Ferkolleg Kurs Katze speziell

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ROYAL CANIN Fernkolleg f체r TierarzthelferInnen/Tiermedizinische Fachangestellte

Ern채hrung und Di채tetik: Besonderheiten der Katze

Kurs 01/12 (Juni 2012 - November 2012)


Inhaltsverzeichnis 1

Einleitung

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Energie- und Nährstoffbedarf „Katze spezial“ •

Energie

Hoher Proteinbedarf

Für Katzen essenziell: a. Arachidonsäure b. Spezifische Aminosäuren • Taurin • Arginin • Methionin und Cystin c. Niazin d. Vitamin A

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Der katzenspezifische Unterschied… •

Kohlenhydrate in der Katzenernährung

Die Last mit den Haarballen

Nahrungsergänzungen: welche sind für Katzen sinnvoll?

Veränderter Bedarf: welche Faktoren spielen bei der Katze eine Rolle? • Wachstum • Kastration • Trächtigkeit und Laktation

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Ernährungsverhalten der Katze • Nahrungserwerb und Jagdverhalten der Katze • Drinnen oder draußen?

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Spezielle Diätetik bei der Katze • Diabetes mellitus • Leber: Feline hepatische Lipidiose (FHL) • Feline Pankreatitis • Harnsteine • Idiopathische Zystitis • Erkrankungen der Zähne und der Maulhöhle • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)


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Häufige Fragen •

„Meine Katze hat seit der Kastration vor einem Jahr ein Kilo zugenommen, obwohl ich nichts an der Fütterung verändert habe. Wie kann das sein?“

„Brauchen Katzen Katzengras?“

„Meine Katze hat trotz Harnsteindiät wieder Harnsteine. Woran kann das liegen?“

„Darf ich meiner Katze Milch und rohe Leber geben?“

„Das Fell meiner Perserkatze ist nicht schön. Kann ich das etwas über die Ernährung tun?“

„Soll ich meiner Katze lieber Feucht- oder Trockenfutter geben? Und soll ich die Futtersorte ab und zu wechseln oder nicht?“

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Royal Canin Produkte für gesunde Katzen •

Vet Care Nutrition Feline Pediatric a. Weaning b. Growth c. Queen

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Einleitung

Katzen sind anders – und zwar in vielen Lebensbereichen. Dass die Katze kein kleiner Hund ist, gilt nicht nur in der Arzneimitteltherapie, für die Haltung der Tiere etc., sondern nicht zuletzt auch für die Fütterung. Das nachfolgende Fernkolleg widmet sich den Besonderheiten und speziellen Ansprüchen der Katze an die Ernährung. Die strikt carnivore Ernährungsweise der Katze ist der Grund für einen sehr speziellen Nährstoffbedarf und erklärt auch typische Ernährungsgewohnheiten wie z.B. die Neophilie (siehe Kapitel 5). Auch ihr Nährstoffbedarf ist einzigartig: Aufgrund ihrer hohen Spezialisierung auf tierische Nahrung sind sie auf die Zufuhr einiger Nährstoffe angewiesen, die der Hund selber bilden kann. Hierzu gehören z.B. Taurin und Arachidonsäure. Das Jagd- bzw. Ernährungsverhalten der Katze unterscheidet sich grundlegend von dem des Hundes bzw. Wolfes: Katzen sind Einzeljäger, die ihre Beute nicht hetzten, sondern ihr auflauern. Das typische Nahrungsspektrum besteht aus Beutetieren, die so klein sind, dass sie sich nicht zum Teilen eignen. Wie speziell Katzen sind, lässt sich schon anhand weniger Beispiele verdeutlichen, die im Zusammenhang mit der Ernährung stehen. "Typisch Katze“ ist eine geringe Flüssigkeitsaufnahme (stark konzentrierter Harn, Harnsteinrisiko), mäkeliges/vorsichtiges Futteraufnahme-Verhalten (selten Vergiftungen), intensive Körperpflege (Haarballenproblematik), kein Geschmacksempfinden für „süß“. Das Wissen der Tierhalter um die Besonderheiten ihres Stubentigers ist häufig recht begrenzt. Wie hoch der Beratungsbedarf gerade von Katzenhaltern in der Tierarztpraxis ist, verdeutlicht die nachfolgende Übersicht.

Als Tierarzthelferin/tiermedizinische Fachangestellte sollten Sie die besonderen Ernährungsbedürfnisse von Katzen je nach Lebensphase und bei den häufigsten Erkrankungen kennen (insbesondere auch die Unterschiede zum Hund). Nach erfolgreicher Absolvierung des vorliegenden Fernkolleg-Kurses können Sie eine fundierte Ernährungsberatung von Katzenhalter weitgehend selbständig durchführen. Das sichert nicht nur eine optimale Versorgung Ihrer Katzenpatienten und ist ein „Service-Plus“ für Ihre Praxis, sondern auch eine Möglichkeit, sich von anderen Praxen und dem Fachhandel abzuheben. Praktische Tipps zur Beantwortung der häufigsten Fragen rund um die Katzenernährung bietet das Kapitel „Häufige Fragen der Tierbesitzer“ (Kapitel 7). Eine Hilfestellung für die Empfehlung der ausschließlich in der Tierarztpraxis erhältlichen Katzen-Produkte von Royal Canin bietet Kapitel 8. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg bei der Beantwortung der Multiple-Choice-Fragen. Die Autorinnen Dr. Claudia Rade und Dr. Elisabeth Landes; Fachtierärztinnen für Tierernährung und Diätetik


2 Energie- und Nährstoffbedarf „Katze spezial“ Katzen sind als strikte Carnivoren (Fleischfresser) an eine Nahrung angepasst, die mehr Proteine und weniger Kohlenhydrate enthält als die des Hundes (carniomnivore Ernährungsweise => fleischorientierter Allesfresser). Die natürliche Nahrung der Katze (kleine Beutetiere wie Mäuse, Vögel und Reptilien) enthält ungefähr 55% Protein und 45% Fett in der Trockenmasse. Für Kohlenhydrate ist da kaum noch Platz: Ihr Anteil macht nur etwa 1-2% aus. In einer Studie (Hewson-Hughes 2011), in der Katzen zwischen unterschiedlichen Futtermitteln zur freien Verfügung wählen konnten, entschieden sich Katzen konsequent so, dass ein spezifisches Nährstoffprofil erreicht wurde. Instinktiv bevorzugt wurde eine Nahrung, die 52 % der Energie aus Proteinen, 36 % aus Fett und 12 % aus Kohlenhydraten lieferte. Dies stimmt weitgehend mit der Zusammensetzung ihrer natürlichen Nahrung (kleine Beutetiere wie Mäuse) überein. Die hohe Akzeptanz von Feuchtnahrung könnte demnach auf Übereinstimmung der Zusammensetzung mit dem instinktiv bevorzugten Nährstoffprofil zurückzuführen sein. • Energie Für die Berechnung des Energiebedarfs bei der Katze wurden kürzlich neue Formeln und Richtwerte veröffentlicht, die der Tatsache Rechnung tragen, dass der Anteil übergewichtiger Katzen an der Gesamtpopulation die 30% Marke inzwischen deutlich überschritten hat (siehe Tabelle 1). Tabelle 1: Formeln zur Berechnung des Energiebedarfs bei der Katze in Abhängigkeit vom Ernährungszustand (nach Bermingham 2009) Katze (kcal/Tag)

Übergewichtige Katze Normalgewichtige Katze

Neuer Energiebedarf (2011)

62,1 x BW

Vorher

45 kcal/kg Körpergewicht

0,711

77,6 x BW

0,711

55 kcal/kg Körpergewicht

Schlanke/magere Katze 93,1 x BW

0,711

65 kcal/kg Körpergewicht

Quelle: Bermingham E. & al. (2009): Energy requirements of adult cats- a meta-analysis. British Journal of Nutrition

Abb. 1: Tägliche Energieversorgung (kcal/Tag) normalgewichtiger Katzen in Abhängigkeit vom Körpergewicht nach der alten (blaue Linie) und neuen Berechnung (rote Linie)


Abb.2: nach der Kastartion benötigen Katzen etwa 30% weniger Energie.

Wenn man die alten mit den neuen Bedarfszahlen vergleicht, sieht man, dass es bei Katzen mit 3 oder 4 kg Körpergewicht nur einen geringen Unterschied gibt (siehe Abb. 1). Katzen über 4 kg erhalten nach der neuen Berechnung weniger Kalorien als vorher, Katzen unter 3 kg mehr. Neben relativ bewegungsarmer Wohnungshaltung und einem unbegrenzten Futterangebot wirkt sich auch die Kastration mindernd auf den Energiebedarf vieler Katzen aus: Kastrierte Katzen und Kater benötigen etwa 30% weniger Energie als ihre unkastrierten Artgenossen (Abb. 2).

• Hoher Proteinbedarf Da die natürliche Nahrung der Katze überwiegend aus Fleisch besteht, ist ihr Stoffwechsel optimal an die Energiegewinnung aus Protein und Fett angepasst. Der Proteinbedarf einer adulten Katzen ist etwa 2-3x so hoch wie der eines erwachsenen Hundes oder anderer omnivorer Tiere. Katzen ziehen Proteine aus der Nahrung kontinuierlich für die Blutzuckerbildung und Energiegewinnung heran, auch wenn eigentlich ausreichend Kohlenhydrate dafür vorhanden sind. Außerdem benötigen sie Proteine, wie alle anderen Spezies auch als Strukturelemente (z.B. der Haare) und zum Aufbau aller Körpergewebe. Daraus resultiert der hohe Proteinbedarf der Katzen. Bei knapper Proteinversorgung haben omnivore Tiere effektive „Tricks“, um Aminosäuren einzusparen: Sie fahren die Proteinabbau herunter, indem sie die Aktivität der daran beteiligten Enzyme (Aminotransferasen und Enzyme des Harnstoffzyklus) drosseln. Katzen können das nicht, die Aktivität der genannten Enzymsysteme bleibt bei ihnen immer gleich hoch. Ferner nutzen Katzen auch bei knapper Eiweißversorgung Proteine weiterhin als Energiequelle. Achtung! Aufgrund ihres besonderen Proteinstoffwechsels geraten kranke, verletzte oder aus anderen Gründen nicht fressende Katzen viel schneller als Hunde in einen bedrohlichen Proteinmangel. •

Für Katzen essenziell: •

Arachidonsäure

Tierische Gewebe, die die Basis einer artgerechten Nahrung für die Katze darstellen, liefern den Großteil der Energie aus Fett und enthalten reichlich Arachidonsäure. Daher verfügt die Katze nur über eine geringe Aktivität der Enzyme, die zur Umwandlung der essenziellen Linolsäure in Arachidonsäure (beide sind Fettsäuren der Omega-6-Reihe) notwendig sind. Diese Enzyme (vor allem die Delta-6Desaturase) ermöglichen die Verlängerung der Kohlenstoffketten von Fettsäuren und die Einfügung zusätzlicher Doppelbindungen, was für die Umwandlung von Linolsäure in Arachidonsäure (Omega 6-Reihe) oder auch von Alpha-Linolensäure in DHA und EPA (Omega 3) wichtig ist. Prinzipiell ist dieser Syntheseweg bei der Katze


möglich, er liefert nur keine bedarfsdeckenden Mengen an den genannten Fettsäuren, so dass die Katze auf eine ausreichende Zufuhr von fertiger (präformierter) Arachidonsäure mit der Nahrung angewiesen ist. Arachidonsäure ist der wichtigste Vorläufer für die Gewebshormone (Prostaglandine, Leukotriene und Thromboxane) der sogenannten Serie 2, die im Rahmen von Entzündungsprozessen eine wichtige Rolle spielen. •

Spezifische Aminosäuren • Taurin

Taurin ist eine Aminosulfonsäure. Sie ist kein Bestandteil der Proteine, sondern kommt frei in großen Mengen in tierischen Geweben vor. Eine Ration mit pflanzlichen Rohstoffen muss daher grundsätzlich mit Taurin supplementiert werden. Erhitzen vermindert die Bioverfügbarkeit von Taurin, darum muss Dosenfutter, das durch Hitzebehandlung haltbar gemacht wird, mehr Taurin zugesetzt werden als Trockenfutter. Taurin ist essenziell für das Sehvermögen, die Reproduktion und die Funktion des Herzmuskels bei der Katze. Im Gegensatz zum Hund können Katzen keine ausreichenden Mengen Taurin aus seinen Vorläufern, den schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystin bilden. Die dafür notwendigen Enzyme (z.B. die Cystein Dioxigenase) weisen bei der Katze nur eine sehr geringe Aktivität auf. Dem gegenüber steht ein erhöhter Taurinverbrauch, da Katzen Gallensäuren ausschließlich mit Taurin verbinden (konjugieren), um ihre Wasserlöslichkeit zu verbessern. Andere Tierarten ziehen dafür noch andere Substanzen wie z.B. die Aminosäure Glycin heran. Kompliziert wird die Sache darüber hinaus dadurch, dass der Taurinbedarf der Katze in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Ration schwanken kann: Während ein hoher Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystin, den Vorläufern des Taurins) den Taurinbedarf eher senkt, (obwohl die Katze aus der Eigensynthese ihren Bedarf nicht decken könnte), wirkt sich ein hoher Rohfaseranteil im Futter eher gegenteilig aus. Ein Taurinmangel macht sich erst nach einer mehrere Monate anhaltenden Unterversorgung klinisch bemerkbar. Die häufigsten Symptome sind Blindheit infolge einer zentralen Retinaatrophie, bei Zuchtkatzen Störungen der Reproduktion (Aborte, Resorption der Früchte) oder die Entwicklung einer Herzmuskelschwäche (dilatative Kardiomyopathie).Die Bestimmung des TauringeAbb. 3: Taurin ist wichtig für die Herzfunktion und als haltes im Vollblut sagt am Antioxidanz (Bestandteil des patentierten Antioxidanzienmeisten über den komplexes aus Lutein, Taurin, Vitamin C und E) Taurinstatus der Katze aus. Gesunde Katzen haben eine Taurinkonzentration von > 300 nmol/l, Ein Mangel liegt bei Gehalte von < 160 nmol/l vor. Die Bestimmung von Taurin im Plasma ist weniger


gut geeignet, da der Wert durch die Freisetzung von Taurin aus den Blutzellen (besonders aus den Blutplättchen) verfälscht sein kann. • Arginin Arginin ist für Hunde und Katzen eine essenzielle Aminosäure. Es ist bedeutsam für das wachstum, die Synthese von Harnstoff und den Gefäßschutz (siehe Abb. 4). Katzen haben jedoch einen deutlich höheren Bedarf, weil sie a) den Harnstoffzyklus in Phasen des Nahrungsentzugs oder bei Fütterung proteinarmen Futters nicht entsprechend „herunterfahren“ können. b) selbst nicht genug Ornithin und Citrullin produzieren können, die im Harnstoffzyklus zu Arginin umgewandelt werden könnten. Ein Argininmangel stellt sich bei der Katze innerhalb von Stunden ein, wenn das Futter deutlich zu wenig von dieser Aminosäure enthält, und führt zu einer Hyperammonämie (zu hohe Ammoniumkonzentration im Blut), die zum Tode führen kann. Die Anzeichen einer solchen Ammoniakvergiftung sind z.B. Erbrechen, Speicheln und neurologische Symptome wie Krämpfe und Koma.Tierische Gewebe sind sehr reich an Arginin und Citrullin, so dass bei einer artgerechten, fleischorientierten Fütterung nicht mit einem Mangel zu rechnen ist. Erhalten Katzen hingegen eine Ration, die überwiegend aus pflanzlichen Rohstoffen besteht, muss Arginin unbedingt supplementiert werden. Auch Katzen mit Hepatischer Lipidose (siehe Kapitel 6), die nicht fressen, sollten zusätzlich Arginin erhalten, da ein Teil ihrer Symptome auf eine mangelhafte Versorgung mit dieser Aminosäure zurückgeführt wird. 250 mg Arginin pro Katze und Tag sind vorzusehen.

Abb. 4: Gefäßschützende Wirkung von Arginin: Stickstoffmonoxid (NO) hat eine entspannende Wirkung auf die Gefäßwände. Es entsteht aus L-Arginin und Sauerstoff.

• Methionin und Cystin Katzen haben außerdem einen höheren Bedarf an Methionin und Zystin als omnivore Tierarten. Diese beiden Aminosäuren gehören zu den sogenannten glucoplastischen, d.h. zu den AS, aus denen Blutzucker gebildet werden und Energie


gewonnen kann. Dies geschieht über die Umwandlung in Pyruvat. Das dieser Stoffwechselweg wie bereits erwähnt von der Katze recht intensiv genutzt wird, hat sie auch einen erhöhten Verbrauch an Methionin und Zystin. Weitere Gründe für den erhöhten Bedarf – besonders bei Langhaarkatzen - sind das dichte Fell und intensive Haarwachstum der Katze, denn Met und Cys sind als schwefelhaltige Aminosäuren wichtige Strukturbestandteile des Haars (Abb. 5). Außerdem bilden Katzen aus Ihnen das Felinin, ein katzenspezifisches Eiweiß im Harn, das bei kastrierten Katzen allerdings in deutlich niedrigerer Konzentration im Urin nachzuweisen ist als bei intakten Tieren. Abb. 5: Die Aminosäuren Methionin und Cystin Am höchsten ist der Methionin- und sind wichtige Strukturbestandteile des Haars. Cystinbedarf daher bei unkastrierten Katern. Die Bedeutung des Felinins ist noch unklar, aber möglicherweise spielt es eine Rolle bei der Markierung des Territoriums. Tierische Gewebe sind reich an diesen beiden Aminosäuren, so dass ein Mangel in der Praxis bei Katzen selten auftritt. Am wahrscheinlichsten ist er bei nicht fressenden Katzen oder bei rein vegetarischer Fütterung. Anzeichen eines Mangels sind eine verzögertes Wachstum bei Kitten und eine krustige Dermatose und schlechte Fellqualität bei erwachsenen Katzen. • Niazin Katzen können das wasserlösliche Vitamin Niazin prinzipiell selbst synthetisieren. Ihre Eigensynthese reicht jedoch nicht aus, um ihren Bedarf zu decken, der 4x so hoch ist wie beim Hund. Grund dafür ist ein erheblich höherer Verbrauch der Vitaminvorstufen, allen voran der Aminosäure Tryptophan, bei der strikt carnivoren Katze. Als wasserlösliches Vitamin kannn Niazin nicht im Körper gespeichert werden und muss täglich in ausreichender Menge zugeführt werden. Tierische Gewebe sind reich an Niazin und kommerzielle Futtermittel vielfach damit angereichert, so dass die Versorgung bei konventioneller, artgerechter Ernährung gesichert ist. • Vitamin A Katzen können biologisch wirksames Vitamin A (Retinol) nicht aus seiner Vorstufe, dem Beta-Carotin, bilden. Das fertige, fettlösliche Vitamin A kommt nur in tierischen Geweben vor. Es übernimmt wichtige Funktionen im Stoffwechsel von Knochen und Muskeln und ist essenziell für das Sehvermögen (insbesondere bei schwachem Lichteinfall => Vitamin-A-Mangel führt zur Nachtblindheit; Abb. 6), die Reproduktion und vor allem die Integrität aller Epithelien einschließlich der äußeren Haut. Es wird daher auch als „Epithelschutzvitamin“ bezeichnet. Bei Fütterung von kommerziellem Katzenfutter kommt ein Vitamin-A-Mangel so gut wie nie vor, und auch bei der Fütterung selbstzubereiteter Rationen mit konstant zu wenig Vitamin A dauert es sehr lange, bis sich ein Mangel entwickelt, da Vitamin A in der Leber gespeichert


wird. Am ehesten entwickelt sich ein Vitamin A-Mangel bei Katzen mit schwerem Leberschaden oder anderen den Magen-Darm-Trakt betreffenden Erkrankungen, die

Abb. 6: Vitamin A ist essenziell für den Sehvorgang, besonders für die Fähigkeit des Dämmerungssehens.

mit einer Störung des Fettstoffwechsels einhergehen. Eine Supplementierung darf aber nur bei nachgewiesener Unterversorgung erfolgen, da zusätzliche Gaben von Vitamin A schnell eine toxische Grenze erreichen können. Die empfohlene Dosierung bei Katzen mit Vitamin-A-Mangel ist 400 IU/kg Körpergewicht (orale Gabe).


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Der katzenspezifische Unterschied… •

Kohlenhydrate in der Katzenernährung

Wie bereits erwähnt, enthält die natürliche Nahrung der Katze nur sehr wenig Kohlenhydrate. In der Konsequenz können sie die Geschmacksrichtung „süß“ (vermittelt durch Einfachzucker, die Abbauprodukte der Kohlenhydrate) nicht wahrnehmen, da sie keine entsprechenden Geschmacksrezeptoren besitzen. Futter mit süßem Geschmack ist daher für Katzen weniger attraktiv, sie bevorzugen Geschmacksstoffe aus tierischen Fetten und Fleisch, was bei der Abb. 7: Trockenfutter enthält relativ viele Auswahl einer Nahrung für schlecht Kohlenhydrate. fressende Katzen zu berücksichtigen ist. Die Bedeutung der Kohlenhydrataufnahme für die Entstehung von Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht, gastrointestinalen Störungen wie Pankreatitis und IBD (chronische Darmentzündung) oder sogar FLUDT (Erkrankungen der ableitenden Harnwege) bei der Katze wird zurzeit sehr intensiv diskutiert. Die Verwendung von kommerziellem Trockenfutter für Katzen mit relativ hohem Kohlenhydratanteil wird mit dem gehäuften Auftreten dieser Erkrankungen bei Katzen in Verbindung gebracht. Gleichzeitig werden Überlegungen angestellt, ob eine Kohlenhydrat arme Fütterung zur Vorbeugung und/oder Behandlung der genannten Gesundheitsprobleme dienen könnte. Für adulte Katzen sind Kohlenhydrate verzichtbar. Eine Ausnahme bilden besondere Lebensphasen wie Trächtigkeit und Laktation (siehe Kapitel 4) Der Kohlenhydratstoffwechsel der Katze unterscheidet sehr deutlich von dem des Hundes: • geringe Aktivität der stärkespaltenden Amylase im Pankreas und Dünndarm • geringe Aktivität des Enzyms Glukokinase in der Leber Das Fehlen des Enzyms Amylase im Speichel der Katze, dass bei anderen Spezies wie z.B. beim Menschen die Stärkeverdauung bereits in der Mundhöhle einleitet, ist als eine Anpassung an die niedrige Kohlenhydrataufnahme zu verstehen. Auch im Darm der Katze weisen Enzyme für die Verdauung von Kohlenhydraten (pankreatische Amylase, Disaccharidasen, die Zweifachzucker spalten) nur eine geringe Aktivität auf. Zu hohe Mengen an Kohlenhydraten oder unzureichend aufgeschlossene Stärke senken nicht nur die Verdaulichkeit der Proteine sondern auch den pH im Kot als Folge eines unvollständigen Abbaus der Kohlenhydrate im Dünndarm, was deren bakterielle Fermentation im Dickdarm begünstigt: Durchfall kann die Folge sein. In der Leber vieler anderer Tierarten sorgen die Enzyme Hexokinase und Glukokinase für die Umsetzung von Glucose entweder zur Speicherung oder zur Oxidation. Die Glukokinase ist ein induzierbares Enzym, das je nach Bedarf (z.B. bei hoher Kohlenhydrataufnahme) vermehrt gebildet werden kann. Katzen weisen nicht nur per se eine sehr niedrige Glukokinase-Aktivität in der Leber auf, die Bildung dieses Enzym lässt sich bei hoher Kohlenhydrataufnahme auch nicht steigern. Auch die Glykogen-Synthetase, das Enzym, das aus Glukose Glykogen zur Speicherung in der Leber und der Muskulatur bildet, weist bei der Katze eine sehr geringe Aktivität


auf. Dies alles zusammen ist Ausdruck der Tatsache, dass der Stoffwechsel der Katze eher auf die Energiegewinnung aus Fett und glucoplastischen Aminosäuren programmiert ist als auf die Nutzung von Kohlenhydraten als Energiequelle. Das bedeutet jedoch nicht, dass Katzen Kohlenhydrate nicht verdauen können. Tatsächlich sind sie in der Lage, sehr effizient aus Stärke und Einfachzuckern Energie zu gewinnen, nur entspricht dies nicht ihrer ursprünglichen Ernährungsweise. Je nach Stärkeangebot in der Nahrung, wird die Bildung des stärkespaltenden Enzyms Amylase angeregt (induziert, siehe Abb. 8). Die Möglichkeit, durch die Energiegewinnung aus Kohlenhydraten Protein einzusparen, ist im Gegensatz zum Hund begrenzt. Außerdem können Katzen bei einer hohen Kohlenhydratanflutung mit der Nahrung ihren Blutzucker nicht so schnell regulieren und somit den Blutzuckerwert nach der Mahlzeit nicht so schnell wieder absenken wie omnivore Tiere.

