Schluckstörungen können Symptome einer Aspirationspneumonie entwickeln.


Spirochäten (Helicobacter spp.) haben bei domestizierten Karnivoren eine hohe Inzidenz, im Unterschied zum Menschen ist ihre pathogenetische Rolle jedoch umstritten (Abbildung 27). Dennoch gehen hochgradige Gastritiden bei Katzen mit einer erhöhten Bakterienzahl einher und rechtfertigen die Einleitung einer spezifischen antimikrobiellen Behandlung (Hwang et al. 2002). © Valérie Freiche

8 - Erkrankungen des Magens und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

rer Organe bestehen kann. In mehreren Veröffentlichungen werden Gastritiden mit eosinophiler Komponente bei Katzen mit Toxoplasmose beschrieben (McConnel et al. 2007). Bei der histopathologischen Analyse entsprechender Biopsieproben sind intrazelluläre Parasiten jedoch nicht immer nachzuweisen.

Gastritiden im Zusammenhang mit einem Nematodenbefall (Ollulanus tricuspis) werden bei Katzen beschrieben (Cecchi et al. 2006). Der Nachweis der Parasiten erfolgt mit Hilfe endoskopisch gewonnener Biopsieproben. Abbildung 27 – Hochgradige Gastritis infolge einer Infektion mit Helicobacter spp. bei einer sechs Jahre alten Katze mit chronischen Verdauungsstörungen. Im Schräglicht ist eine Kompartimentierung der Schleimhaut zu beobachten, die auf ein Schleimhautödem zurückzuführen ist.

> Klinisches Bild Das klinische Bild ist nur wenig spezifisch. Betroffene Patienten zeigen oft Dysorexie, intermittierendes Erbrechen und schubartige Veränderungen des Allgemeinzustands. Die Art des Erbrechens und der zeitliche Zusammenhang mit den Mahlzeiten sind keine zuverlässigen diagnostischen Kriterien. Blutbeimengungen müssen nicht unbedingt für eine schlechte Prognose sprechen, selbst wenn sie auf eine hochgradigere Schädigung der Schleimhautoberfläche hindeuten. Diese Situation kann sehr schnell reversibel sein.

> Ergänzende Untersuchungen Die Endoskopie einschließlich einer Entnahme von Biopsieproben mehrerer Abschnitte des Magens ist das Untersuchungsverfahren der Wahl zur Sicherung der Diagnose. Makroskopisch sichtbare Modifikationen sind ein Schleimhautödem, eine heterogene Färbung der Schleimhaut, eine Verdickung einzelner Magenfalten, erosive Veränderungen und multiple kleine Ulzera. Blutuntersuchungen können orientierende Hinweise liefern, die Veränderungen der Werte sind in der Regel jedoch nur wenig spezifisch (Neutrophilie, Eosinophilie). Mit Hilfe von Röntgenaufnahmen und einer sonographischen Untersuchung lassen sich einige Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik differenzialdiagnostisch ausschließen. Eine ätiologische Diagnose ist mit diesen Verfahren allerdings nicht möglich.

> Behandlung Eine spezifische medikamentöse Behandlung erfolgt dann, wenn eine Ursache diagnostiziert werden kann. In der Mehrzahl aller Fälle ist eine Applikation von Kortikosteroiden unumgänglich. Jeder Patient ist jedoch individuell zu betrachten, wobei neben dem Grad der Läsionen auch die klinische Expression der Erkrankung und die individuelle Verträglichkeit der Behandlungsmaßnahmen berücksichtigt werden muss. Im Rahmen der initialen Behandlung sind Antazida (H2-Rezeptorblocker und Protonenpumpenhemmer) angezeigt. Prokinetika (Metoclopramid, da Cisaprid nicht in allen Ländern zur Verfügung steht) kommen bei Tieren mit gestörter Magenmotilität zum Einsatz. Immunsuppressive Wirkstoffe wie Azathioprin sollten Patienten vorbehalten bleiben, die auf die üblichen Behandlungsmaßnahmen nicht ansprechen. Immunsuppressiv wirksame Arzneimittel verlangen eine sehr strenge klinische und hämatologische Überwachung des Patienten und sind bei der Katze nicht frei von unerwünschten Nebenwirkungen.

> Spezifische diätetische Behandlung Diätetische Maßnahmen sind sehr wichtig für die Stabilisierung des Patienten.

Akute Gastritis Empfohlen wird einleitend eine kurzzeitige Nahrungskarenz (< 24 Stunden). Im Anschluss erhält der Patient kleine Portionen eines fettarmen Feuchtfutters durch den Besitzer. Bei dehydrierten Katzen müssen zunächst das Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basengleichgewicht mit Hilfe parenteral verabreichter Infusionslösungen wiederhergestellt bzw. aufrechterhalten werden (Remillard 2000). Je nach Status des Patienten können diese initialen stabilisierenden Maßnahmen im Anschluss auf oralem Weg fortgesetzt werden (Marks 1998). Die zu applizierende Flüssigkeitsmenge wird durch den Grad der Dehydratation bestimmt. Der Flüssigkeitsbedarf der Katze errechnet sich anhand des Gleichgewichts zwischen endogener Produktion, Flüssigkeitsverbrauch und Flüssigkeitsverlusten (Paragon & Mahe 1994): Der Erhaltungsbedarf einer Katze liegt in der Regel bei 50 ml Wasser pro Tag und kg Körpergewicht. Wenn keine medizinische Kontraindikation vorliegt, kann diese Menge je nach Grad der Dehydratation nahezu verdoppelt werden.

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Fremdkörper im Magen Fremdkörper im Magen kommen bei der Katze seltener vor als beim Hund. In einer Studie über 146 Fälle von Fremdkörpern in Ösophagus und Magen repräsentierten Katzen lediglich 9,6 % aller Fälle (Durand-Viel & Hesse 2005). Die vielgestaltige Natur der Fremdkörper (Nadeln, Fischgräten, Kerne, Plastik, Elektrokabel) hat Schleimhautverletzungen unterschiedlichster Intensität zur Folge (chronische Entzündung, Ulzeration, Zerreißungen und Einschnitte bei fadenförmigen Fremdkörpern, die sich im proximalen Dünndarm festsetzen und einen Zug in distale Richtung ausüben). Bei langhaarigen Katzen können kompakte Haarballen, die im Antrum-Pylorus-Segment und teilweise im proximalen Dünndarm festsitzen, zu einem okklusiven Syndrom mit erheblicher Beeinträchtigung des Allgemeinzustands führen (Abbildung 28). Trichobezoare repräsentierten in der oben erwähnten Studie 36 % aller Magenfremdkörper.

Abbildung 28 – Trichobezoar, diagnostiziert im Rahmen einer Gastroskopie. Dieser Fremdkörper war die Ursache einer Magenretention.

> Klinische Manifestationen Erbrechen ist das am häufigsten beschriebene Symptom bei Katzen mit Magenfremdkörpern. Häufig zu beobachten sind darüber hinaus Anorexie, Dysorexie und eine allgemeine Entkräftung. Seltener wird auch Hämatemesis festgestellt. Im Falle einer Verletzung der Magenwand durch einen fadenförmigen Fremdkörper sind die okklusiven Symptome charakteristischer, und es kann zur Entwicklung eines Schocks kommen.

> Diagnose Die Diagnose eines Magenfremdkörpers erfolgt mit Hilfe von Röntgenaufnahmen, mittels Ultraschall und auf endoskopischem Weg. Die Sonographie ist das Untersuchungsverfahren der ersten Wahl. Bei nicht fadenförmigen Fremdkörpern hat die Endoskopie den Vorteil, dass sie auch therapeutisch eingesetzt werden kann, das heißt, zur Extraktion des Fremdkörpers mit Hilfe verschiedener Zangen. Ist eine endoskopische Extraktion nicht möglich, muss alternativ eine chirurgische Behandlung durchgeführt werden.

Magentumore Magentumore treten bei domestizierten Karnivoren deutlich häufiger auf als Tumore der Speiseröhre. Die histologischen und makroskopischen Charakteristika maligner Tumore unterscheiden sich bei Hunden und Katzen.

> Histologische Typen

Die Inzidenz epithelialer Tumore variiert bei der Katze zwischen 20 und 35 % aller gastrointestinalen Neoplasien (Estrada et al. 1998). Der Magen ist nicht die häufigste Lokalisation dieser Tumore. Rundzelltumore kommen im Magen der Katze häufig vor, und Lymphome sind die am häufigsten nachgewiesene Neoplasie bei dieser Spezies (Guilford & Strombeck 1996c). Das Lymphom gilt als primärer Tumor des Verdauungstraktes, wenn es zum Zeitpunkt der Diagnose auf den Magen, den Darm oder die assoziierten Lymphknoten beschränkt ist. Am häufigsten betroffen sind ältere Tiere über zehn Jahren (Abbildung 29). Magenlymphome können aber auch bei jüngeren Katzen diagnostiziert werden.

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Gutartige Magentumore sind bei Katzen selten und kommen bei Hunden häufiger vor. In den meisten Fällen verlaufen sie asymptomatisch, außer wenn sie aufgrund ihrer Lokalisation und Größe mechanische Beeinträchtigungen hervorrufen (exophytische Leiomyome).

Abbildung 29 – Kater, 10 Jahre alt, vorgestellt mit Anorexie und Erbrechen. Bei der sonographischen Untersuchung fielen vergrößerte Lymphknoten auf. Die histopathologische Untersuchung von Biopsieproben ergab ein Lymphom.

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Verdauung

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Spezifische diätetische Empfehlungen für Katzen, deren Magenschleimhaut mit Helicobacter spp. besiedelt ist, gibt es nicht. Die diätetischen Maßnahmen sind im Grundsatz dieselben wie bei Katzen mit chronischer Gastritis.

8 - Erkrankungen des Magens und spezifische diätetische Behandlung

Chronische Gastritis Ein Patient mit chronischer Gastritis sollte mehrere kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten erhalten. Die angebotenen Rationen sollten stets Körpertemperatur haben. Durch eine Verdünnung der Nahrung mit Wasser lassen sich sowohl die Futteraufnahme als auch die Verdauungsverträglichkeit verbessern, da dadurch die Osmolarität sinkt und die Nahrung den Magen schneller passiert. Der diätetische Fasergehalt muss gesenkt werden, da zahlreiche Fasertypen für eine Erhöhung der Viskosität des Mageninhaltes verantwortlich sind. Bei Verdacht auf eine Futtermittelüberempfindlichkeit (Futtermittelallergie) wird empfohlen, ein Futtermittel auf der Basis neuer, das heißt zuvor noch nie verabreichter Proteinquellen zu formulieren. In jedem Fall muss die Nahrung eine hohe Verdaulichkeit besitzen.


Im Unterschied zum Menschen konnte bei der Katze bislang keiner entzündlichen oder dysplastischen Läsion (follikuläre Gastritis, intestinale Metaplasie oder lymphoplasmazelluläre Gastritis) eine zweifelsfreie Rolle bei der Entwicklung eines neoplastischen Prozesses zugeordnet werden.

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Betroffen sind vor allem die asiatischen Katzenrassen (Siamkatze; Freiche 2005a). Zu den prädisponierenden Faktoren für gastrointestinale Tumore gehört die Aufnahme karzinogener Substanzen (Nitrosamine, Mykotoxine). Allerdings ist die Rolle dieser Substanzen in der Karzinogenese bislang noch nicht vollständig geklärt.

> Klinische Symptome Abbildung 30 – Katze, 13 Jahre alt, vorgestellt aufgrund von Dysorexie, Erbrechen und Abmagerung. Die um 180 ° abgewinkelte Objektivspitze (Retroflexion) des Endoskops zeigt eine parietale Zubildung. Es handelt sich um den makroskopischen Befund einer der Formen des Lymphoms bei der Katze.

Die klinische Symptomatik von Magentumoren bei der Katze ist verwirrend und unspezifisch. Invasive Neoplasien bleiben häufig über einen längeren Zeitraum klinisch unauffällig. Erbrechen unterschiedlicher Häufigkeit und Ausprägung ist ein häufig zu beobachtendes Symptom. Oft erweist sich das Erbrechen mit der Zeit als resistent gegenüber den üblichen symptomatischen Behandlungsmaßnahmen. Blutbeimengungen treten unregelmäßig auf und sind ein Anzeichen für ein weiter fortgeschrittenes Erkrankungsstadium. Der zeitliche Abstand des Erbrechens zu den Mahlzeiten ist kein zuverlässiges Beurteilungskriterium für die zugrunde liegende hochgradige Magenerkrankung. Futterbestandteile im Erbrochenen sind kein regelmäßiger Befund, selbst wenn es sich nachweislich um proliferative Läsionen handelt, die erhebliche Motilitätsstörungen hervorrufen. Weitere, eher indirekte klinische Symptome können zu beobachten sein: - Dysorexie - Entkräftung - Abmagerung - Schonhaltung, „Gebetsstellung“ (bei Katzen seltener als beim Hund) - Rückzug der Katze an ungewöhnliche Orte Bei einigen Patienten ist Erbrechen nicht oder nur in geringgradiger Ausprägung vorhanden. Die Besitzer stellen in diesen Fällen lediglich eine behandlungsresistente Anorexie und/oder Ptyalismus fest. Die abdominale Palpation ist nur wenig schmerzhaft und lässt nur selten eine Zubildung erkennen.

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8 - Erkrankungen des Magens und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

> Ätiologie

> Diagnose von Magentumoren Abbildung 31 – Gastroskopie bei einer 9 Jahre alten Norwegischen Waldkatze, vorgestellt aufgrund einer Magenretention. Eine voluminöse Zubildung besetzt nahezu die gesamte antrale Region. Bei der abdominalen Sonographie fallen vergrößerte abdominale Lymphknoten auf.

Hämatologische und biochemische Veränderungen Nur wenige Laborbefunde können dem Tierarzt orientierende Hinweise geben. Gelegentlich ist eine Eisenmangelanämie festzustellen, die auf einen chronischen Blutverlust infolge erosiver Schleimhautveränderungen hindeutet.

Klassische Röntgentechnik Leerröntgenaufnahmen sind nicht sehr hilfreich, insbesondere, wenn sich die Läsionen im Anfangsstadium befinden oder diffus in der Magenwand verteilt sind (felines Lymphom). Kontraströntgenaufnahmen können Füllungsdefekte in der Magenhöhle, abnorme Magenschleimhautfalten oder parietale Ulzera mit einer verdächtigen Verdickung zeigen, oder aber auf eine erworbene parietale Rigidität hinweisen. Aus technischer Sicht sind diese Aufnahmen bei der Katze sehr schwierig und geben bei Lymphomen im Frühstadium keinerlei diagnostische Hinweise.

Abdominale Sonographie Die abdominale Sonographie ist eine unerlässliche diagnostische Maßnahme bei Magentumoren. Voraussetzung für aussagekräftige Resultate sind allerdings eine qualitativ hochwertige technische Ausstattung und ein Untersucher mit einer spezifischen Ausbildung. Bestandteil der sonographischen Untersuchung ist die Differenzialdiagnose verschiedener histologischer Typen von Tumoren des Verdauungstraktes (Penninck 1998). Eine zytologische Untersuchung nach Feinnadelaspiration unter sonographischer Kontrolle kann initial als Alternative zur Endoskopie in Betracht gezogen werden. Insbesondere gilt dies bei Patienten mit einem alimentären Lymphom (Abbildung 30) und vor allem dann, wenn die regionalen Lymphknoten vergrößert sind. Mit Hilfe der abdominalen Sonographie kann sich der Untersucher darüber hinaus den im Vorfeld medikamentöser oder chirurgischer Maßnahmen unerlässlichen Überblick über Art, Ausdehnung und Metastasierung der tumorösen Veränderungen verschaffen (Abbildung 31).

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• Bei der Katze kann sich ein Lymphom des Verdauungstraktes als makroskopisch sehr schwierig zu diagnostizierende infiltrative Form des Tumors darstellen. Einige tumoröse Läsionen ähneln makroskopisch sehr stark einer isolierten chronischen Gastritis oder einer IBD. Eine Prognose ist deshalb nur anhand der Resultate einer histopathologischen Untersuchung möglich. Die Magenschleimhautfalten sind stark hyperplastisch und ödematisiert und haben ein „hirnwindungsartiges“ Erscheinungsbild (Abbildung 32). Magenlymphome können sich aber auch in einer exophytischen Form mit einem weniger typischen endoskopischen Erscheinungsbild darstellen. Die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet des Immunlabeling (Immunfluoreszenz) ermöglichen eine genauere Untersuchung des felinen Lymphoms auf dem Wege einer Lokalisierung von Membranantigenen (Fondacaro et al. 1999). • Weitere Magentumore werden bei Katzen nur vereinzelt festgestellt. Leiomyome und Leiomyosarkome stellen sich als gelegentlich sehr umfangreiche Zubildungen dar, die in das Magenlumen hineinragen und bei Lokalisation im Bereich des Antrums zu Magenentleerungsstörungen führen können. Die Diagnose dieser Tumore erfolgt eher auf makroskopischem Weg, da Schleimhautbiopsien oft „negativ“ sind (Tumore der Muskelschichten). Äußerst selten kommen auch gastrale Karzinoid-Tumore (neuroendokrine Tumore) oder Fibrosarkome des Magens vor.

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Abbildung 32 – Magenlymphom bei einer 10 Jahre alten Europäisch-Kurzhaar Katze: Magenfalten mit „hirnwindungsartigem“ Erscheinungsbild im Bereich des Fundus, die bei Luftinsufflation kaum verstreichen. Die histologische Untersuchung bestätigt ein Lymphom.

