Herz
Valérie CHETBOUL
Vincent BIOURGE DVM, PhD, Dipl. ACVN & ECVCN
Erworbene kardiovaskuläre Erkrankungen bei der Katze: Der Einfluss der Ernährung
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 1 - Systemische arterielle Hypertonie bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 2 - Die felinen Kardiomyopathien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345 Häufig gestellte Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 Diätetische Informationen von Royal Canin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ACE: Angiotensin Converting Enzyme CNI: Chronische Nierenisuffizienz DCM: Dilatative Kardiomyopathie HCM: Hypertrophische Kardiomyopathie HZV: Herzzeitvolumen
LCFA: Long chain fatty acid (langkettige Fettsäure) ME: Metabolisierbare Energie NRC : National Research Council RAAS: Renin-Angiotensin-Aldosteron-System
RCM: Restriktive Kardiomyopathie SCFA: Short chain fatty acid (kurzkettige Fettsäure) SMCFA: Short medium chain fatty acid (kurz/ mittelkettige Fettsäure) TM: Trockenmasse
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DVM, PhD, Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie)
Erworbene kardiovaskuläre Erkrankungen bei der Katze: Der Einfluss der Ernährung Valérie CHETBOUL DVM, PhD, Dipl. ECVIM-CA (Kardiologie) Valérie Chetboul schloss ihr Veterinärmedizinstudium 1984 an der École Nationale Vétérinaire d’Alfort (ENVA, Frankreich) ab und hat auf ihrem Spezialgebiet, der Kardiologie, an zahlreichen Fortbildungen und Forschungsprojekten in Europa und in den USA teilgenommen und zahlreiche Diplome erworben. Im Jahr 1986 eröffnete sie in Zusammenarbeit mit Professor Pouchelon die erste echokardiographische Sprechstunde speziell für carnivore Heimtiere. Die Weiterentwicklung ihres Spezialgebietes führte unter anderem zur Gründung der Unité de Cardiologie d’Alfort, der Gründung des ersten französischen veterinärmedizinischen Langzeit-EKG-Zentrums (2000) und einer aktiven Zusammenarbeit mit einer kardiovaskulären Forschungseinrichtung in Paris (2002). Darüber hinaus war Dr. Chetboul beteiligt an der Einrichtung einer kardiologischen Forschungsgruppe an der ENVA (2005), die der Université Paris XII angeschlossen ist. Valérie Chetboul ist Professorin an der ENVA und betreut zudem die von ihr ins Leben gerufenen Fortbildungsveranstaltungen. Sie hat zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht und mehrere Bücher verfasst, darunter einen “Farbaltals der Doppler-Sonographie bei Hund und Katze”, der ihr 2002 den Groulade-Preis der Académie Vétérinaire de France einbrachte. Darüber hinaus hält sie zahlreiche Vorträge auf verschiedenen internationalen Kongressen, sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin. Anerkennung fand ihre Fachkompetenz nicht zuletzt durch die Verleihung des Prestige trächtigen Awards des American College of Veterinary Internal Medicine im Jahr 2001.
Vincent BIOURGE DVM, PhD, Dipl. ACVN & ECVCN
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Vincent Biourge schloss sein Studium 1985 an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Lüttich (Belgien) ab und war dort anschließend über zwei Jahre als Assistent in der Abteilung für Ernährung tätig, bevor er als Resident im Bereich klinische Diätetik an das Veterinary Hospital der University of Pennsylvania (Philadelphia, USA) wechselte. Später ging Dr. Biourge an das Veterinary Medical Teaching Hospital der University of California (Davis, USA). Im Jahr 1993 erhielt er den Doktorgrad (PhD) im Fachbereich Ernährung an der University of California und das Board Certificate des American College of Veterinary Nutrition. Im Jahr 1994 kam Dr. Biourge an das Royal Canin Forschungszentrum in Aimargues (Frankreich) und war dort zunächst als Ernährungswissenschaftler, Leiter der Abteilung Scientific Communication und Leiter von Forschungsprogrammen tätig. Heute ist Dr. Biourge wissenschaftlicher Leiter des Bereiches Health Nutrition am Royal Canin Forschungszentrum. Er hat mehr als 30 Artikel veröffentlicht und stellt seine wissenschaftliche Arbeit regelmäßig auf internationalen veterinärmedizinischen Kongressen und Meetings vor. Dr. Biourge ist Diplomate des European College of Veterinary Comparative Nutrition (ECVCN).
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ie Ernährung spielt bei kardiovaskulären Erkrankungen der Katze eine wichtige ätiologische und therapeutische Rolle. Wie beim Menschen und beim Hund, so kann auch bei dieser Spezies die diätetische Natriumzufuhr zu einer Modifikation der kardiovaskulären Funktionen beitragen. Eine Besonderheit der Katze ist ihre Abhängigkeit von einer bedarfsgerechten diätetischen Taurinversorgung. Im Unterschied zum Hund ist Taurin für die Katze eine essenzielle Aminosäure. Die Konjugation der Gallensäuren hängt bei der Katze ausschließlich von Taurin ab, und die Aktivität der für die Taurinsynthese aus den Aminosäuren Methionin oder Cystein verantwortlichen Enzyme ist bei dieser Spezies extrem gering. 324
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
Einleitung Die beiden wichtigsten erworbenen kardiovaskulären Erkrankungen bzw. Erkrankungskomplexe der Katze sind die systemische arterielle Hypertonie und die Kardiomyopathien (einschließlich Taurinmangel). Im vorliegenden Kapitel werden diese Krankheitskomplexe getrennt nacheinander besprochen. Die Epidemiologie, die Ätiologie, die Pathophysiologie und die Diagnostik jeder dieser Kardiopathien werden kurz zusammengefasst, und die potenzielle ätiologische bzw. therapeutische Rolle der Ernährung wird im Detail dargelegt. Bei den Kardiomyopathien (insbesondere in ihrer hypertrophischen Form) handelt es sich zwar um die in der Praxis am häufigsten anzutreffenden Herzerkrankungen, dennoch erscheint es uns aufgrund der Schlüsselrolle des diätetischen Natriums bei der Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen im Allgemeinen gerechtfertigt, zunächst auf die systemische Hypertonie einzugehen. Weitere Aspekte der diätetischen Behandlung von Kardiopathien werden im dritten Teil dieses Kapitels besprochen.
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze Systemische Hypertonie wird definiert als eine chronische, systolische und/oder diastolische Erhöhung des systemischen Blutdrucks. Es handelt sich um ein bei unseren domestizierten Karnivoren, insbesondere bei Katzen im Alter von über 10 Jahren, heute gut bekanntes klinisches Krankheitsgeschehen (Chetboul et al. 2003; Brown 2006; Brown et al. 2007). Übereinstimmend sprechen Tierärzte bei der Katze von einer systemischen Hypertonie ab einem systolischen Blutdruckwert von 160 mmHg und einem diastolischen Wert von 100 mmHg, gemessen nach den aktuellen Empfehlungen am Tier in Ruhe (Stepien 2004; Brown et al. 2007).
Ätiologie und Pathogenese Der Blutdruck (BD) ist die laterale Kraft, die das Blut auf jede Oberflächeneinheit der arteriellen Gefäßwände ausübt (Guyton & Hall 1996). Die Höhe des Blutdrucks (BD) hängt vom Herzzeitvolumen (HZV) und dem totalen peripheren Widerstand (PW) ab. BD = HZV x PW
Im Unterschied zum Menschen, bei dem die primäre Hypertonie die häufigste Form des Bluthochdrucks darstellt, handelt es sich bei der Katze in den meisten Fällen um eine sekundäre Hypertonie infolge anderer Erkrankungen (Abbildung 1), meist im Bereich der Nieren oder des Endokriniums (Hyperthyreose; Kobayashi et al. 1990; Syme et al. 2002; Chetboul et al. 2003). Primärer BluthochABBILDUNG 1 – ÄTIOLOGIE DER SYSTEMISCHEN ARTERIELLEN druck kommt also bei der Katze nur selten vor. Die ErgebnisHYPERTONIE DER KATZE se der im Zusammenhang mit der zunehmenden Alterung der Haustierpopulation auch in der Veterinärmedizin immer weiter verbreiteten routinemäßigen Blutdruckmessung deuten Hyperthyreose Niereninsuffizienz eine größere Bedeutung dieses gegenwärtig nur schwer einzuschätzenden Problems an, als bislang angenommen. Einigen Studien zufolge könnten bis zu 18-20 % aller Katzen betrofSystemische arterielle Hypertonie fen sein (Elliott et al. 2001; Maggio et al. 2000). Wie beim Menschen, so besteht auch bei der gesunden Katze mit zunehmendem Alter eine Tendenz zu ansteigendem Blutdruck Diabetes mellitus (Samson et al. 2004). unbekannt (primäre oder Hauptursache der arteriellen Hypertonie bei der Katze (Abbildung 1) ist die chronische Niereninsuffizienz (CNI). Untersuchungen zufolge sind 20 bis 60 % aller niereninsuffizienten Katzen hypertonisch (Kobayashi et al. 1990; Stiles et al. 1994). Die diesem Zusammenhang zwischen Niere und Blutdruck zugrunde liegenden pathogenetischen Mechanismen sind multipler Natur. Eine zentrale Rolle, wenn auch in unterschiedlichen Ausmaßen, spielen die Wasser- und
Arzneimittel Adipositas
essenzielle Hypertonie)
Nebennierenerkrankungen: • Hyperadrenokortizismus • Phäochromozytom • Aldosteron bildende Nebennierentumore
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Eine Blutdruckerhöhung ist also entweder die Folge einer Steigerung des Herzzeitvolumens (Steigerung der Herzfrequenz, des Schlagkraft oder der Durchblutung) oder einer Erhöhung des peripheren Widerstands (Vasokonstriktion, Modifikation der Gefäßstrukturen oder Hyperviskosität des Blutes). Bluthochdruck kann also multiple Ursachen haben.
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
Natriumretention und eine Hyperaktivität des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Unter anderem lässt sich dies aus folgenden Untersuchungen schließen: - Hormonbestimmung (Aktivität des Plasmarenins, Aldosteronämie, Aldosteron/Renin-Verhältnis im Plasma) - histologische und immunhistochemische Untersuchung der Nieren betroffener Tiere (Taugner et al. 1996; Jensen et al. 1997; Mishina et al. 1998; Pedersen et al. 2003). Arterielle Hypertonie tritt bei der Katze auch als häufige Komplikation einer unbehandelten oder schlecht eingestellten Hyperthyreose auf. Betroffen sind je nach Studie zwischen 20 und nahezu 90 % aller hyperthyreoten Katzen (Kobayashi et al. 1990; Stiles et al. 1994). Die tatsächliche Prävalenz der pathologischen arteriellen Hypertonie wird aufgrund der hohen Stresssensibilität dieser Spezies wahrscheinlich jedoch überschätzt. Die Hypertonie der hyperthyreoten Katze zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie meist moderat verläuft und durch eine erfolgreiche Behandlung der zugrunde liegenden Schilddrüsenerkrankung reversibel ist. Die Pathogenese der Hypertonie bei hyperthyreoten Patienten (Feldman & Nelson 1997) ist multifaktoriell und umfasst unter anderem einen durch Schilddrüsenhormone induzierten Anstieg des Herzzeitvolumens: direkte und indirekte Inotropie und Chronotropie, vermittelt durch die an Adenylatzyklase gekoppelte Rezeptoren, und eine Hyperaktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems über die Stimulation der juxtaglomerulären ß-Rezeptoren mit der Folge einer gesteigerten Reninsynthese. Zu den weiteren, aber deutlich selteneren Ursachen der felinen Hypertonie gehören Diabetes mellitus oder – noch seltener– auch Adipositas, Hyperadrenokortizismus, das Phäochromozytom und Hyperaldosteronismus, und nicht zuletzt auch einige Arzneimittel wie Glukokortikoide, Phenylpropanolamin, Erythropoetin und Cyclosporin A (Maggio et al. 2000; Chetboul 2003; Senello et al. 2003; Brown 2006; Brown et al. 2007). Zu den begünstigenden Faktoren (Brown 2006) gehört eine zu schnelle Infusion von Natriumchlorid (klassisches Beispiel der niereninsuffizienten Katze), die die Manifestation einer subklinischen Hypertonie beschleunigen oder einen plötzlichen Anstieg eines bis dahin im oberen Normalbereich befindlichen Blutdrucks induzieren kann.
Die Rolle des Natriums > Bei Nagetieren
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Bei einigen Spezies ist ein diätetischer Natriumüberschuss nachweislich direkt verantwortlich für die Entstehung von Bluthochdruck oder fungiert zumindest als ein begünstigender Faktor für dessen klinische Expression. Eine sehr salzreiche Ernährung (8 % Na in der TM; zum Vergleich: Die natriumreichsten Futtermittel für Katzen haben einen Natriumanteil von unter 2 % TM.) über einen Zeitraum von acht Wochen induzierte einen Anstieg des Blutdrucks nicht nur bei spontan hypertonischen Ratten, sondern auch bei normotonen Wistar-Kyoto Ratten (Yu et al. 1998). Begleitet wird dieser Blutdruckanstieg bei beiden genannten Rattenlinien von der Entwicklung interstitieller, fibrotischer Läsionen in der Niere (Glomerulum, Tubulus) und in den Arterien im linken Myokard (Yu et al. 1998), parallel zu einer Erhöhung der Gewebeexpression des Gens, das für den Transforming growth factor-beta-1 (TGF-b1) kodiert. Ebenso konnte in einem murinen Modell einer durch experimentelle Reduzierung von Nephronen induzierten Niereninsuffizienz gezeigt werden, dass eine übermäßige diätetische Natriumzufuhr mit einer Erhöhung des systemischen Blutdrucks einhergeht (Cowley et al. 1994). Zu den interessanten genetischen Hypertoniemodellen gehören die salzsensiblen Dahl-Ratten, bei denen eine salzreiche Ernährung (2 bis 8 % Na in der TM) eine Hypertonie auslöst und darüber hinaus in überproportionalem Maße fibrotische und hypertrophische arterielle und linksmyokardiale Läsionen induziert (Zhao et al. 2000; Siegel et al. 2003; Charron et al. 2005).
> Beim Menschen Auch beim Menschen ist gut belegt, dass eine übermäßige Kochsalzaufnahme schädliche Folgen hat und direkt für einen Anstieg des Blutdrucks verantwortlich sein kann, allerdings gekennzeichnet von einer großen individuellen Heterogenität der Reaktionen (Weinberger et al. 1986, 1996, 2001). Bei salzsensitiven Menschen, die einen Anteil von etwa 25 % an der normotonen Bevölkerung ausmachen (Weinberger et al. 1986 & 1996), geht eine Erhöhung der täglichen diätetischen Salzaufnahme von 230 mg (10 mmol) bis auf 34,5 g (1500 mmol) über einen Zeitraum von 15 Tagen mit einer abnorm starken Erhöhung des Blutdrucks von bis zu 30 % über den Basiswert einher (Luft et al. 1979; Weinberger et al. 1996, 2001). Diese abnorme Salzsensitivität gilt im Übrigen auch unabhängig vom eigentlichen Blutdruckwert als ein Mortalitätsfaktor (Weinberger et al. 2001). Umgekehrt kann eine diätetische Natriumrestriktion bei bestimmten Bluthochdruckpatienten zu einer Blutdrucksenkung beitragen, deren Ausmaß mit dem einer Blutdruck senkenden Medikation vergleichbar ist (Weinberger et al. 1986; Luft & Weinberger 1997). Die Blutdruckreaktion des 326
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
Menschen auf die diätetische Salzzufuhr ist jedoch sehr variabel und abhängig von zahlreichen Faktoren wie dem genetischen Kontext, dem Alter des Individuums, der Aufnahme anderer Elektrolyte oder etwaiger begleitender Behandlungen mit anderen Arzneimitteln (Luft & Weinberger 1997). Die genetische Prädisposition für eine Salzsensitivität spielt beim Menschen eine zentrale Rolle, was unter anderem bei Menschen dunkler Hautfarbe sowie bei Menschen mit insulinunabhängigem Diabetes mellitus gezeigt werden konnte.
