ROYAL CANIN Fernkolleg Senior
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Was ältere Hunde & Katzen brauchen: Über die Bedeutung der richtigen Ernährung im Seniorenalter ROYAL CANIN Fernkolleg für Tiermedizinische Fachangestellte
Juni 2015 - Dezember 2015
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Inhaltsverzeichnis Kapitel 1: Wissenswertes „rund um das Alter“ a) Einleitung b) Altern ist keine Krankheit! c) Erste Anzeichen des Alterns d) Wann beginnt die Alterung? e) „Geheimnis des Alterns“ - was passiert da eigentlich?
Kapitel 2: Die richtige Ernährung von Hunde- und Katzensenioren – das A & O für ein langes, gesundes Leben! a) Warum Seniornahrung? b) Die Nährstoffe im Alter • Energie • Protein (Eiweiß) • Fett • Mineralstoffe & Vitamine • Wasser c) Ein Wort zur Fütterungstechnik… d) Was tun, wenn der Senior nicht fressen will? e) Was Ernährung sonst noch leisten kann – besondere Wirkstoffe für die Seniorengesundheit Kapitel 3: Typische Erkrankungen alter Tiere und ihre diätetische Behandlung a) Adipositas oder Untergewicht b) Diabetes mellitus c) Chronische Nierenerkrankung d) Chronische Gelenkerkrankungen (Arthrose) e) Obstipation f) Durchfall g) Zahnstein h) Tumorerkrankungen i) Herzerkrankungen j) Lebererkrankungen k) Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, Altersdemenz
Kapitel 4: „Auf gute alte Tage“ – was der Tierbesitzer tun kann a) Alte Tiere schätzen einen geregelten Tagesablauf b) Zuwendung & Fürsorge c) Perfekt gepflegt - Gutes für Leib & Seele d) Bewegung macht Spaß & hält fit e) Ein „seniorengerechtes“ Zuhause
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Nicht „zu vergessen“: Die geistige Fitness
Kapitel 5: Vorsorge ist unverzichtbar! a) Augen auf – wie ist es um die Gesundheit der Senioren bestellt? b) Altersvorsorge – ab wann und wie oft? c) Auf einen Blick –was gehört zu einem Geriatriecheck? d) Häufige Fragen der Tierbesitzer e) „Senior Life“ von ROYAL CANIN – ein maßgeschneidertes Geriatrieprogramm für die Kleintierpraxis f) Gute Gründe für ein Geriatrieprogramm g) Kostenlose „Senior Life“ Materialien für die Tierarztpraxis
Kapitel 6: Nahrungen für gesunde ältere Hunde & Katzen exklusiv beim Tierarzt – ein Überblick a) Produktübersicht b) VET CARE NUTRITION MATURE LARGE DOG für Hunde (Trockennahrung) c) VET CARE NUTRITION MATURE für Hunde (Trockennahrung) d) VET CARE NUTRITION MATURE SMALL DOG für Hunde (Trockennahrung) e) VET CARE NUTRITION MATURE (Feuchtnahrung) f) VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 1 für Katzen (Feucht- und Trockennahrung) g) VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 2 für Katzen (Feucht- und Trockennahrung) h) VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 2 High Calorie für Katzen (Trockennahrung)
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Kapitel 1: Wissenswertes „rund um das Alter“ a)
Einleitung
Nicht nur wir Menschen werden immer älter – auch unsere Hunde und Katzen. In unseren Breitengraden sind bereits 25% der Menschen zwischen 60 und 100 Jahren alt. Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge wird ein Drittel der Bevölkerung im Jahre 2030 über 60 Jahre alt sein. Diese Altersstruktur ist bei unseren Hunden und Katzen längst erreicht! Aufgrund einer ständigen Verbesserung der Ernährung, Haltung und medizinischen Versorgung werden unsere Vierbeiner nämlich auch immer älter. Allein im Zeitraum von 1983 bis 1995 hat sich die Lebenserwartung von Katzen um fast das Doppelte gesteigert (Kraft und Danckert, 1997). Bei den Hunden waren 1967 gerade einmal 19 Prozent der Tiere zwischen 10 und 19 Jahren alt, 1997 gehörten dann bereits 46,7 Prozent dieser Altersklasse an. Allein im Zeitraum von 1982 bis 1996 ist die Lebenserwartung von Hunden um über zwei Jahre gestiegen, so dass inzwischen fast jeder dritte Hund in Deutschland zu den Senioren zählt. 1982 wurden Hunde im Durchschnitt 9,5 Jahre, 2005 bereits 11,9 Jahre. Das ist ein Plus von 25%! (Myonlinepanel Umfrage 10/05). Der Trend zur höheren Lebenserwartung ist bei Katzen übrigens deutlicher ausgeprägt als bei Hunden. Laut der American Veterinary Medical Association (AVMA) steigt der Anteil an älteren Katzen (>6 Jahre) an der GesamtKatzenpopulation in den USA ständig an. Waren im Jahre 2006 noch 37 % aller Katzen > 6 Jahre, so waren es im Jahre 2007 bereits 44 % aller Samtpfoten. Grundsätzlich lässt sich also feststellen, dass die Zahl der alten Haustier-Patienten sowie deren durchschnittliche Lebenserwartung kontinuierlich ansteigen.
Abb. 1: Alter von Hunden und Katzen im Vergleich zu „Menschenjahren“
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Wussten Sie eigentlich schon, dass einzelne Katzen und Hunde auch deutlich älter werden können? Die älteste Katze der Welt wurde stolze 34 Jahre alt. Der bisher älteste Hund der Welt ist Max, ein Mix zwischen Terrier, Dackel und Beagle. Er lebte in den USA und wurde sagenhafte 29 Jahre und 7 Monate alt. Bis zu seinem Tod im Mai 2013 lebte er in einer echten Großfamilie, immer umgeben von den Kindern und Enkelkindern der Besitzerin. Was ihn wohl so lange fit gehalten hat? Vielleicht das ständige Leben und die Aktivität um ihn herum? Abb. 1 zeigt den Vergleich zwischen Hunde-/Katzen- und Menschenalter. Grundsätzlich wünscht sich natürlich jeder Tierbesitzer, dass sein Vierbeiner möglichst alt wird. Hintergrund ist auch die heutzutage sehr starke, emotionale Bindung der Besitzer zu ihren Tieren. Diese Tatsache stellt Tierärzte und veterinärmedizinische Fachangestellte vor neue berufliche Herausforderungen. In Tierarztpraxen sind alte Tiere im Vergleich zur Altersverteilung im Feld noch häufiger anzutreffen, da sie öfter krank sind als junge adulte. Laut „Welt am Sonntag“ (vom 19.05.2013) hat die Universität München diesen Trend dokumentiert: Ende der 60er-Jahre war nicht mal ein Fünftel aller Hunde in der Klinik älter als zehn. Dreißig Jahre später stellten die über Zehnjährigen mehr als die Hälfte der Hundepatienten. Das Wissen über ältere Tiere mit allen ihren Besonderheiten rückt deshalb immer mehr in den Fokus, um die betagten Vierbeiner optimal medizinisch versorgen und damit einen Beitrag zu einer hohen Lebenserwartung leisten zu können. Die Senioren unter den Patienten einer Kleintierpraxis verdienen unsere ganz besondere Aufmerksamkeit. Es geht nicht nur darum, durch jährliche Gesundheits-Checks Krankheiten frühzeitig zu erkennen; es geht insbesondere auch um Vorsorge und bestmögliche Unterstützung der Tierhalter. Neben der Aufklärung über „Dinge, die sich im Alter ändern“, gehören auch Tipps zur Haltung, Bewegung und insbesondere zur Ernährung dazu. Das Thema erfordert nicht nur fachliche Kenntnisse in unterschiedlichsten Bereichen, sondern auch ein hohes Maß an emotionalem Einfühlungsvermögen. Das vorliegende Fernkolleg möchte Tiermedizinischen Fachangestellten bei dieser besonderen, in jedem Falle sehr bereichernden Aufgabe unterstützen. Grundkenntnisse der Geriatrie von Hund und Katze werden dabei ebenso vermittelt, wie Wege zu einer optimalen Betreuung alter Tiere und Beratung ihrer Besitzer. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Bereichen Ernährung und Vorsorge. Warum? Eine optimale Ernährung ist unverzichtbar für eine langanhaltende Gesundheit und „Vorbeugen ist besser als Heilen“. b)
Altern ist keine Krankheit!
Alterung ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher, unaufhaltsam fortschreitender Vorgang. Ganz allmählich und zunächst unmerklich geht das Tier vom Erwachsenenalter in das Seniorenstadium über. Für viele Tierbesitzer ist es trotzdem schwierig sich mit dem Thema „Alter“ auseinanderzusetzen. Warum? Der Begriff ist negativ verknüpft, da viele Menschen selber Angst vor dem Älterwerden haben. Alterung wird häufig in direkten Zusammenhang mit Problemen und Krankheiten gebracht, die das fortgeschrittene Lebensalter mit sich bringen kann. Während wir Menschen abnehmende Fitness, mangelnde Attraktivität
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sowie Schmerzen und Erkrankungen fürchten, ängstigen uns im Hinblick auf unsere Vierbeiner in erster Linie der Umgang mit Krankheiten und die Angst vor dem Verlust des Tieres. Schwerpunkt in der Arbeit, bzw. im Umgang mit den Tierbesitzern muss deshalb zunächst die Aufklärung sein. Der Tierbesitzer soll begreifen, dass es sich bei der Alterung nicht um eine Krankheit handelt, sondern um einen normalen, biologischen Prozess. Dieser besteht aus komplexen Veränderungen, die alle Organsysteme betreffen. Manche Veränderungen sind sichtbar (z.B. das Ergrauen der Haare), andere unsichtbar (z.B. nachlassende Nierenfunktion). Am Ende der Veränderungen steht der Tod. Entscheidend ist nun jedoch, dass die Alterung nicht mit Schmerz und Krankheit einhergehen muss, sondern ganz im Gegenteil - es durchaus möglich ist, dass unsere Tiere - so wie wir Menschen - aktiv und gesund unter Beibehaltung einer guten Lebensqualität alt werden. Natürlich ist es trotzdem so, dass sich Dinge ändern. Ziel ist es, den Tierbesitzern die zu erwartenden Alterserscheinungen zu erklären und nahe zu bringen. Sind sie sich dessen bewusst und richten sie insbesondere die Fütterung und Haltung darauf aus, so können sie maßgeblichen Einfluss auf die Lebensqualität und -erwartung ihres Haustieres nehmen. „Gesund und fröhlich altern“ ist möglich und auf diesem Wege ist jedem gedient – dem Mensch und dem Tier! c)
Erste Anzeichen des Alterns
Abb.2: Altersbedingte Veränderungen: der normale Alterungsprozess Der Alterungsprozess besteht aus sichtbaren und unsichtbaren Vorgängen im Körper, die unaufhaltsam fortschreiten und nicht umkehrbar sind (Abb.2). Unabhängig von den Jahren, die eine Katze und ein Hund bereits hinter sich haben, geben äußere Merkmale und Veränderungen im Verhalten Hinweise darauf, dass das Tier ins Seniorenalter gekommen ist. Typisch ist, dass vor den sichtbaren Zeichen die ersten Veränderungen ganz allmählich und zunächst unbemerkt auftreten. Vergleicht man die Alterung mit einem Eisberg, so stehen die
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ersten Alterungsprozesse für den unter der Wasseroberfläche befindlichen Anteil des Eisberges – den unsichtbaren Teil. Die fortgesetzte Alterung kann man dann mit dem oberen, sichtbaren Anteil des Eisberges assoziieren – nun wird die Alterung offensichtlich und fällt dem Besitzer tatsächlich „ins Auge“.
Abb.3: Typisch alter Hund: Ergrauen der Haare im Gesicht, Muskelschwund am Kopf. Nicht jeder Senior bekommt zuerst graue Haare um Schnauze und Augen (Abb. 3), manchmal verändert sich auch zuerst das Wesen: Alte Tiere werden ruhiger und bisweilen sehr eigenwillig. Änderungen im gewohnten Tagesablauf werden nur noch widerwillig akzeptiert. Das Schlafbedürfnis nimmt zu und warme Plätzchen im Haus werden beliebter. Weitere Alterserscheinungen sind: o Gewichtsverlust oder –zunahme o Schlechtere Haut-und Fellqualität o Zahnprobleme o Verdauungsbeschwerden, wie Durchfall oder Verstopfung o Nachlassende Nieren- und Herztätigkeit o Abnehmender Geruchssinn und in der Folge oft Inappetenz o Abnehmende Mobilität durch Gelenkerkrankungen o Reduzierte Stresstoleranz o Ruhigere Lebensweise: die Tiere schlafen mehr und sind weniger aktiv o Nachlassende Abwehrkräfte: das Risiko für Erkrankungen steigt o Angst, Desorientierung, unmotivierte Lautäußerungen.
☺
Praxistipp: Wichtig ist es, die Tierbesitzer über die möglichen Veränderungen aufzuklären (Abb. 2). Diese sind kein Grund zur Sorge, sondern sollten vielmehr dazu anregen, dass die Halter sich auf den neuen Lebensabschnitt des Tieres einstellen und nötige Anpassungen, z.B. die Umstellung auf eine altersgerechte Nahrung vornehmen! Begeistern Sie die Besitzer für das Leben mit einem Tier-Senior, denn viele Vierbeiner sind in dieser Zeit echte Charakterköpfe und diese Lebensphase mit dem Tier etwas ganz Besonderes!
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Wann beginnt die Alterung?
Die gute Nachricht ist – Hunde und Katzen können durchaus ein stattliches Alter erreichen! Oft lässt es sich gar nicht genau vorhersagen, wann die Phase des Alterns beginnt, da sich die physiologischen Alterungsprozesse, die schließlich zu einer Funktionsbeeinträchtigung des einen oder anderen Organsystems führen, nur sehr langsam und allmählich entwickeln. Außerdem gibt es zahlreiche individuelle Einflussfaktoren, wie Kondition (z.B. Trainings- und Ernährungszustand), Konstitution (= genetisch festgelegte körperliche Verfassung) und Gesundheitsstatus. Aufgrund der intensiven Fürsorge und der modernen tiermedizinischen Möglichkeiten ist die durchschnittliche Lebenserwartung unserer Hunde und Katzen heute deutlich höher als früher und sie liegt natürlich auch über derjenigen der wildlebenden Verwandten.
Katzen ab 7 Jahren
Abb.4: Beginn des Alterungsprozesses bei Hunden und Katzen Auch wenn sich der konkrete, individuelle Altersbeginn bei einem Tier schwer vorhersagen lässt, so gibt es doch Richtwerte aus Studien (Abb. 4). Aus diesen geht hervor, dass bei Katzen bereits ab dem 7. Lebensjahr erste Alterserscheinung auftreten. Diese frühen Veränderungen sind noch nicht direkt sichtbar und eigentlich denkt jeder noch: Mein Tier ist noch nicht alt! Fakt ist jedoch, dass die ersten Stoffwechselvorgänge sich ändern und auf Zellebene Veränderungen stattfinden. Etwa ab dem 12. Lebensjahr gelten Katzen als „richtige Senioren“. Die angesprochenen Alterungsprozesse treten dann sichtbar zu Tage, spätestens jetzt merkt der Tierbesitzer, dass sein Vierbeiner „in die Jahre“ gekommen ist (Abb. 5). Bei Hunden richtet sich der Beginn der Alterung nach der Größe. Es gilt das Motto: Je kleiner der Hund, desto älter wird er! Während ein Dackel mit 14 Jahren keine Ausnahme ist, zählt eine Deutsche Dogge bereits mit 9 Jahren zu den „Grufties“. Grundsätzlich gilt: Kleine Hunde (<10 kg Körpergewicht) altern erst ab dem 8. Lebensjahr, während bei einem mittelgroßen Hund (11-25 kg), wie z.B. einem Beagle, die Alterung schon ab dem 7. Lebensjahr beginnt. Bei allen großen Vierbeinern (>25kg KGW) ist schon ab 5 Jahren mit ersten Veränderungen zu rechnen.
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☺ Praxistipp: Achten Sie während der Sprechstunde, bzw. schon vorher bei der Aufnahme der Patienten auf das Alter der Tiere! Sind diese bereits Senioren? Ist das der Fall, so nutzen Sie die Chance, um die Besitzer offen darauf anzusprechen („Toll, dass ihr Hund/ihre Katze schon für sein/ihr Alter immer noch so fit. Wie wäre es mit einem Gesundheits-Check und einer Überprüfung der Fütterung, um eine gute Gesundheit und die Lebenserwartung auf dem Wege noch mehr zu unterstützen?“). Auch Aufklärung mit „Fingerspitzengefühl“ über mögliche Alterserscheinungen ist enorm wichtig!
Abb. 5: Hunde und Katzen altern in 2 Phasen. In der ersten Phase sind die Veränderungen noch unsichtbar. In der 2. Phase werden sie dann offensichtlich.
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„Geheimnis des Alterns“ - was passiert da eigentlich?
Die Alterung als natürlicher Prozess ist grundsätzlich dadurch gekennzeichnet, dass der Körper nach und nach immer mehr von seiner Anpassungsfähigkeit und Vitalität verliert. Diese Tatsache bedingt unter anderem auch eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten und eine geringere Heilungstendenz. Daher leiden alte Tiere häufig unter chronisch verlaufenden Erkrankungen. Der Übergang vom normalen Altern zur Krankheit ist dabei oft schleichend. Warum dies so ist, konnte noch nicht restlos geklärt werden, es gibt aber verschiedene Theorien. So kommt es auf zellulärer Ebene zu einer Abnahme der Mitoserate, d. h. die Zellen zeigen eine verminderte Teilungsaktivität. Es wird nicht mehr jede zugrunde gehende Zelle ersetzt. Es wird vermutet, dass die Ursache hierfür eine altersbedingte Absenkung des Hormonspiegels ist. Im Bindegewebe werden fehlende Zellen durch den Einbau von Kollagen ersetzt. Dieses hat jedoch die Tendenz, mit der Zeit zu schrumpfen. Das führt wiederum zu einer Abnahme der Elastizität und zu einer Verdichtung des Gewebes. Konsequenzen sind u.a. die bekannte Faltenbildung der äußeren Haut, aber auch eine geringere Lungenkapazität. Außerdem ist dieses in seiner Struktur veränderte Bindegewebe weniger stabil, was zu einer herabgesetzten Belastbarkeit und einer erhöhten Verletzungsgefahr bei alten Tieren führt (Tendenz zu Liegeschwielen steigt). Neben den teilungsaktiven Zellen gibt es auch solche, die sich nach der Geburt eines Tieres nicht mehr teilen, also quasi mit ihm
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zusammen altern und auch nicht ersetzt werden. Hierzu gehören die Nerven- und Muskelzellen (Abb. 6). Sie halten zwar „ein Leben lang“, im Alter nimmt ihre Zahl jedoch trotzdem ab. Die Ursache dafür ist noch unklar, es gibt aber auch hier verschiedene Theorien: Werden sie durch das Ausbleiben hormoneller Signale „abgeschaltet“? Sterben sie durch die Anhäufung von Abfallprodukten des Zellstoffwechsels irgendwann ab oder ist ihre Versorgung mit Nährstoffen und Hormonen durch die Umstrukturierung des Bindegewebes gestört?
Abb. 6: Der Verlust der Muskelmasse gehört zum normalen Alterungsprozess Wichtig ist, dass auch äußere Faktoren die Körperzellen schädigen und deren Untergang, bzw. das Fortschreiten der Alterung beschleunigen. Während beim Mensch Tabak- und Alkoholkonsum zu nennen sind, zählen bei Hund und Katze Faktoren, wie Haltung (Stadt oder Land, Zwinger oder Wohnung), Bewegung und Ernährung eine große Rolle. Warum ist das so? Im Stoffwechsel älterer Tiere entstehen vermehrt „freie Radikale“. Es handelt sich um aggressive Sauerstoffmoleküle, die die Körperzellen angreifen und so degenerative Krankheiten auslösen können. Bei Stress, unangemessener Bewegung und nicht angepasster Fütterung entstehen diese verstärkt und üben schädigende Einflüsse aus, die das Auftreten von Erkrankungen begünstigen. Im Kapitel Ernährung wird beschrieben, wie eine optimale Fütterung dem entgegenwirken kann. Fest steht in jedem Fall: Die Abnahme der Zellzahl betrifft früher oder später alle Gewebe mit der Ausnahme des Fettgewebes beim Hund (Kraft 1997). Die Folge ist eine Einschränkung der Organfunktionen und der Speicherkapazität, z.B. für Vitamine sowie eine Abnahme der Regenerationsfähigkeit der Gewebe.
Kapitel 2: Die richtige Ernährung von Hunde- und Katzensenioren – das A & O für ein langes, gesundes Leben Eine gesunde, ausgewogene und vor allem altersgerechte Ernährung kann viel mehr leisten als dem Körper nur Nährstoffe und Energie zuzuführen - sie ist ein unverzichtbarer Beitrag zur Gesundheit und somit ein Wegbereiter für ein langes, vitales Leben! Dabei ist eine hochwertige Ernährung von Hund und Katze grundsätzlich in jeder Lebensphase wichtig, im fortgeschrittenen Alter gewinnt sie jedoch zunehmend an Bedeutung. Besitzern eines vierbeinigen Senioren sollten Sie deshalb die richtige Nahrung
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„ans Herz legen“. Mit Hilfe der Ernährung leistet man nicht nur Vorbeuge, es können sogar altersspezifische Erkrankungen, wie Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen nachweislich gelindert, verlangsamt oder sogar verhindert werden. Letztlich genießen ältere Tiere unter anderem aufgrund besserer Möglichkeiten im Rahmen der Fütterung eine höhere Lebensqualität als ihre früheren Artgenossen. Das „schlagende Argument“ überhaupt ist jedoch die Tatsache, dass die Lebenserwartung bei altersgerechter Fütterung positiv beeinflusst werden kann! Welcher Tierbesitzer möchte nicht, dass sein Vierbeiner alt wird?
☺ Praxistipp: Beim jährlichen Alterscheck sollte man unbedingt immer auch eine Überprüfung und ggf. Anpassung der Fütterung vornehmen! Sie wissen um die Bedeutung einer optimalen Ernährung, der Tierbesitzer weiß dies jedoch in den seltensten Fällen. Deshalb ist es Ihre Aufgabe im Sinne des Tieres hier Aufklärung zu betreiben! Eine Änderung der Fütterung ist immer dann notwendig, wenn… a) bisher noch keine seniorengerechte Nahrung gefüttert wurde; b) eine klinisch manifeste Erkrankung vorliegt, die eine spezifische Diät erfordert; c) es Hinweise auf eine subklinische Erkrankung (ohne eindeutige Symptome) gibt, deren Fortschreiten diätetisch aufgehalten, bzw. verlangsamt werden kann; d) sich der Nährstoffbedarf des Tieres und die sonstigen Ansprüche an das Futter (z.B. Akzeptanz, Schmackhaftigkeit) geändert haben. Für jeden dieser genannten Ernährungszwecke stehen mittlerweile kommerzielle Nahrungen zur Verfügung: zu a): Ziel sollte es hier sein, diese Tiere auf Seniornahrungen umzustellen. Spezielle Produkte stehen inzwischen in großer Auswahl und in verschiedenen Qualitäts- und Preisklassen sowohl für Hunde als auch für Katzen zur Verfügung. Diese Produkte sind für alte Tiere ohne gesundheitliche Beschwerden gedacht. Für den Tierbesitzer bietet der Futterkauf in der Tierarztpraxis den Vorteil, dass er nicht nur eine © Franco Favaro; Quelle: Royal Canin Veterinary Focus 2014; 24(3) Abb. 7: Beim Futterkauf in der Tierarztpraxis erhält kompetenten Ernährungsberatung für sein Tier bekommt, sondern auch eine der Tierhalter eine kompetente Beratung. Antwort auf medizinische Fragen erhält, die für das rechtzeitige Erkennen einer subklinischen Erkrankung (siehe c) wichtig sind (Abb. 7). Tierarztexklusive Nahrungen von ROYAL CANIN, die für gesunde, alte Tiere geeignet sind, finden Sie im letzten Kapitel dieses Fernkollegs. zu b): Betroffene Hunde und Katzen benötigen eine spezielle Diät. Diäten für spezifische Erkrankungen können nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn eine exakte Diagnose gestellt wurde und die Tierbesitzer fachkundig beraten werden können. Da dies nur in der
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Tierarztpraxis erfolgen kann, vertreibt Royal Canin seine Diätnahrungen ausschließlich über Tierärzte. zu c): Diese Tiere sind besonders schwierig zu beurteilen: Sie zeigen noch keine für den Besitzer offensichtlichen Symptome. Dieser wird daher die Notwendigkeit eines Futterwechsels ohne sachkundige Beratung nicht gleich einsehen. Hier ist das Praxisteam besonders gefordert! Des Weiteren ist die Entscheidung, ob das Tier schon eine richtige Diät oder ein Seniorprodukt erhalten soll, in diesem Stadium nicht immer leicht zu treffen. zu d): Ändert sich z.B. die Schmackhaftigkeit und Akzeptanz bei der bisher gefütterten Nahrung, so gibt es bei der Katze die Möglichkeit zwischen Feucht- und Trockennahrung zu wählen und ggf. auf eine hochkalorische Alternative zu wechseln, wenn festgestellt wird, dass das Tier die Tendenz hat altersbedingt an Gewicht zu verlieren. Dies kommt bei sehr alten Katzen (ab ca. 15 Jahren) häufiger vor, während alte Hunde eher zur Gewichtszunahme neigen. ☺ Praxistipp: Egal auf welche Nahrung umgestellt wird, der Futterwechsel sollte immer langsam erfolgen. Empfehlen Sie deshalb für die Umstellung eine Woche Zeit einzuplanen, in der die Menge der alten Nahrung reduziert und die der neuen entsprechend erhöht wird.
a)
Warum Seniornahrung?