Abb. 8: Bei Katzenwelpen wird nach dem Absetzen durch stärkehaltige Nahrung die Stärkeverdauung durch Amylase induziert.

Trockenfutter mit einem handelsüblichen Kohlenhydratanteil von ca. 40% und einer durchschnittlichen Verdaulichkeit von 85% wird von gesunden Katzen sehr gut vertragen. Vor allem bei der Herstellung von Trockenfutter sind die Kohlenhydrate für den Extrusions- und Kochvorgang unverzichtbar. In einer Studie von Hewson-Hughes (2011) stellten Katzen die Futteraufnahme ein, wenn sie mehr als 20,5 g Kohlenhydrate am Tag mit dem Futter aufnahmen und zwar unabhängig davon, ob sie bereits ausreichend mit Energie, Proteinen und Fetten versorgt waren oder nicht. Bei proteinreicher Nahrung steigerten die Katzen hingegen die Aufnahme von Nicht-Protein-Quellen unabhängig von der Versorgung mit Nährstoffen so lange, bis ihr Energiebedarf gedeckt war. •

Die Last mit den Haarballen

Zwei Drittel der abgestorbenen Haare werden von der Katze im Rahmen der täglichen Fellpflege abgeschluckt. Dies gilt insbesondere für Langhaarkatzen bzw. solche mit mittellangen Haaren. Katzen gelten als sehr reinliche Tiere, sie verbringen oft fast 30 % des Tages mit der Fellpflege. Die raue Katzenzunge funktioniert dabei wie eine Bürste: abgestorbene Haare sammeln sich in den kleinen Hornhäkchen auf der Oberseite der Zunge und werden abgeschluckt.


Abb. 9: Haarballen (Bezoare) von verschiedenen Katzenrassen

Diese abgeschluckten Haare werden nicht verdaut, sondern bilden – falls sie nicht auf natürlichem Weg über den Verdauungstrakt ausgeschieden werden – sogenannte Haarballen oder Trichobezoare im Magen (Abb. 9). Diese werden von der Katze dann mehr oder weniger regelmäßig aus dem Magen hochgewürgt und erbrochen. Solange dies im Rahmen bleibt und das Allgemeinbefinden der Katze ungestört ist, kann der Vorgang als normal angesehen werden. Die meisten Haarballen können auf die eine oder andere Art (mit dem Kot oder durch Auswürgen) ohne Probleme für die Katze beseitigt werden. Beim Hund kommt das Phänomen der Haarballenbildung nicht vor, da sich sein Putzverhalten deutlich von dem der Katze unterscheidet und seine Zunge nicht die oben beschriebenen Hornhäkchen aufweist. Risikofaktoren für die Haarballenbildung sind intensiver Fellwechsel, langes oder mittellanges Haarkleid, Wohnungshaltung (siehe Abb. 10) und Darmträgheit, z.B. bei wenig körperlicher Bewegung durch Übergewicht oder Gelenkprobleme.

Abb. 10: Katzen, die nur im Haus leben, verlieren über das Jahr gesehen mehr Haare: Ihr durchschnittlicher täglicher Haarverlust ist höher als bei Freigängern (Studie Royal Canin)


Aufgrund dieser Haaransammlung im Verdauungstrakt der Katze kann es jedoch neben dem Erbrechen auch noch zu anderen Problemen im Verdauungstrakt kommen, schlimmstenfalls zu einer Verstopfung mit Darmverschluss. In besonders schwerwiegenden Fällen kann dann sogar eine chirurgische Entfernung erforderlich sein. Die Haarballenbildung lässt sich jedoch durch einfache Maßnahmen reduzieren: •

Tägliches Bürsten der Katze, vor allem, wenn es sich um eine Langhaarkatze oder eine Rasse mit mittellangen Haaren handelt. Aber auch Kurzhaarkatzen sollten öfters gebürstet werden. Das Entfernen abgestorbener und ausfallender Haare mit der Bürste verhindert, dass eine Katze bei der Fellpflege zu viele Haare ab schluckt. Dieser Maßnahme kommt im Fellwechsel (2x jährlich im Frühjahr und Herbst) besondere Bedeutung zu.

Füttern einer speziell dafür entwickelten Katzennahrung, die bestimmte Faserstoffe enthält wie z.B. das an Schleimstoffen reiche Psyllium, das die Ausscheidung der Trichobezoare über den Darm erleichtert. In Kombination mit Ballaststoffen (Rohfaser), die die Peristaltik anregen, kann die Wirkung von solchen gelbildenden Fasern optimiert werden.

Katzengras und Katzenminze (Catnip, botanischer Name: Nepeta cataria) soll ebenfalls zur Darmreinigung beitragen. Es erscheint, als ob Katzen dieses Pflanzen bewusst aufnehmen, um ein Erbrechen (von Haarballen) auszulösen. Danach scheinen sie sich dann häufig wohler zu fühlen.

Weitere Anti-hairball Maßnahmen sind die Verwendung von Substanzen mit abführender und Stuhl erweichender Wirkung sowie von Mitteln zur Anregung der Darmperistaltik, um die Haarballen auf natürlichem Wege auszuschleusen (z.B. Eserin Salicylat)

Nahrungsergänzungen: welche sind für Katzen sinnvoll?

Tyrosin Die Aminosäure Tyrosin gilt als bedingt essenziell für die Katze. Sie ist wichtig für die Bildung des Hautpigments Melanin, das vor allem in schwarzen Haaren zu finden ist. Phenylalanin, eine Aminosäure die in vielen Proteinquellen reichlich enthalten ist, dient als Vorläufer des Tyrosins. Allerdings enthalten Futterrationen für Katzen manchmal Konzentrationen an Phenylalanin und Tyrosin, die zwar grundsätzlich bedarfsdeckend sind, aber nicht ausreichen, um eine optimale Abb. 11: Rotverfärbung des Fells bei schwarzen Pigmentierung des Haarkleides sicher Katzen-welpen infolge eines Tyrosinmangels. zu stellen. Ein Mangel an Tyrosin zeigt sich folglich in einer Aufhellung der eigentlich schwarzen Haare (Rotverfärbung) bei


Katzen mit entsprechender Fellfarbe (Abb. 11). Dieser Effekt kann durch die Fütterung Tyrosin reicher Rationen (mit viel tierischem Protein) oder entsprechender Nahrungsergänzungen wieder behoben werden. L-Carnitin L-Carnitin ist eine Substanz mit Vitamin ähnlichem Charakter. Es spielt bei der Katze eine Rolle in der Behandlung der hepatischen Lipidose und zur Förderung der Gewichtsabnahme bei einer Reduktionsdiät. Der Bezug zur Hepatischen Lipidose (siehe auch Kapitel 6) wurde auf der Basis diverser humanmedizinischer Studien hergestellt, in denen gezeigt werden konnte, dass ein Carnitinmangel beim Menschen zu Leberverfettung und eingeschränkter Leberfunktion führen kann. Studien an Katzen liefern Hinweise darauf, dass die Supplementierung von LCarnitin die Genesung bei Hepatischer Lipidose beschleunigt und die Überlebenschancen dieser Patienten verbessert. Im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Gewichtsreduktion bei der Katze erhöht L-Carnitin den Anteil der mageren Körpermasse und fördert die Gewichtsabnahme. Die empfohlene Dosierung von L-Carnitin in beiden genannten Fällen beträgt 250-500 mg/Katze/Tag. Auf Stoffwechselebene ist die wichtigste Funktion des L-Carnitins der Transport der langkettigen Fettsäuren in die Mitochondrien, wo diese mittels Beta-Oxidation zur Energiegewinnung herangezogen werden. Katzen können L-Carnitin aus den beiden Aminosäuren Lysin und Methionin synthetisieren, die in Fleisch und Milchprodukten reichlich enthalten sind. Außerdem sind Eisen und verschiedene B-Vitamine für die Carnitinbildung erforderlich. Die Synthese findet bei Katzen in der Niere statt, im Gegensatz zum Hund und anderen Säugetieren, bei dem die Leber der primäre Syntheseort für Carnitin ist. Die Carnitinbildung kann bei Katzen, die schlecht oder gar nicht fressen, eingeschränkt sein. Omega-3-Fettsäuren Omega-3-Fettsäuren kommen in hohen Konzentrationen in Fisch und Fischölen vor. Besonders interessant als Nahrungsergänzungen sind die langkettigen Omega-3Säuren EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure). 1,5 GFR (ml/mn/ kg PV) 1,3 1,1 0,9 0,7 0,5

Fischöl (Omega 3)

Talg

Distelöl (Omega 6)

Abb. 12: Positiver Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf die GFR bei niereninsuffizienten Tieren (Hunden) im Vergleich zu anderen Fettquellen in der Nahrung (nach Brown et al. 1996)


Sie werden in die Zellmembranen der Körperzellen eingebaut und beeinflussen deren Integrität (z.B. die Stärke der Hautbarriere), Fluidität (etwa zu übersetzen mit „Geschmeidigkeit“, wichtig für die Fließeigenschaften des Blutes) und die Zellkommunikation (z.B. bei Entzündungsreaktionen). Aus Omega-3-Fettsäuren werden auch Gewebshormone, sogenannte Entzündungsmediatoren, gebildet, und zwar die Prostaglandine und Leukotriene der Serie 3 und 5. Diese wirken eher entzündungshemmend als Gewebshormone anderer Serien, ein Effekt, den man sich vor allem in der diätetischen Behandlung von entzündlichen Haut- und Gelenkerkrankungen zunutze macht. Bei Dermatosen helfen die Omega-3Fettsäuren, Rötung und Juckreiz zu begrenzen, bei Arthrose reduziert eine Minderung der Entzündungsreaktionen häufig auch den Gelenkschmerz und verbessert die Beweglichkeit. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass Omega-3-Fettsäuren eine sinnvolle Nahrungsergänzung für Katzen mit Diabetes mellitus sein könnten: Übergewichtige Katzen, die eine mit Omega-3-Fettsäuren angereicherte Diät erhielten, zeigten langfristig einen besser kontrollierten Blutzuckerspiegel und eine niedrigere Insulinkonzentration im Blut. Dies weist auf eine verbesserte Insulinsensitivität infolge der Omega-3-Gabe hin. Schließlich sei noch die positive Wirkung der Omega-3-Fettsäuren bei Katzen mit Niereninsuffizienz erwähnt: Die aus den Omega-3-Fettsäuren aus der Nahrung gebildeten Entzündungsmediatoren (siehe oben) entfalten eine Wirkung an den Nierengefäßen, und zwar schützen sie die geschädigte Niere, indem der Blutdruck in der Niere gesenkt und somit das Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamt und die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) verbessert wird (Abb. 12). Glykosaminoglykane (GAGs) GAGs sind natürliche Bestandteile des Gelenkknorpels. Die bekanntesten Vertreter sind Glucosamin und Chondroitinsulfat. Als Nahrungsergänzungen entfalten sie unterschiedliche positive Effkte an den Gelenken: •

Glucosamin stimuliert die Knorpelregeneration durch Unterstützung der Kollagensynthese

Chondroitinsulfat hemmt knorpelabbauende entzündungshemmenden Effekt

Enzyme

und

hat

einen

GAGs tragen zur Bildung von Proteoglykanen bei, die dem Knorpel seine elastische Qualität, seine stoßdämpfenden Eigenschaften und seine Widerstandskraft gegenüber Stauchungen verleihen. Im Falle einer Osteoarthrose kommt es zu einem Verlust von GAGs und Proteoglykanen. Der Bedarf an Vorläufersubstanzen wie Glukosamin und Chondroitinsulfat ist in diesen Fällen extrem hoch. da es sich um Substrate handelt, die für die Wiederherstellung von Knorpelgewebe notwendig sind. Da die GAGs recht große Moleküle sind, wurde immer wieder angezweifelt, ob sie nach oraler Gabe tatsächlich absorbiert werden und im Zielgewebe (Gelenkknorpel und –flüssigkeit) ankommen. Verschiedene Studien konnten inzwischen belegen, dass mit oraler Applikation vergleichbar hohe Konzentrationen der GAGs im Gelenk erzielt werden können wie durch eine Injektion der Substanzen (Abb. 13).


Abb. 13: Anreicherung der GAGs aus der Nahrung im Gelenk.

Glukosamin und Chondroitin unterstützen die Prävention einer Osteoarthrose, ihr Einsatz empfiehlt sich daher bei älteren Hunden und Katzen vor dem Einsetzen erster Symptome von Gelenkverschleiß. Außerdem haben Glukosamin und Chondroitin aber auch vorteilhafte Wirkungen bei der Milderung von Symptomen einer gering- bis mittelgradigen Osteoarthrose. Psyllium (Flohsamen) Flohsamen (Psyllium, Plantago ovata; Abb. 14) besteht zu 35 % aus löslichen Fasern und zu 65 % aus unlöslichen Fasern (Zellulose, Hemizellulose und Lignin). Seine Wirkung auf die Darmgesundheit wird von den Eigenschaften beider fasertypen bestimmt (siehe Tab. 2). Die löslichen Fasern in Psyllium besitzen die Fähigkeit, im Verdauungskanal ein Gel zu bilden. Psyllium besitzt daher eine hohe Abb. 14: Psyllium (Flohsamen) Wasserbindungskapazität und die Eigenschaft, den Kot geschmeidig zu machen, was man sich in der Prophylaxe und Therapie von Verdauungsstörungen (sowohl Verstopfungen als auch Durchfall) zunutze macht: Zum einen wird der Kot durch die gelbildenden Eigenschaften gleitfähiger, zum anderen verlangsamen lösliche Fasern die Darmpassage (siehe Tabelle 2). Unlösliche Fasern eignen sich hierfür weniger gut, da sie viel Wasser binden, ohne gelbildende Eigenschaften zu besitzen, und somit zu sehr trockenem Kot führen können. Ein weiterer Nachteil unlöslicher Fasern ist, dass sie die Verdaulichkeit aller anderen Nährstoffe im Gegensatz zu Psyllium sehr stark herabsetzen. Das ist bei MagenDarm-Patienten in der Regel nicht erwünscht. Die Eigenschaft des Flohsamens, die Viskosität des Darminhalts zu erhöhen, verzögert aber nicht nur die Darmpassage sondern erleichtert die natürliche Ausscheidung von Haarballen (siehe oben). Im Gegensatz zu anderen lösliche Fasern ist Psyllium nur teilweise durch die Darmbakterien im Dickdarm fermentierbar (durch Bakterien abbaubar). Der bakterielle Abbau dieser Fasern spielt eine wichtige Rolle für das Ökosystem des Dickdarms, da hierbei kurzkettige Fettsäuren gebildet werden, die das Darmmilieu


ansäuern und somit das Wachstum der erwünschten Darmflora fördern. Außerdem dienen die kurzkettigen Fettsäuren den Zellen der Darmschleimhaut als Energielieferant und stärken auf diese Weise die Darmbarriere. Drittens haben diese Säuren eine regulative Wirkung auf die Darmmotorik. Tab. 2: Psyllium enthält sowohl lösliche als auch unlösliche Fasern: Einfluss der beiden Fasertypen auf die Darmmotorik, Darmflora und Magen-Darm-Verträglichkeit

Bei einer sehr hohen Zufuhr fermentierbarer Fasern besteht die Gefahr einer übermäßigen Produktion kurzkettiger Fettsäuren, die dann Durchfall auslösen können, weil sie einen Wassereinstrom aus dem Körpergewebe in den Darm bewirken (osmotische Diarrhoe). Bei Psyllium ist dieses Risiko minimal, da es nur einen begrenzten Anteil fermentierbarer Fasern enthält. Lysin In der Literatur finden sich zunehmend Hinweise darauf, dass die Aminosäure Lysin bei der Katze einen antiviralen Effekt gegen das Feline Herpesvirus Typ 1 (einen Erreger des Katzenschnupfenkomplexes) entfalten kann, wenn gleichzeitig der Arginin-gehalt im Futter so kontrolliert wird, dass er bedarfsdeckend, aber darüber hinaus möglichst niedrig ist. Dosierungen von 400-500 mg Lysin/Katze/Tag erwiesen sich hierbei als wirksam. Für Kätzchen im Wachstum scheinen 250 mg Lysin/Tag ausreichend zu sein.


Abb. 15: Verlauf der felinen Herpesvirus-Infektion bei der Katze (asymptomatische Latenzphase bei ca. 80% der Fälle)

Lysin kann helfen, die Vermehrung des Felinen Herpesvirus in der Katze nach erfolgter Infektion zu hemmen und somit zu einem milderen klinischen Verlauf der Erkrankung beitragen, insbesondere kommt eine Behandlungsbedürftige Bindehautentzündung deutlich seltener vor (Stiles 2002). Die Verabreichung eines mit Lysin angereicherten Futters ist dabei der schonende Weg der Applikation, da eine 1-2malige Tabletteneingabe pro Tag erheblichen Stress für die zu behandelnde Katze bedeuten kann. Stress kann wiederum der Verlauf einer Katzenschnupfeninfektion verschlimmern. Eine Lysin-Supplementierung kann des Weiteren dazu beitragen, die Virusausscheidung zu vermindern und somit das Infektionsrisiko für andere Katzen im Bestand senken (wichtig z.B. in Tierheimen). Die Verabreichung eines mit Lysin angereicherten Futters ist unter folgenden Bedingungen sinnvoll:

Abb. 16: Für Katzenwelpen ist ein Lysin-Zusatz zum Futter vorteilhaft, da bei ihnen Katzenschnupfeninfektionen besonders schwer verlaufen.

1. Für tragende oder laktierende Katzen, da in diesen Perioden eine höhere 2. Wahrscheinlichkeit einer Virusausscheidung besteht 3. Für Katzenwelpen in der kritischen Phase der immunologischen Lücke, wenn die Antikörper aus der Muttermilch ihre Wirkung verlieren 4. Katzenwelpen unter einem Jahr (erkranken am häufigsten schwer) 5. Katzen, die in Mehrkatzenhaushalten, Tierheimen etc. leben 6. Katzen, die entweder eine frühe Herpesvirusinfektion oder eine chronische Infektion haben.


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Veränderter Bedarf: welche Faktoren spielen bei der Katze eine Rolle? • Wachstum

Im Gegensatz zu ausgewachsenen Katzen benötigen Katzenwelpen viel mehr Energie und Nährstoffe, da sie nicht nur ihren Erhaltungsbedarf (abhängig vom Körpergewicht) sondern zusätzlich den Bedarf für den Zuwachs (abhängig von der täglichen Gewichtzunahme) decken müssen. Das Wachstum kann grob in 2 Phasen unterteilt werden: In der ersten intensiven Wachstumsphase (etwa bis zum 4 Lebensmonat) nehmen die Kätzchen schnell an Gewicht und Körpergröße zu, in der zweiten Phase verlangsamt sich das Wachstum. Parallel dazu verläuft der Energieund Nährstoffbedarf, so dass etwa bis zum Alter von 4 Monaten die Katzenwelpen zur Deckung ihres Bedarfs immer mehr Futter benötigen. Nach dem Überschreiten des „Wachstumsgipfels“ (höchste tägliche Gewichtszunahme) nehmen die Welpen zwar weiter an Gewicht zu, aber langsamer. Während der Erhaltungsbedarf aufgrund des höheren Gewichts der Kätzchen ansteigt, nimmt der zusätzliche Bedarf für das Wachstum kontinuierlich ab. Da Wachstum mehr Energie und Nährstoffe „verbraucht“ als Erhaltung, haben jüngere Katzenwelpen pro Gewichtseinheit einen höheren Energie- und Nährstoffbedarf (bes. Protein, Kalzium) als ältere und wachsende Tiere einen höheren als ausgewachsene. Gegen Ende des Abb. 17: Bis zum 4 Lebensmonat wachsen die Kätzchen besonders Wachstums gleicht sich der Energie- und schnell (1.Wachstumsphase) Nährstoffbedarf immer mehr dem der ausgewachsenen Katze an. Katzenwelpen wachsen sehr schnell! Sie werden mit einem durchschnittlichen Gewicht zwischen 85 und 100 g geboren und nehmen bis zu einem Alter von rund 5 Monaten etwa 100 g pro Woche zu. Anhand dieses Richtwerts lässt sich das Alter relativ gut schätzen, ein guter Ernährungszustand natürlich vorausgesetzt. Bereits nach 1 Woche sollten die Kätzchen ihr Geburtsgewicht verdoppelt haben. Nach 4 Wochen haben die Welpen etwa 10 %, nach 10 Wochen (ungefährer Zeitpunkt des Absetzen) rund 30 %, nach 7-8 Monaten etwa 80 % des Erwachsenengewichts erreicht. Im Alter von 10-12 Monaten haben die meisten Katzen ihre endgültige Körpergröße und mit etwa 18 Monaten ihr endgültiges Erwachsenengewicht erreicht. Ausgewachsene Katzen wiegen zwischen 3 und 5 kg und sind damit 30 – 50-mal schwerer als bei ihrer Geburt. Ausnahmen sind große Katzenrassen wie z. B. Maine Coon, die erst mit 3-4 Jahren ausgewachsen sind. Bereits im Alter von wenigen Lebenswochen macht sich der sogenannte Geschlechtsdimorphismus bemerkbar, d. h. Kater zeigen generell höhere Gewichtszunahmen und werden schwerer als weibliche Katzen. Da die Gewichtsentwicklung neugeborener gesunder Welpen direkt von der Milchproduktion der Mutter abhängt, kann man durch regelmäßige Gewichtskontrollen der Welpen relativ gut abschätzen, ob die Milchleistung der Kätzin für die Ernährung ihres Wurfes ausreichend ist. Bei ungenügender


Milchleistung ist es wichtig, sofort den Gesundheitsstatus und die Fütterung des Muttertieres zu überprüfen und die Welpen gegebenenfalls mit einer geeigneten Ersatzmilch zuzufüttern (siehe unten). Katzenwelpen werden in der Regel zwischen 6-8 Wochen gesäugt und vertragen in den ersten 3 Wochen nur Muttermilch (Abb. 18). Muttermilch ist das „ideale Alleinfutter“ und deckt nicht nur den gesamten Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitsbedarf der Kätzchen, sondern enthält zudem weitere „entwicklungsfördernde“ Substanzen wie Antikörper, Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Bei Erkrankungen der Katze oder zu geringer Milchleistung muss daher eine spezielle Katzenersatzmilch verwendet werden, die in ihrer Zusammensetzung der Muttermilch weitgehend entspricht und auf das Verdauungssystem von Katzensäuglingen abgestimmt ist. Beispielsweise ist Laktose (Milchzucker) die einzige Kohlenhydratquelle in der Muttermilch und wird von saugenden Katzenwelpen am besten vertragen, so dass auch die Ersatzmilch immer Milchzucker enthalten und nach Möglichkeit stärkefrei sein sollte. Eine besonders hochwertige Eiweißquelle für Säuglinge sind Milchproteine, die aus Kuhmilch gewonnen werden, z. B. Magermilchpulver. Die Ersatzmilch muss genau nach den Angaben des Herstellers zubereitet werden und wird in kleinen Portionen über den Tag verteilt (Anzahl und Menge der 18: In den ersten 3 Lebenswochen ernähren sich die Mahlzeiten ist vom Alter des Abb. Kätzchen nur von Muttermilch. Welpen abhängig) mit einem Fläschchen mit Sauger gefüttert. Sobald die Milchzähne gegen Ende der 3. Lebenswoche durchbrechen und die Welpen beginnen ihre Umgebung zu erkunden, reicht die ausschließliche Versorgung mit Muttermilch nicht mehr aus, den zunehmenden Energie- und Nährstoffbedarf der Katzenjungen zu decken. Dann ist es Zeit mit der Beifütterung zu beginnen und die kleinen Katzen an die Aufnahme von anderem Futter als Muttermilch zu gewöhnen. Da die Welpen noch nicht in der Lage sind, Futterstückchen mit den Zähnen zu ergreifen und zu kauen, wird das Aufzuchtfutter zunächst in flüssig-breiiger Form angeboten, danach reduziert man schrittweise die Feuchtigkeitsmenge bis nur noch festes Futter angeboten wird. Zum Aufweichen ist Ersatzmilch oder Wasser geeignet. Die Entwöhnung ist ein langsamer und kontinuierlicher Prozess und hängt von der Milchleistung der Mutter und der selbstständigen Aufnahme von Aufzuchtfutter für Katzenwelpen ab. An ein Aufzuchtfutter werden hohe Anforderungen gestellt! Das Futter muss energiereich und hochverdaulich sein, um den erhöhten Bedarf an Energie- und Nährstoffen zu decken und zusätzlich in seiner Zusammensetzung dem Alter der Kätzchen angepasst sein. Die Welpen werden mit einem relativ unreifen Verdauungssystem geboren und ihre Verdauungskapazität für die verschiedenen Nährstoffe entwickelt sich nur langsam. Wie bereits erwähnt, vertragen säugende Welpen nur Muttermilch oder eine speziell für Katzenwelpen konzipierte Ersatzmilch.


