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Bauernregeln
from Weisser Dorfecho 180
by perey-medien
Bauernregeln – die Vorhersagen als es noch keine Meteorologen gab Der Bodensatz aus vielen Jahren Wettererfahrung
Wer einen Garten beackert, merkt recht bald, wie stark die Wetterabhängigkeit ist, denn Bodenbeschaffenheit und Arbeitseinsatz sind nicht alles, was den Ertrag beeinflussen. Der Hobbygärtner kann einen Ernteausfall verschmerzen. Anders ist es, wenn man Nahrungsmittel beruflich produziert, um sein Auskommen zu erwirtschaften. Deswegen gibt es ein erhöhtes Interesse an einer verlässlichen und ertragreichen Ernte.
Einiges können der Gärtner und der Bauer individuell beeinflussen. Er kann den Acker bearbeiten, durch Düngen der Pflanze die nötigen Nährstoffe zuführen und das Unkraut entfernen,mit dem Ziel, dass seine angebauten Kulturpflanzen nicht überwuchert werden. Damit sind die Handlungsparameter auch schon erschöpft. Das Wichtigste kommt von oben,das passendeWetter.
Start im Frühjahr Im Jahresverlauf ist die erste Herausforderung für den Landwirt im April/Mai. Es gilt, das Gras zum richtigen Zeitpunkt zu mähen, um Heu herzustellen. Dazu braucht man drei bis fünf Tage trockenes Wetter. Heu muss richtig trocken sein, sonst wird es im einfachsten Fall schimmelig und nicht verwertbar. Kaum zu glauben ist, dass feuchtes Heu in der Lage ist,zu entflammen und den Bauernuns und zeigt Hochdruckwetterlage an. DieErfahrungzeigt,dasWetterhält dann für die gewünschte Heuzeit.
hof in Brand zu setzen – schon oft passiert.Vielleicht hat man selbst die Erfahrung machen können, dass Rasenschnitt auf dem Kompost warm,sogar heiß wird.
Der Bauer hat einen ständigen Blick auf das Barometer und dieWindrichtung.Bei uns kommt der Regen in der Regel aus Westen. Wenn wir dagegen hier in Weiß Bundesbahnzüge hören,die vermeintlich am Rheinufer vorbei fahren, dann sind dasZüge,diehinterPorzrollen.EindeutlicherIndikatorfürOstwind.Ostwind trägt das Zuggeräusch (und auch Bodengeräusche vom Flughafen) über den Rhein zu Mai kühl und nass …. Zu Regel zwei: Wenn der Bauer nicht rechtzeitig die Heuphase abschließen konnte, gerät er in eine Zwickmühle. Denn die Bauernregel für den Mai sagt: Maikühlundnass,fülltdemBauerScheune und Fass – soll heißen, reiche Erträge. Kühl und nass ist das optimale Wachswetter. Die Sonne steht im Mai hoch am Himmel und schafft die Voraussetzung fürs Wachsen, die Photosynthese läuft auf Hochtouren. Selbst bei Bewölkung kann man zu dieser Zeit im Frühjahr erleben, dass man auf der ungeschützten Haut einen unerwarteten Sonnenbrand erfährt. Wenn den Pflanzen dann noch ausreichendWasser zur Verfügung steht, wächst es wie doll.
Kalte Sophie Zur nächsten Regel: Für erfahrene Kleingärtner gilt, dass frostempfindliche Pflanzen – und hier erwähne ich besonders die Tomaten – nicht vor den Eisheiligen ins Freiland gepflanzt werden sollten. Immer wieder tappen Neulinge in die Falle und lassen sich durch warme Tage Anfang Mai dazu verleiten, die Pflanzen rauszupflanzen. Mit fast absoluter Regelmäßigkeit senkt sich Mitte Mai die Temperatur so weit ab, dass wir
noch Frostnächte erleben. Tomaten, Salate und auch Kartoffeln vertragen das gar nicht. Das Laub wird braun und zeigt an, dass die Pfl anze abgestorben ist. Die „Kalte Sophie“ sollte man respektieren. Sophie ist am 15. Mai. Früher merkte man sich Jahresdaten am Namenstag, weil man nicht den Geburtstag einer Person, sondern ihren Namenstag feierte.
Siebenschläfer In diesem Jahr konnte man auch schön eine weitere Bauernregel beobachten: Siebenschläfer. Die Regel sagt, dass Regen an oder um diesen Tag (27.6.) bedeutet, dass es wochenlang tendenziell regnerisch bleibt. Meteorologen bestätigen das. Wenn es zu diesem Zeitraum eine Tiefwetterlage gibt, dann tendiert die dazu, sich länger nicht zu verlagern. Wir konnten das in diesem Jahr ganz deutlich erleben. Es hielt sich dran mit dem Regen. Die diesjährige Erfahrung hatte noch etwas Besonderes. Nicht nur der Mai, sondern auch der Juni und der Juli funktionierten nach der Bauernregel des Mai. Die Folge war, dass wir eine nie dagewesene Vegetation erlebt haben. Die Biomasse war so riesig, dass die Komposter übervoll wurden. Eine Wucherung aller Gewächse und das Unkraut waren kaum zu bewältigen.
Erntezeit Für die Bauern ist diese Großwetterlage auch wieder eine kritische Zeit, denn sie fahren im Juli ihr Jahresgehalt ein, wenn primär Getreideanbau betrieben wird: die Felder müssen abgeerntet werden. Dazu braucht man aufs Neue trockenes Wetter, also Sonnenschein. Getreide ist nur bei ca. 15 % Getreidefeuchtigkeit lagerbar – sonst Schimmel! Früher war die Getreideernte ein größeres Problem als heute, weil sie in mehreren Phasen ablief. Abmähen des Getreides, Aufbinden und in Garben aufstellen, aufl aden und in die Scheune fahren. Im Herbst wurde dann gedroschen. Die heutigen Mähdrescher schaffen alles in einem Durchgang weg, wenn es ein paar Sonnenstrahlen zum Trocknen gegeben hat. Sie sind auch in der Lage, umgewehte Getreidehalme aufzunehmen, wenn sie nicht zu lange gelegen haben. Hat aber stark anhaltender Regen die Ähren schwergewichtig gemacht und längere Zeit auf den Ackerboden gedrückt, fängt ein neuer Lebenszyklus des Getreides an, die Körner beginnen zu wachsen. Auswuchs nennt sich das. Der Mähdrescher fährt drüber weg. Die Ernte ist verdorben!
Text & Fotos: Franz Bauske
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