Wie bereits zuvor erwähnt, ermöglicht es uns die heutige, moderne Tierernährung den veränderten Gegebenheiten bei alten Tieren Rechnung zu tragen und mehr zu tun als nur den Energie- und Nährstoffbedarf zu decken! Hochwertige Tiernahrung vermag Senioren eine Nahrung zu bieten, die diese nicht nur ernährt, sondern auch ihre Allgemeingesundheit unterstützt und einen Beitrag zu langanhaltendem Wohlbefinden leistet. Ziel dieser altersgerechten Ernährung für Hunde und Katzen ist es, die Tiere ihrem Alter entsprechend optimal mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen zu versorgen. Darüber hinaus sollen die alternden Organsysteme, insbesondere die Nieren in ihrer Funktion so weit wie möglich entlastet werden. Abb.8: Seniornahrung kann viel mehr Die heutige Gesundernährung ermöglicht es als nur satt machen. außerdem spezielle Nährstoffe mit gesundheitsbezogener Wirkung, sogenannte „Nutraceuticals“ über das Futter zuzuführen. Ein Beispiel sind die sogenannten Chondroprotektiva (Knorpelschutz-Substanzen), wie Chondroitinsulfat und Glukosamin oder die neuseeländische Grünlippenmuschel, die die Gelenkgesundheit alter Tiere unterstützen und in höherer Dosierung sogar therapeutischen Nutzen entfalten können.
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Entscheidende Punkte für eine Seniornahrung ganz konkret: •
Der Nährstoffbedarf älterer Hunde und Katzen unterscheidet sich von dem junger, bzw. mittelalter Tiere. Wie genau hängt immer vom Einzelfall ab! So kann es sinnvoll sein, die Zufuhr bestimmter Nährstoffe zu verringern oder zu erhöhen - je nachdem, ob der Bedarf durch Stoffwechselveränderungen ab- oder zugenommen hat, Erkrankungen bereits vorliegen oder das Fortschreiten des Alterungsprozesses auf diese Weise verlangsamt werden kann.
• Gefahr der Überfütterung: Viele Besitzer neigen dazu, ihr altes Tier zu überfüttern. Frei nach dem Motto „Er hat doch sonst nichts mehr vom Leben“ und „Jede Mahlzeit ein Festessen, denn es könnte ja ihre letzte sein“ erhalten viele alte Hunde und Katzen in Form von zusätzlichen Mahlzeiten, Snacks und Leckerli deutlich mehr als ihr Erhaltungsbedarf vorgibt. Für diese Tiere besteht natürlich ein erhebliches Risiko adipös (fettleibig) zu werden. Beim Tierarztbesuch sollten solche Besitzer unbedingt auf die gesundheitlichen Risiken von Übergewicht hingewiesen werden. Vorwürfe sind dabei natürlich tabu, geben Sie lieber leicht verständliche Empfehlungen zur Ernährung! Das Abstellen schlechter Gewohnheiten fällt vielen Besitzern übrigens leichter, wenn die Ernährung wirklich neu konzipiert und umgestellt wird. Auch das ist ein Argument für den Wechsel zu einem speziellen Seniorfutter. • „Innere“ Faktoren verändern die Ansprüche an das Futter: Abnahme der Sinnesleistung (Geruch, Geschmack) und daraus resultierender Appetitverlust, Zahnschäden, verminderte Sekretion von Speichel und Verdauungssäften bzw. der darin enthaltenen Enzyme, geringere Stoffwechselaktivität und Nährstoffverwertung, Veränderung der Körperzusammensetzung (mehr Fettgewebe, weniger Muskulatur), verminderte Fähigkeit zur Ausscheidung von Abfallprodukten bei unter Umständen gestörter Leber- oder Nierenfunktion, erhöhter Bedarf an bestimmten Nährstoffen (z.B. Zink).
b) Die Nährstoffe im Alter Energie
Abb.9: Aufgrund geringerer Aktivität sinkt der Energiebedarf bei alten Hunden.
Der Energiebedarf alter Hunde und Katzen kann sich vom Erhaltungsbedarf junger adulter Tiere mehr oder weniger deutlich unterscheiden. Beim älteren Hund ist aufgrund einer deutlich verminderten körperlichen Aktivität von einem geringeren Energiebedarf (ca. 80% des Erhaltungsbedarfs eines aktiven, adulten Hundes (Kienzle 1997) auszugehen. Hierbei spielen auch die oben erwähnten Veränderungen in der Körperzusammensetzung eine Rolle: Muskulatur wird abgebaut und das wesentlich weniger stoffwechselaktive
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Fettgewebe nimmt zu. Für die Fütterung bedeutet das: Um einer Adipositas vorzubeugen, muss entweder die Futtermenge reduziert oder ein energieärmeres Futter gewählt werden. Die Situation bei älteren Katzen ist anders: Das Aktivitätsniveau einer ausgewachsenen Katze bleibt zeitlebens etwa gleich (Taylor et al. 1995), solange sie nicht durch altersbedingte Erkrankungen und Beschwerden eingeschränkt ist. Daher nimmt auch ihr Energiebedarf im Alter nicht ab - im Gegenteil: Da Fette und Proteine von manchen alten Katzen schlechter verdaut werden, kann es sogar notwendig sein, die Energiezufuhr (Kalorien aus Fett und Protein) zu erhöhen. Wenn sehr alte Tiere (Hunde und Katzen) einen dramatischen Gewichtsverlust aufweisen, sollte eine gründliche Untersuchung erfolgen, da eine schwerwiegende Erkrankung die Ursache sein kann. Je nach Befund kann dem durch eine erhöhte Energiezufuhr entgegengewirkt werden. Oft ist dies aber erst nach medikamentöser Behandlung der zugrunde liegenden Ursache erfolgversprechend. Fazit: Es lässt sich nicht pauschal voraussagen, ob die Energiezufuhr bei einem alten Tier beibehalten werden kann, gesenkt oder gesteigert werden muss. Für Klarheit sorgt hier nur regelmäßiges Wiegen, um festzustellen, ob und in welche Richtung sich das Körpergewicht verändert. Die Energieversorgung ist dann entsprechend individuell anzupassen! ☺
Praxistipps:
Empfehlen Sie den Besitzern ihren Senior regelmäßig zu wiegen, um das Gewicht im Auge zu behalten. Beim Besuch in der Sprechstunde gehört der Gang zur Waage zum Pflichtprogramm, das Gewicht sollte dann in der Kartei notiert werden.
Abb. 10: Nur wenn man die Entwicklung des Gewichtes alter Tiere im Auge behält, kann man die passende Energiezufuhr festlegen.
Überprüfen Sie mit den Tierbesitzern ob die empfohlene Fütterungsmenge passt, um dafür zu sorgen, dass das Tier sein Idealgewicht halten kann.
Die Fütterungsempfehlungen auf der Verpackung sind nur grobe Richtwerte und können um bis zu 30% vom tatsächlichen Bedarf des Tieres abweichen. Dass die Futtermenge „passt“ erkennt man daran, dass das alte Tier sein Körpergewicht konstant hält
Weisen Sie auf den hohen Energiegehalt von häufig eingesetzten Leckerlies hin. Diese können sehr schnell zu Übergewicht führen. Klären Sie auch darüber auf, dass diese nicht als „Liebesbeweis“ taugen, sondern die Besitzer ihren Vierbeiner stattdessen lieber mehr Zeit für Streicheleinheiten und Bewegung widmen sollten.
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Protein (= Eiweiß) Proteine sind die Baustoffe des Körpers. Muskulatur, Haut & Fell, Antikörper, Hormone sind nur einige Beispiele für Proteinstrukturen des Körpers. Nach neueren Erkenntnissen geht man nicht mehr grundsätzlich davon aus, dass Senior Tiere weniger Protein benötigen. Gerade beim alternden Tier spielen sie eine unverzichtbare Rolle. Hintergrund ist, dass dieser Nährstoff für den Erhalt des „im Abbau“ befindlichen, alternden Körpergewebes unverzichtbar ist. Deshalb sollte man in der Beratung auf die weiterhin ausreichende Versorgung mit Proteinen hinweisen. Es besteht kein Zweifel daran, dass die körpereigenen Proteinreserven in der Muskulatur und der Leber im Alter abnehmen. Dieser Prozess sollte keinesfalls durch eine zu knappe Proteinzufuhr beschleunigt werden. Umgekehrt kann aber der altersbedingte Abbau der Muskulatur allein durch eine erhöhte Zufuhr hochwertiger Proteine nicht aufgehalten werden. Die beste Vorbeugung gegen den Muskelschwund ist ausreichende körperliche Bewegung (Kienzle 1998) in Verbindung mit einer bedarfsdeckenden und qualitativ hochwertigen Proteinversorgung. Natürlich ist es in diesem Zusammenhang entscheidend auf die Qualität der Proteine zu achten. Diese sollten hochverdaulich sein. Der Begriff Verdaulichkeit besagt, dass die Qualität umso besser ist, je besser die Proteine bereits im Dünndarm verdaut und in die Blutbahn aufgenommen werden können, und je weniger „Reststoffe“ in den Dickdarm gelangen und dort ggf. Verdauungsstörungen durch bakterielle Fermentationsvorgänge auslösen können. Beim bakteriellen Eiweißabbau im Dickdarm fallen nämlich schädliche Stoffwechselprodukte, wie biogene Amine (Histamin, Skatol, Indol) oder Ammoniak an, die über Leber und Niere entgiftet und ausgeschieden werden müssen. Eine gute Eiweißqualität ist somit zur Entlastung von Leber und Niere mindestens so wichtig, wie die zugeführte Eiweißmenge. Bei den von ROYAL CANIN verwendeten L.I.P. („low indigestible protein“) Proteinen ist die Verdaulichkeit so hoch, dass das Eiweiß nahezu vollständig im Dünndarm verdaut und absorbiert wird, so dass kaum mehr „unverdautes“ Protein in den Dickdarm gelangt.
Abb.
11: Proteine sind die Baustoffe des Körpers und somit für ältere Tiere unverzichtbar zum Erhalt der Körpersubstanz. Die Quellen können tierischer oder pflanzlicher Herkunft sein – entscheidend ist nur die Qualität.
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Wussten Sie eigentlich schon, dass…? durch die Kombination von tierischen und pflanzlichen Eiweißlieferanten eine optimale Qualität des Gesamtproteins erzielt werden kann, da die Aminosäurezusammensetzung dann günstiger ist als in einer Einzelkomponente? Warum? Jede Proteinquelle weist ihr ganz spezifisches Aminosäurenmuster auf. Durch die Kombination ergänzen sich die Proteinquellen mit ihren Aminosäuren gegenseitig, so können Mängel der einen durch „Stärken“ der anderen Proteinquelle ausgeglichen werden.
Abb. 12: Alte Tiere sollten bedarfsdeckend mit hochwertigem Protein versorgt werden, um den Abbau der Muskulatur zu verlangsamen. Ein Eiweißüberschuss oder minderwertige Proteinquellen sind zu vermeiden.
Im Hinblick auf die Eiweißversorgung gibt es übrigens unter den Tierbesitzern immer noch viel Verwirrung. Fragt man Hunde- und Katzenbesitzer nach der richtigen Zusammensetzung einer Seniornahrung, so hört man in der Sprechstunde oft die Aussage: „Weniger Protein soll drin sein, damit die Niere entlastet wird.“ Sind diese Ängste tatsächlich begründet? Bei dieser Diskussion gilt es zunächst zu unterscheiden, ob man es mit einem Tier zu tun hat, dass eine chronische Niereninsuffizienz hat oder um ein Tier mit normaler Nierenfunktion, dass „einfach alt ist“. Im letzten Fall ist es absolut unnötig den Proteingehalt in der Nahrung zu senken, denn Studien belegen, dass es eine frühzeitige Nierenentlastung älterer Hunde und Katzen allein durch eine verminderte Zufuhr von Phosphor zu erreichen ist (Finco et al. 1996). Ein reduzierter Proteingehalt in der Nahrung ist somit erst dann angezeigt, wenn die klinische Situation bei einem manifesten Nierenschaden es erfordert (Vorliegen einer Urämie = Anhäufung der Eiweißabbauprodukte Harnstoff und Kreatinin im Serum in Verbindung mit den klinischen Symptomen einer Niereninsuffizienz wie Erbrechen, Durchfall, Anorexie, Polyurie, Exsikkose, Krampfneigung etc.). Achtung: Bei allen Vorteilen der auch im Alter ausreichenden Proteinversorgung gilt: Eine den tatsächlichen Bedarf stark überschreitende Proteinzufuhr ist zu vermeiden, weil sie die Entgiftungs- -und Ausscheidungsorgane Leber und Niere unnötig belasten würde. ☺ Praxistipp: Wir halten fest: Auch alternde Tiere sind auf eine ausreichende Versorgung mit hochverdaulichen,biologisch hochwertigem Protein angewiesen. Das hilt ihnen dabei die Körpersubstanz zu erhalten. Im Hinblick auf die Schonung der Niere ist nicht die Absenkung des Proteingehaltes entscheidend, sondern die Anpassung des
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Phosphorgehaltes. Eine Seniornahrung sollte daher einen reduzierten Phosphorgehalt aufweisen! Ergibt der Seniorencheck Veränderungen der Nierenwerte, so ist jedoch eine Nierendiät zu empfehlen. Diese ist dann im Wesentlichen durch die kombinierte Absenkung des Protein- und Phosphorgehaltes gekennzeichnet. Warum? Bei diesen Senioren ist die Nierenfunktion eingeschränkt und die Bildung von harnpflichtigen Substanzen muss begrenzt werden. Das gelingt nur über die Einschränkung der Proteinaufnahme bei gleichzeitig reduzierter Phosphoraufnahme betroffener Tiere. Fett Fett ist der Hauptenergielieferant in einer Nahrung. Er liefert 2,5-mal so viel Energie, wie die gleiche Menge Kohlenhydrate oder Protein. Empfehlungen zum Fettgehalt in der Nahrung sind daher eng an die Empfehlungen zur Energieversorgung gekoppelt. Alte Tiere benötigen nicht grundsätzlich mehr oder weniger Fett als junge adulte Individuen. Der Bedarf richtet sich auch im fortgeschrittenen Alter nach individuellen Einflussfaktoren, wie Bewegung, Fütterung, Haltung, Kastration und vielem mehr. In der Gruppe der Senioren gibt es viele, die mit den Lebensjahren an Gewicht verlieren, aber auch einen Großteil, der zu Übergewicht neigt. Deshalb erschient es sinnvoll eine eher reduzierte Fettzufuhr zu empfehlen. Bei Vierbeinern – insbesondere bei Katzen – mit Tendenz zu Gewichtsverlust oder bereits bestehendem Untergewicht, ist dagegen die Auswahl einer Nahrung mit erhöhtem Fettgehalt angezeigt. Der Vorteil liegt in einer erhöhten Energiedichte, d.h. die Tiere müssen weniger fressen, um ihren Energiebedarf zu decken und es gelingt auf diesem Wege leichter einem Gewichtsverlust vorzubeugen. Neben der Tatsache, dass Fette die Hauptenergielieferanten in der Nahrung sind, darf ein entscheidender Vorteil dieser Nährstoffgruppe auch nicht vergessen werden: Sie sind maßgeblicher Einflussfaktor für die Akzeptanz der Nahrung! Aus diesem Grund sind sie bei der Ernährung von inappetenten, geriatrischen Patienten mit Tendenz zum Gewichtsverlust durchaus sinnvoll einzusetzen - auch in höheren Konzentrationen. Abb. 13: Borretschöl liefert viele Pflanzliche Öle und tierische Fette liefern hochwertige Omega-6-Fettsäuren und bestimmte Fettsäuren, die Hunde und Katzen Gamma-Linolensäure (Omega 3), die die nicht selbst bilden können. Diese essenziellen Vorstufe antientzündlich wirksamer Fettsäuren müssen mit der Nahrung Hormone darstellt. zugeführt werden. Und außerdem: Es sollte immer an eine ausreichende Zufuhr von essenziellen Fettsäuren (Linolsäure, alpha-Linolensäure, bei Katzen auch Arachidonsäure) gedacht werden. Sie sind wichtig für die Struktur der Zellmembranen und die Gesundheit von Haut und Haarkleid. Eine erhöhte Aufnahme schadet auch älteren Tieren nicht. Die Ration sollte jedoch gleichzeitig ausreichende Mengen an Vitamin E als Antioxidanz zum Schutz vor der Bildung freier Radikale liefern. Besonders vorsichtig muss die Fettaufnahme bei Patienten mit Leber- oder Pankreaserkrankungen,
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Schilddrüsenunterfunktion und allen anderen Krankheitszuständen, die mit einer Erhöhung des Serumfettgehaltes (Hyperlipidämie) einhergehen, gestaltet werden. Mineralstoffe (Mengen- und Spurenelemente) & Vitamine Hunde und Katzen sind im Alter genauso auf eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen angewiesen, wie in jungen Jahren. Manche Nährstoffe benötigt der Senior sogar vermehrt, andere gilt es im Sinne einer hohen Lebenserwartung nach unten anzupassen. Mengenelement Kalzium:
Abb. 14: Auch alte Hunde und Katzen benötigen Mineralstoffe und Vitamine, bei einzelnen sind jedoch Anpassungen hinsichtlich der Menge vorzunehmen.
Der Kalziumbedarf sollte über das Futter sicher gedeckt sein, da es im Fall eines Kalziummangels z.B. zu verfrühtem Zahnverlust kommen kann. Die ausreichende Versorgung mit Kalzium stellt bei der Verwendung kommerzieller Futtermittel in der Regel kein Problem dar. Bei hausgemachten Rationen kann die Gefahr für eine Unterversorgung mit Kalzium vorliegen, wenn kein geeignetes Mineralfutter dazugegeben wird. Mengenelement Phosphor:
Die Niere ist häufig das erste Organ, das in der Tätigkeit Altersspuren erkennen lässt. Zahlreiche Studien zeigen, auf welchen Nährstoff es ankommt, wenn man die geschwächte Niere unterstützen möchte: Phosphor! Untersuchungen zeigen eindrucksvoll, dass ein reduzierter Phosphorgehalt in der Seniorennahrung wesentlich ist, um eine Überlastung der altersgeschwächten Niere zu vermeiden. Im Alter kann die Niere Phosphor nicht mehr ausreichend ausscheiden. Es besteht die Gefahr, dass sich der Mineralstoff im Blut anreichert. Folge ist eine Stimulierung der Parathyreoidea (= Nebenschilddrüse), die wiederum eine Mobilisierung von Kalzium aus dem Knochen bewirkt, um den Kalzium/Phosphorgehalt im Blut zu regulieren. Leider wird auf diesem Wege die Verkalkung von Weichgewebe einschließlich der Nieren selber beschleunigt, das nötige Kalzium wird dabei dem Knochen entzogen, was zur Knochenerweichung und/oder Osteoporose führen kann. Seniorfutter sollten daher eher phosphorreduziert sein. Problematisch in Hinblick auf die optimale Versorgung mit Phosphor, aber auch mit Kalzium ist die Versorgung der „Oldies“ mit selbst gekochten Rationen als dauerhafte Fütterung, wenn sie nicht mit einem passenden Mineralfutter ergänzt werden oder der Anteil an phosphorreichem Fleisch zu hoch ist. Magnesium, Natrium & Kalium: Überhöhte Gehalte an Magnesium sind insbesondere bei Katzen wegen des erhöhten Risikos für die Entstehung von Struvitsteinen zu vermeiden. Bei Fertignahrungen muss man sich diesbezüglich sicher keine Sorgen machen. Bei Verwendung von „Hausmannskost“ jedoch, gilt es diesem Nährstoff besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Sollte eine ältere
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Katze schon seit Jahren eine magnesiumreduzierte Harnsteindiät erhalten, kann es sinnvoll sein, die aktuelle Magnesiumversorgung zu überprüfen (Rationsberechnung, Bestimmung des Plasma-Mg), um einen Magnesiummangel auszuschließen. Magnesium ist wichtig für die Funktion des Herzens. Da Herzerkrankungen bei alten Hunden häufiger vorkommen, sollte die Magnesiumzufuhr den Bedarf sicher decken. Hat ein alter Hund bereits ein Herzproblem, ist eine überhöhte Zufuhr an Natrium zu vermeiden, da dieses eventuell den Blutdruck beeinflussen kann. Auch wenn nur bei einem geringen sich der Blutdruck nur bei einem geringen Prozentsatz der Herzpatienten tatsächlich durch den Salzgehalt der Nahrung beeinflussen lässt, rechtfertigt dies trotzdem die Natriumrestriktion als Vorsichtsmaßnahme bei allen herzkranken Tieren. Bei gesunden alten Hunden muss die Salzaufnahme (Natrium) nicht Abb. 15: Bei alte Hunde und Katzen mit zwingend stark reduziert sein, da sie wie Herzproblemen ist die Natriumzufuhr zu gesagt nicht bei allen Hunden einen reduzieren. direkten Einfluss auf die Höhe des Blutdrucks hat. Es empfiehlt sich aber, besonders salzreiche Snacks und Leckerli zu vermeiden. Dazu gehören viele Dinge aus Ihrem eigenen Kühlschrank, wie zum Beispiel Schinken, Wurst oder Käse. Der Kaliumversorgung ist bei alten Tieren besondere Beachtung zu schenken, denn Kalium ist das wichtigste Mengenelement im Inneren der Körperzellen. Ein Mangel (Hypokaliämie) kann zu neuromuskulären Ausfallserscheinungen und allgemeiner Schwäche führen. Besonders gefährdet sind Nierenpatienten mit hohen Kaliumverlusten über den Harn. In selbst gekochten Rationen eignen sich übrigens Kartoffeln als Kaliumquelle. Bei Mineralfuttern zur Ergänzung selbst gekochten Futters für alte Tiere ist unbedingt auf den Kaliumgehalt zu achten, da manche Ergänzungsfutter zu wenig davon enthalten. Spurenelemente Zink & Selen: Diesen kommt beim älteren Tier ganz besondere Bedeutung zu. In der Literatur gibt es Hinweise, dass alte Hunde und Katzen aufgrund einer geringeren Fähigkeit zur Absorption einen erhöhten Zinkbedarf haben. Zink ist an zahlreichen Enzymsystemen beteiligt, die für alle möglichen Reparaturvorgänge im Körper verantwortlich sind. Allgemein bekannt ist die Bedeutung von Zink für die Integrität der Haut: Nicht umsonst setzt man bei der Behandlung von oberflächlichen Wunden auf Lebertranzinksalbe! Außerdem soll Zink bei alten Hunden und Katzen mit Tumorerkrankungen die Immunantwort verbessern und den Appetit steigern. Die Zinkzufuhr im Alter ist daher etwa auf das Doppelte des Erhaltungsbedarfs adulter Hunde und Katzen zu erhöhen. Selen leistet zusammen mit Vitamin E als Antioxidans einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Körperzellen vor oxidativem Stress und wirkt so der Zellalterung entgegen.