> Bei der gesunden Katze Verglichen mit den Erkenntnissen beim Menschen oder der Ratte liegen bei der Katze sehr viel weniger Daten über die Rolle des diätetischen Natriums bei der Entstehung der Hypertonie vor. Nach unserer Kenntnis ist bei Katzen bislang kein einziger Fall einer dem Menschen oder der Ratte vergleichbaren Salzsensitivität tatsächlich dokumentiert. Bei der Katze konnte sogar gezeigt werden, dass eine relativ hohe Salzzufuhr bei normotonen Tieren zu einer Steigerung der Trinkwasseraufnahme und zu einer Steigerung der Diurese führt (und damit zu einer Abnahme der Harnsättigung mit Oxalat und Struvit mit potenziell positivem Einfluss bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege), ohne dabei eine Hypertonie zu induzieren (Devois et al. 2000; Luckschander et al. 2004). Bei gesunden, jungen Katzen (mittleres Alter 2,5 Jahre, n=10) führte eine Ernährung mit moderat erhöhtem Natriumchloridgehalt (1,02 % Na und 2,02 % Cl in der TM) über einen Zeitraum von zwei Wochen nicht zu einer Modifikation der systolischen Blutdruckwerte (gemessen mittels Doppler-Methode). Die Blutdruckwerte blieben innerhalb ihrer physiologischen Referenzbereiche und zeigten keine signifikanten Unterschiede zu den Werten von Katzen, die eine Kontrollnahrung mit niedrigerem Kochsalzgehalt bekamen (0,46 % Na und 1,33 % Cl in der TM). Die kochsalzreichere Nahrung führte in derselben Studie lediglich zu einem signifikanten Anstieg der Trinkwasseraufnahme (bis zu über 50 %) und einer Abnahme der Harnosmolarität aufgrund der damit einhergehenden Abnahme der Harndichte (spezifisches Gewicht). Ergänzende Daten (salzreiche Ernährung über einen längeren Zeitraum und bei einer größeren Anzahl Tiere) fehlen zwar bislang, nach Einschätzung des National Research Council (NRC) besteht aber dennoch eine ausreichende Evidenz für die Schlussfolgerung, dass bei gesunden Katzen ein Wert von 1,5 % Na (TM) in einem Futtermittel, das 4000 kcal/kg liefert, als sicher zu betrachten ist, insbesondere im Hinblick auf das Hypertonierisiko (NRC 2006). Dies entspricht einer Natriumzufuhr von 3,75 g Natrium pro 1000 kcal.
> Die Rolle des Natriums bei Katzen mit eingeschränkter Nierenfunktion
Herz
In insgesamt sechs Studien an gesunden Hunden und Katzen und Tiere mit Niereninsuffizienz (mit Azotämie maximal im IRIS-Stadium III) wurde kein Einfluss einer moderaten Steigerung der Natriumaufnahme (bis 3,2 g Natrium pro 1000 kcal metabolisierbare Energie [ME]) auf den Blutdruck festgestellt (Greco et al. 1994; Buranakarl et al. 2004; Luckschander et al. 2004; Cowgill et al. 2007; Kirk et al. 2007; Xu et al. 2007).
Pathophysiologische Folgen Die meisten organischen Folgen eines erhöhten arteriellen Blutdrucks treten bei systolischen Werten über 180 mmHg auf (Brown 2006), insbesondere, wenn es sich um einen sehr starken Druckanstieg innerhalb von kurzer Zeit handelt (30 mmHg oder mehr in weniger als 48 Stunden).
- Das Herz, insbesondere der linke Ventrikel, gehört ebenfalls zu den wichtigen Zielorganen der Hypertonie. Eine Studie in Zusammenarbeit mit der École Nationale Vétérinaire Toulouse an 58 hypertonischen Katzen zeigt pathologische Echokardiographiebefunde bei der Mehrzahl der betroffenen Tiere (85 %; Chetboul et al. 2003). Die häufigste Veränderung (59 %) war eine symmetrische oder unsymmetrische, konzentrische linksventrikuläre Wandhypertrophie (Abbildung 2 und 3a), wobei keine Korrelation zwischen dem Grad der Wandhypertrophie und der Höhe der Blutdruckwerte oder dem Alter des Tieres festgestellt werden konnte. Eine exzentrische Hypertrophie und eine Septumhypertrophie in der subaortalen Region (Abbildung 3b und 3c) wurden insgesamt seltener, aber zu etwa gleichen
© Royal Canin
- Die Niere ist eines der bevorzugten Zielorgane eines erhöhten Blutdrucks (Brown 2006). Ein unbehandelter Bluthochdruck kann zur Entwicklung nephroangiosklerotischer Läsionen führen, die wiederum die initiale Hypertonie verstärken können.
Nach den gegenwärtig verfügbaren wissenschaftlichen Daten bleibt der Blutdruck bei gesunden Katzen und bei Katzen mit moderater Niereninsuffizienz unbeeinflusst von einer Natriumzufuhr in der Höhe, die erforderlich ist, um den Durst zu stimulieren und die Diurese anzuregen. 327
- Okuläre Läsionen treten bei hypertonischen Tieren häufig auf (Maggio et al. 2000; Chetboul et al. 2003; Samson et al. 2004) und betreffen bis zu 50 % aller Katzen mit Bluthochdruck und 80 % aller Katzen mit Bluthochdruck und Niereninsuffizienz. Im Wesentlichen handelt es sich um Gefäßveränderungen im Augenhintergrund, die als „hypertone Retinopathie“ bezeichnet werden (Abbildung 4). Zu nennen sind hier abnorm gewundene und dilatierte Netzhautgefäße, lokale oder diffuse präretinale oder retinale Blutungen, und eine partielle oder vollständige Netzhautablösung, die ohne frühzeitige Behandlung zu Erblindung führen kann. Bluthochdruck kann darüber hinaus für die Entstehung von Hyphaema, Uveitis anterior durch eine Vaskulopathie des Ziliarkörpers oder sogar für ein Glaukom infolge einer Obstruktion des Kammerwinkels (Angulus iridocornealis) durch Blut verantwortlich sein.
© Unité d’Anatomie-Pathologique, ENVA
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
Anteilen (jeweils 13 %) gefunden. In weniger als einem Drittel der Fälle (28 %) war dieses linksventrikuläre Remodelling mit einer Dilatation des linken Atriums assoziiert. Ferner konnte gezeigt werden, dass Bluthochdruck bei der Katze mit einer Modifikation der proximalen Aorta (Dilatation, gewundene Konturen) einhergeht (Nelson et al. 2002).
Abbildung 2 - Beispiel für eine stark ausgeprägte symmetrische, konzentrische, linksventrikuläre Wandhypertrophie bei einer niereninsuffizienten Katze mit systemischer arterieller Hypertonie.
- Ein plötzlicher und hochgradiger Blutdruckanstieg kann Hirnläsionen auslösen (Ödem oder Hämorrhagie), die unter dem Begriff „hypertone Enzephalopathie“ zusammengefasst werden (Brown et al. 2005; Brown 2006) werden. Die Folgen sind verschiedene neurologische Störungen von einfachen Verhaltensänderungen (Übererregbarkeit, Angst, klagendes Miauen) über Ataxie und Desorientierung bis hin zu hochgradigen neurologischen Ausfällen (Starre [Abbildung 5], Konvulsionen oder Koma). Aus bislang ungeklärter Ursache ist die Katze häufiger von hypertoner Enzephalopathie betroffen als der Hund.
Diagnose > Diagnoseschritt Nr.1: Die Verdachtsdiagnose
© Valérie Chetboul
In der Praxis besteht der Verdacht einer systemischen arteriellen Hypertonie immer dann, wenn die Katze bekanntermaßen unter einer Erkrankung leidet, die als potenzielle Bluthochdruckursache in Frage kommt (hauptsächlich Niereninsuffizienz und Hyperthyreose). Weitere Verdacht auslösende Momente sind: a) Ein oder mehrere Symptome (physisch oder funktionell) legen den Verdacht eines Bluthochdrucks nahe (Tabelle 1). b) Diagnose einer Linksherzvergrößerung oder eines linksventrikulären Remodellings bei der Röntgenuntersuchung oder noch besser mit Hilfe der Echokardiographie
Herz
Abbildung 4 - Plötzliche Erblindung bei einer Katze mit hypertoner Retinopathie
ABBILDUNG 3 - DIE DREI WICHTIGSTEN FORMEN DES LINKSVENTRIKULÄREN REMODELLING BEI DER KATZE MIT SYSTEMISCHER ARTERIELLER HYPERTONIE RV
IVS
Ao
RV
IVS
IVS
LV
RV
LV
LV
© Valérie Chetboul
LA FLVW
3a – Konzentrische Hypertrophie
FLVW
3b – Exzentrische Hypertrophie
FLVW: Freie linksventrikuläre Wand IVS: Interventrikuläres Septum RV: Rechter Ventrikel
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Echokardiographie im 2-D-Modus, rechte parasternale Projektion, Aufnahmen am Ende der Diastole, transventrikuläre Kurzachsenansicht (3a und 3b) und Längsachsenansicht mit Fünfkammerblick (3c).
FLVW
3c – Lokale Hypertrophie
LV: Linker Ventrikel Ao: Aorta LA: Linkes Atrium
Die symmetrische Wandhypertrophie ist konzentrisch beim Tier in Abbildung 3a, und im Unterschied hierzu exzentrisch beim Tier in Abbildung 3b mit einem stark verminderten, bzw. normalen linksventrikulären Durchmesser. Zu beachten (Pfeil) ist die hochgradige Deformation des Ventrikelseptums in der Subaortenregion in Abbildung 3c.
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
Die Diagnose einer systemischen arteriellen Hypertonie kann aber auch ohne jegliche klinische, ätiologische, radiologische oder echokardiographische Verdachtsmomente allein durch eine routinemäßige Blutdruckmessung gestellt werden. Die Interpretation der Blutdruckwerte muss in diesem Fall jedoch sehr vorsichtig erfolgen, und man sollte nicht zögern, Blutdruckmessungen mehrfach zu wiederholen, insbesondere, wenn keine zu den gemessenen Blutdruckwerten passenden klinischen Symptome oder biochemischen Veränderungen vorliegen.
> Diagnoseschritt Nr. 2: Die Bestätigung der Diagnose durch Blutdruckmessung Die Doppler Methode (Abbildung 6 und 7) wird aufgrund ihrer im Vergleich zur oszillometrischen Methode schnelleren und einfacheren praktischen Durchführbarkeit gegenwärtig von den meisten Autoren empfohlen (Jepson et al. 2005). Darüber hinaus zeigen die Messergebnisse der Doppler-Methode eine hervorragende Korrelation mit den Werten der Referenzmethode, also der direkten Blutdruckmessung mittels Katheter (Binns et al. 1995). Einziger Nachteil dieser Methode sind die gelegentlich auftretenden Schwierigkeiten der Bestimmung des diastolischen Blutdrucks, die bei erfahrenen Untersuchern in der Regel jedoch keine große Rolle spielen. Um eine höchstmögliche Wiederholbarkeit und Reproduzierbarkeit der gemessenen Werte zu gewährleisten und die zu falsch positiven Diagnosen führende so genannte Angsthypertonie („Weißkitteleffekt“) zu begrenzen, müssen einige Regeln befolgt werden.
Die Diagnose einer systemischen Hypertonie bei einer Katze sollte an erster Stelle eine einfache Blutuntersuchung (Harnstoff, Kreatinin, T4) nach sich ziehen, um die häufigsten und damit wahrscheinlichsten Ursachen, also eine potenziell zugrunde liegende Niereninsuffizienz und/oder Hyperthyreose, zu bestätigen bzw. auszuschließen. Liegen diese Blutwerte im physiologischen Bereich, muss zunächst eine weitere ätiologische Abklärung erfolgen, bevor die Diagnose einer primären systemischen Hypertonie gestellt werden kann. Dazu gehört eine Untersuchung des Blutzuckerspiegels, der Kalium- und Natriumkonzentrationen im Blut, sowie eine abdominale Sonographie zur Abklärung von Zubildungen der Nebennieren. Zu empfehlen ist schließ-
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B C
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> Diagnoseschritt Nr. 3: Die Bestimmung der Ursache
Abbildung 5 - Apathie und Starre bei einer Katze mit systemischer arterieller Hypertonie (systolischer arterieller Blutdruck: 290 mmHg).
TABELLE 1 – VERGLEICHENDE VERTEILUNG VON KLINISCHEN SYMPTOMEN BEI HYPERTONEN KATZEN (N=58) UND NORMOTONEN KATZEN (N= 113). SÄMTLICHE KATZEN WAREN MIT DEM VERDACHT AUF BLUTHOCHDRUCK ÜBERWIESEN WORDEN.
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Abbildung 6 – Apparative Ausrüstung zur Messung des arteriellen Blutdrucks mit der Doppler-Methode. A: Basisgerät B: Manometer - C: Druckmanschette - D: Transducer (8 bis 10 MHz).
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ABBILDUNG 7 – MESSUNG DES ARTERIELLEN BLUTDRUCKS AN DER SCHWANZBASIS EINER KATZE MIT DER DOPPLER-METHODE
7a: Anbringen der Manschette an der Schwanzbasis und Aufbringen des Ultraschallgels distal.
7b: Aufpumpen der Manschette nach Lokalisation des Blutflusses: Das Tier liegt in Sternallage (Messung auf Herzhöhe).
Hypertone Katzen (n = 58)
Normotone Katzen (n = 113)
Herzgeräusch
62 %
72 %
Polyurie/Polydipsie
53 %*
29 %
Netzhautläsionen (Ablösung, Blutungen)
48 %**
3%
45 %
71 %
16 %**
0%
Erbrechen
15 %
16 %
Neurologische Symptome
13 %
13 %
Dyspnoe/Husten
12 %
17 %
Gewichtsverlust
12 %
14 %
Andere
1%
17 %
Klinische Symptome
Anorexie/schnelle Ermüdung Galopp-Rhythmus
Die spezifischsten (aber nicht pathognomonischen) Symptome der systemischen Hypertonie waren Netzhautläsionen**, Galopprhythmus** und Polyurie/Polydipsie*. Diese Befunde waren als einzige bei den hypertonen Katzen signifikant häufiger festzustellen, als bei den normotonen Katzen (**: p<0,001; *: p<0,01). 329
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(Chetboul et al. 2003)
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
RICHTLINIEN FÜR DIE MESSUNG DES ARTERIELLEN BLUTDRUCKS BEI DER KATZE (Stepien et al. 2004; Snyder et al. 2006; Brown et al. ACVIM consensus statement, 2007)
1) Begrenzung des „Weißkitteleffekts“ zur Verhinderung einer falsch-positiven Diagnose: • Durchführung der Untersuchung in einem abgetrennten und ruhigen Raum, am besten in Anwesenheit des Besitzers; • Abwarten, bis sich die Herzfrequenz stabilisiert und der Patient beruhigt hat; • Verwerfen der ersten Blutdruckmessergebnisse, um anschließend drei bis fünf Messungen im Abstand von jeweils 30 Sekunden bis zu einer Minute durchzuführen und den Mittelwert der Ergebnisse zu berechnen; • In Zweifelsfällen (gestresstes Tier und Werte von über 160 mmHg systolisch und 100 mmHg diastolisch) wird die Messung wiederholt, und zwar nach 48 Stunden bei konkretem klinischem oder ätiologischem Verdacht oder aber 15 bis 30 Tage später, wenn es die klinische Situation des Patienten zulässt.
2) Um aussagekräftige Messwerte zu erhalten, müssen folgende Regeln eingehalten werden: • Die Blutdruckmessungen werden stets von denselben, mit der Technik, dem Equipment und der praktischen Durchführung gut vertrauten Personen in der Praxis durchgeführt. • Die Temperatur im Untersuchungsraum darf nicht zu niedrig sein, um eine reaktive periphere Vasokonstriktion zu verhindern, die zu einer falsch-positiven Erhöhung der Werte führen kann und vor allem die praktische Messung des Blutdrucks erschwert. • Verwendung einer der Größe des Patienten angepassten Manschette (eine zu kleine Manschette führt tendenziell zur Überschätzung, eine zu große Manschette zur Unterschätzung). • Aufzeichnen des Namens des Untersuchers, des Ortes der Messung und der Anzahl der Messungen zur Ermittlung des mittleren Blutdruckwertes, um bei erneuten Messungen im Rahmen einer Langzeitkontrolle möglichst identische Bedingungen schaffen zu können.