• Gutartige adenomatöse Tumore können für Erbrechen und Abmagerung verantwortlich sein, wenn sie im Pylorusbereich angesiedelt sind und eine Magenretention hervorrufen. Die mechanische Beeinträchtigung durch diese Tumore kann erhebliche Ausmaße annehmen. In diesen spezifischen Fällen hat die chirurgische Exzision der tumorösen Zubildung einen kurativen Effekt.

Beurteilung von Art, Ausdehnung und Metastasierung des Tumors Bei Magenkarzinomen (sehr selten bei der Katze; Roubardeau & Péchereau 2006) entstehen zunächst lokale und regionale Metastasen (Lymphknoten, Leber, Milz, Pankreas, Peritoneum etc.). Bei Patienten mit Lymphom kann bereits im Frühstadium eine regionale Lymphadenopathie festgestellt werden. Ergänzend zur Gastroskopie bietet sich die abdominale Sonographie an. Leerröntgenaufnahmen des Thorax lassen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose nur selten Hinweise auf Lungenläsionen erkennen.

> Prognose und Behandlung Die Prognose hängt im Wesentlichen vom histologischen Typ des Tumors ab. Bei Katzen mit gastralem Lymphom führt eine Chemotherapie mit oder ohne begleitende chirurgische Behandlung (empfohlen in besonderen Fällen, z. B. bei stark umschriebenen oder nodulären tumorösen Veränderungen) zu längeren Überlebenszeiten (häufig einige Monate, seltener auch einige Jahre; Lanore & Delprat 2002; Slatter et al. 2003). Leiomyome, Leiomyosarkome und Karzinome verlangen eine chirurgische Behandlung, eventuell ergänzt durch eine Chemotherapie.

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung Diarrhoe des Katzenwelpen Diarrhoe bei Katzenwelpen ist ein häufiger Grund für den Besuch beim Tierarzt. Die Behandlung kann sich als sehr schwierig erweisen. Betroffen sind entweder ganze Würfe, Gruppen zusammen lebender Tiere oder auch einzelne Katzenwelpen im Alter zwischen zwei Monaten und einem Jahr. In der Praxis sehen sich Tierärzte insgesamt eher selten mit den Problemen der Katzenzucht in all ihren sehr spezifischen und in der Aus-

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Verdauung

Makroskopisches Erscheinungsbild der Läsionen

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Gastroskopie Die Gastroskopie ist das Untersuchungsverfahren der ersten Wahl, unter der Voraussetzung streng definierter Indikationskriterien. Neben der direkten Visualisierung der Schleimhautoberfläche ermöglicht diese Untersuchungsmethode die Entnahme multipler parietaler Biopsieproben, deren histopathologische Untersuchung zur Bestätigung der Diagnose führt, insbesondere aufgrund der Eingrenzung auf diese Lokalisation. Darüber hinaus können mit Hilfe der Gastroskopie andere Erkrankungen des Verdauungstraktes mit ähnlichem klinischem Bild differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden.


Obstipation ist ein recht häufiges Problem bei Katzenwelpen. In der großen Mehrzahl der Fälle ist die Ursache eine mangelhafte perineale Stimulation zur Förderung der Defäkation. Bei verwaisten Katzenwelpen, großen Würfen und primiparen Müttern ist es die Aufgabe des Katzenhalters oder Züchters, darauf zu achten, dass die Welpen regelmäßig Kot und Harn absetzen. Im Falle einer unregelmäßigen Defäkation führt die Verlangsamung der Darmpassage zu einer vermehrten intestinalen Absorption von Flüssigkeit und somit letztlich zur Entstehung einer Obstipation. Die Applikation von Paraffin ist bei Katzenwelpen nicht zu empfehlen. Besser geeignet sind eine wiederholte Massage der Perinealgegend und Waschungen dieses Bereichs mit lauwarmem Wasser. In schwereren Fällen muss ein Einlauf unter Allgemeinanästhesie durchgeführt werden.

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9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Die unterstützende Ernährung bei Katzenwelpen mit Hilfe von Sonden setzt entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten voraus. Züchter sollten sich die hierfür notwendigen Handgriffe von ihrem Tierarzt zeigen lassen. Bei fehlerhafter Durchführung, insbesondere bei Einführen der Sonde in die Luftröhre anstelle der Speiseröhre, besteht die Gefahr einer tödlich verlaufenden Aspirationspneumonie.

Kot von Katzenwelpen ist normalerweise weich und gelb.

Bei Katzenwelpen ohne Mutter muss nach jeder Mahlzeit die Defäkation angeregt werden.

bildung meist nur wenig berücksichtigten Facetten konfrontiert. Katzenzüchter müssen sich dagegen immer wieder mit Verdauungsstörungen bei Katzenwelpen im Zeitraum von der Geburt bis zum Alter von 2-3 Monaten auseinandersetzen. Vom behandelnden Tierarzt werden in dieser Situation konkrete und unmittelbare Lösungen erwartet. In der Tat dehydriert ein Katzenwelpe mit Diarrhoe sehr schnell und benötigt im Mittel 14-16 ml Wasser/100 g Lebendgewicht (Malandain et al. 2006). Wird ein Katzenwelpe mit Diarrhoe und einem noch zufrieden stellenden Allgemeinzustand vorgestellt, gilt es an erster Stelle, zwei potenzielle Ursachen abzuklären: Eine Futtermittelunverträglichkeit/-allergie und Parasitenbefall. Die Prävalenz parasitärer Erkrankungen ist hoch und wird, sowohl innerhalb von Katzengruppen als auch bei einzelnen jungen Katzen oftmals unterschätzt (Spain et al. 2001).

> Verdauungsstörungen bei verwaisten Katzenwelpen Ohne die Unterstützung der Mutter sind die Gesundheit und die Entwicklung junger Katzenwelpen in diesem ersten Lebensabschnitt stark gefährdet. Die sehr jungen Katzen sind gewissermaßen „poikilotherm“, da sie keine eigene schützende Fettschicht besitzen. Eine Hypothermie führt unweigerlich zu einem paralytischen Ileus, dessen Entstehung vorgebeugt werden muss. Insbesondere muss unter diesen Umständen auf die Haltungsbedingungen und die Einhaltung der diätetischen Normen geachtet werden. Die wichtigsten Ursachen von Diarrhoe in diesem frühen Lebensabschnitt sind: - Überernährung (Hoskins 1995) - schlecht zubereiteter, schlecht konservierter oder mit falscher Temperatur verabreichter Milchersatz. Die erfolgreiche Aufzucht verwaister Katzenwelpen ist abhängig von der Qualität des Milchersatzes, der Hygiene bei der Nahrungszubereitung und bei der Fütterung, dem optimalen Management der Umgebungstemperatur, der Länge und Tiefe der Schlafphasen, den Pflegemaßnahmen, den externen Stimuli und der sozialen Einbindung.

> Verdauungsstörungen diätetischen Ursprungs in der Absetzphase Unter physiologischen Gesichtspunkten handelt es sich bei der Absetzphase um eine sehr kritische Periode. Aus immunologischer und verdauungsphysiologischer Sicht sind Katzenwelpen in diesem Lebensabschnitt (Abbildung 33) noch unreif und deshalb vor allem in einem Milieu mit hohem Infektionsdruck sehr anfällig. In der Absetzphase sind Katzenwelpen verschiedenen Formen von Stress ausgesetzt: - Umstellung der Ernährung - Trennung von der Mutter - Anpassung an eine neue Umgebung und ein neues mikrobiologisches Milieu. Ein einfaches, allgemein gültiges „Rezept“ für das Management des Absetzens gibt es nicht. Akzeptabel ist letztlich jede Strategie, die zu guten Ergebnissen führt. Das Absetzen beginnt etwa in der 4.-5. Lebenswoche und sollte im Alter von 7 Wochen abgeschlossen sein. Die häufigsten Ursachen von Diarrhoe in der Absetzphase (außer Infektionskrankheiten und Parasitenbefall): - schlecht verdauliches Futter - schlecht konserviertes Futter - zu umfangreiche Rationen - zu stärkereiches Futter (Abbildung 34).

108


93

10 Wochen 15 Wochen 20 Wochen 25 Wochen

Verdaulichkeit (%)

91 89 87 85 83

30 Wochen

81

Trockensubstanz

Proteine

Stärke

Fette

Organische Substanz

Energie

Eine Steigerung der Verdaulichkeit der meisten Parameter ist ab Woche 20 zu beobachten (n=12).

ABBILDUNG 34 – ENTWICKLUNG DER KOHLENHYDRATVERDAUUNG BEI KATZENWELPEN VOR UND NACH DEM ABSETZEN IM VERGLEICH ZUR ADULTEN KATZE nach Kienzle 1993

50

Absetzen

400

25

Fähigkeit der Katze, Stärke zu verdauen (%)

Fähigkeit der Katze, Laktose zu verdauen (%)

800

2 2

4

6

8

10

Wochen

> Idiopathische Enteritis der Katzenwelpen Bei jungen Katzen im Alter zwischen 6 und 12 Monaten beobachtet man gelegentlich eine gegen die üblichen symptomatischen Behandlungsmaßnahmen resistente Diarrhoe, die sich innerhalb weniger Monate spontan zurückbildet (Hoskins 1995). Die betroffenen Tiere zeigen einen profusen Durchfall bei meist gut erhaltenem Allgemeinzustand. Die Ergebnisse ergänzender Untersuchungen ergeben keine pathologischen Befunde. Mögliche Ursache ist eine mangelhafte Reife der Verdauungsfunktion, eventuell verstärkt durch Fütterungsfehler.

> Diagnose

Das Absetzen kann eingeleitet werden, wenn die mittleren Tageszunahmen der Katzenwelpen zu sinken beginnen, und ist in der Regel im Alter von sieben Wochen abgeschlossen.

Die klinischen Symptome sind nicht spezifisch für die zugrunde liegende Ursache. Es empfiehlt sich deshalb, streng methodisch vorzugehen und dabei neben den Befunden der klinischen Untersuchung vor allem auch anamnestische Informationen über die Umstände des Auftretens der Diarrhoe und die Lebensbedingungen des Patienten zu berücksichtigen. Katzenzüchter müssen über die frühzeitig erkennbaren klinischen Symptome informiert werden: Welches sind die Hauptsymptome? Welche Kriterien machen eine stationäre Aufnahme erforderlich? Wird der Welpe eines privaten Besitzers vorgestellt, muss vor Beginn der klinischen Untersuchung zunächst eine vollständige Anamnese erhoben werden (freier Zugang nach draußen, Kontakt mit kranken Tieren, Möglichkeit einer Aufnahme toxischer Substanzen, beobachtete Symptome). © Yves Lanceau/RC/British shorthair

109

Verdauung

WELPEN nach Harper & Turner 2000

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

ABBILDUNG 33 – ENTWICKLUNG DER VERDAULICHKEIT VERSCHIEDENER NÄHRSTOFFE WÄHREND DES WACHSTUMS VON KATZEN-


© G. Casseleux/UMES

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Bei Katzenwelpen machen folgende Kriterien eine stationäre Aufnahme erforderlich (Battersby & Harvey 2006): - Veränderung des Allgemeinzustands (Asthenie, Anorexie) - Herzrhythmusstörungen: Bradykardie oder Tachykardie - Hyperthermie oder Hypothermie - Dehydratation - Frischblut im Kot - abnormer abdominaler Palpationsbefund (Zubildung, Lymphknoten etc.) - weitere klinische Symptome: häufiges Erbrechen, Ikterus etc. Beim stationär aufgenommenen Katzenwelpen wird zunächst eine Wiederherstellung des Flüssigkeits- und Elektrolytgleichgewichts eingeleitet (Flüssigkeitstherapie, Isolierung falls erforderlich, intravenöse Behandlung).

Abbildung 35 – Tupfer für die Probenentnahme bei viraler Enteritis. Für den Nachweis von Coronaviren (hier auf rektalem Weg) stehen verschiedene Tupfer oder zytologische Bürsten zur Verfügung. Bei der Polymerase Kettenreaktion (PCR) handelt es sich um eine Labormethode zur Vervielfältigung von Virus-DNA, die einen Nachweis selbst bei sehr geringen Mengen von Virusmaterial ermöglicht.

Je nach klinischer Situation werden folgende ergänzende Untersuchungen durchgeführt: - hämatologische und biochemische Analysen (Leukozytose, Anämie, Hyper- oder Hypoproteinämie). Eine exsudative Enteropathie geht mit einer Hypoproteinämie einher, während eine Hyperproteinämie eines der Leitsymptome der felinen infektiösen Peritonitis (FIP) ist. Metabolische Ursachen einer Diarrhoe dürfen nicht allein aufgrund des geringen Alters der Katzenwelpen ausgeschlossen werden. - Bestimmung des Gerinnungsstatus bei Blutungen im Verdauungstrakt - Kotuntersuchung (Zytologie, Bakteriologie in bestimmten Fällen, Suche nach Larven und Zysten unter Berücksichtigung der periodischen Ausscheidung bestimmter Protozoen) - Nachweis von Retroviren (FeLV, FIV) - PCR mit Blut und/oder rektalen Abstrichen (FIV; Abbildung 35) - Bestimmung der fTLI (feline Trypsinogen-like immunoreactivity) mit Hilfe eines speziellen Test-Kits für Katzen

> Behandlung der Diarrhoe bei Katzenwelpen Bei akuter und erst seit kurzer Zeit bestehender Diarrhoe ohne Beeinträchtigung des Allgemeinzustands erfolgt eine rein symptomatische Behandlung. Persistieren die klinischen Symptome trotz Behandlung über einen Zeitraum von mehr als einigen wenigen Tagen, müssen ergänzende Untersuchungen eingeleitet werden. Ein zweiter symptomatischer Behandlungsversuch ist dagegen nach dem Scheitern der initialen Behandlung nicht ratsam, selbst wenn die Symptome erst seit etwa einer Woche bestehen. Als „chronisch“ gilt eine Diarrhoe erst nach drei bis vier Wochen.

© Yves Lanceau/RC/British shorthair

Spezifische Behandlungsmaßnahmen richten sich gezielt gegen die zugrunde liegende Erkrankung. Als limitierender Faktor erweist sich nicht selten das Einhalten der verordneten Behandlungsmaßnahmen seitens der Besitzer. Vor allem in Haushalten mit mehreren Katzen oder in Katzenkolonien stellt sich das strikte Befolgen der diätetischen Behandlung oft als sehr problematisch dar. Bei Katzenwelpen mit Diarrhoe ist die Fütterung einer „neuen“, also zuvor noch nie gefütterten Proteinquelle zu empfehlen. Der Fasergehalt der Nahrung muss gesenkt werden, es sei denn, es liegen Symptome vor, die auf eine Erkrankung des Dickdarms hindeuten. Probiotika können die Wiederherstellung einer ausgewogenen Darmflora unterstützen (Guilford & Matz 2003; Marshall Jones et al. 2006). Die Wirksamkeit von Präbiotika (z. B. Fructo-Oligosaccharide) muss in jedem Einzelfall anhand der Reaktionen des Patienten beurteilt werden. Bei Verdauungsstörungen in einer Katzenhaltung müssen einige Sofortmaßnahmen praktisch umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Isolierung erkrankter und eine Quarantäne neu hinzukommender Tiere. Zu den präventiven Maßnahmen gehört unter anderem auch die Hygiene (Desinfektion) der Räumlichkeiten.

Infektiöse Gastroenteritiden Der Begriff „infektiös“ wird an dieser Stelle sehr weit gefasst. Dieser Abschnitt konzentriert sich auf die bei Katzen häufiger auftretenden viralen, parasitären und bakteriellen Gastroenteritiden. Die Exposition des Verdauungstraktes gegenüber verschiedenen pathogenen Erregern führt nicht immer zu klinisch manifesten Symptomen (Guilford & Strombeck 1996c). Grundsätzlich steht jedoch jede Störung der für den Erhalt der Homöostase zuständigen physiologischen Mechanismen im Verdacht, ein Ungleichgewicht der intestinalen Mikroflora hervorzurufen oder Modifikationen der lokalen Antigenität auszulösen, die letztlich zu Diarrhoe führen.

> Virale Gastroenteritiden Die Gesamtprävalenz von Viren, die bei Katzen zu Infektionen des Verdauungstraktes führen, ist nicht bekannt (Guilford & Strombeck 1996c). Solche Virusinfektionen verursachen sehr unterschiedliche klinische 110


Enteritis infolge des felinen Coronavirus Das feline Coronavirus besitzt dieselben antigenen und morphologischen Charakteristika wie das Virus der FIP. Es gilt heute als bestätigt, dass eine Mutation des felinen Coronavirus zur klinischen Expression der FIP führt. Die Replikation des Virus findet im Apex der Mikrovilli statt. Infizierte Tiere entwickeln moderate transiente Verdauungsstörungen. In einigen Fällen sind keinerlei klinische Symptome feststellbar.

Feline infektiöse Peritonitis Diese Erkrankung äußert sich in verschiedenen klinischen Formen. Am häufigsten beschrieben wird die so genannte „feuchte FIP“, eine Form mit entzündlichen Ergüssen in Körperhöhlen. Die „trockene“ Form der FIP ist gekennzeichnet durch eine granulomatöse Entzündung verschiedener Parenchyme (Pankreas, Leber, Darmwand, Lymphknoten). Klinisch manifestiert sich eine FIP also nicht in Form einer banalen akuten oder chronischen Gastroenteritis. In vielen Fällen, aber nicht ausschließlich, sind junge Tiere betroffen. Ein häufig beobachtetes Symptom ist Hyperthermie. Ergänzende Untersuchungen (Hämatologie, Biochemie [Hyperproteinämie], PCR etc.) stützen die klinische Verdachtsdiagnose.