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Seite 20 Vitamine
Abb. 16: Der Bedarf an vielen Vitaminen steigt im Alter an. Aber Vorsicht vor Überdosierung bei den fettlöslichen Vitaminen!
Bei der Gruppe der Vitamine besteht im Alter das Risiko für vermehrte Verluste. So lässt die Speicherkapazität der Leber mit den Jahren nach. Die wasserlöslichen B-Vitamine sowie Biotin werden von den Nieren nicht mehr so gut zurückgehalten und vermehrt mit dem Urin ausgeschieden. Dieses Defizit gilt es über die Seniornahrung auszugleichen, um Mangelsituationen zu vermeiden! Bei den BVitaminen und Vitamin E kann die Zufuhr großzügig erhöht werden. Leibetseder (1989) empfiehlt bei älteren Hunden eine Verdopplung des Bedarfs an wasserlöslichen Vitaminen, Vitamin E und Vitamin A im Vergleich zum jungen adulten Hund. Bei allen fettlöslichen Vitaminen (A, E, D, K), vor allem aber beim Vitamin D, sind allzu große Überschüsse jedoch zu vermeiden (überhöhte Vitamin D-Gaben fördern beispielsweise die Verkalkung von Weichgewebe).
Wasser Wasser ist der wichtigste Nährstoff überhaupt. Es stellt das Transportmedium für alle anderen Nährstoffe im Körper dar. Wie hoch ist der Wasserbedarf der Vierbeiner? Diese Frage lässt sich so leicht nicht beantworten, da viele Faktoren Einfluss nehmen. Unter anderem bestimmt die Fütterungsart, wie viel Wasser die Tiere mit der Nahrung aufnehmen und wie häufig man sie „trinken sieht“. Erhalten Hunde- und Katzensenioren ausschließlich Trockennahrung, so kann man sie mehrmals am Tag bei der Wasseraufnahme beobachten. Bei überwiegender Verabreichung von Feuchtnahrung mit einem Wasseranteil von 80% wird hingegen ein recht großer Teil des Wasserbedarfs bereits bei der Fütterung aufgenommen. Hier beobachten Tiere trinken.
Abb. 17: Alte Tieren sollten immer unbegrenzten und leichten Zugang zu frischem Wasser haben. die Halter mancher Katzen fast nie, dass ihre
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Im Alter erkranken Hunde und Katzen nicht selten an einer chronischen Niereninsuffizienz oder Diabetes mellitus. Diese beiden typischen Alterserkrankungen gehen mit plötzlicher, vermehrter Wasseraufnahme (Polydipsie) sowie gesteigertem Absatz von Urin (Polyurie) einher. ☺ Praxistipp: Bitten Sie die Tierbesitzer die Wasseraufnahme im Auge zu behalten. Vermehrte Wasseraufnahme ohne stattgefundene Änderung der Fütterung sollte unbedingt überprüft werden. Weit verbreitet ist immer das Fehlverhalten alten Hunden und Katzen das Wasser zu entziehen, wenn diese plötzlich mehr trinken oder nachts „raus müssen“. Weisen Sie immer darauf hin, dass frisches, sauberes Wasser immer zur Verfügung stehen muss und in keinem Falle nur noch zugeteilt werden darf! c)
Ein Wort zur Fütterungstechnik…
Neben der Futterauswahl hat auch die Fütterungstechnik entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit Ihres alten Tieres. Ältere Hunde und Katzen haben eine empfindliche Verdauung. Deshalb sollten sie ihre hochverdauliche und altersgerechte Nahrung auf mehrere Mahlzeiten pro Tag verteilt erhalten. Auf diese Weise werden Verdauungstrakt, Leber, Niere, HerzKreislaufsystem und den Hormonhaushalt entlastet. Während man beim Hund die Nahrung auf 2-3 Mahlzeiten verteilen sollte, lieben es Katzen hingegen auch als Senioren „ad libitum“ zu fressen. Mehrmals am Tag (10-20 x innerhalb von 24 Stunden) kleine Portionen aufnehmen zu können, entspricht ihrem natürlichen Verhalten und Nahrungsaufnahmebedürfnis. Den Tierbesitzern muss aber gerade bei der ad libitum Fütterung geraten werden, dass sie die empfohlene Abb.18: Die Umstellung auf eine Tagesration und Energiezufuhr „nicht aus den neue Nahrung sollte immer langsam Augen verlieren“ dürfen. Für Hunde ist die ad erfolgen, um Verdauungsstörungen libitum Fütterung in den meisten Fällen nicht zu zu vermeiden. empfehlen, da sie dazu neigen, so viel zu fressen, wie sie können und ihre Nahrungsaufnahme nicht an ihren Energiebedarf anpassen. Nach Möglichkeit sollten auch feste Fütterungszeiten eingehalten werden, damit sich der Verdauungstrakt mit der Bildung der Verdauungssäfte auf die Mahlzeit vorbereiten kann. Wenn das Tier sich darauf verlassen kann, kann man übermäßiges Betteln zwischen den Mahlzeiten vermeiden. Diese Maßnahmen erleichtern nicht zuletzt die Aufrechterhaltung eines normalen Körpergewichtes.
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Praxistipp: Raten Sie Besitzern von Hunde- und Katzensenioren zur Verwendung von industrieller Fertignahrung. Diese bietet den Vorteil, dass alle Nährstoffe in richtigem Verhältnis zueinander enthalten sind und so eine optimale Versorgung gegeben ist. Ob Trockenoder Feuchtnahrung verwendet wird, obliegt ganz der Entscheidung des Besitzers. Feuchtnahrung hat oft den Vorteil einer höheren Akzeptanz, während Trockennahrung die Zahngesundheit begünstigen kann, wenn das Futter entsprechende Zahnpflegeeigenschaften aufweist. Haben Sie Tierbesitzer von dem Wechsel auf eine Seniornahrung überzeugt, so sollten Sie eine langsame Umstellung auf die neue Nahrung empfehlen. Um Magen-Darm-Probleme zu vermeiden, sollte das neue Futter zunächst in kleinen Mengen der alten Nahrung untergemischt werden. Allmählich kann man dann die Menge der neuen Nahrung steigern bis man diese ausschließlich anbietet (siehe Abb. 18)
d)
Was tun, wenn der Senior nicht fressen will?
Alte Hunde und Katzen fressen oft nicht oder schlechter als ihre jüngeren Artgenossen, obwohl bei einer gründlichen klinischen und labordiagnostischen Untersuchung keinerlei Krankheiten festgestellt werden konnten. Grundsätzlich bestimmen zahlreiche Faktoren, ob die Nahrung dem Tier „passt“ oder nicht. Individuelle Vorlieben hinsichtlich Textur, Geruch, Aussehen spielen ebenso eine Rolle, wie Frische des Produktes, Nährstoffprofil, genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und die Gesundheit des Tieres selber. Tritt Inappetenz bei den Senioren auf, so sollte man zunächst die Maulhöhle und den Zustand des Gebisses überprüfen. Frisst das Tier vielleicht aufgrund von einer Zahnfleischentzündung, massivem Zahnstein, lockeren, erkrankten oder beschädigte Zähnen nicht? Alle genannten Aspekte können die Ursache für eine Nahrungsverweigerung sein. Im hohen Alter sind häufig auch „keine Zähne“ die Wurzel des Übels. Unter Umständen ist dem Besitzer noch gar nicht aufgefallen, dass sein altes Tier inzwischen fast alle Zähne verloren hat und mit seinem langjährigen Lieblings-Trockenfutter nicht mehr zurechtkommt! Hier empfiehlt sich eine Umstellung auf Feuchtnahrung oder aber man weicht die Trockennahrung ein. Selbstgekochte Rationen mit Zutaten in Stückchen müssen eventuell püriert werden. Abb.19: Wenn alte Tiere nicht fressen wollen, muss nicht immer eine Krankheit dahinter stecken.
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Wussten Sie eigentlich schon, dass Fressunlust ist bei den betagten Senioren auch deshalb weit verbreitet ist, weil mit zunehmenden Jahren die Riechzellen absterben und der Geruchssinn allmählich nachlässt? Kommen dann noch Erkrankungen hinzu, so wird die tägliche Fütterung oft zur Zerreißprobe für die Nerven der Tierbesitzer! Neben der Bedeutung einer altersgerechten Fütterung sollte man den Besitzer von Senioren deshalb bei der Suche einer Nahrung mit höchster Akzeptanz unterstützen. Welche Vorlieben hat das Tier? Welche Textur wird favorisiert? ☺ Praxistipps: Nachfolgend hier nun ein paar Tricks für den Praxisalltag zur Weitergabe an die Patientenbesitzer, um die Futteraufnahme der „Oldies“ zu fördern: Fütterung von vielen, kleinen Portionen. Vielleicht ist der Patient eher von einer Mischfütterung (Trocken-und Feuchtnahrung) begeistert? Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, beide Formate zu mischen. Erwärmung der Nahrung für kurze Zeit im Ofen oder Mikrowelle (etwa auf Körpertemperatur): Durch die Wärme treten die natürlichen Aromen deutlicher hervor! Katzensenioren kann man Trockennahrung auf leere Wurstoder Käseverpackungen legen: Diese riechen noch sehr intensiv nach Käse, Salami oder Schinken, was den Appetit der Katze steigern kann. Weiche Nahrung Abb. 19: Erwärmen in der Mikrowelle (für (Feuchtnahrung oder eingeweichtes Feucht- und Trockenfutter anwendbar!) kann Trockenfutter) wird von alten Tieren die Akzeptanz des Futters erheblich steigern bevorzugt, wenn das Kauen aufgrund von Zahnproblemen oder einer Arthrose des Kiefergelenks schmerzhaft sein sollte. Zugabe von Öl, z.B. Distelöl über die Nahrung (1 Teelöffel). Öl macht die Nahrung attraktiver, denn „Fett schmeckt“. Wenn es die Tiere nicht zu viel stresst, dann kann man sich bei mehreren Tieren den Futterneid zu Nutze machen. Andere wiederum fressen besser, wenn ihre dominanten Artgenossen „außer Sichtweite“ sind. Frisst die alte Katze vielleicht schlecht, weil sie in der Gruppe unterdrückt wird? Hier gibt es einen bewährten Tipp aus der Verhaltenstherapie: dem dominanten Tier nach der Nahrungsaufnahme etwas auf die Pfote (Leberwurst, Vitaminpaste o.ä.) schmieren. Auf diese Weise wird das Putzen des Tieres ausgelöst und der übrigen Gruppe signalisiert: „Ihr könnt Euch entspannen, der Chef ist mit Fellpflege beschäftigt!“ Nicht zuletzt entscheidet manchmal auch die menschliche Zuwendung bei der Fütterung darüber, ob sich ein altes Tier entschließt zu fressen. Füttern aus der Hand durch den „Lieblingsmenschen“ und ein paar freundliche Worte wirken hier manchmal Wunder!
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e) Was Ernährung sonst noch leisten kann - besondere Wirkstoffe für die Seniorengesundheit Ernährung kann noch mehr als dem älteren Vierbeiner alle Nährstoffe in ausreichender und vor allem altersgerechter Menge zuzuführen – Ernährung kann zur Gesunderhaltung beitragen. Nachfolgend finden Sie eine Auflistung von Faktoren, die man bei alten Tieren durch spezielle Inhaltsstoffe gezielt beeinflussen kann. Seniorengerechte Fütterung bedeutet so viel mehr, als nur ernähren – sie bedeutet Gesundheit erhalten und ein langes Leben unterstützen. Welche Punkte eine Rolle spielen, lesen Sie hier: Gerne fressen müssen sie es…! Hunde- und Katzensenioren sollten eine Nahrung erhalten, die eine hohe Palatabilität (= „Wohlgeschmack“) aufweist. Das ist deshalb so wichtig, weil der Geruchsinn der Tiere allmählich nachlässt. Nicht allein hochwertige Rohstoffe (vor allem Fette und Proteine) sind für eine hervorragende Akzeptanz verantwortlich, auch die Präzision und das technische Know-How bei der Herstellung, spezielle Verpackungstechnologien sowie umfangreiche Akzeptanztests stellen sicher, dass eine Nahrung besonders gern gefressen wird.
Abb. 20: Die Akzeptanz einer Nahrung wird von zahlreichen „inneren“ und „äußeren“ Faktoren beeinflusst. Unterstützung der Nierenfunktion Ein reduzierter Phosphorgehalt ist die wesentliche Maßnahme, um die altersbedingt geschwächte Niere zu unterstützen und das Fortschreiten einer beginnenden Niereninsuffizienz aufzuhalten. Omega-3-Fettsäuren und Polyphenole aus grünem Tee können zudem dazu beitragen, die Durchblutung der Niere zu verbessern. Haut- und Fellgesundheit erhalten Bei älteren Tieren brauchen Haut und Fell eine besondere Unterstützung. Entscheidend sind in die Zusammenhang hochwertige Proteine sowie essenzielle Fettsäuren pflanzlichen (Borretschöl) und tierischen Ursprungs (Fischöl).
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Verdauungsstörungen vorbeugen Hochverdauliche Proteinquellen sind nicht nur für Haut und Fell wichtig, sondern sie leisten auch einen wesentlichen Beitrag zu einer gesunden Verdauung, da sie fast vollständig im Dünndarm verdaut werden können. Anders ist dies bei minderwertigen Proteinen. Diese können nicht optimal im Dünndarm zerlegt werden, so dass noch vieles „unverdaut“ in den Dickdarm gelangt. Die dort lebenden Bakterien beginnen nun mit der mikrobiellen Zersetzung des Restproteins, was zu Verdauungsstörungen wie Durchfall und Blähungen führen kann. Spezielle Fasern, wie z. B. Fructo-Oligosaccharide und Psyllium sorgen für die Gesunderhaltung von Darmflora und Darmschleimhaut. Förderung der Gelenkgesundheit Glukosamine und Chondroitinsulfat unterstützen den Knorpelstoffwechsel und hemmen knorpelzerstörende Enzyme. Omega-3 Fettsäuren aus Fischöl wirken entzündungshemmend. Grünlippenmuschelextrakt enthält eine Kombination aus den genannten Nährstoffen sowie zusätzlich eine besondere Omega-3-Fettsäure (ETA) und ist deshalb besonders geeignet, um Schmerzen bei Gelenkerkrankungen zu mindern.
Abb. 21: Neuseeländische Grünlippmuschel (Perna pulverförmige Trockenprodukt aus dem Muschelfleisch
canaliculus)
und
das
L-Carnitin Zur Unterstützung der Herzfunktion und der Energieverwertung z.B. bei älteren, übergewichtigen Tieren. L-Tryptophan ist die Vorstufe des „Wohlfühlhormons“ Serotonin im Gehirn. Eine erhöhte Zufuhr an dieser Aminosäure soll helfen, die Verhaltensveränderungen bei alten Tieren abzumildern, bzw. zu bekämpfen. Phosphatidylserin aus Sojalecithin ist ein wichtiger Bestandteil der Nervenzellmembranen und sorgt für eine schnelle Reizleitung. Es sorgt somit für einen optimalen Informationsfluss im Gehirn – auch noch im hohen Alter.
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Zahnsteinprophylaxe Durch an das Gebiss angepasste Kroketten kann ein mechanischer (Zahn-) Bürsteneffekt erzielt und die Bildung von Zahnbelag schon beim Fressen verringert werden. „Kalziumfänger“ in der Nahrung helfen, die Mineralisierung (Aushärtung) von Zahnbelag zu Zahnstein zu begrenzen.
Unterstützung des Immunsystems Durch natürliche Antioxidanzien wie Vitamin C und E, Taurin und Lutein, können wissenschaftlichen Studien zufolge die im Alterungsprozess vermehrt anfallenden, aggressiven Stoffwechselprodukte (freie Radikale) unschädlich gemacht werden. Die Körperzellen werden so vor schädlichen Angriffen geschützt, das Immunsystem wird gestärkt. Starke Antioxidantien sind auch Lykopen aus der Tomate sowie Polyphenole aus grünem Tee. Mannan-Oligosaccharide stammen aus Hefeextrakt und unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte dadurch, dass sie im Darm lokal die Antikörperproduktion steigern. Abb. 22: Studentenblume (Tagetes erecta), natürliche Quelle für Lutein
Kapitel 3: Typische Erkrankungen alter Tiere und ihre diätetische Behandlung a) Adipositas oder Untergewicht
Abb. 23: Übergewicht ist nicht „typisch altes Tier“, sondern es besteht akuter Handlungsbedarf zum Wohl der Tiere.
Für die Gesundheit unserer vierbeinigen Patienten ist es – nicht nur im Alter – wichtig, dass diese weder zu dick noch zu dünn sind. Sie sollten also ihr persönliches Idealgewicht halten, denn sowohl Über- als auch Untergewicht schaden der Gesundheit. Dieser Aspekt muss in der täglichen Beratung immer wieder eine Rolle spielen, da es zunehmend mehr Tierbesitzer gibt, die „zu viel Pfunde“ einzig als Schönheitsfehler ansehen, nicht jedoch die gravierenden Gesundheitsrisiken kennen.
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Fakt ist, dass es mit zunehmendem Alter der Vierbeiner immer schwerer wird, sie auf Normalgewicht halten. Viele Hunde und Katzen weisen im reiferen Alter eine Neigung zu Übergewicht auf, insbesondere wenn sie kastriert sind. Oft sind diese Tiere auch schon in jüngeren Jahren „wohl beleibt“ gewesen. Mit den Jahren sinkt der Anteil an Muskulatur, der Anteil an Fettgewebe steigt. Fettgewebe ist weniger stoffwechselaktiv als Muskulatur und verbraucht weniger Kalorien – die Tiere benötigen also insgesamt Abb. 24: Übergewicht erhöht das Risiko für zahlreiche weniger Energie als früher. chronische Erkrankungen – Klären Sie den Tierhalter auf! Kommt dann noch eine geringere Bewegungsaktivität, z.B. durch Gelenkprobleme dazu, so ist der Entwicklung von Übergewicht „Tür und Tor“ geöffnet. Aber nicht nur Übergewicht ist möglich – bei vielen „Oldies“, insbesondere den sehr alten, beobachtet man, dass sie „immer weniger werden“. So sind sehr alte Hunde und Katzen > 12 Jahren nicht selten untergewichtig. Sie verlieren an Gewicht und werden immer magerer, was auf einem massiven Muskelabbau zurückzuführen ist. Weitere Ursachen, wie Zahnprobleme oder nachlassender Geruchs- und Geschmackssinn führen zu Fressunlust und können so den Verlust an Körpergewicht noch fördern. Außerdem werden die Nährstoffe durch das Nachlassen von Darmtätigkeit und Verdauungsleistung nicht mehr so effizient verwertet und die Tiere nehmen trotz unveränderter Futteraufnahme ab. Wie viel Energie ein Tier braucht, erfordert immer eine individuelle Betrachtung, bzw. muss also immer vom Einzelfall abhängig gemacht werden!
☺ Praxistipps: Wiegen Sie die alten Tiere regelmäßig und beobachten Sie die Gewichtsentwicklung zusammen mit den Besitzern! Suchen Sie dann entsprechend eine geeignete Nahrung, die vom Energiegehalt „passt“ und gleichzeitig die Altersaspekte, wie u.a. Nierenschonung und Zellschutz berücksichtigt. Sind die alten Tiere übergewichtig, so sprechen Sie mit den Besitzern über die möglichen Risiken, wie Diabetes mellitus, orthopädische Erkrankungen, Hautprobleme, Herz-Kreislaufbeschwerden sowie insgesamt eine reduzierte
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Lebenserwartung. Bei bereits vorhandenem Übergewicht gibt es Möglichkeiten einer altersgerechten Gewichtsreduktion. Eine Reduktionsdiät beim alten Patienten erfordert vom Besitzer ein besonders hohes Maß an Compliance (= die Bereitschaft, medizinisch notwendige Anordnungen konsequent in die Praxis umzusetzen), da es sich um ein sehr langwieriges und unter Umständen frustrierendes Unterfangen handeln kann. Deshalb ist auch eine besonders intensive Begleitung und Motivation durch das Team der betreuenden Tierarztpraxis erforderlich. Erschwerend kommt hinzu, dass für Besitzer älterer übergewichtiger Tiere das Füttern eine für beide Seiten sehr bequeme Art der Kommunikation und Interaktion darstellt. Nicht selten versucht der Besitzer auf diese Weise, Defizite in der Lebensqualität seines Tieres, die sich zum Beispiel aus einem Mangel an Zuwendung/Zeit für das Tier oder an körperlicher Bewegung mit dem Tier ergeben, wieder auszugleichen („Wir können doch beide nicht mehr so wie früher…“, „Sie hat doch sonst nicht mehr so viel vom Leben…“). Hier ist es Ihre Aufgabe den Besitzer über die veränderten Bedürfnisse seines Tieres in dieser Lebensphase und altersgerechte Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuklären. Ermuntern Sie die Halter zur Bewegung der Tiere nach dem Motto „Wer rastet rostet“. Geben Sie Tipps, wie man auch ältere Tiere sinnvoll und in Maßen bewegen, bzw. beschäftigen kann. Jede Praxis sollte hier ihre „eigenen Tipps und Tricks“ bereit haben.
Abb. 25: Energiegehalte von Snacks für Hunde. Tierbesitzer füttern oft aus schlechtem Gewissen Leckerlis zu, ohne den eigentlichen Energiegehalt einschätzen zu können. ROYAL CANIN Empfehlung: Zum Gewichtserhalt eignen sich beim Hund die „MATURENahrungen“ aus der Reihe VET CARE NUTRITION. Bei der Katze sind die „SENIOR CONSULT Produkte“, mit Ausnahme des kalorienreichen SENIOR CONSULT STAGE 2 High Calorie, optimal geeignet. Über eine Anpassung der Fütterungsmengen kann man hier die Energieaufnahme steuern und so für den Erhalt des Idealgewichtes Sorge tragen. Bei älteren Katzen kommt es oft mit zunehmendem Alter zu deutlichem Gewichtsverlust. Für diese Samtpfoten gibt es „SENIOR CONSULT STAGE 2 High Calorie“. Dieses Produkt weist im
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Vergleich zu den anderen Nahrungen dieses Ernährungsprogrammes einen höheren Fettund damit Energiegehalt auf und kann somit dem drohenden Gewichtsverlust gezielt vorbeugen. Haben die älteren Hunde und Katzen bereits Übergewicht oder sind adipös, so stehen mit „OBESITY MANAGEMENT“ und „SATIETY“ hervorragende Diätnahrungen zur Gewichtsreduktion zur Verfügung. Beide Diäten weisen einen reduzierten Fett- und Energiegehalt sowie eine spezielle Kombination von Nahrungsfasern auf. Durch den angehobenen Fasergehalt und die spezielle „luftige“ Krokettenform erhalten die Tiere relativ große Portionen, sind satt und können zufrieden ihr Gewicht reduzieren. Begleitrisiken des Alters und von Übergewicht, wie Gelenk- oder Fellprobleme berücksichtigen diese Nahrungen gleichzeitig ebenfalls. Hat der Vierbeiner sein Zielgewicht erreicht, so muss weiter überlegt werden, welche Nahrung zum Erhalt des Gewichtes in Frage kommt. Hervorragend geeignet und speziell für diese Indikation konzipiert wurden z.B. die „NEUTERED“ Nahrungen aus der Vet Care Nutrition Produktreihe für Hunde und Katzen. Deren Rezepturen sorgen insbesondere für den Erhalt des Idealgewichtes bei gleichzeitig guter Sättigung. ☺ Praxistipp: Starten Sie die Gewichtsreduktion bei einem wohlbeleibten Senior am besten zunächst mit „SATIETY“. „SATIETY“ ist im Vergleich zum Vorläuferprodukt „OBESITY MANAGEMENT“ noch etwas energieärmer und der Fokus liegt hier ganz klar auf einer besonders guten Sättigung durch den angehobenen Fasergehalt. Besprechen Sie genau die erlaubten Tagesrationen und informieren Sie unbedingt vorab, dass die Gewichtsabnahme Geduld erfordert. Loben Sie auch kleine Schritte des Erfolges! Pro Woche sollte nur 1-2% des Körpergewichtes verloren gehen – das sieht man auf der Waage zu Hause nicht und die Besitzer sind dann schnell gefrustet. Laden Sie deshalb zum regelmäßigen Wiegen in die Praxis ein. Machen Sie Vorher/Nachher Bilder. Fragen Sie, ob sich Lebensfreude und Bewegungslust des Tieres im Verlauf der Diät ändert. Das alles motiviert und machte dem Besitzer bewusst, dass es voran geht. Für alte Tiere, die Schwierigkeiten beim Kotabsatz haben, ist „OBESITY MANAGEMENT“ für eine Gewichtsreduktion eventuell die bessere Wahl. Der Fasergehalt ist geringer als bei „SATIETY“ und somit die Kotmenge geringer.