TABELLE 2 – DIE WICHTIGSTEN ANTIHYPERTONIKA BEI KATZEN (WIRKSTOFFKLASSEN, DOSIERUNGEN)
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Klasse
Substanz
Dosierung
Diuretika
Hydrochlorothiazid
2 - 6 mg/kg/Tag PO, verteilt auf 2x täglich
Kalziumkanalblocker
Amlodipin: sehr wirksam bei der Katze
0,625 - 1,25 mg/Tier/Tag (oder 0,18 bis 0,3 mg/kg PO 1x/Tag)
ACE-Hemmer (bei sehr moderatem Bluthochdruck, bei Proteinurie oder, wenn ein renoprotektiver Effekt erwünscht ist oder in Kombination mit Amlodipin, wenn Amlodipin allein versagt)
Benazepril Enalapril Imidapril Ramipril
0,25 - 0,5 mg/kg/Tag 1x PO 0,25 - 0,5 mg/kg 1 - 2 x pro Tag PO 0,5 mg/kg/Tag 1x PO 0,125 mg/kg/Tag (bis 0,25 mg/kg bei Bedarf) 1x PO
b-Blocker
Propranolol Atenolol
0,1 - 1 mg/kg 2 - 3 x/Tag PO oder 2,5 - 5 mg/Katze 2 - 3 x/Tag PO oder 6,25 - 12,5 mg/Katze 1 - 2 x pro Tag PO
Andere
Spironolacton
1-2 mg/kg/Tag PO
Amlodipin ist das bei der Katze bei weitem am besten dokumentierte Antihypertonikum. – PO: per os Zu beachten: In unterschiedlichen Ländern können unterschiedliche Zulassungsregelungen für die Anwendung der genannten Arzneimittel bei Katzen bestehen.
lich die Abklärung einer Proteinurie über eine Bestimmung des Protein:Kreatinin-Verhältnisses im Harn, die sich unabhängig von der Ursache als ein negativer prognostischer Faktor erweisen kann (Jepson et al. 2007).
Medikamentöse Behandlung Die bei der Katze anwendbaren Blutdruck senkenden Arzneimittel sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Das Antihypertonikum der ersten Wahl bei Katzen, und zwar mit großem Abstand vor allen anderen Wirkstoffen, ist das Amlodipinbesylat (Amlor ND®). Dieser Wirkstoff ist hinsichtlich seiner pharmakologischen Charakteristika bei dieser Spezies am besten dokumentiert und erreicht in den meisten Fällen auch ohne ergänzende Behandlungsmaßahmen eine gute Wirksamkeit (Henik et al. 1997; Elliott et al. 2001; Snyder et al. 2001; Tissier et al. 2005). Amlodipin ist ein langzeitwirksamer Kalziumkanalblocker aus der Gruppe der Dihydropyridine und wirkt der Öffnung von spannungsabhängigen, langsamen L-Typ-Kalziumkanälen entgegen. Die lange Wirkungsdauer (im Unterschied zu Nifedipin) begrenzt die unerwünschten Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einer sehr plötzlich eingeleiteten Hypotonie (Tachykardie, Erschöpfung, Unwohlsein). Amlodipin hat darüber hinaus nur wenige negative Auswirkungen auf die Inotropie und die Erregungsleitung. Bei Leberinsuffizienz sollte Amlodipin nicht eingesetzt werden. An erster Stelle steht die Behandlung der primären Erkrankung, falls eine solche diagnostiziert werden konnte, und es sich infolgedessen um einen sekundären Bluthochdruck handelt. So kann beispielsweise bei einer Katze mit Hyperthyreose eine Normalisierung des Blutdrucks parallel zur Wiederherstellung der Euthyreo330
1 - Systemische Hypertonie bei der Katze
se auch ohne spezifische, Blutdruck senkende Behandlung erreicht werden (Snyder & Cooke 2006). Ein Notfall (plötzliche Erblindung oder hochgradige Tachyarrhythmie) verlangt dagegen eine schnelle Senkung des Blutdrucks mit Hilfe von Amlodipin (Kalziumkanalblocker). Noch besser geeignet in der akuten Situation sind ß-Blocker (Propranolol, Atenolol), die dem Wirkungsmechanismen der Schilddrüsenhormone auf das kardiovaskuläre System direkt entgegenwirken (Tabelle 2).
Anpassung des diätetischen Natriumgehalts Auf der Grundlage von Daten zum diätetischen Natriumüberschuss aus Tiermodellen zur arteriellen Hypertonie oder von Daten aus der Humanmedizin (siehe oben) wird häufig empfohlen, die diätetische Natriumzufuhr bei hypertonen Katzen drastisch zu senken. Zu vermeiden sind zwar eine übermäßig hohe Natriumzufuhr (1,3 % TM oder mehr) und plötzliche Erhöhungen der Natriumaufnahme (Snyder & Cooke 2006), bis heute jedoch konnte in keiner veröffentlichten Studie bei der Katze ein Vorteil einer Natriumrestriktion für die Blutdruckwerte oder für die Lebenserwartung gezeigt werden. Buranakarl et al. (2004) zeigten in ihrer Studie, dass eine zu geringe Natriumzufuhr bei der Katze im Widerspruch zu den bislang vertretenen Hypothesen sogar schädliche Auswirkungen haben kann. Über einen Zeitraum von einer Woche erhielten drei Gruppen von Katzen ein Trockenfuttermittel, das sich lediglich durch seinen Natriumgehalt unterschied: 0,34 % (im Endprodukt), 0,65 % und 1,27 %, bzw. 0,5 g, 1,4 g und 2,8 g pro 1000 kcal. Eine Gruppe gesunder Katzen (Kontrollgruppe, n = 7) wurde verglichen mit zwei Gruppen von Katzen mit experimentell induzierter Niereninsuffizienz (Niereninfarkte durch Ligatur von Ästen der A. renalis), entweder assoziiert mit einer kontralateralen Nephrektomie (Remnant Kidney- oder RKModell, n=7) oder einem kontralateralen „wrapping“ (wrapping Modell oder WA-Modell, n=7). In den beiden Gruppen der niereninsuffizienten Katzen stiegen der systolische, der diastolische und der mittlere (gemessen mittels Radiotelemetrie) systemische arterielle Blutdruck trotz Behandlung mit Amlodipin (0,25 mg/kg/24 Std. PO) im Vergleich zur Kontrollgruppe an, und zwar signifikant in der RK-Gruppe und etwas weniger stark in der WA-Gruppe. Dagegen wurde in allen drei Gruppen kein Einfluss des diätetischen Natriumgehalts festgestellt, weder auf die Herzfrequenz, noch auf die Blutdruckschwankungen (was für einen erhaltenen Baroreflex auch bei den kranken Tieren spricht), noch auf den systemischen Blutdruck (systolischer, diastolischer und mittlerer Wert). In anderen Worten formuliert und im Gegensatz zu den veröffentlichten Daten bei der Ratte (Cowley et al. 1994), ist eine natriumreiche Ernährung mit 2,8 g Na/1000 kcal nicht für einen Anstieg des Blutdrucks verantwortlich, und zwar weder bei den gesunden Kontrollkatzen, was den Daten bei gesunden Hunden entspricht (Krieger et al. 1990; Greco et al. 1994), noch bei Katzen mit Niereninsuffizienz. Weiter ist festzustellen, dass das natriumärmste Futtermittel weder in den beiden Gruppen der niereninsuffizienten Katzen noch in der Kontrollgruppe zu einem niedrigeren Blutdruck führte. Diese natriumarme Ernährung hat also bei niereninsuffizienten Katzen keinen protektiven, antihypertonen Effekt.
Herz
In derselben Studie (Buranakarl et al. 2004) hatte die niedrigste untersuchte Natriumzufuhr (0,5 g/1000 kcal) darüber hinaus folgende Auswirkungen: - Signifikante Absenkung der glomerulären Filtrationsrate bei den Kontrollkatzen im Vergleich zu den Werten derselben Gruppe mit den beiden natriumreicheren Futtermitteln. Dieselbe Feststellung erfolgte in der WA-Gruppe.
- Hypokaliämie bei den gesunden Katzen und in noch höherem Maße bei den niereninsuffizienten Tieren. Ursache ist ein Anstieg der Kaliumausscheidung (besonders stark ausgeprägt im WA-Modell), der zu einem großen Teil auf den potenziell schädlichen Hyperaldosteronismus zurückzuführen ist (Gefahr einer hypokaliämischen Nephropathie und progressiver Nierenschäden). Zusammengefasst zeigen die hier präsentierten Daten, dass eine hochgradige Natriumrestriktion bei der hypertonen Katze oder zumindest bei der niereninsuffizienten Katze mit Neigung zu Hypertonie nicht zu empfehlen ist. Eine übermäßig starke Restriktion birgt vielmehr die Gefahr einer Stimulation des RAAS, also eines Druck erhöhenden Systems par excellence, zudem das Risiko einer verstärkten Reduktion der glomerulären Filtrationsrate und schließlich die Gefahr der Begünstigung einer Hypokaliämie infolge einer
© Malik
- Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) bei den niereninsuffizienten Katzen, und zwar in höherem Maße in der WA-Gruppe als in der RK-Gruppe. Diese Aktivierung ist gekennzeichnet durch eine im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhte Aldosteronämie und ein erhöhtes Aldosteron/ReninVerhältnis im Serum. Diese hormonellen Modifikationen wurden mit der Natriumchloridsupplementierung gemindert. Das genannte Futtermittel führte darüber hinaus zu einem Anstieg der Arginin-Vasopressin-Konzentration im Plasma in der RK-Gruppe.
Katze mit der typischen Körperhaltung einer generalisierten Muskelschwäche mit hängendem Kopf und Hals. Diese Haltung findet man bei Katzen mit Hypokaliämie infolge einer Niereninsuffizienz, aber auch bei Hypokaliämie anderen Ursprungs.
331
IVS
gesteigerten Kaliurese. Dieselben Schlussfolgerungen gelten für die gesunde Katze. Zum Schluss bleibt festzustellen, dass eine kalorienarme Ernährung bei adipösen Katzen keinen Blutdruck senkenden Effekt hat (Snyder & Cooke 2006), allerdings ist zu berücksichtigen, dass zu diesem Thema bislang nur wenige Daten vorliegen.
LV
© Unité d’Anatomie-Pathologique, ENVA
2 - Die felinen Kardiomyopathien
ABBILDUNG 8 – BEISPIEL FÜR EINE HYPERTROPHISCHE KARDIOMYOPATHIE BEI DER KATZE
2 - Die felinen Kardiomyopathien FLVW
8a: Hochgradige, konzentrische, symmetrische Hypertrophie des linken Ventrikels. Makroskopisch ähnlicher Befund wie in Abbildung 3a.
8b: Die konzentrische Hypertrophie aus Abbildung 8a wurde bei der echokardiographischen Untersuchung nachgewiesen, (2D-Mode, rechte parasternale Projektion, Aufnahme in der Enddiastole, transventrikuläre Kurzachsenansicht).
FLVM: freie linksventrikuläre Wand; IVS: Interventrikuläres Septum; LV: Linker Ventrikel (linke Herzkammer)
Der Begriff Kardiomyopathie bezeichnet die Gesamtheit aller Erkrankungen des Myokards, die nicht sekundäre Folge einer Erkrankung eines anderen Elements des kardiovaskulären Systems sind (Klappenerkrankungen, Erkrankungen des Perikards oder des Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystems). Kardiomyopathien werden als primär bezeichnet, wenn ihre Ursache nicht zu bestimmen oder zumindest weitgehend unbekannt ist. Sekundäre Kardiomyopathien sind dagegen Erkrankungen des Herzmuskels, deren Ursache klar definierbar ist (hormonelle, diätetische, toxische, infektiöse oder infiltrative Ursache). Die Bedeutung der Kardiomyopathien bei der Katze zeigt sich vor allem in der Tatsache, dass sie bei dieser Spezies über 90 % der erworbenen Herzerkrankungen repräsentieren und bei etwa 10 % aller sezierten Katzen zu finden sind (Fox 1999).
Die Klassifikation: Zentrale Charakteristika
© Paul Pion
Herz
Kardiomyopathien sind eine sehr heterogene Gruppe von Herzmuskelerkrankungen, die nach verschiedenen Kriterien unterteilt werden können. Die in der Praxis am häufigsten verwendete Klassifikation kombiniert morphologische, funktionelle und Läsions bezogene Kriterien. Auf diese Weise unterscheidet man vier große Gruppen von Kardiomyopathien: Hypertrophische Kardiomyopathie (HCM), dilatative Kardiomyopathie (DCM), restriktive Kardiomyopathie (RCM) und schließlich die Gruppe der „nicht klassifizierten“ oder intermediären Kardiomyopathien.
Abbildung 9 - Beispiel einer dilatativen Kardiomyopathie in Folge Taurinmangels
- Die hypertrophischen Formen (Abbildung 8) sind, wie der Name sagt, gekennzeichnet durch eine Hypertrophie des Myokards, die in den meisten Fällen die freie Wand des linken Ventrikels und/oder das interventrikuläre Septum betrifft. Diese Hypertrophie kann symmetrisch, asymmetrisch oder lokal auf die Subaortenregion, die Papillarmuskeln oder den Apex beschränkt sein, und wird in diesen Fällen auch als segmentale Hypertrophie bezeichnet (Fox 2003; Häggström 2003). Zu den hypertrophischen Kardiomyopathien gehören primäre Formen, die zum Teil eine im folgenden Abschnitt näher besprochene genetische Komponente haben. Hinzu kommen die sekundären hypertrophischen Kardiomyopathien, insbesondere im Zusammenhang mit Hyperthyreose, Hypertonie (siehe Abschnitt 1), Akromegalie und entzündlicher oder neoplastischer Infiltration des Myokards (insbesondere Lymphosarkom). - Die im Vergleich zu den hypertrophischen Formen eher seltenen dilatativen Kardiomyopathien können primärer oder sekundärer Natur sein. Zu Letzteren gehören die Kardiotoxizität von Adriamycin (gegenwärtig selten im Gebrauch), sowie die Folgen einer Myokarditis oder eines Taurinmangels. Die aufgrund der inzwischen allgemein üblichen Taurinsupplementierung industriell hergestellter Katzennahrung heute eher seltene Kardiomyopathie infolge Taurinmangels (Abbildung 9) wird weiter unten ausführlicher besprochen (Pion et al. 1992 a, b). Die dilatativen Kardiomyopathien sind gekennzeichnet durch eine entweder auf den linken Ventrikel beschränkte oder beide Kammern simultan betreffende Verringerung der Kontraktionskraft. Beschrieben werden aber auch dilatative Kardiomyopathien, die ausschließlich die rechte Hauptkammer betreffen (Fox et al. 2000). - Die restriktiven Formen haben unterschiedliche phänotypische Expressionen und sind gekennzeichnet durch eine diastolische Dysfunktion des Myokards infolge einer Endokardfibrose oder in den meisten Fällen einer hochgradigen Endomyokardfibrose. Die Ursache dieser restriktiven Kardiomyopathien ist noch nicht geklärt (Fox 2004). Bei der Fibrose könnte es sich um Narbengewebsbildung infolge eines immunologischen Prozesses, einer viralen Erkrankung oder einer Entzündung im umliegenden Gewebe handeln.
332
2 - Die felinen Kardiomyopathien
- Zu den intermediären Kardiomyopathien gehören sämtliche Modifikationen des Myokards, die nicht streng dilatativ, hypertrophisch oder restriktiv sind. Sie umfassen unter anderem die primären Kardiomyopathien, bei denen gleichzeitig dilatative und hypertrophische Veränderungen vorliegen, sowie diverse infiltrative Veränderungen (z. B.: Myokardverkalkung bei Hypervitaminose D oder Hyperparathyreoidismus). Eine Studie (Gouni et al. 2006) beschäftigt sich mit erworbenen kardiovaskulären Erkrankungen bei der Katze (primäre Kardiomyopathien, Bluthochdruck und degenerative Klappenerkrankungen), die zwischen 2001 und 2005 mittels Doppler-Sonographie in der kardiologischen Abteilung in Alfort (UCA) diagnostiziert worden waren. Unter den insgesamt 305 betroffenen Katzen war die primäre hypertrophische Kardiomyopathie die bei weitem häufigste Erkrankung (197/305, also 65 % aller Fälle). Sie repräsentiert damit mehr als 85 % aller primären Kardiomyopathien. Die zweithäufigste Kategorie war die restriktive Kardiomyopathie (9 %), gefolgt von der dilatativen Kardiomyopathie (2 %) und den „nicht klassifizierten“ Kardiomyopathien (1,3 %) unter den insgesamt 305 Kardiomyopathiefällen.