In Katzenzuchten oder Gruppenhaltungen ist stets mit dem Auftreten von Viruserkrankungen (Coronavirose, Feline infektiöse Peritonitis, Retrovirosen, feline Panleukopenie) zu rechnen, selbst unter guten hygienischen Bedingungen und peinlich genau eingehaltenen prophylaktischen Strategien.

Eine weitere und weniger bekannte Form der FIP ist die atypische, isolierte granulomatöse Kolitis, deren sonographische Veränderungen typisch sind (Harvey et al. 1996). Die Prognose ist in jedem Fall schlecht.

Retrovirusinfektionen (FeLV – FIV) Das FeLV ist für eine tödlich verlaufende, perakute Enterokolitis und eine lymphozytäre Ileitis verantwortlich. Das FIV führt dagegen eher zu einer schubweise auftretenden, rezidivierenden Diarrhoe. Katzen mit FIV-Infektion können lange Zeit überleben und gelegentlich Verdauungsstörungen unterschiedlicher Intensität entwickeln. Die mit der Infektion einhergehende Immunsuppression kann Infektionen mit enterotoxischen Erregern begünstigen (Battersby & Harvey 2006). In diesen Fällen handelt es sich dann um eine sekundäre Diarrhoe infolge anderer Infektionserreger und nicht um eine primär durch das FIV selbst hervorgerufene Diarrhoe.

Feline Panleukopenie Der Erreger der felinen Panleukopenie ist ein Parvovirus, dessen epidemiologische, pathophysiologische, klinische und hämatologische Charakteristika denen des kaninen Parvovirus ähnlich sind (Squires 2003). Das pathogene Potenzial des Virus kann sich bereits in utero oder während der neonatalen Periode in Form einer Hypoplasie des Kleinhirns manifestieren (Guilford & Strombeck 1996c). Die klinischen Symptome manifestieren sich vier bis sieben Tage nach der orofäkalen Übertragung des in der Umwelt sehr stabilen Virus. Die Virusreplikation findet in den sich schnell teilenden Geweben wie Knochenmark, Lymphgewebe und Darmkrypten statt. Die am stärksten betroffenen Darmabschnitte sind das Jejunum und das Ileum. Klinisch-pathologische Folgen der Infektion sind eine Leukopenie und eine Nekrose der Darmkrypten, die sich in einer hämorrhagischen Enteritis äußert. Dominiert wird das klinische Bild von einer generalisierten Schwäche, einer Anorexie mit schneller Abmagerung, Erbrechen und Diarrhoe. Bei der perakuten Verlaufsform können Todesfälle noch vor dem Auftreten einer Diarrhoe vorkommen. Die massive Translokation von Bakterien kann zu einem septischen Schock führen. Eine häufige Todesursache ist eine akute Leberinsuffizienz. Verschiedene andere Viren können für akute Verdauungsstörungen bei Katzen verantwortlich sein. Zu nennen sind hier unter anderem Astroviren (bei Katzenwelpen isoliert), Rotaviren (neonatale Diarrhoe), Reoviren oder Caliciviren. Der Nachweis dieser Viren ist schwierig, und ihre pathogene Rolle ist nicht vollständig geklärt.

> Parasitäre Gastroenteritiden

Parasitenbefall Ein Parasitenbefall muss relativ hochgradig sein, damit sich klinische Symptome wie Blähungen/Flatulenz, Erbrechen, Diarrhoe, Hautläsionen oder Husten durch wandernde Larven manifestieren. Bei jungen Tieren und in Gruppenhaltungen ist die Prävalenz parasitärer Enteritiden höher. Bei Katzen privater Halter wird 111

Verdauung

© G. Casseleux/UMES

Diese Erkrankungen verbreiten sich sehr schnell und sind hoch kontagiös. Wichtig ist eine systematische Prävention mit Hilfe strenger Hygienemaßnahmen, einer Quarantäne für neu hinzukommende Tiere und Impfungen, wo diese möglich sind.

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Symptome, die von einer kaum wahrnehmbaren Veränderung des Allgemeinzustands bis hin zu einer hochgradigen nekrotisierenden Enteritis bei Panleukopenie reichen.


© École Nationale Vétérinaire d’Alfort/Service de parasitologie

Darmparasiten können sich in verschiedenen Darmabschnitten ansiedeln. Häufig befallen ist der Dünndarm, aber auch der Dickdarm kann betroffen sein. Die klinischen Folgen eines Parasitenbefalls sind eine Anämie, Maelena (Ancylostoma spp.), plötzliche ungeklärte Todesfälle in einer Zuchtanlage, Wachstumsverzögerungen bei Katzenwelpen und Fertilitätsstörungen in Zuchtbetrieben. Abbildung 36 - Adulter Askaride. Adulte Askariden haben einen runden Querschnitt und eine Länge von 4-10 cm.

Am häufigsten findet man Askariden (Abbildung 36 und 37; Toxocara cati, Toxascaris leonina), Zestoden (hauptsächlich Dipylidium caninum; Abbildung 38), Ancylostoma spp. (Ancylostoma tubaeforme) und Strongyloides tumefaciens in tropischen Klimazonen. Die Diagnose erfolgt über eine koproskopische Untersuchung (Zinksulfat-Flotation).

© École Nationale Vétérinaire d’Alfort/Service de parasitologie

Die Behandlung parasitärer Enteritiden stützt sich auf Anthelmintika, die in verschiedenen galenischen Formen zur Verfügung stehen: orale Pasten, kleine Tabletten speziell für Katzen oder „Spot on“-Präparate. Tabelle 7 fasst die gängigen Wirkstoffe und deren Wirkungsspektren zusammen. Die Behandlung der graviden Katze wird zwei Wochen vor der Geburt und anschließend in der 3., 5. und 7. Woche post partum empfohlen. Ziel ist es, den Entwicklungszyklus der Darmparasiten zu durchbrechen.

Protozoen Der Verdauungstrakt kann von zahlreichen Protozoen, wie zum Beispiel Giardien, Kokzidien oder Trichomonaden, besiedelt werden.

Abbildung 37 - Askaridenei

Giardiose Die bei der Katze seltener als beim Hund auftretende Giardiose äußert sich klinisch als intermittierende Verdauungsstörungen (unspezifische Diarrhoe), aber auch in Form von dysorektischen Phasen oder eines reduzierten Allgemeinbefindens. Begünstigt wird die klinische Expression einer Giardiose durch einen immunsuppressiven Zustand.

TABELLE 7 – ZUSAMMENFASSUNG DES WIRKUNGSSPEKTRUMS DER WICHTIGSTEN ANTHELMINTIKA Nematoden Wirkstoff

Askariden

Zestoden Ankylostomen

Taenien

Dipylidium

Piperazin Oxibendazol

© Royal Canin

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

die Prävalenz oft unterschätzt (Battersby & Harvey 2006). Verschiedene Übertragungswege kommen in Frage: Orofäkale Kontamination, Kontamination in utero (Toxocarose), Übertragung durch Kolostrum oder Milch, Aufnahme von Zwischenwirten (Taenia).

Pyrantel Milbemycinoxim

Abbildung 38 - Segmente von Dipylidium caninum

Selamectin Levamisol; Tetramisol Emodepsid Mebendazol 2 Tage Mebendazol 5 Tage Moxidectin Flubendazol 2 Tage Flubendazol 3 Tage Fenbendazol 3 Tage Niclosamid Praziquantel

Zu beachten: In unterschiedlichen Ländern können unterschiedliche Zulassungsbestimmungen für die Anwendung der hier aufgeführten Wirkstoffe bei Katzen bestehen. 112


Kokkzidiose (Isospora felis, Isospora rivolta; Abbildung 40) Diese Protozoonose kommt in Katzenhaltungen häufig vor. Verstärkt wird die klinische Expression durch andere zugrunde liegende Parasitosen und schlechte hygienische Bedingungen. Folgende klinische Symptome können auftreten: - Wachstumsverzögerung bei Katzenwelpen - abdominale Schmerzen - Hyperthermie - Tenesmus - mukoide Diarrhoe

Abbildung 39 – Oozysten von Giardia spp. Die Oozysten überleben in feuchtem Milieu. Einige Wildtierarten dienen als Reservoir.

Die Hygiene der Räumlichkeiten ist ein wichtiger Faktor der Prävention. Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Trimethoprim/Sulfonamid, Clindamycin oder Toltrazuril bei resistenten Formen. © Brau/UMES

Trichomoniasis (Tritrichomonas fœtus, Pentatrichomonas hominis) Bei der Trichomoniasis (Trichomonadiose) dürfte es sich um eine weithin unterschätzte Ursache rezidivierender Verdauungsstörungen bei jungen Katzen handeln, insbesondere in Gruppenhaltungen. Die Pathogenese ist multifaktoriell, und es besteht eine Interaktion mit der residenten Flora des Wirtes (Gookin et al. 1999). Zur klinischen Expression kommt es vor allem unter schlechten hygienischen Bedingungen. Klinische Symptome sind eine überwiegend im Dickdarm lokalisierte Diarrhoe mit Hämatochezie und/oder Schleimbeimengungen, eine perianale Entzündung und ein Rektumprolaps. Die Übertragung erfolgt direkt auf orofäkalem Weg.

> Bakterielle Gastroenteritiden Einige pathogene Bakterien können primäre akute oder chronische Diarrhoen auslösen. Im Unterschied zu den Protozoen wird ihre Inzidenz in der Regel jedoch deutlich überschätzt. Eine Indikation für eine antibiotische Behandlung besteht erst dann, wenn ein enteropathogener Bakterienstamm tatsächlich isoliert werden konnte. Eine nicht gerechtfertigte antibiotische Behandlung birgt stets das Risiko einer Entstehung schwerwiegender Störungen des Gleichgewichts der Darmflora.

© Brau/UMES

Der Nachweis dieser Protozoen mittels Koproskopie ist schwierig, da sie mit Giardien verwechselt werden können. Kommerziell erhältlich sind Kotkulturen-Tests (In Pouch TF©). Im Dickdarm verursachen Trichomonaden eine Infiltration mit Entzündungszellen (lymphoplasmazellulär oder neutrophil) und gelegentlich Mikroabszesse der Krypten (Yaeger & Gookin 2005). Eine vollständige Eradikation ist schwierig, da Trichomonaden resistent gegen Imidazole sind. Eine neuere Studie beschreibt eine Überrepräsentation von reinrassigen Katzen, insbesondere Siamkatzen und Bengalen (Gunn-Moore et al. 2007). Abbildung 40 – Oozysten von Isospora felis: unreif (oben) und infektiös (unten). Die Reifung der Oozysten dauert mindestens 48 Stunden.

Die wichtigsten pathogenen Bakterien, die Verdauungsstörungen bei Katzen auslösen können (Henroteaux 1996): - Campylobacter spp. (gesunde Träger möglich) - Salmonella spp. (gesunde Träger möglich, Septikämierisiko bei pathogenen Stämmen) - E. coli (enteropathogene Stämme) - Clostridium perfringens - Yersinia enterocolitica Klinisch beobachtet man häufig eine hochgradige Beeinträchtigung des Allgemeinzustands, nicht selten aber auch eine Hyperthermie und Frischblutbeimengungen im Kot. Ein Serumelektrolytprofil ist die Voraussetzung für eine gezielte Wiederherstellung eines ausgeglichenen Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes einschließlich einer Korrektur der Hypokaliämie. Die Anamnese muss unter anderem auch der Frage nachgehen, ob es im Umfeld des betroffenen Tieres erkrankte Personen gibt. Die Diagnose erfolgt mit Hilfe einer zytologischen Kotuntersuchung, bei der Leukozyten und bakterielle Elemente auffallen, und schließlich einer bakteriellen Kotkultur. 113

Verdauung

Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Imidazolen wie Metronidazol oder Fenbendazol. Bei resistenten Formen sollte eine korrekte Dekontamination der Umgebung sichergestellt werden (Entfernen von Kot und Desinfektion mit quaternären Ammoniumverbindungen). Betroffene Tiere müssen gewaschen werden, um eine Reinfektion durch orale Aufnahme von Oozysten (Abbildung 39) bei der Fellpflege zu verhindern.

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

© École Nationale Vétérinaire d’Alfort/Service de parasitologie

Die Trophozoiten sitzen am Bürstensaum des proximalen Dünndarms. Sie werden periodisch mit dem Kot ausgeschieden, so dass zur Vermeidung falsch-negativer Diagnosen stets mehrere koproskopische Untersuchungen in Abständen von einigen Tagen notwendig sind. Für die Praxis steht ein ELISA-Testkit zur Verfügung.


9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Akute gastrointestinale Erkrankungen > Ätiologie Bei der Katze sind akute gastrointestinale Erkrankungen meist diätetischen, infektiösen, parasitären oder toxischen Ursprungs (siehe oben). Zentrale klinische Symptome sind Erbrechen und Diarrhoe in unterschiedlicher Ausprägung. Katzen mit akuter Diarrhoe neigen gelegentlich dazu, Kot außerhalb der Katzentoilette abzusetzen. Bei Patienten mit okklusivem Syndrom steht Erbrechen im Vordergrund.

> Ergänzende Untersuchungen Ergänzende Untersuchungen sind anfangs nur selten gerechtfertigt. Die Entscheidungskriterien für eine stationäre Aufnahme sind im Wesentlichen dieselben wie bei der Diarrhoe der Katzenwelpen: - Veränderung des Allgemeinzustands und Dehydratation - Tachykardie oder Bradykardie - Hyperthermie - Hämatemesis - abdominale Schmerzen oder abnorme Palpationsbefunde - Verdacht auf Peritonitis Die chronologische Abfolge ergänzender Untersuchungen richtet sich nach den Informationen aus dem Vorbericht und wird in jedem Einzelfall individuell festgelegt. An erster Stelle stehen hämatologische Untersuchungen (Leukopenie oder Leukozytose, Anämie), Virustests (FeLV, FIV), koproskopische Untersuchungen, Röntgenaufnahmen, sowie eine sonographische Untersuchung, insbesondere bei Verdacht auf ein okklusives Syndrom.

> Diätetische Maßnahmen Bei einer Katze mit akutem Erbrechen und Diarrhoe wird zunächst eine Phase der vollständigen Nahrungskarenz (nil per os) eingeleitet. In der Tat ist eine Ernährung auf oralem Weg bei Katzen mit persistierendem Erbrechen oder profuser Diarrhoe nicht möglich. Da Diarrhoe und Erbrechen nicht selten zu Störungen des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basengleichgewichts führen, muss zunächst eine gezielte Rehydrierung des Patienten erfolgen. Bei entsprechender Verträglichkeit kann die erforderliche Flüssigkeit auf oralem Weg zugeführt werden, in vielen Fällen werden Infusionslösungen jedoch parenteral verabreicht. Obligatorisch ist eine Flüssigkeitstherapie bei Patienten mit klinisch manifester Dehydratation (> 5 %) oder Katzen, die eine spontane Trinkwasseraufnahme verweigern. Hat sich der Zustand der Katze stabilisiert und beginnt sie schließlich, freiwillig Nahrung aufzunehmen, werden je nach individueller Verträglichkeit zunächst häufige kleine Mahlzeiten über einen Zeitraum von 24 bis 48 Stunden angeboten. Beispiele für geeignete selbst zubereitete Mahlzeiten sind gekochter Reis mit zwei Teilen magerem, gekochtem Fleisch (Huhn oder Pute) oder Eiern. Milch oder Milchprodukte wie Magerquark (laktosearm) können ebenfalls eingesetzt werden, der hohe Laktosegehalt kann gelegentlich jedoch zu Verträglichkeitsproblemen führen. Eine weitere Möglichkeit ist die Fütterung eines hoch verdaulichen kommerziellen Diätfuttermittels mit moderatem Fettgehalt. Während der akuten Phase der Erkrankung empfiehlt sich die Verwendung eines „neuen“ Proteins, also einer in der üblichen Nahrung nicht verwendeten Proteinquelle, um das Risiko einer Sensibilisierung und allergischer Reaktionen zu minimieren. Der diätetische Fasergehalt von Futtermitteln für Katzen mit akuten Magendarmproblemen muss eingeschränkt werden, um eine optimale Verträglichkeit und Verdaulichkeit der Nahrung sicherzustellen. Dagegen sollte der Gehalt an Kalium, Natrium und Chlorid erhöht werden, um die Elektrolytverluste durch das Erbrechen und die Diarrhoe auszugleichen. Wenn sich der klinische Zustand bessert, kann die Ernährung des Patienten bei entsprechender Verträglichkeit wieder schrittweise auf die gewohnte Nahrung umgestellt werden.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Inflammatory bowel disease (IBD) Der auch in der deutschsprachigen Literatur inzwischen weit verbreitete Begriff der „Inflammatory bowel disease“ (IBD) beschreibt die Hauptursache chronischer Verdauungsstörungen bei unseren domestizierten Karnivoren, insbesondere bei der Katze. Es handelt sich um einen Oberbegriff für eine Gruppe von idiopathischen Erkrankungen, obgleich auch einigen definierten Pathomechanismen eine gewisse Bedeutung für die klinische und anatomisch-pathologische Expression der Erkrankung zugeschrieben wird (diätetische, parasitäre und bakterielle Antigene). Zahlreiche Studien machen komplexe Interaktionen zwischen indivi114


Die Definition der IBD erfolgt auf der Grundlage histologischer Kriterien. Maßgeblich ist eine Infiltration der Schleimhaut des Dünn- und/oder Dickdarms durch Entzündungszellen, meist vom lymphoplasmazellulären Typ (Abbildung 41). Aber auch Neutrophile, Eosinophile und Makrophagen werden nachgewiesen (Tams et al. 1996a). Der strengsten Definition zufolge werden dem Begriff IBD ausschließlich auf den Dünndarm und/oder Dickdarm begrenzte Läsionen zugeordnet. Einige Autoren schließen jedoch auch entzündliche Läsionen im Magen ein (Guilford 1996). In vielen Fällen sind die intestinalen Läsionen jedoch nicht auf bestimmte Darmsegmente begrenzt, und die gesamte Schleimhaut des Verdauungstraktes weist entzündliche Infiltrate der Lamina propria auf.