Sobald die Jungtiere anfangen festes Futter aufzunehmen, verändert sich die Verdauung und die Verdauungskapazität nimmt langsam zu. Etwa ab der 20. Lebenswoche kann man einen deutlichen Anstieg der Verdaulichkeit der meisten Nährstoffe feststellen (Harper und Turner 2000).

Abb. 19: Veränderung der Aktivität der Protein- (Trypsin, Chymotrypsin) und Fettspaltenden Enzyme (Lipase) bei Katzenwelpen

Laktose ist zwar das einzige Kohlenhydrat, das von Katzensäuglingen vertragen wird, aber im Laufe des Wachstums sinkt die Aktivität von Laktase (Laktosespaltendes Enzym) deutlich ab. Dadurch verlieren die Katzenwelpen allmählich die Fähigkeit Laktose zu verdauen. Im Gegenzug steigt die Aktivität von Amylase (Stärke-spaltendes Enzym) an und die Fähigkeit Stärke zu verwerten nimmt langsam zu. Wie für erwachsene Katzen gilt auch bei älteren Katzenwelpen, dass die Aufnahme laktosehaltiger Milchprodukte oder Katzenersatzmilch mit dem Risiko von Verdauungsstörungen, bes. Durchfall verbunden ist und deshalb vermieden werden sollte. Trotz des kontinuierlichen Anstiegs der Amylaseaktivität in der 2. Wachstumsphase bleibt die Stärketoleranz bei den Jungtieren erheblich geringer als bei ausgewachsenen Katzen. Aus diesem Grund ist der Stärkegehalt in den Aufzuchtfuttermitteln besonders stark limitiert, da wachsende Katzen pro kg Körpergewicht deutlich mehr Futter aufnehmen als erwachsene Katzen. Wie aus Abb. 19 hervorgeht, erreichen die anderen Verdauungsenzyme erst mehrere Wochen nach dem Absetzen eine Aktivität, wie sie bei der erwachsenen Katze zu beobachten ist. Für ein optimales Wachstum und eine gute Verträglichkeit des Aufzuchtfutters sind hohe Proteingehalte und hochwertige Eiweißquellen erforderlich. Hochverdaulich sind Proteine tierischen Ursprungs wie Geflügel, Kasein, Ei, Fisch etc. sowie hochwertige pflanzliche Eiweißquellen wie z. B. Sojaproteinisolat, Weizenkleber. In Studien konnte ein positiver Effekt einer erhöhten Lysin- und Argininkonzentration (beides essenzielle Aminosäuren) im Zusammenhang mit Herpesvirusinfektionen (einer der Verursacher des „Katzenschnupfen-Komplexes“) nachgewiesen werden. Fett wird von wachsenden Katzen sehr gut vertragen, so dass durch Zulage von Fett ein energiereiches, gut verträgliches und schmackhaftes Aufzuchtfutter hergestellt werden kann. Zum Schutz vor Oxidation („Ranzig werden“) ist bei höheren Gehalten an ungesättigten Fettsäuren die Zugabe von Antioxidanzien (z. B. Vitamin E) erforderlich. Für die Knochenentwicklung spielt Kalzium eine besondere Rolle. Anders als Hundewelpen großer Rassen neigen Katzenwelpen bei einer Über- bzw. Unterversorgung mit Kalzium nicht zu Skelettentwicklungsstörungen. Ein sehr hoher


Kalziumgehalt beeinträchtigt allerdings die Verfügbarkeit anderer Mineralstoffe z. B. Zink. Bei Katzenwelpen ist im Gegensatz zu Hundewelpen eine Fütterung ad libitum zu empfehlen. Zum einen entspricht dies eher der natürlichen Ernährungsweise, d. h. viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu fressen. Zum anderen sind wachsende Katzen mit normaler Aktivität in der Regel dazu fähig, ihre Energieaufnahme dem Bedarf anzupassen. Trotzdem ist eine regelmäßige Überprüfung des Gewichts immer anzuraten, denn auch bei Katzen steigt das Risiko später Übergewicht zu entwickeln, wenn sie in der Wachstumsphase „überfüttert“ werden. Dies kann vorkommen, wenn ein besonders schmackhaftes Futter gefüttert wird und die jungen Katzen wenig Gelegenheit haben, sich ausreichend zu bewegen und zu spielen. Einmal angelegte Fettzellen in der Wachstumsphase bleiben für den Rest des Lebens erhalten. Werden Katzen gegen Ende der Wachstumsphase bei einer ad libitum Fütterung übergewichtig, sollte man ihnen das Futter zuteilen oder auf ein energieärmeres Futter umstellen. Eine übermäßige Gewichtszunahme wird häufig bei Katzen nach der Kastration beobachtet (siehe unten). • Kastration Die Kastration ist die häufigste Operation, die bei Katzen und Katern in der Tierarztpraxis durchgeführt wird. In den meisten Fällen vereinbaren die Besitzer einen Operationstermin, sobald die Tiere im Alter von 6-8 Monaten geschlechtsreif sind und die im Zusammenhang mit dem Sexualtrieb typischen („störenden“) Verhaltensweisen auftreten, wie z. B. Harnmarkieren beim Kater oder permanentes Schreien während der Rolligkeit bei der weiblichen Katze. Abb. 20: Zum Zeitpunkt der Kastration sind Auch wenn das sicherlich der die meisten Katzen zwar fast, aber noch nicht Hauptgrund der Kastration ist, sprechen vollständig ausgewachsen. zahlreiche weitere gute Gründe dafür, diesen Eingriff vorzunehmen: Verhinderung der Trächtigkeit, geringeres Risiko von Gesäugetumoren, Vermeidung von Streunen und „Katerkämpfen“ und Verringerung des damit verbunden höheren Risikos für Infektionskrankheiten wie FeLV, FIV und Abszesse. Durch die Entfernung der Keimdrüsen (Ovarien bzw. Hoden) wird nicht nur die Reproduktion verhindert, sondern es werden zudem weitreichende physiologische und hormonelle Veränderungen ausgelöst. Außerdem haben kastrierte Katzen besondere Gesundheitsrisiken, denen mit entsprechender Gestaltung des Lebensraums und über die Ernährung vorgebeugt werden kann. Im Vergleich zu intakten Katzen sind sie häufiger von Übergewicht, Diabetes mellitus, Gelenkerkrankungen, Harnsteinen und Verdauungsstörungen betroffen, was z. T. mit der ruhigeren und bewegungsärmeren Lebensweise kastrierter Katzen zusammenhängt. Die gesundheitlichen Risiken von Übergewicht sind gut bekannt, Adipositas ist bei Katzen sogar die Hauptursache von Diabetes mellitus (siehe Kapitel 6).


Abb. 21: Einfluss der Kastration auf die Gewichtszunahme bei Katzen im ersten Lebensjahr

Es hat sich gezeigt, dass die Kastration bei Katzen das Risiko für Übergewicht erhöht (Abb. 21), was sowohl für Kätzinnen als auch für Kater zutrifft. Während intakte Kätzinnen selten übergewichtig sind (unter 5 %), steigt der Anteil nach der Kastration auf über 20 % an. Kater sind generell häufiger von Übergewicht betroffen. Rund 15 % der unkastrierten Kater sind übergewichtig, bei den kastrierten Katern sind es sogar über 25 % (Scarlett 1994). Die Veränderung des Hormonhaushaltes durch den Eingriff bewirkt eine Senkung des Grundumsatzes, eine Erhöhung des Körperfettanteils (Fettgewebe ist aber weniger stoffwechselaktiv als magere Körpermasse und benötigt weniger Energie) und eine Steigerung der Futteraufnahme. Viele Katzen nehmen nach der Kastration zu, selbst wenn die Fütterungsgewohnheiten und –mengen nicht verändert werden. Dabei sind jedoch geschlechtspezifische Unterschiede zu erkennen. Bei weiblichen Katzen scheint die Senkung des Energiebedarfs zu überwiegen, während Kater stärker dazu neigen, deutlich mehr Futter zu fressen als vor dem Eingriff. Bemerkenswert ist, dass bereits 48 Stunden nach der Kastration die Katzen damit anfangen, ihre tägliche Futteraufnahmemenge zu erhöhen und zwar Kater um rund 26 % und Katzen um 18 %. Da gleichzeitig der Energieverbrauch um rund 30 % fällt, erhalten die Katzen ohne entsprechende Anpassung der Fütterung zu viel Energie, die in Form von Körperfett (typisches „Fettpolster“ am Unterbauch bei übergewichtigen Katzen) gespeichert wird. Die Folge ist eine schnelle Gewichtszunahme innerhalb weniger Monate, was in der Praxis den Besitzern meistens erst bei der nächsten routinemäßigen Gewichtskontrolle z. B. im Rahmen der Impfung auffällt. Kastrierte Kater speichern mehr Fett und neigen dadurch stärker zu Adipositas (starkes Übergewicht) als kastrierte weibliche Katzen. Eine Gewichtszunahme (siehe Abb. 22) tritt nach einer Kastration zwar häufig, aber nicht zwangsläufig auf. Zwar sind Katzen grundsätzlich in der Lage, ihre Energieaufnahme dem Bedarf anzupassen und nur so viel Futter zu fressen wie sie wirklich brauchen. In der Realität fressen allerdings viele Katzen „über ihren Bedarf hinaus“. Sinkt der Energiebedarf nach der Kastration ab, erfolgt die Anpassung der Futteraufnahme – wenn überhaupt - nur sehr langsam: In einer Untersuchung mit 80 Katzen, die verschiedene Futtermittel mit einer unterschiedlichen Energiedichte erhielten, benötigten die Tiere fast 3 Monate, um die Futtermenge entsprechend dem Energiegehalt des neuen Futters zu regulieren. In diesem Zeitraum können die Tiere schon erheblich an Gewicht zunehmen. Außerdem wirkt der regulative Mechanismus der Futteraufnahme bei hochschmackhaftem Futter offenbar nicht: Davon nehmen


die meisten Katzen deutlich mehr auf, als zur Deckung ihres Bedarfs notwendig wäre. In einer Studie an ad libitum gefütterten Katzen stieg die Futteraufnahme um 25% innerhalb der ersten vier Wochen nach der Kastration. Nach 3 Monaten waren es sogar 50%. Kastrierte Katzen sollten daher ihr Futter kontrolliert zugeteilt bekommen und nicht mehr in beliebiger Menge zur freien Verfügung haben. Zur Vorbeugung von „Kastrations-bedingtem“ Übergewicht wird empfohlen, nach der Kastration die Energieaufnahme bei Katzen vorsichtshalber um rund 30 % zu drosseln. Da die Unterschiede zwischen den verschiedenen Katzen, was den tatsächlichen Energiebedarf betrifft, groß sein können, sollte man die Futtermenge (also die Energieaufnahme) individuell anpassen, d. h. genau abwiegen und sich nicht auf die Rationsempfehlungen der Futterpackung verlassen. Auch ein Futterwechsel auf ein Kalorien reduziertes Produkt ist sinnvoll, im Idealfall bereits 2 Wochen vor der Kastration oder unmittelbar danach. Futtermittel zur Prävention von Übergewicht unterscheiden sich von „normalem“ Katzenfutter durch einen niedrigeren Fettgehalt (Fett hat mehr als doppelt so viele Kalorien wie Proteine und Kohlenhydrate), einen höheren Proteingehalt und einen höheren Anteil an Faserstoffen. Eiweißreiches Futter wird gerne gefressen, hat einen besseren Sättigungseffekt als kohlenhydratreiches und entspricht zudem eher der natürlichen Nahrung von Katzen. Ein höherer Anteil an Faserstoffen reduziert die Energiedichte des Futters und die Tiere sind schneller satt. Bis die optimale Fütterung zum Erhalt des Normalgewichts festgelegt ist, sollte nach dem Eingriff das Körpergewicht zunächst etwa alle 2 Wochen überprüfen werden, am besten in Verbindung mit dem Body Condition Score.

Abb. 22.: Gewichtszunahme nach der Kastration: Einfluss einer ad libitum-Fütterung

Durch die Verwendung von Feuchtnahrung kann die Kalorienaufnahme bei kastrierten Katzen effektiv verringert werden, wie eine Studie von Morris 2011 belegt. Feuchtfutter weist einen Wassergehalt von 80% auf, und Wasser enthält keine Kalorien. In der genannten Studie zeigten die Katzen trotzdem einen zufriedenstellenden Sättigungseffekt, also kein gesteigertes Bettelverhalten. Ihre höhere körperliche Aktivität im Vergleich zu Katzen, die mit Trockenfutter ernährt wurden, wurde jedoch als gesteigertes Futtersuchverhalten interpretiert. Machen sich die Besitzer Sorgen, dass ihre Katze „nicht satt wird“ obwohl sie in einem guten Ernährungszustand ist, kann man versuchen, das Feuchtfutter auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen und Trockenfutter ad libitum, aber stets in abgemessener Menge, anzubieten. Steht das Trockenfutter zur freien Aufnahme zur


Verfügung, heißt das nicht zwangsläufig, dass die Katze so viel wie möglich frisst, sondern sie bestimmt, wann und wie viel sie pro Mahlzeit aufnimmt. Entscheidend ist, dass die Tagesration festgelegt ist. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Futteraufnahmezeit zu verlängern, z. B. durch Verteilen und Verstecken von Futter in der Wohnung oder durch Futter spendendes Spielzeug (Futterball). Bei „Bettelverhalten“ von Katzen, die ausreichend Futter zur Verfügung haben, sollte man den Besitzer ermuntern, die Katze nicht zu füttern, sondern sich lieber mit ihr zu beschäftigen und zu spielen. Bettelverhalten bei Katzen bedeutet nicht automatisch immer Hunger. Werden solche Katzen durch Futter ständig „belohnt“, verstärkt sich das Verhalten weiter. • Trächtigkeit und Laktation Nur Katzen, die sich in einer guten körperlichen Verfassung und einem guten Ernährungszustand befinden, sollten zur Zucht eingesetzt werden. Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer beträgt 62-65 Tage, die durchschnittliche Anzahl der geborenen Welpen zwischen 3 und 5. Im Gegensatz zur Hündin kommt es bei der Kätzin während der gesamten Trächtigkeit zu einem kontinuierlichen Anstieg des Körpergewichts (Abb. 23). Daher ist bei einer gesteigerten Futteraufnahme nach der Belegung eine Trächtigkeit wahrscheinlich. Die Gewichtszunahme in der frühen Trächtigkeit beruht nicht auf einem schnellen Wachstum der Welpen und der Reproduktionsorgane, sondern es werden in dieser Phase bereits umfangreiche Energiedepots (in Form von Fettpolstern) für die spätere Laktation angelegt. Bis zur Geburt nimmt die Katzen rund 40 % an Körpergewicht zu, was deutlich mehr ist als auf das Gewicht von Welpen, Gebärmutter, Plazenta, Fruchtwasser und Gesäuge entfällt. Bei der Geburt verliert die Katze nur etwa die Hälfte des zugelegten Gewichts, den Rest in der anschließenden Säugezeit. Bei guter Körperkondition und guter Futteraufnahme wird das ursprüngliche Gewicht zum Zeitpunkt des Absetzens der Welpen in etwa wieder erreicht.

Abb. 23: Gewichtsentwicklung der Mutterkatze während der Trächtigkeit und Laktation

Durch die typische Gewichtsveränderung hat eine Katze bereits von Beginn an einen erhöhten Energiebedarf und nicht wie die Hündin erst ab der 2. Hälfte der Trächtigkeit. Im Vergleich zum Erhaltung steigt der Energiebedarf während der gesamten Trächtigkeit das 1,2 bis 1,4-fache an (Energiezufuhr: Erhaltung plus 25%).


Das heißt, dass man sofort zu Beginn der Trächtigkeit die Futtermenge erhöhen oder auf ein energiereicheres Futter umstellen muss. Der Vorteil bei der Verwendung eines energiereichen Futters ist, dass eine Futterumstellung in der Säugephase entfällt.

Abb. 24: Empfehlungen für die Energie- und Eiweißversorgung von tragenden und säugenden Kätzinnen als Vielfaches des Erhaltungsbedarfs

Die Säugeperiode ist eine große Herausforderung! Die Katze muss nicht nur sich selbst ernähren sondern auch für das Wachstum und die Entwicklung ihrer Welpen ausreichende Mengen an Muttermilch produzieren. Der Energiebedarf nimmt während der Säugezeit daher erheblich zu und zwar in Anhängigkeit der Welpenzahl und des Laktationsstadiums (Abb. 24): Bei weniger als 3 Welpen braucht das Muttertier 1,5-mal, bei 3-4 Welpen 2-mal und bei mehr als 4 Welpen 2,5-3mal so viel Energie wie für die Erhaltung. Die Milchproduktion steigt ab der 1. Woche nach der Geburt stetig und erreicht ihr Maximum in der 3. bis 4. Lebenswoche der Welpen. Die produzierte Milchmenge kann man in der Praxis nicht bestimmen, aber eine adäquate und kontinuierliche Gewichtszunahme und das zufriedene Verhalten der Welpen sprechen für eine ausreichende Produktion. Frisst die säugende Katze schlecht (z. B. bei einer Erkrankung) oder ist die Energiedichte des Futters zu niedrig, geht zum einen relativ schnell die Milchleistung zurück und zum anderen verliert die Katze zu viel Gewicht. Bei starker Abmagerung und Erschöpfung sind die körpereigenen Reserven der Katze aufgebraucht, die Milchproduktion geht immer weiter zurück und schließlich ganz eingestellt. Auch die regelmäßige und ausreichende Wasseraufnahme ist von großer Bedeutung. Trinkt die Mutterkatze nicht genügend oder hat nicht ständig frisches Trinkwasser zur Verfügung, verringert sich die Milchbildung spürbar. Zur ausreichenden Energie- und Nährstoffversorgung muss das Futter für säugende Katzen sehr schmackhaft, hochverdaulich und energiereich sein. Hochwertige Aufzuchtfuttermittel erfüllen diese Anforderungen und sind daher auch für tragende und laktierende Katzen gut geeignet. Bei Fütterung eines Kalorien reduzierten Futtermittels ist die säugende Katze schlichtweg nicht in der Lage, die Futtermenge zu fressen, die sie zur Deckung ihres


Bedarfs benötigt. Generell bietet sich während der Laktation eine ad libitumFütterung an, besonders bei mehreren Welpen. Das Risiko eine Überversorgung ist äußerst gering und spielt allenfalls eine Rolle, wenn nur ein oder zwei Welpen gesäugt werden (Abb. 25).

Abb. 25: Bei 3 oder mehr Welpen sollten laktierende Katzen generell ihr Futter ad libitum erhalten.

Durch einen hohen Fettgehalt (empfohlen zwischen 20 -30 % im Trockenfutter) wird nicht nur der Bedarf an essenziellen Fettsäuren gedeckt und die Resorption von fettlöslichen Vitaminen unterstützt, sondern es steigt auch die Energiedichte. Futter, das für tragende Katzen geeignet ist, sollte einen hohen Energiegehalt von 400-500 kcal/100 g Trockensubstanz aufweisen. Für die normale Entwicklung der Netzhaut der Katzenwelpen ist die Aufnahme von Dokosahexaensäure (Omega-3-Fettsäure) erforderlich. Da das Fettsäuremuster der Muttermilch von Fettsäuremuster der Nahrung abhängt, sollte die Ration für säugende Katzen Omega-3-reiche Futterkomponenten enthalten, z. B. Fischöl oder Geflügel. Tragende und säugende Katzen haben einen hohen Proteinbedarf, der am besten über tierische Eiweißquellen gedeckt werden kann. Für Katzen ist tierisches Eiweiß hochverdaulich, hat ein günstiges Aminosäurenmuster und enthält Taurin (siehe Kapitel 2). Abhängig vom Energiegehalt und der Verdaulichkeit werden zwischen 30 und 50 % Eiweiß im Futter empfohlen. Ein Proteinmangel während der Trächtigkeit hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Welpen, z. B. geringes Geburtsgewicht, erhöhte Sterblichkeitsrate und Beeinträchtigung des Immunsystems. Um ausreichend Eiweiß in der Muttermilch bereit zu stellen, muss die Katze während der Laktation ihre Proteinsynthese deutlich erhöhen. Enthält das Futter zu wenig Eiweiß, wird vermehrt auf körpereigene Reserven zurückgegriffen mit der Folge eines übermäßigen Gewichtverlustes. Auch wenn Kohlenhydrate für Katzen nicht essenziell sind, sind geringe Stärkemengen von mindestens 10 % im Futter für säugende Katzen von Vorteil, da die Kohlenhydrate zur Synthese von Milchzucker


genutzt werden können. Ebenso profitieren tragende Katzen von Kohlenhydraten im Futter. Bei kohlenhydratfreier Ernährung der Mutter sind Welpen bei der Geburt oft untergewichtig und die Welpensterblichkeit ist aufgrund zu geringer Energiereserven zum Zeitpunkt der Geburt erhöht. Glykogen ist ein Speicherkohlenhydrat in der Leber der neugeborenen Katzenwelpen, das die Zeit bis zur ersten selbständigen Energieaufnahme mit der Muttermilch überbrückt. Glykogenspeicher werden erst gegen Ende der Trächtigkeit angelegt, so dass Frühgeburten nur mit sehr geringen Energiereserven auf die Welt kommen. Auf der anderen Seite darf der Kohlenhydratgehalt aber auch nicht zu hoch sein, da laktierende Kätzinnen große Futtermengen fressen und die Verträglichkeit der Kohlenhydrate bei Katzen ohnehin eingeschränkt ist. Im Vergleich zur Erhaltung brauchen tragende und säugende Katzen mehr Mineralstoffe und Vitamine. Trotzdem ist eine zusätzliche Supplementierung über konzentrierte Mineralstoff-Vitamin-Präparate mit Risiken verbunden, wie z. B. Verknöcherung der Halswirbelsäule bei zu viel Vitamin A. Unter den Mineralstoffen ist besonders Kalzium zu beachten, das für die Mineralisierung der Knochen der Feten und der Welpen von Bedeutung ist. Bei Katzen kann in seltenen Fällen vor, während oder nach der Geburt eine Eklampsie (hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden mit Krämpfen) auftreten, die durch ein plötzliches Absinken des Kalziumspiegels im Blut verursacht wird. Zur Vorbeugung einer Eklampsie ist auf eine bedarfsgerechte Kalziumversorgung während der Trächtigkeit und Laktation zu achten. Eine übermäßige orale Kalziumsubstitution bei tragenden Tieren verhindert die Eklampsie nicht, sondern stört im Gegenteil eher die schnelle Kalziumfreisetzung aus dem Knochen des Muttertieres, wenn der Bedarf schlagartig ansteigt, z. B. bei hoher Kalziumabgabe über die Muttermilch. Mit der Beifütterung der Welpen beginnt man in der 3. Lebenswoche. Um einen zu starken Gewichtsverlust der Kätzin zu vermeiden, ist eine Zufütterung ab Ende der 4. Woche sogar zwingend notwendig. Je selbständiger die Welpen werden, desto mehr nimmt das Interesse der Mutter am Säugen ihrer Jungen ab. Mit zunehmender Beifutteraufnahme kann man die Abb. 26: Ab der 4. Woche sollten die Welpen zugefüttert Futtermenge der Kätzin werden, damit die Mutterkatze nicht zu sehr an Gewicht verliert. allmählich reduzieren, da dies automatisch zu einem Rückgang der Milchleistung führt. Voraussetzung ist, dass sich die Katze in einem guten Ernährungszustand befindet. Gut genährte Katzen werden anschließend wieder auf ein Futter für die Erhaltung umgestellt. Katzen, die während der Säugeperiode stark an Gewicht verloren haben, sollte man erst umstellen, wenn sie wieder in einer guten körperlichen Verfassung sind.