Aktuelle Daten zur primären hypertrophischen Kardiomyopathie > Genetische Aspekte Rassespezifische Prädispositionen für die hypertrophische Kardiomyopathie werden bei Maine Coon, American Shorthair und insbesondere bei der Perserkatze beschrieben. Eher selten findet man die HCM dagegen bei der Siamkatze, bei der Burmakatze und beim Abessinier (Kittleson et al. 1998). Bei der Maine Coon wurde eine erbliche Form der Erkrankung in einer Gruppe von Tieren in den USA nachgewiesen (Meurs et al. 2005). Die ursächliche Mutation betrifft das Gen, das für das Myosin binding protein C kodiert (MYBPC3). Beschrieben wird ein autosomal dominanter Erbgang mit variabler Expressivität. Eine Mutation desselben Gens, aber in anderer Form als bei der Maine Coon, wird bei der Ragdoll beschrieben (Meurs et al. 2007).
Die Maine Coon gehört zu den Katzenrassen mit besonderer Prädisposition für die primäre hypertrophische Kardiomyopathie.
Auch das Geschlecht spielt eine Rolle bei der Expression der HCM: Bei der Mehrzahl der betroffenen Katzen (je nach Studie bis nahezu 90 %) handelt es sich um männliche Tiere. Das Alter scheint dagegen eine geringere Rolle zu spielen. Betroffen sind Katzen zwischen drei Monaten und 17 Jahren bei einem mittleren Alter von vier bis sieben Jahren (Fox 2000).
> Pathophysiologische Folgen
Herz
Die für eine HCM typische Hypertrophie des linken Myokards führt, zumindest in der Anfangsphase, hauptsächlich zu einer Veränderung der diastolischen Funktion und zwar gleichzeitig in der Anfangsphase der Diastole (Entspannungsphase oder aktive, Energie verbrauchende Phase) und in der zweiten und letzten Phase der Diastole (frühe und späte Füllungsphase oder Compliance-Phase). Aufgrund der Hypertrophie des Myokards und vor allem aufgrund der häufig mit einer HCM einhergehenden fibrotischen Läsionen ist die Elastizität des Myokards reduziert, wodurch es zu einer Beeinträchtigung der Füllungsphase kommt. Darüber hinaus ist auch die Entspannungsphase verändert, da es gleichzeitig zu koronaren Veränderungen und einer Myokardischämie im Zusammenhang mit einer „relativen“ Abnahme des Verhältnisses Koronararteriendichte/Myokardmasse kommt.
© Y. Lanceau/RC/Maine Coon
Diese diastolische Myokarddysfunktion führt durch die Behinderung der diastolischen Leerung des Atriums mehr oder weniger langfristig zu einer Dilatation des linken Atriums. In der Folge kommt es zur Entwicklung einer Linksherzinsuffizienz und im Endstadium schließlich zu einer globalen Herzinsuffizienz. Zusätzlich verstärkt wird die Erweiterung des linken Atriums durch die häufig vorhandenen Mitralklappenvitien, die für einen systolischen Mitralreflux verantwortlich sind. Dieser Reflux wird wiederum verstärkt durch eine abnorme Bewegung des Mitralsegels, die so genannte Systolic Anterior Motion (SAM) der Mitralklappen, bei der das Mitralsegel während der Systole durch den Blutstrom in den linksventrikulären Ausflusstrakt hineingesogen wird. Die Folge ist eine obstruktive Hypertrophie. Jüngste Studien zeigen mit Hilfe einer modernen Ultraschalltechnik, dem Gewebedoppler (Tissue Doppler Imaging oder TDI), dass mit dieser diastolischen Dysfunktion deutlich früher als bislang vermutet eine systolische Dysfunktion einhergeht, die mehr oder weniger langfristig zur Entstehung einer kongestiven Herzinsuffizienz beitragen kann (Carlos Sampedrano et al. 2006; Chetboul et al. 2006a, b). Die arterielle Thrombembolie, definiert als partielle oder vollständige Obliteration einer Arterie durch ein distal gebildetes Blutgerinnsel (Thrombus), ist eine weitere potenzielle Komplikation der hypertrophen Kar-
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2 - Die felinen Kardiomyopathien
diomyopathie. Nach einer Retrospektivstudie über insgesamt 100 Fälle einer arteriellen Thrombembolie bei der Katze ist die hypertrophe Kardiomyopathie die häufigste Ursache dieser Komplikation (Laste & Harpster 1995). Der primäre Thrombus bildet sich meist im linken Atrium (insbesondere bei dilatiertem Vorhof), gelegentlich im linken Ventrikel und seltener auch in den rechten Herzkammern, insbesondere, wenn diese erweitert sind (Laste & Harpster 1995; Smith et al. 2003). In der Mehrzahl der Fälle (im Mittel 90 %) setzt sich der embolisierte/ausgeschwemmte Thrombus in der Endaufzweigung der Aorta (Ursprung der Aa. iliacae externae) fest und führt zu einer ischämischen Neuromyopathie der beiden Beckengliedmaßen. Beobachtet werden gelegentlich auch andere Lokalisationen, wie zum Beispiel die Aa. brachialis, cerebralis, mesenterialis, pulmonalis und renalis. Eine kongestive Herzinsuffizienz und Herzarrhythmien (Smith et al. 2003) werden häufig im Zusammenhang mit arteriellen Thromboembolien festgestellt (in jeweils mehr als 40 % aller Fälle).
Der Stoffwechsel langkettiger Fettsäuren Langkettige Fettsäuren (Long chain fatty acids oder LCFA) sind die Hauptenergiequelle für das Herz. Störungen des LCFA-Stoffwechsels werden gelegentlich mit bestimmten Herzerkrankungen in Verbindung gebracht, zum Beispiel mit der HCM beim Menschen (Kelly & Strauss 1994). Bei Menschen mit HCM wird ein Mangel an CD36 beschrieben, eines besonderen Transportsystems für langkettige Fettsäuren, das die Versorgung des Herzmuskels mit Energie unterstützt (Okamoto et al. 1998; Watanabe et al. 1998; Nakata et al. 1999; Hirooka et al. 2000).
© Valérie Chetboul
Bei spontan hypertonen Ratten, deren Bluthochdruck im Zusammenhang mit einer Insulinresistenz und einer Dyslipämie steht, führt die Applikation kurz- und mittelkettiger Fettsäuren (SMCFA) in einer Dosierung von 21,5 g/100 g Futtermittel zu einer Wiederherstellung der Normoglykämie und einer Begrenzung der Folgen der Hyperinsulinämie und der Herzhypertrophie (Hajri et al. 2001). Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine unzureichende Zellenergieversorgung an der Entwicklung der HCM beteiligt sein könnte. Weitere Studien sind erforderlich, um die positive Rolle der SMCFA bei Katzen mit HCM zu bestätigen. Gegenwärtig liegen uns hierüber jedoch keine Daten vor.
Abbildung 10 - Die Auskultation (hier einer Maine Coon) ist ein fundamentaler Bestandteil der klinischen Untersuchung, auch bei asymptomatischen Tieren.
> Diagnose
ABBILDUNG 11 – FRÜHDIAGNOSE EINER HYPERTROPHISCHEN KARDIOMYOPATHIE BEI EINER MAINE COON KATZE MIT HILFE DER HERZSONOGRAPHIE 11A
11B LV
RV IVS LV FLVW
Geschwindigkeit (cm/s)
Herz
Chetboul et al. 2006b
5,0
S
0,0 -5,0 E
-10
A 1,0
1,1
1,2
Zeit (s)
Die konventionelle Echokardiographie, insbesondere im M-Modus (11a), zeigte keine abnormen Befunde. Dagegen zeigte die Untersuchung mittels Tissue Doppler Imaging (2D Farbmodus; 11B) eine erhebliche diastolische Dysfunktion, gekennzeichnet durch eine abnorme Inversion der E- und A-Wellen (normal: E/A>1), mit einer postsystolischen Kontraktion (Pfeil). Ein Jahr später waren die linke Herzwand und das Septum hypertrophiert. FLVM: freie linksventrikuläre Wand IVS: Interventrikuläres Septum RV: Rechter Ventrikel LV: Linker Ventrikel
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Die Diagnose der HCM basiert zunächst auf einer sorgfältigen klinischen Untersuchung, wobei insbesondere auf pathologische Auskultationsbefunde geachtet wird (Abbildung 10). Zu nennen sind hier Tachyarrhythmie, systolische Herzgeräusche im Bereich des linken Apex, hörbar auch im Sternalbereich, systolische Herzgeräusche links basal bei subvalvulärer Aortenobstruktion und Galopprhythmus. Allein durch das Fehlen von Herzgeräuschen kann eine HCM nicht ausgeschlossen werden, da etwa 40 % der betroffenen Katzen in der Tat frei von Herzgeräuschen sind (Rush et al. 2002). Nahezu die Hälfte aller Katzen mit HCM leidet unter einer kongestiven Herzinsuffizienz, die gekennzeichnet ist durch eine restriktive Dyspnoe (Lungenödem und Pleuraerguss), Aszites und seltener auch Husten. Synkopen sind eine eher seltene klinische Manifestation der Erkrankung und werden bei unter 5 % aller betroffenen Katzen beobachtet (Rush et al. 2002). Die echokardiographische Untersuchung bestätigt direkt die Hypertrophie des Myokards (präzise Quantifizierung und Lokalisierung), sowie ihre Folgen für die Herzkammern (Dilatation des rechten Atriums) und ihre hämodynamischen Folgen (subvalvuläre Aortenstenose, Hypertonie der Lungenarterie). Eine noch frühzeitigere Diagnose einer HCM lässt sich mit Hilfe des Tissue Doppler Imaging (TDI, Gewebedoppler) erreichen (Abbildung 11). Der Gewebedoppler lässt gelegentlich bereits eine diastolische oder systolo-diastolische Myokarddysfunktion erkennen, noch bevor die Wandhypertrophie mit Hilfe der konventionellen Sonographie nachweisbar ist (Chetboul et al. 2005; Chetboul et al. 2006 a und b). Besonders hilfreich ist die Technik des Gewebedopplers bei der
2 - Die felinen Kardiomyopathien
Beurteilung zukünftiger Zuchttiere oder in „Zweifelsfällen“, also bei Katzen, deren sonographisch ermittelte Myokarddicke gerade noch am oberen Rand des Normbereiches liegt. Es gibt heute einen DNA-Test für Maine Coon Katzen zum Nachweis der Mutation des Gens, das für MYBPC3 kodiert. Mit Hilfe dieses Tests können gesunde homozygote Tiere von erkrankten heterozygoten oder homozygoten Tieren unterschieden werden. Allerdings lässt der genetische Status keine Prognose hinsichtlich einer tatsächlich entstehenden Myokarderkrankung zu, weder die Frage betreffend, ob es überhaupt zu einer manifesten Erkrankung kommt, noch, was deren Ausmaß angeht. In der Tat (unveröffentlichte Daten der UCA) zeigen die bislang über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren bei über einhundert Maine Coon Katzen erhobenen vollständigen Befunde (klinisch, echokardiographisch und TDI), dass einige heterozygote Tiere über viele Jahre asymptomatisch bleiben können, darunter einige mit Normalbefunden bei konventionellen echokardiographischen Untersuchungen und beim TDI. Umgekehrt können einige wenige Katzen mit „normalen“ genetischen Befunden (homozygot, gesund) bei der Echokardiographie und/oder beim TDI dennoch Anzeichen einer HCM aufweisen. Es liegt also die Vermutung nahe, dass die HCM zumindest bei dieser Rasse nicht nur mit einem einzigen Gen zusammenhängt. Die finanzielle Bereitschaft bei den Besitzern vorausgesetzt, wäre die ideale Vorgehensweise für die Praxis also eine Kombination aus DNA-Test und sonographischer Untersuchung.
> Prognose und therapeutische Grundsätze Bei der HCM handelt es sich in der Regel um eine schwerwiegende Kardiopathie. In erster Linie liegt dies an den potenziellen Komplikationen wie einer kongestiven Herzinsuffizienz (46 % aller Fälle) und einer arteriellen Thrombembolie (16,5 % aller Fälle), sowie der Gefahr von Rhythmusstörungen, die zu plötzlichen Todesfällen führen können (Rush et al. 2002). In der Retrospektivstudie von Rush et al. (2002) über insgesamt 260 Katzen mit HCM liegt die mittlere Lebenserwartung bei Katzen, die die ersten 24 Stunden überleben, bei 709 Tagen, allerdings bei sehr großer Variabilität (2 bis 4418 Tage). Tiere, bei denen die Erkrankung keine klinische Manifestation aufweist, haben die höchste Überlebensrate (mediane Lebenserwartung 1129 Tage). Die geringste Überlebensrate wurde dagegen bei Katzen mit arterieller Thrombembolie festgestellt (mediane Lebenserwartung 184 Tage). Die prognostische Bedeutung thromboembolischer Komplikationen bei Katzen wird an anderer Stelle beschrieben, zum Beispiel in der Studie von Smith et al. (2003), die eine mittlere Überlebensrate betroffener Tiere von 117 Tagen zeigte und von lediglich 77 Tagen bei Katzen, die eine Herzinsuffizienz und eine Thrombembolie aufwiesen.
Herz
Die medikamentöse Behandlung der HCM erfolgt mit Hilfe der in Tabelle 3 zusammengefassten Arzneimittelklassen: ACE-Hemmer, Kalziumhemmer aus der Familie der Benzothiazepine und Beta-Blocker. Bei kongestiver Herzinsuffizienz werden ACE-Hemmer aufgrund der vorläufigen Ergebnisse der Studien von Fox et al. vorgezogen (Multicenter Feline Chronic Failure Study: Fox 2003). Weitere Untersuchungen sind jedoch erforderlich, insbesondere, um die komparative Stellung jeder einzelnen dieser Arzneimittelklassen in der Behandlung der felinen HCM besser zu verstehen.
Kardiomyopathie infolge Taurinmangels Vor Ende der 1980er Jahre kam die dilatative Kardiomyopathie (DCM) in der Katzenpopulation häufiger vor als die HCM (Fox 1999). Seitdem haben verbesserte Kenntnisse des tatsächlichen Taurinbedarfs der Katze zu einem beträchtlichen Rückgang der Inzidenz dieser Herzerkrankung geführt. Taurin wurde 1827 in der Galle von Rindern (Bos taurus) entdeckt, daher auch der Name dieser Substanz. Es handelt sich um eine Aminosulfonsäure. (H+3 N - CH2 - CH2 - SO–3) Taurin ist nicht Bestandteil von Polypeptiden und gehört daher auch nicht zu den Bausteinen der Proteine. In freier Form kommt Taurin hauptsächlich in folgenden Geweben vor: quergestreifte Muskulatur (einschließlich Myokard), zentrales Nervensystem, Netzhaut und Leber (Zelikovic et al. 1989). Taurin hat eine Membran schützende Wirkung und reguliert die kontraktile Funktion des Myokards. Eine unzureichende Taurinversorgung kann daher zu einer Dysfunktion des Myokards führen, die wiederum durch eine kongestive Herzinsuffizienz kompliziert werden kann (Pion et al. 1992a, b).