41a – Erhöhte Anzahl von Lymphozyten in der Lamina propria der Darmzotten und in der basalen Schleimhaut zwischen den intestinalen Krypten.

Es gibt keine rasse- oder geschlechtsspezifische Prädisposition, und es können Tiere sämtlicher Altersklassen betroffen sein, sogar sehr junge Katzen. Die Intensität der klinischen Symptome ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Beobachtet werden chronische Verdauungsstörungen (Diarrhoe und/oder Erbrechen), Dysorexie und unregelmäßige Veränderungen des Allgemeinzustands. Diese unspezifischen klinischen Manifestationen können sich zunächst über einen Zeitraum von mehreren Monaten oder sogar Jahren in Form vereinzelt auftretender „Krisen“ äußern, bevor sie schließlich einen persistierenden Charakter annehmen werden. Bei der Katze ist dieser Erkrankungskomplex besser dokumentiert als beim Hund (Jergens 2006). Zu Beginn der klinischen Entwicklung dominiert Erbrechen, das auch auf distal des Magens lokalisierte, intestinale Läsionen zurückgehen kann. Häufig beobachtet man das Erbrechen von Magensaft in zeitlichem Abstand zu den Mahlzeiten und morgens bei nüchternen Tieren. Die Diarrhoe ist entweder auf Läsionen des Dünndarms zurückzuführen (profuse Diarrhoe, sehr flüssig) oder aber auf Läsionen im Bereich des Dickdarms (Tenesmus, Schleim- oder Blutbeimengungen, geringgradige Beeinträchtigung des Allgemeinzustands). Bei der Katze ist die Unterteilung in Dünn- und Dickdarmdiarrhoe aber sehr viel weniger spezifisch als beim Hund. In einigen Fällen kann es vor dem Auftreten einer Diarrhoe zu Phasen einer Obstipation kommen.

© Valuepath, Laboratory for Veterinary Pathology, Hoensbroek, The Netherlands

> Klinische Symptome

41b – Darmzotte bei starker Vergrößerung: Deutlich zu erkennen sind die intraepithelialen Lymphozyten und die lymphozytäre Infiltration der Lamina propria.

Bei der abdominalen Palpation können eine ausgeprägte Verdickung der Darmschlingen und eine Vergrößerung der regionalen Lymphknoten auffallen, gelegentlich werden palpatorisch jedoch keinerlei pathologischen Befunde erhoben.

> Diagnose Die Diagnose der IBD erfolgt durch den systematischen Ausschluss anderer Erkrankungen, die den beschriebenen klinischen Symptomen und/oder der entzündlichen Infiltration der intestinalen Schleimhaut zugrunde liegen können (z. B. tumoröse Infiltration, bakterielle Überwucherung, Hyperthyreose, Protozoenbefall; Krecic 2001).

Abbildung 42 – Siammischling, 3,5 Jahre alt, kastriert, vorgestellt aufgrund häufigen Erbrechens.

© Valérie Freiche

Die Endoskopie des Verdauungstraktes erfolgt stets im Anschluss an andere ergänzende Untersuchungsverfahren zur Bestätigung bzw. zum Ausschluss der genannten Differenzialdiagnosen (Kotuntersuchung, biochemisches Profil, Basal T4 zum Ausschluss einer Hyperthyreose, Blutbild, abdominale Sonographie; Simpson et al. 2001).

Sonographie des Verdauungstraktes Die sonographische Untersuchung wird bei Katzen mit Erkrankungen des Verdauungstraktes vor der Endoskopie durchgeführt. Die sorgfältige Untersuchung der Wandschichten (Abbildung 42) und der Größe der Lymphknoten ist die Voraussetzung für den differenzialdiagnostischen Ausschluss eines alimentären Lymphoms. Darüber hinaus ermöglicht die Sonographie den Ausschluss von Läsionen des Pankreas, der Leber und der Gallengänge, da die IBD bei der Katze nicht selten mit Cholangitiden assoziiert ist.

Die Sonographie zeigte eine hochgradige Wandverdickung. Die auf chirurgischem Weg gewonnenen Biopsieproben ergaben eine hochgradige eosinophile Enteritis. 115

Verdauung

> Definition

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Abbildung 41 Lymphoplasmazelluläre Enteritis bei einer Katze (Dünndarm) © Valuepath, Laboratory for Veterinary Pathology, Hoensbroek, The Netherlands

duellen Prädispositionen des Patienten, Störungen der Schleimhautimmunität und Störungen der intestinalen Mikroflora verantwortlich. Das Wissen über die IBD hat sich im Laufe der vergangenen 15 Jahre stark erweitert, unter anderem dank der Weiterentwicklung der Sonographie und Endoskopie des Verdauungstraktes der Katze.


© VALUEPATH, Laboratory for Veterinary Pathology, Hoensbroek, The Netherlands

Bei der histologischen Untersuchung der Bioptate können ein oder mehrere Zelltypen festgestellt werden. Am häufigsten werden lymphoplasmazelluläre Infiltrate nachgewiesen, die unter Umständen polymorph sind (Neutrophile, Eosinophile in unterschiedlicher Anzahl [Abbildung 43], Histiozyten). Begleitend kann eine Atrophie der Zotten vorliegen (Abbildung 44), die oft zu einer Verschlechterung der Prognose führt.

© VALUEPATH, Laboratory for Veterinary Pathology, Hoensbroek, The Netherlands

Abbildung 43 - Eosinophile Kolitis bei einer Katze. Hochgradige Infiltration der Lamina propria zwischen den Krypten mit eosinophilen Granulozyten und Plasmazellen.

Makroskopisches Erscheinungsbild Die makroskopischen Befunde sind in keinem Fall spezifisch. Bei der Katze ist die Korrelation zwischen klinischer Symptomatik und histologischer Verteilung der Läsionen nicht ausreichend hoch für eine aussagekräftige Schlussfolgerung. Eine makroskopische Klassifikation ist sehr schwierig, da einige subjektive Parameter sowohl vom Untersucher, als auch von der verwendeten apparativen Ausstattung abhängen. Die Endoskopie bzw. die endoskopische Biopsie des Verdauungstraktes ermöglicht jedoch die Anfertigung einer relativ zuverlässigen histologischen „Landkarte“. Es handelt sich hierbei zweifellos um eine schnellere und deutlich weniger invasive Untersuchungstechnik als die explorative Laparotomie, die nur ganz bestimmten Indikationen vorbehalten bleiben sollte. Die genaue Kenntnis der Art des entzündlichen Infiltrates und seiner Verteilung im Verdauungstrakt gestattet die Entwicklung sehr gezielter therapeutischer Strategien (Strombeck & Guilford 1991; Sturgess 2005).

Biopsie

Abbildung 44 - Chronische eosinophile Enteritis (Dünndarm) bei einer Katze. Zottenatrophie: Fibrotisches Gewebe am Übergang zwischen Zotten und Krypten. Moderate Infiltration mit eosinophilen Granulozyten.

Bei der praktischen Durchführung der Biopsie können sich Hinweise auf eine parietale Fibrose ergeben, wie zum Beispiel Schwierigkeiten, Biopsieproben normaler Größe zu gewinnen oder ein Widerstand gegen das Herausziehen der Probe nach Schließen der Biopsiezange. In diesen Fällen muss die Anzahl der Biopsieproben erhöht werden, um eine ausreichende Menge Probenmaterial für eine zuverlässige histologische Analyse zu gewinnen. Multiple Proben ermöglichen zudem den Nachweis unterschiedlich stark veränderter Zonen in einem bestimmten Segment des Verdauungstraktes. Biopsiezangen mit zentralem Dorn können in diesen Fällen von praktischem Vorteil sein, da sie an einer rigiden Schleimhautoberfläche einen höheren Wirkungsgrad erzielen.

> Behandlung

Medikamentöse Behandlung Trotz allgemein anerkannter standardisierter Therapiepläne sollte der behandelnde Tierarzt jeden Fall stets als ein individuelles Krankheitsgeschehen betrachten. Einer der Fallstricke der Behandlung ist das mangelhafte Einhalten der Behandlungsvorschriften seitens der Besitzer. In der Behandlung der IBD kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

© Michael Münster

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Endoskopie Eine endoskopische Untersuchung „von oben und von unten“ ist die Voraussetzung für eine genaue Diagnose. Von sämtlichen endoskopisch zugänglichen Abschnitten werden multiple Biopsieproben entnommen: - „Von oben“: Magen, Duodenum, proximales Jejunum - „Von unten“: distales Ileum, Kolon

Bei der IBD handelt es sich per definitionem um eine chronische Erkrankung des Verdauungstraktes, die eine Langzeitbehandlung erforderlich macht. Rezidive sind häufig. Ein wichtiger Punkt ist die Sensibilisierung des Patientenbesitzers für den Verlauf der Behandlung.

- Regulatoren der Darmflora mit immunmodulatorischen Eigenschaften (Metronidazol; Zoran et al. 1999); - Sulfasalazin wird von der Katze weniger gut vertragen als vom Hund, und die Indikationen sind entsprechend speziell und limitiert (siehe Abschnitt Kolitis der Katze). - Kortikosteroide werden in hochgradigeren Fällen empfohlen, wobei in der Regel keine hohen Dosen erforderlich sind, um eine klinische Stabilisierung zu erreichen, da therapieresistente Fälle selten sind. Die minimal wirksame Dosis muss ermittelt werden, um möglichst schnell auf eine alternierende Kortikoidtherapie jeden zweiten Tag umstellen zu können. Weit verbreitet bei der Katze ist die Behandlung mit Depotkortikosteroiden, sie haben jedoch eine geringere Wirksamkeit als oral verabreichtes Prednisolon. - Weitere immunsuppressiv wirksame Substanzen wie Chlorambucil oder Azathioprin können bei mangelhaftem Ansprechen auf Kortikosteroide in Abhängigkeit von den histologischen Untersuchungsergebnissen verordnet werden, sie verlangen jedoch eine sehr viel intensivere und frequentere klinische Überwachung der behandelten Katze (Zoran 1999).

Diätetische Behandlung Patienten mit IBD leiden häufig unter Malnutrition (Abbildung 45) infolge einer unzureichenden Nahrungsaufnahme (insbesondere bei erhöhtem Energiebedarf), einer Maldigestion, einer Malabsorption und erhöhter fäkaler Verluste. Eliminationsdiäten oder Diäten auf der Basis hydrolysierter Proteine erweisen sich bei Patienten mit IBD oft als sehr nützlich, da sie einen positiven Einfluss auf das entzündliche Geschehen in der Schleimhaut haben. Die Entzündung kann die Absorption von Aminosäuren, Peptiden und Kohlenhydraten beein-

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Phänomene wie Allergie, Unverträglichkeit oder Hypersensibilität werden unter dem Begriff „unerwünschte Reaktionen auf Futtermittel“ zusammengefasst. In vielen Fällen gelten sie als Ursache chronischer gastrointestinaler Erkrankungen. Gewöhnlich werden diese Reaktionen nach den ihnen zugrunde liegenden Mechanismen in zwei Gruppen unterteilt: - Nicht immunologisch vermittelte Futtermittelunverträglichkeiten - Immunologisch vermittelte Futtermittelüberempfindlichkeiten (Futtermittelallergien; German & Zentek 2006). Die klinischen Symptome können die Verdauungsfunktion betreffen, aber auch andere Organsysteme, wie zum Beispiel die Haut, einschließen.

© Dr Paul Mandigers

Abbildung 45 - Die diätetische Behandlung der IBD folgt denselben Prinzipien wie die Behandlung von Futtermittelallergien.

> Ätiologie In vielen Fällen sind die klinischen Symptome im Bereich des Gastrointestinaltraktes auf eine nicht immunologisch vermittelte Futtermittelunverträglichkeit zurückzuführen. Immunologisch vermittelte Reaktionen, also echte Futtermittelallergien, sind sehr schwierig zu diagnostizieren, und ihre Prävalenz dürfte oft zu hoch eingeschätzt werden. In der Regel werden Futtermittelallergien oder unerwünschte Reaktionen durch Proteine hervorgerufen, die üblicherweise in Katzennahrung enthalten sind, wie zum Beispiel Proteine aus Rindfleisch, Schweinefleisch und Fisch oder pflanzliche Proteine.

> Diagnose Die Diagnose stützt sich hauptsächlich auf die diätetische Anamnese (Fütterungsanamnese) und die Ergebnisse der klinischen Untersuchung. Beeinflusst wird das diagnostische Vorgehen im Einzelfall jedoch von zahlreichen individuellen und subjektiven Faktoren, und die Häufigkeit der Diagnose „Allergie“ hängt nicht zuletzt vom untersuchenden Tierarzt ab. Bei allen Patienten mit dem Verdacht auf eine unerwünschte Futtermittelreaktion muss zunächst eine sorgfältige diätetische Anamnese erhoben werden. Wichtig sind vor allem Informationen über die gewohnte tägliche Nahrung des Patienten, sowie die möglichst vollständige Erfassung sämtlicher Snacks, Tischreste und anderer außerhalb der üblichen Tagesrationen verabreichter Produkte. In einigen Fällen gelingt es, problematische Futtermittelbestandteile bereits mit Hilfe der anamnestischen Informationen eindeutig zu identifizieren. Die konkrete Kenntnis der auslösenden Substanz(en) ist eine entscheidende Voraussetzung für die Formulierung einer erfolgreichen Eliminationsdiät, bzw. die Auswahl eines geeigneten kommerziellen Diätfuttermittels. Gelingt es nicht, den auslösenden Futterbestandteil eindeutig zu identifizieren, richtet sich die Wahl der initialen Eliminationsdiät zunächst nach den anamnestischen Erkenntnissen über die in der Ernährung des Patienten bislang verwendeten Inhaltsstoffe. Spezifische Tests zur Charakterisierung unerwünschter Futtermittelreaktionen gibt es nicht, so dass die erste Diagnose meist auf der Beobachtung basiert, dass die Erkrankung auf diätetische Veränderungen anspricht (Hall 2002). Als sicher bestätigt gilt die Diagnose schließlich, wenn der Patient auf die Eliminationsdiät zunächst anspricht und nach anschließender Wiedereinführung der ursprünglichen Nahrung (Provokationsdiät) erneut klinische Symptome entwickelt (Allenspach & Roosje 2004). Indirekte Bluttests zum Nachweis von Allergien sind von fraglichem Nutzen und bergen die Gefahr falscher Diagnosen. Übliche Eliminationsdiäten für Katzen enthalten Lamm, Huhn, Kaninchen oder Wild, oft kombiniert mit Reis oder grünen Erbsen. Eine Besserung der klinischen Symptome stützt den Verdacht einer Futtermittelallergie oder zumindest einer unerwünschten Reaktion auf bestimmte Futtermittelbestandteile (Wills & Harvey 1994). Endgültig bestätigt wird die Diagnose durch eine Provokationsdiät, also die erneute Fütterung der ursprünglichen Nahrung. Im positiven Fall ist eine erneute Entwicklung der klinischen Symptome entweder unmittelbar nach erneuter Fütterung der auslösenden Bestandteile oder innerhalb von ein bis zwei Wochen zu erwarten. In den meisten Fällen sollte deshalb eine Provokationsdiät über eine Dauer von zwei bis drei Wochen ausreichen. Diätetische Provokationstests dienen neben der allgemeinen Bestätigung der Diagnose auch dem spezifischen Nachweis des auslösenden Futterbestandteils. Hierfür werden in siebentägigen Inter117

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Störungen der Futtermittelverträglichkeit

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

trächtigen, ebenso wie den Transport von Mineralstoffen und Flüssigkeiten. Auch die Gabe eines hoch verdaulichen Futtermittels kann sich als vorteilhaft erweisen. Die Mehrzahl betroffener Katzen verträgt einen höheren Fettgehalt sehr gut (> 20 % TM in einem Trockenfuttermittel). Einige Patienten profitieren dagegen eher von einem Futtermittel mit moderatem Fettgehalt (ca. 10 % TM), das zu einer Limitierung sekretorischen Phänomene beiträgt, die durch die bakterielle Hydroxylierung im Dünndarm nicht verdauter Fettsäuren ausgelöst werden. Ergänzend können bei IBD-Patienten auch Probiotika und Präbiotika angewendet werden. Allerdings fehlen bislang kontrollierte klinische Studien, die eine Wirksamkeit in diesem Zusammenhang belegen.


9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

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vallen nacheinander einzelne Proteinquellen hinzugefügt. Viele Besitzer sind nach einer erfolgreichen Eliminationsdiät allerdings nicht bereit, eine Provokationsdiät durchzuführen. Eine sichere Bestätigung der Diagnose erfordert jedoch in jedem Fall neben einer klinischen Besserung nach Eliminationsdiät auch eine anschließende Provokationsdiät mit Rezidivierung der klinischen Symptome. Klinisch-pathologische Routineverfahren, antigenspezifische IgE-Assays, gastroskopische Futtermittelsensibilitätstests oder gastrointestinale Biopsien haben allenfalls unterstützenden Charakter (Guilford et al. 2001).

