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Kirche St. Georg in Köln-Weiß
Kirche St. Joseph in Rodenkirchen
In Rodenkirchen gibt es 3 Kirchen: die Älteste, liebevoll das „Kapellchen“ genannt, dann St. Maternus am Ortseingang und schließlich St. Joseph, in südlicher Lage. Baubeginn der Kirche war nach dem 2. Weltkrieg, als neue Wohngebiete für Vertriebene, Zurückkehrende und Neubewohner errichtet werden mussten. Schon im September 1940 wurde das Baugrundstück an der Weißer Straße zum Preis von 17.612 Reichsmark von der Witwe Maria Rabbertz geb. Meiss erworben. Ein Betrag über 10.000 RM konnte zum Einen durch Spenden in St. Maternus unter Dechant Renner gesammelt werden, zum Anderen gewährte der Fabrikant Wilhelm Joseph Peters eine zinslose Anleihe in Höhe von 14.000 RM, auf deren Rückzahlung er später verzichtete. Aus Dankbarkeit beschließt der Kirchenvorstand im Jahre 1942, die neu zu erbauende Kirche dem Heiligen Joseph zu weihen.
Der Kirchenbaumeister Dominikus Böhm verfasste einen Entwurf der Kirche, welchen das Erzbistum am 27. 01. 1955 genehmigte. Somit stand dem Bau der Kirche nichts mehr im Wege. Zu Pfingsten 1955, am 29.05., setzte Pfr. Wassong den ersten Spatenstich, am 07. August 1955 legte er den Grundstein und am 13. Dezember wurde schon Richtfest gefeiert.
Am 05. Mai 1956 wird Dr. Helmut Müller erster Seelsorger im neuen Seelsorgebezirk St. Joseph mit 2400 Seelen und im September zum Rektoratspfarrer ernannt. Der damalige Kardinal Frings konsekriert am 04. und 05. August 1956 St. Joseph. Der Bau ist soweit fertig, aber es fehlen Bänke, Glocken und eine Orgel. Zunächst sitzt man auf 28 Stühlen jeglicher Art, bis die ersten 6 Bänke erworben werden können. Erst im Jahr 1958 werden 4 Glocken angeschafft, die am 14. Dezember durch Prälat Lewen geweiht werden. Hier die einzelnen Namen der Glocken: die Größte ist die Christkönigsglocke, dann folgt der Hl. Joseph, dem Patron der Gemeinde und Tröster in der Todesstunde, die 3. ist der Hl. Maria, Königin des Friedens und die Kleinste dem Hl. Maternus, erhalte unseren Glauben, geweiht. Zu Weihnachten 1958 läuten zum ersten Mal die Glocken festlich zur Christmette, die Pfr. Peter Olbrück als Nachfolger des verstorbenen Pfr. Müller zelebriert.
Die erste Orgel für St. Joseph wird mit einem LKW aus St. Antonius in Essen-Frohnhausen geholt, da diese für dort leider zu groß war. Die Firma Wacker wird beauftragt, diese Orgel, bestehend aus 1266 Pfeifen und 20 Registern in unsere Kirch einzubauen, wo am 05. Februar 1961 durch Dechant Rolland die Weihe stattfindet.
1965 wird Gerd Zumkley Organist, Küster und Chorleiter. Im August 1967 wird der Altarraum nach den Reformationsbeschlüssen des Konzils v. 1965, liturgisch umgestaltet. Es gibt nur noch einen Hauptaltar, die beiden Nebenaltäre unterhalb der Fenster an der Westseite werden entfernt. Der Priester zelebriert nun zur Gemeinde hin, der Tabernakel, gestaltet von Theo Heiermann, und der Priestersitz werden angebracht bzw. aufgestellt. Während der ersten großen Renovierung 1991 der Josephskirche, fanden die Gottesdienste in der 1972 fertig gestellten „Wabe“ statt, welche nach den Plänen des Rodenkirchner Architekten Hannsjosef Schäfer gebaut wurde. In diesem Zuge erhält St. Joseph eine neue Orgel, die hervorragend klingende Oberlinger Orgel. Um das Gesamtbild des hinteren Kirchenraumes anzupassen, wurde eine Decke über der neuen Orgel eingezogen, die besonders der Akustik dienen sollte.