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2 - Die felinen Kardiomyopathien
TABELLE 3 – ARZNEIMITTEL FÜR DIE BEHANDLUNG DER FELINEN HYPERTROPHEN KARDIOMYOPATHIE Arzneimittel
Eigenschaften
Dosierung, Applikationsweg
ACE-Hemmer (Enalapril, Benazepril, Ramipril, Imidapril)
- Verringerung der Vor- und Nachlast und damit Linderung der Herzinsuffizienzsymptome - Anti-ischämische Effekte durch Minderung der Nachlast (dadurch Minderung der systolischen Belastung des Myokards) und Erweiterung der Koronargefäße - Antihypertrophe Effekte und Verringerung des Remodelling
- Benazepril: 0,5 mg/kg/Tag 1x tägl. per os (schmackhafte Form erhältlich) - Imidapril, einziger flüssiger ACE-Hemmer: 0,5 mg/kg/Tag 1x tägl. per os direkt in das Maul eingeben oder unter das Futter mischen (sehr vorteilhaft bei Katzen). Erwiesene Unschädlichkeit bei Langzeitbehandlung. - Enalapril: 0,5 mg/kg 1-2 x /Tag per os - Ramipril: 0,125 mg/kg/Tag (bis zu 0,25 mg/kg) 1x tägl. per os
Kalziumantagonisten aus der Familie der Benzothiazepine (Diltiazem)
- Unmittelbare Verbesserung der diastolischen Funktion - Moderater negativ chronotroper Effekt, vorteilhaft für die Veränderung der Diastole und Ischämie - Anti-ischämische Effekte durch koronare Vasodilatation und Senkung des O2-Verbrauchs des Myokards - antihypertrophe Effekte - mögliche Senkung des subaortalen Druckgradienten
Rekonditioniertes Diltiazem: - „kurzwirksame“ Form: 1,75 - 2,5 mg/kg 3x tägl. oder 7,5 mg/Katze 3x tägl. per os - Depotform mit langsamer Wirkstofffreisetzung: 5 - 10 mg/kg/Tag 1x tägl. per os
b-Blocker (Atenolol, Propranolol)
- vorteilhafter indirekter Effekt auf die Veränderung der Diastole und die Ischämie, hauptsächlich durch Steigerung der ventrikulären und koronaren Füllungszeit (negativ chronotrop) - angezeigt bei HCM mit hochgradiger Tachyarrhythmie oder hohem subaortalem systolischem Gradienten - Propranolol wird nicht empfohlen bei Herzinsuffizienz infolge Hemmung der b2-Rezeptoren
- Propranolol: 0,1-1 mg/kg 2-3x tägl. per os oder 2,5-5 mg/Katze/Tag 2-3x tägl. (beginnend mit niedrigen Dosen) - Atenolol: 0,2-1 mg/kg 1 (-2) x tägl. per os oder 6,25-12,5 mg/Katze/Tag 1(- 2) x tägl. (beginnend mit niedrigen Dosen).
Die Anwendung der hier genannten Arzneimittel kann länderspezifischen Beschränkungen unterliegen.
> Genetische Aspekte
Herz
Taurin wird hauptsächlich in der Leber synthetisiert. Ausgangssubstanzen der Taurinsynthese sind die schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein (Abbildung 12). Katalysiert wird die Reaktion durch verschiedene Enzyme, darunter die Cysteindeoxigenase und die Cystein-Sulfinsäure-Decarboxylase. Bei der Katze ist die Biosynthese von Taurin aus seinen Vorläufersubstanzen nicht bedarfsdeckend, da die Aktivität der hierfür notwendigen Leberenzyme bei dieser Spezies sehr schwach ausgeprägt ist (insbesondere im Vergleich zum Hund, der sehr viel mehr Taurin bildet). Bei der Katze ist eine Taurinzufuhr über die Nahrung deshalb essenziell.
Der Taurinbedarf der Katze ist ein einzigartiges Beispiel für einen Nährstoffbedarf, der von der durch die Art der Ernährung beeinflussten Zusammensetzung der Darmflora abhängt (Backus et al. 2002). Die Messung der von Katzen ausgeatmeten Wasserstoffmenge als Spiegel ihrer intestinalen Fermentation zeigt, dass Feuchtnahrung aus der Dose die Proliferation einer bakteriellen Darmflora begünstigt, die mehr Taurin verbraucht, als die von extrudierten Trockenfuttermitteln begünstigte Darmflora (Morris et al. 1994; Backus et al. 1994; Kim et al. 1996a,b). Diese Taurinverluste hängen mit dem Proteingehalt der Nahrung zusammen und mit der thermischen Behandlung der Dosennahrung während des Herstellungsprozesses. Feuchtfuttermittel für Katzen müssen deshalb a priori einen höheren Tauringehalt (1,7 g/kg TM) haben, als Trockenfuttermittel (1,0 g/kg TM).
336
Die Katze ist aber nicht nur ein schlechter Taurinproduzent, sondern darüber hinaus auch ein starker Taurinverbraucher. Taurin ist bei der Katze ein essenzieller Faktor für die Konjugation von Gallensäuren, im Unterschied zum Menschen und zur Ratte, die zu diesem Zweck auch Glycin einsetzen können (Morris et al. 1987). Die Bildung von Gallensalzen geht mit einem kontinuierlichen Taurinverlust einher, da ein nicht zu vernachlässigender Teil nicht über den enterohepatischen Kreislauf zurückgewonnen, sondern über die Fäzes ausgeschieden wird (Abbildung 13). Warum hat sich der Stoffwechsel der Katze in Richtung einer so stark begrenzten Synthese eines derartig wichtigen Nährstoffes entwickelt? Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich klar machen, dass es sich bei Taurin um eine Aminosulfonsäure handelt, die in tierischem Gewebe (insbesondere in viszeralen Organen) reichlich vorhanden ist. Bei natürlicher, fleischhaltiger Ernährung läuft eine Katze also nicht Gefahr, einen Taurinmangel zu entwickeln. Unter diesen Voraussetzungen wäre eine umfangreiche körpereigene Taurinsynthese sogar eine unnötige Energieverschwendung. Die Katze verfügt über einen alternativen Stoffwechselweg, ausgehend von der Desaminierung und Desulfurierung der Aminosäure Cystein. Dieser Weg führt nicht zur Synthese von Taurin, sondern vielmehr zur Synthese von Pyruvat, das schließlich als Energielieferant in den Energiestoffwechsel eintritt.
> Pathophysiologische Folgen eines Taurinmangels Bei einer Katze unter diätetischer Taurinkarenz fallen die Taurinkonzentrationen im Organismus je nach Art des Gewebes innerhalb von wenigen Tagen bis mehreren Monaten: Zunächst sinkt die Konzentration im Plasma, dann im Gesamtblut, im Anschluss in der Muskulatur und schließlich in der Netzhaut und im Nervengewebe (Pacioretty et al. 2001).
2 - Die felinen Kardiomyopathien
ABBILDUNG 12 – DIE HEPATISCHE SYNTHESE VON TAURIN, AUSGEHEND VON SCHWEFELHALTIGEN AMINOSÄUREN (nach Morris 2002)
Methionin
Cystein Cystein-Desulphhydrase Pyruvat + H2S
NH3
Cysteinaminotransferase
Cysteindioxigenase
Bei der Katze sind die beiden Enzyme Cysteindioxigenase und Cystein-Sulfinsäure-Decarboxylase (gepunktete Pfeile) nur schwach aktiv, wodurch eine Taurinsynthese nur in eingeschränktem Maße stattfindet. Cystein wird hauptsächlich in das als Energiesubstrat dienende Pyruvat umgewandelt.
Cysteinsulfinsäure
a-KG GLU b-Mercaptopyruvat
Cystein-SulfinsäureDecarboxylase Hypotaurin
b-Mercaptopyruvat Schwefeltransferase Pyruvat + H2S
a-KG: alpha-Ketoglutarat GLU: L-Glutamat
Taurin
ABBILDUNG 13 – ENTEROHEPATISCHER KREISLAUF DES TAURINS Chenodesoxycholsäure Cholesterin
Taurin
Cholsäure
Gallengang Herz
Seit 1987 ist Taurinmangel als Hauptursache der DCM bei der Katze bekannt (Pion 1987). Es handelt es sich um eine reversible Erkrankung, wenn rechtzeitig Taurin supplementiert wird. Betroffene Katzen zeigen anatomische Modifikationen am Herzen, aber keine histologischen Veränderungen, die auf eine organische Schädigung von Herzgewebe hindeuten würden. Über pathophysiologische Mechanismen, die erklären würden, auf welche Weise ein Taurinmangel die Herzfunktion beeinträchtigt, ist nur wenig bekannt. Taurin beeinflusst den Ionenfluss von Kalzium und Natrium im Myokard und spielt folglich eine regulatorische Rolle für die diastolische und systolische Herzmuskelaktivität (Novotny et al. 1991). Die Interaktion zwischen Taurin und Kalzium (gekennzeichnet durch die spontane Freisetzung von Kalzium durch das Reticulum und die Steigerung der Sensibilität der Myofilamente für Kalzium) trägt zu seinem positiv inotropen Effekt bei.
Gallenblase
Leber Duodenum Portalvene
Taurocholat
Taurin + Cholat Desoxycholat
Ileum Kolon
> Diagnose Die Rolle von Taurin bei der DCM der Katze wurde bereits vor mehr als 20 Jahren beschrieben (Pion et al. 1987). Die klinischen Symptome können je nach Individuum erheblich variieren. Ein experimentell induzierter Taurinmangel führt oft simultan zu einer irreversiblen zentralen Netzhautdegeneration (Abbildung 14) innerhalb von weniger als 6 Monaten mit vollständiger Erblindung innerhalb von weniger als 2 Jahren und einer DCM unterschiedlichen Grades innerhalb eines Zeitraumes von zwei bis vier Jahren. Einige Katzen, die mit einem taurinarmen Futtermittel gefüttert werden, leiden unter Umständen lediglich unter einer der geschilderten Folgeerkrankungen oder aber sie entwickeln gar keine klinischen Symptome. 337
Besitzer von Katzen mit DCM infolge Taurinmangels werden oft durch das plötzliche Auftreten einer infolge der Entwicklung einer kongestiven Herzinsuffizienz entstehenden Dyspnoe alarmiert. Echokardiographische Untersuchungen zeigen eine verringerte fraktionelle Verkürzung (Abbildung 15) mit Zunahme des systolischen Durchmessers des linken Ventrikels und schließlich eine sowohl systolische als auch diastolische Dilatation des linken Ventrikels, einhergehend mit einer Verdünnung der Kammerwände. In weiter fortgeschrittenen Fällen sind sämtliche vier Herzkammern erweitert.
© P. Pion
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
Taurinmangel kann auch die Reproduktion beeinträchtigen (reduzierte Fertilität bei Kater und Katze, fetale Resorption, Aborte, Missbildungen bei neugeborenen Katzenwelpen) und Wachstumsverzögerungen bei Katzenwelpen induzieren.
Abbildung 14 - Zentrale Netzhautdegeneration bei einer Katze mit Taurinmangel
Bei gesunden Katzen liegt die Taurinkonzentration im Plasma über 50 nmol/ml (Pacioretty et al. 2001), aber diese Konzentration spiegelt lediglich die kurz zuvor erfolgte Taurinzufuhr wider. Sie wird durch Fasten beeinflusst und liefert keine Informationen über die Gesamtreserven des Organismus. Darüber hinaus besteht die Gefahr einer Überschätzung der Ergebnisse bei Katzen mit systemischer Thrombembolie. Da die weißen Blutkörperchen und die Thrombozyten reich an Taurin sind, kann die Plasmakonzentration auch im Falle einer Hämolyse oder einer schlechten Retraktion eines Blutgerinnsels modifiziert sein. Um die Diagnose eines Taurinmangels sicher bestätigen zu können, muss die Taurinkonzentration im Vollblut gemessen werden, da die Vollblutkonzentration die Taurinkonzentration des Myokards und der quergestreiften Muskulatur gut widerspiegelt. Bei der gesunden Katze liegt diese Konzentration über 250 nmol/ml (Pacioretty et al. 2001), und bei niedrigeren Werten gilt ein Taurinmangel als bestätigt.
> Behandlung
Herz
© P. Pion
Im klassischen Fall wird empfohlen, ein Futtermittel mit ausgewogenem Tauringehalt zu verabreichen und die Rationen von Katzen mit DCM zusätzlich mit 250 mg Taurin zweimal täglich zu supplementieren (Freeman 2000). Gelingt es, die Herzinsuffizienz der Katze schnell unter Kontrolle zu bringen, ist die Prognose günstig. Im Normalfall wird eine Besserung der klinischen Symptome nach ein- bis zweiwöchiger Supplementierung sichtbar. Diese Verzögerung entspricht der für die Wiederherstellung eines physiologischen Plasmaspiegels erforderlichen Zeit. Mindestens drei bis sechs Wochen dauert es dagegen, bis sich die radiologischen und echokardiographischen Befunde erkennbar verbessern. Auch im Falle einer schnell eintretenden günstigen Entwicklung muss die Taurinsupplementierung über einen Zeitraum von mehreren Monaten aufrechterhalten werden. Abbildung 15 – Sonographische Untersuchung bei dilatativer Kardiomyopathie infolge Taurinmangels (time-movement mode) vor Taurinsupplementierung (links) und danach (rechts). Bei dilatativer Kardiomyopathie infolge eines Taurinmangels (links) zeigt die sonographische Untersuchung eine verminderte fraktionelle Verkürzung und eine Erweiterung der linken Kammer, zwei Modifikationen, die durch eine Taurinsupplementierung reversibel sind (rechts). ESD: Endsystolischer Durchmesser des linken Ventrikels EDD: Enddiastolischer Durchmesser des linken Ventrikels
In einigen Fällen einer DCM infolge Taurinmangels sprechen die Patienten nicht auf eine Taurinbehandlung an. Eine schlüssige Erklärung für diese besonderen Fälle liegt bislang nicht vor. Dennoch wird auch bei diesen „therapieresistenten“ Tieren eine fortgesetzte Taurinsupplementierung in einer Dosierung von 250 mg zweimal täglich empfohlen (Freeman 2000).
> Prävention Vor 1987 war der üblicherweise in konservierter Katzennahrung enthaltene Tauringehalt oft unzureichend, um die Plasma- bzw. Blutkonzentrationen im Normalbereich zu halten. Seit die Pathogenese der DCM besser verstanden wird und die Rolle des Taurins geklärt ist, haben die Hersteller von Katzennahrung den Tauringehalt angehoben, und heute ist die Inzidenz der DCM sehr niedrig (Pion et al. 1992a,b). Um die Plasma- und Blutkonzentration von Taurin innerhalb des physiologischen Normalbereiches zu halten, muss Katzennahrung mindestens 1 g Taurin pro kg TM enthalten, wenn es sich um Trockenfutter handelt. In einem konservierten Feuchtfuttermittel ist ein deutlich höherer Mindestgehalt von 1,7 g/kg TM anzustreben (NRC 2006). Ein gesundheitsschädlicher Effekt von Taurin wird nicht beobachtet, auch nicht bei Dosierungen von über 10 g/kg TM in Futtermitteln mit einer Energiedichte im Bereich von 4500 kcal/kg (NRC 2006).
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen In der Literatur findet man nur wenige Daten zur spezifischen diätetischen Behandlung von Herzerkrankungen bei der Katze. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten des felinen Stoffwechsels können jedoch einige allgemeine Empfehlungen aus den entsprechenden Erkenntnissen bei anderen Spezies abgeleitet werden.
338
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
Anpassung der diätetischen Energiekonzentration an die Körperzusammensetzung der Katze Der Body Condition Score von Katzen mit Herzerkrankungen ist sehr variabel. Der Erhalt eines optimalen Körpergewichts bei einer herzkranken Katze ist deshalb eines der wichtigsten Ziele der diätetischen Behandlung.
> Kachexie Ein erheblicher Gewichtsverlust und Muskelatrophie treten bei Katzen mit Herzerkrankungen weniger häufig auf als bei entsprechend erkrankten Hunden (Freeman 2000). Die „kardiale Kachexie“ manifestiert sich bei der Katze in der Regel erst dann, wenn ein weit fortgeschrittenes Stadium der Herzinsuffizienz erreicht ist. Ein Merkmal der kardialen Kachexie bei der Katze ist die zum Teil sehr schnell voranschreitende Muskelatrophie. Auch das Myokard kann sich dem allgemeinen Proteinkatabolismus nicht entziehen. Neben der Schwächung der Immunabwehr und der Verstärkung der allgemeinen körperlichen Schwäche kann die kardiale Kachexie auf diese Weise auch zum Fortschreiten der zugrunde liegenden Herzerkrankung beitragen. Bei der „kardialen Kachexie“ handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen mit zahlreichen pathologischen Veränderungen wie Anorexie, erhöhtem Energiebedarf, metabolischen Veränderungen, schlechter Gewebeperfusion, aber auch klinischen Komplikationen wie einer Niereninsuffizienz, entweder primärer Natur oder als sekundäre Folge der kardiovaskulären Störungen (Abbildung 16). Wichtig sind sämtliche Maßnahmen zur Anregung der spontanen, freiwilligen Nahrungsaufnahme der kachektischen Katze. Dazu gehören unter anderem eine Steigerung der Akzeptanz der Nahrung (siehe unten: Empfehlungen zum Protein- und Natriumgehalt), die häufige Fütterung kleiner und über den Tag verteilter Mahlzeiten und das Anwärmen von Feuchtfutter. Um das Rationsvolumen zu senken, muss die Energiedichte der Nahrung erhöht werden, indem der Fettgehalt erhöht und der Faseranteil gesenkt wird.