> Diätetische Behandlung Die diätetische Behandlung unerwünschter Futtermittelreaktionen folgt denselben Prinzipien wie das oben diskutierte diagnostische Vorgehen. Leider ist der Tierarzt hier ganz entscheidend von der Compliance des Besitzers abhängig. Die Mitarbeit des Besitzers kann sich als ein sehr kritischer Punkt erweisen, insbesondere aufgrund der Tatsache, dass sich die klinischen Symptome zum Teil nur sehr langsam bessern oder rezidivieren. Die diätetischen Protokolle sollten stets einem standardisierten Konzept folgen. Wichtige Faktoren, vor allem auf längere Sicht, sind eine ausgewogene Zusammensetzung der Nahrung, eine hohe Verdaulichkeit im Dünndarm und eine möglichst geringe Anzahl verschiedener Inhaltsstoffe (German & Zentek 2006). Dadurch wird der Prozess der Verdauung erleichtert, die Antigenbelastung gesenkt und die Absorption der Nährstoffe im Darm unterstützt.

Futtermitteltypen Zu Hause selbst zubereitete Futtermittel haben zweifellos ihren Platz in der diätetischen Behandlung von Katzen mit unerwünschten Futtermittelreaktionen. Allerdings werden kommerzielle Diätfuttermittel mit einer begrenzten Anzahl von Inhaltsstoffen aufgrund ihrer höheren Applikationssicherheit und der bequemeren praktischen Anwendung in vielen Fällen bevorzugt. Spezifische Diätfuttermittel mit hydrolysierten Proteinen sind eine interessante Alternative für die Behandlung von Katzen mit Futtermittelallergien, die auf eine „normale“ antigenrestriktive Diätstrategie nicht ansprechen.

Umstellung der Fütterung Unabhängig von der Ätiologie kann bereits ein einfacher Wechsel des Futtermittels eine positive Wirkung haben und sich in vielen Fällen günstig auf den Krankheitsverlauf auswirken. Ein „neues“ Futtermittel kann nicht nur einen günstigen Einfluss auf die intestinalen Verdauungsprozesse haben, sondern darüber hinaus auch die Zusammensetzung und die metabolische Aktivität der Darmbakterien in eine vorteilhafte Richtung beeinflussen. So kann eine einfache Umstellung der Ernährung das Wachstum unerwünschter Mikroorganismen begrenzen und damit zu einer Reduzierung der intestinalen Konzentrationen potenziell gesundheitsschädlicher mikrobieller Stoffwechselprodukte, wie zum Beispiel des biogenen Amins Histamin, beitragen. Um eine erkennbare Reaktion beim Patienten hervorzurufen, muss das ausgewählte Futtermittel über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen als einzige Futterquelle verabreicht werden. Häufig gehen die gastrointestinalen Symptome früher zurück als die dermatologischen Symptome.

Proteinquellen Die Auswahl der diätetischen Proteine ist entscheidend für den Behandlungserfolg. - Lamm wird häufig eingesetzt, die zunehmende Verwendung dieser Proteinquelle in Tiernahrungsprodukten schränkt die Vorteile jedoch ein. - Fisch ist für Katzen weniger geeignet, da heute zahlreiche kommerzielle Futtermittel auf Fisch basieren oder zumindest einen kleineren Fischanteil haben. Fisch ist eine häufige Ursache von unerwünschten Futtermittelreaktionen bei der Spezies Katze (Guilford et al. 2001). - Weizengluten (auch Gersten- und Hafergluten) kann eine Nahrungsmittelallergie und Zöliakie beim Menschen hervorrufen. Ähnliche Wirkungen sind auch bei der Katze nicht auszuschließen, so dass in allen Fällen eines Verdachts auf Futtermittelallergie auch ein Wechsel der Kohlenhydratquelle anzuraten ist. Diätetische Fettquellen können Spuren von Proteinen tierischer Herkunft oder pflanzlichen Rohmaterials enthalten. Diese vermeintlich äußerst geringen Proteinmengen erscheinen zwar nur von geringer Bedeutung, theoretisch können sie jedoch die Ergebnisse einer Eliminationsdiät beeinflussen. Allerdings ist das tatsächliche Ausmaß dieses potenziellen Einflusses stark umstritten. Hydrolysierte Proteine werden in kommerziellen veterinärmedizinischen Diätfuttermitteln („Veterinary diets“) häufig eingesetzt. Diese Proteine werden enzymatisch behandelt, um ihre Struktur zu verändern. Durch den gezielten Einsatz bestimmter Enzyme werden die Proteine in kleinere Peptide gespalten. Aufgrund ihres niedrigeren Molekulargewichts interagieren diese Peptide nun in geringerem Maße mit dem Immunsystem des Wirts. Die hohe Verdaulichkeit dieser Diätfuttermittel kann sich bei Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen als vorteilhaft erweisen. 118


Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine Ein ausreichender Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen ist unerlässlich für ein vollwertiges und ausgewogenes Futtermittel. Einige Mineralsalzquellen, wie zum Beispiel Knochenmehl, können jedoch geringe Proteinmengen enthalten, die eine unerwünschte Reaktion hervorrufen können. Als problematisch kann sich auch die Supplementierung zu Hause selbst zubereiteter Diätfuttermittel mit Vitaminen erweisen, da einige der handelsüblichen Vitaminpräparate in Kapseln aus Gelatine (in der Regel vom Schwein) dargereicht werden. Trotz der sehr streng kontrollierten Herstellungsprozesse, bei denen die meisten potenziell antigenen Epitope zerstört werden, ist nicht vollständig auszuschließen, dass auf diesem Weg auch Spuren von Proteinen oder Peptiden in das Futter gelangen. Eine Möglichkeit, das Risiko solcher Komplikationen so gering wie möglich zu halten, ist der temporäre Verzicht auf Vitamin-Mineralstoff-Ergänzungen für zu Hause zubereitete Futtermittel. Adulte Katzen vertragen eine solche restriktive Diätnahrung über einen Zeitraum von mehreren Wochen, ohne einen signifikanten Nährstoffmangel zu entwickeln. Sollen jedoch selbst zubereitete Futtermittel über längere Zeiträume gefüttert werden, ist auf eine optimale Ausgewogenheit und Vollwertigkeit zu achten, um die Entstehung von Mangelzuständen zu verhindern. Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach den Prinzipien der Behandlung der IBD.

Erkrankungen des Dickdarms > Megakolon Die progressive Erweiterung (lokal oder generalisiert) des Kolons und der Verlust der Motilität haben eine Retention der Fäzes zur Folge, die sich klinisch in Form einer mit der Zeit zunehmend hochgradigen, chronischen Obstruktion darstellt. Katzen sind von dieser Erkrankung sehr viel häufiger betroffen als Hunde.

Physiologischer Hintergrund Das proximale Kolon spielt eine wichtige Rolle bei der Absorption von Wasser und Elektrolyten aus dem Darmlumen. Die parietalen Mukosazellen absorbieren aktiv mit Hilfe ATP-abhängiger Pumpen Chloridionen (Cl–) und Natriumionen (Na+). In Folge dieser aktiven Ionenaufnahme kommt es zu einer passiven Absorption von Wasser. Die Aufgabe des distalen Kolons besteht in der Speicherung und periodischen Ausscheidung der Fäzes. Die Peristaltik des Kolons ist ein passives, unwillkürliches Geschehen (das parasympathische Nervensystem generiert peristaltische Kontraktionen, während das sympathische System die segmentalen Kontraktionen reguliert), während die Defäkation unter willkürlicher Kontrolle des Zentralnervensystems steht. Die Kolonpassagezeit schwankt bei Karnivoren (ca. 40 Stunden).

ABBILDUNG 46 – KONTRAKTIONSARTEN IM KOLON A

B

Regelmäßige segmentale Kontraktionen (A) sorgen für eine Verlangsamung der Darmpassage und fördern die Reabsorption von Wasser. Die peristaltischen Kontraktionen (B) fördern dagegen den Weitertransport des Darminhaltes in distaler Richtung.

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Verdauung

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Kohlenhydrate Im Allgemeinen wird eine Beschränkung auf eine einzige Kohlenhydratquelle empfohlen, um Fehlinterpretationen der Reaktionen auf eine Eliminationsdiät zu vermeiden. Geeignete Kohlenhydratquellen sind Mais, Kartoffeln, Reis, grüne Erbsen oder Tapioka.


Die anaerobe Mikroflora des Kolons hat einen Einfluss auf bestimmte enzymatische Reaktionen (Freisetzung von Arzneimittelmolekülen, Bildung endogener Substanzen wie flüchtiger Fettsäuren etc.).

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9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Verantwortlich für die Motilität und den Tonus des Kolons sind die longitudinalen und zirkulären Muskelschichten. Die Regulation dieser Motilität erfolgt über gastrointestinale Hormone, sowie über die intrinsische und extrinsische Innervation des Kolons. Man unterscheidet Bewegungen, die den Koloninhalt durchmischen (rhythmische segmentale Kontraktionen) und retrograde Kontraktionswellen (bei der Spezies Katze; Abbildung 46).

Ätiopathogenese Abbildung 47 – Megakolon bei einer Katze mit einige Monate zuvor erlittenen Beckenfrakturen (Leerröntgenaufnahme).

Ein Megakolon kongenitalen Ursprungs wird bei der Siamkatze beschrieben. Ursache ist ein Fehlen von Ganglionzellen (Aganglionose) im Plexus myentericus und in der Submukosa. Die erworbenen Formen des Megakolons sind auf organische Läsionen (Läsionen des knöchernen Beckens, Tumore, intraluminale Strikturen), metabolische Störungen (Hypokaliämie) oder neurologische Störungen (Dysautonomie) zurückzuführen oder haben keine nachweisbare Ursache (idiopathisches Megakolon, nach Washabau (2003) für etwa 62 % aller Fälle verantwortlich).

Klinische Symptome Besitzer betroffener Katzen beschreiben eine chronische Obstipation, einhergehend mit Erbrechen. Bei der oft schmerzhaften Palpation des Abdomens lässt sich ein auf seiner gesamten Länge stark erweitertes und verhärtetes Kolon ertasten. Eine Rektaluntersuchung der sedierten Katze dient dem Ausschluss distal gelegener obstruktiver Ursachen und Deformationen des Beckenkanals. Ein distaler Verschluss der Darmpassage rechtfertigt in der Regel die stationäre Aufnahme des Patienten (häufig sind die biochemischen Nierenwerte erhöht). Die angestauten Fäzes werden unter Allgemeinanästhesie entweder auf natürlichem Weg entfernt oder mittels Kolotomie in den hochgradigeren Fällen.

Diagnose Leerröntgenaufnahmen reichen aus, um die Diagnose zu bestätigen (Abbildung 47). Eine ventrodorsale Aufnahme des Beckens ist erforderlich, um ältere Traumata im Bereich des Beckenkanals auszuschließen, die eine Beeinträchtigung der Darmpassage verursachen können. Unlösliche Fasern Unlösliche diätetische Fasern werden von der Darmflora nur in geringem Maß oder gar nicht fermentiert. Zellulose ist ein gutes Beispiel für einen durch die bakterielle Fermentation im Darm nur wenig abgebauten Fasertyp. Sie dient als „Ballaststoff“ für den Dickdarm und regt die Darmmotilität an. Abhängig von ihrer Struktur und ihrer chemischen Zusammensetzung können einige unlösliche Fasern Wasser speichern und dadurch im Darm zurückhalten (Robertson & Eastwood 1981). Da unlösliche Bestandteile jedoch die Verdaulichkeit der Nahrung tendenziell herabsetzen, muss die Konzentration unlöslicher diätetischer Fasern begrenzt werden. Lösliche Fasern Lösliche Fasern sind Bestandteile von Zuckerrübentrockenschnitzeln, Psyllium (Flohsamen), Pektin aus Karotten, Obst und Pflanzengummi (z. B Guargummi). Aufgrund ihrer Fähigkeit, Gele zu bilden, besitzen lösliche Faserquellen eine höhere Wasserretentionskapazität als unlösliche Fasern (Robertson & Eastwood 1981; Rosado & Diaz 1995). Lösliche Fasern sind im Allgemeinen durch die bakterielle Darmflora leicht fermentierbar (außer Psyllium). Die Verdauung fermentierbarer Fasern spielt eine wichtige Rolle für die Ökologie des Dickdarms, da der bakterielle Stoffwechsel organische Säuren freisetzt, die den intraluminalen pH-Wert absenken. Die von den Bakterien gebildeten kurzkettigen Fettsäuren können von der Dickdarmschleimhaut als Energiesubstrat verwertet werden. Buttersäure schützt die Integrität und die Funktion der Darmschleimhaut. Darüber hinaus haben diese organischen Säuren eine regulatorische Wirkung auf die Darmmotilität. Bei einer sehr hohen diätetischen Zufuhr löslicher Fasern besteht die Gefahr einer übermäßigen Produktion kurzkettiger Fettsäuren, die eine osmotische Diarrhoe auslösen können.

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Die Endoskopie bringt keine wesentlichen diagnostischen Vorteile, außer in Fällen mit Verdacht auf eine intraluminale Läsion, die eine proximale Kolonerweiterung hervorgerufen haben könnte.

Medikamentöse Behandlung Die medikamentöse Behandlung hat lediglich palliativen Charakter. Der therapeutische Erfolg ist eng verbunden mit der Motivation und der kontinuierlichen Mitarbeit der Besitzer, da es bei einer Unterbrechung der Behandlung meist unmittelbar zu einem Rezidiv kommt. Auf mittlere Sicht rechtfertigt eine mangelhafte Motivation der Besitzer entweder die Entscheidung für einen chirurgischen Eingriff oder für die Euthanasie der Katze. - Prokinetika: Cisaprid ist bis heute das Medikament der ersten Wahl zur Behandlung des Megakolons, es steht aber nicht in allen Ländern zur Verfügung. - Laxanzien: Sanfte Laxanzien wie Lactulose (0,2 mg/kg 3x täglich per os) oder Paraffinöl ermöglichen gelegentlich das Hinauszögern eines chirurgischen Eingriffes. Rektal applizierte Laxanzien unterstützen die Entleerung des Rektums, haben aber keinen Einfluss auf die Dickdarmpassage. Einläufe werden von der Katze oft schlecht vertragen und führen auf mittlere Sicht nicht selten zu lokalen Reizungen.

Diätetische Behandlung der Obstipation Viele Katzen mit Obstipation profitieren von einer Erhöhung des diätetischen Fasergehaltes. Die physikalisch-chemischen Eigenschaften verschiedener Fasertypen unterscheiden sich jedoch je


In der Praxis bedeutet dies, dass die Fasermenge der Verträglichkeit des Patienten und den klinischen Resultaten individuell angepasst werden muss. Bei hochgradiger Obstipation oder Obstruktion des Kolons steht insbesondere die laxierende Wirkung löslicher Fasern (z. B. Psyllium) im Vordergrund. Zu empfehlen ist bei diesen Patienten auch eine Zufuhr bakteriell fermentierbarer Kohlenhydrate, wie zum Beispiel Lactulose oder Laktose (Meyer 1992). Die Dosierung wird individuell angepasst mit dem Ziel, die Bildung geringgradig feuchterer Fäzes zu erreichen. Mit Hilfe von Lactulose kann zudem das fäkale Milieu angesäuert werden (ca. pH 6,5). Unter den traditionellen Zutaten für Katzennahrung haben insbesondere Leber, Milch und Milchprodukte laxierende Wirkungen.

> Kolitis Dickdarmdiarrhoe ist die Folge einer defekten Reabsorptionsfunktion für Wasser und Elektrolyte im Kolon. Diese Reabsorptionsfunktion ist entscheidend für den Feuchtigkeitsgehalt der Fäzes. Das Kolon verfügt in der Tat über eine Absorptionskapazität („Kolonreserve“), die gesättigt werden kann. Zuständig für diese regulatorische Funktion ist insbesondere der proximale Abschnitt des Kolons. Die Pathophysiologie der entzündlichen Erkrankungen des Kolons ist noch nicht vollständig geklärt. Zwar sind einige Faktoren heute gut bekannt (z. B. parasitäre oder bakterielle Ursachen), ungeklärt ist aber nach wie vor die Urssache der Infiltration der Dickdarmschleimhaut durch Entzündungszellen unterschiedlichen histologischen Typs. Als ursächlich verantwortlich gelten verschiedenste immunologische, medikamentöse (NSAIDs), diätetische, erbliche (rassespezifische Kolitiden) und verhaltensbiologische Faktoren. In vielen Fällen sind jedoch die in der Humanmedizin anerkannten pathogenetischen Aspekte nicht ohne Weiteres auf unsere domestizierten Karnivoren übertragbar.

Klinische Symptome Die meisten kolorektalen Erkrankungen äußern sich klinisch durch eine Diarrhoe oder durch eine Obstipation. Die klinische Symptomatik lässt in der Regel jedoch keine ätiologischen Rückschlüsse zu. Katzenbesitzer wissen oft nur wenig über die Defäkationsgewohnheiten ihrer Tiere. Der Verdacht auf eine Diarrhoe entsteht deshalb oft erst dann, wenn „Hinterlassenschaften“ der Katze im Haus außerhalb der Katzentoilette gefunden werden oder ein im Analbereich verschmutztes Fell zu beklagen ist. Eine Dickdarmdiarrhoe hat im Allgemeinen folgende Merkmale: - gut erhaltener Allgemeinzustand (außer bei fortgeschrittener Tumorerkrankung) - häufiges Absetzen weicher Fäzes normalen oder erhöhten Volumens, in Haufenform, in einer sich im Laufe des Tages ändernden Konsistenz (zunehmend weich) - Beimengungen von Schleim oder Frischblut - Tenesmus ani, Juckreiz im Analbereich Vervollständigt wird das klinische Bild der Dickdarmdiarrhoe bei der Katze unter Umständen durch Flatulenz und Erbrechen.

