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Naturschutz pro und contra!?

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Bio-Oase in Weiß

Bio-Oase in Weiß

Führung durch den Weißer Rheinbogen Naturschutz pro und contra!?

Unseren Weißer Rheinbogen kennen wir doch in- und auswendig, mögen sich viele denken, aber nachdem Sie hier eine Führung mit Marcus Bouwmann, langjähriger Förster der Stadt Köln, mitgemacht haben, denken Sie vielleicht anders!? Wussten Sie beispielsweise, dass wir es hier mit einem einzigartigen Auenwald zu tun haben, der seinesgleichen sucht und aufgrund von Begradigung und Verlegung des alten Rheinbetts als ein einzelner Vertreter seiner Art auf den zur Verfügung stehenden 300 ha übrig geblieben ist? Und dass überhaupt die Stadt Köln die Stadt mit dem zweitgrößten Waldgebiet im gesamten deutschen Raum ist mit über 4000 ha Wald und der erfreulichen Tendenz: steigend! Ich bin beeindruckt!

…. nasse Füße Per Definition ist „Auwald ein Wald, der in Überschwemmungsgebieten von Bächen oder Flüssen und auch in Gebieten mit hohem Grundwasserstand zu finden ist.“ Entsprechend hat sich die Vegetation an diese Bedingungen angepasst, so dass wir wassernah eher Bäume finden, denen die „nassen Füße“ nichts ausmachen (wie Erlen, Eschen, Ulmen, Eichen, Pappeln), während die Buchen und Ahorne etwas höher gelegen zu finden sind, wo seltener Überflutung stattfindet.

Innerhalb unseres Waldes haben wir tatsächlich ein Gefälle von rund 15m Unterschied. Direkt am Rhein befinden wir uns auf 35m über NN und in Richtung Ortschaft steigen wir bis auf 50m an. FahrradfahrerInnen kennen diese wenn auch nur geringen Gefälleunterschiede, weil man doch in eine Richtung heftiger in die Pedale treten muss. Achten Sie mal darauf!

Flora & Fauna Herr Bouwmann zeigte uns einen Bereich im Wald, der als Ökofläche ausgewiesen ist, weil man dort seltene Bäume angepflanzt hat und deren Verträglichkeit auf die veränderten Klimabedingungen untersuchen möchte. So standen wir unter einem Speierling (Sorbus domestica), von dem es nur noch ca. 4000 Exemplare in ganz Deutschland gibt. Unser Rheinbogen beherbergt auch ein sogenanntes „Popoletum“ – das ist eine Anlage der wichtigsten Pappelsorten, die man auf ihre Holztauglichkeit hin angepflanzt und untersucht hat. So finden wir hier neben der Schwarzpappel, auch Silber- und Balsampappeln. Das Holz wurde lange Zeit für Gemüsekisten und Streichhölzer verwendet – heute hat man den Versuch aufgegeben und lässt auch abgeknickte Pappelstämme als Spechtbäume stehen und als Nistplätze für andere Tierarten. Von denen finden wir bei uns leider nicht mehr viele – Fasane und Rehwild fehlen gänzlich, auch Hasen sind rar geworden und sogar die Kaninchendichte hat sehr abgenommen. Füchsen hat das letzte Hochwasser ziemlich zugesetzt, so dass unser Wald eher ein Refugium für Vögel und Insekten darstellt. In dem Biotop sahen wir einige Enten, aber sonst ist selbst dieser fast geheime Rückzugsort erschreckend tierleer. Früher konnte man noch Pirole und Kuckucks beobachten…?!

Naturschutz statt Landschaftsschutzgebiet? Womit wir bei der Frage wären, ob unser Weißer Rheinbogen mit seinem einmaligen Auenwald unter Naturschutz gestellt werden sollte? Dazu ist ein Biotopmanagementplan erforderlich, der von der Behörde aufgestellt wird mit Anweisungen zur Pflege und Behandlung des Gebietes. Derzeit handelt es sich bei uns um ein Landschaftsschutzgebiet, das geringe Einschränkungen erlaubt und oft auch dem Tourismus dient. Dagegen zielen Naturschutzgebiete darauf ab, eine möglichst unberührte Landschaft zu erhalten und den Menschen fern zu halten, so dass sich die Natur ohne Einflüsse von außen entwickeln kann. Die Natur hat dabei absoluten Vorrang! Hunde dürften dann nicht mehr frei laufen und auch die vielen inzwischen geschaffenen Trampelpfade durch den Wald abseits der Wege wären tabu! Tippis bauen oder sonstige Waldaktivitäten wären damit passe´, was ich persönlich sehr schade fände. Gerade im Corona-Lockdown haben viele Menschen den Wald genutzt zur Erholung oder um mit Kindern einen Spielort neu zu entdecken, als alle Spielplätze geschlossen waren.

Anregungen sind gefragt Als einen Kompromiss könnte ich mir ein Naturschutzgebiet vorstellen, in das Waldlehrpfade integriert würden zur Fortbildung über die Besonderheit unseres Auenwaldes. Und die Schaffung von offenen Flächen, in denen eine Art Waldpädagogik stattfinden könnte unter Aufsicht von Fachpersonal. In manchen Ferienregionen findet man auch organisierte Waldralleys, die Groß und Klein Spaß machen und bei denen man viel lernen kann. Im inzwischen weit ausgedehnten Bärlauchfeld bei uns könnte beispielsweise eine Bärlauchküche angeschlossen werden, wenn die Zeit dazu reif ist, aber auch jede Form von Wildkräuternutzung ist ebenso angebracht. Jeder sollte sich selbst dazu eine Meinung bilden!

Bärlauchfelder im Weißer Rheinbogen: Die Pflanzenart ist verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch.

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