> Katzen mit Übergewicht Etwa 35 % der beim Tierarzt vorgestellten Katzen leiden unter Übergewicht (Lund et al. 2006). Unabhängig von der Spezies geht Übergewicht mit einem allgemein erhöhten kardiovaskulären Risiko einher. Bei einer herzkranken und gleichzeitig übergewichtigen Katze ist folglich eine Restriktion der Kalorienzufuhr mit dem Ziel einer Abnahme des Körperfetts anzustreben, umso mehr, als Übergewicht per se die Leistungsintoleranz der Katze zusätzlich verstärkt.
Herz
Studien an Nagern zeigen, dass eine restriktive Ernährung langfristig den oxidativen Stresslevel senkt und einen protektiven Effekt gegen bestimmte degenerative Erkrankungen, insbesondere Kardiomyopathien, hat (Kemi et al. 2000; Guo et al. 2002). Bei der Katze sind diese Zusammenhänge nach unserer Kenntnis bislang noch nicht untersucht worden.
Über lange Jahre wurde propagiert, den Proteingehalt der Nahrung für herzinsuffiziente Tiere zu senken, um die Nierenfunktion aufrechtzuerhalten, da Nieren- und Herzerkrankungen oft zusammenhängen (McClellan et al. 2004; Nicolle et al. 2007). Heute gelten diese Empfehlungen jedoch nicht mehr als aktuell (siehe Kapitel 7). Insbesondere die Katze als obligatorischer Karnivore ist in Anbetracht ihres sehr hohen Proteinbedarfs nicht in der Lage, sich an eine proteinarme Ernährung anzupassen. Eine diätetische Proteinrestriktion würde lediglich zu einer weiteren Erhöhung des Risikos einer kardialen Kachexie und einer weiteren Leistungsintoleranz beitragen. Futtermittel für herzkranke Katzen müssen also wenigstens den Mindestbedarf der Katze decken (also 60-70 g Protein/1000 kcal; Freeman 2002).
> Supplementierung mit Taurin Die besondere Rolle des Taurins im Stoffwechsel der Katze wird ausführlich im Abschnitt über die Kardiomyopathie infolge Taurinmangels beschrieben. Studien zeigen, dass eine diätetische Taurinsupplementierung zu einer Erhöhung der Taurinkonzentration im Herzmuskel führt, und zwar sowohl bei gesunden Katzen, als auch bei Katzen mit Herzinsuffizienz (Fox & Sturman 1992). Berücksichtigt man den protektiven und positiv inotropen Einfluss des Taurins auf die Herzfunktion, kann eine Taurinsupplementierung bei herzkranken Katzen allgemein empfohlen werden,
© Valérie Chetboul
Zufuhr von Proteinen und Aminosäuren zur Bekämpfung des Kachexierisikos
Abbildung 16 – Kardiale Kachexie bei einer Katze mit Niereninsuffizienz und systemischem arteriellem Bluthochdruck. (Systolischer arterieller Blutdruck: 170 mm Hg) Eine herzkranke Katze kann aus verschiedenen Gründen die Nahrungsaufnahme verweigern. Zusätzlich zu der mit der Grunderkrankung einhergehenden allgemeinen Ermüdung können die verordneten Arzneimittel Nausea hervorrufen, und die diätetischen Restriktionen durch Diätfuttermittel (z. B. niedriger Protein- und Natriumgehalt) können die Akzeptanz (Schmackhaftigkeit) der Nahrung herabsetzen. 339
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
und zwar unabhängig von der ursächlich zugrunde liegenden Herzerkrankung. Die Dosierungsempfehlung liegt bei 625 mg/1000 kcal (Freeman 2002). Es gibt eine wechselseitige Beziehung zwischen Taurin und Kalium, wobei Taurin den Kaliumausstrom aus der Zelle bremst, und Kalium den Taurinverlusten aus dem Myokard entgegenwirkt. Eine Taurinsupplementierung (> 625 mg/1000 kcal) könnte somit insbesondere bei Katzen mit Kaliummangel, zum Beispiel bei eingeschränkter Nierenfunktion, von Interesse sein (Dow et al. 1992).
> Arginingehalt der Nahrung Die Katze ist im Unterschied zu anderen Spezies nicht in der Lage, Arginin zu synthetisieren. Diese Aminosäure ist folglich ein essenzieller Bestandteil ihrer Nahrung. Zudem induziert die proteinreiche Ernährung der Katze einen hohen Argininbedarf, da diese Aminosäure an der Ammoniak-Detoxifikation im Rahmen des Harnstoffzyklus beteiligt ist. Arginin ist ein Vorläufer des Stickstoffmonoxids (NO) (Abbildung 17). Das vom Gefäßendothel gebildete NO hat unter anderem die Funktion eines relaxierenden Faktors im Gefäßsystem und beteiligt sich damit an der Regulation des Blutdrucks. Beim Menschen und bei Nagern führt eine Argininsupplementierung zu einer Steigerung der NO-Synthese (Lerman et al. 1998).
ABBILDUNG 17 – DIE ENTSTEHUNG VON STICKSTOFFMONOXID (NO)
Darüber hinaus hat NO einen antithrombotischen Effekt (Moncada et al. 1991). Eine Studie zeigt, dass Katzen mit einer durch eine arterielle Thromboembolie komplizierten HCM einen niedrigeren zirkulierenden Argininspiegel aufweisen als gesunde Katzen oder Katzen mit komplikationsloser Kardiomyopathie (McMichael et al. 2000). Eine Argininsupplementierung könnte somit vorteilhafte Wirkungen insbesondere bei den Kardiopathien haben, die durch eine arterielle Thromboembolie kompliziert werden. Diese Hypothese muss aber zunächst noch im Rahmen kontrollierter Studien abgesichert werden. Der NRC empfiehlt eine Mindestzufuhr von 1,93 g/1000 kcal bei gesunden Katzen. Die bei herzkranken Katzen erforderliche Argininzufuhr muss indes erst noch ermittelt werden.
Langkettige Omega-3-Fettsäuren
NO-Synthetase (NOS)
Herz
Arginin + O2
NO + Citrullin
Sauerstoff Stickstoff Kohlenstoff Wasserstoff
Die Reaktion wird katalysiert durch das Enzym NO-Synthetase (NOS), das in drei Formen vorkommt: Endotheliale NOS (eNOS): notwendig für den Erhalt des normalen Gefäßtonus. Neuronale NOS (nNOS). eNOS und nNOS sind die wesentlichen Formen, die stets vorhanden sind, aber nur in geringen Mengen. Induzierbare NOS (iNOS): Die Aktivität der iNOS ist abhängig von der Stimulation durch verschiedene Entzündungsmediatoren, insbesondere Zytokine, Tumornekrosefaktor (TNF) und Interleukin-1 (IL-1), sowie durch freie Radikale.
340
Die Zusammensetzung der diätetischen Fette (insbesondere das Verhältnis zwischen den ungesättigten Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren) hat Auswirkungen auf die Fluidität der Membranen, sowie auf einige andere hämodynamische Faktoren. In der Kardiologie beschäftigen sich zahlreiche Studien mit der potenziellen Rolle der Omega-3-Fettsäuren. Bei herzkranken Menschen und Hunden wurden unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung niedrigere Plasmakonzentrationen an Eikosapentaensäure (EPA; 20:5n-3) und Dokosahexaensäure (DHA; 22:6n-3) gemessen (Freeman et al. 1998). Dies wird als ein Hinweis auf einen erhöhten Verbrauch von Omega-3-Fettsäuren in diesen speziellen Situationen interpretiert. Auch wenn es hierzu bislang nur wenige veröffentlichte Studien bei der Katze gibt, so sind es die Eigenschaften der Omega-3-Fettsäure zweifellos wert, an dieser Stelle zusammengefasst zu werden. Leinöl hat einen hohen Gehalt an a-Linolensäure. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine Vorläufersubstanz der Fettsäuren EPA und DHA, und die Katze verfügt über eine nur gering ausgeprägte Fähigkeit zur entsprechenden Umwandlung (Abbildung 18). Dagegen sind Fischöle sehr reich an EPA und DHA und somit für eine diätetische Supplementierung deutlich besser geeignet. Dorschleberöl sollte jedoch aufgrund der Gefahr einer Intoxikation durch den hohen Gehalt an Vitamin A und Vitamin D nicht eingesetzt werden. Mit einer üblichen Standardernährung enthalten die Plasmamembranen nur sehr geringe Mengen an Omega-3-Fettsäuren. Durch den Zusatz von Fischölen zur Nahrung lassen sich diese Konzentrationen auf diätetischem Wege erhöhen. So steigert sich beispielsweise bei Katzen, die über einen Zeitraum von vier Wochen eine Supplementierung von 180 mg DHA und 117 mg EPA/Katze/Tag erhalten, der EPA-Gehalt der Plasmaphospholipide um 70 % und der DHA-Gehalt um den Faktor 3,4 (Filburn & Griffin 2005). Eine Anreicherung der Nahrung mit EPA und DHA kann die Membranperoxidation durch freie Radikale verstärken (Meydani et al. 1991); dieser unerwünschte Effekt kann jedoch durch eine entsprechende Anpassung des diätetischen Vitamin-E-Gehaltes auf ein Minimum reduziert werden.
> Antithrombotische Wirkung Langkettige Omega-3-Fettsäuren sind bekannt für ihre antithrombotische Rolle. Bei der Katze könnten sich diese antithrombotischen Eigenschaften vor allem deshalb als sehr interessant erweisen, da es sich um eine Spezies mit sehr schnell auslösbarer Blutplättchenaktivierung handelt (Welles et al. 1994). Eine deutliche Erhöhung des Omega-3-Fettsäuregehaltes (1,03 g/kg gegenüber 0,07 g/kg im Kontrollfuttermittel) und eine
ABBILDUNG 18 – SYNTHESEWEGE DER LANGKETTIGEN OMEGA-3- UND OMEGA-6-FETTSÄUREN Omega-6-Fettsäuren Linolsäure C18:2 (n-6)
> Entzündungshemmende Wirkung
D6 Desaturase
Bei Nagern führt eine Erhöhung des Anteils langkettiger Omega-3-Fettsäuren an der diätetischen Gesamtfettmenge zu einer Abnahme der Produktion der aus der Arachidonsäure hervorgehenden, proinflammatorisch wirksamen Eikosanoide der 2er und 4er Serie (Broughton & Wade 2001). Dagegen wird die Bildung der antiinflammatorisch wirksamen Leukotriene (LT) der 5er Reihe stimuliert. Bei Menschen mit Herzinsuffizienz reduzieren langkettige Omega-3-Fettsäuren die Bildung der proinflammatorischen Zytokine TNFa und IL-1 (Levine et al. 1990). Diese Zytokine begünstigen die Entwicklung einer kardialen Kachexie, indem sie den Energiebedarf erhöhen und den Muskelkatabolismus steigern (Mahoney & Tisdale 1988). Zudem übt EPA einen hemmenden Effekt auf den Verlust der fettfreien Körpermasse aus, indem sie die Expression von Proteosomen reguliert (Whitehouse et al. 2001).
g-Linolensäure C18:3 (n-6) Elongase Dihomo g-Linolensäure C20:3 (n-6) D5 Desaturase Arachidonsäure C20:4 (n-6)
Omega-3-Fettsäuren a-Linolensäure C18:3 (n-3) D6 Desaturase + Elongase Eikosatetraensäure C20:4 (n-3) D5 Desaturase Eikosapentaensäure (EPA) C20:5 (n-3) D6 Desaturase + Elongase Dokosahexaensäure (DHA) C22:6 (n-3)
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
Absenkung des Omega-6-Fettsäuregehaltes (1,20 g/kg gegenüber 1,34 g/kg im Kontrollfuttermittel) führte zu einer Verringerung der Blutplättchenaggregation und -aktivierung bei gesunden Katzen am 112. Tag (Saker et al. 1998). Allerdings gibt es bislang keine Studie, die den potenziellen antithrombotischen Effekt einer Omega-3-Supplementierung bei Katzen mit HCM untersucht.
Die Katze hat aufgrund der schwachen Aktivität der D6-Desaturase ein besonders hohes Risiko eines EPA- und DHA-Mangels, wenn eine zu geringe Menge dieser langkettigen Omega-3-Fettsäuren über die Nahrung zugeführt wird.
Beim herzkranken Hund führt eine Supplementierung der Nahrung mit EPA (27 mg/kg Körpergewicht/Tag) und DHA (18 mg/kg Körpergewicht/Tag) zu einer Verbesserung der Nahrungsaufnahme, sowie zu einer Reduktion der Bildung proinflammatorischer Zytokine und damit letztlich zu einer Reduktion der Kachexie (Freeman et al. 1998). Nach unserer Kenntnis liegen bis heute keine Informationen über diese potenziellen Zusammenhänge bei herzkranken Katzen vor.
> Antiarrhythmogene Wirkung
Herz
Mehrere Studien belegen die antiarrhythmogene Rolle von EPA und DHA bei Nagern und Hunden (Kang & Leaf 1996; Charnock 2000; Smith et al. 2007). Der Wirkungsmechanismus soll auf der Fähigkeit der langkettigen Omega-3-Fettsäuren basieren, den Natrium- und Kalziumflux im Inneren der kardialen Myozyten zu modifizieren (Gerbi et al. 1997). Eine Arrhythmie ist oft eines der ersten Symptome bei Katzen mit HCM. Folglich kann eine Supplementierung der Nahrung mit EPA und DHA in Anbetracht der oben beschriebenen Resultate bei anderen Spezies schon ab dem Frühstadium einer Kardiomyopathie empfohlen werden. Nach unserer Information liegen hierüber bislang jedoch keine Erkenntnisse aus kontrollierten Studien mit Katzen vor.
> Regulation der Endothelfunktion Die Fettsäuren EPA und DHA sind an der Regulation der Endothelfunktion beteiligt, und zwar ohne Zweifel über eine Modulation der NO-Produktion (Kristensen et al. 2001). Beim Menschen induziert eine entsprechende Supplementierung in der Tat eine Vasodilatation (Kenny et al. 1992). Sehr hohe Dosen (>3 g/Tag) führen sogar zu einer Senkung des arteriellen Blutdrucks bei unbehandelten Bluthochdruckpatienten (Kris-Etherton et al. 2002). Bei der Katze muss eine entsprechende Wirkung noch im Rahmen kontrollierter Studien untersucht werden.
> Omega-3 oder Omega-6: Die Rolle der relativen und absoluten Zufuhr Gegenwärtig wird die Frage diskutiert, ob die absolute Dosis der Omega-3-Fettsäuren oder vielmehr das Verhältnis Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren die wichtigere Rolle für die vorteilhaften Wirkungen der Omega3-Fettsäuren spielt (NRC 2006). Einige Ergebnisse sprechen für eine größere Bedeutung der absoluten Gesamtdosis der Omega-3-Fettsäuren, obgleich Untersuchungen zufolge auch das Omega-6:Omega-3-Verhältnis so niedrig wie möglich gehalten werden muss, um den antiinflammatorischen Effekt der Omega-3Fettsäuren zu fördern (Grimm et al. 2002). Unter Berücksichtigung der Ergebnisse beim Menschen scheint 341
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
es vernünftig, die klassischerweise für gesunde Katzen empfohlene Menge an Omega-3-Fettsäuren bei herzkranken Katzen zu verdreifachen, das heißt, mindestens 0,06 g/Tag, also eine Konzentration in der Nahrung von 0,10 bis 0,35 g/1000 kcal (Freeman 2002).