Diagnose Die Anamnese liefert oftmals entscheidende orientierende Hinweise. Unter Umständen lässt sich bereits anhand des Vorberichts erkennen, über welchen Zeitraum die Diarrhoe besteht, ob sie akuter oder chronischer, persistierender oder intermittierender Natur ist. Eine rezidivierende Diarrhoe wird per definitionem in der Regel als eine chronische Diarrhoe betrachtet. Wichtig ist eine sehr sorgfältige abdominale Palpation. Besonders zu achten ist dabei auf eine Erweiterung/Verdickung von Teilen des Kolons oder des gesamten Dickdarms, eine Vergrößerung der regionalen Lymphknoten, eine unphysiologische Rigidität und abnormen Darminhalt in einem oder mehreren Segmenten. Eine Rektaluntersuchung ohne Sedierung ist bei der Katze sehr schwierig.

Ergänzende Untersuchungen Eine parasitologische Koproskopie sollte selbst bei korrekt entwurmten Katzen stets vor jeder komplexeren diagnostischen Maßnahme durchgeführt werden. Die Methode der Wahl ist das Flotationsverfahren. Am häufigsten verantwortlich für Erkrankungen in dieser Lokalisation sind Ankylostomen (Uncinaria stenocephala) und einige Protozoen, insbesondere Giardien und Kokzidien. Bakterielle Kotkultur: Nur wenige Kolitiden haben einen primär bakteriellen Ursprung (Campylobacter spp., Clostridium spp., Yersinia spp.). Der Nachweis von Escherichia coli oder Candida albicans hat nur selten eine pathologische Bedeutung. 121

Verdauung

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nach Herkunft zum Teil erheblich und müssen deshalb im Hinblick auf den im Einzelfall gewünschten Effekt sehr sorgfältig ausgewählt werden.


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Röntgen: Leerröntgenaufnahmen liefern in der Regel keine Hinweise auf Veränderungen der Dickdarmwand, es sei denn, diese sind ausgesprochen voluminöser Natur. In Zweifelsfällen mit Verdacht auf eine endoluminale Zubildung werden Kontrastaufnahmen des Dickdarms mit Bariumsulfat angefertigt. Heute wird das Kontraströntgen jedoch zunehmend durch hoch entwickelte Verfahren wie die Sonographie und die Endoskopie ersetzt.

Abbildung 48 – Koloskopische Ansicht der normalen Papilla ilealis einer Katze. Im distalen Abschnitt des Ileums müssen Bioptate „blind“ entnommen werden.

Sonographie: Luft im Dickdarm erweist sich gelegentlich als ein limitierender Faktor für qualitativ hochwertige und aussagekräftige sonographische Befunde. Indikationen für eine sonographische Untersuchung sind Fälle, in denen eine Anästhesie kontraindiziert ist oder eine Differenzierung zwischen entzündlichen und tumorösen Läsionen erforderlich ist. Eine abnorme Echogenität oder anatomisch-strukturelle Modifikationen der Dickdarmwand geben Hinweise darauf, ob es sich um eine isolierte oder diffuse Läsion handelt oder ob tumoröse Veränderungen der Darmwand vorhanden sind. Integraler Bestandteil einer jeden sonographischen Untersuchung ist eine systematische Beurteilung der regionalen Lymphknoten. Koloskopie: Die Endoskopie gilt bei Erkrankungen mit Sitz im Kolon als das ergänzende Untersuchungsverfahren der Wahl (Abbildung 48). Unerlässlich ist die Entnahme von Biopsieproben auf endoskopischem Weg, um das ursächlich zugrunde liegende entzündliche Infiltrat zu untersuchen und eine präzise Behandlungsstrategie und Prognose erstellen zu können. Bei Kolonerkrankungen entzündlichen Ursprungs können folgende makroskopische Befunde zu beobachten sein: • Schleimhautstauung und Schleimhautödem • Verdickung der Schleimhautfalten im Dickdarm • heterogene Färbung der Schleimhautoberfläche: hyperämische und marmorierte Zonen • Dilatation der parietalen Drüsen: disseminierte, graue Punkte auf der Schleimhautoberfläche • abnorme Brüchigkeit/Verletzlichkeit der Schleimhaut bei Passage des Endoskops • Modifikationen der Schleimhautoberfläche: vermehrt proliferative Zonen (Abbildung 49) Im Verlauf der endoskopischen Untersuchung werden multiple Biopsieproben verschiedener Schleimhautabschnitte genommen. Es besteht eine variable Korrelation zwischen dem makroskopischen Bild der Läsionen und den entsprechenden histologischen Befunden.

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Hämatologie und Biochemie: Sie sind Teil der Differenzialdiagnostik (z. B. Erkrankungen metabolischen Ursprungs). Bei entzündlichen Erkrankungen des Dickdarms werden jedoch nur wenige spezifische Veränderungen festgestellt (periphere Eosinophilie bei Parasitenbefall oder Futtermittelallergie).

Klassifikation der Kolitiden Abbildung 49 – Koloskopie bei einer 11 Jahre alten Perserkatze. Unregelmäßige Schleimhautoberfläche mit kleinen, mikronodulären Strukturen: chronische Kolitis.

Lymphoplasmazelluläre Kolitis (chronisch-idiopathische Kolitis) Es handelt sich um die häufigste Form der Kolitis. Die makroskopischen Veränderungen entsprechen im Wesentlichen den in der Liste oben genannten Befunden. Bei der Katze gehört diese Form zum allgemeinen klinischen Bild der IBD. Eosinophile Kolitis Bei einer eosinophilen Kolitis kann es sich um eine Komponente eines echten eosinophilen Syndroms handeln. Eosinophile Zellen dominieren häufig, sind aber stets assoziiert mit Lymphozyten, Plasmazellen und eventuell auch Neutrophilen. Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergien) wird eine pathogenetische Rolle zugeschrieben. Suppurative (eitrige) Kolitis Diese Form der Kolitis ist relativ selten, insbesondere bei Katzen. Die klinische Symptomatik ist häufig akuter Natur. Gelegentlich setzen betroffene Tiere infektiösen, mukoiden Kot (Spuren von Eiter) ab. Häufig findet man ulzeröse Läsionen und Kryptenabszesse. Neutrophile Granulozyten sind die dominierende Zellpopulation. Granulomatöse Kolitis Die granulomatöse Kolitis wird als eine seltene, atypische Form der IBD betrachtet. Segmentale Läsionen sind im Dünndarm und in verschiedenen Abschnitten des Kolons zu finden. Die Läsionen haben ein proliferatives Erscheinungsbild und rufen gelegentlich eine massive Verdickung der Kolonwand hervor, die zu einer Stenose führen kann. Klinisch fällt eine profuse und im Allgemeinen hämorrhagische Diarrhoe mit starken Schleimbeimengungen auf. Festzustellen ist darüber hinaus eine Beeinträchtigung des Allgemeinzustands.

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Antibiotika Die Gabe von Antibiotika sollte auf sehr präzise Indikationen beschränkt bleiben und stets sehr vorsichtig erfolgen. Klinische und hämatologische Kriterien lenken die Wahl auf bestimmte antibiotische Wirkstoffe mit breitem Spektrum und niedriger Toxizität. Metronidazol hat bei domestizierten Karnivoren mit Erkrankung des Kolons nachweislich einen regulatorischen Effekt auf die Darmflora. Bei einer Dosierung von 15-20 mg/kg morgens und abends besitzt Metronidazol darüber hinaus immunmodulatorische Eigenschaften. Entzündungshemmende Arzneimittel Sulfasalazin ist eine antiinflammatorisch wirksame Substanz, deren aktive Komponente selektiv im Kolon abgespalten und freigesetzt wird (5-Aminosalicylsäure). Diese aktive Komponente führt zu einer lokalen Aktivierung von Prostaglandinen und einer Abnahme der Einwanderung von Leukozyten. Die empfohlene Dosierung bei der Katze beträgt 10 mg/kg morgens und abends oder 15 mg/kg einmal täglich. Je nach Behandlungsdauer können unterschiedliche Behandlungsschemata zum Einsatz kommen. Das im Kolon nach Spaltung des Ausgangsmoleküls freigesetzte Sulfapyridin hat eine ganze Reihe bekannter Nebenwirkungen, wie zum Beispiel hämatologische Störungen, Hautausschläge, Leberläsionen und Keratokonjunktivitis sicca. Kortikoide und Immunsuppressiva Eine Behandlung mit Kortikoiden ist bei bestimmten chronisch-entzündlichen Erkrankungen des Kolons unumgänglich. Kortikoide haben bei mittlerer Dosierung antiinflammatorische Effekte (Hemmung von Prostaglandinen und antileukotriener Effekt), und bei höherer Dosierung eine immunsuppressive Wirkung. Die perorale Applikation ist der parenteralen Verabreichung vorzuziehen. Kortikoide werden von Katzen insgesamt besser vertragen als von Hunden und können in der Einleitungsphase der Behandlung zunächst in erhöhter Dosierung verabreicht werden. Mehrere unterschiedliche Behandlungsschemata kommen in Frage und werden im Einzelfall den anatomisch-pathologischen Gegebenheiten und der klinischen Symptomatik angepasst. In sehr hochgradigen Fällen oder bei Kontraindikation einer Kortikoidtherapie kann alternativ eine Behandlung mit Azathioprin in Betracht gezogen werden. Eine mehrwöchige Behandlung ist erforderlich, um die Wirksamkeit von Azathioprin beurteilen zu können. Azathioprin hat zahlreiche Nebenwirkungen (insbesondere toxische Wirkung auf das Knochenmark). Die Behandlung muss von einer engen klinischen und hämatologischen Überwachung des Patienten begleitet werden. Die empfohlene Dosierung bei der Katze beträgt 0,3 mg/kg. Topische Arzneimittel Die topische Behandlung erfolgt durch adjuvante Substanzen mit lokal protektiver Wirkung. Einige betroffene Tiere zeigen eine niedrigere Rezidivneigung, wenn sie mittelfristig Substanzen auf der Basis von Tonerde (Smectit oder Zeolith) erhalten. Zeolithe sind Alumosilikate (z. B. Natriumalumosilikat), die bakterielle Toxine, Gallensäuren und Gase absorbieren können. Zeolithe überziehen die Darmschleimhaut mit einem schützenden Film und stärken auf diese Weise die intestinale Schleimhautbarriere. Ein limitierender Faktor für die Wirksamkeit topischer Präparate ist die Compliance der Besitzer.

Diätetische Behandlung Kolitiden treten zwar häufiger beim Hund auf, sie werden jedoch zunehmend auch bei der Katze diagnostiziert (Simpson 1998). Eine geeignete diätetische Behandlung kann bei der Katze einen positiven Einfluss auf den Verlauf einer Kolitis haben. Dies hängt jedoch davon ab, ob es sich überwiegend um eine infektiöse, entzündliche oder immunvermittelte Pathogenese handelt (Zentek 2004). Die Bedeutung qualitativ hochwertiger Proteine Im Unterschied zu den im Dünndarm nahezu vollständig verdauten Fetten und gut gekochter Stärke weisen verschiedene Proteine je nach Quelle und Verarbeitung eine unterschiedlich hohe Verdaulichkeit auf. Die Aufnahme qualitativ minderwertiger Proteine mit schlechter ilealer Verdaulichkeit führt zu einem vermehrten Übergang unverdaulicher Proteine in den Dickdarm. Die dadurch geförderten Fäulnisprozesse im 123

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Medikamentöse Behandlung der Kolitis Im Rahmen des Möglichen sollte stets eine ätiologische Behandlung durchgeführt werden, wenn die Ursache der Erkrankung bekannt ist (Kolitis parasitären, bakteriellen, viralen Ursprungs; Zoran 1999).


9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

Dickdarm haben eine Vermehrung der bakteriellen Biomasse und eine erhöhte Wassersekretion im Kolon zur Folge. Diese beiden simultan auftretenden Phänomene führen letztlich zu einer Verschlechterung der Kotkonsistenz. Eine starke Proteinfäulnis kann Störungen des Gleichgewichts der Dickdarmflora auslösen und deren Zusammensetzung in Richtung potenziell pathogener Stämme verschieben (Zentek et al. 1998). Die im Rahmen von Fäulnisprozessen in hohen Mengen gebildeten aromatischen Verbindungen (Mercaptan, Indol, Skatol) können in Kombination mit den ebenfalls entstehenden biogenen Aminen (Cadaverin, Putreszin etc.) toxische Wirkungen auf die Dickdarmschleimhaut haben und die Entstehung von Tumoren im Kolon und im Rektum fördern (MacFarlane & Cummings 1991). Die starke Ammoniakbildung kann schließlich die DNA-Synthese beeinträchtigen, die Morphologie der Kolozyten schädigen und deren Lebenszeit verkürzen (Visek 1978). Eine gezielte Auswahl diätetischer Proteine und ein streng kontrollierter Herstellungsprozess können in erheblichem Maße zu einer Verbesserung der Verdaulichkeit eines Futtermittels beitragen. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für eine gute Verdauungsverträglichkeit bei der Katze. Viele Katzen mit chronischer Diarrhoe infolge einer entzündlichen Erkrankung des Kolons sprechen positiv auf eine Eliminationsdiät mit einem „neuen“ Protein oder eine Diät auf Basis hydrolysierter Proteine an (Nelson et al. 1984; Guilford & Matz 2003). Diätetische Fasern Eine hypoallergene Diät kann mit fermentierbaren Fasern wie Pektin oder Guargummi kombiniert werden. Fermentierbare Fasern haben einen regulierenden Einfluss auf die Zusammensetzung der Mikroflora des Kolons und können potenziell schädliche Bakterien zurückdrängen. Lösliche Fasern sind hoch fermentierbar und spielen damit eine wichtige Rolle im Ökosystem des Dickdarms. Zunächst dienen sie als Substrat für die bakterielle Biomasse und versorgen diese mit der für ein gutes Wachstum notwendigen Energie. Die dadurch geförderte fermentative Aktivität der Darmbakterien generiert große Mengen an kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) und Milchsäure. Diese Fermentationsprodukte (hauptsächlich SCFA) haben eine äußerst wichtige trophische Funktion und sorgen für den Erhalt einer gesunden Dickdarmschleimhaut. Futtermittel ohne jegliche lösliche Fasern führen zu einer Atrophie der Kolozyten (Wong & Gibson 2003). Unlösliche Fasern (Zellulose, Hemizellulosen, Lignin) werden von der Mikroflora des Dickdarms in der Regel nicht in größerem Ausmaß abgebaut, so dass sie praktisch intakt in die Fäzes gelangen und ausgeschieden werden. Aufgrund ihrer stark hygroskopischen Eigenschaften (sie können bis zum 25fachen ihres Gewichts an Wasser absorbieren) und ihrer Fähigkeit, das unverdauliche Residuum der Fäzes zu erhöhen, unterstützen sie die Verbesserung der Kotkonsistenz, erhöhen aber auch das Kotvolumen (Sunvold et al. 1995a).

* In dieser Studie wurde die Kotkonsistenz anhand einer Skala von 1 (harter, trockener Kot) bis 5 (Diarrhoe) beurteilt, wobei der Wert 2 als ideale Konsistenz definiert wurde. Werte mit unterschiedlichen Exponenten für denselben Parameter (Spalte) weisen statistisch signifikante Unterschiede auf (p < 0,05). Ein Futtermittel mit hohem Gehalt an löslichen Fasern führt zu einem hohen Kotvolumen mit hohem Feuchtigkeitsgehalt und niedriger (d. h. tendenziell weicher) Konsistenz. Zu beachten ist, dass Kot von Tieren, die eine Mischung löslicher Fasern oder Zuckerrübentrockenschnitzel erhalten, einen ähnlich hohen Feuchtigkeitsgehalt, aber sehr unterschiedliche Konsistenzen aufweist. Der Feuchtigkeitsgehalt der Fäzes ist deshalb nicht immer repräsentativ für ihr Erscheinungsbild. Nach praktischen Erfahrungen werden entsprechenden Futtermitteln oftmals moderate Mengen unlöslicher und löslicher Fasern zugesetzt. 124

Aufgrund der hohen Fermentierbarkeit wirkt sich ein übermäßig hoher diätetischer Gehalt an löslichen Fasern negativ auf die Verdauungsverträglichkeit aus. Der daraus resultierende hohe Feuchtigkeitsgehalt der Fäzes, die schlechte (weiche) Kotkonsistenz und das hohe Kotvolumen werden hauptsächlich auf eine starke Proliferation der bakteriellen Biomasse zurückgeführt (Sunvold et al. 1995a; Tabelle 8).

TABELLE 8 – FEUCHTIGKEITSGEHALT, KONSISTENZ UND VOLUMEN DER FÄZES BEI KATZEN (N=5), DIE EIN MIT VERSCHIEDENEN DIÄTETISCHEN FASERQUELLEN ANGEREICHERTES (~10 %) FUTTERMITTEL ERHIELTEN nach Sunvold et al. (1995a) Effekt der Fasern auf die Kotqualität Fasertyp

Lösliche Fasern

Mischung löslicher Fasern

+++

Zuckerrübentrockenschnitzel

+++

Zellulose

Unlösliche Fasern

Feuchtigkeit (%)

Konsistenz*

g Kot/g aufgenommene Fasern

74,9a

4,2a

13,1a

+

74,7a

2,3b

7,4b

+++

52,6b

1,8b

3,6c


Tumore des Dünn- und Dickdarms Die Tumore des Dünndarms repräsentieren allein 73 % sämtlicher Tumore des Verdauungstraktes bei der Katze (52 % Adenokarzinome, 21 % Lymphosarkome). Dickdarmtumore treten dagegen vergleichsweise selten auf (10 bis 15 % aller Tumore des Verdauungstraktes bei der Katze; Estrada et al. 1998). In der Regel verhindert die oftmals sehr spät einsetzende und meist wenig spezifische klinische Symptomatik eine frühzeitige Diagnose. Darmtumore haben bei der Katze eine bessere Prognose als Tumore des Magens oder der Speiseröhre.