5 Ernährungsverhalten der Katze • Nahrungserwerb und Jagdverhalten der Katze So groß die rein äußerliche Ähnlichkeit unserer Hauskatzen mit den wilden Großkatzen wie Löwe und Tiger auch sein mag – sie sind mit diesen weniger eng verwandt als Bezeichnungen wie „Stubentiger“ vermuten lassen: Ihre direkte Vorfahrin ist die viel kleinere Afrikanische Wildkatze (Felis sivestris lybica), von der sie auch ihr Jagd- und Fressverhalten „geerbt“ haben. Im Gegensatz zu z.B. Löwen, die im Rudel große Beutetiere erlegen und bei denen sich – ähnlich wie beim Hund – Phasen eines Nahrungsüberangebots mit längeren Hungerphasen abwechseln, sind unsere Hauskatzen Einzeljäger. Kooperatives Jagdverhalten wie beim Hund oder bei den Löwen ist bei unseren Hauskatzen nie zu beobachten, selbst dann nicht, wenn sie ansonsten in Gemeinschaft mit anderen Katzen zusammen leben. Ihre Jagdtechnik unterscheidet sich deutlich von der des Hundes. Sie sind sogenannte „Ansitzjäger“, die ihre Beute belauern und beobachten, bevor sie sie in einem Überraschungsangriff erlegen. Verfolgen und Hetzen der Beute gehören nicht zu ihrem Verhaltensrepertoire. Die Beutetiere, die sie mit dieser Methode erlegen können, sind allerdings so klein, dass jedes für sich nur einen Bruchteil des Tagesenergiebedarfs decken kann. Die Katze ist daher auf zahlreiche kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt angewiesen. Des Weiteren eignen sich die Beutetiere in der Regel aufgrund ihrer geringen Größe nicht dazu, sie mit Artgenossen zu teilen. Katzen fressen daher am liebsten unbeobachtet und allein und lassen sich dabei Zeit. Insgesamt verbringen Hauskatzen etwa 30 min pro Tag mit der Futteraufnahme. Allerdings gibt es rassespezifische Unterschiede bei der Geschwindigkeit der Futteraufnahme: Siam und Maine Coon sind als Schnellfresser bekannt: Sie nehmen in derselben Zeit etwa doppelt so viel Futter auf wie andere Katzen. Da beim „Alleinefressen“ keine Konkurrenz entsteht, ist das Fressverhalten von Katzen normalerweise nicht gierig oder von Futterneid geprägt. Solche Verhaltensweisen können aber sehr wohl von Katzen erlernt werden: Das Verhalten des Besitzers spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle (wenn dieser z. B. zügiges Fressen unbewusst belohnt, indem er die Katze beim Fressen lobt oder streichelt). Je schneller eine Katze frisst, desto höher ist das Risiko des Regurgitierens (Auswürgen von unverdautem Futter kurz Abb. 27: Fressen in der Gruppe ist für nach der Nahrungsaufnahme). Außerdem Katzen nicht arttypisch und kann steigt bei hastigen Fressern die stressbedingt zu einer verringerten oder Wahrscheinlichkeit, dass Trockenfutterübermäßigen Futteraufnahme führen. kroketten unzerkleinert abgeschluckt werden.


Dann kann Trockenfutter auch seine ggf. vorhandenen Zahnpflegeeigenschaften nicht entfalten. Eine ausgewachsene Katze muss etwa 810 Mäuse pro Tag fressen, um ihren Energiebedarf zu decken, und längst nicht jeder Jagdzug ist erfolgreich. Daher sind Katzen im Grunde ständig „Auf der Pirsch“, Jagen an sich stellt unabhängig vom Erfolg für sie eine elementare Triebbefriedigung dar. Sie jagen also auch, wenn sie nicht hungrig sind, und zwar nicht halbherzig sondern bis zur letzten Konsequenz, d.h. zum Töten der Beute. Es wäre ein unzulässige Vermenschlichung, den Katzen deshalb „Spaß am Töten“ zu unterstellen. Abb.28: Eine ausgewachsene Katze muss Vielmehr geht es um ein Trainieren der für etwa 8-10 Mäuse pro Tag fressen, um die erfolgreiche Jagd erforderlichen ihren Energiebedarf zu decken. Fähigkeiten. Da Katzen Hungerphasen deutlich schlechter tolerieren als Hunde und es mit einem erfolgreichen Jagdzug pro Tag nicht getan ist, ist es für Katzen wichtig, sich kein potenzielles Beutetier entgehen zu lassen. Dabei muss auch das Töten der Beute trainiert werden, denn als Einzeljäger kann die Katze nicht darauf zählen, dass diese Aufgabe im Zweifelsfall von einem kompetenten, anderen Rudelmitglied übernommen wird. Im Gegensatz zum Hund entspricht daher eine ad libitum-Fütterung bei der Katze schon eher den natürlichen Ernährungsgewohnheiten. Im Allgemeinen werden Katzen ihren Futternapf dann sowohl tagsüber als auch nachts häufig aufsuchen (916 x), aber jedes Mal nur eine geringe Futtermenge (im Durchschnitt 23 kcal, in etwa den Energiegehalt einer Maus) aufzunehmen. Eine einzelne Mahlzeit dauert dabei im Durchschnitt nur 2 min, was beim Besitzer den Eindruck erwecken kann, dass die Katze das Futter nur kurz probiert hat und es vielleicht nicht mag. Insgesamt verbringen Hauskatzen etwa 30 min pro Tag mit der Futteraufnahme. Allerdings ist bei Anwendung dieser Methode das Gewicht der Katze sorgfältig zu überwachen, da auch ein nicht unerheblicher Teil der Hauskatzen dazu neigt, bei Futter zur freien Verfügung mehr zu fressen, als sie eigentlich brauchen. Als Ursache werden neben der hormonellen Umstellung, die zu einem gesteigerten Appetit bei um ca. 30% reduziertem Energiebedarf führt auch Langeweile, Stress (beides wird von der Katze z.T. durch orale Aktivitäten wie Fressen und Putzen kompensiert) sowie das Angebot von extrem schmackhaftem Futter vermutet. Für kastrierte Katzen kann die ad libitum Fütterung grundsätzlich nicht empfohlen werden. Spätestens nach dem Eingriff sollte auf eine rationierte Fütterung mit einer energiereduzierten Spezialnahrung (z.B. Royal Canin Neutered Satiety Balance) umgestellt werden Bei Katzenwelpen gibt es Hinweise, dass sie schon im Mutterleib an die Nahrung der Mutter gewöhnt werden, weil bestimmte Geschmacksstoffe in die Amnionflüssigkeit der Fruchtblase übergehen. Die Welpen von Kätzinnen, die während der Trächtigkeit


eher Katzen-untypische Nahrung wie z.B. Bananen Tab. 3: Wichtige Unterschiede im Ernährungsverhalten von Hund und Katze gefressen hatten, bevorzugten später ebenfalls Bananen, auch wenn ihnen parallel artgerechtere, fleischorientierte Nahrung angeboten wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass Katzenwelpen ein neues Futter annehmen, ist größer, wenn die Mutterkatze anwesend ist (Bateson 2000). Bei den Katzenwelpen, die in Anwesenheit der Mutter gefüttert wurden, dauerte es im Mittel fünf Stunden, bis ein neues Futtermittel gefressen wurde. Bei den Katzenwelpen, die von ihren Müttern getrennt wurden, dauerte es dagegen 4-8 Tage, bis sie das neue Futter annahmen. Anatomische Unterschiede zwischen Hund und Katze Während die Katze als strikter Carnivore – hochspezialisiert auf die Aufnahme tierischer Nahrung - anzusehen ist, ist der Hund eher carni-omnivor veranlagt (Allesfresser mit Vorliebe für Fleisch). Dies spiegelt sich auch in ihrer anatomisch-physiologischen Ausstattung wider: Das typische Fleischfressergebiss (Abb. 29), gekennzeichnet durch die zu langen, spitzen Fangzähnen modifizierten Eckzähne und je Seite ein Paar besondere, vergrößerte, scharfkantige Backenzähne, die Reißzähne, ist bei der Katze ausschließlich auf das Ergreifen, Töten und Zerschneiden der Beute Abb. 29: Das Gebiss der Katze: „Typisch ausgelegt. Die Reißzähne sind seitlich Schneidewerkzeuge. Die Fleischfresser“ sind die großen, abgeflachte dolchartigen Eckzähne (= Fangzähne) anderen Backenzähne weisen kaum sowie je Ober- und Unterkiefer ein Kauflächen auf, und die Beweglichkeit des besonders großer Backenzahn mit einer Kiefers lässt so gut wie keine Mahlbewegung scharfen Schneidekante (=Reißzahn). zu. Das Gebiss des Hundes ist weniger spezialisiert und eher multifunktionell: Zwar sind auch seine Reißzähne als Schneidewerkzeuge vorgesehen, aber er besitzt mehr Backenzähne als die Katzen, die in ihrer Form auch mehr an ein Quetschen und Mahlen während des Kauvorgangs angepasst sind. Der Geschmackssinn der Katze ist bereits im Mutterleib fünf Tage vor der Geburt ausgebildet (Beaver 1980) und verbessert sich im Laufe des Lebens. Die Sensibilität der vier primären Geschmacksrichtungen unterscheidet sich in folgender absteigender Reihenfolge (demonstrierbar durch einfache Applikation von Essig, Quinin, Salz und Zucker auf die Zunge). sauer > bitter > salzig > süß


Die Geschmacksrichtung „süß“ scheint nur der Hund, nicht aber die Katze wahrzunehmen, zumindest wird sie vom Geschmack süßer Kohlenhydrate und geschmacksintensiver Süßstoffe weder angezogen noch abgestoßen. Die Anzahl der Geschmacksknospen wird bei der Katze auf etwa 475 geschätzt. Damit besitzt sie deutlich weniger Geschmacksknospen als der Hund (1700) oder der Mensch (9000). Der Geschmack eines Futters hat somit für die Akzeptanz bei der Katze eine geringere Bedeutung, als man aufgrund des wählerischen Fressverhaltens annehmen würde. Geruch und Textur der Nahrung haben hier entscheidende Bedeutung. Die Katze verhält sich bei der Nahrungswahl bzw. Nahrungsaufnahme im Gegensatz zum Hund sehr selektiv und vorsichtig. Der Geruchssinn ist DER Schlüsselfaktor für die Akzeptanz der Nahrung. Ein Verlust des Geruchssinns (Anosmie) führt zwangsläufig zu einer Nahrungsverweigerung, die so lange anhalten wird, bis die Katze ihren Geruchssinn wiedererlangt (May 1987). Die Erneuerung der Riechschleimhaut und damit die Wiederherstellung des Appetits nehmen vier bis fünf Tage in Anspruch (wichtig z.B. bei der Fütterung von Katzenschnupfen-Patienten). Katzengerechte Umgebung: Katzen üben verschiedene Aktivitäten an unterschiedlichen Orten aus und teilen sich ihr Territorium entsprechend ein. Für eine ungestörte Futteraufnahme sind folgende Regeln zu beachten: • möglichst großer Abstand zwischen Fressplatz und Katzentoilette • Futter- und Wassernapf mindestens 2 m voneinander entfernt (keine Katzensets mit Doppelnäpfen verwenden) • mehrere Wassernäpfe in der Wohnung aufstellen • Näpfe aus unterschiedlichem Material anbieten (Porzellan und Edelstahl werden oft gegenüber Plastik bevorzugt) Die Katze ist im Vergleich zum Hund (vor mindestens 10.000 Jahren) „erst vor kurzem“ domestiziert worden: gerade einmal 5000-6000 Jahre ist es her, dass der Mensch die Katze in seine Obhut nahm. Durch die unterschiedlich lange und intensive Domestikation erklären sich Unterschiede im Jagdverhalten: Während bei Haushunden praktiziertes Jagdverhalten eigentlich immer unerwünscht ist, ist bei unsere Hauskatzen das arttypische Jagdverhalten noch vollständig vorhanden, und die aktive Ausübung der Jagd gehört zum arttypischen Verhalten der Katze. Ist dies (zum Beispiel bei Wohnungshaltung) nicht möglich oder aus ethischen Gründen nicht gewünscht (z.B. bei einer auf Singvogel-Jagd spezialisierten Katze), muss man für entsprechenden Ausgleich durch vergleichbare Beschäftigungs- und Spielmöglichkeiten sorgen (Abb. 30). Katzen jagen gewöhnlich nur als Selbstversorger Abb. 30: Hat eine Katze keine Gelegenheit zum und bevorzugen lebende Beute. Jagen, muss der Besitzer zum Ausgleich für Daher fressen sie am liebsten entsprechende Spielmöglichkeiten sorgen. frisches Futter, idealer Weise körperwarm (wie frisch erlegte


Beute). Nach dem Fressen widmen sich Katzen sehr intensiv der Körperpflege, was bei Hunden nicht so ausgeprägt zu beobachten ist. Bei beiden Spezies schließt sich häufig im Anschluss an die Mahlzeit eine Schlaf- oder Ruhephase an, was auch bei den wilden Verwandten von Hund und Katze zu beobachten ist. Katze nehmen im Unterschied zum Hund auch nachts Futter auf, da sie von Natur aus Nacht- und Dämmerungsaktiv sind. Nahrungspräferenzen Katzen gelten bei der Nahrungswahl allgemein als sehr konservativ: Haben sie sich einmal auf ein Lieblingsfutter festgelegt, fressen sie häufig nichts anderes mehr. Die Vorliebe für ein angebotenes Futtermittel zeigen sie oft durch Belecken oder Beschnuppern des Napfes, Belecken der Lippen und eine Gesichtsreinigung nach der Mahlzeit. Katzen, die ein weniger attraktives Futter vorgesetzt bekommen, zögern bei der Futteraufnahme und beleckten eher ihre Nase, als dass sie zügig mit dem Fressen beginnen. Ob das jeweilige Futter letztlich aufgenommen wird, hängt zum Teil auch vom Grad des Hungers ab. Im Allgemeinen fressen Katzen jedoch unabhängig vom Hunger größere Mengen, wenn es sich um ein besonders schmackhaftes Futter handelt.

Abb. 31: Katzen fressen unabhängig vom Hunger größere Mengen, wenn es sich um ein besonders schmackhaftes Futter handelt. Neophilie bezeichnet die Präferenz für eine neue Nahrung, ein Futter also, welches die Katze zuvor noch nie kennen gelernt oder zumindest in der jüngeren Vergangenheit nicht bekommen hat. Es handelt sich um ein unter Karnivoren relativ weit verbreitetes Ernährungsverhalten, das bei Hunden und Katzen gleichermaßen zu beobachten ist. Die Neophilie ermöglicht es den Tieren, ihr Nahrungsspektrum auszuweiten und sich abwechslungsreicher zu ernähren. Das schützt vor einseitiger Ernährung und Mangelerscheinungen. Einige Tiernahrungshersteller nehmen dieses


neophile Ernährungsverhalten der Katzen zum Anlass, Mehrportionenpackungen mit verschiedenartigen Futtermitteln oder Geschmacksrichtungen anzubieten. Viele Katzenbesitzer stellen die Ernährung ihrer Katzen häufig um, ein Ritual, das auch als Metaphilie (Vorliebe für Futterwechsel) bezeichnet wird. Die Folge ist häufig eine vermehrte Nahrungsaufnahme aufgrund der oben beschriebenen Neophilie (Rabot 1994). Das Phänomen, dass das ständig wechselnde Angebot zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme führt, wird auch als „Cafeteria-Effekt“ bezeichnet. • Drinnen oder draußen? Die katzengerechte Gestaltung des Lebensraums der Katze ist ein entscheidender Einflussfaktor für die Gesundheit des Tieres. Dies gilt ganz besonders für Wohnungskatzen, die 100 % ihres Tages drinnen verbringen. Im Hinblick auf die Vorbeugung von Folgeerkrankungen der Kastration spielt das ideale Zuhause eine wichtige Rolle, da es Langeweile vermeiden hilft und die Katze zur Aktivität ermuntert. So sehr Katzen auch die Nähe des Menschen schätzen, sie brauchen die Möglichkeit zum Rückzug. Bei der Einrichtung des „Katzenhaushalts“ sollten die nutzbare Fläche für die Katze vergrößert werden, indem mehrere Ebenen zur Verfügung stehen. Hier eignen sich Kratzbäume mit verschiedenen Etagen ganz hervorragend. Als Beobachtungsplatz eignet sich ein freier Platz auf einer breiteren Fensterbank, der es der Katze ermöglicht, das Geschehen draußen zu beobachten. Das ideale Zuhause der Katze sollte Gelegenheit zum Verstecken und Erkunden bieten. Schlupfwinkel und Nischen wecken immer wieder die Neugier der Katze und sorgen für ausgiebige Beschäftigung. Hervorragend eignet sich ein einfacher Pappkarton, in den man ein paar Öffnungen hinein schneidet. Futternapf: Der Futternapf der Katze sollte an einem ruhigen Platz in der Wohnung stehen. In Mehrkatzenhaushalten sollte jedem Tier sein eigener Napf zur Verfügung stehen. Die Näpfe sollten mit etwas Abstand aufgestellt werden, so dass jedes Tier in Ruhe fressen kann. Neue Entwicklung sind sogenannte "regulative Futternäpfe". Katzen nehmen ihre Nahrung aus diesen deutlich langsamer auf. Die verlangsamte Futteraufnahme verhindert, dass es infolge hastigen Schlingens der Nahrung zum Erbrechen kurz nach dem Fressen kommt. Im Hinblick auf den Erhalt des Idealgewichts bei kastrierten Katzen ist dies von Vorteil, da die Katze eher ein Sättigungsgefühl hat, und die aufgenommene Futtermenge somit sinkt. Eine weitere Möglichkeit ist das Angebot der Trockenfutterration mit einem interaktiven Spielzeug, Abb. 32: Futterball beispielsweise einem Futterball (Abb. 32). Wassernapf: Wie bereits besprochen, schätzen Katzen unmittelbare Nähe von Wasser- und Futternapf nicht besonders. 2 m Distanz sollten deshalb zwischen beiden Näpfen mindestens eingehalten werden. Um die Wasseraufnahme der Katze zu fördern, ist es ideal, wenn Sie mehrere Wassernäpfe in verschiedenen Räumen aufstellen. Die Katzen trinken so deutlich mehr, und die Gesundheit der Harnwege wird unterstützt. Auf großes Interesse trifft häufig auch „bewegtes Wasser“ zum Beispiel aus einem Zimmerspringbrunnen. Diese begeistern die Katze auch als Spielmöglichkeit und machen die Wasseraufnahme zu einer spannenden


Abwechslung. Viele Katzen bedienen sich auch aus alternativen Wasserquellen wie z.B. Gartenteichen, Blumenübertöpfen etc. Katzentoilette: Katzen sind sehr reinliche Tiere. Aus diesem Grund verabscheuen sie es, wenn das Katzenklo in der Nähe des Fressplatzes steht. Dieses sollte am besten in einem anderen, ruhigen Raum aufgestellt sein. Im Handel sind verschiedene Modelle erhältlich. Diese reichen von einfachen Plastikschalen bis hin zu "überdachten" Katzentoiletten. Grundsätzlich sollte die Katzenstreu regelmäßig komplett gewechselt werden. Für die tägliche Reinigung reicht jedoch die Entfernung der verunreinigten Streu mit einer kleinen Schaufel. Es ist zu beachten, dass bei bestimmten Diäten eine häufigere Reinigung der Katzentoilette notwendig sein kann: So ist bei der Verwendung einer rohfaserreichen Reduktionsdiät die Kotmenge erhöht, während manche Harnsteindiäten die Wasseraufnahme steigern und so zu einem gesteigerten Harnabsatz führen. Bei der Haltung mehrerer Katzen sollte für jedes Tier mindestens ein eigenes Katzenklo zur Verfügung stehen. Weitere "Wohlfühlaspekte" • Lange wurde davon ausgegangen, dass Katzen Einzelgänger seien. Viele Katzen sind jedoch nicht gern allein (Abb. 33). Dies gilt besonders für reine Wohnungskatzen. Berufstätigen Katzenbesitzern, die ihre Wohnungskatze täglich allein lassen müssen, empfiehlt sich die Anschaffung einer zweiten Katze. Damit sich beide wohl fühlen, ist besonders entscheidend, dass sie Platz haben, um sich bei Bedarf aus dem Weg gehen zu können. Jedem Tier sollte neben einem eigenem Fressplatz und einem Katzenklo auch ein eigener Schlafplatz zur Verfügung stehen.

Abb. 33: Besonders Wohnungskatzen schätzen die Gesellschaft eines Artgenossen.

• besteht nicht die Möglichkeit zum Freigang für Katze, muss diese trotzdem nicht ganz auf frische Luft verzichten. Schon ein gesicherter Balkon bedeutet für die Katze eine ideale Erweiterung ihres Territoriums. Im Handel gibt es sogenannte Katzennetze, mit der Balkon gesichert werden kann. Regelmäßige Möglichkeit zum Freigang ist natürlich ideal, wenn man nicht gerade an einer stark befahrenen Straße wohnt. Eine Katzenklappe für die Tür ermöglicht es der Katze, das Haus selbständig zu verlassen und sichert für sie auch den erneuten Zugang zum Haus oder der Wohnung. Im Fachhandel sind verschiedene einbruchsichere Modelle erhältlich. • Der Lebensraum der Katze sollte sicher sein: Die Anschaffung von giftigen Zimmerpflanzen (z. B. Weihnachtsstern, Primel, Azalee etc.) ist zu vermeiden. Kippfenster sollten durch spezielle Vorrichtungen gesichert werden, die ein Einklemmen der Katze im Fensterspalt verhindern. Nadeln mit Faden sollten nie offen in der Wohnung liegen gelassen und Elektrokabel, so gut es geht versteckt werden. Medikamente, Unkrautvernichter usw. gehören unter sicheren Verschluss.