Die Überwachung des Elektrolytgleichgewichts > Natrium und Chlorid Traditionell wird empfohlen, herzkranke Katzen sehr natriumarm zu ernähren. Daten von Hunden zeigen jedoch, dass eine solche starke Restriktion keine Vorteile bringt, solange sich die Erkrankung noch in einem wenig fortgeschrittenen Frühstadium befindet. Eine zu niedrige Natriumversorgung könnte in der Tat zu einer Aktivierung des RAAS führen, und damit die die spezifischen kardiologischen medikamentösen Behandlungsmaßnahmen unterlaufen, die ganz im Gegenteil darauf abzielen, das RAAS zu hemmen. Eine Natriumrestriktion (bis auf 0,5 g/1000 kcal) ist also nur dann gerechtfertigt, wenn eine Kardiopathie das fortgeschrittene Stadium einer kongestiven Herzinsuffizienz erreicht hat. In Futtermitteln wird meist Natriumchlorid als Natriumquelle eingesetzt. Studien über den Einfluss von Natrium machen also in der Regel keinen Unterschied zwischen dem Einfluss dieser beiden Elemente. Einige Befunde bei der Ratte weisen jedoch darauf hin, dass auch Chlorid einen Einfluss auf die Aktivität des Plasmarenins haben kann (Kotchen et al. 1980). Nach heutigem Wissensstand besteht die einzige notwendige Vorsichtsmaßnahme in diesem Zusammenhang darin, auf die Einhaltung eines moderaten Chloridgehalts im Futtermittel zu achten.
> Kalium Kalium ist ein intrazellulärer Elektrolyt, dessen Plasmakonzentration bei medikamentös behandelten herzkranken Tieren unbedingt überwacht werden muss (obgleich es sich bei dem Plasmaspiegel nicht um einen guten Indikator der Gesamtreserven des Organismus handelt). Eine Hypokaliämie kann sich unter einer diuretischen Therapie (z. B. Furosemid) und bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz entwickeln. Klinische Symptome einer Hypokaliämie sind in erster Linie eine allgemeine Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen (Linder 1991). Die Hypokaliämie potenziert zudem die Toxizität von Digoxin. Wie oben erwähnt, besteht eine wechselseitige Beziehung zwischen Taurin und Kalium. Bei herzkranken Katzen mit Hypokaliämie empfiehlt sich deshalb eine kombinierte Supplementierung mit Kalium und Taurin.
Herz
Die zur Behandlung von Herzerkrankungen bei Menschen und Tieren häufig eingesetzten ACE-Hemmer bringen theoretisch das Risiko einer Hyperkaliämie mit sich, da sie die renale Reabsorption von Kalium stimulieren (Lefebvre et al. 2007). Dieses durch die gleichzeitige Gabe von Furosemid geminderte Hyperkaliämierisiko scheint beim Tier in der Praxis jedoch vernachlässigbar (Lefebvre et al. 2007). So konnte beispielsweise beim Hund gezeigt werden, dass es auch bei Langzeitapplikation von ACE-Hemmern nicht zu einer signifikanten Modifikation des Blutkaliumspiegels kommt (Pouchelon et al. 2004). Deshalb sollte auch bei Katzen unter der Behandlung mit einem ACE-Hemmer der diätetische Kaliumgehalt nicht reduziert werden und dem eines üblichen Erhaltungsfuttermittels entsprechen (1,5 - 2 g/1000 kcal).
> Magnesium Magnesium ist ein essenzieller Co-Faktor bei einigen enzymatischen Reaktionen im Kohlenhydrat- und Fettsäurestoffwechsel. So ist unter anderem die optimale Funktion des Herzmuskels vom optimalen Gleichgewicht zwischen Magnesium und Kalzium abhängig. Magnesium spielt also eine wichtige Rolle für die physiologische kardiovaskuläre Funktion, und ein Magnesiummangel ist bei verschiedenen Spezies an zahlreichen Kardiopathien beteiligt (Rush et al. 2000; Gottlieb et al. 1990). Wie im Falle des Kaliums kann eine diuretische Behandlung auch die Magnesiumverluste über den Harn erhöhen und zu einer Hypomagnesämie führen, die für Arrhythmien und eine Senkung der Inotropie verantwortlich ist. Der Magnesiumgehalt des Plasmas ist jedoch kein aussagekräftiger Indikator der Gesamtreserven des Organismus, und in der Praxis wird eine Hypomagnesämie nur selten festgestellt (Freeman 2000). Im Rahmen einer Analyse der Daten stationär behandelter Katzen wurde keine signifikante Modifikation des Magnesiumspiegels im Zusammenhang mit Kardiopathien festgestellt (Toll et al. 2002). In einer anderen Studie an Katzen mit HCM konnten Vorteile einer Magnesiumsupplementierung nicht eindeutig nachgewiesen werden (Freeman et al. 1997). Es gibt also gegenwärtig keine Argumente für eine Erhöhung des diätetischen Magnesiumgehaltes bei herzkranken Katzen über das empfohlene Erhaltungsmaß (0,12 bis 0,25 g/1000kcal) hinaus.
342
Aufgrund des häufigen Zusammenhangs zwischen Herzerkrankungen und Niereninsuffizienz (McClellan et al. 2004; Nicolle et al. 2007) muss bei herzkranken Katzen auf eine strenge Begrenzung des diätetischen Phosphorgehaltes geachtet werden, um der Entstehung eines sekundären Hyperparathyreoidismus als Folge der insuffizienten renalen Phosphorausscheidung vorzubeugen (siehe Kapitel 7).
Prävention potenzieller Mangelzustände > Vitamine der B-Gruppe Die Katze hat natürlicherweise einen hohen Bedarf an Vitaminen der B-Gruppe (Burger 1993; Tabelle 4). Das Risiko eines Vitamin-B-Mangels bei Herzinsuffizienzpatienten geht zum einen auf die Anorexie zurück und zum anderen auf die Verluste wasserlöslicher Vitamine über den Harn als Folge einer diuretischen Behandlung (Rieck et al. 1999).
3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
> Kalzium/Phosphor-Gleichgewicht
TABELLE 4 – VITAMINE DER B-GRUPPE Name
Abkürzung
Thiamin Riboflavin Pantothensäure Pyridoxin Biotin Folsäure Cobalamin Niacin Cholin
B1 B2 B5 B6 B8 B9 B12 PP Ch
Eine Studie (McMichael et al. 2000) konnte zeigen, dass die Plasmakonzentrationen von Vitamin B6 und B12 bei Katzen mit HCM signifikant niedriger liegen als bei gesunden Katzen. Dieselbe Studie zeigt darüber hinaus, dass es eine Korrelation zwischen den Plasmaspiegeln der Vitamine B6, B12 und Folsäure auf der einen Seite und der Größe des linken Vorhofs auf der anderen Seite gibt. Welche Rolle diese Vitamine bei der Entwicklung der HCM (primär oder sekundär) spielen, ist bislang allerdings nicht bekannt. Herzkranke Katzen haben also zweifellos einen höheren Vitamin-B-Bedarf als gesunde Katzen. Als Vorsichtsmaßnahme sollten Futtermittel für Herzpatienten deshalb einen zwei- bis dreifach höheren Gehalt an wasserlöslichen Vitaminen haben als ein übliches Erhaltungsfuttermittel.
> L-Carnitin L-Carnitin ist ein quaternäres Amin, das vorwiegend in der Leber aus den Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisiert wird (Abbildung 19). L-Carnitin kommt in sämtlichen quer gestreiften Muskeln vor, das Myokard beherbergt jedoch 95 % der Gesamtreserven des Organismus. Die wichtigste Aufgabe des LCarnitins ist der Transport langkettiger Fettsäuren in das Innere der Mitochondrien, damit diese dort zur Energiegewinnung oxidiert werden können. Ein Carnitinmangel wird beim Menschen und bei bestimmten Hunderassen wie Boxer, Dobermann und Cocker Spaniel im Zusammenhang mit DCM beschrieben (Brevetti et al. 1991; Helton et al. 2000; Keen et al. 1991).
Stärkung der antioxidativen Abwehr Die potenzielle Rolle der Antioxidanzien bei der Prävention und Behandlung von Herzerkrankungen ist beim Menschen ausführlich untersucht worden. Freie Radikale sind schädliche Nebenprodukte des Sauerstoffmetabolismus, gegen die sich der Organismus normalerweise mit Hilfe endogener Antioxidanzien schützt. Ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion von Oxidanzien und den endogenen antioxidativen Schutzmechanismen („oxidativer Stress“) kann unter anderem das Herzerkrankungsrisiko erhöhen (Abbildung 20). Antioxidanzien werden zum einen endogen, also vom Organismus selbst, gebildet, sie können aber auch exogen über die Nahrung zugeführt werden. Die wichtigsten Antioxidanzien sind Enzyme (Superoxid-Dismutase und ihr Co-Faktor Kupfer, Katalase, Glutathionperoxidase und ihr Co-Faktor Selen) und Substanzen, die freie Radikale blockieren (Vitamin E, Vitamin C, Glutathion, Taurin, karotinoide Pigmente). Die Wissenschaft orientiert sich heute zunehmend auch in Richtung neuer antioxidativer Substanzen, wie zum Beispiel pflanzliche Polyphenole. In den folgenden Abschnitten werden verschiedene antioxidativ wirksame Substanzen einzeln abgehandelt. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die potenzielle Wirksamkeit dieser Substanzen stets höher ist, wenn sie in einer Mischung aus mehreren Antioxidanzien eingesetzt werden, die in den verschiedenen Kompartimenten der Zelle (Membran, intrazelluläre Organellen, Kern) synergistisch wirken.
Herz
In Anbetracht der Hypothese, dass die HCM mit einer Störung des Fettsäurestoffwechsels zusammenhängen kann (siehe oben), könnte eine vorteilhafte Rolle des L-Carnitin darin bestehen, dass es eine intrazelluläre Akkumulation von Fettsäuren im Myokard verhindert (Lango et al. 2001). So führt beim Menschen eine Supplementierung mit L-Carnitin (3-4 g/Tag) in Kombination mit einer Absenkung der langkettigen Fettsäuren zu einer Besserung des Zustands von DCM-Patienten (Bautista et al. 1990). Bislang fehlen Daten, um eine entsprechend konkrete Supplementierung bei der Katze empfehlen zu können.
ABBILDUNG 19 – DIE STRUKTURFORMEL DES CARNITIN N+
O-
Das 1905 entdeckte L-Carnitin wird beim Hund unter der Anwesenheit von Vitamin C und Pyridoxin (Vitamin B6) aus Lysin und Methionin synthetisiert. Es handelt sich um ein quaternäres Amin, das sich wie ein wasserlösliches Vitamin verhält. Carnitin kommt in einer D- und einer L-Form vor, von diätetischem Interesse ist jedoch nur das L-Carnitin.
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3 - Klinische Diätetik bei Katzen mit Herzerkrankungen
ABBILDUNG 20 – DIE ENTSTEHUNG VON OXIDATIVEM STRESS
> Vitamin E Die antioxidative Wirkung von Vitamin E (a-Tokopherol) wird bereits seit vielen Jahren untersucht. Zahlreiche Studien zeigen die vorteilhafte Wirkung von Vitamin E im kardiovaskulären Bereich, insbesondere aufgrund zweier besonderer Effekte: - Aufrechterhaltung der Relaxation des endothelialen Gewebes durch NO (Plotnick et al. 1997) - Reduktion der Adhäsion und Aggregation von Blutplättchen (Mower & Steiner 1982; Calzada et al. 1997). Besonders deutlich wird dies bei Menschen mit Atherosklerose.
Endogene und exogene Antioxidanzien: - Enzyme (Superoxid-Dismutase, Katalase, Glutathionperoxidase) + - Oxidationshemmer (Vitamin C, Vitamin E, Glutathion und ß-Karotin)
Freie Radikale
Ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion freier Radikale und den antioxidativen Abwehrmechanismen des Organismus führt zur Entstehung von oxidativem Stress.
Bei Hunden mit DCM und begleitender Herzinsuffizienz konnte ein Ungleichgewicht zwischen Oxidanzien und Antioxidanzien nachgewiesen werden (Freeman et al. 1999). In dem Maße, in dem die Herzerkrankung fortschreitet, produziert der Patient bevorzugt Oxidanzien (Malondialdehyd wird als Marker für die Peroxidation von Lipiden eingesetzt) und weist zudem niedrigere Vitamin-E-Spiegel auf (Freeman et al. 1999). Oxidativer Stress kann also durchaus eine Rolle bei der Entstehung der DCM spielen. Ähnliche Beobachtungen konnten im Übrigen im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Studie bei Hunden mit Herzinsuffizienz infolge einer degenerativen Klappenerkrankung oder einer DCM gemacht werden.
In Anbetracht der Daten vom Menschen und vom Hund sind negative Effekte einer zusätzlichen Vitamin-E-Zufuhr nicht zu erwarten. Bei Katzen mit Herzerkrankung dürfte eher von vorteilhaften Wirkungen einer Vitamin-E-Supplementierung auszugehen sein. Bevor hierzu jedoch endgültige Aussagen getroffen werden können, müssen die potenziellen Vorteile bei dieser Spezies erst noch im Rahmen kontrollierter Studien untersucht werden. Die optimale Höhe der Vitamin-E-Supplementierung ist unter anderem abhängig von der in der Nahrung vorhandenen Menge ungesättigter Fettsäuren.
> Vitamin C
Herz
Vitamin C ist ein wasserlösliches Vitamin. Es beugt nicht nur der Oxidation von LDL-Lipoproteinen vor, sondern ist darüber hinaus auch bekannt für die Förderung der Regeneration von Vitamin E. Untersuchungen am Menschen zeigen, dass eine einzige Dosis Vitamin C (2000 mg) oder die Applikation von 500 mg/Tag über einen Zeitraum von vier Wochen die Vasodilatation bei Patienten mit Koronarerkrankung fördert (Kugiyama et al. 1998). Bei der Katze liegen entsprechende Daten über eine Vitamin-C-Supplementierung nicht vor, und zudem ist die Katze in der Lage, dieses Vitamin selbst zu synthetisieren.
> Kupfer Bei Ratten mit Kupfermangel und genetischer Sensibilität für HCM führt eine hohe Zufuhr gesättigter Fettsäuren im Verhältnis zu mehrfach ungesättigten Fettsäuren (2:1) zu einer Verstärkung von kupfermangelbedingten Herzerkrankungen (Jalili et al. 1995). Diese Daten legen zwar nahe, dass Kupfer eine Rolle bei der Entwicklung der HCM spielen könnte, sie geben aber keine konkreten Hinweise in Richtung potenzieller Modifikationen der aktuellen Empfehlungen zur Kupferzufuhr (1,25 bis 7 mg/1000 kcal), zumal ein Kupferüberschuss prooxidative Wirkungen hat.
> Coenzym Q10 (CoQ10) Coenzym Q10 (Ubiquinon) ist ein natürlicherweise in den Mitochondrien vorhandenes Antioxidans. Als Bestandteil der Elektronentransportkette nimmt es an der aeroben Zellatmung teil, bei der Energie entsteht. Ubiquinon verbessert die Energieproduktion, indem es defekte Elemente der Atmungskette im Sinne eines Bypasses überbrückt (Rosenfeldt et al. 2002). Verschiedene Studien aus der Humanmedizin zeigen die potenziellen Vorteile des Coenzym Q10 bei Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen.
> Flavonoide Flavonoide gehören zur Familie der aus Pflanzen extrahierbaren Polyphenole. Epidemiologische Studien am Menschen zeigen eine umgekehrt proportionale Relation zwischen der Aufnahme von Obst und Gemüse mit hohem Gehalt an Flavonoiden und dem Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen (Steinmetz & Potter 1996). 344
Schlussfolgerung
Sehr zahlreiche in vivo und in vitro Studien auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen belegen die Vorteile einer Aufnahme vielfältiger Flavonoidquellen: Schwarzer und grüner Tee (Duffy et al. 2001a, b; Geleijnse et al. 2002), Traubensaft (Keevil et al. 2000) und Rotwein (Rimm et al. 1996; Rein et al. 2000a). Flavonoide haben mehrere Wirkungsmechanismen. Neben ihrer antioxidativen Aktivität haben sie eine antithrombotische Wirkung (Rein et al. 2000b) und über eine Steigerung der endothelialen NO-Produktion einen vasodilatativen Effekt (Karim et al. 2000). Ihre vorteilhaften Wirkungen bei herzkranken Katzen müssen aber zunächst noch im Rahmen kontrollierter Studien untersucht werden.
> Selen Selen ist ein essenzielles Spurenelement und ein integraler Bestandteil der Glutathionperoxidase, eines wichtigen antioxidativ wirksamen Enzyms. Selen wirkt synergistisch mit Vitamin E. Die Höhe der Selenzufuhr muss sehr genau beachtet werden, da die verträglichen Mindest- und Höchstwerte relativ nahe beieinander liegen. Eine bedarfsgerechte Selenversorgung geht Hand in Hand mit der Deckung des Bedarfes an Glutamat, Cystein und Glycin, also mit den für die Synthese von Glutathion notwendigen Komponenten.