Abb. 26: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – die Futtermenge für Hunde und Katzen, die abnehmen sollen, sollte täglich abgewogen werden.
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b) Diabetes mellitus Bei älteren und gleichzeitig übergewichtigen Hunden und Katzen besteht ein erhöhtes Risiko für die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Hintergrund ist, dass das Fettgewebe eine Insulinresistenz aufweist, d.h. seine Zellen reagieren nicht mehr auf das Insulin. Der Blutzuckerspiegel bleibt also hoch, was dazu führt, dass ständig zu viel Insulin von den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse sezerniert wird. Diese Hyperinsulinämie bedingt, dass die Inselzellen irgendwann erschöpft sind und nicht mehr genug Insulin produzieren können. Man spricht nun von einem manifesten Diabetes mellitus (Typ 2: insulinresistenz). Merke: Wird das Problem rechtzeitig erkannt und das Übergewicht mit Hilfe einer Diät abgebaut, so ist es insbesondere bei Katzen möglich die Erkrankung in die Remission zu bringen: Das bedeutet, dass kein Insulin mehr gespritzt werden muss. Achtung! Diese Katzen bleiben trotzdem Diabetiker und können jederzeit wieder in den insulinpflichtigen Zustand zurückfallen. Ihr Blutzucker sowie ihr Trinkverhalten müssen also regelmäßig kontrolliert werden. Bei Hunden kommt häufiger auch der Diabetes Typ 1 vor. Diese Form ist angeboren, tritt bereits im jungen Alter der Vierbeiner auf und beruht von Anfang an schon auf einer zu geringen Insulinsekretion.
“Der Diabetes-Teufelskreis“ Lebensweise
Rasse
Geschlecht
+
DIABETES MELLITUS
Fettleibigkeit
Übergewicht
Kastration Fressen
Abb. 27: Viele Faktoren begünstigen die Entstehung von Diabetes mellitus, u.a. Übergewicht
Wie sollte eine geeignet Diät aussehen? Handelt es sich um ein altes Tier mit Übergewicht, ist zunächst die Gewichtsreduktion die entscheidende Maßnahme (siehe Abschnitt Adipositas). Das Diätfutter für diabetische Hunde und Katzen muss im Wesentlichen so konzipiert sein, dass der Blutzuckerspiegel des Tieres durch die Zutaten reduziert und möglichst konstant gehalten wird. Ein schneller Anstieg (und anschließender Abfall) des Blutzuckers sollte vermieden werden (Zutaten mit einem reduzierten Kohlenhydratanteil und Kohlenhydratquellen mit niedrigem glykämischen Index). Das bedeutet, dass Rezepturen mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten, wie Zucker absolut tabu sind! Vielmehr sollte der Blutzucker nach der Futteraufnahme allmählich und nicht zu stark ansteigen und dafür über einen längeren Zeitraum auf diesem Niveau bleiben. Das kann durch die
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Verwendung von langsam resorbierbaren Stärkequellen, wie Gerste und Faserstoffen (z.B. Psyllium) erreicht werden. Auf diesem Wege hat man übrigens nicht nur den Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst, sondern auch das Hungergefühl bekämpft!
Abb. 28: Der glykämische Index beschreibt, wie schnell und wie viel Glukose aus einer Kohlenhydratquelle freigesetzt wird (je höher der Index, desto schneller/höher die Freisetzung) Selbstverständlich sollte eine „ausgereifte“ Nahrung für Diabetiker auch energiereduziert sein, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, bzw. den Gewichtserhalt zu unterstützen. Der Gehalt an Antioxidanzien ist ganz besonders wichtig für den Schutz der Körperzellen. Diese sind nämlich bei Diabetes durch den höheren oxidativen Stress stark gefährdet und Komplikationen, die mit Diabetes einhergehen, werden deshalb begünstigt. Untersuchungen belegen außerdem, dass ein hoher Proteingehalt bei Diabetikern von Vorteil sein kann. Insbesondere Katzen profitieren von modernen „high protein, high fibre - low carbohydrate“ Diäten. Wussten Sie schon, dass es schon zahlreiche Fälle von Katzen gibt, die allein mit diätetischen Maßnahmen so gut eingestellt werden konnten, dass auf die täglichen Insulininjektionen verzichtet werden konnte? Diesen Zustand nennt man Remission. Er soll bei mindestens 30% der diabetischen Katzen mit einem guten Management zu erzielen sein. Natürlich müssen solche Fälle besonders gut kontrolliert werden, d.h. der Besitzer muss die Katze regelmäßig in der Tierarztpraxis vorstellen. Er sollte zuhause ein „Diabetestagebuch“ führen, in dass er alle Beobachtungen einträgt, die eine Verschlechterung des Diabetes signalisieren könnten (Änderungen des Körpergewichts, des Appetits, eventuell vermehrtes Trinken und/oder vermehrter Harnabsatz).
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☺ Praxistipps: Diabetische Tiere sollten ausschließlich eine Spezialnahrung erhalten, da die Zufütterung normaler Nahrung oder von Snacks zu negativen Einflüssen auf den Blutzuckerspiegel führen kann. Die Tagesrationen für diabetische Hunde und Katzen sollten nach Möglichkeit einen konstanten Energie- und Kohlenhydratgehalt haben. Dies lässt sich mit Fertigfutter einfacher erreichen als mit selbst gekochten Rationen, bei denen die Zutaten gewissen Variationen unterworfen sind (z.B. Fleischstücke mit unterschiedlichem Fettgehalt). Die Tagesration der Patienten sollte auf mindestens zwei Mahlzeiten pro Tag aufgeteilt werden. So trägt man zur Aufrechterhaltung eines gleichmäßigen Blutzuckerspiegels bei. Erhält das Tier Insulin, sollte die Fütterung zeitlich auf die Injektionen abgestimmt sein, d.h. beides sollte innerhalb einer halben Stunde erfolgen. „Erst füttern, dann spritzen“ ist die sicherste Methode bei alten Tieren mit wechselhaftem Appetit. ROYAL CANIN Empfehlung: Zur Unterstützung bei Diabetes mellitus steht für Hunde mit der Diät „DIABETIC“ eine Trockennahrung und mit „DIABETIC SPECIAL Low Carbohydrate“ eine Feuchtnahrungsvariante zur Verfügung. Für Katzen gibt es sowohl eine Trockennahrung als auch eine Feuchtnahrung mit dem Namen „DIABETIC“ zur Behandlung von Diabetes mellitus. Die aufgeführten Diätnahrungen berücksichtigen alle zuvor genannten, entscheidenden Aspekte bei der Fütterung von Diabetikern.
c) Chronische Nierenerkrankung
Abb. 29: Auftreten einer chronischen Nierenerkrankung bei alten Tieren Die chronische Niereninsuffizienz (CNE) tritt mit fortschreitendem Alter bei Hunden und Katzen häufiger auf. Bei der Katze handelt es sich sogar um eine der häufigsten Alterskrankheiten. Neben dem Alter als Risikofaktor kommen auch Entzündungsgeschehen, Infektionskrankheiten (FIP), Nierenzysten und eine genetische Veranlagung als Ursache in
ROYAL CANIN Fernkolleg Senior Frage. Oft kann der eigentliche Auslöser der Erkrankung bei der Vorstellung des Tieres in der Praxis nicht mehr gefunden werden. Es handelt sich um eine allmählich fortschreitende Krankheit. Tückisch ist, dass die Anfänge des Leidens lange unentdeckt bleiben. Warum? Die Niere ist ein enorm leistungsfähiges Organ! Eine Funktionsstörung kann sie sehr lange kompensieren, dadurch dass die noch funktionstüchtigen Anteile mehr Arbeit leisten. Erst wenn 2/3 des Nierengewebes geschädigt sind, ist eine Veränderung der Nierenwerte im Blut messbar. Die Nieren sind nun jedoch leider schon nicht mehr in der Lage ihre lebenswichtigen Aufgaben weiter zu erfüllen. In der Regel sind die stattgefundenen Veränderungen dann schon so gravierend, dass sie nicht mehr reversibel sind.
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Abb. 30: Erst wenn 2/3 des Nierengewebes zerstört sind, steigen die Nierenwerte im Blut an.
Charakteristisch für diese Erkrankung ist, dass es durch den Verlust an funktionellem Nierengewebe zur Anhäufung harnpflichtiger Substanzen im Blut kommt. Einige davon sind besonders problematisch, da sie als Stoffwechselgifte wirken. Hierzu gehören Ammoniak und Harnstoff. Bei betroffenen Tieren ergibt die Blutuntersuchung einen Anstieg des Harnstoff- und Kreatininspiegels. Man spricht dabei von einer Azotämie. Treten infolge dessen auch klinische Symptome (Erbrechen, übler Geruch aus dem Maul, Geschwüre auf der Schleimhaut etc.) auf, wird von einer Urämie gesprochen. Mit Hilfe diätetischer Maßnahmen kann eine bestehende Urämie gemindert und das Fortschreiten der Nierenerkrankung aufgehalten werden.
Welche Anzeichen zeigen betroffene Tiere? Durch die mangelnde Fähigkeit der Niere Abfallprodukte auszuscheiden, den Urin zu konzentrieren und ihren anderen, unverzichtbaren Funktionen nachzukommen, reichern sich Giftstoffe (Toxine) im Körper an. Nachfolgende Krankheitsanzeichen sind die Folge, bzw. können auf eine Niereninsuffizienz hinweisen: • Appetitlosigkeit • Gewichtsverlust • Polyurie und Polydipsie • Verdauungsbeschwerden (Erbrechen, Durchfall) durch Eintritt von harnpflichtigen Stoffen in den Darm • Schlechte Fellqualität • Anämie • Mundgeruch und Geschwüre an der Maulschleimhaut • Apathie und andere Verhaltensänderungen durch die Urämie („Harnvergiftung“) Diät: Nierendiäten unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung sehr deutlich von Alleinfuttermitteln für gesunde ältere Hunde und Katzen. Sie sollten daher keineswegs einfach mit Seniorfutter gleichgesetzt werden oder gar als solches verkauft werden! Durch eine Nierendiät wird bewusst eine Unterversorgung an denjenigen Nährstoffen hervorgerufen, die der erkrankten Niere bei der Ausscheidung Probleme bereiten. Dies sind im Wesentlichen Phosphor und Protein, z.T. auch die Elektrolyte (Natrium und Kalium). Zur
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Bekämpfung einer Urämie ist eine Proteinrestriktion erforderlich. Das Fortschreiten der Nierenerkrankung wird jedoch nur durch eine Reduktion des Phosphorgehaltes im Futter wirksam aufgehalten.
Abb. 31: Typisch für Tiere mit einer chronischen Nierenerkrankung sind Nahrungsverweigerung oder wechselnder Appetit. Für die Elektrolyte lassen sich keine allgemeingültigen Empfehlungen aussprechen, da ihre Ausscheidung je nach Lage des Falls und eingesetzten Medikamenten sowohl erhöht als auch reduziert sein kann. Das Futter für Nierenpatienten sollte hochverdaulich sein (Minimierung des Eiweißabbaus im Dickdarm) und eine hohe Akzeptanz aufweisen. Letzterer Aspekt ist ganz entscheidend, da die betroffenen Patienten zu den mäkeligsten Kandidaten überhaupt zählen. Ursache ist, dass die Tiere sich insbesondere im fortgeschrittenen Stadium häufig sehr schlecht fühlen. Weitere Kriterien einer „guten“ Nierendiät sind: erhöhter Gehalt an wasserlöslichen Vitaminen und Vitamin A sowie an Omega-3-Fettsäuren. Für nierenkranke Tiere ist der uneingeschränkte Zugang zu frischem Wasser (eigentlich eine Selbstverständlichkeit für alle Tiere!) besonders wichtig. ROYAL CANIN Empfehlung: Für nierenkranke Hunde und Katzen steht die Diätnahrung „RENAL“ als Feucht- und Trockennahrung zur Verfügung. Da Nierenpatienten häufig inappetent und mäkelig sind, steht die Trockennahrung in drei Varianten mit ganz unterschiedlichen Aromaprofilen zur Verfügung („RENAL“, „RENAL SELECT“ und „RENAL SPECIAL“). Bei der Feuchtnahrung sind für Katzen drei verschiedene „Geschmacksvarietäten“ (Huhn, Rind, Tunfisch), beim Hund drei Formate (2x Dose, 1x Stückchen in Soße) mit unterschiedlichem Aromaprofil erhältlich. Mit dieser Auswahl und den Kombinationen von Feucht- und Trockennahrung ist es möglich, für jeden noch so mäkeligen Nierenpatienten eine diätetische Lösung zu finden, die er gerne frisst. ☺ Praxistipp: Besitzern von Tieren mit einer CNI muss unbedingt ans Herz gelegt werden, dass auf das Mischen mit anderen, „normalen“ Nahrungen komplett verzichtet wird. Dies ist wichtig, um die reduzierte Protein- und Phosphoraufnahme zur Nierenentlastung zu gewährleisten.
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Frisst das Tier sehr schlecht, so kann die Weitergabe der Tipps von Kapitel 3 vielleicht hilfreich sein. Außerdem kann man im Bereich der RENAL Nierendiäten zu einer anderen Variante wechseln, wenn die Akzeptanz nachlässt.
d) Chronische Gelenkerkrankungen (Arthrose) Gelenkverschleiß (Osteoarthrose) ist das größte orthopädische Problem allgemein und kommt bei alten Hunden, aber auch bei Katzensenioren besonders häufig vor. Bei Hunden sind insbesondere Vertreter der großen (> 25kg) und Riesenrassen (> 45kg) betroffen. Bei Katzen hat der Gelenkverschleiß in den letzten Jahren deutlich zugenommen, sie werden älter und außerdem ist der Anteil übergewichtiger Tiere stark angestiegen. Zum anderen haben große, verhältnismäßig schwere Rassen (Maine Coon, Ragdoll) an Popularität gewonnen. Bei diesen sind Erkrankungen, wie die HD weit verbreitet. Inzwischen sind bei 90% aller Katzen über 12 Jahren degenerative Gelenkerkrankungen röntgenologisch feststellbar (Hardie 2002). Das durchschnittliche Alter bei Auftreten der Symptome der altersbedingten Osteoarthrose kann beim Hund je nach Rasse sehr unterschiedlich sein: es reicht von 3,5 Jahren beim Rottweiler bis zu 9,3 Jahren beim Zwergpudel (Patronek et al. 1997).
Abb. 32: Die Arthrose ist eine typische Alterserkrankung bei Hunden und Katzen.
Lange ging man davon aus, dass die Erkrankung allein auf einer altersbedingten Abnutzung des Gelenkknorpels beruht. In Wirklichkeit handelt es sich aber um einen aktiven Prozess, in dem die Entzündung der Gelenke eine große Rolle spielt. Risikofaktoren sind neben dem Alter eine starke mechanische Beanspruchung, z. B. im Hundesport, durch Übergewicht (chronische Überlastung) oder auch durch genetische Faktoren. Besonders häufig sind die Hüftgelenke und die Wirbelsäule betroffen. Eine Arthrose ist nicht heilbar, aber die Beschwerden (Schmerzen, Einschränkung der Beweglichkeit) lassen sich reduzieren. Die
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Behandlung (Medikamente, Ernährung, Physiotherapie) zielt vor allem darauf ab, bestehende Schmerzen zu minimieren. Folgende Anzeichen können darauf hinweisen, dass bei älteren Tieren eine Arthrose vorliegt: • Sichtbare Lahmheit • Steifer Gang, Bewegungsunlust • Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen • Katzen meiden plötzlich den Kratzbaum, ihr Fell ist in den hinteren Körperregionen häufig verfilzt (mangelende Gelenkigkeit beim Putzen) • Beim Hund ist es typisch, dass Lahmheiten nach längeren Ruhephasen besonders ausgeprägt sind und sich nach dem „Einlaufen“ bessern. Umgekehrt kann aber auch nach stärkerer körperlicher Belastung eine Verschlimmerung zu beobachten sein. • Achtung! Katzen können, wenn sie in der Sprechstunde vorgestellt werden, ihre Probleme perfekt „kaschieren“, d.h. stressbedingt kann man hier plötzlich keine zu Hause noch offensichtliche Lahmheit mehr feststellen. Diät: Eine Nahrung für ältere Tiere mit Gelenkerkrankungen kann erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der betroffenen Tiere nehmen. Insgesamt kann man durch die Fütterung natürlich keine Heilung erkrankter Gelenke erreichen, aber in jedem Falle eine Verbesserung der Beweglichkeit sowie eine Minimierung der Schmerzen. In vielen Fällen lässt sich sogar durch die kontinuierliche Fütterung einer spezifischen Diät der Einsatz von Schmerzmitteln deutlich reduzieren. Aufgrund dieser Aspekte stellt die Empfehlung einer entsprechenden Diätnahrung bei betroffenen Patienten einen unverzichtbaren Eckpfeiler im Rahmen der Therapie dar. Neben einer hohen Qualität und Akzeptanz sollte sie u.a. die nachfolgenden Eigenschaften aufweisen:
Abb. 33: Vorteile einer Alleinnahrung mit gelenkwirksamen Substanzen
Zufuhr von Knorpelbausteinen mit der Nahrung (Glykosaminoglykane, kurz GAGs genannt), wie Glukosamin und Chondroitinsulfat. Der Wirkungsmechanismus der GAGs ist bisher nicht eindeutig geklärt. Es wird vermutet, dass eine Hemmung der knorpelabbauenden Enzyme (Chondroitinsulfat), eine Förderung der Glykosaminoglykansynthese durch Bereitstellung von organischem Schwefel (Chondroitinsulfat) sowie eine Steigerung der Bildung von Knorpelgrundsubstanz und bessere „Schmierung“ des Gelenks durch die ausreichende Versorgung mit den elementaren Knorpelbausteinen (Glukosamin) erfolgt. Chondroitinsulfat besitzt zudem eine hohe Wasserbindungsfähigkeit und unterstützt so eine Rehydrierung der Gelenkknorpel. Insgesamt kann auf diesem Wege der Aktivität von Knorpel abbauenden Enzymen entgegengewirkt und die Knorpelneubildung unterstützt werden. Omega-3-Fettsäuren aus maritimen Produkten, wie Muscheln oder Fischöl. Hier sind insbesondere die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) zu nennen. Einfach ausgedrückt
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stellen sie die Vorstufe von antientzündlich wirksamen Hormonen (u.a. Prostaglandinen) dar. Werden diese vermehrt mit der Nahrung zugeführt, so wird die Produktion von entzündungsfördernden Hormonen unterdrückt und die von entzündungshemmenden begünstigt, da diese in ihrem Stoffwechselprozess, um dieselben Enzyme konkurrieren. So kann z.B. bei Gelenkerkrankungen ein antientzündlicher Einfluss auf die Gelenke ausgeübt werden. Diese Fettsäuren finden inzwischen aber auch bei unterschiedlichsten, anderen Entzündungsprozessen im Körper Verwendung. Wussten Sie schon, dass bei der Behandlung von chronischen Gelenkerkrankungen in der Veterinärmedizin die neuseeländischen Grünlippenmuschel (GLM, Perna canaliculus) ganz besondere Bedeutung erlangt hat? Durch sie konnte nach mehrwöchiger Fütterung eine signifikante Verbesserung des klinischen Status von Hunden mit Gelenkerkrankungen erzielt werden (Abb. 34). Sie beinhaltet ein wahres „Wunderwerk“ an Wirkstoffen, die sich positiv auf die Gelenkgesundheit auswirken können. Neben Chondroitinsulfat sowie EPA und DHA enthält diese noch eine weitere, einzigartige Omega-3-Fettsäure (ETA = Eikosatetraensäure), welcher ein zusätzlicher, entzündungshemmender Einfluss zukommt!
Abb. 34: Verbesserung des Arthritis Scores (TAS) bei Fütterung einer Nahrung mit Grünlippenmuschel (GLM). Fütterungsdauer: 50 d ☺ Praxistipp: Die genannten Wirkstoffe sind idealerweise in einer Vollnahrung für ältere Tiere enthalten. Selbstverständlich kann man diese auch zu einer Seniorennahrung durch Ergänzungspräparate zugeben. In der Ernährungsberatung für Tiere mit Gelenkerkrankungen sollte der Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht besondere Beachtung geschenkt werden, da jedes überflüssige Gramm die Gelenke zusätzlich belastet. Auch die Aufrechterhaltung regelmäßiger körperlichen Bewegung ist ein grundlegend wichtiger Aspekte der Prophylaxe und Therapie und sollten dem Besitzer „ans Herz gelegt“ werden. Viele Tierbesitzer sind immer noch nicht davon überzeugt, dass durch den Einsatz einer spezifisch zusammengesetzten Nahrung Arthrosepatienten Erleichterung verschafft werden kann. Sie setzen einzig auf den Einsatz von Schmerzmitteln. Hier kommt Ihnen in der Beratung einen wichtige Aufgabe zu! Überzeugen Sie davon, dass
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durch die Ernährung ein unverzichtbarer Beitrag für das Wohlbefinden der kranken Tiere geleistet werden kann. Auch wenn eine Arthrose nicht heilbar ist, können eine individuell auf Ihr Tier abgestimmte Behandlung und eine geeignete Ernährung die Beweglichkeit und Lebensqualität entscheidend verbessern, bzw. lange aufrechterhalten. Die konventionelle Behandlung basiert in erster Linie auf dem Einsatz von Schmerzmitteln und Medikamenten zur Reduktion des Entzündungsgeschehens. Eine geeignete Diät kann die Behandlung einer Arthrose aber sinnvoll unterstützen. In vielen Fällen gelingt es sogar die notwendige Menge an Schmerzmitteln zu reduzieren, bzw. ganz darauf zu verzichten. ROYAL CANIN Empfehlung: Für ältere Hunde mit Neigung zu Gelenkproblemen eignen sich die größenabhängigen „MATURE“ Produkte sowie für Katzen die Seniornahrungen „SENIOR CONSULT STAGE 1 und 2“. Diese beinhalten Glukosamin, Chondroitinsulfat und Omega-3 Fettsäuren zur Unterstützung der Gelenkgesundheit. In SENIOR CONSULT Stage 2 Trockennahrung für die Katze ist sogar Grünlippenmuschel enthalten. Für Hunde mit bereits bestehenden Gelenkerkrankungen steht die Trocken-Diätnahrung „MOBILITY“ bzw. für Hunde >25 kg „MOBILITY LARGER DOGS“ mit Grünlippenmuschel zur Verfügung, für Katzen mit Arthrosen entsprechend die Trockennahrung „MOBILITY“.