• Der Transportkorb der Katze kann in die Einrichtung der Wohnung integriert werden. So lernt die Katze schnell, dass von diesem keine Gefahr ausgeht, und der Transport wird fast zur Routine. Katzen mit Freigang haben die Möglichkeit, ihren Jagd- und Spieltrieb Tag für Tag auszuleben (Abb. 34). Dies tun sie im Übrigen auch noch nach der Kastration mit Herzenslust. Bei Wohnungskatzen sind die Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung naturgemäß eingeschränkter. Aus diesem Grund sind die Katzenbesitzer als „Personal Trainer“ besonders gefragt. Bei einer reinen Wohnungshaltung muss sichergestellt sein, dass die Katze ausreichend Möglichkeiten hat, sich zu bewegen, zu Abb. 34: Katzen mit Freigang wird es niemals langweilig. klettern und vor allem im Spiel einen gewissen Ersatz für die Jagd zu finden. Dann steht einer reinen Wohnungshaltung nichts im Wege. Vorteile des Freigangs: Katzen sind Jäger. Wenn sie Zugang ins Freie haben, bietet sich ihnen die Möglichkeit, alle mit der Jagd verbundenen Aktivitäten auszuleben: Anschleichen, Lauern, Ansprung, Beute machen. Sie treffen auf Artgenossen, erobern und halten ihr eigenes Territorium und führen ein im wahrsten Sinne des Wortes natürliches Katzenleben. Nachteile für Freigänger: Der Straßenverkehr ist der größte Risikofaktor für draußen lebende Katzen. Aber auch das Zusammentreffen mit Artgenossen stellt ein erhöhtes Risiko für die Übertragung von Infektionserkrankungen sowie für Verletzungen mit negativen Folgen für die Gesundheit dar. Wohnungskatzen haben daher eine höhere Lebenserwartung als ihre frei lebenden Artgenossen. Für Besitzer von Freigänger-Katzen ist die Fütterung einer der wenigen Fixpunkte im Tagesablauf, ein Moment des intensiven Kontaktes mit der Katze. Oft hat die für die Fütterung zuständige Person ein besonderes Verhältnis zu der Katze und für diese einen höheren Stellenwert als andere Familienmitglieder. Vielfach geben Tierhalter deshalb zu bedenken, dass sie ihren Freigänger nicht auf eine Diät zur Gewichtsreduktion setzen können, da sich dieser dann nach einem neuen Zuhause umsehen wird. Dies ist jedoch nicht richtig: Geering (1989) zeigte, dass der Akt der Fütterung zwar notwendig ist, um die Katze-Mensch-Bindung zu stärken, letztlich aber nicht ausreicht, um sie dauerhaft aufrechtzuerhalten. Weitere soziale Interaktionen wie das Streicheln, Abb. 34: Die Mahlzeiten sind die festen „Dates“ die Fellpflege, das Spielen und das „Dates“ der Freigänger mit Ihren Besitzern. Reden mit der Katze sind erforderlich, um eine entstandene Bindung aufrechtzuerhalten (Bateson & Turner 1989).


In einem Haushalt spiegelt der Fütterungsrhythmus häufig die Lebensweise und den Alltag des Besitzers wider. Während des Tages erhält die Katze oft drei Mahlzeiten, und zwar morgens vor dem Verlassen des Hauses, abends nach der Rückkehr von der Arbeit und schließlich unmittelbar vor dem Schlafengehen, um die Katze für die Nacht zurück ins Haus zu lotsen.

Abb. 35: Natürliche Verhaltensweisen der Katze (Ethogramm)

Während in den USA sechs von zehn Katzen insgesamt und die meisten Rassekatzen ausschließlich im Haus gehalten werden und deshalb nicht jagen können, haben in Europa sehr viel mehr Hauskatzen (7 von 10) Zugang nach draußen und damit die Möglichkeit, zu jagen und kleine Nager und Vögel zu erbeuten. Besitzer empfinden dieses Verhalten oft als störend, insbesondere, wenn die Katzen sich auf Singvögel spezialisiert haben und/oder Beutetiere mit nach Hause bringen. Freigänger ohne regelmäßige Fütterung verbringen zwei Drittel ihrer Wachzeit mit der Jagd. Auf jeden Jagderfolg kommen drei bis fünf erfolglose Versuche (Fitzgerald & Turner 2000). Im Durchschnitt bringt eine Katze mit Freilauf 0,7 Beutetiere pro Woche nach Hause (Woods et al. 2003).Das Jagdverhalten der Katze besteht aus mehreren Sequenzen: - Aufspüren und Anpirschen - Annähern und Verfolgen - Fangen der Beute durch einen Sprung (der Körper der Katze bewegt sich flach über dem Boden, sie bewegt sich langsam in Richtung der Beute und hält vor dem entscheidenden Sprung kurz inne) - Töten des Beutetiers durch einen Biss in den Nacken und eventuell Kampf mit dem Beutetier - Der Verzehr des Beutetieres findet nur selten am Ort der Erbeutung statt, sondern eher zurückgezogen an einem ruhigen, sicheren Ort.


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Spezielle Diätetik bei der Katze • Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der die Glukosekonzentration im Blutplasma dauerhaft erhöht ist (Hyperglykämie). Bei gesunden Katzen wird die Insulinsekretion in der Bauchspeicheldrüse durch die Nährstoffe und Hormone gesteuert und die Aufnahme des Blutzuckers in die Körperzellen mit Hilfe von Insulinrezeptoren an der Zelloberfläche reguliert. Bei diabetischen Katzen sind die Insulinsekretion und/oder die Wirkung des Insulins an den Körperzellen (Insulinresistenz) reduziert. Der typische Vorbericht der Tierbesitzer lautet, dass die Katze sehr häufig die Katzentoilette aufsucht, dabei große Harnmengen absetzt (Polyurie), auffallend viel trinkt (Polydipsie), mehr frisst (Polyphagie) und evtl. abgenommen hat. Da die meisten diabetischen Katzen zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis übergewichtig sind, muss im Vorbericht unbedingt abgeklärt werden, ob sie trotz gutem Appetit in letzter Zeit an Gewicht verloren hat. Aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsverlustes sind erkranke Katzen evtl. lethargisch. Typisch ist auch eine Nervenschädigung (Neuropathie), die sich in einer Nachhandschwäche, einer plantigraden Fußung („Sohlenfußung“) und/oder einen Muskelschwund an den Hintergliedmaßen äußert. Sekundär kann sich eine Hepatische Lipidose entwickeln, zudem steigt das Risiko für Infektionen, besonders für Entzündungen der Blase und im Maulbereich. Im Gegensatz zum Hund ist bei diabetischen Katzen ein Linsentrübung (Katarakt) sehr selten.

Abb. 36: Übergewicht als Risikofaktor für Diabetes und andere Erkrankungen

Unter Insulinresistenz versteht man das verminderte Ansprechen der Zellen auf das Hormon Insulin. In Untersuchungen an diabetischen Katzen wurde festgestellt, dass die Empfindlichkeit des Gewebes auf eine bestimmte Insulinmenge zu reagieren (Insulinsensitivität) bei erkrankten Tieren etwa 6-niedriger ist als bei gesunden. Auch wenn verschiedene Risikofaktoren bekannt sind, ist Übergewicht der wichtigste Auslöser. Dabei scheint bei übergewichtigen Katzen zum einen der Insulinabhängige Glukosetransport in die Zellen schon relativ frühzeitig gestört zu sein, zum anderen beeinflusst auch der veränderte Fettstoffwechsel die Insulinsensitivität des Gewebes. Weitere Risiken, die zu einer geringeren Insulinsensitivität beitragen, sind geringe körperliche Aktivität, bestimmte Medikamente (z. B. Glukokortikoide, Progestagene), Erkrankungen (wie Schilddrüsenüberfunktion, Überschuss an Wachstumshormon), aber auch schwere Infektionen, bösartige Tumore, Sepsis, Viruserkrankungen, Nieren- und Herzerkrankungen. Interessanterweise ist die Insulinresistenz, die sich aufgrund von Übergewicht entwickelt hat, reversibel, sofern sich das Körpergewicht normalisiert.


Der zweite wichtigste Mechanismus, der einem felinen Diabetes zugrunde liegt, ist eine gestörte Funktion der Insulin-produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Bekannt ist, dass Glukose in höheren Konzentrationen „giftig“ für die Beta-Zellen ist, d. h. eine Hyperglykämie schädigt die Betazellen per se und beeinträchtigt dadurch die Insulinsekretion. Dieses Phänomen wird als Glukotoxizität bezeichnet. Dieser Vorgang ist bis zu einem gewissen Maße reversibel, wenn sich der Blutzuckerspiegel wieder normalisiert. Bei länger anhaltender Hyperglykämie werden die Betazellen jedoch so stark geschädigt, dass ein dauerhafter Verlust der Betazellen, und damit eine unzureichende Insulinbildung, nicht zu vermeiden ist. Mit Hilfe der Glukotoxizität lässt sich der relativ hohe Prozentsatz von Katzen mit einer transienten (vorübergehenden) Diabetes mellitus erklären. Bei etwa 20 % der Katzen kommt es zu einer Spontanremission, d. h. die klinischen Symptome verschwinden und der Blutzuckerspiegel normalisiert sich. Man geht dabei eher von einem subklinischen Stadium der Erkrankung als von einer vollständigen Genesung aus, und dass die restlichen Betazellen trotz der krankhaften Veränderungen im Pankreas noch in der Lage sind, ausreichend Insulin zu produzieren. Die schädliche Wirkung bestimmter Fettsäuren (Lipotoxizität) auf Insulin-produzierende Zellen ist bei der Katze zwar noch nicht eingehend untersucht, aber man weiß, dass gesättigte Fettsäuren den Glukosestoffwechsel in den Betazellen eher hemmen, während mehrfach ungesättigte Fettsäuren sich eher positiv auswirken. Liegt eine Insulinresistenz vor, wird zunächst mehr Insulin sezerniert. Dadurch steigt auch die Sekretion von Amylin, einem Hormon, das gemeinsam mit Insulin in den Betazellen gebildet und ausgeschüttet wird. Überschüssiges Amylin wird in Form von Amyloid (unlösliches „Abfallprodukt“) in und um Betazellen abgelagert und trägt zusätzlich zu deren Zerstörung bei. Das oberste Ziel bei der Therapie der Diabetes mellitus muss sein, möglichst frühzeitig nach der Diagnosestellung den Glukosespiegel zu senken. Dadurch erreicht man nicht nur, dass die klinischen Symptome verschwinden, sondern es besteht zudem die Chance, die Krankheit in ihre subklinische Form zurückzudrängen (Spontanremmission), vorausgesetzt die glukotoxischen Schäden sind noch reversibel. Die Insulintherapie ist die wirksamste Methode, den Blutzuckerspiegel bei diabetischen Katzen unter Kontrolle zu bringen. Das einzige in Deutschland dafür zugelassene Präparat ist Caninsulin, das bei Katzen in der Regel 2x täglich subkutan gespritzt werden muss. Die besten therapeutischen Erfolge werden erzielt, wenn gleichzeitig zum Insulin-senkenden Medikament diätetische Maßnahmen, nämlich der Fütterung einer proteinreichen (> 45 - 50 % Rp in der TS) und kohlenhydratarmen (< 15 % KH in der TS) Diät eingeleitet werden.

Abb. 37: Eine proteinreiche Nahrung führt zu einem geringen Blutzuckeranstieg nach der Fütterung


Die Hauptziele des diätetischen Managements sind: Optimale Körperverfassung und normales Körpergewicht (besonders die Vermeidung bzw. Korrektur von Übergewicht) Reduzierung der postprandialen Hyperglykämie Stimulierung der endogenen Insulinsekretion Diabetes mellitus bei Katzen ist eine „typische Wohlstandserkrankung“. Da besonders Fettleibigkeit, aber auch zu wenig körperliche Bewegungsaktivität, das Risiko, später eine Insulinresistenz zu entwickeln, erhöhen, ist die Vermeidung von Übergewicht die wichtigste vorbeugende Maßnahme (Abb. 38). Es bietet sich an, Katzen bereits nach der Kastration auf eine energieärmere Ernährung (Futtermittel mit geringerem Fettgehalt) umzustellen und das Körpergewicht regelmäßig zu überprüfen, z. B. im Rahmen der jährlichen Impfung. Um das Risiko eines Diabetes zu minimieren, sollten bereits übergewichtige Katzen abnehmen. Dafür stehen kommerzielle Diätfuttermittel mit hohem Protein-, aber reduzierten Kohlenhydrat- und Fettgehalten zu Abb. 38: Vermeidung von Übergewicht die Verfügung. Außerdem kann die wichtigste vorbeugende Maßnahme bei Energiedichte durch eine mäßige Diabetes. Erhöhung des Faseranteils gesenkt werden. Auch wenn solche speziellen Diätfuttermittel die Gewichtsreduktion prinzipiell unterstützen können, muss die Futtermenge (Energieaufnahme) dennoch dem tatsächlichen Energiebedarf stets angepasst werden. Man sollte den Besitzer unbedingt darauf hinweisen, dass die Verwendung einer geeigneten Adipositasdiät nicht zwangsläufig zu einer Gewichtsabnahme führt, sondern die Futtermenge zusätzlich genau abgewogen und zugeteilt werden muss. Eine ad libitum Fütterung entspricht zwar dem natürlichen Futteraufnahmeverhalten ist aber in der Regel nicht geeignet für übergewichtige Katzen. Dagegen können normalgewichtige Katzen ihr Futter durchaus zur freien Aufnahme erhalten, vorausgesetzt sie erhalten eine spezielle Diät. Kohlenhydrate im Futter beeinflussen den Blutzuckerspiegel direkt. Da hohe Blutglukosekonzentrationen die Funktion der Betazellen weiter schädigen und zur Absenkung des Blutzuckerspiegels mehr Insulin benötigt wird, gilt es, einen übermäßigen postprandialen Anstieg („postprandiale glykämische Spitzen“) zu vermeiden. Dabei spielen sowohl die aufgenommenen Kohlenhydratmengen als auch die Art der Kohlenhydrate eine wichtige Rolle. Empfohlen werden Rationen mit einem niedrigen Kohlenhydratgehalt von 7-15 % in der TS. Bestimmte Kohlenhydrate steigern den Blutzuckerspiegel mehr als andere. Mit Hilfe des glykämischen Index wird die Wirkung der verschiedenen Kohlenhydrate auf den Blutzuckerspiegel beschrieben. Ein hoher glykämischer Index hat beispielsweise die leicht verdauliche


Reisstärke, die sehr rasch im Darmkanal zu Glucose abgebaut wird, was zu einem schnellen und starken Blutzuckeranstieg nach der Mahlzeit führt. Aus diesem Grund ist Reismehl als alleinige Kohlenhydratquelle in Futtermitteln für Katzen mit Diabetes weniger geeignet, günstiger ist es, auch andere Getreidearten mit niedrigerem glykämischen Index , d.h. langsam abbaubarer Stärke, wie Gerste zu verwenden. Bei den empfohlenen proteinreichen und kohlenhydratarmen Diätfuttermitteln kommt es zu keiner nennenswerten postprandialen Hyperglykämie. Die endogene Insulinsekretion wird bei Katzen am besten mit Hilfe einer proteinreichen Ernährung unterstützt, da das Ansprechen der Betazellen auf Aminosäuren, bes. Arginin in der Regel länger erhalten bleibt als auf Glukose. Früher wurde – ausgehend von den Empfehlungen beim Menschen und bei Hunden - auch bei diabetischen Katzen der Einsatz von rohfaserreichen Rationen empfohlen. Heute ist erwiesen, dass sich die Stoffwechselsituation durch die Einführung proteinreicher, kohlenhydratarmer Rezepturen in der Therapie diabetischer Katzen deutlich verbessert hat. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass sich dadurch die Insulinsensitivität so weit verbessern kann, dass eine Reduktion der Insulindosis möglich ist bzw. mehr Katzen einen transienten Verlauf zeigen. Interessanterweise traten diese Wirkungen auch ohne nennenswerten Gewichtsverlust auf. Der zugrundeliegende Mechanismus der positiven Effekte einer proteinreichen und kohlenhydratarmen Diät ist unbekannt. Und auch die Frage, ob kohlenhydratreiche Rationen für Katzen prinzipiell schädlich sind, die Betazellen überfordern und dadurch eine Diabetes mellitus begünstigen, ist nicht geklärt. Sicher ist aber, dass Katzen als strikte Fleischfresser gut an die Abb. 39: Teufelskreis des Diabetes mellitus bei der Katze Verwertung von Eiweiß und Fett als Energiequelle angepasst sind, wohingegen die Verdaulichkeit und Verträglichkeit von Kohlenhydraten geringer ist. In der Ernährung von diabetischen Katzen sind auch Ballaststoffe von Bedeutung. Sie haben generell den Vorteil, die Magenentleerung und die gastrointestinale Glukoseabsorption positiv zu beeinflussen, die Insulinsensitivität zu erhöhen und die Regulierung des Nährstoffmetabolismus durch die Freisetzung von Hormonen im Darm zu verbessern. Als besonders effektiv gelten gelbildende lösliche Fasern, die die Glukosediffusion an der Darmschleimhaut verlangsamen. Beim Vergleich von Rationen mit niedrigem und mäßigem Gehalt an Kohlenhydraten und Faserstoffen zeigte sich, dass ein hoher Faseranteil eine weitaus geringere Bedeutung hat als ein niedriger Kohlenhydratgehalt. Auch die Rolle verschiedener Fettsäuren für die Ernährung von Katzen ist untersucht worden.


Dabei bewirkten Rationen mit einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren langfristig eine bessere Kontrolle der Hyperglykämie und des Plasmainsulinspiegels, wohingegen sich gesättigte Fettsäuren eher negativ auswirkten. Als zugrunde liegender Mechanismus wird eine Steigerung der Insulinsensitivität durch Omega-3Fettsäuren angenommen. Ein positiver Effekt durch die Spurenelemente Chrom und Vanadium, die als Co-Faktoren für die Insulinaktivität wirken, wird diskutiert, genauere Untersuchungen stehen allerdings noch aus. Antioxidanzien wirken den Zellschädigungen, die durch vermehrten oxidativen Stress bei Entzündungsreaktionen entstehen, entgegen. Daher ist die Supplementierung von Diätfuttermittel für diabetische Katzen sicherlich sinnvoll, auch wenn spezielle Untersuchungen dazu fehlen. Bei der Empfehlung von proteinreichen Diäten an ältere Katzen stellt sich natürlich die Frage nach evtl. Langzeitfolgen für die Nierenfunktion. Es gibt keine Hinweise, dass sich proteinreiche Rationen bei gesunden Katzen negativ auf die Nierenfunktion auswirken. Dagegen sind sie bei klinisch manifesten Nierenerkrankungen bzw. Urämie kontraindiziert. Liegen sowohl eine Diabetes als auch eine Nierenerkrankung gleichzeitig vor, ist der Proteingehalt zu reduzieren, um das Risiko eines Nierenversagens zu minimieren. Spezielle Diätfuttermittel für zuckerkranke Katzen gibt es als Feuchtund Trockenfutter. Meistens füttert man diabetische Katzen 2-mal täglich, wobei unmittelbar vor bzw. nach der Mahlzeit Insulin injiziert wird (Abb. 40). Da bei der Fütterung von proteinreichen und kohlenhydratarmen Diäten die postprandiale Glukosekonzentration nur geringfügig ansteigt, scheint das präzise Timing der Insulininjektion an Bedeutung zu verlieren. Wichtig ist allerdings darauf Abb. 40: Die Insulininjektion sollte am besten zu achten, dass vor bzw. unmittelbar direkt vor oder nach der Mahlzeit erfolgen. nach einer Insulininjektion unbedingt Futter verfügbar und aufgenommen werden muss, sonst droht eine lebensbedrohliche Hypoglykämie (Unterzucker). Ein großer Vorteil dieser Diäten ist außerdem, dass die Katzen auch zwischen den Hauptmahlzeiten fressen können, was ihrem natürlichen Freßrhythmus eher entspricht. Bei Katzen, die Insulin erhalten, muss in der ersten Zeit nach der Umstellung auf eine Diabetesdiät regelmäßig der Blutzucker überprüft werden, um eine Hypoglykämie zu vermeiden und ggf. die Insulinmenge anzupassen. Dafür sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen nötig, die nach Einweisung von Tierbesitzern mit Hilfe kleiner Glukometer zu Hause durchgeführt werden können. Selbst wenn sich die Blutzuckerwerte verbessern oder sogar normalisieren, sollte die proteinreiche Kost weiter gefüttert werden. • Leber: Feline hepatische Lipidiose (FHL) Die Leber ist das Organ, das zentral für den Fettstoffwechsel verantwortlich ist. Bei der Hepatischen Lipidose (fettige Leberdegeneration) handelt es sich um eine Stoffwechselentgleisung, bei der die Leber mit Fettsäuren und Fettstoffwechselprodukten regelrecht „überschwemmt“ wird. Durch die massive


Einlagerung von Fett in die Leberzellen (Abb. 41) entwickelt sich ein Gallenstau (intrahepatische Cholestase), nachfolgend kommt es zu schwerwiegenden Leberfunktionsstörungen. Für übergewichtige Katzen, die längere Zeit nicht fressen oder schnell an Gewicht verlieren, ist das Erkrankungsrisiko besonders hoch. Auch wenn Katzen ohne einen besonderen Grund daran erkranken können, leiden die meisten an einer anderen Erkrankung, die mit Futterverweigerung, zu geringer Futteraufnahme oder chronischem Erbrechen einhergeht, z. B. Pankreatitis, IBD. Da Katzen in beträchtlichem Umfang Eiweiße zur Energiegewinnung heranziehen, entsteht bei einer Futterverweigerung neben einem Energiemangel auch leicht eine Unterversorgung mit Eiweiß. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Stoffwechsel. Bei einer Energieunterversorgung wird Fettgewebe abgebaut und zu Leber transportiert. Übersteigt der periphere Fettabbau die Fähigkeit, anfallende Fettsäuren zu verwerten, werden sie in den Leberzellen abgelagert. Auf der anderen Seite ist auch der Abtransport der Fettsäuren aus der Leber zum peripheren Gewebe beeinträchtigt, da dies nur mit Hilfe spezieller Transportproteine funktioniert, die im Falle eines Eiweißmangels nicht in ausreichender Menge gebildet werden können. Besteht ein Eiweißmangel wird Muskulatur abgebaut.