> Taurin Neben seiner zentralen Rolle beim kardialen Inotropismus hat Taurin eine antioxidative Wirkung, die das Myokard auf der Ebene der Zellmembranen vor oxidativen Schäden schützt.
Schlussfolgerung Das primäre diätetische Ziel bei einem felinen Patienten mit Herzerkrankung ist die Prävention einer kardialen Kachexie, da diese zu einem weiteren Fortschreiten der Kardiopathie beitragen kann. Diese Prävention kann auf mehreren Wegen erreicht werden, unter anderem durch eine Steigerung der Proteinzufuhr und der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, sowie eine Förderung der spontanen Nahrungsaufnahme. Die Supplementierung von Taurin ist eine notwendige diätetische Maßnahme bei Katzen mit DCM, insbesondere, wenn es sich um eine DCM infolge Taurinmangels handelt. Eine weitere Indikation ist eine Hypokaliämie.
Herz
Natriumarme Futtermittel bleiben symptomatischen Tieren vorbehalten (also Tieren mit Symptomen einer Herzinsuffizienz), da sie im Falle eines zu frühzeitigen Einsatzes bei wenig fortgeschrittener Erkrankung gegenteilige Effekte auslösen können, wie zum Beispiel eine Stimulation des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Leider gibt es bislang keinerlei Daten über die Rolle der langkettigen Omega-3-Fettsäuren bei der Katze. Die bei anderen Spezies nachgewiesenen antithrombotischen und antiarrhythmischen Eigenschaften dieser Fettsäuren wären vor allem bei herzkranken Katzen von großem Interesse. Gleiches gilt für die Antioxidanzien.
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Häufig gestellte Fragen
Häufig gestellte Fragen zu den erworbenen kardiovaskulären Erkrankungen der Katze
F
A
Meine Katze hat eine kompensierte hypertrophische Kardiomyopathie. Muss sie unbedingt natriumarm ernährt werden?
Traditionell wird empfohlen, herzkranke Katzen sehr natriumarm zu ernähren. Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine solche hochgradige Restriktion bei Patienten mit kompensierter Herzerkrankung nicht von Vorteil ist. Eine zu niedrige Natriumkonzentration stimuliert das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), was wiederum schädliche Auswirkungen auf die Nieren- und Herzfunktion haben kann.
Meine Katze leidet unter einer dekompensierten hypertrophischen Kardiomyopathie (Hinweise auf Lungenödem). Muss sie anders ernährt werden als eine Katze mit kompensierter Kardiomyopathie, insbesondere die Natriumzufuhr betreffend?
Herz
Meine Katze leidet unter einer systemischen arteriellen Hypertonie. Muss sie obligatorisch natriumarm ernährt werden?
Meine Katze leidet unter einer systemischen arteriellen Hypertonie infolge einer chronischen Niereninsuffizienz. Ist ein spezielles „Niereninsuffizienzfutter“ ausreichend, oder sollten zusätzliche diätetische Maßnahmen eingeleitet werden?
Eine Natriumrestriktion (hinunter bis 0,5 g/1000 kcal) ist gerechtfertigt, wenn die Kardiomyopathie das Stadium einer kongestiven Herzinsuffizienz erreicht hat. Einige Ergebnisse von Ratten legen nahe, dass eine unzureichende Energieversorgung der Zellen an der Entwicklung der hypertrophischen Kardiomyopathie beteiligt sein könnte, und kurz- und mittelkettige Fettsäuren die Folgen der Herzhypertrophie begrenzen können. Entsprechende Daten für die Katze liegen bislang jedoch nicht vor.
Eine hohe Natriumzufuhr (> 2 g/1000 kcal) ist bei einem solchen Patienten zu vermeiden, es gibt aber keine klinischen Studien, die beweisen, dass eine natriumarme Ernährung die Kontrolle des arteriellen Blutdrucks erleichtert. Eine hochgradige Natriumrestriktion ist bei hypertonischen Katzen nicht zu empfehlen, da sie die Gefahr einer Stimulation des RAAS mit sich bringt, also eines Druck steigernden Systems par excellence. Zudem begünstigt sie die Entstehung einer Hypokaliämie infolge erhöhter Kaliumverluste über den Harn. Spezialfuttermittel für Katzen mit Niereninsuffizienz haben einen geringen bis moderaten Natriumgehalt (0,5-1,0 g/1000 kcal; siehe Kapitel 7). Bei niereninsuffizienten Katzen mit stark erhöhtem arteriellen Blutdruck reicht diese Restriktion der Natriumchloridzufuhr jedoch nicht aus, um der arteriellen Hypertonie entgegenzuwirken, so dass ergänzend eine medikamentöse Blutdrucksenkung erforderlich ist. Zu den weiteren Nährstoffen, die die Kontrolle des arteriellen Blutdrucks unterstützen können, gehören: - Arginin: Vorläufersubstanz des Stickstoffmonoxids (NO), das an der Blutdruckregulation beteiligt ist. - Die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA: Beim Menschen haben sehr hohe Dosen (> 3 g/Tag) einen vasodilatativen Effekt und führen zu einer Senkung des arteriellen Blutdrucks. Bei der Katze muss dieser Effekt noch untersucht werden.
Meine Katze leidet unter einer dekompensierten hypertrophischen Kardiomyopathie und einer chronischen Niereninsuffizienz. Welche Ernährung ist optimal?
Zu empfehlen ist ein Spezialfuttermittel für Katzen mit Niereninsuffizienz mit einem reduzierten Natriumgehalt von etwa 0,5 g/1000 kcal. Der ebenfalls reduzierte Phosphorgehalt dieser Spezialfuttermittel wird das Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamen. Zudem sind Spezialfuttermittel für Nierenpatienten mit Omega-3-Fettsäuren angereichert, die auch bei Herzerkrankungen nachweislich vorteilhafte Wirkungen haben.
Meine adipöse Katze leidet unter einer hypertrophischen Kardiomyopathie. Welche Ernährung ist zu empfehlen?
Vorrangig ist die Einleitung einer medikamentösen Therapie und diätetischer Maßnahmen zur Unterstützung der Herzfunktion. In einem nächsten Schritt sollte eine Restriktion der Energiezufuhr in Angriff genommen werden, da Adipositas mit einem allgemein erhöhten kardiovaskulären Krankheitsrisiko einhergeht. Studien an Nagern belegen, dass eine restriktive Ernährung den oxidativen Stresslevel senkt und einen protektiven Effekt gegen einige degenerative Erkrankungen, insbesondere Kardiomyopathien, hat. Bei der Katze liegen hierzu bislang keine Daten vor.
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Häufig gestellte Fragen
A
Wann besteht bei einer Katze mit dilatativer Kardiomyopathie der Verdacht eines Taurinmangels?
Seit Ende der 1980er Jahre ist Taurinmangel bei der Katze selten geworden, da kommerzielle Katzennahrung heute im Allgemeinen ausreichende Mengen an Taurin enthält. In entsprechenden Verdachtsfällen muss ein Taurinmangel jedoch abgeklärt werden, insbesondere, wenn die Katze zu Hause zubereitetes Futter erhält, vegetarisch ernährt wird oder qualitativ minderwertige Futtermittel bekommt. Die Bestimmung des Taurinspiegels im Vollblut führt zur Bestätigung der Diagnose. Bei der durch Taurinmangel induzierten Netzhautdegeneration handelt es sich um einen irreversiblen Zustand, der auf eine über mehrere Monate anhaltende taurinarme Ernährung im Laufe des Lebens der Katze hinweist, jedoch keine Aussage darüber zulässt, ob die aktuelle Ernährung einen Taurinmangel aufweist.
Müssen herzkranke Katzen Kaliumsupplemente erhalten?
Eine Hypokaliämie kann unter einer diuretischen Therapie (z. B. Furosemid) entstehen. Auch bei etwa 20 % aller niereninsuffizienten Katzen kommt es zur Entwicklung einer Hypokaliämie, die wiederum das Risiko einer Hypertonie erhöht (siehe Kapitel 7). Darüber hinaus potenziert eine Hypokaliämie die Toxizität von Digoxin. Bei herzkranken Katzen ist deshalb eine Korrektur der Hypokaliämie mit Hilfe von Kaliumsupplementen dringend anzuraten. Liegt keine Hypokaliämie vor, ist eine Supplementierung nicht erforderlich. Bei Katzen, die mit ACEHemmern behandelt werden, sollte der Kaliumgehalt der Nahrung nicht von dem eines Erhaltungsfuttermittels (1,5 bis 2 g/1000 kcal) abweichen, da ACE-Hemmer die renale Kaliumreabsorption fördern.
Herz
F
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Diätetische Informationen von Royal Canin
Im Fokus:
© J.-P. Lenfant/RC/Norwegische Waldkatze
Taurin
Herz
Bei der Katze ruft ein Taurinmangel innerhalb weniger Monate eine zentrale Netzhautdegeneration hervor.
Taurin ist eine Aminosulfonsäure (H2N – CH2 – CH2 – SO3H) und kommt in den meisten tierischen Geweben vor, nicht jedoch in Pflanzen. 75 % des Gesamttaurins befinden sich in der quer gestreiften Muskulatur, in freier Form im Inneren der Zellen (Dillon 1991).
Physiologische Fakten Die Konjugation von Taurin mit Cholsäure ist ein wesentlicher Schritt der hepatischen Synthese von Gallensalzen. Dies ist die am besten bekannte Rolle von Taurin, Taurin wirkt aber auch als Osmoregulator, indem es den Kalziumflux zwischen Zellinnerem und Zelläußerem beeinflusst (Schaffer & Kramer 1980). Über diesen Mechanismus… - beeinflusst Taurin die Mechanismen der Blutplättchenaggregation - moduliert Taurin die Erregbarkeit von Neuronen - beeinflusst Taurin die Funktion des Herzmuskels (Freeman 1998).
352
SCHLÜSSELFUNKTIONEN DES TAURINS BEI SÄUGETIEREN (nach Huxtable 1987)
Zielorgane
Schlüsselfunktionen
Leber
Synthese der Gallensäuren
Auge
Integrität der Netzhaut
Herz
- inotroper Effekt - antiarrhythmische Funktion - Integrität der Herzmuskelzelle
Nervensystem
- Entwicklung und Integrität des Nervengewebes - antikonvulsive Wirkung
Reproduktionstrakt
- Mobilitätsfaktor der Spermatozoiden - intrauterine Entwicklung
Muskel
Stabilisierungsfaktor der Myozytenmembran
Verschiedene
- Gerinnungsmechanismen - Immunologische Reaktionen - Regulation des Cholesterinspiegels - Regulation des Blutzuckerspiegels - Regulation der Glykogensynthese - antioxidative Wirkung
Diätetische Informationen von Royal Canin
Die Schlüsselfunktionen des Taurins sind in der Tabelle zusammengefasst
- Hyperaggregation von Blutplättchen (Hayes et al. 1989)
Die Folgen eines Taurinmangels für das Sehvermögen der Katze
Folgen eines Taurinmangels bei der Katze
- Störungen im Bereich des Immunsystems (Schuller-Lewis et al. 1988).
Bei der Katze hängt die physiologische Funktion der Netzhaut von einer ausreichenden Taurinversorgung ab (Hayes et al. 1975). Eine vollständige Taurinkarenz über einen Zeitraum von 25 Wochen führt zur Reduktion der Taurinkonzentration in der Netzhaut auf 16-25 % des Normalwertes (Pasantes-Morales et al. 1986). Dieser Mangel induziert Veränderungen der Integrität der Fotorezeptorzellen und der Struktur des darunter liegenden Tapetum lucidum. Ohne schnelle diätetische Korrektur induziert die Atrophie der Fotorezeptoren eine sich progredient entwickelnde und irreversible Erblindung. Dieses Phänomen ist unabhängig vom Ausmaß der Lichtstimulation der Netzhaut.
Seit 1975 beschäftigen sich zahlreiche Veröffentlichungen mit der essenziellen Rolle des Taurins bei der Katze. Eine diätetische Unterversorgung mit Taurin ruft bei der Katze eine ganze Reihe verschiedener Erkrankungen hervor. Die wichtigsten sind:
Der spezifische Taurinbedarf der Katze hat mehrere Ursachen:
- Erblindung und Netzhautdegeneration (Hayes et al. 1975)
- Die Katze synthetisiert aufgrund einer sehr schwachen enzymatischen Aktivität der für die Umwandlung von Cystein in Taurin notwendigen Decarboxylase (Cystein-Sulfinsäure-Decarboxylase) nur geringe Mengen Taurin. Dieses Enzym hat bei der Katze eine etwa um den Faktor 100 schwächere Aktivität als beim Hund.
- Reproduktionsstörungen und Wachstumsverzögerung (Sturman et al. 1986)
- Die Katze verbraucht große Mengen Taurin für die Konjugation von Gallensäuren.
- Dilatative Kardiomyopathie (DCM ; Pion et al. 1987).
Zur Verhinderung eines Taurinmangels muss Trockenfutter mindestens 0,10 % Taurin in der Trockenmasse (TM) enthalten, und konserviertes Feuchtfutter mindestens 0,17 % (NRC 2006). Dieser Unterschied ist auf den bei Fütterung von Feuchtnahrung höheren Taurinkatabolismus der Darmflora zurückzuführen.
- Störungen im Bereich des Nervensystems (Sturman et al. 1985)
Mehrere Studien befassen sich mit der Messung des Einflusses des diätetischen Tauringehaltes auf die Repro-
© Y. Lanceau/RC/British Shorthair
Herz
- Knochendeformationen (Sturman et al. 1985)
Folgen eines Taurinmangels auf die Reproduktionsfunktion der Katze und das Wachstum von Katzenwelpen
Taurinmangel beeinträchtigt die Reproduktionsfunktion und kann zu Entwicklungsstörungen bei Katzenwelpen führen.
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Diätetische Informationen von Royal Canin
duktionsfunktion. Die Reproduktionsleistungen von weiblichen Katzen, die über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten vor der Bedeckung taurinarm gefüttert wurden, waren deutlich schlechter als die einer Kontrollgruppe. Die überlebenden Welpen der Katzen mit Taurinkarenz zeigten motorische Störungen neurologischen Ursprungs (Sturman et al. 1986). Die besten Wachstumsraten werden bei Katzenwelpen beobachtet, deren Mütter eine „normale“ Taurinversorgung haben (0,2 % Taurin; Sturman et al. 1992). Eine erhöhte Taurinzufuhr (1 %) hat keinen offensichtlichen positiven Sekundäreffekt auf die Reproduktion und die Gesundheit der während der Studie geborenen Katzenwelpen (Sturman et al. 1992).
Effekt einer Taurinsupplementierung bei Katzen mit dilatativer Kardiomyopathie infolge Taurinmangels Die DCM infolge Taurinmangels hängt mit einer mangelhaften Kontraktilität des Myokards zusammen (siehe oben). Die klinischen Symptome dieser Erkrankung sind mit Hilfe einer bedarfsgerechten Taurinsupplementierung reversibel, unter der Voraussetzung, dass die Behandlung frühzeitig eingeleitet wird und die Erkrankung noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Die empfohlene Dosierung beträgt 250 mg Taurin pro Katze zweimal täglich auf oralem Weg. Mit Hilfe einer Supplementierung in dieser Höhe gelingt eine Remission innerhalb von zwei bis vier Monaten bei 65 % der betroffenen Katzen (Pion et al. 1987).
Herz
Die Ergebnisse von 37 auf diese Weise behandelten Katzen wurden von Pion et al. (1992) vorgestellt:
- Vorzeitige Todesfälle (innerhalb der ersten 30 Tage der Supplementierung) bei 14 (38 %) der Katzen, - deutliche Besserung der klinischen Symptome und der echokardiographischen Befunde bei 22 Katzen (59 %). Die Überlebenszeit lag bei über 240 Tagen. Der klinische Zustand dieser Katzen blieb stabil, trotz des Absetzens jeglicher medikamentöser Behandlung (außer der Taurinsupplementierung).
Schlussfolgerung Die Kardiomyopathie infolge Taurinmangels ist ein gutes Beispiel für die Zusammenhänge zwischen einer ausgewogenen Ernährung und der Herzfunktion. Die DCM ist bei der Katze inzwischen selten geworden, da die überwiegende Mehrzahl der kommerziellen Futtermittelprodukte für Katzen heute einen ausreichend hohen Tauringehalt aufweist.
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