> Tumore des Dünndarms

Verschiedene histologische Typen Die beiden dominierenden Tumortypen im Dünndarm sind Adenokarzinome (Kosovsky et al. 1998) und Lymphome. Die meisten Katzen mit einem Lymphom im Verdauungstrakt weisen zwar eine negative FeLVSerologie auf, dennoch wird früher stattgefundenen Virusinfektionen eine Rolle bei der Tumorinduktion zugesprochen (Barr et al. 1995). Weitere Tumore wie Leiomyome, Leiomyosarkome und Fibrosarkome kommen vor, aber mit deutlich geringerer Inzidenz. Gutartige Tumore des Duodenums vom Typ adenomatöser Polypen werden bei der Katze beschrieben (Estrada et al. 1998; Freiche et al. 2005b). Betroffen sind überwiegend Kater orientalischer Herkunft ohne eine bekannte FIV- oder FeLV-Infektion. Mastozytome mit streng auf den Verdauungstrakt begrenzter Lokalisation werden beim Hund beschrieben. Auch bei der Spezies Katze werden einige solche Fälle bei älteren Tieren mit Sitz des Tumors im Kolon beschrieben (Slawienski et al. 1997). Karzinoid-Tumore (Tumore des neuroendokrinen Systems) sind sehr selten, und das klinische Bild wird in der Regel von paraneoplastischen Symptomen dominiert (Guilford & Strombeck 1996d). Gering differenzierte mesenchymale Darmtumore werden bei der Katze beschrieben. Die histologische Untersuchung von Biopsieproben mesenchymaler Herkunft erfolgt mit Hilfe von Spezialfärbungen oder Immunfluoreszenz.

Epidemiologie Bekannt sind verschiedene rasse- und geschlechtsspezifische Prädispositionen für Dünn- und Dickdarmtumore. Unter den Katzenrassen ist vor allem die Siamkatze gehäuft betroffen, insbesondere von Karzinomen. Generell scheinen Kater eine höhere Inzidenz von Lymphomen des Verdauungstraktes aufzuweisen als weibliche Katzen. Abhängig von der Tumorart sind die erkrankten Katzen in der Regel älter als 10 bis 11 Jahre. Lymphome des Verdauungstraktes werden indes auch bei deutlich jüngeren Katzen festgestellt. Adenome treten in dieser Lokalisation seltener auf, sind aber möglicherweise unterdiagnostiziert.

Klinische Symptome Tumorbedingte pathologische Veränderungen der Dünndarmwand können zu Störungen der Darmpassage oder der Absorption von Nährstoffen führen. Die klinischen Folgen können auf die zugrunde liegende Erkrankung hinweisen. In der Regel handelt es sich jedoch eher um unspezifische klinische Anzeichen wie Diarrhoe, Erbrechen oder Melaena, Symptome also, die häufig auch bei anderen gastrointestinalen Erkrankungen zu beobachten sind. Nicht selten wird eine ätiologische Diagnose deshalb erst mit einer gewissen Verzögerung gestellt. Die klinische Expression von Dünndarmtumoren hängt in erster Linie von der Lokalisation der neoplastischen Läsionen in der Darmwand ab:

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Verdauung

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Energiezufuhr Katzen mit Enterokolitis zeigen oft einen hochgradigen Gewichtsverlust und Anorexie bis hin zur Kachexie (Hart et al. 1994). Eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche diätetische Behandlung dieser Patienten ist deshalb eine sorgfältige und individuelle Anpassung der Energie- und Nährstoffzufuhr. Ein weiteres sehr wichtiges Kriterium zur Vermeidung einer kalorischen Unterversorgung ist die Akzeptanz („Schmackhaftigkeit“) eines Futtermittels, da die diätetische Behandlung in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Monaten angezeigt ist und sich in dieser Zeit nach Möglichkeit keine Aversion gegen die Diätnahrung entwickeln sollte.


9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Verdauung

- Je weiter proximal die Läsion liegt, desto häufiger steht Erbrechen im Vordergrund. Melaena ist ein relativ zuverlässiges, aber inkonstantes Symptom. - Weiter distal lokalisierte Tumore manifestieren sich in Form einer Diarrhoe, die sich mit der Zeit verstärkt und schließlich die charakteristischen Merkmale einer chronischen Dünndarmdiarrhoe annimmt. Der Allgemeinzustand betroffener Katzen ist in der Regel beeinträchtigt, und in praktisch allen Fällen ist Abmagerung, Dysorexie und Lethargie zu beobachten. In sehr seltenen Fällen werden Tiere mit Dünndarmtumoren mit einem okklusiven Syndrom zur Untersuchung vorgestellt. In den weiter fortgeschrittenen Fällen kommt es zu einer sehr viel deutlicheren Beeinträchtigung des Allgemeinzustands. Abmagerung gilt als eines der Leitsymptome. Darmtumore liegen bei der Katze gelegentlich sehr weit distal (Übergang Dünndarm/Kolon) und können sich in verschiedenen makroskopischen Formen darstellen (isoliert, multizentrisch, diffus). Die abdominale Palpation liefert in vielen Fällen keine konkreten Hinweise auf eine Zubildung, nicht selten entsteht jedoch der palpatorische Eindruck diffus oder segmental verdickter Darmschlingen.

Diagnose Die Diagnose stützt sich auf die klassischen ergänzenden Untersuchungsverfahren. • Hämatologische und biochemische Profile liefern nur wenige orientierende Hinweise. Differenzialdiagnostisch auszuschließen sind an erster Stelle potenzielle metabolische Ursachen einer chronischen Diarrhoe. Eine Anämie ist stets als wichtiges Symptom zu berücksichtigen (evtl. Lymphom), aber bei vielen Darmtumoren ist ein im Hämogramm sichtbarer Blutverlust nicht zu verzeichnen. Intestinale Mastozytome gehen mit Schleimhautulzera einher, die für einen chronischen Blutverlust verantwortlich sein können. • Röntgenaufnahmen sind angezeigt, wenn keine anderen diagnostischen Verfahren zur Verfügung stehen (Abbildung 50). Eine sonographische Untersuchung, ergänzt durch eine Endoskopie, ist einer Bariumsulfatpassage jedoch bei weitem vorzuziehen, da Letztere bei betroffenen Katzen häufig schwierig durchzuführen und zu interpretieren ist. • Die abdominale Sonographie ist ohne Zweifel das Untersuchungsverfahren der ersten Wahl, vorausgesetzt, es steht eine ausreichend leistungsfähige technische Ausstattung zur Verfügung. Bei intestinalen Tumoren entsprechen die sonographischen Befunde weitgehend denen bei entsprechenden tumorösen Erkrankungen des Magens: Modifikationen der Wandschichten mit lokalen oder diffusen Störungen des Schichtenaufbaus, Variationen der Echogenität (Hypoechogenität), Anomalien der regionalen Lymphknoten, lokale Störungen der Peristaltik (Penninck 1998; Hittmair et al. 2001). • Die Endoskopie und die histologische Analyse multipler Biopsieproben mehrerer Darmabschnitte sind bei endoskopisch zugänglichen Läsionen angezeigt (proximaler Dünndarm, distaler Dickdarm). Die Endoskopie kommt dann zum Einsatz, wenn mit Hilfe der zuvor durchgeführten abdominalen Sonographie eine isolierte Läsion im mittleren Darmabschnitt ausgeschlossen werden konnte. Die histologische Untersuchung der endoskopisch entnommenen, multiplen Biopsieproben verschiedener Darmabschnitte kann zur endgültigen Diagnose führen. Diese Untersuchung hat jedoch zwei Hauptgrenzen: - Isolierte Läsionen im mittleren Darmabschnitt sind nicht zugänglich. - Isolierte Tumorzellen in der Submukosa oder Muscularis können übersehen werden. Bei der Katze besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr zwischen einem diffusen intestinalen Lymphom und einer hochgradigen chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (IBD). Die makroskopischen Befunde beider Erkrankungen lassen eine differenzialdiagnostische Abgrenzung häufig nicht zu. Erscheint die Korrelation zwischen den histopathologischen Ergebnissen der Biopsie und den klinischen Befunden des Patienten zweifelhaft, muss die Diagnose in Frage gestellt werden, zumal intestinale Lymphome bei der Katze nahezu immer auch mit diffusen entzündlichen Läsionen der Darmwand (häufig lymphoplasmazellulären Charakters) einhergehen.

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• Die Laparoskopie ist ein interessantes, gering invasives Diagnoseverfahren, verlangt aber eine hoch spezialisierte technische Ausstattung. • Transparietale Biopsien werden im Rahmen einer explorativen Laparotomie durchgeführt, wenn die oben genannten Untersuchungsverfahren nicht zur Diagnose führen.

Klärung von Art, Ausdehnung oder Metastasierung der Tumorerkrankung Für die Klärung von Art, Ausdehnung oder Metastasierung der Tumorerkrankung stehen verschiedene Untersuchungsverfahren wie Röntgen (Thorax), abdominale Sonographie oder CT zur Verfügung. Welches Verfahren letztlich gewählt wird, hängt von den Gegebenheiten des Einzelfalles ab. Anfangs sind die Metastasen meist lokal bzw. regional begrenzt. Mit Hilfe der Sonographie werden regionale Lymphadenopathien und parenchymatöse Metastasen diagnostiziert, sowie zytologische Proben für eine unmittelbare Tumordiagnostik (intraoperative Schnelldiagnose) entnommen. Leerröntgenaufnahmen des Thorax dienen in erster Linie dem Ausschluss von Lungenmetastasen. Genauere Ergebnisse liefert hier die Computertomographie.


Die Behandlung intestinaler Tumore erfolgt je nach Indikation entweder auf medikamentösem Weg, wenn es sich um diffuse hämatopoetische Tumore handelt (Lymphom, Mastozytom; Lanore 2002), oder aber auf chirurgischem Weg, wenn es sich um lokal abgrenzbare Zubildungen handelt. Die medikamentösen Behandlungsprotokolle entsprechen im Wesentlichen denen bei systemischen Lymphosarkomen und Mastozytomen und variieren im Detail je nach histologischem Typ. Bei der operativen Behandlung müssen einige allgemeine Regeln der Tumorchirurgie berücksichtigt werden (Salwienski et al. 1997): - Möglichst vollständige Exzision sämtlicher Tumorzellen, einschließlich der regionalen Lymphknoten. - Vermeidung einer (operationsbedingten) Disseminierung von Tumorzellen, sowohl lokal als auch in weiter entfernte Lokalisationen. Die chirurgischen Techniken sind dieselben wie bei der Enterektomie im gesunden Gewebe. Der Zugang zu den verschiedenen Abschnitten des Dünndarms erfolgt über eine mediane Laparotomie.

> Tumore des Dickdarms

Histologische Typen Dickdarmtumore kommen bei der Katze selten vor. Am häufigsten findet man Karzinome. Dickdarmtumore werden häufiger bei älteren Tieren festgestellt, und Kater sind häufiger betroffen als weibliche Katzen. Tumore des Rektums treten häufiger auf als Kolontumore.

Isolierte benigne Polypen kommen bei domestizierten Karnivoren seltener vor als beim Menschen. Sie scheinen bei diesen Tieren auch nicht in besonderem Maße der Entwicklung von Karzinomen vorauszugehen, zumindest nicht über dieselben Mechanismen wie beim Menschen.

Klinische Symptome Die klinischen Symptome von Dickdarmtumoren sind bis auf zwei Ausnahmen eher unspezifischer Natur. Bei diesen etwas spezifischeren Hinweisen handelt es sich um Spuren von Blut im Kot normaler Konsistenz oder ein abnorm reduziertes Kotvolumen. Die weiteren klinischen Symptome wie Tenesmus ani, Hämatochezie oder Schleimbeimengungen werden klassischerweise auch bei Dickdarmdiarrhoe beobachtet (Jergens & Willard 2000). Eine Rektaluntersuchung unter Allgemeinanästhesie sollte in jedem Fall integraler Bestandteil des Untersuchungsganges sein, da ein großer Teil der tumorösen Dickdarmläsionen im Bereich des terminalen Darmsegments lokalisiert ist. Die Palpation des Abdomens ist kaum von diagnostischem Interesse, da die Läsionen meist weder deutlich exophytischen Charakters, noch auffällig derb sind.

© Valérie Freiche

Isolierte Lymphome im Kolon der Katze kommen insgesamt eher selten vor, ihre Inzidenz übertrifft aber die des Karzinoms in dieser Lokalisation. Bei der Katze muss bei entsprechender Symptomatik stets der Verdacht einer ileokolischen Tumorlokalisation abgeklärt werden (Lymphom, Karzinom, Mastozytom).

Abbildung 50 – Diese Leerröntgenaufnahme zeigt ein Karzinom im Dickdarm. Der durch die gefüllte Harnblase geschaffene Kontrast lässt eine Stenose des Dickdarms erkennen. Die histologische Diagnose erfolgte anhand von endoskopisch entnommenen Biopsieproben. Sonographisch wurde zudem eine Adenopathie der regionalen Lymphknoten festgestellt.

Die Entwicklung neoplastischer Veränderungen im Dickdarm kann sehr langsam stattfinden. Die Diagnose erfolgt in diesen Fällen nicht selten erst in einem relativ weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadium, ähnlich wie dies auch bei den Magenkarzinomen beschrieben wird. Eine Beeinträchtigung des Allgemeinzustands wird oft erst sehr spät bemerkt und ist eher unregelmäßigen Charakters. Patienten mit tief infiltrativen und/oder stenosierenden Tumorformen zeigen stärker ausgeprägte Störungen des Allgemeinzustands. Tenesmus ani und Schmerzen sind in der Regel sehr stark ausgeprägt, außer bei Karzinomen im kolorektalen Übergangsbereich oder Tumoren mit nur geringer lokaler Infiltration. Aszites wird zum Zeitpunkt der Diagnose nur selten festgestellt.

Diagnose Die Koloskopie ist das ergänzende Untersuchungsverfahren der ersten Wahl (Abbildung 51 und 52). Eine spezielle Vorbereitung ist nicht erforderlich, da die Katze ein relativ kurzes Kolon hat. Vor der geplanten Koloskopie erhält die Katze über einen Zeitraum von vier Tagen eine möglichst ballaststoffarme Nahrung, 127

Verdauung

9 - Erkrankungen des Darmes und spezifische diätetische Behandlung

Behandlung und Prognose Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach mehreren Faktoren: - Allgemeinzustand des Tieres und Notwendigkeit einer medikamentösen Unterstützung, - Histopathologie des Tumors: benigner Tumor, maligner Tumor, Risiko der Bildung von Metastasen oder lokalen Rezidiven, hämatopoetischer Tumor etc., - Art, Ausdehnung oder Metastasierung der Tumorerkrankung.


Schlussfolgerung

ausschließlich auf der Basis von weißem Fleisch oder Fisch und ohne Zusatz von Fasern oder Fett. Unmittelbar vor der Untersuchung erfolgt schließlich ein Darm reinigender Einlauf unter Allgemeinanästhesie. In der Regel sind diese Maßnahmen ausreichend und für den Patienten kaum belastend.

Verdauung

Die Koloskopie dient der Klärung von Art, Ausdehnung (singulär oder multipel) oder Metastasierung der Tumorerkrankung. Dickdarmtumore können sich in unterschiedlichen Formen darstellen: gestielt, diffus und infiltrativ, „traubenförmig“ oder disseminiert über die gesamte Darmwand. Der makroskopische Befund lässt keine Aussagen über den histologischen Typ eines Dickdarmtumors zu. Für die histopathologische Diagnose müssen deshalb multiple Biopsieproben gewonnen werden. © Valérie Freiche

Klärung von Art, Ausdehnung oder Metastasierung der Tumorerkrankung

Abbildung 51 – Koloskopie bei einer 8 Jahre alten Europäisch-Kurzhaar Katze mit Defäkationsstörungen und Hämatochezie. Die Untersuchung zeigt eine parietale endoluminale Zubildung, die für einen ungestielten Tumor spricht. Die histologische Natur der Zubildung kann erst im Anschluss an die Koloskopie bestimmt werden.

Die abdominale Sonographie ergänzt die koloskopische Untersuchung und liefert einen Überblick über die lokale und regionale Ausdehnung tumoröser Prozesse. Diese sonographischen Befunde sollten stets so früh wie möglich erhoben werden. Lungen- und Lebermetastasen werden zum Zeitpunkt der Diagnose nur selten beobachtet.

Behandlung und Prognose Die Chirurgie ist die Behandlung der Wahl bei lokal abgrenzbaren, malignen Tumoren. Palliative chirurgische Eingriffe können zu einer Verlängerung des Überlebens des betroffenen Patienten beitragen. Je nach anatomischer Lokalisation erfolgt die Behandlung von Karzinomen über verschiedene chirurgische Zugänge, deren postoperative Folgen zum Teil nur sehr schwer abheilen. Die Strahlentherapie ist eine hervorragende ergänzende Behandlungsoption zur chirurgischen Exzision lokal begrenzter, weiter distal gelegener kolorektaler Karzinome. Kortikoide allein, also ohne begleitende chemotherapeutische Maßnahmen, führen bei betroffenen Katzen neben einer Steigerung bzw. dem Erhalt des Appetits zu einer Reduzierung entzündlicher Prozesse und zu Schmerzlinderung. Die in der Humanmedizin befürworteten topischen Arzneimittel auf der Basis steroidaler antiinflammatorischer Wirkstoffe scheinen bei Katzen keine entscheidenden Vorteile zu haben.