Abb. 41: Histologisches Bild des normalen Lebergewebes und der Leber bei Hepatischer Lipidose (rechts): Die Leberzellen enthalten große Mengen Fett (im Bild weiß; Foto: Biourges, Royal Canin)

Bei einem Mangel an Arginin (essenzielle Aminosäure) kommt es außerdem durch eine Störung des Harnstoffzyklus zu erhöhten Ammoniakkonzentrationen im Blut. (Im Harnstoffzyklus werden stickstoffhaltige Abbauprodukte zu Harnstoff umgewandelt, die anschließend über die Niere ausgeschieden werden können.). In solchen Fällen entwickeln die Patienten oft eine Hepatische Enzephalopathie (leberbedingte Funktionsstörung des ZNS), fressen dadurch noch weniger. Es entwickelt sich ein fataler Teufelskreis! Bei Katzen mit Hepatischer Lipidose entscheidet nicht selten die Frage, ob sie fressen oder nicht über Leben und Tod. Daher erfordert die Erkrankung eine schnelle und aggressive Therapie! Neben der Behandlung zum Ausgleich der Flüssigkeitsund Elektrolytdefizite sind diätetische Maßnahmen die Grundpfeiler in der Behandlung. Das wichtigste Ziel ist, betroffene Katzen aus ihrer katabolen Stoffwechsellage (Hungerstoffwechsel) zu holen. Solange die Katzen das Futter völlig verweigern, muss man sie künstlich per Sonde ernähren, um sie mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Durch diese Maßnahme hat sich die Überlebensrate in den letzen Jahren deutlich verbessert. Etwa 50 % der Lipidosekatzen entwickeln infolge der Cholestase und der gestörten Fettverdauung einen Vitamin K–Mangel. Wegen der Gefahr von Blutungsstörungen sollte man solchen Tieren Vitamin K verabreichen, (3x im Abstand von 12 Stunden mit 0,5-1,5


mg/kg) bevor invasive Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Die orale Zwangsfütterung ist kontraindiziert, da dies die Futteraversion eher noch verstärken kann. Anfangs kann man eine Nasensonde verwenden. Wenn der Patient stabilisiert ist, ist zur längerfristigen Ernährung eine Oesophagus- oder Magensonde besser geeignet. Die Abb. 42: Die Sondenfütterung wird so lange Sondenfütterung wird so lange durchgeführt, bis die Katze wieder selbständig frisst. durchgeführt, bis die Tiere wieder selbständig fressen (Abb. 42), dies kann zwischen 2-6 Wochen dauern. Bei der Sondennahrung ist ein hoher Proteingehalt von besonderer Bedeutung, da bei dieser Erkrankung der Fettstoffwechsel ohnehin gestört ist, die Verwertung von Kohlenhydraten bei Katzen eingeschränkt ist und ein hoher Proteingehalt die Regenerationsprozesse unterstützt. Die meisten Katzen vertragen einen Proteinanteil von 35-50 % der Gesamtenergiemenge, bei dem Auftreten einer Hepatischen Enzephalopathie wird der Proteingehalt schrittweise gesenkt, aber nicht unter 25 %. Einer ausreichenden Versorgung mit der essenziellen Aminosäure Arginin kommt bei nicht fressenden Katzen mit Hepatischer Lipidose besondere Bedeutung zu, denn ein Argininmangel kann sich innerhalb weniger Stunden entwickeln und tödliche Folgen haben. Ein Teil der Symptome der FHL werden direkt auf einen Argininmangel zurückgeführt. Diese Katzenpatienten sollten täglich 250 mg Arginin erhalten. L- Carnitin ist essenziell für den Fettstoffwechsel und dem Abbau der Fettsäuren. Es gibt Hinweise, dass durch die Zugabe von L-Carnitin die Genesung von Katzen mit FHL beschleunigt und die Überlebenschancen verbessert werden können. Die empfohlene Dosierung liegt bei 250-500 mg L-Carnitin pro Tag und Katze. Zwar findet die L-Carnitin-Synthese bei der Katze in der Niere statt (nicht in der Leber, wie beim Hund), aber für die Bildung sind diverse Vitamine, Lysin, Methionin und Eisen erforderlich, so dass die Carnitin-Synthese bei nicht fressenden Katzen (und das trifft auf viele Lipidose-Patienten zu) schnell zum Erliegen kommen kann. Beim Menschen verursacht ein Carnitinmagel eine Leberverfettung und eine Einschränkung der Leberfunktion. Viele Katzen mit einer Hepatischen Lipidose weisen niedrige Taurinwerte auf. Taurin ist die einzige Substanz für die Konjugation von Gallensäuren (bei Mensch und Hund auch Glycin), die an der Verdauung von Nahrungsfetten maßgeblich beteiligt sind. Eine reichliche Versorgung mit Taurin verbessert daher die Fettverdauung, erleichtert die Wiederaufnahme der Gallensäuren aus dem Darm und mindert ihre zytotoxische Wirkung. Bei Katzen mit Lebererkrankungen scheinen die Gehalte an endogenen Antioxidanzien, (z. B. Glutathion) häufig reduziert zu sein, was das Risiko der oxidativen Zellschädigung noch verstärkt. Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, ist die Zufuhr von synergistisch wirkenden Antioxidanzien wie Vitamin E (20100 IE/Tag) und S-Adenosyl-Methionin (SAM, 20 mg/kg alle 12 Stunden) von großer Bedeutung. Durch die Supplementierung von B-Vitaminen werden nicht nur die


geleerten Leberspeicher wieder aufgefüllt, sondern B-Vitamine wirken auch appetitanregend und verbessern den Zellstoffwechsel. Besonders häufig ist ein Vitamin B12-Mangel, der durch Vitamin B12 Injektionen behandelt werden kann. Da übergewichtige Katzen besonders gefährdet sind, ein Rezidiv zu erleiden, sollte ihr Gewicht durch eine geeignete Diät (protein- und faserreich, fettarm) langsam reduziert werden. • Feline Pankreatitis Im Pankreas (Bauchspeicheldrüse) werden die für die Verdauung von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten verantwortlichen Enzyme Lipase, Trypsin und Amylase gebildet. Zum Schutz vor einer „Selbstverdauung“ werden diese Enzyme in inaktiven Vorstufen sezerniert und erst im Darm aktiviert. Die Pankreaszellen sezernieren zudem Bikarbonat, das den für die Verdauungsprozesse nötigen pH-Wert einstellt und den Intrinsic-Faktor, der zur Resorption von Vitamin B12 benötigt Abb. 43: Pankreatitis bei der Katze: unregelwird. Eine Pankreatitis verläuft bei Katzen mäßige Struktur, Organ insgesamt vergrößert. in den meisten Fällen weniger dramatisch als bei Hunden und ist augrund der sehr unspezifischen Symptome wie Futterverweigerung, Apathie und Gewichtsverlust bei einer klinischen Allgemeinuntersuchung nicht zu diagnostizieren. Erbrechen, Durchfall und starke abdominale Schmerzen (bei Hund typisch) sind bei Katzen seltener. Diagnostizieren kann man die Erkrankung durch die Bestimmung pankreasspezifischer Enzyme, wobei die felinen Pankreas-Lipase-Immunreaktivität (fPLI) die größte Sensitivität und Spezifität aufweist. Amylaseund Lipasekonzentrationen, die bei Routineblutuntersuchungen meist mitbestimmt werden, sind für die Diagnose bei Katzen höchst unspezifisch und daher von geringer Aussagekraft. Weitere gängige Untersuchungsmethoden sind Ultraschall und evtl. eine Biopsie des Pankreasgewebes, wenn die genaue Ursache (z.B. Entzündung oder Tumor) interessiert (Abb. 43). In den meisten Fällen findet man bei Katzen chronische, relativ milde Krankheitsverläufe, deren Ursache in der Regel letztendlich im Dunkeln bleibt. Die medikamentelle Behandlung der akuten Pankreatitis besteht aus unterstützenden Maßnahmen zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung von Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt, Hemmung von Entzündungsmediatoren und Pankreasenzymen, einer Schmerztherapie und die Behandlung von Erbrechen. Die Therapie der chronischen Form hängt von den jeweiligen klinischen Symptomen ab und ist vorwiegend auf die sekundär sich einstellenden Störungen, wie z. B. Diabetes mellitus und/oder Pankreasinsuffizienz ausgerichtet. Früher wurde empfohlen, betroffene Katzen 3-4 Tage hungern zu lassen, um eine weitere Stimulation der Bauchspeicheldrüse zu vermeiden. Dennoch fehlen eindeutige Hinweise, dass das „Ruhigstellen“ einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf hat und sich der Zustand der Patienten verbessert. Im Gegenteil Katzen, die bereits von Anfang an eine diätetische Therapie erhalten, geht es deutlich besser und sie erholen sich schneller, so dass nach neusten Empfehlungen


eine frühzeitige Futteraufnahme angestrebt wird. Eine kurzfristige Nahrungskarenz ist allenfalls bei Katzen mit heftigem Erbrechen parallel zu einer antiemetischen Therapie gerechtfertigt. Da bei einer schweren Pankreatitis die meisten Katzen das Futter gänzlich verweigern, sind sie (bes. übergewichtige Katzen) höchst gefährdet sekundär eine Hepatische Lipidose zu entwickeln. Außerdem unterstützen weitere Argumente Abb. 44: Bei Katzen, die nicht fressen, sollte eine Ernährungssonde gelegt werden (hier: Ösophagostomiesonde) die Forderung einer möglicht frühzeitigen Nahrungsaufnahme. Wenn zum Zeitpunkt der Diagnose das Tier bereits an Gewicht verloren hat, würde eine weitere Nahrungskarenz den Zustand nur noch verschlimmern, das Immunsystem weiter schwächen und die Integrität der Darmschleimhaut beeinträchtigen. Fressen Katzen nicht freiwillig, sollte sie frühzeitig mit Hilfe einer Sonde (Abb. 44) ernährt werden, um sie mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Es empfiehlt sich das Legen einer Ösophagostomiesonde, ein kleiner und relativ einfach durchzuführender operativer Eingriff. Die Fütterung wird in der Regel eingeleitet, sobald sich die Katze vollständig von der Anästhesie erholt hat, und über drei Tage stufenweise gesteigert, wobei die Katze am ersten Tag ein Drittel, am zweiten Tag zwei Drittel und ab dem dritten Tag ihren vollen Kalorienbedarf (etwa 60 kcal/kg) erhält. Zu Anfang wird häufig eine sondengängige Diät für Intensivpatienten (z.B. Royal Canin Recovery) eingesetzt, langfristig kann aber auch mit Wasser im Mixer homogenisiertes, breiförmiges Katzenfutter verabreicht werden. Durch eine orale Zwangsfütterung (z.B. mit einer Spritze) ist ein ausreichende Energie- und Nährstoffaufnahme dagegen kaum möglich, außerdem nimmt die Abneigung der Katze gegen das Fressen zu. Eine kurzfristige parenterale Ernährung sollte nur in Erwägung gezogen werden, wenn das Erbrechen trotz der Verabreichung von Antiemetika nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Technik ist kostenintensiv, in der Praxis schwierig durchzuführen und kann zu Komplikationen (z. B. Sepsis) führen. Die Diät für Katzen mit einer Pankreatitis muss hochverdaulich sein, um die Sekretion der Verdauungsenzyme möglichst wenig anzuregen. Sie sollte hohe Mengen an hochwertigem Eiweiß enthalten. Da neben dem Erhaltungsbedarf auch der zusätzliche Bedarf zu Regeneration gedeckt werden muss, ist eine Proteinrestriktion zu vermeiden. Die Diät sollte eine normale bis eine mäßig reduzierte Menge an tierischen und pflanzlichen Fetten (10-12 % im Trockenfutter) enthalten. Während bei Hunden und Menschen mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Fettrestriktion empfohlen wird, gibt es kaum einen klinischen Beweis, dass das auch für Katzen zutrifft. Zu fettreiches Futter (>16 % in der TS) scheint dennoch ungeeignet, besonders wenn zusätzlich zur Pankreatitis ein Diabetes vorliegt. Bei gleichzeitigem Vorliegen einer entzündlichen Darmerkrankung (IBD) ist die Fütterung einer hypoallergenen Diät sinnvoll, da eine


Futtermittelallergie nicht ausgeschlossen werden kann. Die Rolle von Allergenen auf die Entstehung einer Pankreatitis ist bisher nicht geklärt, sicher ist aber, dass eine Pankreatitis häufig die Folge einer aufsteigenden Entzündung aus dem Darm ist. Als weitere Empfehlungen zur diätetischen Therapie von Pankreasentzündungen kommen verschiedene Futterzusätze im Betracht. Ein mäßiger Gehalt an überwiegend löslichen Faserstoffen unterstützt die Verdauungsvorgänge allgemein. Für eine adäquate Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen, sollte das Futter erhöhte Gehalte an B-Vitaminen und Vitamin E enthalten. Ein Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) ist bei Katzen mit einer Pankreatitis und/oder Darmerkrankung relativ häufig zu beobachten. Im Falle einer Pankreatitis ist die Synthese von Intrinsic-Faktor reduziert, einem Cobalamin-bindenden Protein, das für die Resorption im Dünndarm benötigt wird. Der Intrinsic-Faktor wird bei Katzen nur in der Bauchspeicheldrüse gebildet, nicht wie bei Hund in Magen und Pankreas. Bei zu niedrigen CobalaminGehalten im Blut ist eine subkutane Injektion von 250 µg Cobalmain/1x pro Wochen über 6 Wochen angezeigt. Der Zusatz von Antioxidanzien wie Vitamin E, und C und Taurin ist bei Entzündungsprozessen generell zu empfehlen, obgleich genaue Untersuchungen bei der Therapie der felinen Pankreatitis fehlen. • Harnsteine

Abb.: 45: Struvitkristalle unter dem Mikroskop: typische „Sargdeckelform“ (Foto: Waltham)

Harnsteine entstehen durch Auskristallisation von Substanzen, die mit dem Harn ausgeschieden werden. Sind sie nur mikroskopisch zu erkennen, spricht man von Kristallen, bei größeren Gebilden von Harnsteinen (Urolithen). Die häufigsten Harnsteine sind Struvit (Magnesium-AmmoniumPhosphat) und Kalzium-Oxalat, seltener sind Ammoniumurat-, Cystin-, Kalziumphosphat-, Xanthin- oder Silikatsteine.

Die typischen klinischen Symptome wie blutiger Harnabsatz, schmerzhafter Harnabsatz, Harndrang, häufiger Harnabsatz, Harnabsatz an ungeeigneten Stellen (außerhalb der Katzentoilette an verschiedenen Stellen im Haus) lassen schnell auf eine Erkrankung des Harntraktes schließen. Eine gefürchtete Komplikation ist eine Verlegung der Harnöhre, die entweder plötzlich entstehen kann oder sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Eine vollständige Obstruktion ist immer ein Notfall! Je nachdem wie lange die Harnröhre verschlossen ist, sind solche Tiere apathisch, fressen nicht, dehydriert, erbrechen und haben Untertemperatur. Die Wiederherstellung des Harnabflusses hat äußerste Priorität, außerdem müssen die Störungen des Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basenhaushaltes durch Infusionen korrigiert werden. Aufgrund der sehr dünnen, langen Harnröhre sind deutlich mehr Kater als Kätzinnen von einer Verlegung der Harnröhre betroffen. Typisch ist, dass betroffene Katzen viel Zeit auf der Katzentoilette verbringen, nur tröpfchenweise Harn absetzen oder es vergeblich versuchen. Kater belecken ständig ihre Penisspitze.


Unabhängig von Steintyp wird diätetisch eine Verdünnung des Harns bzw. eine vermehrte Spülung der Harnwege durch ein höheres Harnvolumen angestrebt. Weitere Ziele sind, den Anteil steinbildender Substanzen im Harn zu reduzieren und den pH-Wert des Harns auf ein Niveau einzustellen, der die Löslichkeit der betroffenen Kristalle fördert. Da Katzen mit relativ wenig Wasser auskommen und ihren Harn stark konzentrieren können, neigen sie generell zur Harnsteinbildung (Urolithiasis). Eine Erhöhung des Harnvolumens reduziert das Harnsteinrisiko, da durch den häufigeren Harnabsatz die harnbildenden Substanzen „verdünnt“ und mit herausgespült werden und weniger Zeit bleibt, um Kristalle und Harnsteine zu bilden. Es gibt viele „Tricks“ die Trinkwasseraufnahme zu steigern und die Tierbesitzer sollten einfach ausprobieren, was bei ihrer Katze am besten klappt (Tab. 3). Tab. 3: Möglichkeiten die Trinkwasseraufnahme zu fördern Erhöhung des Feuchtfutteranteils Fütterung eines speziellen Trockenfutters, das die Harnausscheidung steigert (Diurese) Aufteilung der Tagesration in mehrere kleine Mahlzeiten Jederzeit Zugang zu frischem Trinkwasser Trinkwassernäpfe mit großer Oberfläche, damit die Tasthaare die Gefäßränder nicht berühren Gut gefüllte Trinknäpfe anbieten Anbieten verschiedener Wasserarten, z. B. Mineralwasser, destilliertes Wasser, frisches oder abgestandenes Leitungswasser, warmes und kaltes Wasser Geschmacksverstärkung des Wassers z. B. durch Zugabe von Eiswürfel mit Tunfisch oder Fleischsaft oder anderer kommerziell angebotener Geschmacksstoffe Einige Katzen bevorzugen fließendes Wasser: spezielle Trinkbrunnen für Katzen oder Wasserhahn etwas tropfen lassen Futter- und Wassernäpfe müssen einen deutlichen Abstand zu Katzentoilette haben Wassernapf muss stets sauber sein Verschiedene Wassernäpfe anbieten, z. B. Glas, Keramik, Edelstahl Mehrere Wassernäpfe im Haus verteilen Kein gemeinsamer Wassernapf mit dem Hund

Durch den Zusatz von Natrium zum Futter wird nachweislich der Durst angeregt und das Harnvolumen gesteigert. Wie beim Menschen werden auch bei Katzen gesundheitliche Langzeitrisiken, bes. auf den Blutdruck und die Nierenfunktion,


diskutiert. Diesbezügliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Natriummenge, die zur Anregung der Diurese im Futter enthalten ist, weder den Blutdruck noch die Nierenfunktion beeinflussen. Die in diesen Studien untersuchten Natriumgehalte lagen zwischen 1,02 und 1,3 % in der TS (Luckschrander et al. 2004, Cowgill et al. 2007).

Abb. 46: Natriumgehalte in Royal Canin Harnsteindiäten für Katzen (Urinary S/O) liegen unterhalb des Grenzwertes für gesundheitliche Unbedenklichkeit.

Da die verschiedenen Harnkristalle sich in ihrem pH-Optimum für die Löslichkeit unterscheiden, hat sich die Einstellung eines bestimmten pH-Wertes im Harn durch diätetische und/oder medikamentelle Maßnahmen als wirksames therapeutisches Hilfsmittel bei einigen (nicht allen) Harnsteinen erwiesen. Während sich Struvit am bestem im leicht sauren Bereich (pH-Wert 6,2-6,5) löst, ist die Löslichkeit von Urat und Cystin im alkalischen Bereich (pH-Wert 7-7,5) besser. Die Löslichkeit anderer Harnsteine wie z. B. Kalziumoxalat ist durch den Harn-pH-Wert nur wenig zu beeinflussen.

Abb. 47: Schematische Darstellung möglicher RSS-Werte für Struvit und Ca-Oxalat

In der Humanmedizin wird das Harnsteinrisiko durch die Bestimmung des RSS-Wertes (RSS = Relative Super Saturation = Relative Übersättigung) abgeschätzt. Die Methode ist auch in der Tiermedizin für Hunde und Katzen validiert. Der RSS-Wert errechnet sich aus der Konzentration verschiedener im Harn gelöster


Substanzen (die Steinbildner selbst wie z. B. Kalzium, Oxalat, Phosphat) und auch Lösungsvermittler (wie z. B. Citrat), die anschließend rechnerisch zueinander und zum Harn-pH-Wert in Beziehung gesetzt werden. Mit Hilfe dieser Methode werden 3 Zonen der Harnsättigung definiert: Untersättigung, metastabile Übersättigung und Übersättigung (Abb. 47).

Abb. 48: Wachstum von Harnsteinen 1: Risikofaktoren für eine Kristallbildung

Bei einem RSS-Wert von <1 ist der Harn untersättigt, d. h. die Harnkristallen ist nicht möglich und bestehende Steine (gilt für Struvit) lösen sich auf. Im Bereich der metastabilen Übersättigung werden sich zwar keine neuen Harnsteine bilden, aber bereits bestehende Steine können weiter wachsen. Je höher der RSS-Wert steigt, desto mehr nimmt das Risiko einer Steinbildung zu (Abb. 48). In Bereich der Übersättigung ist eine spontane Kristallbildung jederzeit möglich, und bereits bestehende Steine wachsen weiter (Abb. 49).

Abb. 49: Wachstum von Harnsteinen 2:mögliche Komplikationen bei Bildung größerer Konkremente


Jeder Kristalltyp hat einen spezifischen RSS-Wert, so dass man für jeden Steintyp ein Ziel-RSS-Wert bestimmen muss, bei dem eine Neubildung unwahrscheinlich ist. In einer Untersuchung an Katzen konnte gezeigt werden, dass bei gleichem pH-Wert die Auflösung von Struvit umso schneller geht, je niedriger der RSS-Wert ist (Hoek et al. 2009). Für die zielgerichtete diätetische Prävention und Behandlung von Harnsteinen stehen heutzutage Diätfuttermittel zur Verfügung, die nicht nur den Harn-pH-Wert im Focus haben, sondern auch die Konzentration der an der Harnsteinbildung beteiligten Substanzen. So muss z. B. bei Katzen mit einer Struviturolithiasis die Magnesiumzufuhr kontrolliert werden und der Harn-pH-Wert im leicht saueren Bereich liegen. Bei Kalziumoxalatsteinen ist auf die die Zufuhr von Kalzium und Oxalatvorstufen zu achten, während eine Modifikation des Harn-pHWerts keine Bedeutung hat. Bei metabolischen Harnsteinen (Cystin, Xanthin, Urat) sollte die Purinaufnahme reduziert werden und der Harn-pH-Wert im neutralen bis schwach alkalischen Bereich eingestellt sein. • Idiopathische Zystitis Bei der felinen Idiopathischen Zystitis handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Harnblase, die nicht infektiös bedingt ist und in schmerzhaften Schüben mit symptomfreien Intervallen verläuft. Man nimmt an, dass betroffene Katzen bereits mit einer gewissen Prädisposition geboren werden können und die Erkrankung durch Stress ausgelöst wird. Besitzer von Katzen, die an einer Idiopathischen Zystitis leiden, beschreiben ihre Katzen deutlich häufiger Abb. 50: Katzen mit idiopathischer Zystitis als sensibel, ängstlich und nervös als zeigen Schmerzen beim Harnabsatz; der Harn Besitzer von nicht betroffenen Tieren. Die ist oft blutig (Foto: www.royal-canin.at) Symptome (blutiger Harnabsatz, schmerzhafter Harnabsatz, Harndrang, häufiger Harnabsatz, Harnabsatz an ungeeigneten Stellen) sind typisch für eine Harnwegserkrankung. Die Diagnose kann nur nach Ausschluss aller anderen Ursachen einer Harnwegserkrankung gestellt werden. Dies ist für die Tierbesitzer häufig frustrierend, da es relativ langwierig und teuer ist, sämtliche Differenzialdiagnosen auszuschließen. Bei der Idiopathischen Zystitis kommt es zu deutlichen Veränderungen an der Blasenwand. Die Blasenschleimhaut ist insgesamt stark entzündet und durchlässiger, sogar richtige Ulzera (Geschwüre) können sich entwickeln. Typisch ist außerdem eine herabgesetzte Konzentration von Glukosaminoglykanen (GAG) im Harn und in der Blasenwand. Man nimmt an, dass die GAGs als „Schutzschicht“ das Eindringen von Harnbestandteilen wie Kalzium- und Kaliumionen in das Epithel verhindern, die dort sonst entzündliche Veränderungen hervorrufen können. Dabei werden auch die sensiblen Nervenendigungen gereizt, so dass die Erkrankung hochgradig schmerzhaft ist. Für eine erfolgreiche Behandlung der idiopathischen Zystitis ist es wichtig, Stressfaktoren erst einmal zu erkennen. Die Liste möglicher Stressoren ist lang, Beispiele sind: andere Katzen, plötzlicher Wetterumschwung, Mangel an Bewegung, falscher Platz der Katzentoilette, Auswahl der Katzenstreu, Arbeitszeiten des Besitzers, andere Personen oder Tiere im Haus etc.. Mit Hilfe einer katzengerechten


Gestaltung der Umgebung (z. B. geeignete Verstecke, Kratzbäume, erhöhte Sitzplätze, Spielzeug, ruhiger Futterplatz, Anzahl und Standort der Katzentoilette) und häufiger Beschäftigung kann die Katze ihr natürliches Jagd- und Spielverhalten ausleben, was einen wichtigen Beitrag zur Stresslinderung leistet. Viele Patienten profitieren von einer Verhaltenstherapie. Auch diätetische Maßnahmen spielen bei der Behandlung eine wichtige Rolle. Bei solchen Katzen sollte die Ernährung relativ konstant bleiben, d. h. die Futterzeiten möglichst beibehalten und das Futter nicht zu häufig wechseln. Bei einer Futterumstellung sollte man möglichst schonend vorgehen. Es hat sich bewährt, beide Futtersorten miteinander zu vermischen und dabei den Anteil des neuen Futters über mehrere Tage langsam zu erhöhen und gleichzeitig den Anteil des alten Futters langsam zu reduzieren. Diätfuttermittel, die zur Behandlung von Erkrankungen der ableitenden Harnwege eingesetzt werden, sind auch für die Behandlung der Idiopathischen Zystitis geeignet. Ihr Vorteil liegt darin, dass sie durch eine vermehrte Trinkwasseraufnahme zu einer Harnverdünnung beitragen (siehe spezielle Diätetik bei Harnsteinen), und sich dabei gleichzeitig die Konzentration potenziell reizender Stoffe an der Blasenschleimhaut reduziert. Studien haben außerdem gezeigt, dass solche Katzen von Feuchtfutter profitieren können, da als einer der bekannten Risikofaktoren auch die ausschließliche Trockenfutteraufnahme und eine unzureichende Trinkwasseraufnahme gelten. Stark ansäuernde Diäten sind allerdings nicht zu empfehlen, saurer Harn reizt die sensiblen Nervenendigungen in der Blasenwand und verstärkt damit die Schmerzen zusätzlich. GAGs wie Glukosamin und Chondroitinsulfat sind natürliche Bestandteile der Blasenwand und können oral verabreicht dazu beitragen, die Blasenschleimhaut zu stabilisieren. Muller (2010) empfiehlt zwei 15-tägige Kuren pro Jahr mit pulverförmigen GAGs-reichen Futterzusätzen, die Wirksamkeit wird allerdings kontrovers diskutiert. Der Ansatz, Futtermittel mit „psychologischer Wirkung“ zur Stressminderung einzusetzen, ist noch relativ neu. Interessant sind Substanzen wie AlphaCasozepin und Tryptophan, die auf die Neurotransmitter (Botenstoffe) in Gehirn wirken. Alpha-Casozepin ist ein natürlicher Bestandteil der Milch. Er verstärkt die Wirkung von GABA (GammaAmmino-Buttersäure), einem Neurotransmitter, der für die Entspannung eine Rolle spielt. Die Aminosäure Tryptophan ist ein Vorläufer von Serotonin, einem Neurotransmitter der ebenfalls eine beruhigende Wirkung hat und sich positiv auf die Stimmung auswirkt. Für Katzen Abb. 51: Diätetische Maßnahmen bei idiopathischer ist die empfohlene Dosierung von Alpha- Zystitis zielen auch auf eine Minimierung von Stress Casozepin 15 mg/kg, die von und Angst ab. Tryptophan 3 g/kg Trockenfutter.