Abb. 35: 90% aller Katzen > 12 Jahre leiden an Gelenkproblemen, sie zeigen nur keine so deutlichne Lahmheiten wie Hunde. e) Verdauungsstörungen Verdauungsstörungen bei älteren Hunden und Katzen können auf eine herabgesetzte Verdauungsleistung zurückzuführen sein: Die Darmmotilität und die Magenentleerung können verzögert sein, so dass die Nahrung nicht im gewohnten Tempo durch den Verdauungstrakt transportiert wird. Die Sekretion der Verdauungssäfte einschließlich des Speichels kann verringert sein, was die Verdauung ebenfalls stören kann. Obstipation Treten bei jüngeren Tieren Verdauungsbeschwerden auf, so handelt es sich meistens um Durchfall. Bei betagteren Hund und Katzen beobachtet man hingegen öfter auch eine
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Verstopfung (Obstipation). Ursache hierfür ist eine im Alter herabgesetzte Darmmotilität, manchmal auch eine mechanische Behinderung des Kotabsatzes (Spondylosen der Wirbelsäule, vergrößerte Prostata etc.). Bewegungsmangel durch Arthrosen oder Übergewicht begünstigen das Auftreten einer Obstipation außerdem. Im Extremfall kann es zu einer massiven Koprostase (Ansammlung von verhärtetem Kot im hinteren Darmabschnitt) kommen, deren Behandlung für alle Beteiligten sehr unangenehm sein kann. Daher sollte diesem Problem durch eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung, regelmäßige körperliche Bewegung und eine ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen entgegen gewirkt werden. Viele kommerzielle Seniorfutter haben einen bezüglich Menge und Zusammensetzung optimal auf den Bedarf älterer Tiere eingestellten Fasergehalt. Hierbei kommt es übrigens nicht auf das „mehr an Fasern an“, sondern die Mischung macht’s: Die Nahrung sollte eine ausgewogene Kombination aus löslichen (z.B. FructoOligosaccharide, Psyllium) und unlöslichen (z.B. Zellulose) Faserstoffen aufweisen. Während die unlöslichen Fasern die Darmmotorik anregen, sorgen die löslichen oder verdaulichen Fasern für eine Unterstützung der natürlichen Darmflora. Gelbildende, lösliche Fasern wie Flohsamen (Psyllium) können helfen, die Kotkonsitenz zu regulieren.
Abb. 36: Flohsamen (Psyllium) zählt zu den löslichen, fermentierbaren Fasern, ist Schleim bildend und zeichnet sich durch seine enorme Wasserbindungskapazität aus (rechtes Bild).
☺ Praxistipp: Ballaststoffe können dem Tier übrigens auch in Form von Obst, Gemüse, Weizenkleie, Futterzellulose o.ä. zugeführt werden. Achtung: Die ausschließliche Verwendung unlöslicher Faserstoffe kann jedoch zur Entstehung einer Obstipation beitragen, da diese Fasern unter Umständen im Dickdarm viel Wasser binden, aber nicht die Fähigkeit zur Gel- oder Schleimbildung besitzen, wie z.B. Leinsamen oder Psyllium. Manchmal ist es erforderlich, den Kot dauerhaft etwas weicher zu halten, um einen regelmäßigen Kotabsatz zu ermöglichen (bei eingeengtem Darmlumen, z.B. durch Prostatavergrößerung oder Tumore). In solchen Fällen kann Milchzucker (Laktose) als Abführmittel bei Hund und Katze eingesetzt werden. Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass die empfohlenen Mengen eingehalten werden, ansonsten kann unter Umständen Durchfall hervorrufen werden.
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ROYAL CANIN Empfehlung: Alle Seniorprodukte aus den Sortimenten VET CARE NUTRITION für den Hund und für die Katze (siehe Abschnitt Produktübersicht im Kapitel 6) enthalten diätetische Fasern in einer ausgewogenen Kombination. Sollte dies nicht ausreichen, um Obstipationen zu bekämpfen, bzw. dieser vorzubeugen, so kann eine Diätnahrung mit erhöhtem Fasergehalt eingesetzt werden und zwar „FIBRE RESPONSE“. f) Durchfall Auch wenn ein großer Teil der Senioren zu Verstopfung neigt, so gibt es dennoch auch viele „alte Sensibelchen“, die eher zu Durchfall neigen. Dabei verstärkt sich dieses Problem mit zunehmendem Alter oft noch. Hier ist die Ursachenfindung entscheidend, um den Vierbeinern zu helfen. Auch ganz banale Dinge sollten hier zunächst von Ihnen abgefragt werden, um der Lösung näher zu kommen, z.B.: Ist die bisherige Fütterung vielleicht mangelhaft? Wann wurde zum letzten Mal entwurmt? Wird zu viel zugefüttert? Stimmen die Fütterungsmengen? Liegt evtl. eine Unverträglichkeit zugrunde?
Abb. 37: Eigenschaft einer Diätnahrung zur Unterstützung bei Verdauungsproblemen ROYAL CANIN Empfehlung: Alle Seniorprodukte der Reihe VET CARE NUTRITION für Hunde („MATURE Small Dog“, „MATURE“, „MATURE Large Dog“) und die Nahrungen für alte Katzen („SENIOR CONSULT Stage 1“, „SENIOR CONSULT Stage 2“, „SENIOR CONSULT Stage 2 High Calorie“,) beugen aufgrund ihrer hohen Verdaulichkeit und der ausgewogenen Zusammensetzung Verdauungsstörungen vor.
Abb. 38: Wirkung von FOS (Fructo-Oligosaccharide; fermentierbare Fasern)
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Leiden ältere Tiere an einem krankheitsbedingten Durchfall, so kommen - je nach Ursache Diätennahrungen der „GASTRO INTESTINAL Reihe“ oder „SENSITIVITY CONTROL“ sowie „HYPOALLERGENIC“ in Frage. g) Zahnstein Alte Hunde und Katzen haben öfter Probleme mit den Zähnen. Insbesondere Zahnstein ist hier ein häufiges Problem. Leider sehen viele Tierbesitzer diesen nur als „hässlichen Schönheitsfehler“ an oder sie stört der gleichzeitig auftretende, unangenehme Maulgeruch. Die Gefahren für den Gesamtorganismus erkennen sie gar nicht. Auf der Basis von Zahnstein können sich schmerzhafte Entzündungen in der Maulhöhle entwickeln. In vielen Fällen kommt es zum Zahnverlust. Weitaus gravierender sind jedoch die Folgen für die Gesundheit der Senioren generell, denn die erkrankten Zähne sind ein ständiger Keimherd, der die Entstehung von Nieren-, Herz-, und Gelenkentzündungen begünstigt. Oft ist es auch so, dass die Vierbeiner Schmerzen haben und schlechter fressen. Auf diese Weise droht Gewichtsverlust, der insbesondere bei bereits untergewichtigen, älteren Tieren eine große Gefahr darstellt! Praxistipp: Sprechen Sie mit den Besitzern über die Bedeutung gesunder Zähne – gerade im Alter. Ermuntern Sie diese zur Zahnreinigung und anschließender Zahnpflege. Mittel der Wahl ist das Zähneputzen! In der Praxis stößt die Bereitschaft hierzu jedoch an ihre Grenzen insbesondere auch aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft der Vierbeiner. Aber auch eine geeignete Trockennahrung kann hier durch angepasste Kroketten und Kalziumfänger einen Beitrag zur Vorbeugung von Zahnstein und zur Gesunderhaltung der Mundhöhle leisten. Intensive Beratung durch Sie ist hier gefragt, um die Tierhalter zu motivieren!
Abb. 39: Natriumpolyphosphate binden Kalzium aus dem Speichel, das dann nicht mehr für die Zahnsteinbildung zur Verfügung steht Royal Canin Empfehlung: Hier hat die Trockennahrung im Vergleich zur Feuchtnahrung die „Nase vorn“. Trockennahrungen regt die Kauaktivität an. MATURE Small Dog hat zudem spezielle Zahnpflegeeigenschaften: Mit Hilfe der speziellen Krokettenstruktur und –größe erreicht man einen „mechanischen Bürsteneffekt“, der hilft Zahnbelag und in der Folge Zahnstein vorzubeugen. Hinzu kommt, dass der Wirkstoff Pentanatriumtriphosphat
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enthalten ist. Dieser bindet Kalzium im Speichel, so dass es für die Zahnsteinbildung nicht mehr zur Verfügung steht. Bei bereits saniertem Gebiss und zur gezielten Vorbeuge steht darüber hinaus für Hunde und Katzen die Diätnahrung „DENTAL“ zur Verfügung.
h) Tumorerkrankungen Bei Hunde- und Katzensenioren treten in fortgeschrittenem Alter häufiger Tumore auf. Gerade bösartige Tumore bedingen teilweise einen starken Gewichtsverlust, obwohl die Futteraufnahme der Vierbeiner noch gar nicht beeinträchtigt ist. Dies ist auf eine erhöhte Stoffwechselaktivität des Tumorgewebes und infolgedessen auf einen höheren Energie- und Nährstoffverbrauch zurückzuführen. Diese Stoffwechselsituation wird als Hypermetabolismus bezeichnet und die resultierende Abmagerung als Tumorkachexie. Der Tumor konkurriert mit dem gesunden Körpergewebe um die zur Verfügung stehende Energie. Sein bevorzugtes Substrat ist dabei die Glukose, bei deren Abbau dann Laktat als Endprodukt anfällt. Aufgrund dessen sind Infusionen mit Glukoselösung oder Ringer-Laktat beim Tumorpatienten zur Versorgung mit Flüssigkeit nicht empfehlenswert und als Mittel der schnellen Energiezufuhr gänzlich ungeeignet (Merke: „Mit Glukose wird nur der Tumor gefüttert, nicht das Tier!“). Außerdem nutzt ein bösartiger Tumor Aminosäuren zum Aufbau von Tumorprotein mit einer Geschwindigkeit, die die Eiweißsyntheseleistung des erkrankten Tieres bei weitem übersteigt. Die Folgen: Abbau von Muskulatur, aufgrund des Proteinmangels Störungen der Immunfunktion und der Wundheilung. Natürlich gibt es auch Tumorpatienten, die schlecht fressen und dann besonders schnell an Gewicht verlieren. Als Ursachen für den mangelnden Appetit kommen Schmerzen, Nebenwirkungen einer eventuellen Chemotherapie sowie krankheitsbedingte Abb. 40: Starker Gewichtsverlust bei Veränderungen des Geschmacksund einem Tumorpatienten: ungünstig für die Prognose. Geruchssinns in Frage. Diät: Oberstes Ziel der diätetischen Behandlung von Tumorpatienten ist es einem Gewichtsverlust entgegenzuwirken. Solange das Tier noch aus eigenem Antrieb frisst, ist die Fütterung auf oralem Weg das Mittel der Wahl. Ist hiermit die Aufnahme ausreichender Futtermengen nicht gewährleistet, sollte nicht gezögert werden, auf die Sondenernährung umzustellen. Eine Tumordiät sollte folgende Kriterien erfüllen: • Hohe Akzeptanz und Verdaulichkeit, hohe Energiedichte • Mäßiger Gehalt an komplexen Kohlenhydraten, kein Einfachzucker • Sicherung einer ausreichenden Proteinversorgung • Erhöhter Gehalt an den Aminosäuren Arginin und Glutamin sowie den verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin zu: Während Arginin und Glutamin das
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Tumorwachstum hemmen können, steigern die verzweigtkettigen Aminosäuren den Appetit und wirken dem Muskelabbau entgegen. • Hoher Fettgehalt: dieser Nährstoff kann vom Tumor nicht zur Energieversorgung genutzt werden. So kann man ein schnelles Tumorwachstum verhindern und hält den Gewichtsverlust des Patienten in Grenzen. ROYAL CANIN Empfehlungen: Betroffene Hunde und Katzen können mit den Diäten „CONVALESCENCE SUPPORT“, „RECOVERY“ sowie „GASTRO INTESTINAL“ diätetisch unterstützt werden. Die beiden erstgenannten Produkte eignen sich dabei auch sehr gut zur künstlichen Ernährung über eine Sonde. i) Herzerkrankungen Viele alte Hunde und Katzen leiden an Herzerkrankungen. Neben Veränderungen an den Herzklappen, die insbesondere bei kleinen Hunden eine Rolle spielen, wird bei großen Hunden und Katzen häufiger eine Erkrankung des Herzmuskels diagnostiziert (Kardiomyopathie). Die Herzprobleme bedingen eine Vielzahl von Veränderungen, z.B. ist in der Regel der Blutdruck betroffener Tiere zu hoch. In der Folge werden auch die Niere sowie die Leber in Mitleidenschaft gezogen.
Abb. 41: Möglichkeiten des Umgangs mit Herzpatienten, die unter Anorexie leiden Während man betroffenen Tieren in den Anfangsstadien noch nicht viel anmerkt, wird bei zunehmender Erkrankungsdauer eine reduzierte Belastungstoleranz (Atemprobleme, Schwäche, Bewegungsunlust) immer deutlicher. Typisch ist, dass im fortgeschrittenen Stadium der Herzerkrankung nicht selten ein massiver Gewichtsverlust auftritt. Außerdem fühlen sich die Tiere oft sehr schlecht und sind deshalb inappetent. Ein hoher Energiegehalt in der Herzdiät soll zum einen den Teufelskreis von Inappetenz und Kachexie durchbrechen
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helfen. Zum anderen soll das Volumen der einzelnen Mahlzeiten gering sein, damit die Herzfunktion nicht durch eine Einengung des Brustraums bei starker Magenfüllung beeinträchtigt wird. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich auch die Aufteilung der Tagesration auf mehrere kleine Mahlzeiten. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Herzdiät ist die Reduktion der Natriumzufuhr, um einem Bluthochdruck entgegen zu wirken. Zwar lässt sich nur bei einem geringen Prozentsatz der Tiere der Blutdruck tatsächlich durch die Natriumzufuhr beeinflussen, die Umstellung auf eine natriumreduzierte Diät wird dennoch bereits bei den ersten Anzeichen einer Herzerkrankung empfohlen. Einige Autoren sehen es sogar als erste therapeutische Maßnahme in leichten Fällen an, wenn noch keine Herzmedikamente verordnet werden. Zwar ist die Änderung der Fütterung bei Foto : B. Carriere herzkranken Hunden und Katzen bei weitem Abb 42 : Herzkranke Tiere können nicht die wichtigste Therapiemaßnahme - aber erheblich von einer gezielten Diätetik weil salzarme Diäten nicht gerade zu den profitieren. schmackhaftesten Nahrungen gehören ist es besser, dass Tier in einem Stadium an „weniger Salz“ zu gewöhnen, wo sein Appetit noch voll erhalten ist. Diät: natriumreduziert, bedarfsdeckender Kalium- und Magnesiumgehalt, hohe Energiedichte (hoher Fettgehalt), Proteingehalt angepasst (zum Erhalt der Muskelmasse bei einer Kachexie), Unterstützung des Herzmuskels durch Taurin und L-Carnitin, Zusatz an Antioxidanzien, wie Vitamin C & E, Lutein sowie von Polyphenolen, um die Gefäßgesundheit zu unterstützen. ☺ Praxistipp: Bei der Suche nach einer geeigneten Herzdiät ist eine sorgfältige Fütterungsanamnese wichtig. Hintergrund ist, dass die Besitzer betroffener Tier aufgrund der Inappetenz ihrer Vierbeiner oft Snacks oder Leckerlis zufüttern. Diese weisen in der Regel hohe Natriumgehalte auf, was sich nachteilig auswirken kann und dem positiven Einfluss einer Herzdiät entgegensteht. Der Einfluss einer Herzdiät wird immer wieder unterschätzt. Viele Tierbesitzer glauben immer noch, dass einzig der Einsatz der verschrieben Medikamente ausreichend sei. Überzeugen Sie diese von der Bedeutung einer angepassten Fütterung! Bei übergewichtigen Herzpatienten kann eine Gewichtsreduktion eine Besserung der Symptome bringen, da die Kreislaufbelastung vermindert wird. Diese Patienten sollten beim Abnehmen besonders intensiv von Seiten der Tierarztpraxis begleitet werden.
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ROYAL CANIN Empfehlung: Für herzkranke Hunde eignet sich die Diätnahrung „CARDIAC“, die sowohl als Trocken-, als auch als Feuchtnahrung erhältlich ist. Herzkranke Katzen können durch „RENAL“ aufgrund der Natriumreduktion und der hohen Energiedichte diätetisch unterstützt werden. j) Lebererkrankungen Lebererkrankungen sind typische Alterserkrankungen. Über die Hälfte aller leberkranken Hunde und Katzen sind alt (Hunde >8, Katzen >10 Jahre; nach Paulings 1990, Trimborn 1990). Die Leber ist die zentrale „Drehscheibe“ des Stoffwechsels. Bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen kommt es zur Anhäufung von nicht entgifteten Abbau- und Zwischenprodukten des Stoffwechsels, u.a. von Ammoniak im Blut. Die Folge davon sind unterschiedlich ausgeprägte, mehr oder weniger schwere Krankheitssymptome. Während die Symptome anfangs vielleicht noch nicht so offensichtlich sind, werden diese mit zunehmender Schwere und Dauer immer deutlicher. Neben neurologischen Störungen wie Depression, Aggression und Krämpfen bis hin zum Koma können auch Bauchwassersucht (Aszites), Gelbsucht (Ikterus), Gewichtsverlust, Anorexie, Durchfall, Erbrechen, Polydypsie und Polyurie auftreten.
Abb. 43 : Lebererkrankungen bei Hund und Katze. Typisch für Katzen ist die Hepatische Lipidose, typisch für bestimmte Hunderassen (z.B. Bedlington Terrier) die Kupferspeicherkrankheit.
Diät: Ziel der diätetischen Behandlung von Lebererkrankungen ist es aufgrund der zuvor genannten Veränderungen möglichst geringe Mengen der Substanzen zuzuführen, die von der Leber entgiftet werden müssen. Dabei muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Nährstoffzufuhr insgesamt noch ausreichend ist, um den Verlust an Körpersubstanz so gering wie möglich zu halten und eine Regeneration der Leber zu ermöglichen. Besondere Beachtung verdient dabei die Eiweißversorgung: Liegt eine so genannte Enzephalopathie mit neurologischen Symptomen (Krämpfe etc., siehe oben) vor, kann das Füttern einer Diät mit hohem Proteingehalt die Situation verschlechtern. Um den Anfall von Ammoniak und anderen toxischen Produkten aus dem Eiweißabbau zu verringern, ist in solchen Fällen eine Proteinrestriktion angezeigt. Andererseits besteht in vielen Fällen bereits ein Mangel an Proteinen, da diese von einer gesunden Leber synthetisiert werden.
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Es ist daher nicht möglich, eine für alle Leberpatienten gültige Empfehlung zur Proteinversorgung zu treffen, abgesehen von dem im Einzelfall nicht immer leicht abzuklärenden Grundsatz: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Als Faustregel kann gelten, sich bei alten leberkranken Hunden und Katzen bezüglich der Eiweißversorgung zunächst am Erhaltungsbedarf gesunder, adulter Tiere zu orientieren. Zur näheren Abklärung können auch Laborbefunde herangezogen werden: Ist der Ammoniakgehalt im Blut erhöht, sollte eiweißreduziert gefüttert werden, sind hingegen die Plasmaproteine (Albumin, Globulin, Gesamtprotein) erniedrigt, muss die Eiweißzufuhr erhöht werden, sofern das Tier dies verträgt. Wichtig ist in jedem Fall die Verwendung hochwertiger, hochverdaulicher Eiweißträger! Außerdem haben Leberpatienten spezielle Anforderungen an das Aminosäureprofil ihrer Diät: Tryptophan, Methionin und Cystin sind schwierig von der Leber abzubauen, während an Valin, Leucin, Isoleucin eher ein Mangel besteht. Um ein günstiges Aminosäuremuster zu erreichen, müssen bei Leberpatienten mehrere Eiweißträger kombiniert werden. Besonders geeignet sind hochverdauliche pflanzliche Proteine wie Sojaproteinhydrolysat oder Kartoffeleiweiß. Auch Milchprodukte und mageres Muskelfleisch sind als Eiweißlieferanten für leberkranke Tiere geeignet. Eher ungünstig sind bindegewebsreiche Fleischsorten und Vollei (wegen seines hohen Methioningehalts). Erhalten Katzen eine Leberdiät mit wenig tierischen Komponenten, ist an eine ausreichende Taurinzufuhr zu denken (50 mg/kg Körpergewicht/Tag). Eine Fettrestriktion ist in der Regel nicht erforderlich (Ausnahme Katzen mit hepatischer Lipidose). Wichtig ist eine ausreichende Zufuhr der essenziellen Fettsäuren Linolsäure und bei der Katze auch der Arachidonsäure. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung kann die Zufuhr von Omega-3Fettsäuren (EPA und DHA aus Fischöl) sinnvoll sein. Kohlenhydrate sollten in Form von leichtverdaulicher Stärke zugeführt werden. Diese Kohlenhydrate sind wichtig, damit die „angeschlagene“ Leber Fette und Proteine verstoffwechseln kann. Zufuhr an fermentieren Fasern, wie z.B. FOS, kann dazu beitragen, die Ammoniakbelastung des Organismus wirksam zu senken. Es wird auch auf diesem Wege ein saurer pH-Wertes im Dickdarm erzeugt, der o.g. Vorteile hat. Durch die Kombination mit Faserquellen von hoher Wasserbindungskapazität (z.B. Psyllium) kann hierbei eine gute Kotqualität erzielt werden. Schließlich sollte die Versorgung mit Vitamin A und Kupfer bei leberkranken Hunden oder Katzen aufgrund der Speicherung dieser Nährstoffe in der Leber „im Auge“ behalten werden. Da Kupfer in der Leber oxidierende Eigenschaften entfalten und somit eine Entzündung forcieren kann, sollte dieses Spurenelement in der Nahrung reduziert sein. Der Vitamin A Gehalt sollte nicht zu hoch sein. ROYAL CANIN Empfehlung: Für Hunde mit Lebererkrankungen eignet sich die Diätnahrung „HEPATIC“ als Feucht- oder Trockennahrung. Bei Katzen ist je nach Diagnose zu differenzieren: Bei der hepatischen Lipidose sollte im Stadium der Anorexie „CONVALESCENCE SUPPORT“ oder „RECOVERY“ per Sonde verabreicht werden. Als Anschlussfütterung eignen sich bei normalgewichtigen Lipidose-Patienten die Produkte „SENSITIVITY CONTROL“ oder „HYPOALLERGENIC“. Bei Anzeichen einer hepatischen
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Enzephalopathie ist auf die eiweißreduzierte Diätnahrung „RENAL“ umzustellen. Leberentzündungen bei der Katze können je nach Fressverhalten mit „CONVALESCENCE SUPPORT“, „SENSITIVITY CONTROL“ oder „HYPOALLERGENIC“ diätetisch unterstützt werden.
k) Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, Altersdemenz Im fortgeschrittenen Alter lässt bei Hunden und Katzen die geistige Leistungsfähigkeit allmählich nach. Dies kann schließlich zu einem „schlechten Gedächtnis“ und einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung (= kognitive Dysfunktion) führen. Als Folge treten oft mehr oder weniger starke Verhaltensänderungen auf. So haben Studien bei Katzen ergeben, dass ab einem Alter von 12 Jahren bereits 28% der Senioren wegen Verhaltensveränderungen auffällig sind, ab einem Alter von 15 Jahren sind sogar die Hälfte aller Samtpfoten betroffen (Gunn-Moore et al. 2007). Je nach Ausprägung können die Veränderungen für den Besitzer sehr belastend werden und das Zusammenleben mit seinem alten Tier erheblich erschweren. Nachfolgend finden Sie eine Auflistung über die möglichen Veränderungen, die in diesem Zusammenhang auftreten können und über die sie die Tierbesitzer aufklären sollten: • • • • • • • • • •
Desorientierung in vertrauter Umgebung, Nervosität und veränderter Schlafrhythmus Geringere Stressresistenz Lautäußerung (Bellen oder Miauen) ohne ersichtlichen Grund Verändertes Sozialverhalten Verlust der Stubenreinheit Veränderte Futteraufnahme: ständiger Hunger oder Appetitlosigkeit Vergessen von Erlerntem: „Verlaufen“ auf bekannten Spazierwegen Zerstörung von Gegenständen Trennungsangst, erhöhte Anhänglichkeit an den Besitzer oder im Gegenteil Verlust der sozialen Bindung
Abb. 44: Definition von oxidativem Stress Die Ursachen sind vielfältig. Neben diversen Grunderkrankungen inner- und außerhalb des Nervensystems (Diabetes, Lebererkrankungen, Hirntumoren) wird oxidativer Stress durch die vermehrte Produktion von aggressiven Sauerstoffmolekülen (freie Radikale) sowie eine Abnahme von Botenstoffen im Gehirn, wie dem „Wohlfühlhormon“ Serotonin
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verantwortlich gemacht. Die freien Radikale führen zu Schädigungen der Zellmembranen sowie der DNS der Zellen und bedingen letztlich eine Degeneration der Nervenzellen.