Zu erwähnen sind noch die Pfarrer, die seit Bestehen der Josephskirche dort tätig waren:
11.11. 1956 - 1958 Dr. Helmut Müller
1958 - 1963 Peter Olbrück
1963 - 1966 Viktor Zmijewski 16.02.1966-1988 Wolfram Krusenotto
ab 1988 Karl - Josef Windt Kirche St. Joseph in Rodenkirchen:
Der Entwurf für die Kirche stammt von Dominikus Böhm (geb. 1880). Er war schon vor dem 2. Weltkrieg als Kirchenbaumeister bekannt und war Professor für sakrale Kunst an den Kölner Werkschulen. Zwischen 1947 und 1955 wurden unter seiner Leitung zahlreiche Kirchen, die im Krieg zerstört worden waren, wieder aufgebaut, alleine 8 in Köln. Die Vollendung seines letzten Entwurfs konnte er nicht mehr miterleben. Er starb am 6. August 1955, einen Tag vor der Grundsteinlegung. Sein Sohn, Gottfried Böhm (1920 – 2021) hatte nach seinem Studium in München seit 1950 unter der Leitung von Rudolf Schwarz als Architekt bei der Wiederaufbau-gesellschaft der Stadt Köln gearbeitet. Nach einem Aufenthalt in den USA 1951/52 war er 1952 nach Köln zurückgekehrt, jetzt in das Architekturbüro des Vaters, das er nach dessen Tod weiterführte. So vollendete er den Bau der Kirche St. Joseph, die 2001 in die Denkmalliste der Stadt Köln aufgenommen wurde. Von außen wirkt die Kirche wuchtig und kompakt. Dieser Eindruck entsteht zum einen durch die zwei massiven Türme über dem Chorraum und dem Eingang, die in geringer Höhe über den eigentlichen Kirchenraum hinausragen. Auch die weitgehend geschlossenen Wandflächen aus roten Ziegeln tragen dazu bei. Nur die neben den Türmen liegenden restlichen Giebelflächen zeigen Transparenz. Der Innenraum ist geprägt durch die Werke von Kölner Künstlern, die teils im Kölner Süden, auch in Rodenkirchen lebten und leben und die nach dem Bau der Josephskirche 1955 viele hochkarätige Kunstwerke speziell hierfür geschaffen haben.
Man betritt die Kirche durch einen Vorraum, einen Teil des Eingangsturms, in dem die Skulptur des Namenspatrons der Kirche, des St. Joseph, den Besucher empfängt. Sie wurde 1979 von dem in Rodenkirchen leben-den Bildhauer Stefan Kaiser geschaffen. Er hat von 1980 bis 1985 bei Hans Karl Burgeff an der Fachhochschule Köln Bildhauerei studiert, nachdem er eine Ausbildung an der Dombauhütte Köln absolviert hatte und ein Jahr lang Schüler bei Elmar Hillebrand war. (detaillierte Beschreibung im Newsletter 03/2022)
Hinter diesem Eingangsbereich öffnet sich ein lichter, saalähnlicher Raum mit weiß verputzten Wänden. Der von außen sichtbare Turm über dem Chorraum wird durch zwei Pfeiler aus Ziegel-mauerwerk zum Raum hin gekennzeichnet. Im Altarbereich verlängert der Chorraum das Kircheninnere über die Seitenschiffe hinaus, so dass hier die fast quadratische Grundfläche des Turms erkennbar wird. Die Dreischiffigkeit des
Kircheninneren wird durch die seitlich liegenden großen Fensterflä-chen, die sich rechts und links vom Chorraum bis zu den Seitenwänden hinziehen, ange-deutet. Die Schlichtheit und Klarheit der Außen-architektur setzt sich in der von Gottfried Böhm entworfenen Innenausstattung fort. Da ist der Altar im Zentrum des Altarraums, ein einfacher, quer liegender Quader aus Anröchter Stein. Ihm gegenüber, mittig unter der Orgelbühne, steht der Taufbrunnen in Form eines Zylinders.Die Vertiefung zeigt die Wölbung eines Kugelseg-ments. Diese Form wird in der Ablage, die mittig an der den Kirchenraum abgrenzenden Mauer-scheibe angebracht ist, aufgegriffen. Sie wiederholt sich auch in den Weihwasserbecken rechts und links des Hauptportals und jeweils auf einer Seite der schmaleren Nebeneingänge. Auch hier sind die Vertiefungen für das Weihwasser in Form eines Kugelsegments - in sehr flacher Version ausgeführt. Der Grauton des überall ver-wendeten Anröchter Steins hebt sich im Kon-trast zu den weiß gestrichenen Wänden ab.