• Erkrankungen der Zähne und der Maulhöhle Häufig auftretenden Erkrankungen der Zähne und der Mundhöhle bei Katzen sind parodontale Erkrankungen, resorptive Zahnläsionen (FORL = feline resorptive odentoklastische Läsionen) und Stomatitis. Die klinischen Auswirkungen dieser Erkrankungen auf den Gesundheitsstatus und auf das Wohlbefinden sind vielfach schwerwiegender als Allgemein angenommen. Wie viele Menschen aus eigener Erfahrung wissen, sind Abb. 52: Katze mit gesundem Zahnfleisch Zahnerkrankungen ziemlich schmerzhaft. Dies trifft auch auf Katzen zu, wobei es oftmals schwierig ist, dies auch eindeutig zu erkennen. Häufig berichten die Besitzer bei der Untersuchung oder es ist sogar der Grund für die Vorstellung des Tieres in der Tierarztpraxis, dass sich die Katze anders verhält als früher. Typische Beispiele solcher „schmerzbedingter“ Verhaltensänderungen sind: die Katzen verweigern das Futter, sie sind ruhiger und ziehen sich zurück oder sie spielen nicht mehr, die Katze ist aggressiv, das Futter wird nur noch ungern aufgenommen, es wird nur weiches Futter gefressen, das Trockenfutter bleibt liegen, die Katze leckt sich kahl an bestimmten Körperstellen die Katze wird unsauber Die parodontale Erkrankung ist die häufigste Erkrankung der Maulhöhle bei Hunden und Katzen. Es handelt sich dabei um eine infektiöse Erkrankung des Zahnhalteapparates, die mit der Bildung von Zahnbelag (Biofilm oder Plaque) auf der Zahnoberfläche einhergeht und besonders bei Katzen in relativ aggressiven Formen mit zunehmender Gewebezerstörung vorkommt. Zahnbelag ist ein „Biofilm“, der aus verschiedenen Bakterienspezies besteht, die in eine Matrix aus Speichelbestandteilen (Glykoproteine, Polypeptide, Kohlenhydrate), Futterresten und Bakterienstoffwechselprodukten eingebettet sind und dadurch gut geschützt vor körpereigenen Abwehrmechanismen und Medikamenten sind. Während anfangs aerobe, Gram-positive Bakterien überwiegen, steigt mit fortschreitender Entzündung der Anteil Gram-negativer, „aggressiverer“ Bakterien an. Letztere sind verantwortlich für die Entwicklung von Parodontalerkrankungen. Neben der spezifischen Bakterienzusammensetzung hat auch die individuelle Immunabwehr einen wesentlichen Einfluss auf das Ausmaß und Fortschreiten von parodontalen Entzündungen. Plaque lagert sich bevorzugt zwischen der Zahnkrone und dem Zahnfleischrand und zwischen den Zähnen („Schmutznischen“) ab und breitet sich ohne entsprechende Gegenmaßnahmen weiter aus. Durch die Mineralisierung („Verkalkung“) entsteht Zahnstein, der durch die poröse raue Oberfläche die Anheftung von neuem Zahnbelag begünstigt. Man sollte Tierbesitzer stets darauf hinweisen, dass es sich bei Zahnstein keinesfalls um ein „kosmetisches Problem“ handelt, sondern dass die dort vorhandenen Bakterien die stabilen Verankerung des Zahnes in der Mundhöhle (bestehend aus Zahnfleisch, Zahnwurzelhaut, Zahnzement


und Alveolarknochen) völlig zerstören können und zudem infektiöse Erkrankungen an verschiedenen Organen (bes. Herz, Niere und Lunge) auslösen können. So lange nur das Zahnfleisch von der Entzündung betroffen ist, spricht man von einer Gingivitits. Sie ist das „Anfangsstadium“ parodontaler Erkrankungen und ist reversibel. Eine Parodontitis liegt vor, wenn der Entzündungsprozess weiter in Richtung Zahnwurzel fortgeschritten ist und die gesamte Zahnumgebung erfasst hat. Dieser Prozess ist irreversibel und führt schließlich zu einer Lockerung und zum Ausfall der Zähne. Bei den resorptiven Zahnläsionen werden die inneren und/oder äußeren Strukturen des Zahns angegriffen (Abb. 53). Bei Katzen sind diese Läsionen auch unter dem Namen FORL (= feline resorptive odentoklastische Läsionen) bekannt, da Odontoklasten (Zahnsubstanz abbauende Zellen) für die Zerstörung der Zahnhartsubstanz verantwortlich sind. Sie beginnen im Bereich des Abb. 53. FORL: Auflösung der Zahnsubstanz bei Wurzelzements und dringen weiter der Katze vor ins Dentin und/oder zur Zahnkrone. Erst wenn in der Zahnkrone ein „Loch“ zu erkennen ist, ist die Erkrankung auch bei der Untersuchung der Maulhöhle ersichtlich. Die resorbierte Zahnsubstanz wird fortschreitend durch neu gebildetes Zement- und Knochengewebe ersetzt. Die genaue Ursache der Erkrankung ist trotz umfangreicher Untersuchungen noch nicht eindeutig geklärt. Diskutiert werden mechanische Belastungen beim Kauen von hartem Futter, chronische Parodontalerkrankungen und Störungen des Kalziumstoffwechsels. FORL wird in 2 verschiedene Typen eingeteilt: Typ 1: entsteht im Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen, relativ normale Zahnwurzel mit deutlich erkennbarem Ligamentenspalt (Verbindung zwischen Zahnwurzel und Alveolarknochen) in der Röntgenaufnahme Typ 2: Umbau der Zahnwurzel mit knochenartigem Ersatzgewebe ohne erkennbaren Ligamentenspalt in der Röntgenaufnahme Unter dem Begriff feline Stomatitis fasst man Erkrankungen mit einer massiven Entzündung der Mundschleimhaut zusammen. Die Schleimhäute sind meist feuerrot, weisen ulcerative Veränderungen auf, bluten bei Berührung leicht und sind schmerzhaft. Betroffen sein können die Schleimhaut der Lefzen, unter der Zunge und besonders die der Gaumenbögen. Die Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt, aber man vermutet eine unangemessene Reaktion des Immunsystems auf virale und bakterielle Reizfaktoren. Besonders bei immungeschwächten Katzen (z. B. Erkrankung an FIV, FeLV) oder Tieren mit einem Immundefizit (z. B. IgA-Mangel) sind schwere und chronische Stomatitiden ein ernstes Problem, da sie therapeutisch nur schwer in den Griff zu bekommen sind. Die Erkrankung ist so schmerzhaft, dass der Appetit und die Futteraufnahme beeinträchtigt sein können. Betroffen sind vor allem Rassekatzen, wie Perser, Siamesen, Abessiner und Burmesen.


Auch beim Eosinophilen Granulomkomplex kommen Veränderungen in Form von Geschwüren und/oder Granulomen (Gewebeneubildung) im Maulbereich vor. Relativ häufig findet man ein- oder beidseitig Ulzera an der Oberlippe. Als auslösende Ursache wird eine allergische bzw. autoimmune Reaktion oder eine Infektion mit Viren, Bakterien oder Pilzen vermutet. Die Kontrolle und die Entfernung von Plaque sind die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen bei der Vorbeugung von Zahnfleischentzündungen und parodontalen Erkrankungen und können das Fortschreiten einer bestehenden Parodontitis zumindest aufhalten. Da sich der Zahnbelag ständig neu bildet und seine bakterielle Zusammensetzung ändert (Anteil pathogener Bakterien nimmt zu) muss er regelmäßig Abb. 54: Zahnstein bei einer Katze entfernt werden. Aus nicht entfernter Plaque kann sich innerhalb kurzer Zeit Zahnstein entwickeln, den man nur durch eine professionelle Zahnsteinbehandlung (Entfernung mit Ultraschall in Narkose) beseitigen kann (Abb. 54). Zahnärzte empfehlen deshalb eine tägliche Zahnreinigung mit einer Zahnbürste. Auch wenn bei Katzen die Zahnsteinbildung durch regelmäßiges Zähneputzen nachweislich verringert wird, hat es sich unter praktischen Bedingungen nicht bewährt. Zum einen sind Katzen in der Regel wenig kooperativ, zum anderen ist die Compliance der Besitzer (Motivation und Fähigkeit) solche „Zwangs“-Maßnahmen durchzuführen sehr gering. Daher geht man bei Katzen einen anderen Weg und versucht die Zahnsteinbildung mit Hilfe verschiedener diätetischer Maßnahmen zu beeinflussen. Futtermittel können beim Kauen den Abrieb von Zahnbelag unterstützen. Dabei sind Trockenfutter den Feuchtfuttern überlegen. Sie werden länger gekaut, regen die Speichelproduktion an und reiben der Belag mechanisch ab. Allerdings hat das „normale“ Trockenfutter für Katzen nur einen geringen Einfluss auf die Zahnreinigung, da die Kroketten sofort zerbröseln, sobald das Tier zubeißt. Entscheidend für die zahnreinigende Wirkung sind die Eindringtiefe des Zahns in die Futterkrokette beim Kauen und die Zeit, die das Futter gekaut werden muss. Ein Futter mit einem höheren Fasergehalt und größeren Kroketten mit höherer Bissfestigkeit wird länger und intensiver gekaut. Wie für Hunde gibt es auch für Katzen spezielle „Kauriegel“, die die Bildung von Zahnstein im Bereich der Canini und der Backenzähne reduzieren helfen. Außer den mechanischen Eigenschaften des Futters haben auch verschiedene Nahrungszusätze einen Einfluss auf die Zahn- und Maulhöhlengesundheit. Polyphosphatsalze binden das im Speichel enthaltene Kalzium, so dass es für die Zahnsteinbildung nicht mehr zur Verfügung steht und sich die Entwicklung von Zahnstein deutlich verzögert. Ätherische Öle werden aufgrund ihrer antiseptischen Eigenschaften und zur Bekämpfung von üblem Mundgeruch den Futtermitteln zugesetzt oder sind als Spüllösungen erhältlich. Neuere Forschungen beschäftigen sich mit der Entwicklung von Komponenten, die aktiv einer Plaquebildung


entgegenwirken, wie z. B. der Anti-Plaque-Wirkstoff (PRN), der beim Menschen verwendet wird und auch bei Katzen entsprechende Wirkungen zeigt.

• Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Die Hyperthyreose ist inzwischen die häufigste endokrine (hormonelle) Erkrankung älterer Katzen. In über 80 % der Fälle handelt es sich um eine gutartige Wucherung der Schilddrüse (Hund überwiegend bösartig), mit der eine überschießende Produktion der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin einhergeht. Die exzessive Sekretion von Schilddrüsenhormonen bewirkt eine generelle Stoffwechselsteigerung mit Erhöhung des Grundumsatzes (katabole Wirkung). Die Ursache der Veränderungen in der Produktion der Schilddrüsenhormone ist nicht geklärt, aber man vermutet eine mögliche Beteiligung des essenziellen Spurenelements Jod, dem Hauptbestandteil der Schilddrüsenhormone. Dabei könnte eine stark schwankende Jodversorgung mit zeitweiliger Unterbzw. Überversorgung eine Rolle spielen. Es gibt insgesamt nur sehr wenige Untersuchungen, auf deren Grundlage die Empfehlungen zum Jod-Bedarf und Abb. 55: Die Hyperthyreose ist die häufigste zur Verträglichkeit von Jod bei Katzen endokrine Erkrankung bei der alten Katze. basieren. Angaben zum Mindestbedarf im Katzenfutter variieren beträchtlich, zwischen 0,46 mg/kg TS (Wedekind et al. 2009) und 1,4 mg/kg TS (NRC 2006). Auch die Jodkonzentration in kommerziellen Katzenfuttermitteln ist nicht einheitlich. Die klinischen Symptome entwickeln sich langsam und werden von den Besitzern zunächst nicht mit einer Erkrankung in Verbindung gebracht, da durch die gesteigerte Stoffwechselaktivität die Katzen insgesamt munterer wirken und der Appetit gut ist. Die meisten Katzen werden erst im fortgeschrittenen Stadium vorgestellt. Mögliche Symptome sind: Gewichtsverlust trotz guter Futteraufnahme, Durchfall, unruhiges, ängstliches und/oder aggressives Verhalten, hechelnde Atmung, verfilztes Fell, haarlose Stellen durch einen gesteigerten Putztrieb. In der klinischen Untersuchung wirken die Tiere sehr gestresst und die vergrößerte Schilddrüse ist häufig bei der Palpation der Luftröhre zu fühlen. Der Nachweis einer erhöhten Konzentration der Schilddrüsenhormonen (T4 bzw. fT4) im Blut ist in den meisten Fällen für eine Diagnose ausreichend. Aufgrund der Häufigkeit der Erkrankung, bieten die Veterinärmedizinischen Labors die Schilddrüsenhormone im „geriatrischen Profil“ routinemäßig mit an.


Die gängige Therapie besteht in der Verabreichung von Thyreostatika (Felimazole®), die die Bildung der Schilddrüsenhormone hemmen, der operativen Entfernung der Schilddrüse oder einer Bestrahlung der Schilddrüse mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie). Auch diätetische Maßnahmen scheinen bei der Behandlung der Hyperthyreose vielversprechend zu sein. In Untersuchungen an Katzen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion litten, hat sich gezeigt, dass die Produktion der Schilddrüsenhormone direkt mit dem Jodgehalt im Futter korreliert, d.h. je weniger Jod aufgenommen wird, desto niedriger ist der Gehalt der Schilddrüsenhormone im Blut. Dies geht sogar so weit, dass sich bei entsprechend niedriger Jodaufnahme die Schilddrüsenwerte im Blut bei hyperthyreoten Katzen wieder normalisieren (Melendez et al. 2011). Daraus folgern die Wissenschaftler, dass es gelingt, die Erkrankung nur durch eine Reduzierung der Jodaufnahme zu managen (nicht zu heilen), vorausgesetzt der Jodgehalt im Futter liegt unter 0,39 mg/kg Futter-TS, was einer Jodmangelfütterung entspricht. Bei höherer Jodaufnahme ist die Wirkung des Futters auf die Produktion der Schilddrüsenhormone nicht ausreichend zuverlässig. Für die Praxis bedeutet das, dass ein solches Diätfutter ausschließlich und lebenslang gefüttert werden muss und die Konzentration der Schilddrüsenhormone regelmäßig im Blut überprüft werden sollte. Seit Kurzem befindet sich ein Futtermittel mit einem stark reduzierten Jodgehalt (0,2 mg/kg TS) zur Behandlung der Hyperthyreose bei Katzen auf den Markt. Über einen damit nutritiv erzeugten Jodmangel konnten in einer Studie die Blutwerte des Schilddrüsenhormons bei erkrankten Katzen gesenkt werden. Umfangreicherer Feldstudien aus der Praxis und weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema werden zeigen, ob und wie gut eine solche Diät langfristig vertragen wird und wie sie sich langfristig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Dabei muss betont werden, dass diese Diät für wachsende Katzen und gesunde ausgewachsene Katzen nicht geeignet ist, sondern bei diesen Tieren eine Jodmangel verursachen kann. Wenn das Futter an Haushalte mit mehreren Katzen abgegeben wird, ist diese Problematik mit den Besitzern ausführlich zu besprechen.


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Häufige Fragen •

„Meine Katze hat seit der Kastration vor einem Jahr ein Kilo zugenommen, obwohl ich nichts an der Fütterung verändert habe. Wie kann das sein?“

Die Kastration stellt einen entscheidenden Risikofaktor für Adipositas dar, und zwar bei Katern noch stärker als bei weiblichen Katzen. Nach der Kastration steigt bei vielen Katzen der Appetit, während gleichzeitig der Energiebedarf um ca. 30% sinkt: Unter diesen Voraussetzung kann Übergewicht besonders leicht entstehen. Das heißt, selbst wenn der Tierhalter bei der Fütterung bisher alles richtig gemacht hat und die Katze immer normalgewichtig war, wird sie bei Beibehaltung der Futtersorte und –menge höchstwahrscheinlich nach dem Eingriff zunehmen. Wird das Futter zur freien Verfügung angeboten, verschärft sich das Problem, da bei vielen kastrierten Katzen der Appetit steigt und die körperliche Aktivität sinkt (vor allem Katern mit Freigang, sie werden „häuslicher“). Studien haben gezeigt, dass bei vielen Katzen die Futteraufnahme bereits 48 h nach dem Eingriff deutlich ansteigt. Daher sollte eine Ernährungsumstellung unmittelbar im Zusammenhang mit der Kastration erfolgen. Am besten ist es, die Katze schon etwa 2 Abb. 56: Übergewicht und Kastration Wochen vor der OP an das neue Futter zu gewöhnen. Weniger vom alten Futter zu füttern, ist oft nicht die beste Lösung. Die erforderliche Ernährungsumstellung lässt sich meist mit einem Wechsel zu einem energieärmeren Produkt besser bewerkstelligen. Dann sind die Futterportionen ähnlich groß wie vorher. Einige Katzen reagieren nämlich sehr gereizt auf eine Kürzung der Futtermenge, z.B. durch massives Bettelverhalten, Futterstehlen (auch menschliche Lebensmittel sind dann nicht mehr sicher) oder Protestverhalten wie Unsauberkeit in der Wohnung. Spezialnahrung für ausgewachsene, kastrierte Katzen trägt der Tatsache Rechnung, dass nach der Kastration der Energiebedarf um ca. 30% sinkt: Die täglich zu verabreichende Futtermenge ist bei solchen Futtermitteln aufgrund des reduzierten Energie- und Fettgehalts höher als bei vergleichbarem Katzenfutter. Auch spezielle Fasermischungen aus Ballaststoffen (unlöslichen Fasern mit hoher Wasserbindungskapazität) und fermentierbaren Fasern (Psyllium) sorgen für einen besseren Sättigungseffekt und helfen, die Intervalle zwischen den Mahlzeiten zu verlängern. Grundsätzlich sollten Katzen nach der Kastration nicht ad libitum gefüttert werden, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen


„Brauchen Katzen Katzengras?“

Grasfressen ist für Katzen ein normales Verhalten. Freilaufende Katzen fressen häufig Gras und auch reine Wohnungskatzen knabbern gerne an Grünpflanzen. Hier ist Vorsicht geboten, da viele Zimmerpflanzen für Katzen unverträglich oder sogar giftig sind. Auch wenn durch das Anbieten von „Katzengras“ sich die Tiere weniger für andere Pflanzen in der Wohnung interessieren, sollte man alle Pflanzen, die für die Katze gefährlich sind, aus dem Haushalt verbannen. Unter dem Begriff Katzengras versteht man verschiedene Gräserarten, die von Katzen gerne gefressen werden und unschädlich sind. Sperriges Katzengras wird meistens unmittelbar nach der Aufnahme wieder erbrochen. Dabei werden gleichzeitig die bei der Fellpflege abgeschluckten Haare ausgewürgt. Katzen verbringen viel Zeit mit der Fellpflege und schlucken demzufolge auch viele Haare ab, die entweder erbrochen oder mit dem Kot ausgeschieden werden. Abgeschluckte Haare können sich im Magen-Darm-Trakt zu Haarballen verbinden und massive Verdauungsstörungen auslösen. Viele Katzen fressen zudem gerne feine Grashalme und Triebspitzen, die in der Regel nicht erbrochen werden. Wenn die Katze gerne an Pflanzen knabbert, sollte Katzengras angeboten werden, außerdem dient es als „Verdauungshilfe“ dem Ausscheiden von Haarballen. •

„Meine Katze hat trotz Harnsteindiät wieder Harnsteine. Woran kann das liegen?“

Wenn nach einer Harnsteindiät wieder Steine auftreten, besteht entweder die Möglichkeit eines Rezidivs (gleicher Steintyp) oder es hat sich eine andere Steinart gebildet (Abb. 57).

Abb. 57: Unterschiedliches Alter – unterschiedlicher Harnsteintyp

Für eine erfolgreiche Therapie muss man wissen, um welchen Harnsteintyp es sich handelt. Am häufigsten sind bei Katzen Struvit- (Magnesium-Ammonium-Phosphat)


und Kalziumoxalatsteine, seltener sind Cystin, Urat– und Xanthinsteine. Berichten zufolge liegt die Rezidivrate von Struvitsteinen bei knapp 3 %, die von Kalziumoxalatsteinen bei rund 10 %. Diätetische Maßnahmen zur Vorbeugung von Harnsteinen zielen darauf ab, die Gehalte der Stein bildenden Komponenten im Harn zu reduzieren (RSS-Wert des jeweiligen Harnsteins im untersättigten Bereich halten), die Löslichkeit der Steinbildner zu erhöhen und die Trinkwasseraufnahme zu steigern. Wenn die Katzen mehr Flüssigkeit aufnimmt, hat das große Vorteile, zum einen steigt das Harnvolumen („Verdünnungseffekt“) und zum anderen wird häufiger Harn abgesetzt, d. h. die Zeit zur Harnsteinbildung verkürzt sich. Bei Struvit ist eine Kontrolle des Magnesiumaufnahme und eine Senkung des pH-Werte auf < 6,5 erforderlich, bei Kalziumoxalatsteinen stehen der Gehalt an Kalzium und Oxalatvorstufen in der Nahrung im Vordergrund, die Modifikation des Harn-pHWertes ist hier nicht wirksam. Viele Ursachen können ein Rezidiv begünstigen. Beispiele sind: Besitzer haben die in der Tierarztpraxis empfohlene Harnsteindiät abgesetzt und wieder auf „normales“ Katzenfutter umgestellt, Die Katze nimmt neben der Harnsteindiät auch andere Futtermittel auf (z. B. wenn in einem Mehrkatzenhaushalt nur ein Tier an Harnsteinen erkrankt ist und nicht von den anderen gesunden Tieren getrennt gefüttert wird). Die Katze trinkt nur sehr wenig. Zur Steigerung der Wasseraufnahme sollten solche Katzen besser Feuchtfutter erhalten und Wassernäpfe an mehreren Stellen im Haushalt aufgestellt werden. Steigt bei einer bakteriellen Blasenentzündung der Harn-pH-Wert in den neutralen bis alkalischen Bereich, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Struvitkristalle ausfallen deutlich.