Diätetische Behandlung

© Valérie Freiche

Die diätetische Behandlung beschränkt sich im Wesentlichen auf eine Anpassung der Zusammensetzung der Nahrung an den tatsächlichen Bedarf der betroffenen Katze. Eine Erhöhung der Energiedichte der Rationen wird über eine Erhöhung des diätetischen Fettanteils erreicht. Langkettige Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl haben in verschiedenen Modellen neoplastischer Erkrankungen vorteilhafte Wirkungen gezeigt. Futtermittel mit höherer Proteinkonzentration, insbesondere mit ausgewogenem Aminosäurespektrum (Arginin), und einem erhöhten Gehalt an Mikronährstoffen (Zink, Antioxidanzien, Vitamine) können sich bei diesen Patienten günstig auswirken. Für weitere Informationen siehe Kapitel 11. Abbildung 52 – Katze, 16 Jahre alt, vorgestellt mit Obstipation und hochgradig reduziertem Allgemeinbefinden. Die Koloskopie ergibt eine endoluminale Striktur, die für eine distale Okklusion des Dickdarms verantwortlich ist. Es handelt sich um eine Stenose postinflammatorischen Ursprungs.

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Schlussfolgerung Diätetische Maßnahmen, kombiniert mit einer geeigneten medikamentösen Therapie sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Behandlung gastrointestinaler Erkrankungen bei der Katze. Die Wahl der Diätnahrung richtet sich nach der im Einzelfall zugrunde liegenden Erkrankung. Katzen mit Erkrankungen des Dünndarms oder des Pankreas erhalten hoch verdauliche Futtermittel, Tiere mit Futtermittelüberempfindlichkeit (Futtermittelallergie) erhalten antigenreduzierte Futtermittel und Katzen mit Erkrankungen des Dickdarms oder Motilitätsstörungen erhalten faserreiche Futtermittel. In der Praxis muss die diätetische Behandlung in jedem Einzelfall individuell angepasst werden. Die Reaktion bzw. das Ansprechen des Patienten auf diätetische Maßnahmen ist nicht immer vorhersehbar. Eine entscheidende Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist eine gute Compliance des Besitzers.


F

A

Welche Proteine eignen sich für Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit (Futtermittelallergie)?

Ein diätetischer Lösungsansatz besteht darin, die Katze mit „neuen“ Proteinen zu füttern, also mit Proteinquellen, die die Katze zuvor noch nie erhalten hat (z. B. Capelin, Ente, Wild, Kaninchen). Ziel dieser so genannten Eliminationsdiät ist der Ausschluss von Proteinquellen, die unerwünschte Reaktionen auslösen können. Eine Alternative sind Futtermittel auf der Basis hydrolysierter Proteine. Hydrolysierte Proteine weisen eine geringere Antigenität auf und zeigen gute Ergebnisse bei Futtermittelallergie. Zerealien sind Stärkequellen, die auch Proteine enthalten. Bevorzugte Stärkequellen sind Reis, Tapioka, Kartoffeln und Erbsen.

Welche Diätnahrung eignet sich für Katzen mit Kolitis?

Diätfuttermittel mit „neuen“ Proteinquellen oder hydrolysierten Proteinen liefern sehr gute Ergebnisse bei Katzen mit Kolitis.

Wie überwinde ich Akzeptanzprobleme bei Katzen?

Katzen mit Verdauungsstörungen oder Erbrechen können eine Aversion gegen ihr Futter entwickeln. Nach Behandlung des zugrunde liegenden Problems kann es erforderlich werden, die Fütterung umzustellen oder ein anderes Produkt aus derselben Produktreihe zu wählen. Die diätetische Aversion hängt mit dem Geschmack und dem Geruch eines Futtermittelprodukts zusammen.

Der Laborbefund weist auf eine hohe Anzahl Clostridien in der Kotprobe einer Katze mit chronischer Diarrhoe hin. Welche Maßnahmen sind zu ergreifen und wie wird die Ernährung angepasst?

Eine hohe Clostridiendichte im Kot eines Fleischfressers gilt nicht per se als abnormer Befund. Diätetische Maßnahmen sind lediglich im Falle chronischer Verdauungsstörungen zu ergreifen. Am besten geeignet ist ein hoch verdauliches Futtermittel ohne allzu hohen Proteinanteil, um die Fermentationsprozesse im Dickdarm nicht zusätzlich anzuregen. Darüber hinaus sollte das Futtermittel fermentierbare Fasern enthalten (Zuckerrübentrockenschnitzel, Fructo-Oligosaccharide).

Eignen sich exogen zugeführte Verdauungsenzyme für die Behandlung von Katzen mit Diarrhoe?

Verdauungsenzyme sind nur bei Katzen mit erwiesener exokriner Pankreasinsuffizienz angezeigt. Es handelt sich um eine bei Katzen seltene, in Einzelfällen aber durchaus auftretende Erkrankung. Die Diagnose erfolgt durch Bestimmung der felinen Trypsin-like Immunoreactivity (fTLI). Da sich die fTLI von der kaninen TLI unterscheidet, kann der Test für Hunde nicht verwendet werden. Die Enzyme werden unter das Futter der betroffenen Katze gemischt. Produkte in Pulverform sind vorzuziehen (siehe auch Kapitel über Erkrankungen der Leber und des Pankreas).

Über welchen Zeitraum sollte die Eliminationsdiät bei einer Katze mit Verdacht auf Futtermittelüberempfindlichkeit durchgeführt werden?

Die Testdiät muss über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen gefüttert werden, eine Besserung ist bei den meisten Katzen aber bereits nach etwa vier Wochen zu beobachten.

Sollten Katzen mit chronischer Diarrhoe zusätzlich Nahrungssupplemente erhalten?

Nein, am besten erhalten betroffene Katzen ein Futtermittel mit qualitativ hochwertigen, hoch verdaulichen Proteinquellen, die noch nie zuvor gefüttert worden sind, oder alternativ ein Futtermittelprodukt auf der Basis hydrolysierter Proteine. Bei Tieren mit nachgewiesenem Mangel ist eine parenterale Applikation von Vitamin B12 angezeigt.

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Verdauung

Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen zur Rolle der Ernährung bzw. Diätetik bei Erkrankungen des Verdauungstraktes


Literatur Verdauung

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Diätetische Informationen von Royal Canin

Im Fokus:

Die Bezeichnung „Psyllium“ geht auf das griechische Wort „psyllia“ für Floh zurück, und in der Tat haben die Samen eine gewisse Ähnlichkeit mit Flöhen. Flohsamen bestehen zu etwa 57 % aus Fasern, darunter 25 % Zellulose und 12 % lösliche Fasern. Bei Letzteren handelt es sich um Muzilagene, die aus Arabinoxylan bestehen, einem stark verzweigten (sauren) Polysaccharid. Die in Psylliumsamen enthaltenen Muzilagene sind besonders vorteilhaft. Eine sehr hohe Konzentration an Muzilagenen (25-30 %) ist in den isolierten Samenschalen (Tegument) zu finden. Aufgrund der besonderen Zusammensetzung des Teguments können Psylliumsamen Wasser bis zum Zehnfachen ihres eigenen Gewichts binden. Gereinigte Psylliumsamen weisen einen Aufquellindex zwischen 70 und 85 auf.

Bewegungsarm lebende Katzen haben gelegentlich eine verlangsamte Darmpassage. Häufig leiden diese Tiere deshalb unter Obstipation und Verdauungsstörungen infolge von Haarballen. Psyllium hat sehr positive Auswirkungen auf die Magendarmpassage dieser Katzen, indem es den Weitertransport des Dünn- und Dickdarminhaltes reguliert. Darüber hinaus sorgt das Psylliumgel im Darm für eine Erhöhung der Gleitfähigkeit und damit für eine erleichterte Defäkation. Psyllium wird nur zu einem sehr geringen Teil von der Dickdarmflora fermentiert und führt deshalb nicht zu einer Veränderung der Kotkonsistenz. Psylliumsamen werden traditionell als Appetitzügler in Gewichtsreduktionsdiäten eingesetzt. Diese Wirkung basiert auf der Fähigkeit der Muzilagene, Wasser zu binden und bereits im Magen ein voluminöses Gel zu bilden.

© National Research Centre for Medicinal and Aromatic Plants © Roland Hours

Faserreiche Flohsamen

Psyllium ist bekannt für seine hervorragenden laxierenden Eigenschaften. Muzilagene verhalten sich im Darm wie ein Schwamm. Sie binden Wasser, quellen auf und bilden dabei ein visköses Gel. Psyllium hat somit einen antidiarrhoischen Effekt, indem es die Viskosität des Chymus erhöht. In der humanmedizinischen Gastroenterologie wird Psyllium insbesondere bei folgenden Indikationen eingesetzt: - Linderung gastrointestinaler Entzündungsprozesse - Behandlung des Reizdarmsyndroms (Irritable bowel syndrome) - Unterstützung der Behandlung von Obstipationen

© Diffomédia/Valérie de Leval, Élise Langellier

Psylliumarten sind einjährige Pflanzen geringer Wuchshöhe mit niedrigen Blättern und weißen Blüten. Sie gehören zur Gattung der Wegeriche (Plantago) und wachsen auf sandigen Böden im Mittelmeerraum. Die ursprünglich aus Indien und Pakistan stammende Art Plantago ovata wird in der Phytotherapie traditionell zur Behandlung von Verdauungsstörungen eingesetzt. Psyllium ist auch unter der Bezeichnung Isabgol bekannt. Verwendet wird die ganze Pflanze, sowohl zur Ernährung als auch zu therapeutischen Zwecken. Die jungen Blätter können in Salaten oder zusammen mit Gemüse verwendet werden.

Muzilagene regulieren die Darmpassage

© Roland Hours

Botanischer Ursprung

Verdauung

Psyllium (Flohsamen) als Faserquelle

Die Kapselfrüchte des Psyllium enthalten je zwei kleine, flache, ovale, geruchlose und nahezu geschmacklose Samen. Tausend Samen haben ein Gewicht von weniger als 2 Gramm.

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Diätetische Informationen von Royal Canin

Verdauung

Verdauungsstörungen aufgrund von Haarballen im Magendarmtrakt der Katze

ABBILDUNG 1 - KORRELATION ZWISCHEN HAARWECHSEL UND AUSSCHEIDUNG VON HAAREN ÜBER DIE FÄZES (ERGEBNISSE VON 24 KATZEN)

Die Zunge der Katze ist mit zahlreichen kleinen, konischen Papillen ausgestattet, die wie eine Bürste tote Haare und Fremdkörper aus dem Fell entfernen. Bei der Fellpflege mit der Zunge nimmt die Katze Haare auf und scheidet diese nach der Passage von Magen und Darm auf natürlichem Weg mit den Fäzes aus. Eine Studie von Royal Canin zeigt, dass eine Katze pro Tag zwischen 30 und 70 mg Haare pro kg Körpergewicht über die Fäzes ausscheidet (Abbildung 1). In Phasen des Haarwechsels steigt diese Menge auf bis zu 100 mg/kg Körpergewicht täglich an. Bei einer 4 kg schweren Katze entspricht dies einem täglichen Volumen von etwa 10 cm3 (Tournier et al. 2005).

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Im Verdauungstrakt können sich die oral aufgenommenen Haare zusammenballen und Haarballen (Trichobezoare) bilden, die sehr oft regurgitiert werden. In einigen Fällen können Trichobezoare jedoch zu Verdauungsstörungen führen (Barrs et al. 1999), die sich klinisch als Erbrechen oder Obstipation äußern und in hochgradigen Fällen auch zu einem Darmverschluss führen können. Einer Studie von Royal Canin (2004) zufolge war mehr als die Hälfte aller befragten Tierärzte im Rahmen ihrer praktischen Tätigkeit bereits mit einer Darmobstruktion infolge eines Trichobezoars konfrontiert, und 43 % mussten auf chirurgische Mittel zurückgreifen, um das Problem zu behandeln.

die ausschließlich in der Wohnung leben. Bei relativ gleichmäßigen Temperaturen und Lichtverhältnissen befinden sich diese Tiere gewissermaßen ganzjährig im Haarwechsel. Ohne Zugang zu Gras und ohne die Möglichkeit, zu jagen, nehmen sie keine „Ballaststoffe“ auf, die für eine natürliche Stimulation der Darmpassage sorgen.

Die Bildung von Haarballen hängt zu einem gewissen Teil von individuellen Risikofaktoren ab („Retentionstaschen“ im Verdauungstrakt), hauptsächlich verantwortlich sind jedoch verschiedene Umweltfaktoren. Besonders anfällig sind Katzen,

Die von der Katze abgeschluckten Haare werden entweder in Form von Haarballen regurgitiert oder über die Fäzes ausgeschieden. Im Laufe eines Jahres kann eine Katze auf diese Weise 60-120 g Haare ausscheiden, was einem Volumen von 1,5 bis 3 Litern entspricht.

© Capucine Tournier

Das Lecken des Fells hat bei der Katze zahlreiche Funktionen: - Fellpflege, Reinigung des Haarkleides - Thermoregulation - soziale Funktion bei gegenseitigem Belecken verschiedener Individuen - Stressabbau

Mittlere Ausscheidung über die Fäzes Haarwechsel

Haare, die beim Bürsten verloren gehen (mg)

Eine ausschließlich in der Wohnung lebende Katze verbringt etwa 30 % ihrer Zeit mit der Fellpflege (Benjamin 1976) und ist deshalb besonders anfällig für die Bildung von Trichobezoaren.

Haarausscheidung (mg/kg KG/Tag)

© Yves Lanceau/RC/Heilige Birma

nach Tournier et al. 2005


Diätetische Informationen von Royal Canin

Schlüsselpunkte Verdauung

zum Thema:

Diätetische Faktoren, die eine natürliche Ausscheidung von Haarballen fördern

Diätetische Fasern sind sehr heterogen. Um synergistische Effekte zu erzielen, müssen mehrere unterschiedliche Fasertypen in der richtigen Weise kombiniert werden. Zellulose und andere nicht fermentierbare Fasern stimulieren die Darmpassage, während einige andere pflanzliche Faserquellen sehr viel zielgerichtetere, spezifische Wirkungen haben: - Die Fasern der Samenschalen von Psyllium fördern die Defäkation bei Katzen mit Obstipation.

ABBILDUNG 2 – EINFLUSS DES DIÄTETISCHEN FASERGEHALTS AUF DIE FÄKALE AUSSCHEIDUNG VON HAAREN BEI 24 KATZEN ÜBER EINEN ZEITRAUM VON 4 WOCHEN nach Tournier et al. 2005 120

Mittlere Ausscheidung von Haaren (mg/kg KG/Tag)

Die natürliche Ausscheidung von Haarballen kann durch eine Stimulation der Magenentleerung und der Darmpassage auf diätetischem Weg gefördert werden. Ziel ist es, eine Ansammlung abgeschluckter Haare im Magen oder Darm und damit die Bildung von Haarballen zu verhindern. Die wichtigste diätetische Maßnahme ist eine Erhöhung des Fasergehalts der Nahrung. Eine faserreiche Ernährung ist insbesondere bei Katzen angezeigt, die ausschließlich in der Wohnung leben, da deren Darmmotilität aufgrund der bewegungsarmen Lebensweise tendenziell verlangsamt ist. Futtermittel, die die Darmpassage fördern und die natürliche Ausscheidung von Haaren über die Fäzes steigern, haben einen Gesamtfasergehalt von mindestens 10-15 % (Abbildung 2).

+ 72 % 100 + 36 % 80 80,9 60 59,3 40

46,9 A

A

B

TDF* Kontrolle: 6,9 %

TDF : 11 %

TDF : 14,2 %

20 0

Eine spezifische Anreicherung mit pflanzlichen Fasern erhöht die über die Fäzes ausgeschiedene Haarmenge um 72 % im Vergleich zu einem Futtermittel mit niedrigem Faseranteil. Die fäkale Ausscheidung wurde nach der Methode von Hendriks et al. (1998) wöchentlich gemessen. Die Ergebnisse sind Mittelwerte ± SD. Die Interpretation der Ergebnisse erfolgte mit Hilfe einer Varianzanalyse (ANOVA). Die Buchstaben A und B markieren statistisch signifikant unterschiedliche Resultate (p<0.05). *TDF = Gesamtfasergehalt (Total dietary fiber) dienen - Fructo-Oligosaccharide Darmbakterien als Energiesubstrat und fördern eine ausgewogene Darmflora. Zuckerrübentrockenschnitzel haben eine gemischte chemische Zusam-

mensetzung, die die vorteilhaften Wirkungen fermentierbarer Fasern (auf die Darmflora) und nicht fermentierbarer Fasern (auf die Darmpassage) kombiniert.

Hendriks WH, Tarttelin MF, Moughan PJ Seasonal hair loss in adult domestic cats. J Anim Physiol a Anim Nutr 1998; 79: 92-101.

Tournier C, Dumon H, Nguyen P, et al. Validation d’une stratégie alimentaire innovante pour stimuler l’élimination fécale des poils ingérés par les chats. Poster présenté au congrès de l'ESVCN à Turin (22-24 sept. 2005).

Literatur Barrs VR, Beatty JA, Tisdall PLC, et al. Intestinal obstruction in five cats. J Feline Med Surg 1999; 1: 199-207. Hart BL - Feline behavior. Feline Pract 1976, 7: 14-17.

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