Vom Eingangsbereich aus hat man einen besonders guten Blick auf die vielen kleinen Fenster, insgesamt 192, im oberen Bereich des Turms über dem Altarraum. Sie wurden von Wilhelm Teuwen (1908 – 1967) noch vor 1962 geschaffen. Er war seit 1946 Leiter der Klasse für Kirchliche Kunst und Glasmalerei an der Kölner Werkschule. Von ihm stammt auch der Entwurf zum Nordfenster im Querhaus des Kölner Doms. In jedem Fenster
ist ein stilisiertes Portrait eines Heiligen oder Märtyrers zu sehen, „… eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen.“ (Offbg. 7,9) Sie sind vorwiegend als Umrisslinien gezeichnet und um z.T. zarte farbige Flächen ergänzt. Ihre Helligkeit bringt trotz der tiefen Fensternischen viel Licht in den Turmbereich.
Eine ganz andere Farbigkeit zeigen die Chorfenster zu beiden Seiten des Altar-raumes. Sie bilden starke Kontraste aus vielen hellen und dunkleren Grautönen und klaren, kräftigen Rot-, Blau-, Grün-, Gelb- und Violett-Tönen. So prägen sie besonders bei Sonneneinstrahlung sehr stark die Atmosphäre des Kircheninnenraumes. Sie wurden von Hubert Berke (1908 – 1979) 1963 gestaltet, der seit 1960 Professor für Bildnerische Gestaltung an der TH Aachen war. Er selbst hatte u. a. bei Paul Klee studiert, gehörte seit Ende der 40iger Jahre zu den bedeutenden Künstlern der jungen deutschen Abstraktion und lebte seit 1957 bis zu seinem Tod in Rodenkirchen. Die jeweils vier Lichtbahnen hatten ihn zur Darstellung der „Acht Seligkeiten der Bergpredigt“ (Mt 5,3-10) inspiriert. Dabei hat er einerseits die Reihenfolge der Seligkeiten im linken Fenster verändert, andererseits wollte er bewußt die Betrachter zu einer eigenen Interpretation seiner abstrakten Darstellung anregen. Im selben Jahr, 1963, schuf Hubert Berke auch die Fenster in der Marienkapelle. In ähnlichen Farben, hier mit stärkerem Schwerpunkt auf warmen Orange-, sowie mehr Gelb- und Rottönen, wollte er die Unruhe des heutigen Menschen darstellen, der nur im Kreuz Trost und Hilfe findet.
In der Fensternische steht seit 1978 eine farbig gefasste Pietà, eine Kopie der berühmten mittelrheinischen Röttgen Madonna von ca. 1360. Das Original befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.
Davor liegt das 1974 von Dieter Henn geschriebene Totengedenk-buch – auch Buch des Lebens genannt. Es ist jeweils die Seite des aktuellen Tages aufgeschlagen mit der Eintragung aller Verstorbenen dieses Datums.