Diät: Wesentlicher Ansatzpunkt der Diät ist die erhöhte Zufuhr von Antioxidanzien zum Schutz der gefährdeten Zellen. Diese können dazu beitragen, den „Alterungsprozess“ der Zellen des Nervensystems aufzuhalten und die kognitive Leistungsfähigkeit alter Hunde und Katzen länger aufrechtzuerhalten. Vitamin E und C fungieren als Radikalfänger im Bereich der Zellmembranen. Taurin und Beta-Carotin wirken im Inneren der Zelle oxidationshemmend. Auch zahlreiche pflanzliche Antioxidanzien wie Polyphenole aus Trauben oder grünem Tee, Lutein oder Lykopen aus Tomaten können zum Schutz vor Schäden durch oxidativen Stress eingesetzt werden. Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl (EPA & DHA) sollten mit dem Futter in ausreichender Menge zugeführt werden, da sie im Gewebe des ZNS in hohen Konzentrationen vorkommen. Sie dienen dort dem Erhalt der Stabilität und Funktionalität der Zellmembranen.
Abb. 45: Gewinnung von Alpha-Casozepin aus Milch Seit einiger Zeit kann auch auf anderem Wege das Verhalten über die Ernährung positiv beeinflusst werden. Stichworte sind Alpha-Casozepin und Tryptophan: Alpha-Casozepin ist ein Eiweißbaustein aus der Milch, der nachweislich das Wohlgefühl der Tiere steigern kann und bei emotionaler Belastung zur Entspannung beitragen kann. Tryptophan ist eine Aminosäure, die als Vorläufer des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn gilt. Studien belegen, dass die Zufütterung von Tryptophan bei alten, verhaltensauffälligen Katzen mit altersbedingten Verhaltensänderungen zu einer signifikanten Verbesserung der Verhaltensprobleme führte.
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Zur Steigerung der geistigen Fitness gibt es übrigens ebenfalls diätetische Möglichkeiten: Phosphatidylserin aus Sojalecithin ist als wichtiger Bestandteil der Nervenzellmembranen für eine schnelle Reizleitung verantwortlich. Es sorgt somit für einen optimalen Informationsfluss im Gehirn. ☺ Praxistipp: Eine zusätzliche, medikamentelle Förderung der Gehirndurchblutung (z.B. durch die Gabe von Propentofyllin) kann sich beim Nachlassen der geistigen Fähigkeiten alter Hunde und zur Behandlung alterbedingter Verhaltensstörungen als vorteilhaft erweisen. „Last but not least“ sei darauf hingewiesen, dass zur Vorbeugung oder Verlangsamung der Altersdemenz ein regelmäßiges geistiges Training (z.B. Versteck- und Suchspiele) für das alte Tier genauso wichtig ist, wie die richtige Ernährung oder die Gabe von durchblutungsfördernden Medikamenten. ROYAL CANIN Empfehlung: Die MATURE-Produkte der Reihe VET CARE NUTRITION für Hunde sowie die SENIOR CONSULT Produkte Stage 1 und 2 für Katzen enthalten alle einen patentierten Antioxidanziencocktail (Vitamin C und E, Taurin, Lutein) sowie teilweise zusätzlich die Antioxidanzien Lykopen und Polyphenole zum Schutz der Körperzellen. Außerdem sind die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA in allen Nahrungen zu finden. Darüber hinaus beinhalten die Rezepturen der MATURE Produkte für den Hund und die SENIOR CONSULT 2 Produkte für die Katze auch Tryptophan und Phospatidylserin. Die Produkte SENIOR CONSULT STAGE 1 für die Katze enthalten nur Phosphatidylserin und den Antioxidanziencocktail CELT. In akuten Belastungssituationen oder wenn schon Verhaltensprobleme aufgetreten sind, empfiehlt sich die Diätnahrung „CALM“: Sie enthält außerdem Alpha-Casozepin und Tryptophan.
Kapitel 4: „Auf gute alte Tage“ – was der Tierbesitzer tun kann Hunde und Katzen nehmen in der Regel einen wichtigen Platz im Leben ihrer Besitzer ein. Wird der geliebte Vierbeiner nun älter, so ist das für die Halter oft nicht ganz einfach. Sie machen sich Sorgen um die Gesundheit des vierbeinigen Partners, fürchten schwere Erkrankungen und natürlich auch den Verlust des Tieres. Sie als Tiermedizinische Fachangestellte übernehmen in diesem Zusammenhang eine wichtige beratende Funktion: Sie sind es, die dem Besitzer dabei helfen können, dass er das Alter seines Tieres nicht mehr als Krankheit oder „Bedrohung“ ansieht. Überzeugen Sie ihn davon, dass man sehr viel dafür tun kann, dass der geliebte Vierbeiner gesund alt wird. Führen Sie vor Augen, dass das Zusammenleben sogar richtig spannend wird, da es an besonderer Qualität gewinnt! Erarbeiten Sie mit den Besitzern die Bedeutung einer angepassten Ernährung sowie von intensiver Pflege, ausreichend Bewegung und vielen anderen Dingen, die zuvor angesprochen wurden. Natürlich gehört es dabei auch zu Ihren Aufgaben, den Besitzer für die möglichen Veränderungen zu sensibilisieren, aber er sollte dabei Abb. 46: Gesund alt werden – mit Unterstützung aus der Tierarztpraxis
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einfach akzeptieren lernen, dass dies zu einem langen, gemeinsamen Leben dazu gehört. Wenn Sie über mögliche Alterserscheinungen aufklären, so werden diese den Besitzer nicht mehr „so hart“ treffen, bzw. er kann einfach viel entspannter damit umgehen. Der Tierbesitzer wird sogar feststellen, dass sein Tier ihn mehr denn je braucht und dass er selber sehr viel für die Gesundheit und die Lebenserwartung des geliebten Vierbeiners tun kann. Insofern ist Ihre Aufgabe ganz besonders: Sie machen Mut, klären auf und unterstützen so die Gesundheit von Vier- und Zweibeinern! Wenn am Ende gesagt wird, dass die Welpenjahre klasse waren, aber es mit einem alten Tier eine einmalige Zeit ist, dann haben Sie alles erreicht!
Abb.: 47: Ältere Tiere sind etwas ganz Besonderes und haben ganz besondere Ansprüche. a) Alte Tiere schätzen einen geregelten Tagesablauf Je älter Hunde und Katzen werden, desto wichtiger sind für sie Fixpunkte im Tagesablauf, auf die sie sich verlassen können. Dazu gehören zum Beispiel feste Fütterungszeiten, die Begrüßung des Besitzers und die Gestaltung der Spiel- und Schmusephasen. Alte Hunde und Katzen sind „Gewohnheitstiere“ und bestehen oft sehr energisch auf beliebte, bewährte Rituale bzw. reagieren irritiert auf jede geringfügige Änderung des „Drehbuchs“. Viele Tierbesitzer finden diesen „Altersstarrsinn“ durchaus liebenswert, schließlich macht er nicht zuletzt die Einzigartigkeit des eigenen Tieres und der Mensch-Tier-Beziehung aus. Auch aus tiermedizinischer Sicht spricht einiges für einen geregelten Tagesablauf. Feste Gewohnheiten geben den Tieren psychische Stabilität und minimieren damit Stress, der einen der wichtigsten Co-Faktoren bei der Entstehung der meisten Erkrankungen alter Tiere darstellt. ☺ Praxistipp: Treten bei alten Tieren, insbesondere alten Katzen plötzliche Verhaltensstörungen, wie Unsauberkeit oder Aggressionen auf, so sollte man immer
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auch überprüfen, ob sich etwas im gewohnten Umfeld des Tieres geändert hat. Umzug, Geburt, Tod, neuer Partner, Umstellen von Möbeln – für einen Senioren sind das oft Gründe genug, um frustriert zu sein und diesen Stress entsprechend zum Ausdruck zu bringen. Auch chronische Schmerzen, z.B. aufgrund von einer Arthrose, können Unsauberkeit und andere Verhaltensprobleme auslösen. ☺ Achtung! Alte Katzen entwickeln oft einen besonderen Reinlichkeitssinn. Auch wenn ihnen bisher nur ein Katzenklo zur Verfügung stand, so bestehen sie oft im fortgeschrittenen Alter auf mindestens 2 Exemplare: eines für den Absatz von Urin und eines für den Kot. Raten Sie deshalb bei plötzlich auftretender Unsauberkeit von Samtpfoten zur Aufstellung einer weiteren Katzentoilette! In dem Fall ist Veränderung sinnvoll!
Abb.: 48: Ältere Katzen entwickeln oft einen besonderen Reinlichkeitssinn. b) Zuwendung und Fürsorge Unsere Hunde und Katzen leben in einer engen, sozialen Verbindung mit uns Menschen. Für Hunde als Rudeltiere gilt dies sicher noch mehr als für Katzen. Bei beiden stellt man jedoch fest, dass diese über die Jahre mit ihren Besitzern „zusammenwachsen“, Erfahrungen miteinander teilen und sich kennen und schätzen lernen! Zu jedem Zeitpunkt sind die Tiere dabei auf unsere Fürsorge und Zuwendung angewiesen. Im Alter wird dieser Aspekt jedoch besonders wichtig, denn nun benötigen die „Oldies“ mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie in jungen Jahren. In vielen Fällen, wenn z.B. schon erste Alterserscheinungen sichtbar sind, sogar noch deutlich mehr! ☺ Praxistipps: Sensibilisieren Sie die Besitzer älterer Hunde und Katzen dafür, dass diese nun besonders viel Liebe und Aufmerksamkeit brauchen. Insbesondere, wenn noch andere, jüngere und temperamentvollere Tiere im Haushalt sind, kommen die „Alten“ oft zu kurz. Gleichzeitig sind alte Tiere in der Wahl ihrer Bezugspersonen oft nicht mehr sehr flexibel und leiden deshalb besonders unter einer Zurückweisung oder Vernachlässigung durch „ihren“ Menschen. Ein Mangel an Zuwendung kann daher eine erhebliche psychische Belastung für das Tier darstellen und nicht nur die Lebensqualität, sondern auch den Verlauf einer eventuell vorliegenden chronischen Krankheit indirekt negativ beeinflussen.
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Ermuntern Sie die Besitzer alter Tiere dazu sich bewusst täglich eine „Auszeit“ mit ihrem alten Tier zu nehmen, um ihm ein paar Extra-Streicheleinheiten zukommen zu lassen. Nicht zuletzt besteht dabei auch die Gelegenheit, das Tier besonders intensiv zu beobachten und ggf. Veränderungen, die einer tierärztlichen Abklärung bedürfen, so früh wie möglich festzustellen. Bei allem Bedürfnis nach Nähe, sollte der Tierhalter aber auch akzeptieren, dass Abb. 49: Eine tägliche „Auszeit“ mit dem das Ruhe-, bzw. Schlafbedürfnis des Senior-Tier stärkt die Bindung zwischen Vierbeiners nun grösser ist. Auch der Tier und Halter. Bewegungsdrang ist oft reduziert. Helfen Sie dem Besitzer dabei, den goldenen Mittelweg zwischen Rücksicht auf das ruhigere Leben und den Bedarf nach besonderer Intensität zu finden. Versuchen Sie in dem Gespräch immer zu vermitteln, dass man einem vierbeinigen Freund keine größeres Geschenk machen kann, als ihm Zeit, Streicheleinheiten, Verständnis und Aufmerksamkeit zu schenken!
c)
Perfekt gepflegt – Gutes für Leib & Seele
Wir selber wissen es – Körperpflege ist nicht nur für das Erscheinungsbild entscheidend, sondern tut auch der Seele gut. Auf diesem Wege werden folglich die Lebensqualität und das Wohlbefinden ganz entscheidend beeinflusst. Gleiches gilt für Hunde und Katzen, insbesondere im Alter benötigen diese mehr Pflege als in jungen Jahren: Neben dem Wohlfühleffekt dient diese auch dazu, mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Außerdem nimmt der Tierbesitzer auf diesem Wege Körperkontakt zu Abb. 50: Senior-Hunde und -katzen seinem Vierbeiner auf, was die Senioren sehr schätzen! benötigen mehr Pflege als junge. Ähnlich wie ältere Menschen neigen auch ältere Tiere zu Veränderungen von Haut und Fell. Oft wird das Haarkleid feiner und erscheint nicht mehr so dicht. Einige Hunde und Katzen haben zunehmend Schwierigkeiten beim Fellwechsel und haaren deshalb ständig. Die Haut neigt zu Entzündungen und verliert an Elastizität. Viele Katzen verfilzen im hinteren Körperbereich, da sie sich dort nicht mehr so gut putzen können. Insgesamt verändert sich der Stoffwechsel, was letztlich dazu führt, dass Haut und Haar nicht mehr so optimal mit Nährstoffen versorgt werden. Da die Ernährung entscheidend für gesunde Haut und schönes Fell ist, kommt neben der Pflege auch der optimalen Ernährung eine zentrale Bedeutung zu.
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☺ Praxistipp: Natürlich sollte nicht nur Wert auf die Pflege von Haut und dem Fell gelegt werden, sondern es gilt außerdem Gebiss, Krallen, Augen, Ohren und Körperöffnungen zu kontrollieren und zu pflegen. Nachfolgend eine kleine Anleitung zur Pflege der vierbeinigen Senioren zur Weitergabe an die Tierbesitzer:
1x täglich o Zähneputzen und/ Trockennahrung, die
Abb. 51: Eingewachsene Krallen bei einer Katze.
oder die
Einsatz von Zahngesundheit
unterstützt o Bürsten oder Kämmen von langhaarigen Hunden und Katzen
1x Woche o Intensives Bürsten von kurzhaarigen Hunden und Katzen o Kontrolle der Haut auf Veränderungen, u. a. auch auf Liegeschwielen o Reinigung von Augen, Ohren, ggf. von After, Scham und Penis o Kontrolle der Krallen und des Gebisses 1x Monat o Waschen der Kissen und Decken im Schlaf- und Ruhebereich 3– 4 x Jahr o Vorbeugender Einsatz von Medikamenten gegen Flöhe und Würmer 1– 2 x Jahr o Check up in der Tierarztpraxis mit: ALLGEMEINUNTERSUCHUNG (Kontrolle von u. a. Körpergewicht, Lunge und Herz, Haut & Fell, Lymphknoten, Krallen, Zähnen, Körperöffnungen, Hündin: Gesäuge, Rüde: Hoden) BLUTENTNAHME und Anfertigung des geriatrischen Profils, welches u.a. die Überprüfung von Leber-, Nieren- und Schilddrüsenwerten beinhaltet. ggf. HARNUNTERSUCHUNG Jährliche WIEDERHOLUNGSIMPFUNG
d) Bewegung macht Spaß und hält fit Ausreichende Bewegung ist wichtig für Hunde und Katzen und zwar ganz unabhängig von ihrem Alter. Tiere, die im Alter nicht mehr ausreichend Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung erhalten, zeigen sich unbeweglicher und weniger aktiv. Im fortgeschrittenen
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Lebensalter gilt in der Tat der Spruch: „Wer rastet, der rostet!“ Auch besteht ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Folgeerkrankungen. Warum ist das so? Durch die körperliche Aktivität bleiben nicht nur Kreislauf, Muskeln und Gelenke in Schwung, sondern es wird auch die Durchblutung aller Organe gefördert und die Sauerstoffversorgung steigt. Außerdem ist auch der Einfluss auf die Psyche des Tieres nicht unerheblich: Bewegung bewirkt nämlich den Abbau von Stresshormonen und macht die Vierbeiner somit ausgeglichen und zufrieden. Wie viel Bewegung darf es sein? Für gesunde ältere Hunde gibt es grundsätzlich keine großen Einschränkungen. Maßstab für Art und Umfang der Bewegung ist einzig und allein die persönliche Fitness des Tieres sowie auch sein individuelles Bedürfnis nach Aktivität. Klar ist, dass Hunde je nach Alter, Gesundheitszustand, Rasse und Charakter unterschiedlich bewegungsfreudig sind. Ein Wind- oder Jagdhund muss sich zum Beispiel mehr austoben können als ein Pekinese oder Chihuahua. Fakt ist aber auch, dass die meisten Hunde, ganz gleich welcher Rasse, im Alter ruhiger werden. Sie wollen dann nicht mehr ganz so ausgiebig und wild herumtoben wie in jungen Jahren. Darauf sollten die Hundehalter eingehen! Seinen Senior zur Aktivität zu motivieren heißt nicht, ihn zu überfordern. Sagen Sie den Besitzern deshalb, dass sie den Hund weiter zur Aktivität auffordern, weiter mit ihm spielen und arbeiten, ihn dabei aber nicht überanstrengen sollten. Es gelten kurz und knapp folgende Grundsätze: Sogenannte „Kaltstarts“ sollte man vermeiden! Typische Beispiele dafür sind, wenn ein Hund direkt aus dem Auto auf den Hundeplatz läuft und ohne Aufwärmphase über den Agilityparcours tobt. Oder wenn ein vierbeiniger Senior aus der Haustüre ins Freie kommt und sofort mit dem Nachbarhund um die Wette rennt. Mangelhaftes Aufwärmen führt dazu, dass Herz, Kreislauf, Gelenke, Bänder und Muskeln unvorbereitet, von Null auf Hundert eine extreme Leistung erbringen müssen und so zu stark belastet werden können. Besser ist es, wenn sich ältere Hunde bei langsamen, ruhigen Bewegungen aufwärmen.
Abb. 52: Wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen, sollten alte Tiere sich ihrem individuellen Bewegungsdrang entsprechend körperlich betätigen dürfen.
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Es ist bei älteren Hunden zudem von Vorteil, wenn sie einer gleichbleibend belastenden Bewegung nachgehen. Spaziergänge, Schwimmen oder langsames Laufen am Fahrrad sind daher eher zu empfehlen als zum Beispiel ein sehr ausgelassenes Spiel mit einem Ball. Hierbei müssen die Hunde nämlich abrupt durchstarten, enge Haken schlagen und stark abbremsen. Für Gelenke, Bänder und Muskeln ist dies im fortgeschrittenen Alter eine hohe Belastung und birgt das Risiko für Verletzungen. Regelmäßig und gleichmäßig, um eine Überlastung zu vermeiden. Lieber 4 x täglich eine halbe Stunde ausgeführt werden als einmal täglich ein sehr langes Stück und dreimal täglich eine sehr kleine Runde. Ältere Freigänger-Katzen dürfen nicht plötzlich wegen ihres höheren Alters und ggf. ersten Alterserscheinungen im Haus „eingesperrt werden“. Katzen, die immer in der Wohnung gelebt haben, sollten weiterhin zur Bewegung durch Spiel, Zuwendung und besonderes Spielzeug animiert werden. Ein altersgerechter Kratzbaum erlaubt auch im höheren Alter noch die Bewegung auf mehreren Ebenen. ☺ Praxistipps: Wenn den Senioren im Alter das Spiel mit dem Ball oder der Fellmaus schwerer fällt, so empfehlen Sie die wilden Spiele einfach durch Aktionen, bei denen „Köpfchen“ gefragt ist zu ersetzen. Im Handel gibt es tolle Geschicklichkeitsspiele, die im Zusammenhang mit der Futtersuche die geistige Fitness der älteren Tiere trainieren. e) Ein „seniorengerechtes“ Zuhause Wie bereits besprochen, sollte man an dem gewohnten Umfeld der Senioren nicht zu viel verändern, da diese Neuerungen oft nicht gut akzeptiert werden. Trotzdem sollte man einige Anpassungen vornehmen, die den älteren Tieren das Leben erleichtern und vor Verletzungen schützen: In allen Bereichen, die der Hund oder die Katze regelmäßig betritt, sollte der Untergrund rutschfest sein. Stürze auf der Treppe oder Ausrutschen auf glattem Parkett sind für alte Tiere häufig nicht nur „ein kleines Missgeschick“, sondern können schlimme Verletzungen zur Folge haben. Vielleicht ist es erforderlich, Stufen im Wohnbereich teilweise mit rutschfesten Rampen abzudecken. Eine solche Rampe ist für große Hunde auch zum Einund Aussteigen in den bzw. aus dem Kofferraum des Autos zu empfehlen. Vielleicht haben Sie ein paar Tipps für die Halter, wie man den Kratzbaum alter Katzen Abb. 53: Der Kratzbaum sollte für seniorengerecht gestalten kann (Bretter ältere Katzen problemlos zu niedriger setzen, auspolstern etc.). erklettern sein. Geben Sie Tipps weiter, wie man auch alte Katzen noch durch einfaches Spielzeug zur Bewegung animieren kann. „Seniorenfitness statt Extremsport“ könnte das Motto für ein angemessenes körperliches Training alter Hunde und Katzen lauten.
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Abb. 54: Der Liegeplatz sollte bequem, weich und sauber sein.
Seite 56 Für die Liegeplätze gilt: Das Bett sollte regelmäßig „gemacht“ und Decken bzw. Kissen häufiger gewaschen werden, da manche alten Tiere während des Schlafs zu einer leichten Inkontinenz neigen. Alte Hunde und Katzen schlafen und ruhen einen Großteil des Tages. Es ist darauf zu achten, dass die Liegeplätze gut ausgepolstert sind, damit der alte Hund oder die alte Katze bequem liegt und keine unnötigen Liegeschwielen und Druckstellen bekommt. Alte Tiere können Urin und Kot häufig nicht mehr so lange halten, wie ihre jüngeren Artgenossen. Alte Hunde sollten daher nicht zu lange in der Wohnung alleingelassen werden. Vielleicht können Nachbarn oder Freunde zwischendurch eine kurze „Pinkelrunde“ übernehmen. Für ältere Katzen muss das Katzenklo jederzeit schnell erreichbar ein, eventuell sind zusätzliche
Katzentoiletten aufzustellen. Bei älteren Hunden und Katzen nutzen sich die Krallen weniger ab. Zu lange Krallen sind gefährlich, insbesondere Katzen können so leicht im Teppich oder Vorhang hängen bleiben und sich verletzen. Empfehlen Sie deshalb regelmäßig die Krallen kürzen zu lassen.
f)
„Nicht zu vergessen“: die geistige Fitness
„Wer rastet, der rostet“ gilt nicht nur im physischen, sondern auch im psychischen Sinne. Gehirnjogging ist also nicht nur für alte Menschen, sondern auch für alte Katzen und Hunde wesentlich! Ob und wann ein Vierbeiner senil oder „wunderlich“ wird, hängt nicht zuletzt auch vom Verhalten des Besitzers ab. Entgegen einer häufigen Annahme bleiben Hunde und Katzen bis ins hohe Alter lernfähig. Hier ist die Phantasie des Besitzers gefragt, der sich passende „Denksportaufgaben“ ausdenken muss. Für alte Hunde eignen sich alle Arten von „Such- und Findespielen“, auch Apportieraufgaben sind bei entsprechend veranlagten Hunden bis ins hohe Alter beliebt. Ältere Katzen beschäftigen sich vielleicht gerne mit einer Fellmaus oder auch mit einem ganz banalen Papierknäuel. Außerdem trainieren Koordinationsübungen den Geist und Körper. Bei Hunden könnte man hierzu einen kleinen Slalom- oder Hindernisparcours aufbauen. Wichtig ist Geduld, denn alte Tiere brauchen eben etwas länger, bis sie einen neuen „Trick“ beherrschen. Übertriebener Ehrgeiz ist hier fehl am Platz. Der Besitzer sollte sich immer vor Augen halten, dass es nicht primär um das Erlernen von Kunststücken, sondern um die geistige Fitness seines Haustieres geht. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, für den alten Hund oder die alte Katze einen Liegeplatz zu schaffen, von dem aus das „Tagesgeschehen“ im Garten oder auf der Straße beobachtet werden kann. Das allein sorgt schon für mehr geistigen „Input“ und ersetzt wenigstens zum Teil die ausgedehnten Streifzüge und Spaziergänge, die das Tier früher gewohnt war.