„Darf ich meiner Katze Milch und rohe Leber geben?“

Die meisten erwachsenen Katzen mögen zwar den Geschmack von Milch, aber vertragen sie schlecht. Das liegt am Milchzucker (Laktose), der im Darm durch das Enzym Laktase gespalten werden muss. Die Laktaseaktivität, die bei Katzensäuglingen am höchsten ist, sinkt im Laufe des Wachstums und allmählich verlieren die Katzen die Fähigkeit, Laktose zu verdauen. Nicht verdauter Milchzucker wird im Darm von Bakterien abgebaut. Eine erhöhte mikrobielle Abb. 58: Laktosefreie Katzenmilch Aktivität im Darmkanal verursacht unangenehme wird besser vertragen als Kuhmilch Verdauungsstörungen, bes. Durchfall und für den menschlichen Verzehr. Blähungen, so dass die Fütterung von Milch und laktosehaltigen Milchprodukten an Katzen generell nicht zu empfehlen ist. Spezielle „Katzenmilch“ ist laktosefrei und wird von Katzen gut vertragen. Ab und zu ein kleines Stückchen Leber ist für Katzen unbedenklich. Da Leber reich an Vitamin A ist, besteht bei langfristiger regelmäßiger Gabe von größeren Lebermengen die Gefahr einer Vitamin-A-Vergiftung. In einer Untersuchung bei Katzen konnte man nach Aufnahme von 54000 IE Vitamin A/kg Körpergewicht bereits nach 14 Tagen eine schwerwiegende Schädigung des Skeletts feststellen, die zu einer Versteifung der Halswirbelsäule und zu Veränderungen der Ellbogen-


und Schultergelenke führte. Solche Skelettveränderungen sind nicht reversibel. Rohe Leber hat aufgrund des schwer verdaulichen Glykogens eine leicht abführende Wirkung. Zu bedenken ist außerdem, dass rohe Zutaten häufiger mit Krankheitserregern, z. B. Salmonellen bei Geflügel behaftet sind.

„Das Fell meiner Perserkatze ist nicht schön. Kann ich das etwas über die Ernährung tun?“

Ob eine Katze gesund ist oder nicht kann man in vielen Fällen schon am Fell erkennen, allerdings nicht welche Erkrankung oder Störung dahnter steckt. Bei schweren allgemeinen Erkrankungen kommt es rasch zu einer Störung der Haarentwicklung, die Haare fallen schneller aus und das Fell wird schütter und stumpf. Haare bestehen zu 95 % aus Protein, Abb. 59: Haut und Fell sind der Spiegel der und für das Haarwachstum und die Gesundheit der Katze Erneuerung der Haut werden rund 30 % der mit der Nahrung aufgenommenen Proteine benötigt. Eine Unterversorgung mit Eiweiß führt folglich zu einer Veränderung an Haut und Haaren, wie Schuppenbildung, Depigmentierung des Fells, reduziertes Haarwachstum, vermehrter Haarausfall, dünnes, stumpfes und brüchiges Fell. Bei einem Mangel an essenziellen Fettsäuren ist eine trockene Haut und stumpfes Fell typisch. Auch bei einem Mangel an Spurenelementen und Vitaminen (bes. Zink, Vitamin A, E, BKomplex) verschlechtert sich die Fellqualität. Ernährungsbedingte Hauterkrankungen (Fehl- oder Mangelernährung) abgesehen von Futtermittelallergien kommen bei der Fütterung eines geeigneten kommerziellen Futtermittels heutzutage eher selten vor. Verschiedene Nährstoffe haben einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Haut Checkliste für die Haut- und Fellpflege und der Haare. Sie helfen eine schlechte Fellqualität zu • Ausgewogene Ernährung (mit Biotin, verbessern und können lebensnotwendigen Omega 3-/6unterstützend bei Fettsäuren und B-Vitaminen) verschiedenen • Regelmäßige Pflege des Fells mit einer Hauterkrankungen eingesetzt weichen Bürste werden. In diesem • Auf Zubildungen wie Knoten achten, bei Zusammenhang spielen Entzündung oder starkem Wachstum langkettige, mehrfach unbedingt die Tierarztpraxis aufsuchen ungesättigte Fettsäuren • Vorbeugender Schutz gegen Flöhen, (Omege-3- und Omega-6Fettsäuren) eine herausragende Rolle. Omega3-Fettsäuren (hohe Gehalte im Fischöl) verwendet man bei Entzündungen der Haut, außerdem wird der Juckreiz gemildert. Gamma-Linolensäure, eine Omega-6Fettsäure, ist ein „Schlüsselnährstoff“ für ein gesundes und glänzendes Fell. Bei


Katzen wurden deutliche Verbesserungen bei stumpfem Haarkleid, Schuppenbildung und schlecht heilenden Hautgeschwüren beobachtet. Gamma-Linolensäure kommt in Borretschöl und Nachtkerzenöl vor, der Gehalt im Borretschöl ist besonders hoch. Die Hautbarriere kann zudem durch Biotin, Niazin, Pantothensäure und Zink unterstützt werden. •

„Soll ich meiner Katze lieber Feucht- oder Trockenfutter geben? Und soll ich die Futtersorte ab und zu wechseln oder nicht?“

Feucht- und Trockennahrung unterscheiden sich nicht nur im Wassergehalt (Feuchtfutter ca. 80%, Trockennahrung ca. 10%), sondern häufig auch in Bezug auf den Proteingehalt: Feuchtfutter ist meist proteinreicher und entspricht damit ungefähr dem natürlicherweise von der Katze bevorzugten Nährstoffprofil. Gleichzeitig liefert Feuchtnahrung weniger als 15 % der Energie über Kohlenhydrate, Trockennahrung dagegen bis zu 35-40 %. Ein weiterer Vorteil von Feuchtnahrung ist die Möglichkeit, schon beim Füttern die Wasseraufnahme der Katze zu steigern. Dies kann für die Vorbeugung von Harnsteinen entscheidend sein. Trockenfutter hingegen ist hygienisch und einfach in der Anwendung und fördert die Zahn- und Mundhöhlengesundheit von Katzen. Eine Kombination aus Feucht- und Trockennahrung über den Tag ermöglicht Katzen, ihr bevorzugtes Makronährstoffprofil zu erreichen und von den Eigenschaften beider Futtermittel zu profitieren.


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Royal Canin Produkte für gesunde Katzen •

Vet Care Nutrition Pediatric

a. PEDIATRIC WEANING Trocken- und Feuchtnahrung ist für Katzenwelpen vom Beginn der Beifütterung (4. Lebenswoche) bis zum 4. Lebensmonat konzipiert. Es bietet ein Nährstoffprofil, das optimal an diese besonders intensive 1. Wachstumsphase angepasst ist. In dieser Lebensphase erfolgen die Entwöhnung von der Muttermilch und die Umstellung auf feste Nahrung. Die Verdauung der Katzenwelpen wird grundlegend umgestellt: Während die Fähigkeit zur Verdauung von Milchzucker (Laktose) abnimmt, entwickelt sich allmählich die Fähigkeit zur Verdauung von Stärke. Um Verdauungsproblemen in der Umstellungsphase vorzubeugen, enthält WEANING extrem hochverdauliche Proteine und Präbiotika für eine gesunde Darmflora. Die Feuchtnahrung zeichnet sich durch eine ultraweiche Mousse-Struktur aus, die den Kitten die Gewöhnung an das Beifutter während der Entwöhnung erleichtert. Die Kroketten der Trockennahrung sind klein und zart und lassen sich besonders leicht und schnell einweichen. Durch seinen hohen Lysin- und angepassten Arginin Gehalt kann WEANING dazu beitragen, die Virusvermehrung und klinische Symptomatik bei Katzenschnupfen infolge einer Herpesvirusinfektion abzumildern.

b. PEDIATRIC GROWTH Trocken- und Feuchtnahrung ist für Katzenwelpen in der zweiten Wachstumsphase, also von 4 -12 Monaten bzw. bis zur Kastration vorgesehen. Die Rezeptur ist besonders auf Verdauungssicherheit (hochverdauliche Proteine, Präbiotika: MOS & FOS) und eine Unterstützung der körpereigenen Abwehrkräfte (Antioxidanzienkomplex) ausgerichtet. Es enthält außerdem erhöhte Mengen der Omega-3-Fettsäuren EPA & DHA zur Unterstützung einer optimalen Entwicklung des Gehirns und der kognitiven Fähigkeiten. Die Umstellung auf GROWTH kann für Katzenwelpen etwa zum Zeitpunkt der zweiten Impfung empfohlen werden. Durch seinen hohen Lysin- und angepassten Arginin Gehalt kann GROWTH dazu beitragen, die klinische Symptomatik bei Katzenschnupfen infolge einer Herpesvirusinfektion abzumildern. Die Feuchtnahrung GROWTH besteht aus Stückchen in Soße, die


kleiner als in den Adult-Frischebeuteln und daher für die Kitten leichter zu kauen sind. c. PEDIATRIC QUEEN Trockennahrung ist ein Futter für tragende und säugende Kätzinnen. Es wird ab Beginn der Trächtigkeit gefüttert oder auch bereits, wenn ein Wurf mit einer weiblichen Katze konkret in Planung ist, um sie in optimale Zuchtkondition zu bringen. Es enthält spezielle Nährstoffe, die für eine Optimierung des Reproduktionszyklus und in der Trächtigkeit wichtig sind, wie z.B. Folsäure zur Verhinderung von Gaumenspalten. Diese unterstützen eine gesunde und optimale Entwicklung der ungeborenen Welpen schon in der sensiblen Embryonalphase. PEDIATRIC QUEEN zeichnet sich durch einen hohen Fett- (23%) und somit Energiegehalt aus, der an den Leistungsstoffwechsel während der Trächtigkeit und Laktation angepasst ist. Die hohe Energiedichte von 420 kcal/100 g ermöglicht es der Kätzin, vor und in der Frühphase der Trächtigkeit die notwendigen Energiereserven anzulegen (Gewichtszunahme 30-40% bis zum Ende der Trächtigkeit!) und deckt außerdem den extrem hohen Energiebedarf während der Laktation. Neben besonderen und essenziellen Fettsäuren (Linolsäure, 0,1% Arachidonsäure, 0,4% EPA und DHA) und Betacarotin enthält es den patentierten Antioxidanzienkomplex von Royal Canin aus Vitamin C und E sowie Taurin und Lutein. Präbiotische Inhaltstoffe (FOS und MOS) hemmen das Wachstum pathogener Bakterien im Darm und unterstützen eine gesunde Darmflora. •

Vet Care Nutrition Adult

a. ADULT ist eine Trockennahrung für aktive, nicht kastrierte, ausgewachsene Katzen (ab 12 Monate). Ihr Energiegehalt ist mit 394 kcal/100 g höher als im Futter für kastrierte Katzen und trägt somit dem höheren Energiebedarf von sehr aktiven und/oder intakten Katzen Rechnung. Es ist darüber hinaus das Futter der Wahl für alle Katzen, die bisher mit Neutered Cat SENSITIVE ernährt wurden. Zum Schutz vor oxidativem Stress enthält ADULT den patentierten Antioxidazienkomplex aus Vitamin C und E, Lutein und Taurin. Die Vorsorgeschwerpunkte liegen auf einer geregelten Verdauung und der Harnwegsgesundheit: ADULT besitzt den S/O-Index und bietet somit eine Prophylaxe gegen Struvit- und Kalziumoxalatharnsteine. Im Hinblick auf eine hohe Magen-Darm-Verträglichkeit bietet ADULT die gleichen Vorteile wie SENSITIVE: Eine ausgewogene


Faserkombination aus Ballaststoffen und fermentierbaren Fasern (FOS, Rübenschnitzel) reguliert den Darmtransit und fördert eine gesunde Darmflora. Reis ist als besonders leicht verdauliche Kohlenhydratquelle enthalten. EPA & DHA können helfen, entzündliche Reaktionen der Darmschleimhaut zu begrenzen. •

Vet Care Nutrition Neutered

a. Neutered Satiety Balance (Trockenfutter) ist eine Spezialnahrung für ausgewachsene, kastrierte Katzen bis zu einem Alter von 7 Jahren. Nach der Kastration steigt häufig der Appetit, während gleichzeitig der Energiebedarf um ca. 30% sinkt: Unter diesen Voraussetzung kann Übergewicht besonders leicht entstehen. SATIETY BALANCE unterstützt kastrierte Katzen dabei, ihre Futteraufnahme besser zu regulieren und an ihren verringerten Energiebedarf anzupassen: das Volumen der Mahlzeiten ist aufgrund des reduzierten Energie- und Fettgehalts höher als bei vergleichbaren Futtermitteln (siehe Abb. 60). Eine spezielle Mischung aus Ballaststoffen (unlöslichen Fasern mit hoher Wasserbindungskapazität und fermentierbaren Fasern (Psyllium) sorgt für einen besseren Sättigungseffekt und hilft, die Intervalle zwischen den Mahlzeiten zu verlängern. Bei einem ad libitum-Angebot von Trockennahrung in einer Studie von Royal Canin nahmen Katzen mit SATITY BALANCE deutlich weniger Kalorien pro Tag auf als mit herkömmlichem Futter für ausgewachsene Katzen. Es sei jedoch ausdrücklich betont, dass es sich dabei um einen Fütterungstest handelte: grundsätzlich sollten Katzen nach der Kastration nicht ad libitum gefüttert werden, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen.

Abb. 60: Volumen-Unterschied einer Tagesration SATIETY BALANCE im Vergleich zu anderen Trockenfuttersorten für kastrierte Katzen. Ein wichtiger Vorsorge-Schwerpunkt von SATIETY BALANCE ist der Erhalt des Idealgewichts nach der Kastration. Dieser wird unterstützt durch den Zusatz von LCarnitin zu Förderung des Fettstoffwechsels. Außerdem besitzt das Produkt den S/O-Index, das heißt, bei ausschließlicher Fütterung mit SATITY BALANCE wird ein Harnmilieu geschaffen, das der Bildung von Struvit- und Oxalatkristallen im Harn vorbeugt.


NEUTERED WEIGHT BALANCE ist eine Feuchtnahrung (Stückchen in Soße im 100 g Frischebeutel) für ausgewachsene Katzen nach der Kastration bis zu einem Alter von 7 Jahren. Es enthält Schwein und Geflügel als tierische Eiweißquellen. Seine reduzierte Energiedichte (71 kcal/100 g) hilft, die Gewichtszunahme bei Katzen nach dem Eingriff zu begrenzen. NEUTERED WEIGHT BALANCE enthält den patentierten Antioxidanzienkomplex aus Vitamin E, Vitamin C, Taurin und Lutein, der dabei hilft, freie Radikale zu neutralisieren und somit oxidativen Stress zu begrenzen. Der S/O Index garantiert, dass bei ausschließlicher Fütterung dieser Nahrung ein Harnmilieu geschaffen wird, dass der Bildung von Struvit- und Kalziumoxalatkristallen entgegenwirkt. Eine Mischfütterung mit NEUTERED SATIETY BALANCE ist möglich, z.B. pro Tag 1 Frischebeutel und 30 g NEUTERED SATIETY BALANCE für eine normalgewichtige, 3 kg schwere Katze. •

Vet Care Nutrition Skin Hairball

a. SKIN HAIRBALL ist eine Trockennahrung für Katzen mit mittellangem bis langem Fell oder mit empfindlicher Haut und Fellproblemen. Es liefert Nährstoffe für gesunde Haut und schönes Fell und hilft Katzen, die zur Bildung von Haarballen neigen. Seine Rezeptur enthält eine als Hairball Komplex bezeichnete spezielle Faserkombination, die die Ausscheidung von beim Putzen abgeschluckten Haaren nachweislich erleichtert (siehe Abb. 61): Der Haarballenkomplex in SKIN HAIRBALL erhöhte im Vergleich zu den Testdiäten signifikant die Ausscheidung von Haaren mit dem Kot.

Außerdem trägt der Skin Barrier Komplex aus BVitaminen und Aminosäuren zur Stärkung der Barrierefunktion der Haut bei. Der Energiegehalt ist dem Bedarf kastrierter Katzen angepasst. SKIN HAIRBALL kann an

Abb. 61: Erhöhung der Ausscheidung von abgeschluckten Haaren mit SKIN HAIRBALL


ausgewachsene Katzen ab einem Alter von 12 Monaten gefüttert werden.

b. SKIN & COAT FORMULA ist eine Feuchtnahrung (Stückchen in Soße im 100g Frischebeutel) für Katzen mit langem und mittellangem Fell oder mit sensibler Haut / empfindlichem Fell. Ein Nährstoffkomplex aus B-Vitaminen und Aminosäuren hilft, die natürliche Barrierefunktion der Haut zu erhalten und zu stärken. Der Skin Barrier- oder PINCH-Cocktail besteht aus den Nährstoffen Panthotensäure, Inositol, Niazin, Cholin und Histidin. Das Produkt enthält außerdem den patentierten Antioxidanzienkomplex aus Lutein, Taurin, Vitamin C und E sowie spezielle Nährstoffe zur Unterstützung des Haarwachstums und zur Verbesserung des Fellglanzes, z.B. hochverdauliche Proteine, Vitamine und Omega 6- (Linolsäure) und Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA). SKIN & COAT FORMULA ist geeignet, der Bildung von Struvit- und Kalziumoxalat-Harnkristallen vorzubeugen. Diese Eigenschaft ist durch das Logo „S/O-Index“ gekennzeichnet. Eine Mischfütterung mit SKIN HAIRBALL ist möglich, z.B. kann eine normalgewichtige 4 kg schwere Katze pro Tag einen Frischebeutel SKIN & COAT FORMULA plus 44 g SKIN HAIRBALL erhalten. •

Vet Care Nutrition Senior Consult

a. SENIOR CONSULT STAGE 1 wurde für ältere Katzen ohne sichtbare Alterserscheinungen entwickelt. Über einen angepassten Phosphorgehalt hilft das Produkt, die Nierenfunktion zu unterstützen. Für den Erhalt der geistigen Fitness ist SENIOR CONSULT angereichert mit Phosphatidylserin. Wie die anderen Erhaltungsnahrungen von ROYAL CANIN enthält es einen Antioxidanzienkomplex (Vitamin C, Vitamin E, Lutein, Taurin) der hilft, oxidativen Stress auszugleichen und die Zellalterung zu verzögern. SENIOR CONSULT STAGE 1 verfügt über den S/O-Index und beugt somit der Bildung von Struvitund Kalziumoxalatkristallen im Harn vor. STAGE 1 BALANCE Trockennahrung hat die Vorsorgeschwerpunkte Vitalität und Gewicht. Das Produkt ist für Katzen ab 7 Jahren gedacht, die eher zu Übergewicht neigen. Es enthält daher ausgewählte Fasern zur Unterstützung des Sättigungseffektes: Eine Kombination aus löslichen Fasern (Psyllium) und unlöslichen Fasern mit hoher Wasserbindungskapazität (mikronisierte Zellulose) hilft, die spontane Futteraufnahme und damit die tägliche Energieaufnahme zu reduzieren.


b. SENIOR CONSULT STAGE 1 Feuchtnahrung (Stückchen in Soße im 100 g Frischebeutel) weist alle oben genannten Produkteigenschaften der STAGE 1 Trockennahrung mit Ausnahme des erhöhten Sättigungseffektes auf der Basis einer speziellen Faserkombination auf. Die Vorsorgeschwerpunkte des Produktes sind Vitalität und eine gesunde Verdauung. Für Letztere enthält es eine Kombination aus hochverdaulichen Proteinen und Präbiotika (FOS und MOS). SENIOR CONSULT STAGE 1 Feuchtnahrung ist für kastrierte Katzen > 7 Jahre zu empfehlen. Eine Mischfütterung mit STAGE 1 BALANCE ist möglich, z.B. kann eine normalgewichtige 4 kg schwere Katze pro Tag einen Frischebeutel SENIOR CONSULT STAGE 1 plus 36 g STAGE 1 BALANCE erhalten. Fütterungsempfehlungen für die kombinierte Fütterung finden sich im Produktbuch.

c. SENIOR CONSULT STAGE 2 gibt es als Trocken und Feuchtnahrung. Es wurde für Katzen ab 7 Jahren mit bereits sichtbaren Alterserscheinungen entwickelt. Aufgrund seines moderat reduzierten Phosphorgehaltes trägt es dazu bei die Nieren effektiv zu entlasten und somit die Nierenfunktion aufrecht zu erhalten. Über gelenkwirksame Substanzen in Form eines Mobilitätskomplex mit GAGs (Glucosamin und Chondroitinsulfat), den Omega-3-Fettsäuren EPA & DHA und GrünlippenmuschelExtrakt (GLM) hilft es außerdem, die Beweglichkeit der alten Katze aufrecht zu erhalten und die Gelenkgesundheit zu unterstützen. Zum Erhalt der geistigen Fitness ist SENIOR CONSULT STAGE 2 angereichert mit Phosphatidylserin, und es enthält L-Tryptophan zur Minderung der Stressempfindlichkeit, die bei alten Katzen deutlich zunimmt. Der patentierte Antioxidanzienkomplex aus Vitamin C, Vitamin E, Lutein und Taurin wurde um Lycopen, ein Karotinoid aus der Tomate und besonders wirksamen Radikalfänger, ergänzt und trägt dazu bei, oxidativen Stress auszugleichen und die Zellalterung (vor allem im Gehirn) zu verzögern. Alle STAGE 2 Produkte besitzen den S/O-Index. Die Trockennahrung SENIOR CONSULT STAGE 2 ist für Katzen mit Normalgewicht oder Neigung zu Übergewicht geeignet (BCS > 3). Weitere Vorsorgeschwerpunkte sind Vitalität, Nierenentlastung und Gelenkgesundheit. Unter dem Piktogramm „Age Support“ sind ausgesuchte Nährstoffe zusammengefasst, die die Ernährungsbedürfnisse von alten Katze mit bestehenden Alterungserscheinungen unterstützen: Grünlippenmuschel zur Unterstützung der Mobilität, reduzierter PhosphorGehalt zur Unterstützung der Nierenfunktion, L-


Tryptophan und Phosphatidylserin zur Begrenzung von Stress und „brain aging“ (Altersbedingte Verhaltensänderungen). Die Feuchtnahrung SENIOR CONSULT STAGE 2 für Katzen über 7 zeichnet sich hingegen durch einen hohen Energiegehalt aus, der dem erhöhten Energiebedarf vieler sehr alter Katzen gerecht wird. Der Schwerpunkt der Vorsorge liegt auf Erhalt der Vitalität (niedriger Phosphor-Gehalt, Antioxidanzienkomplex und Lycopen, EPA/DHA zur Unterstützung der Gelenkgesundheit und L-Tryptophan). SENIOR CONSULT STAGE 2 enthält jedoch nicht den Grünlippenmuschel-Extrakt (GLM), da dieser sehr temperaturempfindlich ist und in eine Feuchtfutterrezeptur aufgrund der Hitze-Sterilisation nicht eingearbeitet werden kann. Die Textur dieser Feuchtnahrung ist ebenfalls speziell an die Bedürfnisse sehr alter Katzen angepasst: Durch die geringere Größe der Stückchen können diese die Soße besser absorbieren. Dadurch ist weniger freie Soße verfügbar und die Aufnahme der Nahrung durch die Katze ist ausgeglichener (keine Selektion von Soße und Stückchen durch die Katze). Die Katze kann die Stückchen besser aufnehmen und kauen.

d. STAGE 2 HIGH CALORIE ist eine Trockennahrung für Katzen über 7 Jahren mit sichtbaren Alterserscheinungen, die schlecht fressen und/oder zu Gewichtsverlust neigen (BCS < 3). Das Produkt weist eine hohe Energiedichte dank eines hohen Fettgehaltes (18% vs. 14% in STAGE 1) und eine besonders hohe Schmackhaftigkeit auf. Ansonsten verfügt es über alle oben unter SENIOR CONSULT STAGE 2 beschriebenen Produkteigenschaften einschließlich des S/O-Index und des Mobilitätskomplexes mit den Omega-3-Fettsäuren EPA/DHA (0,7%), GAGs (1000 mg/kg) und Grünlippenmuschel. Die VorsorgeSchwerpunkte sind Vitalität und Gewichtserhalt. Zum Erhalt der Muskulatur enthält STAGE 2 HIGH CALORIE eine erhöhte Konzentration der verzweigtkettigen Aminosäure Leucin. Leucin dient als Energielieferant in der Muskelzelle und erhöht dort die Proteinsynthese.


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