Eine weitere Mariendarstellung, eine gefasste Kopie einer „Maria mit Jesuskind“ nach antikem Vorbild steht auf einem schlichten Sockel an der linken Wand des Kirchenschiffs. Pastor Krusenotto hatte sie 1978 aus dem Urlaub in Mittenwald mitge-bracht, als Ersatz für die 1977 gestohlene ursprüngliche Marienfigur an dieser Stelle.
1967 entstand das Kapellengitter zur Marienkapelle, zur Decke hin abgeschlossen von stilisierten Blumenbouquets nach einem Entwurf von Theo Heiermann. Der von 1967 bis 1988 amtierende Pastor Krusenotto benutzte diesen Raum gerne als Beichtstuhl:
Wer zur Beichte ging, musste sich auf die schmale Kniebank vor dem Kapellengitter knien. Er selbst saß in einem Sessel jenseits des Gitters, durch einen Vorhang zum Kirchenraum abgeschirmt. Dieser Vorhang wurde 1977 von den Dieben der vorherigen Madonnenfigur zweckent-fremdet. Sie haben ihn abgenommen und die Skulptur für den Transport hineingewickelt. So hat er wahrscheinlich dazu beigetragen, dass sie, ohne erhebliche Schäden zu nehmen an ihrem neuen Bestimmungsort angekommen ist. Schon 1969 entstanden andere liturgisch wichtige Objekte, entworfen von dem in Sürth lebenden Bildhauer Theo Heiermann (1925–1996). Er hatte zu Beginn der
1950-iger Jahre an den Kölner Werkschulen u.a. bei Wilhelm Teuwen studiert, 1957 an der Kölner Dombauhütte gearbeitet. Zu seinen Werken gehörten viele kirchliche Skulpturen, auch Bronzeportale, z.B. an St. Ursula und St. Pantaleon in Köln. Für das Tabernakel an der linken Turm-säule und das Logophoron mit Evangeliar an der rechten Turm-säule wurden die ursprünglich schlichten Säulen aus Ziegelmauer-werk extra umgebaut: So konnte das Tabernakel z.T. in die Säule eingelassen werden. Durch die Ziegelum-mauerung incl. Spitzgiebel erhält es einen architektonischen Rahmen. Auf dem sonst schlichten Kubus des Tabernakels aus Metall, der z.T. in das Mauerwerk eingelassen ist, weisen zwei waagerecht verlaufende Bordüren auf die Beson-
derheit dieses Ortes hin: Jeweils zwei Medaillons, geschnitzt aus Elfenbein, die biblische Motive, hier Brotvermehrung und Osterlamm, sind umgeben von Weinlaub aus Silber mit Trauben aus Perlen.
Neben dem Tabernakel brennt das Ewige Licht auf einem schwenkbaren Arm, ebenfalls aus Metall und von Olivenzweigen getragen. An der rechten Turmsäule hat das 1970 entstandene Evangeliar mit seinem kunstvollen Deckblatt aus einer metallenen Basis und darauf waagerecht angebrachten, detailreichen Elfenbein-schnitzereien seinen Platz. Sie zeigen drei Motive aus dem Alten und Neuen Testament im Wechsel mit waagerecht liegenden goldenen Ähren, hier und da mit kleinen Perlen bestückt. Es liegt an Sonn- und Feiertagen hier aus und bildet so ein harmonisches Gegenüber zum Tabernakel.
Auch auf dieser Seite ergibt das Ziegelmauerwerk, wieder mit Spitzgiebel, einen ähnlichen architektonischen Rahmen wie an der linken Turmsäule. Jedoch wurde hier im unteren Bereich eine schräg gemauerte Auflage für das Evangeliar geschaffen. Ihnen folgte 1972 das Altarkreuz von dem in Köln lebenden Künstler Walter Prinz (geb. 1933). Nach seinem Studium der Innenarchi-tektur an den Kölner Werkschulen 1956-59 war er seit 1961 als freier Bildhauer tätig. Er schuf viele sakrale Werke zur Kirchenausstattung