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Abb. 55: Beschäftigung und Erhalt der kognitiven Fähigkeit durch spezielle (Futterball) oder ganz einfaches Ansätze (gestapelte, zusammengeklebte Papierrollen als „Futterversteck)
Kapitel 5: Vorsorge ist unverzichtbar! Ziel der medizinischen Altersvorsorge sollte sein, die betagten Vierbeiner so gut wie möglich vor vermeidbaren Krankheiten zu schützen und ihre Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Unverzichtbar ist in diesem Zusammenhang die Vorsorge. Klassisch ist, dass viele der typischen Alterserkrankungen bei Früherkennung die Chance auf Heilung bieten. Fakt ist aber auch, dass diese Krankheiten erst durch Symptome für den Besitzer offensichtlich werden, wenn es zu spät ist, bzw. das Organ dauerhaft geschädigt ist. Ihre wichtige Aufgabe besteht deshalb in der Sensibilisierung der Besitzer für das Thema Alterung! Klären Sie auf, dass es sich nicht um eine Krankheit handelt, sich aber allmählich Dinge bei dem Abb. 56: Betonen Sie in der geliebten Vierbeiner ändern. Geben Sie Beispiele Beratung die Wichtigkeit (schlechter riechen, Fell- und Verdauungsprobleme, regelmäßiger nachlassende Nierenfunktion etc.) und betonen Sie, dass Vorsorgeuntersuchungen. frühzeitige Gesundheits-Checks wichtig sind, um Veränderungen zu erkennen, bevor diese „sichtbar“ werden und irreparabel sind. Vorsorge ist besser als Nachsorge! Diesen Punkt sollte der Tierbesitzer unbedingt beherzigen – unterstützen Sie ihn dabei!
a) Augen auf – wie ist es um die Gesundheit der Senioren bestellt? Die Besitzer von Hunde- und Katzensenioren können die Fitness ihres geliebten Vierbeiners in der Regel sehr gut selber beurteilen. Anbei ein kleiner Fragebogen der den Tierhalter bei seiner Einschätzung unterstützen soll, wie es um die Fitness seines Vierbeiners bestellt ist. Werden mehr als 2 Fragen mit Ja beantwortet, so sind Sie gefragt – dann ist es an der Zeit ein „Seniorenprogramm“ im Hinblick auf Ernährung, Pflege und Gesundheitsvorsorge zu
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empfehlen. Der Fragebogen ist im Übrigen auch hilfreich für Sie und Ihr Praxisteam, da man wichtige Informationen über den betagten Senior erhält.
Fragebogen für Besitzer von Hunde- und Katzensenioren • • • • •
Beweglichkeit Geht Ihr Hund nicht mehr so freudig spazieren und/oder spielt er weniger als früher? Vermeidet Ihre Katze neuerdings das Klettern auf den Kratzbaum oder andere, höher gelegene Ebenen? Erscheint Ihr Tier Ihnen insgesamt weniger beweglich und aktiv, eher steif? Hat Ihr Hund Probleme beim Aufstehen, Treppensteigen oder Springen ins Auto? Zeigt Ihre Katze Verfilzungen des Fells an den hinteren Körperpartien?
Fress- und Trinkverhalten • Hat sich das Gewicht Ihres Hundes/Ihrer Katze in letzter Zeit deutlich verändert? Ist eine Gewichtzu- oder abnahme beim Wiegen festzustellen? • Trinkt Ihr Tier mehr als gewöhnlich? • Hat Ihr Vierbeiner weniger Appetit und / oder riecht er unangenehm aus dem Maul?
• • • •
Haut und Fell Bekommt Ihr Hund zunehmend graue Haare, z. B. an der Schnauze und an den Augen? Ist das Fell ihres Tieres weniger glänzend als früher, schuppig und/oder stumpf? Stellen Sie kahle Stellen fest und/oder besteht vermehrter Haarausfall? Hat Ihr Tier Liegeschwielen und werden seine Krallen noch abgelaufen?
Schlafphasen und Aktivität • Schläft Ihr Tier mehr als früher? • Wacht er nachts öfter auf und ist unruhig? • Spielt er weniger mit Ihnen, seinen Spielsachen oder Ihren anderen Haustieren?
• • • • • •
Geistige Fitness Erkennt Ihr Tier bekannte Personen nicht mehr? Ist Ihr Vierbeiner manchmal orientierungslos oder findet sich schlechter zurecht? Bellt Ihr Hund oder miaut Ihre Katze oft ohne erkennbaren Grund? Ist Ihr Hund/Ihre Katze oft unruhig oder apathisch? Beobachten Sie einen Verlust der Stubenreinheit? Ist Ihr Tier aggressiver und/oder ängstlicher als früher?
b)
Altersvorsorge – ab wann und wie oft?
Das A & O der medizinischen Altersvorsorge ist der regelmäßige Gesundheits-Check. Hier ist Ihre Arbeit insbesondere im Hinblick auf die Sensibilisierung für das Thema Vorsorge und die Vereinbarung von Terminen unverzichtbar. Sinnvoll ist die Durchführung im halbjährlichen, mindestens aber jährlichen Abstand. Kürzere
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Abstände sind eventuell erforderlich, wenn bei einem alten Hund oder einer alten Katze bereits eine chronische Erkrankung vorliegt. Hunde und Katzen altern individuell ganz unterschiedlich, allerdings haben sich für die Praxis folgende Richtwerte zur Empfehlung des Geriatrie-Checks als sinnvoll ergeben. Bei Hunden richtet sich der Beginn des Seniorenchecks nach der Größe: • • • •
Kleine Hunde bis 10 kg Körpergewicht ab dem 8. Lebensjahr Mittelgroße Hunde (11 - 24kg) ab dem 7. Lebensjahr Große Hunde (>25kg KGW) bereits ab dem 5./6. Lebensjahr Katzen altern später, hier sollten Sie den Besitzern den Check-up ab dem 7., spätestens jedoch ab dem 10. Lebensjahr „ans Herz“ legen.
„Warum so früh?“ werden Sie nun viele Tierbesitzer fragen. Hier ist es Ihre wesentliche Aufgabe darüber zu informieren, dass die typischen Alterserkrankungen zunächst völlig unbemerkt bleiben. Äußerlich werden diese erst sichtbar, wenn das „Kind bereits in den Brunnen“ gefallen ist. Typische Erkrankungen, die sich allmählich und zunächst „versteckt“ entwickeln, sind die chronischen Nierenerkrankung, aber auch Leber- und Herzerkrankungen. Viele Tierhalter wissen dies nicht und sind für die Aufklärung dankbar.
☺
Praxistipps: Die jährlichen Impftermine eignen sich prinzipiell auch für die Durchführung des Geriatrie-Checks. Vielleicht vermerken Sie auf der Postkarte zur Impferinnerung auch gleich, dass der Geriatrie-Check ansteht, bzw. sinnvoll ist. Da sich die Herstellerempfehlungen zur Frequenz der einzelnen Impfungen aktuell geändert haben, ist es sinnvoll das Geriatrieprogramm grundsätzlich unabhängig von der Impfung durchzuführen, aber die Tierbesitzer zu bitten, das Impfbuch auch zu jeder Altersvorsorge mitzubringen. Unglücklicherweise macht sich nämlich Abb. 57: Ein Geriatrie-Check kann auch in bei Besitzern alter Tiere häufig eine Verbindung mit der jährlichen Impfung gewisse Impfmüdigkeit bemerkbar, der durchgeführt werden. durch eine entsprechende Beratung während des Geriatrie-Checks ebenfalls entgegen gewirkt werden kann. Von Vorteil ist es bei jeder Altersvorsorgeuntersuchung den Folgetermin in 6 Monaten schon konkret zu vereinbaren. Das erspart dem Praxisteam den Anruf, bzw. die Postkarte zur Erinnerung an den Termin.
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Setzen Sie die Besitzer bei der Terminvereinbarung nicht unter Druck, sondern formulieren Sie lieber so: „Ich reserviere Ihnen jetzt erst einmal einen Termin am 6. Juni, Sie können diesen aber problemlos absagen oder verschieben, auch kurzfristig. Oder soll ich Sie eine Woche vorher noch mal anrufen?“ Anhand der Patientendatei sollte sich die Tierärztin/der Tierarzt einen Überblick verschaffen, wie viele Patienten er in der Zielgruppe bereits hat (Faustregel: mindestens ein Drittel der Klientel!). Das Geriatrieprogramm dient dabei insbesondere auch zur Bindung guter Kunden.
c)
Auf einen Blick – was gehört zu einem Geriatrie-Check? 1. Erfassung des Vorberichtes: Alte Tiere blicken auf eine lange Lebens- und z.T. auch Krankheitsgeschichte zurück. Entsprechend lange kann die Erhebung des Vorberichts dauern. Ein standardisierter Fragebogen ist hilfreich, damit nichts Wichtiges vergessen wird. Sind die Vierbeiner seit Jahren in der Praxis Patient, so ist natürlich der „Lebenslauf“ bekannt. 2. Allgemeinuntersuchung: Sie sollte umfassend sein und sich nicht nur auf die vom Besitzer geschilderten Probleme beziehen. Auch hier empfiehlt sich das Vorgehen nach einem festgelegten Schema: a. Kontrolle und Beurteilung des Körpergewichtes b. Untersuchung von Haut und Fell c. Kontrolle von Zähnen und Maulhöhle d. Untersuchung von Augen, Ohren, After und Geschlechtsorganen e. Überprüfung der Lymphknoten f. Kontrolle von Herz und Atmung g. Beurteilung der Bewegung – gibt es Auffälligkeiten? 3. Blutuntersuchung mit Überprüfung des großen Blutbildes sowie wesentlichen Parametern hinsichtlich der Leber- und Nierenfunktion: Phosphor, Harnstoff, Kreatinin, Harnstoff-Kreatinin-Verhältnis, AST, ALT, Gamma-GT, AP, Gallensäuren, Blutzucker, Amylase, Lipase, TLI, Plasmaprotein (gesamt, Globulin, Albumin), CK als Marker für Muskelschäden (auch Herzmuskel), Blutfettwerte (Triglyzeride, Cholesterin), Elektrolyte (Kalium, Natrium, Chlorid). 4. Bei konkretem Verdacht sollte der Hormonstatus zur Überprüfung der Funktion von Schilddrüse (Hyperthyreose bei alten Katzen!), Nebenschilddrüse, Nebenniere (Morbus Cushing = Überfunktion oder Morbus Addison = Unterfunktion) erfolgen. 5. ggf. Urinuntersuchung 6. ggf. Blutdruckmessung
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7. bei konkretem Verdacht bildgebende Verfahren und weiterführende Diagnostik: Röntgen, Ultraschall, EKG; MRT, Endoskopie etc… 8. Kontrolle von Impfung und Entwurmung 9. Überprüfung der Fütterung und ggf. Optimierung der Ernährung
☺ Praxistipp: Sorgen Sie dafür, dass das Schema für eine Altersvorsorgeuntersuchung nach Möglichkeit immer eingehalten wird. So können sich die Tierbesitzer auf diese Routineuntersuchung einstellen, d.h. sie wissen, was sie und ihren Vierbeiner erwartet! Ist der Ablauf der Untersuchung immer gleich, lassen sich auch die Befunde am besten vergleichen. Es sollte von Seiten des Praxisteams immer Bezug auf die vorangegangene Untersuchung und Beratung genommen werden. So wird dem Besitzer am besten verdeutlicht, wie sinnvoll regelmäßige Vorsorge ist und man bindet ihn in das Routineprogramm ein. Dieses erhöht die Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme deutlich! Erfragen Sie immer, was gefüttert wird und wie. So lassen sich Schwierigkeiten erkennen und Fehler abstellen – im Sinne des Tieres. Beraten Sie immer auch hinsichtlich einer regelmäßigen Entwurmung und Impfung. Es ist immer noch weit verbreitete Meinung, dass eine einmalige Impfung und Entwurmung „lebenslang“ hält!“
d) Häufige Fragen der Tierbesitzer Mein Tier hat Übergewicht und ist schon 12 Jahre alt. Mir wurde schon mehrfach zu einer Gewichtsreduktion geraten. Ist das in dem Alter überhaupt noch sinnvoll? Die Frage sollte von Ihnen ganz klar mit „Ja“ beantwortet werden, denn die Gewichtsreduktion stellt in einem solchen Fall eine lebensverlängernde Maßnahme dar. Die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems und der Gelenke durch das zu hohe Gewicht reduziert die Lebenserwartung, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit für Diabetes mellitus oder (speziell bei der Katze) eine hepatische Lipidose steigt. Die Gewichtsreduktion ist für Abb. 58: Eine Gewichtsreduktion kann für zu alte adipöse Hunde und Katze dicke Tier-Senioren ein Plus an Lebensqualität vielleicht die wichtigste Maßnahme und-erwartung bedeuten. einer effektiven Gesundheitsvorsorge! Außerdem gewinnen alte Tiere durch eine Verringerung des Übergewichts nicht selten noch einmal erheblich an Lebensqualität und „Elan“. Sie werden wieder aktiver und beweglicher. Die erfolgreiche Durchführung einer Reduktionsdiät bei
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älteren Tieren stellt an den Besitzer und das Praxisteam allerdings höhere Anforderungen als ein Abnehmprogramm für einen Jungspund, denn es ist eine noch deutlich längere Zeit dafür einzuplanen. Legen Sie deshalb Wert auf eine besonders gründliche Beratung und setzen Sie auf engmaschige Überwachung, um eventuelle Probleme so schnell wie möglich zu erkennen. Klären Sie über die langsamen Erfolge bei der Gewichtsreduktion auf und loben Sie auch kleine Fortschritte entsprechend!
Abb. 59: Aufgrund der erheblichen Risiken für die Gesundheit lohnt sich eine Gewichtsreduktion auch noch bei betagten Vierbeinern.
Nicht alle Seniornahrungen haben einen reduzierten Proteingehalt. Ich habe aber gedacht, dass das gerade entscheidend ist, um die Niere meines „Oldies“ zu entlasten. Sollte ich also nicht lieber eiweißreduziert füttern, um einer Nierenerkrankung vorzubeugen? Die Eiweißzufuhr zu reduzieren empfiehlt sich nur, wenn bei alten Hunden und Katzen tatsächlich ein klinisch feststellbares Nierenproblem vorliegt. Eine Proteinrestriktion bei gesunden Katzen und Hunden hat nachweislich keine „nierenschonende“, vorbeugende Wirkung. Es ist vielmehr so, dass ein ausreichender Proteingehalt gerade bei älteren Tieren
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wichtig ist, um dem Risiko des Muskelabbaus und allgemein dem Abbau der Körpersubstanz zu begegnen. Außerdem hat eine Nahrung mit wenig Protein bei Hunden und Katzen oft eine schlechte Akzeptanz. Da ältere Vierbeiner sowieso häufig unter Inappetenz leiden, wird dieses Problem noch verstärkt und oft eine unerwünschte Gewichtsabnahme in der Folge provoziert. Ohne eine medizinische Indikation, wie z.B. eine chronische Nierenerkrankung sollte der Proteingehalt der Seniornahrung also in keinem Fall herabgesetzt werden! Wichtig zur Entlastung der Niere eines vollkommen gesunden, aber älteren Tieres ist hingegen eine Absenkung des Phosphorgehaltes. Hier belegen Studien bei Hunden und Katzen eindrucksvoll, dass man auf diesem Wege die Nierengesundheit und die Lebenserwartung beeinflussen kann. ☺ Praxistipp: Weisen Sie die Besitzer älterer Tiere explizit darauf hin, dass es im Hinblick auf eine Entlastung der „älteren Niere“ nicht auf einen reduzieren Proteingehalt ankommt, sondern auf eine Absenkung des Phosphorgehaltes!
Meine Katze wird im Alter mäkelig und will ihre Trockennahrung nicht mehr fressen. Am liebsten frisst sie jetzt Dosenfutter für Hunde. Kann ich sie auch ausschließlich damit füttern? Feuchtfutter ist für viele Katzen grundsätzlich sehr attraktiv, da es sehr intensiv riecht und auf diesem Wege der nachlassende Geruchsinn positiv angesprochen wird. Allerdings entspricht die Zusammensetzung von Feuchtnahrung für Hunde nicht dem Bedarf älterer Katzen und deshalb sollte diese keinesfalls als Alleinfutter für die Katze verwendet werden. Zunächst ist abzuklären, warum die Samtpfote das Futter so gerne frisst: Bei Maulhöhlen- und Zahnproblemen mit eingeschränkter Kaufähigkeit liegt es vielleicht nur an der Konsistenz. Dann sollte auf ein entsprechendes Feuchtfutter für ältere Katzen umgestellt werden. Ist die Katze schon so alt, dass der Geruchs- und Geschmackssinn eingeschränkt ist, erscheint ihr das herkömmliche Futter vielleicht einfach „fade“, das Hundefutter hingegen „lecker“. In diesem Fall könnte versucht werden die Trockennahrung mit warmem Wasser einzuweichen, da sich dann die natürlichen Aromen besser entfalten. Schließlich gibt es auch noch diverse andere Möglichkeiten, die Nahrung für den Senior attraktiver zu machen (siehe Kapitel 2 „Was tun, wenn der Senior nicht fressen will?“) Abb.60: Zuwendung und Aufmerksamkeit ist neben optimaler Ernährung das A & O!
Mein alter Hund erhält ein kommerzielles Seniorfutter. Ich möchte ihm darüber hinaus noch etwas Gutes tun. Kann ich ihm täglich ein Multivitaminpräparat zufüttern?
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Bei der Verwendung einer vom Hersteller als „Alleinfuttermittel“ deklarierten Fertignahrung kann davon ausgegangen werden, dass der Hund mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt ist, wenn er ausschließlich dieses Futter in der „passenden“ Menge erhält. Eine Ergänzung mit Vitaminen ist daher nicht notwendig und streng genommen sogar kontraindiziert, da sie die Ausgewogenheit der Ration gefährden würde. Während eine zusätzliche Gabe „über den Bedarf hinaus“ von wasserlöslichen Vitaminen, die problemlos über den Harn ausgeschieden werden können, und auch von Vitamin E als unkritisch eingestuft werden kann, ist bei der Überdosierung von Vitamin A und D Vorsicht geboten. Vitamin A wird nämlich in der Leber gespeichert und kann beim alten Tier mit Leberschäden in zu hohen Dosen schädlich wirken. Eine überhöhte Zufuhr von Vitamin D ist für Hunde und Katzen mit eingeschränkter Nierenfunktion besonders kritisch. Von der zusätzlichen Gabe eines Multivitaminpräparates ist also grundsätzlich abzuraten, wenn der Hund ein kommerzielles Seniorfutter erhält! Bei selbst gekochten Rationen kann eine Supplementierung mit Vitaminen erforderlich sein, allerdings ist auch hier dringend davon abzuraten, einfach „irgendein“ Multivitaminpräparat zuzugeben. Vielmehr muss mit Hilfe einer Rationsberechnung der Vitaminbedarf kalkuliert und danach ein Produkt ausgewählt werden. ☺ Praxistipp: Studien belegen, dass die Selbstzubereitung oft mangelhaft ist und die Rationen unausgewogen. Es zeichnet Sie als Praxis aus, wenn Sie selber Rationsberechnungen anbieten oder aber den Besitzern Anlaufstellen nennen können, wie z.B. die Institute für Tierernährung der tierärztlichen Hochschulen oder tierärztliche Ernährungsberatungsstellen wie z.B. www.futtermedicus.de, die dieses übernehmen.
Mein Tier hat kein vollständiges Gebiss mehr. Kann ich trotzdem Trockennahrung füttern? Selbstverständlich kann Trockennahrung angeboten werden. Insbesondere Trockennahrung leistet einen Beitrag zum Erhalt der Zahngesundheit, d.h. auf diesem Wege kann man einen effektiven Beitrag zur Gesunderhaltung der verbliebenen Zähne leisten. Die Besitzer sollten ihren Vierbeiner bei der Futteraufnahme beobachten: Kaut das Tier die Nahrung auch ausreichend oder schlingt es nur? Werden die Kroketten der Nahrung mit den „restlichen Zähnen“ gut gekaut, so kann Zahnbelag und Zahnstein vorgebeugt werden. Wussten Sie übrigens schon, dass selbst Tiere ohne Zähne oft noch gut mit Trockennahrung zurecht kommen?
Mein Hund ist jetzt alt und bewegt sich weniger. Jetzt reicht eine minderwertigere Nahrung mit „weniger Nährstoffen“, denn er braucht ja nicht mehr so viel!
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Überzeugen Sie die Besitzer unbedingt, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Gerade alte Tiere brauchen Qualität. Natürlich muss auf das Körpergewicht des alten Hundes geachtet werden. In vielen Fällen ist der Energiebedarf nicht mehr so hoch wie in jungen Jahren. Deshalb reicht hier oft eine Seniornahrung mit reduziertem Energiegehalt. Im Hinblick auf die anderen Nährstoffe gilt hingegen nicht der „Sparmodus“, sondern weiterhin ausreichend und insbesondere von hoher Qualität. Außerdem sind zusätzliche Wirkstoffe von entscheidender Bedeutung, z.B. Glucosamin und Chondroitinsulfat für die Gelenke, Antioxidanzien für den Schutz der Körperzellen vor oxidativem Stress etc. Wichtig ist auch die Tatsache, dass nur über eine hochwertige Seniornahrung auch die Niere durch einen reduzierten Phosphorgehalt entlastet werden kann. Durch eine gute Seniornahrung kann also das alte Tier „in Form“ gehalten werden und wird sich dann auch immer noch gerne bewegen!
Abb.61: Überzeugen Sie den Tierhalter, wie wichtig eine hochwertige und ausgewogene Nahrung für sein Tier im Seniorenalter ist.
e) „Senior Life“ von ROYAL CANIN – ein maßgeschneidertes Geriatrieprogramm für die Kleintierpraxis Bei „Senior Life“ handelt es sich um ein spezielles Vorsorgeprogramm für ältere Hunde und Katzen in der Tierarztpraxis. Folgende Ziele werden damit verfolgt: 1. 2. 3. 4.
Krankheiten vorbeugen, bzw. ihr Fortschreiten verzögern Altersbeschwerden so früh wie möglich erkennen und lindern Erhalt eines normalen Körpergewichts und einer guten Körperkondition Sicherung einer maximalen Lebensqualität und Lebenserwartung für alte Tiere
Durch regelmäßige Routineuntersuchungen können individuelle Risikofaktoren eines alternden Tieres (z.B. schlechte Zähne, Gelenkprobleme, Neigung zu Übergewicht) identifiziert und Krankheiten bereits im Frühstadium erkannt und oftmals effizient behandelt werden. Die Folge ist aus der Humangeriatrie bekannt - Die Lebenserwartung steigt! Tierärztliche Geriatrieprogramme unterscheiden sich zunächst einmal in einem wichtigen organisatorischen Punkt von vergleichbaren Maßnahmen in der Humanmedizin - weder die Aufklärungsarbeit, noch die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Da die wenigsten Hunde und Katzen in Deutschland krankenversichert sind, müssen die Tierbesitzer für die
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Gesundheitsvorsorge ihres alten Tieres selbst aufkommen und sich Informationen darüber in Eigeninitiative beschaffen. Für manche Tierärztin und manchen Tierarzt mag dies der Grund sein, der Einführung eines speziellen Vorsorgeprogramms für Senioren in der eigenen Praxis skeptisch gegenüberzustehen. Immerhin ist es mit Beratungs- und Organisationsaufwand verbunden und fordert somit letztlich das gesamte Praxisteam. Lesen Sie deshalb im nächsten Kapitel, welche guten Gründe es für den Einsatz eines Geriatrieprogramms, wie Senior-Life® von ROYAL CANIN gibt!
Abb. 62: Checkliste für Katzensenioren – Beispiel aus der Seniorfibel von ROYAL CANIN f)
Gute Gründe für ein Geriatrieprogramm
Kein Zweifel - Geriatrieprogramme kosten Zeit und Mühe. Der organisatorische Aufwand (pünktliche telefonische/schriftliche Erinnerung an die Vorsorgetermine, Aufklärung der Tierbesitzer über das Vorsorgeprogramm, Einrichtung einer Geriatriesprechstunde, oft zeitaufwändige Beratung und Untersuchung chronisch kranker Tiere) ist nicht ohne weiteres in den ohnehin schon stressigen Praxisalltag zu integrieren. Aber es ergeben sich auch Möglichkeiten der Entlastung durch überlegte Organisation und optimale Nutzung der vorhandenen Informationen. Nachfolgend ein paar gute Gründe für Senior-Life® im Überblick: • Im Rahmen des Geriatrie-Checks durchgeführte Blutuntersuchungen geben dem Praxisteam beispielsweise Aufschluss über die individuellen Normalwerte eines Tieres. Tritt dann tatsächlich einmal ein vom Referenzbereich abweichender Laborwert auf, kann dieser viel zuverlässiger beurteilt werden als anhand einer Einzeluntersuchung, die immer nur eine „Momentaufnahme“ des Gesundheitsstatus liefern kann.
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• Durch eine regelmäßige Teilnahme am Geriatrieprogramm kann die Leber-, Nieren- und Herzfunktion eines alternden Patienten überwacht werden. Diese Informationen sind wichtig, um z.B. das Narkoserisiko für eine anstehende OP abzuschätzen oder um zu entscheiden, ob ein bestimmtes Medikament bei dem betreffenden Tier bedenkenlos eingesetzt werden darf oder auch nicht. • Stellt sich bei einer Altersvorsorge heraus, dass die Funktion eines Organs eingeschränkt ist oder eine Erkrankung im Frühstadium vorliegt, kann bei der Dosierung von erforderlichen Medikamenten darauf Rücksicht genommen werden. • Geriatriesprechstunden können zu Zeiten angeboten werden, in denen erfahrungsgemäß nicht viel in der Praxis los ist. Bei sorgfältiger, vorausschauender Planung und rechtzeitiger Kontaktaufnahme mit dem Tierbesitzer können so „Lücken“ im Terminkalender gezielt mit solchen Vorsorgeterminen geschlossen werden. • Mit Senior-Life® sichern Sie die bestmögliche medizinische Versorgung alter Hunde und Katzen bei optimaler Auslastung der Praxis. Eine Tierarztpraxis, die nach diesen Grundsätzen verfährt, bietet nicht nur den besseren Kundenservice sondern auch die „bessere Tiermedizin“.
Abb. 63: „Senior Life“ im Überblick • Gute tiermedizinische Praxisarbeit zeichnet sich nicht zuletzt dadurch aus, dass nach dem Grundsatz „Vorbeugen ist besser als Heilen“ verfahren wird. Ältere Hunde und Katzen profitieren im Hinblick auf Lebenserwartung und Lebensqualität ganz besonders von dieser Vorgehensweise. Eine moderne Kleintierpraxis bietet eine maßgeschneiderte Gesundheitsvorsorge für Tiere jeden Alters und behandelt diese ganzheitlich umfassend. • Ein Praxisteam, das viel Initiative in der Präventivmedizin zeigt, zeichnet sich durch Verantwortung und Fürsorge für seine Patienten in jeder Lebenslage aus, nicht nur als
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schadensbegrenzende „Feuerwehr“, wenn bereits eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt. Die Tierbesitzer werden eine solche Einstellung mit ihrem Vertrauen und Praxistreue belohnen. • Geriatrieprogramme mit konstanter Betreuung und Beratung binden „Problemfälle“ an die Praxis. Besitzer mit alten, chronisch kranken Tieren fühlen sich oft mit ihrem Kummer und ihren Fragen allein gelassen und wechseln daher häufig den Tierarzt. Oft sind sie gar nicht auf der Suche nach dem „Wunderdoktor“, sondern nur nach einer Praxis, in der ihr Tier nicht als ein „Fall“, sondern als Mitglied der Familie wahrgenommen wird. • Ein Geriatrieprogramm erleichtert dem Praxisteam die regelmäßige Kontrolle von chronisch kranken Tieren und Risikopatienten mit subklinischen Erkrankungen. Es wird vermieden, kontrollbedürftige Tiere aus den Augen zu verlieren. Besitzer alter Tiere haben häufig Angst vor dem nächsten Tierarztbesuch, weil sie befürchten, dass bei ihrem Tier eine bis dato unerkannte Krankheit diagnostiziert werden könnte oder weil sie vielleicht auch schon selbst Anzeichen dafür entdeckt haben. Solchen Tierbesitzern fällt es leichter zu planmäßigen Routineuntersuchungen in regelmäßigen Abständen zu erscheinen, als zu einem Termin unter dem Stichwort „Erfolgskontrolle Reduktionsdiät“ oder „Nachuntersuchung auf Tumormetastasen“, auch wenn bei der Konsultation letztlich genau „das“ geprüft wird.
g) Kostenlose „Senior Life“ Materialien für die Tierarztpraxis • Tierhalterbroschüre Es gibt zwei Broschüren, jeweils für Hunde- und Katzenbesitzer. Darin wird das Senior LifeProgramm dem Tierhalter vorgestellt. Neben allgemeinen Empfehlungen zum Umgang mit dem alten Tier enthält die Broschüre interessante Informationen zum Thema „Altern beim Hund“, bzw. bei der Katze. Der Tierbesitzer lernt die Anzeichen des Alterns zu erkennen und erhält konkrete Tipps, wie er sein altes Tier pflegen und in Form halten kann. Auf die richtige Ernährung im Alter wird gesondert eingegangen. Die entsprechenden ROYAL CANIN Produkte für gesunde alte Tiere und das Diätsortiment werden kurz vorgestellt. Eine ausführliche Beratung zur Wahl des richtigen Futters sollte aber Sache der Praxismitarbeiter sein Abb. 64: Senior Life-Tierhalterbroschüren Hund und Katze
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• Senior Fibel Hund/Katze Diese ist für Besitzer von älteren Hunden und Katzen gedacht. Die Fibel klärt ganz genau über die fortgeschrittenen Lebensjahre auf und zeigt dem Besitzer außerdem, was er alles für seinen älteren Vierbeiner tun kann. Im Vergleich zur Tierhalterbroschüre ist die Fibel umfangreicher und beinhaltet auch einen Fragebogen zum Thema: „Ist mein Tier alt?“. Dieser kann im Wartezimmer ausgelegt und vom Tierhalter selbständig ausgefüllt werden. Beim anschließenden Beratungsgespräch im Behandlungszimmer kann er dem Tierarzt und Tierhalter als Leitfaden dienen. In erster Linie soll er aber den Tierhalter für die Themen „Altern“ und „Vorsorge“ sensibilisieren. Es gibt jeweils einen Fragebogen für Hunde- bzw. Katzenbesitzer.
Abb. 65: Die ROYAL CANIN Seniorfibeln mit Fragebogen für die Tierbesitzer •
Bonushefte für Futter
Abb. 66: Senior-Life Bonusheft Hund Die Bonushefte werden von Ihnen als Tiermedizinische Fachangestellten zusammen mit dem Tierbesitzer geführt. Jedes Mal, wenn der Tierbesitzer in der Tierarztpraxis das gleiche Seniorfutter kauft, erhält er einen Praxisstempel in sein Bonusheft. Nach neun Stempeln (Futterkäufen eines Produktes) bekommt er die zehnte Futterpackung der gleichen Sorte und Größe gratis. Das Bonusheft kann nur für ein Tier geführt werden.
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Ihnen persönlich werden im gleichen Zuge Fortbildungspunkte bei ROYAL CANIN gutgeschrieben, die sie zur Teilnahme an einem Kongress bzw. für Fachbücher einlösen können. •
Weiteres Infomaterial für das Wartezimmer
Aufklärung ist entscheidend, um mit dem Senior Life® Programm als Praxisteam erfolgreich sein zu können. Deshalb bietet ROYAL CANIN zur Unterstützung Poster zum Thema „Ist meine Katze/mein Hund alt?“ sowie Poster über die Einflüsse des Alterns an.
Abb. 67: Senior-Life Poster für das Wartezimmer
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Besondere Kundenbindungsmaßnahmen bei Senior Life
a) In Absprache mit dem ROYAL CANIN Außendienst besteht für besonders engagierte Kleintierpraxen die Möglichkeit der Durchführung eines „Tags der Tiergesundheit“. Dabei werden die Halter älterer Hunde und Katzen in die Praxis eingeladen und über das Altersvorsorgeprogramm der Praxis, sowie über die „passenden“ Produkte aus dem ROYAL CANIN Sortiment informiert. ROYAL CANIN unterstützt solche Aktionen mit Broschüren, Futterproben und ggf. Vorträgen. b) Hochwertige Produkte sollten angemessen präsentiert werden. Zur Unterstützung des Futterverkaufs in der Praxis stellt ROYAL CANIN ein Produktsortiment zusammen, das individuell auf den Bedarf der Praxis abgestimmt ist. Auf Wunsch kann ein dazu passendes Präsentationsregal für das Wartezimmer kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Für die erfolgreiche Umsetzung dieser Idee sind eine entsprechende Analyse des bisherigen Kaufverhaltens und eine Festlegung konkreter Ziele für den Futterverkauf notwendig. Ihr(e) Außendienstmitarbeiter(in) ist Ihnen dabei gerne behilflich.
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Kapitel 6: Nahrungen für gesunde ältere Hunde & Katzen exklusiv beim Tierarzt – ein Überblick Zur Unterstützung der Gesundheitsvorsorge bei alten Hunden und Katzen gibt es von ROYAL CANIN ein tierarztexklusives Sortiment an Seniornahrung (VET CARE NUTRITION SENIOR CONSULT für Hunde und Katzen). Diese Nahrungen sind speziell dafür entwickelt worden, eine dem fortgeschrittenen Lebensalter entsprechende Nährstoffversorgung zu gewährleisten, den typischen Gesundheitsrisiken des Alters vorzubeugen und somit eine hohe Lebenserwartung gezielt zu unterstützen. Darüber hinaus bietet ROYAL CANIN Diätnahrungen zur Behandlung der häufigsten, typischen Alterserkrankungen an. Da eine ausführliche Beschreibung aller Diätnahrungen den Rahmen dieses Fernkollegs sprengen würde, sei hier nur auf die ausführlichen Produktinformationen zu den Diäten auf unsrer Homepage www.royal-canin.de verwiesen. a)
Produktübersicht
Nachfolgend sind die Produkte beschrieben, die im Rahmen des Senior Life-Programms für gesunde, ältere Hunde und Katzen eingesetzt werden können. Die nachfolgend aufgelisteten Schlüsselpunkte gelten für alle Seniornahrungen und können im Gespräch mit den Besitzern als Verkaufsargument sinnvoll eingesetzt werden: •
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Alle Produkte sind Alleinnahrungen und weisen eine Rezeptur nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, eine ausgewogene Zusammensetzung und eine hohe Akzeptanz auf. Bei den Hundeprodukten ist die Krokettengröße und Rezeptur auf die Größe der Hunde abgestimmt. Die Rezeptur der Katzenprodukte berücksichtigt durch den S/O Index die Gesundheit der ableitenden Harnwege (Harnsteinprophylaxe). Alle Nahrungen sind hochverdaulich und unterstützen so eine optimale Verdauung auch im Alter. Der Einsatz besonders hochwertiger Proteinquellen und speziell der Aminosäure Leucin trägt zum Erhalt der Muskelmasse bei und minimiert gleichzeitig die Anflutung von Proteinen im Dickdarm (reduzierte Ammoniakbildung, Entlastung von Niere und Leber). Der Energiegehalt der Nahrungen und die Empfehlungen zur Tagesfuttermenge sind so angepasst, dass ein gesundes Normalgewicht aufrechterhalten wird. Zur Unterstützung der Gelenkgesundheit enthalten die Produkte, GAGs, entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren EPA & DHA aus Fischöl und zum Teil auch Grünlippenmuschel. Ein reduzierter Phosphorgehalt entlastet die alternde Niere und hilft somit einer chronischen Nierenerkrankung vorzubeugen. Ein patentierter Antioxidanziencocktail, zum Teil verstärkt durch Lycopen begrenzt Schäden an Zellmembranen und der Erbsubstanz DNS durch freie Radikale, verzögert so den Alterungsprozess und verbessert die Immunantwort. L-Tryptophan und Phosphatidylserin unterstützen die geistige Fitness und fördern die Gesundheit von Gehirn und Nervensystem: L-Tryptophan ist die Vorstufe von
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Serotonin, dem Wohlfühlhormon im Gehirn. Phosphatidylserin aus Sojalecithin ist ein wichtiger Bestandteil der Nervenzellmembranen und sorgt für eine schnelle Reizleitung.
b) VETERINARY CARE NUTRITION MATURE LARGE DOG für Hunde (Trockennahrung) Dieses Produkt ist für Hunde großer Rassen (26-44 kg) ab einem Alter von 5 Jahren zu empfehlen. Neben der Berücksichtigung altersspezifischer Besonderheiten liegt einer der Schwerpunkte der Rezeptur auf der Unterstützung der Gelenkgesundheit. Glukosamin und Chondroitinsulfat sind enthalten, die degenerativen Gelenkerkrankungen entgegen wirken. Chondroitinsulfat hemmt dabei die knorpelschädigenden Enzyme, während Glukosamin die Bildung der Knorpelgrundsubstanz stimuliert. Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl sind der Rezeptur zugesetzt. Diese forcieren die Bildung von antientzündlich wirksamen Botenstoffen, d.h. Omega-3-Fettsäuren können entzündliche Prozesse im Gelenk lindern helfen. Ein moderater Energiegehalt beugt zudem bei rationierter Fütterung Übergewicht vor; eine Maßnahme, die auch im Hinblick auf die Entlastung der Gelenke sinnvoll ist. Da viele Hunde großer Rassen eine sensible Verdauung aufweisen, besitzt MATURE LARGE DOG eine hohe Verdauungssicherheit. Neben hochverdaulichen Proteinquellen spielen Fasern, wie Fructo-Oligosaccharide und Psyllium hier eine entscheidende Rolle im Hinblick auf die Optimierung der Verdauung. Die Herzgesundheit wird durch Taurin und L-Carnitin unterstützt. Zum Erhalt der geistigen Fitness sind L-Tryptophan und Phosphatidylserin enthalten. Ersteres fördert die Bildung von Botenstoffen mit entspannender Wirkung im Gehirn, letzteres die Geschwindigkeit der Informationsleitung an den Nerven. Wesentlich ist die Entlastung der Nieren durch den reduzierten Phosphorgehalt (0,6%) sowie der Zusatz an synergistisch wirkenden Antioxidanzien (Vitamin C und E, Lutein, Lykopen, Taurin und Polyphenole) zum Schutz der Zellen vor freien Radikalen und zur Stärkung der Immunabwehr.
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VETERINARY CARE NUTRITION MATURE für Hunde (Trockennahrung)
Bei mittelgroßen Hunden (11-25kg) beginnt die Alterung ab dem 7. Lebensjahr. MATURE ist eine Nahrung, die ab diesem Zeitpunkt gefüttert werden sollte, denn die Rezeptur ist auf den jetzt veränderten Stoffwechsel der mittelgroßen Hundesenioren ausgerichtet. Aufgrund hochverdauliche L.I.P. – Proteinquellen (Low indigestible protein => Proteine zu über 90% im Dünndarm verdaulich) und diätetischer Nahrungsfasern zeichnet sich das Produkt durch eine hohe Verdauungssicherheit aus. Ein optimales Gleichgewicht von fermentierbaren und nicht fermentierbaren Fasern (FructoOligosaccharide, Rübentrockenschnitzel) unterstützt eine gesunde Darmflora. Das Risiko für Verdauungsstörungen wird auf diese Weise minimiert. Ein Schwerpunkt der Rezeptur liegt auf der Unterstützung der Haut und Fellgesundheit. So sorgt Borretschöl als Omega-6-Fettsäurenquelle für Fellglanz
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und Fischöl wirkt als Omega-3-Fettsäurenquelle antientzündlich. Durch einen patentierten Wirkstoffkomplex aus einer Aminosäure und vier B-Vitaminen bzw. deren Vorstufen wird die natürliche Hautbarriere unterstützt. Ein weiterer entscheidender Aspekt dieser Nahrung ist der Erhalt der Vitalität durch Antioxidanzien, die die Körperzellen schützen sowie einen reduzierter Phosphorgehalt zur Entlastung der Nieren. Zum Erhalt der Muskelmasse enthält die Rezeptur (wie bei den anderen SENIOR CONSULT Nahrungen auch) einen im Vergleich zur den ADULT Nahrung erhöhten Gehalt der Aminosäure Leucin, die die Proteinsynthese in den Muskelzellen fördert.
d)
VETERINARY CARE NUTRITION MATURE SMALL DOG für Hunde (Trockennahrung)
Dieses Produkt ist für Hunde kleiner Rassen (1-10 kg) ab einem Alter von 8 Jahren zu empfehlen. Es berücksichtigt verschiedene Gesundheitsaspekte, die man bei kleinen älteren Hunden besonders beachten sollte: Da bei älteren Vierbeinern kleiner Hunderassen die Zahngesundheit oft mangelhaft ist, sind die Kroketten von MATURE SMALL DOG an das Gebiss kleiner Hunde angepasst. Sowohl durch die Größe als auch durch die Textur wird beim Fressen ein mechanischer Abriebeffekt erzielt durch den Zahnbelag vermindert werden kann. Außerdem wird durch den Zusatz von Pentanatriumtriphosphat die Bindung von Kalzium im Speichel erreicht, das somit für die Mineralisation von Plaque und Aushärtung zu Zahnstein nicht mehr zur Verfügung steht. Wie bei den Nahrungen für alte Katzen ist MATURE SMALL DOG geeignet, den häufigsten Harnsteinen bei Hunden (Struvit und Kalzium-Oxalat) vorzubeugen, was auf der Verpackung durch den S/O Index gekennzeichnet ist. Warum? Kleine Hunde neigen ebenfalls vermehrt zur Entstehung von Harngries oder Harnsteinen. MATURE SMALL DOG enthält außerdem den patentierten Skin-Barrier-Complex aus 4 B-Vitaminen und der Aminosäure Histidin zur Unterstützung der Hautbarrierefunktion. Auch die inneren Organe Herz und Niere erfahren Entlastung und Unterstützung durch MATURE SMALL DOG: Ein niedriger Natrium- (0,2%) und bedarfsgerechter Kaliumgehalt (0,9%) sowie L-Carnitin fördern die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, Zur Entlastung der Nieren ist der Phosphorgehalt reduziert (0,6%). Den vermehrt im Stoffwechsel von Hundesenioren anfallenden „freien Radikalen“ wird durch den Zusatz von synergistisch wirkenden Antioxidanzien (Vitamin C und E, Lutein, Taurin plus Polyphenole und Lycopen) begegnet. e) VETERINARY CARE NUTRITION MATURE für Hunde (Feuchtnahrung) Diese Feuchtnahrung ist zur ausschließlichen Fütterung oder zur Mischfütterung mit den zuvor genannten Trockennahrungen von VETERINARY CARE NUTRITION für ältere Hunde aller Größen ab dem 7. Lebensjahr geeignet. Es vereint die bereits bei den Trockennahrungen genannten Schlüsselpunkte, wie z.B. die hohe Verdauungssicherheit zur Vermeidung von altersbedingten Verdauungsbeschwerden, den reduzierten Phosphorgehalt zur Unterstützung der Nierenfunktion, den Antioxidanziencocktail zum Schutz der Körperzellen vor oxidativem Stress sowie L-Tryptophan und Phosphatidylserin zur positiven Beeinflussung der
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geistigen Fitness. Die Feuchtnahrung hat insbesondere den Vorteil einer hohen Akzeptanz, was Senioren mit nachlassendem Geruchssinn entgegen kommt. MATURE Feuchtnahrung unterstützt zudem durch den S/O-Index die Gesundheit der ableitenden Harnwege und kann zur Rezidivprophylaxe bei Harnsteinpatienten (Struvit, Kalziumoxalat) eingesetzt werden.
f)
VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 1 für Katzen (Feucht- und Trockennahrung)
Diese beiden Nahrungen (Trockennahrung „BALANCE“ und Feuchtnahrung) sind für die Fütterung älterer Katzen ab dem 7. Lebensjahr geeignet, die noch keine Alterserscheinungen aufweisen. Neben dem Schwerpunkte „hohe Verdaulichkeit“, wie bei allen VCN Senior-Produkten für Katzen zeichnet sich Stage 1 vor allem durch einen moderatem Energiegehalt zur Vorneugung einer altersbedingten Gewichtszunahme und einen guten Sättigungseffekt aus. Beides wird erreicht durch einen angepasstem Fasergehalt und die Kombination verschiedener Nahrungsfasern (lösliche und unlösliche). Entscheidend ist ferner die moderate Absenkung des Phosphorgehaltes (0,8%), um die Niere zu schonen. Durch den S/O Index wird der Entstehung von Struvit- und Oxalatsteinen vorgebeugt. Hervorzuheben ist der Schutz der Körperzellen vor aggressiven Stoffwechselprodukten (freie Radikale), um Zellschädigungen und degenerativen Erkrankungen vorzubeugen. Hier leisten Vitamin C und E sowie Lutein und Taurin als Antioxidanzien einen Beitrag und ergänzen sich dabei in ihrer Wirkung gegenseitig. Die Nahrungen können sowohl alleine, als auch in der Kombination gefüttert werden. Leucin für den Muskelerhalt, Phosphatidylserin für die geistige Fitness und EPA/DHA sowie GAGs zur Unterstützung der Gelenkgesundheit runden das Nährstoffprofil ab. Bei der Mischfütterung sind die Tierbesitzer ganz besonders auf die Einhaltung der Tagesrationen hinzuweisen, um eine Überfütterung zu vermeiden. g) VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 2 für Katzen (Feucht- und Trockennahrung) Diese beiden Vollnahrungen sind ebenfalls für Katzen ab einem Alter von 7 Jahren bestimmt. Wo liegt dann der Unterschied? Senior Stage 2 ist für die Tiere konzipiert worden, die bereits offensichtliche Alterserscheinungen zeigen, wie Verhaltensänderungen, Gelenkprobleme oder ein stumpfes, dünner werdendes Haarkleid. Das bedeutet, dass die Rezeptur im Wesentlichen derjenigen von Senior Stage 1 ähnelt, allerdings in ihrer Zusammensetzung noch spezifischer ist, bzw. die Wirkstoffe konzentrierter enthalten sind. So ist der Gehalt an den gelenkwirksamen Substanzen, Glukosamin und Chondroitinsulfat doppelt so hoch (1000 mg/kg Trockennahrung) und zusätzlich die neuseeländische Grünlippmuschel enthalten. Letztere beinhaltet die einzigartige Omega-3-Fettsäure ETA (Eikosatetraensäure), die für ihre antientzündliche Wirkung bekannt ist. Der Phosphor- (0,55% in der Trockennahrung) und Proteingehalt (28%) sind im
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Vergleich zu Stage 1 (0,8%, 34%) noch deutlicher abgesenkt, um einer altersbedingt eingeschränkten Nierenfunktion zu begegnen. Der Energie- und Fasergehalt ist moderat, um ein gesundes, normales Körpergewicht aufrecht zu erhalten. Außerdem ist sowohl bei der Trockennahrung als auch bei der Feuchtnahrung Stage 2 durch den S/O Index die Vorbeugung von Struvit- und Oxalatsteinen gegeben. Selbstverständlich liegt ein Schwerpunkt auch bei diesen Nahrungen auf dem Schutz der Körperzellen vor oxidativem Stress, und zwar durch die Antioxidanzien: Vitamin C und E, Lutein und Taurin, in ihrer Wirkung verstärkt durch Lykopen aus der Tomate. Ein adäquater Gehalt an der Aminosäure Leucin kann helfen, einem Muskelabbau entgegenzuwirken. Feucht- und Trockennahrung können sowohl alleine als auch in der Kombination gefüttert werden. Die SENIOR CONSULT STAGE 2 Nahrungen sind mit L-Tryptophan und Phosphatidylserin angereichert, um altersbedingten Verhaltensproblemen vorzubeugen und zum Erhalt der geistigen Fitness beizutragen. Insbesondere bei der Mischfütterung ist auf die Einhaltung der GesamtTagesrationen zu achten, um eine Überfütterung zu vermeiden!
h) VET CARE NUTRITION SENIOR STAGE 2 HIGH CALORIE für Katzen (Trockennahrung) Diese Trockennahrung verbindet die bei SENIOR STAGE 2 genannten Schlüsselpunkte mit einem erhöhten Energiegehalt. Das Produkt ist also ebenfalls für ältere Katzen mit sichtbaren Altersbeschwerden (z.B. Gelenkproblemen wie oben erwähnt) konzipiert, allerdings speziell für alte Katzen, die zum Gewichtsverlust neigen oder bereits zu dünn sind (Katzen mit einem BCS <4 auf der neunstufigen Skala). Der Fettgehalt ist deshalb angehoben (18% in der OS) und demzufolge der Gesamtenergiegehalt höher als beim „normalen“ SENIOR CONSULT STAGE 2. Der höhere Fettgehalt begünstigt zudem die Akzeptanz der Nahrung und hat den Vorteil einer höheren Energiedichte. Aus diesem Grund kann über geringe Fütterungsmengen eine ausreichende Energieaufnahme durch das Tier erreicht werden und einem Gewichtsverlust bei sehr alten Katzen vorgebeugt werden.